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537. Alex. N a u m a n n : Ueber eine neue Methode der Molekulargewichtsbestimmung.
(Eingegangeu am 6. December; verlesen in der Sitzuug von Ern. Eug. Sell.)
Bei der Destillation von mit Wasser nicht mischbaren Substanzen durch eingeleiteteo Wasserdampf stehen bei constanter Siedetemperatur die Beetandtheile des Destillats in einem constanten Mengenverhaltnisa, wie ich *) jungst a n neun verschiedenartigen Beispielen nachgewiesen habe. Es lag nahe, eine Beziehung zu suchen zwischen den in Mole- kulargewichten ausgedruckten Restandtheilen des Destillats und den Dampfspannungen derselben bei der im Dampfgemenge gemessenen Siedetemperatur, da nach der mechanischen Gastheorie unter sonst gleichen Verhlltnivsen die Dampfspannung von der Anzahl der Mole- ltiile abhangt, welche sich ini Gaszustande befinden. Es hat sich nun, wie die nachfolgende Tabelle lehrt, in allen untersuchten Fdlen ergeben, d a s s d a s i n d e n b e k a n n t e n , aus der normalen Dampfdichte abge- lriteten, M o I e k u l a r g e w i c h t e n a u s ge d r iic k t e M e n g e n v e r h a 1 t- niss d e r b e i d e n i i b e r d e s t i l l i r e n d e n B e s t a n d t h e i l e g l e i c h iu t d e m V e r h a l t n i s s d e r D a m p f s p a n n u n g e n d e r b e i d e n G e m e n g t h e i l e b e i d e r i m D a m p f g e m e n g e g e m e s s e n e n S i e d e - te rn p e r a t u r . Bezeichnet g das Gewicht des einen Bestandtheils des Destillats, ni sein Molekulargewicht und p seine Dampfspannung bei d w Siedetemperatur t des Gemenges unter dem Baroineterstand b; fciriier G das Gewicht des anderen Bestandtheils des Destillats, M sein Molekulargewicht und P seine Dampfspannung ebenfalls bei der in1 Dampfgenienge gemessenen Siedetemperatur, so ist
g - m P
1) -PT- = 7'
Die nachfolgende Zusammenstellung giebt f i r jedes Gemenge die Mittelwerthe aus den friiher mitgetheilten einzelnen Beobachtungen. Die bciden letzten Columnen belegen das ausgesprochene Qesetz. Die ziir Berechnung der Werthe der letzten Columne benutzten Dampf- spannungen sind theils den Beobachtungen von R e g n a u I t entnommen, ndmlich fur Wasser z), Benzol 3), Terpentinol '), Kohlenstofftetra- chlorid j) und Aethylbromid 6); theils liegen ihnen eigene Bestim- niungen zu Grunde, iiber die ich demnachst berichten werde, nainlicl: fiir Toluol, Nitrobenzol, Aethylbenzoat und Naphtalin.
') Diese Berichte X, 1421, 1819, 2014. 2 ) Me'moires de l'acadhmie 1847, XXI, 624 bis 633. 3 , Daselbst 1865, XXVI, 423. 4, Desgl. 501. 5) Desgl. 434. 6) Desgl. 453.
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2101
Bus Gleichuug meht wird:
1 folgt, wenn das Molekn la rgewich t M ge-
1st der e k e Kiirper waeeer, SO iet m = 18, p BUS der Tabelle der Waeeerdampfspannungen von R e g n a u l t 1) zu ersehen, g und 0 sind die im Deetillat bestimmten Gewichtsmengen von WasRer und dem fraglichen Kiirper, ferner ist P = b - p.
SO z. €3. eei dae Molekulargewicht des N a p h t a l i n s nach der Metbode der Deetillation im Waseerdampf zu beetirnmen. Es gingen iiber 49.4 Qr. Waeeer und 8.9 Or. Naphtalin bei 98.20 (corr.) und (binem Barometerstand von 733 Mm. (corr.), Bei t = 98.20 iet die Waeeerdampfepannung p = 712.4 Mm., daher die Naphtalindampf- Rpannung P = b - p = 733 - ?14.4 = 20.6Mm; dae Molekulargewicht dea Waseere ist m = 18. Setzt man dieae Werthe in die Gleichung 1, 80 bat man fiir das Molekulargewicht dee Naphtaliris
is .8.9 . 712.4 - = 113. 49.4 . 20.6
M =
Der Formel Cl0 H, entepricht das Molekulargewicht 128. Diq gefandene Zahl 113 liiset keinen Zweifel dariiber, daas 128 und nicht efwa dae Doppelte dieser Zabl ale daa Molekulargewicht des Naph- Lalitis zu betrachteu iet. Die von mir %) seinerzeil direct beobachtete Uampfspannung dee Naphtalins betriigt fir die obige Temperatar gegen 20 Mm., wiirde also das gleiche Reeultat ergeben wie die aue d~?m obigen Deetillationsvereuch selbst abgeleitete von 20.6 Mm. - Hui der Vereuchetemperatnr von gegen 10Qo wgte die Dampfdichte- beetimmung des Naphtdioe nach dem H o f m a n n 'schen Verfahren abaolut anauafiihrbsr, do wegen der aiedrigen Spannung dee Dampfee selbst nnter den sonst genetigeten Verhiiltniesen kaum einige Zehntel- milligramme Substanz angewandt werden diirften.
Durch vorstebende Mittheilung wollte ich die M e t h o d e d e r Molekulargewichtsbe8t immnng d u r c h D e e t i l l a t i o n o d e r S a b l i m a t i o n i n i n d i f f e r e n t e n D I m p f e n o d e r G a e e n begriinden and die Art ihrer Anwendung zuniichet an einem Kiirper von ecbon bekanntem Molekulargewicht demonetriren. Beeitzt ein ohne Zer- eetzung nicht siedender Kiirper bei irgend welchen Temperaturen eine Dampfepannung von nur wenigen MillimeteraI ee Wid sich wohl in den meieten Ftillen eine andere innerhalb dieaer Temperaturen eie- dende Sobetam finden lassen, in welcher der fragliche Kiirper eich nicbt l88t und in deren Dampf dann die Verfliichtigung stattflndet, wonach in der dargelegten Weiee das Moldcnlargewich t erschlossen
1) Mdmoirea de I'acad6rnie 1847, XXI, 624 bia 683. a) Dime Berichta IV, 647.
2102
wird. Rei hiiherem Driick iiberhitzter Wasserdampf miichtc in vicleii Fallen eich als aweckmiiesig erweiaen. (30 z. B. geht Anthrachinon bei looo mit Waseerdiimpfen im constanten Mengenvethlltnise von 0.20 Gr. Anthracbinon auf 100 Gr. Wnseer fiber. Die Dampfspannung desselben ist aber zu gering, um eich anderweitig genau genug bestimmen zu lassen. Sie berechnet sich gerade nach dem erwlihnten Mengenverhiiltniss und dem echon bekannten Molekulargewicht nnter Anwendung der Oleichung 1 r u 0.13 Mm. Es miisste also Kir Anthra- cbinon und ihm in fraglicher Hineieht iihnliche Kiirper eine hiihere Temperatur erzeugt werden. In anderen FBllen, wie etwa bei Alizarin, w l r e Sublimation im Qneckeilberdampf, gebotenen Falls bei erniedrigtem Druck , zu erproben. Voraueaichtlich lassen sich auch im Gasstrorn betreffende Bestimmungen anefiihren , wenn ebenfalls aof volletiindige SHttigong des angewandten und eu messenden Gases mit dem frag- lichen Kiirper bei geeigneter Temperatnr Bedacht genommen wird.
In angedeuteter Richtung gedenke ich weitere Versuche anzustellen, insbesondere zur Ausfiillung noch vorhandener Liicken in der Mole- kuhrgewichtsbestimmung. Ferner beabsichtige ich die Brauchbarkeit des beechriebenen Verfahrene fiir Ermittelnng der Abhsngigkeit der molekularen Constitution der Dampfe von der Temperatur zu priifen, e. B. fiir Schwefel oder fur Essigeiure, deren abnorme DampMicbte, wie ich 1 ) friiher nachgewiesen habe, durch die Beimeogang oamplicfr- terer Eseigeiiuremolekfilc mitbewirkt wird. Vorvereocbe mit Queck- siiber, dessen GasmoIekiil wenigetens bei den bie je t r t angewandted bijheren Temperaturen einatomig iet, deuten auf die MBglichkeit der Ermittelung aeines Molekiile bei niederen Temperatwen.
Ueberhaupt liegt die Bedeutung dee durch die eingalyp angefihrten Untersuchuogen iiber Deatillation mit Waseer oicht misehbarer KZirper durch eingeleiteten Wasserdampf angebabnten M d Eer niiber dar- gelegten Verfah:ens der M o k k d a r g e w i c h t m m u n g vorwiegend darin, daae es d a einautreten vempricht, w6 die bekannten Methoden im Stich laasen.
G i e e s e n , 4. December 1877.
538. Carl Hel l n. 0. Hiihlhiinrer: Ueber ehe layetallirirte Ver- bindang dee Bromr mit Esrigstiurehydrat - Eeri~tiuredibromid - (Eingegangen am 10. December; verlesen in der Sitsnug ron Ern. Eag, Sell.)
Unter den chemiecheo Verbinduogen, welcbe wegen den wichti- gen theoretiechen Folgerungen , die eich f i r die Affinitiitslehre daran kniipfen, scbon eeit Ungerer Zeit daa Intereaae der Cbemiker in immer
') Diese Berichte III, 702.