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93 dafs auch bci diescr Versuchsreihe jene Differcnzen nicht uber die GrEnzen der Versuchsfchler 1Jnaus liegcbn. Wir mussen mithin den oben fur die Elektroinagnete gefundenen Satz auch als fur Stahlmagnete gultig ancrkcnneu. Da nun das Maximum des erregten Magnetismus Jer Quadratwurzel aus der halben Lange des Magnets urid der in jedein Querschnitt eiiies Stabes erregte Magnetismus der Wurzcl der Lange des Stabtheiles von dein Querschnitt bis Zuni nachsten Elide des Stabes proportioiial ist, so ergiebt sich folgendes Gesetz fiir die Vertheilung des freien Mag- netisinus an der OberflLche eines Magiiets: "Der fceie Magnetismus sowohl eines Stahl- als Elektro- magnets in jedena Querschnitt auf der Lunge desselben ist der Differenz swischen der Quadratwursel aus der halben Lunge und der Quadratwursel aus dem Stiick vom Querschnitt bls zum nachsten Ende des Magnets propor- tional. (1 Daraus, dafs dieser Satz auch fur Stahlmagnete gilt, liifst sich umgekehrt schliefsen, dafs die Vertheilung der in Stahl- magneten erregten Magnetisinus deinselben Gesetze wie dcr in Elektroinagneten folgeii wird. Hieraus mtisseii sich dann noch viele andere Analogien in Rezug auf Anzielrung und Tragkraft zwischen diesen beiden Arten von Magneten er- geben. V. Ueber zcvei neue Derivate der Zuckrrsaure; oon W. Heintz. In meiner Arheit iiber den Zwkers5ureather ' ) habe ich eines Versuchs Erwahiiung gethan, das Amid der Zucker- saure, das Saccharamid, darzustellen. Es war mir dainals iiicht gelungen. Ich vermuthete schon damals, dafs iiur der I) Diese Ann. Bd. 105, S. 211.

Ueber zwei neue Derivate der Zuckersäure

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dafs auch bci diescr Versuchsreihe jene Differcnzen nicht uber die GrEnzen der Versuchsfchler 1Jnaus liegcbn. W i r mussen mithin den oben fur die Elektroinagnete gefundenen Satz auch als fur Stahlmagnete gultig ancrkcnneu.

Da nun das Maximum des erregten Magnetismus Jer Quadratwurzel aus der halben Lange des Magnets urid der in jedein Querschnitt eiiies Stabes erregte Magnetismus der Wurzcl der Lange des Stabtheiles von dein Querschnitt bis Zuni nachsten Elide des Stabes proportioiial ist, so ergiebt sich folgendes Gesetz fiir die Vertheilung des freien Mag- netisinus an der OberflLche eines Magiiets:

"Der fceie Magnetismus sowohl eines Stahl- als Elektro- magnets in jedena Querschnitt auf der Lunge desselben i s t der Differenz swischen der Quadratwursel aus der halben Lunge und der Quadratwursel aus dem Stiick vom Querschnitt bls zum nachsten Ende des Magnets propor- tional. (1

Daraus, dafs dieser Satz auch fur Stahlmagnete gilt, liifst sich umgekehrt schliefsen, dafs die Vertheilung der in Stahl- magneten erregten Magnetisinus deinselben Gesetze wie dcr in Elektroinagneten folgeii wird. Hieraus mtisseii sich dann noch viele andere Analogien in Rezug auf Anzielrung und Tragkraft zwischen diesen beiden Arten von Magneten er- geben.

V. Ueber zcvei neue Derivate der Zuckrrsaure; oon W . Hein t z .

I n meiner Arheit iiber den Zwkers5ureather ' ) habe ich eines Versuchs Erwahiiung gethan, das Amid der Zucker- saure, das Saccharamid, darzustellen. Es war mir dainals iiicht gelungen. Ich vermuthete schon damals, dafs iiur der I ) Diese Ann. Bd. 105, S. 211.

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Umstand, dafs nicht mit hinreichender Sorgfalt jede Spur Wasser in der Stherischen Liisung des Zuckersaureathers vermieden worden war, durch welche Ainmoniak geleitet wurde, das Mifsglucken des Versuchs veranlafst habe. Diese Vermuthung hat sich bei Wiederholung desselben mit einer griifseren Meiige des Zuckersaureathers vollkommen be- statigt.

Zur Darstelluiig des Zuckersaureatherts dienten 50 Gnn. saureu zuchersauren Kalis, aus denen das Kalksalz darge- stellt wurde. Die erhalteiie zuckersaure Kalkerde wurde im trockenen Zustande in absolutein hlkbhol vertheilt und durch die Mischung salzsaures Gas geleitet. Nachdem sich das Kalksalz gelost batte, schied sich bald die Chlorcal- ciumverbindung des Zuclrers~ureathers aus. Sie wurde ab- filtrirt und stark ausgeprefst, d a m nochmals mit absolutein

- Alkohol zerrieben, von Neuem abfiltrirt und ausgeprefst und diese Operation noch einmal wiederholt.

So wmden 63 Grm. der Chlorcalciumverbindung er- halten, dereii Mischung mit 36 Grin. in moglichst wenig sauren Wassers gelfisten krystallisirten schwefelsauren Na- trons nach Alkoholzusatz unter der Luftpumpe iiber Schwe- felsaure der Verdunstung iiberlassen wurde, bis nach meh- reren Wochen die Masse von allem Wasser und Alkohol befreit war. Dieselbe enthielt jetzt xiur Zuckerszureather, schwefelsaure Kalkerde, das iiberschussige schwefelsaure Natron und Chlornatrium, denen vielleicht eine gewisse Menge durch Zersetzung des ersteren wieder gebildeter Zuckersaure beigeinengt war.

Die Masse wurde in mbglichst wenig absoluten Alka- hols gelfist uad darauf das Achtfache des letzteren an ab- solutein Aether hinzugefiigt. Die filtrirte Losung wurde in einen trockenen Kolben gethan und nun durch geschmol- zenes kaustisches Kali getrocknetes Ainmoniakgas eingelei- tet. Es setzte sich aus der Fliissigkeit ein zaher, schmieri- ger Korper ab, der zumeist gelblich, an einzelnen Stellen aber vollkominen weifs erschien.

Wird eine Probe dieses Niederschlags vom Aether ge-

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trennt rler Luft ausgesetzt, so zerflot er niclit, sondern wurde vielmehr fest und brbcklich. Kaltes Wasser lost hauptsachlich die gelb gefgrbte Substanz, wahrend eiii rein weifses Pulver zuruckbleibt. Ebenso verlililt sich amonia- kalisches Wasser. In Alkohol lost sich diese Masse selbst im Kochen nur selir unbedeutend. Das Geluste bleibt beiin Verdunsten des Alkohols in Forin kleiner inikroskopiscber Kbrnchen zuriick. Kochendes Wasser und kochende Am- nioniakfliissigkeit liisen den Niederschlag schiiell auf. Schiit- telt man diesen Niederschlag mit Wasser, bevor davon nach dein Abgiehen des Aethers alles freie Ammoniak verdun- stet, so bleibt das Wasser Stunden, ja Tage lang alkalisch, obgleich uoch iinmer feste Substanz ungelijst geblieben ist. Behandelt man dagegen saures zuckersaures Animoniak init Wasser, welches eine zur Sattigung desselben nicht genii- gende Menge Ainuioniak enthalt, so nimmt das Wasser schiiell saure Reaction an. Hieraus folgt, dafs der erhal- tene Nicderschlag nicht saures znckersaures Ammoniak seyn kann. D a b es nicht das neutrale zuckersaure Ammoniak ist, geht aus seiner Schwerloslichkeit in Wasser hervor.

Durch den von dein Niederschlage abfiltrirten Aether leitete ich noch einmal trocknes Ammoniakgas. Indessen fie1 nur noch eino unbedeutende Menge eiiies krystallini- schen Korpers nieder, der, unter dem Mikroskop betrach- tet, theils in Form kleiner nadelfiirmiger Krystallchen, theils in dendritischen Gruppen erschien. In dein dar on abfil- trirten Aether war nur noch cine sehr kleine Mengc in Wasser nicht loslicher, butterartiger Substanz geliist , die beim Verdunsten desselben zuriickblieb, aber nicht meiter untersucht werden konnte.

Die zuletzt noch durch Aminoniak erhaltene krystalli- iiische Substanz wurde mit Wasser gewaschen , welches eine grorse Menge desselben aufliiste. In der Lijsung fand sirh zuckersaures Ainmoniak , und der gerioge Ruckstand mar in allen Eigenscliaften ideniisch mit dem, der nach dem Auswasclien des bei dein ersten Hindurchleiten von Am- iuoniak durch die Aetherliisang nicdergefallencn Korpers

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init Wasser crlieltrn worden mar. Auch die Waschwasser dieses Korpers enthielten reichlicli neiitrales zuckersaures Aininoniak, welches beiin Verdunsten uiiter der Luftpuiilpe als Syrup zuriickblieb, aus dein sich aber schon einige Kry- stalle voii saurem zuckersauren Ammoniak absetzten , dn beim Verdunsten des neutralen Salzes stets init den Was- serdampfen Ammoniak entweiclit. h r c h Zusatz von Es- sigsaure zii dem in wenig Wasser wieder gelfisten Riick- stande schied sich eine grohe Menge des sauren Salzes aus.

Dak dieser Kiirper wirklich saures zuckersaures Am- moiiiak uiid n ick SaccharaminsSure war, ergiebt sich dar- aus, dafs wenn Proben davon, die vorher init Wasser gut ausgewaschen waren, in kalter verdiinnter Salzseure oder in kalter verdiinnter Liisuug VOII kohleosaurem Netron auf- geltist werdeii und inan nun zu deli Losungen Platinchlo- rid und Alkohol binzusetzt, sofort ein starker Niederschlag von Aininoni~uiiplatiiichlorid entsteht.

Um nun zu Lintersuchen, ob iieben Zuchersaure in die- ser Mnsse noch eine andere Saure entlialteii sey, schied icli die Krystalle des saurei! zuckersauren Aminoniaks intiglichst aus derselben aus. Es blieb endlich cine kleine Menge ei- ncr braunen svrupartigen Masse, aus der durch Aininoniak iind Essigslurezusatz keine Krystalle mehr abgeschieden werdeii konnten. Durch essigsaures Bleioxyd enstand dariu ein Niederschlag, der gewasclien und ebenso wie das da- von abgetlossene Filtrat durch Schwefelwasserstaff zersetzt wurde. Letztere vom Schwefelblei abfiltrirtc" Fliissigkeit hinterliefs beim Verdunsten einen braunen Syrup in zu ge- ringer Menge, um nBher untersucht werden zu konnen. Die ails dein mit Wasser nngeschiittelten Nicderschlage durch Schwefelwasserstoff abgeschiedene Substaiiz ward durch Abdanipfeii der VOUL Schwefelblei abfiltrirten Flussigkeit in Form einer featen brnunschwarzen Masee erhalten, die beiin freiwilligen Verduiisten ilirer wlsserigen L6smig nicht in Krystalle iibergefulirt wurde, sondern als eiii harter, spro- der, unkrystalliuischer Kiirper von braunschmarzer Farbe zuriickblieb. Iliese Substanz reagirt stark sauer uud ent-

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wickelt nicht nur beim Erhitzen init Natron -Kalk, sondern schon beiin Kochen mit Kalihydrat reichliche Mengen Am- mooiak. Sollte diese Saure Saccharaminsaure seyn? Lei- der war die Menge der erhalteiien Substanz zu gering, um gereinigt und genauer untersucht werden zu hiinnen.

Das bei der Behandlung des durch hmmoniak erlialte- lien Pracipitats init Wasser zaruckbleibende Pulver , das, wie die Analysen beweisen, das Saccharninid ist, ist voll- kominen weifs. Im koclienden Wasser lost es sich auf. Indessen entbalt diese Losung nur zuckersaures Ammoniak, welches beim freiwilligen Verdunsten a h ein Syrup zuriick- bleibt , in welchein sich eiirige Krystallchen von snurein zuckersaurein Aminoniak zeigen. Dieser Syrup setzt auf Zusatz von etwas Wasser beiin Uinriihreii noch inehr des sauren znckersauren Ammoniaks ab und durch Zusatz von Essigsaure scheidet sich noch mehr davon aus. Da€s diese Krystallchen aus saurem zuckersaurein Ainmonialr bestehen, davon kanii inan sich durch die Forin derselben, so wie durch ihr Verhalten gegen Lakmuspapier, das sie im be- feuchteten Zustande stark rothen, und endlich durch ihr Verlialten gegen eine ammonialialische Silberlosung leicht uberzeugen. Dem entsprechend riecht die kochende La- sung des Saccharamids iiach Ammoniak und fiirbt sich in die entweichenden Dainpfe gebrachtes rothes Eakmuspapier blau.

Bringt man dagegen diesen Korper in nur Iauwarmes Wasser, so lost er sich, ohne sich in zuckersaures Ammo- niak umzusetzen. Denn beim Erkaltcn der Losung schbi- den sich Krystallchen ab, die zwischen Filtrirpapier ge- pre€st , auf blaues Lakmuspapier gebracht und mit Wasser befeuchtet , keine Rsthung desselben veranlassen. Lafst man die Losung des Saccharamids in lauem Wasser an der Luft verdunsten , so scheidet sich dieser Kbrper in sehr flachen prismatischeu Krystallen aus, die ich jedoch nicht in solchcr Grofse erhalten habe, da€s ich ihre Forin hltte ge&u studiren konnen. Die Prisrnen besafsen inindestens je zwei Endflachen, so dafs sie unter dem Mikroskop, mit

Poggendorff’s Anna1 Bd. CVl. 7

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Hiilfe desseii iiur die eine breite Fleche genau erkannt wer- den kann, die der, auf welcher der Krystall liegt, parallel ist, dns Bild cines langgestrecktcn Sechsecks zeigten. Die Endwinkel dieses Sechsecks betrugen im Mittel sehr gut tibereinstiinmender Mcssungeu 117" 15'. Die vier Winkel, welche an der langsten Seite des Seclisccks liegen, sclici- lien einander gleich zu seyn. Hei deli verschiedeiien mi- kroskopischen Messungen derselben fand ich nur Differen- Zen yon 3U'. Im Mittel ist die G r a t e derselben = 121 30' gefunden worden. Liefs ich die Fliissigkeit, aus der sich diese Krystallc abgesetzt hatten, an der Luft freiwillig bis zur Trockne verdunsten , so bildeteu sich iioch sehr viele Krystalle, die jedoch, auf feuchtes Lakmuspapier gebracht, eine schmnche Rbthung desselben veranlafsten, woraus her- vorgeht, dafs hierbei doch ein Theil des Saccharamids in zuckersaures hmmoniak unrl zwar in das saure SaIz iiber- geht.

Kochender Aether last von der gewaschenen Substanz nichts auf, wenigstens scheidet sich aus dein erkaltenden Aether niclits am. Weiin der Aether allm~ihlich verdun- stete, so hlieb ebenfalls keiu inerklicher Riichstand.

Kochender absolutcr Alkohol liist dagegen etwas des Saccharamids auf. Denn beim Erkalten setzt sich aus der LBsung freilich nur eine kleine Menge sehr kleiner Kry- stallchen an den Wiinden und nuf dcm Bodcn des &fa- Fses ab, nnd beim Verduusten des davon abfiltrirten Alko- hols bis zu einem geringen Volum erhalt inan noch etwas iimhr voii diesen Krystallchen. Zuweilen erscheiuen sie prismatisch , lneisteiis aber bilden sie Rnfserst kleine Blatt- clien , deren Hauptflache eiii Vicreck bildet, dessen zwei spitze Winkel einander gleich erscheinen, wiihrend die bei- den stumpfen ungleich sind. Der kleincre von den beiden stumpfen Winkeln ist vou zwei Schenkeln gebildet, die ich nie anders als unvollkommen nusgebildet gesehen habe. 1)eshalb sind auch die beiden anliegenden spitzen Winkel nicht genau zu messen. Dagegen llabe ich den grbkeren der stumpfen Winkel gleich deln Endwinkel des aus Was-

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ser krystallisirten Saccharamids gefuuden, namlich im Mit- tel einer grofsen Keihe von Messungen, die nur urn 25 differirten, = 1 I 7 26’.

Nach diesen Untersuchungen der Foniien des atis Was- ser nnd aus Alkohol krystallisirten Saccharamids gehilren seine KrjstaIIe entweder dem ein und einaxigen oder dem zwei und eingliederigen Systeine an.

Die Krpstalle des Saccharamids h e n sich schon in kaI- tem Wasser und ertheilen ihin keine saure Reaction, was aber bald geschieht, wenn die Lilsuiig geltocht wird.

Das Saccharainid verbreniit ohne Kiickstand, enthglt also keine feuerbesthdigen Sabstanzen. Beim allmahlichen Erhitzen schmilzt es, bkht sich auf, wird gelb, dann braun, endlich schwarz und verbreitet dabei den Geruch, den man beim Erhitzen stickstoffhaltiger Substanzen bemerkt, jedoch nicht den des verbrennenden Horns. Rothes Lakmuspapier wird durch befeuchtetes Saccharamid schrvach aber deut- lich gehlaut, welche Farbe jedoch beim Verdunsten der Fliissigkeit an der Luft ganz oder fast ganz verschwindet. Uebergicfst iuan das Saccharamid mit Kalihydraili)sung, so bemerkt man durch den Geruchssinn nicht die Entwicke- lung von Ammoniak. Nahert man aber dcr Mischung ei- nen mit verdiinuter Salzsaure benetzten Glasstab, so be- merkt man deutliche, aber nur schwache Nebel von Sal- miak. Erhitzt man das Saccharamid niir bis zu 125O C., so farbt es sich gelb iind nun ist seine Reaction intensiv sauer geworden. Behandelt man das Saccharamid init ei- iier verdunuten Sgure, so iimmt es sofort Wasser auf und es bildet sich Zuckersaure und das Arnmoniaksalz der hin- zugesetzten Saure. *

Die Kohlenstoff- und Wasserstoffbestimmungen des Sac- charamids geschahen durch Verbrennen mittelst Kupfer- oxyd und nietalIischem Kupfer im Sauerstoffstrom, und zwar anfangs so, dafs das letztere das Ende der Verbrennungs- rilhre einnahm. Die Erhitzung geschah mittelst der von mir in diesen Ann, Bd. 104 S. 143 besdriebeneu Gasbrenner. Das Verbrennuiigsrohr lag in einer Eisenrinne. Da inir je-

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doch iozwischeii die Erfahrung von L i inp r i c h t ') beliannt wurde, dak die Kohlensaure unter giiustigen Uinstanden durch das metallische Kupfer und Kolilenoxyd reducirt wer- den k a m , so habe ich noch eine dritte Analyse in der Weisc ausgefiihrt, dais das metallische Kupfer zwischen zwei Kupferschichten nngebracht wurde. Zugleich liefs ich die Eisenrinne fort, da ich indesseu die Erfahrung gemacht hattc, dafs, wenn man nur das Verbreiinungsrohr der Aus- striiiniiffnung des Gases bis auf circa & bis hochstens + Zoll iidliert, die Hitze nicht so grofs wird, dafs es durch den geringen Druck der Kaliliisung in dein Kaliapparat ausge- blasen werden konnte.

Die Resultate der drei Aualyseii siud die folgeiiden: I. 0,3852 Grm. des Saccharamids lieferten 0,4899 Grin.

KohlensZure und 0,2048 Grin. Wasser, d. h. 0,13861 Grm. oder 3433 Proc. Kohlenstoff und 0,02276 Grm. oder 5,85 Proc. Wasserstoff.

0,2925 Grm. gaben 0,3516 Grm. Kohlensaure und 0,1532 Grm. Wasser, eiitsprecliend 8,10135 Grin. oder 34,65 Proc. Kohlenstoff und 0,01702 Griu. odcr 5,82 Proc. Was- sersto ff.

111. Von 8,2604 Grm. erhielt ich 0,3570 Grin. Kol- lensaure und 0,1498 Grin. Wasser. Diefs entspricht 0,09736 Grm. oder 31,72 Proc. Kohlenstoff und 0,01661 Grin. oder 5,93 Proc. Wasserstoff.

Diese dritte Aiialyse lehrt, dafs bei den beiden ersteu, wahrscheinlich weil durch die unter dem Verbrennungsrohr angebrachte Eisenrinne die Temieratur geinarsigt worden war, durch das gliihende Kiipfer keine wesentliche Menge Kohlenslure in Kohlenoxydgas umgewandelt worden war.

Den Stickstoffgehalt des Saccharamids habe ich dadurch itusgemittelt, dafs ich es in Alkohol und verdunnter Salz- sailre loste, die Liisung, die nun Chlorammonium und Zucker- saure enthalten mufste , mit Platinchlor id und Aether ver- setzte und den gewonnenei~ Niederschlag theils selbst wog, theils in inetallisches Platin verwandelte. Versuche, ihn

11.

I ) Ann. d. Chem. 11. Pharm. Bd. 100, S. 46 *

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nach der Methode von V a r r e n t r a p l p und W i l l zu be- stimmen, mifslangen. Ich erhielt bei verschiedenen Versu- chen stets ZII wenig Stickstoff, und zwar veranderliclie Mengen, iidmlicti 8,14, 9,40, 9,94 und 9,23 Proc. Stickstoff. Den Grund, weshalb es inir nicht gelungen ist, den Stick- stoffgehalt des Saccharainids nach dieser Methode zu be- stiinmen, habe ich nicht auffinden konnen. Dafs beiin Zerrei- ben desselben init Natron-Kalk nicht Amninoniak entwickelt wird, davon habe ich inich iiberzeugt.

Nach jener erst erwahnten Methode erhielt ich folgende Resultate :

IV. 0,2138 Grin. lieferten 0,1988 Grin. Platin, enlspre- chend 0,02825 Grin. oder 13,21 Proc. Stickstoff.

V und VI. O,SJ14 Grin. gaben 0,7276 Grm Ammo- ~~iumplatinclilorid, entsprechend 0,0457 Grin. oder 13,39Proc. Sticlistoff und 0,3 185 Grin. Platin, entsprechend 0,04525 Grin. oder 1425 Proc. Stickstoff.

Aus diesen Analysen folgt folgende Zusammensetzung: I. 11. 111. IV. V. VJ. iVJitte1. Bercchnet.

KOhIensiorf 34.33 31,65 31,52 -- - - 31,57 31,62 6 C

St irkstoff' - - - 13,21 13,39 13,25 13,28 13,56 1 Saucrsrolf - _ _ _ - - 46,28 46,15 6 0

Die Forinel des Saccharamids ist also, wenii die Zucker

VVawxstoK 6,85 5,Wt 5,93 - - - 5,87 5,77 6 8

100 100

s h r e als einbasich betrachtet werden iniifste =IS H

oder wenn sie, wie wahrscheinlich ist , zweibasisch ist, * 1 I6 H4*6,

Es wiirde im letzteren Fall als ein Amnoniak betrach- tet werden konnen, in melchein zwei Aequivalente Wnsser- stoff durch das ziveibasische Radical Saccharyl C' H8 0' und das dritte durch Aininonium vertreten siild.

Das zweite Derivat der Zuckersaure, welches ich in dieser Arbeit kennen lehre, ist eine Verbindung des zucker-

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saureii Bleioxptls init Chlorblei. hi ineiiier ersten Arbeit iiber die Zuckersaare habe ich eiue Verbilldung des sal- petersauren Bleioxyds init zuckersaurem Bleioxyd beschrie- ben, aof deren Entdechulig inich nainentlich der Umstand gefuhrt hatte, dafs das \ 011 T h a ul o IV inittelst essigsauren Bleioxyds dargesiellte verineii~tliclie funfbasisclie Bleisalz der Zuckersaure Essigsaure enthSit. Die Doppelverbin- dnng des Bleisnlzes init Chlorblei erhiclt ich zufillig bei der Darstellung des Zuckersiiureiithers a h Kebenproduct, als icft die nicht in den Aetlier iibergefiihrte SBureportioit wieder in eiri reines znckersaures Snlz u1t:wandeln wolltc.

Zur Darstellung dieser Verbindung niiiiint man auf eiii Aeyuivalent sauren zucl~ei~sauren Kalis oder Aininonialrs et- was inehr als vier Aequivalcnte Chlorblei, die inan in ho- cliendein Wasser aufliist. Zu dieser Lochenden Liisung setzt inaii die Losung dcs znclersmren Malis oder Anlino- iiiaks, die man init Ainnioiiiab vorher neutral gemacht hat, und Mst dieselbe erkalten. Sclioii beini Zusatz letzterer Losung entsteht eiii weifscr Niederschlag , drr sich dnrcb das Erlialtcn iioch etwas vermchrt. Diesen Niederschlag bringt inan auf eiri Filtruin, wRscht ihn gut aus uiid ldst ihn d a m bocheiicl noch eininal in eiiier schr groCscn Meiige einer Chlorbleiliisung , die iiur so vie1 von letztereni cnt- halt, dafs sie seibst beim Erkalten Lein GhlorbIci absetzen kann. Die Substanz ist dariu freilich nur sehr wcimig itis- lieh, alleiii diel's ist die einzige Methode, uni die Verbin- dung reiu K I ~ hrystnllisirt zu erhalten. k i l n El kalteii scheidet sich d a m die Verbindung in kleiiien mihroskopi- schen I<rystallrhen RUS, die rhonibische Tafeln bildcn, deren TVinkel irri Mittel vieler iibcreiiistiinirieiitler Messungeu uii- ter dein Miliroskop = @?" LO' und 1 1 7 O 55' waren. Der spitze Winkel zeigte sich h#raiiig gcrade abgestumyft. Nach dein Auswascheii und Trocknen ist diesc Substanz eiii wei- €ses, perloiutterglliiizendcs P u l \ er, das in kalteni Wasser beinahe p i z unliislich ist uiid iti liochendeni sich nur we- iiig inelir aufliist. In der Hitze braunt untl schwzrzt sie sich, und eiidlich scheidet sich inetallisclies Blei aas.

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Zur Analyse wurde die Substanz bei LOO" C. getrock- net, weil sie sich bei weuig hoherer Teinperatur etwas farbt, ohne jedoch wesentlich au Gewicht zu verlieren, so dafs damit keiiie wesentliche Zersetzung verbunden zu seyn scheint. Beiin Erhitzen der luftirockenen Substaiiz bis 100" giebt sie nur aufserst wenig hygroskopischeii Wassers ab.

Ziar Bestiininung des Chlors konnf e die Substanz in ver- diiniiter Salpetersaure kalt aufgelost werden, worauf das- selbe durch salpetersaures Silberoxjd gefallt wurde. Aus dein Filtrat wurde nun durch Salzsaure das Silber und aus der davon abfiltrirten Fliissigkeit das Blei durch Schwefel- saiire und der Rest des Bleis RUS dem Filtrat durch Schwe- felwasserstoff gefAllt. Dieses lciztere wurde durch Gluhen und Erhitzen mit Salpetersaore und Schwefelsaure in schwe - felsaures Bleioxyd verwandelt.

Eine andere Probe wurde direct durch Schwefelsaure in schwefelsaures Bleioxpd verwandelt. Zu diesein Ver- such wendete ich einen gersuinigen Porcellantiegel an, der init zwci Deckeln bedeckt war, von denen der eine klein genug war, uin in den Tiegel liineingelegt werden zu kdn- nen, ohne zu verhindern, dafs der andere gr8fsere rings auf dein Raiide des Tiegels auflag. Der Tiegel war mit den beiden Deckeln gewogen , die gewogene Substanz hinein- geschiittet und iiiit Schxefelsaure durchtrankt worden. Die Mischung wurde nun nur init dein kleineren Deckel be- deckt und langsain und allm~hlich erhitzt bis alle Schwe- felsaure entwichen war. Darauf wurde von Neuem Schwe- felsaure hinzu gethan und erhitzt, und dieser Procefs SO oft wiederholt, bis das schwefelsaure Bleioxyd rein weifs zu- ruckblieb. Dann wurde der zweite Deckel aufgesetzt, ge- gliiht und gewogen. Diese Methode wendete ich auch an, uin das Filtrum, auf welchein die andere Portion schwefel- saureii Bleioxyds gesaniinelt war, zu zerstoren.

Uie Kesultate der Aiialyseii sind die folgenden: 1. 0,5908 Grin. Substanz lieferten 0,2365 Grm. Chlor-

silber und 0,5238 Grin. schwefelsauren Bleioxyds, entspre-

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chend 0,0385 Grin. oder 9,90 Proc. Chlor und 0,352:3 Grm. oder W,63 Proc. Blei.

11. Aus 0,5369 Grin. erhielt ich 0,4604 Grin. schwe- felsauren Bleioxyds, was 0,32 13 Grm. oder 59,84 Proc. Blei entspricht.

111. 0,6960 Grin. lieferten 0,2008 Grm. Chlorsilber, entsprechend 0,0713 Gnn. oder 10,33 Proc. Clilor.

1V. Bei der Eleinentaranalyse gaben 0,4181 Grm. Sub- stanz 0,1603 Grin. Kohlensaure und 0,0458 Grin. Wasser. Sie enthielteii also 0,04372 Grin. oder 10,46 Proc. Kohlen- stoff und 0,00509 Grin. oder 1,22 Proc. Wasserstoff.

V. Bei einein zweiten Versuch lieferten 0,429 Grin. der Verbindung 0,166 Grin. Kohlensaure und 0 , O 168 Grin. Wasser, eiitsprechend 0,04527 Grm. oder 10,55 Proc. Koh- lenstoff und 0,0052 Grin. odcr 1,21 Proc. Wasserstoff.

kohlcnsiofl - - - 10.46 lo,% lo,>@ 10,39 6 C Wasserstolf - - - 1,22 1,21 1,?1 1,15 4 H Sauerstotf - - - - - 18,43 18,47 8 0 Blei 59,63 59,84 - - - 59,7Y 59,76 2Pb

I. 11 111. I!’. V. Mittel. Beretlrrlrt.

Hiernach kann die Zusaniinensetziing dieser Verbindung durch die Forinel (C6 H i 0’ I- Pb 0) -k C1 Pb, oder weiiii die Zuckersaure , wie wal~rscbcinliclier , als zweibasich an- zusehen seyn sollte, darch (C1 Hs 0lf +-2PbO)+2CIPb ausgedruckt werden: Sie ist der Verbindung init salpeter- saurem Bleioryd analog zusammengesetzt , dereii Forinel entweder = (C“ H4 0 7 + PbO)+(€%09- i -PbO) oder = ( C 1 2 H s O L 4 + 2 P b O ) + 2 ( F F 0 5 t P b O ) ist.

Durch bloke F~illaiig des neutralen zuckersauren Ain- inoiiiaks inittelst uberschiissiger Chlorbleilosung gelingt es nicht, die Verbindung rein zu erhalten. Es fallt stets a i d zuckersaures Bleioxyd iiiit nieder. In eiiiein solcheii Nie- dersclilage faad ich niiuilich zwar Chlor, jedoch eine @an- titat, welche bedeutend geringer ist, als sic11 in der noch- nials he i t in Chlorbleiliisuiig geliisteii und daraus heraus krystallisirten Substaiiz fiudet. Jeiies an Chlor arinere

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Bleisalz ist nicht krystallinisch uiid unterscheidet sich auch schon dadurch von der in constanten Verhdtnissen zusain- lnengesetzten Verbindung, deren Analyse so eben gegeben ist. Aus 0,6 199 Grin. dieses ainorphen Niederschlages er- hielt ich nur 0,1048 Grin. Chlorsilber, entsprechend 0,02391 Grin. oder 4,18 Proc. Cblor.

Die Resultate, welche aus dieser Arbeit hervorgehen, sjnd kurz folgeude:

1) Es wird eine Metbode zur Darstellung des Amids der Zuckersaure beschrieben. Die Eigenschaften des Sacchar- amids werdeii angegeben.

2) Die Zusammensetzung des Saccharamids ist am wahr- CI'#8 0 ' 2

]%€I' scheinlichsten durch die rationelle Forinel €?

auszudriicken. Seine empirische Forinel ist namlich C I 9 14 I 2 gz 0 I '>.

3) Die Eleineiitaraiialyseii organischer Stoffe kiinnen bei Aiiwendung der von inir beschriebenen, zu diesein Zweck dieuenden Gasbrenner auch ohiie die Eisenrinne, in welche ich das Verlwennungsrohr friiher legen inn€ste, um das Aus- blasen desselbeii zu vermeiden, ausgefiihrt werden, wenn man dafiir sorgt, dafs dafs Verbreiinringsrohr nur 4 bis hochstens $ Zoll vou der Oeffiiung entferiit ist, aus der das init der Luft geniischte Gas dern Breiiner entstriimt.

4 ) D~rstellungsmethode und Eigenschaften einer Ver- bindung des zuckersauren Bleioxyds init Chlorblei werdeii beschrieben.

5) Die Zusamnensetzung dieser Verbindung ist durch die Formel C ' H8 0 ' + 2Pb 0 -t- 2 €1 Pb ausdriickbar.