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Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Matth. 28, 19. 20 Chri s tian Unity Press York, Nebraska 15. März 2004 110. Jahrgang Nr. 6 Einst, als sie die Balken querten, daß das Kreuz gezimmert sei, Christus dann damit beschwerten, warst auch du dabei: Als beim Schlag mit Eisenstiften sich sein Körper qualvoll wand, und beim frechen Kreuzbeschriften half auch deine Hand. Klingt dir nicht der Hohn der Menge heut noch schauerlich im Ohr? Und bei diesem Spottgedränge stands auch du im Chor. Deiner Sünden Schuldgewichte – Leser, wußtest du das schon? – hämmerten die Leidgeschichte für den Gottessohn. Und dann kam sein Todermatten! Sein Gebets- und Siegesschrei riß uns aus dem Höllenschatten – du warst auch dabei! Beugt dir das nicht deinen Nacken, was an Liebe da geschah? Sollte das dein Herz nicht packen, dieses: Golgatha? Otto Bamberger warst auch dabei UND DU

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115. März 2004

Darum gehet hin

und lehret

alle Völker

und taufet sie

im Namen

des Vaters

und des Sohnes

und des Heiligen

Geistes,

und lehret sie

halten alles,

was ich euch

befohlen habe.

Matth. 28, 19. 20

Christian Unity PressYork, Nebraska

15. März 2004110. Jahrgang Nr. 6

Einst, als sie die Balken querten,daß das Kreuz gezimmert sei,Christus dann damit beschwerten,warst auch du dabei:

Als beim Schlag mit Eisenstiftensich sein Körper qualvoll wand,und beim frechen Kreuzbeschriftenhalf auch deine Hand.

Klingt dir nicht der Hohn der Mengeheut noch schauerlich im Ohr?Und bei diesem Spottgedrängestands auch du im Chor.

Deiner Sünden Schuldgewichte –Leser, wußtest du das schon? –hämmerten die Leidgeschichtefür den Gottessohn.

Und dann kam sein Todermatten!Sein Gebets- und Siegesschreiriß uns aus dem Höllenschatten –du warst auch dabei!

Beugt dir das nicht deinen Nacken,was an Liebe da geschah?Sollte das dein Herz nicht packen,dieses: Golgatha? Otto Bamberger

warst auch dabeiUND DU

2 Evangeliums Posaune

„Und die Kriegsknechte flochten eine Krone von Dornenund setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpur-kleid an“ (Joh. 19, 2).

Ist das nicht derselbe, der vor wenigen Tagen durch Jeru-salems Tore einzog, umjubelt von der Volksmenge, die ihnals König und Retter grüßte? Ist es nicht derselbe, der „um-

Die Krone von Dornenhergezogen ist und hat wohlgetan und gesund gemacht“ –Jesus, er, der voll unendlicher Liebe und Güte sich der Ver-stoßenen und Verachteten, der Zöllner und Sünder annahm?

Dort steht er – den verschlissenen Purpur um die Schul-tern und auf dem Haupt die Krone von Dornen! „O Haupt,zum Spott umwunden mit einer Dornenkron!“ Wie schnell

ürwahr, er trugunsre Krankheit undlud auf sich unsreSchmerzen. Wiraber hielten ihn fürden, der geplagt undvon Gott geschlagenund gemartert wäre.

Aber er ist um uns-rer Missetat willen ver-wundet und um unsrerSünde willen zerschla-gen. Die Strafe liegtauf ihm, auf daß wirFrieden hätten, unddurch seine Wundensind wir geheilt.

Wir gingen alle inder Irre wie Schafe,ein jeglicher sah aufseinen Weg; aber derHerr warf unser allerSünde auf ihn.

Jesaja 53, 4 – 6

F

315. März 2004

Inmitten der flüchtigen, unsichren Zeit,inmitten von Hemmnissen, Sorge und Leid,inmitten der drohenden Wellen und Wogen,der Wolken, die finster herauf schon gezogen,inmitten von allem, was wankt und was fällt,da hat unser Heiland sein Kreuz hingestellt.

Auf Golgathas Felsen ist sicherer Grund,da werden die krankenden Seelen gesund.Da, da, an dem Pfahle des Fluchs und der Schandezerbrechen die Ketten und fallen die Bande.Das heil’ge, am Kreuze vergossene Blutdes Lammes – macht jeglichen Schaden hier gut.

hat sich die Gesinnung des Volkes geändert! Statt des Hosi-annas der wilde Ruf „kreuzige ihn!“ In ihren Erwartungen,einen irdischen König in ihm zu sehen, enttäuscht, aufge-hetzt durch die Hohenpriester, kannte die Wut der Mengekeine Grenzen. Vergessen waren die Wohltaten, vergessendie geheilten Krankheiten, vergessen Brot und Fische in derWüste! Er hatte ihre eitlen, irdischen Hoffnungen nicht er-füllt – „hinweg mit diesem!“

Da stand er, der König mit der Krone von Dornen! Indiesem Spott auf seine höchste göttliche Würde liegt seinetiefste Schmach. Mehr konnte ihm die Verdorbenheit derMenschen nicht antun; sie traten seine Ehre, seine Würdemit Füßen, sie beleidigten seine Majestät und seine königli-che Größe. Es war die Antwort Satans auf den Mißerfolgseiner Versuchung in der Wüste. Die Reiche der Welt undihre Herrlichkeit hatte der Menschensohn damals abgelehnt– jetzt quittierte Satan dafür dem Sohn Gottes mit der Kronevon Dornen.

Und er, dem mehr als zwölf Legionen Engel zur Verfü-gung standen, er, dem ein Hauch seines Mundes genügt hät-te, seine Feinde zu zerschmettern, er blieb still – freiwilligund absichtlich! Aber gerade in dieser freiwilligen Erniedri-gung lag seine göttliche Größe; diese einzigartige Demutwar der höchste Beweis der unvergleichlichen Größe seinerPerson, seiner göttlichen Würde.

So stand er dort, verlassen von den Seinen, verkannt vondenen, die ihm bisher nachfolgten, geschmäht und geschla-gen von denen, die ihn haßten. Er duldete den frechen Spott,er erlaubte es, daß man ihm den Purpur umlegte und dieKrone von Dornen aufs Haupt drückte. Diese freiwilligeErniedrigung ohne ein Wort der Empörung, ohne einenGedanken der Rache und Wiedervergeltung – das sah die

Welt noch nie. Pilatus, dieser Mann, der das Problem derWahrheit vergebens erforschte, er, dessen unentschiedenerCharakter sich nicht zum Recht entschließen konnte, dieserFeigling, der die Gunst des Kaisers nicht verlieren wollte, –er brach in die bewundernden Worte aus: „Sehet, welch einMensch!“

Ja, seht ihn – damals so wie heute – umringt von Fein-den, ohne ein Wort der Verteidigung, still – freiwillig undabsichtlich!

Seht ihn – damals so wie heute – verspottet in seiner höch-sten Würde, angezweifelt, verkannt, verachtet – und dochschweigend!

Seht ihn – damals so wie heute – herausgeführt vor derWelt, daß jeder sich entscheide; der Stein des Anstoßes, derFels des Ärgernisses, auf dem so viele zerschellen, denn sierufen – damals so wie heute – „hinweg mit diesem!“

Seht ihn und laßt euer Herz stille werden vor dem Königmit der Krone von Dornen! Er ist dennoch ein König! Manhat seine jungfräuliche Geburt bezweifelt, man hat seineWunder kritisiert, seine Worte verdreht, seine Auferstehunggeleugnet – aber vor der einzigartigen Größe seines Leidensund Sterbens muß jeder Mund verstummen. Jahrhundertevor ihm, als der Prophet das Hohelied seiner Leiden sang,fand er keine andere und bessere Bezeichnung für ihn alsdie eines Lammes „zur Schlachtbank geführt“. Und diesesLied wird die Zeitalter überdauern und von den „vieltau-sendmal tausend Engeln“ in alle Ewigkeiten gesungen wer-den, das Lied, dessen einziger Inhalt sein wird: „Das Lamm,das erwürget ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Stärkeund Ehre und Preis und Lob.“

Er war und ist dennoch ein König – damals so wie heuteund in alle Ewigkeit! G. T.

Nichts, gar nichts entgeht Satans List und Gewalt,vor nichts macht der Herrscher der Finsternis Halt,als nur vor dem Kreuz, dem verachteten Zeichen;dort streckt er die Waffen, vor dem muß er weichen.Volk Gottes, wenn er dich auch noch so bekriegt,am Kreuze von Golgatha ward er besiegt.

Drum sei auch das Kreuz unser Siegespanier,unser einziger Ruhm, unsre Wehr, unsre Zier.Gekreuzigt der Welt und dem eigenen Streben,mit Jesu, für Jesus, nur so woll’n wir leben.Am Wesen, am Dienst sei es allzeit zu sehn,daß wir auf dem Boden von Golgatha stehn!

H. v. R.

Das Kreuz von Golgatha

4 Evangeliums Posaune

Der Herr hängt am Kreuz! Der Ver-rat, die Selbstgerechtigkeit, die Feig-heit und Stumpfheit – kurz, die Sündehat ihr Werk vollbracht. Aber unter derlauten Menge vor dem Kreuz, unter denNeugierigen, den Gleichgültigen, denSpöttern stehen ganz still und doch tiefinnerlich erschüttert vier Menschen:Maria, seine Mutter; seiner MutterSchwester, Kleophas Weib; Maria Mag-dalena und der Jünger, den Jesus liebhatte: Johannes. Das ist seine Gemein-de unter dem Kreuz.

Und heute? Wieder sehen wir einelaute Menge vor dem Kreuz Jesu: Neu-gierige, Gleichgültige, heimliche undoffenbare Spötter. Aber still unter ih-nen steht tief erschüttert abermals sei-ne Gemeinde.

Wahrlich, unter dem Kreuz Jesukann uns wohl werden. Vom Kreuzreicht der Blick weit. Er sieht auf eineganz verlorene Welt. Aber über dieseganz verlorene Welt recken sich dieangenagelten Arme Jesu und sichernallen Bußfertigen die Vergebung. Undsiehe, da ist der Erstling der Verlore-nen: Der Schächer geht durch die Gabeder Vergebung ins Paradies ein. Ja,noch mehr. Aus der Kraft dieser ver-gebenden Liebe wächst die innige Lie-besgemeinschaft, in der die Seinen mit-einander verbunden sind. Diese Liebes-gemeinschaft ist der Anfang einer neu-en Welt und dieser Anfang läßt uns et-was ahnen von der Herrlichkeit ihrerVollendung. Das bedeuten die drei er-sten Worte Jesu am Kreuz. Sie stellenuns die Frucht seines Erlösungswerkesvor Augen. Schon dadurch wird unsdies Werk groß, aber noch größer solles uns werden, wenn wir nun an dasvierte Wort mit Gebet herantreten, dennhier wird uns der Kaufpreis gezeigt, umden die Erlösung erkauft worden ist.

Und wenn eine Menschenseele nur et-was ahnt von der alle Begriffe überstei-genden Größe dieses Kaufpreises, dannmuß ihr ja die Erlösung durch JesusChristus die größte und seligste Gabesein, die im Himmel und auf Erden ihrzu teil werden kann.

Was unsere Augen am Kreuz sehen,den gequälten und gepeinigten LeibJesu, das kann unser Herz aufs tiefsteerschüttern, aber von der Tiefe seinerLeiden läßt es uns nur das wenigstemerken. Das vierte Wort dagegen läßtuns in die Seele des Erlösers blickenund zeigt uns die ganze Tiefe seinesKreuzesleidens, die ganze furchtbareSchwere des Kampfes, der hier durch-gekämpft ist.

„ Mein Gott, mein Gott, warum hastdu mich verlassen!“

Drei Stunden hat der Herr schon amKreuz gehangen. Es ist die 6. Stunde,12 Uhr mittags geworden, da, was istdas? Mitten am Tag fängt es an, finsterzu werden, die Sonne verliert ihrenSchein, die Nacht breitet sich über dieErde aus. O, wie da die Spottreden ver-stummen, wie die gaffende Neugier sichin Entsetzen verwandelt! Was will daswerden! Hebt so bald schon das GerichtGottes an über die unerhörteste Frevel-tat, die je geschehen ist? Langsam,schrecklich langsam verstreichen unterdem qualvollen Warten die Minuten; daendlich, vom Kreuz her furchtbar durchdie Stille der Nacht dringend der Ruf:Eli, Eli, lama, asabthani! Mein Gott,mein Gott, warum hast du mich verlas-sen!

Ist die Finsternis schon vorherschauerlich gewesen, jetzt wird sie erstrecht schauerlich, denn hinter der irdi-schen Finsternis tut sich jetzt eine an-dere Finsternis auf, und die irdischeFinsternis ist nur der Schatten und das

Abbild jener viel entsetzlicheren Fin-sternis. Wer will die irdische Nacht mitseinen Augen durchdringen? Aber werwill erst diese Nacht ausforschen, dieuns hier entgegen tritt?

„ Mein Gott, mein Gott, warum hastdu mich verlassen!“, spricht der Herr.Aus diesem Wort hören wir zuerst dieKlage: Gott, du hast mich verlassen!O, was liegt doch in diesen Worten! Du,der du gesprochen: Dies ist mein lieberSohn, an dem ich Wohlgefallen habe;du, der du mir alle deine Werke ge-zeigt hast zu jeder Zeit und Stunde! Du,der du mit innigster Liebe mir nahegewesen bist! Du hast mich verlassen,mich, der eins ist mit dir, der ebensowieder an dir hing, der auf dich sah,nur deinem Wink, nur deiner Weisungfolgte, du hast mich verlassen!

Habt ihr mal im Geist still gestan-den vor dem Bild unseres Heilandes?Nicht wahr, der nächste und unbeding-teste Eindruck, den ihr davon bekommt,ist der: Hier ist ein Mensch, ein einzi-ger, der hat völligen Frieden. Hier istdie völligste Harmonie, das wunderbar-ste Ebenmaß, weder durch Freude nochdurch Schmerz, weder durch Erfolgnoch durch Mißerfolg, weder durchHaß noch durch Bewunderung läßt ersich aus dem inneren Gleichgewichtbringen. In der hingebendsten Liebe undim heiligsten Ernst hält er stets das rech-te Maß. Und wenn wir auch nur diesam Heiland sehen, so muß uns diesschon etwas Großes, Wunderbares sein.Denn, wer unter den Menschen will sichihm hier an die Seite stellen? Die Men-schen suchen alle den Frieden, sie su-chen ihn mit aller Kraft, deren sie fä-hig sind, aber, wer hat ihn je aus sei-nem eigenen Vermögen gefunden?Worin hat der Herr nun diese wunder-bare Ruhe, diesen völligen Frieden?

„Und von der sechsten Stunde an ward eine Finsternis über dasganze Land bis zu der neunten Stunde. Und um die neunte Stunde,schrie Jesus laut, und sprach: Eli, Eli, lama, asabthani? das ist:Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Matthäus 27, 45 und 46Karfreitage

515. März 2004

Nicht in etwas Irdischem, denn hier aufErden hat er nicht, dahin er sein Hauptlegte. Er hat ihn ganz und gar in himmli-chen Dingen, in der Liebe zum Vater, inder innigsten Gemeinschaft mit ihm.

Wir können hier viel lernen für un-seren eigenen Frieden und unsere eige-ne Ruhe. Aber wir wollen jetzt nur einsdaraus lernen, wir wollen etwas ahnen,lernen von dem, was durch die Seeledes Herrn zog, als er ausrief: Du hastmich verlassen! Denkt euch einen rech-ten Sohn, der sich in der treuen Liebedes Vaters geborgen weiß. Diese Liebedes Vaters begleitet ihn auf Schritt undTritt, auf leichten und schweren We-gen. Er denkt an den Vater und derVater denkt an ihn. Das Vorbild desVaters ist dem Sohn ein Antrieb für seinRingen und Streben, und das Lob undWohlgefallen des Vaters ist sein schön-ster Lohn. Auf einmal kommt der Sohnin die größte Gefahr, er wird von allenverkannt, mißachtet und dem Tod nahegebracht. O, er würde es leichter aus-halten, er würde geduldiger sein Hauptunter die unverdiente Schmach beugen,wenn er das eine wüßte: Mein Vaterhält zu mir, mein Vater läßt mich auchjetzt nicht, ja gerade jetzt nicht. Aberin der schwersten Qual des Leibes undder Seele muß er erfahren: „ . . . auchdein Vater hat dich verlassen.“

Ja, hätte sich über dem Kreuz derHimmel aufgetan, hätte der Herr auchhier die Stimme gehört: Dies ist meinlieber Sohn, an dem ich Wohlgefallenhabe, er würde die bittere Pein desKreuzes wohl wenig empfunden und dieganze auf ihm liegende Last wohl fürleicht gehalten haben. Aber nun, da derHimmel sich verschließt in dieserfurchtbaren inneren und äußeren Fin-sternis, o wie brennen da die Wunden,welche die grausamen Nägel gerissenhaben, wie entsetzlich ängstigend drängtsich das stockende Blut zum Herzen,wie schütteln Fieberschauer den gequäl-ten Leib. –

Aber noch mehr. Wir können nocheinen dritten Blick in diese Nacht hin-ein tun. Warum, ruft der Herr: „War-

um hast du mich verlassen“, warum?Ach, – wenn wir arme, verkehrte Men-schenkinder in besonderer Not und Be-drängnis wie verzweifelt ausschauenund immer wieder fragen warum? Dasist zu verstehen, denn wir sprechen esin unserer Blindheit aus. Aber hier ruftes der Heiland, der immer den Weg desVaters klar gesehen und seinen Willendeutlich gewußt, der kurz vorher die-sen schwersten Weg den Jüngern sodeutlich gesagt und das herrliche Endedieses Weges so wunderbar froh ge-schildert hat, der sich wenige Stundenzuvor stille gebeugt und gesprochen hat:„Dein Wille geschehe.“ Der Heilandruft hier: „Warum?“

O, was muß das doch für eine Nachtsein, die solches zuwege bringen kann,was muß das doch für eine Last sein,die sich da auf ihn legt.

Ja, die Tiefe dieses „Warum“, dieweißt du, mein Heiland, und du, meinVater, allein, und keine Kreatur wirddies jemals ergründen: Aber eines weißich, eines kann ich dir sagen. Du fragst:warum? Siehe, ich armer Mensch, ichwill dir auf deine Frage eine Antwortgeben, ich will mich vor dir beugen undes bekennen:

„Ich, ich, und meine Sünden,die sich wie Körnlein findendes Sandes an dem Meer,die haben dir erregetdas Elend, das dich schlägetund das betrübte Marterheer.“

Zum sel’gen Licht dringt’s empor:„Mein Gott, mein Gott“, ruft der Herr.Wenn in den Dingen des irdischen Le-bens uns etwas kommt, das uns zu harterscheint, o wie leicht dringt aus demnatürlichen Herzen das Murren auf, dasden großen Gott anklagen will. Hättenwir nur etwas durchzukosten gehabt vondem, was den Herrn trifft, was hättenwir getan? Wir hätten uns wohl von ihmlosgesagt und wären in der Gemein-schaft der unseligen Geister auf ewigverloren gewesen. Anders der Herr! Obauch alles in und um ihn dunkel ist, obauch die Qualen der Höllentiefe auf sei-ner Seele lasten, dennoch hält er fest,

sein Glaube bricht nicht. Auch unter derfürchterlichen Straflast, da die Sündeder Welt mit ihrer Schuld auf ihm liegt,steht ihm die heilige Gerechtigkeit Got-tes unerschüttert. Mein Gott, mein Gott,ruft er! Seht da, wie im furchtbarstenKampf das Licht in die Finsternisdringt. Wir schauen in dies Licht, ja esist ein seliges Licht, denn es ist das Lichtunserer Erlösung. Hier ist der Hohe-priester ins Heiligtum gegangen und hateine Erlösung erfunden.

Dünkt euch das wenig? O, wir re-den so leichthin von der Vergebung derSünden und wissen nicht, daß wir vondem Wunder aller Wunder reden. KannFeuer und Wasser sich aussöhnen?Kann die Heiligkeit und der Sünderzusammen kommen! „Daß Gott ein ver-zehrendes Feuer für die Sünder ist, daskann ich wohl begreifen; aber wennGott vergebende Gnade üben will, dafrage ich: Wie ist das Möglich?“ Hierist die Antwort! Gewiß, es ist und bleibtein Geheimnis, aber wir können hieretwas von diesem Geheimnis verstehen,denn: „Hier ist die große Liebe, die sichfür das Menschengeschlecht dahin ge-geben hat. Gott (Jesus) starb für uns,an unserer statt. Gott, hat den, der vonkeiner Sünde wußte, für uns zur Sündegemacht, auf daß wir würden in ihmdie Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“ (1.Kor. 5, 21). So ist der GerechtigkeitGottes Genüge getan.

Nun kann die vergebende Gnadekommen und in Christo alle Sünde be-decken. Sehet da, wie aus der dunklenNacht das helle Licht hervorbricht, dasLicht der Vergebung unserer Sünde! Dawird es hell, da öffnet sich der Him-mel, da kehrt Friede und Ruhe in allegeängstete Herzen ein für Zeit undEwigkeit. Er hat eine ewige Erlösungerfunden: Das ist der erste Lichtstrahlaus dem tiefen Dunkel.

Wenn der Herr nun ruft: „Es istvollbracht!“ und sodann: „Vater, indeine Hände befehle ich meinen Geist“,so ist dies ein Triumphruf über den Tod,so heißt das, wie sein Apostel es aus-legt: „Tod, wo ist dein Stachel, Hölle,

6 Evangeliums Posaune

wo ist dein Sieg.“ Dies ist ein zweiterBlick hinein in sein Licht. Vor diesemLicht muß dann die Nacht unseres ei-genen Todes schwinden. Ohne die Ge-wißheit der Vergebung der Sünden magwohl im letzten Stündlein das weichsteKissen ein härteres Lager sein, als jetztdem Heiland das Marterholz am Kreuzist. Wo aber Vergebung der Sünden ist,da ist auch Leben mitten im Tod, dakann ein Menschenkind sein Haupt nei-gen und sprechen: „Vater, in deine Hän-de befehle ich meinen Geist, denn du hastmich erlöst, Herr, du getreuer Gott.“

Und noch ein drittes schauen wirhier. Als die Nacht der Seele den Herrnumfängt, da wird’s auch draußen in derNatur Nacht, und als er mit seinemWort: „Mein Gott, mein Gott“, dieNacht durchbricht, als er siegend imGlauben ans Licht hervordringt, daweicht auch die Nacht draußen und einneuer Tag leuchtet hervor.

Aber hier bleiben wir nun stehen.Weiter können wir nicht dringen. Eswird die Freude der Ewigkeit sein, diesvöllig zu erkennen. „Mein Gott, meinGott, warum hast du mich verlassen.“

Aus dunkler Nacht ringt sich’s hervor,zum sel’gen Licht dringt es empor.

O, daß dieses Wort doch alle ausder Nacht der Sünde in das selige Lichtdes Herrn hineinzöge, in das Licht derVergebung, in das Licht des Lebens,in das Licht der Verklärung. O, daß wiralle mit seiner Gemeinde unter demKreuz uns zusammen schlössen und ausHerzensgrund es bekennen:

„Daß ich möchte trostreich prangen,hast du sonder Trost gehangen,tausend, tausendmal sei dir,liebster Jesu, Dank dafür!“ W. Z.

Es wird wohl über kein anderesBuch der Bibel von den Ungläubigenso viel gespottet wie über das BuchJona. Man erklärt es für ganz unmög-lich, daß ein Walfisch einen Menschenverschlingen kann, und mit faßt mitlei-digem Lächeln wird der Gläubige be-lacht, der es als biblische Realität aner-kennt, daß Jona drei Tage und dreiNächte im Bauch des Fisches lebenkonnte; daß er da ein Danklied anstim-men konnte und nach diesem wieder andas Land gespieen wurde.

Bei anderen tauchen Zweifelsfragendarüber auf, wie es denn möglich wäre,daß eine ganz große Stadt nach einereinzigen Predigt Buße tun kann? Undviele reden von diesem Buch wie voneinem Märchen aus „TausendundeinerNacht“. Wer aber im lebendigen Glau-ben an den allweisen und allmächtigenGott steht, für den gibt es solche Be-denken nicht, denn er weiß, daß dieserGott wirkt, und niemand und nichtskann sein Tun verhindern, und bei ihmsind alle Dinge möglich. Zudem gibtes sehr viele andere Tatsachen im Le-ben der Menschen, die nicht weniger

wunderbar sind wie die im Buch Jonaberichteten. Dazu kommt noch, daßJesus Christus selbst dieser Wahrheitsein Siegel aufgedrückt hat, denn er ver-kündigte sie, wie wir im Matthäus 12, 39– 41 lesen und in seinem Mund ist keinBetrug erfunden worden (1. Petr. 2, 22).

In nur vier kurzen Kapiteln wird unsaus dem Leben des Propheten – wohldas wichtigste Ereignis seines Lebens– erzählt.

Jona, der Sohn des Amitthais ausGath Hepher – Gath Hepher hat man inder christlichen Zeit in Galiläa etwasnördlicher als Nazareth gesucht = (An-merkung Schlatter „Einleitung in dieBibel“) – weissagte zur Zeit JerobeamsII. (825 – 784). Obwohl ein Prophetdes Herrn, war er doch eine ganz merk-würdige Erscheinung. Sein Leben undHandeln widersprach seinem Bekennt-nis. Er glaubte wohl an Gott, aber erhandelte schnurstracks gegen den Wil-len Gottes und weigerte sich ganz of-fen, die Botschaft des Herrn auszurich-ten. Weiter sagte er, daß er den Herrnfürchte und doch floh er im Ungehorsamvor ihm. Er tat einfach was er wollte.

Zu jener Zeit lebte Israel im Göt-zendienst und in schrecklicher Unsitt-lichkeit, immer tiefer ging es hinab mitseinem sittlichen und religiösen Leben.Es schien kein Aufhalten mehr zu sein.Um die gleiche Zeit weissagten auch diePropheten Amos und Hosea und such-ten, das Volk zur Umkehr zu bewegen.Aber Israel verachtete das Wort desHerrn, welches er durch seine Botenihnen in Güte und Ernst verkündigenließ (Amos 7, 9). Dieser Niedergangdes Volkes legte sich als eine schwereLast auf den Propheten Jona, und wäh-rend er so über den großen Schaden Is-raels nachsann, kam das Wort des Herrnzu ihm: „Mache dich auf und gehe hinin die große Stadt Ninive und predigewider sie!“ Es wird uns nicht gesagt,wie oft das Wort des Herrn zu Jona kam,oder bei welchen Gelegenheiten er demHerrn, in dessen Dienst er wirkte, zubesonderer Verfügung stand. Wir wis-sen aber, daß es nicht das erstemal war,

Gedanken über das Buch Jona von Wilhelm Berle

Wilhelm Berle

715. März 2004

daß ihn Gott zu seinem Gesandten undBotschafter machte: So stand er einstvor dem König Jerobeam II. im Auf-trag Gottes, und seine Weissagung hat-te sich erfüllt (2. Kön. 14, 25).

Ja, damals galt seine Botschaft demWohl des Volkes Israels, welchem erGutes prophezeien konnte, und da warer gern gegangen. Nun aber hatte seinHerr einen Auftrag für ihn, mit dem ernicht so schnell und leicht fertig wer-den konnte. Diesmal sollte er in die StadtNinive gehen und den Heiden den Rat-schluß Gottes verkündigen. Wie sollteer das verstehn? Er, ein strenger Israe-liter, soll den Einwohnern der heidni-schen Stadt, Gottes Mißfallen und Gna-de vorhalten? Und nun mußte es offen-bar werden wieweit er seinem Herrnübergeben war. Sein ganzes Herzsträubte sich gegen Gottes Plan. Nein,was Gott da mit Ninive vorhatte, daskonnte, das durfte nicht sein. Lieberwollte er sterben, als in diesem Stückdem Ruf Gottes zu folgen. Ach wie vie-le Menschen unserer Zeit gleichen hierindem Propheten. – – Wie ist es da beidir? Siehe, das Gebot des Herrn: „Ma-che dich auf und gehe in die großeStadt Ninive und predige wider sie!“,ist eine Forderung, die erst verstum-men wird, wenn der Auftrag ausge-führt ist. – –

Ninive aber war eine sehr großeStadt, am Ufer des Tigrisstromes gele-gen und war die Residenz der Königevon Assyrien.

Sie wurde nach der Sintflut von Nim-rod (oder Ninus), einem NachkommenHenus erbaut (1. Mos. 10, 11) und wareine der glänzendsten und prunkvollstenStädte jener Zeit. Um uns einen Begriffvon ihrer Größe zu geben, sagt dasWort, daß sie drei Tagereisen groß war.Ihr Häusermeer war von einer gewalti-gen Ringmauer umgeben und bot so al-len Angriffen von außen her Trotz. DieBewohner der Stadt lebten im Wohlstandund großem Reichtum, aber auch tief,tief in der Sünde, ihre Bosheit kam bisvor Gott (V. 2). Viele Jahrhunderte hin-durch dienten die Niniveiten greulichen

Götzen und lebten damit auch in un-vorstellbarer Unsittlichkeit. Unglaubeund Gottlosigkeit sind immer die To-tengräber der Sittlichkeit und Ord-nung. So war denn diese Stadt imwahrsten Sinn des Wortes eine Brutstät-te jeglichen Sündengreuels, eine Hoch-burg des Satans. Und doch muß auchgesagt werden, daß die Einwohner Ni-nives eine Zuchtrute in der Hand Got-tes dem abtrünnigen Israel gegenüberwaren. Sie waren erbitterte Feinde Is-raels und bedrückten es wo immer siekonnten. Jona dagegen war ein fanati-scher israelitischer Patriot, dem diegänzliche Vernichtung Ninives am Her-zen lag. Dazu war er ein Charakter, derseinen Willen unter allen Umständendurchsetzen will; der es sogar wagte,gegen den ihm geoffenbarten WillenGottes zu handeln. Und dann, er warein armer Jude ohne irgendwelche Ge-folgschaft. Seine einzige Rüstung warder Auftrag Gottes, seines Herrn. Ja,war denn das nicht genug? Gewiß, aberwas würden wir denn angesichts solchmenschlicher Gesichtspunkte tun? – –Natürlich, Jona wußte sich von seinemGott gesandt, aber er zweifelte dochdaran, daß diese Stadt auf das Wort ei-nes schlichten Juden – und Feindes –hören würde, und daß sie seiner Bot-schaft glauben würde. – Aber Jona ver-stand auch nicht die Lektion, die ihmsein Herr lehren wollte. Was ist dasdenn für eine Lektion? Nun, Gott woll-te ihm zeigen, daß wenn Israel in sei-nem fluchwürdigem Tun fortfahrenwürde, er sich aus den Heiden ein Volkzum Eigentum erwählen konnte, das ihnanbetete und verehrte (Matth. 3, 9),wahre Anbeter, die ihn im Geist und inder Wahrheit anbeten (Joh. 4, 23 und24). Gott wollte Jona weiterführen intiefere Wahrheiten hinein, aber er konn-te diese neue Gottesoffenbarung nichtverstehen. Wieviel Jonaseelen findensich da wohl unter den Kindern Got-tes? Gott kann uns immer soviel vonseinem Geheimnis offenbaren, wie wirwillig sind, ihm zu folgen und auf seineGedanken einzugehen. Er will, daß ver-

lorene Seelen durch das Wort vom Kreuzseine Gnade und sein Erbarmen erfah-ren. Und dazu bedient er sich meist ganzeinfacher Werkzeuge (Ps. 8, 3), Gebetund Zeugnis in Wort und Schrift. –

Im Herzen des Propheten tobte nunein schwerer Kampf, auf der einen Sei-te stand Gottes Gebot: „Mache dich aufund gehe . . .”, und auf der anderenSeite kämpfte Jonas Eigenwille mit allseinen Argumenten. Wer wird den Siegdavontragen? – – Warum kam es über-haupt zu solchem Kampf? – – Doch nurdarum, weil das menschliche Herz nichtwollte, was Gottes Auftrag war, derEigenwille geht gern seinen Weg, wiees ihm gefällt. – – Und doch war derKampf entschieden. Jona machte sichauf und ging aber den entgegengesetz-ten Weg. Es war nicht der Weg nachNinive, sondern westwärts wollte erziehen, weit weg nach Tharsis in Spa-nien. Es war ein Weg des Ungehorsamsgegen Gott. Ja, war es denn so nötig,daß Jona fortging? Konnte er denn nichtin seiner Heimat bleiben? Gewiß, aberer glaubte in der Ferne Ruhe zu findenvor den Anklagen seines Gewissens. Erdachte wohl, daß Gott ihn im fremdenLand nicht mehr erreichen könne; ihnnicht antreiben könne seine Pflicht zutun. Diese Torheit begehen viele Sün-der, weil sie meinen, Gott könne sienicht finden. Wie mancher Mensch istschon durch viel Elend und innere Notgegangen, ehe er von diesem Trug-schluß geheilt wurde, indem der Herrseinen Eigenwillen zerbrach. Es warenja keine kleinen Opfer, die Jona brin-gen wollte, nur darum, weil er denWillen Gottes nicht tun wollte. Aber sosind die Menschen allgemein, sie be-denken nicht, daß es vor Gott keineFlucht gibt (Ps. 139, 1 ff.).

Doch, der ungehorsame Prophetschien Erfolg zu haben, er fand einSchiff, das ihn in eine unbekannte Frem-de mitnehmen wollte, aber er freute sichzu früh. Und er rechnete nicht mit demHerrn, ohne welchen niemand eine Rei-se antreten sollte.

Fortsetzung folgt

8 Evangeliums Posaune

Unsere Radiosendung – „Botschaft des Heils“Von Friedrich Krebs

So hatte einmal der Palmsonntagbegonnen – der erste Tag der stillenWoche. Der Ausdruck „stille Woche“hatte mich diesmal zum tieferen Nach-denken angeregt. Wie konnte man die-se ausgesprochene Leidenswoche Jesuals die „stille Woche“ bezeichnen, woes doch anscheinend die ereignisreich-ste Woche im zeitlichen Leben Jesuwar? Wie viel Arbeit, Kummer, Ban-gen, Schmerz, Kampf, Enttäuschungund Spannung gab es gerade in dieserWoche für ihn! Hält man sich die vie-len schmerzvollen Ereignisse dieserWoche vor Augen, so kommt man zudem Ergebnis, daß es keine stille Wo-che für ihn gewesen sein konnte unddarum schließen wir daraus, daß JesuLeidenswoche eher eine nachdenklichestille Woche für UNS sein soll.

Das erste Ereignis dieser Woche warjedenfalls der Einzug Jesu in Jerusalem.Nach den Berichten von Markus, hatteder eigentliche Festzug schon in Jeri-cho begonnen. Die ca. 19 km Wegstrek-ke von hier nach Jerusalem, hatte Jesusüber Bethanien gewählt, das ca. 2,7 kmvon Jerusalem weg lag. Ganz in derNähe von Bethanien lag auch Bethpha-ge – das Dorf, aus dem Jesus sich dasReitfüllen holen ließ, „damit die Schrifterfüllet würde.“ Und nachdem allesgeordnet war, machte er seinen letztenAufbruch der Stadt entgegen; – aberdiesmal doch ganz außergewöhnlich,weil er eben reitend dahin zog. DasVolk war von großer Begeisterung er-faßt und schrie ihm jubelnd zu; aberER schwieg! Und dieses außergewöhn-liche Verhalten beiderseits läßt uns fra-gen, warum es so war?!

In Jerusalem war Festzeit und Fest-zeit ist Freudenzeit! Es war sogar einsder Hauptfeste zu der Zeit unter jenemVolk. Es war das Fest, das an den Aus-zug der Väter aus Ägypten erinnerte,und dieser Auszug zu Moses Zeit, be-deutete Erlösung aus ägyptischerKnechtschaft, – Freiheit und Rückkehrin das vormalige Land der Verheißung.Und jetzt zur Zeit Jesu, stand das Volkwieder unter einer Fremdherrschaft.Diesmal waren es die Römer die es un-terjochten, und wieder wartete man ingroßer Sehnsucht auf den Tag der Frei-heit. In vielen dieser Menschen lebtedie Hoffnung, daß „Jesus der Prophetvon Nazareth“ diesmal der Befreier seinwerde. Und weil er sich in Bethanienauf ein Reittier setzen ließ, glaubte man,der Tag der Freiheit sei gekommen, unddarum loderten natürlich neue Hoffnun-gen auf. Das Volk war von haltloserBegeisterung erfaßt, streute Palmen-zweige auf den Weg und schrie demHerrn ein freudenvolles „Hosianna“ zu.Es ahnte nicht wie falsch diese aufge-flammten Hoffnungen waren und esahnte auch nicht, wie nahe es vor einerbittersten Enttäuschung stand. So wirduns also hier gezeigt, wie sehr falscheHoffnungen begeistern aber auch täu-schen können! Und das sagt uns bereitswarum Jesus schwieg; aber sein Schwei-gen hatte noch weit tiefere Gründe!

Warum schwieg Jesus? „Ihn jam-merte des Volks“, denn es stand ja wirk-lich in keiner erfreulichen Lage. Er sahes in seinem Leid, im wirtschaftlichenElend, in der Fremdherrschaft, unddamit in aussichtslosen Zeiten. Und daswaren noch nicht einmal die schlimm-

sten Übel. Die tiefere Not war seineinnere Not! Es stand in innerer Verwü-stung, es war verblendet, irregeführt,in menschlichen Satzungen gehalten,betrogen und verloren! Über seine un-gerechten Führer hatte Jesus darum einsiebenmaliges „Wehe euch“ ausgerufenund ihre Hauptschuld beurteilte er so:„Wehe euch Schriftgelehrte und Phari-säer, ihr Heuchler, die ihr das Himmel-reich zuschließet vor den Menschen! Ihrkommt nicht hinein, und die hineinwollen, die laßt ihr nicht hinein“(Matth. 23, 13).

Jesus schwieg, weil er wußte wieverachtet seine Botschaft und wie ver-loren er selbst bei diesen Menschen war.Er wußte auch, daß sie ihrer Feindschaftund ihrer Ungerechtigkeiten und ihresUnglaubens wegen bereits unter einemunumgehbaren Gericht Gottes standen!Er bedauerte es tief, daß er diesen Men-schen nicht geben konnte, was er ihnenzu geben hatte! Er hatte es immer wie-der erfahren, wie verschlossen sie ihmgegenüber geblieben waren und wieblind und bewußt sie an seinem könig-lichen Heilsangebot vorbeigingen. Je-sus schwieg, weil er sich hier auf sei-nem Sterbeweg befand!

Er war ja doch in seine Leidenswo-che eingezogen! Er wußte, daß man inden nächsten Tagen nicht mehr „Hosi-anna“, sondern „Kreuzige“ über ihnrufen werde. Sein Weg hinein in dieStadt stand unter Jubel, aber sein Weghinaus sollte unter Verachtung undFluch stehen. Vor seinen Augen sah erdie freudige, lärmende Menge, aber vorseiner Seele stand das dunkle Kreuz!Er wußte, was das Volk sich erhoffte

Alle schrieen und EINER schweigtJohannes 12, 12. 13a und 14

915. März 2004

Und als sie kamen an die Stätte, dieda heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihndaselbst und die zwei Übeltäter mit ihm,einen zur Rechten und einen zur Lin-ken. Jesus aber sprach:

„Vater, vergib ihnen, denn sie wis-sen nicht, was sie tun!“

Und sie teilten seine Kleider undwarfen das Los darum. Und das Volkstand und sah zu. Und die Obersten samtihnen spotteten sein und sprachen: Erhat andern geholfen, er helfe sich sel-

ber, wenn er Christus, der Auserwähl-te Gottes ist. –

Aber der Übeltäter einer, die da ge-henkt waren, lästerte ihn und sprach:Bist du Christus, so hilf dir selbst unduns! Da antwortete der andere undsprach: Und du fürchtest dich auch nichtvor Gott, der du doch in gleicher Ver-dammnis bist? – Und er sprach zu Je-sus: Herr, gedenke an mich, wenn duin dein Reich kommst. Und Jesus sprachzu ihm:

und wollte; aber das Volk wußte nichtwas ER wollte! Und wie tief ihn schonhier sein Leiden erfaßt hatte, zeigt unsJohannes in unserem Textkapitel in Vers27, wo Jesus sagte: „Jetzt ist meineSeele betrübt. Und was soll ich sagen?Vater, hilf mir aus dieser Stunde! Dochdarum bin ich in diese Stunde gekom-men.“ Und Lukas sagt uns: „Und alser nahe hinzukam, sah er die Stadt anund weinte über sie.“ – Warum eigent-

lich? – Er machte das sehr deutlich! SeinHerz war bewegt vor Leid undSchmerz, weil er sein Volk nicht mehrvor dem sicheren kommenden Unter-gang retten konnte. Sein Schmerz warso groß, daß er hier sein Schweigenbrechen mußte und ausrief: „Wenn dochauch du erkenntest zu dieser deiner Zeit,was zu deinem Frieden dient! Aber nunist es vor deinen Augen verborgen!“Um welche Zeit ging es? – Um die letz-

ten Gnadenstunden, um die noch vor-handene Zeit zur Einsicht, zur Beugung,zur Umkehr und zur Rettung! – DieZeit, alles falsche Hoffen und Denkenaufzugeben und den inneren Frieden,den Frieden mit Gott zu suchen! Wei-nend machte Jesus dieser Stadt sein letz-tes Gnadenangebot und mehr konnte ernicht für sie tun. – Und mehr, liebeSeele, kann er auch für dich nicht tun,– bedenke das tief!

„Wahrlich, ich sage dir: Heutewirst du mit mir im Paradiese sein!“

Und es war um die sechste Stunde,und es ward eine Finsternis über dasganze Land bis an die neunte Stunde,und die Sonne verlor ihren Schein, undder Vorhang des Tempels zerriß mittenentzwei. Und Jesus rief laut und sprach:

„Vater, ich befehle meinen Geistin deine Hände!“

Und als er das gesagt, verschied er. (Aus Lukas Kapitel 23)

Der Bericht des Lukas über die Kreuzigung

10 Evangeliums Posaune

Jugendecke

Es war Nacht. Die Felder Judäas la-gen in tiefer Ruhe. Von ferne her schim-merten die Lichter der Stadt Bethlehem.Eine Gruppe Hirten wachte bei ihrenHerden. Plötzlich umleuchtete sie einblendendes Licht; ein Engel erschienund rief ihnen zu: „Fürchtet euch nicht!Siehe, ich verkündige euch große Freu-de, die allem Volk widerfahren wird;denn euch ist heute der Heiland gebo-ren, welcher ist Christus der Herr, inder Stadt Davids. Und das habt zum Zei-chen: Ihr werdet finden das Kind inWindeln gewickelt und in einer Krippeliegen. . . Und alsbald war bei demEngel die Menge der himmlischen Heer-scharen, die lobten Gott und sprachen:Ehre sei Gott in der Höhe und Friedeauf Erden und den Menschen ein Wohl-gefallen!“ Während die Hirten bestürztdastanden, verschwanden die Engel imweiten Himmelsblau.

Zu gleicher Zeit erschien ein hel-leuchtender Stern und warf seinenSchein auf den Geburtsort des neuge-borenen Kindleins. Die Hirten eiltennach Bethlehem und kamen zu einemniederen Stall; sie traten ein und fandendas Kind und seine Eltern. – Vom We-sten her bemerkten gelehrte Sterndeu-ter und Weise aus dem Morgenland denneuen Stern. Sie sahen darin die Erfül-lung der Prophezeiung von der Geburteines Herrschers und machten sich ei-lends auf den Weg nach Jerusalem. Hierforschten sie nach dem neugeborenenKönig, und bald verbreitete sich in derganzen Stadt die Kunde, daß Christusgeboren sei.

Es war in der Tat ein neuer Königerschienen, dessen Herrschaft eineweltumfassende sein sollte. Es war einLehrer, dessen Lehre alle Stürme derZeit bestehen wird, bis sie die ganzeWelt erfüllt. Dieser Mann wandelte vorneunzehnhundert Jahren über die stau-bigen Straßen Palästinas. Sein hoheits-volles Wesen, mit Liebe und Mitleidgepaart, seine mächtigen Taten sowieseine einfache, tiefgegründete Lehreerweckten die Bewunderung seinerMitmenschen.

Jesus legte großes Gewicht auf sei-ne Lehre vom Himmelreich oder vom„Reich Gottes“. Dieser Gedanke warfür ihn grundlegend. Das Volk seinerTage konnte aber diese neue Lehrenicht fassen; sie war ganz gegen diedamaligen Begriffe und Einrichtungen.Sie verlangte eine vollständige Ände-rung des Menschen in bezug auf seinInneres, sowie sein Äußeres. Welch einkrasser Gegensatz war seine Lehre zuden Ideen jener Tage! Dieser einzigar-tige Mann brachte etwas ganz Neuesinmitten des zeremoniellen Gottesdien-stes und der nationalen Erwartung sei-nes Volkes. Daher wollten ihn die füh-renden Persönlichkeiten als Betrügerstempeln, aber das Volk hing ihm anund viele hörten ihn. So fuhr er unbe-irrt in seiner Lehre fort. Er enthülltein Gleichnissen und Beispielen dengöttlichen Erlösungsplan, nach dem esnicht mehr ein „auserwähltes Volk“sondern erlöste Menschen gab. Hiersind alle Menschen gleich, denn beiGott gibt es keine Unterschiede und

kein verschiedenes Maß von Segnun-gen.

Christus setzte sich in seiner Lehreüber alle menschlichen, irdischenSchranken fort; er anerkannte weder dienationalen noch die familiären Bindun-gen in bezug auf seine Lehre von dergroßen Gottesfamilie. Bei einer Gele-genheit sagte man ihm: „Siehe, deineMutter und deine Brüder stehen drau-ßen und wollen mit dir reden.“ Er ant-wortete: „Wer ist meine Mutter, undwer sind meine Brüder?“ Und recktedie Hand aus über seine Jünger undsprach: „Siehe da, das ist meine Mut-ter und meine Brüder! Denn wer denWillen tut meines Vaters im Himmel, derist mein Bruder, Schwester und Mutter.“

Christi Lehre von der allgemeinenVatertreue Gottes ging über dasmenschliche Familienband hinaus. Soallumfassend war sie, daß auch der ir-dische Besitz davon berührt wurde. Alseinst der reiche Jüngling meinte, dasganze Gesetz erfüllt zu haben, sagteJesus zu ihm: „Willst du vollkommensein, so gehe hin, verkaufe, was du hast,und gib’s den Armen, so wirst du einenSchatz im Himmel haben, und kommund folge mir nach.“ Da der Jüngling,das Wort hörte, ging er betrübt von ihm;denn er hatte viele Güter. Jesus abersprach zu seinen Jüngern: „Wahrlich,ich sage euch, ein Reicher wird schwerins Himmelreich kommen.“

Seine Lehre ging nicht nur dahin,die sittlichen und gesellschaftlichenRichtlinien seiner Tage umzugestalten,sondern griff auch in das staatliche Le-

Drei hervorragende Weltreligionen

3. Christus und das Himmelreich

1115. März 2004

ben ein. Obwohl sie direkt auf dasmenschliche Herz zielte, so bedingteeine gründliche Herzensänderung auchdie Stellung des Menschen zu seinerObrigkeit. Man wollte ihn einmal inseiner Rede fangen und fragte ihn: „Ist’srecht, daß man dem Kaiser Zins gebe,oder nicht?“ Mit seiner Antwort: „Ge-bet dem Kaiser, was des Kaisers ist,und Gott, was Gottes ist“, bezeichneteer deutlich seine untertänige Stellungzur Obrigkeit, welcher Art sie auch sei.

Viele seiner Anhänger und selbstseine Jünger konnten ihn in seiner Leh-re nicht ganz verstehen. Sie hofften, daßJesus das alte Königreich wieder auf-richten, das römische Reich besiegenund bald die ganze Welt erobern wür-de. Er aber belehrte sie eines anderenund sagte bei einer Gelegenheit: „Ihtwisset, daß die weltlichen Fürsten herr-schen und die Mächtigen unter ihnenhaben Gewalt. Aber also soll es untereuch nicht sein. Sondern welcher willgroß werden unter euch, der soll euerDiener sein; und welcher unter euch willder Vornehmste werden, der soll allerKnecht sein. Denn des Menschen Sohnist nicht gekommen, daß er sich dienenlasse, sondern daß er diene und gebesein Leben zur Bezahlung für viele.“

Kein Gründer irgendeiner Religionvor oder nach Christus erreichte dieWeite und Tiefe, die Jesus seiner Leh-re gab. Er selbst war das Vorbild der-selben und zeigte dadurch, daß sie prak-tisch durchfürbar ist. Er war mächtigin der Sanftmut und Demut, er war ge-duldig, liebte seine Feinde und bat fürsie. Die Stärke seines ungewöhnlichenEinflusses lag nicht in irdischer Machtsondern in seiner überragenden Tugendund geistlichen Stärke. Unvergleichlichwar er in seinen Predigten, von denenuns die Bergpredigt am ausführlichstenerhalten geblieben ist. Kein Wunderwar’s, daß das Volk ihm zuströmte unddie Gesandten der Pharisäer und Schrift-gelehrten zurückkamen und sagten: „Eshat nie ein Mensch also geredet wiedieser Mensch.“ Er lehrte ein Himmel-reich, ganz anders, als die Königreiche

dieser Welt es sind. Es war ein Reich,in dem die Liebe regiert.

Sein Ruhm breitete sich im ganzenLand aus. Als er einmal in die NäheJerusalems kam, bereitete ihm das Volkeinen überwältigenden Empfang. Dieganze Stadt geriet in Bewegung. Tau-sende von Menschen erwarteten ihn;viele breiteten ihre Kleider auf denWeg, andere hieben Zweige von denBäumen und streuten sie auf die Stra-ße, und die ihm folgten riefen laut:„Hosianna! Gelobet sei, der da kommtim Namen des Herrn!“ Schließlich er-reichte er den Tempel und trieb allehinaus, die da kauften oder verkauften.Er stieß die Tische der Wechsler unddie Bänke der Taubenkrämer um undsprach: „Es steht geschrieben: ,MeinHaus soll ein Bethaus heißen, ihr aberhabt eine Mördergrube daraus ge-macht.‘ “

Die Obersten des Volkes waren überihn empört, weil er ihre alten religiö-sen Lehrsätze angriff und das Volk ineiner ganz anderen Weise unterwies. Siehätten ihn gern unschädlich gemacht,aber sie fürchteten sich vor dem Volk.Schließlich erbot sich einer seiner Jün-ger, Judas Ischariot, ihn zu verraten.Sie boten ihm dreißig Silberlinge undplanten zusammen den Untergang Jesu.

In einer dunklen Nacht wurde er ge-fangengenommen und am anderen Tagals Gotteslästerer zum Tod verurteilt.Auf dem Hügel Golgatha wurde er zwi-schen zwei Mördern gekreuzigt. Ob-wohl seine Feinde über ihn spottetenund ihn verhöhnten, kam kein Wort derKlage über seine Lippen. Er ließ allesmit sich geschehen und betete für seinePeiniger. Um die Mittagszeit breitetesich tiefe Finsternis über das ganzeLand; es war die Stunde, da Jesus, derErlöser der Welt, starb. In demselbenAugenblick zerriß der Vorhang imTempel, die Erde bebte, und viele Grä-ber taten sich auf. Manche der verstor-benen Heiligen standen auf und erschie-nen vielen in der Stadt nach seiner Auf-erstehung. Da wurden alle von Furchtund Schrecken erfüllt, und der heidni-sche Hauptmann, der am Kreuz stand,rief aus: „Wahrlich, dieser ist GottesSohn gewesen!“

So endete das Leben Jesu von Na-zareth, des Christus, der am dritten Tagauferstand und nach vierzig Tagen genHimmel fuhr. Er starb, damit wir le-ben sollen; durch sein freiwilliges Op-fer versöhnte er uns mit Gott. Er istnicht nur der größte und erhabendsteLehrer der Menschen, er ist GottesSohn. F. G. Smith

Aus irdischem Getümmel,wo Glück und Lust vergeht,wer zeigt den Weg zum Himmel,dahin die Hoffnung steht?Wer leitet unser Sterben,wenn es das Ziel vergißt?Wer führt durchs trübe Leben? –Der Weg ist Jesus Christ.

Der Weg, die Wahrheit und das LebenWenn Irrtum uns befangen,kein Strahl die Nacht durchbricht,wie mögen wir gelangenzu der Erkenntnis Licht? –Getrost! es strömt die Klarheitvon Gottes ew’gem Thron;denn Christus ist die Wahrheit,der eingeborne Sohn.

Wer schenkt in Not und Leiden,wenn bang das Herz verzagt,die Hoffnung ew’ger Freuden,daß einst der Morgen tagt?Wer stillt der Seele Leben,gewährt im Tode Ruh’? –Heil! Christus ist das Leben,führt uns dem Vater zu.

12 Evangeliums Posaune

Es hat zu allen Zeiten Christen gege-ben, die das herrliche Vorrecht und dieMöglichkeit, durch die Kraft Gottes einsündenfreies Leben zu führen, gepredigthaben. Sie haben gelehrt, daß jedes Got-teskind frei von aller Sünde sein muß undzwar schon in diesem Leben, und siehaben es nicht allein gelehrt, sondern ihrWandel und ihre Erfahrungen haben esauch so bewiesen.

Dann wissen wir aber auch von eineranderen Lehre, die sich zwar rühmt, derWahrheit der Schrift zu entsprechen, dieaber einräumt, daß der Christ täglich sün-dige in Worten, Gedanken und Werken,solange er hier auf dieser Erde lebt. Man-che gehen so weit, daß sie behaupten, einMensch, der wiedergeboren ist, könnenicht vom Herrn vor Sünden bewahrtbleiben.

Gewiß, wer einst ein Kind Gottes ge-worden ist, sich aber von Gott und sei-nen Geboten kehrt und Sünde tut, ver-liert damit die Lebensgemeinschaft mitGott; denn der Sünde Sold ist der Tod.Sünde ist Mord am eigenen geistlichenLeben, und der Verlust des geistlichenLebens bleibt besiegelt, wenn ein Menschin Unbußfertigkeit und damit in der Sün-de beharrt. Das ewige Leben können wirnur in der Nachfolge Jesu haben, nichtin der Abkehr von ihm. Wer an ihn glaubtund ihm nachfolgt, der hat das ewigeLeben, sagt uns Johannes. Darum kön-nen wir auch niemals in Wahrheit vonder Unverlierbarkeit des Heils sprechen,wie weite Kreise es mit Vorliebe fälsch-lich tun. Jesus hat gesagt: „Wer nicht inmir bleibt, der wird weggeworfen wieeine Rebe und verdorrt, und man sam-melt sie und wirft sie ins Feuer und müs-sen brennen“ (Joh. 15, 6). Die Worte„Wer nicht in mir bleibt“ können nichtden Unerlösten gelten, sondern nur de-nen, die in ihm sind, sonst hätte das Wort„bleiben“ keinen Sinn.

Wir dürfen nicht meinen, wenn Gottuns einmal die Sünden vergeben hat und

wir zum neuen Leben wiedergeborensind, daß er dann verpflichtet ist, unge-achtet unseres weiteren Verhaltens unsin sein ewiges Reich aufzunehmen. Hier-über gibt uns schon Psalm 15 einen gu-ten Aufschluß: „Herr, wer wird wohnenin deiner Hütte? Wer wird bleiben aufdeinem heiligen Berge? Wer ohne Tadeleinhergehet und recht tut und redet dieWahrheit von Herzen.“ Stimmt das nichtganz genau mit den Worten unseres Hei-landes überein: „Wer aber den WillenGottes tut, der bleibt in Ewigkeit!“? DenWillen Gottes tun, das heißt soviel wienicht sündigen; denn Sünde ist nicht derWille Gottes, sondern der Wille des Teu-fels. Die Erlösung Jesu Christi erlöst unsvom Tun des Willens des Teufels zumTun des Willens Gottes. Diese Erlösunggeschieht durch den Glauben an sein aufGolgatha vollbrachtes Werk. Gott hat inseiner wunderbaren Gnade eine herrli-che Einrichtung geschaffen, die jederausprobieren darf, ja unverzüglich inAnspruch nehmen soll. Es ist folgende:Obwohl der Glaube gar kein Verdienstist, hat Gott aus freien Stücken doch eineBelohnung darauf gesetzt: Er vermitteltdem, der an den Sohn glaubt, die Kräftevon Golgatha. Und das sind die Kräfte,um Sünde und Teufel zu überwinden, wieJesus Christus Sünde und Teufel über-wunden hat. „Unser Glaube ist der Sieg,der die Welt überwunden hat.“ Nicht daßes unser Verdienst wäre; Christus hat dieWelt überwunden, aber Gott hat in sei-ner Gnade die Einrichtung getroffen, daßwir, wenn wir glauben, dasselbe tun kön-nen. Sehen wir, daß das kein Verdienstist, sondern ein Geschenk?

Nachdem Gott dieses Geschenk derMenschheit dargereicht hat, beobachteter, wie sie damit umgeht; und er siehtdie verschiedensten Umgangsformen beidenen, die über dieses Geschenk Kundeerhalten haben. Manche liebäugeln mitden Lüsten der Welt und sympathisierenmit den trügerischen Angeboten des Teu-

fels. Ihnen erscheint die Perle des Glau-bens von wenig Bedeutung. Andere hal-ten sich für moralisch so hochstehend,daß sie es unter ihrer Würde achten, einGeschenk anzunehmen. Sie meinen, al-les Nötige sich sehr gut selbst erringenzu können. Andere aber sind froh; in demGeschenk ein Mittel zu finden, durch dassie wirklich Gott gefallen können, völli-gen Sieg über alles Böse haben, auch überHochmut und Selbstgerechtigkeit, undwodurch sie im tiefsten Herzen glück-lich sind.

Um dieses großen Geschenkes willen,nimmt Gott eine entschiedene, nie wan-kende Stellung gegen jede Sünde ein, dieeine Einwilligung in den Willen des Teu-fels ist. Es gibt keine unbewußte Einwil-ligung in die Sünde; denn Einwilligungist dem Menschen immer bewußt, selbstwenn sie übereilt geschehen ist, Gott an-erkennt die Einwilligung ins Böse nie alsin Übereinstimmung mit dem Leben ei-nes Christen. Es kann nicht klar genuggesagt werden: Durch die Einwilligungin das Böse verliert der Mensch die Le-bensverbindung mit Gott. Wenn die Ver-lockung unsere Einwilligung zum Bösenempfangen hat, wirkt sie die Sünde, unddie Sünde, in dem Moment, wo sie getanwird, bewirkt sie den geistlichen Tod.Bitte siehe Jakobus 1, 15.

Wiederum zum Trost mag es jedergewissenhaften Seele gereichen, zu wis-sen, daß Versuchungen zum Bösen durchaufsteigende Gedanken erst dann vollen-dete Sünde sind, wenn sie die persönli-che Einwilligung erhalten haben. Wennihnen widerstanden wird – und das sollteimmer durch den Glauben an Jesus ge-schehen – sind sie auch dann keine Sün-de, wenn sie lange anhalten. Bedenke,Jesus ist oft lange versucht worden, aberer hat nie eingewilligt. Gelobet sei seinheiliger Name, er hat für uns überwun-den, daß auch wir überwinden könnendurch ihn.

Wer aber nach seiner Wiedergeburtsich einer Sünde schuldig gemacht hat,muß Buße tun und Vergebung erlangen.Es nützt nichts, sich für einen Christenzu halten und auf irgendeinem Gebietdem Teufel zu willen zu bleiben, etwa in

Vom sündenfreien Leben

1315. März 2004

Das Passah ist eine jüdische Verordnung die eingeführtworden ist als das Volk Israel von der ägyptischen Knecht-schaft befreit wurde. Zu der Zeit mußte ein Lamm geschlach-tet und gegessen werden nach den Vorschriften, welche derHerr dem Volk durch Mose gab. Es war ein Vorbild auf denTod Christi, welcher dargestellt ist als ein Lamm, das erwürgtist. Es ist des Herrn Passah genannt (2. Mos. 12, 11).

Und Mose sagte zu den Kindern Israel: „Ihr sollt diesenTag haben zum Gedächtnis und sollt ihn feiern dem Herrn zumFest, ihr und alle eure Nachkommen, zur ewigen Weise . . .Und haltet das ungesäuerte Brot; denn eben an demselben Tagehabe ich euer Heer aus Ägyptenland geführt; darum sollt ihrdiesen Tag halten, ihr und alle eure Nachkommen, zur ewigenWeise“ (2. Mos. 12, 14 und 17).

Weil hier gesagt ist, daß es gehalten werden soll von ihnenund allen ihren Nachkommen, zur ewigen Weise, gibt es Leu-te die dasselbige noch heutigestags befolgen; aber wenn diesrichtig verstanden wird, so ist alles klar und deutlich.

Uns zum ersten Kapitel im Evangelium Matthäus wendend,lesen wir im siebzehnten Vers: „Alle Glieder von Abraham bisauf David sind vierzehn Glieder. Von David bis auf die babyloni-sche Gefangenschaft sind vierzehn Glieder. Von der babyloni-schen Gefangenschaft bis auf Christus sind vierzehn Glieder.“

Wir sehen, daß mit Christo die Geschlechtsregister der Ju-den, welche als eine Nation Gottes Volk waren, ein Ende hat-ten und seit Christus gestorben und auferstanden ist „kennenwir niemand nach dem Fleisch; und ob wir auch Christus gekannthaben nach dem Fleisch, so kennen wir ihn doch jetzt nichtmehr“ (2. Kor. 5, 16). Vor seinem Tod und seiner Auferste-

hung waren die Juden durch eine Geburt im wörtlichen Sinn,als das Volk Gottes anerkannt und Christus war der Abstam-mung, dem Fleisch nach, ein Jude; aber seit seinem Tod ist er nurnoch der Sohn Gottes, und das Volk Gottes sind seine Kinder imGeist, nicht durch eine natürliche oder fleischliche Geburt.

Seit jener Zeit, sagt Paulus, ist das „nicht ein Jude, der aus-wendig ein Jude ist, auch ist das nicht eine Beschneidung, dieauswendig am Fleisch geschieht; sondern das ist ein Jude, der’sinwendig verborgen ist, und die Beschneidung des Herzens isteine Beschneidung die im Geist und nicht im Buchstaben ge-schieht, eines solchen Lob ist nicht aus Menschen, sondernaus Gott“ (Röm. 2, 28 und 29).

Solange die Juden als eine Nation das Volk Gottes warenhielten sie das Passahfest durch alle Generationen, aber alsChristus gestorben war hörte dieses auf und Paulus sagt: „Dar-um feget den alten Sauerteig aus, auf daß ihr ein neuer Teigseid, gleichwie ihr ungesäuert seid. Denn wir haben auch einOsterlamm, das ist Christus, für uns geopfert. Darum lassetuns Ostern halten, nicht im alten Sauerteig, auch nicht im Sau-erteig der Bosheit und Schalkheit, sondern in dem Süßteig derLauterkeit und der Wahrheit.“ Das Brot das zu brauchen ist,ist nicht mehr das natürliche ungesäuerte Brot, sondern dasder „Lauterkeit und der Wahrheit.“

Christus ist für uns geopfert worden als unser Passah, deshalbhalten wir nicht das „Passah der Juden“ (Joh. 11, 55), sondernbefolgen die Gebote dessen, der ein Opfer für die Sünde geopferthat, das ewiglich gilt, und der nun zur Rechten Gottes sitzt (Hebr.10, 12). Er wurde ein Opfer für uns, und ist das Lamm Gottes,„welches der Welt Sünde trägt“ (Joh. 1, 29).

Das Passah

der Unversöhnlichkeit oder im Aufschie-ben wahrer Umkehr zu Gottes ganzemWillen.

Niemand, der in der Sünde bleibt,kann ein Kind Gottes sein; denn das ge-rade ist das Kennzeichen des Lebens ausGott, daß es sich scharf von der Sündetrennt.

Wohl ist es möglich, daß ein KindGottes wieder in das frühere Wesen derSünde verfällt, wenn es nicht wachsamist, aber wehe ihm, wenn es sich dannnoch für ein Kind Gottes hält. Jesus selbstsprach das Wehe über solche, die sich zuunrecht als mit Gott in Ordnung hielten:„Ihr seid von dem Vater, dem Teufel“(Joh. 8, 44). Und Johannes sagt: „Daranwird’s offenbar, welche die Kinder Got-tes und die Kinder des Teufels sind. Wernicht recht tut, der ist nicht von Gott, und

wer nicht seinen Bruder liebhat“ (1. Joh.3, 10).

Johannes sagt aber auch einmal:„Wer aus Gott geboren ist, der tut nichtSünde, denn sein Same bleibt bei ihm;und kann nicht sündigen; denn er ist ausGott geboren“ (1. Joh. 3, 9). Oft hat die-ses Wort zu Mißverständnissen Anlaß ge-geben. Da wir aber so viele Schriftstel-len haben, die von der Möglichkeit desWiedersündigens reden, und Johannesdiese Möglichkeit selber in seinem Evan-gelium lehrt (Kap. 15, 6), will er in obi-gen Sätzen keinesfalls das Gegenteil sa-gen, sondern bestätigen dadurch nur, daßder eine Zustand den anderen Zustandausschließt. Wer lebt kann nicht gleich-zeitig tot sein; wer gehorsam ist, kannnicht gleichzeitig ungehorsam sein. DerZustand, aus Gott geboren zu sein und

göttlich zu leben, kann nicht gleichzeitigein Zustand des Sündigens sein. Das kanneinfach nicht sein. Johannes ist immerfür ganz klare Linien, weil er sie vonGott gezeigt bekommen hat und Gott alseinen Gott kannte, der Licht ist, „und inihm ist keine Finsternis.“

Und nun zum Schluß noch eins. WennJohannes sagt: „Und ob jemand sündigt,so haben wir einen Fürsprecher“ (1. Joh.2, 1), so will er damit nicht sagen: Wennjemand sündigt, kann er getrost damitfortfahren und immer noch ein KindGottes sein, sondern, der Trost diesesWortes liegt vielmehr in der wunderba-ren Wahrheit, daß der Gestraucheltedurch den Fürsprecher wieder ein KindGottes werden kann in dieser Gnaden-und Lebenszeit. Dieses Wort ist also einErlösungstrost, nicht ein Sündentrost.

W. Waurich

14 Evangeliums Posaune

Das Abendmahl Christi In der Nacht da Jesus verraten wurde und seine Jünger

das Osterlamm aßen, setzte er eine Verordnung ein die sienach seinem Tod halten sollten, und die sie das Volk lehrensollten zu halten. „Und die Jünger gingen aus, und kamen indie Stadt, und fanden es, wie er ihnen gesagt hatte, undbereiteten das Osterlamm. Am Abend aber kam er mit denZwölfen. Und als sie zu Tische saßen und aßen, sprach Je-sus: Wahrlich, ich sage euch, einer unter euch, der mit mirisset, wird mich verraten. Und sie wurden traurig, und sag-ten zu ihm einer nach dem andern: Bin ich’s? Er antworteteund sprach zu ihnen: Einer aus den Zwölfen, der mit mir indie Schüssel taucht. Zwar des Menschen Sohn geht hin, wievon ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durchwelchen des Menschen Sohn verraten wird. Es wäre dem-selben Menschen besser, daß er nie geboren wäre.

Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankteund brach’s, und gab’s ihnen und sprach: Nehmet, es-set, das ist mein Leib. Und nahm den Kelch, und dank-te, und gab ihnen den, und sie tranken alle daraus. Under sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Neuen Testa-ments, das für viele vergossen wird.

Wahrlich, ich sage euch, daß ich hinfort nicht trinkenwerde vom Gewächs des Weinstocks bis auf den Tag, da iches neu trinke in dem Reich Gottes. Und da sie den Lobge-sang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg“(Mark. 14, 16 – 26).

Matthäus sagt: „Da sie aber aßen, nahm Jesus das Brotdankte und brach’s, und gab’s den Jüngern und sprach: Neh-met, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch unddankte, gab ihnen den, und sprach: Trinket alle daraus; dasist mein Blut des Neuen Testaments, welches vergossen wirdfür viele zur Vergebung der Sünden“ (Matth. 26, 26 – 28).

„Und da die Stunde kam, setzte er sich nieder, und diezwölf Apostel mit ihm. Und er sprach zu ihnen: Mich hatherzlich verlangt, dies Osterlamm mit euch zu essen, ehedenn ich leide. Denn ich sage euch, daß ich hinfort nichtmehr davon essen werde, bis daß es erfüllet werde im ReichGottes. Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Neh-met ihn und teilet ihn unter euch; denn ich sage euch: Ichwerde nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks bisdas Reich Gottes komme. Und er nahm das Brot, dankteund brach’s und gab’s ihnen und sprach: Das ist mein Leib,der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.Desselbigengleichen auch den Kelch, nach dem Abendmahl,und sprach: Das ist der Kelch, das Neue Testament in mei-nem Blut, das für euch vergossen wird“ (Luk. 22, 14 – 20).

Paulus sagte zu den Brüdern in Korinth: „Der gesegneteKelch, welchen wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaftdes Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nichtdie Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist’s, so

sind wir viele ein Leib; dieweil wir alle eines Brotes teilhaf-tig sind“ (1. Kor. 10, 16 und 17).

Abermals sagt er: „Ich habe es von dem Herrn empfan-gen, das ich euch gegeben habe. Denn der Herr Jesus in derNacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte, undbrach’s und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib der füreuch gebrochen wird; solches tut zu meinem Gedächtnis.Desselbigengleichen auch den Kelch nach dem Abendmahlund sprach: Dieser Kelch ist das Neue Testament in meinemBlut; solches tut, so oft ihr’s trinket zu meinem Gedächtnis.Denn so oft ihr von diesem Brot esset und von diesem Kelchtrinket, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen, bis daß erkommt“ (1. Kor. 11, 23 – 36).

Das Brechen des Brots Während das Osterlamm gegessen wurde, setzte Jesus

die Verordnung, des Herrn Mahl oder das Brechen des Brotsein. Er sagte seinen Jüngern nicht, wie oft sie dasselbe hal-ten sollten; aber er sagte: „So oft ihr von diesem Brot essetund von diesem Kelch trinket, sollt ihr des Herrn Tod ver-kündigen, bis daß er kommt.“

„Und die Jünger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte,und bereiteten das Osterlamm . . . Da sie aßen, nahm Jesusdas Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern undsprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib“ (Matth. 26, 19 –26).

„Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte undbrach’s, und gab’s ihnen und sprach: Nehmet, esset; das istmein Leib“ (Mark. 14, 22).

„Und er nahm das Brot, dankte und brach’s, und gab’sihnen, und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegebenwird; das tut zu meinem Gedächtnis“ (Luk. 22, 19).

Viele Jahre nach diesem sagte Paulus zu den Brüdern inKorinth: „Ich lobe euch, liebe Brüder, daß ihr an mich geden-ket in allen Stücken, und haltet die Weise, wie ich sie euchgegeben habe“ (1. Kor. 11, 2). (Wie es mir mitgeteilt wurde).

„Der gesegnete Kelch, welchen wir segnen, ist der nichtdie Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir bre-chen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Dennein Brot ist’s, so sind wir viele ein Leib; dieweil wir alleeines Brotes teilhaftig sind“ (1. Kor. 10, 16 und 17).

„Ich habe es von dem Herrn empfangen, das ich euchgegeben habe. Denn der Herr Jesus in der Nacht, da er ver-raten ward, nahm er das Brot, dankte, und brach’s, undsprach: „Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch ge-brochen wird; solches tut zu meinem Gedächtnis . . . Dennso oft ihr von diesem Brot esset und von diesem Kelch trin-ket, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen, bis daß er kommt“(1. Kor. 11, 23 – 26).

Das Evangelium wurde am Pfingsttag gepredigt. „Dienun sein Wort gerne annahmen, ließen sich taufen, undwurden hinzugetan an dem Tage bei dreitausend Seelen. Sieblieben aber bestängig in der Apostel Lehre und in der Ge-

1515. März 2004

meinschaft und im Brotbrechen und im Gebet“ (Apg. 2, 41und 42).

„Am ersten Tage der Woche aber, da die Jünger zusam-menkamen, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus, undwollte des andern Tages weiterreisen und zog die Rede hinbis Mitternacht“ (Apg. 20, 7).

Der Kelch und seine Bedeutung Als Jesus das Osterlamm mit seinen Jüngern aß und die

Verordnung des Brots und Weins stiftete, erklärte er ihnenwas derselbe bedeute. Nachdem gedankt und das Brot ge-brochen war, sagt Lukas: „Desselbigengleichen auch denKelch, das Neue Testament in meinem Blut, das für euchvergossen wird“ (Luk. 22, 20).

„Und nahm den Kelch, und dankte, und gab ihnen denund sie tranken alle daraus“ (Mark. 14, 23).

„Und er nahm den Kelch, und dankte, gab ihnen den,und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des NeuenTestaments, welches vergossen wird für viele zur Verge-bung der Sünden“ (Matth. 26, 27 und 28).

„Der gesegnete Kelch, welchen wir segnen, ist der nichtdie Gemeinschaft des Blutes Christi“ (1. Kor. 10, 16).

„Desselbigengleichen auch den Kelch nach dem Abend-mahl, und sprach: Dieser Kelch ist das Neue Testament inmeinem Blut; solches tut, so oft ihr’s trinket, zu meinemGedächtnis. Denn so oft ihr von diesem Brot esset und vondiesem Kelch trinket, sollt ihr des Herrn Tod verkündigenbis daß er kommt“ (1. Kor. 11, 25 und 26).

„Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des NeuenTestaments, das für viele vergossen wird. Wahrlich, ich sageeuch, daß ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächs desWeinstocks bis auf den Tag, da ich’s neu trinke in dem ReichGottes“ (Mark. 14, 24 und 25).

Hier verstehen wir, daß es der Saft von Trauben war dergebraucht wurde; „vom Gewächs des Weinstocks“, und dasstellte sein Blut dar, welches vergossen wurde für viele.

Wer kann daran teil nehmen? Die Jünger nahmen mit Jesu teil an dieser Verordnung

vor seinem Tod und er sagte ihnen, daß sie alle Nationenlehren sollten was er ihnen geboten hatte (Matth. 28, 20).Als er ihnen diesen Auftrag gab sagte er auch zu ihnen:„Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium allerKreatur. Wer da glaubet und getauft wird, der wird seligwerden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“Nur Gläubige sollten an dieser Verordnung teilnehmen, sol-che die den Leib Christi erkennen (1. Kor. 11, 29). Diesesbezeichnet den Opferleib Christi zur Vergebung der Sün-den. Diejenigen die auch den Leib Christi, die GemeindeGottes, erkennen, können mit besserem Verständnis daranteilnehmen. „Denn gleichwie ein Leib ist, und hat doch vie-le Glieder, alle Glieder aber des Leibes, wiewohl ihrer vielsind, doch ein Leib sind: also auch Christus. Denn wir sind

durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft, wir seienJuden oder Griechen, Knechte oder Freie, und sind alle zueinem Geist getränkt“ (1. Kor. 12, 12 und 13).

Sein Leib ist die Gemeinde (Kol. 1, 24); und Christus istdas Haupt der Gemeinde. „Und er ist das Haupt des Leibes,nämlich der Gemeinde“ (Kol. 1, 18).

Der Leib, die Gemeinde, ist sein Volk. „Ihr seid aberder Leib Christi und Glieder, ein jeglicher nach seinem Teil“(1. Kor. 12, 27). Es ist „die Gemeinde Gottes, welche erdurch sein eigen Blut erworben hat“ (Apg. 20, 28).

Sie müssen alle eins sein, nach dem Gebet Jesu: „Aufdaß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ichin dir: daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glau-be, du habest mich gesandt. Und ich habe ihnen gegeben dieHerrlichkeit, die du mir gegeben hast, daß sie eins seiengleichwie wir eins sind“ (Joh. 17, 21 und 22).

Zu der Zeit war in Korinth keine vollkommene Einheit.Es waren solche dort die auf Gerechtigkeit Anspruch mach-ten, aber waren nicht in Harmonie mit dem Wort Gottes undverursachten Spaltung und die Ordnung war nicht da. Des-halb sagte Paulus: „Wenn ihr nun zusammenkommt, so hältman da nicht des Herrn Abendmahl. Denn so man das Abend-mahl halten soll, nimmt ein jeglicher sein eigenes vorhin,und einer ist hungrig, der andere ist trunken. Habt ihr abernicht Häuser, da ihr essen und trinken könnt? Oder verach-tet ihr die Gemeinde Gottes und beschämet die, so da nichtshaben? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch loben? Hierinlobe ich euch nicht“ (1. Kor. 11, 20 – 22).

Nachdem er ihnen kund getan hatte wie er Anweisungendurch das Wort des Herrn empfangen habe, sagte er: „Dar-um, meine lieben Brüder, wenn ihr zusammenkommt zuessen, so harre einer des andern. Hungert aber jemand, deresse daheim“ (1. Kor. 11, 33 und 34). Das ist, sie solltenfortfahren in der Befolgung dieser Verordnung, aber siesollten warten bis alle beisammen sind, daß sie alle zusam-men teilnehmen könnten. Und wenn sie zusammenkommenwürden um diese Verordnungen zu befolgen, sollten diezuerst Angekommenen warten; denn das Mahl sollte keinevöllige Mahlzeit sein, und die, welche hungrig waren, soll-ten zu Hause essen.

Weil dadurch des Herrn Tod verkündigt werden und diesauch zu seinem Gedächtnis geschehen sollte, so ermahnte ersie, sich selbst zu prüfen, daß sie im Frieden mit Gott und inder Einheit im Geist sich befinden möchten. „Welcher nununwürdig von diesem Brot isset oder von dem Kelch desHerrn trinket, der ist schuldig an dem Leib und Blut desHerrn. Der Mensch prüfe aber sich selbst, und also esse ervon diesem Brot, und trinke von diesem Kelch. Denn wel-cher unwürdig isset und trinket, der isset und trinket sichselber zum Gericht, damit, daß er nicht unterscheidet denLeib des Herrn“ (1. Kor. 11, 27 – 29).

Jeder, dessen Sünden vergeben sind, kann an dieser Ver-ordnung teilnehmen. E. E. Byrum

16 Evangeliums Posaune

Aus dem Bibelkursus 2003 in MexikoJunge Leute legen Zeugnis ab und berichten, was sie gelernt haben

Neustädt, Mexiko „Opfere Gott Dank und bezahle dem

Höchsten deine Gelübde und rufe michan in der Not, so will ich dich erretten,so sollst du mich preisen.“

Psalm 50, 14 und 15 Ich danke meinem Gott von ganzem

Herzen, daß ich sein Kind sein darf. Erhat mich errettet und herausgezogen ausder Grube der Sünde. Wie schön ist esdoch zu wissen, daß der Herr mir alleSünden vergeben hat. Es ist wunderbarein Kind Gottes zu sein.

Ich hatte schon lange den Wunschgehabt die Heiligung zu erleben. ImMärz als wir die Versammlung mit Bru-der Lange hatten, habe ich mein Lebendem Herrn ganz übergeben. Ich will ihmfür Zeit und Ewigkeit geweiht sein. Esist mein Wunsch für den Herrn und seinReich brauchbar zu sein und daß er meinLeben zu seiner Ehre formen möchte.

Ich hatte im vergangenen Jahr durchmanche Tiefen zu gehen. Ich bin oftkrank gewesen. Oftmals wußte ich nichtmehr was ich tun sollte. Aber ich habeerfahren, wenn meine Kraft ganz amEnde war, daß der Herr helfen kann.Mehrere Male hat der Herr mich ge-heilt. Wenn ich in den schweren Stun-den zur Bibel griff, gab der Herr mirbesondere Trostverse. Diese Verse hal-fen mir aufzuschauen zum Herrn vonwo uns alle Hilfe kommt. Der Herr gabmir Kraft und Gnade und half michwunderbar hindurch. Dem Herrn gehörtLob und Dank dafür.

Ich freute mich auch, daß ich amBibelkursus teilnehmen durfte. Ich habenie vorher daraufgeachtet, wie der Hei-lige Geist auch schon im Alten Testa-ment wirkte, durch Menschen die sichvon Gott gebrauchen ließen. Es wurdeuns auch die Wichtigkeit gezeigt, wienötig wir auch heute den Heiligen Geistbrauchen. Wir haben auch verschiede-ne Personen betrachtet, die besondereLichtträger im Lauf der Zeit waren. Esfiel mir auf, daß Gott oft die einfachenund armen Menschen gebrauchte, um

besondere Werke für ihn zu tun. Ichdurfte durch diesen Bibelkursus tiefer indie Wahrheiten des Wortes Gottes ein-dringen, und viel lernen. Nun möchte ichauch das Gelernte in die Tat umsetzen.

Es ist mein Wunsch dem Herrn treuzu dienen, und ein Segen für meineMitmenschen zu sein.

Eure Schwester im Herrn, Susy Neufeld

Santa Cruz, BolivienWarum ich den Bibelkursus

besuchte „Und nach diesem will ich meinen

Geist ausgießen über alles Fleisch, undeure Söhne und Töchter sollen weissa-gen.“ Joel 3, 1

Ich bin meinem Gott von ganzemHerzen dankbar, daß ich letztes Jahrauch am Bibelkursus teilnehmen konn-te. Es war schön, mit Geschwistern ausverschiedenen Ländern zusammenzu-sein, und zu wissen, daß wir alle dem-selben Gott dienen.

Warum besuchte ich den Kursus?Eigentlich hatte ich geplant, um die glei-che Zeit nach Mexiko zu kommen, dader Kursus stattfinden sollte; so wollteich auch die Gelegenheit wahrnehmenund daran teilnehmen. Es war auchmein Verlangen, mit Gottes Wort undseiner Gemeinde näher bekannt zu wer-den. Ich darf auch sagen, daß ich reich-lich gesegnet worden bin. Was mir ammeisten auffiel war, wie der HeiligeGeist im Leben verschiedener Men-schen gewirkt hat, wie Gott durch sieBesonderes wirken konnte, und was fürein Segen von ihnen ausgegangen ist.Aber dann ist da auch oft eine negativeWirkung dabei, nähmlich, daß dannMenschen auf solch eine Person versu-chen eine Gemeinde zu gründen unddadurch vom wahren Grund abkom-men, welcher Jesus Christus ist.

So bin ich auch meinem Heilanddankbar, daß ich ihn einmal erkennenkonnte, als den Grund der Gemeinde,

und daß auch er allein die Tür zur wah-ren Gemeinde ist. Möge unser Herr Je-sus uns allen helfen, daß wir dem Heili-gen Geist in unserem Leben Raum ge-ben, daß er wirken kann wie es ihmgefällt.

Euer Bruder im Herrn, Franz Rempel

Aylmer, OntarioWas schließt Bekehrung ein Die Bekehrung ist für einen Men-

schen der Anfang, wenn er ein Lebenmit Christus führen will. Der Menschist als Sünder geboren. Darum ist dererste Schritt, daß er seine Sünden be-reut. Er mag durch das Lesen des Wor-tes Gottes oder durch eine Predigt dazuveranlaßt werden. Gott sieht das Ver-langen, das die verlorene Seele nachVergebung und Befreiung von den Ban-den der Sünde hat. Jetzt muß die reuigeSeele Gott um Vergebung bitten. Wennder Mensch auch nicht alle Sünden auf-zählen kann, so hat doch ein jederMensch einige Sünden, die ihm beson-ders vor Augen stehen. Es ist gut Ge-wisses vor Gott bei Namen zu nennen,daß man darüber beten kann. Das Wich-tige aber ist, daß man ein reuiges Herzhat und gewillt ist, alle Sünden zu las-sen (Spr. 28, 13). Gott sieht in ein je-des Herz und weiß, ob das der Fall ist.

Um die Vergebung zu erlangen,muß man auch glauben, daß Gott ver-geben hat. Dieser Glaube schließt Je-sus Christus ein, der aus Liebe für dieMenschen sein Leben am Kreuze ge-lassen hat (Joh. 3, 16).

Der Mensch, der Vergebung er-langt hat, beginnt nun ein neues Leben.Er ist seinem alten Leben abgestorben.Nun hat er auch Frieden mit Gott (Röm.5, 1). Er zeigt gern seine Liebe undDankbarkeit seinem Heiland. Ein Bei-spiel davon finden wir in Lukas 7, 36 –50, nämlich in der Frau, die Jesu Füßesalbte und mit ihrem Haar trocknete.

Im Wort „Bekehrung“ ist das klei-ne Wort „kehr“. Bei seiner Bekehrung

1715. März 2004

Colonia Vianna, MexikoWarum ich den Bibelkursus

besuchte? Mir ging es wie wir es in Psalm 42,

2 und 3a lesen: „Wie der Hirsch schreitnach frischem Wasser, so schreit mei-ne Seele, Gott, zu dir. Meine Seeledürstet nach Gott, nach dem lebendi-gen Gott.“

Da ich ein sehr beschäftigtes undschwer geprüftes Leben hatte, stiegschon lange in mir das Verlangen auf,einmal alles hinzulegen und mich mehrnur mit Gottes Wort zu beschäftigen.Es schien aber alles unmöglich zu sein.

Da kam eines Tages die Nachricht,„der Kursus soll in Mexiko sein.“ Dar-über war ich hochbeglückt. Doch schie-nen für mich trotzdem noch alle Türenverschlossen zu sein. Dann dachte ichan die bittende Witwe. Ich betete undweinte vor dem Herrn. Meine Bittenwurden erhört und das goldene Zepterwurde mir zugewandt.

Im Bibelkursus wurde ich reichlichgesegnet; besonders halfen mir die Stun-den über den Heiligen Geist und sein

Cuauhtemoc, Mexiko Schon jahrelang hatte ich das Ver-

langen, am Bibelkursus teilzunehmen.In diesem Jahr war es mir möglich,wofür ich von Herzen dankbar bin.Meine Seele wurde wirklich erquickt undermutigt. Der Herr führt uns auf Höhenund durch Tiefen, und diese Zeit des Bi-belkursus war für mich eins der segens-reichsten Zeiten meines Lebens. DerHeiland nahte sich mir in dem Maß, daßich es kaum fassen konnte.

Ich bin so dankbar, daß ich demHerrn mein Leben übergeben durfte,und daß der Heilige Geist zu mir rede-te. Nicht umsonst steht es in der Bibel,daß der Heilige Geist der Tröster ist.

Vor einigen Jahren kam mir derGedanke, ob ich dem Herrn immer treubleiben würde. Da betete ich ernstlich,daß er mir doch das Verlangen erhal-ten möchte ihm zu dienen, und daß ichden Hunger und Durst nach seinemWort mein Leben lang behalten möch-te. Auf diese Bitte hat der Herr geant-wortet; zwar anders wie ich gedacht, aberes war halt der Weg, und das Verhält-nis mit ihm noch enger zu schließen.

David schreibt in Psalm 119, 71 und72: „Es ist mir lieb, daß du mich gede-mütigt hast, daß ich deine Rechte lerne.Das Gesetz deines Mundes ist mir lieberdenn viel tausend Stück Gold oder Sil-ber.“

Ein Dichter hat sich einmal so aus-gedrückt: „Es gibt Berge, über die manhinüber muß; sonst geht der Weg nichtweiter.“ Gott führte auch mich überhohe Berge und durch dunkle Täler,doch erfüllte sich das erwähnte Wort,daß mir Gottes Wort lieber wurde dennviel tausend Stück Gold und Silber. Der

Wirken. Für mich war jede Stunde sehrwertvoll. Mir schien es so, der Bibel-kursus müsse nur meinetwegen in Me-xiko sein, doch andere sprachen genauso. Ich durfte dadurch sehen, wie Gottsich auch heute noch um die einzelnenMenschen kümmert.

Die „EVANGELIUMS POSAUNE“ ist einechristliche Schrift die klar und entschieden fürdas volle Heil in Christo, die Einheit aller Kin-der Gottes, sowie für sämtliche Wahrheiten derHeiligen Schrift eintritt. Herausgegeben im In-teresse der Gemeinde Gottes von

CHRISTIAN UNITY PRESS

PUBLIKATIONS KOMITEE:Edmund Krebs

Siegfried RaaschReinhard Roesler

EDITOR: Otto SommerfeldBEZUGSPREIS: Ein JahrUSD 15.50 – EUR 15,50

A journal of vital Christianity, published inthe interest of the German Church of God.

Periodicals and other postage paid at York, NE,and at additional mailing offices.

EVANGELIUMS POSAUNE (USPS 180-440).Published semimonthly. Printed in U.S.A.

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Heilige Geist sprach so deutlich zu mir,und ich durfte die Gegenwart Gottes soreichlich vernehmen, daß ich heute sa-gen kann: „Es ist mir lieb, daß du michgedemütigt hast.“ Doch zur Zeit derZüchtigung, dünkt es uns nicht Freu-de, sondern Traurigkeit zu sein, aberdanach gibt es eine süße Frucht. Auchmitten in den Trübsalen fühlte ich michoft von den Armen Gottes getragen, under tröstete mich manchmal so liebevoll,wie kein Mensch es vermag.

In Jeremia 15, 9a steht: „Wo du dichzu mir hältst, so will ich mich zu dirhalten.“ Satan versucht sein Äußerstes,um uns in Zweifel über dieses Wort zubringen; doch da muß man dem Satan sofest widerstehen, wie Jesus es getan hat.Denn später sieht man, daß die Gedan-ken und Wege Gottes ein Ziel haben.

Ich bin so dankbar, daß ich Gottmeinen Erlöser, Führer, Helfer undTröster nennen darf. Seine Liebe zu unsMenschen bewegt mein Herz immerwieder, und es ist auch mein Wunschund Gebet, daß er mich täglich neu mitdieser Liebe füllen möchte.

Eure Schwester im Herrn, Lena Thiessen

kehrt der Mensch 180° um. Er ist wieein Autofahrer umgekehrt, da er er-kannte, daß er auf verkehrtem Wegesich befand. Die erlöste Seele soll nichtweiter sündigen (2. Kor. 5, 17). Siekehrt der Welt den Rücken. Ihr Sehnenund Bestreben ist nun Gottes Willen zutun (Phil. 3, 13 und 14). Die Möglich-keit ist da, ein sündenfreies Leben zuführen. Jesus hat es gefordert (Joh. 5,14; Joh. 8, 11). Er ist nicht ungerecht,daß er etwas Unmögliches fordert.Dieses können wir aber nicht aus eig-ner Kraft. Er gibt uns die Kraft dazuund bewahrt uns, wenn wir uns an ihnhalten (Phil. 4, 7).

Joe Wiebe

Ich bin Gott sehr dankbar für denbesonderen Segen, den ich dadurchempfangen durfte. Auch bin ich denBrüdern herzlich dankbar für ihre Auf-opferung und den treuen Dienst. Es lagihnen daran, uns das zu bringen, wasuns im weiteren Leben eine Hilfe seinsoll. Gott sei Lob und Dank für seineGnade. Helen Friesen

18 Evangeliums Posaune

Unsere Fortsetzung

Lebensbilder für Alt und Jungwahre Kurzgeschichten

Seliges Wissen, Jesus ist mein Bekümmert blickte die alte Dame auf ihre weinende Toch-

ter. „Sei du mein verständiges Kind, Else. – Es müssen dochjetzt viele die frei hier in besseren Verhältnissen lebten, alswir, auch für ihren Unterhalt arbeiten. Warum sollten wires nicht können? Du bist jung und gottlob gesund, und dakannst du doch etwas leisten. Ich vermiete indes das eineZimmer. – Meinst du, mir wird die Trennung von dir, mei-ner Einzigen, nicht schwer? Aber wir müssen doch verstän-dig sein. Hier in der Stadt findest du keinen Posten, du, diefür keinen bestimmten Posten ausgebildet ist. – Nun erscheintmir diese Stellung auf dem Land wie ein Geschenk Gottes.Denke nur, wie viele dich darum beneiden würden, wo sichgewiß unendlich viele Bewerberinnen meldeten!“

Das junge Mädchen weinte noch immer. „Es ist schreck-lich, daß ich mir bei fremden Leuten mein Brot verdienensoll“, schluchzte sie. „Die sind gewiß sehr stolz gegen einedie arbeiten muß!“

„Es ist ein Vorrecht arbeiten zu dürfen“, erwiderte dieMutter ernst. Und nun weine nicht mehr Else und dankeGott dem Herrn, der uns diese Hilfe sandte, denn als solchesehe ich es an, daß heute das zusagende Telegram von Stein-bachs kam. – Vielleicht wird es für dich dort eine schöne Zeit.

Else trocknete endlich ihre Tränen. Es half ja nichts, siemußte sich in das Unabänderliche fügen. – Als einziges Kindeines höheren Beamten hatte das Leben sie verwöhnt, wennauch die Mutter stets bemüht war, sie einfach zu er erzie-hen. Doch Else war des Vaters Augapfel gewesen und erhatte sie nie aus dem Haus geben wollen. Nun wurde dasharte Muß dem Kind doppelt schwer. Die Zeitverhältnissehatten die Mutter um Zinseinmahmen und Vermögen ge-bracht, die Pension war zu gering, um den Lebensunterhaltfür Mutter und Tochter zu bestreiten. So kam es, daß FrauHalle, die Zeitungsinserate durchsah, ob sich für Else nichteine passende Stellung finden möchte. Und da sah sie einesTages, daß ein junges Mädchen als Haustochter und Gehil-fin der Hausfrau auf ein Gut zu einer Familie von Steinbachgesucht wurde. – Als nach einigen Tagen auf ihren Brief dietelegraphische Zusage kam, erschien es Frau Halle fast wieein Wunder – Schon in drei Tagen sollte Else reisen. DerTag der Abfahrt kam. Als die Mutter mit blassem Gesicht,aber um der Tochter willen beherrscht, auf dem Bahnsteig

stand und der Tochter Mut zusprach, war ihr selbst das Herzsehr schwer, aber sie lächelte freundlich, und bei der letztenUmarmung flüsterte sie: „Habe den Herrn immer vor Au-gen, mein geliebtes Kind, und vergiß es nicht, dich im Ge-bet allezeit an ihn zu wenden!“

Die Tochter vermochte nichts zu erwidern, küßte dieMutter noch einmal und dann fuhr der Zug ab.

In der Hallerschen Familie hatte man sich immer für guteChristen gehalten, weil man am Sonntag zur Kirche gingund täglich eine kurze Morgen- und Abendandacht las. Aberden lebendigen Heiland als steten Führer durch alle Lebens-lagen hatten sie noch nicht gefunden, auch noch nicht be-gehrt. Erst nach dem Tod ihres Mannes hatten Leid, Her-zensvereinsamung und Sorgen Frau Haller immer mehr indas Gebetsleben getrieben und das tiefere Verlangen nachdem alleinigen Tröster und Helfer in allen Seelen- und Lei-besnöten, in ihr geweckt. So war sie nach und nach denKreisen der christlichen Gemeinschaft immer näher getre-ten und hatte dort Frieden und Erquickung gefunden. Zuihrem Schmerz verhielt Else sich ganz ablehnend. Sie hatteschon in den höheren Schulklassen und später durch Alters-genossinnen, durch Bücher und Zeitschriften die sogenann-ten modernen Anschauungen aufgesogen, die sich über Got-tes Wort und über den Glauben an den erlösenden Heilanderhaben dünken und das „Aufklärung“ nennen, was das in-nere Auge in Wahrheit nur verdunkelt und der Seele nichtsläßt, als trauriges Unbefriedigtsein und Verwirrung. – Da-her gab es für Else auch kein Trostlicht in ihrer düsteren,unzufriedenen Stimmung, in der sie dem neuen Heim entge-genfuhr. Unterdessen brachte die Mutter in der Stille dieSorge um die Seele ihres Kindes immer wieder vor den Herrn.Er konnte auch hier ein Wunder wirken.

Der Wagen, der Else von ihrer Endstation abholte, führ-te sie durch wogende Kornfelder, durch grüne, blumenbe-standene Wiesen, über denen die Lerchen jubelten, durchschattigen Buchenwald, durch den klare Bäche murmelten,an deren Rändern hohes Frankraut sich üppig ausbreitete.Und über allem blaute der Himmel, und die Sonne schiengolden. Doch die Wunder in Gottes Natur glitten kaum be-achtet an dem verdrossenen Sinn des jungen Mädchens vor-über. Immer wieder bäumte ihr törichter Stolz auf bei demGedanken, dienen, gehorchen zu sollen und bei fremdenLeuten ihr Brot zu verdienen. – O, wie kurzsichtig und tö-richt sind junge Menschenkinder oft! – Endlich rollte derWagen durch einen schönen alten Park und hielt dann voreinem großen stattlichen Hause. – Auf der Freitreppe wurdeElse von einer freundlichen Dame in mittleren Jahren herz-lich begrüßt. Ihr Haar war weiß, doch erschien das Gesichtnoch jugendlich und die Züge wunderbar durchgeistigt, ausden Augen strahlte friedvolle Freude. Sie streckte Else dieHände entgegen: „Seien Sie willkommen liebes Kind! Gottsegne Ihren Eintritt in unser Haus!“

1915. März 2004

Es war Else, als wiche bei diesen Worten und bei demAnblick dieser Frau etwas von dem Druck, der bisher aufihr gelegen. – Es war etwas in der Natur der Frau von Stein-bach, das sie an ihre Mutter erinnerte, und ihre Augen füll-ten sich mit Tränen, ohne daß sie es hindern konnte.

Das junge Mädchen wurde in ein helles sonniges Zim-mer geführt, das einen herrlichen Blick in die dichten, altenBaumgruppen des Parks bot, in dem die Vögel um die Wettesangen und zwitscherten. „Hier machen Sie es sich rechtgemütlich und bequem. Möchten Sie sich wohl bei uns füh-len. Mit diesen freundlichen Worten und „Auf Wiedersehenin einer halben Stunde beim Kaffee“, verließ die Hausfrau sie.

Else sah sich um. Wie schön und behaglich war das Zim-mer eingerichtet. Vor dem Fenster standen blühende Töpfe,die sie so liebte. Über dem Bett hing ein Spruch. Sie las:„Seid dankbar in allen Dingen”, und darunter: „Freuet euchin dem Herrn allewege!“ Die ehemaligen Schulgenossinnen,die jetzt alle so „modern“ dachten, würden wohl darüberdie Achseln gezuckt haben, war es doch nach ihrer aufge-klärten Meinung nicht mehr zeitgemäß, Bibelsprüche imZimmer aufzuhängen. – Aber Else der früher ihre Gefähr-tinnen mit ihren neuen Ideen sehr imporniert hatten, tat derAnblick des Spruches doch sehr wohl. Er erinnerte sie wie-der an ihre Mutter, die hätte sich darüber gefreut. Es klopf-te und sie wurde zum Nachmittagskaffee heruntergerufen.Mit pochendem Herzen betrat sie das Wohnzimmer. – „Wiemochte nur die übrige Familie sein“, dachte sie.

Ein großer Herr in den besten Jahren stand an einem mitBüchern bedeckten Tisch, und Frau von Steinbach sagte mitihrer freundlichen Stimme: „Lieber Mann, hier ist unsereneue Hausgenossin, Fräulein Else Haller. – Wir dürfen wohlFräulein Else sagen, nicht wahr?“ wandt sie sich lächelndan diese. Der Hausherr reichte ihr die Hand mit den Wor-ten: „Gott wolle die Zeit segnen, die Sie bei uns zubringenwerden.“

Else blickte dankbar zu ihm auf. Auf seinem Gesicht lagderselbe Ausdruck glücklichen Friedens, wie auf den Zügenseiner Frau. Die Augen vermochte sie nicht zu sehen, da sievon einer dunkelblauen Brille bedeckt waren. – Wie eigenerschien ihr alles! So ganz anders wie sie es sich hier ge-dacht hatte! Fast schämte sie sich ihrer verbitterten Stim-mung der letzten Wochen. Wie gütig waren diese Menschenzu ihr, der Fremden! Und gar nicht stolz, wie sie immergefürchtet. – Man ging in das anstoßende Eßzimmer. DerHausherr hatte seinen Arm in den seiner Frau gelegt. Ausdem Eßzimmer klang eine helle, fröhliche Mädchenstimme:„Nun ihr Lieben, bringt ihr unsere neue Hausgenossin? –Nun Willkommen, Willkommen, lieb Fräulein!“ – In einemRollstuhl, der an den Eßtisch geschoben war, ruhte eineschmale, gebrechliche Mädchengestalt. Das feine Gesichtwar sehr blaß, doch leuchtete aus den großen Augen, diesich auf Else richteten, derselbe glückliche Friede, der hier

alle Menschen, auch die Dienstboten, denen sie begegnete,zu erfüllen schien. –

Während der Mahlzeit bemerkte sie bald an der helfen-den Fürsorge, mit der Frau von Steinbach ihren Mann um-gab, daß derselbe wohl blind sein müßte. – Noch innerlicherschüttert von dieser Wahrnehmung sah sie, das das jungeMädchen im Rollstuhl sich nur mit Mühe bewegte; sie warwohl teilweise gelähmt. Nur die Hände schienen beweglich.Trotzdem nahm die Unterhaltung einen heiteren, fröhlichenVerlauf. Der Hausherr fragte Else nach ihrer Reise, nachdem Ergehen ihrer Mutter und nach dem Verlauf ihres bis-herigen Lebens. –

„Da wird es Ihnen anfangs nicht ganz leicht werden inder Fremde zu leben“, meinte er freundlich, „aber wir wer-den Ihnen zu helfen suchen, soviel wir können“ – Und nacheiner Pause fuhr er fort: „Dies Leben ist eine Schule, in deruns der Herr vorbereiten will auf daß künftige Leben beiihm und da sind die Aufgaben, die er uns stellt, nicht immerleicht. Aber der himmlische Lehrmeister kennt jeden seinerSchüler und gibt keinem eine Aufgabe, die über seine Kräf-te geht.“ – Nach längerem Schweigen fuhr der Blinde fort:„Sehen Sie, liebes Fräulein, ich verlor im Krieg mein Au-genlicht. Anfangs meinte ich, es nicht ertragen zu können;dann habe ich es aber immer mehr erfahren, daß der Herrmich so heimsuchen mußte, damit ich innerlich sehend wür-de. Sonst wäre ich wohl immer blind geblieben. Nun hat derHerr meine Augen allein für ihn geöffnet und ich muß ihmtäglich danken.“ Leise und liebevoll hatte Frau von Stein-bach ihre Hand auf die ihres Mannes gelegt. – Sie sah, daßElses Augen voll Tränen standen.

„Und mir hat der Herr von Kindheit an den freien Ge-brauch meiner Glieder versagt“, begann das junge Mädchenim Rollstuhl. „Auch ich weiß, daß er damit nur eine Se-gensabsicht hat. Früher litt ich oft darunter, wenn ich ande-re Kinder so froh und frei umherspringen sah, und ich konntenicht mit; aber jetzt weiß ich lange, daß es nur Gedankendes Friedens sind, die der Heiland mit uns hat und nicht desLeides und daß es uns ja nur auserwählt machen will, auchwenn er uns manchmal in den Ofen des Elends schickt, ausgroßer Liebe, damit wir nicht verloren gehen. Ach er bleibtja auch darin immer bei uns, verläßt uns nie! – Und zu wis-sen, daß er uns ewig erlöst hat, wie macht das glücklich undstill und froh. Was sind die Leiden dieser Zeit, im Hinblickauf die künftige, Herrlichkeit! – Nicht wahr! Liebes Fräu-lein Else?“ wandte sich die Gelähmte mit verklärtem Ge-sicht an diese.

Else vermochte nichts zu erwidern. Sie war zu tief be-wegt von dem, was sie sah und hörte, und sie konnte nur dieHand der Sprecherin immer wieder leise drücken, währendihr die Tränen über die Wangen rannen.

Frau von Steinbach erhob sich jetzt. Elses tiefe Bewe-gung war ihr nicht entgangen und schien sie auch nicht zu

20 Evangeliums Posaune

Herzliche Einladung zum50jährigen

GEMEINDEJUBILÄUMin Toronto

am 2. Mai 2004

10.00 Uhr, 15.00 Uhr (Jubiläumsgottesdienst)und 19.00 Uhr

Kommt, um mit uns den Herrnfür seine Gnade und Güte zu preisen!

Gemeinde Gottes9 Mc Arthur St.

(Ein Block Ost der Dixon und Islington Kreuzung)Toronto, Ontario

Tel.: 416-242-5943

FESTVERSAMMLUNGENOSTERN 2004

vom 9. April bis zum 12. Aprilfindet in Naumburg im neuen „Euroville-Center“

die Osterkonferenz statt.Beginn Karfreitag 10 Uhr.

Jedermann ist herzlich eingeladen.Anmeldung bitte bei Bruder Kürbis

Tel.: 05531-700350

verwundern. „Nun möchten Sie gewiß erst Ihre Sachen aus-packen, liebes Kind“, sagte sie freundlich, „aber vorher bit-te ich Sie, meine Tochter Lisa in das Gartenzimmer zu fah-ren; sie wird Ihnen den Weg dahin zeigen. Wenn Sie spätermit dem Auspacken fertig sind, werden Sie uns nachher dortfinden.“

Und so schob Else den Rollstuhl der Gelähmten nachderen Weisung durch eine Reihe schön und geschmackvolleingerichteten Zimmer in den Gartensaal, dessen Türen nachdem Park weit offen standen, so daß die köstliche Sonnen-luft des Spätnachmittags voll hereinströmte. – „O, wie schönist es hier!“ rief Else unwillkürlich.

„Nicht wahr, Gottes Schöpfung ist einzig schön; in derStadt merkt man das gewiß gar nicht so. Wie dankbar mußich sein, daß ich auf dem Land leben darf! Wie sehr hatmein lieber Vater früher alle diese Schönheit genossen! Aberer trägt sein Kreuz mit wunderbarer Ergebung. – Und wieschwer ist’s für meine liebe Mutter, einen blinden Mann,eine gelähmte Tochter zu haben; aber auch ihr gibt der Herrtäglich neue Kraft.“ – „Sie wird auch von viel Fürbittengetragen.“ Sinnend blickte Lisa über die weiten Rasenflä-chen über denen Schmetterlinge gaukelten, in der Ferneschimmerte die blaue Fläche eines Sees, Schwalben schos-sen zwitschernd vorüber, auf ihrem schmalen Gesicht lag eswie Verklärung aus einer anderen Welt. Der Blinde kam mitseiner Frau, die ein Buch zum Vorlesen brachte, währendLisa eine Handarbeit vornahm.

Else zog sich von einem herzlichen „Aufwiedersehen“begleitet auf ihr Zimmer zurück, um ihren Koffer auszupak-ken. Oben setzt sie sich ans Fenster. Sie bedeckte das Ge-sicht mit den Händen und schluchste auf. O, wie hatte sie,ehe sie herkam, diese Familie beneidet um vermeintlichesWohlleben und Besitz! Mit welch bitteren Gefühlen war siehierher gefahren! Und was fand sie? Ein leidvolles Schick-sal ohne Maßen, und dabei nur Freundlichkeit, Güte, Ge-duld und den Glauben, der ja auch ihrer Mutter Glaube war,und der allein Kraft und Freudigkeit geben konnte. Alle dieaufgeklärten, modernen Anschauungen würden niemals Kraftgeben, solches Geschick so ergeben und sogar freudig zutragen. – O, wie beschämt fühlte sich Else mit ihrem gesun-den Körper, ihren hellen Augen, wie unverdient reich die-sen Menschen gegenüber, die sie stolz und hochmütig zusein gewähnt hatte und die in ihrer schweren Prüfung für sienur Güte hatten! – „Seid dankbar in allen Dingen“, sagteder Spruch über ihrem Bett. Ja, sie wollte von jetzt an dank-bar sein und froh. Sie wollte den Heiland suchen, der alleinKraft und Freudigkeit gab, und sie wollte den teuren Men-schen hier dienen mit allen Kräften. Und wie von unsichtba-rer Macht getrieben sank sie in die Knie und gelobte sichfortan dem Herrn. Ein wunderbarer Friede zog in ihr bisdahin so friede- und freudeloses Herz. – Unterdessen hattensich unten im Gartensaal sechs Hände in inbrünstiger Für-

bitte gefaltet für die neue junge Hausgenossin – und daheimin der fernen Stadt legte die einsame Witwe ihr Kind inheißem Flehen dem Heiland ans Herz. – Und er hörte Ge-bet! – Alle haben es dann erfahren zumal Else, daß es einGlück und einen Frieden gibt, höher denn alle Vernunft,den nur Gottes Glaubenskinder kennen.

Der für Else so wunderbare Tag, an dem sie den Herrnfand, schloß mit einer Abendandacht im Gartensaal. DerHausherr sprach über den Text: „Herr, wohin sollen wirgehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ – Dann setzte sichder Blinde an das Klavier, und die Hausgenossen sangen:

„Seliges Wissen: Jesus ist mein.Köstlichen Frieden bringt es mir ein.Leben von oben, ewiges Heil,völlige Sühnung ward mir zuteil.

Laßt mich’s erzählen, Jesu zur Ehr’,wo ist ein Heiland, größer als er?Wer kann so segnen, wer so erfreun?Keiner als Jesus. Preis ihm allein!“