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UBER ZWEI SELTENERE AGRION-ARTEN IN OSTELBIEN (ODONATA) Von ERICH SCHMIDT Mit I Abbildung im Text Eingegangen am 24. Januar 1954 I. Agrion lunulatuum CHARP. 1840, glazialgebunden? Agriow Iunulatlc~ CHARP.begegnete mir zuerst wahrend meiner Soldatenzeit im Mai 1915 in Masuren (OstpreuOen) in der Nahe von Kruglanken (Kruglanki), einem Dorf etwa 12 km nordlich Lotzen (Gizycko). Am zahlreichsten sah ich das Tier nahe dem kleinen Babkensee, der etwa 2l/n km siidostlich Kruglanken liegt. Das Gelande dort war hiigeliges Odland, an dessen tiefsten Stellen sich die Tiimpel mit den Libellen befanden. Unter den mitgenommenen Stiicken waren auch 2 9 von Agrion armarum CHARP., was ich aber erst etwa 10 Jahre spater bemerkte. Da mir zwecks Ermittlung einer etwaigen Variabilitat beider Arten weiteres Material erwiinscht war, benutzte ich, faute de mieux, die erste beste Gelegen- heit, um den einstigen guten Fundort wieder aufzusuchen. Das war erst im Juni 1929 moglich; ich fuhr von Berlin nach Masuren zu einer achttagigen Ruck- sadcwanderung, zunachst nach dem landschaftlich herrlichen Rudschanny bei Johannisburg (Pisc), wo aber beide Arten zu fehlen schienen; hier, im Wald- gebiet, war dagegen Agrion hastulatutn CHARP. die haufigste Agrionide; Agrion ptrldietlum V. D. LIND. und tesonders Agrion pda L., sonst in Deutschland meist die haufigsten Arten der Gattung, waren weir sparlicher vertreten. Als Besonder- heit gab es am 10. Juni 1929 ein Parchen von Sytnpectna paedisca BRAU. am Nord- ostzipfel des grofien Jegodschin-Sees, etwa 8 km nordwestlich Johannisburg, die spater H. FASTENRATH (BeuelRhein) am 5. August 1939 dort wiederfand. Mit Schiff ging es dann nach Nikolaiken (Nikolajki), wo waldarmeres Gebiet beginnt. Auf dem Weg zu dem etwa 2l/2 km ostlich gelegenen Lucknainer See kam ich an einer Viehtranke vorbei, wo am friihen Vormittag Agrion lunulatum zahlreich an- getroffen wurde; auch einige Exuvien konnten dort gesammelt werden. Nach einem Leerlauf um den etwa 3 km im Durchmesser fassenden See kam ich gegen Mittag nochmals an die Tranke und war erstaunt dariiber, an diesem iibrigens reht sonnigen Tage fast kein Stuck der Art mehr zu finden; ich nehme an, daO die Tiere sich vor der mit steigender Sonne zunehmenden Hitze im Grase verborgen hielten. Als Warmescheu ist vielleicht auch die kurze Flugzeit von Agriow artnatum in England gegeniiber einer langeren in Nordeuropa auszulegen; bei Nikolaiken 3 Deutsche Fhtomologische Zeitschrift N. F. 1, Heft 1/11 1954

Über zwei seltenere Agrion-Arten in Ostelbien (Odonata)

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Page 1: Über zwei seltenere Agrion-Arten in Ostelbien (Odonata)

UBER ZWEI SELTENERE AGRION-ARTEN IN OSTELBIEN (ODONATA)

Von ERICH SCHMIDT

Mit I Abbildung im Text

Eingegangen am 24. Januar 1954

I . Agrion lunulatuum CHARP. 1840, glazialgebunden?

Agriow Iunulatlc~ CHARP.begegnete mir zuerst wahrend meiner Soldatenzeit im Mai 1915 in Masuren (OstpreuOen) in der Nahe von Kruglanken (Kruglanki), einem Dorf etwa 12 km nordlich Lotzen (Gizycko). Am zahlreichsten sah ich das Tier nahe dem kleinen Babkensee, der etwa 2l/n km siidostlich Kruglanken liegt. Das Gelande dort war hiigeliges Odland, an dessen tiefsten Stellen sich die Tiimpel mit den Libellen befanden. Unter den mitgenommenen Stiicken waren auch 2 9 von Agrion armarum CHARP., was ich aber erst etwa 10 Jahre spater bemerkte.

Da mir zwecks Ermittlung einer etwaigen Variabilitat beider Arten weiteres Material erwiinscht war, benutzte ich, faute de mieux, die erste beste Gelegen- heit, um den einstigen guten Fundort wieder aufzusuchen. Das war erst im Juni 1929 moglich; ich fuhr von Berlin nach Masuren zu einer achttagigen Ruck- sadcwanderung, zunachst nach dem landschaftlich herrlichen Rudschanny bei Johannisburg (Pisc), wo aber beide Arten zu fehlen schienen; hier, im Wald- gebiet, war dagegen Agrion hastulatutn CHARP. die haufigste Agrionide; Agrion ptrldietlum V. D. LIND. und tesonders Agrion p d a L., sonst in Deutschland meist die haufigsten Arten der Gattung, waren weir sparlicher vertreten. Als Besonder- heit gab es am 10. Juni 1929 ein Parchen von Sytnpectna paedisca BRAU. am Nord- ostzipfel des grofien Jegodschin-Sees, etwa 8 km nordwestlich Johannisburg, die spater H. FASTENRATH (BeuelRhein) am 5 . August 1939 dort wiederfand. Mit Schiff ging es dann nach Nikolaiken (Nikolajki), wo waldarmeres Gebiet beginnt. Auf dem Weg zu dem etwa 2 l / 2 km ostlich gelegenen Lucknainer See kam ich an einer Viehtranke vorbei, wo am friihen Vormittag Agrion lunulatum zahlreich an- getroffen wurde; auch einige Exuvien konnten dort gesammelt werden. Nach einem Leerlauf um den etwa 3 km im Durchmesser fassenden See kam ich gegen Mittag nochmals an die Tranke und war erstaunt dariiber, an diesem iibrigens r eh t sonnigen Tage fast kein Stuck der Art mehr zu finden; ich nehme an, daO die Tiere sich vor der mit steigender Sonne zunehmenden Hitze im Grase verborgen hielten. Als Warmescheu ist vielleicht auch die kurze Flugzeit von Agriow artnatum in England gegeniiber einer langeren in Nordeuropa auszulegen; bei Nikolaiken 3 Deutsche Fhtomologische Zeitschrift N. F. 1, Heft 1/11 1954

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traf ich Agriow armafwwc nicht an, fuhr daher bald weiter iiber Lotzen nach Krug- lanken, hatte aber auch dort mit ihr kein Gliidc. Wohl gab es Agriow luwulaturn in etwa 1 bis 2 km Entfernung siidostlich des Dorfes an mehreren der Tiimpel, die wohl auch 14 Jahre vorher das Tier beherbergt hatten. Zur Orientierung be- nutzte ich eine Landkarte 1 : 100 000, mu0 aber, wohl auch Einblick in solche kleineren Maastabes gehabt haben (entweder erst jetzt oder schon 1915, was ich aber heute nicht mehr wei0). die die einzelnen Tiimpel zwischen Kruglanken und dem kleinen Babkensee genauer verzeichneten als meine eigenen Karten, die das Landschaftsbild nicht so anschaulich wiedergaben, wie ich es in Erinnerung be- hielt. -

In Berlin fuhrten mich meine Sonntagsausfliige in dessen seenreiche Um- gebung, anfangs besonders in die Udcermark, spater mehr in die markische Schweiz. Das solchen Ausfliigen meist voraufgehende Landkartenstudium lie0 mich auf- merksam werden auf das an kleinen Tumpeln reiche Gebiet zwishen Paarstein (nach dein der grofle See zwischen Eberswalde und Angermiinde benannt ist) und der Bahiistation Herzsprung, und a 11 e i n d i e s e s K a r t e n b i 1 d war es, das m i d so lebhaft an das Gebiet im Siidosten von Kruglanken erinnerte, daO ich mir in den Kopf setzte, auf Grund dieser Ubereinstimmung hier Agriow Iuww- latwri! findcn zu niussen und dann womoglich vie1 bequemer in Anzahl sammeln zu konnen als bisher. Zwar hatte ich shon am 4. Mai 1930 am Mittelbruch bei Neu-Tijlitz in Umgebung von Potsdam 2 juvenile 6 der Art gefunden, war aber durch andere schon festliegende Plane verhindert, noch im gleichen Jahr der Sache nachzugehen.

Erst am 26. Mai 1931 gelang es mir. nach Herzsprung zu fahren, um auf dem mir noch ganz unbekannten Weg nach Paarstein wenigstens einige der auf der Karte verzeichneten Tumpel aufzusuhen. lm Gegensatz zu dem Odland bei Kruglanken waren hier aber Acker angelegt. und der Pflug mag die Huge1 starker als die Verwitterung eingeebnet haben, auch mogen die Tiimpel dabei etwas seichter geworden sein. Als ich hinkam, fragte ich einen auf einem Feld tatigen jungen Bauern nach den vom Wege aus nicht sichtbaren Tiimpeln; der Bauer kannte sie wohl, und gemeinsam stampften wir durch die noch junge Saat, was nichts ausmache, wie der Bauer meinte, einem nach dem anderen der Tiimpel zu. Etwa ein halbes Dutzend solcher Tiimpel mogen wir aufgesucht haben; gleich der erste hatte zwar Libellen, aber nur Agriow pwella, zwar mit der auch ge- schatzten, bei uns seltenea ?-Form mit vermehrter blauer Abdominalzeichnung; auch der zweite Tiimpel hatte nur andere als die gesuchte Art; erst der dritte, und dann auch der vierte und fiinfte Tiimpel hatten tatsachlich Agriow luwulatuw von denen 8 d, 2 9 mitgenommen werden konnten.

Gelegentliche Besprechungen mit Geologen, denen ich meine nun begriind- bare Anschauung vortrug, daO es sich in beiden Fallen, also bei Kruglanken soyohl wie bei Paarstein, um d i e s e 1 b e Bildung von Tiimpeln handeln miisse, belehrten mi&, da0 diese Tiimpel sog. S o 11 e seien, ,,kesselformige Ver- tiefungen im Gebiete des norddeutschen Geschiebemergels", die von BERENDT, E. GEINITZ u. a. als Ausstrudelungen diluvialer Gletscher gedeutet werdeii (E. KAYSER, 1.91 1, Lehrbuch der geologischen Formationskunde, 4. Aufl., Stutt-

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gart, p. 670). Es liegt nun nahe, das zwar nicht ausschlieOliche Vorkommen VOII

Agrion lunulamrri an solchen Sollen mit deren Entstehung in Verbindung zu bringen, mit anderen Worten, die Libelle Agrrou lunulatum CHARP. moglicherweise fur glazialgebunden zu halten. Es kann aber auch sein, daO die Solle nur einen fur die Larven der Art sehr gunstigen Biotop darstellen; ihre geringe Oberflachen- ausdehnung bei betrachtlicher Tiefe verhindert ihr Austrocknen im Sommer. - Das von Professor F. PEUS (1928, Zeitschr. Morph. Okol. Tiere, 12, p. 560) angegebene Vorkommen der Imago an Hochmooren in Westfalen laOt sich viel- leicht als Biotopwechsel an der Arealgrenze auslegen. -

Bei dieser Gelegenheit sei erwahnt, daO einige Autoren statt Agrion Iuwulaturrr CHARP. 1840 den zwar alteren Namen Agrion verwale H l G E N 1839, offenbar durch KIRBY (1890, Cat. p. 149) veranlaat, gebrauchen. Aber Agrioer vernale HAGEN ist nomen nudum; denn HAGEN sagt von ihr nur (1839, PreuO. Prov. B1. 21 , p. 56): ,,vernale nov. spec. nobis. Im Juni in Dulzen bei Pr.-Eylau haufig." Auch stellr er selbst seinen Namen (1840, Synonymia . . . p. 78) als Synonym zu Agrioer funulatwln CHARP. Dr. F. RIS hatte (i. 1. XII. 21) dieselbe Auffassung und sprah sogar von ,,absolutem nomen nudum"; er gibt auOerdem an, diese Festsrellung an H. CAMPION mitgeteilt zu haben, der sie ihm bestiitigte.

2. Agrion ornatum SELYS 1850 in Posen (Poznhn), ein entomoIogischer Indizienbeweis

Im Jahre 1908 gab der inzwischen wohl verstorbene Valentin TORKA, be- kannter durch seine Beobachtung der Eiablage von Sorriatodrlora Nzetallica V. D. LINII. (Zeitschr. wiss. Insektenbiol. 5, 1909, p. 405), ein Verzeichnis der ,,Geradflugler aus dem nordostlichen Teil der Provinz Posen" heraus (in PFUHL, Zeitschr. Naturw. Abt. Deutsch. Ges. Kunst Wiss. Posen 15, Heft 2). in dern (sep. p. 8) als einzige Merkwiirdigkeit unter den Libellen die Art Agrion Nzercuriale CHARP. genannt ist, merkwiirdig deshalb, weil Posen weit nordostlich von den ubrigen Fundorten der westmediterranen Art gelegen ist. Trotz 7 Jahre langen Aufent- haltes in Berlin und fast regelmaoiger Sonntagsjagerei auf Libellen in dessen shoner, seenreicher Umgebung bin ich der Art, die auch fur die Mark Brandenburg angegeben ist (SCHIRMER 19 10, Berliner Ent. Zeitschr. 5 5, p. 139) dort niemals begegnet, so daO Zweifel an der Richtigkeit jener Angaben aufkommen mufiten (cf. SCHMIDT 1929, Die Tierwelt Mitteleuropas, p. 29, Leipzig, Quelle &Meyer).

Erst 1935 kam ich in Briefwechsel mit TORKA, der inzwischen nach seiner Heimat Neustadt/Oberschlesien (Prudnik) ubergesiedelt war, und ich fragte nach den Belegstiicken. TORKA antwortete mir (Brief vom 7. Mai 1935), daO jetzt n i h t viel zu machen sei. Die gesammelten Tiere ,,sind auf der Ausreise aus Posen verdorben. Ich muOte wegen Wohnungsmangel hier in Neustadt meine sanrtlichen Hausgerate, Sammlungen etc. auf einem Speicher unterbringen. Da lagen sie durcheinander, und der Regen tropfte durch die Lucken auf meine Sachen. . ."

Zu meiner freudigen Qberraschung teilte er mir dann am 1. April 1942 fol- gendes mit: ,,Vor kurzem fand ich eine alte Skizze einer Libelle, die ich als Agrion Nzercuriale CHARP. bestimmte. Sie ist gesammelt im fruheren Posen. Ein- R f

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ma1 fragten Sie mich nach etwaigen gesammelten Stucken dieser Libelle, allein ich habe meine ganze Libellensammlung eingebuat, als ich den Umzug von Posen nach der jetzigen Heimat durchzumachen hatte. Nur diesen Entwurf, den ich Ihnen heute sandte, entdeckte ich unter den Papieren. Ich dachte sofort an Sie, wuOte aber Ihre Adresse nicht, und deshalb behielt ich sie wohlverwahrt, fur etwaige nochmalige Anfrage. Vielleicht ist daraus noch zu ersehen, ob ich damals richtig bestimmt habe . . . Wenn Sie aus dem gesandten Entwurf dennoch etwas zur sicheren Beurteilung herausfinden konnten, so sollte mich dies sehr freuen . . ." Dann, auf Karte (Stempel vom 11. September 1942): ,,In Posen hatte ich den Tumpel - gemeint ist das verbreitete Buch uber ,,Geradflugler (s. 0.)" Mitteleuropas, das auch die Amphibiotica enthalt - von der dortigen Akademie ausgeborgt gehabt". -

Aus der oben genannten, hier in Abb. I wiedergegebenen Skizze als Indizium ergibt sich, wie uns scheint, einwandfrei, daO die gesammelte Art n i h t Agrion wercuriule, sondern das 6 von Agrion ornuturn SELYS ist. Das ist dann der nord- westlichste Fundort der Art im ehemaligen Ostdeutschland, wenn man von der KRUGERschen Angabe fur Stettin (Szczecin) und Stolp (Slupsk) (1925, Ab- hdl. Ber. Pommersch. Naturf. Ges. 6, p. 95, 96) absieht, uber die man gern mehr gewuDt hatte; leider sind die alteren Angaben hir ,,WestpreuOen" und ,,Schlesien" falsch, neuere mir nicht bekannt. Auf TORKAS Aquarell finden sich noch die Vermerke: ,,56. Agrion wercuriale CHARP. Man findet dieses Tier sehr zahlreich am Graben (auf den Netzewiesen) auf Schilf, welcher von Josephen (?) n a h Hohenberg (4 km ost-nordostlich Nakel) fuhrt. Daselbst gef. und die Zeichnung

entworfen am 16. Juni 1908." Trotz unserer absonderlihen Be- weismethode halten wir diesen Fundort bei Nakel fur hinreichend sicher. Der Bestimmungsirrtum TORKAS war zwar unangenehm, aber

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durchaus verzeihlich, da das von ihm benutzte B u h weder im Schlussel, nod1 besonders in den Bildern - das sub nomine Agrion ornatwt c" abgebildete Tier auf Taf. 11 ist ein 6 von Agrion pd&efIum nob. - ausrcidiende Klarheit bringt. -

Fur die Mark Brandenburg nannte M. PAULY (1913, Berliner Ent. Zeitshr. 58, p. 96) Agrion ornuturn, 1 9, Strausberg. Eine briefliche Anfrage von mir bei der Autorin zwecks Besichtigung des Beleg- stuckes erledigte sich damit, daO mir mitgeteilt wurde (Brief vom 24. Oktober 1927), daO ,,die gesamte Insektensammlung der Landes- anstalt fur Fischerei fur ihre Schausammlung uberlassen" wurde, ,,und dabei sind die weniger gut konservierten Studte ausgemerzt worden. So hat auch das Agrion ornuturn 0 ein unruhmliches Ende gefunden. Meine damalige Bestimmung hatte Professor P. SCHULZE, jetzt in Rostock (inzwischen verstorben), sehr sorgfaltig kontrolliert, er hatte mi& auch veranlaot, die Notiz in der Berliner entom. Zeit-

Abb. 1. Kopie des Aquarells von V. TOHKA. Agrion 8, aus Provim Posen; siehe Text.

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schrift zu veriiffentlichen." Wiinschenswert ware a u h hier zu wissen, nach welchem Buch bestimmt wurde. -

Beide Arten, Agrion mercttrinle und Agrion ornatwm, finden sich iibrigens gelegent- l i h vergesellschaftet, aber ansheinend nur in Mitteldeutschland, wo das west- mediterrane Agrion mercuriale in seiner Wanderung nach Nordosten und das ost- mediterrane AgrioN ornatuw in seiner Wanderung nach Nordwesten sich treffen. Auf solches Zusammenvorkommen bei Windsheim (Nordbayern) hat HABER- MEIEII (1928, Ent. Anz. 8., p. 13) hingewiesen, und FREY (1951, Ent. Arbeiten Mus. Frey 2, p. 106, 107) nennt HOll bei Mertingen als gemeinsamen Fundort. Ich selbst fand an einem Bach bei Fohlenstall, 2 km siidwestlich Wunstorf in Umgebung Hannover am 13. Juni 1943 neben 8 Cr Agrion Niercttriale auch 1 C? Agrion ornatwm, das ware der nordwestlichste Fundort im westlichen Deutschland, und no& etwas weiter vorgeschoben als der Fundort Hildesheim der Type (SELYS 1850, Revue des Odonates, p. 205) (Cf. H. SCHUMANN 1951, Beitr. Natkde. Niedersachsens 4, 4, p. I) . Auch am Federsee bei Buchau fand ich am I . Juli 1944 1 0" Agrion ortiaturn und am selben Tage bei dem dicht dabei liegenden Kanzach I Cr Agrion Mzerctiriale. Solche Gemeinsamkeiten haben nichts zu tun mit dem Substrat fur die Eiablage, dG Agrion O ' ~ ' M R : M ~ Cyperaceen, Agrion wercttriale dagegen bekanntlich die Umbellifere Sium erectum HUDS. [ = Berula angustifolia MERT. & KOCIX], die geradezu als Leitpflanze fur eine Siedlung von Agrion Mzercttriale dienen kann, benutzt ; wahrscheinlicher ist der Biotop der Larven beider Arten ahnlich oder gar gleich (? kalkhaltige, langsam flieoende Gewasser).

Redaktioneller Zusatz. Hinter einigen Ortsnamen wurde von der Redaktion in ( ) die yegenwartige smtliche postaIische Schreibweise hinzugefugt.

Anschrift des Verfassers: Dr. Erich Schmidt, Bonn a. Rh MozartstraOe 2 2 .