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35 8. Th. Poleck und Bruno Qriitsner: Ueber eine kryetallieirte Eisen- Wolffam-Legirung. mittheiluog aus dem pbarrnaceutischen Institut der Universitat zu Breslsu.] (Eingegangen am 31. Dezember, mitgeth. i. d. Sitzung von Hrn. A. Pinner.) Vor einiger Zeit erhielt das pharmaceutische Institut eu Breslan aus der Bier man n'schen Metallindustrie in Hannover ein grosseres Stiick einer Eisen-Wolframlegirung mit einem Gehalt von 80 pCt. Wolfram. Der Director der Fabrik, Herr Rehboch, hatte die Giite uns mitzutheilen, dam die betreffende Legirung auf elektrolytischem Wege aus dem besten bohmischen Wolframstufenerz (Wolframit) erhalten worden sei, dass man aber die Fabrication dieser an Wolfram so reichen Verbindung aufgegeben' habe, weil die Herstellungskosten auf diesem Wege sich fur eine Verwerthung derselben in der Industrie zu hoch stellten. Ueber das Verfahren der Herstellung ausserte sich Hr. Re h boc h nicht eingehender. Das betreffende ca. 600 g schwere Stiick war von ausgezeichnet krystalliuischem Gefiige, mit einzelnen Drusenraumen durchsetzt, in denen sich zwar sehr kleine, aber doch gut ausgebildete Krystalle er- kennen liessen. Die Krystalle sowohl, wie die krystallinische Grund- masse, besaesen eine silbergraue Farbe, einen grossen Glanz, grosse Harte und eiu hohes specifisches Gewicht. Es gelang, eine wenn auch nur kleine Menge der Krystalle zu isoliren, sie krystallographisch zu bestimmen und zu analyeiren. Hr. Prof. Hintze hatte die Giite, die krystallographische Be stimmung zu iibernehmen und die Messungen im mineralogischen In- stitut der Universitat durch Hrn. Privatdocenten Dr. Milch ausfiihren eu Iassen, wofur wir beiden Herren hier unseren verbindlichsten Dank aussprechen. *Die Krystalle der Eisen-Wolfram-Verbindung stellen flache tri- gonale Prismen mit Basis dar. Durch die Messungen wurde der Prismenwinkel genau zu 600 und die Neigung von Prisma zur Basis zu 900 gefunden. Da keine anderen FlPchen beobachtet werden konnten, muss es unentschieden bleiben, ob die jedenfalls im hexa- gonalen System krystallisirende Substanz in die trapezo6driscbtetar- togdrische Abtheilung gehtirt, oder ob das trigonale Prisma durch Zu- sammenwirken der rhombogdrischen Hemi6drie mit Hemimorphie nach der Hauptaxe hervorgebracht wird. Zuweilen erscheinen zwei Krystalle symmetriech nach einer Flache des trigonalen Prismas verwachsen. Eine Spaltbarkeit wurde nicht beobachtet. Bemerkenswerth ist die Harte der Krystalle, welche den Topas mit grosser Leichtigkeit riteen und ungefiihr dieselbe Harte wie der Xorund besitzen.4 3'

Ueber eine krystallisirte Eisen-Wolfram-Legirung

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8. Th. Poleck und Bruno Qriitsner: Ueber eine kryetallieirte Eisen- Wolffam-Legirung.

mittheiluog aus dem pbarrnaceutischen Institut der Universitat zu Breslsu.] (Eingegangen am 31. Dezember, mitgeth. i. d. Sitzung von Hrn. A. Pinner.)

Vor einiger Zeit erhielt das pharmaceutische Institut eu Breslan aus der B ie r man n'schen Metallindustrie in Hannover ein grosseres Stiick einer Eisen-Wolframlegirung mit einem Gehalt von 80 pCt. Wolfram. Der Director der Fabrik, Herr Rehboch , hatte die Giite uns mitzutheilen, dam die betreffende Legirung auf elektrolytischem Wege aus dem besten bohmischen Wolframstufenerz (Wolframit) erhalten worden sei, dass man aber die Fabrication dieser an Wolfram so reichen Verbindung aufgegeben' habe, weil die Herstellungskosten auf diesem Wege sich fur eine Verwerthung derselben in der Industrie zu hoch stellten. Ueber das Verfahren der Herstellung ausserte sich Hr. R e h boc h nicht eingehender.

Das betreffende ca. 600 g schwere Stiick war von ausgezeichnet krystalliuischem Gefiige, mit einzelnen Drusenraumen durchsetzt, in denen sich zwar sehr kleine, aber doch gut ausgebildete Krystalle er- kennen liessen. Die Krystalle sowohl, wie die krystallinische Grund- masse, besaesen eine silbergraue Farbe, einen grossen Glanz, grosse Harte und eiu hohes specifisches Gewicht. Es gelang, eine wenn auch nur kleine Menge der Krystalle zu isoliren, sie krystallographisch zu bestimmen und zu analyeiren.

Hr. Prof. H i n t z e hatte die Giite, die krystallographische B e stimmung zu iibernehmen und die Messungen im mineralogischen In- stitut der Universitat durch Hrn. Privatdocenten Dr. Milch ausfiihren eu Iassen, wofur wir beiden Herren hier unseren verbindlichsten Dank aussprechen.

*Die Krystalle der Eisen-Wolfram-Verbindung stellen flache tri- gonale Prismen mit Basis dar. Durch die Messungen wurde der Prismenwinkel genau zu 600 und die Neigung von Prisma zur Basis zu 900 gefunden. Da keine anderen FlPchen beobachtet werden konnten, muss es unentschieden bleiben, ob die jedenfalls im hexa- gonalen System krystallisirende Substanz in die trapezo6driscbtetar- togdrische Abtheilung gehtirt, oder ob das trigonale Prisma durch Zu- sammenwirken der rhombogdrischen Hemi6drie mit Hemimorphie nach der Hauptaxe hervorgebracht wird. Zuweilen erscheinen zwei Krystalle symmetriech nach einer Flache des trigonalen Prismas verwachsen. Eine Spaltbarkeit wurde nicht beobachtet.

Bemerkenswerth ist die Harte der Krystalle, welche den Topas mit grosser Leichtigkeit riteen und ungefiihr dieselbe Harte wie der Xorund besitzen.4

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Die chemische Untersuchung der Krystalle wies Eisen und Wolfram nach, wtihrend die Hauptmasse der Legirung nicht unbe- trPchtliche Mengen Kohlenstoff chemisch gebunden enthielt.

Die Legirungen des Wolframs aind bisher nur wenig unterewht worden. I n dem Lehrbuch der Chemie von B e r z e l i u s ' ) findet sich eine Notiz, wo es heisst: mit anderen Metallen lasst das Wolfram zusammenschmelzen und einige seiner Legirungen behalten einen ge- wissen Grad ron Geschmeidigkeit, wie jene rnit Blei und Kupfer. - Im Jahre 1858 nahm M u c h e t a ) in England ein Patent auf die An- wenduug des Wolframs bei der Stahlfabrication, durch welches dem bis dahin ale werthlos betrachteten Metall, dessen Erze auf die Hal- den geschiittet und h u m als Wegepflasterungsmaterial benutzt wurden, in kurzer Zeit ein nicht unbedeutender Werth beigelegt wurde. - B e roo ulli3) hat dann Legirungen mit'Eisen, Kupfer, Blei, Antimon, Wismuth, Kobalt, Nickel, Silber und Gold darzustellen versucht.

Sein Hauptaugenmerk richtete e r jedoch auf die technisch wich- tiqste Legirung von Wolfram mit Eisen. Nach seinen Versucben lasst sich Eisen in jedem Verhaltniss rnit Wolfram legiren, bis man unter Zusatz von 80 pCt. Wolfram eine bei heftigster Weissgluhhitze umschmelzbare Masse erbalt. B e r n o u l l i erhielt auf diese Weise beim Gliihen ron kohlenstoffhaltigem Eisen rnit 80 pCt. Wolframsaure keinen Regulus, sondern nur eine unregelmassige, sich an die Wande anlegende, blasige Masse, die im muschligen Brucb eine schone silber- artige weisse Farbe zeigte und so hart war, dass sie Glas und Quirz mit, Leichtigkeit ritzte. - In neuester Zeit hat B B i e r m a n n ' s Metall- Industriea in Hannover die Herstellung dieser Legirungen in den ver- schiedensten Procentsatzen in die Hand genommen, wie sie auch eine Menge anderer interessanter Legirungen wie Perro - Chrom, Ferro- Molybdan u. A. in den Handel bringt.

Zur vorlaufigen Auswahl der Methode, welche sich am besten zur quantitativen Bestimmung des Wolframs neben dem Eisen eignen wiirde, wurde ein Theil der Grundmasse der Legirung hBcbst fein ge- pulvert, gebeutelt und mit Konigswasser langere Zeit erwarmt. Mit Zuoahme des Losungsprocesses wuchs auch die Menge der auage- schiedenen Wolframsaure, sie Iegte sich jedoch so fest an die Gefass- wandungen a n , dass eine quantitative Bestimmung unmoglich wurde. Busserdem zeigten sich in der rnit gelbgrfinlicher Farbe ausgeschie- denen Wolframsaure schwarze Piinktchen unaufgeschlossener S u bstanz, welcbe, durcb die aie einhiillende Wolframsaure geschiitzt, selbst durch h g e r e s Kochen mit Kooigswasser nicht in Losung zu bringen waren.

1, Bd. 11, 308. 2, DiugIer , Polytechn. Journ. Bd. 155, 316. 3) Poggendorf . Ann. Bd. I l l ? 573.

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Dagegen Ghrte das Aufschliessen mit Natrium-Kaliumcarbonat zu befriedigenden Resultaten. Das staubfeine Pulver wurde mit an- niihernd der zehnfachen Menge des Carbonats innig gemischt und ge- schmolzen. Durch Behandeln der Schmelze liiste sich d a s Alkali- Wolframat auf, das Eisen blieb auf dem Filter zuriick. Nach seinem Auflosen in Salzsfure blieb ein Riickstand, der neben Kohlenstoff immer noch kleine Menge unaufgeschlossener Substanz enthielt , erst durch wiederholtes Scnmelzen mit dem Carbonat konnte vollstitndige Aufscbliessung erzielt werden. Diese Aufschliessung der Legirung wird aber wesentlich erleiehtert, Venn vorher ih r feinstes Pulver im Platintiegel gegliiht wird, sie blaht sich auf, oxydirt sich und durch diesen Process wird diese ungernein harte und specifisch schwere Substanz so aufgelockert , dass sie d a m durch einmaliges Schmelzen mit Natriumkaliumcarbonat vollstandig aufgeschlossen wird. In der wassrigen Losung der Schmelze wurde, nach dem Neutralisiren mit Salpetersiiure durch Mercuronitrat das Wolfram als flockiges, gelb. lich weisaes Mercurowolframat gefallt. Nach 24 stundigem Stehen w urde der Niederschlag abfiltrirt, mit verdiinnter Mercuronitratlosung ausgewaschen, getrocknet und nach dem Gliihen als WolframsLure ge- wogen. Das beim Auslaugen der Schmelze auf dem Filter gebliebeue Eisenoxyd wurde unter Zusatz von einigen Korbchen Kaliumchlorat i n Salzsaure gelost und als Eisenoxyd beetimmt.

A n a l p der isolirten Krystalle: Gef. Proe.: Fe 13.07, Wo 86.40. Durch Division der vorstehenden Procentzahlen durch die ent-

sprechenden Atomgewichte erhalt man als einfachstes Verhiiltniss 0.2335 Fe und 0.4695 Wo,

das ziemlich genau einem Atomgewicht Eisen und zwei A tomgewichten Wolfram entspricht.

Die Zusammensetzung der Krystalle wird daher durch die Formel Fe W02 apegedriickt, sie enthalten nur Spuren von Kohlenatoff.

Die unbedeutende Menge des Untersuchungsmaterials gestattete lcider n u r diese eine Analyse.

Die Analyse der krystallinischen Hauptmasse der Legirung, die jedoch keine ausgebildeten Krystalle zeigte, fiihrte zu nachstehenden Resultaten.

Gef. Proc.: WO 78.73, Fe 15.94, C 5.03, Summa 99.70. Der Kohlenstoff wurde durch Verbrennen im Sauerstoffstrom be-

Rerechnet man das einfachste Verhliltniss der Atomgewichte des stimmt.

Wolframs, Eisens und des Kohlenstoffs, so erhalt man die Zahlen 0.4288 Wo : 0.2846 Fe : 0.4191 C.

Diese entsprechen ziernlich genau dem Verhiiltniss 3 : 2 : 3 und damit einer chemischen Verbindung Wok Fe2 CB von krystallinischer Be-

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schaffenheit und fast gleicher Harte wie die isolirten Krystalle. Das specifische Gewicht der Hauptmasse betrug in zwei Versuchen 12.92 und 13.04.

Es liegen daher hier zwei noch nicht bekannte Legirungen des Wolfrarns mit dem Eisen in einfachen Atomverhaltnissen vor, die eine krystallisirt, Fe Woa, dern Schwefelkies F e Sa entsprecbend, die andere krystallinisch, Fez W03 C3, mit chemisch gebundenem Kohlenstoff, und ferner die interessante Thatsache, dass aus dieser letzteren Verbin- dung, der krystallinischen Grundmasse, die an Wolfram reichere und kohlenstofffreie Verbindung herauskrystallisirt ist.

B r e s l a u im December 189'2.

4. Th. Po leck: Notie betreffend das Vorkommen des Aethyl- alkohols im deutschen und tiirkischen Rosenol.

(Eingegangen am 31. December; mitgetheilt in der Sitzung von Hrn. A.Pinner.) C. U. E c k a r t I) hatte bei seiner im pharmaceutischen Institut

der Universjtat zu Breslau ausgefiibrten chemischen Untersuchung dee deutschen und tiirkischen Rosenols die Anwesenheit von Aethylalkohol irn ersten Destillat zweifellos bewiesen, und da beide Oele unter Ga- rantie der Reinheit aus der bewahrten Fabrik von S c h i m m e l & Co. in Leipzig bezogen worden waren, so musste der Aethylalkohol als ein normaler Bestandtheil des kauflichen Roseniils angesehen werden.

Diese Thatsache hat durch den letzten Geschafts - Bericht von S c h i m m e l k Co. (October 1592) ihre volle und iiberaus interessante Bestatigung gefunden.

Die von der genannten Fabrik unter der umsichtigen Leitung ihres Besitzers, Hru. F r i t z s c h e , vor ungefahr sechs Jahren in An- griff genommene Gewinnung von Rosenol aus deutschen Rosen be- h d e t sich in erfreulicbem Aufschwunge und hat immer grossere Di- mensionen angenommen. Die in dem 8 Kilometer von Leipzig ent- fernten Gross - Miltitz angelegten, mehr als 50 Hectare umfassenden Anpflanzungen einer Varietat der Rosa centifolia haben sich im Somrner dieses Jahres uppig entwickelt und einen Oel-Ertrag von vorziiglicher Beschaffenbeit geliefert. Die Destillation des Oels hat in diesern J a h r zum ersten Ma1 inmitten der Rosenfelder in einer provisorisch einge- richteten Fabrik stattgefunden, wahrend gleichzeitig eine grcssere, bleibende Fabrikanlage im Bau begriffen ist, die f i r die Verarbeitung von circa einer Million Kilo Rosen eingerichtet und mit allen prak-

1) Diese Berichte 24, 4205.