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XVI. Klcinere Mittheilungcn. 1. Ueber eine neue Form des kttnstlichen Trommelfells Yon Dr. Arthur Harlmann in Berlin. Ein Patient aus der Klinik des Herrn Prof. Politzer, der won der Anwendung der gebr~tuchlichen ktinstliehen Trommelfelle nicht vollst~tndig befriedigt war~ gab mir Veranlnssung, ein ktinst- tiehes Trommelfell naeh neuem Princip zu verfertigen. Da die Wirkung des kiinstliehen Trommelfells darauf be- ruht, dass auf die Reste des Trommelfells und der GehOr- kntiehelchen ein Druck ausgeilbt wird, so ging ich yon der An- sieht aus~ dass, um einen Druck auszutiben; eifferseits eine elastisehe Kraft nothwendig Ski und audererseits derselben ein StUtzpunkt gegeben werden mtisse~ yon dem aus sie zur Wirktmg gelangen ktinne. Zu diesem Zweck maehte ieh Versuehe mit Sehlingen aus elastisehen Stoffen~ Fisehbein, Federposen und dtinnen Uhr- federn. Von letzteren sah ieh sofort ab~ da sie zu wenig biegsam sind, aber besonders am Fischbein und aueh an Federposen glaube ieh ein passendes Material fur die gewiinsehte Wirkung ge~unden zu haben. Aus einem 6--7 Ctm. langen StUck Fischbein maehe ieh mir durch Spalten eine Reihe yon 1--2 Mm. breiten~ sehr dtinnen St~tbehen; dieselben werden durch Schaben mit dem Messer ge- gl~ttet und besonders in der Mitre so dtinn gemaeht~ dass sie kaum die Dicke eines Kartenblattes erhalten. Dureh Umbiegen zu einer Sehtinge ttberzeuge ieh mieh~ ob die gewiinschte Elasti- t~t hergestellt ist und maehe, wenn dies noch night der Fall ist, durch Sehaben das Fischbeinst~tbehen noch dtinner.

Ueber eine neue Form des künstlichen Trommelfells

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Page 1: Ueber eine neue Form des künstlichen Trommelfells

XVI.

Klcinere Mittheilungcn.

1.

U e b e r e ine neue Form des k t t n s t l i c h e n T r o m m e l f e l l s Yon

Dr. Arthur Harlmann in Berlin.

Ein Patient aus der Klinik des Herrn Prof. P o l i t z e r , der won der Anwendung der gebr~tuchlichen ktinstliehen Trommelfelle nicht vollst~tndig befriedigt war~ gab mir Veranlnssung, ein ktinst- tiehes Trommelfell naeh neuem Princip zu verfertigen.

Da die Wirkung des kiinstliehen Trommelfells darauf be- ruht, dass auf die Reste des Trommelfells und der GehOr- kntiehelchen ein Druck ausgeilbt wird, so ging ich yon der An- sieht aus~ dass, um einen Druck auszutiben; eifferseits eine elastisehe Kraft nothwendig Ski und audererseits derselben ein StUtzpunkt gegeben werden mtisse~ yon dem aus sie zur Wirktmg gelangen ktinne. Zu diesem Zweck maehte ieh Versuehe mit Sehlingen aus elastisehen Stoffen~ Fisehbein, Federposen und dtinnen Uhr- federn. Von letzteren sah ieh sofort ab~ da sie zu wenig biegsam sind, aber besonders am Fischbein und aueh an Federposen glaube ieh ein passendes Material fur die gewiinsehte Wirkung ge~unden zu haben.

Aus einem 6--7 Ctm. langen StUck Fischbein maehe ieh mir durch Spalten eine Reihe yon 1--2 Mm. breiten~ sehr dtinnen St~tbehen; dieselben werden durch Schaben mit dem Messer ge- gl~ttet und besonders in der Mitre so dtinn gemaeht~ dass sie kaum die Dicke eines Kartenblattes erhalten. Dureh Umbiegen zu einer Sehtinge ttberzeuge ieh mieh~ ob die gewiinschte Elasti- t~t hergestellt ist und maehe, wenn dies noch night der Fall ist, durch Sehaben das Fischbeinst~tbehen noch dtinner.

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168 XVL Kleinere Mittheilungen.

Indem man die ]~Iitte dicker liisst und die seitlichen Theile der Schlinge dtlnner macht, kann man der Schlinge eine beliebige Breite geben. Das so hergerichtete St'~bchen amwickle ich nun mit Baumwollwatte, indem ich eine kleine Quantit~t derselben zu einem bandartigen Streifen ausziehe und mit diesem zuerst die Mitre des Sti~behens umwickle. Sodann wird das St~behen zur Sehlinge umgebogen, der Baumwollstreifen, um ihm mehr Festigkeit zu geben, einige Male gedreht und die beiden Schenkel

Fig. t. Fig. 2.

der Schlinge vollends gemeinsehaftlich bis zu ihrem Ende nmwickelt. Vgl. Fig. 2. nicht umwiekelte, Fig. 1. mit Baumwoll- watte umwickette Sehllnge.

Sta, t tder gewShnlichen Baumwollwatte kann Bruns'sche Verbandbaumwolle oder bei noch bestehendem Ausflusse die an der P o 1 i t z e r 'sehen Klinik gebrguehliche, mit einer L~isung yon Zinc. sulf. in Wasser und Glycerin getriinkte and dann geta'ocknete, adstringirende Baumwolle~ bei Ubelrieehen-

dem Ausflusse die Salicyl-Baumwolle in Verwendung gezogen werden.

Wird' die Schlinge wenig breit gemaeht und dicker um- wiekeIt, so wird die Wirkung dem Yearsley'schen Wattektlgel- chen entsprechen, wiihrend bei breiter Sehlinge und schwlieherer Umwicklung ein starker Druek ansgetibt wird.

Herr Prof. P o l i t z e r hatte die Gtite, mein Instrumentchea bei 4 hierzu geeigneten Fallen seiner Klinik anzuwenden und wurde mit demselben ein mindestens ebenso gttnstiger Effekt erzielt, als wie mit den anderen kiinstlichen Trommelfellen.

Als einen Hauptvorzug meines Instrumentchens betraehte ich, dasses sehr einfach, event, yon dem Patienten selbst her- gestellt werden kann, deshalb sehr billig ist und besonders in der Armenpraxis verwendet werden kann. Ausserdem kommen die bei den gebri~uchlichen kiinstliehen Trommelfellen entsehieden unangenehmen Empfindungen im itusseren Gehtirgange in Weg- fall, bes. wenn das iiussere Ende des Instramentchens etwas dicker umwickelt nnd ihm dadurch eine Sttitze an der Mtindung des iiusseren Geh~rganges gegeben wird. Indem tinsseflich nut das mit Watte umwickelte Ende als Baumwollpfropf sichtbar ist, entspricht es aueh den kosmetischen Anforderungen.