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v. Baumbauer u. van Moorsel: Trinkwiisser v. Amsterdam. 475 licher Leichen ausserhalb der stadtischen Ringmauern die Masse der ubrigens in den Stadten faulenden anirnalischen Stoffe nur um einen kleinen Bruchtheil vermindert hat. LV. Ueber die Trinkwasser von Amsterdam. Van E. H. v. Baamhauer und 2. FL van loorsel. Der Fremde, welcher Amsterdam besucht und fragt, wie sich diese Stadt von 250000 Einwohnern mit gutern Trinkwasser versieht, muss sich wundern, dass man eine solche Stadt an einem Ort erbaut hat, welcher an trink- barem Wasser ganzlichen Mange1 leidet, obwohl zahlreiche Kanale die Stadt nach alien Richtungen durchschneiden, ein breiter Fluss, die Amstel, hindurchfliesst und sie zu- dem an einem grossen See, dem Y, gelegen ist, welcher mit dem Zuidersee zusarnmenhangt. Wahrend das Wasser der Kanale und selbst der Am- stel in der Stadt jetzt schlammig und snlzig ist, fuhrten diese Kanale, wie der Geschichtsschreiber berichtet, noch um das Jshr 1530 ein sehr schmackhaftes und am Ende dieses Jahrhunderts und zu Anfang des 17. ein noch trink- bares Wasser. Durch verschiedene Ursachen hat sich dieser Zustand mit der Zeit verandert. Einestheils ist das Niveau des Ys gestiegen, wahrend die von der Amstel zugefuhrte Wassermenge abgenommen hat. Es hat sich allmahlich Schmutz in den Kanalen angesammelt und ihr Bett er- h6ht, 60 dass das Wasser in denselben jetzt ein Gernenge von salzigem Y-Wasser, von Amstelwasser und von einem Extracte aller Arten von Unrath ist; selbst das Amstel- wasser ist auf ewei Meilen von der &a& mehr oder we- niger mit salzigem Wasser au8 dem Y vermengt,

Ueber die Trinkwässer von Amsterdam

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v. Baumbauer u. van Moorsel: Trinkwiisser v. Amsterdam. 475

licher Leichen ausserhalb der stadtischen Ringmauern die Masse der ubrigens in den Stadten faulenden anirnalischen Stoffe nur um einen kleinen Bruchtheil vermindert hat.

LV. Ueber die Trinkwasser von Amsterdam.

Van E. H. v. Baamhauer und 2. FL van loorsel.

Der Fremde, welcher Amsterdam besucht und fragt, wie sich diese Stadt von 250000 Einwohnern mit gutern Trinkwasser versieht, muss sich wundern, dass man eine solche Stadt an einem Ort erbaut hat , welcher an trink- barem Wasser ganzlichen Mange1 leidet, obwohl zahlreiche Kanale die Stadt nach alien Richtungen durchschneiden, ein breiter Fluss, die Amstel, hindurchfliesst und sie zu- dem an einem grossen See, dem Y, gelegen ist, welcher mit dem Zuidersee zusarnmenhangt.

Wahrend das Wasser der Kanale und selbst der Am- stel in der Stadt jetzt schlammig und snlzig ist , fuhrten diese Kanale, wie der Geschichtsschreiber berichtet, noch um das J sh r 1530 ein sehr schmackhaftes und am Ende dieses Jahrhunderts und zu Anfang des 17. ein noch trink- bares Wasser.

Durch verschiedene Ursachen hat sich dieser Zustand mit der Zeit verandert. Einestheils ist das Niveau des Ys gestiegen, wahrend die von der Amstel zugefuhrte Wassermenge abgenommen hat. Es hat sich allmahlich Schmutz in den Kanalen angesammelt und ihr Bett er- h6ht, 60 dass das Wasser in denselben jetzt ein Gernenge von salzigem Y-Wasser, von Amstelwasser und von einem Extracte aller Arten von Unrath ist; selbst das Amstel- wasser ist auf ewei Meilen von der &a& mehr oder we- niger mit salzigem Wasser au8 dem Y vermengt,

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Diese uble Lage hat die Einwohner gezwungen, sich anderweit mit gutem Trinkwasser zu versorgen, und schon seit langer Zeit hat man auf Schiffen das Vechtwasser in die Stadt gebracht, welches man zwei Meilen und im Som- mer selbst vier bis funf Meilen weit herbeiholen muss. Die Vecht, welche ihr Wasser aus dem Leck oder Rhein empfiingt, ist durch zwei Schleusen von der Amstel ah- geschlossen.

Diese Schiffe werden in andere stationare, durch die ganze Stadt vertheilte Schiffe entledigt und yon hier aus das Wasser an die Einwohner verkauft zum Preise von etwa 1 Sgr. die 30 Liter, wahrend im Winter, wenn die Fahrt unterbrochen ist, der Preis oft bis auf das Vier- fache steigt.

Ausserdem hat jedes irgend gut eingerichtete Baus einen aus Cement angefertigten Wasserbehalter, um das Regenwasser, das gewohnliche Getrank, aufzubewahren, das jedoch meistens ziemliche Quantitlten von Bleisalzen enthiilt und schon oftmals Coliken verursacht hat. Darum ist ein Filter mit Holz- oder Knochenkohle in jeder Am- sterdamer Haushaltung ein unentbehrliches Hausgerath. Wenn man sorgt, dass dasselbe drei bis viermal im Jahre erneuert wird, so kann man jene schreckliche Krankheit verhuten, welche Unachtsamen schon Gesundheit und Le- ben gekostet hat.

Das Regenwasser in Amsterdam enthiilt ausserdem bemerkenswerthe Spuren von Salzsaure , welche von der Zersetzung des im salzigen Wasser vorkommenden Chlor- magnesiums herruhren. Diese SHure und die Schwefel- wasserstoffsaure, welche fast nie in der Atmosphare von Amsterdam fehlen, werden vom Regen aufgenommen und helfen das in bleiernen Wasserleitungen aufgefangene Was- 6er bleihaltig machen.

Schon im Anfange des 17. Jahrhunderts scheint man sich beniiiht zu haben, Brunnenwasser zu erhalten, aber dasselbe in wenig betrachtlichen Tiefen nicht gefunden zu haben, so dass im Jahre 1605 in einern Spital (Oudeman- nenhuis) ein Schacht \-on 73 Meter Tiefe gegraben worden is t , welcher langere Zeit ein sehr gutes Trinkwasser ge-

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liefert hat. Spater scheint derselbe jedoch verschuttet wor- den zu sein, so dass man jetzt nicht einmal den genauen Ort mehr kennt. Wir iibergehen die in den verflossenen zwei Jahrhunderten entweder unausgefuhrt gebliebenen oder ohne Erfolg ausgefuhrten Projecte.

Im Jahre 1837 wurde eine Schachtbohrung unter Auf- sicht des niederlandischen Instituts auf dem Nieuaemarkt unternommen zu dem Zwecke, einen artesischen Brunnen zu erhalten. Man gelangte bis zu einer Tiefe von 17'2.64 Meter unter das normale Niveau des Wassers zu Amster- dam, gewohnlich mit dem Namen AP (Amsterdnmsch Peil) bezeichnet, welche daselbst 1,5 Meter unter der Ober- flache des Grundes war, wegen eines ungliicklichen Zu- falls jedoch (die Biegung eines Rohrs) musste dieses mit betrachtlichen Xosten verbunden gewesene Werlr verlassen werden.

Geleitet durch die bei dieser Bohrung gemnchte Er- fahrung, dass man namlich in einer Tiefe von 56,5 Meter nachdem man ein Thonlager von ungefiihr 28 Meter durch- bohrt hatte, ein Sandlager fand, das ein sehr reines und in ziemlich grosser Menge hervortretendes Wasser gab, welches bis 1 Meter unter A P stieg, unternahm C. P. F r i e s d e Z e y s t 1849 eine Schachtbohrung auf dem Bikkersei- land; er erreichte das Ende des Thonlagers, d n s hier nur cine Dicke von 11,4 Meter hatte, in einer Tiefe von 39.7 Meter und erbohrte ein sehr trinkbares Wasser, dessen Analyse wir unten finden. In demselben Jahre im J u l i bohrte er einen Schncht im Lutherischen Waisenhause, wo er das Sandlager in einer Tiefe von 52,3 Meter fand, bei einer Dicke des Thonlagers von 25,7 Meter; im Sep- tember 1849 bohrte er in einer Zuckerraffinerie auf der Lauriergracht. Das Sandlager wurde auf 55 Meter gefun- den, wiihrend das Thonlager 26,7 Meter dick war. 1850 und 1851 bohrte e r noch drei Schachte, einen auf dem Noordermsrkt, einen zweiten in einer Zuckerraffinerie auf der Bloemgracht, einen dritten in einem Armeninstitut auf der Passeerdergracht. Das Sandlager wurde auf 58, 53,6 und 58,5 Meter gefunden, wiihrend die Dicke des Thon- lagers 29,5, 28,6 und 23,5 Meter war. Es ist sehr merk-

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wurdig, dass das Wasser dieser Schachte sehr verschieden ist und die gute Erwartung, die man sich nach der Boh- rung des ersten Schachtes machte, durch die andern nicht bestatigt wurde. Wir werden spater auf diese Schachte zurucklrommen, um die Geschichte der Versorgung von Amsterdam mit Trinkwasser zu completiren.

Mehrere Projecte, um die Stadt durch Rohrenleitung mit Trinkwasser zu versehen, haben seit langer Zeit exi- stirt, wovon nur eins in Ausfuhrung gesetzt worden ist: Aus den Diinen in der Umgegend yon Harlem hat man zu Ende des Jahres 1853 das Dunenwasser bis an die Stadt geleitet und seit jener Zeit sich beschaftigt, Rohren- leitungen durch die ganze Stadt zu legen, so dass jetzt bereits 90,000 Meter Rohren gelegt sind, welche in den letzten zwolf Monaten 2,500,000 Cubikmeter Wasser in der Stadt vertheilt haben, so dass der grosste Theil der Stadt nunmehr mit gutem Trinkwasser versehen ist.

Um diesen Ueberblick zu vollenden, erwahnen wir noch, dass das Wasser aus der beruhmten Pumpe, ge- nannt die Marieaquclle, zu Utrecht in Kriigen nach Amster- dam gebracht wurde, dass es sich aber wegen seines hohen Preises nicht zum allgemeinen Consum eignete und fer- ner, dass sich in einigen Localitaten von Amsterdam Quellen in geringer Tiefe (von 10 bis 12 Meter) finden, welche ein trinltbares Wasser liefern, jedoch in zu be- schrankter Quantitat , wahrend andere Quellen dieser Art, welche in der Stadt befindlich sind, nur Wasser liefern, welches nicht vie1 besser als das Wasser der Kanale ist.

Diese Einleitung war nothwendig, urn die Wahl der W%sser zu rechtfertigen, welche wir einer genauen Ana- lyse unterworfen haben ; diese Wasser sind :

1) das Vechtwasser aus der Nahe von Weesp, welches man, wie gesagt, auf Schiffen nach Amsterdam bringt ;

2) Wasser einer wenig tiefen Quelle in einem Hause auf der Keizersgracht gegenfiber dem Molenpad, welches fur trinkbar gilt;

3) Wasser des Schachtes auf dem Bikkerseiland; 4) Wasser des Schachtes auf dem Noordermarkt; 5 ) Dunenwasser ;

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6) Wasser der Marienquelle zu Utrecht; 7) Wasser des Y.

Um die erhaltenen Resultate beurtheilen zu konnen, ist es nothig, dass wir den Gang mittheilen, welchen wir bei unseren Analysen verfolgt haben.

Bestimmung der festen Bestandiheile. Zwei Liter Wasser wurden auf dem Wasserbade in

einer gewogenen Platinschale verdampft und der Ruck- stand bei 140° C. getrocknet. Das Resultat ist das Mittel aus vier Bestimmungen. Dieser Ruckstand wurde rnit knltem ausgekochten Wasser bis zur vollstandigen Extraction aus- gezogen ; der unlosliche Theil wurde auf einem Filter rnit Gegenfilter gesammelt und in derselben Platinsohale bei 140° C. getrocknet. Die Analyse zerfallt in die des 16s- lichen und in die des unloslichen Theils.

Unloslicher Theil.

Der Ruckstand wurde in der Platinschale rnit verdunn- ter Salzsaure behandelt, die Solution in derselben Schale verdampft, der Ruckstand stark getrocknet und wieder rnit Salzsaure behandelt. Was unloslich bleibt auf einem Fil- ter gesammelt und verbrannt, giebt nach Abzug von zwei Filteraschen die Kieselsaure *).

Die saure Losung wurde, nachdem sie rnit Salpeter- saure erwiirmt worden war, mit kohlensaurefreiem Ammo- niak gefiillt ; der gegluhte und gewogene Niederschlag giebt die Quantitat des Eisenoxyds und der Thonerde und ist auf Phosphorsaure gepruft worden ; in der Lijsung wurde der Knlk mit oxalsaurem Ammoniak, die Magnesia mit phosphorsaurem Natron gefallt.

Der unlosliche Theil einer anderen Quantitat Wasser wurde in einem G e i s s 1 e r'schen Apparat mit Salpetersaure zersetzt zur Bestimmung der Kohlensaure.

In einer anileren Quantitat des unloslichen Salzes wurde auf Schwefelsaure gepruft, welche darin gewohn-

') Die Filter von Berzelius-Papier, immer von gleicher Grosse, liessen 0,0006 Grm. Asche.

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lich fehlt, indem der schwefelsaure Kalk durch das Ian- gere Auswaschen entfernt ist.

Loslicher Theil.

Die wasserige Losung wurde mit einigen Tropfen Salzsaure in einer Platinschale verdampft und der Ruck- stand stark getrocknet; die Kieselsaure, das Eisenoxyd, Thonerde, Iialk und Magnesia sind in vorgenannter Weise bestimmt worden. Die SchwefelsHure wurde in einer anderen Portion als Barytsulphat bestimmt. Die Kohlensiiure ist durch Zufugen einer klaren Losung von Chlorcalcium in Ammoniak , Samrneln des Niederschlags auf einem Filter, Auswaschen mit kochendem Wasser, Trocknen und Wagen bestimmt worden. Da die gelbe Farbe des Niederschlags die Gegenwart organischer Substanzen anzeigte, so war es nothig, die Kohlenskure in einem G e i s s 1 e r ' schen SAP- parat zu bestimmen. Die Menge des Kalis und Natrons wurde in einer anderen Portion der wasserigen Losung be- stimmt durch Ausfallung mit Barytwasser, Abscheidung des uberschussigen Baryts niit kohlensaurem Ammoniak, Verdampfen der Losung und Gluhen des Ruckstandes, welchcr von Neuem wieder in Wasser geldst, filtrirt und in einer gewogenen 'Platinschale mit Salzsaure verdampft wurde; der gegluhte Ruckstand giebt die Menge des Chlor- natriums und Chlorkaliums a n ; als Gegenprobe wurde die- selbe Quantitat Barytwasser und kohlensaures Ammoniak auf dieselbe Weise behandelt; wir haben in der Gegen- probe 1 bis 4 Milligrm. Ruckstand gefunden, der von der gefundenen Menge der Alkalien abgezogen werden muss.

Die Chlormetalle wurden in Wasser gelost und mit Platinchlorid das Kali bestimmt , wahrend das Natron &us der Differenz berechnet wurde.

Die Menge des Chlors kann nicht in der wasserigen Losung bestimmt werden , indem das Chlormagnesium wahrend des Verdanipfens theilweise zersetzt wird , aus diesem Grunde wurde frisches Wasser genommen und der Chlorgehalt als Chlorsilber bestimmt.

Zur Bestimmung der Kohlensaure haben wir eine Methode befolgt , welche wir yon allen vorgeschlagenen

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fiir die beste halten. Zu einern Liter frischen Wassers in einern Ballon wurde eine lrlare Losung yon Chlorcalcium und Ammonink gefiigt, zum Kochen erhitzt und der zu- vor verschlossene Ballon zum Absetzen des Niederschlags einike Zeit bei Seite gestellt. Nach dem Absetzen wurde die klare Losung von dem Niederschlage abdecantirt, der Ballon von Nenem mit kochendem Wasser gefullt, umge- schuttelt und , nachdem der Niederschlag sich abgesetzt, wieder decantirt, und dieses so oft wiederholt, bis das Waschwasser nicht mehr auf Kalk reagirte. Der Nieder- schlag wurde auf einem trockenen und gewogenen Filter rnit Gegenfilter gesammeit und in einem Theile desselben die Kohlensiiure rnittelst eines G e is s 1 e r’ when Apparats bestimmt. Da der kohlensaure Kalk stark am Ballon ad- harirt, so sucht man ihn zuerst S O vie1 wie maglich weg- zunehmen und spiilt darauf den Ballon mit Salzsaure aus und fallt in dieser Losung den Kalk mit oxalsaurem Am- moniak; der oxalsaure Kalk wird ausgewaschen und ge- gluht und das Gewicht des kohlensauren Kalkes zum Ge- wicht des obenerwahnten Niederschlags hinzuaddirt; auf diese Weise dndet man die ganze Quarititat der Kohlen- saure, die in dem Wasser enthalten ist , und hat nur-no- thig , die gebundene Kohlensaure, welche im loslichen Theile und im unloslichen Ruckstande gefunden ist, davon abzuziehen, um die freie Kohlensaure oder die Bicarbo- nate zu finden.

Untersuchung auf Salpe fersdure , Phosphorsdure und Arsensdure.

In einer grossen, gut verzinnten Kugferschale wurde eine Quantitat von 20-50 Liter des Wassers im Dampf- bade verdunstet und der getrocknete Ruckstand mit kal- tem ausgekochten Wasser behandelt, die Losung in einen Literkolben filtrirt und bis zur Marke angefullt. In 100 C.C. dieser Losung legt man ein gewogenes Stuck reinen Ku- pfers, fugt etwas Salzsaure hinzu, erhitzt das Ganze zum Kochen, schliesst wahrend des Kochens den Kolben luft- dicht und lasst ihn 24 Stunden an einern warmen Orte unter zeitweiligem Uinschiitteln stehen ; nach dieser Zeit

Journ. f . ptakl Chernie. LYXYII . 8. 31

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wird das Kupfer gewaschen und getrocknet und der Gewichtsverlust dient znr Berechnung der Salpetersaure.

In allen untersuchten Wassern hatte die wasserige Losung des Ruckstandes eine alkalische Reaction und alle Wasser enthlelten Eisenoxyd, Auf die Gegwwart * von Phosphor- und Arsensaure musste daher in dem unliis- lichen Ruckstande untersucht verdeo. In einern Theile des in Salpetersaure gelosten Ruckstandes wurde auf die Gegenwart voii Phosphorsaure mittelst einer Lasung von molybdansaurem Ammoniak in Salpetersaure gepruft. Ein anderer Theil des unloslichen Ruckstandes wurde in Schwe- felsaure gelost und in einem kleinen M a r s h'schen Ap- parat gepruft.

Pdfung auf Jod. Zehn Liter Wasser wurden in einem Porcellangefass

verdampft unter Zusate von reiner Kalilauge, der Ruck- stand mit Alkohol behandelt und die alkoholische Losung von Ncuem verdampft, dieser Riickstand in einer kleinen Menge Wasser gelast, rnit ein wenig Starke gemischt und mit Untersalpetersaure zersetzt. Diese Methode ziehen wir allen anderen vorgeschlagenen Methoden vor.

Bestimmung der organischen Substanzen und des Ammoniaks. Die Bestimmung des Ammoniaks ist in den meisten

Wassern, welche organische Substanzen eathalten, sehr schwierig ; diese organischen Substanzen enthalten , wie wir in der Mehrzahl die'ser Wasser gefunden haben, stick- stoffhnltige Materien. Wir haben die Bestimmung auf ver- schiedene Weise versucht, aber die Resultate waren sehr ungleich ; wir haben einige Liter rnit Schwefelsiiure an- gesauerten Wassers verdampft bis auf ein Zehntel ihres T701umens, und den Ruckstand in einem Kolbchen mit Aetzkali erwarmt; die Dampfe wurden durch einen mit Salzsaure gefullten Apparat geleitet, wlhrend yon Zeit zu Zeit Luft durch den Apparat gesogen wurde; obgleich wir das Kochen iiber eine Stunde fortsetzten, war dennoch beim Oeffnen des Kolbens ein Geruch nach Ammonisk wahrnehmhar ; dieses Ammoniak kann nicht von Ammo-

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aiaksalzen herriihren, sondern muss den sich allmghlich zersetzenden stickstoffhaltigen Materien zugeschrieben wer- den; die Gegenwart der letzleren gab sich noch durch einen anderen Versuch zu erkennen; als der mit Aetzkali gegluhte feste Ruckstand des Wassers in verdunnter Salz- siiure gelbst wurde, zetgte sich eine blaue Farbung yon Berlinerblau.

Die Bestimmung der organischen Materien ist eben- falls mit unubersteiglichen Schwierigkeiten verknupft, wir haben sie auf die folgende Weise zu bestimmen versucht, konnen der Bestimmung aber wegen der moglichen Irr- thumer keinen grossen Werth beilegen. Wir haben das Wasser rnit Salzsaure verdampft und den Ruckstand stark getrocknet und ihn dann zu wagen versucht, welch88 je- doch wegen der Anwesenheit des Chlorcalciums schwierig ist. Der Ruckstand ist darmf gegliiht worden, in Salz- saure wieder aufgelost, verdampft, getrocknet und aber- mals gewogen, die Differena der beiden Wagungen sollte die Quantitat der organischen Materien und der Ammo- niaksalze angehen. Verschiedene rnit demselben Wasser angestellte Versuche ergaben sehr abweichende Resultate, deren Ursache in der grossen Rygrokkcqicitiit des Buck- standes, wie in der mehr oder wenlger weit vorgeschrit- tenen Decomponirung des Chlormagnesiums zu suchen ist.

Aus dieseri Griinden haben wir nur selten die Quan- titat der organischen Materien und des Ammoniaks be- stimmen konnen; in diesen Fallen sind dieselben a h Ver- lust in Rechnurtg gebracht,

Wir haben in der Tafel die Resultate unserer Andy- sen zusammengestellt ; was die Berechnung betrifft, so ist zu bemerken, dass wir in dem laslichen Theile die Kie- selsaure mit den1 Kali, und wenn sie im Ueberschuss vor- handen war, mit dem Natron vereinigt haben; die Schwe- felsaure ist mit dem Kalk, ein Ueberschuss derselben rnit dem Natron, die Salpetersaure rnit dem Kali, die Kohlen- saure mit dem Natron und dem Rest des Kalis verbunden worden ; die kleinen Mengen von Eisenoxyd und Thonerde sind nicht als mit Sauren vesbunden berechnet, das erstere war wahrsclieinlich als Eisenoxydul in einem Ueberschuss

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freier Kohlensiure geliist; der Rest der Basen ist als Chlorure berechnet, wahrend der Ueberschuss an Basen wahrscheinlich mit organischen Sauren verhunden war.

Iiri unloslichen Theile ist die Schwefelsaure mit dem Kalk vereinigt; ihre Quantitat war immer sehr gering; der schwefelsaure Kalk war meistens in dem Ueberschuss des Wassers gelost; die Kieselsgure ist getrennt ange- fuhrt, eben so wie das Eisenoxyd, die Thonerde und die Spuren von Phosphorsaure; der Rest der Basen ist mit der gefundenen Kohlensaure vereinigt und bei einem Ueberschuss die Basen als organische Salze angegeben.

In Betreff des Wassers vom Noordermarkt ist zu er- wahnen, dass es in dem Augenblicke, wo es aus dem Schachte kommt , vollkommen klar ist , sich aber, selbst in geschlossenen Gefassen aufbewahrt, sogleich triibt und in einigen Tagen einen rothbraunen Niederschlag absetzt, welchen wir gesondert annlysirt haben.

I)as Wasser von Bikkerseiland, obgleich auf dieselbe Weise erhalten , bleibt fast vollkomnieri klar.

Die gewiihnlichen Brunnen der Stadt , welche nur bis zu einer geringen Tiefe gebohrt sind, haben beinahe das- selbe Wasser wie die Kanale. Wir haben es nicht fur ndthig gehalten , davon ausfiihrliche Analysen zu machen und haben uns darauf beschriinkt, den fixen Ruckstand, die Menge des Chlors, der Schwefelsaure, Kieselsaure, des Kalks, der Magnesia und der Thonerde zu bestimmen. Die Wasser der drei Schachte 1) bei dem Amstel (Hoo- gesluis), 2) bei dem Leydener Thor und 3) bei dern Thor genannt Zaagpoort haben die folgenden Resultate ergeben in einem Liter:

I. If. 111. Ruckstand 5,634 4,332 4,042 Chlor 2,242 1,542 1,601 Schwefelsaure 0,168 0,036 Spur Kieselsaure 0,089 0,054 0,069 Kalk 0,30'2 0,234 0,177 Magnesia 0,480 0,316 0,393 Thonerde u. Eisenoxyd 0,027 0,029 0,051.

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Wir haben oben gesagt, dass die Zusammensetmng der Wasser aus den durch Herrn F r i e s gegrabenen Schnchten sehr verschieden ist ; die Vergleichung des Wassers vom Noordermarkt mit der des Wassers von Bik- kerseiland giebt den Beweis dafiir, wahrend die Schachte im Lutherischen Waisenhause , in der Zuckersiederei auf der Lauriergracht , in der Zuckersiederei auf der Bloem- gracht und der Schacht in dem Armeninstitut auf der Passeerdergracht ein Wasser yon beinahe derselben Zu- sammensetzung wie das des Noordermarktes liefern ; im Allgemeinen sind sie noch sehr salzhaltig.

Herr H a r t i n g giebt i n seinen Untersuchungen iiber das Terrain unter der Stadt Amsterdam, welche in dem Bericht der ersten Classe des Konigl. Niederland. Instituts, Band V, 1852, mitgetheilt sind, ein Profit des Terrains unter Amsterdam, worin wir die folgelrden zwolf Schich- ten antreffen.

I. Torfboden. 11. Blauer Thon.

111. Sandiger Thonmergel. IV. Torf enthaltender Thon. V. Sand.

VI. Gelbgrauer sandiger Mergel. VII. Sand.

VIII. Harter Thonmergel. IX. Thon mit Diatomeen. X. Fetter Mergel.

XI. Compacter Thonmergel. XII. Sand.

Obgleich die Quantitat des Ruckstandes in dem Was- ser dieser Schachte nur wenig differirt, so ist doch die Zusammensetzung des Wassers vom Noordermarkt und die des Wassers von Bikkerseiland sehr verschieden ; ob- gleich der Schacht auf Bikkerseiland sehr nahe dem Y gelegen ist und der des Noordermarkt davon vie1 weiter entfernt, so ist dennoch die Quantitat des Chlornatriums in dem Wasser des letzteren beinahe doppelt S O gross, als in cleni Wa'sscr von Bikkerseiland, dagegen ist die

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Quantitat der kohlensauren Alkalien in dem letzteren Wasser mehr als viermal grosser, wahrend die Carbonate von Kalk und Magnesia darin betrachtlich vermindert sind. Alles fuhrt darauf hin zu glauben, dass der Ursprung dieser beiden Wasser derselbe ist; sie sind ein Gemenge von Regenwssser und von Y-Wasser. Die von den IIer- ren F. J. S t a m k a r t und C. J. M a t t h e s in Betreff des Brunnens vom Noordermarkt gemachten Untersuchungen h8be.n gezeigt, dass eine Beziehung zwischen den mittle- ren Hohen des Ys und des Wassers im Schachte statt- findet von der Art, dass, wenn das Y-Waseer steigt oder fallt (bei der Fluth und Ebbe), das Wasser des Schachtes seinen Variationen ungefahr 6 Stunden spiiter folgt, ob- gleich das mittlere Niveau des Schachtes ungefahr 1,033 Meter unter dem Niveau des Y's bleibt; eine solche Co- incidenz findet riicht Statt zwischen den Variationen des Niveaus im Schachte und dem des Wassers der Kanale, tieren Niveau vsriirt, j e nachdem das Wasser der Amstel ciurch die Schleusen abgesperrt oder zugelassen wird.

Was ist nun aber die Ursache der verschiedenen Zu- sammensetzung des Wassers der beiden Schachte , welche denselben TJrsprung haben? Wir glsuben, dass sie einem Umstande zuzuschreiben, welcher , obwohl noch nicht be- wiesen , doch sehr wahrscheinlich is t ; das salzige Wasser, indem es durch ein Terrain filtrirt , welches kohlensauren Kalk enthiilt, unterliegt einer Veriinderung, welche, oh- gleich sich nicht in den Proben im Laboratorium bewerk- stelligen lassend. wohl im Grossen in der Natur moglich is t ; das Chlornatrium wird durch den kohlensauren Kalk clecomponirt und in das Wasser gelangt kohlensaures Na- t ron, daher es auch nur sehr wenig kohlensauren Kalk und Magnesia enthalten kann und diese natiirlich in Form von Bicarbonaten, wie solches auch aus der Analyse her- vorgeht. Die Untersuchungen des Herrn H. R o s e iiher die Zersetzung der unloslichen Sulphate durch kohlen- saure Alkalien machen diese Vorstellungsweise sehr wahr- scheinlich.

v. Baumhauer u. van Moorsel: Trinkwasser v. Amsterdam. 487

Chlornatrium 10,0777 Chlorammonium Chlorcalciurn Chlormagnesium 0,0134 Kohlensaures Natron Kohlenssures Kali Kieselsaures Kaii 0,0006

O,QM110,5555 0,4491 0,2988 Spur 0,0436 Spur

0,0019 0,0106 0,0399 0,0007 0,0018

10,0801 0,4585 0,0277 10,0308

0,0013 0,0024 0,0021/0,0030

1 1 0;00031 ' ;o,oooY

Kiesgl&ure Organ. Materien ' Freie Kohlensiure ,0,1655i*,1489i0,373n(D,a292 0,2151

r,1347'0,3452\ I t,79461

10,1177 ),0020'0,0405 1,1380(0,0663

I

$ 2 B

Schwefelsaurer Kalk Eieenoxyd und Thbn-

Schwefels. Natron Salpetersaures Kali Schwefcls. Magnesia Kieselsaures Natron Chlorkdinm Natron Kali Organ. Materien und

Jod

Kohlensaurer Kalk Kohlens. Magnesia Kieselsaure Eisenoxgd, Thonerde u. Phosphorsaure

Schwefelsaurer Kalk Kalk Magnesia Or an Materien und

erde

Verlust

fer iust

Kahlensaurer Kalk I

I

(99 (172 C.C.) C.C.)

0,0154 0,0130 0,0002 O,WO6/

0,00921

0,0066 0,0029 0,0006

Spur Spur Spur Spur Spur

0,0759 0,1662 0,2152 0,105210,5186 0,0153 0,0176/0,0460 0,0175'0,0551 0,0093 0,0085 0,0223 0,0200,0,0476

0,0031 O,OOldO,O024 0,0020/0,0125

0,0194 0,0134 0,0186 o,o185jo,o491

0,0038' I 0,0069 ~ I

I 0,0172 o,oi06'0,0593 0,0046 0,0260

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