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46 1 IX. Ueber ein neues Zwillingsgesetz beim Qunrz; uon G. Hose. Zwillingskrystalle sind beim Quarz eine sehr gew6hnliche Erscheinung, aber sie sind gewilhulich von der Art, dafs die Individuen des Zwillings parallele Hauptaxen habeu. Zwillingskrystalle niit gegeu einauder geneigten Hauptaxen sind auch vorgekommen, hatten sich aber bisher nur adserst selten gefuudeu. Man kauiite eigentlich bisher nur ein ein- ziges Exemplar der Art, das von Hrn. W e i r s in den Schrif- ten der Akademie ' ) beschriebeu, und unter dem Bergkry- stall voin Dauphin$ vorgekommen war. Die Zwilliugsebene war hier eiiie Abstumpfungsflachc einer Endkaute des gewdmlichen Hexagondodecaeders , und die Axeu beider lndividuen wareu demnach, wenii man die Messungen von K u p f f e r zum Grunde legt, unter eincm Winkel von 84' 33', d. i. dem doppelten Neiguugswinkel eiiier Endkante gegen die Hauptaxe gcneigt. Dieser Zwilliugskrystall war Hrn. W e i r s uur zur Ansicht initgetheilt; die Kanigl. Sammliing besitzt keine Zwillingskrystalle der Art, und es ist mir iiiclit bekannt, dals sie noch von anderen Beobachtern aufgefuiideu waren. Desto mehr war icli iiberrascht auf einer rinscheinbaren Quarzdruse von Reichensteiu in Schle- sien eine grbfsere Menge von Zwilliugskrystallen zu fin- den, deren Iudividuen alle mit geneigten Hauptaxen ver- bunden sind, weun auch nach einem andereu Gesetze als nach dem von Hru. W eiEs beschriebenen. Die Zwilliiigsebene ist namlicb, eine Hauptrhomboeder- flsche; die Krystalle sind aber nicht mit dieser, sondern init einer darauf seukrechtep Flache verbunden, und die Krystallgruppe bestebt auch nicht aus zwei, soudern aus vier Individuen, indem an einen mittleren 'Krystall drei In- dividuen so angewacbsen sind, dah eine Hauptrbomboeder- 1) Vom Jahrc 1829 S. 31 uad daraus irn Auszosa in Pogg. Ann. Bd. 27, S. 698.

Ueber ein neues Zwillingsgesetz beim Quarz

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Page 1: Ueber ein neues Zwillingsgesetz beim Quarz

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IX. Ueber ein neues Zwillingsgesetz beim Qunrz; uon G . H o s e .

Zwillingskrystalle sind beim Quarz eine sehr gew6hnliche Erscheinung, aber sie sind gewilhulich von der Art, dafs die Individuen des Zwillings parallele Hauptaxen habeu. Zwillingskrystalle niit gegeu einauder geneigten Hauptaxen sind auch vorgekommen, hatten sich aber bisher nur adse r s t selten gefuudeu. Man kauiite eigentlich bisher nur ein ein- ziges Exemplar der Art, das von Hrn. W e i r s in den Schrif- ten der Akademie ' ) beschriebeu, und unter dem Bergkry- stall voin Dauphin$ vorgekommen war. Die Zwilliugsebene war hier eiiie Abstumpfungsflachc einer Endkaute des gewdmlichen Hexagondodecaeders , und die Axeu beider lndividuen wareu demnach, wenii man die Messungen von K u p f f e r zum Grunde legt, unter eincm Winkel von 84' 33', d. i. dem doppelten Neiguugswinkel eiiier Endkante gegen die Hauptaxe gcneigt. Dieser Zwilliugskrystall war Hrn. W e i r s uur zur Ansicht initgetheilt; die Kanigl. Sammliing besitzt keine Zwillingskrystalle der Art, und es ist mir iiiclit bekannt, dals sie noch von anderen Beobachtern aufgefuiideu waren. Desto mehr war icli iiberrascht auf einer rinscheinbaren Quarzdruse von Reichensteiu in Schle- sien eine grbfsere Menge von Zwilliugskrystallen zu fin- den, deren Iudividuen alle mit geneigten Hauptaxen ver- bunden sind, weun auch nach einem andereu Gesetze als nach dem von Hru. W eiEs beschriebenen.

Die Zwilliiigsebene ist namlicb, eine Hauptrhomboeder- flsche; die Krystalle sind aber nicht mit dieser, sondern init einer darauf seukrechtep Flache verbunden, und die Krystallgruppe bestebt auch nicht aus zwei, soudern aus vier Individuen, indem an einen mittleren 'Krystall drei In- dividuen so angewacbsen sind, d a h eine Hauptrbomboeder- 1) Vom Jahrc 1829 S. 31 uad daraus irn Auszosa in Pogg. Ann. Bd. 27,

S. 698.

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fliiche von jedem der letzteren mit einer der drei Haupt- rbombogderfliicben des mittleren Krystalls in gleicher Ebene liegt, SO wie es die Fig. 16 und 17 vou Taf. 11. anzeigen, von denen die eine eine Ansicht IOU der vorderu, die an- dere von der bintern Seite der Gruppe darstellt, uud an denen die HauptrhomboGderflBchen der drei angewachsenen Individuen, die mit den drei Hauptrhombogderflachen R,, R , , R , des miltleren Individuums in eiiie Ebene fallen wit l X l , B *, R"', bezeichnet siud. Der Winkel der Axen zweier zwillingsartig verbundenen Krystalle gegeueinauder ist demnacb der doppelte Complementswinkel der Neiguog der Flachen zur Axe. Nimlnt man letzteren nach den Mes- suugen von Kt ip f f e r zii 38" 13' an, so betriigt die Neigung der Aren zweier Krystalle 1 0 3 O 36'. Denselben Winket machen aiicb die zwei Seitenflachen der Prisuien, worauf die gemeinschaftlichen Rhomboederfllchen aufgesetzt sind, wshrend die benachbarten Seiteuflachen einen einspringen- den Winkel von 115" 14' machen. W i e die Hauptrhom- boederflacben zweier Individuen, so sind natiirlich aucb die einander diagonal gegeniiber liegeliden Combinations- kanten dieser Rhomboederfliichen mit den Gegenrhomboe- derflichen r, sowie die diesen parallelen Combinationskan- ten mit den Seitenfliicben des secbsseitigen Prismas g, z. B. die .Kanten I und C, und m uud m, einander parallel. Die Flachcn des Hauptrhomboeders sind bedeutend grbber als die des Gegenrhomboeders; ebenso sind die Seitenflachen, woiauf die Fliichen des Hauptrhomboeders aufgesetzt sind, und ilire abwechselnden grbfser als die anderen, daher das Pr ima das Ansehen eiiies dreiseiligen Prismas mit abge- stumpften Seitenkanten hat I). Rhomben- und Trapezfla- chen siud nicht zu sehen.

Die bescliriebenen Quarzzwillinge finden sich, uach den1 Stiicke dcr Kbpigl. Sammlung zn wtbeilen, auf kleineri Quangiingeu in dem Reichensteiiier Serpentin, der mit kleineii Krystallen von Arsenikeisen erfiillt ist. Der Quarz ist 2 bis 3 Linien hocb auf den Saalblndern der Gauge

1 ) Ersteres ist in den Zeicboungen ausgedriickt , httvu nicht.

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rechtwinklig aofgewachsen, und, wo die Gaiige sich erwei- tern und in der Mitte Drusen bilden, auskrystallisirt. In diesen Drusen befinden sich nun die beschriebeoen Quan- zwillinge, die auf dem seitlichen Q u a n aufsitzen. Sie sind dicker und undurchsichtiger als die darunter sitzen- den Quarzkrystalle, die ziemlich durchsichtig sind, und so also offenbar von spllerer Bildong als diese. Neben die- sen Zwilliiigskrystalleu befinden sich auch noch einige Kalkspathkrgstallc in dem ersten stumpferen Rhornboeder.

Nachdem ich diese Notiz schon niedergeschrieben hatte, zeigte mir Hr. Geh. Rath W e i r s eiii ganz ahnliches Stuck mit denselbeit aufsitzenden Quarzkrystallen, welches er schori im vorigeii Sommer eon einem seiner Zuhbrer er- halten hatte. Es war nur eine Krystallschale 5011 dem durchsichtigeu Quarz von der einen Wand des Ganges, worauf die undurchsichtigeren Zwillingskrystalle safseo. Die durcbsichtigen Quankrystalle hattcn eine schwache ame- thystartige Farbung. Es scheiiit demuach, dak diese Qtiarz- krystalle in grbfserer Meuge vorgekominen sind.

X. Ueber den Fessel’schen elektrornagnctischen Motor; oon P l u c k e r .

H r . P a g e in Nordamerika bat bekannllich in neuerer Zeit die Kraft, welche einen Eisenkern in eine elektromagneti- scbe Spirale hineiuziebt, iin Gro ten benutzt, urn Bewe- gung hcrvonubringen. Hr. H a n k e l in Leipzig hat das- selbe versucht, und das in praktischer Beziebung wichtige Gesetz aufgestellt, dafs diese Kraft sich wie das Quadrat der Stromstarhe verhllt. Auf meinc Aufforderung hat Hr. F es s e l seiuerseits das Modell einer Mascbioe angefertigt, iiber dereit Ausfiihrbarheit im Grofsen ich einstweilen zwar,