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X. Besprechungen. Ueber die Einwirkung der Thierkohle auf Salze. Von Dr. L e o L i e b e r m a n n. Sitzungsberieht tier k. k. Akademie der Wissensch. Wien 1877. Es ist schon vielfach constatirt, dass der Vorgang der Filtration an sich keineswegs als ein ganz indiffcrcnter aufzufassen ist; ~tndert sich doch, besonders bei langsam filtrirenden L~isungen~ zum mindesten die Concentration. Viel gr(issere Aufmerksamkeit verlangt dieser Gegen- stand bei Anwendung yon KiJrpern~ wie Holz- und Thierkohler die ob ihrer Eigenschaft organische Farb-, Riech- und Bitterstoffe einzuziehen nnd festzuhalten~ in tier Technik sowohl als in tier Chemie hiiufige An- wendung finden. Es ist ferner bekannt~ dass Kohle das Jod seiner Lii- sung in Kaliumjodid entzieht und verschiedene Metallsalze, namentlich basische zu zersetzen vermag indem sie daraus die Oxyde ftUlt. Dieses letztere Verhalten der Thierkohle Salzl6sungen gegeniiber hat nun L. geprlift zum Thcil aueh auf quantitativem Wege~ und ge- langt hierbei zu folgenden interessanten Resultaten: Z er 1e g u ng der Salz% so dass in dem Filtrate freie Siiure nachweisbar ist~ fand er bei allen~ yon ibm daraufhin geprUften fettsauren Salzen (vgl. beziiglieh der Details die 0riginalabhandlung); ferner bei essigsaurem Morphium und citronensaurem CoffeYn, hier freilieh nachdem die LSsungen anfttnglieh vollstlindig zuriickgehalten worden waren. Von a n o r g a n i s e h e n Salzen zeigten borsaures I~atrium~ Trinatrium- phospha L Dinatriumhydrophosphat gleiehfalls diese Erscheinungen der Zerlegung~ ebenso schwefelsaures Eisenoxydul und schwefelsaures Kupfer- oxyd~ aber diese naehdem sie anfangs zuriickgehalten worden waren. Vollstandig zurtiekgehalten wurden durch die Thierkohle harnsaures Kalium~ ferner die yon L. der Untersuchung unterzogenen Salze aromatischer Siiuren ((lass aueh hicr eine wenigstens theilweise Zerlegung innerhalb der Thierkohle stattfinden kann~ zeigte er an ben- zo~saurem Calcium). Bei dan untersuehten Salzen der Alkalimetallc ausser den bereits genannten, dex alkalischen Erden und zum Theil auch der edlen Metalle war partiellcs oder auch vollstltndiges Zurlickhalten~ ineist ohne Zersetzung, zu beobachten. Die Erkliirung ftir dicse Dissociationserscheinungen~ die nur unter Mitwirkung yon Wasser eintreten konnten, und demgemliss bei Anwen-

Ueber die Einwirkung der Thierkohle auf Salze

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Page 1: Ueber die Einwirkung der Thierkohle auf Salze

X.

Besprechungen.

U e b e r d ie E i n w i r k u n g d e r T h i e r k o h l e a u f S a l z e . Von Dr. L e o L i e b e r m a n n. Sitzungsberieht tier k. k. Akademie der Wissensch. Wien 1877.

Es ist schon vielfach constatirt, dass der Vorgang der Filtration an sich keineswegs als ein ganz indiffcrcnter aufzufassen ist; ~tndert sich doch, besonders bei langsam filtrirenden L~isungen~ zum mindesten die Concentration. Viel gr(issere Aufmerksamkeit verlangt dieser Gegen- stand bei Anwendung yon KiJrpern~ wie Holz- und Thierkohler die ob ihrer Eigenschaft organische Farb-, Riech- und Bitterstoffe einzuziehen nnd festzuhalten~ in tier Technik sowohl als in tier Chemie hiiufige An-

wendung finden. Es ist ferner bekannt~ dass Kohle das Jod seiner Lii- sung in Kaliumjodid entzieht und verschiedene Metallsalze, namentlich basische zu zersetzen vermag indem sie daraus die Oxyde ftUlt.

Dieses letztere Verhalten der Thierkohle Salzl6sungen gegeniiber hat nun L. geprlift zum Thcil aueh auf quantitativem Wege~ und ge- langt hierbei zu folgenden interessanten Resultaten: Z er 1 e g u ng der Salz% so dass in dem Filtrate freie Siiure nachweisbar ist~ fand er bei allen~ yon ibm daraufhin geprUften fettsauren Salzen (vgl. beziiglieh der Details die 0riginalabhandlung); ferner bei essigsaurem Morphium und citronensaurem CoffeYn, hier freilieh nachdem die LSsungen anfttnglieh vollstlindig zuriickgehalten worden waren.

Von a n o r g a n i s e h e n Salzen zeigten borsaures I~atrium~ Trinatrium- phospha L Dinatriumhydrophosphat gleiehfalls diese Erscheinungen der Zerlegung~ ebenso schwefelsaures Eisenoxydul und schwefelsaures Kupfer- oxyd~ aber diese naehdem sie anfangs zuriickgehalten worden waren.

V o l l s t a n d i g z u r t i e k g e h a l t e n wurden durch die Thierkohle harnsaures Kalium~ ferner die yon L. der Untersuchung unterzogenen Salze aromatischer Siiuren ((lass aueh hicr eine wenigstens theilweise Zerlegung innerhalb der Thierkohle stattfinden kann~ zeigte er an ben- zo~saurem Calcium). Bei dan untersuehten Salzen der Alkalimetallc ausser den bereits genannten, dex alkalischen Erden und zum Theil auch der edlen Metalle war partiellcs oder auch vollstltndiges Zurlickhalten~ ineist ohne Zersetzung, zu beobachten.

Die Erkliirung ftir dicse Dissociationserscheinungen~ die nur unter Mitwirkung yon Wasser eintreten konnten, und demgemliss bei Anwen-

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t 74 X. Besprechungen.

dung yon absolutem Alkohol als Liisungsmittel ausblieben, sueht L. nieht in tier Annahm% dass hier yon den in allen Verbindungen angeblich un- gebunden neben einander liegenden Molecfilen yon Basen und Sauren die der Basen yon der Kohle starker absorbirt werden, als die der Sauren, wo es sieh also weniger um Dissociation als vielmehr um Ab- sorption handeln wiirde. Die naeh dieser Richtung hin unternommenen Versuche ergaben aueh~ dass die Anzahl der freien S~iuremoleciile hierzu viel zu gering ist, und ist L. der Ansicht, dass es sich hier um eine wirkliche Spaltung tier Salze dureh Thierkohle handelt~ ohne fiber die /qatur der Krafte~ die dies bewirken~ etwas Bestimmtes aussagen zu kiinneni eine elektrolytische Wirkung~ dadureh (lass etwa dig Kohle und tier in ihren Poren eingeschlossene Wasserstoff eine Kette bilden~ sei aueh nieht naehzuweisen.

Vielleieht ist aneh noch der Umstand zu berficksichtigen~ class die Kohle in ihren Poren Sanerstoff verdichtet (S t e n h o u s e) und ski auch noeh auf die yon E r l e n m a y e r erhobenen Thatsachen hingewiesen~ nach denen Wasser unter Umstiinden bald oxydirend~ bald redueirend zu wirken vermag.

Ein praktiseher Gesiehtspunkt erwi~ehst sehliesslieh aus diesen Er- gebnissen insofern~ als gerade jene Stoffe yon Kohle vollstandig zurtiek- gehalten werden~ die in neuerer Zeit als Desinfieientien sieh vorziiglich bewahrt haben: Carbolsaures ~atrium~ Benzo~saures ~Natrium~ Salicyl- saures Natrium~ sowie manehe aromatische Sauren (welche?). Es ware jedenfalls des Versuches werth~ ob hierdureh nieht die desinficirende Wirkung der Kohle gesteigert werden k(innt% wenigstens fiir gewisse Zwecke. Dr. J. S o y k a .