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18 Wijhlw, Ueber ein new Mineral von Borneo; ron F. W iih I e r *). - Das hier au beechreibende Mineral, merkwurdig durch seine unerwartete Zusammensetzung, ist dem feinkornigen gediegenen Platin von Borneo beigemengt. Dieses Platin- erz verdanke ich der Giita der Hrn. W ai tz in Cassel, der lange Zeit auf Java lebte und ea von da mitbrachte. Es ist dasselbe Platinerz, von dem icb 1855 von Hm. B o c k i n g eine Analyse machen lies8 **). Das neue Mine- ral wurde damals nicht beachtet oder vielleicht fur Chrom- oder Titaneisen gehalten. Es ist in nicht unansehnlicher Menge darin enthalten. Damelbe bildet sehr kleine Korner oder Kugeln von dunkel-eisenschwamer Farbe und grossem Glanz. Es war gerade der letztere, wodurch das Mineral die Aufmerk- samkeit .auf sich zog. Es hat darin grosse Aehnlichkeit mit krystsllisirtem Eisenglanz ; vielleicht ist es etwas hel- ler. Viele Korner haben ebene, stark gbnzende Krystall- flachen, die nach den Messungen meines Freundes Yar- torius von Waltershausen, der die nahere, muhsame Bestimmung seiner Krystallformen iibernommen hat, Fla- cben des regularen Octaeders sind. Es ist sehr hart und aehr aprode und giebt ein dunkelgraues Pulver. Nach einer approximativen Wagung fand ich sein spec. Qew. etwas uber 6. Beim Erhitzen verknistert es eo heftig wie Bleiglam. Es ist nicht schmehbar vor dem Lothrohr, riecht aber dabei stark nach schwefliger S u r e und nach- her anhaltend nach Osmiumeaure. Selbet von Koniga- - Im Separstabdruck eingesandt. D. R. Annal. der Chem. u. Pharm. Bd.96. S.243. - In diesem Pla- tinerz fand eich ein Wircfel und ein sehr regelmiiasiges Oc- tai5der von Platin, beide freilich nur sehr klein. Ueber das Vorkommen des Platins, des Goldes und der Diamanten auf Borneo eiehe die interessanten Mittheilungen in PoggendoMs Annal. Rd. 55, S. 526 and Bd. 103, S.656.

Ueber ein neues Mineral von Borneo

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18 Wijhlw,

Ueber ein n e w Mineral von Borneo; ron

F. W i ih I e r *). -

Das hier au beechreibende Mineral, merkwurdig durch seine unerwartete Zusammensetzung, ist dem feinkornigen gediegenen Platin von Borneo beigemengt. Dieses Platin- erz verdanke ich der Giita der Hrn. W a i tz in Cassel, der lange Zeit auf Java lebte und ea von da mitbrachte. Es ist dasselbe Platinerz, von dem icb 1855 von Hm. Bocking eine Analyse machen lies8 **). Das neue Mine- ral wurde damals nicht beachtet oder vielleicht fur Chrom- oder Titaneisen gehalten. Es ist in nicht unansehnlicher Menge darin enthalten.

Damelbe bildet sehr kleine Korner oder Kugeln von dunkel-eisenschwamer Farbe und grossem Glanz. Es war gerade der letztere, wodurch das Mineral die Aufmerk- samkeit .auf sich zog. Es hat darin grosse Aehnlichkeit mit krystsllisirtem Eisenglanz ; vielleicht ist es etwas hel- ler. Viele Korner haben ebene, stark gbnzende Krystall- flachen, die nach den Messungen meines Freundes Yar- tor ius von Waltershausen, der die nahere, muhsame Bestimmung seiner Krystallformen iibernommen hat, Fla- cben des regularen Octaeders sind. Es ist sehr hart und aehr aprode und giebt ein dunkelgraues Pulver. Nach einer approximativen Wagung fand ich sein spec. Qew. etwas uber 6. Beim Erhitzen verknistert es eo heftig wie Bleiglam. Es ist nicht schmehbar vor dem Lothrohr, riecht aber dabei stark nach schwefliger S u r e und nach- her anhaltend nach Osmiumeaure. Selbet von Koniga-

- Im Separstabdruck eingesandt. D. R. Annal. der Chem. u. Pharm. Bd.96. S.243. - In diesem Pla- tinerz fand eich ein Wircfel und ein sehr regelmiiasiges Oc- tai5der von Platin, beide freilich nur sehr klein.

Ueber das Vorkommen des Platins, des Goldes und der Diamanten auf Borneo eiehe die interessanten Mittheilungen in PoggendoMs Annal. Rd. 55, S. 526 and Bd. 103, S.656.

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wttseer und gliihend echrnelzendem saurem schwefelsaurem Kali wird es nicht angegriffen.

Im Silbertiegel mit Kalihydrat und Salpeter geschmol- Zen, lost es sich rnit grthlicher Farbe auf. Nach dem Erkalten ist die Mame braun und wird von Wasser mit prirchtig orangegelber Farbe aufgeloet. Die Losung riecht nach Osmiumsiiure, und Salpetershure bildet darin, unter Vermehrung des Osmiumgeruchs, einen reichlichen schwar- Zen Niederschlag. Hierdurch gaben sich zwei Hauptbe- stsndtheile zu erkeanen: Osmium und Ruthenium.

Das niedrige specifische Gewicht und die Farbe lies- sen in dem Mineral eine Sauerstoff-Verbindung vermuthen. Es wurde daher in einem Strom von getrocknetem Wae- serstoffgas zum Gluhen erhitzt. Sogleich begann die Bil- dung von Schwefelwaeeerstoff una dauerte lange fort, ohne dass sich die geringste Spur von Waaser zeigts. Es war so als dritter Bestandtheil Schwefel nachgewiesen. Weitere sorgftiltige Vereuche zeigten, dam diese drei Be- standtheile, Ruthenium, Oemium und Schwefel, die ein- dgen des Minerals sind und dass es keines der anderen Platinmetalle enthhlt ; wenigstene waren sie nicht in der kleinen zur Analyse angewandten Menge zu entdecken und wiirden jedenfalls als unwesentlich zu betrachten sein, wenn sie noch darin entdeckt werden sollten.

Zur quantitativen Analyse wurden die 'eorgfaltig aus- gesnchten Korner unter Wasser fein gerieben und ge- echhmmt.

0,3145 Grm. wurden in einer Kugelrohre von schwer schmelzbarem Glas so lange in eineh Strom von getrock- netem Wasserstoffgas sum Qliihen erhitzt, als noch die Bildung von Schwefelwasserstoff wahrnehmbar war. Die Substanz wog nachher 0,2145 arm., das Mineral hatte also 31,79 Proc. Schwefel verloren.

Der Rtickstand war nur wenig heller geworden. Er wurde wiederholt mit neuen Mengen Konigswasser dige- rirt und gekocht, bis die Siure nichts mehr au%oste und farbios blieb. Es blieben 0,176 Qrm. oder 55,96 Proc.

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vom Qewicht -des Minerals Ruthenium als graues schim- merndes Metallpulver ungelost zuriick.

Die davon decantirte U s u n g war tief rothgelb. Nachdem die meiste S h r e davon ahgedunstet war, wurde sie mit Ammoniak versetzt, im Wasserbade zur Trockne verdunstet und die schwarze Masse gegluht, zuletzt im bedeckten Tiegel im Dampf von kohlensaurem Ammoaiak. Es blieben 0,029 Grm. graues metallisches Ruthenium oder 9,22 Proc. vom Gewicht des Minerals. Es wurden also im Ganzen 65,18 Proc. Ruthenium erhalten. Beide Mengen erwiesen sich als Ruthenium dadurch, dass sie von einem schmelzenden Gemenge von Kalihydrat und Salpeter aufgelost wurden, dass sich die braune Masse nachher mit der charakteristischen orangegelben Farbe in Wasser loste und dass Salpetersaure aus dieser Losung schwarzes Ruthensesquioxydul fallte.

Die Menge des Osmiums musste aus dem Verlust bestimmt werden, d s bei einer so kleinen Menge des Mi- nerals, wie sie zu Gebote stand, die zur directen Bestim- mung dienenden Methoden nicht ausfuhrbar waren. Ein grosser Theil des Osmiums musste sich bei der Behand- lung mit Konigswasser als Osmiumsaure verfluchtigen. Dennoch aber blieb eine nicht unbetrachtliche Menge in dern erhaltenen Ruthenium zuriick, und zwar sowohl in dern in Konigswasser ungelost gebliebenen, als auch in dem aufgelost gewesenen Antheil, wie der starke Geruch nach Osmiumsaure zeigte, als die durch Schmelzen mit Kalihydrat erhaltene Masse in Wasser gelost und mit Salpetersaure gesattigt wurde.

Die Analyse ergab hiernach : Schwefel.. ....... 31,79 Ruthenium.. ..... 65,18 Osmium. . . . . . . . . 3,03.

Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass in dem Mineral beide Metalle mit Schwefel verbunden enthalten sind, dass aber die Hauptmasse des Minerals von Ruthen- sesquisulfuret, Ru2 S3, ausgemacht wird, denn mit keiner

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anderen Schwefelungsstufe sind die obigen Zahlen in einige Uebereinstimmung zu bringen. Wie erwiihnt wurde, ist der Qehalt an Ruthenium, weil es noch Osmium ent- hielt, zu hoch, folglich der an letzterem zu niedrig ge- funden worden; so lange aber die Menge des Osmiums nicht direct und genau bestimmt ist, llsst sich iiber die Schwefelungsstufe, in der es mit dem Schwefelruthenium verbunden ist, nichts Sicheres sagen. Am wahrechein- lichsten ist es, dass es ebenfalls als Sesquisulfuret im Mi- neral enthalten und, vielleicht ale isomorph mit dem Ru- thensesquisulfuret, mit diesem zusammenkrystallisirt ist.

Nimmt man, wie es nicht unwahrscheinlich ist, den Osmiumgehalt um 2 Proc. hoher und den Ruthengehalt demnach um 2 Proc. niedriger an, a l s sie gefunden wur- den, und nimmt.man an, dass das Osmium als das der Saure analoge Sulfid, 0 s S4, mit dem Ruthensesquiaulfuret verbunden sei, so konnte man das Mineral nach der For- me1 12 (Ruz S3) + 0 s S4 zusammengesetzt betrachten, nach welcher es bestehen wiirde aus:

Schwefel.. ....... 32,12 Ruthenium.. ..... 62,88 Osmium. ........ 5,OO

das heisst aus : Ru2S3.. . . . . . . . . . . 91,8 oSs4.. . . . . . . . . . . . s,2

Eine Wiederholung der Analyse mit neuem und reichlicherem Material, das ich zu erhalten hoffe, wird diese Ungewissheit sufklaren ; jedenfalls ist das Mineral schon dadurch von Interesse, dass e B das erste Beispiel des natiirlichen Vorkommens von Schwefelverbindungen der Platinmetalle darbietet. Statt des langen chemischen Namens, schlage ich dafiir den kurzen und wie ich denke, wohllautenden Namen L a u d vor.

Da das Ruthenium fiir sich in Konigswasser ganz unloslich ist, so musste es auffallcn, dass sich aus dem

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22 E. Reicliurdt,

mit Wasseretoffgas behandelten, also entachwefelten Mi- neral uber 9 Proc. dieaea Metalls auflosten. Dies hat offenbar darin seinen Grund, dass bei der Trennung des Schwefels von den beiden Metallen das Osmium mit einer gewissen Menge Ruthenium zu einer Verbindung zusam- mentrat, welche die Eigenschaft hat, von Konigswaaeer aufgelost zu werden. Nimmt man an, cliese Verbindung sei Ru408, so mussten von 100 Th. Laurit, wenn er 5 Procent Osmium enthalt, 10,s Ruthenium aufgelost wer- den. Bei der Analyse wurdeu 9,22 aufgeloat gefimden.

van

Dr. E. R e i c h a r d t , Profeeeor in Jena +).

Die Wichtigkeit und Grossartigkeit dieses Fundortes in mehrfacher Beziehung berechtigt vielleicht auch zu einer eingehenderen Resprechung in diesen Blattern, be- sonders, da die Bedeutung dieser Lagerstiitte nicht mehr sllein in dem Abbaue des Steinsalzes, sondern in einem fast noch hoheren Grade in den sogenannten Kalisalzen gesucht werden muss, Salze, welche als Novitiiten in die Lehrbucher der Mineralogie aufzunehmen sind.

Ausser einer Reihe von kleineren Abhandlungen in Poggendorffa Annalen, Zeitschrift fur Naturwissenachaften von Qiebel und Heintz, Archiv der Pharlnacie u. s. w., sind an grosseren Arbeiten nur erschienen:

Das Steinsalzbergwerk in Stassfurt, von mir, in den

*) Vom Hrn. Verfaeser ale Separatabdruck eiogeeandt. D. Red.