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Um Himmels Willen

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Gemeinde in der "Endzeit" - Sieg oder Flucht?

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BRUNO ZIMMERLI

UM HIMMELS WILLEN ...

Die Gemeinde Jesu in der „Endzeit“ – siegreich oder auf der Flucht?

ID-DE-SIGN - Medien

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© 2009 by Bruno ZimmerliErschienen bei ID-DE-SIGN - Medien und mehr ...Fichtelgebirgsstr. 49, D-63454 HanauDie Bibelstellen sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der unrevi-dierten Elberfelder Übersetzung (1905) entnommen. Andere verwendete Bibelübersetzungen: ELB = Revidierte Elberfelder Übersetzung (1985)LUT = Luther Übersetzung (1912)SLT = Schlachter Bibel (1951)KJV = ins Deutsche übersetzt aus der King James Bibel (1850)Herstellung und Druck: ww.lulu.com ISBN 978-3-941596-01-6Für kostenlose Informationen über weitere Bücher und Artikel unseres Verlages, wenden Sie sich bitte an:

ID-DE-SIGN – Medien und mehr ...Fichtelgebirgsstr. 4963454 HanauEmail: [email protected] Internet: shop.id-de-sign.de2

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Danke

Meiner Frau Claudia für ihre Unterstützung in diesem Projekt und für die zahllosen Zeiten des Austausches, in denen mich ihre prophetische Offenbarung und ihr Herz für Gott zu vielen Gedanken inspiriert haben, die ich in

diesem Buch niedergeschrieben habe. Du bist das größte Geschenk Gottes in meinem Leben!

Auch an meine Kinder Dominic und Joana, die so oft auf ihren Papa verzichten müssen. Ihr seid die besten Kin-

der, die es gibt!

An Mauro und Susanna, in deren Haus im wunderschö-nen Piemont ich die nötige Ruhe und Atmosphäre gefun-

den habe, dieses Buch zu vollenden.

An die beste Gemeinde der Welt. Danke für all die Ermu-tigung, die ich von euch zu diesem Projekt erhalten

habe. Ihr seid wirklich Gottes Familie und es ist mir ein großes Vorrecht, euer Pastor zu sein.

All denen, die mir geholfen haben, den Traum dieses Bu-ches zu verwirklichen, durch praktische Hilfe, Ermuti-

gung oder finanzielle Unterstützung. Ihr seid die herrli-che und siegreiche Gemeinde, von der Gott geträumt

hat!

Und nicht zuletzt meinem Herrn und Erlöser Jesus Chris-tus, durch dessen Evangelium ich eine neue Schöpfung

bin, und dem ich von ganzem Herzen diene!

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VORWORTDieses Buch soll nicht in erster Linie ein theologisches Werk zum Thema Endzeit sein! Ich erachte mich selbst auch nicht als Experte zum Thema Eschatologie, obwohl ich mich in den letzten Jahren ein-gehend mit der Thematik befasst habe. Meine Absicht ist es auch nicht, Christen zu noch mehr Diskussionen über Lehrfragen anzure-gen. Der Grund, warum ich dieses Buch schreibe, ist ein leiden-schaftlicher Ruf an die Gemeinde Jesus unserer Tage, ihren Platz in der Welt und in der Gesellschaft wieder einzunehmen.Immer wieder beobachte ich mit einem unguten Empfinden, wie Prediger und Leiter in der Gemeinde unermüdlich die Wiederkunft Jesus propagieren, während die Voraussetzungen dafür bei weitem nicht erfüllt sind. Unzählige Bücherregale und Zeitschriftenmappen sind gefüllt worden mit prophetischen Auslegungen, Spekulationen und Weckrufen, dass das Ende gekommen sei. Prophetische Ankün-digungen aus dem Alten und Neuen Testament werden mit Hilfe der Tageszeitung und den Abendnachrichten ausgelegt. Viele dieser Werke sind inzwischen überholt und leider der Lächerlichkeit preis-gegeben. Wen wollen wir damit eigentlich beeindrucken? Denken wir wirklich, dass die Gemeinde dadurch motiviert wird, dass man ihr immer wieder klar macht, dass es schon fast zu spät ist? Ändert es den Zustand der Gemeinde? Ändert es die Tatsache, dass die meisten „überzeugten“ Christen kaum Einfluss auf diese Gesellschaft nehmen? Ändert es den Zustand, dass der große Teil der Gotteskin-der ganz passiv auf eine Entrückung wartet, die sie aus diesem mü-hevollen Erdendasein befreien wird? Ich bin überzeugt, dass, wenn wir unsere Sicht der Zukunft - unserer Zukunft! - nicht ganz neu vom Wort Gottes prägen lassen, unsere Botschaft in dieser Zeit un-gehört verklingen wird, weil wir immer noch - bewusst oder unbe-wusst - in die angstmachende Drohbotschaft der mittelalterlichen Kirche einstimmen, die über Jahrhunderte die Menschheit mit Schuldkomplexen und Angst vor dem Jenseits manipuliert hat.Lasst uns doch lieber die frohe Botschaft verkündigen. Sie lautet ganz einfach immer noch: Ändert euer Denken, denn das Reich Gottes ist nahe herbei gekommen! Hanau, im Dezember 2008

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INHALT

Vorwort......................................................................................................................................5

Inhalt...........................................................................................................................................7

Einleitung...................................................................................................................................9

Kapitel 1 – Mein REICH kommt!........................................................................................18Himmelreich oder Reich Gottes?.....................................................................................................18Gottes Herrschaftsbereich..................................................................................................................19Ist die Gemeinde und das Reich Gottes dasselbe?...................................................................19Dein Reich komme!.................................................................................................................................21Schöpfung, Fall, Erlösung, Wiederherstellung..........................................................................25Kapitel 2 – Die Wiederherstellung des Herrschaftsauftrages.................................30Ein neuer Anfang.....................................................................................................................................30Jesus, der Erbe der Nationen dieser Welt....................................................................................31Kapitel 3 – Das Evangelium des Reiches Gottes...........................................................33Hat Jesus eine Versager-Braut?........................................................................................................35„Ich komme wieder!“.............................................................................................................................36Kapitel 4 – Entrückungswahn!..........................................................................................39Der Ursprung.............................................................................................................................................44Du sollst nichts hinzufügen.................................................................................................................48Kapitel 5 – Hoffnungslos Dispensationalistisch...........................................................50Das Reich Gottes kommt später.......................................................................................................53Keine Hoffnung für diese Zeit?..........................................................................................................54Kapitel 6 – Das griechische Vermächtnis (Verhängnis)............................................56Dualismus - Plato oder die Bibel?....................................................................................................57Ist Gott Grieche oder Hebräer?.........................................................................................................59Kapitel 7 – Das Wesen des Reiches Gottes.....................................................................61Sichtbar oder „inwendig von euch“?..............................................................................................61Ist Gott ein Diktator?..............................................................................................................................63Die ganze Schöpfung wartet ..............................................................................................................65Manifestationen des Heils...................................................................................................................67Ein wachsender Einfluss .....................................................................................................................69Kapitel 8 – Entrückung oder Verwandlung?.................................................................74Wie in den Tagen Noahs.......................................................................................................................79Kapitel 9 – Die Eschatologie der Hoffnung....................................................................85

Kapitel 10 – Zeit und Zeiten...............................................................................................89Die Bibel – das Buch, das vom Himmel fiel?...............................................................................89Schau´ mal zurück!..................................................................................................................................91Kapitel 11 – Daniel und das Königreich Gottes............................................................97

Kapitel 12 – Daniels 70 Wochen.....................................................................................107DAS KÖNIGREICH: JETZT!................................................................................................................118Kapitel 13 – Die Endzeitreden Jesu...............................................................................1207

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Die 1. Frage: Wann wird dies sein?..............................................................................................120Die Antwort Jesus auf die erste Frage der Jünger: Mt 24, 4-22......................................127Kapitel 14 – Die grosse Trübsal......................................................................................144Während der Belagerung von Jerusalem ….............................................................................144Bei der Eroberung Jerusalems …...................................................................................................146Kapitel 15 – Das Kommen des Menschensohnes.......................................................150die zweite Frage der Jünger ............................................................................................................152Kapitel 16 – Der Tag des Herrn......................................................................................163Die dritte Frage der Jünger..............................................................................................................163Kapitel 17 – Neuer Himmel, neue Erde!?.....................................................................168

Kapitel 18 – Wo um alles in der Welt ist der Himmel?............................................172

Ein Volk ohne Vision geht zugrunde.............................................................................180

Schlusswort..........................................................................................................................182

Anhang A – Die Offenbarung: Ein Buch mit sieben Siegeln?..................................184Ein Buch der Ermutigung für die erste Gemeinde................................................................184Bibeltreu = Wörtlich?..........................................................................................................................184Ein prophetisch-poetisches Buch.................................................................................................188Vergangenheit oder Zukunft?.........................................................................................................190Anhang B – Wann wurde die Offenbarung geschrieben?........................................197

Anhang C – Bibliographie.................................................................................................204

Anhang D – Anmerkungen...............................................................................................205

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EINLEITUNGDie Bibel ist ein Buch des Sieges, ein Buch des Glaubens und der Hoffnung! Sie beschreibt den Sieg des Guten über das Böse, den Sieg des Himmels über die Hölle, den Sieg der Erlösung über die Sünde, den Sieg der Kinder Gottes über Satan und den Sieg des Evangeli-ums in der ganzen Schöpfung. Während die Gemeinde diese Wahr-heit des Sieges im Leben des einzelnen Gläubigen immer mehr zu verstehen und zu praktizieren beginnt, blieb bisher ein Gebiet da-von meist unberührt: die Eschatologiei. Ich bin als Sohn eines Predigers – so nannte man die Leiter von Ge-meinden damals - in einer Pfingstgemeinde der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts aufgewachsen. Dazu muss ich sagen, dass ich Gott und meinen Eltern für dieses Erbe von ganzem Herzen dankbar bin. Neben der Lehre über die Geistestaufe und die Geis-tesgaben war immer wieder das Thema „Endzeit“ tonangebend. Be-sonders bei Evangelisationen wurde die baldige Wiederkunft Jesus häufig erwähnt. Der Satz „Jesus kommt bald! Bist du bereit?“, war schon fast zum Schlachtruf geworden. Das Thema „Entrückung“ sorgte in meinem jungen Leben so manches Mal für eine ehrfürchti-ge Gänsehaut. Natürlich wollte keiner von uns - ich habe noch vier weitere Geschwister - zurückbleiben, wenn der Herr kommt. So ge-schah es nicht nur einmal, dass wir als Kinder zu Hause ängstlich auf die verspätete Rückkehr unserer Eltern von der Gebetsstunde warteten, in der bangen Hoffnung, dass die Entrückung noch nicht gewesen sei. Im Lauf meiner christlichen Erfahrung bin ich immer wieder lieben Mitgläubigen begegnet, die von großer Angst und Sorge geplagt schienen, wenn es um das Thema Endzeit ging. „Werde ich wohl ge-nug Kraft haben in der Verfolgung der „großen Trübsal“? Was ist, wenn ich als Märtyrer sterben muss? Werde ich meinen Glauben wi-derrufen oder Jesus treu bleiben? Werde ich wirklich bereit sein, wenn Jesus kommt?“Da ich mich bei diesem Thema nie wohlfühlte, trat es in meinem Be-wusstsein allmählich immer mehr in den Hintergrund. Ich beschäf-tigte mich mehr mit anderen, viel freudigeren und angenehmeren Themen des Wortes Gottes. Schließlich rief Gott mich in seinen 9

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Dienst und ich begann mein Studium an einem theologischen Semi-nar. Auch in dieser Zeit widmete ich dem Thema Endzeit nicht mehr Aufmerksamkeit als gerade nötig. So fiel es mir nicht im Traum ein, Studienkurse wie „Eschatologie“ oder „biblische Prophetie“, die als Wahlfächer angeboten wurden, zu belegen. Stattdessen bewegten uns Themen wie „körperliche Heilung“ oder „Befreiung von dämoni-schen Bindungen“ und natürlich mussten wir uns mit der damals ge-rade in Deutschland aufbrechenden Glaubensbewegung auseinan-dersetzen. Eines hat mich schon damals bewegt und wird mich im-mer antreiben: Ich möchte genau dort sein, wo der Heilige Geist mit seinem lebendigen, erfrischenden und erneuernden Wirken im Leib Jesus an der Arbeit ist.Schon vor meiner Zeit auf der Bibelschule war landauf und landab in Predigten, Konferenzen und Seminaren immer mehr zu hören von der „herrlichen Gemeinde“. Eine regelrechte Lobpreis- und Anbe-tungs-Welle schwappte über die charismatisch-pfingstliche Gemein-delandschaft. Während manche in abschätzigem Ton die verschiede-nen Wellen als geistliche Modetrends kritisieren, glaube ich, dass diese Wellen gottgegeben und sehr wirksam sind. Die Flut kommt durch Wellen! Und das erwarten wir: die Herrlichkeit Gottes, die die Erde bedeckt, wie die Wasser das Meer. Im Zuge der damaligen Lob-preiswelle hörte ich zum ersten Mal etwas von der Wiederherstel-lung der Hütte Davids und davon, dass es Gottes Absicht sei, die gan-ze Erde mit seiner Herrlichkeit zu erfüllen. „Der Bräutigam kommt wieder, für eine herrliche Braut“. Diese Botschaft packte mich und wurde in mir zu einem tiefen Verlangen: ich möchte dabei helfen, dass diese Gemeinde herrlich wird. Ich kann mich noch sehr gut an einen Moment in einem Gottesdienst auf der Bibelschule erinnern, als wir während einer Anbetungszeit ein Lied sangen, von dem eine Zeile hieß: „... herrlich schreitet seine Braut einher“. Während ich diese Worte sang, packte mich der Heilige Geist mit einem starken Weinen unter einer Fürbittelast, so dass ich in meinem Herzen schrie: „Aber Herr, deine Braut ist doch alles andere als herrlich! Lass´ sie herrlich werden!“Während mein Herz immer mehr für die herrliche und siegreiche Gemeinde entbrannte, drängte ich unbewusst immer wieder die lei-sen Anfragen meiner eschatologischen Prägung zurück. Doch war ich mir stets der Diskrepanz bewusst, mit der ich mich nicht zu be-fassen wagte. Sie lautete ungefähr so:10

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Wenn die Gemeinde herrlich sein wird, warum muss sie sich dann aus Angst vor dem Zeichen des Tieres im Wald verstecken? Wenn die Gemeinde siegreich sein wird, warum muss Gott sie dann in einer Rettungsaktion „entrücken“, um sie vor dem totalen Untergang zu bewahren? Wenn die ganze Erde voll sein wird mit der Herrlichkeit des Herrn, wo bleiben dann der Antichrist und sein satanisches Weltreich?Man könnte noch einige Fragen hinzufügen. Ich denke jedoch, dass diese genügen, um das Wesen der von mir empfundenen Diskrepanz aufzuzeigen. Es geschah vor ca. vier Jahren, dass ich sehr deutlich hörte, wie Gott mich rief: „Studiere mein Wort in Bezug auf die End-zeit!“ Das vorliegende Buch ist das Resultat dieses Studiums. Ich war überrascht, als ich zu entdecken begann, dass das Thema Endzeit nicht irgendein unbedeutendes Randthema ist, über das man ruhig unterschiedlicher Meinung sein kann. Unsere Überzeugungen vom Ende sind sehr wohl prägend und bestimmend für unser momenta-nes Handeln. Vielleicht, lieber Leser, bewegen dich auch ähnliche Fragen, wie ich sie oben formuliert habe. Eventuell hast auch du die Schlagzeilen und -worte über die „herrliche Gemeinde“ in manchen Predigten und Konferenzen gehört, aber nie wirklich tiefere Erklä-rungen dazu bekommen. Sollte dies der Fall sein, dann hoffe ich, dass dieses Buch dir einige Antworten geben wird.Der Leser wird bald feststellen, dass ich in diesem Buch nicht in ers-ter Linie versuchen werde, einzelne Aussagen der Endzeitreden oder biblischer Prophetie zu nehmen, um sie irgendeinem zukünfti-gen Ereignis zuzuordnen. Dieses Vorgehen wird leider allzu oft von Endzeitlehrern angewendet. Dabei entstehen zwar packende und spannende Romane, mit denen man auch gut Geld verdienen kann. Doch kein ernsthafter Theologe wird die Bibel mit der Abendzeitung auslegen. Mein Anliegen ist ein anderes: um den Plan Gottes mit der Erde zu verstehen, müssen wir sein Wesen, sein Herz und seine Ab-sichten (er)kennen. Ich versuche, mit diesem Buch zuallererst dar-über Einsicht zu schenken. Nur wenn wir die allgemeinen und grundsätzlichen Gedanken Gottes verstehen, können wir daraus auf

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die Bedeutung einzelner Ereignisse schließen und die Aussagen der Bibel richtig einordnen. Dieses Prinzip möchte ich am Beispiel des vor einiger Zeit in den Ki-nos gezeigten Films „Die Passion Christi“ von Mel Gibson verdeutli-chen. Der Film zeigt auf eindrückliche und realistische Weise die konkreten Ereignisse um die Kreuzigung und das Leiden Jesus. Lei-der konnten viele Kinobesucher diesen Film nicht verstehen, weil sie nur sahen, WAS geschah, aber nicht verstanden, WARUM es ge-schah. Erst im Licht von Gottes Wesen der selbstlosen und bedin-gungslosen Liebe einerseits und der absoluten Gerechtigkeit und Heiligkeit andererseits, kann man die Notwendigkeit eines solch blutigen Opfers verstehen. So ist es auch mit den Einzelaussagen der Offenbarung und der Endzeitreden Jesus. Nur durch eine tiefe Er-kenntnis über das Wesen und die Absichten Gottes kann Licht in diese oft schwer verständlichen Aussagen kommen und wir können plötzlich Zusammenhänge verstehen, die uns zuvor verschlossen waren. Deshalb möchte ich zuallererst etwas über den Charakter und die grundlegenden Absichten und Gedanken Gottes vermitteln.Erst in zweiter Linie werde ich versuchen, einzelne Aussagen der Bi-bel über die Endzeit verständlich zu machen. Dass meine Auslegun-gen in vielem von den gängigen evangelikalen und charismatischen Auslegungen abweichen, möchte ich jetzt schon erwähnen. Wäre dies nicht der Fall, gäbe es keine Notwendigkeit für dieses Buch.Zum Schluss dieser Einleitung muss ich unbedingt erwähnen, dass ich mehr denn je von der herrlichen Gemeinde der Endzeit über-zeugt bin. So wie ein mit uns verbundener Missionar und Apostel aus Mexiko zu pflegen sagt: „God's planning on winning!“ (Gott hat vor, zu gewinnen). Bei allem „Gemeindefrust“, der sich mancherorts in unserer Zeit breit macht, glaube ich zutiefst, dass es am Ende nur EINE wirklich große Erfolgsstory auf der ganzen Erde geben wird, nämlich die von Jesus Christus und seiner Gemeinde! Zugegeben, im Moment sehen wir die herrliche Gemeinde noch nicht in ihrer vollen Pracht. Doch was hindert uns, gerade deswegen für eine neue Refor-mation aufzustehen!

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TEIL 1:

DAS REICH

GOTTES

Unser Vater in dem Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel. Unser täglich Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie wir unseren Schuldigern vergeben. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen!15

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KAPITEL 4 – ENTRÜCKUNGSWAHN!Es gibt eine Krankheit unter Christen, die in ihren Auswirkungen noch viel schlimmer ist als AIDS oder die Maul- und Klauenseuche in der Tierwelt. Viele, besonders evangelikale und pfingstlich-charis-matische Christen, sind ihr erlegen.Diese Krankheit ist der Grund, dass evangelikale Christen kaum in die Gestaltung unserer Gesellschaft involviert sind. Sie bauen kaum Schulen – und wenn, dann nur, um ihre Kinder vor dem bösen Ein-fluss an den weltlichen Schulen zu schützen. Der Gedanke, dass es christliche Schulen geben könnte, an denen bewusst jungen Men-schen biblische Wahrheiten und Werte vermittelt werden, um sie zu prägen und als wiedergeborene Christen zu integrieren und zu selbstbewussten und gerechten Führungskräften für alle Bereiche der Gesellschaft heranzubilden, liegt ihnen völlig fern. Dies ist auch der Grund, weshalb evangelikale Christen kaum Wert auf Immobilienbesitz legen (obwohl der Herr sagt, dass die Gerech-ten das Land und die Sanftmütigen das Erdreich besitzen werden), beziehungsweise keine einflussreichen Geschäfte und Firmen auf-bauen und auch nicht bestrebt sind, in Führungs- und Management-positionen der Firmen und Konzerne dieser Welt zu kommen, um dort prägend und gestaltend mitzuwirken. Eben darum sind auch nur sehr wenige evangelikale Christen in füh-renden Positionen in der Politik zu finden, um so den Werdegang unserer Nationen zu beeinflussen. Was ist das für eine Krankheit? Ich nenne sie den „Entrückungs-Wahn“!Wenn ich mit Sicherheit wüsste, dass ich nur noch eine kurze Zeit zu leben hätte, - oder noch tragischer: dass nur noch eine kurze Zeit bleibt, bis die Welt untergeht, würde ich dann noch ein Haus bauen? Würde ich mich noch um „weltliche“ Dinge, wie meine Karriere oder Ausbildung, kümmern? Mit Sicherheit nicht! Genau das ist das Fatale an dieser ganzen Geschichte. Die Gemeinde ist gelähmt und gefesselt im Entrückungswahn! 38

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Als Ende der 60er-Jahre in den USA die Jesus-People Bewegung ent-stand, wurden Tausende jugendlicher Hippies mit dem Evangelium erreicht. Tragischerweise war der in dieser Bewegung weitverbrei-tete Schlachtruf „Jesus kommt bald!“ auch damals kein Segen, son-dern eher das Gegenteil. Viele junge Leute der Jesus-People-Bewe-gung wurden gelehrt, dass sie sich nicht mehr um „weltliche“ Dinge, wie Ausbildung, Heiraten, Kinder und Familie kümmern sollten, da Jesus sehr bald kommen würde. So wurde diese desillusionierte Ge-neration Jugendlicher auch noch jeglicher Vision durch ihre neuen geistlichen Leiter beraubt. Alles, was sie planten, war ein Besuch des nächsten christlichen Rockkonzerts, zu evangelisieren und Traktate zu verteilen, um noch einige auf dem Evangeliums-Zug mitzuneh-men, der angeblich schon angerollt war. Manche ihrer Lieder brach-ten das zum Ausdruck. Ich kann mich noch sehr gut in meiner frü-hen Kindheit an das Lied „Get on board“ erinnern, in dem eingela-den wurde, auf den „Gospel- Train“ aufzuspringen. Als der Zug je-doch auch viele Jahre später noch nirgendwo angekommen und Je-sus nicht wiedergekommen war, und die Entrückung nicht stattge-funden hatte, waren viele der ehemaligen brennenden jungen Chris-ten enttäuscht und desillusioniert. Welch seltsame Blüten der Entrückungswahn treibt, ist aus einer Geschichte zu sehen, die tatsächlich in der Gemeinde passierte, in der ich zum Glauben an Jesus Christus gefunden hatte. In dieser Ge-meinde gab es einen gottesfürchtigen Diakon, der schon viele Jahre mit dem Herrn lebte. Zur Zeit meiner Kindheit war er bereits zum zweiten Mal verheiratet. Während seiner ersten Ehe war die Erwar-tung der Entrückung durch Predigten und Bücher in unserer Ge-meinde sehr groß. Es war die Zeit, in der meine Mutter noch eine unverheiratete und junge Frau war. Dieser besagte Diakon sprach nun wiederholt die jungen Frauen in unserer Gemeinde an und sag-te ihnen sinngemäß etwa Folgendes: „Ihr braucht euch gar keine Ge-danken mehr ums Heiraten zu machen. Der Herr kommt bald! An-statt an so weltliche Dinge wie Heiraten zu denken, sollt ihr euer Le-ben lieber ganz dem Herrn weihen und ihm dienen, dass noch viele errettet werden, bevor er wiederkommt.“ Als dann einige Zeit spä-ter seine Frau starb, war er der erste, der wieder heiratete. War es ein Wunder, dass die jungen Frauen unserer damaligen Gemeinde, die ganz verunsichert und beinahe mit schlechtem Gewissen doch immer wieder daran dachten, einen Mann zu finden und zu heiraten, 39

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unseren lieben Diakon nicht mehr all zu ernst nahmen? Es ist ihnen nicht zu verübeln, dass sie öfter ´mal hinter seinem Rücken mit dem Finger an die Schläfe zeigten. Gott sei Dank sind sie alle verheiratet, haben Familien gegründet und Kinder zur Welt gebracht.Einer der Widersprüche, in die sich die populäre Eschatologieiii tief verstrickt hat, ist der Brauch, anhand von Zeichen der Zeit die Wie-derkunft Jesus als unmittelbar bevorstehend zu bezeichnen. Nun, die Bibel ist sehr klar darüber, dass niemand wissen kann, wann die Wiederkunft Jesus sein wird. Sie kann aber nur überraschend und unmittelbar sein, wenn es dafür keine Zeichen gibt. So wird einer-seits die Unvorhersehbarkeit seiner Wiederkunft propagiert, und gleichzeitig über alle möglichen Anzeichen dafür spekuliert. Die Ursache für diese Unsitte ist in einer falschen Interpretation der „Endzeitreden“ Jesus zu suchen, in denen Jesus von Zeichen spricht, die die Jünger deuten sollen. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Zeichen seiner Wiederkunft, sondern um die Zeichen, die ein ganz bestimmtes Ereignis in der Geschichte einleiten würden: das Gericht über Israel und die Zerstörung Jerusalems und des Tempels. Als Jesus im späteren Verlauf von Mt. 24 (ab Vers 35) auf das Ende der Welt und seine Wiederkunft zu sprechen kommt, sagt er klar und deutlich, dass es dafür keine Zeichen geben wird. Dieser ständige Versuch, anhand von Zeichen die Entrückung vor-herzusagen, ist ein Widerspruch in sich selbst und hat im Lauf der Jahre zu manchen peinlichen Äußerungen und Veröffentlichungen geführt.Die beliebteste von ihnen ist die Geschichte mit dem Feigenbaum. In seinen Endzeitreden spricht Jesus wiederholt davon, dass die da-mals lebende Generation all die Ereignisse, von denen er sprach, se-hen und erleben werde. Da die populäre Eschatologie jedoch in die-sen Aussagen die Geschehnisse am Ende der Zeit beschrieben sieht, ergibt sich daraus ein Problem. Da Jesus direkt vor seiner Äußerung über die Generation, die nicht vergehen wird, vom Feigenbaum spricht, werden daraus wilde Spekulationen abgeleitet. Der blühen-de Feigenbaum - so die populäre Eschatologie - sei der Staat Israel, der wieder entsteht. Die Generation, die die Gründung des Staates Israel erlebt, wäre die Generation, in der Jesus wiederkommt. Eine Generation dauert nach Übereinstimmung aller Bibelausleger 40, maximal 50 Jahre. Der Staat Israel wurde im Jahre 1948 gegründet. 40

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Spätestens 1998 hätte demnach die Entrückung stattfinden müssen. Edgar C. Whisenant, ein amerikanischer Prediger und Lehrer, schrieb dazu ein Buch mit dem Titel „88 Reasons why the rapture could be in 1988“ (88 Gründe warum die Entrückung 1988 gesche-hen könnte). Er legte in einem umfangreichen Werk diese abenteu-erliche Interpretation des Wortes Jesu dar, und sagte mit großer Be-stimmtheit die Entrückung für das Jahr 1988 voraus. Wohlgemerkt, dies war ein wiedergeborener, evangelikaler Christ, kein Zeuge Je-hovas! Als Jesus 1988 nicht kam, schrieb er einige Passagen in sei-nem Buch um und erklärte, dass er sich um ein Jahr geirrt hätte. Er sagte in seiner Neuauflage nun das Jahr 1989 als Zeitpunkt voraus, verkaufte wieder Tausende seiner Bücher und täuschte sich wieder-um. Auch Hal Lindsey, ein bekannter Endzeit-Autor, sprang auf die-sen Zug auf und schrieb ein Buch mit dem Titel „1980’s: Countdown to Armageddon“ (Die 80er Jahre: Der Countdown für Harmagedon). Viele weitere Artikel, Bücher, Predigten und Zeitschriften verkün-digten diese Lehre vom Feigenbaum und sie alle irrten sich gewaltig. Sie entsprangen nicht klarer und sauberer biblischer Auslegung, sondern dem Entrückungswahn. Heute, fast 60 Jahre nach der Staatsgründung Israels, hat(te) keiner die Aufrichtigkeit und die Zi-vilcourage, zu den Fehlprognosen zu stehen und sich bei den vielen hinter das Licht geführten Christen zu entschuldigen. Stattdessen wendet man sich neuen Ereignissen der Weltgeschichte und weite-ren abenteuerlichen Bibelauslegungen zu.Auch manche deutsche Autoren ließen sich von diesen Spekulatio-nen mitreißen. Klaus Gerth veröffentliche 1982 ein Buch mit dem Titel: „Der Antichrist kommt. Die 80er Jahre - Galgenfrist der Menschheit?“. Ohne „haarspalterisch“ sein zu wollen, impliziert doch der Titel dieses Buches meines Erachtens, dass der Autor den Auftritt des Antichristen noch in den 80er Jahren erwartet hat. Im Buch werden zahlreiche politische Entwicklungen vorausgesagt, alle beseelt von der Vorstellung, dass am Ende der 80er Jahre die Wie-derkunft Jesus sein müsste. So wird beispielsweise der unaufhaltsa-me Vormarsch des Kommunismus und der UDSSR vorausgesagt. Die „Große Trübsal“ stand laut Meinung des Autors unmittelbar bevor. „Ich bin überzeugt, dass es nur noch wenige Jahre dauert, bis diese Drangsal unser Leben beeinflussen wird.“ (Gerth, S. 146) Er ist wei-terhin der Meinung, dass in wenigen Jahren die Ölvorräte der Welt zu Ende sein werden, der Antichrist bereits irgendwo lebt, innerhalb

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von 5 Jahren alle arabischen Staaten eine Atombombe besitzen wer-den und die Sowjetunion bald Israel angreifen wird. All diese Vor-aussagen haben sich nicht erfüllt. Manchmal ist genau das Gegenteil davon eingetreten. Ein weiterer Verkündiger katastrophaler Voraussagen ist David Wil-kerson. Insbesondere sein Buch „Die Vision“ war auch in deutsch-sprachigen Gemeinden ein Bestseller. Er selbst schreibt in seinem Buch, dass er an seinen eigenen Aussagen geprüft werden möchte. Mit allem Respekt einem gesegneten Mann Gottes gegenüber, möch-te ich seiner Aufforderung hier in den nächsten Zeilen meines Bu-ches nachkommen. Der Untertitel zur deutschen Ausgabe lautet: „Eine Prophezeiung über die Endzeit - Dinge, die jetzt geschehen!“. Jeder Leser dieses Titels muss davon ausgehen, dass der Autor da-von überzeugt ist, dass die in seinem Buch beschriebenen Ereignisse in der jetzigen Zeit – das Buch erschien 1974 – bereits geschehen. „Viele Voraussagen dieser Vision haben sich in der Zwischenzeit schon erfüllt; andere werden in naher Zukunft in Erfüllung gehen; und noch andere in den Jahren, die vor uns liegen.“ (Wilkerson, S. 5) Es kann sich laut eigener Aussage des Autors also maximal um Jahre han-deln, bis sich alles, was in diesem Buch steht, erfüllt haben soll. Als Erstes sagte er einen völligen Zusammenbruch der Weltwirt-schaft voraus. „Eine weltweite wirtschaftliche Verwirrung liegt un-mittelbar vor uns.“ (Wilkerson, S. 19) Weiter sagt Wilkerson: „Ich glaube, wir werden den Zusammenbruch einiger der größten und be-kanntesten Industriegesellschaften miterleben. Die meisten christli-chen Radio- und Fernsehprogramme wird man einstellen müssen.“ (Wilkerson, S. 22) All dies ist so nicht eingetreten. Im Gegenteil: heu-te gibt es mehr christliche Radio- und Fernsehprogramme als je zu-vor.Das Zweite, was Wilkerson voraussagt, sind drastische Wetter- und Umweltkatastrophen. Ein schreckliches Erdbeben, noch größer als das große Erdbeben in San Francisco, soll die USA erschüttern. Es ist nicht geschehen. Amerika werde eine Hungerkatastrophe erleiden: „Die Lebensmittelvorräte der USA werden dahinschwinden, und zwar hauptsächlich der Dürreperioden und Überschwemmungen wegen, die dieses Land treffen. Weizen, Reis und Sojabohnenvorräte werden total aufgebraucht, und die Nachfrage nach Korn, Reis und Weizen wird nicht mehr befriedigt werden können.“ (Wilkerson, S. 43) Mit 42

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noch konkreteren Zeitangaben sagt er weiterhin voraus: „Es wird immer häufiger Überschwemmungen, Hagel, Wirbelstürme und Orka-ne geben. Mehr als ein Drittel der USA z.B. wird man in einigen Jahren zum Katastrophengebiet erklären müssen.“ (Wilkerson, S. 45) Auch dieses hat sich so nicht ereignet.Wilkerson beschreibt im weiteren Verlauf des Buches Entwicklun-gen der sexuellen Perversion und des Drogenmissbrauchs, die sich schon zu seiner Zeit abzeichneten und zugegebenermaßen ein Pro-blem unserer Zeit darstellen. Dann sagt er eine Christenverfolgung im Westen durch eine Super-Weltkirche voraus, die öffentliche Verkündigung des Evangeliums im Fernsehen werde bald verboten sein und durch die enorme Ver-folgung werden sich alle Christen in einer großen Einheitsbewegung zusammenschließen, ihre Unterschiede vergessen und sich nur noch auf ein Thema konzentrieren: die Wiederkunft Jesus. Auch das ist so niemals eingetreten.Obwohl das Buch millionenfach verkauft wurde, hat es dem Leser keine wirkliche Hilfe geboten, sondern führte nur zu falschen Er-wartungen und bei manchen zu Angst und Schrecken. Die Reihe der nicht eingetroffenen Vorhersagen könnte endlos fort-gesetzt werden. Ich verzichte hier darauf. Mit meinen Aussagen möchte ich mich keineswegs über gesegnete Männer Gottes lustig machen. Darf man diese schwerwiegenden Irrtümer aber einfach totschweigen? Genau dies geschieht meines Erachtens in evangeli-kalen Kreisen, da es für uns selbst ein äußerst peinliches Thema ist. Doch hilft uns dies wirklich weiter? Sollten wir nicht aus den Feh-lern lernen? DER URSPRUNGIch möchte hier einige Tatsachen über die Herkunft der zumeist in evangelikalen Kreisen verbreiteten populären Eschatologie weiter-geben. Zuerst ist festzustellen, dass diese Art der eschatologischen Auslegung relativ jung ist. Sie verbreitete sich durch das Erscheinen der Scofield-Bibel, deren Anmerkungen von dieser Sichtweise ge-prägt waren, wie ein Lauffeuer in der evangelikalen Welt. Obwohl der Prämillennialismus durchaus eine in der Kirchenge-schichte verwurzelte Sichtweise war (historischer Prämillennialis-43

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mus), so ist doch der „dispensationalistische Prämillennialismusiv“, wie wir gleich sehen werden, eine relativ junge Lehre. Um das zu be-legen, müssen wir ein wenig in die Kirchengeschichte hineinschau-en.LUTHER, ROM UND DIE JESUITENNicht nur die Erkenntnis der „Gerechtigkeit aus Glauben“ war die treibende Kraft der Reformation unter Martin Luther. Es gab ein wichtiges, zweites Standbein der Reformation, ohne das Martin Lu-ther wohl nie gewagt hätte, gegen Rom aufzustehen. Es war die Er-kenntnis darüber, dass Rom „die Hure Babylon“ ist und das Papst-tum „der Antichrist“. Luther schrieb darüber in zahlreichen Schrif-ten, die bekannteste darunter war wohl „Die Hure Babylon“. Diese Auslegung der Offenbarung wird heute als „Historizismusv“ bezeich-net.Die Reformation nahm ihren Lauf und für Rom entstand großer Schaden. Die bisherige Taktik der Inquisition konnte die römische Kirche nicht mehr weiter führen, denn Luther hatte sie ja eindeutig als „trunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blute der Zeu-gen Jesus“ identifiziert.1 Rom musste nun eine andere Taktik entwi-ckeln. Das Konzil zu Trient – in dem über 300 Bannsprüche gegen die Reformation verfasst wurden – leitete im Jahr 1545 die soge-nannte Gegenreformation ein. Der Jesuitenorden, der einige Jahre zuvor von Ignatius von Loyola gegründet worden war, wurde kur-zerhand zum Werkzeug der Gegenreformation umfunktioniert. Nicht mehr blutige Verfolgung mit scharfem Schwert sollte nun die Taktik gegen die „Ketzer“ sein, sondern durch Predigt und Lehre, durch Bücher und Schriften sollten die abtrünnigen Gläubigen wie-der in den Schoß der Kirche zurückgebracht und der Protestantis-mus zerstört werden. So nahmen (und nehmen noch heute) die Je-suiten insbesondere an Schulen, Universitäten und anderen öffentli-chen Einrichtungen stark Einfluß. Unter anderem musste ja die his-torische Sicht der Offenbarung (in der Rom und der Papst als Anti-christ dargestellt wurden) wieder aus dem Gedächtnis der Leute ge-löscht werden.1 Off 17,644