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Ueber Verbindungen von Methamoglobin mit Kohlensaure. 1 Von Christian Bohr. Wird eine Auf'losung von Methamoglobin mit Kohlensaure unter verschiedenen partialen Drucken geschiittelt, so findet man, dass das Methamoglobin Kohlensaure bindet, und zwar um so mehr, je hoher deren Partialdruck ist. Die Curve, die durch Absetzen der Kohlen- sauredrucke als Abscissen und der pro Gramm Methamogiobin auf- genommenen Kohlensanremengen als Ordinaten gebildet wird, zeigt ahnliohen Verlauf wie denjenigen, welchen ich friiher mit Bezug auf das Hamoglobin nacbgewiesen habe.> Es mag erst ein Beispiel hiervon angefiihrt werden. Aus Hundeblut wurden auf gewohnliche Weise durch Reinwaschen der Blutkorperchen in der Centrifuge und durch Zusatz von Aether bei niedriger Temperatur Oxyham og lob inkrystall e dargestellt; die Krystalle wurden in Wasser aufgelost und durch Zusatz von Alkohol umkrystallisirt. Ca. 100 ccm einer Losung der Krystalle wurden zu absorptiometrischer Bestimmung in dem friiher von mil' angegebenen Absorptiometer verwandt. Angewandte.llamoglobinlcsung inCubikcentimetern bei 14°= 98·340. Hamoglobin 3·525 Procent. Die Gasmengen sind hier und im Folgen- den als Cubikcentimeter bei 0° und 760 mm angegeben. 1 Der Redaction am 16. September 1898 zugegangen. 2 Beitriige x. Physiologie, Lud wig gewidmet. 1887. S.164. Dieses Archiv, 1891. S. 47.

Ueber Verbindungen von Methämoglobin mit Kohlensäure

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Page 1: Ueber Verbindungen von Methämoglobin mit Kohlensäure

Ueber Verbindungen von Methamoglobin mit

Kohlensaure. 1

Von

Christian Bohr.

Wird eine Auf'losung von Methamoglobin mit Kohlensaure unterverschiedenen partialen Drucken geschiittelt, so findet man, dass dasMethamoglobin Kohlensaure bindet, und zwar um so mehr, je hoherderen Partialdruck ist. Die Curve, die durch Absetzen der Kohlen­sauredrucke als Abscissen und der pro Gramm Methamogiobin auf­genommenen Kohlensanremengen als Ordinaten gebildet wird, zeigtahnliohen Verlauf wie denjenigen, welchen ich friiher mit Bezug aufdas Hamoglobin nacbgewiesen habe.> Es mag erst ein Beispiel hiervonangefiihrt werden.

Aus Hundeblut wurden auf gewohnliche Weise durch Reinwaschender Blutkorperchen in der Centrifuge und durch Zusatz von Aetherbei niedriger Temperatur Oxyham oglob inkrystall e dargestellt; dieKrystalle wurden in Wasser aufgelost und durch Zusatz von Alkoholumkrystallisirt. Ca. 100 ccm einer Losung der Krystalle wurden zuabsorptiometrischer Bestimmung in dem friiher von mil' angegebenenAbsorptiometer verwandt.

Angewandte.llamoglobinlcsung inCubikcentimetern bei 14°= 98·340.Hamoglobin 3·525 Procent. Die Gasmengen sind hier und im Folgen­den als Cubikcentimeter bei 0° und 760 mm angegeben.

1 Der Redaction am 16. September 1898 zugegangen.2 Beitriige x. Physiologie, Lud wig gewidmet. 1887. S.164. Dieses Archiv,

1891. S. 47.

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364 CHRISTIAN BOHR:

"~I CO2 CO2

Nr. 'II Druck abs.mm eem

~lj- ~:':~~ '=--I~~i:3 11'11 50·29 13·8754 87·10 20·1625 II 113·0f> 24·172

I

In Wasser I

abs. I

1·9204·5206·761

11· 78315·245

VomHamo­globin

abs,

4·7436·1997·1148·3798·927

1·3581·7752·0372·4002·557

peratur

14·0513·9113·8213·6213·73

Aus demselben Hamoglobin, von dem eine Probe zu obenstehen­dem Versuche angewandt wurde, stellte ich auf gewi.ihnliche WeiseMethamoglobinkrystalle dar, die mit Wasser gewaschen wurden.Eine wasserige Li.isung ergab bei del' absorptiometrischen Bestimmungfolgendes Resultat:

Angewandte Methamoglcbinauf'losung in Cubikcentimetern bei14 0 = 76·048. Methamoglin 1·599 Procent.

II

CO2

!

CO2 In Wasser Vom I Methamo- Tern-Nr. Druck abs. Metharno- I bi

nbs, globin go III peraturI mm cern ahs. I per Gr.I

.-

1I

21·28 4·717 2·241 2·476 2·082 18·252 46·03 7·774 4·859 2·915 2·392 13·283 90·62 12·900 9·566 3·334 2·736 13·20

Die Curve ist in beiden Pallen den Hauptziigen nach die nam­liche, eine mit del' Concavitat del' Abscissenaxe zugekehrte krummeLinie; auch die numerischen Werthe liegen in heiden Versuchen naheaneinander. Indess hat das Methamoglobin ein wenig mehr Kohlen­saure pl'. Gramm aufgenommen, was von del' Concentration herriihrt,die in den beiden Proben nicht die namliche war.

Bei dem folgenden Versuche wurde VOl' Anstellung des absorptio­metrischen Versuches del' MethUmoglobinli.isung sehr verdiinnte Schwefel­saure zugesetzt, um jede Mi.iglichkeit des Vorhandenseins kohlensaurer,aus dem Blute anhaftender Alkalien auszuschliessen. Ein derartigerZusatz sehr verdiinnter Saure verandert, wie bekannt, die Methamo­globinaufli.isung nioht,

Aus einer Oxyhamoglobinaufli.isung wurden Methamoglobinkrystalledargestellt, die nach wiederholten Wasserabwaschungen in Wasser auf­geli.ist wurden, worauf man die Aufli.isung mit verdiinnter Schwefel­same bis zu deutlich saurer Reaction versetzte und dieselbe kurzeZeit im Vacuum kochen liess. Die saure Aufli.isung wurde zur

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UEBER VERBINDUNGEN VON ME'I.'HAMOGLOBIN MIT KOHLENSAURE. 365

absorptiometrischen Bestimmung angewandt, welche folgendes Resul­tat gab:

Angewandte Methamoglobinlosung in Cuhikcentimetern bei 15()90·634. Methamoglobin = 4·715 Procent.

14·8414·il414·il214·85

Tcm­

peratur

0·9581·4501·97il2·095

4·1376·2628·5409·049

Vom I Methamo- I

Methumo- I biglobin g 0 111

nbs. per Gr.

1·5793·6717·768

10·041

III 'Vasser

abs.ccm

CO,nbs.

5·7169·933

16·30819·090

13·2430·7865 ·1484·20

12

34

III

IDie Kohlensaureaufnahme befulgt hier eine ahnliche Curve, wie

ohne Zusatz von Saure; die aufgenommenen Mengen sind besondersbei hoherem Druck so ziemlich dieselben wie bei einer Hamoglobin­auflosung; die Verhaltnisse sind aber ehenso wie im vorigen Versuchnicht vollig identisch, was die Concentration betrifft.

Fig. 1.

Auf vorstehender Figur giebt die mit !vIh g b bezeichnete Curvedas Resultat des eben angefiihrten Methamoglobinversuches, wahrenddie mit Hg b bezeichnete Curve von dem oben beschriebenen Hamo­globinversuche herriihrt. Die Urdinaten sind Cubikcentimeter CO

2pro

Gramm, die Abscissen Millimeter CO2 Druck.

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366 eHR. BOHR: UEBER VETtBINDUNGEN VON METllAMOGI,OBlN U. s. w.

Endlich wurden beim folgenden Versuche fur die analogen Probenmit Hamoglobin und Methamoglobin alle Verlialtnisse moglichst ganzgleich gewahlt; es zeigt sich dann, dass die aufgenommenen Kohlen­sauremengen, was die beiden genannten Steffe betrifft, sehr nahe gleichgross sind. Eine Hamoglobinauflosung wird durch Ferricyankaliumin Methiimoglobin umgebildet und in der Kalte durch Zusatz vonAlkohol auskrystallisirt, Die Krystalle werden zu wiederholten Malenmit Wasser gewaschen und in Wasser aufgelost, Die Methamoglobin­auf'Iosung wird nun in zwei Theile getheilt, deren einer durch Reduc­tion mit mnglichst wenig hydroschwefelsauerlichem Natron im Wasser­stoffstrom wieder in Hamoglobin umgebildet wird. Darauf sehutteltman beide Proben mit kohlensaurehaltiger Luft, die iiber dieselbengeleitet wird. Nach Sattigung werden die Proben ausgepumpt unddie absorbirten Gase analysirt. Man fand, dass die angewandten , furbeide Auflosungen gleich grossen partialen Absorptionsdrucke folgendewaren:

CO2 = 42·6 mm• O2 = 149·5 m m

• N. = 568·2 mm•

Die Temperatur betrug 15.5 0 C.

Ferner ergab der Versuch, dass 100 cern Flussigkeit 3·050 bezw.Methamoglobin und Hamoglobin enthielten. An Stickstoff waren vonMethamoglobinlosungen 1·41, von Hamoglobinlosung 1·45 in 100ccm

Fliissigkeit absorbirt. An Kohlensaure und Sauerstoff fand sich auf­genommen pro Gramm naeb Abzug des im Wasser einfach gelostenGases:

CO2 0.von Methamoglobin . . . 2 ·12 0·01von Hiimoglobin • . . • 1· 98 1· 24.

Die Aufnahme von Kohlensaure ist nur unbedeutend hoher inMethiimoglobin j dieses hat, wie zu erwarten stand, keinen Sauerstoffaufgenommen, wahrend das aus dem Methamoglobin dargestellte Ramo­globin ungefahr die gewohnliche Menge Sauerstoff pro Gramm auf­genommen hat.

Die Stiekstoffmenge ist fiir beide Proben die namliche; Wasserwiirde unter den gegebenen Verhaltnissen nur 1·29 cern aufnehmen.Also besitzt das Methamoglobin dieselbe Eigensehaft in Betreff derAufnahme von Stiekstoff, die ich fruher mit Bezug auf das Oxyhamo­globin naebgewiesen hahe.!

Compt. rend, d. I'Acad. des sciences, 1897. T. 124, p. 414.