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78 Ueber Extratum Taraxaci. Extract genommen werden soll, wodurch groIse Unter- schiede hervorgebracht werden kiinnen. Gewifs ist zu wiinschen, dafs die Aerzte den Fortschritten der Wis- senschaft folgen, die Vorsicht, melche dieselbe erheischt, nicht verabsaumen und in diesem Falle, bei der 60 hau- figen Anwendung der spikituiisen Extracte, genau anfiih- rent ob das spirituiise oder wksrigte Extract gemeint sci. Wir haben diese Bemerkung nur mitgetheilt, weil der neue Codex von 183'1 eine nicht geniigende Quanti- tht Alkohul vorschreibt, um eine gegebene Menge Sub- stanz viillig zu erschiipfen. (Journ. de Chirn. med. 2. Ser. rv, 471.) -- Ueber Bxtractum Taraxaci. Mitgetlieilt aus der London medical Gazette, Mar2 2.1839. von Dr. Hahn in Hannover. Das Extractuni Taraxaci hat einen siifslichen Ge- schmack, und ist leichtliislich in Wasser; aber Hr. S q u i r e , welcher sicli vie1 mit diesern und anderri Ex- tracten beschaftigt hat, benachrichtigt mich, dafs das Extract, wenn es vorsichtig bereitet und nicht unniithi- ger Weise der Einwirkung der Luft ausgesetzt wird, bit- ter ist, der siikliche Geschmack desselben hingegen an- zeigt, dafs seine medicinischen Krzfte gelitten haben *). Man kann es in Gaben von einer halben Drachme, oder mehr, 4 - 6mal taglich in einem aromatischen Wasser reichen, eine Anwendungsweise, welche der Pillenform *) Das Extract des jungenKrautes ist bitterlich, das der rus- gebildeten Wurzeln siiI's. B r.

Ueber Extractum Taraxaci

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78 Ueber Extratum Taraxaci.

Extract genommen werden soll, wodurch groIse Unter- schiede hervorgebracht werden kiinnen. Gewifs ist zu wiinschen, dafs die Aerzte den Fortschritten der Wis- senschaft folgen, die Vorsicht, melche dieselbe erheischt, nicht verabsaumen und in diesem Falle, bei der 60 hau- figen Anwendung der spikituiisen Extracte, genau anfiih- rent ob das spirituiise oder wksrigte Extract gemeint sci.

Wir haben diese Bemerkung nur mitgetheilt, weil der neue Codex von 183'1 eine nicht geniigende Quanti- t h t Alkohul vorschreibt, um eine gegebene Menge Sub- stanz viillig zu erschiipfen. (Journ. de Chirn. med. 2. Ser. rv, 471.) --

Ueber Bxtractum Taraxaci.

Mitgetlieilt aus der London medical Gazette, Mar2 2.1839. von

Dr. Hahn in Hannover.

D a s Extractuni Taraxaci hat einen siifslichen Ge- schmack, und ist leichtliislich in Wasser; aber Hr. S q u i r e , welcher sicli vie1 mit diesern und anderri Ex- tracten beschaftigt hat, benachrichtigt mich, dafs das Extract, wenn es vorsichtig bereitet und nicht unniithi- ger Weise der Einwirkung der Luft ausgesetzt wird, bit- ter ist, der siikliche Geschmack desselben hingegen an- zeigt, dafs seine medicinischen Krzfte gelitten haben *). Man kann es in Gaben von einer halben Drachme, oder mehr, 4 - 6mal taglich in einem aromatischen Wasser reichen, eine Anwendungsweise, welche der Pillenform

*) Das Extract des jungenKrautes ist bitterlich, das der rus- gebildeten Wurzeln siiI's. B r.

Ueber Extractuni Taraxaci. 79

vorzuziehen ist. Man kann es mit Nutzen anwenden als ein alterirendes Mittel bei Hautleiden und bei sol- chen kranlrhaften Zustanden, welche mit dunklen Zeic chen von Leberleiden verbunden sind, und gegen welche das gewiihnliche Heilverfahren ohne Erfolg geblieben ist. Das Taraxacum wird sehr geriihmt von verschiede- nen auslandischen Schriftstellern, welche es besonders in der Form :des fliissigen Extracts, oder Mellago, em- pfehlen j man wendet auch den frisch ausgeprefsten Saft in der Gabe voii zwei Unzen fur jeden Morgen mit einer gleichen Menge Milch an.

Nach J o h n enthalt der Saft von Taraxacum bittern Extractivstoff, Kautschuli, Spuren von Ham, Zucker, Gummi, eine freie S u r e und schwefelsaure, salzsaure und phosphorsaure Salze von Kali und Kalk. Dem Hrn. S q u i r e verdanke ich folgende Angaben uber die Wurze l und deren Extract: ))Wenn die frische Wurzel von Taraxacum zerfichnitten und ausgeprebt wird, so ist die Menge des gewonnenen Extra'cts sogar in derselben VVoche verschieden, ohne dars mar irgend einen merklichen Unterschied an der Wurze l wahrneh- men kann j auch die durchschnittlichen Resultate in jedem Monate einzeln genommen zeigen einen auffallen- den Unterschied in der Kraft des Saftes in den verschie- denen Monaten. Die frische Wurze l verliert in den Wintermonaten, wo man sie zum medicinischen Ge- brauch ausgraben sollte, durch das Trocknen 75 Proc. Wasser; die Wurze l giebt gewaschen, zerquetscht und ausgeprefst einen dunkeln Saft, welcher etwa die Hllfte ihres Gewichts betragt, von selbst gerinnt, und eine hell- braune Farbe belrommt j durch Einkochen erhalt man daraus 25 Yroc. Extract, man bekommt aber mehr, wenn man die Wurzel starker auskocht.

80 Ueber Extractum Taraxaci.

In den verschiedenen Jahrszeiten bedarf man zur Darstellung eines Pfundes des Extracts folgende Mengen des ausgeprelsten Saftes : Januar und Februar . . . . . 4 - 5 Pfd. Saft gebon 1 Pfd. Estr. Miirz ................ . .6 -7 D P )) 1 )) P

AprilundMai'). . . . . . . .8-9 )) )) )) 1 )) ))

Juni, Jul i undAugust**).6 - 7 )) )) )) 1 D ))

SeptemberundOctober . 4 - 5 )) )) )) 1 )) p

NovemberundDecember.. . .4 )) )) )) 1 )) D

Im November und December ist die Wurze l in ihrer griifsten Kraft und am reichsten an den Bestandtheilen, von welclien ihre medicinische Wirlrung abliangt j der Frost hat auf dieselbe eine eigenthiimliche Einwirkung, i d e m dadurch die Bitterkeit vermindert, die Siifsiglreit dagegen vermehrt wird, mit dem Aufhiiren des Frostes aber nimnit die Bitterlieit; wieder zu, die Siifsigkeit hin- gegen verliert sich.

Die dunkle Farbe des Extracts in den Apotheken entsteht durch eine merlrwiirdige Zersetzung wahrend des Einkochens, und es entwiclrelt sich bei der lsngern Dauer dieses Processes Essigssure, in n clchem Fa& danii das Extract deutlich sauer reagirt. i9as sorgfiilillig be- reitete Extract ist brauii von Fnrbe, hat eiiien deutlicli bittern Geschmack und ein eignes Aroma, und schmeckt nicht SO sub.

Nach der von Hrn. S q u i r e angestellten Untersu- chung scheint der frisch ausgeprerste Saft der Bad. Ta- ramci Gummi, Eiweih, Kleber, Extractivstoff, eine riech-

$ ) In diesen Monaten ist der Saft so w'iissrig, dars er nicht von selbst gerinnt, w i e dieses in den vorigenhlonaten dcr Fall ist.

' x ) Jetzt gerinnt der Saft wiederj die alten Wurzeln sind schwaminig und die jungcn kleiii und dunn.

Extractuni Taxus baccatae. 81

bare Substanz und einen eigenthiimlichen krystallisirba- ren, in Wasser und Alkohol aufliislichen Stoff zu ent- halten *). (Brande's Worterbuch der Arzneimittellehre.)

Extractum Taxus baccatae.

Z u r Dsrstellung dieses Extractes gieb t R i g h i n i folgende Vorschrift : 6 Unzen getroclinete Taxusblatter werden mit 3 Pfd. Alkohol ausgezogen, und der Allio- hol durch Abdunsten und Verdampfen entfernt. Das Ex- tract ist dunlielgriin, riecht durchdringend und schmeckt bitter und scharf. Harz und Etherisches Oel scheinen seine wirksamen llestandtheile zu sein. (Gazzetta eclet- iica 2. S. V , 80.)

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Ausbeute von Extracten. __

U e b e r die Bestimmung der Ausbeute von Extracten, eine gewirs sehr niiteliche Sache, hat J. S c h l i c k u m in Winningen bei Coblenz eine Reihevon Angaben bekannt ge- macht (VgI. Pharm. Centralbl. 1837. no. 73.). Die Bereitung und Consistenz der Extracte bezieht sich genau auf die fiinfte Ausgabe der preufs. Pharmakopiie. Bei Gewichts- bestimmungen ist das Pfund als Civilpfund zu 16 Unzen genommen worden.

*) Diese Mittheilung ist weniger in Bezug auf das Exiract. Turuxac. hier gegeben, als in Betreff des krystallisirbaren eigenthiimlichen Stoffs des Taraxaculns, den Hr. POI e x schon biiher (1838. Br.) entdeckte und bereits in dissem Archiv 2. R. Bd. XlX. S. 50 beschrieben hat.

Arch. d.Pharm. 11. Reihe. XX. Bas. 1. Hft. 6