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Uber morphologische Sekretionserscheinungen in den ekkrinen Uautdriisen des Menschen. Von P. Schiefferdecker. (Ausgefiihrt mit Unterstiitzung der PreuBischen Akademie der Wissenschaften in Berlin.) Mit 2 Textabbildungen. lm November 1917 ~st eine vorl~ufige Mitteilung fiber eine um- fangreiche Arbeit von mir erschienen, in der ich die Hautdr[tsen des Menschen und der S~ugetiere behandelt habe. Diese vorl~ufige Mit- teilung erwies sich als nStig, da die Arbeit selbst infolge der dutch den Krieg usw. entstandenen Schwierigkeiten bis jetzt noeh nJeht hat er- seheinen kSnnen. In dieser vorl~ufigen Mitteilung nun habe ich kurz bekannt gegeben, dal~ ieh die Hautdriisen der S~ugetiere und des Men- schen im Ansehlusse an Ranvier und Eggeling einteile in ,,holo- krine" (die TalgdMisen oder ,,Haardrfisen", wie ich sie zu benennen vorgeschlagen habe) und in ,,merokrine" Driisen, die bisher als,,Sehweill- drfisen" bezeiehneten Drfisen, und dal~ ieh diese dann noch weiter ein- teile in die ,,ekkrinen" Drfisen (die bisher als ,,kleine Schweil~drfisen" bezeichneten SchweiBdriisen des Mensehen, die Driisen der Sohle von Katze und Hund, die Driisen in der l~fisselseheibe des Sehweines usw.) und in die ,,apokrinen" Driisen (die bisher als ,,gro~e Sehwei~driisen" bezeichneten Driisen des Menschen, die Driisen der behaarten Haut der meisten S&ugetiere und die Milehdriisen und Mammardriisen). FUr den kurzen Gebrauch in Arbeiten habe ieh die ,,ekkrinen" Driisen aueh als ,,e-])rtisen" und die ,,apokrinen" I)rfisen auch ats ,,a-Drfisen" bezeiehnet. Ieh habe dann weiter kurz mitgeteilt, dal~ der Vorgang der Sekretion bei den beiden Drfisenarten wesentlieh versehieden vonein- ander ist: bei den ,,e-Drfisen" erfolgt wahrseheinlich nur ein einfaeher Austr[~ yon Flfissigkeit aus den Zellen, vielleieht hin und wieder auch ein Austritt von kleinen Kiigelehen oder TrSpfehen unbekannter Natur, ohne dall dabei die Zellen geseh&digt werden oder ihre Gestalt wesent- lieh ver&ndern. Bei den ,,a-Drfisen" dagegen zeigen die Zellen sehr wesentliehe Ver&nderungen, es findet ~ieh ein vollst&ndiger Kreis von Sekretionsstadien:

Über morphologische Sekretionserscheinungen in den ekkrinen Hautdrüsen des Menschen

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Uber morphologische Sekretionserscheinungen in den ekkrinen Uautdriisen des Menschen.

Von P. Schiefferdecker.

(Ausgefiihrt mit Unterstiitzung der PreuBischen Akademie der Wissenschaften in Berlin.)

Mit 2 T e x t a b b i l d u n g e n .

lm November 1917 ~st eine vorl~ufige Mitteilung fiber eine um- fangreiche Arbeit von mir erschienen, in der ich die Hautdr[tsen des Menschen und der S~ugetiere behandelt habe. Diese vorl~ufige Mit- teilung erwies sich als nStig, da die Arbeit selbst infolge der dutch den Krieg usw. entstandenen Schwierigkeiten bis jetzt noeh nJeht hat er- seheinen kSnnen. In dieser vorl~ufigen Mitteilung nun habe ich kurz bekannt gegeben, dal~ ieh die Hautdriisen der S~ugetiere und des Men- schen im Ansehlusse an R a n v i e r und E g g e l i n g einteile in ,,holo- krine" (die TalgdMisen oder ,,Haardrfisen", wie ich sie zu benennen vorgeschlagen habe) und in ,,merokrine" Driisen, die bisher als,,Sehweill- drfisen" bezeiehneten Drfisen, und dal~ ieh diese dann noch weiter ein- teile in die ,,ekkrinen" Drfisen (die bisher als ,,kleine Schweil~drfisen" bezeichneten SchweiBdriisen des Mensehen, die Driisen der Sohle von Katze und Hund, die Driisen in der l~fisselseheibe des Sehweines usw.) und in die ,,apokrinen" Driisen (die bisher als ,,gro~e Sehwei~driisen" bezeichneten Driisen des Menschen, die Driisen der behaarten Haut der meisten S&ugetiere und die Milehdriisen und Mammardriisen). FUr den kurzen Gebrauch in Arbeiten habe ieh die ,,ekkrinen" Driisen aueh als , ,e- ] ) r t isen" und die ,,apokrinen" I)rfisen auch ats , , a -Drf i sen" bezeiehnet. Ieh habe dann weiter kurz mitgeteilt, dal~ der Vorgang der Sekretion bei den beiden Drfisenarten wesentlieh versehieden vonein- ander ist: bei den , ,e -Drf isen" erfolgt wahrseheinlich nur ein einfaeher Austr[~ yon Flfissigkeit aus den Zellen, vielleieht hin und wieder auch ein Austritt von kleinen Kiigelehen oder TrSpfehen unbekannter Natur, ohne dall dabei die Zellen geseh&digt werden oder ihre Gestalt wesent- lieh ver&ndern. Bei den , , a -Drf i sen" dagegen zeigen die Zellen sehr wesentliehe Ver&nderungen, es findet ~ieh ein vollst&ndiger Kreis von Sekretionsstadien:

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Der Vorgang des Austretens von kleinen Ktigelchen oder TrSpfchen aus den Zellen der ,,e-Driisen" ist bisher nur yon R a n v i e r gesehen und kurz besehrieben worden. Er sagt (S. 1121) das folgende:

,,C. Les cellules glandulaires sudoripares n'ont pas de memLrane d'enveloppe ni de euticule; mais, dans certaines r~gions du tube s~cr6teur des glandes de la pulpe des doigts de l'homme adulte, elles montrent sur leur face libre, une bordure de laquelle se d~gagent des gouttes ou plutSt des globes de matiSre colloide. Chez le Vespertilio murinus et ehez diverses cbauves-souris, cette matiSre s'accumule pendant l'hiver dans les ampoules qui caract6risent les glandes sudoripares des mammif~res de eette famille."

])as Auftreten dieser yon R a n v i e r besehriebenen Tr6pfehen oder Kiigelchen muB sehr selten sein, denn R a n v i e r besehreibt es nur yon dieser einen Stelle. Ich selbst habe sehr viele ekkrine Driisen bei meinen Untersuehungen durehgesehen und diese TrSpfehen nirgends gefunden. Nur bei einem Sudanneger fand ieh bei den ekkrinen Drtisen des Mons pubis und der behaarten Kopfhaut solehe Bilder. Ieh habe sie hier in den Abb. 1 und 2 wieder- geben lassen. Wie man sieht, treten aus dem dem Lumen zugewand- ten Rande der Drtisen- zellen kleine, zuni~ehst kegelf6rmige oder lang- Abb. 1. Abb. 2.

gestreekte gildungen Abb. 1 und 2 Schnitte durch ekkrine nriisenschl~tuche rum aUS~ w e l e h e d a n n , : i n d e m Mons pubis eines Sudannegers. H~imatoxylin-Eosin. Vergr. 520.

- - A b b . I. Die kegelfSrmigen Anfangsstadien der heraus- s i e w e l t e r a u s t i e r Z e l l e tretenden kolloidalen TrSpfchen oder Kiigelchen. - - Abb. 2. hervortreten, allmi~hlieh KegelfSrmige und l~tngliche Anfangsstadien und freie Kiigel-

chen oder Tr6pfchen im Lumen.

sich abrunden und schliel31ich als kleine Kfigelchen sich von der Zelle trennen und frei im Lumen ]iegen. Sie fSxben sich mit Eosin in gleicher Weise wie die Zellen. Wie g a n v i e r das auch beschreibt, wird die Gestalt der Driisenzelle durch den Austritt dieser K6rnchen nicht weiter veri~ndert, auch ihr Rand erscheint nach der Losl6sung der Ktigelchen wieder intakt. Es k6nnen diese Kiigelchen daher sehr wohl, wie R a n v i e r das ange- nommen hat, aus einer kolloiden Masse bestehen.

Diese Ktigelchen k6nnen kaum etwas anderes sein als eine besondere Form des Sekretes dieser ])rtisen. Ffir gewShnlich scheint dasselbe so fltissig zu sein, dag es auf den Pr~paraten nicht sichtbar hervortritt. t t in und wieder scheint es aber eine andere, festere Beschaffenheit an- zunehmen und dann zu diesen kolloiden Ktigelchen zu werden. Wahr- scheinlich wird es in solchen Fi~llen nicht einfach konzentrierter sein, sondern seine ganze Beschaffenheit in etwas ge~ndert haben. ])as wird

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dann wohl wieder mit besonderen KSrperzust~nden zusammenh~ngen. Alles N~here hierfiber ist noch dunkel.

Wegen dieser Seltenheit des Vorkommens babe ich diesen ein- fachen Befund bier beschrieben und abgebildet. Vielleicht kSnnen yon den Haut~rzten noch weitere derartige Beobachtungen gemacht werden, nachdem einmal wieder die Aufmerksamkeit auf diesen Punkt gerichtet ist, und vielleicht gelingt es auch gerade durch die Beobachtung bei Krankhei ten die Ursache dieser Erscheinung aufzufinden. U m dem Dinge einen kurzen Iqamen zu geben, k6nnte man vielleicht yon einer , ,Tr5 pf che n se k r e t i o n" der ekkrinen Driisen sprechen, die unter be- s t immten VerhMtnissen auftritt , w~hrend ffir gewShnlich eine , , f l i i ss ige S e k r e t i o n" besteht. Ein besonderer, bestEndiger Sekretionszyklus, yon dem die genannten Formen zwei Phasen darstellen, scheint jedenfalls nicht vorhanden zu sein, sonst miiBte man die Kiigelchen 5fret zu Gesicht be- kommen. In dieser Hinsicht bleibt a l so ein sehr wesentlicher Unter- schied zwischen den ekkrinen und den apokrinen Driisen bestehen, abgesehen yon den zahlreichen weiteren Unterschieden.

Literatur. Ranvier , L. (1879). Sur la structure des glandes sudoripares. Compt. rend.

Acad. Sciences, Paris, T. 89, 29. Dec. 1879, S. 1120--1123. - - Sehiefferdecker , Pau l (1917). Die Hautdriisen des Menschen und der Sgugetiere, ihre biotogische und rassenanatomisehe Bedeutung sowie die Muscularis sexualis. (Vorl~ufige Mitteilung ). Biol. Centralbl. 3"g, 1917, ~r. 11, S. 534--562.