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23. November 2005 . Jahrgang 38 UniReport JOHANN WOLFGANG GOETHE-UNIVERSITÄT FRANKFURT AM MAIN 7 www.uni-frankfurt.de Johann Wolfgang Goethe-Universität · Postfach 11 19 32 60054 Frankfurt am Main · Pressesendung · D30699D Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt Fortsetzung auf Seite 8 Fortsetzung auf Seite 2 Die Geowissenschaften erhalten ei- nen Neubau auf dem Campus Ried- berg – hier wird das hessische Geo- zentrum ab 2007 seinen Platz haben. Der Grundstein wurde jetzt gelegt und schon Ende 2006 soll das neue Gebäude bezugsfertig sein. Der knappe Zeitrahmen von einem Jahr für die Errichtung ist eine Herausfor- derung an alle am Bau Beteiligten Ein junges und nicht nur wegen der Dimensionen seiner Untersuchungs- objekte kleines Fach an der Univer- sität Frankfurt wird ein halbes Jahr- hundert alt. Dabei darf man aller- dings von Kleinheit nicht auf die Be- deutung schließen: die Mikrobiolo- gie nimmt heute eine Schlüsselposi- tion an der Schnittstelle von Biolo- gie, Chemie und Medizin ein Als Karl Marbe 1905 das Institut für Psychologie an der damaligen Aka- demie für Handels- und Sozialwis- senschaften gründete, gab es die Universität Frankfurt noch gar nicht. Heute schließt sich der Kreis, und das Institut für Psychologie rekonsti- tuiert sich neu, nachdem es bislang aus drei Instituten bestand Die detaillierte Rekonstruktion von Landschafts- und Kulturgeschichte ist ein spannendes Vorhaben, in das zahlreiche Disziplinen eingebunden sind. Frankfurter Bodenkundler be- fassen sich mit der Frage, warum sich vor 4.000 Jahren Menschen in Zambujal, Portugal, ansiedelten und welche Rolle Topographie und Vege- tation dabei spielte 3 5 9 1 1 JAHR BAUZEIT 50 JAHRE MIKROBIOLOGIE 100 JAHRE PSYCHOLOGIE 4.000 JAHRE KULTUR RUBRIKEN Freunde ....................... Förderung .................... Menschen .................... Termine ....................... 12 14 15 16 Mit gezielter Förderung im Bereich Lehre will die Universität Frankfurt in den kommenden Jahren Defizite in diesem Bereich abbauen und an die in der Forschung erreichte Spit- zenstellung unter den deutschen Universitäten anschließen. Präsi- dent Prof. Rudolf Steinberg und Vi- zepräsident Prof. Andreas Gold prä- sentierten das Programm ›Qualität- soffensive Lernen Lehren For- schen‹: »Wir müssen selbstkritisch Probleme konstatieren und haben das auch getan«, so Präsident Prof. Rudolf Steinberg. A uf Basis des vorliegenden Papie- res wolle man Schwächen in der Lehre dezidiert und konzen- triert abbauen. Ziel sei es, auf Grund- lage der Forschungsschwerpunkte ein Gesamtkonzept für die Lehre zu ent- wickeln und es als Basis für ein abge- stimmtes Programm der Studienre- form zu nutzen. In diesem Zusam- menhang bekannte sich Steinberg ein- deutig zur Förderung von Exzellenz und zur Elitenbil- dung. Im Rahmen ei- ner breiten deutlichen Verbesserung der Be- treuungsrelation soll es künftig auch be- sondere Angebote für besonders qualifizierte Studierende geben. Steinberg wies darauf hin, dass der Senat das Papier nahezu einstimmig gebilligt habe und sich das Präsidium somit auf breite inneruniversitäre Zustimmung zu diesem Projekt stützen könne. Als Zeithorizont für die Realisierung dieses Programms nannte er die Amtszeit eines Präsidenten. Die Uni- versität Frankfurt will künftig für Schüler, Studierende und Absolventen attraktive Angebote vor, während und nach dem Studium im Rahmen eines Drei-Phasen-Modells anbieten. Zen- trale Überlegung dabei: durch geziel- ten Einstieg in das Studium, bessere Studienbedingungen und wirksame Unterstützung beim Einsteig in das Berufsleben die Zahl der (erfolgrei- chen) Absolventen zu erhöhen. Drei Phasen Für Phase I vor Einstieg in das Studi- um nannte Prof. Steinberg beispiels- weise eine Vielzahl von Patronatsver- einbarungen mit Schulen, die die Uni- versität in jüngster Zeit eingegangen sei, um frühzeitig intensive Kontakte zu potenziellen Studierenden aufzu- bauen. Im Zuge der Neugestaltung von Aus- wahl und Zulassung von Studierenden eröffne sich die Chance, ein höheres Maß an »wechselseitiger Passung« von Bewerbern und Studiengängen zu erreichen. Zu beiderseitigem Vorteil: besondere Begabungen und Motiva- tionen der zukünftigen Studierenden gelte es, in Übereinstimmung mit dem jeweiligen Profil eines Studiengangs zu bringen. Die Universität werde ihr In- formationsangebot intensivieren, um zu einer optimalen Deckung von Stu- dien- und Bewerberprofil zu gelangen. Gedacht ist dabei un- ter anderem an ge- meinsame Informati- onsaktionen für Schu- len der Region in Zu- sammenarbeit mit den Hochschulen der Re- gion. In Phase II stellten, so Steinberg, mitunter ungünstige Betreu- ungsrelationen und – daraus resultie- rend – eine hohe Abbrecherquote ein besonderes Problem dar. Die Universität könne jedoch nur dann erfolgreich um gute Studierende werben, wenn das Studienangebot at- traktiv sei. Dies beinhalte neben fach- lich hervorragenden Studienangebo- ten eben auch gute Organisation und gute Betreuung. Aber auch ›weiche‹ Faktoren spielten eine Rolle. Schon sei erkennbar, welche Identifikations- möglichkeiten der unvergleichliche Campus Westend biete. Die auch städ- tebaulich beeindruckende Neugestal- tung der drei Standorte werde die At- traktivität und Qualität des Studien- standorts Universität Frankfurt sicht- bar steigern. Bei der Verbesserung der Betreuung der Studierenden könne, so Steinberg, beispielsweise der Einsatz neuer Medi- en in der Lehre Entlastung bringen. Aber auch die Einführung bzw. der Auch in der Lehre Spitze werden Qualitätsoffensive ›Lernen – Lehren – Forschen‹ gestartet Wahlen zum Studierendenparlament Aufruf zur Einreichung der Listen- präsentation bis zum 7. Dezember Alle für die Wahlen zum Studierendenparlament kandidierenden Listen wer- den gebeten, ihr Wahlprogramm (ca. 3.000 Zeichen) und gegebenenfalls Lo- go (.tif; 300dpi Auflösung) bis spätestens Dienstag, den 7. Dezember 2005 an die E-Mailadresse: [email protected] zu senden. Spätere Einsendun- gen können nicht berücksichtigt werden. Im Zuge der Neugestaltung von Auswahl und Zulassung von Studieren- den eröffne sich die Chance, ein höheres Maß an »wechselseitiger Passung« von Bewerbern und Studiengängen zu erreichen. Das Geozentrum sei ein weiterer wichtiger Baustein der von der Lan- desregierung beschlossenen Stan- dortneuordnung der Universität Frankfurt, die die Zusammen- führung sämtlicher naturwissen- schaftlicher Fächer auf dem Cam- pus Riedberg vorsehe. Darauf wies Staatssekretär Prof. Joachim-Felix Leonhard anlässlich der Grund- steinlegung für den Neubau Geo- wissenschaften in Anwesenheit von Stadtverordnetenvorsteher Karl- heinz Bührmann, Planungsdezer- nent Edwin Schwarz und der Land- tagsabgeordneten Nicola Beer so- wie der Ehrensenatoren der Univer- sität, Generalkonsul Bruno H. Schu- bert und Prof. Hilmar Hoffmann, hin. Die Errichtung des Gebäudes sei ein weiterer wichtiger Schritt, die Exzellenz der Universität Frank- furt im internationalen Wettbewerb nachhaltig zu steigern. D as Gebäude mit einem Investiti- onsvolumen von knapp 32 Mil- lionen Euro einschließlich Aus- stattung soll in der knappen Bauzeit von einem Jahr errichtet und Ende 2006 fertig gestellt werden. Der Grund dafür: zum 1. Januar 2007 müssen die derzeitigen Institutsgebäude an der Grundsteinlegung Neubau Geowissenschaften Hessenzentrale Aufgaben des neuen Geozentrums Senckenberganlage geräumt werden. Der moderne Institutskomplex, das hessische Geozentrum, ist Symbol für eine beispielhafte, erfolgreiche hessen- weite Reorganisation eines univer- sitären Fächerbestandes. Die Univer- sität Frankfurt bildet künftig mit der TU Darmstadt, an der die technisch-in- genieurwissenschaftlich ›angewand- ten‹ Teildisziplinen angesiedelt sind, das Zentrum der universitären geowis- senschaftlichen Aktivitäten; die geo- wissenschaftlichen Standorte Gießen und Marburg werden aufgegeben. Südhessen, so Staatssekretär Prof. Leonhard, werde zu einem neuen »Kraftzentrum« als geowissenschaftli- cher Lehr- und Forschungsschwer- punkt mit bundesweiter Bedeutung entwickelt. Synergien der Disziplinen an beiden Standorten werden durch enge Zusammenarbeit im Sinne »komplementärer Interaktion« mit ar- beitsteiliger Zusammenarbeit und Er- gänzung erreicht. Im Jahr 2000 hatte das Land Hessen die Neustrukturie- rung der Geowissenschaften beschlos- sen. Präsident Prof. Rudolf Steinberg hatte zuvor in seiner Begrüßung auf den beispielhaften Charakter für die Konzentration von (Fächer-)Ressour- cen aufmerksam gemacht, den das neue Gebäude symbolisiere. Das Fach- gebiet Geowissenschaften einschließ- lich Physischer Geographie weise ein komplettes Spektrum an geowissen- Gutes Omen: Ein afrikanischer Fetisch, den Prof. Gerhard Brey präsentierte, fand – unter anderem – im Grundstein seinen Platz. Bei der Bestückung unterstützten ihn Stadtverordnetenvorsteher Karlheinz Bührmann, Präsident Prof. Rudolf Stein- berg, Leitender Baudirektor Horst Nothnagel, Hessisches Immobilienmanagement, und Staatssekretär Prof. Joachim-Felix Leonhard, von links Foto: Hofmann

UniReportUniReport 23. November 2005.Jahrgang 38 JOHANN WOLFGANG GOETHE-UNIVERSITÄT FRANKFURT AM MAIN 7 Johann Wolfgang Goethe-Universität·Postfach 11 19 32 60054 Frankfurt am Main

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  • 23. November 2005 . Jahrgang 38

    UniReportJOHANN WOLFGANG GOETHE-UNIVERSITÄT FRANKFURT AM MAIN

    7

    www.uni-frankfurt.de

    Johann Wolfgang Goethe-Universität ·Postfach 11 19 3260054 Frankfurt am Main · Pressesendung · D30699DDeutsche Post AG · Entgelt bezahlt Fortsetzung auf Seite 8

    Fortsetzung auf Seite 2

    Die Geowissenschaften erhalten ei-nen Neubau auf dem Campus Ried-berg – hier wird das hessische Geo-zentrum ab 2007 seinen Platz haben.Der Grundstein wurde jetzt gelegtund schon Ende 2006 soll das neueGebäude bezugsfertig sein. Derknappe Zeitrahmen von einem Jahrfür die Errichtung ist eine Herausfor-derung an alle am Bau Beteiligten

    Ein junges und nicht nur wegen derDimensionen seiner Untersuchungs-objekte kleines Fach an der Univer-sität Frankfurt wird ein halbes Jahr-hundert alt. Dabei darf man aller-dings von Kleinheit nicht auf die Be-deutung schließen: die Mikrobiolo-gie nimmt heute eine Schlüsselposi-tion an der Schnittstelle von Biolo-gie, Chemie und Medizin ein

    Als Karl Marbe 1905 das Institut fürPsychologie an der damaligen Aka-demie für Handels- und Sozialwis-senschaften gründete, gab es dieUniversität Frankfurt noch gar nicht.Heute schließt sich der Kreis, unddas Institut für Psychologie rekonsti-tuiert sich neu, nachdem es bislangaus drei Instituten bestand

    Die detaillierte Rekonstruktion vonLandschafts- und Kulturgeschichteist ein spannendes Vorhaben, in daszahlreiche Disziplinen eingebundensind. Frankfurter Bodenkundler be-fassen sich mit der Frage, warumsich vor 4.000 Jahren Menschen inZambujal, Portugal, ansiedelten undwelche Rolle Topographie und Vege-tation dabei spielte

    3 5 91

    1 JAHR BAUZEIT 50 JAHRE MIKROBIOLOGIE 100 JAHRE PSYCHOLOGIE 4.000 JAHRE KULTUR RUBRIKEN

    Freunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

    Förderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

    Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

    Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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    Mit gezielter Förderung im BereichLehre will die Universität Frankfurtin den kommenden Jahren Defizitein diesem Bereich abbauen und andie in der Forschung erreichte Spit-zenstellung unter den deutschenUniversitäten anschließen. Präsi-dent Prof. Rudolf Steinberg und Vi-zepräsident Prof. Andreas Gold prä-sentierten das Programm ›Qualität-soffensive Lernen Lehren For-schen‹: »Wir müssen selbstkritischProbleme konstatieren und habendas auch getan«, so Präsident Prof.Rudolf Steinberg.

    Auf Basis des vorliegenden Papie-res wolle man Schwächen inder Lehre dezidiert und konzen-triert abbauen. Ziel sei es, auf Grund-lage der Forschungsschwerpunkte einGesamtkonzept für die Lehre zu ent-wickeln und es als Basis für ein abge-stimmtes Programm der Studienre-form zu nutzen. In diesem Zusam-menhang bekannte sich Steinberg ein-deutig zur Förderung von Exzellenzund zur Elitenbil-dung. Im Rahmen ei-ner breiten deutlichenVerbesserung der Be-treuungsrelation solles künftig auch be-sondere Angebote fürbesonders qualifizierteStudierende geben.Steinberg wies daraufhin, dass der Senatdas Papier nahezu einstimmig gebilligthabe und sich das Präsidium somit aufbreite inneruniversitäre Zustimmungzu diesem Projekt stützen könne. Als Zeithorizont für die Realisierungdieses Programms nannte er dieAmtszeit eines Präsidenten. Die Uni-versität Frankfurt will künftig fürSchüler, Studierende und Absolventenattraktive Angebote vor, während undnach dem Studium im Rahmen einesDrei-Phasen-Modells anbieten. Zen-trale Überlegung dabei: durch geziel-ten Einstieg in das Studium, bessere

    Studienbedingungen und wirksameUnterstützung beim Einsteig in dasBerufsleben die Zahl der (erfolgrei-chen) Absolventen zu erhöhen.

    Drei PhasenFür Phase I vor Einstieg in das Studi-um nannte Prof. Steinberg beispiels-weise eine Vielzahl von Patronatsver-einbarungen mit Schulen, die die Uni-versität in jüngster Zeit eingegangensei, um frühzeitig intensive Kontaktezu potenziellen Studierenden aufzu-bauen.Im Zuge der Neugestaltung von Aus-wahl und Zulassung von Studierendeneröffne sich die Chance, ein höheresMaß an »wechselseitiger Passung«von Bewerbern und Studiengängen zuerreichen. Zu beiderseitigem Vorteil:besondere Begabungen und Motiva-tionen der zukünftigen Studierendengelte es, in Übereinstimmung mit demjeweiligen Profil eines Studiengangs zubringen. Die Universität werde ihr In-formationsangebot intensivieren, umzu einer optimalen Deckung von Stu-dien- und Bewerberprofil zu gelangen.

    Gedacht ist dabei un-ter anderem an ge-meinsame Informati-onsaktionen für Schu-len der Region in Zu-sammenarbeit mit denHochschulen der Re-gion.In Phase II stellten, soSteinberg, mitunterungünstige Betreu-

    ungsrelationen und – daraus resultie-rend – eine hohe Abbrecherquote einbesonderes Problem dar. Die Universität könne jedoch nurdann erfolgreich um gute Studierendewerben, wenn das Studienangebot at-traktiv sei. Dies beinhalte neben fach-lich hervorragenden Studienangebo-ten eben auch gute Organisation undgute Betreuung. Aber auch ›weiche‹Faktoren spielten eine Rolle. Schon seierkennbar, welche Identifikations-möglichkeiten der unvergleichlicheCampus Westend biete. Die auch städ-tebaulich beeindruckende Neugestal-tung der drei Standorte werde die At-traktivität und Qualität des Studien-standorts Universität Frankfurt sicht-bar steigern.Bei der Verbesserung der Betreuungder Studierenden könne, so Steinberg,beispielsweise der Einsatz neuer Medi-en in der Lehre Entlastung bringen.Aber auch die Einführung bzw. der

    Auch in der Lehre Spitze werdenQualitätsoffensive ›Lernen – Lehren – Forschen‹ gestartet

    Wahlen zum StudierendenparlamentAufruf zur Einreichung der Listen-präsentation bis zum 7. DezemberAlle für die Wahlen zum Studierendenparlament kandidierenden Listen wer-den gebeten, ihr Wahlprogramm (ca. 3.000 Zeichen) und gegebenenfalls Lo-go (.tif; 300dpi Auflösung) bis spätestens Dienstag, den 7. Dezember 2005 andie E-Mailadresse: [email protected] zu senden. Spätere Einsendun-gen können nicht berücksichtigt werden.

    Im Zuge der Neugestaltungvon Auswahl und

    Zulassung von Studieren-den eröffne sich die

    Chance, ein höheres Maßan »wechselseitiger

    Passung« von Bewerbernund Studiengängen zu

    erreichen.

    Das Geozentrum sei ein weitererwichtiger Baustein der von der Lan-desregierung beschlossenen Stan-dortneuordnung der UniversitätFrankfurt, die die Zusammen-führung sämtlicher naturwissen-schaftlicher Fächer auf dem Cam-pus Riedberg vorsehe. Darauf wiesStaatssekretär Prof. Joachim-FelixLeonhard anlässlich der Grund-steinlegung für den Neubau Geo-wissenschaften in Anwesenheit vonStadtverordnetenvorsteher Karl-heinz Bührmann, Planungsdezer-nent Edwin Schwarz und der Land-tagsabgeordneten Nicola Beer so-wie der Ehrensenatoren der Univer-sität, Generalkonsul Bruno H. Schu-bert und Prof. Hilmar Hoffmann,hin. Die Errichtung des Gebäudessei ein weiterer wichtiger Schritt,die Exzellenz der Universität Frank-furt im internationalen Wettbewerbnachhaltig zu steigern.

    Das Gebäude mit einem Investiti-onsvolumen von knapp 32 Mil-lionen Euro einschließlich Aus-stattung soll in der knappen Bauzeitvon einem Jahr errichtet und Ende2006 fertig gestellt werden. Der Grunddafür: zum 1. Januar 2007 müssen diederzeitigen Institutsgebäude an der

    Grundsteinlegung Neubau Geowissenschaften Hessenzentrale Aufgaben des neuen Geozentrums

    Senckenberganlage geräumt werden.Der moderne Institutskomplex, dashessische Geozentrum, ist Symbol füreine beispielhafte, erfolgreiche hessen-weite Reorganisation eines univer-sitären Fächerbestandes. Die Univer-sität Frankfurt bildet künftig mit derTU Darmstadt, an der die technisch-in-genieurwissenschaftlich ›angewand-ten‹ Teildisziplinen angesiedelt sind,das Zentrum der universitären geowis-senschaftlichen Aktivitäten; die geo-wissenschaftlichen Standorte Gießenund Marburg werden aufgegeben.Südhessen, so Staatssekretär Prof.Leonhard, werde zu einem neuen»Kraftzentrum« als geowissenschaftli-cher Lehr- und Forschungsschwer-punkt mit bundesweiter Bedeutung

    entwickelt. Synergien der Disziplinenan beiden Standorten werden durchenge Zusammenarbeit im Sinne»komplementärer Interaktion« mit ar-beitsteiliger Zusammenarbeit und Er-gänzung erreicht. Im Jahr 2000 hattedas Land Hessen die Neustrukturie-rung der Geowissenschaften beschlos-sen. Präsident Prof. Rudolf Steinberghatte zuvor in seiner Begrüßung aufden beispielhaften Charakter für dieKonzentration von (Fächer-)Ressour-cen aufmerksam gemacht, den dasneue Gebäude symbolisiere. Das Fach-gebiet Geowissenschaften einschließ-lich Physischer Geographie weise einkomplettes Spektrum an geowissen-

    Gutes Omen: Ein afrikanischer Fetisch, den Prof. Gerhard Brey präsentierte, fand – unter anderem – im Grundstein seinenPlatz. Bei der Bestückung unterstützten ihn Stadtverordnetenvorsteher Karlheinz Bührmann, Präsident Prof. Rudolf Stein-berg, Leitender Baudirektor Horst Nothnagel, Hessisches Immobilienmanagement, und Staatssekretär Prof. Joachim-FelixLeonhard, von links

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  • 2 23. November 2005C A M P U S A K T U E L L

    Wie sieht die Zukunft des Regen-waldes aus? Wie gestalteten sichdie Lebensbedingungen vor 200Millionen Jahren? Ist der Ozonab-bau zu stoppen? Was können einemDiamanten aus der Tiefe berichten?Hat das Rhein-Main Gebiet alsMetropolregion Zukunft? WelcheSchadstoffe befinden sich in un-seren Gewässern? Was hat derMensch mit dem Klimawandel zutun? Warum sind Muscheln wich-tige Klima-Archive? Wie entstehenHurrikans?

    Ebenso vielfältig, wie die Fra-gestellungen, die sich um unsereLebensgrundlage, die Erde, dre-hen, sind auch die Forschungsschwer-punkte der WissenschaftlerInnen amFachbereich 11 Geowissenschaften/Geographie. In den Instituten desFachbereichs beschäftigen sie sich mitder Struktur und Dynamik des Erdin-nern und der Erdoberfläche, erfor-schen die wechselreiche Geschichtedes Planeten und seiner Bewohnerund beobachten und analysieren dieLebensräume auf der Welt. Die kom-plexen und vielseitigen Wechselbezie-hungen und Abhängigkeiten zwischender Gestalt und der Zusammensetzungder Umwelt und dem Leben und derEntwicklung der Menschen spielthierbei eine wesentliche Rolle. Bundesweit einzigartig ist der Zusam-menschluss aller geowissenschaftli-chen Fachrichtungen in einem Fach-bereich unter Einbeziehung der hu-mangeographischen Institute, die be-reits vor vier Jahren vorgenommenwurde. Ein charakteristisches Merk-mal für die Geowissenschaften inFrankfurt ist die intensive interdiszi-plinäre Forschung. Nicht nur fachbe-reichsintern, wie beispielsweise imRahmen der »Sommerschule« desFachbereiches, sondern auch fachbe-reichsübergreifend. Zu nennen wärehierbei beispielsweise die Beteiligungder Institute für Mineralogie, Me-teorologie, Physische Geographie undGeophysik am Graduiertenkolleg »Ar-

    chäologische Analytik« oder dem Zen-trum für Interdisziplinäre Afrikafor-schung. Auch die wissenschaftliche Kooperati-on mit zahlreichen Universitäten ausdem In- und Ausland ist eine wichtige

    Komponente der interdiszi-plinären Forschung. So be-

    stehen unter anderemenge Bezie-

    hungen zur Techni-schen Universität Darm-stadt, der Universität Trier, der Univer-sity of Glasgow und der University ofMiami. Mit dem benachbarten Senckenberg-Institut bestehen engste Verbindungen– sei es nun bei der Mitarbeit von Stu-dierenden bei Grabungen im Weltna-turerbe Grube Messel, die feder-führend von Senckenberg betreutwerden, oder bei gemeinsamen Lehr-veranstaltungen. Mit dem Neubau des Geozentrums aufdem Campus Riedberg erhält die fürDeutschland einzigartige Fachbe-reichsstruktur auch ein baulichesSymbol, der alle Institute unter einemDach vereint. Diese Bündelung derStudiengänge an einem Standortschafft die Voraussetzungen für ein at-traktives, leistungsfähiges und zu-kunftsweisendes Lehr- und For-schungsangebot! Seit dem Wintersemester 2005/06 wurden Diplom-Studiengänge Ge-ologie/Paläontologie, Mineralogie undGeophysik durch einen gemeinsamenStudiengang Geowissenschaften er-setzt. Er gliedert sich in ein 6-semestri-ges Studium mit Bachelor-of-Science-Abschluss im Fach Geowissenschaften

    und ein darauf folgendes 4-semestri-ges Studium mit Abschluss Master-of-Science in Geowissenschaften mit denSchwerpunkten Geologie-Paläontolo-gie, Geophysik oder Mineralogie; diebisherigen Diplom-Studiengänge wer-

    den nicht mehr angeboten. Der neue Bachelor-Abschlussbietet bereits nach dem 6. Seme-

    ster einen akademisch orientier-ten, berufsqualifizierenden und eu-

    ropaweit anerkannten Status,während der darauf folgende

    Master-Studiengang auf ei-nen akademisch-wissen-schaftlichen Abschluss hin-zielt. Die Fächer Geographieund Meteorologie bieten der-

    zeit noch Diplomstudiengän-ge an, die Umstellung auf die

    Bachelor/Master-Studiengängeist aber bereits intensiv in Arbeit.

    Informationen: Judith Jördens, Geo-Agentur, Tel.: +49(0)69798-23908, [email protected],www.geo.uni-frankfurt.de

    Interdisziplinarität als CharakteristikumFachbereich Geowissenschaften/Geographie (FB 11) mit bundesweit einzigartiger Struktur

    Fachbereich11 Geowissenschaften/Geographie

    »Mensch und Umwelt«.Institut für Atmosphäre und Umwelt .Institut für Didaktik der Geographie.Institut für Kulturgeographie, Stadt- und Regionalforschung .Institut für Physische Geographie.Institut für Wirtschafts- und Sozialgeo-graphie

    »Dynamik und Struktur der festen Erde«.Geologisch-Paläontologisches Institut.Institut für Mineralogie .Arbeitsbereich GeophysikStudiengänge:.Bachelor und Master of Science Geo-

    wissenschaften.Diplom Geographie.Diplom Meteorologie.Diplom Geologie/Paläontologie.Diplom Mineralogie.Diplom Geophysik

    Der Fachbereich Geowissenschaftenhat vor zwei Jahren ein eigenesBüro für Öffentlichkeitsarbeit einge-richtet: die Geo-Agentur. Die Mitar-beiter sind zentrale Anlaufstelle beiFragen zu geowissenschaftlichenund geographischen Themen oderFragen rund ums Studium und An-sprechpartner für Freunde, Fördererund Kooperationspartner.

    Warum wurde die Geo-Agentur ge-gründet? In Gesprächen mit Schülerinnen undSchülern zeigt sich immer wieder, dassdas Grundwissen über die Geowissen-schaften allgemein gering ist. DiesesProblem spiegelt sich auch in der Öf-fentlichkeit wider. Die Geo-Agenturwurde in erster Linie gegründet, umSchüler und Studierende besser überdie aktuellen Inhalte und die Zukunfts-chancen der geowissenschaftlichenFächer zu informieren. Darüber hinaushat sie auch die Aufgabe, unsere Fach-kompetenzen zu aktuellen Themen –wie zum Beispiel Tsunamis, Erdbeben,Orkane – sowie spannende For-schungsergebnisse im Fachbereich indie Öffentlichkeit zu tragen.

    Welche Aufgaben erfüllt die Geo-

    Deutscher Geowissenschaftler (BDG)eine Berufs-Informations-Veranstal-tung organisiert. Sie gab Studierendenaus Frankfurt und Darmstadt Gelegen-heit, sich über Aussichten, Chancenund Vorraussetzungen für eine Geo-Karriere zu informieren.

    Könnte die Geo-Agentur aus IhrerSicht auch ein Beispiel für die Öffent-lichkeitsarbeit anderer Fachbereichesein?Ja, durchaus. Die Aktivitäten in der Öf-fentlichkeitsarbeit sind von zunehmen-der Bedeutung und gehören zur All-tagsarbeit jedes Fachbereichs. AndereFachbereiche haben diese Aufgaben je-doch anders organisiert.

    In welchem Verhältnis steht die Geo-Agentur zur Pressestelle der Univer-sität? Die Geo-Agentur bereitet Mitteilungenfür die Pressestelle vor. Sie vermittelt

    Agentur? Und welche Ziele verfolgtder Fachbereich damit in der Öffent-lichkeit?Die Geo-Agentur hat zahlreiche Aufga-ben. Sie bemüht sich zum Beispiel umeine engere Zusammenarbeit mit Schu-len. Sie organisiert die Tage der Natur-wissenschaften und das Juniorstudium.Außerdem ist sie für die Außendarstel-lung des Fachbereichs zuständig, unteranderem für das Internet-Portal, dieKontakte zu den Medien und die Infor-mation der Öffentlichkeit in Zusam-menarbeit mit der Pressestelle der Uni-versität. Eine weitere Aufgabe der Geo-Agentur ist die Vermittlung von fachli-

    chen Kenntnissen anaußeruniversitäre Ko-operationspartner unddie Förderung der Zu-sammenarbeit mit regio-nalen Technologie-In-itiativen.

    Welche Erfahrungen ha-ben Sie bisher mit derGeo-Agentur gemacht?Die Geo-Agentur arbei-tet seit Herbst 2003 undhat seither eine wichtigeRolle für den Fachbe-reich gespielt. Zum Bei-

    spiel konnten in den letzten 18 Mona-ten zwanzig Pressemitteilungen sowiezahlreiche Beiträge für den UniReportherausgegeben werden. Im Rahmenvon Ausstellungen, wie dem Markt derGeowissenschaften zum 90jährigen Ju-biläum der Universität, und dem Tagder offenen Tür am Taunus-Observato-rium zeigte sich, dass die Öffentlichkeitsehr großes Interesse an geowissen-schaftlichen Themen hat. ZahlreicheSchulklassen haben das Angebot vonFührungen und Thementagen am Tau-nus-Observatorium genutzt. Für Stu-dierende hat die Geo-Agentur in Zu-sammenarbeit mit dem Berufsverband

    Kontakte bei Anfragen der Mediennach Experten, zum Beispiel zu denThemen Erdbeben oder Klimawandel.Sie beantwortet Fragen verschiedensterNatur – Fragen von Studierenden,Schülern oder Lehrern. Die Geo-Agen-tur ist die zentrale Kontaktstelle imFachbereich für die Pressestelle. So wur-de zum Beispiel der Kontakt zur Sen-dung »Abenteuer Erde« in Zusammen-arbeit mit der Pressestelle hergestellt.

    Welche Aufgaben haben Sie sich fürdie Zukunft vorgenommen?Künftige Aufgaben sehe ich vor allemin der Entwicklung und Koordinationvon Fortbildungs-Aktivitäten, zum Bei-spiel für Lehrer aller Schularten, imAufbau einer Alumni-Organisation, inder Etablierung der Kontakte mit Pa-tenschulen in der Region und in derWerbung um die besten Schüler imharten nationalen Wettbewerb.

    Die Fragen stellte Barbara Kausch

    Foto

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    »Öffentlichkeitsarbeit gehört zur Alltagsarbeit jedes Fachbereichs«Studiendekan Prof. Alan B. Woodland zur Motivation des Fach-bereichs Geowissenschaften, in die Öffentlichkeit zu gehen

    Das Team der Geo-Agentur: Judith Jördens und Prof.Alan B. Woodland kümmern sich darum, die Geo-wissenschaften Öffentlichkeit und Schülern näher zubringen

    schaftlichen Disziplinen auf; dahermache die Ansiedelung hier Sinn. Dasinterdisziplinäre Umfeld mit Chemie,Biologie und Physik, mit denen die Ge-owissenschaften eng zusammenarbei-

    ten, lasse neue Impulse in der For-schung erwarten und mache den Fach-bereich aufgrund der kurzen Wegeauch für Studierende attraktiv. Mitdem Neubau der Geowissenschaftenwerde ein weiterer wichtiger Schrittzur Verlagerung aller naturwissen-schaftlichen Fachbereiche auf denCampus Riedberg getan.Horst Nothnagel, Leiter der Regional-niederlassung Rhein-Main des Hessi-schen Baumanagements, unterstrich,dass der Grundstein für ein hochmo-dernes, an den zukünftigen Bedürfnis-sen von Lehre und Forschung ausge-richtetes Gebäude gelegt werde. Hierwerden die geowissenschaftlichen Ein-richtungen und Aktivitäten auf 7.600Quadratmetern Hauptnutzfläche in ei-nem Komplex zusammenführt, umdas schon erreichte hohe Ausbildungs-niveau und die herausragenden For-schungsleistungen noch zu verbes-sern. Der Entwurf erfülle die Funkti-ons-, Gestaltungs- und Qualitätsanfor-derungen der Bauaufgabe mit einerrationellen, flexiblen Baustruktur, diedem Kommunikationsbedarf der geo-wissenschaftlichen Forschung unddem Wunsch der Nutzer nach kurzenWegen bei räumlicher Zuordnung derEinzelnutzungen Rechnung trägt. Das Gebäude ist diszipliniert und

    flächensparend auf dem Baufeld plat-ziert und bildet klare Kanten zumStraßenraum. Zwei parallel angeord-nete Baukörper, die dem natürlichen,nach Süden hin abfallenden Gelände-verlauf folgen, nehmen die Einrich-tungen auf; Büroräume und Labor-

    flächen der einzelnen Bereiche liegensich direkt gegenüber. Ein nördlicherQuerbau verbindet beide Gebäudetei-le. Hier ist der Haupteingang vorgese-hen, der großzügig den Campusbe-reich mit der Eingangshalle und Son-dernutzungsflächen wie Hörsaal undSeminarräumen verbindet. Die Querverbindung ist als verglasteMagistrale geplant und weckt Assozia-tionen mit dem Neubau Physik. Be-wusst öffnet sie eine Blickbeziehungzur City und setzt Akzente für die zen-trale vertikale Gesamterschließungdurch eine kaskadenartige Treppe.Kurze Wege und Kreuzungspunkte er-möglichen gute Kommunikation. Dersüdliche Gebäudeabschluss wird durcheinen aufgeständerten brückenartigenRiegel gebildet, in dem Büroräumeuntergebracht sein werden. Verbin-dungen zum Neubau Physik schaffennicht nur die städtebaulich hervorra-gende Konzeption der neuen Baukör-per – einschließlich des Werkstattge-bäudes – sondern auch die gleicheMaterialität wie Klinkerfassade undgroßflächige Verglasung.Im Grundstein fand auch ein kleinesStück des alten InstitutsgebäudesPlatz, um den ›guten Geist‹ der an derSenckenberganlage herrscht, mit aufden Riedberg zu nehmen. rb

    Knapper Zeitrahmen Für die Errichtung des Neubaus steht ein Jahr zu VerfügungSeit Anfang November sind die Bauarbeiten in Gang; beauftragt ist damit als General-unternehmer das Stuttgarter Bauunternehmen Müller Altvatter; nach 13-monatigerBauzeit soll der Neubau termingerecht Ende November 2006 mit der Gesamtfertigstel-lung abgeschlossen werden. Der Einzug ist für Dezember 2006 vorgesehen.

    Gebäudekenndaten:Fläche Baugrundstück: 7.800 QuadratmeterHauptnutzfläche: 7.600 QuadratmeterBrutto-Grundfläche: 15.400 QuadratmeterBrutto-Rauminhalt: 63.500 Kubikmeter

    Kostenrahmen:Budget Bau: 27,0 Millionen EuroBudget Ausstattung: 4,9 Millionen Euro

    Terminrahmen:13. Juli bis 23. September 2005: Vorgezogener Aushub der Baugrube1.November 2005: Beginn der Bauarbeiten16. November 2005: GrundsteinlegungAnfang Mai 2006: RichtfestMitte Mai 2006: Beginn AusbauAnfang September 2006: Beginn Außenanlagen30. November 2006: Fertigstellung der Geowissenschaften

    Fortsetzung von Seite 1 · Grundsteinlegung

  • 323. November 2005 T H E M A

    Die Mikrobiologie an der Univer-sität Frankfurt hat Tradition: Immer-hin ist das 1955 mit der Berufungvon Prof. Reinhard W. Kaplan ge-gründete Institut für Mikrobiologiedas zweitälteste mikrobiologischeInstitut Deutschlands.

    Zentraler Forschungsgegenstandder Mikrobiologie sind Mikroor-ganismen. Sie zeichnen sichdurch ein enormes Stoffwechselpoten-zial aus und enthalten insgesamt einRepertoire an Stoffwechselwegen, dasin höheren eukaryotischen Organis-men auch nicht annähernd erreichtwird. Es gibt keine natürliche Verbin-dung, die nicht von Mikroorganismenumgesetzt werden könnte. Neben demWachstum durch Oxidation organi-scher Verbindungen sind viele Mikro-organismen aber auch in der Lage,durch Photosynthese oder durch dieOxidation einfacher anorganischerVerbindungen wie Ammoniak oderWasserstoff Energie zu gewinnen. Dieletztere Lebensweise, die Chemosyn-these, war eine der ursprünglichstenauf der jungen Erde und wird nochheute an den schwarzen Rauchern derTiefsee gefunden. Bedingt durch diemetabolische Diversität sind Mikroor-ganismen maßgeblich an den Stoff-kreisläufen auf der Erde beteiligt undessentiell für deren Aufrechterhaltung.Mikrobiologie ist immer noch einejunge Wissenschaft. Schätzungen ge-hen davon aus, dass zur Zeit nur etwa1 Prozent aller Prokaryoten kultiviertwerden können. Es gibt in der Naturalso noch eine enorme Zahl unent-deckter Schätze. Zu deren Bergungwerden auch in Zukunft gut ausgebil-dete Mikrobiologen gebraucht. Wennsolche Schätze dann zu Tage gebrachtwerden, werfen Sie häufig hochinter-essante Fragen nach ihrer Funktions-weise auf. Wer hätte gedacht, dass esMikroben gibt, die unter LuftabschlussMethan oder Ammonium oxidierenkönnen? Erst vor kurzem wurden sieentdeckt und haben schon den Ein-gang in die biotechnologische Anwen-dung gefunden. Mikroben mit unge-wöhnlichen Stoffwechselleistungenwerden auch in Zukunft noch isoliertwerden. Der wohl beeindruckendste Fortschritt,den die (Mikro)-Biologie in den letz-ten Jahren gemacht hat, ist die Analy-se ganzer Genome. Auch wenn heutemeist vom humanen Genomprojekt

    gesprochen wird, darf nicht vergessenwerden, dass die ersten Organismen,deren Genome aufgekärt wurden, Mi-kroorganismen waren. FrankfurterMikrobiologen waren maßgeblich ander Entschlüsselung von Genomenaus Bakterien und der Bäckerhefe be-teiligt. Die Aufklärung der Funktiondieser Gene ist eine Herausforderungfür die Zukunft, an der auch Frankfur-ter Mikrobiologen maßgeblich beteiligt

    tenzial der Mikroben ist fantastischund ohnegleichen. Die ›weiße‹ Bio-technologie ist inzwischen zu einemherausragenden ökonomischen Faktorgeworden und umfasst die klassischeLebensmittelmikrobiologie, die re-kombinante Herstellung von Protei-nen und Peptiden, die Gewinnung von

    wichtigen Aminosäuren und Vitami-nen, wichtige Biokonversionsverfahrenwie zum Beispiel zur Gewinnungnatürlicher Aromastoffe sowie Verfah-ren zur Herstellung von Bioethanol ausAbfallstoffen wie Holz und Stroh.

    Frankfurt ist heute bundesweit einesder größten Zentren der mikrobiologi-schen Forschung in Deutschland. Ge-genwärtig wird in den Arbeitsgruppender vier Professuren Boles, Entian,Müller und Soppa, des JuniorprofessorsRother, des Hochschuldozenten Stein,der Privatdozentin Averhoff und desHeisenberg-Stipendiaten Simon in in-ternational sichtbarer Weise an Archae-en, Bakterien und Hefen gearbeitet.

    An der Universität Frankfurt wird einenorm breites Spektrum aktueller mi-krobiologischer Themen von der Grund-lagenforschung bis zur angewandtenForschung vertreten. Sie umspannenFragen der Physiologie und Bioener-getik über Genom- und funktionelleGenomanalysen bis hin zur biotechno-logischen Anwendung. Diese Themenwerden mit modernsten Methodenaus der Molekularbiologie, Genetik,Biochemie, Strukturbiologie, Bioinfor-matik, Zellbiologie und Immunologiebearbeitet. Die Arbeiten sind interdis-ziplinär: Die Frankfurter Mikrobiolo-gen sind an den Sonderforschungsbe-reichen 472 und 579 und am Centerfor Membrane Proteomics beteiligt.Der Mikrobiologe Achim Kröger warder erste Sprecher des Sonderfor-schungsbereiches 472. Unter Frankfurter Beteiligung gelanges einem weltweiten Konsortium De-letionsmutanten für alle 6.000 Hefege-ne herzustellen und die FrankfurterEUROSCARF (European Saccharomy-ces cerevisiae archive for functionalanalysis) Stammsammlung zu etablie-ren. Heute werden jährlich 100.000bis 130.000 Deletionsmutanten undPlasmide aus Frankfurt in alle Welt ge-schickt und zur Aufklärung der Funk-tion der Gene eingesetzt. Die aktuelle Arbeit gründet auf dervorausschauenden Entscheidung derUniversität Frankfurt, 1955 als zweiteUniversität in Deutschland nach Göt-tingen in einer naturwissenschaftli-chen Fakultät einen Lehrstuhl für Mi-krobiologie einzurichten. Erster Lehr-stuhlinhaber war der Botaniker W. Ka-plan, Leiter der Mutationsabteilung desMPI für Züchtungsforschung in Ein-beck-Voldagsen. Kaplan arbeitete überMutationsereignisse bei Bakterien undbegründete die Physiologie und Gene-tik der Mikroben in Frankfurt. Durchdie Entwicklung der Molekulargenetikwurde Kaplan Mitte der sechziger Jah-

    sind. Dazu werden neben der Ge-nomanalyse auch funktionelle Ge-nomanalysen wie Transkriptom- undProteomanalysen durchgeführt, um zuverstehen, wie Mikroorganismen aufsich ändernde Umweltbedingungenreagieren, wie Signale erkannt werdenund wie die Signalweiterleitung in der

    Zelle bis hin zur Gen- und Proteinakti-vierung erfolgt.Die Mikrobiologie liefert Modellsyste-me unter anderem für die Biochemie,die Strukturbiologie, die Zellbiologieund die Genetik. Dabei werden die

    exotischen, extremophilen undschwer zu kultivierenden Mikrobenvon zunehmendem Interesse sein.Darüber hinaus bieten ihre metaboli-sche Diversität und ihre geringenWachstumsansprüche sowie kurze Ge-nerationszeiten eine optimale Grund-lage für biotechnologische Anwen-dungen. In der Tat war und ist Mikro-biologie immer auch eine angewandteForschung. Das biotechnologische Po-

    Das Leben im KleinenEin halbes Jahrhundert Mikrobiologie an der Universität Frankfurt

    Fortsetzung auf Seite 8

    re zu Gedanken über den Ursprung desLebens angeregt, die in einem Buchihren Niederschlag fanden. Die Kaplan-Schüler Pons, Steiger,Mennigmann, Rhaese und Brendelwurden 1970-1972 zu Professoren er-nannt und haben maßgeblich die Ge-schicke der Mikrobiologie in Frankfurtmitgestaltet. Rhaese war von 1977 bis

    1980 Vorsitzender der neugegründe-ten »Local Branch der American So-ciety for Microbiology« in Deutsch-land, Mennigmann hat die erste D1-Mission mikrobiologisch betreut undBrendel hat die Mutationsgenetik inDeutschland mit geprägt. Nach der Emeritierung Kaplans wurdeder Chemiker Achim Kröger auf dieProfessur für Mikrobiologie berufen.Krögers Liebe galt der Stoffwechsel-physiologie der Bakterien, insbesonde-re der Bioenergetik und dem anaero-ben Elektronentransport in Pansen-bakterien. Zu seinen Errungenschaf-ten gehören beispielsweise die Auf-klärung der Funktion und Strukturvon Proteinen der Fumarat-Atmung

    Kleines Fach, star-kes Team: Hoch-schullehrer, Mitar-beiter, Doktoran-den und Diplo-manden der Mi-krobiologie

    Symposium ›50 Jahre Mikrobiologie in Frankfurt‹2. und 3. Dezember, Biozentrum, Campus Riedberg

    Der 50. Geburtstag der Mikrobiologie ist ein Grund zum Feiern: Zu einem in-ternationalen Symposium im Biozentrum werden ehemalige Angehörige desInstituts, Vertreter von Fachverbänden sowie international ausgewieseneForscher aus dem In- und Ausland erwartet. Die Vorträge befassen sich mit Themen aus den verschiedensten Teildiszipli-nen der Mikrobiologie wie Physiologie, Genetik, Biochemie und Biotechno-logie und spiegeln die gesamte Breite der mikrobiologischen Forschung inFrankfurt wider. Die gegenwärtige Forschung in Frankfurt wird durch Kurzvorträge von Dok-toranden und durch eine Posterausstellung abgebildet. Konferenzsprache istEnglisch.

    Informationen: http://cgi.server.uni-frankfurt.de/fb15/mueller/

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    Katalysator Fermenter: Bei optimalerProzessführung können sich Prokaryo-ten – Organismen ohne membranum-schlossenen Zellkern und Organellen –alle 30 Minuten teilen und erreichendamit enorme Zellzahlen in kurzer Zeit;Voraussetzung für den biotechnologi-schen Einsatz als Zellfabriken

    Heiße Nummer: Hitzeliebende Mikroben gedeihen bei Temperaturen von bis zu116 °C und sind damit Modellsysteme für die Frage nach der Entstehung desLebens, aber auch für Struktur- und Funktionsanalysen von Proteinen der Zell-membran. Die erste, durch Elektronenmikroskopie aufgeklärte Struktur einesATP-synthetisierenden Enzyms – einem Protein mit katalysatorischer Wirkung –wurde unlängst unter maßgeblicher Beteiligung von Mikrobiologen aus Frank-furt aufgeklärt

    Alles Essig: Das Bakterium Acetobacte-rium woodii besitzt die ungewöhnlicheFähigkeit, Essigsäure aus Wasserstoffund Kohlendioxid unter Luftabschlusszu produzieren. Stoffwechsel, die Funk-tionsweise der beteiligten Biokatalysa-toren und ihre Eignung für biotechno-logische Prozesse werden in Frankfurterforscht

    Vielseitig einsetzbar: Bäckerhefe wirdin vielen Bereichen der Biotechnolo-gie, Lebensmittelmikrobiologie undMolekularbiologie eingesetzt. Frank-furter Mikrobiologen waren an derAufklärung des Genoms beteiligt undhaben sie dazu gebracht, Bioethanolaus Holz zu produzieren; Beitrag S. 6

    Die Technik machtsSeit es sie als Forschungsrichtung gibt,nimmt die Mikrobiologie an Bedeutung zuMikrobiologie ist eine vergleichsweise junge Wissenschaft, die, aufgrund derTatsache der geringen Abmessungen ihrer Untersuchungsobjekte, auf dieEntwicklung spezieller Techniken angewiesen war. Eine erste große Blüteerlebte sie mit der Entwicklung der Mikroskopie und fester Nährböden, dieim vorletzten Jahrhundert die Grundlagen zur Identifizierung von Mikroor-ganismen als Ursache vieler Krankheiten lieferte. Folglich war und ist diemedizinische Mikrobiologie noch immer eine der beiden großen Säulen derMikrobiologie, allerdings meist institutionell von der naturwissenschaftli-chen Mikrobiologie getrennt. Die naturwissenschaftliche Mikrobiologie war dagegen früher als kleinerForschungszweig oft in botanischen oder landwirtschaftlichen Instituten un-tergebracht. Ihre Bedeutung nahm in der zweiten Hälfte des vorigen Jahr-hunderts mit den zunehmenden Erkenntnissen der Stoffwechselphysiologie,der mikrobiellen Genetik und den Prozessen zur Entstehung des Lebens aufder Erde stetig zu. Durch die Möglichkeiten der Molekularbiologie habenMikroorganismen kontinuierlich an Bedeutung gewonnen und nehmen in-zwischen in vielen Bereichen eine richtungsweisende Schlüsselstellung ein.

  • 4 23. November 2005C A M P U S A K T U E L L

    Wissenschaft findet nicht nur in Bi-bliotheken und Laboren statt. Dasgilt ganz besonders für Kulturwis-senschaften wie die Archäologieoder Geowissenschaften. Diese Dis-ziplinen eröffnen auch Chancen,wissenschaftliche Arbeit im Rahmenkonkreter Projekte in die Region hin-ein zu tragen und damit die Verbin-dungen von Universität und Regionzu stärken. Dass durch die wissen-schaftlichen Untersuchungen mitun-ter die Orts- oder Stadtgeschichtekorrigiert werden muss, ist Preisund Ziel derartiger Vorhaben.

    Ein Beispiel dafür sind Untersu-chungen des Schlosshofs BadHomburg nach Hinweisen auffrühere historische Bauwerke – unddamit nach den Wurzeln der Stadt.Die hatte vor gut 800 Jahren ein ge-wisser Wortwin, vermutlich ein Ge-folgsmann von Kaiser Friedrich Barba-rossa, erbaut – wenn man der schriftli-chen Überlieferung Glauben schenkenkann. Wortwin nannte sich nach derErrichtung seiner Befestigungsanlage›von Hohenberch‹– daraus hat sich derheutige Ortsname Bad Homburg abge-leitet.Die Geophysikerin Christina Salat,Doktorandin am Arbeitsbereich Geo-physik der Universität Frankfurt, hatkürzlich gemeinsam mit dem Archäo-logen Eyub Eyub, Doktorand am Insti-tut für Vor- und Frühgeschichte, eineBodenradar-Messung des Hofs vorge-nommen. Damit sollten Reste des ehe-maligen Wortwin‹schen Wohnturmesunter dem heutigen Bad Homburger

    Schloss identifiziert werden, um aufdiese Weise den günstigsten Ort für ei-ne archäologische Grabung zu bestim-men.Denn das ist es, was Rüdiger Kurth,pensionierter Oberstudienrat, Heimat-forscher und Chef der Bad HomburgerArchäologie-Arbeitsgemeinschaft be-sonders interessiert. Es würde bedeu-ten, dass sich Bad Homburg erst vier-hundert Jahre später als bisher ange-nommen nachweisen lässt. Dass derArbeitsbereich Geophysik, genauer dieArbeitsgruppe Angewandte Geophysikvon Prof. Andreas Junge ins Spielkam, lag sozusagen fast auf der Hand,denn sie beschäftigt sich explizit mitder Erkundung des oberflächennahenUntergrundes durch den Einsatz geo-physikalischer Methoden wie Geora-dar, Elektrik und Magnetik. Für Prof.Andreas Junge sind derartige Einsätzeimmer willkommene Gelegenheiten,(fortgeschrittene) Studierende undDoktoranden in Theorie oder in Prak-tika geübte Techniken unter realen

    Bedingungen erproben zu lassen: »Wirsind daher sehr an derartigen Koope-rationsprojekten interessiert, weil bei-de Seiten davon profitieren können.«Der Kontakt kam über das Graduier-tenkolleg ›Archäologische Analytik‹zustande, in dem Prof. Junge und derLeiter des Projektes ›Schlosshof BadHomburg‹, Prof. Joachim Henning, en-gagiert sind. Im Rahmen der Kooperation Geophy-sik – Archäologie gibt es eine Reihe gemeinsamer Projekte: Im Rahmendes Nebenfachstudiengangs ›Archäo-metrie‹ bieten Geophysiker Vorlesungund Praktikum sowie Schülerpraktikaund Projektwochen an.Hinzu kommen interdisziplinäre Di-plomarbeiten, Promotionen und ande-re gemeinsame Forschungsprojekte,etwa mit Prof. Peter Breunig in Nor-dost-Nigeria, mit Prof. Joachim Hen-ning in Pliska, Bulgarien.Eine erste Analyse der Radardaten ausBad Homburg zeigt deutlich ein dich-tes Netz aus Wasserrohren und Strom-

    Zurück zu den WurzelnWissenschaftler der Universität sind interdisziplinär den Ursprüngen Bad Homburgs auf der Spur

    Georadar – Zerstörungsfrei in die TiefeBeim Georadar-Verfahren (auch: Bodenradar, engl.: GPR = Ground Penetra-ting Radar) handelt es sich um ein elektromagnetisches Reflexionsverfahren.Eine Sendeantenne strahlt elektromagnetische Impulse in den Untergrundab, wo sie an evtl. vorhandenen Schichtgrenzen oder Störkörpern zurückzur Oberfläche reflektiert wer-den. Dort werden sie mit einerEmpfangsantenne aufgezeich-net. Bewegt man beide Anten-nen während der Messungenentlang einer Profillinie, sokann man die einzelnen Mess-spuren zu einem sogenanntenRadargramm zusammensetzen.Die Eindringtiefe und Auflö-sung variiert dabei je nach Un-tergrundbeschaffenheit und eingesetzter Radarantenne. Unter optimalenBedingungen liefert das Radargramm ein Abbild des Untergrundes, bezogenauf dessen dielektrische Eigenschaften. Um die Qualität der Messdaten, d.h.die ›Lesbarkeit‹ des Radargramms zu verbessern, sind meist noch mehrereDatenbearbeitungsschritte (zum Beispiel Bandpassfilterung, Signalverstär-kung) notwendig.Eingesetzt wird das Georadar in vielen Bereichen: Zur Erkundung des Ver-laufes von geologischen Strukturen im Untergrund oder der Bestimmungder Mächtigkeiten von geologischen Schichten wie Lockermaterial überFestgestein; zum Auffinden von Hohlräumen, Rohrleitungen oder Kabelnim Boden oder in Bauwerken oder zur Untersuchung von archäologischenObjekten wie Mauer- oder Straßenresten und vielem anderen mehr.

    nen, und machen eine intensive Da-tenbearbeitung notwendig. Sobald dieErgebnisse der Geophysik vorliegen,werden sie an die Archäologen über-geben. Diese wählen daraus dann dieinteressanteste und am besten geeig-nete Fläche für die archäologischenGrabungen, die im Frühjahr des kom-menden Jahres beginnen werden. UR

    Wie Sie sehen,sieht hier nur derFachmann et-was: Ein dichtesNetz aus Wasser-rohren undStromleitungendurchzieht in 40cm bis ein MeterTiefe den Hofdes Bad Hom-burger Schlosses

    leitungen in 40 cm bis ein Meter Tiefeunter dem Schlosshof. Derartige neu-zeitliche ›Störkörper‹, aber auch diekünstlichen Aufschüttungen rund umdas Schloss erschweren die Interpreta-tion der gemessenen Radargramme,die unter guten Bedingungen Struktu-ren, wie beispielsweise Mauerreste, bisin etwa vier Meter Tiefe zeigen kön-

    Prof. Gyöngyi Bugár, Associate Professor an der Universität vonPécs in Ungarn und Dr. Andrzej Pisera, Polnische Akademie derWissenschaften aus Warschau, sinddie beiden Gastdozenten, die imRahmen des Hertie-GastdozentenProgramms für Osteuropa in die-sem Wintersemester an der Univer-sität Frankfurt forschen und lehren.

    Gyöngyi Bugár – seit Anfang No-vember für drei Monate inFrankfurt – wird von Prof. Rai-mond Maurer im Bereich Finanzen desFachbereichs Wirtschaftswissenschaf-ten, der die Professur für BWL, insbe-sondere Investment, Portfolio Manage-ment und Alterssicherung inne hat,betreut.Seit 1997 forschen Prof. Bugár undProf. Maurer gemeinsam zu ›Asset Al-location & Emerging Markets‹; aus deminzwischen einige (inter)nationale Ver-öffentlichungen hervorgegangen sind.Prof. Bugár bietet während ihres Auf-enthaltes eine englischsprachige Vorle-sung über ›International Financial Ma-nagement‹ an. Gyöngyi Bugár studierte zunächst Ma-thematik und Physik, anschließendWirtschaftswissenschaften an den Uni-versitäten von Budapest und Pécs mitAbschlüssen 1988, respektive 1993.1996 wurde sie von der Universität Pécsüber das Thema ›International PortfolioDiversification from the Perspective ofHungarian Investors‹ promoviert. Seit-dem hat sie eine Vielzahl von Lehr- undForschungsaufenthalten an Universitä-ten in Europa und Nordamerika absol-viert. Seit 1988 ist Prof. Bugár in ver-schiedenen Positionen an der Univer-sität Pécs tätig, seit Juli 2002 in der Posi-tion eines Associate Professors.Dr. Andrzej Pisera ist bei Dr. EberhardGischler am Institut für Paläobiologieim Geologisch-Paläontologischen Insti-

    Schwämme, Riffe und aufstrebende MärkteHertie-Gastdozenten im Wintersemester kommen aus Polen und Ungarn

    tut zu Gast. Er studierte an der Univer-sität Warschau Geologie und Paläonto-logie und schloss 1985 mit einer Disser-tation über Riffe des Miozän, also etwa15 Millionen Jahre vor heute, ab. Diesefossilen Riffe wurden nicht von Koral-len, sondern von Kalk ausscheidendenAlgen und Würmern aufgebaut. Ausdieser Zeit stammt auch das Interessevon Dr. Pisera an Kalkalgen, die er seit-dem wissenschaftlich untersucht. Alswissenschaftlicher Mitarbeiter am Insti-tut für Paläobiologie in Warschau hat ersein Arbeitsgebiet auf Schwämme aus-gedehnt und ist in dieser Tiergruppe in-ternational ausgewiesener Spezialist.Schwämme sind aus paläontologischerSicht sehr interessante Studienobjekte,denn sie sind die ältesten vielzelligenLebewesen und kommen seit mehre-ren hundert Millionen Jahren vor. In

    seiner Habilitations-Schrift aus demJahr 1997 beschäftigt er sich folglichmit den Kiesel-Schwämmen der Riffedes oberen Jura Süddeutschlands, dieein Alter von etwa 140 Millionen Jah-ren haben. Als Riffspezialist hatte An-drzej Pisera großes Interesse, nachFrankfurt zu kommen, denn die Frank-furter Paläontologen arbeiten seit vie-len Jahren erfolgreich zu fossilen undmodernen Riffen. Riffe sind im übrigenaußerordentlich interessante geologi-sche Strukturen. Sie werden im we-sentlichen aus den Skeletten von Orga-nismen wie Korallen, Algen oderSchwämmen aufgebaut. Die ältestenRiffe – aufgebaut von Mikrobenstam-men aus dem Präkambrium und sind3,5 Milliarden Jahre alt. Riffe sind nichtnur von akademischem Interesse, son-dern haben auch große wirtschaftlicheBedeutung als Speichergesteine fürKohlenwasserstoffe: nahezu 50 Prozentder Erdöl- und Erdgas-Reserven sind infossilen Riff-Strukturen gespeichert.Skelette fossiler Riffbildner sind aberauch wichtige Speicher von Klimada-ten und Indikatoren von Meeresspie-gelschwankungen. Andrzej Pisera undGastgeber Eberhard Gischler trafen sichbereits 1993 in den USA, als sie unab-hängig voneinander zur selben Zeit alsPostDoc bzw. Humboldt-Stipendiat andie University of Miami, Florida, arbei-teten, um moderne Korallenriffe derKaribik zu studieren. Seit dieser Zeit istder Kontakt nicht abgebrochen undmittlerweile laufen gemeinsame Pro-jekte zu Kalkalgen in Riffen aus Floridaund Belize (Zentralamerika), die in dennächsten drei Monaten forciert werdensollen. Andrzej Pisera bietet im Fachbe-reich Geowissenschaften Lehrveran-staltungen zum Thema Schwämmeund Kalkalgen an. Beide Gastdozentenwerden sich im übrigen auch im Rah-men eines öffentlichen Vortrags vor-stellen. UR

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    Zu Gast in Frankfurt: Prof. GyöngyiBugar, oben links neben Prof. Rai-mond Maurer und Dr. Andrzej Pisera,unten links mit Gastgeber Dr. Eber-hard Gischler

    Präsidentenwahl 2006

    Kandidaten-KürÖffentliche Vorstellung der Kandidaten / Wahlkommission tagt am 16. November

    Die öffentliche Vorstellung der KandidatInnen zur Wahl des Präsidenten/der Präsidentin findet am

    7. Dezember um 14 Uhr in der Aula Altes Hauptgebäude, Campus Bockenheim, Mertonstr. 17-21, statt. Zu der universitätsöffentlichen Veranstaltung sind alle Angehörigen derUniversität herzlich eingeladen. Die Wahl selbst ist für den 15. Februar 2006vorgesehen. UR

    Frieden und Wohlstand in KoreaPremierminister der Republik Korea zuGast an der Universität

    Zum Thema Sicherung von Frieden und Wohlstand in Korea sprach derkoreanische Premierminister Lee Hae-chan, am 18. Oktober in der vollbe-setzten Aula und informierte seine Zuhörer aus erster Hand über die Per-spektiven koreanischer Politik. Hae-chan war aus Anlass der Buchmessenach Frankfurt gekommen; dort war Süd-Korea in diesem Jahr Gastland. DieVeranstaltung ermöglichte die Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktfor-schung gemeinsam mit dem Konsulat der Republik Korea und der Univer-sität. UR

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  • 523. November 2005

    Realisierung. Erfreuliche Perspektivenfür die Zukunft!Im Zuge einer Reihe von Umstruktu-rierungen ergeben sich für die dreipsychologischen Institute viele neueChancen. Sie bestehen vor allem dar-in, dass die personellen Ressourcenfächerübergreifend eingesetzt undzielgerichtet gebündelt werden kön-nen. In Realisierung dieser neuen Si-tuation haben sich die drei psychologi-schen Institute darauf verständigt, inZukunft eine gemeinsame organisato-rische Einheit zu bilden, welches dentraditionsreichen Namen ›Institut fürPsychologie‹ weitertragen wird.Die Jubiläumsfeier wurde abgerundet

    C A M P U S A K T U E L L

    Im Rahmen eines Festaktes in dervollbesetzten Aula der Universitätfeierte der Fachbereich Psychologieund Sportwissenschaften Ende Ok-tober 100 Jahre Psychologie inFrankfurt. Nach Grußworten vonPräsident Prof. Rudolf Steinberg so-wie von den Geschäftsführenden Di-rektoren Prof. Gerhard Büttner, Prof.Tilmann Habermas und Prof. Ger-hard Haase folgten Festvorträge vonProf. Gundlach über ›Das Frankfur-ter Psychologische Institut und seinPlatz in der Entwicklung der Psycho-logie in Deutschland‹ sowie vonProf. Victor Sarris über ›Max Wert-heimer in Frankfurt und New York‹.Abschließend ging Dekan Prof. Hel-fried Moosbrugger in seiner Stan-dortbestimmung nicht nur auf dieGegenwart, sondern auch auf dieHerausforderungen der Zukunft ein.

    Erhöhte Leistungsanforderungenbei zunehmend knapper werden-den Ressourcen erforderten es,ein neues Zukunftskonzept für diepsychologischen Institute zu entwer-fen und dessen Umsetzung energischin Angriff zu nehmen. Deshalb hatsich das Institut für Psychologie un-längst einer strengen Qualitätskontrol-le unterzogen. DieDurchführung einerzunächst internen undsodann auch externenEvaluation hat zu einerReihe von Vorschlägenfür innovative Verände-rungen in Forschung undLehre sowie der Organi-sation geführt. Ziel ist es,das Profil der FrankfurterPsychologie zu schärfen.Prof. Moosbrugger nann-te als Beispiel die Ein-führung der neuen Ba-chelor- und Masterstu diengänge.Charakteristisch für den Diplomstudi-engang Psychologie sei es gewesen,dass er auf einer verbindlichen Rah-menprüfungsordnung basierte, die ge-

    währleistet hat, dass trotz standortspe-zifischer Variationen die universitäreAusbildung in Psychologie über dieverschiedenen Universitäten hinweg inden wesentlichen Elementen vergleich-bar war. Mit der Einführung der neuenBachelor- und Masterstudiengänge tritt

    nun diese Einheitlichkeitzu Gunsten einer stärke-ren Differenzierung undProfilierung der verschie-denen Universitäten inden Hintergrund, und dieQualitätssicherung erfolgtnicht mehr über Rah-menprüfungsordnungen,sondern über Akkreditie-rungsagenturen. Der sehrbewährte Diplomstudien-gang Psychologie wirdschon in naher Zukunftdurch konsekutive Bache-

    lor/Master-Studiengänge in Psycholo-gie abgelöst werden, entsprechend dernaturwissenschaftlichen Tradition inFrankfurt wird der B.Sc.- und M.Sc.-Ti-tel vergeben, wobei der Master den Re-

    gelabschluss der Psychologieausbildungbilden wird. Die Entwicklung der Konzepte fürentsprechende Studienordnungen istbereits weit fortgeschritten und spie-gelt das neue Frankfurter Profil deut-lich wider. Es ist durch zwei For-schungsschwerpunkte geprägt, näm-lich durch Wirtschaftspsychologie undPsychologisches Assessment sowiedurch Pädagogische Psychologie. Siewerden abgerundet durch einen For-schungs- und Lehrverbund Kogniti-ons- und Neurowissenschaften, dieFortführung und Erweiterung derpostgradualen Ausbildung in Psycho-therapie sowie durch eine neu einzu-richtende Beratungsstelle für Kindermit Lernschwierigkeiten. Die beiden neuen Forschungsschwer-punkte und die darauf hinführendenneuen Studiengänge werden vom Prä-sidium der Universität ausdrücklichunterstützt und stehen kurz vor ihrer

    »Wo steht das Institut für Psychologie heute?«100 Jahre Psychologie in Frankfurt

    Psychologische Beziehung Drei Institute, eine Fachrichtung

    Die Untergliederung der Frankfurter Psychologie in drei psychologische In-stitute ist historisch begründet. Ein Grund liegt darin, dass die Institute aufräumlich getrennte Standorte verteilt sind. Der wesentlichere Grund istaber darin zu sehen, dass den drei Instituten spezifische Aufgaben bei derOrganisation verschiedener Studiengänge zukommen:Institut für Psychologie Aufgabe: Ausbildung Diplomstudiengang Psychologie. Professuren: neun; Prof. Volker Hodapp, Prof. Monika Knopf, Prof. WolfLauterbach, Prof. Helfried Moosbrugger, Prof. Ruxandra Sireteanu, Prof.Dieter Zapf, sowie drei zur Zeit vakante ProfessurenStrukturen/Inhalte: orientiert an der Fächerstruktur, wie sie in der Rah-menprüfungsordnung für den Diplomstudiengang Psychologie vorgegebenist. Neben der Ausbildung im Diplomstudiengang ist das Institut an derAusbildung in Psychologie im Magister-Nebenfach sowie in Psychologie alsNebenfach in verschiedenen Diplom-Studiengängen beteiligt.Institut für Pädagogische Psychologie Aufgabe: Ausbildung Lehramtsstudierende; Ausbildung im Fach Pädagogische Psychologie des Diplomstudiengangs PsychologieProfessuren: fünf; Prof. Gerhard Büttner, Prof. Andreas Gold, Prof. Hans-Peter Langfeldt, Prof. Siegfried Preiser, Prof. Regina VollmeyerStrukturen/Inhalte: orientiert an unterschiedlichen Schwerpunkten inner-halb des Spektrums der Pädagogischen Psychologie. Dienstleistungen imRahmen des Studiums für Lehramt an Sonderschulen mit dem Fach Son-derpädagogische Psychologie, im Diplomstudiengang Pädagogik mit demFach Psychologie sowie für die Magister-Studiengänge im Nebenfach Psy-chologie.Institut für Psychoanalyse Aufgabe: Ausbildung im Fach Psychoanalyse, Magister-Nebenfachstudium;Wahlfach Psychoanalyse im Diplomstudiengang Psychologie und in den Di-plom-Studiengängen Politologie, Soziologie und PädagogikProfessuren: eine; Prof. Tilmann HabermasDurch die Umstellung der Ausbildung auf Bachelor- und Masterstudi-engänge ergibt sich für die drei psychologischen Institute im Zuge von meh-reren Umstrukturierungen eine Reihe von neuen Chancen, die insbesonde-re darin liegen, dass die personellen Ressourcen optimiert fächerübergrei-fend eingesetzt und zielgerichtet gebündelt werden können. Sichtbar ge-macht wird die intensivere Vernetzung durch die gemeinsame Bezeichnung›Institut für Psychologie‹. Unter diesem Dach werden sich künftig alle dreiInstitute sammeln und damit an die Historie anknüpfen.Das neue Institut für Psychologie hat 15 Professuren, 34 wissenschaftlicheMitarbeiterstellen, 18 extern finanzierte Drittmittelstellen sowie eine Viel-zahl von nichtwissenschaftlichen MitarbeiterInnen.

    Die Wurzeln der Psychologie in Frankfurt1905 Institutsgründung durch Karl Marbe (1869 bis 1953) an der ehemaligen Frankfur-

    ter Akademie für Handels- und Sozialwissenschaften 1905 bis 1909 Karl Marbe, Leiter des Instituts für Psychologie1908 III. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Experimentelle Psychologie in Frank-

    furt, organisiert durch Karl Marbe1910 bis 1929 Friedrich Schumann (1858 bis 1940), Leiter des Instituts für Psychologie 1912 Habilitation von Max Wertheimer (1880 bis 1943) Experimentelle Grundlegung

    einer Gestalttheorie der Wahrnehmung 1912 bis 1914 Gründung des Psychologischen Vereins durch Ludwig Edinger (1855 bis

    1918); Mitglieder u. a. Kurt Koffka (1886 bis 1941), Wolfgang Köhler (1887 bis 1967)und Max Wertheimer (1880 bis 1943)

    1930 bis 1933 Max Wertheimer (1880 bis 1943) Leiter des Instituts für Psychologie (Naturwissenschaftliche Fakultät) 1933 Emigration in die USA

    1933 bis 1942 Wolfgang Metzger, Kommissarischer Leiter 1948 bis 1972 Edwin Rausch (1906 bis 1994) Nachfolger auf dem Max-Wertheimer-

    Lehrstuhl für Psychologie1965 bis 1994 Fritz Süllwold, zweiter Lehrstuhl für Psychologie (Philosophische Fakultät)

    Folgende Professorinnen und Professoren waren bzw. sind am Institut für Psychologieseit der Gründung des Fachbereiches Psychologie (1971) bzw. des Fachbereichs Psy-chologie und Sportwissenschaften (2000) tätig:

    • bis 1972 Edwin Rausch († 1994)• bis 1994 Fritz Süllwold • 1972 bis 1986 Josefa Zoltobrocki († 1995)• 1972 bis 1998 Ingrid Deusinger • 1973 bis 1975 Karl Wender • 1973 bis 1995 Friedhelm Burkhardt

    († 1998)• 1973 bis 2005 Viktor Sarris • 1974 bis 2003 Annette Degenhardt • 1974 bis 1981 Hanns-Martin Trautner

    • 1975 bis 2004 Werner Bauer • seit 1977 Helfried Moosbrugger • seit 1979 Wolf Lauterbach • 1980 bis 1982 Edgar Heineken • 1980 bis 1982 Paul Tholey († 1998)• 1984 bis 1992 Friedrich Wilkening • seit 1995 Monika Knopf • seit 1997 Volker Hodapp • seit 1997 Dieter Zapf • seit 1999 Ruxandra Sireteanu

    durch die Gründung eines ›Alumni-Netz Psychologie‹. Es soll künftig dazubeitragen, Studierende, Absolventenund Lehrende des Studienganges Psy-chologie enger in Kontakt miteinanderzu bringen und in Kontakt zu halten,um die persönliche und berufliche Ent-wicklung der Mitglieder zu fördern unddie Verbindung zur Universität undzum Fach Psychologie zu festigen. UR

    Informationen:www.uni-frankfurt.de/fb/fb05/

    Alumni-Netz Psychologie: Kontakt: GuntaSaul-Soprun; Fachbereich Psychologie undSportwissenschaften; Robert-Mayer-Str. 160325 Frankfurt; Tel.; Fax 069-798-22140E-Mail: [email protected]

    In einem globalen Recyclingprozesskönnte CO2, ein prominentes Treib-hausgas, in großen Mengen in derForm von Karbonatgestein gebun-den und tief in die Erde versenktwerden - eine lange gehegte Ver-mutung von Geowissenschaftlern.Nun gelang endlich der Beweis. Ei-ne internationale Forschergruppeum den Frankfurter MineralogenFrank Brenker und den Kölner Geo-logen Christian Vollmer fand Karbo-nate als Einschlüsse in Diamantenaus Brasilien. Gleichzeitig konntensie deren Ursprung aus einer selbstfür die Wissenschaftler überra-schenden Tiefe von mindestens 520km nachweisen. Damit ist klar, dassder globale CO2 – Kreislauf um einVielfaches tiefer reicht, als bisherangenommen.

    Der tiefe Erdmantel stellt damiteinen nahezu unbegrenztenSpeicher für das TreibhausgasCO2 zur Verfügung. Dabei wird dasKarbonatgestein in einem globalenRecycling an Subduktionszonen, alsoden Gebieten, an denen der Ozeanbo-den durch die Plattentektonik in derErde versinkt, ins Erdinnere gedrückt.Berechnungen des globalen CO2-Um-satzes an Subduktionszonen zeigen dieimmense Bedeutung, die der Prozessfür den Gesamthaushalt an CO2 aufunserem Planeten hat. Abschätzungengehen von etwa 65.000.000 t C /Jahraus, die so ihren Weg in das Erdinnerefinden. Nur etwa die Hälfte wird überden Vulkanismus entlang dieser Ver-senkungszonen wieder frei gesetzt.Der Mengenumsatz entspricht hier inetwa dem Gesamt-CO2-Austausch

    zwischen Biosphäre und Atmosphäre.Ausgeglichen wird die Gesamtbilanzdurch einen kontinuierlichen Rück-strom an CO2 durch Entgasungsvor-gänge an Mittelozeanischen Rücken,wodurch sich der Gesamt-CO2-Gehaltin Atmosphäre und Ozeanen im lang-fristigen Mittel konstant halten kann. Dennoch können Transport und Spei-cherung in großen Tiefeneinschneidende Fol-gen für das Klimahaben. Denn derErdmantel kannriesige Mengen vonCO2 in kurzer Zeitwieder frei geben, alsoquasi ausatmen. Dabei ver-ringern die Karbonate die Schmelz-temperatur des Erdmantelgesteins imtiefen Erdmantel und bestimmen soden Ort, an dem sich die erstenSchmelzen bilden. GigantischeSchmelzereignisse, die mit solchenVorgängen in Verbindung stehen kön-

    Der tiefe Atem der ErdeVerschwinden Treibhausgase im Inneren der Erde?

    nen, sind zu verschiedenen Zeiten derErdgeschichte bekannt. Eines hiervonführte zum Beispiel vor 65 MillionenJahren zur Bildung großer Teile vonIndien. Hierbei traten unvorstellbareMengen von Magma entlang hunderteKilometer langer Spalten aus. Die Fol-gen auf das damalige Klima sind seitlangem Anlass zu Spekulation über diemögliche Ursache für eines der größ-

    ten Aussterbeereignisse der Erd-geschichte, dem auch die Dino-saurier zum Opfer fielen.

    Der Durchbruch gelang deminterdisziplinären Forscher-team durch Verwendunghochmoderner Mikroanaly-

    tik: Mittels Laserstrahlung aneiner Mikrosonde wurden Spektrenaufgezeichnet, die eine erste Identifi-zierung von Mineralstrukturen mit ei-ner Art Fingerprint-Methode erlau-ben. Mit hochenergetischer Röntgen-strahlung, der so genannten Syn-chrotronstrahlung, war es möglich,

    die Kristallstruktur undchemische Zusammenset-zung der Einschlüsse in denDiamanten zu bestimmen,ohne sie dabei zerstören zumüssen. Beides, Chemie und Struk-tur der Karbonate und ihrerBegleitminerale belegteneindeutig den ultratiefenUrsprung der CO2-haltigenMinerale. Sie wurden vomDiamanten während seinesWachstums in der Tiefe um-schlossen und anschließendunversehrt an die Erdober-fläche gebracht.

    Frank E. Brenker / UR.

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    Weckte Begeisterung: Eine Ausstellung historischer Untersuchungsinstrumentefand interessierte Betrachter

    Will das Profil der Psy-chologie in Frankfurtschärfen: Dekan Prof.Helfried Moosbrugger

    Kreislauf: In Kalkstein gebundenes Kohlendioxidwird an Subduktionszonen versenkt und entweichtzum Teil durch Vulkanismus wieder in die Atmos-phäre; Zahlen: Mio. Tonnen Kohlenstoff pro Jahr

  • 6 23. November 2005C A M P U S A K T U E L L

    In einer breit angelegten Studie un-tersucht ein Forscherteam der Me-dizinischen Klinik II – Hämatologieam Klinikum der Universität Le-bensqualität und Spätfolgen bei er-wachsenen Patienten, die vor mehrals fünf Jahren wegen Akuter Lym-phatischer Leukämie (ALL) behan-delt wurden. Mit diesem Projekt, fürdas die Deutsche José CarrerasLeukämie-Stiftung e.V. 233.000 Eurobereitstellt, betreten die Wissen-schaftler Neuland im Bereich derLeukämieforschung.

    Angesichts der Diagnose stellensich Patienten zunächst die Fra-ge: »Werde ich die Krankheitüberleben?« Daran schließt meist eineAuseinandersetzung an, wie das Lebenaussieht, wenn die Krankheit überstan-den ist. »Zur Einschätzung der Hei-lungschancen können Ärzte heute aufumfangreiche Erfahrungswerte zurück-greifen. Prognosen zur langfristigen Le-bensqualität und zu Spätfolgen sind je-doch immer noch schwierig, weil es zudiesem Thema kaum Untersuchungengibt«, so Dr. Nicola Gökbuget, Leiterinder Studienzentrale der MedizinischenKlinik II. Das auf zwei Jahre angelegteForschungsprojekt »Lebensqualität undmedizinische Spätfolgen bei Langzeit-überlebenden nach akuter Leukämiedes Erwachsenen« wird bis Ende 2007

    laufen. Ziel der Studie ist eine detail-lierte Analyse der Lebensqualität unddes medizinischen Zustands der soge-nannten Langzeitüberlebenden, diezwischen 1984 und 1999 an deutschenKliniken behandelt worden sind. Dieerwarteten Erkenntnisse sollen helfen,Therapiepläne und Nachsorgeuntersu-chungen weiter zu verbessern und Pati-enten mit ALL künftig einen realisti-scheren Ausblick auf ihre langfristigeLebensperspektive zu geben.Möglich wurde das Projekt erst durchdie Verbesserung der Heilungsraten derAkuten Lymphatischen Leukämie beiErwachsenen in den letzten Jahren. Inden vergangenen zwei Jahrzehntenkonnte diese von unter 10 Prozent aufüber 35 Prozent angehoben werden.Dies ist auch ein Verdienst von Thera-piestudien, die seit mehr als 25 Jahrenvon der deutschen ALL-Studiengruppeunter der Leitung von Prof. Dieter Hoel-zer, Direktor der Medizinischen KlinikII am Klinikum, durchgeführt werden.Die Mehrzahl der ALL-Patienten inDeutschland wird im Rahmen dieserStudien behandelt. Hier stehen für dieaktuelle Studie umfassende Informatio-nen zur Identifizierung derjenigen Pati-enten zur Verfügung, die ihre Krank-heit langfristig überleben. UR

    Informationen: www.kompetenznetz-leukaemie.de

    Wie ist das Leben nachdem Überleben?Am Uniklinikum Frankfurt wird eine Stu-die zur Lebensqualität nach Erkrankung anAkuter Lymphatischer Leukämie erstellt

    Immer wenn die Benzinpreise stei-gen, werden Rufe nach alternativenAutokraftstoffen laut. Wissenschaftund Industrie setzen dabei hohe Er-wartungen in Bioethanol. UnterBioethanol versteht man Alkohol,der nicht durch chemische Synthe-se, sondern durch Mikroorganismenmittels Vergärung von in Pflanzenenthaltenen Zuckern gewonnenwird. Bioethanol hat nicht nur her-vorragende Verbrennungseigen-schaften, sondern ist auch sauber:bei seiner Verbrennung wird nurWasser und Kohlendioxid freigesetzt– das zuvor durch die Pflanzen beimWachstum absorbiert worden ist.

    Wissenschaftler der Arbeitsgrup-pe von Prof. Eckhard Boles amInstitut für Molekulare Bio-wissenschaften der Universität Frankfurthaben jetzt in Zusammenarbeit mit Wis-senschaftlern der Universität Lund inSchweden einen Durchbruch bei der ko-stengünstigen Produktion von Bioetha-nol geschafft. Anders als bei der bisherüblichen Produktion aus teuren Agrar-produkten wie Getreide, Zuckerrübenoder Zuckerrohr ermöglicht ihr neuesVerfahren die Umsetzung von pflanzli-chen Reststoffen wie landwirtschaftli-chen Abfällen, Stroh oder Hölzern. Sie bauten in Hefepilze der GattungSaccharomyces cerevisiae neues Erb-material ein, das es den Hefezellen er-laubt, Pflanzenbestandteile, die sonstnicht genutzt werden können, in Bio-ethanol umzusetzen. Damit ist ein we-sentliches Hindernis für eine ökonomi-schere Produktion von Bioethanol ausdem Weg geschafft.Bislang war der Einsatz von Pflanzen-abfällen zur Produktion von Bioethanolsehr ineffizient und nicht rentabel ge-

    Mehr als zwei Drittel aller Todesfäl-le in der Bundesrepublik lassen sichdirekt oder indirekt auf Erkrankun-gen des Blutgefäßsystems zurück-führen. Sie sind bei den häufigstenund bedrohlichsten Volkskrankhei-ten wie Herzinfarkt, Schlaganfall,Bluthochdruck und Tumorerkran-kungen, aber auch Diabetes, Au-generkrankungen und Hautkrank-heiten von großer Bedeutung. Trotzder weiten Verbreitung dieser so-zioökonomisch wichtigen Erkran-kungen sind ihre Ursachen auf derEbene der molekularen und zel-lulären Veränderungen in der Ge-fäßwand bisher wenig erforscht.

    Der Anfang Juli gegründete Son-derforschungsbereich (SFB)Transregio 23 »Vascular Differen-tiation and Remodeling« ist in Deutsch-land der erste, der seinen Schwerpunktausschließlich auf die Blutgefäßfor-schung legt. Sprecher ist der Frankfur-ter Neuropathologe Prof. Karl H. Plate.»Mit der Gründung des Sonderfor-schungsbereichs verfolgen wir die Ab-sicht, zum grundsätzlichen Erkenntnis-gewinn auf diesem rasch wachsendenForschungsgebiet beizutragen«, erklärtPlate.»Damit schaffen wir die wissen-schaftlichen Voraussetzungen für dierationale Entwicklung neuer diagnosti-scher und therapeutischer Verfahren«.Im Mittelpunkt der Forschung standenbislang vaskuläre Endothelzellen, mitdenen die Gefäßwände ausgekleidetsind. Ein wesentliches Ziel bestand dar-in, Moleküle zu identifizieren, welchedie Gefäßneubildung fördern oderhemmen, und ihre Funktionsweise zuverstehen. Das neue Forschungsvorha-ben setzt ›eine Ebene‹ höher an, indemes die Rolle der endothelialen Vorläu-ferzellen, der Kapilarwandzellen (Peri-zyten) und der glatten Muskelzellen beidiesen Prozessen untersucht. Obwohl

    eine Vielzahl von Befunden auf einekomplexe Interaktion dieser Zellen beider Neubildung und dem Umbau vonGefäßen hinweist, sind diese Prozessebisher noch wenig erforscht.Das Arbeitsprogramm ist auf drei Pro-jektbereiche aufgeteilt. Der erste befasstsich mit äußeren Einflüssen auf dieEndothelzellen und andere Zellen derGefäßwand. Im zweiten Bereich stehendie zellulären Antworten auf dieseäußeren Reize im Mittelpunkt. Der dritte Bereich, den die FrankfurterGruppe um Prof. Karl H. Plate feder-führend bearbeitet, widmet sich den In-teraktionen zwischen den Zellen derGefäßwand und komplexen Regulati-onsmechanismen mit einer Vielzahl an-derer Zellen. Diese Untersuchungen ge-schehen am lebendigen Organismus.Gemeinsam gehen alle Projekte davonaus, dass die Gefäßwand ein kompli-ziert verflochtenes System verschieden-ster Zellen darstellt, deren Funktion, Ei-genschaften und Erscheinungsformenin hohem Maße variabel sind. DieseSysteme lassen sich nur durch eineübergreifende Analyse aller beteiligtenZelltypen verstehen. Die dabei ange-wandten Methoden nehmen ein breitesSpektrum ein: Sie reichen von der Mo-lekular- und Zellbiologie über die Phy-siologie der Blutgefäße bis hin zu trans-genen Mausmodellen und bildgeben-den Verfahren am lebenden Organis-mus.Der von der Deutschen Forschungsge-meinschaft (DFG) geförderte SFB ist einZusammenschluss von 16 Arbeitsgrup-pen der Universitäten Frankfurt, Hei-delberg und Freiburg unter Beteiligungdes Deutschen Krebsforschungszen-trums (Heidelberg) und der Klinik fürTumorbiologie (Freiburg) mit knapp 40Wissenschaftlern. Die Laufzeit des SFBbeträgt maximal 12 Jahre. UR

    Informationen: www.transregio23.info

    nug. Die zur Ethanolproduktion be-nutzten Hefen können nur einen be-grenzten Anteil der in Pflanzenmaterialverfügbaren Zucker nutzen. Die Hefenvergären normalerweise nur Hexose-zucker wie Glucose, aber keine Pento-sezucker wie Xylose und Arabinose, diejedoch in größeren Mengen im pflanz-lichen Abfall enthalten sind. Und genauhier setzt die Arbeit der FrankfurterBiotechnologen an. Damit die Pentosezucker Arabinoseund Xylose in den Vergärungsprozessder Hefe eingeschleust werden können,müssen sie zunächst in eine andereVerbindung, das Xylulose-5-Phosphat,umgewandelt werden. Einige andereOrganismen besitzen Enzyme, die solch

    eine Umwandlung durchführen kön-nen. Die Frankfurter Wissenschaftlersuchten deshalb zunächst in verschie-denen Bakterien nach den entspre-chenden Genen zur Arabinoseverwer-tung und wurden fündig. Sie bautendrei dieser Gene in das Erbgut der Hefeein, und tatsächlich produzierte die He-fe die entsprechenden Enzyme. Den-noch war sie nur sehr begrenzt in derLage, Arabinose zu verwerten. Deshalb nutzen die Wissenschaftler ei-ne neue biotechnologische Methode –

    Blutgefäßforschung im FokusNeuer Sonderforschungsbereich zur Ent-stehung häufiger Gefäßerkrankungen

    die »Gesteuerte Evolution«. Sie botender modifizierten Hefe über Monatehinweg ein Nährmedium an, das nurArabinose enthielt, und zwangen siesomit zu deren Nutzung. Solche Hefe-zellen, die durch spontane Mutationenim Erbgut effektiver Arabinose verwer-ten konnten, wuchsen dadurch immerschneller und setzten sich somit letzt-endlich in der Population durch. Einemolekulargenetische Analyse des re-sultierenden neuen Hefestammes ent-schlüsselte schließlich die physiologi-schen Veränderungen, die für die Ver-gärung von Arabinose wichtig sind.Damit die Hefe zusätzlich zur Arabino-se auch Xylose vergären konnte, wur-den ihr drei weitere Gene aus einer an-deren Hefe, Pichia stipitis, eingebaut.

    Und tatsächlich konnte damit zumersten Mal ein Hefestammkonstruiert werden, der inder Lage ist, Glucose, Xyloseund Arabinose und damit die

    meisten der in Pflanzenabfäl-len vorhandenen Zucker zu Ethanol zuvergären.Für die derzeitigen Mitarbeiter des Pro-jektes, Beate Wiedemann und MarcoKeller, stehen nun die nächsten Her-ausforderungen bevor: ist die neue He-fe robust genug, der harten industriel-len Wirklichkeit zu widerstehen? Wiekann die Ausbeute an Ethanol weitergesteigert und die Vergärung beschleu-nigt werden? Dazu werden sie wieder-um die aufregenden Möglichkeiten derKombination von »Genetic Enginee-ring« und »Gesteuerter Evolution«nutzen: die genetisch veränderten He-fen sollen ein weiteres Mal über vieleMonate hinweg und diesmal unter in-dustriellen Bedingungen gezwungenwerden, die Pentosezucker noch effizi-enter zu vergären. Eckhard Boles

    Neue Hefen hat das LandGesteuerte Evolution ermöglicht kostengünstige Produktion von Biosprit aus Pflanzenabfällen

    Neue Hefe verwandelt Stroh in Treibstoff

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    Nach eineinhalbjähriger Arbeit hatder Förderverein ›Kinder lernen eu-ropäische Sprachen e.V.‹ seinejüngste empirische Untersuchungveröffentlicht. Ziel war es, bei El-tern, Schülern und Lehrkräften dieuneinheitlich beantwortete Frage zuklären, ob sie für die Leistungen imEnglischunterricht ab Klasse 3 einesogenannte ›verbale Kommentie-rung‹ im Zeugnis befürworten, odereine Zensur bevorzugen würden.

    Die Untersuchung wurde inRheinland-Pfalz und Thüringendurchgeführt – Ländern, die je-weils aus fachlichen und pädagogi-schen Erwägungen der verbalen Kom-mentierung der Englischleistungen imZeugnis den Vorzug geben. Die Ergebnisse der Studie sind reprä-sentativ für alle Grundschulen dieserLänder. Zudem können die weiterensechs Bundesländer, die ebenfalls keineNoten im Fach Englisch ab 3. Schuljahrerteilen, nun mit hoher Wahrschein-lichkeit davon ausgehen, dass sie damitden Wünschen der Mehrzahl der El-tern, Kinder und Englisch-Lehrkräfteentsprechen. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:.In beiden Bundesländern sprechensich die Eltern mit deutlicher Mehrheitfür die Beibehaltung der verbalenKommentierung von Englischleistun-gen in den Zeugnissen ihrer Kinder aus(66 Prozent). .Auch die Englisch-Lehrkräfte vonRheinland-Pfalz und Thüringen plädie-ren mit großer Mehrheit für die verba-le Kommentierung (73 Prozent). .Von den befragten Kindern lernenrund zwei Drittel Englisch lieber ohne

    Notendruck (67 Prozent). Besonders interessant: Von den Kin-dern, die Englisch gerne lernen bzw. alseines ihrer Lieblingsfächer bezeichnenund bei der Frage nach der Beliebtheitvon Unterrichtsinhalten nahezu alleItems des mündlichen und schriftlichenBereichs angekreuzt hatten - also zwei-fellos als motivierte und leistungsberei-te Schüler eingestuft werden können-möchten ebenfalls 64 Prozent(!) keineZensuren im Fach Englisch haben.Fazit 1: Das Argument der Kultusmini-sterInnen, die Zensuren erteilen lassenund dies damit begründen, dass »die«Eltern und »die« Kinder (im Sinne von»alle« Eltern und Kinder) in dem inKlasse 3 beginnenden Fach ebenfallsNoten haben wollen, hält keiner wis-senschaftlichen Überprüfung Stand.Vielmehr, so die Folgerung des Förder-vereins: Nicht durch Noten werdenKinder im Grundschulalter zu ernsthaf-tem Lernen und individuell optimalenLeistungen im Englischunterricht moti-viert, sondern durch nachhaltige Er-folgserlebnisse, die ihnen ein Einstiegin die fremde Sprache ohne Angst vorVersagen oder vor elterlichen Vorwür-fen möglich macht – nothing succeedslike success. Deutschland ist hinsichtlich der ›Noten-frage‹ jedoch nicht allein in den Blockder Befürworter oder Gegner von Zen-suren der Leistungen im Englischunter-richt ab Klasse 3 geteilt. Vielmehr beste-hen erhebliche Diskrepanzen über denZeitpunkt, ab dem benotet werden soll:Hessen benotet ›stramm‹ ab BeginnKlasse 3, während Niedersachsen No-ten erst ab Mitte Klasse 4 vorsieht undBerlin Ende Klasse 4 festgesetzt hat.Nordrhein-Westfalen ist zwar nach wie

    Noten oder verbale Kommentierung?Entscheidender Motivationsfaktor sind nicht Zensuren, sondern Erfolgserlebnisse

    vor gegen Ziffernnoten, stellt es jedochjeder einzelnen Grundschule frei, dieseRegelung per Beschluss der Schulkon-ferenz aufzuheben und Ziffernnoten abAnfang Klasse 3 zu erteilen. Die offenkundige Orientierungslosig-keit, um nicht zu sagen Willkür derBundesländer liegt vermutlich daran,dass die Entscheidungen nicht mit em-pirischen Untersuchung untermauertwerden können. Basis der Regelungensind ausschließlich subjektiv empfun-dene Argumente, basierend auf dem ri-giden Denkschema: Ein ›ordentliches‹Fach muss ab 3. Grundschuljahr Notenim Zeugnis vorweisen. Der Förderverein fordert von der KMKeine bundesweit einheitliche Empfeh-lung der Leistungsbeurteilung von Eng-lisch ab Klasse 3 in den Zeugnissen derDritt- und Viertklässler in Form vonverbalen Beurteilungen. Vorbild könn-ten Finnland, Norwegen und Schwe-den sein; Zeugnisnoten wurden dort -nach langjährigem, erbittertem Streitund auf Basis umfangreicher wissen-schaftlicher Untersuchungen – in derGrundschule generell abgeschafft. »Esist zu hoffen, dass es bei uns nicht solange dauert, bis die KMK eine bundes-weit einheitliche Empfehlung aus-spricht. Diese Empfehlung darf jedochnicht auf der Grundlage von tradiertenVorstellungen getroffen werden, son-dern auf der Basis empirischer Datenund im wohlverstandenen Interesse al-ler Kinder, Eltern und Lehrkräfte«, soProf. Gundi Gompf, Vorstandsvorsit-zende des Fördervereins und feder-führende Wissenschaftlerin der Studie.

    UR

    Inforationen: Kompletter Abschlussberichtunter: www.kles.org

  • schwarz pantone 293 U Seite 7

    723. November 2005 C A M P U S A K T U E L L

    In den Medizin- wie Biowissen-schaften, aber auch im klinischenAlltag treten immer häufiger Fra-gestellungen auf, die nur noch imVerbund mit ingenieurwissenschaft-lichen Methoden in hinreichend ob-jektiver Weise definiert und bearbei-tet werden können. Hinzu kommtdas Bedürfnis von Ärzten, Patientenund der Wirtschaft nach immer kür-zeren Entwicklungszeiten für neue,kostengünstige und konkurrenzfähi-ge hochtechnologische medizin-technische Produkte. Daraus lassensich spezifische Anforderungsprofi-le an Hochschulabsolventen in tech-nischen und biomedizinischen Dis-ziplinen ableiten, die durch einenhohen Grad universellen Wissensingenieurwissenschaftlicher Metho-den gekennzeichnet sind.

    Seit über zehn Jahren bestehenintensive Kontakte und Koope-rationen zwischen dem Institutfür Materialwissenschaften (IfM), Ar-beitsgruppe Prof. Gerhard Silber, derFachhochschule Frankfurt und diver-sen Arbeitsgruppen einschlägiger In-dustrieunternehmen sowie andererHochschuleinrichtungen auf dem Ge-biet der Medizin- und Biowissenschaf-ten. Dazu zählen zwei Einrichtungendes Klinikums der Universität – Zen-trum der Chirurgie – SchwerpunktGefäß- und Endovascularchirurgie;Prof. Thomas Schmitz-Rixen; und dasInstitut für Diagnostische und Inter-ventionelle Radiologie, Prof. ThomasVogl – sowie das Zentrum für Operati-ve Medizin – Klinik für Herz- undthorakale Gefäßchirurgie, Prof. RainerMoosdorf, der Philipps-UniversitätMarburg. Fragestellungen zur Berech-nung und Simulation von Strömungs-vorgängen im menschlichen Gefäßsy-stem mittels Computational Fluid Dy-

    namics (CFD) führten zu einer intensi-ven Zusammenarbeit mit der Berufsa-kademie Mosbach, Arbeitsgruppe Prof.Uwe Janoske. Organe wie Blutgefäßeoder die menschliche Haut sind kom-plex zusammengesetzte Strukturen,deren mechanisches Gesamtverhaltenvon einzelnen Komponenten in ganzunterschiedlicher Weise bestimmtwird. Ein Verständnis alters- oderkrankheitsbedingten Veränderungenist daher nur über die Analyse der Ei-genschaften dieser Komponenten aufmikroskopischer Ebene möglich. Dazuist die akustische Mikroskopie beson-ders geeignet. Sie erlaubt über die Mes-sung der Schallgeschwindigkeit (Ultra-schall mit einer Frequenz von 1GHz)Bestimmungen der Elastizität der Ge-webe unter den verschiedensten Bean-spruchungen. Hier bringt der Arbeits-kreis Kinematische Zellforschung derUniversität Frankfurt, Prof. Jürgen Be-reiter-Hahn, seine Expertise ein.Diese sechs Hochschuleinrichtungenhaben sich jetzt zum ›Center for Bio-medical Engineering (CBME)‹ zusam-mengeschlossen. Im interdisziplinärenVerbund will sich das Zentrum der Lö-sung von Fragestellungen aus den Bio-wissenschaften, der Medizin und desklinischen Alltages widmen. Dazuzählen beispielsweise Aspekte der Ge-fäßveränderungen wie Stenosen undAneurysmen oder der Zellmechanik.Insbesondere für letztere soll der Be-trieb des in der Arbeitsgruppe der Ki-nematischen Zellforschung der Uni-versität vorhandenen akustischen Mi-kroskops durch den Einsatz von Inge-nieuren aufrechterhalten werden.Dieses Zentrum stellt in seiner Struk-tur als hochschulübergreifende Ein-richtung und seine infrastrukturellenund methodischen Möglichkeiten eineInnovation im deutschen Bildungssy-stem dar. UR

    Adern gangbar machen Center for Biomedical Engineering (CBME)gegründet / Sechs Hochschulen kooperie-ren in einzigartiger Weise

    .Mechanische Charakterisierung hu-maner Weichgewebe (MeChum)Dekubitus ist ein noch immer zuneh-mendes Problem im Klinik- und Pfle-gebereich mit Folgekosten von ca. 1bis 2 Milliarden Euro im Jahr. Speziel-le Weichschaummatratzen/kompletteLagerungssysteme erfüllen zwar medi-zinische Ansprüche, die erforderlicheHerabsetzung der Druck- und Scher-spannung auf exponierte Körperparti-en kann aber bis heutenicht gewährleistet wer-den, da objektive Krite-rien biomechanischerWirkungen auf denmenschlichen Körperfehlen. Ziel ist die Ent-wicklung eines Berech-nungs-/Simulations-Tools auf Basis bildge-bender Verfahren (MRT)und CAD-Technologien (3D-Rekon-struktion, Finite Element Methode)für die durch eine Unterlage im Gewe-be initiierten mechanischen Spannun-gen und Verformungen..Biomechanische Modellierung vonAorten-Aneurysmen (BiModA)Das Aorten-Aneurysma, also dasplötzliche Reißen der Aorta im Brust-oder Bauchraum, tritt mit Zunahmeder Arterienverkalkung ebenfalls häu-figer auf. Etwa 15% aller Männer ab65 Jahren sind, mit wenig Überlebens-chancen, potenziell betroffen. Die Ent-deckung ist zwar grundsätzlich keinProblem, es besteht aber Unsicherheitdarin, wann ein Aneurysma zu operie-ren ist und wann nicht. Ziel des Pro-jektes ist die Entwicklung eines ne-benwirkungsfreien klinischen On-Li-ne-Monitorings auf Basis bildgebender

    Verfahren (CT) und CAD-Technologi-en (3D-Rekonstruktion, Finite Ele-ment Methode, Computational FluidDynamics) zur Diagnose krankhafterAorten als Entscheidungshilfe für dieChirurgie. . Stentdesign für die Beinarterie (Ar-teria Femoralis Superficialis (SAFS)Patienten mit peripherer arteriellerVerschlusskrankheit (pAVK) haben einhohes Risiko für Herz- und Gehirnge-

    fäßkomplikationen. Je-der fünfte Patient über65 Jahre in deutschenArztpraxen ist potenziellbetroffen; mehr als dieHälfte der Erkranktensterben an cardiovas-kulären Komplikationender Herzgefäße; bei bis zu40.000 Patienten jährlichin Deutschland müssen

    Füße oder Beine amputiert werden.Stents, kleine Maschenröhrchen zurpermanenten Weitung von Gefäßen,zeigen zwar zufriedenstellende Wir-kung; Herstellern von Stents fehlen je-doch noch immer objektive Kriterienzur Beurteilung der Kräfteverhältnisseim Bereich der Beinarterie unter täglichstattfindender Belastung (Gehen, Ste-hen, Beugen). Derzeit verfügbareStentsysteme sind hinsichtlich ihres Be-lastungsprofils nicht auf die tatsächlichwirkenden Kräfte optimiert. Ziel desVorhabens ist die Entwicklung von ver-lässlichen, auf die Belastungszuständeim Bereich der unteren Extremität zu-geschnittenen Nitinol-Stentsystemenauf Basis bildgebender Verfahren (MRTbzw. Rotationsangiografie) und CAD-Technologien (3D-Rekonstruktion, Fi-nite Element Methode.

    Forschen im VerbundDie Aktivitäten des CBME

    Man kann Wilhelm Genazinos Prosaals Versuch lesen, irgendwie in derWelt zurechtzukommen. Fast slap-stikartig erzählt Genazino von denVersuchen der Geliebten des anKrampfadern leidenden Ich-Er-zählers seines jüngsten Romans,»Die Liebesblödigkeit«, ihm mittelseiner Kistenkonstruktion eine un-gefährliche Beischlafposition zu basteln. Das ist zugleich komischund traurig. Als Menschen entkom-men wir dieser Dimension desAlterns und der Dinghaftigkeitunseres Daseins nicht.

    Der Roman »Die Liebes-blödigkeit« erzählt mitboshafter Ironie von ei-nem Mann, der mit zwei Frauen lebenkann, aber nicht mit einer. Der Apoka-lypse-Spezialist und Seminarleitermacht sich während eines Seminars inden Schweizer Bergen Gedanken, wieer sein Leben in Ordnung bringen, die›menage a trois‹ beenden soll. Vonwem wird er sich trennen? Von Sand-ra? Von Judith? Die Entscheidung, diesein Leben leichter machen sollte, löstnur noch größere Verwirrung aus. Zu Recht ist Wilhelm Genazino be-scheinigt worden, mit diesem Romandie Sinngebungsindustrie des postin-dustriellen Zeitalters zu persiflieren:Reihenweise führt er sie vor, die Pa-nikberater, Empörtenbeauftragten,Schockforscherinnen und Ekelreferen-ten. Der Technikmüll, etwa die vollau-tomatischen Kaffeekannen, die das Ta-gungshotel für die Teilnehmer desApokalypseseminars bereit halten unddie sich nicht öffnen lassen, führenden Erzähler zu furiosen Beschwörun-gen dessen, was früher einmal Ent-fremdung hieß und nun von ihm, demvielleicht hellsichtigsten Seismogra-phen unserer Zeit, mit dem ebensoironisch- wie ernstgemeinten Lehrsatzkommentiert wird: »Die Verhunzungder Welt schreitet fort.«Nach dem Abitur arbeitete Genazinofür das Satiremagazin »Pardon«, bevorer in den siebziger Jahren mit seinerAngestelltentrilogie »Abschaffel« be-kannt wurde. Genazino ist ein Feinar-

    Frankfurts lebenslangen Heimatschrift-steller bezeichnen, »darf das Detail nieverlassen. Dann ist er gerettet.«In dieser Vorstellung des Schreibenssteckt die alte Vorstellung der Roman-tiker, daß sich allein durch die Nen-nung, das Sagen des Namens das Ab-wesende oder das vom VerschwindenBedrohte wieder gegenwärtig machenläßt. Schreiben wird so ein machtvollerEinspruch gegen das Veschwinden derDinge und Worte.Für sein erzählerisches Werk erhieltder 1943 in Mannheim geboreneSchriftsteller Wilhelm Genazino zahl-reiche Preise, neben dem Bremer Lite-raturpreis (1990) auch den Kranich-steiner Literaturpreis (2001), den Fon-tane-Preis der Stadt Berlin (2003), denHans-Fallada-Preis der Stadt Neumün-ster (2004) und 2004 den Georg-Büchner-Preis.Seine Frankfurter Poetikvorlesungentragen den Titel »Die Belebung der to-ten Winkel«. Darin geht Genazino der Frage nach,wie den Dingen durch BeschreibungPoesie entlockt werden kann. Klei-dung, Photos, Wohnungen, das Uni-versum der Dinge, die uns umgeben,zwischen denen wir uns aufhalten,werden dahingehend befragt, Überle-gungen angestellt, die ein Licht werfenauf das Schreiben Genazinos.

    Termine der Poetik-Dozentur Wilhelm Genazinos Dienstage 2006: 10.1.,17.1., 24.1,31.1. und 7.2. , jeweils um 18.00Uhr c.t. im Hörsaal VI im Hörsaalge-bäude der Universität in Frankfurt-Bockenheim (Gräfstr./Mertonstr.) LesungAm Mittwoch, den 8.2.2006, um 20Uhr liest Wilhelm Genazino imFrankfurter Literaturhaus, SchöneAussicht 2, aus seinen Werken. AusstellungLeben und Werk Wilhelm Genazi-nos. In den Räumen der Univer-sitätsbibliothek, Bockenheimer Land-straße 134.

    Die Belebung der toten WinkelPoetikgastdozent Wilhelm Genazino beschäftigt sich mit derPoetisierung der Dinge

    beiter. Seine Zeichnung von Men-schen im Zustand des Scheiterns, vonihrer Zerbrechlichkeit und ihren unge-wöhnlichen Begegnungen ist frei vonKlischees. Zugleich erweist er sich alsder große, stille Chronist der Bundes-republik. So geht etwa das Genre Er-zählung im Roman »Eine Frau, eineWohnung, ein Roman« in eine essayi-stische Betrachtung über: »Augen-blicklich ging mir auf, warum mir dieNachkriegszeit damals gefiel. Die Ge-sichter der Menschen waren vollereingestandenem Entsetzen. Es gabweit und breit niemanden, der von ih-nen verlangte, daß sie fröhlich, erfolg-reich, lustig, optimistisch oder sonstwiesein sollten.«Genazino, der auch zwei Essaybändevorgelegt hat, »Der gedehnte Blick«(2004) und »Achtung Baustelle«(1998), beschreibt die Existenzweisender Schreibenden als eine, die oft nochviel »sonderbarer und aufregendersind als die von ihnen hervorgebrachteLiteratur«. Nach dem Arbeiten,schreibt Genazino, tritt bei ihm ein Zu-stand, der »halb ermüdeten Aufmerk-samkeit« ein, der ihn empfänglichmacht für Dinge, die andere vielleichtgar nicht mehr wahrnehmen. DieserZustand des Aufnehmens ist Bedin-gung für ein Schreiben, das im Detailseinen Glutkern besitzt. »Der Text«, istsich Genazino sicher, den einige auchals modernen Mystiker, Flaneur oder

    »I have the honour to inform youon the NMUN country assignment –we will represent Iran, which isreally a challenge!« Mit diesen Worten unterrichtete Juniorprofes-sorin Dr. Tanja Brühl die FrankfurterDelegation des National Model United Nations (NMUN) 2006 am25. Oktober von der Vergabe derLänder.

    Das seit 1946 in New York statt-findende NMUN ist die größteSimulation verschiedener Ko-mitees der Vereinten Nationen (UN)weltweit. Dabei geht es darum, die Ar-beit der UN möglichst authentischnachzuvollziehen. Die mehr als 3.000Teilnehmer kommen von etwa 200Universitäten und Schulen aus allerWelt, die jeweils eine Delegation stel-len. Jede dieser Gruppen vertritt einLand oder eine Nichtregierungsorgani-sation. Für fünf Tage schlüpfen die Studieren-den in die Rolle von Diplomaten, ver-handeln und versuchen, ihr Land aufdem internationalen Parkett angemes-sen zu vertreten. Im April 2006 neh-men Studierende der UniversitätFrankfurt und der TU Darmstadt zumvierten Mal am NMUN teil und wer-den die Islamische Republik Iran ver-treten.Zweifelsohne stellt die Repräsentation

    feranten hält der Staat einen Trumpfin der Hand. Denn beispielsweise Chi-na und Indien sind vom iranischen Er-döl bzw. Erdgas abhängig. WichtigsteHandelspartner des Irans sind nebender EU auch Russland, Japan, Chinaund die Vereinigten Arabischen Emi-rate. Doch für die NMUN-Delegation 2006ist das Repräsentieren der IslamischenRepublik Iran auch eine große Chanceund eine spannende Erfahrung, da dieDelegierten für diese Zeit in eine völligneue Welt eintauchen werden. Für dieStudenten geht es darum, durch dasintensive Auseinandersetzen mit deriranischen Politik die Positionen desLandes nachzuvollziehen und in denKomitees glaubwürdig zu vertreten. Dies sieht auch Juniorprofessorin Dr.Tanja Brühl so: »In meinen vier Jah-ren als Verantwortliche für das NMUNist das Vertreten des Iran die größteHerausforderung für die Studenten. Eswird spannend sein zu sehen, wie siemit den zur ihrer Meinung kontrover-sen Positionen umgehen.«

    Stefan Bock, Daniel Apfelbaum, NadjaMayoufi und Nadine Piefer

    Informationen: Juniorprofessorin Dr. Tanja Brühl; Tel.: 069-798-23360 oder www.nmun-frank-furt.de

    dieses Landes eine große Herausforde-rung dar: Kaum ein anderes Land ver-folgt zurzeit eine solch kontroversePolitik und sorgt international für Auf-sehen.Umstritten ist das AtomprogrammIrans. Das Land betont, dass es seineatomaren Anlagen einzig zur Stromge-winnung nutzen will. Die internatio-nale Gemeinschaft ist da anderer An-sicht und vermutet, dass der Iran eineeigene Atombombe bauen will. Groß-britannien, Deutschland und Frank-reich versuchen in diesem Konflikt zuvermitteln und zu erreichen, dass dieInternationale Atomenergiebehörde(IAEA) Kontrollen durchführen kann.Aber nicht nur durch sein Atompro-gramm macht der Iran von sich reden.Staatspräsident Mahmud Ahmadined-schad beherrschte jüngst die Schlag-zeilen, als er im Rahmen einer Konfe-renz in Teheran unter dem Motto »Aworld without Zionism« am 26. Okto-ber die »Tilgung Israels von der Land-karte« forderte. Heftige Reaktionen inder Welt waren die Folge, und auchAhmadinedschads Vorgänger Moham-med Chatami versuchte in der Folge,die Wogen zu glätten. Israel verlangtedaraufhin den Ausschluss des Iransaus den Vereinten Nationen. Trotz internationaler Kritik spielt derIran eine wichtige Rolle in der Weltpo-litik. Als einer der größten Rohstofflie-

    Ein Balanceakt der DiplomatieFrankfurter Studierende vertreten den Iran bei der UN-Simulation in New York

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  • 8 23. November 2005C A M P U S A K T U E L L

    Ausbau von Mentoren- und Tutoren-programmen solle intensiviert wer-den. Auf Initiative des AStA soll einProgramm »Studierende lehren« ein-geführt werden. In einem Wahlpflicht-modul werden Studierende didaktischgeschult und dann unter Anleitung alsTutoren eingesetzt. Die Tutoren erhal-ten im Rahmen ihres Studiums einZertifikat und erwerben damit zusätz-liche Kompetenzen. Auch den Lebenswirklichkeiten derStudierenden müsse verstärkt Rech-nung getragen werden, um die Absol-ventenquote zu steigern. Viele Studie-rende seien neben dem Studium not-wendigerweise in erheblichem Um-fang erwerbstätig. Hier gelte es, einenformalisierten Teilzeitstudierendensta-tus zu etablieren, um diese Studieren-den etwa von einer vorzeitigen Bela-stung durch Langzeitstudiengebührenzu entlasten. Steinberg nannte auch die Stichworte»Familienfreundliche Hochschule«und verwies auf die Einrichtung neuerWohnheimplätze. Weiterhin werdenkontinuierliche Qualitätssicherungs-und Evaluationsmaßnahmen, etwavon Lehrveranstaltungen, durchge-führt.In Phase III gelte es, eine Verbindungzum Arbeitsmarkt herzustellen –Stichwort Career Center – , aber auch– Stichwort »Alumni-Arbeit« – denKontakt zur Universität zu bewahren.Auch das Feld der (wissenschaftli-chen) Weiterbildung berge noch er-hebliche Potenziale.

    Gezielte FörderungVizepräsident Prof. Andreas Goldmachte deutlich, dass die Init