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24 DISCOVERY 25 DISCOVERY von Sabine Schritt A n der pummeligen Venus von Wil- lendorf hätten Schönheitschirurgen von heute viel zu tun. Entspricht die steinerne Frauenfigur aus dem Jahr 25.000 vor Christus doch so gar nicht unserem Schönheitsempfinden. Mit ihrem extrem dicken Bauch, ihren grossen hängenden Brüsten und kurzen Beinen. «Es ist ein bisschen fragwürdig, mit unserem Begriff von Schönheit auf die historische Entwicklung zu schauen», sagt der Soziologe Professor Otto Penz. «Die Figur der Venus von Willendorf ist ja eher ein Sym- bol der Fruchtbarkeit. So kann man davon ausgehen, dass zu ihrer Zeit der Begriff Schönheit mit dem der Fruchtbarkeit gleichzusetzen war.» Der Schönheitsbe- griff ist dynamisch, er hat sich im Laufe der Geschich- te immer wieder verändert. Nicht nur verschiedene Kulturkreise, auch die unterschiedlichen historischen Epochen haben ihre ganz eigenen Schönheitsideale. Penz beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Wan- del der Schönheit im Laufe der Zeit und weiss: «Es flie- ssen immer soziale und geschichtliche Entwicklungen in den jeweiligen Schönheitsbegriff mit ein.» Das antike Griechenland beispielsweise war eine sehr kriegerische Gesellschaft. Es kam also auf körperli- che Kraft an. Es wundere daher nicht, so Penz, dass der Fokus der Schönheit erstens auf den Männern lag und zweitens kraftvolle und athletische Körper als schön galten. Es blüht bereits der Handel mit allem, was den Körper verschönte. Aus dem Griechischen stammt auch das Wort Kosmetik. Abgeleitet von kos- meo, was übersetzt ordnen oder schmücken bedeu- tet. Die Römer übernehmen die Schönheitsideale der Griechen. Doch schon viel früher, im Alten Ägypten, tobte ein wahrer Schönheitskult. Wandmalereien aus dieser Zeit zeigen fast ausnahmslos junge Frauen mit grossen Augen, vollen Lippen und ultraschlanker Taille. Beide Geschlechter schminken sich mit pflanzlichen oder mineralischen Zutaten. Im Christentum tritt die Körperlichkeit in den Hintergrund. Von innerer Schönheit ist die Rede. Trotzdem wird parallel zu die- ser Weltanschauung im Mittelalter körperliche Schönheit ge- radezu vergöttert. Schlanke, mädchenhafte Frauen mit weis- ser Haut, fülliger Taille, schmalem Becken und kleinen festen Brüsten verkörpern das Idealbild. Bei Frauen wie bei Männern sind lange, hellblonde lockige Haare ein wichtiges Schönheits- merkmal. Der Mann soll schmale Schultern und ein schmales Becken haben. Weisser Puder und dicke Hintern In der Renaissance wird wieder Wert auf Körperlichkeit gelegt. Haare spielen auch im 16. Jahrhundert eine wichtige Rolle, lockig und goldblond müssen sie sein. Immer wieder haben Dichter und Maler das jeweilige Bild von Schönheit dokumentiert. Die korpu- lenten Frauen auf den Gemälden des Barock-Malers Paul Peter Rubens aus dem 17. Jahrhundert sind weltberühmt. Wie die «Venus vor dem Spiegel» und «Die drei Grazien» zeigen alle Werke, dass Leibesfülle, ein dicker Busen und breite Hüften durchaus als schön galten. Zeigt sich in der Kunst vor allem nackte Haut, gilt es, sich im Leben stets korrekt zu kleiden. Die Frauen quetschen sich ab Mitte des 17. Jahrhunderts in en- ge Korsetts und polstern ihren Hintern, um die Männer mit Wes- pentaille und Sanduhrfigur zu beeindrucken. Die Haare werden stets hochgesteckt und mit Schleifen geschmückt. Aber auch die Männer legen Wert auf ihr Aussehen, hüllen sich in feine, seidene Stoffe. Die Haut wird weiss gepudert, die Wangen zinnoberrot betont. Nur bleiche Haut ist gesellschaftsfähig. Sie grenzt die Oberschicht von den sonnengebräunten Arbeitern ab. Im Rokoko tragen Mann und Frau stets weisse Perücken, die zusätzlich mit Mehl bestäubt werden. RUBENSFRAUEN MAGERMODELS oder Was ist schön? Athletische Figuren in der Antike, grazile, rundliche Formen in der Renaissance oder Leibesfülle im Barock. Was wir schön finden, ist immer auch ein Zeichen der Zeit, in der wir leben. «SCHÖNHEIT EINES DER SELTENEN WUNDER, DIE UNSERE ZWEIFEL AN GOTT VERSTUMMEN LASSEN.» Jean Anouilh (1910-1987), frz. Dramatiker Um 1613 malte der Künstler Peter Paul Rubens seine «Venus vor dem Spiegel» und dokumentiert damit auch das Schönheitsideal dieser Zeit.

Um 1613 malte der Künstler Peter Paul Rubens … · zeigen fast ausnahmslos junge Frauen mit grossen Augen, ... Zeigt sich in der Kunst vor allem nackte Haut, gilt ... kierten das

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DISCOVERY

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DISCOVERY

von Sabine Schritt

An der pummeligen Venus von Wil-lendorf hätten Schönheitschirurgen von heute viel zu tun. Entspricht die steinerne Frauenfigur aus dem Jahr 25.000 vor Christus doch so gar nicht

unserem Schönheitsempfinden. Mit ihrem extrem dicken Bauch, ihren grossen hängenden Brüsten und kurzen Beinen.

«Es ist ein bisschen fragwürdig, mit unserem Begriff von Schönheit auf die historische Entwicklung zu schauen», sagt der Soziologe Professor Otto Penz. «Die Figur der Venus von Willendorf ist ja eher ein Sym-bol der Fruchtbarkeit. So kann man davon ausgehen, dass zu ihrer Zeit der Begriff Schönheit mit dem der Fruchtbarkeit gleichzusetzen war.» Der Schönheitsbe-griff ist dynamisch, er hat sich im Laufe der Geschich-te immer wieder verändert. Nicht nur verschiedene Kulturkreise, auch die unterschiedlichen historischen Epochen haben ihre ganz eigenen Schönheitsideale. Penz beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Wan-del der Schönheit im Laufe der Zeit und weiss: «Es flie-ssen immer soziale und geschichtliche Entwicklungen in den jeweiligen Schönheitsbegriff mit ein.»

Das antike Griechenland beispielsweise war eine sehr kriegerische Gesellschaft. Es kam also auf körperli-che Kraft an. Es wundere daher nicht, so Penz, dass der Fokus der Schönheit erstens auf den Männern lag und zweitens kraftvolle und athletische Körper als schön galten. Es blüht bereits der Handel mit allem, was den Körper verschönte. Aus dem Griechischen stammt auch das Wort Kosmetik. Abgeleitet von kos-meo, was übersetzt ordnen oder schmücken bedeu-tet. Die Römer übernehmen die Schönheitsideale der Griechen. Doch schon viel früher, im Alten Ägypten, tobte ein wahrer Schönheitskult. Wandmalereien aus dieser Zeit zeigen fast ausnahmslos junge Frauen mit grossen Augen, vollen Lippen und ultraschlanker Taille. Beide Geschlechter schminken sich mit pflanzlichen oder mineralischen Zutaten. Im Christentum tritt die Körperlichkeit in den Hintergrund. Von innerer Schönheit ist die Rede. Trotzdem wird parallel zu die-ser Weltanschauung im Mittelalter körperliche Schönheit ge-radezu vergöttert. Schlanke, mädchenhafte Frauen mit weis-ser Haut, fülliger Taille, schmalem Becken und kleinen festen Brüsten verkörpern das Idealbild. Bei Frauen wie bei Männern sind lange, hellblonde lockige Haare ein wichtiges Schönheits-merkmal. Der Mann soll schmale Schultern und ein schmales Becken haben.

Weisser Puder und dicke HinternIn der Renaissance wird wieder Wert auf Körperlichkeit gelegt. Haare spielen auch im 16. Jahrhundert eine wichtige Rolle, lockig und goldblond müssen sie sein. Immer wieder haben Dichter und Maler das jeweilige Bild von Schönheit dokumentiert. Die korpu-lenten Frauen auf den Gemälden des Barock-Malers Paul Peter

Rubens aus dem 17. Jahrhundert sind weltberühmt. Wie die «Venus vor dem Spiegel» und «Die drei Grazien» zeigen alle Werke, dass Leibesfülle, ein dicker Busen und breite Hüften durchaus als schön galten. Zeigt sich in der Kunst vor allem nackte Haut, gilt es, sich im Leben stets korrekt zu kleiden.

Die Frauen quetschen sich ab Mitte des 17. Jahrhunderts in en-ge Korsetts und polstern ihren Hintern, um die Männer mit Wes-pentaille und Sanduhrfigur zu beeindrucken. Die Haare werden stets hochgesteckt und mit Schleifen geschmückt. Aber auch die Männer legen Wert auf ihr Aussehen, hüllen sich in feine, seidene Stoffe. Die Haut wird weiss gepudert, die Wangen zinnoberrot betont. Nur bleiche Haut ist gesellschaftsfähig. Sie grenzt die Oberschicht von den sonnengebräunten Arbeitern ab. Im Rokoko tragen Mann und Frau stets weisse Perücken, die zusätzlich mit Mehl bestäubt werden.

RubEnSfRauEnMagERMODElSoder

Was ist schön?

Athletische Figuren in der Antike, grazile, rundliche Formen in der Renaissance oder

Leibesfülle im Barock. Was wir schön finden, ist immer auch ein Zeichen der

Zeit, in der wir leben.

«SChönhEIt – EInES DER SEltEnEn WunDER, DIE unSERE ZWEIfEl an

gOtt VERStuMMEn laSSEn.»Jean Anouilh (1910-1987), frz. Dramatiker

Um 1613 malte der Künstler Peter Paul Rubens seine «Venus vor dem Spiegel» und dokumentiert

damit auch das Schönheitsideal dieser Zeit.

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Mit dem Beginn des bürgerlichen 19. Jahrhunderts geht Mann nicht mehr in bunten Seidenröcken sondern im grauen Anzug, der neue Inbegriff an Seriosität. Von nun an bestimmt Arbeit das Leben. Die Frau bleibt ihrer Wespentaille treu. Sie trägt lange Reifröcke und hat fortan nur eine Aufgabe: schön sein. Obwohl ja Schön-heit sehr subjektiv ist und bekanntlich im Auge des Betrachters liegt, treibt sie seit Jahrzehnten die Wissenschaftler um. Forscher meinen, dass es einige Dinge geben muss, die wohl alle Schönen gemein haben. Mal ist es die Durchschnittlichkeit eines Gesichtes, die die Attraktivität bestimmt, mal sind es Symmetrie und Propor-tionen. Das richtige Brust-Taille-Hüfte-Verhältnis soll ein Schön-heitsmerkmal sein. 90-60-90 als Mass aller Dinge. Doch das letzte Wort haben nicht die Attraktivitätsforscher. «Die längste Zeit in der Geschichte hat die gesellschaftliche Elite darüber bestimmt, was schön ist und was man sich unter Schönheit vorzustellen hat», sagt Penz. In einer Sklaven- und Feudalgesellschaft ging es den Bauern und Leibeigenen nicht um Schönheit. Bei Hofe dagegen sehr.

Schöne sind gesund, charakterstark, selbstbewusst und erfolg-reich. So ist die gängige Assoziation. «Inwieweit der Mensch diszipliniert ist, ob er Sport treibt, sich gesund ernährt, sind als

positive Attribute in der Tat am Körper scheinbar wie von selbst abzulesen», erklärt Penz. Das führe dazu, dass den Schönen auch immer ein guter Charakter zugeschrieben werde. «Es gibt aber auch negative Attribute, zum Beispiel blond gleich dumm oder dass schönen Männern immer noch nachgesagt wird, sie seien schwul.»

Was die Menschen als schön empfinden, sei im höchsten Masse kulturell geprägt. «Schönheit», sagt Penz, «ist auch immer ein Ab-bild der jeweiligen Gesellschaft.» Und dazu brauche man gar nicht so weit in die Geschichte zurückzuschauen, sondern nur mal die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Ende des 20. Jahr-hunderts vergleichen. Vornehme Blässe signalisiert noch Ende des 19. Jahrhunderts, dass die Frau es nicht nötig hat zu arbeiten. Auch der medizinische Mainstream ging in die Richtung, dass die Frau sich möglichst vor körperlichen Anstrengungen hüten sollte, weil dies der Fruchtbarkeit schaden könnte. «Das markiert einen ganz deutlichen Unterschied zum Ende des 20. Jahrhunderts, als sich in Medizin und Gesellschaft die Meinung durchgesetzt hat, dass es auch für die Frau nichts Gesünderes gibt, als Sport zu treiben», erklärt Penz. Und so wird auch die gebräunte Haut zu einem wichtigen Schönheitsattribut. Diese symbolisiert jetzt: Ich habe Freizeit und Geld, um meine Zeit am Strand oder beim Sport zu verbringen. «Wenn die Frau nicht die Möglichkeit gehabt hät-te, Sport zu treiben, hätte auch kein sportlicher Frauenkörper als vorbildhaft gelten können», so Penz. Das zeige ganz klar, dass kulturelle Voraussetzungen geschaffen sein müssen, damit eine bestimmte Körperlichkeit als attraktiv gelten könne.

Nur Jung kann schön seinNach dem Ersten Weltkrieg war die knabenhafte Gestalt in. Die Frauen legten das Korsett ab, die Sanduhrfigur kam aus der Mo-de. Kurze Haare, blasser Teint, schwarz umrandete Augen mar-kierten das schöne Frauengesicht in den 1920er Jahren. In den 1950er Jahren verzauberten die kurvigen Ideale der Nach-kriegs-Aufschwungszeit wie Marilyn Monroe oder Brigitte Bardot. «Dies war aber auch die einzige Epoche im 20. Jahrhundert, in der kurvige und etwas fülligere Frauen als vorbildhaft und ero-tisch galten», so Penz. Ein fülliger Körper veranschaulichte Wohl-stand. In dieser Zeit erscheinen auch die ersten Sex-Magazine für Männer. Die Vollweib-Frauen halten sich nicht lange am Schön-heitszenit. Der grösste Wandel im Zeichen der Schönheit bahnt sich an: die Jugendbewegung.

Schönheitsideale werden immer dünner und immer jünger. Das Magermodel Twiggy ist eine Ikone dieser Zeit. Vorbild für tausen-de junger Frauen, die dem Schlankheits- und Schönheitswahn nacheifern. «So eine radikale Jugendlichkeit des Schönheitsideals hat es in der Geschichte vorher noch nie gegeben», sagt Penz.

Otto Penz ist Adjunct Asso- ciate Professor am Depart-ment of Sociology, University of Calgary, und Lehrbeauf-tragter für Soziologie an der Wirtschaftsuniversität Wien und der Universität Wien. Er forscht seit vielen Jahren auf dem Gebiet der Schönheit. In seinem ersten Buch «Metamorphosen der Schönheit» untersucht er die gesell-schaftlichen Prozesse, die vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart zu unterschiedlichen Vorstellungen von schönen Kör-pern geführt haben. In seinem neuen Buch: «Schönheit als Praxis» thematisiert er das tägliche Bemühen um das eigene Aussehen und verknüpft es mit der Frage der sozialen Macht.

Otto Penz: «Schönheit als Praxis. Über klassen- und geschlechter-spezifische Körperlichkeit.»Campus Verlag, 2010, 205 Seiten

Otto Penz: «Metamorphosen der Schönheit. Zur Kulturgeschichte moderner Körperlichkeit.» Verlag Turia + Kant, 2001, 254 Seiten (derzeit vergriffen)

Der enorme Aufschwung der Jugendbewegung machte Jugend-lichkeit zur unabdingbaren Voraussetzung für Schönheit. Die Sechziger haben die Einstellung der Gesellschaft zu Nacktheit, Sexualität und Mode revolutioniert.

In den Achtziger Jahren nähern sich die Frauen dem Hosenan-zug, sie tragen hochgeschlossene Blusen und betonen und pols-tern sich die Schulterpartie, um sich dem männlichen Erschei-nungsbild anzugleichen. Soll heissen: Die Frauen entdecken die Möglichkeiten des beruflichen Aufstiegs für sich und setzen mit ihrer Emanzipationsbewegung bei den Männern damit ein ganz neues Schönheitsbewusstsein frei. Jetzt zählen nicht mehr nur deren Einkommen und Position. Die Frauen verdienen nun ihr ei-genes Geld, und die Männer müssen sich mehr Mühe geben mit ihrer Schönheit, um bei den Frauen zu punkten. Und die erobern langsam die Führungsetagen in Wirtschaft und Politik.

Männer müssen aufholenImmer mehr Menschen legen Hand an ihre Schönheit, sie arbei-ten täglich daran, möglichst perfekt auszusehen. Die Schönheits-industrie etabliert sich bereits in den 1960er Jahren und wächst parallel zum Jugendwahn. «Das Schönheitsbestreben dehnt sich langsam auf alles aus, was am Körper möglich ist», so Penz. Grosse Wachstumsraten zeigten sich vor allem im Bereich der Männerkosmetik. Die Veränderung der Geschlechterrollen hatte ein neues Schönheitsdenken und -handeln zur Folge, das sich bis heute stets gesteigert hat.

«Dass es den Menschen so wichtig ist, schön sein zu müssen, ist einerseits auf den Druck der Schönheitsindustrie und der Werbung zurückzuführen», sagt Penz. Andererseits spielten auch die visuel-len Medien, insbesondere das Fernsehen, eine wichtige Rolle im Diskurs der Schönheit. «Es ist fast unmöglich, sich der Ausbreitung von Schönheitsidealen und den allgegenwärtigen Schönheitsvor-bildern zu entziehen.» Was den Wunsch zur Folge habe, etwas an

seiner eigenen Attraktivität tun zu müssen, so Penz. «Im Prinzip setzt sich hier die Entwicklung der letzten 30, 40 Jahre fort.» Aber Penz beobachtet auch einige Gegenbewegungen. Modemagazine beispielsweise, die nicht mehr mit Magermodels arbeiten wollen, und Werbeagenturen, die die Schönheit des Alters entdecken. «Dass sich langsam die Meinung verbreitet, dass man auch im Alter schön sein kann, ist sicher dadurch bestimmt, dass unsere Gesellschaft massiv altert», so Penz.

Der Soziologe versucht, Schönheit als eine Handlungsressource zu begreifen, und hat in seinem neuen Buch «Schönheit als Praxis» untersucht, für wen Schönheit wirklich von Bedeutung ist. In zahl-reichen Interviews hat er herausgefunden, dass diejenigen, die in Berufen der Mittelschicht arbeiten, welche Attraktivität erfordern, einem besonderen Schönheitszwang ausgesetzt sind und gro-sse Anstrengungen unternehmen, um attraktiv auszusehen. «Das sind auch die Menschen, die den Schönheitsidealen am meis-ten nacheifern.» In den Berufsgruppen der höheren Klassen trete das Schönheitsideal hinter fachlichem Wissen deutlich zurück. «Attraktivität basiert dort auf anderen Kompetenzen. Es ist wich-tiger, seriös zu wirken als wirklich schön zu sein.»

«allES, WaS Man MIt lIEbE bEtRaChtEt,

ISt SChön.»Christian Morgenstern (1871-1914), dt. Lyriker

«DIE SChönhEIt DER DIngE lEbt In DER SEElE DESSEn,

DER SIE bEtRaChtEt.»David Hume, (1711-1776) Schottischer Philosoph

In Zeiten des Barock gingen Mann und Frau stets mit weiss gepuderter Perücke und feinen Kleidern. Die Frauen betonten ihre Taille und steckten den gepolsterten Hintern heraus.

Brigitte Bardot war das kurvige Schönheitsvorbild der 1950erJahre, kurz bevor der knabenhafte jugendliche Typ zum Inbegriff von Schönheit wurde.

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