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XSIII. Ue, b el* die Citron E ns Ci'u r e u n d G a llu s su 11 1- e. Von (Journ. de Pharm., No. 2, Fth. ia39, p. 77.3 R 0 B I Q U E T. Am Schlusse meiner Bemerkungen *) iibcr die verschiedenen Modificationen, welche die Wiirme bei der Citronenslure hervor- bringt, sprnch ich von der eigenthiimlichen und schnellen Reaction, welche die Schwefelsiiure aut' diese organische Siiure ausiibt. Ich iiusserte daselbst, diiss ich mich berniihen wiirde, die Re- sultate derselben gehijrig zu erforschen, indem ich glaubte, dass etwas sehr Beinerkenswerthes dabei vorkommen miisste. Wirk- lich habe ich diese Reaction gcnau untersucht, und obwohl ich nichts wahrnahm, was meine Voraussetzungen rechtfertigen kiinnte, so will ich doch angcben, mas mir am auffallendsten schicn, weil es immer niitzlich ist, Thatsachen zu sammeln, die, obgleich anfangs ohne Wichtigkeit, diese doch spiiter er- langcn liiinnen. Vornchmlich war mir die geringe Temperatur, bci der dkse Reaction sich zeigt, aufgefallen. 250 bis 300 reichen hin, wenn di'e Siiurcn nur die zu ihrem Ilestehen nothivendige Menge von Wasser cnlhtrlten. Wenn man daher einen Theil trockne und gepulverte Citronensaure mit 12 Theilen concenlrirter Schwe- felGure mengt, so wird die Aufliisung leicht und anfangs ohne die geringste Biirbung bewirkt, wenn man sie eioige Augen- blicke sich selbst iiberlgsst. Setzt man sie aber der angege- benen Temperatur aus, so bemerkt man bald eine Art innerer Bemegung, welche einer Giihrung iihnlich ist und die sich durch eine Menge sehr feincr Blascn offenbart, welche von allcn Sei- ten aufsteigen und, ohne ein Aufschmellen zu erzeugen , sich mit einer merkmiirdigen Regelmiissigkeit entrvickeln. Das in dem ersten Zcitpunctc dcr Reaction gesammelte Gas ist fast reines Kohlenoxyd. Wahrscheinlich enthiilt dieses Ga3 ein we- nig Kohlenwasserstoffgas , denn es absorbirt immer bei seirlem Verbrennen eine etwas betriichtlichere Menge Sauerstoff als die zur Bildung der erzeugten Kohlenslure erforderliehe. Uebri- gens hat dieses Gas ziemlich gewiihnlich einen geringen Knob- *) Dies. Joum. Bd. 11, 466.

Ueber die Citronensäure und Gallussäure

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XSIII. Ue, b el* d i e C i t ron E ns Ci'u r e u n d G a l lu s s u 11 1- e.

V o n

(Journ. de Pharm., No. 2, Fth. ia39, p . 77.3

R 0 B I Q U E T.

Am Schlusse meiner Bemerkungen *) iibcr die verschiedenen Modificationen, welche die Wiirme bei der Citronenslure hervor- bringt, sprnch ich von der eigenthiimlichen und schnellen Reaction, welche die Schwefelsiiure aut' diese organische Siiure ausiibt. Ich iiusserte daselbst, diiss ich mich berniihen wiirde, die Re- sultate derselben gehijrig zu erforschen, indem ich glaubte, dass etwas sehr Beinerkenswerthes dabei vorkommen miisste. Wirk- lich habe ich diese Reaction gcnau untersucht, und obwohl ich nichts wahrnahm, was meine Voraussetzungen rechtfertigen kiinnte, so will ich doch angcben, mas mir am auffallendsten schicn, weil es immer niitzlich ist, Thatsachen zu sammeln, die, obgleich anfangs ohne Wichtigkeit, diese doch spiiter er- langcn liiinnen.

Vornchmlich war mir die geringe Temperatur, bci der dkse Reaction sich zeigt, aufgefallen. 250 bis 300 reichen hin, wenn di'e Siiurcn nur die zu ihrem Ilestehen nothivendige Menge von Wasser cnlhtrlten. Wenn man daher einen Theil trockne und gepulverte Citronensaure mit 12 Theilen concenlrirter Schwe- felGure mengt, so wird die Aufliisung leicht und anfangs ohne die geringste Biirbung bewirkt, wenn man sie eioige Augen- blicke sich selbst iiberlgsst. Setzt man sie aber der angege- benen Temperatur aus, so bemerkt man bald eine Art innerer Bemegung, welche einer Giihrung iihnlich ist und die sich durch eine Menge sehr feincr Blascn offenbart, welche von allcn Sei- ten aufsteigen und, ohne ein Aufschmellen zu erzeugen , sich mit einer merkmiirdigen Regelmiissigkeit entrvickeln. Das in dem ersten Zcitpunctc dcr Reaction gesammelte Gas ist fast reines Kohlenoxyd. Wahrscheinlich enthiilt dieses Ga3 ein we- nig Kohlenwasserstoffgas , denn es absorbirt immer bei seirlem Verbrennen eine etwas betriichtlichere Menge Sauerstoff als die zur Bildung der erzeugten Kohlenslure erforderliehe. Uebri- gens hat dieses Gas ziemlich gewiihnlich einen geringen Knob-

*) Dies. Joum. Bd. 11, 466.

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Jauchgeruch , der bei selir reiner CitronensLure fast nicht zu bemerlien ist. Nach Verlauf einiger Stunden IRsst die Entmik- kelung nach und sie hijrt ganz suf , wenn nicht die Tempera- ttir urn einige Grade erhiiht wird. Das Kohlenoxydgas erhslt sich rein, bis man ungefiitir 400 erreicht hat, und dann, abei nur dann, erzeugt sich ein wenig Kohlensaure, und zwar an- fangs in sehr geringcr Menge, die aber allmiihlig zunimmt und sich nach dem Fortschreilen der Temperatur richtet; so dass ungelahr bei 750 dan Roblenoxydgas giinzlich verschwindet, und nur erst gegen 1000 zeigen sich einige Spuren von schwef- liger Siiure. Diese Reaction, die ich 8 Tage lang unterhielt, indeln ich tlglich die WCrme urn fast 50 steigerte, bewirkte in dem Gemenge nur eine geringe Citronenfarbe und es wurde in den Gaseritwickelunggriiliren nicht die gwingsle Feuchtigkeit bemerkt. Als ich unrnitfelbar bei 1000 arbeitete und die Re- actiori so Iange unterhielt, bis sich kein Gas mehr entwickelte, wozu 5--6 Stunden erforderlich sind, so war der Verlust der bei 1000 getrockneten Citronensiiure niernals geringer als 53 bis 55 p.C.

Wenn man den Riiclistand dieser Reaction mit Kalk oder Baryt sattigt, so ist man iiber die sehr geringe Menge darin zuruckbleibender organischer Substanz ersta aunt. Daher nimmt das aus dieser Siittigung hervorgehende unliisliche schwefel- satire Salw beim Gliihen in verschlossenen Gefiissen kaum eine sehr geringe graue Farbe an und es enthfilt nur Spuren von Schrvefclmelall. Das Waschwasscr liisst a19 Product seiner Ab- dampfung nur einen fast unmerklichen Riickstand. Wenn man jedocli mit ziemlich grossen Mengen arbeitet und den Ruck- stand mit basischem kohlensauren Natron sattigt, so zeigt sich, wenn die Operation weit gcnug getrieben wurde, folgende Er- scheinuiig. Es werden anfangseinige braune harzige in Wasser unlosliche Flocken gefiillt, die in Alkohol und alkalischen Aoflii- sungen liislich sind, in welchen letzteren sie eine schiine Ro- senfarbe entwickeln. Es ist ein Farbstoff, der lieine Dauerbaf- tigkeit besitzt, und mnhrscheinlich muss man die riilhliche Farbe, welche die ganze Flussigkeit hat, ihm beimessen. Sobald man ZII dem Gemenge dcr beiden Siiuren Wasser zusetzt, so ent- wickelt sich ein sehr deutlieher Geruch nach Essigsaure oder vielmehr Aceton und doch Andet mau keiae Spur davon in dem

R obi q 11 e t , iib, d. Citronensiiure u. Gallusshe. I 4 5

Producte der, Destillalion , weder Vor noch nach der SiUigung durch Natron. Man erhllt beim Abdampfen dieser gesiittigtetr' AuflasurIg eine grosse Mengc schwef'elsanres Natroo , das die FBthliche Barbe der Mutterlaugen ein wenig angenommen hat. Man dampft von Neuem rtb, om s u m zweiten Male Hrysfalle z~ erhalten, und man wiederholt diess, bis die Fliissigkeit nicfit mehr krystallisirt. Man erhalt aUC diese Weise eine sehr dun- kelfarbige Aufliisang, welche aber diissig genog ist. Man vet- diinnt sie jetloch mit etwas Wasser, U m 8ie mittelst essigsauren BIeioxydes zu Piillen. Dieser Siederschlag wird gewaschen, nachher in Wasser eingcriihrt und einem Strome Scbwef'elrvas- serstoffgas unterworfen. Nach Beendigung der Renction erhitzt man, fiftrirt und Iiisst im lufrleeren Raume verdunsten. Das Product ist braun, klebrig, nicht krystallisirbar und besitet eine ziem- lich Vdeutliche snurc Beschaffenheit, wird weder durch Raryt noch durch Strontian oiler Knlk gefilllt und die Verbindungen mit diesen Basen scheinen lieiiie Neigung zum Krystallisiren zu eeigen. Diese Sfiure, welche man nor in geringer Menge er- hiilt und die iibrigens nur negative Eigenschaffen zu besitzen scbeint, bot mir nicht genug Interesse dar, om mich zu ver- miigen, sie noch weiter zu nntersuchen. Ich beschriink-e mich daher aue die blosse Angabe ihres Vorhandenseins.

Was mich, wie ich bereifs erwLhnle, vermochte, diesen Versoch wieder vorzunehmen, war der Wunsch, zu wissen, was aus dcr Cifronensiiure nach dieser Entziehung des Koh- lenoxydes geworden sei, das in diesem Palle, wie bei der blos- sen Reaction der Wiirme, sich gleich vom Anfange der Ope- ration an zeigt, mit dem einzigen Unterschiede, dass durch Schwefelsiiure die Modification bei einer w-eit niedrigeren Tem- peratur bewirkt wird, und geratie darum hoffte ich, dass sie bestimmter sein wiirde. Ich mochte aber die Mengen und den Grail der Concentrrrtion noch so sehr abiindern, so hllnle ich doch niemals die Reaction auf die blosse Erzdopng von Kohlen- oxydgns beschriinken, und zwar obne Zweifel , weii das clieser ersten Reaction entspringende Product selbst eine neue ModiAcatlon erleidet, welche die Bildung der Kohlensfare be- wlrkt. Wic dem auch sei, SO bemerkt man doch die griisste Analogie in den Modificnlionen , welche die Citronenssure ent- weder durch SchwefelsPore bei geringer Erhiihung der Tem-

Journ. f. prakt. Cbemie XVII. 3, 10

146 Rob i q d e t j iib. d. Citronenssure u. Gallussaure.

peratnr oder durch die -Warme allcin, die aber dann weit .stiirker ist, erleidet. Id beiden Fillen wird Kohlenoxyd- gas, Kohlensiiure, Wasser und Aeeton eraengt ; denn ich glaube nicbt, dasa man die Bildung von Wasser bei dem Ein- fluwe der Schwefelsiiure in Zweifek ziehen knnn. Sie scheint mir bewiesen z u werrden durch die sehr kleine Menge orga- nischer Substanz , die nach Entwickelung der kohlenstoIlhalti- gen.Gase zuriickbleibt. Das Aceton giebt sich durch den Ge- ruch zu erkennen. Ich koante err aber nicht abscheiden. Es finden daher bei diesen beiden Einfliisscn ihnliche Wirkungen statt, nnd es ist mir sehr wahrscheinlich, dass die Bildung des Wassers die wesentliche Bedingung ist und dass die antleren Producte nur die Folgen davon sind. Daher kommt es auch, dass diese eeeundiiren Producte mebr oder weniger zahlreich sind und nichk blus, wie man behauptet hat , in Kohlensiiure bestehen.

Als ich die Resultate der Reaction der Wtirrne auf die Citronensiiure beschrieb, setzte ich kn die znhlreiche Rcihe von Producten, welche sich bei dieser Reaction bildeo, ein inflam- mable~ Gas, daa mit bianer Flamme verbrennt und von dem ich sagte, dass es Kohlenoxytlgas sei, und ich behaupte es noch. Jedoch behauptet L i e b i g in seiner A bhanillung iiber die Con- stitution der organischen Siruren, indem er yon der Citronen- sIure.spricht, dsss sie kein inflammables Gas giebt, wenn man sie der Wirkung der WLrme unterwirft. Die beiden entgcgeri- gesetzten. Behauytungen sind um SO iiberrnscltender, als es sich nur um eine Tlratsnche han'delt , hinsichllich deren mnn sicli nicht tiiuschen kijnnto und die nicht aus der Verschiedenheit der Temperatur entsteheri kann; denn ich sagte mit Bestimmtheit, dass dieses Gas sich bei 1600 und etwas dariiber entwickele. Dessenungeachlet ist es gewiss , dass, wcnn man zu schneli erhilzt, sich sogleich Kohlensiiure entwickelt , uud in verhiilt- nissmgssig so betriichtlicher Menge, dass, wofern sie nicht durch eine olkalische Aufliisung zuvor tlbsorbirt wurde, sie dns Koh- lenoxydgas gans maskirt und seine Entxiindung verhintlert. Man begreift auch leicht, dass, ds die Menge des Kohlenoxydes ziemlich unbetrfichllich im Verhiiltnisse zu der Gesammtmasse der CitronensBure isl, besondera wenn man mit getrenaten Krys- etaUsliicken der Sjiare arbeitet, dieses Gas sehr wohl unbemerkt bleiben kann, wenn man our mit einer kleinen Menge arbeitet.

R o bi q n e f , ub. d- Citronenslure [I, Gallasshre, 147

Mit diesem Producte verhiilt t?8 sich ebee so wie mit dern ZUJ

gleich mit ihm vorkommenden Accton; deon nor wenn man: riemlich betriichlliche Mengen von Citronensame anwendet, kaon man einige Grammen davon erbalten. Ukbrigeua sind einer BIenge Beispiele dieser Art belinnut. Jedermann weiss-, daes mnn nor dadurch eine SO grosse Anzahl von verscbiedenen Kiirpern aus den Productcn der Steinkohle oder des HoIzes ab- wheideu konnte, weil man; mit grossen Masseo arbeitete. Ich weiss, dass man i m m r pneig ter kit, sich ant sich selbst als auP Aiiderc zu verlassen. Nichts ist natiirlicher, weno ea sich tfarum handelt, eine Theorie aubosfellen oder eine Reaction zu beurtheiren. Wenn es sich aber nur u w eine Thatsache han- delt, welche durch charakteristische Eigenschaften kenntlich gemncht wurdc und hinsichtlicb deren man sich nicht tliuschen konnte, so: begreife ich nicht, und doch geschieht nicbts ge- wijhnlicher, wie man obne Bedenlien bestreiten knnn, was' ein Andcrer behsoptet hat. Es wiirile, wie es mir: scheint, besser sein, in diesem Falle Zuriickhaitung zu z e i p r u n d sich auf die Aeasserong . zo beschriinken, drss man nicht. dasselbe Resoitat erhalten babe. So glaube ich es z. B., wenn W i t t s t o c k ssgt, cless die Morphinsalae durch Gerbstoff nicht gefiillt werden, weil ich es nicht fiir mijglich hnlte, dam er sich in dieser Hin- sicht hrbe tiiuscben kijnnen. Weaa drgcgen P e l o use behaup- tet, dhss die Morphirlsarze gefiillt werden, so glaube ich es auch and immer aus dem niimlicben Beweggronde, und ich schreibe diese Vecschiedenheil eigeuthiimlicben Urnstanden zu, die von tlem Einen oder dem Anderen nicht gehiirig gewiirdi- get worden sind. Ich muss selbst bekennen, dass ich om so weniger wusste, worau ich mich i n dieser Hiusicht halten solIte, als die von mir versuchten Murphinsalze votf dem Gerbstoffe nicht gefgllt wurden. Als ich aber Gelegenheit hatte, gemein- schaf(1ich mit B u a s y ein Product derselben Ortlnang aa unter- suchen, so nahmen wir wahr, dass durch dieses Agens bald ein Niederschlag erzeugt worde, bald keiner. Da w i r uns so in der Hothwendigkeit befanden, die Sache niiher zu unterso- chen, YO erkannten wir bald, dass diese Anomalie vun dem Zustande der Sjittigung des Salzes abbing und dass nor im FalIe einer absaluten Neutralitril' ein Niederscblag statthod. Diese Beubachtung vermochte ans, dariiber in's Klare zu kom-

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148 R o b i q u e t, ub. d. Citronensiiure P. Gallnssiiure.

men, ob ea sich nicht eben so mit den Morpbinsalzen verhiilt, und wir sahen wirklich , dass chlorwasserstoRsaures Morphin, welches sich gegen Lackmuspapier neutral verhielt und wel- ches doch dnrch Gerbstoff nicht gefiillt wurde, diese Eigen- achaft sogleich erhielt , wenn ein Triiyfchen von russerordent- licb schwacher Amnqoniakfliissigkeit zugesetir,t wurde, und die erforderliche Menge war so gering, dass es binreichte, wenn mag der Oberfliiche der Aufliisung eine mit Ammoniak befeuch- tete Rohre uabe bracbte, um sogleicb einen reicblichen, weis- Ben, geronnenen Niederschlag entslehen xu sehen, welcher mit &em Ctrlorsilber Aehnlichkeit hatle. Diese Eigenschaft kann ein Behr wirksames Miltel werden, um die Neutralitit der Morphin- salze und wahrscheinlich auch mehrerer anderer Aulliisungen yon Salzen mit organischen Basen zu erkennen.

Ich batte auch in meiner Abbandlung iiber die Citronenscure gesrgt, dam es mir gelungen sei, die CitronenSure von Raup abzuscheiden. Ich babe selbst das Mittel angegeben, welches aehr einfacb ist, weil es blos daria besteht , Brenzcitronensilure in einem Destillitappnrate lange bei 1300 erhitzt zu erhalten. FasC die prize Brcnacitronensiiure geht bei der Destillation Bber, wabrend die Citronensiiure in. krysfallinischer Gestalt zuriick- bleibt, und es ist leicht, sie nacbher durch blosses Aufliisen und Krystaliisiren zu reinigen. Ich habe ihre Analyse nicht wiederholl; ich habe aber an ihr alle Charaktere bemerkt, die Ba u p angab, und es stehen noch 30 Gr. dovon zu mciner Ver- Wgung. Ihr Gescbmack, ihre Aufliislichkeit, ihre Krystallforrn aind so verschieden, dass man die beiden Sauren nicht ver- wecbseln kann.

Was die schon vor laager Zeit von D s h l s t r i i m ange- fiihrte Siiure betrim, so wiirde iclr gleichfalls gewiinscht ha- ben, sie mir zu verschaffen; die von mir in dieser Absicbt an- gestellten Versuche warcn aber vergeblicb , woran ohne Zwei- fel die wenigen Nachrichten Schuld eind, die wir dariiber ha- ben. So sagt z. B. Berxel iue blos, dass nich diese Siiure erzeuge, wenn man Citronensiiure bei ungefiibr 2000 erbslt, und er setzt hinzu, dass sis eine urn so beatimmtere Modification erleide, je finger die Wirkung der W%rme onterhalten worden ware. Dn h i a t r i i m sagt, dam dieso neue Biiute in Aether tiislich ist, nod icb glaabte darin ein vortreflicbes Millel, sie

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aumziehcit, zu ffnden; es hafte aber nicbt den erwarteten Er- fop. Indessen gab mir diess (ielegenheit, eine sehr merkwiir- dig6 Bemerkung zu macben. Die Citronensiiure scbmilzt nam- lich, wenn man sie bei 1600 erhiilt, wie ich bereits anderswo gesagt habe, und wenn man sie nrch dem Erkalt~n mit wasserfreiem Aether in hinreichender Menge behandelt, ond es bedarP dessen sehr wenig, so l6st sie sich darin voll- stgodig auf. Dss aber wusste ich rnir nicht zu erkliiren, dass nsch VerlauP einiger Htunden eine om so betrtichtli- &ere Mcnge kleiner Krystalle geftillt wird, r ls die Slure we- niger lange am Feuer gelassen worden war, ond wenn maw sich blos auC die zum Schmelzen erforderliche Zeit beschrhkt, so bleibt h u t nichts auPgel6st. Alles diess, man merke w-ohl, geschieht in einem vollkommen verschlosseneo Gedsse ond ohne dass man diese A bscheitlnng dem Verdampfcn beimessen kann, ond, was noch erstaunlicher ist, diese Krystalle sind, sobald sie sich abgesetat haben, nicht merklich in Aether 16slich. An- fangs glaubte ich, dass diess bestimmt die Siiure von Dahl- s t r a m sei, aber diese Kryslalle boten rnir bei genaner Unter- sochong slle Charakterc der gervohnlichen Citronenslore dar, nnd als sie mit kohlensaorem Nafron gesiittigt wurden, diese Aufliisung dararif vermittelst neutralen salpetersaoren Silberoxy- des gefiillt wurde, so gab dan daraus hervorgehende citronen- saure Silberoxyd rnir sehr genau bei der Analyse die njimlichen Mengen, welche J. G ny - L ussa c angegeben hatte. XcL bleibe ds- her noch ganz in derselben Ungewisgheit iiber die Siinre von D a h 1 s t r6 m, und man muss es-abwarten, bis dieser Chemiker una seine ganze Arbeit mitgclheilt hat. Ich beobarhtete Bei dem citro- nensaoren Silberoxyd die von J. Gay-Lussa c ond L i e b i g angegebenc Erscheinung bei der Verbrennung. Es gelang rnir nnc dann, dieselbe zu verhindcrn, wenn ich daq salpetersroreLFilberoxyd mit Alliohol trHnkte and dienen entnfindete. Alsdann rand das Verbrennen ohne alles Herumwerfen statt.

Ehe ich diese kuree Abhandlung achliesse, will Ich etwas tiber das gallnssanre Ammoniak, von dem L i e b i g in seiner Abhnndlung spricbt, miltheiten. L i e bi g bemerkt, dass er nicld wissc, wie das krystallisirte gallossaure Amrnoniak, das ich ibm iibersendete, bereitet worden sei. Folgendes maohte ioh im

150 R o b iq u e t , ub. d. Citronensfwe u. Gallussfore.

Jaai 1836 0) darfiber-bekannt. ,,Ich hahe gefuoden, dass, wenti man unter geFvissen Bedingungen diese 2 Kiirper (das Ammo- niak und die Gallussiiure) in wasserfreiem Zustande zummmen- bringt, eine wirkliche Verbindung slsttfindet und sich ein be- stiintiiges Snls bildet, welches in kaltem oder warmem Wasser aufgelost werden, krystalliviren , Krystallisationsmasser festhnG ten und keine Verinderung bei Zutritt der Luft erleitlen liann. Aber drs doppeltgallussaure Ammoniak be5ndet sich alieio in diesem Falfe, und wenn man der wasserfrcien Siiure so vie1 trocknes Ammoniak absorbiren liisst , als es davou aufnehmen kann , so erhiilt man immer ein basisches gallussaures Sals, selbst wenn man durch sehr langes Aussetzen im luftleeren Raume alles dorch die Poren absorbirte Amrnoniak austriebe. Urn ein stabiles Sids zu erhalten, reicht es selbst nicht hin, die tiberschiissige Basis zu slttigen. Man muss durchaus die Menge der Siure verdoppeln, d. h. ein doppeltgallussaures Salz bilden. So war das bereilet worden, welches L i e b i g annly- sirt hat.

Weil die Rede von der Gallussiiure ist, so bitte ich urn Erlnubniss, noch ein Wort hinzufugen zu diirfen. Indein L i e- b i g seine theoretiscben Ansichten in Betreff der Brenzgallus- ssure entwickelt, erhebt er Zweifel iiber die Constitution dieser Siiure, so wie sie nach den letzten Arbeiten zu sein scheint, und hslt es fiir miiglich, dasa die der Wirkong tfer WLrme un- terworfene Gallussiiiire sich nicht einzig und allein in Brensgnl- lussaore und Kohlensiiure umwandle. Er nimmt selbst an, drss 4 At. Gallussiiure sivh in 2 At. Brenzgnllussiiure, i At. Me- tagallusshure und 4 At. Kohlensthe zersetzen. Ich will bei dieser Gelegenheit erinnern, dass icb in meiner Abhandlung fiber die Wirkung der Warme auf die Gallussiiure *%) mit Bestimmt- heit behnuptet habe, bei der Sublimation der Gallussiiure nie - mals weniger als 20 p.C. Ruckstand und mehr als 50 p-C. Brenagallussiiure erhalten m habec, obgleich ich nile Umstiinde bei diesem Versuche auf sehr verschiedeoe Weise abgciin- dcrt hnbe.

Errdlich bleibt mir noch eine Bemerkung iiber dioselbe SCure zu mrchen tibrig. L i e b i g zeigt in seiner Abhaudluiig, dass

Cornptes rmdm des sehnces rEe Zrlnstitut. **) Annaks de Chim. c t de Phys.

C a s a s e c a, ub. d. Wirkang d. Jodchlorids anf Kork. I 5 I

sich die Formel des Gerhstoffes in 2 At. Gallnssiiore and 1 At. Essigsiiure umwrndeh lasse und dass alsdann seine Zersetzung bei lingerem Zossmmensein mit WaSSer unter dem Einflosse det L~pt sehr einfach scheine. Dieselbe Idee ilndel sich in meiner ersten der Academie im Febr. 1837 vorgelesenen Abhnndlung aosgesprocben , nnd icb setzte hinzu, dass mein Vorsatz sei, diese Vermuthong durch Versuche z u besthtigen. Ich habe mit der grossten Sorgfalt Essigsiiure i n der Fliissigkeit aufgesucht, welche iiber der Gallossiure steht, die in verschlossenen Oe- fiissen beim Maceriren von Galliipfeln sich absetzt, ich habe nber niemalv die geringste Spur davon finden konnen. Ich hatte zu- gleich einer anderen miiglichen Urnwandlung Erwlihnong ge- than, aber auch sie ist durch meine Versuche nicht bestiitigt worden. Man muss daher ahwarten, bis andere Thatsachen oder andere Vermuthnngen uns die richtige Erkliirnng geben.

XXIV.

chlorids auf Kork e rha l t enes Product . V o o

CJourn. de Pharm., A'o. X I I , Decbr. is*, p. 680.)

Als ich Jodchlorid in einem Cylinderglase bereitet hafte, indem ich einen Ueberschuss von Chlorgas anP Jod streichen lies$, wurde dns Cylinderglas mit einem Xorkstbpsel verschlos- sen und bei Seite gesetzt. Nach VerlauP eiaiger Tage fand ich, dass die feste Substanz wieder fliissig gemorden war, wie Jodchlorur, und ganz das Anssehen desselben hdtte. Der Kork- stiipsel hatte sich aber bekiichtlich an seinem nnteren Theile crweicht und war rofh geworden, als wenn er mit einem Stiick geronnenen Blutes bedeckt wlee ; zogleich entmickelten sich aus d e n Gefasse reichliche Diimpfe von ChlorwassersfoffsAure.

Urn das, was vorgegangen w a r , zu nntersuchen, behan- delte ich die Substanz in der Kiilte mit destillirtem Wasser, welches soivohl das Jodchlorur als Jodchlorid auflost, wenn sie rein sind. Hierbci erhielt ich aber eine dunkle rothgelbe, aus- serordentlich saure FIGssigkeit and es tvnrden Flocken einer Substanz van gelber Ocherfarbe gefiillt. Nach dem Waschea

Ueber e in neites ditrcli Einioirkzing des J o d -

C A S A S E C A.