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E. Rupp u. F. Lehmaiin: Jodbostimmung. 413 Aus dem pharmazeutisch- chemischen UniversitStsinstitUt Khigsberg. in Von E. R, u 11 p und F. L e h in an 11. (Eingegangen den 11. X. 1915.) Organisch gebundenes Jod 1Kl3t sich in den seltcnsten Fiillen direkt best.imnien. In drr Regrl ist kinc Aufschliehng drr Substanz orforderlich, um das Halogen in die durch Silbernitrat fallbare ionalr Form uberz,ufiihreii. Am sichcrstm und allgenieinst ail- wendbar ist die oxydativc Zerstorung dcr organischcw flubstam durch trockene oder nassc Verbrennung. Nach I; i e b i g erhitzt, inan die Sul)st.anz iin Vcr.lsremi~ii~gsrchl. init gebranntem Marinor oder b~t~li~~lk. In gcrigiietcw FLllcn wird mit Salpet,er-Soda oder Aetzalkali ini Tiegcl niiiicralisicrt (V a 1 h a r d) oder neiierdings mch niit Natriunisuperoxyd (P r i n g s h e i m)') bzw. Baryumsuperoxyd (G r ii t z n e r)2). Unter den NaBverfahren steht (lie von wisscnschaftlichen Laboratorien vorzugsweiue benutztc C a r i u s - Verlmmiiiiiig niit rauchender Salpctcrsiiure im ,,Uombenrohr" obenan. l'raktisch wohl kaum geiibt wcrden die Nincralisierungen durch saure Persidfat - losung nach D i t t r i c h3) und durch lconzeiitricrte Schwefelsiiure nach V a 11 b e 1 untl S c h e u r e r4), bci welch letzt'erer dic Halogenwasscrstoffsaiireii in einer L4bsorptions,zpparatur iibcr- getrieben wcrden. Diese a,llgemeincn Verfahren erfordern Einrichtungen uiicl Reagentien, welche zumeist nicht zur nnrmalen Apotliekciiausrustuiig gehoren. Dasselbe trifft vielfach auch auf die zur Prufung bestimmtw synthetischer Arzncistoffe vcroffent,licht,m Spezialverfahrm zu, so z. B. wenn 1 g Aristo16) zur Jodbestininiiing ,,in einem geriiumigen Silbertiegel (Inhalt 250 ccm)" mit ca. 22 g reinstem fein zerriebenen l) Bed. Ber. 36, 4244. a) Chem.-Ztg. 1914, 769. 3) Bed. Ber. 36, 3386. 4, Chem.-Zt,g. 1914, 1037. 6, Piiifungsvorschriften Ba.yer, Ell)erfeld, 6. 1%.

Ueber ein neues Verfahren der Jodbestimmung in organischen Präparaten

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Page 1: Ueber ein neues Verfahren der Jodbestimmung in organischen Präparaten

E. R u p p u. F. Lehmaiin: Jodbostimmung. 413

Aus dem pharmazeutisch- chemischen UniversitStsinstitUt Khigsberg.

in

Von E. R, u 11 p und F. L e h in a n 11.

(Eingegangen den 11. X. 1915.)

Organisch gebundenes Jod 1Kl3t sich in den seltcnsten Fiillen direkt best.imnien. In drr Regrl ist kinc Aufschliehng drr Substanz orforderlich, um das Halogen in die durch Silbernitrat fallbare ionalr Form uberz,ufiihreii. Am sichcrstm und allgenieinst ail-

wendbar ist die oxydativc Zerstorung dcr organischcw flubstam durch trockene oder nassc Verbrennung.

Nach I; i e b i g erhitzt, inan die Sul)st.anz iin Vcr.lsremi~ii~gsrchl. init gebranntem Marinor oder b ~ t ~ l i ~ ~ l k . In gcrigiietcw FLllcn wird mit Salpet,er-Soda oder Aetzalkali ini Tiegcl niiiicralisicrt (V a 1 h a r d) oder neiierdings mch niit Natriunisuperoxyd (P r i n g s h e i m)') bzw. Baryumsuperoxyd (G r ii t z n e r)2).

Unter den NaBverfahren steht (lie von wisscnschaftlichen Laboratorien vorzugsweiue benutztc C a r i u s - Verlmmiiiiiig niit rauchender Salpctcrsiiure im ,,Uombenrohr" obenan. l'raktisch wohl kaum geiibt wcrden die Nincralisierungen durch saure Persidfat - losung nach D i t t r i c h3) und durch lconzeiitricrte Schwefelsiiure nach V a 11 b e 1 untl S c h e u r e r4), bci welch letzt'erer dic Halogenwasscrstoffsaiireii in einer L4bsorptions,zpparatur iibcr- getrieben wcrden.

Diese a,llgemeincn Verfahren erfordern Einrichtungen uiicl Reagentien, welche zumeist nicht zur nnrmalen Apotliekciiausrustuiig gehoren. Dasselbe trifft vielfach auch auf die zur Prufung bestimmtw synthetischer Arzncistoffe vcroffent,licht,m Spezialverfahrm zu, so z. B. wenn 1 g Aristo16) zur Jodbestininiiing ,,in einem geriiumigen Silbertiegel (Inhalt 250 ccm)" mit ca. 22 g reinstem fein zerriebenen

l) Bed. Ber. 36, 4244. a) Chem.-Ztg. 1914, 769. 3) Bed. Ber. 36, 3386. 4, Chem.-Zt,g. 1914, 1037. 6, Piiifungsvorschriften Ba.yer, Ell)erfeld, 6. 1%.

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444 E. Rupp u. F. Lehlhann: Jodbestimmung.

iietznatron (e Nntrio) verschniolzen, ocler 0,5 g Sajodinl) in 10 ccm lethylalkohol verteilt, mit 10 ccm gesattigtcr methylalkoholischer Kalilauge ( e Kal. hydrie. puriss. pro analysi) verkocht werden sollen. Insbesondere aber sind die genannten Methoden AufschlieBungs- vwfahren fur Gesamthalogen. Eine Trennuiig voii Chlor, Brom, Jod nach Gruppen oder die Herausisolierung ekes Einzelhalogens iin Gange des Aufschlusses wird nicht erreicht..

Man wird kaum Bedenken tragen das nach AufschlieBung eiiies Brompraparates gefLllte Halogeiisilber quantitativ als Brom- eilber zii verrcchnen. Hingegen bleibt bei den Jodpraparaten zu (Brwiigen, daB Jod das teuerste, in technischer Qualitat niehr oder n-enigcr chlorhaltige Halogen ist, und daB inanche Jodpraparate (lurch Halogenierung mit Chlorjod oder Chlorjod entwickelnden Mischungen dargestcllt werden. Hierher gehoren unter anderem einige therapeutisch geschatzte Jodfette. Wie man vom fett- analytischen Verfahren der H u b l'schen und W i j s'schen Jod- zahl her weiB, wird dabei nicht nur Jod angelagert, sondern auch Chlor gebunden, so claB das im Mineralisierungsverfahren gewonnene Halogensilber keineswegs als reines Jodsilber an- gesprochen werden kann.

Es ist darum'verdienstlich, daB H. E in d e auf das in Deutsch- land bislang kaum gciibte BufschlieBungsverfahrcn von B a u b i g n y und C h a v a n n e aufmerksam gemacht hat und dessen besondere Eignung zur Bestimmung organischer Jodpraparate eingehend dar- legte?). B a u b i g n y und C h a v a n n c mineralisieren durch nasse Verbrennung mit silberhaltigem Chromsauregemisch. Chlor und Brom entweichen elementar und werden interessierenden Falles in eincr Spezialvorlage festgehalten. Das Jod verbleibt als Silber- joclat im Reakbionsgemisch uric1 wird nach (lei Reduktion als Silber- jodid gesammelt.

A u s f u h r II n g : 40 ccm konzcntrierte Schwefelsaure, 4-8 g Kaliumdichromat und 1-1,5 g Silbernitrat werden im Erlenmeyer- kolben heiB gelost,. Nach dem Erkalten fugt man 0,3--0,4 g des Jodkorpers in einem Wiegerohrchen hinzu, schwenkt ehige Minuten lang um und erhitzt dann unter standigem Schwenken einige Zeit auf 150-1700. Nach weiteren fiinf Minuten Schwenkens la& man erkalten, verdiinnt mit ca. 150 ccm Wasser und entfkbt mit kon- zentrierter Natriumsulfitlosung (chlorfrei !) auf rein griin. Der Jod- silberniederschlag wird gesa,mniel t, zwecks Auslosung etwaigeii

l ) Priifungsvorschrifton Farbwerke Hijchst, 8. 6 1. 2, Chem.-Ztg. 1911, 450 und Apot,h.-Ztg. 1911, 309.

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E. Rupp u. F. Lehmann: Jodbestimmung. 445

reduzierten Silbersulfates mit heiljer lO%iger Salpetersaure nach- gewaschen, getrocknet und gemogen.

Wie E m d e berichtet, erforderte die AufschlieSung von Jodoform, Aristol, Sajodin, Jdglidine in keinein Palle uber eine halbe Gtunde. EinschlieBlich der weiteren Operationen bemiBt el den Zeitverbrauch fur eine Bestimlnung bei Anwendung von Gooch- tiegel und Saugpumpe auf drei Stundcn. Von dieser E'rist - in der wir selbst iibrigens nicht immer zum guten Ende gelangten - entfiillt der Hauptanteil auf die Wlgezubereitung des Jodsilbers. Dessen argentometrische Bestimmung in der smaragdfarbenen Chromsalzlosung ist unmoglich.

Die dargelegten Gesichtspunkie veranlaBten uns zu weiteren Bemiihungen um eine einfache und allgernein vwwenclhare Be- stimmungsmetbode fiir organische Brom- und Jodpraparate. welchr sine automatische Trennung der Halogene gewahrleistet und keinen ungewohnlichen Reinheitsgrad der Reagentien heansprucht.

Zum SubstanzanfschluR erschien uns ein Permanganat- Schwefelsauregemisrh geeignet, das mir pharmazeutisch-analytisch mhon mehrfach als Zerstorungsmittel in Anwendung gehracht habenl). Wie bei der Bestimmung von Collargole) mitgeteilt, wircl Chlorsilber durch ein solches Geniisch zerlegt. Dasselbe trifft far Bromsilher zu. Chlor unrl Rrom gehen also fluchtig und lassen sich gesonctert auffangen. Das Jod wircl zu Jodsaure, die hei Gegeii- wart von Silbcrion als Silberjodat festgehalten wird. Zu dessrri mal3analytischer Bestimmung setzt man dem Mineralisirrungs- gemisch von vornherrin ein gemessenes Volum l/,o-N.-Silbernitrnt zu und miRt den UeherschuS nach reduzierender Entfarbiing (Irq Reaktionsgemisches zuriiclr.

Als rrstes Versuchsobjekt dicnte Aristol (Dithymoldijodid).

Z e r s t ii r u n g cl c r o r g il n i s c h c n S 11 b s t a n z.

In einem wcithalsigen Eechcr aus Jenaer Glas wurden 20 ccin konzentrierte Schwrfr1s:iure init 25 ccm '/,,-Pu'.-Silberiiitratl6sung gemischt. Nach clem Erkalten wurden 3,5 g feingepulvertcs Kalinm- pcrmanganat zugcgebcm. Zu dirsrni ,,silberhaltigrn Oxyclations- gemisch" wurde lnngsain in 1ilr.inc.n Poi tionen unter bestiindigcw

1) Dimes Archiv 250. 382; 251, 1 ; 253, 42 uncl Apot,h.-Ztg. 191 1 . No. 13; 1912, No. 57; 1913, No. 72.

2, Diases Archiv 252. 9.

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tTnischwenken die genau abgewogene Substanz (etwa 0,dd g) hinzu- gefiigt. Es trat hierbei eine sehr lebhafte Rcaktion ein nnt,er starker Erwarmung , Entwickelung von UebermangRnsainredBlllpfen und Abscheidung von Mangansuperoxyd ; trotzdeni blieb eiii Teil des Aristols unverandert. Auch ein nachtragliches liingcres Erhitzen bcwirktc keine vollstandige Verbrennung. Die IJrsache dafiir mar leicht, in folgendem zu erkennen: Das Arishol wird von Saure und twsonders von Wasser sehr schwer benetzt. Daher schwiinmt es auf dcm Reaktionsgemisch, wird durch die eiitwcichenden Gase aus der Fliissigkeit herausgehoben, kriecht an tler Glas- wandung hoch und entzieht sich so wmigstens teilweise der Einwirkung .

Fur clie weiteren Versuche wurde daher eine Glasstiipselflasche von et,wa 600 ccm Inhalt benutzt, die nach dem Eintragen der Siibstanz und nach Beendigung der ersten heftigen Fkakt,ion fest iihcrbunden und 30-60 Minuten lang im Wasserbacl erhit,zt wurde. Durch haufiges Schutteln wurde das Aristol iininer wiecler init dem Osydationsgemisch in Beriihrung gebracht,. Aber auch clieser Weg erwies sich als nicht gangbar ; die Zerstorung blieb unvollstandig. Es wurde nunmehr angenommen, daIj einersrits die Konzciitratioii c!er Siiure durch die Silberlosung zu gering, antlererscits die Wasser- badtemperatur nicht ausreichend sei, um eine vollstiindige Ver- brennung cler Substanz herbeizufuhren. Dalicr wurtlc die kbe i t s - ,

weise folgendermalien geandert. In einein geriiuniigen Recher wurde das Gemisch von Schwcfelsiiure iind Silbcrliisung so lange erhitzt, bis das Wasser griifitenteils verdunstct, war uiicl tler Kolben sich niit weisen Schwefelsaurcdampfen anfiillte. Xach Clem Er- lidten wurde clann wie vorher zunachst chs Iialiuniperiiiangaiiat, darnuf unter Umschwenken clns kis t01 zugegeben. Nachdeni die Mischung 15 Minuten lang gcst:rnden hat,te, wurck sic anfarigs fiber kleincr, spdter iibcr starker Flannnc crhit,zt. Durch hiiufiges Drehen und Schmenken dcs Kolhens wurden clip wrspritzten 8ubsta.nz- t8cilchcn zuriickgeholt. Dns Krhitzen ~viirtlc so langc, fort,geset,zt, his der anfanglich abgeschiedene Brnuristrin his auf gcringe Rest.e zersetzt war untl eine tiefblaue Losung resultiertc. E s d a r f u n t e r l t e i n e n U i i i ~ t ~ l i n c l e i i h i s z i i r ~ i j l l i g c n E n t - f 5 r b u n g c: r h i t z t m e r (1 c 11, da beini Fehleii \*on Kaliuni- ~ ~ r i n a n g a n a t eine Retluktion der Jods5iirc zu Jod stnttfindet 11nd ilieses sich verfliichtigt. Bei diescr \'crsuchsaiiordiiung wurden konsta,nte Resultate erhalten, so cla6 das Zcrstorungs\.erfa.hreli iin Prinzip als brauchl,ar angesehen werden konnt,~. Iiiiinerhin waren noch einige 4h#iitl(.longcii notweiitlig. 8n cnvirs sich zmikchst dcr

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E. Rupp U. F. Lehmsnn: Jodbestimmung. 447

weithalsige Erlenmeyerkolbeii als wenig geeignet : Substaiizverlust,e thirch Verspritzen maren hei der Heftigkeit der Reaktion nicht nusgeschlossen ; das Ent,n.eichen cler Schwefelsauredampfe und das Schiitteh des Kolbens walwend des Erhitzens waren sehr lastig. Demgegeniiber bot ein Kjeldahlkolben mit eingehangtem Trichter erhcbliche Vorteile : In cleni langen Hals lrondensieren sich die Diimpfe grollenteils und nehmen riickfliel3end die verspritzten Snbstanz- und Braunsteinteilchen in das Reaktionsgeinisch mit zwiick ; ofteres Drehen ersetzt das Schiitteln ; Verluste sind nicht zu beffirchten. Die Verweiidung des Kjeldahlkolbens brachte es mit sich, daB die Snbstanz in einem HU bl'schen Glaschen ab- gewogen und in das 0xydat.ionsgemisch hineingegeben wurde.

Als die Brauchbarkeit des Verfahrens an anderen Jod- priiparatcn erprobt wurde, zeigte es sich, daB manche Substanzen (lurch Permanganat-Schwefelsgure in der Kiilte kaum merklich angegriffen werden, dagegen schon bei geringem Erwarmen unter lebhafteni Verpuffen eine sehr st.arke Reaktion hervorrufen. In solclieii Fallen nwrcle nach Clem Eintragen der Substanz eine geringe Jienge (etwa ,? ccm) Wasser zugegeben. Die dabei eintretende I i r i n c mirkte rcaktioiisheschleunigend. Der Wasserzusatz wurde in der Folge auch bei tleii leichtcr angreifbaren Verbindungen, liier aber erst dann gemacht, wenn die erst,e Reaktion annahernd l-oriiber war.

Mit diesen Veranderungen geshltcte sich die Arbeitsweise ziir Zerstorung der organischen Substanz wvic folgt, :

I n einem Kjeldahlkolben werden 20 ccm konzentrierte Schwefelsainre niit. 25 ccni l/lo-N.- Silbernitratlosung gemischt. Die Fliissigkeit wird so lange erhitzt, his der Kolben sich mit weillen Schwefelsaurediimpfen anfiillt. Yach volligem Erkalten fiigt man 1,Fi g feingepulvertes Kdiumpermanganat hinzu und 1al3t dann clie in einem Glaseimcrchen genau abgewogene Substanz in das Oxydationsgemisch hinahgleiten. Tritt jetzt beirn Umschwenken iiicht eine lebhafte Gasentwickelung ein, so gibt man sofort 5 ccm Wasser zu ; anderenfa.lls wart,et man hiermit, bis die anfangliche Keakt,ion annahernd beendigt ist. Nach dem Wasserzusatz schiittelt inan 1-2 Minuten lang kriiftig durch und 185t aasdann 15 Minuten lang clie Mischung unter haufigem Umschwenken stehen. Nunmehr erhit'zt man den Kolbeii init eingehangtem Trichter znnachst schwach, bis die Fliissiglreit siedet, dann stark. Durch ofteres Drehen des Kolbens bewirkt man, daB die im Hals sich konden- sierendeii Dampfe verspritzte Substanz- und Braunsteinteilchen wicder hinnbspplcn. Das Erhitzen wird so lange fortgesetzt, bis

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das Mangansuyeroxyd bis auf geringe Reste zersetzt ist und eine annahernd klare, aber noch t i e f b 1 a u g e f a r b t e Losung ent- standen ist.

V o r b e r e i t u n g d e r L o s u n g z u r T i t r a t i o n .

Die Bestimmung des Silberuberschusses nach V o 1 h a r d rnit l/l,-N.-Rhodanlosung unter Anwendung von Perriammonium- sulfat als Indikator bot keine Schwierigkeiten, nachdem durch eine Reihe von Vorversuchen die giinstigsten Bedingungen fur die Titration festgestellt waren.

Es waren namentlich folgende Punkte zu beachten : 1. Die Losung ist zu entfarben und darf kein Jodat entha.lten,

da dieses auch in geringen Mengen zersetzend auf das Rhodan einwirkt.

2. Die Titration mu13 in der vollig erkalteten Losung aus- gefiihrt werden, da in der Wiirine ebenfalls eine Verande- rung stattfindet.

3. Der Endpunkt der Tibration ist am scharfsten, wenn ditb

Velum ctwa 150 ccin lxtrlgt,. Zur . R,eduktion cies Silhcrjodats und uberschussigen Per-

manganats wurdcn zunachst Nst,riumsnifit und Bisulfit verwendet. Ein UeberschuB davon niuBte jedoch weggekocht werden, da Schwefligsaure die Titration st6rt.. Ferner grnute das Silberjodid durch reduziertes Silbersulfat leicht an, und auBercleni sind die Alkalisulfite nicht selteii chlorhaltig. Frei von diesen Nachteilea erwies sich Ferrosulfat. Die Reduktion verliiuft glatt, ein Ueber- schu(J an Ferrosulfat beeint,riichtigt die Titration nicht und da.cj gebildete Ferrisulfat client zuglcich als Indiliator. Demnach ge- staltete sich die weitere Ausfuhrung der Bcstimniung folgender- maBen :

Das nach der Zerstiirung tler organischen Substanz crkaltetr, aus uinem Krystallbrei bestehende Reaktionsgeinisch wird in raschem Gusse mit einer frisch bereiteten Auflosung von 5 g lirystallisierteni Ferrosulfat iibergossen und sofort einigc Minukn kraftig gpschiittelt. Sobald das Jodsilbcr sich kasig abgeschiedeii hat und die uberstehende Flussigkcit ganz klar geworden ist, wird der Kolbeninhalt in ein gernumiges IZeclierglas gespult und mit etwa 20-30 ccm Wasser in ltlcinen Mengen nachgewascheu.. Darauf wird die Fliissigkeit ahgekiililt und mit 1/,,-N.-Rhodsn- lo~ung auf Umschlag t,itriert.

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8. Rupp 11. I?. JAcliinann: Jodtmstimmungb 0

-1 I I it 1 J h c: 11 c: L' g c: 1, n i s s e . A L' i b t u I (L)ithyilioltlijodi~) : Gefnndcn J = 43,c3-44,20/0.

Die Kontrollanalyse iiach C a r i u s ergab 45,2%. Das bierbei erhdtene Jodsilber gab an Ammoniak opalisierende Msngea von Cmor ab. Dieses diirfte technischem Jod entstamgen.

A i r o 1 (Jodwisrnutgallat) : Gefunden J = N,6-40,7~0; Kontrollanaly se nach Phar in. Nederland. 20,6 yo.

J o d o f o r rn; Gefunden J = 95,56-95,63%. Na& Ko&rollanalyse durch direkte Titration 95,6%. Die Beetimmung belegt die Anwendbmkeit cles Verhhrens auf verhr&ltnislmaflig lei& fliicbtige Verbindungen. ,L ur T e t r a j o d p h t h a 1 s a u r e a n h y d r i d : &funden J=76,7 bis 75,8y0. Durch Zusetz eines gleiohen Glewichtsteiles ChloraniI- s&ure zur Uabrsuchungssubstasfi iLnderte sioh das Epgebnis nioht. Uaa Chlor verhielt sioh alsa indi€ferent. Kontrollanalyss cler Reixl- substans nach C a F i 11 a 75,6% J,

Bei der Zerstorung entwichen Bromdampfe. Jod bereohnet auf CI,HgO,J,Br =48,3%. Brom storte also die Bestimmung hhzt.

K a L i u m s o z o , j o d o l i c u m : Gefuden J = 5 2 , 6 bia 52,7y0. Berechnet M,5 yo.

Z i n c u r n s o z o j o d o l i c u m : Gefainden J =45,3 his 45,6yo. Bereohnet 49,6y0.

Bei der Zeratorung dieser Submhaneen entwioh Wor. Daseelbe enbstammt zweifellos der Darstdlung dieser Prfipazak &u$ .&db phenolat und Chlorjod.

Gefunderi Jod = 24,6 bis 24,7Y0. Sollgehalt ca. 25%. Bei der Mineralisierung entweicht Chlor, herriihrend aus der narstellungsweise mit Chlorjod nach D.R P. No. 96496.

S a i o d i n (Jodbehensrtures Calcium). Gefunden J = 23,0y0, lufttrocken analysiert.

J o d o 8 t a r i n t a b 1 e t t e n (Dijodtaririnsiiure) : Gefunden J = 47,25y0. Sollgehalt 47,5y0.

J o d e i g o n (JodeiweiB) : Gefunden J = 21,1--.21,20/,. Soll- *halt; a. myo.

In Ziisammenfassmrg ergibt rich folgktdk.

J o d e o s i n , bronihaltig: Gefunden J = 47,3%.

J o d i p i n (Jodiertm Sesamol) :

Sollgehalt bei loOD getrocknet 24,6%.

Gghaltsbestimmung organischer Jodpriiperate: In einern Kjeldohlkolben t'on etwa 500 oom lnhelt dterden

20 corn konmntuie&e Sobwefnlsliure und 25 Gem 1,llod,6ilbeP.nitrah- Idsimg glemisoht. Die Fliiisigkeit wird $0 lmgi erhitat, bis dm

Arch. d. Phsnn. MXJII. Rde. 0 Heft 29

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460 E. Rupp 11. F. Lehmann: Jodbestimmung.

Kolbcii sich niit weiBen Schwcfrlsl.urerlampfen anfiillt. Nach tlrim Erkalfen fugt man 8,5 g feingc:pnlvertcs Kdiiimperinangaiiat hinzu und l i B t dann die in .einem Glascin1erchen (kurz abgeschnittene Pastillenrohre) genau abgewogene Sulsstanz in das Oxydations- gemisch hinsbglei$en. Tritt jetzt beim Umschwenken keine leb- hafte Gasentwickelung ein, 80 gibt man sofort 5 ccm Wasser hinzii ; anderenfalls wartet man hiermit, bis die aiifangliche Reaktion an- nahernd beendigt is$. Nach rlem Wamereusatz schuttelt man 1-2 Minuten krat ig durch und liiBt alsdann die Mischung 15 Minuten laiig unter haiufigem Umschwenken stehen. Nunmehr erhitzt man den Kolben mit cingehangtem Trichter in schrliger Haltung anfangs schwach, his die Flussigkcit siedet, dann stark. Durch ofteres Drehen des Kolbens bewirkt man, daB die in dem Hals sich kmdensierenden Dainpfe verspritzte Xubstanz- und Braunsteinteilchen wieder hinabspulen. Das Erhitzen wird SO

lange fortgesetzt, bis das Mangansuperoxyd bis auf geringe h s t e zersetzt und eine t i e f b 1 R ii g e f a r b't e Losung entstmden ist. Alsdann laRt inen vollstandig erkalten, iibergieBt clarauf das Ibaktionsgemisch in rsschem Chisue init ciner frisch bereiteten Losung von 5 g krystallisierteni Fcrrosulfat in 100 corn Wasser und schuttelt cinigr Minuten lang kraftig durch, his das Jodsilber sich kiiinig ahgeschieden hat und die iiberstehende Fliissigkeit ganz klar gewordeii ist. Jetzt spiilt inan den Kolbeninhalt in ein ge- raumiges Becrherglm, wascht mit 20-30 ccm Wmser h kleinen Mengen nach und titriert nach dem Erkalteii den SilberiiberechiiB mit l/lo-N, -Rhoclanlosung zuruck.

1 ccm 1//,o-N.-8ilbernitrat = 0,0127 g Jod.

Versuche, Chlor und Brorn in iiMicher Weise ku bestimmen, sind im Gange, aber noch nicht abgeschlossen, da die zu erstrebende Einfmhheit der Apparatur einstweilen noch Schwierigkeiten ver- ursabht.

Die Haftintensitat des Jods an organischen Molekiden kt graduell sehr versohieden. Eine Bestimmungswek allgemeinerer Anwendbarkeit wird daher immer auf einen volligen Abbau des Molekiils b&?acht &in miissen. In Einz?df&llen, wo ein minder energischer Bngriff geniigt, wird sich die Ionisierung des Halogens unter Urnstanden einfacher gestalten lessen. 80 fiigen wir fur das chirurgisch geschii;tete Air01 noch folgencle Bestimmungsweise an :

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I<. Feist,: Ferrichloridlij~iinjien. 451

Airol. 0,.5 g 1vord~~11 init 20 criii 35'),igt~ Salpvtvrsiirtw uncl 20 ccin l ~ ,~ -N . -~ i l l~~ , i , i i i t , ~~Lt 2-3 hlinutoii lang gvkouht. Ihrauf verdunnt iiian i i i i t 50 ccm Wnsser, lalJt, erkdten, fugt zur Oxy- dation etwa gebildeter Salpetrigsaure Chamaleonlosung oder einige Kornchen Kaliumpermanganat hinzu, nimmt die Anrotung mit etwas Ferrosulfatpulver wider wcg und titriert den SilheriiberschuB mit l/,,-N.-Rhodan zuruck. Hiervon sollen nicht inehr als 12,l c.cm = 20% J verbraucht werden.

Der unliingst erschienene Nachtrag I1 zur Niederlandischen Pharniakopije verfiihrt iihnlich, laBt aber der Saurehchandlung eine Digestion mit 10 ccm Natronlauge vorangehm. Diesc ist weder notwendig, noch miinschenswert, da sic analysenreines Natriumhytlroxyd erfortlert.

Bus der hygienischen Untersuchungsstation (chemische Ab- teilung) des Sanit&ts-Amtes der Marinestation der OstSee.

(Vorstaiid : Marine-Ob~rstal),ral,othekcr Dr. C: o t t h c i I).

Zur Bestimmung von Oxychlorid und freier Salz- siiure. in Ferrichloridltlsungen.

Von Z'rofessor Dr. K. F c i s t, Marine-Stabsapothelter (1. R. I.

(Eingegangen den 12. X. 1916.)

In dem Bestrebm, die auf Schatzung beriihentlen Reaktionen der Arzneimittelpriifung exakter zu gestalten, hat vm einiger Zeit G. R o m i j nl) eine qiiantitetive Bestimmung von Oxychlorid und freier Salzsaure im Liquor Ferri smquichlorati in Vorschlag gebracht. Er bespqicht zunachst das Priifungsverfahren der nieder- lkndischen Pharmakopoe (I?. N. IV), die eine konzentriertere Eisen- chloridlosung (spezifisches Gewicht 1,47&1,482) a18 das Deutschc Arzneibuch (spezifisches Qewicht 1,280-1,282) vorschrcibt. Danaoh sol1 1 ccm Ferrichloridlosung mit 4 ccm Wasser, eine Minute lang zum Sieden erhitzt, nach dem Erkalten eine Triibung xeigen. Die Stiirke der Triibung ist nicht angegeben. _ - ~

1) Rer. d. Delitach. p b m . Gee. 1915, 142. 29 *