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401 IV. Ueber die Krystnlvorm Schwefe/wismuths; oon des kunstlichen G. Rose. 7 bchon vor ltingerer Zeit hatte mir Hr. W e r t h e r einige Krystalle von der niedereii Schwefelungstufe des Wismuths, die er analysirt und beschriebcn hatte ') mitgetheilt, urn mit ihnen selbst einige Messungen anzustellen. Die Kry- stalle waren sehr diinn, haarformig und zeigten eine grofse Menge schmaler Seitenflachen, liefsen sich aber dessenun- geachtet noch mit einer ziemlichen Genauigkeit messen und cine der Fllchen, parallel welcher die Krystalle sich sehr vollkommen spaltbar zeigten, reflectirte sogar ziemhh scharf begranzte Rilder. Die erhaltenen Resultate meiner Mes- sungen stimmten aber nicht ganz mit den vou Hrn. W e r - the r angegebenen iiberein, sie zeigten, dafs die Krystalle nicht quadratische Prismen, wie dort angefiihrt, sondern wenig geschobene rhombische waren, und also nicht zum 2- und laxigen System, sondern zum 1- und laxigen ge- hiirten, was auch durch die gauze Symmetrie derselben be- wiesen wurde. Die Krystalle stimmten mit denen des Wislnuthglanzes und mit denen des damit isomorphen Antimonglanzes so iiberein, dafs es mir sehr wahrscheinlich wurde, dafs die mitgetheilten Krystalle nicht die niedere, sondern die ge- wiihnliche hghere Schwefelungsstufe waren. Ich theilte scboit damals Hrn. W e r t he r die Resultate meiner Versuche mit uiid crsuchte ihn zu veranlassen, die Ursachen unserer abweichenden Messungen auszumitteln. aber neu eingetretene Verhaltnisse, die eine Reihe neuer Arbeiten veranlafsteii, hatten Hrn. W er t h e r stets daran verhindert, zu den alten hrbeiten wriickzukehren, bis Hr. S ch n e id e r dieselben wieder aufnahm. Derselbe suclite ebenfalls die niedere Schwefelungsstufe darzustellell, und theilte mir alle erhalteneo Krystalle zur Messung mit; sie 1) Journal f. pr. Chernie von Erdmann und Marchand, Jahrg. 1842. Th. 3, S. 65. Pnnnananmr A..,...I RA yri 26

Ueber die Krystallform des künstlichen Schwefelwismuths

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Page 1: Ueber die Krystallform des künstlichen Schwefelwismuths

401

IV. Ueber die Krystnlvorm Schwefe/wismuths; oon

des kunstlichen G . Rose .

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b c h o n vor ltingerer Zeit hatte mir Hr. W e r t h e r einige Krystalle von der niedereii Schwefelungstufe des Wismuths, die er analysirt und beschriebcn hatte ') mitgetheilt, urn mit ihnen selbst einige Messungen anzustellen. Die Kry- stalle waren sehr diinn, haarformig und zeigten eine grofse Menge schmaler Seitenflachen, liefsen sich aber dessenun- geachtet noch mit einer ziemlichen Genauigkeit messen und cine der Fllchen, parallel welcher die Krystalle sich sehr vollkommen spaltbar zeigten, reflectirte sogar z iemhh scharf begranzte Rilder. Die erhaltenen Resultate meiner Mes- sungen stimmten aber nicht ganz mit den vou Hrn. W e r - t h e r angegebenen iiberein, sie zeigten, dafs die Krystalle nicht quadratische Prismen, wie dort angefiihrt, sondern wenig geschobene rhombische waren, und also nicht zum 2- und laxigen System, sondern zum 1- und laxigen ge- hiirten, was auch durch die gauze Symmetrie derselben be- wiesen wurde.

Die Krystalle stimmten mit denen des Wislnuthglanzes und mit denen des damit isomorphen Antimonglanzes so iiberein, dafs es mir sehr wahrscheinlich wurde, dafs die mitgetheilten Krystalle nicht die niedere, sondern die ge- wiihnliche hghere Schwefelungsstufe waren.

Ich theilte scboit damals Hrn. W e r t he r die Resultate meiner Versuche mit uiid crsuchte ihn zu veranlassen, die Ursachen unserer abweichenden Messungen auszumitteln. aber neu eingetretene Verhaltnisse, die eine Reihe neuer Arbeiten veranlafsteii, hatten Hrn. W e r t h e r stets daran verhindert, zu den alten hrbeiten wriickzukehren, bis Hr. S ch n e i d e r dieselben wieder aufnahm. Derselbe suclite ebenfalls die niedere Schwefelungsstufe darzustellell, und theilte mir alle erhalteneo Krystalle zur Messung mit; sie 1) Journal f. pr. Chernie von E r d m a n n und M a r c h a n d , Jahrg. 1842.

Th. 3, S . 65. Pnnnananmr A..,...I RA yr i 26

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waren haufig grofser als die VOII Hrn. W e r t h e r erhalte- nen, und eigneten sich auf diese Weise zu vollkommenern Messungen, gabeii aber stets dasselbe Kesultat wie die des Hra. W e r t h e r, obgleich sie von der Zusammensetzung des Wismuthglanzes oft sehr abwichen, und oft sehr nahe die Zusammensetzung der niederen Schwefelungsstufe hat t en.

Den beharrlichen Bemuhungen des Hrn. S c h n e i d e I' ist es nun gelungen, den Grund des auscheinenden Wider- spruchs zwischen der chemischen Zusammeusetzung und der Krystallform aufzufinden und zu beweisen, dab die Krystalle wirklich die hiihere Schwefelungsstufe also Wis- muthglanz waren, und die abweichende Zusammensetzung nur vou eingemengtem Wismuth herriihre. Es geht auch daraus hervor, daL die Verschiedenheit der fruheren Win- kelangaben auf einein Irrthum beruht, der bei den feinen Krystallen leicht inoglich war.

Die Form der gemesseuen Krystalle ersieht man aus den Fig. 1, 2, 3, welche horizoiitale Projectionen der nadel- fiirmigen Krystalle darstelleu. Au den Endeii auskry- stallisirt, habe ich sie nie heobachtet; sie waren liier stets verbrochen, oder loit einer der geraden Endflgche paralle- lcii Spaltuugsflache begranzt , die aber stets unterbrocheii war, und an Vollkommenheit der Spaltungsflache nach der Langsflache b des rholnbischen Prisma y sehr nachstand. Die Fig. 1 und 2 Taf. 1V. stellen die von Hrn. S clin e i d e r, Fig. 3 die von Hrn. W e r t h e r erhaltenen Krystalle dar. Die daran beobachteteii einfachen Formen sind :

g = ( a : b : m c )

; g = ( a : ; b : mc) 4y = (a : 4b : m c) a = (a : m b : Qo C)

b = ( w a : b : m c ) . Als Mittel weiiig unter einander abweichender Messun-

gen ergab sich fur die Neigung von g gegen b der Win- kel von 134" 40'.

$g = (a : i b : Q) c)

Rieruach betragt die Neigung von:

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g : g = 90°40' (uber a) :g: ;g = 53 40 +g:&= 2823 49: 49 = 152 14 g: a = 135 20

; g : a = 116 50 +g: a = 104 12 49: a = 166 7.

Diese Winkel weichen wenig von denen ab, die P h i l - 1 i p s bei kunstlichen Krystalleii des Schwefelwisinuths geinessen hat I), und wonach der Winkel von g : b .134 30 betrggt. M i l l e r fuhrt dieselben Winkel an '), giebt au- t e r der Quer- und Lgngsflache, die P h i l l i p s neben dem rhombischen Prisma bei den kunstlichen Krystallen nur allein anfiihrt, noch eine Flache (a: + b : a, c) an, die nach ihm einen Winkel von 16L0 16' niit der Langsflache macht, eine Flache, welche ich an den vielen Krystallen, die ich zu messen Gelegenheit hatte, nicht beinerkt babe.

Von den natiirlichen Krystallen beschreibt P h i 11 i p s 3, noch inehrere Flachen, dereii Neigungen aber, wegen der starken Langsstreifung nur sehr unsicher bestimint sind ; wenigstens lasseii sich aus den Angaben keine einfacheii Werthe fur die entsprechenden Axen ableiten.

1) Poggendorff's Annalen von 1827, Bd. 11, S. 476. 2 ) An elernenfury introduction to mineralogy by B r o o k e rtnd

3) A. a. 0. S. 477. Miller . 1852, p . 173.