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315 IX. D i e f s merkwiirdige SaIz wiirde niir gegen das Endc des Jahres 1832 durcli Dr.. William Gregory iibergeben, dcui icli atikcrdem fur die Hulie bei Anstcllung meincr Versticlre uber die Wirkang farbiger Ki)rpcr aiif 1 be- stimmte Strahlen des Spectrums vielen Dank schuldig bin. Eine sehr Uuchtige Untersachung seiiier optischen Eigcn- schaftcn reichten hiii, die Eigentliuiolichkeiten derselbcn aufzudecken, uiid cine kurze Notiz ward davon bercits rcr6ffentiic:ht ' ). Spstcrhiii erliielt id1 jedoch von Dr. Gregory einc sehr schi)ne (;ruppc toohl atisgebildeter Krystallc, und in1 Friihjalir 1633 nalm ich Gclegeuheit, die Wirkung dcrsclbco auf das Spectrim, sowohl in fe- ster nls in aufgcliister Gestalt, 211 untersiichen: dadurcli bin ich denn iiii S~aiide der Gesellscbaft eine Ucbersiclit der von mir crlangtcn P esultate vol-zulcgcri. €)as oxalsaure Chroinosyd - Kali stellt flache, unre- gdm;ifsig sechsseitige Prisinen dar. Die bcideii breite- sten E'l3cheo neigcn gegen eiiiantlcr wie die Seiten ciiies Keils, dessen scharfe Kante das Ende des Krystalles bil- det. Diese Pliiclien sind betraclitlich gekrummt, sind narnlich nahc an der Basis parallel und aui Schcitel des Prismas e l m urn drei Grad gegen einander geiieigt. Die Neigung dcr breiten Flzcheri gegen die anliegenden Fla- cheii des Prisinas bctrzgt iiiigcfiihr l.lOo, und deshalb iieigea diesc Fliiclieii gegen einaiidcr iinter dein Wiukcl voii 1EiO" - 148" x2=G4". I)cr Kryslall cndigt in vicr 1) 5. Aiindcn, Bd. XXXV S. 3883. I'

Ueber gewisse Eigenthümlichkeiten in der Doppelbrechung und Lichtabsorption des oxalsauren Chromoxyd-Kalis

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IX.

D i e f s merkwiirdige SaIz wiirde niir gegen das Endc des Jahres 1832 durcli Dr.. W i l l i a m G r e g o r y iibergeben, dcui icli atikcrdem fur die Hulie bei Anstcllung meincr Versticlre uber die Wirkang farbiger Ki)rpcr aiif 1 be- stimmte Strahlen des Spectrums vielen Dank schuldig bin. Eine sehr Uuchtige Untersachung seiiier optischen Eigcn- schaftcn reichten hiii, die Eigentliuiolichkeiten derselbcn aufzudecken, uiid cine kurze Notiz ward davon bercits rcr6ffentiic:ht ' ). Spstcrhiii erliielt id1 jedoch von Dr. G r e g o r y einc sehr schi)ne (;ruppc toohl atisgebildeter Krystallc, und in1 Friihjalir 1633 nalm ich Gclegeuheit, die Wirkung dcrsclbco auf das Spectrim, sowohl in fe- ster nls in aufgcliister Gestalt, 211 untersiichen: dadurcli bin ich denn iiii S~ai ide der Gesellscbaft eine Ucbersiclit der von mir crlangtcn P esultate vol-zulcgcri.

€)as oxalsaure Chroinosyd - Kali stellt flache, unre- gdm;ifsig sechsseitige Prisinen dar. Die bcideii breite- sten E'l3cheo neigcn gegen eiiiantlcr wie die Seiten ciiies Keils, dessen scharfe Kante das Ende des Krystalles bil- det. Diese Pliiclien sind betraclitlich gekrummt, sind narnlich nahc an der Basis parallel und aui Schcitel des Prismas e l m urn drei Grad gegen einander geiieigt. Die Neigung dcr breiten Flzcheri gegen die anliegenden Fla- cheii des Prisinas bctrzgt iiiigcfiihr l . l O o , und deshalb iieigea diesc Fliiclieii gegen einaiidcr iinter dein W i u k c l voii 1EiO" - 148" x2=G4". I)cr Kryslall cndigt in vicr 1) 5. Aiindcn, Bd. XXXV S. 3883. I'

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kleirien Flacheu, die gegen die brcilc FIYche iind die Axe des Prismas gleich geueigt sind ; oft verschwindcn zwci von diesen FIYcben, und der Krystnll endiKt dann in ei- ner scbiefcn Kante statt in cincr dreillticliigen (triangu- lar) Ecke.

Nennen wir AA' die breiten FlSchcn des Krystalls, m, m', m, m' die vier,'andern Fliiclicn des P r i sms rind

0 , o', p , p ' die Fkicheu dcs Scheitcls, so Lilden sic Tol- gende m'inkel niit einander:

A zu A in einer durch die Axe des Pris- mas gehendeu Liiiic 5" 10'

A zu rn uiid A' zu m' 14s 0 m zu m 64 0 A zu o und A' zu 0' 112 10 J4 zu p und A' zu p ' 112 10 o zu 0' und Q zu Q' 50 10 A zu A iiber 0 , 0' oder p , p ' J 36

Die Krystalle des oxalsauren Chrotnoxpd-Kalis sind im Allgeuieinen opak; uud hei ciner Dicke von nicht inehr d s einein Ztraiizigstel-Zoll siud sie fur die Sou- nenstrahlcn durcliaus iindurclisiclitig. I u dieseni Zustand ist ihre Fa tbe , iin Rcflex gesehcn, fast scliwarz; all& ihr Pulver ist grin im Tagcslicht uod grau (french grey) bci Kerzculicht. In kleinereri Krystallen, weIche im All- geineincn ~IXI Lestcn ausgebildet s ind, ist die Farbe so- wolil bei retlectirtcm d s durcligelassenem Tagesliclit bluu, allcin bei Kerzenliclit purpurfhrben. Von Spnltbarkcit habe ich keine deutliche Spur finden kiinnen.

Diels Salz besitzt cine starke Doppelbrechung, wel- che offenbar von zwci hxen Iierriihrt. In Bezug nuf dic Axe des Prisinas ist die Doppclbrecliung negaiio, w i e beim Kalltspath. Das g d s t e I~recbuu~sverhYltnil'ss ist uu- ~ e t i l i r 1,605, das kleinste ungefiihr 1,506, gereclinet von dcr Linie nnhe ao rler Grzuzc der blaueii und griineu Strahlen.

Eine dcr iiicrku iirtligsteu Eigenschaften dieses Sal- zcs ist dic Farbcnvcrscliicdcnhcit dcr beideii durch Dop-

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pelbrecliung cncirgtcn Bildcr. Bci einrr gcwiascn klci- nen Dicke ist &is rvcn;gsL gebrochcne Cild hellbluu, das sl&Ajt gebrochene hellgriin bci ‘J’agcsliclrt u ~ i d hell riel- kenrofh bci Kerzenlirht. Das B~UU zeigt, bei Untersn- chung mit eilieni Prismn, cine Bcimischung von Griin, und das Grun eiue Beimischung von Roil), im Kcrzcn- liclit .c\nltct das Roth iibcr dns Griin vor. Uei griifserer Dicke wird das Blau reiiier und schwlicher, und das Griin geht in R o ~ h iibcr, und bei einer gewissen Dicke verscbwiodet das weoigst gebrochenc blnue Bild gauzlich, fdas sttirkst gebrochenc aber ist olivcngrun. Bei noch grbfscrcr Dicke rerschwiidct auch dieses Bild und es tritt viillige Undurcbsichtigkeit ein.

W i r d der Krystall dem polarisirtcn Liclite ausgesetzt, init seiner Axe in der Polarisationscbene, SO ist das diirch- gelassene Licht griin; steht die Axe aber scnlireclit auf der Polnrisationsebenc, so ist dicis Licht blurr.

Wird das Snlz in Wasscr gelost, so ~erschrvindet seine Doypelbrcchung ; allein in dcr allgemeinen Wir- kung arif das Liclrt vcrliiilt sich dic Liisung wie dcr Kry- stall. llci mlifsiger Dickc ist ilire Fnrbe bkanigriiii im l ‘a- geslicht, und htf l blrriroih im Kerzenlicht; allcin bci grii- fscrer Dicke wird sic bliiulich nelkenrolh im Tageslicht und dunkler IlutroUi iiii Rerzenlicht. Die rothen Strah- lcri nehmeii bcini ‘I’agcs - n i e beim Rerzenlicht fortnah- rend zu , so wie man deu W e g der Strahlen durch die I i snng verliingert.

Die merkwiirdigd e Eigensclinft dcs oxalsauren Chrom- oxyd - Kalis aber, welche micli auch bcstirnint lint diesen Aufsatz der K. Gesellsclinft vorzulcgen , ist seine speci- fische Wirkung srif einen bcstimmtcn Strnhl im rothen Ende des Spectrums. Uicsc Eigciischaft besitzt, meiues Wissens, keiu starrer oder fliissigcr Kiirper, wiewolil ich vielc hundert gefiirbte Kiirper darnuf untersucbt habe. Gleich allen gectrbteii Krjstallen iibt &is in Rede stc- heiidc C:hromsalz cine allgemciue Absorption auf dns ganzc

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Spectrum aus. Bei der kleinstcii Dickc, bei welclier kaum eine Farbe wahrnehmbar ist, greift es die gelben Strah- len an der brechbarerea Seite der P r a u n h o f c r ’ s c h e n Li- uic D an. Bei griifserer Dicke dcr IAsung werden die violettcn Strahleu absoihirt, und auch alle gelben, oran- gefarbenen und weuiger brechbaren griinen, bis der gaiize Raum D E und eiu Theil an der andern Seite der Li- nic D und E vollkommen zerstilrt sind. 111 diesem Zu- stand gicbt das Prisma zwei deutlichc Bildcr voii einein Gegenstande, nPmIich ein rolhes uud ein griinlz36laues, wclche betracbtlich aus einatider steben. So wie die Ab- sorption fort,sclireitc.t, verschwinden allm8lig das griine an der blauen Seitc von E und das blarre an der vio- letten Seite von l’, bis bei F cin rein biaiies Bild alIein zuruckbleibt , und auch dieses verschwindet bei grbfserer Dicke der Lbsung gsuzlich, wo dann nur die rothcn Strah- len unabsorbirt zuriickblciben.

Walirend diese VcrYnderiingen durch das Spectrum Forgehen, wird auf einem rothen Strahl zwischen deli F r a u n h o f e r’sclien Linien uud B cine spccihsche Wirkung ausgciibt, uiid zwar in dcm Theil des Spectrums, wo die Lbsung keine allgemeine Absorption ausubt. Die scharfe und schmnlc Zone, welclie dabei entsteht, bildet in jedem kiinsllichen Licht so wie im Sonnenschein und Tageslicht ehze Jeste L i n k , welche die Physiker in den Stand setzt, das Brecliungsvermiigen aller Kiirper in Be- zug nuf diwe I A i e iiiii einer Genauigkeit zu messen, wel- che sonst nicht zu erlangen ist, es scy denn durcli schane Prismeri a w den brechenden Substanzen, welche iiian sich iu den meisten Fallen nicht verschaffen kann.

Urn diese Linie oder Zone wahrhaft nutzlicli zu ma- cheu fur die practische Optik, habe icii inich bemuht, ihre Lage mit mbgliclister Genauigkeit festzusetzen. Zwi- schen den F r a u n h o f e r ’ s c h e n Linien A und giebt es eine diesen Raum fast halbirende Gruppe von Linien, welche F r a u n h o f e r mit a bezeichnet. Die dunkle Li-

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nie liegt iu dein Raumc 6 a , und wenn nir diese mit dem Buchstaben X bezeiclineu, ist ihre Lage so, dafs B X = + B o ; das Brechungsveihj;ltnifa der vom Wisser- Spectrum an der Zone x absorbirten Skahlen, wenn das Wasser die Temperatur 65O F. besitzt, ist fast ge- nau =1,330701.

Das Verbalten d i e m Salzes zum gew6hnlichen uod zum polarisirten Licht lafst sich leicht untersuchen uucl schon darthun, wenn man ein Paar Tropfen einer gesat- tigten LBsung desselben auf eine Glasplatte bringt. Wenn sich die Krystalle langsam bilden, werden sie von ver- schiedener Dicke gefunden, und jede Dicke zeigt eine an- andere Farbe, welche vou v6lliger Durchscheiuenheit (trans- parency) hindurchgeht durch aIIe Abstufungen von Bra@- pelb, Grin, BIau im Tageslicht, und durch alle hbstu- fuogen ron Blafsgelb, Blafsorange, Both und Bluu im K erzenli cht.

X. Theorie der farbigen Schniien, collsfiindig entuickelt U R ~ durch Versuche begriindet ('OR

C. P o h l m n n n , ordcntl. Lchrer am Carolior~m LU Omabriiek.

I. E i n l e i t u n g .

D a s schbiie Phanomen der farbigen Schntlen, d a k sich in der Natur fast taglich von selbst darbietet, und des- sen Darstellung in seinem ganzen Unifaoge einen so ge- ringen Aufwand von Mitteln erfordert, ist wohl geeignet, die Aufinerksamkeit selbst Derjenigen iu Anspruch zu nehmeu, die sich mit Naturkunde nur wenig befassen. W e n n n h d i c h bei heiterein Himmel das Licht der Mor- gen- oder Abenddammerung, oder selbst die auf- oder untergehende S o m e einen uicht gar breiten Schatfen au l