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1448 373. R. Nie t z k i ; Ueber Nitroderivate des Hydrochinons, (Eiugegangen am 12. Juli.) Bei Portsetzung meiner Arbeit iiber Nitroderivate des Hydrochi- nons hatte ich auch versucht, die Aether derselben zu nitriren. Inewischen hat jedoch Ha b e r m an n 1) Nitroderivate des Dime- thylhydrochinons beschrieben. Obwohl ich mir das Diathylbydrochinon als Ausgangsmaterial gewahlt hatte, wiirde ich nach Habermann’s Publikation diesen Oegenstand nicht weiter verfolgt haben, wenn nicht das sehr merkwiirdige Verhalten des Trinitroderivats gegen Am- moniak meine Anfmerksarnkeit auf sich gezogen hatte. Der Eintritt der Ferien veranlasst mich, die bisherigen Resultate dieser noch nicht zum Abschluss gelangten Arbeit zu publiciren. Das Diathylhydrochinon (durch Erhitzen von Hydrochinon mit athylschwefelsaurem Kali, Natriumalkoholat und absolutem Alkohal auf looo erhalten) .ist schon von R a k o w s k y 2, dargestellt worden. Wird dasselbe in essigsaurer Losung in rauchende Salpetersaure ein- getragen, so entsteht ein Gemenge der Di- und Trinitroderivate. Durch Anwendung verdfinnterer Saure eiiierseits, oder VOII Salpeterschwefel- saure, gelingt es leicht das eine oder andere Produkt zu erzielcn, in ahnlicher Weise wie dieses H a b e r m a n n niit dem DimethyKther aus- gefiihrt hat. Das Dinitrodiathylhydrochinon bildet citronengelbe, in Wasser unlosliche, leicht in Alkohol losliche Blattcheu vom Schmpkt. 172O C. Theorie fur Versuch C 46.87 47.27 H 4.68 5.18. Das Tr i n it r o diathylhydrochinon kryetallisirt aus Alkohol in langen, blass strohgelben Nadeln, die bei 133O C. schmelzen, und sich am Lichte orangegelb farben. c 6 H 1 (NO 2) a. (OC 2 H 5 14 Theorie fur Versuch C,H(NOZ), .(OCZH,), C 39.81 39.67 H 3.65 3.94. Erbitzt man dasselbe im geschlossenen Rohr mit alkoholischem Ammoniak kurze Zeit auf 11O-12Oo, so wird es vollstandig in einen hochrothen , in Alkohol fast unkklichen Korper verwandelt. Durch einmaliges Umkrystallisiren an8 Eisessig, in welchem er sich , wenn- gleich schwierig lost, lasst sich derselbe im Zustande der Reinheit er- halten. Er bildet prachtvoll zinnoberrothe Blattchen mit blaulichem Reflex, welche erst gegen 245O schmelzen. l) Habero;ann, diese Berichte XI, 1034. 2, Fehli ng’s HandwSrterbuch Bd. 11, S. 660.

Ueber Nitroderivate des Hydrochinons

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373. R. Nie t z k i ; Ueber Nitroderivate des Hydrochinons, (Eiugegangen am 12. Juli.)

Bei Portsetzung meiner Arbeit iiber Nitroderivate des Hydrochi- nons hatte ich auch versucht, die Aether derselben zu nitriren.

Inewischen hat jedoch Ha b e r m a n n 1) Nitroderivate des Dime- thylhydrochinons beschrieben. Obwohl ich mir das Diathylbydrochinon als Ausgangsmaterial gewahlt hatte, wiirde ich nach H a b e r m a n n ’ s Publikation diesen Oegenstand nicht weiter verfolgt haben, wenn nicht das sehr merkwiirdige Verhalten des Trinitroderivats gegen Am- moniak meine Anfmerksarnkeit auf sich gezogen hatte.

Der Eintritt der Ferien veranlasst mich, die bisherigen Resultate dieser noch nicht zum Abschluss gelangten Arbeit zu publiciren.

Das Diathylhydrochinon (durch Erhitzen von Hydrochinon mit athylschwefelsaurem Kali, Natriumalkoholat und absolutem Alkohal auf looo erhalten) .ist schon von R a k o w s k y 2, dargestellt worden. Wird dasselbe in essigsaurer Losung in rauchende Salpetersaure ein- getragen, so entsteht ein Gemenge der Di- und Trinitroderivate. Durch Anwendung verdfinnterer Saure eiiierseits, oder VOII Salpeterschwefel- saure, gelingt es leicht das eine oder andere Produkt zu erzielcn, in ahnlicher Weise wie dieses H a b e r m a n n niit dem DimethyKther aus- gefiihrt hat.

Das Dinitrodiathylhydrochinon bildet citronengelbe, in Wasser unlosliche, leicht in Alkohol losliche Blattcheu vom Schmpkt. 172O C.

Theorie fur Versuch

C 46.87 47.27 H 4.68 5.18.

Das Tr i n i t r o diathylhydrochinon kryetallisirt aus Alkohol in langen, blass strohgelben Nadeln, die bei 133O C. schmelzen, und sich am Lichte orangegelb farben.

c 6 H 1 (NO 2) a . (OC 2 H 5 14

Theorie fur Versuch C,H(NOZ), .(OCZH,), C 39.81 39.67 H 3.65 3.94.

Erbitzt man dasselbe im geschlossenen Rohr mit alkoholischem Ammoniak kurze Zeit auf 11O-12Oo, so wird es vollstandig in einen hochrothen , in Alkohol fast unkklichen Korper verwandelt. Durch einmaliges Umkrystallisiren an8 Eisessig, in welchem e r sich , wenn- gleich schwierig lost, lasst sich derselbe im Zustande der Reinheit er- halten. Er bildet prachtvoll zinnoberrothe Blattchen mit blaulichem Reflex, welche erst gegen 245O schmelzen.

l ) H a b e r o ; a n n , diese Berichte XI, 1034. 2 , F e h l i ng’s HandwSrterbuch Bd. 11, S. 660.

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Nach S a l k o w s ki ’a: schonen Untersuchungen tauschen die nitrirten Anisole ihre Methoxylgruppe unter ahnlichen Bedingungen gegen eine Amidogruppe aus. Es wlire demnach zu erwarten gemeseo, dass der vorliegende Korper ein Dinitrophenylendiamin sei.

Die Analyse bestatigte jedoch diese Voraussetzung nicht. Obwohl yich aus derselben mehr ale eine Formel berechnen lasst, fiihrte sie in Verbindung mit dem nachstehehenden Verhalten des Kiirpers au der Zasammensetzung C, H , , N, 0,.

Theorie Versuch C 39.66 39.50 39.88 - - H 4.13 4.63 4.34 - - N 23.14 - - 22.80 23.54.

Dem Kijrper, welcher weder basische noch saure Eigenschaften zeigt, kommt, wie nnten naher entwickelt ist, wahrscheinliclj nach- stehende Constitutionsformel zu:

Es wird bier also nur eine Aethoxylgruppe, gleichzeitig aber eine Nitrogruppe durch N H, ersetzt. Letztere wird wahrscheinlich als salpetrige Saure algespalten, welche zum Theil durch Einwirkung des Ammoniaks in Stickstoff iind Wasser zerlegt wird. Die Rijhren zeigen daher beim Oeffnen einen merklichen Druck. Beim Uebersat- tigen der ammoniakalischen Fliissigkeit mit Siiure macht sich stets der Geruch des Salpetrigsaureathers bemerklich. Eine ahnlicbe Eli- mination der Nitrogruppe hat Lau b e n h e i m e r 1) beim Dinitrochlor- benzol beobachtet.

Kocht man den Korper mit wasseriger Kalilauge, so lost er sich zu einer tief orangegelben Fllssigkeit , gleichzeitig aber entweichen Strome von Ammoniak. Sauren scheiden aus dieser Losung eine hellgelbe Substanz ab, welche aus Alkohol in goldgelben, violett schim- mernden Nadeln krystallisirt. Dieselben schmelzen bei 143 unter gleichzeitiger schwacher Verpuffung , Bind wenig in Wasser, leicht in Alkohol, Ammoniak und Alkalien 16slich. Die Losung besitzt ein be- deutendes Farbevermogen.

Die Analyse fiihrte zu der Formel C, H , N2 0,. Theorie Versuch

c 39.34 39.20 39.09 - H 3.27 3.75 3.78 - N 11.48 - - 11.79.

1) Diem Berichte IX, 1826.

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Es waren hier nach allen Vermuthen die zwei Amidogruppen durch Hydroxyle ersetzt worden and der Kiirpw war der Monoathyl- l ther eines Dinitrotrioxybenzols von der Constitution :

Der Korper ist, wie aus dieser Formel ersichtlich , eine auege- sprochene zweibasische S u r e . Die Salze der Alkalien sind leicht liislich , das Bariumsalz bildet sehr schwer liisliche, orangefarbene Nadeln. Die Untersuchung derselben , sowie das Studium weiterer Reactionsprodukte des Rijrpers ist noch zu lieinem gewijnschten Ab- schluss gelangt und ich gedenke, dasselbe nach den Ferien wieder aufzunehmen.

L e id e n , Universitats-Laboratorium.

374. W. v. Mi l ler: Ueber Styrol. (Eingegaugeu am 13. Jnli.)

In einer Correspondenz aus St. Petersburg (diese Ber. XI, 1259) theilt Hr. E r a k a u Untersuchungen iiber Styrol und dessen Polymere mit und behalt sich die Fortsetzung derselben vor.

Ich sehe mich dadurch veranlasst noch einige Resultate, welche ich seit meiner Veriiffentlichung iiber denselben Gegenstand ( L i e big’s hnnalen 189, 338) gewonnen habe, mitzutheilen und die weitere Unter- suchung Hrn. K r a k a u zu iiberlassen.

Die friiher von mir rerarbeiteten Storaxsorten enthielten pro Pfund nur + g Styrol; van’t H o f f scheint dagegen einen styrolreicheren Storax gehabt zu haben, denn er bekam pro Pfund 2 g Styroll). In der Fabrik von K a h l b a u m , aus der ich kiirzlich eine grijssere Menge Styrol erhalten habe, wurden VOII 20-30 kg Storax 60 g Styrol gewonnen. Dieses letztere unterscheidet sich nun in auffallender Weise von allen bisber untersuchten Styrolen, indem es ein weit starkeres Drehungsverm6gen zeigt 2).

B e r t h e l o t fand bei dem von ihm untersuchten Styrolen das Drehungsvermogen bei - 3 O und -3.4O; r a n ’ t H o f f bei -5.5430 nnd -8.843O; K r a k a u von -0.6O bis -6.80.

Das Styrol von K a h l b a u m dagegen ergab als Mittel aus 10 Rota- tionsversuchen -38.03O.

1) Es scheinen indesaen nicht nur Styrol. sondern such alle tibrigen Bestand- theile in verschiedenen Storaxsorten in wechselnder Menge enthalten zu sein.

2) Hr. K a h l b a u m theilt mir auf meine beziigliche Frage mi t , dass an eine absichtliche Verfiilschung des von ihni verarbeiteten Storax nicht wohl zii denken sei, zumal er alle iibrigen Bestandtheile normal befunden habe. Leider konntc er inir diese Sorte Storax nicht nielir vcrschaffen.