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27. Band. ~ J. T i l l m a n s u. a., Konservierung yon Milehproben. 893 15. Juni 1914,J gelten. Ein gesetzlicher Zwang, ausl~ndische Butter im Handel aueh als solche zu kennzeichnen, besteht zurzeit nicht. Die sibirische Butter wird in Molkereibetrieben hergestellt, sie ist also durchweg eine Molkereibutter. Die Annahme, da/~ nur eine vollkommen frische Butter die Bezeichnung Molkereibutter verdient, kann heute nicht als berechtigt gelten, denn manche inlfindische Molkereibutter, die als solche verkauft wird, hat ein rnehrwSchentliches Alter; ja durch die modernen Kiihlh~.user ist es jetzt sogar mSglich gemacht ,,Maibutter" im Winter essen zu k6nnen. Erfordernls ffir eine als Meiereibutter sehlechtweg bezeichnete Butter bleibt in erster Linie, dal~ sie yon gutem Geschmack ist und nic]lt nur zum Braten und Koehen, sondern auch zum Brotaufstrich, zum Rohessen geeignet ist. ~Eine groSe Nfenge der eingeffihrten sibi. rischen Butter diirfte diesem Erfordernis geniigen. Soil abet welter noch die be- sondere Giite der sibirischen Butter hervorgehoben werden, so kann dies nur ge- schehen unter gleichzeitigem Hinweis auf die Herkunft der Butter. Denn unter einer als ,,feinste" oder ,,frische" u. dgl. bezeiehnete Meiereibutter, ist das Publikum unseres Erachtens berechtigt, eine frische inl/indische Meiereibutter zu erwarten, mit der die sibirische Butter schlechterdings nicht als glelchberechtigt in Konkurrenz treten kann. Uber die Konservierung yon Milehproben zu Untersuchungs- zwecken. Von Dr. J. Tillmans~ Dr. A. Splittgerber l) und Dr. }I. Riffart. 1Vfi~teilung aus dem Nahrungsmittel.Untersuehungsamt (Vorsteher: Dr. J. Till- roans) des Stidtisehen Hygienisehen Institutes in Frankfurt a. M. (Direktor: Prof. Dr. ~{. Neisser). [Eingega.ngen am 29. M~'z 7914.] ~Tber die Konservierung yon Milchproben sind schon zahlreiche Arbeiten ver- 6ffentlieht worden. In den meisten F~dlen behandeln sie jedoeh lediglich den Einflul~ yon Konservierungsmitteln auf spezifisches Gewicht und den Fettgehalt der Milch. Fiir die eingehendere Milchuntersuchung, wie sie auf Grund tier neueren Methoden be- sonders unter Heranzlehung der l~efraktometerzahl des Chlorcalciumserums und der quantitativen ~itratbestimmung bel gewiisserter ~Iilch ausgefiihrt wird, sind nur weniffe bezw. iiberhaupt keine Angaben tiber die Wahl eines geeigneten Konservierungs- mittels vorhanden. Bei ~bernahme der amtlichen iNahrungsmittelkontrolle trat nun die Frage an uns heran, niit welchem Stoffe Milehproben am besten konserviert werden, da alle Milchproben uns yon auswi~rts eingesandt werden und 1--3 Tage au~ der Post sind. Zur K1/irung dieser Frage haben wir eine Reihe yon Versuchen angestellt, deren Ergebnisse in vorliegender Arbeit zusammengefaBt sind. Ein ideales Konservierungsmittel soll folgenden Anforderungen genfigen: M6glichste Erhaltung des S[iuregrades fiir eine Zeit yon mindestens 72 Stunden; keine-&nderung des Verhattens gegen Alkohol; keine ~_nderung der /~ul~ereu Be- ~) Jetzt Nahrungsmittelchemiker am St•dtisehen Untersuehungsamte in Mannheim.

Über die Konservierung von Milchproben zu Untersuchungszwecken

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27. Band. ~ J. T i l lmans u. a., Konservierung yon Milehproben. 893 15. Juni 1914,J

gelten. Ein gesetzlicher Zwang, ausl~ndische Butter im Handel aueh als solche zu kennzeichnen, besteht zurzeit nicht. Die sibirische Butter wird in Molkereibetrieben hergestellt, sie ist also durchweg eine Molkereibutter. Die Annahme, da/~ nur eine vollkommen frische Butter die Bezeichnung Molkereibutter verdient, kann heute nicht als berechtigt gelten, denn manche inlfindische Molkereibutter, die als solche verkauft wird, hat ein rnehrwSchentliches Alter; ja durch die modernen Kiihlh~.user ist es jetzt sogar mSglich gemacht ,,Maibutter" im Winter essen zu k6nnen. Erfordernls ffir eine als Meiereibutter sehlechtweg bezeichnete Butter bleibt in erster Linie, dal~ sie yon gutem Geschmack ist und nic]lt nur zum Braten und Koehen, sondern auch zum Brotaufstrich, zum Rohessen geeignet ist. ~Eine groSe Nfenge der eingeffihrten sibi. rischen Butter diirfte diesem Erfordernis geniigen. Soil abet welter noch die be- sondere Giite der sibirischen Butter hervorgehoben werden, so kann dies nur ge- schehen unter gleichzeitigem Hinweis auf die Herkunft der Butter. Denn unter einer als ,,feinste" oder ,,frische" u. dgl. bezeiehnete Meiereibutter, ist das Publikum unseres Erachtens berechtigt, eine frische inl/indische Meiereibutter zu erwarten, mit der die sibirische Butter schlechterdings nicht als glelchberechtigt in Konkurrenz treten kann.

Uber die Konservierung yon Milehproben zu Untersuchungs- zwecken.

Von

Dr. J . Tillmans~ Dr. A. Spl i t tgerber l) und Dr. }I. Riffart.

1Vfi~teilung aus dem N a h r u n g s m i t t e l . U n t e r s u e h u n g s a m t (Vorsteher: Dr. J. T i l l - roans) des S t i d t i s e h e n Hygien i sehen I n s t i t u t e s in F r a n k f u r t a. M. (Direktor:

Prof. Dr. ~{. Neisser).

[Eingega.ngen am 29. M~'z 7914.]

~Tber die Konservierung yon Milchproben sind schon zahlreiche Arbeiten ver- 6ffentlieht worden. In den meisten F~dlen behandeln sie jedoeh lediglich den Einflul~ yon Konservierungsmitteln auf spezifisches Gewicht und den Fettgehalt der Milch. Fiir die eingehendere Milchuntersuchung, wie sie auf Grund tier neueren Methoden be- sonders unter Heranzlehung der l~efraktometerzahl des Chlorcalciumserums und der quantitativen ~itratbestimmung bel gewiisserter ~Iilch ausgefiihrt wird, sind nur weniffe bezw. iiberhaupt keine Angaben tiber die Wahl eines geeigneten Konservierungs- mittels vorhanden.

Bei ~bernahme der amtlichen iNahrungsmittelkontrolle trat nun die Frage an uns heran, niit welchem Stoffe Milehproben am besten konserviert werden, da alle Milchproben uns yon auswi~rts eingesandt werden und 1--3 Tage au~ der Post sind.

Zur K1/irung dieser Frage haben wir eine Reihe yon Versuchen angestellt, deren Ergebnisse in vorliegender Arbeit zusammengefaBt sind.

Ein ideales Konservierungsmittel soll folgenden Anforderungen genfigen: M6glichste Erhaltung des S[iuregrades fiir eine Zeit yon mindestens 72 Stunden;

keine-&nderung des Verhattens gegen Alkohol; keine ~_nderung der /~ul~ereu Be-

~) Jetzt Nahrungsmittelchemiker am St•dtisehen Untersuehungsamte in Mannheim.

[Zeitschr f. Untersuchung 894 J. T i l l m a n s , A. S p l i t t g e r b e r und H. R i f f a r t , Ld.I~'ahr.-u. Genulimittel.

schaffenheit und der bei der Untersuchung sieh ergebenden Milchkonstanten; keine :Einwirkung auf einen etwaigen ~itratgehalt der Milch und zwar erstens Bewahrung der vorhandenen Salpeters~ure vor Zersetzung und zweitens keine Einwirkung des zu- gesetzten Stoffes aufDiphenylamin, weder im absehw/ichenden noeh im verstarkenden Sinne.

Mit Rficksicht auf diese Forderungen mul~te ffir unsere Zwecke schon yon vornherein eine grol~e Anzahl der bekannten Konservierungsmittel ausscheiden, sol es, d a $ s i e zu geringe konservierende Kraft besitzen, sei es, da$ sie sich sonst bei der Milchuntersuchung stSrend erweisen. Unsere Versuche erstreekten sich daher nur auf folgende in Betracht kommende Konservierungsmitteh Chloroform, Thymol, SenfS1, Phenol, Kreosot, Fluornatrium und QuecksilbercMorid. Kaliumbiehromat wirkt be- kanntlieh stark auf Diphenylamin. Es hiitte deshalb ffir unsere Zweeke ebenfalls

Ta-

A n s t e i g e n des S a u r e g r a d o s und A l k o h o l p r o b e mi t dom o i n f a o h e n (Die Versuche wurden bei

K o n s e r v i e r u n g s - mi t t e l

C h l o r o f o r m (gewaschen und

destilliort)

T h y m o l

Senf( i l

P h e n o l

K r e o s o t

F l u o r n a t r i u m

K a l i u m b i c h r o m a t (4,5 %-ige Liisung;

spez. Gowicht bei 15o 1,0332)

Q u e c k s i l b e r c h l o r i d (5 %-ige L5sung)

~Ienge des zugesetzten Konservierungsmittels

0,5 Vol.-%

0,1 ,

0,1%

9 Tropfen auf 750 ccm Milch

6 ccm 5 %-ige Litsung auf 750 ccm Milch

9 Tropfen auf 750 ccm Milch

L6sung 5 : 100. 6 eccm auf 750 ccm Milch

Sauregrado nach S o x h 1 e t- t te n k e 1 naeh Stunden :

6,6

6,7

• 6,6

. . 6,7

7,4

7,4

24

6,8

7,5

10,8

6,9

8,0

8,4

8,6

190

7,4: ., 8,3 I 9,0

120

9,8

17,1 geronnen (geronnen) • -

geronnen

7,2 8,0 8,6 9,1

geronnen 32,8

30,8 geronnen

0,02 %

7,3

7,4

6.7

7,4

7,6

6,9

7,4

7,9

7.1

7,4

7,8

7,8

7,5

8,4

8,5

0,03 %

7,4

8,9

9,0

7,4 27,8 geronnen

1 ccm der 4,5%-igen LS- sung auf 250 ccm Milch Nicht zu bestimmen

0,5 ccm der 4,5 %-igen Lssung auf250 ccm Milch Nicht zu bestimmen

0.04 %

9~7. Band. ] 15. Junil91£J Konservierung yon MiIchproben. 895

auszuscheiden. Da es aber fiir die Milchkonservierung vielfach empfohlen wird, bezogen w i r e s dennoeh in unsere Untersuchungen mit ein.

Mit den derart konservierten Milchproben untersuchten wir zuniichst das An- steigen des S~iuregrades und das VerhaIten der konservierten Milch bei der A1kohol- probe mit dem einfaehen und doppeken Volumen 70°/0-igen Alkohols, prtiften dann die Frage, inwieweit durch den Zusatz der genannten Verbindungen die ehemische Zusammensetzung der Milch geandert wird und stellten endlieh den Einflul~ der ver- schiedenen Konservierungsrnittel auf die Bestimmung des Nitratgehaltes in gewasserter Milch lest.

Einen ~berbliek fiber die konservierenden Eigenschaften der genannten Ver- bindungen gibt folgende Tabelle:

belle I. und d o p p e l t e n V o l u m e n 70%-igea A l k o h o l s in k o n s e r v i e r t e r Milch. Zimmertemperatur ausgefiihrt.)

A l k o h o l p r o b e mit dem a) einfaehen } Volumen 70%-igen Alkohols naeh Stunden: b) doppelten

0 24 I 48 I 72 96 120

Nicht koaguliert Nicht koaguliert Nicht ko:gulierilNicht koaguliert Nicht koaguliert Koaguliert i t )

b) desgl, desgl, des~. desgl, koaguliert desgl.

a) desgl, desgl, koaguliert - - - - - - b) desgl, desgl, desgl. - - - - - -

I

a) desgl. b) desgl.

a) desgl. b) desgl.

koaguliert desgl.

nicht koagulier~ desgl.

nicht koaguliert desgl,

nicht koaguliert desgl.

koagulier~ desgl.

J

h

a) desgl, desgl, koagutiert - - - - -- b) desgl, koaguliert desgl. - - - -

a) desgl, nicht koaguliert desgl. - - - - -- b) desgl, koagulier~ desgl. - - - -

a) desgl, nicht koaguliert desgl. - - - - - - b) desgI, koaguliert desgl. - - - - --

a) desgl, nicht koaguliert desgl. - - - - b) desgl, desgl, desgl. - - - - - -

a) desgl. b) desgl.

desgl. desgl.

nicht koaguliert desgl.

desgl. desgl,

desgl. desgl.

a) desgl. b) desgl.

desgl. desgl.

m

nicht koaguliert desgl.

desgl, desgl.

desgl. desgl.

desgl. desgl.

a) desgl, desgl. b) desgl, desgl.

m

w

a) desgl. b ) desgl.

desgl, desgl.

nicht koagaliert! nicht koaguliert desgl, desgl.

desgl, desgl. desgl, desgl.

desgl, koaguliert desgL desg].

|Zeitscbr. Z Unt~ersuehung 896 J. T i l l m a n s , A. S p l i t t g e r b e r und H. Riffar~5, [d. Nahr.- u. Genulimi~tel.

Demnach vermSgen nur Chloroform, SenfS1, Kaliumbichromat und. Quecksilber- chlorid Milch 72 Stunden lang frisch zu erhalten~ w/ihrend bei allen anderen Kon- servierungsmitteln schon nach 24 Stunden bezw. 48 Stunden Gerinnung eintritt. Vor allem zeigt sich die gro~e konservierende Kraft des Quecksilberch]orides. Bei einem Zusatz yon nur 0,04°/o ~indert sich der S/~uregrad wiihrend 120 Stunden nicht. Auch bei einem Zusatz yon 0,03 °/o Queeksilberehlorid iindert sich der Frischezustand der Milch innerhalb 120 Stunden nur wenig; bei 0,02°/o Zusatz halt sich die Milch 72 Stunden ziemlieh unverandert, nach 96 Stunden ist jedoch schon eine merkliche ErhShung des S~uregrades eingetreten und nach 120 Stunden gerinnt die Milch mit dem einfachen und doppelten Volumen 70°/0-igen Alkohols. Bei Zusatz yon 0,5 Vol.-°/o Chloro- form ist naeh 72 Stunden eine immerhin bemerkenswerte ErhShung des S~iuregrades zu verzeichnen. ~:aeh 96 Stunden gerinnt die Milch mit dem doppelten und nach 120 Stunden aueh mit dem eiafachen Volumen 70°/o-igen Alkoho]s. 0,1°/o Chloro- formzusatz ist ziemlich wirkungslos. Kaliumbiehromat konservier~ an sich gut, jeden- falls gerinnt die Milch nach 120 Stunden nieht; indessen ergibt die Alkoholprobe schon naeh 48 Stunden Koagulation. Ferner liiI~t sich wegen der starken Gelbf/irbung der Milch eine elnigermai~en genaue Bestimmung des S/iuregrades nieht durchffihren.

Zur Untersuchung der Frage, inwiewelt dureh den Zusatz der erw/ihnten Kon- servierungsmittel die chemische Zusammensetzung der Milch ge/~ndert werden kSnnte, wurde eine Reihe yon Versuchen angestellt, deren Ergebnisse sich in folgender Tabelle finden.

Tabelle II. Einflut~ des Zusa tzes yon K o n s e r v i e r u n g s m i t g e l n auf die chemische

Z u s a m m e n s e t z u n g der Milch.

Spezitlsches Refrakiion K o n s e r v i e r u n g s m i t t e l Gewicht Fett des Chlor.

bei 150 C calcium serums

%

C h l o r o f o r m 0,5 Vol.-% Vet Zusatz 1,0319 3,15 38,15 nach , 1,0319 3,40 38,30

(gewaschen und vor Zusatz 1,0319 3,15 38,15

destilliert) 0,1 Vol.-% nach , 1,0319 3,20 38,15

vor Zusatz 1,0321 3,40 38,25 T h y m o 1 0,1% nach , 1,0322 3,40 88,30

9 Tropfen auf vor Zusatzl 1,0319 3,~5 38,15 Senf(il 750 ccm Milch nach ,, 1,0318 3,35 38,15

6 ¢cm 5%-ige vor Zusatz 1,0319 3,25 38,50 P h e n o 1 LSsung auf

750 ccm Milch 1,0317 3,20 38,50

9 Tropfen auf 1,0319 3,30 38,15 K r e o s o t 750 ccm Milch 1,0310 3,30 38,20

F l u o r n a t r i u m LSsung 5 : I00,

6 ccm auf 750 ccm Milch

~aeh

vor Zusa~z nfl~h

Zusa~z 1,0318 2,80 38,50 1,0317 2,80 38,45

27. Band. ] 15.Junilg14.J Konssrvierung von Milchproben. 897

Refraktion Spezifisches des Chlor-

K o n s e r v i e r u n g s m i t t e l Gewicht Fett calcium- bei 15o C serums

%

1 ccm der 4,5 %-igen K a 1 i u m- LSsung auf 250 ccm vor Zusatz 1,0320 3,20 38,60

b i c h r o m a t Milch nach , 1,0321 3,20 38,601) (4,5 %-ige L(isung;

spezifisches Gewicht 0,5 ccm der bei 1~o ~--1,0332) 4,5%-igen LSsung vor Zusatz 1,0320 3,20 38,60

auf 250 ccm Milch nach ,, 1,0321 3,20 38,501)

vor Zusatz 1,0318 3,05 38,50 0,04 % nach ~ 1,0318 3,05 38,55

Quecks i lber - 1,0314 3,15 38,50 c h I o r i ¢1 0,03 % 1,0313 3,15 38,55

(5 %-ige LSsung)

0,02 %

vor Zusatz nach

vor Zusatz nach ,

1,0314 1,0313

3,15 3,15

38,50 38~50

Die Tabelle zeigt, dab diese. Konservierungsmittel, in den angegebenen Mengen angewand~, mit Ausnahme des Chloroforms (bei 0,5 Vol.-°/o Zusatz) und des Kreo- sots, keinen octet nut unwesentlichen :Einflu~ auf die chemische Zusammensetzung der Milch haben. Chloroform (0,5 Vol.-°/o) erh5ht den Fettgehalt und die Refraktion recht betriichtlich. Wi~hrend in nichtkonservierter Milch der gleichen Herkunft 3,15°/o Fett und die Refraktionszahl 38,15 gefunden wurde, ergab die Untersuchung ffir die mit Chloroform konservierte Milch 3,40 °/o Fett und die Refraktionszahl 38,30. Das spezifische Gewicht wurde dutch den Chloroformzusatz nieht ge~ndert. Ein Zu- satz yon Kreosot (12 Tropfen auf 1 1 Milch) bewirkt eine immerhin ziemlieh be- deutende Abnahme des spez. Gewichtes (t,0310 gegeniiber 1,0319 der nichtkonser- vierten Milch), w~ihrend die Werte ffir Fettgehalt und Refraktion in beiden Fiillen die gleichen waren.

Zur Untersuchung des Einflusses der Konservierungsmittel auf die Bestimmung des •itratgehaltes in gewi~sserter Milch wurden zu je 500 cem tier Milchproben, die sich s~imtlich als nitratfrei erwiesen hatten, nach der Konserv[erung bestimmte Mengen I~205 (1, 2, 3, 5 und 10 mg im Liter) gegeben. Sofort und nach Ablauf yon je 24 Stunden wurde dann sine quantitative Bestimmung der •itratmengen vorge- nommen, wobei etwaige StSrungen durch den Einflu~l der zugesetzten Konservierungs- mittel sofort zum Ausdruck kommen mui~ten.

Wit wandten bei der quantitativen ~Nitratbestimmung das schon friiher yon uns ausgearbeiteteVerfahren~) an, das sich in unseremUntersuchungsbetriebe seit mehreren Jahren als sehr wertvoll erwiesen hat. ~ber die Resultate dieser Versuche gibt folgende Tabelle Aufschlul3:

1) Serum stark gelb gefitrbt. ~) J. T i l l m a n s u. A. S p l i t t g e r b e r : Diese ZMtschrif~ 1911, 22, 401--405.

[ Zeitschr. f, Un~ersuehung ;898 J. T i l l m a n s , A. S p l i t t g e r b e r und H. R i f f a r t , [d.Nahr.-u. Genutimittel,

Tabelle III. E i n f l u i i des Z u s a t z e s yon K o n s e r v i e r u n g s m i t t e l n au f die B e s t i m m u n g des

N i t r a t g e h a l t e s in g e w i i s s e r t a r Milch.

Konser- vierungs-

mittel

C h l o r o f o r m (gewaschen

and destilliert)

Menge des zugesetzten

Konservierungs- mittels

0,5 Vol.-%

0,1 Vol:%

T h y m o l 0,I %

SenfS1 9 Tropfen auf 750 ccm Milch

N i t r a t - (N2Q-) G e h a l t (rag im Liter),

wiedargefunden naeh Stunden: zuge- sotzt 0 24 481 72 19611~0

1,0 0,75 2,0 1,50 3,0 2,20 5,0 4,40

• 100 9,00

3,0 2,20 5,0 4,50

10,0 9.00 - i - 6 '

1111 i::i? P h e n o l

K r e o s o t

1,0 l 6 ecm 5%-ige i! i

LSsung auf 750 cam Milch

I lO,O / 1,0 2,0 3,0 5,0

10,0

1,00 2,00 2,00 3,00 8,00

0 Spuren

0,50 2,00 3,00

9 Tropfen auf 750 ccmMilch

0,50 025 2110 3,50 8,50

Spuren 0,75 1,50 3,60 8,00

0

1,00 1,50 2,50 6,50

lunter 0,50 0,75 1,50 3,00

..... 7,50 _

0 0 0

1,00 1,00

L Spuren

1,75 1,50 3,00 geronnen 8,00 7.50

geronnen

geronnen

geronnen

2,50 6,50

Spuren

2,50 2,00 3,00 6,50 6,50 6,50

geronnen

geronnen

F l u o r - n a t r i u m

K a l i u m - b i e h r o m a t (4,5 %-ige LS- sung; spezif. Gewicht bei 15o ~ 1,0332)

Quocks i lbe r - a h l o r i d (5%-ige LSsung)

LSsung 5 : 100 ; 6 ccm auf 750 ecru

Milch

t cam der 4,5 °/o-igen LBsung auf 250 ccm Milch

0,5 ccm der 4,5 %-igen Li~sung auf 250 ecru Milch

0,04 %

2 ,0 ] 9.,5o / ,, 0,50] 3,0 t 3,00 i 0,50 r 5,0 5,oo I o,8o l

10,0 I 9,00 j 4,50 I

geronnen

Mit Kaliumbichromat versetzte Milch gibt mit dem Diphenytaminreagens auch ohne Znsatz von N205

sehr stark positive Reaktion

t,0 2,0 3,0 5,0

10,0

1,00 2,00 3,00 5,00

10,00

1,00 2,00 3,00 5,50

11,00

0,75 2,00 3,00 5,00

10,00

0,75 1,75 2,50 4,25

10,00

1,00 2,00 3,00 5,00

11,00

0,75 2,00 3,00 4,50

11,00

27. Band. 3 Konservierung yon Milehproben. 899 15 Juni 1914.j

Durch Vergleich der zugesetzten Mengen Nitrat mit den so~ort wiedergefundeneu liigt sieh die Einwirkung der zugesetzten Stoffe auf die Diphenylaminreaktion beurteilen. Die Versuche zeigen starke Abschwiichung der Reaktion bei Thymol und Kreosot, geringere bei SenfSI und Phenol. Praktisch ohne Einwirkung sind Chloroform, Fluor- natrium some Quecksilberchlorid; bei letzterem wurden die zugesetzten Mengen N205 quantitativ wiedergefunden. Kaliumbichromat ist unbrauchbar, da derartig konser- vierte Milch auch ohne Zusatz yon Nitrat stark positive Reaktion mit Diphenyl- amin gilt.

Welter zeigen die nach 24, 48 usw. Stunden wiedergefundenen Nitratmengen, dag nut bei Verwendung yon (~uecksilberchlorid (0,040/0) sieh ein etwaiger Nitrat- gehalt der Milch noeh nach 72 Stunden einwandfrei bestimmen Itigt; bei alien anderen Konservierungsmitteln ist nach Ablauf dieser Zeit Gerinnung der Milch oder betrticht- liche Zersetzung der Nitrate (bei Chloroform 0,5 Vol.-°/o und SenfS1) eingetreten, die auch schon bei nut 24 Stunden alter Milch in grSl~erem oder geringerem Mage be- obachtet wird.

.&us den geschilderten Versuchen ergibt sich, dal~ das beste Konservierungsmittel fiir den vorliegenden Zweck Quecksilberchlorid in einer Konzentration yon 0,04--0,03 °/o ist. Ein solcher Zusatz hat weder auf das spezifische Gewicht noch auf Fettgehalt oder Refraktion der Milch Einflug, halt die Milch 120 Stunden lang vollstandig frisch, ohne dag sieh ein nennenswertes Ansteigen des S~iuregrades bemerkbar macht, und gestattet in einwandfreier Weise einen etwaigen Nitratgehalt der Milch zu bestimmen. Sowohl ffir das von uns ausgearbeitete quantitative Nitratbestimmungsverfahren wie auch ffir die you dem einen yon uns I) angegebene orientierende Vorprfifung der Milch hinsichtlieh des Salpeterstiuregehaltes ltil~t sich Quecksilberchlorid in vorziigliehcr Weise verwenden.

In unserem Untersuchungsbetriebe benutzen wir daher bei der Milchkontrolle Quecksilberchlorid als Konservierungsmittel, das wir den leeren Milchflaschen~ die yon den Polizeiverwaltungen und Gendarmerie-Wachtmeistern zweeks Probenentnahme yon uns eingefordert werden, zusetzen (2 ccm einer 5 °/o-igen QuecksiiberchloridtSsung auf 250 ccm Milch). Wegen der Giftigkeit dieses Stoffes beobachten wir jedoch eine Reihe yon Vorsichtsmal~regeln. Wir versehen die Flaschen mit dem Giftkopf und einem Aufdruck, welcher darauf aufmerksam macht, daI~ die Flaschen mit einem stark giftigen Stoffe versehen sind, nicht unbeaufsichtigt stehen bleiben diirfen und nach der Ffillung sofort versiegelt und umgehend zuriickgesandt werden mfissen. Um im fibrigen der Milch auch eine auffallende iiul~ere Besehaffenheit zu verleihen, semen wit neben Sublimat noch einen Farbstoff zu (0,2 ccm einer l°/o-igen w~isserigen LSsung von Kongorot auf 250 ccm Milch). Kongorot eignet sich, wie wir durch \rorversuche festgestellt haben, yon einer grogen Anzahl untersuchter Farbstoffe fiir diesen Zweck am besten. In der angegebenen Konzentration fiirbt es die Milch in genfigend auffallender Weise, ist, wie die folgende Tabelle zeigt, ohne Einflug auf die chemische Zusammensetzung und einen etwaigen Nitratgehtd't der Milch und hat gegeniiber zahlreichen anderen untersuchten Farbstoffen den grogen Vorzug, bei der Herstellung des Chlorealciumserums mit den Eiwei~verbindungen auszufallen, sodaB ein farbloses Serum erhalten wird.

1) Molkerei-Ztg. Berlin 1912, 86, 39-40; diese Zeitschrift 1912, 24, 416.

900 J. T i l l m a n s u. a., Konservierang yon ~Iilchproben. ['Zeitscbr.£Untersuehung Ld. t~ahr.- u. Genu~miiteL

Tabelte IV. Farbs to f f :Kongoro t .

Konser- vierungs-

mittel

Milch, frisch

Quecksllber- O~04~o-- chlorid (5 %-ige Lcisung)

] Spezi- /~enge des ~ ~ z u g e s e t z t e n L ~ . ~ , ~,

Konser- [b~-e Icn~ vierungs- [ bet ~iit~els ] 150 C

1,0318

Fett

o/ /o

3,80

3,75

Refrak- tion des

Chlor- caleium- S~rums

38,25

38,25

Nitrat- (N~Os-) Gehalt (mg im Liter),

wiedergefunden nach Stunden: zuge- seizt 0 120

2,0 3,0 5,0

10,0

2,00 3,00 4,00 9,00

24

1,50 2,50 4,00 9,00

48

1,80 3,00 5,00

10,00

72

1,80 2,50 5,00

10,00

96

2,00 2,80 5,00 9,50

0,50 1,00 2,5(~ 5,00 9,00

Z u s a m m e n f a s s u n g .

:l. An ein fiir die Zwecke der Milchkontrolle ideales Konservierungsmittel sin4 fo]gende Anforderungen zu stel]en: MSglichste ErhaItung des S~uregrades ffir eine Zeit von mindestens 72 Stunden; keine J~nderung des Verhaltens gegen Alkohol~ keine J~nderung der iiu~eren Beschaffenheit und der Zusammensetzung der Milch; keine Einwirkung auf einen etwa~gen ~-itratgehalt der Milch (Bewahrung der vor- handenen Salpeters~iure vor Zersetzung und keine Einwirkung des zugesetztes Stoffe~ auf Diphenylamin).

2. Unsere Versuche erstreckten sich auf folgende Konservierungsmittel: Chloro- form, Thymol, SenfS1, :Phenol, Kreosot, Fhornatrium, Quecksilberchlorid und Kalium- bichromat.

3. Thymo], Phenol, Kreosot und Fluornatrium haben nut geringe konserv[erende Kraft; schon nach 24 bezw. 48 Stunden tritt Gerinnung der Milch ein. Bet Ver- wendung yon Kaliumbichromat lii~t sick wegen der starken Gelbf~rbung der Milch eine genaue Bestimmung des S~iuregrades nicht dm'chffihren.

4. Chloroform und Kreosot beeinflul~en die chemische Zusammensetzung der Milch. Chloroform erhSht den Fettgehalt und die Refraktion rccht betr~ichtlich, w~ihrend ein Zusatz yon Kreosot Abnahme des spezifischen Gewichtes bewirkt.

5. Thymol und Kreosot schw~chen die Diphenylaminreaktion stark ab; ia geringerem Mai~e SenfSl und Phenol. Kaliumbichromat ist unbrauchbar, da derartig konservierte Milch auch ohne Zusatz von •itrat stark positive Reaktion mit Diphenyl- amin gibt. Keines der angewandten Konservierungsmittel, mit Ausnahme yon Queck- silberehlorid, vermag die Zersetzung der :Nitrate zu verhindern.

6. Den unter 1. fiir ein ideales Milchkonserviemngsmittel aufgestetlten For- derungen entspricht demnaeh yon allen untersuchten Konservierungsmitteln nut Q u e c k s i l b e r c h l o r i d . In ether Konzentration von 0,04--0,03 °/o angewandt, h~ilt es die Milch 120 Stunden lang vollst~ndig frisch ehne nennenswertes Ansteigen des S~ure- grades, hat keinen Einflu~ auf die bet der Untersuchung sich ergebenden Milchkon- stanten und ermSglieht die quantitative :Nitratbestimmung auch noch nach 120 Stunden, da Queeksilberchlorid die Diphenylaminreaktion in keiner Weise stSrt und die :Nitrate genfigend vor Zerseizung schfitzt.

27. B, ,d . 1 901 15. Juni 1914,J R e f era t e. -- Wurze]g'ewRehse, Gemiise usw.

7. Die Anwendung yon Quecksilberchlorid als Konservierungsmittel fiir die amt- ]iche Milchkontrolle ist jedoch wegen der giftigen Eigenschaft dieses Stoffes nur unter Einhaltung gewisser Vorsichtsmal~regeln sngangig. Unter anderem fiirben wir die Milch mit Kongorot. Dieser Farbstoff, in einer Menge yon 0,2 ccm einer l°/0-igen w~isserigen LSsung 250 cem Milch zugesetzt, hat auf die Milchuntersuchung keinen EinfluB.

H e f e r a t e .

W u r z e l g e w ~ i c h s e , G e m i i s e u n d s o n s t i g e p f l a n z l i c h e N a h r u n g s m i t t e l .

E. Busol t : U n ~ e r s u e h u n g e n f iber d e n im S p a r g e l s a f t v o r k o m - m e n d e n M a n n i t . (Journ. f. Landw. 1912, 60, 393--396.) - - Schon B. T o l l e n s (Journ. f. Landw. 1911, 59~ 429) teilte mit, dai~ der aus Spargel frisch gepre~te Salt urspriinglich keinen Mannit enth~lt, dab letzterer vielmehr erst helm S~ehen des Saftes durch eine G~irung, ,,Mannitgfirung", entsteht, die durch Einflul3 yon Organismen oder Enzymen bewirkt wird. Verf. konnte diese Beobaehtung best~tigen. Weder aus frischem, noch steril aufbewahrtem Spargelsaft konnte Mannit gewonnen werden, wohl aber jedesmal naeh mehrt~gigem Stehen des Saftes im offenen Becherglase. Die Aus- beute betrug beispielsweise bei einem Versuche 6,2 g Mannit aus 1350 ccm Saft.

.E. Dinslage.

K. Oshima und T. Tadokoro : U b e r d i e K o h l e n h y d r a t g r u p p e in Y a m - M u c i n. (Journ. Agric. Tokyo 4, 243--249 ; Chem. Zentralbl. 1912, I, 1840.)

I s h i i (Bull. of the College of Agricult, Tokyo 2, 97) hat die sehleimige Sub- stanz aus Yamknotlen als Mucin angesprochen. Da das Vorkommen yon Mucin im Pflanzenreich bisher nicht vSlllg bewiesen war, so untersuchte ¥erf., ob die Glucos- amingruppe im Yammucin vorhanden ist, um so Schliisse auf dessen ~atur zu ziehen. Er benutzte das Mucin aus den Knollen yon Dioseorea Batatas Dene..Nach dem Verfahren yon N e u b e r g - W o l f f (Ber. Deutseh. Chem. Ges. 34, 3840) liet3 sich die Gegenwart yon Glucosamin in diesem Yammuein nachweisen.

P. W. _Yeumann.

E. ] I e r rm ann : P i l z s i i u r e n . (Chem.-Ztg. 1913, 87, 206.) - - In den hSheren Pilzen kommen vorwiegend zwei- und mehrbasisehe S~uren vor, besonders die Oxal-, die Fumar- und die _~pfelsiiure. Von diesen ist die Oxals~iure, die bereits 1804 in Polyporus igniarius nachgewiesen wurde, sehr verbreitet in der Form des Kalksalzes; dieses fiadet sich jedoch nicht bei Meltau-, Rost- und Brandpilzen. Es wird angenommen, dM~ die Oxals~ure ein Oxydationsprcdukt der Kohlenhydrate darstellt. Besonderes In- teresse verdient die ttelvellasiiure, sin giftiger Bestandteil der Lorchel und Morchel, welche die Eigenschaft besitzt, die roten BlutkSrperchen zu zersetzen. Da sich dieser Stoff dutch heil~es Wasser ausziehen l ~ t , ist Abbrfiheu genannter Pilze vor dem Genusse geboten. An Fetts~uren, die allerdings unter den Pilzen weniger verbreitet sind, wird am hiiufigsten die Palmitinsiiure angetroffen. Aui~erdem lassen sich in gewissen Gattungen die Ameisensiture, Essigsi~ure und Butters~ure nachweisen. Amino- s~uren trifft man im Fliegenpilz, Mutterkorn, Lohpilz und Stiiubling, die giftige Ergotin- und Sklerotinsiiure im Mutterkorn, die Telephors~ure~ einen Farbstvff, in den Membranen der Telephoreen und bei einigen Stachelpilzen. E. Dinslage.

J, B. M. Coebergh: U n t e r s u c h u n g e n f iber Z i n n in B f i c h s e n g e m f i s e . (Pharm. Weekbl. 1912, 49~ 429--431.) - - Verf. untersuchte den Inhalt einer grSl~eren