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137 XIV. Ueber die Ihache dcr Ful.tenc.erscl,iii2ening her’ Umkehrung ckes Kopfis; oon Sir David Brcwster. (A- dtm Rrpori of the ienth Meeting of thc British Assucintiun ete. Noiices, p. 7.) Kunstlern und Reisenden ist es lsngst bekannt, dafs die Farben von aufseren GegenstHnden, besonders von Land- schaften, lebhafter erschcinen, wenn man sich biiclit und sie zwischen den Beinen hindurch, also mit wngekehrtem Kopf, betrachtet. Die Farben des westlichen Himmels, und das Blau und Purpur entfernter Gebirge werden da- durch sebr verschhert. Die eben beschriebene Stellung des Kopfs ist indefs eine sehr unbequeme; man kann aber nahezu dieselbe Wirkung hervorbringen, wenn man den Kopf so weit umbehrt, dafs man die Landschaft ruck- warts unter den Scbenkeln (backwards beneath the thkhs) oder unter dem linken Arme sieht. Es ist nicht leicht, genau zu beschreiben, in welchein Grade die Farben ei- ner Landschaft auf diese Weise erhiiht werden; allein eine Idee davon kann man aus der Thatsache machen, dafs entfernte Berge, die mir, mit aufrechtem Kopf be- trachtet, blaugau (french-groy ) erscheinen, eine gbn- zend blaue oder purpurne Farbe zeigen, w e m ich sic mit umgekehrten Kopf anschaue. Als ich das Bild einer Landscbaft umkehrte , fand keine Farbenerh6bung statt ; als ich aber die umgekehrte Landschaft mit umgekehrten Kopf betracbtete, wurden die Farben wie zuvor verschli- nert. Daraus folgt, dafs die Farbenverschiinerung nicht von einer bloken Umkehrung der Gcgenstsnde herriihrt, auch nicht davon, dab wir diesc uuter ungewiihnlichen Um- studen sehen. Eben so wenig entspringt sie daraus, dafs

Ueber die Ursache der Farbenverschönerung bei Umkehrung des Kopfes

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XIV. Ueber die Ihache dcr Ful.tenc.erscl,iii2ening her’ Umkehrung ckes Kopfis;

oon Sir D a v i d B r c w s t e r . ( A - dtm Rrpori of the ienth Meeting of thc British Assucintiun

ete. Noiices, p . 7 . )

Kunst lern und Reisenden ist es lsngst bekannt, dafs die Farben von aufseren GegenstHnden, besonders von Land- schaften, lebhafter erschcinen, wenn man sich biiclit und sie zwischen den Beinen hindurch, also mit wngekehrtem Kopf, betrachtet. Die Farben des westlichen Himmels, und das Blau und Purpur entfernter Gebirge werden da- durch sebr verschhert. Die eben beschriebene Stellung des Kopfs ist indefs eine sehr unbequeme; man kann aber nahezu dieselbe Wirkung hervorbringen, wenn man den Kopf so weit umbehrt, dafs man die Landschaft ruck- warts unter den Scbenkeln (backwards beneath the thkhs) oder unter dem linken Arme sieht. Es ist nicht leicht, genau zu beschreiben, in welchein Grade die Farben ei- ner Landschaft auf diese Weise erhiiht werden; allein eine Idee davon kann man aus der Thatsache machen, dafs entfernte Berge, die mir, mit aufrechtem Kopf be- trachtet, blaugau (french-groy ) erscheinen, eine gbn- zend blaue oder purpurne Farbe zeigen, w e m ich sic mit umgekehrten Kopf anschaue. Als ich das Bild einer Landscbaft umkehrte , fand keine Farbenerh6bung statt ; als ich aber die umgekehrte Landschaft mit umgekehrten Kopf betracbtete, wurden die Farben wie zuvor verschli- nert. Daraus folgt, dafs die Farbenverschiinerung nicht von einer bloken Umkehrung der Gcgenstsnde herriihrt, auch nicht davon, dab wir diesc uuter ungewiihnlichen Um- s tuden sehen. Eben so wenig entspringt sie daraus, dafs

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dic Eiiidriicke auf Theile der Ketzhaut falleu, die nicht an solche geivohnt sind; denn die Farbe ist dieselbe, auf welchen Theil der Netzhaut das Bild auch fallen mag. Auch ist leicht cinzusehen, dab genau derselte Theil der Netzhaut afficirt wird, wir magen einen Gegenstand mit nufrecliteiu oder ulngekehrtem oder sonst wie gestelltelu Kopfc belraclitcn, sobald wir ihn nur direct ansehen.

Um Aufschlufs iiber diem Erscheinung zu erhalten, bat ich einen Freund, welcher mit jeder bisher aufgc- stellten Thcorie unbekannt war, einige Beobaclitungeu iiber die Farbenveranderung eutfernter Berge anzustel- len. Er fibeizeugte sich dabei , dafs die Farbenversch6- uerung daraus entspringe, dafs das Auge, bei umgekehrter Stelluug des Kopfs, vor Seitenlicht geschiitzt sey.

Als ich diesc Meiiiung einer Priifung unterwarf, fand ich, dafs der Farbcutoii ( l int) nicht erhiiht wird, wenn inan das Augc vor Seitenlicht schiitzt, selbst in vie1 griifsereui Grade als es bej Unikehrung oder Neigung des Kopfcs der Fall ist, dafs also diefs picht die Ursa- che der Farbenvenchfinerung seyn kiinne.

In dieser Verlegeuheit iiber die Ursache der fragli- chen Erscheinuug hattc ich Gelegenheit zu bemerken, dafs bei einem entziindeten Auge eine grofse Lichtverstarkung stattfinde. Diese Verstiirkung mar so grofs, daL Gegen-, stande, die dem gesunden Auge nur wie von der Dam- merung beleuchtet erschienen, von dem eniziindeten Auge wie in hellem Sonnenschein gesehen wurden. Bei allen Gegenstzndp war dic Intensitit der Farben erhiiht, und soiiach bin ich geneigt mi glaiiben, dafs die Farbenver- schfinerung , welche bei iheifweiser oder giinzlicher Um- kehrung des Kopfs stattfindet, daraus entspringt, dafs eine grofserc Meuge Blut in dic Gefifse des Augapfels tritt, und so ein Druck auf dic Netzbaut erfolgt, wel- cher dieser eine crhiihtc Empfindliclikeit verleiht l). Spa-

1 ) I3eil9ufig benicrkt, Iialic icli oli dic Errallrung gcmaclit, daL mir, jrdeomal~ wenn iclr iru Hdbdunkel Iru,tc udcr uiesc, die Gcgendinde

139 tere Beobachtungen haben diese Meinung bestatigt, und, obwohl ich sie nicht beweisen kann, so stehc ich doch nicht an, es als meine Uebeneugung auszusprechen, dafs jene Farbenverschherung keine optische, sondern eine pbysiologische Erscheinung sey. Wenn diefs der Fall ist, so haben wir ein Mittel, welches uns in den Stand setzt, nicht nur schwache, anderswie nicht erkennbare Farben zu unterscheiden , sondern auch kleine Gegen- stlnde wahrzunehmen, die sonst mit unsern besten Fern- rbhren unsichtbar bleiben milchten.

XV. Die Newton'schen Furlenririge unrl zwet' neue Jmtrumente; con 33. B. Jerichau.

p. 234.) (Forhandlinger ved de skandinaviskc Naturforskeres andet HCde etc.

D i e Newton'schen Farbenringe bilden sich bekanntlicb in dem diinnen Zwischenraum zwischen einem Planglase und einem ziemlich flachen Convexglase, wenn man beide Glaser dicht zusammendriickt. Urn die Breite der Ringe zu messen , berechnet N e w t o n den Abstand der Glgser an der Stelle, wo man keine Farbe sieht. Er geht aber dabei von der Voraussetzung aus, dafs die Glaser, bei Anwendung eines Drucks, in Beriihrung gebracht seyen, was ich unrichtig gefunden habe. Deshalb habe ich mir ein eigenes Instrument machen lasscn, mittelst dessen die Glsser entweder zur Bertihrung gebracht oder urn eine gewisse Anzahl Lichtwellen-Lbgen von einander ent- fernt werden kbnnen. Diefs Instrument nenne ich Gy- reidoskop. EinenAbrifs davon zeigt dic Fig. 5 Taf. I.

voriibergehend dunkler crscheinen. AUC~I dicsc Erscheinung mciclltc wolil am natiirliehsten ron einem Druck des Bluts auf die Nctzhaut abzuleiten seyn. P.