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341 XXXIII. Ucber die Durstellung uon krystalfisir- tern Chromoxytl. oon F. Wiihler. Eisenoryd, Chromoxyd und Thonerde machen unter den isomorpheu Kiirpern eine der interessantesten Gruppen aus. In den spinellartigen Mineralien behaupten sie die- sen Charakter als elektro-negativer, in den Alaunen als elektro - positiver Bestandtheil. Bei dem Eisenoxyd und der Thonerde ging die Isomorphie schon aus der Identi- tat der Krystallformen dieser Substanzen im isolirten Zu- staude hervor, da sie als Eiseuglanz und Koriind im Mi- neralreich krystallisirt vorkommen. Bei dem Chromoxyd war diese unmittelbare Vergleichung der Form unmGg- lich, weil es, auf den bislier bekanntcn Wegen bereitct, nur a15 ein durchaus unkrystalliuischcs , @-lines Pulver bekannt war. Ich babe gefuuden,' dats es, unter ande- ren Umstanden gebildet , ebenfalls der ausgezeichnetsten Krystallisation Wig ist, und diefs gab Gelegeaheit zu beobachten, dafs seine Krystallform vollkominen mit der der beiden anderen erwaihnten Kiirper iibereinkomwt. Das krystallisirte Chromoxyd bildet sich sehr leicht, wenn man das flUssige Chromsuperchlorid in Dampfform ciuer schwachen Gliihhitze aussetzt. Dieser merkwiirdige K6rper ist eigentlich, wie 11. R o s e zuerst fand, eine Verbindung von 2 Atomen Chroin- slure mit 1 Atom Chromsuperchlorid ( CrC13+2Cr). Leilet man seinen Dempf durch eiue gluhende Glasriihre, so wird er zerlegt in Chromoxyd, welcbes aich in der Riibre absetzt, uod in ein Gemenge von Chlorgas uud Sauerstoffgas. Fhgt man das Gas iiber Kalkmilch auf, so wird das Cblorgas absorbirt, und es bleibt ein Gas zuriick, welches reines Sauerstoffgas, ist. Diese sonder-

Ueber die Darstellung von krystallisirtem Chromoxyd

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Page 1: Ueber die Darstellung von krystallisirtem Chromoxyd

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XXXIII. Ucber die Durstellung uon krystalfisir- tern Chromoxytl.

oon F. W i i h l e r .

Eisenoryd, Chromoxyd und Thonerde machen unter den isomorpheu Kiirpern eine der interessantesten Gruppen aus. In den spinellartigen Mineralien behaupten sie die- sen Charakter als elektro-negativer, in den Alaunen als elektro - positiver Bestandtheil. Bei dem Eisenoxyd und der Thonerde ging die Isomorphie schon aus der Identi- tat der Krystallformen dieser Substanzen im isolirten Zu- staude hervor, da sie als Eiseuglanz und Koriind im Mi- neralreich krystallisirt vorkommen. Bei dem Chromoxyd war diese unmittelbare Vergleichung der Form unmGg- lich, weil es, auf den bislier bekanntcn Wegen bereitct, nur a15 ein durchaus unkrystalliuischcs , @-lines Pulver bekannt war. Ich babe gefuuden,' dats es, unter ande- ren Umstanden gebildet , ebenfalls der ausgezeichnetsten Krystallisation Wig ist, und diefs gab Gelegeaheit zu beobachten, dafs seine Krystallform vollkominen mit der der beiden anderen erwaihnten Kiirper iibereinkomwt.

Das krystallisirte Chromoxyd bildet sich sehr leicht, wenn man das flUssige Chromsuperchlorid in Dampfform ciuer schwachen Gliihhitze aussetzt.

Dieser merkwiirdige K6rper ist eigentlich, wie 11. R o s e zuerst fand, eine Verbindung von 2 Atomen Chroin- slure mit 1 Atom Chromsuperchlorid ( CrC13+2Cr). Leilet man seinen Dempf durch eiue gluhende Glasriihre, so wird er zerlegt in Chromoxyd, welcbes aich in der Riibre absetzt, uod in ein Gemenge von Chlorgas uud Sauerstoffgas. Fhgt man das Gas iiber Kalkmilch auf, so wird das Cblorgas absorbirt, und es bleibt ein Gas zuriick, welches reines Sauerstoffgas, ist. Diese sonder-

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342 barc Zersetzungsweise dieser Verbinduag stitnmt iiiit R 0-

s c’s analytischcm Rcsultat rollkommeu iiberein. Es wird dadurch nicht allein dic Gegenwart des Sauerstoffs direct bcwiesen, sonderu auch die angegebene Proportion be- ststigt. Denu enthiclte dic Verbindung z. B. nur 1 At. Chromslure, PO kunnte, bei tibrigcns &ich bleibeudcr Zersetzung kein Sauerstoffgas frei werden.

Die Beschaffenheit des so gebildeten Chromoxyds ist hbchst mcrkwiirdig. Es ist nicht gciin, sondern schwan und vollkolnmen inetallgllinzend. Es setzt sich in zusain- menhangenden , iiii Bruche krystallinischen Massen ab, deren innere Seitc lnit den schsrfstcn und regelmalig- sten Krystallen bcdcckt ist, die alle Zwilliiigc siud. Glcich \vie der schwarze Eisenglanz ein rothes Pulver giebt, so gicbt das krystallinisclic Cliroinoxyd ein griines Pulver. Seine Hlrte ist aiifserordcntlicli und sclicint dcr des KO- runds nicht nacbzustehcn. Es ritzt in Bergkrystall, in T o p , in Mynciutli, und Glas wird davoq ordentlich gc- schnitten, wie von Diamaut. Seiu specifisclies Gewicht fillt mit dem des Eisenglanzes fast gmz zusamineu; es ist =5,21.

Die rjchbnsten Krystalle vou Chromoxjd erlislt man auf folgendc Weisc: In einc kleinc Retorte von etwas schwer schmelzbarein Glas fiillt mau eiuc oder einigc Un- Zen. Chromsuperchlorid , und fiihrt den Hals derselben, nur wenig geneigt und ohne zu beriihren, in ein GeBCs, welches man gluheiid maclien kann, z. 13. in einc soge- nannte Probirtute, in ein Stuck eiiics weiten Porzellan- rolirs u. dergl. Ich bediente micli dazu eines aus hessi: sclier Tiegelmasse vcrfertigtcn Kolbens, bis in dessen Ku- gel dcr Hals der Retorte reichte. Dicses Gefiik bringt man zum starken Gliihen, und wenn es gliiht, verselzt man das Superchlorid in der Retorte in gelindes Kocheo, und Bhrt damit gleichf6rmig fort, bis cs ganz abdestillirt ist. Indem sein Gas durch den heiten Retortenhals geht, wird es zersetzt, uud nach der Opewtion findet man dic-

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343 sen mit der brillaotesten Kryslallisation ausgeklcidet , die eicli in gaozen Krusten leicbt von dem Glase abliisen

Die Bereitung des Cbromsuperchlorids betrelfend, so scheint mir folgendes Verfabren das vortheilbaf'teste zu segn: Man schniilzt in eiuein gewiihnlichen Tiegel 3 Atom- gewicbte, = 10 Theile, Kochsalz, wit 3 Atomgewichten, = 16,9 Theilen, neutralem chromsauren Kali zusammeo, giefst die Masse aus und zerschliigt sie in grblsere Stiicke, die man in eine gerlumige Tubu1at.- Rctorte fiillt. Nach- dem man eine Vorlage angelegt und diese wit nassem Papier umgeben hat, gief'st inan 12 Atomgewichle oder ungefjhr 30 Tbeile coocentrirtcr, am besten rauchender, Schwcfelsaure auf die Masse. Augenblicklich findet eine so hef'tige Einwirkung statt, dafs in weoigen Minuten das Superchlorid gebildet und iiberdestillirt ist, obnc Anwen- dung von luf'serer Wiirme. Was nachher nocb niit lliilf'e von untergelegtem Feuer ubergebt, betriigt niir wenig, uud wird leicht von einer, zulctzt mit iibergelicndeu, C b r o m l u r e und Scbwefelsiiure haltenden Verbindiiug ver- unreinigt. Bei Anwendung der obigen Proportioneu wird alles Chroin gerade auf in die rotbe Chlorid-Verbinduog vcrwandelt, und es bleibt uur schwacli griin gcrirbtes saurcs schwefelsaures Alkali zuriick. Diesc Operation ist zugleich als eio sehr belehrender und leicht ausfilirbarer Vorlesungs- Versuclr zu empfehlcn.

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