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257 VIlI L’eler die Identitaj des Leucoplions und Melinophans; oon C. Rarnmelsberg. Esmar k fand ’) im noryegischen Zirkonsyenit ein neues Mineral von ‘weifser Farbe, -den Leucophan, von welchein A. Erdinann nachwies*), dafs es eine Verbinduug von einem Beryllerde-Kalk-Silicat mit Fluornatrium ist, eine iieue und ungewbhnliche Zusammensetiung. Aus dem nam- lichen Gestein, freilich von einer anderen Lokalitat, stninint ein gelbes Mineral, welches anfangs fur Wbhlerit gehalten, von S c h e e r e r neuerlich ) auf Grund einer Analysc VOII Richter als Melinophan bezeichnet wurde. Sclie e r e r hat die Aehnlichkeit beidcr Miiieralien durch eiiie Zusainmen- stellung ihrer Charaktere anschaulich gernacht, wobei nur die Angaben Uber die Spaltbarkeit nicht stimmen. Er hat zugleich die Vermuthiiug ausgesprochen, dafs beide anaIog zusammengesetzt seyn lnochten , dafs die Beryllerdc des Leucophans durch Thonerde im Melinophan ersetzt, uiid eiiie geringere Menge Fluornatriuin in letzterem vorhanden wiire. Durch vergleichende Analysen beider Mineralien bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, dds sie wenigstens, was ihre Zusammcnsetzung anlangt, identisch sind. Fur den Leuco- phau erhielt ich genau dasselbe Resultat wie A. E r d inann. Voin Melinophan aber hat R i ch t e r entwcder eine unrich- tige Analpse gemacht, oder niclit reines Material benutzt, deiin die Mengen der Beryllerde, des Natrons und Fluors sjnd vie1 zn niedrig, die des Kalks aber ist zu hoch ange- geben. Es enthllt nlmlich der 1) Tamnau in diescn Ann. Bd. 48, S. 504. 2) Berzelius Jahresbericht B. 21, S. 168. 3) Journ. f. pact. Chem. Bd. 55, S. 449. Poggendorfl’s Annal. Bd. XCVIlI. 17

Ueber die Identität des Leucophans und Melinophans

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Page 1: Ueber die Identität des Leucophans und Melinophans

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VIlI L’eler die Identitaj des Leucoplions und Melinophans; oon C. Rarnmel sberg .

E s m a r k fand ’) im noryegischen Zirkonsyenit ein neues Mineral von ‘weifser Farbe, -den Leucophan, von welchein A. E r d i n a n n nachwies*), dafs es eine Verbinduug von einem Beryllerde-Kalk-Silicat mit Fluornatrium ist, eine iieue und ungewbhnliche Zusammensetiung. Aus dem nam- lichen Gestein, freilich von einer anderen Lokalitat, stninint ein gelbes Mineral, welches anfangs fur Wbhlerit gehalten, von S c h e e r e r neuerlich ) auf Grund einer Analysc VOII

R i c h t e r als Melinophan bezeichnet wurde. Sclie e r e r hat die Aehnlichkeit beidcr Miiieralien durch eiiie Zusainmen- stellung ihrer Charaktere anschaulich gernacht, wobei nur die Angaben Uber die Spaltbarkeit nicht stimmen. Er hat zugleich die Vermuthiiug ausgesprochen, dafs beide anaIog zusammengesetzt seyn lnochten , dafs die Beryllerdc des Leucophans durch Thonerde im Melinophan ersetzt, uiid eiiie geringere Menge Fluornatriuin in letzterem vorhanden wiire.

Durch vergleichende Analysen beider Mineralien bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, d d s sie wenigstens, was ihre Zusammcnsetzung anlangt, identisch sind. Fur den Leuco- phau erhielt ich genau dasselbe Resultat wie A. E r d inann. Voin Melinophan aber hat R i ch t e r entwcder eine unrich- tige Analpse gemacht, oder niclit reines Material benutzt, deiin die Mengen der Beryllerde, des Natrons und Fluors sjnd vie1 zn niedrig, die des Kalks aber ist zu hoch ange- geben.

Es enthllt nlmlich der

1 ) T a m n a u in diescn Ann. Bd. 48, S . 504. 2) B e r z e l i u s Jahresbericht B. 21, S. 168. 3) Journ. f. p a c t . Chem. Bd. 55, S. 449.

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l.eumplian Meliiioplian naclr A . E r J r u a n n . nach n. Ric l ih r r .

Kieselsaure 47,82 44,R Beryllerde 11,51 222

41 Eisenoxy d - .

Manganoxydul 1,Ol 194 Kalkerde 25,OO 313

Natron 10,2O 325 Kali 0,31 - Fluor 6,17 2,s

1- Talkerde 0,2

Oxyde von Nb, Zr , Ce, Y Q,3 99,7.

Thonerde - 12,4

-

Ich verdanke beide Mineralien Hrn. S a e inann in Pat is. Das specifisclie Gewiclrt ist:

Lencophan = 2,974 A. E r d m a n n = 2,964 R a m in e l s b e r g

Melitiophan = 3,OO R i c h t e r = 3,018 R a ~n m e I s be rg.

Eine Analyse wurde mit kohlensaurem Natron getuncht. In dem w:isserigen Auszuge der gcschmolzeuen Mnsse wurde, nachdcm derselbe mit Salmiak langere Zeit digerirt worden, am Kieselsiiure und Beryllerde abzuscheiden, das Fluor tiach 11. R 0 s e * ) bestimmt. Der Rest wurde dann durch Chlor- wasserstoffsaare zerlegt, und Beryllerde uud Thotierde durch Kochen tiit Salmiak und Atninoniak getreuut, wor- auf jede der beidcn Erden noclitnals durch kohlensaures Ammoniak a u f ihre Reinheit geprijft wurde.

Eine zweite Aualyse rvurde mit Fluorwasserstoffsaure gemacht.

Das Mittel dieser Versuche war:

1) Haodbuch Bd. 2, S. 652.

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Leurophan. Kicselstiure 47,03 Beryllerde 1470 Tbonerde 1,03 Eisen - u. Maugaiioxyd Spuren Kalkerde 23,37 Talkerde 0,17 Natron 11,26 Kali 0,30 Fluor 6,57 Wasser -

100,43

Melinopliao.

43,66 11,74 I

26,74 0,l 1 8,55 1,40 5,73 0,30 99,ao.

Der Sauerstoffgebalt der Oxyde ist: L e u c o p 11 a II. Mel inophpt l .

1. 2. 3. . Erdmann. R. R.

s; 21,84 24,42 22,67 ... 7’44 1 8,17

0,48 0,73 Be iii - Mn 0,23 - I

Mg - Na 2,61 1 y l :y 2,ag . ::ti 2,19 10,07

Ca 7,02

9,65

K 0,05 OYO5 I 0,24

Nimmt inan an, das Fluor sey mit Natrium verbuuden,

6,17 Fluor = 7,59 Na = 10,21 g a = 2,62 0 so siud in

1. 2. 6,57 u =8,09 11 = 10,88 11 =2,79 11

3. 5,73 1) = 7,04 u = 9,47 n =2,43 w

Offenbar reicht also das Natrou (Kali) fur das Fluor Iu dem Doppelsilicat ist nun der Saucrstoff gerade bin.

von 17 *

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ka(ilg, $1") : ii;, (Ai) : si 1. = 7,25 : 7,jO : 2484 = 3 : 3 : 10,6 2. = 6,71 : 7;26 : 21,42 = 2,8: 3 : 1 0 , O 3. = T,64 : 8,17 22,67 = 2,s: 3 : 8,3.

Im Silicat des Leucophans ist demnacli etwas mehr, i n dem des Melinophans etwas weniger Saure gefunden, als dem einfnchcn Verhzltnifs 3 : 3 : 9 = 1 : I : 3 entspricbt.

Danach ist es eine Verbindung von 1 At. Kalkbisilicat wid 1 At. Reryllerdesiugulosilicat, und da die Atome V O ~

Natrium und Calcium sich in 1. = I :2,8 2. = 1 : 2,5 3. = 1: 3,o

also zieinlich = 1 : 3 verhalten, so ist 1 At. FluorIir mit 1 At. Doypelsilicat verbunden,

r s a ~ 1 + ( c a 3 s i 2 +BeSi) 3 At. Kieselszure - 1733,4 - 45,78 1 13 Beryllerde - 473,O - 12,FiO 3 '' Kalkerde - 1054,S - 27,85 1 'p Natrium - 289,7 - 7,65 = Na 10,29 I )) Fluor

... . .

- 235,4 - G,22 ~-

3786,5 100.

Fiir deli Leucophaii hatte schon A w d e j e w obige For- me1 vorgeschlagen, die Beryllerde jedoch R I S eiri Monoxyd darin aufgenoinmen.

Wollte man die Constitution dieser Mineralien sicli SO vorstellen, dafs das FJuor gleich dem Sauerstoff wit sainiiit- lichen Radicalen i n Verbiudung wlre, so ist der Sauerstolf

... von it : ii : si

in 1 = 4 : 3 '1 2 = 4 : 3 : 1 0 ~ ~ 3 = 4 : 3 , 2 : 9

: 10,2

oder nahe = 4 : 3 : 9. Dann wsre das Ganze eine iso- morphe Mischung von

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mit eineiir Doppelfluortir 2 ( 2 R F1+ S iF I3 ) +- ( B e F13 + S i F I Y ),

uiid zwar iu d e n Verlialtnih YOU 4 Atomeu des ersteren uiid 1 Atom des letztercn.

Dicse Ansicht voii der Constitution der Verbindung wiirde den Leiicophan und Melinopban in eine Kategorie init dcii fluorhaltigen Silicaten voii Rloiioxgden (Apopliyllit uiid Ctioiidrodit), von Sesquioxydeii (Topas) und voii bei- dcii ( G liuiiner) bringeu.

Eiiic geoaue Prtifung der Structurverhlltirisse beider wird walrrscheiiilich auch iu dieseln Puuktc keiue wesentliche Ver- schiedenheit ergeben. Dann abcr w l ren die Namen Leu- cophan wid Meliuopban besser wit einem gemeinsalnen zu vertauschen.

VUI. Ueher den Tachhydrit, 'ein neues Mineral uus dem Sleinsalzlager von Stafsjiurih;

von C. RammcZsberg .

D a s Steinsalzlager bei Stafsfurth verspricht dcr Fundort neuer und intcressanter Mineralien zu werden. Bereits kennt man von dort den Sfa/'sfu'Plrfhif (derben Boracit K a r - s t e n ' s) und deli Carnallit odcr das Kaliuin- Magnesium- chlorid, ( K C 1 + 2 M g C I ) + 1 2 a q , von M a r c e t aus der Mutterlauge des Seesalzes, von L i e b ig aus der Soolc voii Salzbausen erhalten, und nach mcinen Beobachtuogen sechs- gliedrig , krystallisirend ).

Ich kann eiu neues Doppelsalz von dort hinzufiigcu, cine Verbindung von Chlorcalcium und Chloma$nesiurn,

1 ) Haiidb. dcr krgst. Clicruie S . 204.