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Zeitsehrift ffir Krebsforschung, Bd. 56, S. 580---582 (1950). Ultrasehall auf ein Basalzellencarcinom am Hals. Von Dr. reed. H=~,~s W. SeI-IMIDT. (Eingegangen am 8, Auffust 1.949.) In den letzten Jahren hat die Anwendung des Ultraschalls in der Medizin yon sich reden gemacht. Neben ohne Zweifel gfinstigen Ein- wirkungen bei Neuritiden, Ischias, Morbus Bechterew und anderen Erkrankungen wurde auch fiber Heilerfolge bei malignen Tumorell berichtet, Mitteilungen, die selbstverst/~ndlich betr/ichtliches Aufseher~ erregen muBten. Als erster beriehtete I-IoRvATtt fiber Heilresultate bei tIauteareinomen. Er glaubte selektive Einwirkungen der Ultrasehallwellen auf das Careinomgewebe in dem Sinne beobachtet zu haben, dab die Careinomzellen selbst zugrunde gingen, wghrend das mngebende Bindegewebe auBer reversibler Faserquellung unbeeinflugt blieb. Kleine Tumoren heilten in 6--8 Woehen, gr613ere in 3 bis 4 Nonaten. D~L hat 2 Plattenei0ithelegreinome in 3 Sigzungen zu 20 rain sowie 1 Caneroid an der Unterlippe in 4 Sitzungen mit 80 rain Gesamtbesehal- lungsdauer zur Abheilung gebraeht, ferner yon 15 Basalzelleneareinomen meisg im Gesieht 9 ,,zur I-Ieilung gebraeht". -- Seehs Fglle wurden vergeblieh besehallt. Von 7 Staehelzelleareinomen heilten 3. -- Zwei Plattenepitheleareinome der Lippen und 2 an der Wange spraehen iiberhaupt nicht an, ebensowenig 2 Fglle yon tI~utmet~stasen bei Mammaeareinom. -- Ds~zL glaubt dun Eindruek gewonnen zu haben, dag sieh die gutar~igeren Formen der malignen Tumoren eher beein- flussen l~ssen als die bSsartigeren. Von seinen 9 ,,zur Abheflung gebraehten" Basalzelleneareinomen rezidivierten in einer Beobaehtungszeit yon 6 Monaten 3 Falle. -- BUCgTALA sah nach krgftiger BesehMlung yon Melanosarkommeta- stasen, einem Rezidiveareinom an der Ohrmusehel und einem ttauteareinom naeh Mammaeareinom keinerlei mikroskopiseh erkennbare ginwirkungen. In diesem Aufsatz sei fiber die Erfahrungen bei der intensiven Besehallung eines Careinoms bei einer 82jghrigen Frau beriehtet. Die Bereehtigung dazu gaben neben eigenen jahrelangen ErfM~rungen in der Krebsforsehung sowie der lgSntgenbehandlung derartiger Gewi~ehse das Alter der Patientin, in dem maligne Tumoren bekanntlieh nut geringe Waehstumstendenz aufweisen. Die Frau gibt an, seit 4 Monaten an der rechten Halsseite eine kleine Hautver~nderung, die langsam grSger wurde, bemerkt zu haben. Sie komme zum Arzt, um sieh eine Salbe versehreiben zu lassen. Befund: 82 Jahre alte Frau in dem Alter entsprechender KSrperverfassung. An der reehten Halsseite 2 Querfinger unterhalb und parallel des Unter- kieferrandes eine Hautver~nderung yon 35 X ]3mm Ausdehnung. Nach vorne und hinten zu derber wallartiger l~and. Herd teilweise mit troekenem Sehorf bedeekt, naeh dessen Abhebung ein geschwiiriger

Ultraschall auf ein Basalzellencarcinom am Hals

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Zeitsehrift ffir Krebsforschung, Bd. 56, S. 580---582 (1950).

Ultrasehall auf ein Basalzellencarcinom am Hals. Von

Dr. reed. H=~,~s W . SeI-IMIDT.

(Eingegangen am 8, Auffust 1.949.)

I n den le tz ten J ah ren ha t die Anwendung des Ul t raschal ls in der Medizin yon sich reden gemacht . Neben ohne Zweifel gfinstigen Ein- wirkungen bei Neur i t iden, Ischias, Morbus Bechterew und anderen E r k r a n k u n g e n wurde auch fiber Heilerfolge bei mal ignen Tumore l l berichtet , Mit tei lungen, die selbstverst/~ndlich betr/ ichtl iches Aufseher~ erregen muBten.

Als erster beriehtete I-IoRvATtt fiber Heilresultate bei tIauteareinomen. Er glaubte selektive Einwirkungen der Ultrasehallwellen auf das Careinomgewebe in dem Sinne beobachtet zu haben, dab die Careinomzellen selbst zugrunde gingen, wghrend das mngebende Bindegewebe auBer reversibler Faserquellung unbeeinflugt blieb. Kleine Tumoren heilten in 6--8 Woehen, gr613ere in 3 bis 4 Nonaten. D ~ L hat 2 Plattenei0ithelegreinome in 3 Sigzungen zu 20 rain sowie 1 Caneroid an der Unterlippe in 4 Sitzungen mit 80 rain Gesamtbesehal- lungsdauer zur Abheilung gebraeht, ferner yon 15 Basalzelleneareinomen meisg im Gesieht 9 ,,zur I-Ieilung gebraeht". - - Seehs Fglle wurden vergeblieh besehallt. Von 7 Staehelzelleareinomen heilten 3. - - Zwei Plattenepitheleareinome der Lippen und 2 an der Wange spraehen iiberhaupt nicht an, ebensowenig 2 Fglle yon tI~utmet~stasen bei Mammaeareinom. - - Ds~zL glaubt dun Eindruek gewonnen zu haben, dag sieh die gutar~igeren Formen der malignen Tumoren eher beein- flussen l~ssen als die bSsartigeren. Von seinen 9 ,,zur Abheflung gebraehten" Basalzelleneareinomen rezidivierten in einer Beobaehtungszeit yon 6 Monaten 3 Falle. - - BUCgTALA sah nach krgftiger BesehMlung yon Melanosarkommeta- stasen, einem Rezidiveareinom an der Ohrmusehel und einem ttauteareinom naeh Mammaeareinom keinerlei mikroskopiseh erkennbare ginwirkungen.

I n diesem Aufsatz sei fiber die Er fahrungen bei der in tens iven Besehal lung eines Careinoms bei einer 82jghrigen F r a u ber iehte t . Die Bereeht igung dazu gaben neben eigenen jahre langen ErfM~rungen in der Krebsforsehung sowie der lgSntgenbehandlung derar t iger Gewi~ehse das Al te r der Pa t ien t in , in dem mal igne Tumoren bekannt l i eh nu t geringe Waehs tums tendenz aufweisen.

Die F r a u gibt an, seit 4 Mona ten an der rechten Halsse i te eine kleine Hautver~nderung , die langsam grSger wurde, bemerk t zu haben. Sie komme zum Arzt , um sieh eine Salbe versehreiben zu lassen. Befund: 82 Jah re al te F r a u in dem Al te r en tsprechender KSrperverfassung. An der reeh ten Halssei te 2 Querfinger un te rha lb und para l le l des Unter- kieferrandes eine Hau tve r~nde rung yon 35 X ] 3 m m Ausdehnung. Nach vorne und h in ten zu derber wal lar t iger l~and. H e r d teilweise mi t t roekenem Sehorf bedeekt , naeh dessen Abhebung ein geschwiiriger

Ultraschall auf ein Basalzellenearcinom am ttals. 581

Grund zutage t r i t t . Das Ganze au f der Unte r lage gut versehieblich.

Ke ine Drt iseninf i l t ra t ionen. - - A m 4 . 8 . 4 8 Probeexcis ion aus dem R a n d des Geschwtirs. Histologisches Ergebnis (KVDLICI~) : Basalzellencarcinom.

Ers t Anfang 0 k t o b e r entsehlol~ sieh Pa~ientin zur Behandlung . - - Veto 4. 10. 4 8 - - 3 . 1 1 . 4 8 erhiel t sie in regelm~13igen Abs t~nden 9 Be- schal lungen zu je 20 ra in bei einer Leis tung yon 60 - -70% - - Ul t ra- sena to r - - in d i rek te r K o p f a p p l i k a t i o n un te r kre isender Bewegung mi t Pa ra f f inankopp lung . - - Der , ,Erfolg" verblfiff te zun~chst und bereeh- t ig te zu den bes ten Hoffnungen: D~s Gesehwfir re inigte sich, der wall- ar t ige R a n d f lachte ab, vom vorderen R a n d her engte sich das Geschwiir wesentl ieh ein. - - Der H e r d verk le iner te sich bis auf eine pfenniggrol3e Stelle - - al lem Ansehein naeh dem ursprt ingl ichen Ausgangspunk t des ' Krebses. - - Abe t dabei bl ieb es. Es wurden nun im Dezember 1948 und J a n u a r 1949 in gleicher Weise je 4 Si tzungen zu 20 min und 2 Sit- zungen zu je 15 rain verabfolgt . Da keinerlei weitere Ri ickbi ldungs- tendenz mehr festzustel len war, wurden im F e b r u a r in e twa w6chent- l ichen Abs t / inden noehmal 4 Beschal lungen mi t Wasse rankopp lung - - T r i eh te rme thode - - yon je 2 0 r a i n durchgefi ihrt . - - J edesmal nach der Besehal lung mach te der Tumor einen gequollenen E indruck , a b e t er b i ldete sieh n icht zuriick. Im Gegenteil , er wuehs nun pflz- fSrmig fiber das H a n t n i v e a u hervor , ohne sich al lerdings makrosko- piseh im Beobaeh tungsze i t r aum naeh der Fl~tehe auszudehnen. - - Vier Woehen naeh der le tz ten Besehal lung erfolgte dann Tota lexcis ion des Herdgeb ie tes im Gesunden und erneute histologisehe Un te r suehung (KuDLIr :

,,Itistologiseh zeigen die diesmal iibersandten Sttiekchen im allgemeinen das gleiche Bild: es handelt sich urn ein 13asalzellencareinom mit sehm~leren und breiteren Zapfen, die oberfliicMich das Gewebe vollkommen einnehmen, w/ihrend sie sich in den tieferen Schlehten in einzelne Zapfen auflgsen. - - In den Rand- teilen an der Grenee gegen die Epidermis zeigt das ]31astom vielfaeh Uberg/inge zu einem Plattenepi-ghelearcinom mit angedeuteter Verh0rnung. Hier findet sieh im Gewaehs vielfach deutlieh eine sehalenartige Schichtung mit leichter Rot- ~/~rbung der zentralen flaeheren Zellen im H~imalaun-Eosinsehnitt. - - Die be- naehbarte Epidermis zeigt eine deutliche Verdiekung und Einrollung und zwi- schen den Sehichten eine starke entziindliehe Reaktion. In den oberfl~chliehen Tumorteflen sind die Zellen vielfach aufgeloekert, i~berall in der Gesehwulst linden sieh zahlreiehe Mitosen. Die Oberfl/~ehe zeigt etwas Exsudat. An der Grenze zur Cutis finder sich stellenweise eine stark entziindliche vorwiegend lymphoeyt~ire Infiltration. Regressive Ver/inderungen sind in den vielen unter- suchten Schnitten nicht zu erkennen. - - ]~'iir die erw&hnte makroskopische erkenn- b~re Riiekbi/dung ergibt das histologische Bild keine Unterlagen."

Die mikroskopisehe Unte r suehung liel3 also keinerlei I I inweise au f eine dureh Beschal lung bewirk te spezifisehe oder unspezffisehe Zerst6- rung des Tumorgewebes erkennen. Fre i l ich erfolgte diese Un te r suehung erst 4 Wochen naeh der le tz ten Behand lung zu einem Ze i tpunk t , in

582 HA~s W. ScJ~n)T: Ultraschall auf ein Basalzellenc~reinom am Hals.

dem der Organismus allenfalls zerst6rte Krebszellen bereits abgebaut haben k6nnte. Von Interesse ist, dag sieh der Charakter der Geschwulst gegeniiber dem urspriingliehen Bild insofern ge~ndert zu haben semen, als sieh jetzt vielfach Uberg~;nge yore Basalzellcarcinom zum Platten- epithelcarcinom zeigten. - - Es hatte demnach eine gradmS~gige Maligni- sierung stattgefunden.

Begreiflicherweise sehen wir Kleinstadti~rzte nieht das grote Kran- kengut der Kliniken, aber aueh aus Einzelbeobachtungen, die syste- matiseh verfolgt werden, kSnnen Erfahrungen gesammelt werden. - - Die intensive Beseh~llung des Basalzelleneareinoms am Hals bei einer alten Frau mit insgesamt 6 Std 40 rain (!) Besehallungszeit verteilt fiber mehrere Monate vermochte den Tumor also keineswegs zum Ver- schwinden zu bringen. Nach einer anf~ngliehen makroskopiseh erkenn- baren i~fickbildungstendenz des eareinomatSsen Gesehwiirs begann er- neutes mehr tumorartiges Waehstum, das dutch weitere Besehallung unbeeinflugt blieb. Es ist nieht ausgesehlossen, dag sogar Charakter- ~nderung des Careinoms in l~ichtung gr6gerer BSsartigkeit auf Konto der Besehallung kommt. - - Der Fall lehrt demnaeh Ms Einzelbeobaeh- tung in Best~tigung der bisherigen ErfMlrungen augerste Skepsis gegen- fiber der Anwendnng yon Ultrasehall beim Careinom. Es grit jedoeh aueh hier wie bei jedem neuen physikalisehen Verfahren weitere Beob. aehtungen zu sammeln und die Indikationsgrenze genau festzulegen. Ob eines Tages hierzu die BesehMlung gewisser maligner Tumoren geh6ren wird, wird die Zukunft lehren.

Literatur. HOR'r Klin. u. Fr~x. 1, 10 (1946). - - D~Eu: Vortr~g l~egensburg 27. Aug.

1947. - - D~sch. reed. t/dsch. 2, it. 7 (1948). - - BT:C~TALA: ~rztl. Wschr. 1948, Nr 2, 22.

Dr. H. W. Screen)% (13a) Naila/Ofr., Frankenwaldstr. 16.