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'230 B e r t h e 1 o t : 2 u c k e r a r t i g e S 11 h s t a n z e n. Qtlellwasser von Worcestershire durch ammoniakalische Chlorcalciumlosung nur ein viel unbedeutenderer Nieder- schlag von kab entstand, als iler Verf. erwartet hatte, und nachher sich viel Gypskrystalle ausschieden , SO beweist dies eben nur, class das gleichzeitig vorhandene NaS mit dem CaCl und NH, sich in NH4Cl und CaS umgesetzt hat und der Gyps zufolge seiner Loslichkeit erst dllmiihlich krystallisirte. Die Annahme, dass zuerst aus dem CaCl und der anwesenden Kohlensaure sich baC gebildet, welcher durch das reichlich vorhandene Kochsalz gelost geblieben und erst spater sich mit dem ~ a S in &S und NaC zer- setzt habe, ware nur dann gerechtfertigt, wenn der Verf. nschher noch' mehr dem Mineralwasser angehorige ge- funden hatte, die nicht mit in den ersten Niederschlag von ka6 ubergegangen war. D. Red.) LTI. Ueber einige zuckerartige Substanzen. Von Berthelot. (Compt. tend. t. XLI, 1855. {No. 10.1 p 392.) I. MeZitose. Bekanntlich hat Johnston im Jahre 3843 in der australischen Manna (mame d'E?tcaZypltcs) einen krystallisirbnren Stoff aufgefunden, fir den er die Formel der Glucose C,9HiZ012 +2HO aufgestellt hat. Er giebt nun folgende Reactionen dieses Korpers an. Erhitzt verliert er 2H0 und selbst noch mehr; er wird gefallt durch Baryt und ammoniakalische Losuiig von essigsaurem Bleioxyd. Bei Gelegenheit der 1ndustrieausstell;ng erhielt ich eine Quantitat der australischen Manna und machte mit dem daraus erhaltenen krystallisirbaren Stoff einige Ver- suche. Die Hauptresultate sind folgende :

Ueber einige zuckerartige Substanzen

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Page 1: Ueber einige zuckerartige Substanzen

'230 B e r t h e 1 o t : 2 u c k e r a r t i g e S 11 h s t a n z e n.

Qtlellwasser von Worcestershire durch ammoniakalische Chlorcalciumlosung nur ein viel unbedeutenderer Nieder- schlag von kab entstand, als iler Verf. erwartet hatte, und nachher sich viel Gypskrystalle ausschieden , SO beweist dies eben nur, class das gleichzeitig vorhandene NaS mit dem CaCl und NH, sich in NH4Cl und CaS umgesetzt hat und der Gyps zufolge seiner Loslichkeit erst dllmiihlich krystallisirte. Die Annahme, dass zuerst aus dem CaCl und der anwesenden Kohlensaure sich baC gebildet, welcher durch das reichlich vorhandene Kochsalz gelost geblieben und erst spater sich mit dem ~ a S in &S und NaC zer- setzt habe, ware nur dann gerechtfertigt, wenn der Verf. nschher noch' mehr dem Mineralwasser angehorige ge- funden hatte, die nicht mit in den ersten Niederschlag von ka6 ubergegangen war. D. Red.)

LTI. Ueber einige zuckerartige Substanzen.

Von

Berthelot.

(Compt. tend. t . XLI, 1855. {No. 10.1 p 392.)

I. MeZitose. Bekanntlich hat J o h n s t o n im Jahre 3843 in der australischen Manna (mame d'E?tcaZypltcs) einen krystallisirbnren Stoff aufgefunden, fir den er die Formel der Glucose C,9HiZ012 +2HO aufgestellt hat. Er giebt nun folgende Reactionen dieses Korpers an. Erhitzt verliert er 2 H 0 und selbst noch mehr; er wird gefallt durch Baryt und ammoniakalische Losuiig von essigsaurem Bleioxyd.

Bei Gelegenheit der 1ndustrieausstell;ng erhielt ich eine Quantitat der australischen Manna und machte mit dem daraus erhaltenen krystallisirbaren Stoff einige Ver- suche. Die Hauptresultate sind folgende :

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Berthelat: Z u c k e r a r t i g e S u b s tauzen. 23 1

a) Der krystallisirbare Stoff, den ich Melitose nenne, zeigt die meisten Reactionen des Rohrzuckers.

b) Derselbe besteht, nach dem Verhalten bei der Zer- setzung zu urtheilen , aus gleichen Aequivalenten zweier isomerer Verbindungen, deren eine glhrungsfiihig ist, wahrend die andere, nicht gahrungsfahige sich in ihren Eigenschaften an das Sorbin anreiht.

Die durch Behandeln der sustralischen Manna mit Wasser erhaltene Melitose krystallirirt in sehr dunnen, verwebten Nadeln. Ihre Loslichkeit kommt mit der des Mannits uberein. Ihr Geschmack ist sehr schwach suss.

Die wassrige Losung derselben dreht die Polarisations- ebene nach rechts [ a ] j = + 8 8 O : ihr Drehungsvermtjgen ist also fast starker, als das des Rohrzuckers.

Krystallisirte Melitose hat die Formel : C12H12012 + 2HO.

Bei looo erleidet sie eine Halbschmelzung und ver- liert 2HO. Bei 130° verliert sie eine neue Quantitat Wasser, gleichzeitig farbt sie sich aber gelblich und zer- setzt sich. Gleiche Resultate erhielt J o h n s t o n .

StSrker erhitzt farbt sich die Melitose, entwickelt Ca- ramelgertxh , verkohlt und verbrennt endlich ohne Ruck- stand.

Zwei Stunden bei 100° niit rauchencler Chlorwasser- stoffsHure behandelt, bildet sich daraus eine schwarze, un- Iosliche Substanz.

Einige Stunden mit Bafyt bis erhitzt, farbt sie sich nicht und behalt ihre charakteristischen Eigenschaften.

Sie reducirt das weinsaure Kali-Kupfer nicht, auch nach Behandlung wit Baryt nicht; reducirt aher dasselbe reichlich. wenn sie zuvor mit ein wenig verdunnter Schwe- felsaure gekocht worden ist.

Die auf diese Weise durch Schwefelsaure modificirte Substanz hat ein fast urn vermindertes Drehungwer- mogen, V6rIi2lt sich sonst wie eine nicht krystallisirbare. Zuckerart.

Die ursprtingliche Melitose SOWOM, ah die bei I O O * durch Baryt , oder die durch Schwefelsaure veranderte,

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kommt bei gelinder Warme durch Bierhefe in Giihrung unter Bildung yon Alkohol und Kohlensaure.

Alle diese Reactionen sind so ubereiiistimmend mit denen des Rohrzuckers, dass es schwer sein wird, beide in Auflosung nebeneinander nachzuweisen.

Bei der GBhrung lieferten 100 Th. Melitose (C12H1201z + 2HO) 22,2 Gewichtstheile Kohlenslure. 100 Th. Glucose (C12H1201z + 2HO) lieferten 44,s Th.

Kohlensaure. Melitose lieferte also genau halb so vie1 Kohlensaure

wie Glucose. Nach der Gahrung einer Suflosung von Melitose enthielt dieselbe einen eigenthumlichen zucker- Phnlichen Stoff, den ich Eiccnlyn nennen will. Die Menge desselben betrug die Halfte der angewendeten Gewichts- menge der Melitose.

Das Eucalyn ist nicht gahrungsfahig , wird dies auch nicht durch Einwirkung von Schwefelsaure.

Es ist eine syrupahnliche Zuckerart, welche die Pola- risationsebene nach rechts dreht ( [a l j = +50° ungerahr), wird bei 100° durch concentrirte Schwefelsaure und rauchende Chlorwasserstoffsaure zerstort, durch Einwirkung von Baryt bei 100" stark gebriiunt. Es reducirt wein- saures Kupferoxyd-Kali und wird hei 200° in eine schwarze, unlosliche Substanz umgewandelt, wahrend es sich schon bei l l O o braunt.

Das bei looo getrocknete Eucalyn hat die Formel:

im Vacuo bei gewohnlicher Temperatur getrocknet besteht. es aus C12H12012 -/- 2HO.

Diese Substanz schliesst sich offenbar hinsichtlich ihrer Reactionen dem damit isomeren und krystallisirbaren Sorbin von P e l o u z e an.

Die Bildung des Eucalyn in den erwahnten Fallen kann durch folgende Formeln ausgedriickt werden:

CltH12012,

2CizHiz012 = 4coz f C ~ H 6 0 z + Ciz&z012 Melitose. Eucalyn. -- -

Nach dieser Gleichung geben 100 Th. Melitose (C12HlzO12 $2HO) 22,3 Th. Kohlensaure und 50 Th. Eucalyn

(C12Hl2012 f2HO).

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Der directe Versuch gab fur 100 Th. Melitose 21,s

Die Melitose kann alsp betrachtet werden als eine Verbindung aus gleichen Aequivalenten zweier isornerer Verbindungen, von welchen die eine nicht gahrungsfahig ist. Durch die Wirkung der Hefe werden beide getrennt, die eine zerstort , wahrend die andere unverandert bleibt, aber Eigenschaften erhalt, welche sie in der Verbindung rnit der andern nicht besass, wie z. B. die Veranderung durch Baryt und die Reduction des weinssuren Kupfer- oxyd-Kalis. Die Wirkung der Schwefelsaure ist eine ahn- liche, wahrscheinlich werden auch durch sie beide Be- standtheile getrennt und modificirt, doch konnte ich diese Vermuthung nicht beweisen, indem es mir nicht gelang, beide Bestandtheile zu isoliren. Ich fand aber, dass die durch Schwefelsaure veranderte Melitose dieselbe Menge Kupferoxydul ausscheidet, als ein gleiches Gewicht Eucalyn.

Dies nahert die Melitose dern Rohrzucker, mit dem sie wie gesagt hinsichtlich dcr Reactionen uncl der Con- stitution grosse Aehnlichkeit zeigt. Es scheint auch, dass der mit Sauren behandelte Rohrzucker keine homogene und bestimmte Substsnz sei. Nach den Beobachtungen von D u b r u n f a u t und von So-uhei ran lrann so veranderter Zucker durch Krystallisation in krystallisirende , rechts- drehende Glucose und in linlisdrehenden nicht krystallisir- baren ZLcker getrennt werden. Die alkoholische wie die Milchsaure-Gahrung verandern fortschreitend die verschie- denen Elemente des umgewandelten Zuckers und scheinen die Complexitat des Produkts zu beweisen. Man konnte annehmen, dass diese verschiedenen Produkte im Rohr- zucker verbunden praeexistirten.

Eine ahnliche, aber leichter bestimmbare Constitution scheint mir die Melitose zu haben.

11. Pinit. Durch den franzosischen Consul, B o u r s i e r d e la R i v i e r e in Californien habe ich eine zuckerahn- liche Substanz erhalten, welche yon Pihus lambertiaaa ah- stammt. Diese Substsnz bildet feste Ausschwitzungen, welche in halbkuglichen Hohlungen, am Fusse der Baume

Th. Kohlensaure und 51 Th. Eucalyn.

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init Hulfe yon Feuer hervorgebracht werden. Die Indianer essen dieselbe.

Durch Behandlung der kleinen rundlichen Massen, welche von schwarzlicher Farbe sind, rnit Wasser habe ich daraus einen krystallisirharen Stoff ausziehen konnen, welchen ich Pinit nenne.

Der Pinit krystallisirt in halbkuglichen, weissen, strah- ligen Massen, welche sehr hart sind, unter den Zahnen knirschen und stark an den Wanden des Krystallisations- gefisses adhariren.

Sein Geschmack ist fast ebenso wie der des Candis- zuckers.

Er ist sehr leicht loslich in Wasser, fast unloslich in absolutem und etwas loslich in gewohnlichem kochenden Alkohol. Sein spec. Gew. = 132,

Er dreht die Polarisationsebene nach rechts. Sein Rotationsvermogen auf die Uehergangsfarbe bezogen ist [a]j = + 356'.

Der Pinit ist nicht giihrungsfihig und reducirt auch nsch der Behendlung mit Schwefelshure kein Kupfer. Die Analysen des Pinit ergaben die Formel C12H12010. Essigsaures Bleioxyd-Ammoniak fillt daraus eine Verbin- dung Ci2Hi2Oio,4Ph0. Er ist isomer mit Quercit, yon welchem er sich durch Krystallform , susseren Geschmack und grossere Loslichkeit unterscheidet.

Wegen seiner Zusamrnensetzung, Bestandigkeit und seinen Reactionen gehort der Pinit also zu den nicht- gahrungsfihigen Zuckerarten , welche reicher an Wasser- stoff sind als die Kohlehydrate.

111. Z ~ i c k e m r t lie?. Cede?.-Arten. Bus gewissen Ceder-Arten hahe ich eine Zuckerart ausgezogen , welcht: hinsichtlich ihrer Krystallisation, Zusammensetzung und Loslichkeit in Wasser und Alkohol mit dem Mannit vollig ubereinstimrnt.