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A. Oberbeck. 625 111. Ueher electrische Schwinqurcqeia. Ueber die Polarisationsersohe~urc~erc, welche dumb ctieselberc hervorqebracht werderc; vom A. Oherbeck. (Hierzo Taf. IX Fig. 6-9.) (Dritte Abhandlung. I) ~ ___ 1. In dem letzten Abschnitt meiner zweiten Abhand- lung iiber electrische Schwingungen habe ich an einigen Beispielen nachgewiesen, dass man die Polarisationserschei- nungen bei schnell wechselnden StrSmen durch die Ablen- kung des Electrodynamometers messen kann. Seitdem wur- den weitere Versuche nnch derselben Methode angestellt, welche hier mitgetheilt werden sollen. Dieselben betreffen hauptsachlich die Polarisation einer grosseren Anzahl von Metallen in concentrirter Kochsalzlosung , sowie die Polari- sation von Kupfer und Zink in dell Losungen ihrer schwefel- sauren Salze. Die Polarisation wird durch den Zahlenwerth einer Grosse q gemessen, deren Bedeutung aus der von F. Kohl- r aus ch 2, gegebenen Theorie dieser Erscheinungen folgt. Dieselbe beruht auf der Annahme, dass die durch kurze oder sehr schwaclie electrische St,rGme erzeugte electromo- torische Kraft der Polarisation der Dicke der Gasschichten auf den Metallplatten proportional ist. Da letztere unter den angegebenen Umstanden der der Flbheneinheit der Electroden zugestromten Electricitatsmenge el proportional gesetzt werden kann, so kann man die electromotorische &aft durch das Product: 91 el ausdriicken, in welchem q1 eine Constante ist, die nur von dem Material der Electroden, von der Fliissigkeit und von den Zersetzungsproducten derselben abhangt. Kohl - r au 8 c h bezeichnet dieselbe als e r s te Po la r isa ti o n s con- 1) Oberbeck, Wed. Ann. 17. p. 816-841. 1882 und 19. p.213bis 2) F. Kohlrauscli, Pogg. Ann. 14s. p. 143-154. 1872. 226. 1883. Ann. d. Phys. u. Chem. N. F. XIX. 40

Ueber electrische Schwingungen. Ueber die Polarisationserscheinungen, welche durch dieselben hervorgebracht werden

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A. Oberbeck. 625

111. Ueher electrische Schwinqurcqeia. Ueber die Polarisationsersohe~urc~erc, welche

dumb ctieselberc hervorqebracht werderc; vom A. Oherbeck .

(Hierzo Taf. IX Fig. 6-9.)

(Dritte Abhandlung. I)

~ ___

1. In dem letzten Abschnitt meiner zweiten Abhand- lung iiber electrische Schwingungen habe ich an einigen Beispielen nachgewiesen, dass man die Polarisationserschei- nungen bei schnell wechselnden StrSmen durch die Ablen- kung des Electrodynamometers messen kann. Seitdem wur- den weitere Versuche nnch derselben Methode angestellt, welche hier mitgetheilt werden sollen. Dieselben betreffen hauptsachlich die Polarisation einer grosseren Anzahl von Metallen in concentrirter Kochsalzlosung , sowie die Polari- sation von Kupfer und Zink in dell Losungen ihrer schwefel- sauren Salze.

Die Polarisation wird durch den Zahlenwerth einer Grosse q gemessen, deren Bedeutung aus der von F. K o h l - r a u s c h 2, gegebenen Theorie dieser Erscheinungen folgt. Dieselbe beruht auf der Annahme, dass die durch kurze oder sehr schwaclie electrische St,rGme erzeugte electromo- torische Kraft der Polarisation der Dicke der Gasschichten auf den Metallplatten proportional ist. Da letztere unter den angegebenen Umstanden der der Flbheneinheit der Electroden zugestromten Electricitatsmenge el proportional gesetzt werden kann, so kann man die electromotorische &aft durch das Product:

91 el ausdriicken, in welchem q1 eine Constante ist, die nur von dem Material der Electroden, von der Fliissigkeit und von den Zersetzungsproducten derselben abhangt. K o h l - r a u 8 c h bezeichnet dieselbe als e r s t e P o l a r isa ti o n s con-

1) Oberbeck, W e d . Ann. 17. p. 816-841. 1882 und 19. p . 2 1 3 b i s

2) F. Kohlrauscli, Pogg. Ann. 14s. p. 143-154. 1872. 226. 1883.

Ann. d. Phys. u. Chem. N. F. XIX. 40

626 A. Oberbeck.

s t a n t e (1. c.). Haben beide Electroden die gleichen Flachen a , ist ferner e die ganze in dein gleichen Zeitabschnitte durch die Flussigkeit gegangene Electricitatsmenge, so ist :

el=:.

(1) 91 = 9x7

Product : 4 . e

Setzt man:

SO kann man die electromotorische Kraft auch durch das ausdrucken.

Durch die Ar t ihrer Einfuhrung haben die umgekehrten Werthe von q und qI die Bedeutung von Condensatorcapa- citaten.') Da letztere stets durch eine Gleichung von der Form: e = C V definirt werden, wo V eine Potentialdifferenz bedeutet, die eben angegebene Bezeichnung aber:

qe = V , geschrieben werden kann, so folgt:

1 c L- - * (2) Y Bezeichnet man ferner mit c1 die Capacitat desselben Con- densators fur die Fracheneinheit, setzt man also:

c1 = -, so ist: c X 1

(3) c '=u r ' Die Bestimmung der Grossen q und ql gestattet daher

die Berechnung der Condensatorcapacitaten der Electroden- flachen und zwar, wie schon am Schluss der letzten Abhand- lung bemerkt, unter sehr giinstigen Umstanden. Zu dem Zweck musste allerdings erst die Vorfrage entschieden wer- den, in wie weit das zu Grunde liegende Oesetz der Pro- portionalitat richtig ist. Dasselbe kann am einfachsten durch Bestimmung von q und q1 fur verschieden grosse Elec- trodenflachen gepruft werden. Die VerBnderungen von q1 geben ein Maass fur die Abweichungen von jenem Gesetz oder, wie man es auch ausdrucken kann, fur die Verande-

1) Vgl. R. Colley, Pogg. A m . 157. p. 405. 1875 und Wied. Ann. 7. p. 206-242. 1879.

A. Oben3eck. 627

rungen der Capacitat als Function der Stromdichtigkeit, welche unter sonst gleichen Umstanden mit der Electroden- Aache umgekehrt proportional ist.

I. D ie B e o bac h tungsme thode.

2. Im. allgeineinen habe ich die fruher') beschriebene Beobachtungsmethode beibehalten. Als Stromquelle diente der Sinusinductor mit zwei Multiplicatoren. Die Wechsel- strome der einen Rolle gingen durch die Flussigkeitszelle, deren Polarisation eine Phasenverschiebung der polarisiren- den electrischcn Schwingungen bewirkt. Infolge dessen gibt das Electrodynamometer einen Ausschlag, welcher als Maass der Grosse p dient. Die Versuchsanordnung ist in Fig. 5 dargestellt.

Von der Multiplicatorrolle MI geht eine Leitung zu den festen Rollen E' des Electrodynamometers, von dort durch zwei bifilar gewickelte Widerstandsrollen R zu einem Um- schalter LT Vermittelst desselben kann der Strom entweder direct nach MI zuruckgefuhrt oder noch durch die Polari- sationszelle P geleitet werden.

Der zweite Stromkreis besteht aus dem anderen Mul- tiplicator M . , dem Commutator C, der beweglichen Rolle B und dem Widerstandskasten K. Die beiden Multiplicatoren befinden sich bei der Messung der Polarisation in gekreuzter Stellung.

Nach den friiheren Auseinandersetzungen kann man es bei gekreuzter Stellung der Multiplicatoren und ohne Pola- risationszelle durch passende Wahl des Widerstandes M einem Stromkreis dahin bringen, dass das Electrodynamo- meter keine Ablenkung zeigt, weil der Phasenunterschied der Wechselstrome 4 % betragt. Demnach wurde bei Beginn jeder Versuchsreihe der Umschalter U so gestellt, dass der Strom nicht durch P ging, und dann der Widerstand in K so regulirt, dass keine Ablenkung erfolgte. Hierbei mussten Widerstiiude eingeschaltet werden, welche zwischen 180 und 300 5.-E. lagen, \sodass der Gesammtwiderstand dieses Kreises

1) Oberbeck, Wied. Ann. 19. p. 224. 1883. 40 *

628 A. Oberbeck.

etwa 1000 bis 1100 S.-E. betrug. Diese Schwankungen der einzuschaltenden Widerstandswerthe riihren davon her, dass die Multiplicatoren nicht immer ganz senkrecht zueinander stanclen. Durch die weiter unten beschriebene Art der Be- rechnung sind dieselben ohne Einfluss auf das Beobachtungs- resultat.

Der Widerstand des ersten Kreises blieb stets unver- andert und betrug 3093 S.-E. Derselbe war so gross ge- wahlt worden, dass der durch Einschaltung der Polarisations- zelle hinzutretende Fliissigkeitswiderstand dagegen verschwin- dend klein war. Durch einen besonderen Versuch wurde noch festgestellt , dass eine wei6ere Vermehrung dieses Widerstandes keine erhebliche Ablenkung bewirkte. Bei Einschaltung einer bifilar gewickelten Rolle Yon Neusilber- draht von mehr als 500 S.-E. erfolgte nur ein Ausschlag von funf Scalentheilen. Die Flussigkeitswiderstande waren stets vie1 kleiner und erreichten niemals 100 S.-E.

Wird nach Regulirung der Stromkreise in der beschrie- benen Weise der Umschalter U umgelegt, so erfolgt eine Ablenkung des Electrodynamometers. Dieselbe wurde stets fur die beiden Stellungen des Commutators C beobachtet und die Differenz der notirten Scalentheile (a) genommen.

Nach der in der friiheren Abhandlung I) mitgetheilten Rechnung gilt fur LL die folgende Formel:

Hierin bedeuten, wie friiher, El und X2 die Maximal- werthe der inducirten electromotorischen Krafte der beiden Nultiplicatoren, wenn die Anzahl der Stromwechsel in der Secunde eins ist, w1 und tuj die Widerstande der beiden Stromkreise, p , und p , die Summen der Inductionspotentiale in denselben. Der Winkel 77 der beiden Multiplicatoren ist zu 90° angenommen. Ferner ist n die Schwingungszahl und

die oben definirte Polarisationsconstante. Endlich ist A diejenige doppelte Ablenkung, welche ein Strom von der In-

1) 1. c. p. 223.

A. Oberbeck. 629

tensitat Eins bewirkt, wenn man Ausschlage nach beiden Seiten durch Umkehr des Stromes in der beweglichen Rolle hervorbringt.

Die Griissen p , und p , lassen sich nach den Bestim- mungen der fruheren Abhandlung') berechnen.

Was zunachst den zweiten Stromkreis betrifft, so be- findet sich in demselben der Multiplicator M, und die Rolle B. Fur dieselben hatte sich ergeben:

wp, = 2,765 S.-E. Sec. Die Schwingungszahl n wurde in den meisten Fallen so regulirt, dass sie in der Nahe von 80 lag, sodass also der Magnet 40 Umdrehungen in der Secunde machte. Also:

Setzt man in runder Summe: 8 0 n p , = 221,2.

w,= 1000 S.-E., so ist:

Den ersten Factor des Nenners der Formel (4) kann man in der Form schreiben:

wZ2 + n2n2p,2 = w22 { 1 + 's} = w , ~ 1,05.

Die Griisse p , besteht aus den Inductionspotentialen des Multiplicators MI und den festen Rollen I? Nach den fruheren Berechnungen ist:

8 0 a p , = 572,16. H l t t e p bei derselben Schwingungszahl 80 den Werth 143 800, so ware die Klammer Null. Die beobachteten Werthe von q lagen theils uber, theils unter dieser Zahl, die grosseren meist in der N lhe derselben. Hieraus geht hervor, dass der Werth der Klammer im allgemeinen so klein im Vergleich zu w12 = 3093, ist, dass dieselbe vernachlhsigt werden kann.

Demnach erhalt man den folgenden einfacheren Aus- druck fur die Ablenkung:

wp, = 7,152 S.-E. Sec.

(5) Ausser dieser Ablenkung wurde gleichzeitig die Schwin-

gungszahl n beobachtet, indem die Zeit fiir 2000 gauze Um-

1) 1. C. p. 219-221.

630 A. Oberbeck.

drehungen des Magnets festgestellt wurde. Wie schon be- merkt, wurde das treibende Gewicht stets so gewahlt, dass n in der NBhe von 80 lag. Bezeichnet man die Ablenkung fiir diese Schwingungszahl mit u,, so kann dieselbe aus der Gleichung :

80 (6) tco = u . -

berechnet werden. Setzt man diesen Werth in (5 ) ein, so ist:

3. Schon bei den ersten Versuchen, welche in der fruheren Abhandlung mitgetheilt worden sind, hatte sich ge- zeigt, dass der ruagnetische Zustand der Stahlplatte des Sinusinductors veranderlich zu sein schien, und dass das mag- netische Moment derselben im Laufe der Zeit langsam ah- nahm. Von demselben hangen aber die in den eben ent- wickelten Formeln vorkommenden Grossen XI und 23, ab. Von solchen , znm Theil unregelmassigen Veranderungen mussten die Resultate unabhangig gemacht werden. Nach verschiedenen zu diesem Zwecke angestellten Versuchen bin ich schliesslich bei dem folgenden Verfahren stehen geblieben.

Bei der in Fig. 5 dargestellten Versuchsanordnung er- halt man, nach Ausschaltung der Polarisationszelle und passender Widerstandsregulirung keinen Ausschlag des Elec- trodynnmometers. Man beobachtet aber eine recht bedeu- tende Ablenkung desselben , sobald man die Multiplicator- rollen aus der gekreuzten in die parallele Stellung bringt. Diese Ausschlage wurden bei sonst unveranderter Anord- nung der beiden Stromkreise zu Anfang und Ende jeder Versuchsreihe beobachtet. Dieselben konnen nicht aus den allgemeinen Formeln der friiheren Abhandlung l) berechnet werden, weil hier auch die gegenseitige Induction der beiden Mnltiplicatoren in Betracht kommt. Es lasst sich aber uber- sehen, dass der Mittelwerth der Producte der beiden Wechsel- strome durch folgenden Ausdruck:

11 1. c. p. 215.

A. Oberbeck. 63 1

Nr. ~.

dargestellt werden kann. Hierin haben El, E,, wl, 2u2 und n dieselbe Bedeutung

wie in den Formeln (4) bis (7). Die Coefficienten der nach Potenzen von n2 entwickelten Reihe enthalten die Wider- st'inde wl, w?, die Selbstinductionscoefficienten p , und p , und den Coefficienten der gegenseitigen Induction. Beobachtet man die Ablenkungen des Electrodynamometera bei ver- schiedener Rotationsgeschwindigkeit des Magnets, also fur verschiedene n, so kann man daraus den Einfluss der hoheren Glieder der Reihe entnehmen und die Coefficienten berech- nen. Hieriiber angestellte Versuche ergaben, dass man nur die beiden ersten Glieder zu berucksichtigen braucht. Be- zeichnet man die doppelte Ablenkung der beweglichen Rolle in Scalentheilen bei der Schwingungszahl n mit /?, so ist:

I t 8 @InZ

(1 + an?). k El Ez np P=,,c

Zur Berechnung von a wurden fur . drei verschiedene Schwingungszahlen die zugehorigen Werthe a beobachtet. Die Resultate sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt. Jeder Werth von /? ist das Mittel aus sechs einzelnen Be- obachtungen.

die folgenden Werthe : aus 1 und 3: 0,10945, aus 2: 0,108 64.

632 A. Oberbeck.

Dieselben stimmen hinreichend uberein, um die Formel fur /3 in den Grenzen der vorkommenden Schwingungszahlen anwendbar erscheinen zu lassen.

Wie schon bemerkt, wurden die Werthe von P bei Be- ginn und am Bchluss jeder Versuchsreihe heobachtet. Da die Schwingungszahlen stets in der Nahe von 80 gehalten wurden, so konnte zunachst aus jedem beobachteten P und zugehorigen n der der Schwingungszahl 80 entsprechende Werth Po aus der Gleichung:

(9) P o = P ( ; ) 'so !

. I

berechnet werden. Dann ist: k E, E, S O 2 . (1 -. + ~ 7 2 ~ )

P o = 2 ZU, Wi

Berechnet man den Factor 1 + an2 mit Benutzung des oben gefundenen Werthes von a fur die Schwingungszahl80, so ergibt sich:

1 + nn2 = 0,8547.

,ao = k. 3 1 E? 80% .0,8547 . (10) 2 w, wp

Bildet man aus (7) und (10) den Quotienten cto/po, so erhiilt man die Gleichung:

Da w1 = 3093 S.-E., so lasst sich der Zahlenfactor im Nenner berechnen; derselbe gibt 697 600 oder in runder Summe 700 000. Also ist:

q = 3 700 000. S.-E. Sec.

Bei der Angabe der einzelnen Versuchsresultate werde ich mich zunachst darauf beschranken, die Quotienten oc,/~,, welche ich stets durch den Buchstaben y bezeichnen will! mitzutheilen. Am Schlusse werde ich auf die Berechnung von y nach absoluten Einheiten eingehen.

Die Bildung des Quotienten uo/Po gewahrt mehrere Vor- theile. Zuniichst wird das Resultat (Gl. 11) unabhangig von dem Widerstande des zweiten Stromkreises wz, welcher, wie oben bemerkt , gewisse Schwankungen erfuhr. Ferner ist

Po (12)

A. Oberbeck. 833

dasselbe unabhangig von dem magnetischen Zustand der Stahlplatte.

Da indess die Kenntniss der electromotorischen Kraft des polarisirenden Stromes an sich von Interesse ist, so habe ich dieselbe mit derjenigen eines Daniell’schen Elements verglichen. Anfanglich (im Nov. 1882) war El = 0,03 Dan. Nach Abschluss der Versuche (im Marz 1883) fand sich: El = 0,023 Daniell. F u r die mittlere Schwingungszahl n = 80 war daher die electromotorische Kraft des polarisirenden Stromes im Maximum:

im Anfang: 2,4 Daniell, zu Ende: 1,84 Daniell.

4. Als Electroden wurden hauptsachlich Metallplatten, in einigen Fallen auch Drahte benutzt. Die Platten hatten eine Breite von 5 mm, eine Lange von 30 bis 40 mm. Die eine Seitenflache derselben, sowie die schmalen Seitenkanten, waren durch einen Schellackuberzug isolirt. Sie wurden von zwei Klemmschrauben , welche in einem Holzklotzchen be- festigt waren, so gehalten, dass ihre freien Seitenflachen ein- ander zugekehrt waren. Das Holzklotzchen konnte mit Hulfe einer Mikrometerschraube gehoben und gesenkt werden, so dass es moglich war, die Platten um ein genau abgemessenes Stuck in die Flussigkeit einzutauchen. Freilich ist die hier- nach berechnete, mit der Fliissigkeit in Beruhrung befind- iiche Plattengrosse stets etwas zu klein, weil die Pliissigkeit an der Platte capillar in die Hohe steigt. Nachdem die Platten aber sammtlich einen hohen Grad von Politur er- halten hatten, war die Steighohe augenscheinlich nur sehr gering. Die Platten wurden gewohnlich 5, 10, 20 und 30 mm tief eingetaucht, sodass die Electrodenflachen 25, 50, 100, 150 qmm betrugen. Benutzt wurden Platten aus: Platin, Gold, Silber , Kupfer, Zink, Zinn, Nickel und Aluminium. Ausserdem wurden aus einem gerade vorhandenen Stuckchen Palladiumblech zwei Platten von je 7 mm Breite hergestellt.

Die Platten befanden sich in der Flussigkeit in einer Entfernung von 8 bis 10 mm. Rechnet man das Leitungs- vermiigen einer concentrirten Kochsalzlosung bezogen auf Quecksilber zu 1/50000, so ergibt sich als Flussigkeitswider-

634 A. Oberbeck.

stand fur die kleinste Plattengrosse 20 S.-E.; die Einschal- tung eines solchen Widerstandes ist bei der getroffenen Ver- suchsanordnung ganz ohne Einfluss auf die Ablenkung des Electrodynamometers.

Die Platten von 5 mm Breite sollen in der Eolge kurz als kleine Platten bezeichnet werden. Infolge des Ergeb- nisses der mit denselben angestellten Versuche schien es von Interesse , bei einigen Metallen noch grossere Electroden- fliichen anzuwenden. Es wurden dazu ahnlich eingerichtete Platten aber von 10 mm Breite und 50 bis 60 mm Lange benutzt. Um andererseits auch noch kleinere Electroden- flachen untersuchen xu konnen, habe ich bei einigen Metallen Drahte angewandt, welche vertical bis zu verschiedenen Tiefen eingetaucht wurden. Als Electrodenflache wnrde der mit der Fliissigkeit in Beruhrung gebrachte Cylindermantel des Drahtes gerechnet. Der Fehler infolge der Capillaritat ist hier verschwindend klein. Bei der Untersuchung der Pola- risation der Platten zeigte sich bald, dass dieselbe nicht allein von der chemischen Natur der Metalle, sondern auch von der augenblicklichen Beschaffenheit der Oberflache ab- hing. Urn in dieser Beziehung bei allen Platten von einem gleichartigen Zustand auszugehen, wurde denselben ein mog- lichst hoher Grad von Politur ertheilt. Dieselbe wurde stets erneuert, sobald es sich dem Augenschein nach als noth- wendig erwies. Trotzdem wichen die zu verschiedenen Zeiten mit einem und demselben Plattenpaar angestellten Versuche oft nicht unwesentlich voneinander ab. Diese Verander- lichkeit findet zum Theil darin ihre Erklarung , dass auch wahrend der Versuche, also bei rangerem Uebergang der Wechselstrijme aus dem Netall in die Flussigkeit, die Pola- risationsfahigkeit desselben sich verandert, und zwar nimmt bei einigen Metallen die Polarisation zu, bei anderen ab. Die Wechselstrome wurdan stets solange hindurchgeleitet, bis sich ein einigermassen constanter Grenzwerth heraus- gestellt hatte. Die anfanglichen Beobachtnngen wurden d a m nicht mitgerechnet. Das Verhalten der einzelnen Metalle in dieser Beziehung wird noch besonders besprochen werden.

Die Xittelwerthe zweier Reihen entsprechen daher einem

A. Oberbeck. 635

Oberflachenzustand , welchen eine gut polirte Platte des be- treffenden Metalls nach einer Beruhrung mit der Flussig- keit von einigen Minuten angenommen hat.

Bevor ich nun zu den Versuchsresultaten iibergehe, will ich ein vollstandiges Beobachtungsprotocoll mittheilen. Bei demselben bedeutet x die Grosse der ElectrodenflBche in Quadratmillimetern, n die Schwingungszahl. In den Colum- nen, welche mit (1) und (r) uberschrieben sind, sind die ab- gelesenen Scalentheile mitgetheilt , welche man beobachtete, wenn der Commutator C nach links oder rechts eingestellt war. Ihre Differenz gibt den doppelten Ausschlag cc. Neben denselben stehen die Mittelwerthe aus je zwei nahezu iiber- einstimmenden Beobachtungen.

Kleine Plat iaplat te . 21. Februar 1883.

170 165 125*

} 167,5 ,, j 79,4 450 453 474 475 475 492 493 495 503 505 505

- P

625 820 618 599 596 595 579 577 576 572 568 569

Umschalter U urngelegt

Multiplicstoren parallel gestellt - \ - I 539 I 536 1 - 3 I - - 895 180 715 - I } 8373 I 895 I 180 I 715 1 ) '15

Bei der Bildung der Mittelworthe cc wurden die jedes- ma1 zuerst beobachteten und mit einem Q versehenen Ab- lenkungen fortgelassen. Die Polarisation nahert sich erst nach einiger Zeit einem Grenzwerthe, welcher kleiner ist als der Anfangswerth. Als nach Beendigung der Beobach- tungsreihe der Umschalter U umgelegt wurde, zeigte sich, dass die urspriingliche Widerstandsregulirung keine ganz vollstandige gewesen war. Vielmehr trat noch eine Ablen-

636 A. Oberbeck.

kung yon drei Scalentheilen in einem Sinne ein, welcher dem durch die Polarisation bewirkten Ausschlage entgegengesetzt war. Derselbe muss daher zu den Mittelwerthen von EC hin- zugefugt werden.l) Eliernach folgt die folgende kleine Tabelle zur weiteren Berechnung, in welcher unter u, die nuf ?i = SO nach Gleichung (6) umgerechneten Werthe von EC stehen.

Die letzte Beobachtung nach Parallelstellung der Multip- licatoren gibt: (3= 715 und nach Gleichung (9): /3, = 661. Die Werthe von CZ~:~!? , = y sind in der Tabelle I, Reihe 2 enthalten.

11. U e b e rs icli t d e r B e o b a c 11 t uug s res t i I t ate.

5. In den folgenden Tabellen, in welchen die Resultate fiir die verschiedenen Metalle enthalten sind, sind nur die Electrodenoberflachen x in Quadrntmillirnetern, die Quotienten y, mit denen die zu messende Grijsse q proportional ist, und die Producte y, a, welche a19 Maass fur q1 dienen, angegeben. Waren mehrere Versuchsreihen zu verschiedenen Zeiten an- gestellt, so wurde aus den gefundenen Werthen \-on y das Mittel genommen. Ferner sind die y als Functionen von .E

durch Curven auf Fig. 6, 7, S dargestellt. Die einzelnen Curven sind durch die chemischen Zeichen der Metalle unter- schieden. 1st dasselbe ohne Klammer, so wurde die betref- fende Curve bei Benutznng kleiner Platten erhalten. Eine runde Klammer bedeutet, dnss bei den Versuchen grossere Platten, eine eckige Klammer, dass Drahte angewandt wurden.

Von diesem Metall wnrden kleine Platten, grossere Platten und Drahte benutzt. Die Polarisation nahm bei den Platten anfanglich schnell, spiiter langsam wahrend des Durchganges der Wechselstrome ab. Bei grossen

I. P l a t i n .

1) Eine derartige Correction erwies sich uur in wenigeii Fallen als no thwendig.

A. Oberbeck. 637

Electrodenflachen (200 qmm und mehr) fielen die Werthe zu verschiedenen Zeiten so verschieden aus, dass keine con- stanten Zahlen erhalten werden konnten. Die Resultate mit kleinen Platten sind in den Reihen 1 und 2 enthalten. Die benutzten Platindrahte (Reihe 3) hatten einen Durchmesser von 0,49 mm. Dieselben wurden zuerst nur mit ihren aussersten Spitzen eingetaucht. Die Grosse der Beriihrnngs- flache kann dabei natiirlich nicht berechnet werden. Sie mag kurz als +ehr klein" (s. kl.) bezeichnet werden.

T n b e l l e I. P la t in .

0,4208 0,3850 0,3584 0,3142 0,2477 0,1448 ,

I Reihe 1 I Reihe 2 1 Mittel

2,95 5,50 7,23 9,50

ii,io

25 I 0,2406 I 0,2599 I 0,2502 50 0,2007 0,1794 0,1904

100 0.1521 0.1273 0.1397 150 Oil256 I 0~0966 I Oil111 I

a * ? / I Reihe 3

Von den erhaltenen beiden Reihen fur y gibt die von den Platten herruhrende etwas kleinere Werthe, als die mit Benutzung der Drahte gewonnene Reihe. Die entsprechen- den Curven sind in Fig. 6 dargestellt.

Die .beiden Palladiumplatten hatten, wie oben bemerkt, eine Breite von 7 mm. Sie werden bis zu Tiefen von 4 , 7, 14, 21 und 31 mm eingetaucht. Die beiden mit denselben angestellten Beobachtungsreihen 4 und 5 zeigen zwar einen gleichen Verlauf, weichen aber in ihren absoluten Werthen etwas ab, obgleich dieselben unmittelbar nacheinander ausgefuhrt wurden. Die Curve fur y befindet sich auf Fig. 7.

11. Pal lad ium.

T a b e l l e 11. P a l l a d i u m .

28

98 49

147 217

Reihe 4 Reihe 5 I Mittel

10,70 12,30

638 A. Oberbeck.

111. Gold. Benutzt wurden kleine Goldplatten (Reihe 6) und Golddrahte von 0,486 mm Durchmesser (Reihe 7). Die beiden Reihen, sowie die entsprechenden Curven auf Fig. 6 gehen gut ineinander uber.

25 0,1621 50 0,121i

100 0,0930 150 0,0655

T a b e l l e 111. Gold.

4,05 6,08 9,30 9,82

R e i h e 7

1 Y 1 Y * X X

15127 1 0:2144 I 3.27 22,90 Oil823 4118 38,17 1 0,1291 1 4,93

IV. S i lber . Kleine Platten: Reihe 8. Drahte von 0,52 mm Durchmesser: Reihe 9. Die Polarisation der Platten zeichnete sich durch ihre Constanz aus. Bei den Drahten fnnd wahrend der fortdauernden Wirkung der Wechselstrome eine langsame Zunahme statt.

Die beiden Reihen? somie die Curven (Fig. 6 ) schliessen sich gut aneinancler an.

T n b e l l e IV. S i lbe r .

R e i h e 8

x 1 Y 1 3.2

0,0325

R e i h e 9

S y . $2 Y -

1.6 0.2347 0.38 s. kl. I 0,3464 I

3,3 O;ti81 0,58 8i2 I 0,1256 1 1103

16.3 0,0919 1.50

V. K u p f e r . Kleine Platten: Reihe 10; Drahte von 0,496 mm Durchmesser: Reihe 11. Bei den Plabten findet nach und nach eine Zunahme der Polarisation statt. Nach dem Versuch zeigen dieselben eine riithliche Farhung durch eine diinne Oxydschicht.

Darstellnng der Reihen: Fig. 7.

A. Oberbeck. 639

Y i J . "

0,0671 1,73 0,0433 2,16 0,0217 2,17

T a b e l l e V. Kupfer .

E .2/ 9.2

8. kl. 0,2506 - 3,11 0,2027 0,63 7,SO 0,1392 1,08

15,6 0,1110 1,73 23,5 0,0831 1,94

R e i h e 10 I R e i h e 11

5 _ _ ~

X

25 50

100

Y I Y-" Y I Y . " Reihe 12 Reihe 13 Reihe 14 I Mittel I

25 50 100 150

VI. Z i n k u n d ama lgami r t e s Zink. Benutzt wurden nur kleine Platten. Die Polarisation des Zinks (Reihe 12) war sehr unbestandig und nahm mehrfach sehr schnell ab. Die mitgetheilte Reihe wurde bei sehr guter Politur der Platte erhalten. Dagegen zeigte sich das stets frisch amal- gamirte Zink recht constant, wofur auch die gute Ueberein- stimmung der beiden Reihen 13 und 14 spricht. Die Curve des amalgamirten Zinks befindet sich auf Fig. 7, diejenige des blanken Zinks Fig. 8.

T a b e l l e VI.

0,0895 2,24 0,1184 0,1266 0.1225 3,06 0,0892 4,46 0,0928 0,0923 0,0925 4,62 0,0747 7,47 0,0637 0,0669 0,0653 6,53 0,0506 7,59 - 0,0467 0,0467 7,OO

I Z i n k I A m a l g a m i r t e s ~. Z i n k

Y I y . 2

25 50

100 150 200

Reihe 15

0,3010 0,2776 0,2585 0,2394 0,2028

_ _ ~ ~~

Reihe 16

0,3055 0,2973 0,2666 0,2540 0,2467

~- Mittel

0,3032 0,2874 0,2625 0,2467 0,2247

7,58 14,37 26,25 37,OO 44,94

VIII. Aluminium. Bei diesem Metal1 dauerte es am langsten, bis die Ablenkungen einen constanten Werth er-

640 A. Oberbeck.

25 50

100 150

reichten, und zwar wuchsen dieselben anfanglich sehr er- heblich. Die WechselstrSme wurden stets solange hindurch- geleitet , bis zwei aufeinander folgende Beobachtungen uber- einstimmten. Da die Versuche mit kleinen Platten (R. 17) auffallend grosse Werthe fur y und eine sehr langsame Ab- nahme rnit wachsendem .2: ergaben, so wurden dieselben rnit grossen Platten (R. 18) fortgeeetzt, welche 10 inm breit und uber 5 0 mm lang waren. Die Curven finden sich auf Fig. 8.

T a b e l l e VIII . Aluminium.

R e i h e 17 I R e i h e 18 ~.

0,3625 9,06 0,3391 16,95 0,3358 33,58 0,2301 34,51

Die Cnrven fur die beiden Reihen gehen nicht ganz regelmbsig ineinander uber, was bei der grossen anfang- lichen Veranderlichkeit nicht zu verwundern ist. Fu r eine weiter unten gebildete Tabelle habe ich den Werth (R. 17, L = 150) fortgelassen, dagegen das Mittel der Werthe fur x = 100 in den beiden Reihen genommen.

Die Polarisation dieses Metalles, resp. die Ablenkungen des Electrodynamometers nehmen mit der Zeit ab. Bei hochpolirter Oberfliiche erhalt man ziernlich con- stante Werthe. Bei langerer Andauer der Versuche zeigen sich Spuren von Oxydation. Die Versuche mit kleinen Platten (R. 19) zeigten ebenfalls eine sehr langsame Ab- nahme. Deshalb wurden die Reihen 20 und 21 mit grossen Platten hinzufiigt. Die Curven ebenfalls: Fig. 8.

T a b e l l e IX. Zinn .

IX. Z i n n .

~

R e i h e 19

- ~

100 200 300 400

Reihe 20 Ileihe 21 1 Mittel - 11,94 17,90 23,lO 26,56

A. Oberbeck. 64 1

Bei allen bisher mitgetheilten Beobachtungen bestand die eingeschaltete Fliissigkeit aus einer concentrirten Koch- salzlosung. Die Polarisation der Electroden wurde also durch sbwechselnde Belegung rnit Wasserstoff und Chlor bewirkt. Ich habe noch einige Versuche rnit anderen Com- binationen angestellt, theils um die Empfindlichkeit der Me- thode fiir schwache Polarisation zu prufen, theils urn eine Vergleichung mit dem einzigen bisher iiber diesen Gegen- stand vorliegenden Beobachtungsresultat von F. K o h l r a u s c h vorzunehmen. Zu dem Zweclc wurden zunachst zwei Com- binationen untersucht , bei denen das Metal1 der Salzlasung mit demjenigen der Electroden ubereinstimmt , sogenannte galvanoplastische Combinationen, und zwar Kupferelectroden in concentrirter Kupfervitriollbsung und Zink in concen- trirter Zinkvitriollosung. Bei beiden Combinationen erhllt man mit anderen, empfindlichen Methoden z. B. nach d u Bois-Reymond’s Methodel) mit Benutzung der electromag- netischen Wippe messbare Werthe der Polarisation. Aueh bei Benutzung der Wechselatrome ergaben sich bei beiden Combinationen rnit Benutzung kleiner Platten Ausschlage, aus denen die Polarisation berechnet werden konnte. Kupfer war ziemlich constant; Zink dagegen zeigte anfangs grossere, spater kleinere Werthe. Bemerkenswerth ist, dass dieselben nur wenig mit der Plattengrosse sich Bnderten. Auch als Kupferdrahte , nur mit ihren aussersten Spitzen einge- taucht, als Electroden dienten, erhielt ich weuig grossere Werthe.

Die Resultate sind in der folgenden Tnbelle zusammen- gestellt.

T a b e l l e X. Bupfer in Kupfervitriollosung. Z in k in Zinkvitriollosung.

Y 5 I y X

25 1 0,059 0,057 50 0,046

50 0,052 100 1 0,047 100 0,042

1) E. d u B o i s - R e y m o n d , Bed. Ber. 1859. p. 443-488. Ann. d. Phys. u. Clrem. N. F. XIX. 41

642 A. Oberbech.

0,1941 0,1522 0,1245 0,0977

Als dagegen amslgamirte Zinkplatten in Zinkvitriol- losung untersucht wurden, zeigte sich bei einer Electroden- fliiche von 100 qmrn gar kein Ausschlag. Bei 25 qmm wurde ein Ausschlag von drei Scalentheilen beobachtet ; aus dem- selben kann nur auf das Vorhandensein einer Spur von Polarisation geschlossen werden. Der hieraus berechnete Werth von y wiirde 0,003 betragen. Als die Platten da- gegen nur mit ihrem hussersten Rand eintauchten, die Eloc- trodenflache also bis etwa auf 2-3 qmm verkleinert war, wurden 17 Scalentheile beobachtet, woraus y = 0,02 folgta.

Die Combination amalgamirtes Zink in Zinkvitriol be- wbhrte sich demnach auch bei Wechselsstromen als nahezu unpolarisirbar. Jedenfalls liegen die beobachteten Werthe vie1 tiefer, als bei irgend einer anderen Combination, be- sonders auch als diejenigen des reinen Zinks in derselben Fliissigkeit.

Endlich habe ich noch die Polarisation von Platin (kleine Platten) in verdiinnter Schwefelsaure (einen Theil Saure auf fiinf Theile Wasser) untersucht.

- 4,85 7,61

12,45 14,65

Tabcl le XI. P l s t i n in Schwefelsaure. I I

X

25 50

100 150

Die gefundenen W erthe sind sammtlich etwas kleiner, als bei Benutzung einer Kochsalzlosung. Dieselben gestatten eine Vergleichung mit Beobachtungen von K o h l r a u s c h. Wie fruher auseinander gesetzt, sind die Grossen y mit dem Factor 700000 zu multipliciren, urn die GrSsse q , bezogen auf Si emens’sche Einheiten und Secunden, zu erhalten.

Man findet dadurch fur die vier Electrodenflachen die Zahlen:

135 870, 106 540, 87150, 68390. Fur 108 qmm gibt F. Kohlrausch’) nach seiner ersten

1) F. Kohlrausch, Pogg. Ann. 148. p. 151 und 154. 1873.

A. Oberbeck. 643

Methode die Zahl 74800; also fur 1 qmm: 8078400, welche rnit der Zahl 8 715 000 hinreichend iibereinstimmt. Die an- dere fur die , gleiche Combination von K o h l r au s c h ange- gebene Zahl 57000 ist wohl nach einer weniger genauen Methode erhalten worden.

III. Discussion der Beobachtungeresultate.

7. Ich gehe nun zu einer weiteren Besprechung der in den Tabellen I bis IX niedergelegten Resultate uber. Fassen wir zuniichst den Verlauf der Griissen y als Function von x ins Auge.

Bei vier Metallen wurde y fur sehr kleine Werthe von z untersucht. Es zeigt sich, dass bei denselben y von einem verhliltnissmassig sehr grossen Anfangswerth schnell mit wachsendem x abnimmt, am langsamsten bei Platin, schneller bei Gold, am schnellsten und ziemlich gleichmiissig bei Silber und Kupfer, welche beiden Metallen deshalb in ihrem wei- teren Verlauf erheblich hinter Platin und Gold zuriick- stehen.

In dem Interval1 von z = 25, bis z = 150 wurden alle Metalle untersucht. Man kann dieselben mit Rucksicht auf die' Abnahme von y mit wachsendem x in zwei verschiedene Gruppen theilen. Bei der ersten, bestehend aus Platin, Palladium, Gold, Silber und amalgamirtem Zink ist die Ab- nahme von y eine ziemlich gleichmassige und verhiiltniss- massig schnelle. Dieser Gruppe kann das Kupfer rnit noch starkerem Abfall von y zugerechnet werden. Bei der an- deren Gruppe bestehend aus Aluminium, Nickel, Zinn und Zink ist ebenfalls die Abnahme eine ziemlich gleichmassige, aber vie1 langsamer.

Setzt man fur x = 25, y = 100, so erhalt man die in der folgenden Tabelle zusammengestellten, relativen Werthe fiir die verschiedenen Metalle.

Nur das Palladium musste fortgelassen werden , weil keine Beobachtung fur x = 25 vorlag.

41 *

5 200 I 300 ~

~~

Platin . . . 76,l I 55,8 44,4 - -

Siber . . . 7i,6 45,9 j 3 6 , ~ - - Gold . . . 75,l 57,4 ! 40,4 - - Amalg.Ziun . 75,5 1 53,3 38,l - -

X

Aluminium . . Nickel. . . . Platin . . . . Palladium . . Zinn . . . . Gold . . . . Amdg. Zink . Zink . . . . Silber . . . . Kupfer . . .

400

- - - -

- __ 25

9,06 7,58 6,25 6,32 4,72 4,05 3,06 2,24

1,73

~ ~

2,21

Nickel . . . Aluminium . Zm . . . Zink . . .

- - 50

~ __ L6,95 14,37 9,52 9,50 8,40 6,08 4,62 4,46 3,11 2,16

94,8 86,6 81,4 74,l - -

99,7 83,5 56,5 - - -

93,5 87,7 - 64,2 52,9 45,9 94,6 72,4 - 50,l 43,l 37,l

- - 100

31,17 26,25 13,97 10,94 12,95 9,30 6,53 747 4,07 2,17

~

~

- - 150

~ ~- -

37,OO 16,66 12,30 14,47 9,82 7,OO 7,59 4,87 -

644 A. Oberbeck

Tabe l l e XII.

Am langsamsten ist hiernach die Abnahme bei Nickel und Aluminium, am schnellsten bei Kupfer.

Bemerkenswerth ist ferner der Einfluss der Amalga- mirung auf das Zink, welches in reinem Zustand der zweiten, im amalgamirten der ersten Gruppe angehort.

Nach Vergleichung des Verlaufs der Function y bei den verschiedenen Metallen komme ich zur Besprechung der Producte von y mit der Electrodenfliche x. Zu diesem Zweck sind diese Producte siimmtlich in der folgenden Tab. XIII zusammengestellt, wobei nur zu bemerken ist, dass die fur das Palladium angegebenen Zahlen nicht genau den Werthen von x entsprechen, wie eine Vergleichung mit Tab. I1 lehrt.

Zur besseren Uebersicht sind die Zahlenwerthe dieser Tabelle als Curven in Fig. 9 dargestellt.

Tabe l l e XIII.

A. Oberheck. 645

Der Verlauf dieser Zahlenreihen ist bei allen Metallen ein gleichmassiger. Fiir kleine Werthe von x wachsen die- selben zuerst schnell, dann immer langsamer und niihern sich jedenfalls einem Grenzwerth oder einem Maximalwerth. Ein solcher wurde wenigstens in zwei Fallen (bei dem Alu- minium und bei dem Palladium) wirklich beobachtet. Es ware moglich, dass diese Erscheinung auch noch bei anderen Metallen sich gezeigt hiitte, wenn bei denselben noch grbs- sere Electrodenflachen hatten benutzt werden konnen.

Das fruher besprochene Gesetz der Proportionalitat zwischen electromotorischer Kraft und Dicke der Gasschicht erforderte die Constanz der angegebenen Producte fiir jedes einzelne Metall. Wie zu erwarten war, wird dieses Gesetz bei keinem Metall streng erfullt, um so weniger, je kleiner die Electrodenflachen sind. Andererseits sind bei den meisten Metallen diese Producte fur grosse Flachen nur noch so wenig voneinander verschieden , dass es wohl gestattet sein durfte, dieselben a l s Constanten anzusehen und ihre W erthe. in runder Summe anzugeben. Dabei verdient hervorgehoben zu werden, dass diese angeniiherte Constanz oder das Maxi- mum keineswegs fiir alle Metalle bei gleichen Electroden- flachen eintritt.

Am niedrigsten (.v zwischen 50 und 100) liegt dieselbe beim Kupfer. Da die Oberflache desselben aber bei liingerer Beriihrung mit der Flussigkeit deutliche Zeichen einer ein- getretenen Oxydation gab, so sehe ich von der Feststellung eines Zahlenwerthes ab. Gleichmassig nahern sich bei Elec- trodenflachen von 100 bis 200 die folgenden Metalle den beigesetzten Grenxwerthen:

Silber 5, Gold 10, Palladium 11, Platin 17. Dagegen wird derselbe vom Aluminium erst bei einer

Flache von 300 bis 400 qmm erreicht und betrtigt etwa 60. Ein iihnlicher Verlauf ist bei Nickel und Zinn zu er-

warten. Doch reichen hier die Beobachtungen nicht hin, um den Zahlenwerth anzugeben.

8. Die Producte yx konnen durch Multiplication mit 700 000 auf die Einheiten: S.-E., Sec. umgerechnet werden. Setzt man:

646 A. Oberbeck.

1 S.-E. = 0,95 Ohm,

q1 = 665 000 .y . z Ohm/Sec. so ist nach G1. (1) und (8):

Endlich kann man nach Gl, (3) aus q1 die Capacitiit der Flacheneinheit berechnen.

Hierbei ist noch ein Umstand in Betracht zu ziehen. Vor kurzem hat R. C olley I) nachgewiesen, dass jede Electrode mit der sie beriihrenden Fliissigkeitsschicht als ein beson- derer Condensator anzusehen ist. Nehmen wir vorliiufig an, dass die beiden mit verschiedenen Gasen beladenen Elec- troden gleiche Capacitaten haben, so tritt an Stelle der Gleichung (3) :

2 c - - 9

- 41 wo jetzt c, die Capacitit der Flacheneinheit der e inen Elec- trode bedeutet.

Man erhalt also:

c - Farad, l - 665000.y.m Mikrofarad. c1 = ~- 2

0,665 . y . x Benutzt man die oberen Grenzwerthe der Producte, so

erhiilt man die folgende Tabelle fur die Capacitat von 1 qmm bei der wechselnden Wasserstoff-Chlor-Polarisation: Silber . . 0,60 Mikrofarad I Platin . . 0,18 Mikrofarad Gold . . 0,30 ,, Aluminium 0,05 ,, Palladium. 0,27 ,?

I m allgemeinen sind diese Zahlen vie1 kleiner als die von fruheren Beobachtern gefundenen.2) Dieselben beziehen sich allerdings meist auf die Polarisation von Platin in Schwefelsaure, deren Grosse aber der hier untersuchten ziem- lich nahe liegt. So hat z. B. R. Colley3) gefunden, dass die Capacitat von Platin fur 1 qmm 1,50, dagegen bei schwii- cherer Kraft des polarisirenden Stromes nur 0,88 Mikrofarad betriigt. Offenbar sind diese Znhlen noch weit von dem

1) R. Colley, Wied. Ann. 7. p. 206-242. 1879. 2) Eine Zusammenstellung der Literator, vgl. G. Wiedemann,

3) R. Colley. Wied. Ann. 7. p. 238-239. 1879. Lehre von der ElectricitBt. 2. p. 744-751. 1883.

A. Oberbeck. 647

unteren Grenzwerth entfernt. Jedenfalls wird es kaum eine andere Methode geben, bei welcher die storenden Neben- einfliisse, wie das Eindringen der Gase in die Electroden, Diffusion derselben in der Fliissigkeit, Convectionsstrame etc., weniger in Betracht kommen, wie bei der Benutzung der Wechselstrome.

Nimmt man, an der Vorstellung eines Condensators fest- haltend, an, dass die dielectrische Constante der isolirenden Zwischenschicht Eins ist, so kann man die Dicke derselben aus den oben angegebenen Zahlen berechnen. Hierzu wurde in runder Sulnme ein Mikrofarad gleich 9,000 000 mm gesetzt. Da ferner: c1 = 1/4ad, 80 ist die Dicke der isolirenden Schicht :

Bei Silber . . . 147.10-1°mm ,, Gold . . . 295.1O-lO ,, ,, Palladium . . . 327.10-10 ,, ,, Platin . . . 491.1O-lO ,, ,, Aluminium . . 1768.10-10 ,,

D a die Producte von x . y fur kleiiere Werthe von x oder fur grossere Dichtigkeit des ladenden Stromes ab- nehmen, so wachst fur dieselben die Condensatorcapacitat der polarisirten Metallplatten sehr bedeutend. Es scheint mir hierin aber kein Hinderniss zu liegen, an der Verglei- chung mit einem Condensator festzuhalten. Man braucht sich nur vorzustellen, dass man mit einem Condensator zu thun hat, dessen Capacitit mit der Grosse der Ladung wachst. Solche Condensatoren konnte man sich auch auf andere Weise wirklich herstellen. Es mogen z. B. bei einem gewohnlichen Condensator die beiden durch eine Luftschicht getrennten Belegungen nicht absolut fest, sondern gegen ein- ander beweglich sein und durch gewisse (etwa elastische) Krafte urspriinglich in einer bestimmten Entfernung fest- gehalten werden. Bei sehr schwachen Ladnngen bleibt dann die Capacitat nahezu constant. Bei starkeren Ladungen wiirden aber die Belegungen mehr und mehr einander ge- nahert und die C a p a d a t dem entsprechend gesteigert werden.

Das auffallend verschiedene Verhalten der einzelnen Me- tnlle, besonders die extreme Stellung des Aluminiums und des

648 A. Oberbeck.

Nickels, veranlassten mich, zu untersuchen, ob dasselbe sich auch bei Anwendung constanter Striime zu erkennen geben wiirde. Ich habe daher gelegentlich einige Versuche mit densel- ben Electrodenplatten (1 qcm) in Eochsalzlosung angestellt, bei welchen die Platten durch den Strom eines D a n i e l l'schen Elementes polarisirt wurden, wobei der primare Kreis einen Widerstand von 2000 S. E. enthielt. Der Entladungsstrom wurde durch ein Galvanometer von gleichem Widerstand geleitet. Dabei wurde in der Weise die fur diesen Zweck wohl recht geeignete Multiplicationsmethode benutzt, dass in der einen halben Schwingung der Galvanometernadel pola- risirt, in der gnderen Halbschwingung der Polarisationsstrom durch das Galvanometer geleitet wurde. Nach einiger Zeit erreichten die Ablenkungen auf beiden Seiten constante Greqzwerthe. Ihre Differenz kann als Maass fur die Con- densatorcapacitat *) des betreffenden Metalles angesehen werden, wobei es sich allerdings nur um eine ganz rohe Annaherung handeln kann, da die oben erwahnten, storenden Einwir- kungen hier wesentlich in Betracht kommen. Es ergaben sich die folgenden Ausschlage : Silber . . . 425 Scalenth., Platin . 182 Scalenth., Gold . . . 295 ,, Aluminium , . 10 ,,

Die Reihenfolge ist dieselbe, wie bei den friiheren Beob- achtungen. Auch hier zeigt sich das Aluminium in excep- tioneller Stellung gegeniiber den iibrigen Metallen. Ohne hier naher auf die Frage einzugehen, wie dasselbe zu er- klaren ist, mochte ich doch noch darauf hinweisen, dass vor kurzem F. S t r e i n t z a) gefunden hat, dass von allen Metallen das Aluminium am schnellsten nach Oeffnung eines Stromes seine Polarisation verliert, j a sogar unmittelbar nachher Spuren einer entgegengesetzten Polarisirung zeigt. Es scheint daher, dass es sich hier um eine eigenthiimliche Anziehung der Metalle gegen Oase handelt , welche beim Aluminium Null oder sehr klein, bei den iibrigen Metallen mehr oder weniger gross ist. Die Erorterung weiterer Folgerungen

1) Vgl. d.Theorie vonH. Herwig, Wied.Ann. 2. p. 566-604. 1877. 2) F. Streintz, Wied. Ann. 17. p. 841-858. 1882.

A. Winkelmann. 649

will ich bis zur Vollendung neuer Untersuchungen, besonders uber die Polarisation durch andere Zersetzungsproducte ver- schieben. Als Resultate der vorliegenden Untersuchung lassen sich die folgenden Sktze anfuhren :

1. Electrische Schwingungen sind sehr geeignet, die gal- vanische Polarisation in ihren Anfangsstadien zu untersuchen.

2. Ihre Anwendung gestattet die Berechnung der Capa- citat der polarisirten Electroden.

3. Die Capacitat der Fhcheneinheit hat bei kleiner Dichtigkeit des lsdenden Stromes ein Minimum oder einen unteren Grenzwerth.

4. Dieser Grenzwerth wird bei den einzelnen Metallen bei verschiedener Stromdichtigkeit erreicht und hat ver- schieden grosse Werthe.

5. Bei grosserer Stromdichtigkeit wachst die Capacitiit zuerst langsam, dann schneller und scheint schliesslich einen oberen Grenzwerth zu erreichen.

6. Die Capacitat verandert sich bei den meisten Me- tallen wahrend des Durchganges der Wechselstrome und wird erst nach einiger Zeit constant. Bei Platin, Zink, Zinn nimmt dieselbe anfanglich zu, bei Aluminium und Kupfer ab.

H a l l e a. S., April 1883.

IV. Uebtw &is Abh&r@@eit der W&rmeleitzcr&g der Gccse vom der l'emperatzcr;

urn A. W4mnkelmarm. (Eierm Tat. IX Fig. 10-19.)

Vor langerer Zeit habe ich- die -W&rmeleitung einer Reihe von Gasen in ihrer Abhiingigkeit von der Temperatur bestimrnt.3 Ich ging dabei von der mit der Theorie uber- einstimmenden Annahme aus , dass die Temperaturcoeffi-

1) Winkelmann, Pogg. Ann. 167. p. 497.1876; 169. p. 177. 1876. Wied. Ann. 1. p. 63. 1877.