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Zweites Hearing mit Workshops am 30. August 2012 Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
- Referat Erwachsenenbildung, Männerarbeit - Vorbereitung:
Pfarrer PD Dr. Freimut Schirrmacher Herr Stefan Sigel-Schönig
Universität zu Köln
Humanwissenschaftliche
Fakultät
Arbeitsbereich
Psychologie und Psychotherapie
Prof. Dr. Jörg Fengler
Psychologischer Psychotherapeut
Gruppendynamik-Trainer (DAGG)
Supervisor (BDP, DGSv, DGVT, DVT, KLVT)
Lehrsupervisor (BDP, DGSv, GwG, ÖAGG)
Coach (DBVC)
Balintgruppen-Leiter (DBG)
Neue Postadresse:
Fengler-Institut für
Angewandte Psychologie
Leitung:
Prof. Dr. Jörg Fengler
Zur Schneidemühle 6 53347
Alfter
Tel.:(Bonn) 0228 – 645 333
Vortrag: Burnout-Prävention: Mit gezielter Methodik stressbedingten Krankheiten
effektiv vorbeugen
1
1. Rezeption des Burnout-Konzepts in der Gesellschaft
(1) Erste Bezeichnung und Beschreibung des Phänomens
(2) Interesse an dem Konzept in den Helfer-Berufen
(3) Umfangreiche empirische Forschung
(4) Entwicklung von Präventions-Maßnahmen
(5) Entdeckung der Präsenz von Burnout in allen Bereichen des Arbeitslebens
(6) Diagnostische Abgrenzung gegenüber klinischen Störungen
(7) Popularisierung des Konzepts
(8) Vulgarisierung des Konzepts
(9) Zweifel an der Validität des Konzepts
(10) Burnout als gefühlte Realität in der Gesellschaft
2
2. Messung des individuellen Burnout
3
Maslach:
Erschöpfung
Leistungsminderung
Entfremdung
4
Schaarschmidt:
Hoher versus niedriger Einsatz
Hohe versus niedrige Distanzierung
5
BOSS:
Burnout Screening Scale
6
3. Stressverlauf
1)Alarmphase
2)Aktivierungsphase
3)Erschöpfungsphase
7
4. Stress-Ebenen
1) Hormonausschüttung
2) Sensorik
3) Motorik
4) Kognition
5) Emotion
6) Interaktion
8
5. Einzelmerkmale des ICD-10 (F)
1. Deutlicher dauerhafter Leidensdruck (Kann-Bestimmungen)
2.Verlust der gesellschaftlichen Teilhabe (Soll-Bestimmungen)
3.Selbst- oder Fremdgefährdung (Muss-Bestimmungen)
4.In der Summe: Devianz
9
© Prof. Dr. Jörg Fengler
6. ICD-10-Diagnosen nahe beim Burnout
1. Depression
2. Angst
3. Neurasthenie
4. Chronique fatigue Syndrom
5. Abhängigkeits-Erkrankungen
6. Somatoforme Störungen
10
© Prof. Dr. Jörg Fengler
7. Kriterien einer leichten depressiven Periode
(1) Depressive Stimmung
(2) Verlust an Interesse oder Freude
(3) Erhöhte Ermüdbarkeit
(2 der 3)
(4) Verminderte Konzentration
(5) Vermindertes Selbstwert-Gefühl
(6) Pessimistische Zukunfts-Perspektiven
(7) Gedanken oder erfolgte Selbstverletzung oder Suizid-Handlungen
(8) Schlafstörungen
(9) Verminderter Appetit
(mindestens 2) (mindestens in der Dauer von 2 Wochen)
11
12
8. Schlüsselerlebnisse
betroffener Personen
9. Psychosomatische Krankheitsbilder
(1) Adipositas
(2) Akne vulgaris
(3) Anorexie
(4) Asthma
(5) Bandscheibenvorfall
(6) Blasenstörungen
(7) Bluthochdruck
(8) Bulimie
(9) Depression
(10) Entzündliche
(11) Darmerkrankungen
(12) Fibromyalgie Gastritis
(13) Herzinfarkt Kopfschmerzen
(14) Koronare Herzerkrankungen
(15) Lungenerkrankungen
(16) Magen- und Zwölffingerdarm-Geschwür
(17) Morbus Crohn
(18) Neurodermitis 13
(18) Onkologische Erkrankungen
(19) Psoriasis
(20) Rheuma
(21) Schlafstörungen
(22) Schmerzsyndrome
(23) Sexualstörungen der Frau
(24) Sexualstörungen des Mannes
(25) Somatoforme Herzstörungen
(26) Somatoforme Störungen
(27) Tinnitus
(28) Ulcus
(29) Unterbauchschmerzen
(30) Zahnschmerzen
10. Etappen der Burnout-Entwicklung Enthusiasmus
Überforderung
Schuldgefühle
Angestrengtheit
Misserfolg
Hilflosigkeit
Erschöpfung
Burnout
14
11. Merkmale Ausgebrannter Teams 1. Dimension: Team-Erschöpfung
1) Chronische Überforderungsgefühle
2) Kraftlosigkeit
3) Entschlusslosigkeit
© Prof. Dr. Jörg Fengler 15
Merkmale Ausgebrannter Teams
2. Dimension: Tatsächliche Leistungsminderung
4) Leistungseinbußen
5) Konsens ohne Folgen
6) Kollektive Selbstentwertung
16
Merkmale Ausgebrannter Teams
3. Dimension: Entfremdung
7) Freude über Misserfolge - Sarkasmus-Stimmung
8) Beschuldigungsmuster
9) Demontage verfügbarer Ressourcen
17
Merkmale Ausgebrannter Teams
4. Dimension: Kohäsionsverlust
10) Reizbarkeit im Binnenkontakt
11) Subgruppen-Polarisierung und Teamspaltung
12) Feindseligkeit gegen andere Subsysteme
13) Reflexionsverweigerung
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12. Team-Burnout: Risiko-Einschätzung
Maximal 3 Merkmale vorhanden: Geringes Risiko, …
Maximal 6 Merkmale vorhanden: Mittleres Risiko, …
Mehr als 6 Merkmale vorhanden: Hohes Risiko, …
, dass ein Team-Burnout vorliegt.
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13. Etappen-Modell für Ausgebrannte Teams (Sanz 2011)
(1) Enthusiasmus
(2) Überforderung
(3) Schuldsuche
(4) Angestrengtheit
(5) Misserfolg
(6) Hilflosigkeit
(7) Erschöpfung
(8) Burnout
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14. Prävention für Ausgebrannte Teams
(1) Präventions-Faktor: Person
(2) Präventions-Faktor : Privater Lebenskontext
(3) Präventions-Faktor: Zielgruppen der eigenen Arbeit
(4) Präventions-Faktor: Team
(5) Präventions-Faktor: Vorgesetzten-Funktion
(6) Präventions-Faktor: Institution und Branche
(7) Präventions-Faktor: Gesellschaft
© Prof. Dr. Jörg Fengler 21
15. Salutogenese-Definition:
Der Weg zur seelischen Gesundheit:
1) Verstehbarkeit
2) Beeinflussbarkeit
3) Bedeutsamkeit des eigenen Lebens
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16. Salutogenese der Person
1) Tageslauf
2) Gedankenstop
3) Selbstbelohnung
4) Sinnbesinnung
5) Flow-Erlebnisse
6) Lektüre, Kultur
7) Alleinsein, Natur
8) Entspannung, Aktivierung, Harmonisierung
9) Fachliche Kompetenz
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17. Burnout-Prävention für Ausgebrannte Teams (Privatleben)
Drei gute GesprächspartnerInnen, mit denen ich meine berufliche Situation bespreche (Namen):
(1) (2) (3) Wie verändert sich durch diese Gespräche (1) meine Stimmung ? (2) meine Gelassenheit ? (3) meine Besonnenheit für den nächsten Tag ?
© Prof. Dr. Jörg Fengler 24
18. Salutogenese im Privatleben 1) Liebe und Vertrauen
2) Regulierung von Nähe und Distanz
3) Verlässlichkeit im Alltag
4) Konsensbemühen
5) Wechselseitige Unterstützung und Loyalität
6) Faires Streiten 1) Markieren von Differenzen
2) Verzicht auf verbale Verletzung
3) VW-Regel
4) Erfüllbare Wünsche
5) Validierung des Verstehens
6) Entschleunigung
7) Streitfreie Schutzzonen
8) Verabredung zum Streiten
9) Lösungs-Orientierung und Konsens-Bemühen
10) Dank an den Streitpartner
7) Lachen und Humor
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19. Weitere Hilfestellungen für Belastungen im privaten Lebens-Kontext
(1) Partnergespräche und Familienkonferenz (Gordon xxx)
(2) Paar- und Familienberatung bei konfessionellen und kommunalen Trägern
(3) Suchtberatung, Schuldnerberatung und Mediation
(4) Sozialpsychiatrische Zentren
(5) Ombutsmänner und –Frauen
(6) Selbsthilfegruppen für sehr viele körperliche und seelische Erkrankungen
(7) Selbsthilfegruppen für Burnout Betroffene, die gegebenenfalls am Ort neu zu gründen sind
(8) Selbsthilfegruppen für Angehörige psychisch kranker (Bundesverband xxx)
(9) Kassenfinanzierte Psychotherapien, wenn außer dem Burnout im Sinne einer Co-Morbidität eine ICD10-Diagnose gestellt wird (es gilt die Ärzte-Regel: Der Mensch kann auch Läuse und Flöhe haben!)
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20. Hilfestellungen gegenüber den Zielgruppen
(1) Unterstützung durch Vorgesetzte
(2) Kollegialer Erfahrungsaustausch über diese Zielgruppenkontakte
(3) Nutzung des Anspruchs auf Bildungsurlaub zur fachlichen und kommunikativen Qualifikation
(4) Teilnahme an Fachkongressen
(5) Systematische Selbstsupervision über erfolgreiche und kritische Kontakte mit den Zielgruppen
(6) Coaching
(7) Xxx bitte über eigene Lektüre fortsetzen
27
28
21. Mein eigenes Team: N= …..
22. Hilfestellungen gegenüber dem Team und dem Kollegenkreis
(1) Überprüfung des eigenen Umgangs mit Kolleginnen und Kollegen
(2) Wahrung einer gerechten und realistischen Aufgabenzuweisung im Team
(3) Interne Teamfortbildung
(4) Selbst praktizierte Hilfsbereitschaft
(5) Pflege von Vernetzungen, die wechselseitig einen Vorteil mit sich bringen und frei vor Ausgrenzungen einzelner Teammitglieder bleiben
(6) Bitte an Vorgesetzte für eine individualisierende und zugleich gerechte Aufgabenzuweisung
(7) Anregung eines Teamgesprächs über die Arbeitsbelastung
(8) Teamsupervision
(9) Teamcoaching
(10)Teamentwicklungsmaßnahmen
(11)Sorgfältige Einarbeitung
(12)Institutionalisierung eines Anfängermentorats
(13)Regelmäßiges Feedback unterhalb der Ebene einer Dienstlichen Beurteilung
(14)Ein Überwiegen von Kooperationen gegenüber der Konkurrenz
(15)Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei Prämienzuweisung
(16)Solidaritäts-Erfahrung
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23. Das Mitarbeiter-Gespräch
Instruktion für Vorgesetzte
Sie sind Vorgesetzte(r) in der folgenden Behörde oder Firma (Branche ……………………………………….).
Sie haben einen Mitarbeiter aus der folgenden Berufssparte: ………………………………………………………..
dessen Verhalten Ihnen seit mehreren Wochen, die Sie zur Beobachtung genutzt haben, Anlass zur Besorgnis gibt. Sie sehen an diesem Mitarbeiter eine Reihe von Auffälligkeiten. Bitte kreuzen Sie nach eigenem Ermessen auf der folgenden Seite diejenigen Merkmale an, die Sie im Arbeitskontext Ihrer Firma und Ihres Teams für die Arbeit und der Zusammenarbeit wie auch unter der Perspektive der Personalfürsorge als besonders wichtig einschätzen.
Zu jeder von Ihnen markierten Auffälligkeiten können Sie auch
(1) ein Beispiel seines Verhaltens nennen
(2) Zeit und Ort beschreiben und
(3) die besonderen Umstände darstellen
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© Prof. Dr. Jörg Fengler
24. Präventions-Faktor: Vorgesetzte
1. Funktionale Autorität –
Freiräume mit Augenmaß
2. Etablierung von Gesprächsrunden
3. Kosten-Nutzen-Vergleich
4. Aktive Feedback-Praxis
5. Karriere-Unterstützung
6. Politik des Brückenkopfs
7. Kultur der Entschleunigung
8. Vorbild-Funktion
9. 5:1-Regel
10. Gesprächs-Kultur
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Präventions-Faktor: Vorgesetzte
11. „Komplimente“
12. Realistische Zeitvorgaben
13. Wiederkehrende Standort-Bestimmung
14. Belastung als Konferenz-Thema
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25. Etablierung einer Burnout-Richtlinie im Betrieb
(1) Start up-Seminar für die Leitungs-Ebene
(2) Fortbildungs-Seminar für alle Mitarbeiter mit Führungs-Funktionen
(3) Burnout-Richtlinie: Personal-Abteilung in Kooperation mit Betriebs-Rat, betriebsärztlichem Dienst und Sozial-Dienst
(4) Test-Phase
(5) Überarbeitung der Richtlinien nach 2 Jahren
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26. Hilfestellungen durch Institution und Branche
(1) Variable Arbeitszeit unter Berücksichtigung familiärer Belange
(2) Sicherheit des Arbeitsplatzes
(3) Bejahte, unterstützte und finanzierte Fortbildung
(4) Aktive und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat
(5) Förderung von Supervision und Coaching
(6) Intergruppenmediation bei Konflikten zwischen Abteilung und Abteilung
(7) Einbeziehung von Sozialdienst und betriebsärztlichen Dienst im Vorfeld von Personalentscheidungen
(8) Entwicklung einer Burnout Richtlinie
(9) Einwirkung auf Gesetzgebungsverfahren
(10) Öffentliche Diskussion über die Rechtssprechung bei Präzedenzfällen
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Hilfestellungen durch Institution und Branche
(11) 360-Grad-Feedback (12) Variable Arbeitszeit (13) Firmen-Kindergarten (14) Abschaffung befristeter Arbeits-Verhältnisse (15) Sicherheit des Arbeitsplatzes (16) Beseitigung dysfunktionaler Regelungen (17) Einarbeitung von Nachfolgern (18) IT-Hygiene (19) Glaubwürdiges Leitbild (20) Überlastungsanzeige
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27. Salutogenese-Faktoren in der Gesellschaft
(1) Gute psycho-soziale Versorgungs-Struktur (im Bereich Beratung, weniger gut im Bereich Psychotherapie)
(2) Niedrige Korruptions-Rate in Verwaltung und Rechtsprechung
(3) Gute Grundsicherung (Wohnung, Ernährung, Bildung, medizinische Versorgung)
(4) Niedrige Kriminalitäts-Rate
(im internationalen Vergleich)
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28. Optionen zum individuellen und kollektiven gesellschaftlichen Engagement:
(1) Ehrenamt
(2) Selbsthilfe in Gruppen und Stadtvierteln
(3) Einfluss auf politische Entscheidungs-Prozesse
(4) Stellungnahmen zu Gerichts-Urteilen
(5) Demonstrations-Teilnahme
(6) Beeinflussung der Öffentlichen Meinung durch Leserbriefe, Infostände
(7) Übernahme von politischen Ämtern
(8) …
(9) …
(10) …
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38
0-10 1-2
2-3
3-4
4-5
5-6
6-7
7-8
8-9
9-10
10-11
11-12
12-13
13-14
14-15
15-16
16-17
17-18
18-19
19-20
20-21
21-22
22-23
23-24
29. Tageslauf-Analyse
30. Seminare und Programme zur Burnout-Prävention
1) Individuelles Stressprofil
2) Eigene Coping-Kompetenz
3) Beseitigung von Stressquellen
4) Aufbau von Resilienz
5) Aktivierung sozialer Unterstützung
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31. Strategisches Vorgehen bei der Burnout-Prävention
(1) Die Beseitigung oder Milderung akut belastender Stressoren hat Vorrang
(2) Es ist ein Vorteil, zunächst da anzusetzen, wo ein rascher Erfolg in Aussicht steht
(3) Das Ausmaß des eigenen Einflusses auf das Geschehen nimmt von Person über privaten Kontext, Patienten, kollegiale Interaktion und Vorgesetzte bis hin zu Institution und Gesellschaft in der Regel ab
(4) Manche Stressoren ist kaum beizukommen, jedenfalls nicht kurzfristig, z.B. wenn sie in der Person des Vorgesetzten oder in Institutionsaspekten begründet sind. In diesen Fällen ist es sinnvoll, kompensatorisch an anderen Stellen mit der Salutogenese zu beginnen
(5) Mehr bewirkt mehr. Wer also auf mehreren Ebenen verschiedene Initiativen ergreift und beharrlich verfolgt, wird mit der Burnout-Prophylaxe erfolgreicher sein als jemand, der nur einmalig kurzfristig und halbherzig irgend etwas ausprobiert
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„Eine Gewohnheit kann man nicht zum Fenster hinauswerfen. Man muss Sie Stufe für Stufe die Treppe hinunter locken !“
(Mark Twain)
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„Wer nicht früh in seine Gesundheit investiert,
muss später in seine Krankheit investieren“
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32. Angewandte Salutogenese
1) Ruhe des Atmens
2) Achtsamkeit für den Körper
3) Mäßigung in der Ernährung
4) Harmonie in der Bewegung
5) Konzentration auf die Gegenwart
6) Klarheit der Gedanken
7) Augenmaß in den Zielen
8) Besonnene Sprache
9) Umsicht im Handeln
10)Bejahung des Tuns
11)Konstruktivität in
Beziehungen
12)Liebe, Güte, Dankbarkeit
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