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600 stoffslure entbielt. W#lirend der Krystallisation, die imter starker Lichterscheinung etattfand, konntc keine Divergenz der Goldblsttchen wahrgeuommen werden. V. Ueher die Metamorphose drs mellithsaurerr Arnmoniuks in hiiherer l’rrnpewtur; volt F. Wo h I e r. (Mirgetheilt vom Verljrser. ) D i e Seltenheit des Klirpers, welcher den Gegenstand der folgenden Untersuchung ausmacht, stellte der Vollen- dung derselben eiu Hindernifs eutgegen, dessen Beseiti- guug nicht in meiuer Gewalt stand. Dieser Umstand miQe die Unvollstandigkeit dieser Arbeit, die noch viele Fragen unbeantwortet, iioch mauchen Zweifel iibrig Iiifst, entschuldigen. Ich wiirde inich zu ilirer Publication nicht entschlossen haben, wenn nicht die erlialtenen Resultate, so fragmentariscb sie sind, Vcrliiiltnisse von sehr merk- wiirdiger und, wie mir scheint, cigenlbumlicher Art aus- wiesen, dereu vorlaufige Kenntuib vielleicht veranlassen mird, Shnliche Vcrwandlungsvorg~nge bei anderen KBr- pern aufzusuchen, dercu Vorkoiiimen fur ein erschiipfen- des Studium keiue Schwierigkeit liaben kann. Jedeufalls behalte ich ioir vor, diese Untersuchung zu erglnzen, sobald icli durch den Besitz von neuem Material, das sich gliicklicberweise wieder in deu Braunkohlen zu Ar- tern zu zeigen anfingt, dazu in den Staud gesetzt seyn werde. Vielleicht giebt iibrigeos das neue Iuteresse, wel- ches diese Ssure dorcli das zu beschreibende Verhalteu erlaogt hat, einen Beweggrund mehr zur Aufsuchung und Entdeckung cines Verfahreus, sie kiinstlich hervorzubrin- gen. Unter den vieleu Versuchen indessen, die ich in

Ueber die Metamorphose des mellithsauren Ammoniaks in höherer Temperatur

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stoffslure entbielt. W#lirend der Krystallisation, die imter starker Lichterscheinung etattfand, konntc keine Divergenz der Goldblsttchen wahrgeuommen werden.

V. Ueher die Metamorphose drs mellithsaurerr Arnmoniuks in hiiherer l’rrnpewtur;

volt F. Wo h I e r. (Mirgetheilt vom Verljrser. )

D i e Seltenheit des Klirpers, welcher den Gegenstand der folgenden Untersuchung ausmacht, stellte der Vollen- dung derselben eiu Hindernifs eutgegen, dessen Beseiti- guug nicht in meiuer Gewalt stand. Dieser Umstand miQe die Unvollstandigkeit dieser Arbeit, die noch viele Fragen unbeantwortet, iioch mauchen Zweifel iibrig Iiifst, entschuldigen. Ich wiirde inich zu ilirer Publication nicht entschlossen haben, wenn nicht die erlialtenen Resultate, so fragmentariscb sie sind, Vcrliiiltnisse von sehr merk- wiirdiger und, wie mir scheint, cigenlbumlicher Art aus- wiesen, dereu vorlaufige Kenntuib vielleicht veranlassen mird, Shnliche Vcrwandlungsvorg~nge bei anderen KBr- pern aufzusuchen, dercu Vorkoiiimen fur ein erschiipfen- des Studium keiue Schwierigkeit liaben kann. Jedeufalls behalte ich ioir vor, diese Untersuchung zu erglnzen, sobald icli durch den Besitz von neuem Material, das sich gliicklicberweise wieder in deu Braunkohlen zu Ar- tern zu zeigen anfingt, dazu in den Staud gesetzt seyn werde. Vielleicht giebt iibrigeos das neue Iuteresse, wel- ches diese Ssure dorcli das zu beschreibende Verhalteu erlaogt hat, einen Beweggrund mehr zur Aufsuchung und Entdeckung cines Verfahreus, sie kiinstlich hervorzubrin- gen. Unter den vieleu Versuchen indessen, die ich in

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601 dieser Hinsicht angestcllt babe, namentlich mit der Bern- steinssure, dic sicli nur urn 2 Aequivalente Wasserstoff, die sie enthglt, von ihr unterscheidet, hat keiner der Er- wartung entsprochen. Aach habe ich xuich durch Ver- suche iibeneugt, daCs sie nicht etwa in unsichtbarer Form, ,vie inan wit einiger Wahrscheinlichkeit vermuthen durfte, in den Braunkohlen von Artern eingeinischt enthalten ist. - Ich habe es fur angemessen gehelten, bei dieser Ge- lcgenhcit fGr den Nnmen Honigsteinsiiure den weniger trivial klingenden uud fiir Zusammensetzungen passen- deren Namen Melldhiirve (zusammengezogen aus pEb uud di9og) vonuschlagen, um so mehr, als auch in der Mineralogie von Vielen Mellith fur Honigstein gcbraucht wird.

Ich will einige Wor te iiber die Slure selbst vor- ausschicken , da dadiirch einige friihere hngaben berich- tigt werden, die Zusainmensetzung dcr krystallisirten S h r e auch friiherhin nicht bekannt gewesen ist. Die Zersetzung des Honigsteins geschieht bekanntlich am besten mit koh- lensaurem Ammoniak. Selbst ganze Krystalle lbsen sich, schon bei gewahnlicher Temperatur, unter Entwicklung von Kohlensiiure und Zurticklassung von Thonerde, im Aminoniaksalz auf. Diese Thonerde belislt indessen nach dem Auswaschen und Trocknen kohlensaures Ainmoniek in Verbindung zuriick; sie enthiilt aufserdem eine kleine Menge durch das Ammoniaksalz nicht ausziehbarer Mel- lithsiiure, ohne Zweifel iu Gestalt eines sehr basischen Salzes. Lbst mau sie in Salpeterssure auf, und bfst dic geslittigte, durcb geliude Abdampfuug concentrirte LS- sung einige Tage steheu, so setzcn sich daraus sehr kleine, aber sehr scharfe und gliinzende, theils farb- lose, theils gelblich gefiirbte Krystalle ab, welche in Wasscr ganz uoliislich sind. Sic enthalteii keine Salpe- terszure; beim Erhitzen verhalten sie sich vollkommen \vie uiellithsaure Thonerde. Die Aualyse und die niihere Betrachtung ihrer Form zeigte, dafs sie in der That nichts

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aoderes ~ i i i d , als wieder gebildeter Hoiiigsteiii =A], 0, +3C,OS+l8H,O. Sie sind theils OctaCder mit Ab- stt~inpfungen aller Ecken, theils Octaeder, bloh init ab- gesturnpften Grundecken, und oft rnit so vergriifserter Ab- slnmpfungstllche, dafs daraus ganz die Form des Hya- cinths entsteht.

Das mellithsaure Ammoniak verliert schon beim Ko- chen seiner Auflbsung Ammoniak und verwandelt sich in ein satires Salz. Hat man dalier den Honigstein in der Siedhitze mit kohlensaurem Ammoniak zersetzt, so geschieht es leicht, dafs die Aufliisung saures Salz, und dieses daiiii Thonerde aufgelbst entkilt, die bei der Dar- stelluug des Blei- oder Silbersalzes in diese mit tiber- geht. Bei der Abscheidung ails dieseii wird die Ssure dann thonertlehaltig, was man uin so eher ubersiebt, da sic dnnn besser zu krystallisiren scheint. Bei der Ana- lyse gab sie in diesem unreinen Zustande fast doppelt so vie1 Wasser, als die reine Sliure. Man mub &her bei der Darstellung des Aminoiiiaksalzes dieses vor Al- lem thonerdefrei zu erbnlten suclieii, was man dadrirch erreirht, d a t man seine Auflbsung, zur Entfernuug des uhersclilissipii kohlensnuren Aininoniaks, kingere Zeit iin Sieden erlillt , dnnn wieder mit kaustischern Aminoiiiak sattigt, von der Thonerde abfiltrirt, das Salz krystallisi- rcn hfs t und durcli wiederholtes Umkrystallisiren, jedes- inal iititer neuem Zusatz VOII Amiooniak, reinigt. - bas saure Ammoniaksalz ist vie1 leichter Idslich, als das iieo- trale; mischt inan zu seiner coiicciitrirten Lbsuug Ani- moniak, so gestelit sie zu einein krystallinisclien Magina ron neutralein Salz.

Zur Isoliruiig der Siiure bereitet man sicb das Blei- oder das Silbersalz. Ersteres zersetzt man durch Scliwr- felwasserstofl, letzteres durch Chlorwasserstoffswure, de- reu Ueberschufs sicli ron der Melliths#ure abdunsteu lafst. Sie ist selir liislicli und krystallisirt erst in sebr couceutrirter Liisung in Gestalt einer airs sehr feineu

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603 I<rystalloadeln verwebten, seideglznzenden Masse. Sie ist luftbestaudig, scLmeckt stark sauer, schrnilzt beim Er- hilzen und verbrenut an der Luft wit leuchtender, ru- fseuder Flaoime, unter Verbreituug eines arolnatischen Geruchs uud Zurucklassung vuu vie1 Kohle, die zuletzt oboe Hiickstaud verscbwindet. In einem Destillations- gef5Cse erliitzt, vertliichtigt sich ein Theil unzersetzt, das mcistc aber wird zersti)rt.

Die krystenisirtc Mellilhsaure verliert beim Erliitzen bis gegeu 200" lieiii Wasser. Sie cuthalt aber, wie die Analyse zeigtc, 1 At. oder 15,66 Proc. basisches Was- ser; sie ist also H,O+C,O,.

0,360 Grm. Saure gabeu 0,552 Kohlensiiure und 0,059 Wasser. D i e t giebt folgende Zusamlnensetzung:

Berrcbnct Gefunden.

4 At. Kohlenstoff 305,74 42,58 42,38 3 - Sauerstoff 300,CIO 41,76 4426 I - Wasser 112,4S 15,66 16,38

718,22 100,OO 100,OO.

Ich babe fruher angegeben I ) , dat's aus der Aufl6- sung des neutralen mellitbsaureu Kalis durch Salpeter- s h r e ein sehr schwer lfisliches saures Salz gefallt werde, nelches in unsymmetrischen sechsseitigen l'riswcn, an deu Enden tnit einer auf zwei FlPchen des Prisinas ge- rade aufgesetzteu Zuscbarfung, krjstallisirt erhalteu wer- deu kouue. Icli habe syater gefuodeu, dafs dieses Salz keioeswegs das eigeutliche .saure Salz, sonderu daCs es, selbst uach wiederholtem Umkrystallisireo, cine constaute Verbindung deeselben lnit eiuer bestimmten Proportion salpetersauren Kalis ist. Mit Schwefels3ure eutwickelt es Dampfe von Salpeterslure; beim Erhilzen blsht es sich aufserordeutlich auf, indeln es dabei, uuabhaogig VOW Luftzutritt, ein Vergliinmen zeigt. Bei 150" ge- trocknet, verlor es, ohue zu zerfallen, 7 Proc. Wasser. 1) Poggendorff's . h a l e n , Bd. V1I S. 332.

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In drei Vcrsuchen gab es 30,7 - 30,s -29,7 Proc. Kali. Mit Kupferoxyd verbrannt, gabeu zwei Analysen 25,335 uiid 26,279 Kohlcnstiure und 11,38 uud 12,25 Wasser. Hieraus 18fst sicb folgende Zusammeusetzuug bcrecbneii :

Bereclinet Gdunuadcn.

1 At. salpetersaures Kali 30,7 Kali 30,4

10 - Wasscr 11,7 11,s 4 - zweifach-melliths.Kali = 26,4 Kobleustoff 23,3

100,o.

In der \V%rme vcrliert das Salz 7 Proc. oder 6 At. Wasser, die iibrigcn 4 htomc sind nicht oliue Zcrsetzuiig des Salzes sbscheidbar. Seine Zilsamuieusetzuug kanu also durch die Formel K O , N 2 O , + 4 ( K O M + H , O M ) +G H, 0 ausgedruckt werdcn. Es ist ein beinerkenswcr- thcr Urnstand, daL es vorzugsweise salpetersaure Snlze sind, wclche die sondcrbaren Verbindungeu dicser Art hervorbringen ; es gehiireu hierzu die Verbindungen von salpetersaureui Kali mit Kslium-Sulfowolframiat (I3 e r z e- l i u s ) und die von salpctersaureln Silber mit Cyaniireu.

Uas eigeutliclie zweifach-mcllithsaurc Kali ist ein Salz von gnnz audercr Bescbaffenbeit. Ich erbiclt es durcli uuiuittelbarc Vcreioiguug der Saure wit Kali. Es ist vie1 ieichter laslicb, als das ebeu beschriebcne, und bildet ansehnlich grofse, durchsichtige Krystalle, die gc- schobcii vierseitige Prismeu siiid wit Abstunipfungen, und zuweilen auch Zuschgrfungcn der scbarfen Seitenkantcn und Abstumpfuiigen der Endkanten. Beim gclindcn Er- w%rinen verliert es Wasser, und wird milchweifs, ohnc zu zcrfallen. Aus seiner AuflBsung mird diirch Salpe- terssiire das salpeterhaltigc Snlz gcfgillt.

100 Th. dicses Salzcs, bis zu l S O o erbitzt, gabeu 17,93 Wasser.

0,347 Grin. durcli Schwefels%ure zersctzt, gabeu 0,154 sclirvefclsaiires Kali, also 23,99 Proc. Kali.

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0,524 gaben bei der Aualgse mit Kupferoxyd 0,486 Kohlcnsaure, also 25,61 Proc. Koblenstoff, entsprechend 51,06 Melli1lislure; auberdem 23,85 Proc. Wasser.

Hieroach ist das Salz zweifncb -mellithsaures Kali uiit 5 At. Wasser, und bestebt nach der Rechnung aus:

Gerunden.

1 At. Kali 24,96 23,99 2 - Mellithstiure 51,25 51,06 5 - Wasser 23,79 23,85

100,oo. In der Warme gchen daraus 2- des Wassers wcg

und es bleibt 1 At. zuriick, das sich erst bei der Zer- stilriiiig der SBurc zeigt, das Salz ist also

Die Formen dieses und des vorbergehenden Salzes ver- dieuen wohl niiher bestiiniiit und init eioander verglichcn zu werden; vielleicht baben beide dieselbe Forin, uud zwar die des Salpeters. Man kiii~ntc das salpeterhaltige Salz als zweifacli-inellithsaures Kali betrachteu, woriu das 1 At. salpetersaure Kali ein Aequivalent w3re fur 10 At. Kryst allwasser.

Ich koinme nun zu dew sehr inerkwiirdigen Verhal- tcn des mellithsauren Ammoniaks in IiSherer Ternperatur. Bis zu 150° erhitzt, verliert dasselbe vie1 ilminoiiiak uiid Wasser, und verivandelt sich in zwei neue, stickstoff- lialtige organische Kiirper, von dcnen der eine wenig- stens cntschieden eine Saure ist, rind als saures Ainino- niaksalz init dein andern, der in Wasser gauz uiililslich ist, gemengt zuriickhleibt. Es ist diefs, wie ich glaiibe, das erste Beispiel der Erzeiigung einer stickstofflieltigen orgnnischen S:iure aus dem Amlnoniaksalze einer stick- stofffreicu.

Uiese Umwandlung ist sehr leicfit zu bewirken i n ciueiii Oclbade, woriu inan das fcin gericbene Salz, auf einer Porcellanschale diinn ausgebreitet , mehrere Stun-

( K O , l k + H , O , M)+.IH,O.

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den laog und unter lifterem Umriihren, in einer Tempe- ratur zwischen 150° und 160" erhllt, oder so lange, 81s es ooch oacli Ammoniak riecht. Die Ainmouiakentbin- dung begiunt schon bei 100". Uebcrstcigt die Tempe- ratur 160", so eutsteheo secundsre I'rodacte, die das Resultat verwirren. Es ist auffallend , jedoch leicht er- kliirbar, dafs eioe coocentrirlc Aufl6sung rob rnellithsau- rem Ammoniak, in eiuer zugeschmolzeneu starken Glas- riihre melirere Stunden lang sclbst bis zu 200° erhitzt, durchaus keine VerBuderung erleidet.

Nach beendigtcr Zerselzuog ist das Salz i n ciii blafs- gelbliches Pulver umgerindert. Von Wasser wird cs iii

zweierlei Substanzen zerlegt , in einen weifseii Ktirper, der uogcl6st zuruckbleibt, und in ein Ammoninksalz, clas sich aufl6st. Man briugt die Masse auf ein Fihrum, lafst die Llisung abfliefsen und wbcht daou den weifsen Kiir- per mit Hiilfe der Waschflasclie so lange mit Wnsser nus, bis das durchlaufende oiclit lnebr sauer reagirt. Es ist hiezu sehr langes Auswaschen crforderlicli, und zwar init kaltem Wasser, weil durch heifsses der weifse Klir- per, weno aiich nur sehr langsain, verandert wird. J)ie erhaltene Aufliisung wird zur Trockoe verdunstet, wobei das neue Amlnoniaksalz in Gestalt eiuer weifsen, kaum krystallinischeo Masse zurlickbleibt.

10 Beziig auf die gleich auzugebeiideo Eigenschaf- ten schlnge ich fiir den weifsen unli.islichen Kiirper, als einer Art von Amid, den Naincn Paramid, und fur die Saure im Aininoniaksalze den n'amcn EuchromJiiwe vor (von eijlqoos, voo schbiier Farbe).

Das Paramid bildet iin trocknen Zasfande eine weifse, zieinlich hart ziisaininengebackene Masse. An der Luft wird es allmalig gelblich , wahrscheiulicli durch Einwir- Lung von hinmoniak. Es ist vollkoiiiincii gesclnnack- und geruchlos. Mit Wasser geriebeu, sieht es genaii \vie .init Wasser zerriehener wcifser Thon aus; aucli riecbt es d a m wie befeuchleter Thou. Es ist iinlbslich in Was-

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ser, Alkohol, Salpeterslure und selbst in KClnigswasser. Von heifser Scliwefelslure wird es aufgeliist, von Was- ser wird es daraus wicder unverhdert gefiillt. Bei 200” verandert es-sich nicht, es verliert kein Wasser. Beitn stlrkeren Erbitzen verkohlt es sich , entwickelt Cyan- aininoniuui, und bildet ein Subliiiiat , welches theils tie€ blaugrlin und lialb geschmolzen ist, theils aus schwefel- geibeii Krystalluadeln bestelit, die durch einen sehr bit- tern Gescbinack ausgezeichnet sind. W a r bei der Bil- dung des Paratnids die Teinperatur zu hoch gestiegeo, so enthslt es nachber von diesein bitteren Kirrper ein- gemengt, der sich nicht mit Sicherheit davon trennen liitt. - Es war lciclit zu findeu, d a t das Paramid nicht Oxainid war.

Mit vieleiu W-asser Tage lang gckocht, liist sich das Paraniid iiacli und nach auf. Die AuflBsung ist sauer und liiutcrkifst nach dein Verdunsten ein neu gebildetes Ammoniaksnlz. Diese Umwandluug geht init der griifs- ten Leichtigkeit vor sich, weiin man Wasser bei einer Teinperatur von iiiigeBlir 200° in einem zugeschiiiolze- nen Glasrolir auf das Paramid einwirken Iiifst. Man er- halt eino selir saure AuflBsung, die nichts aiideres ent- lialt , als saures inellithsaurcs Ainmoniak.

Hieraus ging heivor, d a t zwischen deln Paramid und dein inellitbsaurrn Animouiak eioe Zhnlicbe Beziehung in der Zusaminensetzuiig bestehen musse, wie zwiscben den Amiden und den correspoiidirenden Aininoniaksalzcn. Es koniite dadurch eutstauden seyn. dds von 2 At. inellitli- saurein Atnmoiiiuinoxyd =C, H, N, 0, , 1 Aeq. Ani- inoiiiak und 4 Aeq. Wasser, d. h. no& eininal so riel, als das Salz gebildet entlialt, weggegangen waren. I)er Rest ist dann C,H,N,O,. Die Analgseii babeu ge- zeigt, dafs diels in der That .die Zusarnmensetzung des l’arainids ist , obgleich dicse Erklarung seiner Bildung, da sic die zugleich entsteheiide Euciironslure uuberiick- sichtigt liifst, nicht gauz exact ist, und es nur untcr der

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Voraussetzung seyn kann , dafs Euchronssure und Para- mid gleiche Zusammensetzung haben.

0,683 Kohlenssure 0,0.52 W'asser 0,680 Kohlenslure 0,061 Wasser 0,69.5 Rolilens3ure 0,050 Wasser.

I - t

I. 0,374 Paramid gabeu

11. 0,366 - 111. 0,372 - Bei einer qualitativcn Stickstoffbeslimmung wiirden

Stickgas und Kohlenstiuregas genaii in dem Verhiiltnifs von 1 : 8 erbalten. Diese Data geben folgendc Zusam- mensetzung :

8 At. Kohlenstoff '50,916 50,4S 51,37 51,G

2 - Stickstoff 14,740 4 - Sauerstoff 33,305

Berechoet. I. 11. 111.

2 - Wasserstoff 1,039 1,54 1,93 1,49

100,000.

Die wichtigste Controle fiir die Hichtigkeit dieser Zusammensetzung war das Verhalten zu Wasser ; war sie richtig, so mufste es gerade auf verwandelt werden in zweifach -mellitbsaures Ammoniak. Der Versuch hat ge- zeigt, dafs diefs in der That der Fall ist. Uei der Ein- wirkung von Wasser treten zti 1 At. Paramid die Ele- inentc von 2 At. Wasser, und bilden damit 1 Acq. Am- moniak und 2 At. Mellithsiiure. Diefs geschieht jedoch nur mit Wasser von 200O. Bei looo geht diese Um- wandlung nicht allein sehr laiigsain, sondern auch nur partiell vor sich, und es bildet sich zugleich euchronsau- res Ammoniak, welches sich dann bei dieser Tempera- tur unverandert erhglt. Es war vorauszusehen, dais die Alkalien dieselbe Verwandlung veranlassen wiirden ; in- dessen geschieht sic diirch diese ebenfalls niclit augen- blicklich, sondern das Pnramid scheint sich anfangs oder

wenn

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6’09 weiin keiu Uebersclrufs von Base vorhauden ist, uiivcr- andert damit zu verbinden. Denn Ubergielst iiiau Put- ver voii Paramid mit Kali oder Ammoniak, so veriiudert es sogleich sein Anseben; es wird voluuiinfis, flockig uud l6st sich dann bei Ziisatz von Wasser auf. Aus tlieser AuflOsung mird durch Salzslurc, wcnn man sie soglcicll zuinischt, unter inilchiger Triibung der Flusaigkeit, eiii weifses, unkrjstallinisches Pulver gefsllt, welclies unver- iindertes Parainid ist. Lifst ipan abcr die Auflfisurig in Kali cine Zeit lang stehen, SO fangt sie an Arninouiak zu entwickeln uiid von SIureu wird sie danii nicht inehr getrubt. Dagegen zeigt sie niin die eigenthiimlicheii Ke- actionen der Euchrousaure. Aber auch diese gehen bald voriiber, und dann fiodet uiau in der Aufllisiiug nor Mel- lithslure. In ddr WBrme geht dicse Umwnndluiig au- geublicklich vor sich. Bei Anweudung von Ainmoiiiak jedoch scheint die Verwandlung in Mellithsaure iiiir par- tiell Tor sicli zu gehen uud ein Theil clcs euchronsau- rcn Ammoniaks sich unver!indert zu erhalten. - Mit der so wicder gebildcten Mellitlislure wurde das krystalli- sirlc Ammoniaksalz und .das Silbersalz dargestellt, letztc- res analysirt uud die Saure daraus abgeschieden.

Es war inliglich, d a t das Parainid gebundencs Was- scr eiithielt , dafs es also eigcntlicti eiii wosserstofffrcicr Kbrpcr ware =C, N, 0, t H , 0. Zur Beanlwortuni; diescr Frage wurde iu sehr verdiiniites kaustischcs Anl-

moiiiali Paramid, uin die Rilduiig yon Euchronslurc ii~iig- lichst zu verhiiteii, auf einiual iu grofsem Uebcrsc!iuh gescbiittet , die Aiifliisung von dcm Ungelbsten abfltrirt uiid i:iit salpetcrsniirrm Silberoxyd veruiischt. Es cut- stmd cin sehr voluuiinbser, sclileimigcr Niederschlag, der nacli dem Aiiswasclien uiid Trocknen gelbliche Stiicke bildete. Bei 150° getrocknet, wnrde diese Verbindung rcin gclb, uiid gab iiach dem Verbrennen 51,22 Proc. Silber =55,01 Silberoxyd. Dieh gicbt fiir das l’arauiid das Atoingewicht =I187 (das bcrcclinrtc ~1201) . Wiirc

l‘o:gcndorll’s Annd. RJ. 1.11. 39

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GI0 1 At. Wasser weggegangen, so wtirde das Atomgewiclit zu 1088,5 ausgefallen seyn.

0,571 dieser Verbindung gaben 0,476 Kohlensaure und 0,042 Wasser, d. b. der an das Silberoxyd gebun- dene Kbrper entlrielt 51,22 Proc. Kohlenstoff und 1,81 Wassersto ff.

Wird die Silberverbindung bis zu 200" erbitzt, so wird sie rein braun, verliert aucb an Gewicht; es geht aber kein Wasser, sondern Ammoniak weg. Sie hinter- l a t t dann 52,74 Proc. Silber. Erhitzt man sie bis zum GlBhen, so zersetzt sic sicb ganz ruhig, indem sie sicb schwant und BlausYure entwickelt. Diefs zeigt, dafs bei keiner Temperatur der Wasserstoff ohne die ganzliche Zerstiiruog des Paramids ausgeschieden werden kann.

Es wurde crwlhni, dafs die Masse, die nach dem Erhitzeu des mellithsauren Ammoniaks bis zu 1500 zuriickbleibt, durch M'asser in Paramid und in eiri lbsliches Ammoniaksalz zerlegt wird. Dieses Salz ist saures' euchronsanres Ammoniak. W a r die Zersetzung nicht vollstandig, so enthllt es saures inellithsaures Am- mooiak; war die Temperatur bbher gestiegen, so ist es gelb und eothalt den gelhen bitteren Kbrper. Es setzt sich in kaom krystallinischen weiten Rinden ab, ist in kaltem Wasser nur wenig und nur sehr laugsam 1l)slich und reagirt stark sauer.

Um die Saure daraus abzuscbeiden, last man es in der kleinsten niithigen Menge siedenden Wassers auf und vermischt diese Lbsung, noch beifs, mit Salzstiure odcr Salpetersiiure. So wic sie urn einige Grade abgekiihlt ist, fiugt die Saure an, sich in Gestalt eincs weifsen krystallinischen Pulvcrs abzuscheiden : nach deiii vblligen Erkalten bleibt nur sehr wenig aufgelbst. Man reioigt sie durch Umkrystallisiren aus siedend beifsem Wasser; durch sehr langsames Erkalten dieser 1Asuug kann sie in kleinen, aber bestimmbaren Krystallen erhalten wer-

EwhronsGure.

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deu. Uurcb EssigsYure wird das Aimnoniaksalz nicht zersetzt.

Die Euchronsiiure krystallisirt in sehr niedrigen, ge- sclroben vierscitigen Prismen, die mehrentheils auf eigen- thiimliche Weise zu Zwillingen verwachsen sind. Sie ist sehr schwer liislich, reagirt aber stark sauer und schineckt uogefiilrr wie Cremor tartari. In dcr Wlrme verlieren die Krystalle Wasser und werden undurchsich- tig, obne zu zerfallen. Sie scheint bei ungleichen Tem- peraturen gerade Brucht4eile vom ganzen Wnssergchalte zu verlieren; zuweileii erhalt inan sie in gelblichen gro- fseren Krystallen, die aucli in der Form vou den farb- losen verschieden zu seyn scheiuen. Aber dann Gndet man stets Spuren vou Ainmoniak dariu, und es sieht fast aus, als ob sic bei der Krystallisation aus einer sal- miakhaltigen Fliissigkeit den Salmiak theilweise zersetzen kiinne. Bei 200° verliert sie alles Wasser, welches sie ohne Zersetzung abgeben kann. 0,462 Eucbronsaare gaben 0,050 Wasser = 10,82 Proc. 0,174 - 0,018 - = 10,34 - 0,386 - 0,042 - =lO,SS - 0,203 - - 0,021 - ~ 1 0 ~ 3 4 -

Die berechnete Wassermenge, die sie bei 20O0 ver- liert, ist 10,49 Proc. und betragt 2 Atome.

Sie liirst sich daun bis zu wenigstens 280° erhitzen, ohne weitere Vergnderung. Weiter erhitzt, schmilzt sie unter Kochen iiud Zersetziing, indem sich, wie beim Pa- ramid, Cyanainmoniiim und ein tief griiues, bitter schmek- keudes Sublimat bilden. Iu ihrer Aufllisung in Wasser wird sic bei der Siedhitze uicht verlndert, eben so we- nig durch Salziiure oder Salpeterslure. Erhitzt man aber krystallisirte EuchronsYure mit einer zu ihrer Aufllisung lauge nicht binreichenden Menge Wassers in einem zu- geschmolzenen Glasrohre bis zu 200°, so last sie sich vollstiindig auf , ohne sich bciiii Erkalten abzuselzeii

39 *

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denn sie ist nun in saures mellitbsaures Ammoiiiak ver- wandelt.

Unter allen bekannten organisclien Ki)rpern ist die Euchrousliire durch ibr merkwiirdiges Verhalten zu me- tallischem Zink ausgezeichaet. Sie wird dadurch in ei- nen tief blauen Kbrper iiingetindert, der sicli aus der auf- gelasten Saure auf das Zink nicderschlagt. Stellt mau das blanke Metall in cine Auflbsung von Euchronslure, so fdrbt sich seine Oberfllche augenblicklich prschtig blau. Die Farbe ist so intensiv, d a t sich die geriogste Spur von Euchronstiure zu erkeiinen giebt, wenn man einen Tropleu der zu priifenden Flussigkeit auf blankes Zink bringt. Der blaue KBrper last sich nicht von selbst vom Metall ab , auch nicht, wenn man es in eine im Sieden bcfindliche Auflirsung stellt. In diesem Falle nimtiit der blaue Uebenug uach und nach eine so in- tensive Farbe an, dafs er schwan aussieht, jedoch mit einein deutlichen Scheinc in’s Rothe, ungefiihr wie In- digo. Taucht man nachher das Zink einen Augenblick in sehr verdutinte Salzstiure, so last sich der blaue Ksr- per ab; man kann ibn nun abtiltrireii, aiiswaschen un-d trocknen. Er bildet eine schwarzc Masse, die kein Zink enthllt. Beint gelindesteu Erwiirmen , selbst auf Papier, wird er aiigenblicklicb durch uud durch weirs, und ist dann wieder in Euchronsiiure verwandelt. Er verhiilt sich also vollkotnmeii so, s i e es B e r z e l i u s beitn farb- losen Iudigo eatdcckt hal , 1)Ur umgekehrt in Bezug auf die Farbe. Uieses Verhaltcn der Euchronsiiure sielit demnacb gain wie ein Reductionsprocefs atis, and liiichst wahrscheinlicli ist der blaue Kirrper cine iiiedrigerc Oxg- dationsstufe des Radicals dieser Siiure. Man kiinute i h p dann Euchronoxyd nennen, das Radical also Euchron. Zu meinein grbfsien Beclaiiern war es mir, aus gtinzli- chem Mangel an Material , nuuiiigfich , weitere Uotersit- chuugeu iiber das Vcrhalten uud die Natiir des Euchrons

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vorzunehmcn, welches, wie man sieht , Verhlltnisse von tlieoretischer Wichtigkeit danubieten verspricht. Nur sein ausgezeicbnetes Verbalten zu Alkalien kann ich noch angeben. In Ammoniak, so wie in kaustischem Kali, lust es sich mit der prachtvollsten Purpurfarbe auf, die an Intensitat und Schbnheit die vom iibermangansauren Kali oder vom Murexid noch zu iibertreffen scheint. Aber in dieser Auflbsung ist es in Beriihrung mit der Luft so leicht . veranderlich, dafs die Fliissigkeit sogleicb anfhgt, sich von der Oberfliiche an zu entfdrbeu, und dafs es hinreicht, sie zu bewegen oder sie auszugiefsen, uin sie vollkom- meu farblos zu machen. - Liifst man Platin, in galva- nischer Combination mit Zink, in eine Auflbsung von Euchrousaure tauchen, so scheiut die Bildung des Eu- cbrons nicht vor sich zu geheu; sie tritt aber augenblick- lich ein und giebt sich durch die Purpurfarbe am Pla- tin zu erkennen, sobald mau die Slure mit Ammoniak szttigt.

Eine andere Bildungsweise des Eucbrons findet durch Eisenoxydulsalze statt. Vermiscbt man Eisenchlorurl6- suug rnit aufgelbster freier Euchronslure, so wird diese iiicht veraudert; fiigt man aber d a m ein Alkali hinzu, so eutsteht ein volumiobser, tief veilchenblarier Niedersclilag von grofser Scbanheit der Farbe. Man kanu ihn nicht u1iver;indert rrbfiltriren; so wie er an die Lurt kommt niinnt er die Farbe vou Eisenoxydbpdrat an. In Salz- s%urc ist er obne Farbe vollstzndig liislich ; Manganchlo- riir uiid Zinnchlorur zeigeii keine ahnliche Wirkung. Icli habc bereits angefuhrt, dafs das Paramid, in Alkalien aufgcliist, im ersten Augenblicke die Reactionen der Eu- chronszurc zeigt; es gicbt n i t Zink Yurpur und mit Ei- senchlorur die veilchenblaue Verbinduug. L l h t man die Auflbsung in Kali eine Zeit lang steheu oder erhitzt sic, S O koiiiinen diese Keactionen niclit mehr zum Vorscheiu; die BUS den1 Paramid anfauglich gebildete Eucliroiisaurc

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ist dam, tinter hmmoniakbildung, in Mellithsiure tiberge- gangen.

Es ist hervonuheben, dafs sich bei dcr Bildung des Euchrons durch Einwirkung von Zink auf die siedende L6sung der Euclironslure, ein Gas ( Wasserstoffgas oder Ammoniakgas), jedoch in kaum bemerkbarer Menge, ent- wickelt. Dafs es frei wird, ist gewib nur eine secun- dare Erscheiuung, die vielleicht mit dem Umstande zu- sammenhtingt, daEs sich zugleich in der Fltissigkeit eine kleine Menge eines weifsen Pulvers niederschllgt, wel- ches mellitbsaures Zinkoxyd zu seyn scheint ; wenigstens enthllt .es Zinkoxyd und riecht beim Erhitzen aromatisch, wie ein mellitlisaures Salz.

Wenn es lnir unm6glich war, die Vorgloge bei die- sen Erscheinungen genauer zu erkllren, so ist es mir wenigstens gelungen, wie icb glaube, die Zusammensetzung der Euchronslure festzustellen. Die Bestimmung dersel- ben war vor Allem von Wicbtigkeit, weil sie den Schltis- sel zur exacten Erklzrung ihrer Bildung enthielt. Es wurde bereits erwahnt, dafs sie sich mit Wasser von 2000 in MellithsHure und Aminoniak verwandelt. Da das Paramid dieselbe Metamorphose erleidet , so mufste in der Zusammensetzung zwischen beiden K6rpern eine einfache Beziehung obwalten ; sie mufsten entweder iso- merisch seyn, und beide dann dieselben Quantitlten von Mellithsaure und Ammoniak hervorbringen, oder die re- lativen Quantitlten beider Producte mubten ungleich seyn. Ohne diese Controle ware es mir, bei den geringen Men- gen, die mir zur Uotersuchung zu Gebote standen, un- mbglich gewesen, die Zusammensetzung mit Wahrschein- lichkeit auszumitteln.

Zur Bestimmung des Atomgewichts der EucbronsHure wurde das Silbersalz und das Bleisalz dargestellt.

Das Silbersalz ist ein blab schwefelgelbes, schweres Pulver, welches aus einer verdtinnten Auflllsnng von sal-

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yetersaurem Silberoxyd durch freie Euchronslure gefiillt wird. Anfangs lost sich der Niederschlag beim UmschUt- teln wieder auf; aus einem solcben wieder klar gewor- denen Gemiscbe setzt sich aber dann das Silbersalz beim Erkalten ab. Es ist bemerkenewertb, dafs sich dieses Salz nicht in Ammoniak auflbst; es wird aber dadurch veriindert und farblos, und schllmmt sicb dann so auf, dafs beim Filtriren der grCIfste Tbeil durch das Papier gebt. Vielleicht entbllt es nun einen andern Kbrper; jedenfalls entbslt es aber nach dieser Einwirkung des Ammoniaks nocb Silber. Hat man zu einer siedend bei- Len Euchronslurelbsung nur so lange tropfenweise eine neutrale Silberlbsung gemischt, als noch TrUbung erfolgt, filtrirt dann und mischt zu der Fliissigkeit tropfenweise Ammoniak, so erhllt man einen hbchst voluminbeen scblei- lnigen Niederschlag, der sich kauln abfiltriren Iiitt , und beim Auswaschen, wobei das Wasser hbchst langsam durchgeht, sich tbeilweise wieder auflbst. Es scbeint dieselbe Verbindung zu seyn. - Salzsaure scheidet aus dem euchronsauren Silber die Eucbrooslure wieder mit allen ihren Eigenschaften ab. Beim Erbitzen zersetzt sich dieses Salz ruhig, unter Abscheidung von vie1 Kohle und Entwicklung eines mit bltiulicher Flamme brennen- den Gases, das anfiiuglich aromatisch, wie verbrennende Mellitbsgure, nachber wie Cgnns;iure riecht. Nach Ver- brennung der Kohle bleibt das Silber ziernlicb fest zu- sammengesintert zuruck.

0,342 Grin. euclwousaures Silberoxyd, bei 170° ge- trocknet, gaben 0,198 Silber = 6 2 ~ 7 Proc. Silberoxyd.

0,396 Grin. eucbroosaures Silberoxyd, bei 150° ge- trocknet, gaben 0,2985 Chlorsilber = 60,95 Proc. Sil- beroxyd.

0,393 Gmi. euchronsaures Silheroxyd, bei 200° ge- trocknet, gaben 0,230 Silber =62,85 Proc. Silberoxyd.

Nimmt man die letztc Zahl, =62,85, als die rich- ligstc und in dein Salz 1 At. Silberoxyd an , so wird

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hiernach das Atomgcwicht der Euchrousiiure = 856. Die zweitc giebt 930.

0,758 Silbersalz, bei 160° getrocknet, gaben, mit Ku- pferoxyd verbrannt , 0,558 Kohlensiiure und 0,013 Was- ser. DieL betriigt 20,23 Proc. Kohlenstoff und 0,189 Proc. Wasserstoff (oder 1,71 Proc. Wasser), und zeigt, dafs im Silbersalz auf 1 At. Silber 6 At. Kohlenstoff cnthnltcn seyn miissen.

Das Bfeisalz wurde durch Vermischen einer siedend heifsen Lilsiing vou Euchronsaure mit einer verdiinnten Lirsuug von neutralem essigsauren Bleioxyd erhalten. Das Salz setzt sich erst beim Erkalten in mikroskopischeu gel- ben Krystallen ab, die ein lebhaft gelbes Pulver bilden. W i r d die abgegossene Fliissigkeit bis zum starken Sie- den erhitzt, so triibt sie sicb, und setzt einen schweren, cvezsen Niederschlag ab , der mellithsaures Bleioxyd ist. Das Bleioxyd mirkt also hier, !vie die Alkalien.

0,220 euchronsaures Bleioxyd rcrloren , nach dem Erhitzen bis zu 160°, 0,025 Wasser =11,36 Proc.

0,195 wasserfreies Salz g3bcn nach dem Verbren- lien 0,0827 Bleioryd oder 42,41 Proc. D i e t giebt 1693 oder ungefiihr ein doppelt so holies Atorngewicht, als das Silbersalz gab, und zeigt, dafs entweder letzteres 2 At. Silberorrd, oder clas Dleisnlz aiif 1 At. Base 2 At. Saure enthllt.

Erst uachdcm diese Bestiminungen gemacbt waren, fand ich, d a t beide Snlze, die ich nacb dein Erhitzen his zu 150° - 160" fiir wasscrfrci hielt, in der That nocli Wasser entbalten, welchcs erst bei eincr Temperatur weggeht, mobei die Siiure selbst zersetzt zu werden an- fingt. Es mangelte mir nun nber an Material, um die Aualysen init Riicksicht hierauf zu wiederholen. Nur beim Silbersalz hatte icli zuletzt gefunden, da€s 0,4015 Grm. bereits, bei 150° getrockncf, bei 200° noch 0,0085 oder 2,11 Proc. Wasser verloren. Der nach der gleich anzogebenden Formel berechnete Wassergehalt betrlgt

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2,38, woraus hervorgebt, dafs schon bei 160° das Salz angefnugca batte, Wrrsser zu verlieren. Hieraus sind die Differcnzen in den obigen Analysen des ungleichen Tem- peraturen ausgesetzten Silbersalzes crkltirlicb.

Die Analyse der freien, zuvor bis zu 200" erhitz- ten Euchronslure gab folgende Resultatc :

0,448Kohlens. = 48,96 Proc.Kohlenstoff 0,040Wasser = 1,75 - W-asserst. 0,374 Kohlens. = 48,70 - Kohleustoff 0,027 Wasser = 1,51 - Wasserst. 0,547 KohIens. = 48,32 - Koblenstoff 0,040 Wasser = I ,4l - Wasserst.

I. 0,253 gaben 1 1 I

11. 0,197 -

111. 0,313 - Bei ciner Stickstoffbestimmung, die nur einmal, und

zwar mit einer gelben, also wabrscheinlich ammoniakbal- tigen Saure gemacht, und die aucb sonst nicht ganz tadel- 10s aiisgefiihrt wurde, gaben 0,202 Saure l'7,49 C.C. Stickgos bei 00, also 10,98 Proc. Stickstoff.

Diese Resultate scheinen mir, wenn man dabei die Bildungsweise der Euchronslure und Verhallen zu Was- ser bei 200° in Betracht zieht, nur mit der Zusainmen- setzung =C,,N, 0, vereinbar zu seyn.

Ihr Atomgewicht ist dann =169-1,29. Das aus dem Bleisalz abgeleitete Atomgewicht, wcnn man 1 At. Was- ser ebzieht, ist =1781, das aus dein bei 150° getrock- neten Silbersalz berechnete, wenn man es verdoppelt uud 1 At. Wasser abzieht, =1747. Ich babe schon oben den Grund der lnangeladeu besseren Uebereiastim- inung angegeben. Er gilt aucli fur die 1,71 Proc. Was- ser, die bei der Analyse des Silbersalzes mit Kupfer- oxyd erhalten wurdcn.

Das wasserfreie Silbersalz ist dann WgO+C, ,N,O,, das wasserbaltige =2AgO+C, N, 0, +H, 0 und ent- h5It 2,38 Proc. Wasser.

Das bei 150° getrocknete Bleisalz ist PbO , C, ,N20, +H,O, und enlhalt nach der Keclinuog 43,56 Proc. Blei-

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oxyd. Die Analyse gab 42,41. Das krystallisirte, un- verwitterte dagegen ist PbO, C,,N,O,+BH,N. Nach der Rechnung verliert es beim Erhitzen 2- des Wassers oder l2,32 Proc. Der Versuch gab 11,36.

Die bis 20O0 erbitzte Eucbrons%ure ist =2H,O + C, N, 0,, die krystallisirte enthPlt aufserdem noch 2 At. Wasser, die beim Erbitzen weggehen,und nach der Recbnung 1448 betragen. Das Mittel von vier Ver- suchen gab 1459.

Hiernach e r b l t man dann folgende Zusammen- sclzungen * ) :

D a s w a s s e r f r e i e S i l b e r s a l z .

Berechnet Gcfunden.

2 A g 0 2903,22 63,14 62,86 c.2 917,25 l9,95 2423 N1 177,O.l O6 600,OO

4597,51. Euchronsaure bis zu 2000 erMzt =2H,O+C, ,N,06.

Berechnet. Gefunden. I. 11. 111.

12 At. Kohlenstoff 917,25 47,79 48,96 48,70 48,32 2 - Stickstoff 177,01 9,23 - - 1498 6 - Sauerstoff 600,OO 31,526 - - 27,93 2 - Wasser 224,96 11,72 15,81 13,70 12,77

1919,25 100,OO 100,oo

Das ain meisten abweichende Rcsultat der Analyse I verdient am wenigstcn Vertrauen, weil dam eine gelb-

1) In dun in den Giittingischen gelelmten Anreigen, No. 5, I&], ent-

haltenen Abdruck dieaer Abhandlung ist die Zusammensetrung cler EuchroGure anders, ah hier berechnct. 1141 mufs daher bemerken, daL die obigcn Angaben, die rich auf neuere Versuehe griinden, als die richtigen uod all& giiltigcn au bctrachten sind.

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lichc , also jedenfalls nicht vollkomlnen reine Euchron- sYure angewandt wurde.

Das enchronsaure Ammoniak, wie es nach dem Er- hitzen des mellithsauren Ammoniaks erhalten wird, mtlfste dann wahrscheinlich nacb 'der Formel N, H, , H, 0 + H, 0 , C, , N, 0, zusammengesetzt seyn. Ich habe es adalysirt nach dem Erhihen bis zu 200°, wobei es sich nicht verlndert.

0,486 KoblensPure = 43,62 Proc. Kohlenstoff 0,081 Wasser = 2,91 Wasserst. 0,308 gaben1

Nach der Recbnung enthiilt es :

12 At. Kohlenstoff 917,22 42,98 43,62 10 - Wasserstoff 62,39 2,92 2,91

Bereehnet Gefunden.

4 - Stickstoff 354,08 8 - Sauerstoff 800,00

2133,69.

Die berecbnete Zusammensetzung der wasserfreien Euchronslure ist :

12 At. Kohlenstoff 917,22 54,138 2 - Stickstoff 177,04 10,449 6 - Sauerstoff 60,OO 35,418

1694,26 100,000.

Die Zersetzung des mellithsauren Ammoniaks in hi)- herer Temperatur bestebt d a m darin, dafs aus 7 Ato- men des Salzes entstehen:

2 At. Paramid N 4 O8

1 - Euchronslure =C,, N, 0, 4 - Ainmoniah = H24N8

01 4 - 14 - Wasser - H Z 8

7At.melliths.Ammon.=C,8H,,N,,0~,. Bei der Umwandlung der Euchronsaure mit Wasser

von 2000 in Mellithslure und Ammoniak metamorphosirt

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sich 1 At. SIure mit 3 At. Wasser (=C,,H,N,O,) zu 3 At. MellitbsBure und 1 Aeq. Ammoniak.

3 At. Mellitbsaure =C,, 0 9

1 - Ammoniak = H 6 N 2

c , 2 H6 pl’Z O9* Bei derselben Umwandlung des Paramids bilden die

Elemente vou 1 Atom Paramid iind vou 2 Atomen Was- ser (=C, H, N, 0,) 2 At. Mellitbsaure uud 1 Aeq. Am- moniak.

2 At. Mellithslure =C, 0 6

1 Amnioniak = H6Bz ~ - - - -

C, H, N, 0,. Auch stellt sich nocli die andere Zusaiiimensetzungs-

beziebung zwisclien Parauiid und Euchronsaure beraus, dnfs namlicb 3 At. Paramid, =c,, €1, 0, , , die Ele- mente von 2 At. EuchronsSure und 1 Aeq. Ammoniak enthalten , gleichsam als ob Paramid ziveifach -euchron- saurcs Ammoniulnoxyd gcwesen ware, melches 2 At. Was- scr verloren hltte.

Es ist wahrscheinlich , dafs Paramid iind Euchron. saure, fur sich der Einwirkung einer begrauzteu hiiheren Temyeratur ausgcsetzt, ebenfalls wicder neue und mcrk- wiirdige Verwaudlungsproducte erzeugen werden. Im- mer wenn man mellitbsaures Amiiioniak , oder Paromid, oder Enchronsaure bis zur Zerstiirung erhitzt, erhalt man ein tief griines Subliniat iiud eiuen gelben , hrystallini- schen, bitteren Kihper. Elie ich die oben bescbriebene einfacbc Metamorphose dcs mellithsauren Aininoniaks bei 150° beobachtet hatte, untermarf icli eine Portion des Salzes in einer Retorte dcr trockiien Dcstillatiou in ei- nem Metallbad bei einer Temperatur zwiscben 30O0 und 350O. In die Vorlage ging Wasser und Aminoniak, theils freies, tlicils kohlensaurce iibcr, im Gewiilbe der Retorte bildcte sich ciu blaugriincs, hnlb geschmolzcncs, uncl in

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621 vie1 kleiucrer Menge ein weifses , wollig krystallinisches Sublimat. Die Masse in der Retorte war verkohlt. Als sie rnit Wasser behandelt wurde, konnte man darin griin- lic+gelbe, sehr gltinzeude Krystallnadeln unterscheiden, die aber von der iibrigen Masse nicht mechanisch zu treunen waren. Beim Verduusten hinterliefs das Was- ser eine kleiue Menge eiues sauren Riickstandes. Die game Masse in der Retorte wurde mit verdiinnteiu Am- moniak digerirt, womit eiue dunkel blaugriine Aufliisung entstand. Beim Erkalten schieden sich daraus feine, weifse Blsttchen, jedoch nur in geringer Menge ab, die nach dem Abliltriren und Trocknen eine weifse, schimmernde Masse bildeten. Diese verfliichtiglc sich obne Zersetzung zu einem wolligeii Sublimat. - Die dunkelgriine Liisuug in Ammoniak, moraus sich diese Substanz abgesetzt hatte, gab bei der Sgttigung mit Salzstiare einen dunkel biau- griinen , sich leicbt aufscliltimmenden, schwer auswascb- baren Niedersclilag. Der Menge uach scbien er das we- sentlichste Zersetzuugsproduct zu seyo. Nach dem Trock- nen bildete er eine glznzende, schwane, sich leicht zer- briickelnde Masse , die beim Zerreibcn ein dunkelgrlines Pulver gab. Beim Erhitzen scheint sie nichts anderes als Kohle und Cyauammoniuin zu gebeo. Aus der von diesem Kiirper abfiltrirten Fliissigkeit setzten sicli bald nachhcr kleine gelbe Krystalle ab, die oline Zweifel init den anfangs in der destillirten Masse beobachteten, Kry- stallnadeln idetitisch und wabrscheinlich derselbc bittere Kiirper wareu, den man uacb zu starkern Erhitzen dein Parauiid beigcrnengt tindet.