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Band XVII April 1937 Heft 1-3 UNGARISCHE JAHRBÜCHER Begründet von ROBERT GRAGGER herausgegeben von JULIUS VON FARKAS Festschrift Zwanzig Jahre Ungarisches Institut der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin 1937 WALTER DE GRUYTER & CO. BERLIN UND LEIPZIG

UNGARISCHE JAHRBÜCHER - MGH-Bibliothek · 2011. 3. 18. · hatte. Kovachich glaubte nicht, daß für die ˚Monumenta" in Ungarn viel zu finden sei - eine Ansicht, deren Richtigkeit

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Band XVII April 1937 Heft 1-3

UNGARISCHE JAHRBÜCHER

Begründet von ROBERT GRAGGER

herausgegeben von

JULIUS VON FARKAS

Festschrift

Zwanzig Jahre Ungarisches Institut

der Friedrich-Wilhelms-Universität

Berlin

1937 WALTER DE GRUYTER & CO.

BERLIN UND LEIPZIG

Page 2: UNGARISCHE JAHRBÜCHER - MGH-Bibliothek · 2011. 3. 18. · hatte. Kovachich glaubte nicht, daß für die ˚Monumenta" in Ungarn viel zu finden sei - eine Ansicht, deren Richtigkeit

Inhalt der Festschrift.

Geleitworte:

Bernhard Rust, Reichs- und Preußischer Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung.

Professor Dr. Bälint Hbman, kgl. ungarischer Minister für Kultus und Unterricht.

Koloman von Dar änyi, kgl. ungarischer Ministerpräsident. Professor Dr. med. vet. Wilhelm Krüger, Rektor der Friedrich-Wilhelms-

Universität zu Berlin. Koloman von Känya, kgl. ungarischer Minister des Äußeren.

Hans-Georg von Mackensen, Staatssekretär im Auswärtigen Amt,

ehemaliger Gesandter und bevollmächtigter Minister des Deutschen Reiches in Ungarn.

Feldmarschalleutnant a. D. Dörre Sztöj ay, kgl. ungarischer Gesandter

und bevollmächtigter Minister im Deutschen Reich. Professor Dr. phil., Dr. iur. Bernhard Breloer, Dekan der Philosophischen

Fakultät an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Professor Dr. Koloman von Szily, Staatssekretär im kgl. ungarischen

Kultusministerium.

Aufsätze:

Ernst Heymann, Die Gesellschaft der Freunde des Ungarischen Instituts Berlin

................... 17-19 Julius v. Farkas, Das Ungarische Institut und seine geschicht-

lichen Voraussetzungen ................ 20-30

Konrad Schünemann, Ostpolitik und Kriegführung im deut-

schen Mittelalter ................... 31-56

Elemer Moör, Die Anfänge der höfischen Kultur in Ungarn. . 57-86

Richard Huß, Die ungarische Königin Agnes und die Beurteilung der Zeitideen in Schillers »Wilhelm Tell»

........ 87-119 Herbert Schöne baum

, Der Versuch einer Volkslehre bei Johann

Amos Comenius ................... 120-128 Fritz Valjavec, Die Anfänge der Monumenta Germaniae

Historica und die ungarische Geschichtsforschung .... 129-138

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Inhaltsverzeichnis.

Heinrich Rez, Die geistigen Strömungen in den ungarischen und deutsch-ungarischen Zeitschriften, 18oo-1820 ...... 139-153

Helmut Klocke, Die Donauschwaben. Grundzüge des gesell- schaftlichen Gefüges einer deutschen Volksgruppe

.... 154-166 Karl Bouda, Die finnisch-ugrischen Studien in Deutschland

.. 167-177 Veikko Antero Koskenniemi, Aleksis Kiwi

........ 178-186 Yrj ö Heikki Toivonen, Zur ugrischen Etymologie. I I..

.. 187-194 Zoltan Magyary, Die überragende Stellung der Exekutive im

heutigen Staat und ihre Folgen ............ 195-203

Carl Brinkmann, Weltwirtschaftstheoretische Bemerkungen

zum ungarischen Wirtschaftsbilde ........... 204-215 Stefan Varga, Die Veränderungen des Ertragskoeffizienten

(der volkswirtschaftlichen Rentabilität) des ungarischen Industriekapitals ................... 216-234

Emmerich Kolbenheyer, Die Strukturwandlung der Wirt- schaft Ungarns seit dem Kriege und die deutsch-ungarischen

Wirtschaf tsbeziehungen ................ 235-240

Kleine Mitteilungen und Anzeigen: Denes von Bartha, Die Aufgaben der vergleichenden Musik-

wissenschaft in Ungarn ................ 241-252

Bela von Szent-Ivänyi, Der Pietismus in Ungarn. .... 252-267

Dezsö von Keresztury, Zur Charakterologie des Ungartums 267-275 Stefan Kniezsa, Westungarische Ortsnamen

........ 275-291 Arno Bussenius, Lappen und Permier in Nordrußland

... 201-202

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: ýp ýýý; ýýiý., Xýýr ýý>ý -: g"ýýý=.. ý, ýeýý.;; sý. t

: , IM, n- , 4m

Die Anfänge der Monumenta Germaniae Historica und die ungarische Geschichtsforschung.

Von

Fritz Vaijavec (München).

Wohl auf keinem Gebiet der deutsch-ungarischen geistigen Zusammen-

arbeit haben sich im Laufe der Zeit so enge Zusammenhänge ergeben, wie gerade auf dem der Geschichtswissenschaft. Ich denke hier weniger an ein- fache Übernahmen von ungarischer Seite aus deutschen Geschichtswerken

als beispielsweise an das rege Interesse, das in Deutschland bereits seit den

Tagen der Reformation den Fragen der ungarischen Vergangenheit ent- gegengebracht wurde 1). Mag auch Wolfgang LAZIUS: Des Khünigreichs Hungern

... grundtliche / und Wahrhaftige Chorogra/hica beschreibung 2) mit heutigen Augen betrachtet einen Wust unkritischer und naiver Angaben darstellen, so hatte doch dieser Österreicher den ersten Ansatz zu einer ge- schichtlichen Landeskunde Ungarns geschaffen, der in den nächsten Jahr-

zehnten gerade von deutscher Seite aufgegriffen wurde und in Ungarn erst mit Matthias BEI, eine Fortsetzung, gleichzeitig allerdings auch einen ge- wissen Abschluß fand. War diese wissenschaftliche Anteilnahme im i6. Jh.

vorwiegend durch die Türkengefahr und ein konfessionelles Zusammen-

gehörigkeitsgefühl bestimmt, so brachte das Zeitalter der Aufklärung

auch hierin eine verstandesmäßige Vertiefung, die den wissenschaftlichen Zusammenhängen an sich zugute kommen mußte. So gut wie alle großen ungarischen Geschichtsschreiber des 18. Jh. s waren in ihrer fachlichen Entwicklung und Schulung von deutschen Vorbildern und Anregungen

maßgebend bestimmt. Bei den protestantischen Forschern wie etwa bei CORNIDES war das selbstverständlich, aber auch Historiker des Jesuiten-

ordens - ich erinnere hier an PRAY 3) - sind in ihrem wissenschaftlichen Werdegang stärker mit Deutschland verknüpft, als man das fürs erste an- nehmen möchte. Umgekehrt unterhielten auch die großen deutschen Historiker der Zeit zu Ungarn mannigfache Beziehungen. Ludwig August

1) Einen guten Überblick über eine Teilfrage besitzen wir von Gideon PETZ; Zur Geschichte der Erforschung des ungarländischen Deutschtums. DUHBI II (193o)ff.

_) Wien 1556. 3) Vgl. VALJAVEC: Der deutsche Kultureinfluß im nahen Südosten, Abschnitt III

(erscheint demnächst). Ungarische Jahrbücher. XVII. 9

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130 Fritz Valjavec,

SCHLÖZER war nicht nur für eine Reihe in Göttingen studierender Ungarn

ein teilnahmsvoller Lehrmeister, von dem eine Fülle von Anregungen zur Erforschung der ungarischen Vergangenheit ausging 1), sondern er war auch der erste, der die Erforschung des Siebenbürger Sachsentums in Fluß brachte 2). Übrigens verfaßten auch andere deutsche Geschichtsschreiber

des 18. Jh. s Werke über ungarische Geschichte. Ich verweise auf Ludwig

Albrecht GEBHARnis (1735-18o2) Geschichte des Reiches Hungarn und der damit verbunden Staaten (Leipzig 1778-81) 3). Weniger bekannt dürfte

sein, daß bereits um die Jahrhundertmitte ein gewisser Johann Friedrich

GAU, Pastor zu Ober-Neuschönberg in Meissen, eine weitläufige Kirchen-

und Reformations-Historie des Königreichs Ungarn herauszugeben beab-

sichtigte und an ihr jahrelang arbeitete 4).

Betrachtet man diese engen Zusammenhänge im Zeitalter der Auf- klärung, so fällt es einem auf, daß das 19. Jh. mit seinem Aufschwung

geschichtlicher Studien in Deutschland keine Fortsetzung, geschweige denn eine Steigerung des alten Verhältnisses mit sich brachte. Zu einem

guten Teil dürfte das darin begründet sein, daß die ungarische Geschichts-

forschung etwa seit den 4oer Jahren derart mit ihrem eigenen Ausbau

und der Erfüllung eines nationalen Arbeitsprogramms beschäftigt war, da sie nicht das entsprechende Verhältnis zur zeitgenössischen deutschen

Forschung finden konnte und vorübergehend stärker vom politischen Pathos

der französischen Geschichtsschreibung angeregt wurde. Die ungarische

und deutsche Forschung jener Jahrzehnte nahmen zwei völlig verschiedene Entwicklungsstufen ein, die miteinander wenig Berührungspunkte hatten.

Bevor es aber dazu kam, sollten sich die alten Zusammenhänge anläß- lich der Gründung der

�Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichts-

kunde" noch einmal in ihrer alten Stärke zeigen. Es ist überhaupt be-

merkenswert, daß die Herausgabe der Monumenta Germaniae Historica

gerade in den Anfangsjahren unverhältnismäßig stark von den Ländern der Monarchie aus gefördert wurde.

Der erste Widerhall auf die Gründung der Gesellschaft (20. Januar

1819) war in Österreich zwar vorerst gering. Im �Verzeichnis der ersten

Begründer der Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichtskunde" findet sich nur ein Österreicher, Freiherr von HORMAYR 1). Auch nach der

1) VALJAVEC: Ein Brief Schlözers an Gyarmathi über die ungarische Sprachver-

gleichung; DUHBI. III (1931), 333-337- 2) Vgl. Friedrich TEUTSCH: A. L. Schlözers Kritische Sammlungen zur Geschichte

der Deutschen in Siebenbürgen; AVSL XXVII, 273 ff. 1) Vgl. über ihn HAMBERGER-MEUSEL; Das gelehrte Teutschland. Lemgo 1796.

II, 501-02.

*) Großes vollständiges Universal-Lexicon. Leipzig-Halle 1746. XLIX, 1379. 5) Archiv der Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichtskunde (Archiv)

1819,87.

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Die Anfänge der '_lionumenta Germaniae Historica usw. 131

Wahl Metternichs zum Ehrenmitglied 1) vergrößerte sich jedoch die Zahl der österreichischen Mitarbeiter rasch 2), obwohl von behördlicher Seite

noch jahrelang Schwierigkeiten bereitet wurden 8). Sehr wichtig war, daß

zwei Autoritäten des wissenschaftlichen Lebens in Österreich, KOPITAR und DOBROWSKY, zur Mitarbeit gewonnen werden konnten 4). Dobrowsky über-

nahm die Bearbeitung von Jornandes' Schrift über den Gotenkrieg 5) und schenkte den

�Monumenta" auch in der Folgezeit eine unverkennbare Anteilnahme 6), obschon die Herausgabe des Jornandes unterblieb.

Kopitar wurde zur Mitarbeit durch den in Wien lebenden Ungarn Georg v. GAAL 7) gewonnen. Gaäl ist eine seltsame, zwiespältige Erschei-

nung an der Scheide zweier Völker und Kulturen. Einer magyarischen Familie entstammend kam er durch persönliche Verhältnisse bald in eine vorwiegend deutsche Umgebung und dadurch in den stärkeren Bannkreis

der deutschen Kultur. Ohne daß er sich bewußtseinsmäßig vom Ungar-

tum abgewandt hätte, wurde er mehr und mehr zum deutschen Schrift-

steller, der seinem nationalen Bewußtsein eigentlich nur durch Übersetzun-

gen und geistige Mittlerdienste Rechnung tragen konnte. Er war über- haupt ein beweglicher Mensch, ohne sonderliche ursprüngliche Begabung,

von einer starken Anschmiegsamkeit, sowie geschäftig und regsam. Aus

seiner geistigen Haltung erklärt sich auch, daß er einer der ersten war, die

von Wien aus an den Frankfurter Verein Anschluß suchten. Schon am

z6. Februar 18ig erbot sich Gaäl in einem Schreiben an die Gesellschaft

�Zur Theilnahme und jeder Förderung" 8). Tatsächlich war er in den

nächsten Monaten mit ziemlichem Eifer tätig. Am 23. September konnte

er Nachricht geben �von einer, durch Herrn Kopitar, Custos der k. k. Bi- bliothek in Wien vorläufig ertheilten viel versprechenden Zusage für dessen

thätige Mitwirkung" 9). Am i. Januar 1820 übermittelt Gaäl eine Zu-

sage nach einer Anfrage, ob die Quellen nicht ins Deutsche übersetzt

würden 10). Am 29. Januar läßt er durch BucHoLTZ mitteilen, daß die Ester-

1) Archiv 181 g, 141- 2) Einzelangaben darüber Archiv 1819,63,334-35,280-82,351- 3) Harry BRESStr+u: Geschichte der Monumenta Germaniae Historica; Neues

Archiv XLII (1921), 99 ff.

4) Vgl. KOPITARS Schreiben an die Gesellschaft Archiv I (1819) 496- 6) Archiv III (1821) S. 569. 8) Archiv III (1821) 630-31. DoBROwSKY: Was gewinnt die böhm. Geschichte

durch die Mon. Germ. Hist. Monatsschrift der Gesellschaft des vaterländischen Mu-

seums in Böhmen. 1827,53---61- 1) Über G. vgl. Leo VERB, György G. AI.; Philologiai Dolgozatok. Budapest

1912,127-42. 8) Archiv I (1819), 61-62. °) Archiv I (1819), 134-35-

10) Archiv 1 (1819), 352"

9#

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132 Fritz Valjavec,

häzysche Bücherei nichts Zweckdienliches enthalte. An den Arbeiten

könne er �wegen Geschäften und weiter Entfernung von der k. k. Biblio-

thek nicht Theil nehmen" 1). Diese Erklärung hängt wohl damit zusammen, daß Gaäl sich sehr gut bewußt war, daß er auf geschichtswissenschaftlichem Gebiet nicht zu Hause sei. Um eine Verstimmung kann es sich nicht ge- handelt haben, da er in den nächsten Monaten nach wie vor für das Zu-

standekommen der �Monumenta"

tätig war. Sommer 1820 scheint er sich

mit mehreren ungarischen Gelehrten in Verbindung gesetzt zu haben, um

sie zur Mitarbeit zu bewegen 2). Am 27. Juni 1820 wandte er sich an den

ungarischen Geschichtsforscher Martin Georg v. KOVACHICH, den er zur Mitarbeit aufforderte 3). Kovachich wäre als vorzüglicher Kenner der

mittelalterlichen Quellen unter den zeitgenössischen ungarischen Ge-

schichtsforschern am meisten in der Lage gewesen, an den �Monumenta"

mitzuwirken. Die Absage 4) dürfte infolge seines Alters erfolgt sein. Er

schickte aber Gaäl ein Verzeichnis altdeutscher Handschriften, das dieser

abgeschrieben an Baron MERIAN nach Paris sandte 5), von dem es PERTZ

übermittelt wurde 6).

Dagegen setzte sich sein Sohn Joseph Michael von KovACHICH (1798

bis 1878) mit Pertz in Verbindung 7), der ihn um Materialien angegangen hatte. Kovachich glaubte nicht, daß für die

�Monumenta" in Ungarn viel

zu finden sei - eine Ansicht, deren Richtigkeit sich später erweisen sollte - und übersandte ihm Werke von sich und seinem Vater. Übrigens lernte Pertz die beiden Kovachich Juli 1821 in Wien persönlich kennen 8).

Gaäl dürfte aber auch sich mit anderen ungarischen Forschern in Ver- bindung gesetzt haben. Wenn der ungarische Handschriftensammler Niko- laus v. JANKOWICH sich in einem Brief vom 24. Februar 1821 an die Ge-

sellschaft wandte, worin er Verzeichnisse von Handschriften geschichtlichen Inhalts aus den ungarischen Büchereien einzusenden versprach 9), so wird das wohl von Gaäl veranlaßt worden sein. Wahrscheinlich setzte sich dieser auch bei seinem Freund Stefan HORVäT für die

�Monumenta" ein.

1) Archiv I (1819), 490- 2) Archiv II (1820), 347- 3) Vgl. Beilage I.

4) Das Antwortschreiben Kovachich ist nicht erhalten. Sein Inhalt kann durch den Brief Gaäls an K. vom 15.10.182o (s. Beilage II) erschlossen werden.

8) Vgl. Beilage II. 6) MG SS I, S. XX (Vorwort von Pertz).

7) Vgl. das Schreiben K. s an Pertz vom 6. Dezember 1820. Archiv IV/i (1822),

186-87. e) Archiv III (1821), 622. 9) Archiv III (1821), 480-482. - Von ihm dürfte das

�Verzeichniß von Hand-

schriften zur Deutschen Geschichte im Museum des Herrn Niklas von Jankovich zu Pesth" stammen, das Pertz Archiv VI, 148-61, abdruckte.

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Die Anfänge der Monumenta Germaniae Historica usw. 133

In den Briefen Gaäls an Horvät 1) wird zwar die ganze Angelegenheit

nicht erwähnt ; da aber Gaäl die Absicht hatte, zur Förderung der �Monu-

menta" eine Reise nach Ungarn zu unternehmen 2) und er sich bei Pester Freunden u. a. gerade bei Horvät schon angesagt hatte 3), dürfte es wahr- scheinlich sein, daß er die Dinge mündlich besprechen wollte 4). Er scheint aber die Reise nicht unternommen zu haben, da er sonst darüber an die Gesellschaft einen Bericht geschickt hätte. Gaäls Bemühungen für die

�Monumenta" entsprangen sicherlich bestem Wollen, wirkliche Erfolge konn-

ten ihm aber nicht beschieden sein, da er dazu weder die fachlichen Vor-

aussetzungen, noch genug persönliche Verbindungen mit Ungarn besaß b). Inzwischen war nach Wien eine Persönlichkeit gekommen, die für

Jahrzehnte die Leitung der �Monumenta"

in die Hände nehmen sollte, Georg Heinrich PERTZ. Der Freiherr vom STEIN war durch seine Doktor-

arbeit auf ihn aufmerksam geworden und veranlaßte seine Entsendung zu

einer Archivreise, die sich über Jahre erstreckte. Nichts kennzeichnet viel- leicht besser seine Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit, als daß er auch der Bedeutung der ungarischen Handschriftensammlungen für die

�Monu- menta" nachging. Überhaupt muß heute aus geschichtlichem Abstand seine wirklich unermüdliche Tätigkeit besser gewürdigt werden, als dies frühere Jahrzehnte vermochten, in denen die Erinnerung an seine menschlichen Unzulänglichkeiten noch lebendiger war. Man wird sich fragen müssen, ob

nicht gerade sein eigenwilliges, sicherlich oft selbstsüchtiges Wesen, sein wissenschaftliches Haustyrannentum dem Unternehmen eine straffe Leitung

sicherte, die für die ersten Jahrzehnte notwendig waren. In Wien hinter- ließ sein rastloser Arbeitseifer jedenfalls einen sehr guten Eindruck. Anläß- lich seiner Archivreise nach Ungarn schrieb Hormayr an Kopitar (7. Oktober

1821) : �Ist Dr. Pertz von seiner Reise schon wieder zurück? -so hat wohl

noch niemand die dortigen Schätze durchforscht, wie dieser, ebenso gelehrte als bescheidene Mann, den man um keinen Preis von Wien weglassen, sondern mit Auszeichnung bey Uns anstellen sollte" 6).

1) Irodalmi levelestär (Literar. Briefschaften). Ung. Nat. -Mus., Handschriften-

abteilung. 2) Vgl. das Schreiben G. s an die Gesellschaft vom 16. Juli 1820. Archiv II

(1820), 347- 3) Karl v. KISFALUDY schreibt am 24. Juni 1820 an G., daß er von HoRVAT G. s

Reiseabsicht vernommen habe. J. BAN6c2Y : Kisfaludi Kisfaludy Kdroly minden munkdi VI, 316.

4) Natürlich ist es auch möglich, daß er in der Angelegenheit einen Brief schrieb, der nicht mehr vorhanden ist.

b) Er selbst schreibt am B. August 182o an HoRVkT: ,,... Te egyetlen egy ember

vagy e' vilägon, a' kivel magyar Correspondentiäban vagyok" (Du bist der einzige Mensch auf dieser Welt, mit dem ich in magyar. Briefwechsel stehe). Irodalmi leve- lestar Ung. Nat. -Mus. Handschriftenabteilung.

°) Nationalbibl. Wien Nachlaß M1x1. oslsc11.

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134 Fritz Valjavec,

Tatsächlich merkt man der Tätigkeit des jungen Pertz in Wien an, wie sehr der junge Forscher bestrebt war, sich wissenschaftliche Sporen zu verdienen. Abgesehen von seiner Tätigkeit in den Wiener und sonstigen österreichischen Sammlungen und Archiven, war er unaufhörlich bestrebt, durch die Schaffung persönlicher Beziehungen der Arbeit einen Auftrieb

zu verleihen. Er gewann noch während seines Wiener Aufenthaltes den Grafen Johann MAILATH 1) und durch diesen Freiherrn Alois von MED-

NYANSZKY 2) für die �Monumenta",

die fachlich in den Rahmen des Unter-

nehmens freilich nicht gut hineinpaßten 3). Vielleicht bewog Pertz gerade der Umgang mit Mailäth, sowie eine Aussprache mit den beiden Kova-

chich 4), eine Archivreise nach Ungarn zu unternehmen. Über die Dauer der Reise sind wir nicht genau unterrichtet. Am

14. September 1821 war Pertz noch in Wien 5), am 5. Oktober berichtete

er bereits - von Wien aus - über die Ergebnisse seiner Ungarnfahrt an Karl Georg DüMGE 6), die demnach etwa 14 Tage dauerte. Bei der Kürze der Zeit beschränkte er sich auf Nachforschungen in Pest-Ofen : �Hier fand ich die ersten Gelehrten und Freunde des Unternehmens, von deren Mit- theilung die gewünschten Nachrichten über die andern Gegenden des aus- gedehnten Reiches zu hoffen waren, ...

" 7). Trotz des Entgegenkommens,

auf das Pertz allenthalben stieß, war die Ausbeute sehr mager. Hinsicht- lich der Rädaybibliothek teilte ihm Ludwig SCHEDIUS mit, �daß nichts vor- handen sei". Auch bei der Universitätsbücherei erlebte er eine Enttäu-

schung. SCHWARTNER versicherte, daß keine Handschriften vorhanden seien, die für die

�Monumenta" in Frage kämen.

�Er habe gleich bei der

ersten Ankündigung die Cataloge deßhalb durchgesehen". Sehr bemerkenswert ist seine Bekanntschaft mit Stefan HoRVAT, der

auf ihn den besten Eindruck hinterließ. HORVAT war sicherlich der auf-

1) PERTZ an die Gesellschaft, 30. Juni 1821. Archiv III (1821), 587. 2) PERTZ an die Gesellschaft, 30. Juli 1821. Archiv III (1821), 622. 3) Dies zeigt schon MAILATHs Anfrage an die Gesellschaft (I. Sept. 1821), ob es

erwünscht sei, daß er �in Verbindung mit jenen Magyaren - -, unsre heimische

Quellenschriftsteller bis zum 1300, bearbeite, insofern sie das Wechselverhältniß Un-

garns zu Deutschland behandeln.. Archiv IV/i (18zz), 170. - Noch einige Jahre

später, 1825, versprach MAILnTH dem Germanisten LASSBERG �wegen

der Monumenta Historica Germ. medii aevi" an seine Landsleute

�einen Aufruf ergehen zu lassen".

Julius v. FARKAS: Graf Johann Maildth und Joseph Freiherr von Lassberg; U Jb X (1930),

227. 4) die Ende Juli 182i nach Wien gekommen waren. Archiv III (1821), 622. -

Joseph Michael v. KOVACHICH hatte PERTZ freilich schon vorher geschrieben, daß nach seiner Ansicht in Ungarn für die

�Monumenta" nichts zu finden wäre. Archiv IV/i (1822), 186-87.

5) Archiv IV/1 (1822), 177- 6) Archiv IV/i (1822), 178ff. 7) Für das folgende: Archiv IV/i (1822), 178ff.

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strebendste ungarische Geschichtsforscher seiner Jahrzehnte. Er hätte

zweifellos die Fähigkeiten gehabt, die Tradition der großen ungarischen Historiker der zweiten Hälfte des 18. Jh. s weiterzuführen und gleichzeitig Begründer der modernen Geschichtsschreibung in Ungarn zu werden. Sein

übersteigertes Nationalgefühl verleitete ihn zu wissenschaftlichen Spekula-

tionen, an denen seine Arbeit scheitern mußte. Die ganze Menschheits-

geschichte sah er schließlich vom magyarischen Volk durchdrungen, das

ganze Altertum, in den Mittelmeerländern wie anderswo deute auf das Vorhandensein von Magyaren hin

... Mit Recht konnte der bekannte un-

garische Kritiker Joseph BAJZA 1833 von Horvät schreiben: �Horvät gleicht der Galeere des Ptolemäus, die 100 Ruder, 3000 Soldaten, 400 Ma-

trosen und 4000 Sklaven besaß, aber so langsam, schwerfällig und unge- schickt in ihren Bewegungen war, daß es unmöglich war, sie aufs Meer

zu bringen und sich ihrer zu bedienen. Sie diente nur dazu, daß sie als

außerordentliches Wunder vom Volk bestaunt werde"'). Damals, 1821,

als Pertz in Ungarn weilte, machte Horvät mit seinem großen Wissen einen

noch durchaus gediegenen Eindruck. Pertz war von seiner Persönlichkeit

sichtlich am stärksten gefesselt. �Große Liebe schenkte der Custos des

Nationalmuseums, Herr von Horvath (sic! ), den Bemühungen für ein Unternehmen, welches ... seine Theilnahme in stets höherem Grade ge-

wonnen hatte. " Er ging Pertz, wie dieser hervorhebt, bei der Durchsicht

der Handschriftenbestände bereitwillig zur Hand und sprach sich eingehend über die Textgestaltung der

�Monumenta" aus. �Seine Ansichten des

Unternehmens sind die eines Mannes, der in die Geschichte seiner Nation

aufs Tiefste eingeweiht, die wichtigsten dabei vorkommenden Fragen in

seiner eigenen Erfahrung zu lösen hatte. Auch er hoffte fortdauernd festen Gang der Vorarbeiten ohne Beeilung des Druckes, rein chronologische Ordnung, bestimmte Ausdehnung auf Urkunden, mit deren Herausgabe

er anzufangen räth, buchstäbliche Genauigkeit der Vergleichungen und der Ausgaben, kritische Untersuchung des Werthes jeder Quelle nach ihren Bestandtheilen und deren Bearbeitung als einzig zulässige Grund- lage der Vorschläge zum Abkürzen, Angabe der Parallelstellen unter dem Text und wenigstens aller Namenvarianten, vollständige Register und was, soviel ich weiß, noch niemand vorgeschlagen hat, Indices latinitatis über jeden Schriftsteller, deren Zugabe

... den Werth der Sammlung ungemein

erhöht, ... Dieses mußte einem Forscher vorzüglich auffallen, der mit

Herrn M. G. von Kovachich fast die ganze Zahl der 108 Gentes wieder ent- deckte, welche das Magyarenvolk bei seinem Erscheinen in Ungarn aus- machten, ... .

Auch die beiden Kovachich scheinen sich Pertz anläßlich seines Auf-

1) Joseph Sziicst: Bajsa J6ssef. Bp. 1914,140.

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136 Fritz Valjavec,

enthalts in Ungarn angenommen zu haben 1). Horvät dürfte ihn auch in das

gesellige Haus des Journalisten Alexander von KuLTsÄR eingeführt haben 2). War auch der eigentliche wissenschaftliche Ertrag der Reise gering 3),

so war es immerhin nicht unwesentlich, darüber ins klare gekommen zu sein, was die Bestände der ungarischen Büchereien und Archive für die

�Monumenta" bieten, bzw. nicht bieten konnten. Jedenfalls hatte Pertz

von Horvät die günstigste Meinung, was abgesehen von seinem Brief nach seiner Rückkehr nach Wien (to. Nov. 1821) 4), auch daraus hervorgeht, daß er sich noch 1825 an Horvät um die Bestimmung einiger Ortsnamen in den

�Annales Fuldenses" wandte 5). Horvät scheint Pertz nicht ge-

antwortet zu haben, da Pertz in seiner Ausgabe der �Annales

Fuldenses" die fraglichen Ortsnamen (Omuntesberch, Hengistfeldon, urbs Paludarum)

unbestimmt ließ 6). Horvät war damals schon zu sehr in seinen phan- tastischen Geschichtsbetrachtungen verstrickt, als daß er derartigem

�Kleinkram" Zeit geopfert hätte.

Abschließend ist jedenfalls zu sagen, daß in den ersten Jahren der Vorarbeiten zu den �Monumenta" außerhalb Deutschlands nirgends so viel Anteilnahme am Unternehmen vorhanden war wie gerade in Ungarn. Pertz aber konnte 1821 nach seiner Rückkehr aus Ungarn an Dümge die Ergebnisse seiner Untersuchungen mit den Worten abschließen, daß es sich um Dinge handle, die

�wenigstens mich immer auf das angenehmste an die schönen Tage erinnern werden, die ich im Kreise so ausgezeichneter und liebenswürdiger Menschen gelebt hatte" 7).

Georg v. Gaal an Kovachich 8). I.

Hochwohlgebohrner insonders hochzuehrender Herr!

Indem ich mir die Ehre gebe Eurer Hochwohlgebohrnen Antheil zu Gunsten

eines der preiswürdigsten Gelehrtenvereine durch vorliegende Sendung ") in An-

spruch zu nehmen, glaube ich zugleich Denenselben jene vorzügliche Hochachtung

einigermaßen zu bethätigen, welche ich Hochdero ausgezeichneten Verdiensten um die regste und manigfachste Förderung der historischen Wissenschaft im lieben Vater- lande von jeher weihte.

1) VALJAVEC : Zwei Briefe von G. H. Pertz an Stephan Horvdt; DUHBI. III (1930.64- 2) Ebd. 8) Archiv IV/1 (1822), 182ff. 4) VALJAVEC, Zwei Briefe 64-65.

5) VALJAVEC, Zwei Briefe 65-66.

6) MG SS V. - H. hätte sicherlich dafür Hypothesen am Lager gehabt; führte P. keine Erklärungen an, so läßt sich also daraus schließen, daß ihm H. nichts mitteilte.

7) Archiv IV/i (1822), 186. 8) Ung. Nat. -Mus. Handschriftenabteilung. Quart. Lat. 43- 9) Es handelte sich um zwei Stücke vom I. Heft des

�Archivs".

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Die Anfänge der Monumenta Germaniae Historica usw. 137

Wessen Nahmen hatte mir wohl schneller zu Gedächtniße, und bedeutsamer

vor die Seele treten können, da ich mich dem Berufe unterzog, die Gelehrtesten unter meinen werthen Landsleuten zur Theilnahme an dem so löblichen Frankfurter Institute einzuladen, als jenen Eurer Hochwohlgebohrnen? - Die ausgezeichnet-

sten Männer Deutschlands stehen an der Spitze dieses Vereines, ohnlängst traten

auch der Kronprinz von Baiern 1) und der Fürst Minister Metternich 2) ihm bey, und begünstigen und wahren das Gedeihen und den Bestand der Gesellschaft mit Eifer

und Liebe. Der pekuniare Fonds, welcher des Königs von Preußen Majestät erst kürz-

lich durch einen Beitrag von z2. ooo Thalern vermehrte, dürfte nun nahezu schon

gegen 8o. ooo Thaler C. M. betragen, und füglich als ergiebige Quelle angesehen werden, die Bemühungen der Gesellschaft zu verlohnen. Mehrere Gelehrte werden auf Reisen

geschickt und im Auslande aufs Anständigste unterhalten, um die Ausbeute ihrer

geschichtlichen Forschungen zu mehren, und durch neue Entdeckungen zu bereichern.

Die Geschichte unsers Vaterlandes fließt, zumal im Mittelalter, nicht selten mit jener der Deutschen zusammen, und aus diesem Umstand könnte wohl hie und da für beyde zugleich wesentlicher Vortheil gezogen werden, wodurch, was in den Augen

unserer Landsleute von prägnanter Bedeutsamkeit wäre - der Stein des Anstoßes: daß nemlich ein ungarischer Gelehrte (sic! ) für deutsche Geschichte arbeite, geglättet oder auch ganz hinweg geräumt werden könnte. -

Da ich glaube, in den, Eurer Hochwohlgebohren bekannten, Archivarial-Samm- lungen und Bibliotheken befinde sich noch mancher Kodex, wovon für die deutsche Geschichte des Mittelalters sich Gebrauch machen ließe, sey es auch nur für einen Zweig derselben, und in so fern, daß sich zweckmäßige Exzerpte daraus ziehen lassen :- ferner; da ich auch weiß, daß wenn Ew. Hochwohlgebohren oder dero würdiger Herr Sohn 3) sich dem Geschäfte einer Vergleichung der in auswärtigen Bibliotheken be- findlichen Codd. unterziehen möchten, Dieselben solche ohne Anstand erhalten, und vielleicht, auch wo Reisen nöthig wären, durch jeden Vorschub begünstigt würden: endlich da ich Hochdenenselben eine gründliche Kenntniß der Geschichte und Diplomatik, um welche beyde sichs in vorliegender Sache handelt, mit ganzer Seele

zutraue, so gebe ich mir die Ehre Ew. Hochwohlgebohren hiermit geziemend von dem Institute Nachricht zu geben, und Dero gewogene Theilnahme in Anspruch zu nehmen mit dem Ersuchen, Hochdieselben wollen Ihre beliebige Entschließung so, wie bei- liegende II Hefte des Instituts-Archivs, - wovon ich zur Stunde das 2te und 3te ge- wärtige - mir unter Siegel durch Herrn Joh. Thom. von Trattner zu Pesth zu- kommen lassen. Schließlich bitte ich den Ausdruck jener vollkommenen Hochachtung

zu genehmigen, womit ich die Ehre habe zu seyn Ew. Hochwohlgebohrnen

Wien den 27. Junius (1)820

ganz ergebenster Diener

Georg von Gaal

fürstl. Esterhazyscher Bibliothekar und Mitglied des Frankfurter Vereins.

(von Kovachichs Hand: ) Budae perc. 26. Jul. i82o. R. 23. Sept. et misi Verzeichnis altdeutscher Handschriften. Phyleram in autographo erga restitutionem.

(Quartbogen. Ohne Umschlag. )

1) BREsswu, a. a. O. 45- 2) Ebda. 3) Joseph Michael KovAcuIc3 v. SZENKVICZ (1798-1878), ung. Rechtshistoriker.

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138 Fritz Valjavec, Die Anfänge der Monumenta Germaniae Historica usw.

2.

Hochwohlgebornen

Hochgeehrtester Herr!

Obschon mir, nach Ihrem geehrten Antwortschreiben vom 23 Sept. Die Ehre

nicht zu Theil wird, dem Frankfurter Vereine von Dero Beitritt Nachricht geben zu können: so ist mir doch die Gelegenheit, welche meine Anfrage an Euer Hochwohl-

geboren veranlaßt hatte, um so schätzbarer, da sie mich zu dem Glücke zu berechtigen

scheint, mit denenselben in eine, wenngleich nur negative, Berührung getreten zu seyn, und eben dadurch ein Organ gefunden zu haben, jene ausgezeichnete Hochachtung

und Verehrung, welche ich stets für Ew. Hochwohlgeboren hegte, wenigstens einiger- maßen darzuthun...

Indem ich die gewogene Mittheilung der altdeutschen Handschriften hier mit Danke wiedererstatte, habe ich die Ehre Ew. Hochwohlgebornen zu melden, daß ich

ungesäumt eine Abschrift davon nach Paris an Seine Excellenz den kais. russischen Staatsrath und General-Commissär, Baron von Merian 1) (v. ) Falkach, einen Mann

von ungeheurer Gelehrsamkeit, und Mitglied des Frankfurter Vereins, gesendet habe.

Dero mir überaus werthen Gewogenheit angelegenst mich empfehlend, habe ich diesem nur noch die Versicherung jener vollkommenen Hochachtung und Verehrung beizufügen, womit ich geharre

Eurer Hochwohlgebornen

Wien 15/10 (1)820

ganz ergebenster Diener Georg von Gaal.

(Auf dem Umschlag; ) An Seine

des Herrn Martin Georg Kovachich

von Senquitz. p. p. Hochwohlgebornen

durch Güte Pesth.

(Quartbogen. Auf dem Umschlag roten Siegel. )