4
Berthelot : Eigenschaften der Alkohole. 43 Das aus dem Ludwigsbrunnen frei ausstromende Gas besteht soniit in I00 Vol. aus: Kohlensaure 'J4,zgn VOI. ioo,non voi. Sticltgas 5,646 ,, Leichtein Kohlenwaaserstoffgss 0,064 ,, --__ V. Ueber einige Eigenschaften der Alkohole. Vo n Berthelot. (Compt. rend. t. LVI, p. 841.) Das Studium der Bildung der Aether fuhrt zu schonen und bestimrnten Beobachtungen , welche geeignet sind , die chemische Function der Alkohole zu charakterisiren. Die wahren Alkohole , diejenigen , welche alle Chemiker als solche eskennen, vereinigen sich direct mit den Sauren; die Verbindungen entstehen langsam , aber regelmassig , bilden sich auch in Gegenwart einer grossen Menge Wasser und nur in bestimmten Verhaltnissen, welche hauptsachlich abhangig sind von den Aeq. der Sauren und der Alkohole und nicht von ihren Affinitaten. Diess sind eben so ttllgemeine und nothwendige Erscheinungen als die, welche die salzartigen Verbindungen charakterisiren. Ich glaubte es sei zweckmassig mit verschiedenen neu- tralen Substanzen die gleichen Versuche anznstellen, und wahlte dazu solche aus den Hauptgruppen organischer Korper, von deiien die einen den Alkoholen ahnlich, die anderen sehr vcrschieden davon sind, niimlich : I) ein Aceton, 2) 2 Aldehyde, 3) einen einfachen Aether, 4) 2 Hydrate, die gewisse Aehnlichkeiten mit den Alkoho- len zeigen, Terpin und Saligenin, 5) eine complexe Verbin- dung, das Salicin, 6) 2 Phenole.

Ueber einige Eigenschaften der Alkohole

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber einige Eigenschaften der Alkohole

Berthelot : Eigenschaften der Alkohole. 43

Das aus dem Ludwigsbrunnen frei ausstromende Gas besteht soniit in I00 Vol. aus:

Kohlensaure 'J4,zgn VOI.

ioo,non voi.

Sticltgas 5,646 ,, Leichtein Kohlenwaaserstoffgss 0,064 ,, --__

V. Ueber einige Eigenschaften der Alkohole.

Vo n

Berthelot.

(Compt. rend. t. LVI, p. 841.)

Das Studium der Bildung der Aether fuhrt zu schonen und bestimrnten Beobachtungen , welche geeignet sind , die chemische Function der Alkohole zu charakterisiren. Die wahren Alkohole , diejenigen , welche alle Chemiker als solche eskennen, vereinigen sich direct mit den Sauren; die Verbindungen entstehen langsam , aber regelmassig , bilden sich auch in Gegenwart einer grossen Menge Wasser und nur in bestimmten Verhaltnissen, welche hauptsachlich abhangig sind von den Aeq. der Sauren und der Alkohole und nicht von ihren Affinitaten. Diess sind eben so ttllgemeine und nothwendige Erscheinungen als die, welche die salzartigen Verbindungen charakterisiren.

Ich glaubte es sei zweckmassig mit verschiedenen neu- tralen Substanzen die gleichen Versuche anznstellen, und wahlte dazu solche aus den Hauptgruppen organischer Korper, von deiien die einen den Alkoholen ahnlich, die anderen sehr vcrschieden davon sind, niimlich :

I) ein Aceton, 2) 2 Aldehyde, 3) einen einfachen Aether, 4) 2 Hydrate, die gewisse Aehnlichkeiten mit den Alkoho- len zeigen, Terpin und Saligenin, 5) eine complexe Verbin- dung, das Salicin, 6) 2 Phenole.

Page 2: Ueber einige Eigenschaften der Alkohole

44 Berthelot : Eigenschaften der Alkohole.

1) Sehr reines Aceton, CeH602 44,4 1,OAeq. 118 Std. bei 1800.

1 Grm. der Mischung sattigte vor dein Versuch Normal- Essigsaure 55,611;~ ,, 1

malbarytlosung 61,9 C.C. 1 Grin. der Ilischung sattigte nacli dem Versnch Nor-

malbarytlosung 61,s C.C. Es war daher kcine einem Aether vergleichbare Ver-

bindung gebildet worden- 2 ) Reines Aldehyd 37,5

Essigsaure 62,5 !18 Stunden auf 180°. - 1 Grm. sattigte vor dein Versuch 69,3 C.C. 1 >> ,, nach 7, ,, 7874 9 ,

Es hatte sich keinc bestiminte Verbindung gebildet, die Aciditat hatte sogar zugenoinmen , was sich durch eine Zersetzung des Aldehyds erklart. 3) Campholsaure-Aldchyd

Essigskure 29,7 (Campher) 703 114 Stunden bei 150O.

1 Grm. sattigte vor dem Versuch 33,2 C.C. 1 ,> ,, nach ,, ,, 33,o ,)

Also auch hier war keine iithcrahnliche Verbindung entstanden. 4) Der gewijhnliche Aether, C4H50, mit reiner oder wasscrhaltiger EssigsSiixre erhitxt (118 Stunden auf 180O) vcranlasst eine Ahnahme des Sauregrades um 4--5 p.C. entwcder in Folge dor Oegenwart von ein wenig Alkohol, der bci der Reinigimg nicht entfernt worden ist, oder durch cine beginnende Rildnng von Essigather , ahnlich wie sie nach meinen fruhern Versuchen schneller uber 300O stattfindet.

Keine Bildung einer festen Verbindung entweder weil keine Wirlrung stattgcfunden hatte, oder weil sie bei 80° zu langsam vor aich geht. Die Veranderlichkeit des Ter- pins gestattet jedoch kein Erhitzen auf 180° mit einer Saure.

Gal, eine Neutralisation von 7 p.C. Saure. Die Re- action war offenbar noch nicht beendigt, wegen Mange1 an

Page 3: Ueber einige Eigenschaften der Alkohole

Berthelot : Eigenschaften der Alkohole. 45

Substanz konnte aber kein langerer Versuch gemacht wer- den. Man sieht, dass sich das Saligenin hier wie ein Al- kohol verhalt , was mit seiner regelmassigen Umwandlung in Aldehyd und Saure zusammen stimmt. Bis jetzt sprach man ihm diese Eigenschaft ab , weil dieser ausserordent- lich veranderliche Korper sich unter dem Einfluss liraftiger Sauren in Wasser und Saliretin spaltet.

Es wurden 14 p.C. Saure neutralisist, was init der all- gemeinen Ansicht ubereinstimmt, nach der das Salicin (Sa- ligenin-Glykosid) als eine Art zusarnmcngesetzter Allroliol betraehtet wird, welcher fshig ist, sich in desselben Weise mit Sauren zu verbinden, wie das Monoessigsiiure-Glycerid. 8) Phenol, ClZH8O2 68,3

Nach 40 Stunden bei 160° neutralisirte Saure 31,7 I 1,00 Aeq* ,, Essigsaure

6,l p.C. 9 , 136 ,, ,, 160° (Gsenze) neutral. Saure 7,O ,, Phenol 72,O 1,64 Aeq. Essigsaure 28,O I 1,00 ,,

Phenol 55,9 1,64 Aeq. Benzdssaure 44,l 1 1,00 ,,

Nach 114 Stunden bei 150° neutralisirte Saure 9 p.C.

Nach 40 Stunden bei 140° neutralisirte Saure

9) Thymol, krystallisirt, CZOHi402 74,O Essigsaure 26,O 1 $; A:q*

Nach 114 Stunden bei 150° neutralisirte Siiure 8 p.C. Es folgt aus diesen Versuchen, dass sich das Phenol

und das ihm honiologe Thymol direct mit Sauren, nach Art der Alkohole vereinigen. Die Verbindung hort bei einer gewissen Grenze auf, aber diese Grenzen sind enger bei den Phenolen als bei den Alkoholen. Die nentsalisirte Ifenge ist 3 Ma1 geringer mit der Benzogsaure, und 10 Nal geringer mit der Essigsaure. Die zwei zu den Versuchen angewendeten Sauren haben ferner zwei sehr verscliiedene Grenzen ergeben, wiihrend im Gegentheil die zwei Phenole sehr wenig von einander abweichend sind. Es zeigt sich daher im Ganzen, dass die Erscheinungen parallel uiit amen

25,8 p.C. 9 , 136 9 , ,, 140° (Grenze) neutral. Saure 26,7 ,,

Page 4: Ueber einige Eigenschaften der Alkohole

46 Caventou : Neuer KohlenwasserstofX

bei den wahren Alkoholen vor sich gehen; sie scheinen aber anderen Gesetzen ZLI folgen.

Endlich aber ergeben sich aus Vorstehendem neue Analogien und neue Verschiedenheiten zwischen den Phe- nolen und den Alkoholen, wonsch man entweder die Phe- nole als eine specielle Classe der organischen Korper gegen- uber der Classe der Alliohole oder als cine besondere Gruppe in der allgemeinen Classe der Alkohole betrachten muss.

PI--

VI. Ueber einen iieueii Kohlenwasserstoff der

Reihe €nH2n-2 und seiiie Verbindung rnit Brorn.

Von

Eug. Caventon.

(Compt. rend. t. LVI, p. 712.)

In einer fruheren Mittheilung (dies. Journ. LXXXIX, 317) habe ich ein krystallisirtea Tetrabromiir beschrieben. das nach der Analyse dieselbe rohe Formel vie das zwei- fach-gebromte Butylenbromiir G4€T,,Br4, hat. Auch habe ich a. a. 0. die Versuchc nngegeben, nach welchen icli dasselbe als ein Isonicres des -G4HGBrq betrachte.

Zur Vervollstkiidigung dieses Studiums hielt ich es fur interessant, den Kohlenwasserstoff G,H6 darzustellen und seine Verbindungen mit Broni zu untersuchen.

Ich untersuchte zunachst ob dicser Kohlenwasserstoff nicht entsteht bei Zersetzuiig cles Alnylalkoholdampfes durch Wiirme und liess zu diesem Zwecke die gasformigen Zer- setzungsproducte vor ihrer Verbindung mit Brorn durch cine amrnoniakalische Kupferchlorurlosung geheii. Wenn sich der Kohlenwasserstoff G4H6 unter diesen UmstBnden gebildet hatte, so miisste er sich in der Kupferlhing hc-