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Überblick: Erhebungsmethoden Erfassung sozialer Wirklichkeit Produkte menschlicher Tätigkeit aktuelles menschliches Verhalten offenes Verhalten Gespräche über ... wie Bauten, Werkzeuge, Kleidung,Waffen, Texte, Ton- und Bildaufzeichnungen u.a.m. (Bindung an Zeit und Raum des Verhaltens erforderlich) (Lösung von Zeit und Raum des Besprochenen möglich) Inhaltsanalyse Beobachtung Befragung a.in "natürlichen" Situationen (Feld) b.in vom Forscher bestimmten Situationen (Experiment) Darstellung in Anlehnung an (Atteslander 1991: 81).

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Überblick: Erhebungsmethoden

Erfassung sozialer Wirklichkeit

Produkte menschlicher Tätigkeit aktuelles menschliches Verhalten

offenes Verhalten Gespräche über ...

wie Bauten, Werkzeuge, Kleidung,Waffen, Texte, Ton- und Bildaufzeichnungen u.a.m.

(Bindung an Zeit und Raum des Verhaltens erforderlich)

(Lösung von Zeit und Raum des Besprochenen möglich)

Inhaltsanalyse Beobachtung Befragung

a.in "natürlichen" Situationen (Feld) b.in vom Forscher bestimmten Situationen (Experiment)

Darstellung in Anlehnung an (Atteslander 1991: 81).

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Je nachdem, wie weit

- der Inhalt der Fragen, - die Reihenfolge der Fragen, - die Antwortmöglichkeiten

festgelegt sind, spricht man von nicht-standardisierten, teilstandardisierten und vollstandardisierten Befragungen. Sie können in mündlicher oder in schriftlicher Form erfolgen.

Formen der Befragung

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Ausmaß der Standardisierung mündlich schriftlich

nicht standardisiert nur Stichworte oder Themen vorgegeben

Experteninterview narratives, situationsflexibles Interview Gruppendiskussion

informelle Umfrage

teilstandardisiert Fragen vorgegeben, Reihenfolge und Antwortmöglichkeiten frei

Leitfadengespräch, Intensivinterview Gruppeninterview

Experten- oder Zielgruppenbefragung

vollstandardisiert Fragen, Reihenfolge und Antwortmöglichkeiten, bis auf wenige offene Fragen vorgegeben

Einzelinterview, Sonderform: Telefoninterview Gruppeninterview

postalische Befragung Verteilung und Abholung Befragung in der Gruppensituation

Formen der Befragung (2)

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"Befürworten Sie die Politik der Gewerkschaften, oder lehnen Sie sie ab?" (Bitte ankreuzen)Ich befürworte die Politik der Gewerkschaften |___| Ich lehne die Politik der Gewerkschaften ab |___|

Gründe: Ablehnung, weil er Politik für zu progressiv oder zu wenig progressiv hält?1. Bezugsrahmen: Er denkt nicht an die Gewerkschaften allgemein sondern an eine spezielle Gewerkschaft, z.B. die, in der er Mitglied ist und in der er schlechte Erfahrungen gemacht hat.•Informationsstand: Ablehnung, da uninformiert über Gewerkschaftspolitik.•Art und Positionierung der Frage: Andere Antwort, wenn Frage durch andere Fragen vorbereitet wäre.•Mehrdimensionalität: Ablehnung der Tarifpolitik, während Politik zur Arbeitszeitverkürzung positiv beurteilt wird.•Erhebungssituation: Erhebung wird im Auftrag des Arbeitsgebers durchgeführt und es erscheint der Person nicht opportun, sich als Gewerkschafts"freund" zu offenbaren

(Beispiel in Anlehnung an FR73: 193)

Ein Beispiel einer standardisierten Frage:

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Bestandteile eines Fragebogens:

Standarddemographie, untersuchungsspezifische Demographie

Instruktion

Fragen

Antwortalternativen (z.B. trifft nicht zu – trifft völlig zu)

Skalen (z.B. 1 2 3 4 5 6 7)

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Beispielfragebogen (1)

Geschlecht: O männlich O weiblich Alter: ________ Jahre Schulabschluss: O keiner

O HauptschuleO RealschuleO Fachabitur /AbiturO Fachhochschul- /Hochschulabschluss

 Wie lange besteht Ihre Partnerschaft? _______ Jahre und _______Monate. Leben Sie mit Ihrem Partner in einer gemeinsamen Wohnung? O ja O nein 

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In diesem Fragebogen geht es um Ihre Partnerschaft. Es gibt in diesem Fragebogen keine richtigen und falschen Antworten, wir sind nur an Ihrer persönlichen Meinung interessiert. Bitte überlegen Sie nicht lange, sondern kreuzen Sie spontan die für Sie am besten zutreffende Möglichkeit an. Dabei bedeutet „1", dass die Aussage in jeder Hinsicht unzutreffend ist, „7“, dass die Aussage in jeder Hinsicht zutreffend ist. Mit den übrigen Ziffern können Sie Ihre Einschätzung abstufen. Beantworten Sie die Fragen bitte in der vorgegebenen Reihenfolge und in einem Stück, ohne vor oder während der Beantwortung mit ihrem Partner darüber zu sprechen. Es ist sehr wichtig, dass Sie keine Frage auslassen.

Beispielfragebogen (2)

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1. Meine Partnerin und ich verstehen

einander sehr gut. 1 2 3 4 5 6 7

2. Echte Partnerschaft ist ohne

gegenseitige Fürsorge nicht vorstellbar. 1 2 3 4 5 6 7

usw.

 

Beispielfragebogen (3)

absolut falsch absolut richtig

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Schritte der Fragebogenkonstruktion

Festlegung der Form des FragebogensFragen oder Aussagensemantische Passung zwischen Fragen und

Antwortalternativenz.B.ja, neingar nicht – sehrnie – immertrifft nicht zu – trifft zuunwahrscheinlich - wahrscheinlich

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Schritte der Fragebogenkonstruktion

Definition des Konstrukts z.B. Einstellung zu StudiengebührenEine Einstellung ist die Bewertung eines

beliebigen Einstellungsgegenstands. Sie enthält

• kognitive Anteile (Studiengebühren reduzieren die Anzahl der Langzeitstudierenden)

• affektive Anteile (Gefühle wie Ablehnung)• Verhaltenstendenzen (Bereitschaft zu

demonstrieren)

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Schritte der Fragebogenkonstruktion

Itemsammlungz.B. durch Literaturstudium, Befragung von Experten

oder LaienEin Fragebogen zur Messung eines theoretischen

Konstrukts besteht aus vielen Fragen bzw. Feststellungen, die alle darauf abzielen, Aspekte des gleichen Konstrukts zu messen. Sie können jedoch gegensinnig formuliert sein. z.B.

• Ich bin ängstlich. stimmt nicht 1 2 3 4 5 stimmt• Ich bin ruhig. stimmt nicht 1 2 3 4 5 stimmtIn dem Fall müssen die gegensinnigen Items umgepolt

werden (1=5) (2=4) (3=3) (4=2) (5=1)

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Schritte der Fragebogenkonstruktion

Itemrevision• Man vermeide Feststellungen, die entweder von fast

jedem oder von fast niemandem bejaht werden können.

• Man wähle eine einfache, klare, direkte Sprache und kurze Sätze, keine Schachtelsätze, keine Fremdwörter.

• Man vermeide doppelte Verneinungen.• Jede Feststellung sollte nur einen einzigen

vollständigen Gedanken enthalten.• Man vermeide Suggestivfragen.• Jede auftretende Antwort muss eindeutig

interpretierbar sein

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Tipps für Verständlichkeit und bessere Datenqualität

Keine Suggestivfragennicht „Sind die Schmerzen nachts schlimmer als am Tage?“ O ja O nein sondern „Wann sind die Schmerzen schlimmer: O nachts O am Tage“

Alle möglichen Alternativen aufzählen nicht „Haben Sie eine Operation erwogen?" O ja

Großzügig mit Platz umgehen, Übersichtlichkeitnicht: O ja O nein

Frage muss auf jede Vp zutreffend sein, z.B. „Haben Sie Beeinträchtigungen beim Sport?" ‑ Was schreiben Personen, die keinen Sport treiben und auch nicht treiben wollen?

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Tipps für Verständlichkeit und bessere Datenqualität (2)

Filterführung, falls Frage nicht für jeden zutrifftz.B.

1. Haben Sie bei der letzten Bundestagswahl gewählt?O ja ‑> weiter mit Frage 2O nein ‑> weiter mit Frage 3

 2. Welche Partei haben Sie gewählt?

O SPDO CDUO FDPO GRÜNEO sonstige, und zwar _______________

 

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Ungeeignete Items

Ich habe kein Interesse an Literatur.

Doppelte Verneinung bei Ablehnung („nicht kein“ Interesse).

War während der letzten Wochen Ihre Gesundheit vergleichbar mit der Gesundheit anderer Personen in ihrem Alter?

Vergleichbar ist sie auf jeden Fall!Ein „nein“ kann „besser“ oder „schlechter“ bedeuten.

Ich nehme viele saturierte Fette zu mir.

Fremdwort

Haben Sie eine Operation erwogen oder nicht?

Dieses Item ist nicht eindeutig.

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Ungeeignete Items

Gehen Sie häufig allein ins Kino?

Verneinende Antwort kann bedeuten, dass man mit Freunden oder gar nicht ins Kino geht.

Hatten Sie im letzten Jahr einen epileptischen Anfall (oder mehrere)?

Zeitangabe nicht eindeutig (letztes Kalenderjahr oder letzte 12 Monate?)

Waren Sie bereits wegen Rückenschmerzen in Behandlung?

Dieses Item setzt die Existenz von Rückenschmerzen voraus. Ein „nein“ kann entweder für unbehandelte oder für fehlende Rückenschmerzen stehen.

Verfügen Sie über gute Englischkenntnisse und Auslandsaufenthalte?

Hier werden zwei Informationen gleichzeitig abgefragt.

Sind die Schmerzen nachts schlimmer als am Tage?

Den Befragten wird suggeriert, schlimmere nächtliche Schmerzen seien der Normalfall.

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Ungeeignete Items

Haben Sie Beeinträchtigungen beim Sport?

Diese Frage trifft nicht auf alle potentiellen Befragten zu, da viele Personen keinen Sport treiben.

Lassen Sie bei kürzeren Strecken das Auto stehen?

Diese Frage setzt den Besitz eines Autos voraus. Außerdem kann man aus wirtschaftlichen Gründen das Auto stehen lassen.

Wie kommen Sie morgens zur Arbeit?mit dem Auto – zu Fuß – mit dem Fahrrad – mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Setzt voraus, dass der Befragte berufstätig ist, ein Auto besitzt und im Wohnort öffentliche Verkehrsmittel existieren. Wahl des Verkehrsmittels hängt von der Entfernung ab.

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Ungeeignete Items

Ich wähle die gleiche Partei wie mein Partner.

Eine Zustimmung zu dieser Behauptung, die den Einfluss des (Ehe-) partners auf die befragte Person erfassen sollte, wird in den meisten Fällen aus dem Grunde erfolgen, dass beide Partner unabhängig voneinander die gleiche politische Meinung haben.

Kleiden Sie sich anders, seit Sie mit Ihrem Partner zusammen sind?

Auch eine Bejahung dieses Items zum Einfluss des Partners lässt sich nicht eindeutig interpretieren, da man auch aus anderen Gründen den Kleidungsstil ändern kann (Änderung des Geschmacks, berufliche Erfordernisse etc.).

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Beispiele für schlechte Fragen

Einstellung zur Gleichberechtigung der Geschlechter:„Männer leisten weniger Hausarbeit als Frauen“stimmt nicht 1 2 3 4 5 6 7 stimmt

Nicht die Einstellung (wie etwas sein sollte), sondern ein Ist-Zustand wird gemessen

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Beispiele für schlechte Fragen

„Ich bin mit meinem Studium zufrieden“O nieO seltenO manchmalO oftO immer

Antwortalternativen (Häufigkeit) passen nicht zur Frage (Intensität)

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Beispiele für schlechte Fragen

„Ich bin ängstlich“ O ja O nein„Ich bin nicht aufgeregt“ O ja O nein

Eine Verneinung der zweiten Frage kommt einer doppelten Verneinung gleich.

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Semantisches Verstehen - Die Worte müssen verstanden sein.- Die Bedeutung doppeldeutiger Worte wird aus dem Kontext erschlossen,

z.B. Bank bedeutet Sitzgelegenheit oder Geldinstitut.- Die Interpretation von Begriffen ist von den Versuchspersonen abhängig,

z.B. für Magersüchtige bedeutet „viel essen" etwas anderes als für gesunde Befragte.

- Begriffe setzen Perspektiven fest, die verschiedene Aspekte betonen. Mehr als 50% der Befragten antworten „ja“ auf die Frage „Sind Sie für den Schutz des ungeborenen Lebens?“ – aber ebenso viele bejahen die Frage nach der freien Wahl der Schwangeren bei der Abtreibungsfrage. Beide Aussagen schließen sich nicht automatisch aus, Unentschlossene sagen meist ja.

Probleme beim Fragenverständnis

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Pragmatisches VerstehenWenn man die Wörter verstanden hat, heißt das noch nicht, dass man verstanden hat, was der Frager wissen will, z.B. „Wie häufig waren Sie in den vergangenen 2 Monaten beim Arzt?" Zählt Rezeptabholen bei der Sprechstundenhilfe mit? Zählt mit, wenn man nur eine Überweisung bekommen hat? Zählt Zahnarzt mit? z.B. „Haben Sie gut geschlafen?" heißt das gut eingeschlafen, durchgeschlafen, nicht schlecht geträumt, gut erholt aufgewacht?  z.B. „Kennen Sie dieses Buch?" Eine Studie ergab, dass diese Frage verstanden wurde als „mal den Titel gehört", „in der Hand gehabt", „gekauft", „ganz durchgelesen", „teilweise gelesen" usw.  Tipp: Man soll genau das fragen, was man wissen will.

Probleme beim Fragenverständnis

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Gestaltung von Antwortalternativen und Antwortskalen:Offene und geschlossene Fragen

Frage mit mehreren Antwortmöglichkeiten: „Was ist für Sie für die Lebensqualität wichtig?" Offene Frage _________________

__________________________________

 Geschlossene Frage (Mehrfachnennungen möglich) O GesundheitO Kontakt zu Familie/FreundenO Freude an der ArbeitO Ausüben von HobbysO sonstiges, und zwar __________________

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Vorteile von geschlossenen FragenKategorien helfen bei der Erinnerungeinfachere Auswertung Vergleichbarkeit, bei offenen Fragen bedeutet eine Auslassung nicht, dass die Antwort nicht zutreffend ist, sie kann auch vergessen worden sein

Nachteile von geschlossenen FragenNicht vorgegebene Kategorien fallen unter den Tischseltene und originelle Antworten können nicht gegeben werden Tipp: Zu Beginn eines Forschungsvorhabens in einer Vorstudie offene Fragen stellen, daraus die Kategorien entwickeln, diese in der Hauptstudie verwenden.

Offene und geschlossene Fragen

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Vage oder konkrete Häufigkeitsangaben

Geschlossene Frage „Wie oft haben Sie Schmerzen?“

mit vagen HäufigkeitsbegriffenO sehr seltenO seltenO manchmalO oftO sehr oft

 mit konkreten Häufigkeitsangaben

O mehr als einmal pro WocheO ca. einmal pro WocheO ca. einmal pro MonatO ca. alle 3 MonateO ca. einmal im JahrO weniger als einmal im Jahr

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Vorteile vager Häufigkeitsbegriffe: lassen sich unter Umständen als intervallskaliert auswerten, die meisten statistischen Tests sind nur damit möglich! Nachteile vager Häufigkeitsbegriffe: Häufig Herzanfälle ist etwas anderes als häufig Kopfschmerzen, keiner weiß genau, wie viel nun gemeint ist

Vorteile konkreter Häufigkeitsangaben: Man weiß, wie viel gemeint istNachteile konkreter Häufigkeitsangaben: Antworten sind nur ordinalskaliert. Die Befragten interpretieren die Bedeutung der Frage daraus ‑ oft vom Forscher ungewollt. Befragte meinen, dass der Durchschnitt der Bevölkerung in der Mitte der Skala liegt. Sie neigen dazu, sich nicht als extrem einzustufen.

Vage oder konkrete Häufigkeitsangaben

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Vage oder konkrete Häufigkeitsangaben

Tipp: Die Auswahl richtet sich nach den Forschungsbedürfnissen. Wenn jemand herausfinden will, wie oft die Bundesbürger Kopfschmerzen haben, sind konkrete Zahlen gefragt. Wenn aber der Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen und einer anderen Variable (z.B. Ausmaß der Unterstützung in der Familie) untersucht werden soll, sind die Randverteilungen also nicht im Zentrum des Interesses, nimmt man häufig die vagen Häufigkeitsbegriffe, weil die als intervallskaliert behandelt werden können und entsprechende Statistiken ermöglichen. Vage Begriffe bilden nicht die objektive, sondern die psychologische Realität ab, was in den Sozialwissenschaften häufig von Interesse ist.

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Art und Anzahl der Antwortalternativen

muss bei jedem Item in einem FB identisch sein!!!!!Festlegen der Dimension• Häufigkeit nie – immer• Intensität gar nicht – sehr• Zustimmung stimmt nicht – stimmt völlig

Anzahl der Alternativen• gar nicht 1 2 3 4 5 sehr• gar nicht 1 2 3 4 sehr• (5- oder 7-stufige Skalen ermöglichen mittlere

Antwort)

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Art und Anzahl der Antwortalternativen

Verbale Verankerung nur zu Beginn und am Ende der Skala oder bei jeder Antwortmöglichkeit:

1 2 3 4 5gar nicht – etwas – mittelmäßig – ziemlich – sehr 1 2 3 4 5nie – selten – manchmal – häufig – immer odergar nicht 1 2 3 4 5 sehr

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Art und Anzahl der Antwortalternativen

Meine Empfehlung:• ungerade Anzahl von Antwortmöglichkeiten (5,7)• alle Items als Aussagen formulieren, so dass sie zu

der Dimension „stimmt nicht – stimmt“ passen• nur Enden der Skala verbal verankern• stimmt nicht links, stimmt rechts• Ziffern zum Ankreuzen vorgeben (aufsteigend),

also nicht: stimmt nicht O O O O O stimmt

• stimmt nicht 1 2 3 4 5 6 7 stimmt

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Art und Anzahl der Antwortalternativen

Meine Empfehlung:• unipolare Skalen verwenden, also nicht:

stimmt nicht -3 -2 -1 +1 +2 +3 stimmt• waagerecht, nicht senkrecht anordnen, also nicht:

• beides aufgrund des Wertungsaspekts, Befragte vermeiden negative und unten stehende Antworten, Antworten konzentrieren sich im oberen Bereich (Varianzeinschränkung)

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Formulierung der InstruktionIn der Antwortanweisung wird auf folgende Punkte hingewiesen:

1. alle Sätze durchzulesen und mit „stimmt/stimmt nicht“ etc. zu beantworten2. die Sätze nacheinander zu bearbeiten und keinen auszulassen3. so aufrichtig wie möglich zu antworten – Anonymität wird garantiert4. auch dann eine Entscheidung zwischen den Antwort-Alternativen zu treffen,

wenn dies einmal schwer erscheinen sollte – es soll stets angekreuzt werden, was vergleichsweise „eher“ zutrifft

5. möglichst zügig zu antworten.6. dass es bei dieser Art von Untersuchung keine richtigen oder falschen

Antworten gibt7. dass die Untersuchung lediglich zu Forschungszwecken ausgeführt wird und

nicht der Bestimmung individueller Diagnosen mit Konsequenzen für das Individuum dient, sondern dass man sich für die Durchschnittswerte einer größeren Gruppe von Personen interessiert sowie,

8. dass ausreichender Datenschutz gewährleistet ist.Erweitern kann man eine solche Instruktion durch Informationen zum

Auftraggeber oder zum Thema oder Zweck der Untersuchung, durch Dankesformeln sowie durch spezielle Anweisungen, wie z.B. die Bitte, den Fragebogen in der vorgegebenen Reihenfolge auszufüllen, um Reihenfolgeeffekte auszuschließen.

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Vorbereitung der Auswertung: Codieren

Ihr Alter __24__ Jahre

Ihr Geschlecht X Mann O Frau

Stimmen Sie der Einführung von Studiengebühren zu? O ja X nein

Wie stark werden Studiengebühren die Lehre verbessern? gar nicht 1 X 3 4 5 sehr

Codierung: 24 1 0 2

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Vorbereitung der Auswertung: Variablenbenennung und Umpolung

Ich bin ängstlich. stimmt nicht 1 2 3 4 5 6 7 stimmt

Ich bin ruhig. stimmt nicht 1 2 3 4 5 6 7 stimmt

recode It2 (1=7) (2=6) (3=5) (4=4) (5=3) (6=2) (7=1)

(zuvor wurden die Items als It1, It2 benannt)

Page 37: Überblick: Erhebungsmethoden Erfassung sozialer Wirklichkeit Produkte menschlicher Tätigkeitaktuelles menschliches Verhalten offenes VerhaltenGespräche

Schwierigkeit und Trennschärfe

• Der Begriff Schwierigkeit stammt aus der Leistungsdiagnostik: Prozentsatz der Personen, die eine Frage falsch beantworten.

• Im Fragebogen (zu Einstellungen oder Persönlichkeitsmerkmalen) ist es der Prozentsatz der Personen, die ein Item verneinen. Gibt es mehr Möglichkeiten als „ja“ und „nein“, betrachtet man den Mittelwert aller Personen. Je höher der ist, desto „leichter“ ist das Item.

• Items, die zu leicht oder zu schwierig sind, werden aus dem Fragebogen entfernt, da sie nicht gut zwischen den Individuen differenzieren können.

Page 38: Überblick: Erhebungsmethoden Erfassung sozialer Wirklichkeit Produkte menschlicher Tätigkeitaktuelles menschliches Verhalten offenes VerhaltenGespräche

Schwierigkeit und Trennschärfe

• Die Trennschärfe ist die Korrelation zwischen einem Item und dem Rest des Fragebogens (Summe aller anderen Items). Sie gibt an, wie gut das Item bereits das Gesamtergebnis vorhersagen kann.

• Niedrige Trennschärfen bedeuten, dass das Item etwas anderes misst als der gesamte Test, Items mit niedrigen Trennschärfen (Faustregel < .30) werden aussortiert.

Page 39: Überblick: Erhebungsmethoden Erfassung sozialer Wirklichkeit Produkte menschlicher Tätigkeitaktuelles menschliches Verhalten offenes VerhaltenGespräche

Testgütekriterien (1)

1. Objektivität (Versuchsleiterunabhängigkeit) DurchführungsobjektivitätAuswertungsobjektivitätInterpretationsobjektivität 2. Reliabilität (Genauigkeit)Retest-Reliabilität - Stabilität über die Zeit - Korrelation der Werte zweier MesszeitpunkteInnere Konsistenz – hohe Korrelation der Testteile. Man kann den Test in 2 Teile aufteilen und beide korrelieren (Split-half-Reliabilität) – oder in so viele Teile, wie der Test Items hat: ein Gesamtwert für die innere Konsistenz ist Cronbach´s Alpha. Bei Intelligenztests muss er um .90 liegen, bei anderen Fragebögen reicht auch .80 oder .70, je nach Testlänge (je länger, desto höher)

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Testgütekriterien (2)

3. Validität (Gültigkeit) Inhaltsvalidität - Sind die Items eine repräsentative Auswahl aller möglichen Items, die das Konstrukt messen könnten? Wird oft über Expertenurteil erfasst. Konstruktvalidität - Zusammenhang mit dem hypothetischen Konstrukt, welches der Fragebogen messen soll. Da das Konstrukt hypothetisch, daher nicht messbar ist, kann sie nicht als Korrelation zwischen FB und Konstrukt erhoben, sondern nur indirekt geschätzt werden: Der FB soll mit konstruktnahen Variablen (FB oder Verhaltensbeobachtungen, die dasselbe Konstrukt messen) hoch korrelieren (konvergente Validität) und darf mit konstruktfernen Variablen nicht hoch zusammenhängen (diskriminante Validität). Ein Intelligenztest soll z.B. mit einem anderen Intelligenztest und mit intelligentem Verhalten hoch, mit einem Gedächtnistest dagegen niedrig korrelieren. Konstruktvalidierung ist die Überprüfung möglichst vieler Hypothesen Über Zusammenhänge zwischen dem Fragebogen und anderen Variablen.

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Testgütekriterien (3)

Kriteriumsvalidität – Korrelation zwischen einem FB und einem Außenkriterium. Das Kriterium ist eine andere Messung des Konstrukts, das der FB messen oder vorhersagen soll (z.B. mit Fremdbeurteilung, Verhaltensbeobachtung oder mit einem anderen Test, dessen Validität erwiesen ist). Z.B. korreliert ein Aggressivitäts-Test mit aggressivem Verhalten oder ein Einstellungstest mit dem Berufserfolg? Wenn das Kriterium gleichzeitig erhoben wird, spricht man von konkurrenter Validität, wenn es erst zeitlich nach der FB-Messung auftritt (z.B. späterer Berufserfolg), von prädiktiver Validität.