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Faculteit Letteren & Wijsbegeerte Anne-Wil Claeys Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch in Bezug auf den Gebrauch des Ersatzinfinitivs Eine korpusbasierte Studie für lassen, hörenund sehenMasterproef voorgedragen tot het behalen van de graad van Master in het Vertalen 2016 Promotor Dr. Geert Stuyckens Vakgroep Vertalen, Tolken en Communicatie

Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

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Page 1: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

Faculteit Letteren & Wijsbegeerte

Anne-Wil Claeys

Unterschiede zwischen originalem und

übersetztem Deutsch in Bezug auf den

Gebrauch des Ersatzinfinitivs Eine korpusbasierte Studie für “lassen”, “hören” und “sehen”

Masterproef voorgedragen tot het behalen van de graad van

Master in het Vertalen

2016

Promotor Dr. Geert Stuyckens

Vakgroep Vertalen, Tolken en Communicatie

Page 2: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

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Page 3: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

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DANKESWORT

An erster Stelle möchte ich mich bei meinem Betreuer, Herrn Dr. Stuyckens, für seine ständige

Verfügbarkeit und sein nützliches Feedback bedanken. Seine Fachkenntnisse haben mir beim

Schreiben dieser Masterarbeit sehr geholfen.

Daneben bedanke ich mich auch bei meinen Eltern, meinem Bruder und Freunden, die immer an

mich geglaubt haben und da waren für moralische Unterstützung.

Page 4: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

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Page 5: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

5

INHALTSVERZEICHNIS

DANKESWORT ……………....……………....……………....……………....……………... 3

INHALTSVERZEICHNIS…………………………………………………………............... 5

1 EINLEITUNG…………………………………………………………...…………………. 7

2 THEORETISCHER RAHMEN…………………………………………………………... 10

2.1 Ersatzinfinitiv im Deutschen………………………………………………………………. 10

2.1.1 Definition……………………………………………………………….……………... 10

2.1.2 Übersicht der IPP-Verben……………………………………………………………... 13

2.1.3 Eigenschaften des Ersatzinfinitivs ……………………………………………………. 15

2.1.3.1 Tempora……………………………………………………..…………………….. 15

2.1.3.2 Verbalkomplex…………………………………………………………………….. 16

2.1.3.3 Abfolge der Verben………………………………………………………………... 16

2.2 Originale und übersetzte Sprache………………………………………...………………... 19

2.2.1 Interferenz………………………………………...………………...…………………. 19

2.2.1.1 Definition……………...………………….……………...………………….…….. 19

2.2.1.2 Innerhalb der Übersetzungswissenschaft…….…….…….…….…….…….……… 20

2.2.1.3 Toury…….…….…….…….…….…….…….…….…….…….…….…….…….… 21

2.2.2 Übersetzungsuniversalien…….…….…….…….…….……….…….…….…….……... 23

2.2.2.1 Vereinfachung…….…….…….…….…….……….…….…….…….…….………. 23

2.2.2.2 Explizierung….…….…….…….…….……….….…….…….…….…….………... 23

2.2.2.3 Normalisierung…….…….…….…….…….……….…….…….…….…….……… 24

2.2.2.4 Nivellierung…….…….…….…….…….……….…….…….…….…….…………. 25

2.2.3 Shining through…….…….…….…….…….……….…….…….……….…….….….... 25

2.2.4 Unique items.……….…….…….……….…….….…....….….…....….….…................ 26

2.2.5 Fallstudien…….…….…….…….……….…….…….……….……….……….………. 27

2.2.5.1 Olohan & Baker…….…….…….…….……….…….…….……….……….……... 27

2.2.5.2 De Sutter & Van de Velde…….…….…….…….……….…….…….……………. 28

3 METHODOLOGIE………………………………………………………………………... 29

3.1 Korpuslinguistik….…….……….…….…….…………….….…….……….…….…….…. 30

3.2 Korpus dieser Arbeit….…….……….…….…….…………….….…….……….…….…... 30

3.3 Daten…….…….…….………………….…….…….………………….…….…….……… 32

4 ERGEBNISSE……………………………………………………………………………… 34

4.1 Allgemein……….…….…….………………….…….…….……………….…….…….…. 34

4.2 Analyse Originaldeutsch……….…….…….………………….…….…….………………. 36

4.2.1 Hören…………………………………………………………………………………... 37

Page 6: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

6

4.2.2 Sehen…………………………………………………………………………………... 38

4.2.3 Lassen………………………………………………………………………………….. 39

4.2.4 Besprechung…………………………………………………………………………… 41

4.3 Analyse übersetztes Deutsch………………………………………………………………. 42

4.3.1 Hören…………………………………………………………………………………... 42

4.3.2 Sehen…………………………………………………………………………………... 46

4.3.3 Lassen………………………………………………………………………………….. 48

4.3.4 Besprechung…………………………………………………………………………… 52

5 SCHLUSSFOLGERUNG…………………………………………………………………. 53

6 LITERATURVERZEICHNIS…………………………………………………………….. 59

7 ANLAGE…………………………………………………………………………………… 61

7.1 Belege Originaldeutsch…………………………………………………………………….

7.1.1 Hören…………………………………………………………………….……….…….

7.1.2 Sehen…………………………………………………………………….……….…….

7.1.3 Lassen…………………………………………………………………….……….……

61

61

62

64

7.2 Belege übersetztes Deutsch………………………………………………………………...

7.1.1 Hören…………………………………………………………………….……….…….

7.1.2 Sehen…………………………………………………………………….……….…….

7.1.3 Fühlen…………………………………………………………………….……….……

77

77

79

82

7.1.4 Lassen…………………………………………………………………….……….…… 82

Wortanzahl: 12.781

Page 7: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

7

1 EINLEITUNG

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Verwendung des Ersatzinfinitivs in originalem und

übersetztem Deutsch. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Wahrnehmungsverben hören, sehen

und fühlen und auf dem Verb lassen. Anhand eines Parallelkorpus Deutsch-Niederländisch wird

der Frage nachgegangen, ob es zwischen originaler und übersetzter Sprache Unterschiede in

Bezug auf den Gebrauch des Ersatzinfinitivs gibt.

Sowohl im Deutschen als auch im Niederländischen kann ein Ersatzinfinitiv vorkommen, aber

anders als im Niederländischen ist im Deutschen sowohl die Verwendung eines Partizips II als

die Verwendung eines Ersatzinfinitivs möglich. So ist zum Beispiel einerseits “Er hat sie rufen

hören.” erlaubt, aber andererseits auch “Er hat sie rufen gehört.”. Dasselbe gilt für die Verben

lassen, sehen und fühlen. Beide Optionen sind grammatisch korrekt. Damit unterscheidet sich die

deutsche von der niederländischen Sprache, in der nur ein Ersatzinfinitiv stehen kann. So ist zwar

“Hij heeft haar horen roepen.” erlaubt, aber nicht *“Hij heeft haar gehoord roepen.”. Der

Gebrauch eines Partizips II ist ausgeschlossen.

Dieses Phänomen führt zu der Frage, ob das Niederländische als Ausgangssprache einen Einfluss

auf die deutschen Übersetzungen haben kann. Dafür werden in dieser Arbeit deutsche

Originaltexte mit deutschen Übersetzungen aus dem Niederländischen verglichen und wird der

Frage nachgegangen, ob es zwischen beiden in Bezug auf den Ersatzinfinitiv Unterschiede gibt.

Die Forschungsfrage dabei lautet: Gibt es Unterschiede zwischen originalem und übersetztem

Deutsch bezüglich der Verwendung des Ersatzinfinitivs bei den Verben hören, sehen,

fühlen und lassen?

Die Forschungsfrage führt zu zwei gegensätzlichen Hypothesen:

Hypothese 1: In den deutschen Übersetzungen (ÜD) wird öfter als im Originaldeutsch

(OD) ein Ersatzinfinitiv verwendet.

(Ersatzinfinitive ÜD > Ersatzinfinitive OD)

Page 8: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

8

Hypothese 2: In den deutschen Übersetzungen wird weniger als im Originaldeutsch ein

Ersatzinfinitiv verwendet.

(Ersatzinfinitive ÜD < Ersatzinfinitive OD)

Hypothese 1 führt zur Erwartung, dass die deutschen Übersetzungen von der niederländischen

Ausgangssprache beeinflusst werden. Im Niederländischen findet man nämlich nur

Konstruktionen mit einem Ersatzinfinitiv und darum wird erwartet, dass die deutschen Übersetzer

diese Struktur öfter übernehmen. Die Ausgangssprache beeinflusst dadurch die Zielsprache auf

syntaktischer Ebene.

Hypothese 2 dagegen basiert auf der Möglichkeit, dass man in den deutschen Übersetzungen

eben weniger Übersetzungen mit Ersatzinfinitiv findet, weil die deutschen Übersetzer die EI-

Konstruktion im niederländischen Ausgangstext vermeiden. Der Übersetzer entscheidet sich dann

dafür, ein Partizip II oder andere Formulierung zu benutzen.

Zusammenhängend mit der Forschungsfrage und den Hypothesen werden auch die folgenden

Fragen berücksichtigt:

Wie konkurrieren der Ersatzinfinitiv und das Partizip II miteinander? Gibt es

Unterschiede in Frequenz?

Gibt es Unterschiede zwischen den erforschten Verben?

Beeinflusst die niederländische Sprache, in der Ersatzinfinitive häufiger auftreten, die

deutschen Übersetzungen?

Es ist die Absicht dieser Untersuchung, mehr Erkenntnisse bezüglich des Übersetzungspaars

Deutsch-Niederländisch zu gewinnen. Der Fokus dabei liegt auf dem Ersatzinfinitiv. De Sutter &

Van de Velde (2008) führen an, dass eine umfassendere Erforschung mehrerer Sprachen

notwendig ist, weil die korpusbasierte Übersetzungswissenschaft sich bis jetzt vor allem auf das

Englische konzentrierte.

Der Aufbau der Arbeit sieht wie folgt aus: Zunächst bildet Kapitel 2 die theoretische Grundlage

und wird in zwei Teile aufgegliedert. Im einen Teil werden wesentliche Informationen über den

Page 9: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

9

Ersatzinfinitiv erläutert. Im anderen Teil werden die Eigenschaften übersetzter Sprache. In

Abschnitt 2.2.1 wird der Begriff Interferenz erläutert. Abschnitt 2.2.2 handelt von den

Übersetzungsuniversalien Vereinfachung, Explizierung, Normalisierung und Nivellierung. In den

Abschnitten 2.2.3 und 2.2.4 werden die Hypothese von shining through und die Hypothese von

unique items erklärt und an die vorliegende Untersuchung geknüpft. Schließlich wird in

Abschnitt 2.2.5 zwei Fallstudien besprochen. Der theoretische Rahmen wird vom praktischen

Teil gefolgt. In Kapitel 3 wird die Methodologie der Untersuchung erklärt. Kapitel 4 befasst sich

mit der Analyse der Ergebnisse. Zuerst wird in Abschnitt 4.2 das Originaldeutsch und danach in

Abschnitt 4.3 das übersetzte Deutsch analysiert und besprochen. Die Arbeit schließt mit der

Schlussfolgerung in Kapitel 5.

Page 10: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

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2 THEORETISCHER RAHMEN

Thema dieser Arbeit ist die Erforschung der Konkurrenz zwischen Ersatzinfinitiv und Partizip II

in originalem und übersetztem Deutsch. Dieses Kapitel verschafft theoretische

Hintergrundinformationen und Einsichten, die für den weiteren Verlauf der Untersuchung von

Belang sind. Darum werden in diesem Kapitel der Ersatzinfinitiv und der mögliche Einfluss des

Ausgangstexts auf den Zieltext besprochen.

2.1 ERSATZINFINITIV IM DEUTSCHEN

2.1.1 Definition

Der Ersatzinfinitiv (im Niederländischen spricht man von vervangende infinitief) ist ein

grammatisches Phänomen, das in zusammengesetzten Tempora das Partizip II durch eine

Infinitivform ersetzt (Ten Cate et al. 2008: 55). Diese Infinitivform nennt man den

Ersatzinfinitiv. Die lateinische Bezeichnung für dieses Phänomen heißt Infinitivus Pro Participio

(IPP), was wörtlich “Infinitiv statt Partizip” bedeutet. Oft spricht man auch vom IPP-Effekt.

Folgende Beispiele aus Ten Cate et al. (2008: 55) illustrieren diese Definition:

(1) Ich habe das nicht gewollt. (*wollen)

Im Beispielsatz (1) sieht man einen Satz im Perfekt. Haben ist dabei das Hilfsverb und wollen

erscheint in der Partizipialform gewollt. Der Gebrauch der Infinitivform wollen ist in diesem

Kontext im Hochdeutschen nicht möglich. Wenn jedoch noch ein Verb eingebettet wird, tritt der

Ersatzinfinitiv auf. Dieser eingebettete Infinitiv macht die Erscheinung des Ersatzinfinitivs

möglich. Dies nennt man den IPP-Effekt:

(2) Ich habe bloß helfen wollen. (*gewollt)

Page 11: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

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Normalerweise erwartet man in (2) die Partizipialform gewollt, wie in (1), aber stattdessen steht

ein Infinitiv, nämlich der Ersatzinfinitiv wollen. In diesem Fall wäre es grammatisch nicht

korrekt, das Partizip II zu verwenden. Diese Konstruktion verlangt nämlich eine Infinitivform

statt einer Partizipialform.

In Beispiel (2) ist der Gebrauch eines Ersatzinfinitivs obligatorisch, aber darüber hinaus gibt es

auch Fälle, bei denen man wählen kann, ob man einen Ersatzinfinitiv benutzt oder nicht. In der

deutschen Grammatik gibt es nämlich einen Unterschied zwischen obligatorischem und freiem

Ersatzinfinitiv (Gaeta 2005: 1). Bei Verben mit freiem Ersatzinfinitiv ist sowohl der Gebrauch

eines Partizips II als auch der Gebrauch eines Infinitivs grammatisch korrekt. Ein Beispiel ist das

Verb hören in (3a) und (3b).

(3) a. Niemand hat mich schreien hören.

b. Niemand hat mich schreien gehört.

Der Ersatzinfinitiv erscheint in den meisten westgermanischen Sprachen und Dialekten

(Schmid 2002: 12). So kommt dieses Phänomen im Deutschen, Niederländischen, Afrikaans und

in regionalen Varietäten wie im Westflämischen und Zürichdeutschen vor. Im Englischen,

Friesischen, Niederdeutschen und Jiddischen ist der Gebrauch des Ersatzinfinitivs aber

ausgeschlossen.

Abbildung 1: Die westgermanischen Sprachen mit und ohne IPP-Effekt

Westgermanische Sprachen

mit Ersatzinfinitiv

- (Hoch)deutsch - Niederländisch

- Afrikaans - Westflämisch - Zürichdeutsch

ohne Ersatzinfinitiv

- Englisch - Friesisch

- Niederdeutsch - Jiddisch

Page 12: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

12

In der Vergangenheit haben verschiedene Linguisten versucht, eine Erklärung für den

Ersatzinfinitiv zu finden. Diese grammatische Besonderheit warf mehrere Fragen auf: Was ist der

Ersatzinfinitiv genau? Kann man ihn als ein Partizip II betrachten, oder ist er eher ein echter

Infinitiv? Die Meinungen sind darüber bis heute verschieden. Grimm (1837) war einer der ersten

Linguisten, der sich damit beschäftigte, eine Erklärung zu finden. Er glaubte, dass der

Ersatzinfinitiv eigentlich eine Art “verborgenes Partizip II” war. Im Mittelhochdeutschen wurden

nämlich die Partizipien bestimmter starken Verben ohne Präfix gebildet (IJbema 1997: 150). Das

heißt, dass der Ersatzinfinitiv eigentlich ein Partizip Perfekt ohne das Partizipialpräfix ge- war

und das Partizipialsuffix -en eines starken Verbs der Infinitivendung entsprach. So sagt Grimm

(1898), dass das der Fall war bei den folgenden Verben: (ge)lâzen, (ge)heizen und (ge)sehen.

Man konnte darum diese Partizipien nicht von einem Infinitiv unterscheiden, denn sie sahen

identisch aus.

In Grimms eigenen Worten:

Wenn nun nhd. nicht das allein stehende, sondern das mit einem inf. (...) verbundene part. scheinbar selbst

in den inf. verwandelt wird, so begreift sich eine so seltsame structur bloß aus der zufälligen ähnlichkeit starker participialformen mit dem inf.; der wirkliche inf. wäre widersinnig. (Grimm 1837: 168) (sic)

Später wurde Grimms Hypothese jedoch stark bezweifelt, denn der Ersatzinfinitiv kommt

nämlich auch bei Verben vor, bei denen das Partizip und der Infinitiv anders aussehen z.B. helfen

und (ge)holfen (Hinterhölzl 2008: 9). Aus diesem Grund glaubten andere Linguisten, dass der

Ersatzinfinitiv eher als eine echte Infinitivform betrachtet werden soll. So sagt Schmid

(2002: 84), wenn Ersatzinfinitive aussähen wie ein Infinitiv, dann seien es auch Infinitive.

Man kann hieraus schließen, dass verschiedene Meinungen über die Entstehung des

Ersatzinfinitivs bestehen: Einerseits gibt es die Linguisten, die glauben, dass der Ersatzinfinitiv

ein Partizip II ist, andererseits glauben andere, dass er ein echter Infinitiv ist. In dieser Arbeit

wird nicht näher auf die historische Entwicklung eingegangen. Im nächsten Abschnitt wird eine

Übersicht über die verschiedenen IPP-Verben gegeben.

Page 13: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

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2.1.2 Übersicht der IPP-Verben

Die Verben, die in zusammengesetzten Tempusformen in einer Infinitivform statt einer

Partizipialform erscheinen, können in verschiedene Gruppen eingeteilt werden. Es handelt sich

hier um eine beschränkte Auswahl von Verben. Harweg (2014: 188) und IJbema (1997: 139)

haben der Duden-Grammatik (1995: 188-189) zufolge vier Gruppen bestimmt. Die meisten der

folgenden Beispielsätze kommen aufs Neue aus Ten Cate et al. (2008: 55-56).

A. Verben, bei denen der Gebrauch des Ersatzinfinitivs obligatorisch ist.

Diese erste Gruppe besteht aus den Modalverben dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen

und dem Verb brauchen. Bei diesen Verben gibt es keine Ausnahmen: Nur der Ersatzinfinitiv ist

grammatisch korrekt und der Gebrauch eines Partizips II ist ausgeschlossen.

(4) Während der Sitzung hat niemand rauchen dürfen. (*gedurft)

(5) Hat er eigentlich zahlen können? (*gekonnt)

(6) Das hättest du nicht (zu) tun brauchen. (*gebraucht)

B. Verben, bei denen der Ersatzinfinitiv gebräuchlicher ist als das Partizip II.

Hier sind theoretisch gesehen die beiden Formen grammatisch möglich, aber man stellt in der

Praxis fest, dass der Gebrauch eines Ersatzinfinitivs viel häufiger ist als der Gebrauch eines

Partizips II. Die Verben, die unter diese Kategorie fallen, sind heißen, lassen und sehen.

(7) Der Chef hatte mich den Brief holen heißen. (/holen geheißen: nicht so häufig)

(8) Die eigene Partei hat den Minister fallen lassen. (/fallen gelassen: nicht so häufig)

(9) Ich habe ihren Wagen stehen sehen. (/stehen gesehen: nicht so häufig)

C. Verben, bei denen sowohl der Ersatzinfinitiv als auch das Partizip II möglich sind.

Page 14: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

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Unter diese Kategorie fallen die Verben, die sowohl mit einem Ersatzinfinitiv als auch mit einem

Partizip II gebildet werden können. Die beiden Optionen sind verbreitet und können als alternativ

zueinander gelten. Diese Verben sind die zwei Wahrnehmungsverben fühlen und hören, und das

Verb helfen.

(10) Er hat sein Herz schlagen fühlen. (/gefühlt)

(11) Ich habe sie singen hören. (/gehört)

(12) Ich habe ihm den Schutt räumen helfen. (/geholfen)

D. Verben, bei denen der Ersatzinfinitiv nur gelegentlich vorkommt.

In dieser letzten Gruppe ist der Gebrauch eines Ersatzinfinitivs zwar möglich, aber sehr selten.

Die Konstruktion mit dem Partizip II ist viel üblicher. Das ist der Fall bei den Verben lehren,

lernen und machen. Ein Beispiel mit Ersatzinfinitiv lehren ist zwar Satz (13), aber man würde für

dieses Verb viel öfter gelehrt benutzen.

(13) Er hatte mich schwimmen lehren. (/gelehrt: Partizip II viel häufiger als Ersatzinfinitiv)

Zusammenfassend kann man die verschiedenen IPP-Verben wie folgt schematisch darstellen. Die

Abkürzung “EI” steht dabei für “Ersatzinfinitiv” und mit “PII” wird das Partizip II gemeint.

Abbildung 2: Die IPP-Verben

EI = obligatorisch

• dürfen

• können

• mögen

• müssen

• sollen

• wollen

• brauchen

EI = häufiger

• heißen

• lassen

• sehen

EI = sowohl als auch PII

• fühlen

• hören

• helfen

EI = nur gelegentlich

• lehren

• lernen

• machen

Page 15: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

15

In der vorliegenden Arbeit liegt der Fokus auf dem Verb lassen und auf den

Wahrnehmungsverben sehen, hören und fühlen. Sie wurden deshalb im Schema fett markiert. Es

fällt auf, dass zwei Verben aus Gruppe B und zwei Verben aus Gruppe C untersucht werden.

Dazu ist es auch interessant, der Frage nachzugehen, ob es tatsächlich Unterschiede zwischen

beiden Gruppen in Bezug auf Verhalten und Häufigkeit gibt. Alle anderen IPP-Verben werden

weiter nicht für die Korpusstudie berücksichtigt. Sie wurden nur in diesem Kapitel erwähnt, um

einen vollständigen Überblick geben zu können.

2.1.3 Eigenschaften des Ersatzinfinitivs

Der Ersatzinfinitiv ist deutlich ein besonderes Phänomen innerhalb der Grammatik. In Abschnitt

2.2.1 wurde bereits eine Definition des Begriffs Ersatzinfinitiv gegeben und es wurden außerdem

auch mögliche Erklärungen dargestellt, aber was sind genau die strukturellen Eigenschaften eines

Ersatzinfinitivs? Bei der Definition wurde bereits erwähnt, dass der Ersatzinfinitiv das erwartete

Partizip II ersetzt. Mit anderen Worten erscheint eine ganz andere Form: Infinitiv statt Partizip II.

Das ist schon das erste große Merkmal. Aber wann kann ein Ersatzinfinitiv auftreten? Unter

welchen Bedingungen ist er möglich? Diese Charakteristika werden in den folgenden

Abschnitten kurz besprochen. Es handelt sich dabei um die Tempora, in denen ein Ersatzinfinitiv

erscheinen kann, um den Verbalkomplex und um die Abfolge der Verben.

2.1.3.1 Tempora

Einen Ersatzinfinitiv findet man nur in den zusammengesetzten Zeiten. Das sind die Tempora,

die aus mindestens einer infiniten Verbform und aus einem Hilfsverb bestehen. Schmid

(2002: 10) sagt dazu, dass Konstruktionen mit einem Ersatzinfinitiv im Perfekt, Plusquamperfekt

und Futur (Indikativ oder Konjunktiv) erscheinen können.

Darüber hinaus kann der Ersatzinfinitiv aber nicht in Passivkonstruktionen auftreten. Man kann

also nicht sagen: *Das Buch ist liegen lassen worden. Stattdessen heißt es: Das Buch ist liegen

gelassen worden. (Harweg 2014: 190).

Page 16: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

16

2.1.3.2 Verbalkomplex

Ersatzinfinitive kommen im Hochdeutschen nur bei vielgliedrigen Verbalkomplexen vor, was

bedeutet, dass es in einem Satz mehr als zwei Verbformen geben muss (Bærentzen 2004: 127).

Wenn es zwei oder weniger als zwei Verbformen im Satz gibt, kann ein Ersatzinfinitiv

unmöglich auftreten. Harweg (2014: 189) sagt dazu, dass ein Ersatzinfinitiv nur das Partizip II

ersetzen kann, wenn ein weiteres Verb im Infinitiv diesem Ersatzinfinitiv voraufgeht und von

ihm abhängig ist. Den Unterschied zwischen einem Satz mit zwei Verbformen und einem Satz

mit mehr als zwei Verbformen im Hochdeutschen sieht man in den zwei Beispielsätzen, die am

Anfang gegeben wurden und deswegen hier wiederholt werden:

(1) Ich habe das nicht gewollt. (*wollen)

(2) Ich habe bloß helfen wollen. (*gewollt)

Sobald noch ein Infinitiv eingebettet wird, verlangt das Verb wollen die Infinitivform und ersetzt

damit die Partizipialform gewollt in (1). In (2) zählt der Satz drei Verbformen. So findet man in

diesem Satz das konjugierte Hilfsverb hat, den Infinitiv helfen und den Ersatzinfinitiv wollen.

Man kann daraus schließen, dass ein vielgliedriger Verbalkomplex für die Erscheinung des

Ersatzinfinitivs notwendig ist.

2.1.3.3 Abfolge der Verben

Ein anderes interessantes Merkmal ist die Reihenfolge der Verben in einem Satz mit

Ersatzinfinitiv. Beispielsatz (14) enthält den Verbalkomplex “hat singen hören”.

(14) Er hat mich singen hören.

Schematisch dargestellt:

Vorfeld linke Klammer Mittelfeld rechte Klammer Nachfeld

Er hat mich singen hören. /

Page 17: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

17

Die linke Klammer besteht aus hat, während der Verbalkomplex singen hören der rechten

Klammer entspricht. Der Ersatzinfinitiv hören befindet sich in der rechten Satzklammer

zusammen mit dem anderen Infinitiv. Die Hierarchie der Verben bestimmt die Position der

Verben im Satz. Die finite Verbform regiert immer die anderen Verbformen und wird darum als

V1 bezeichnet. Der Ersatzinfinitiv regiert dann wieder den eingebetteten Infinitiv. Mit anderen

Worten ist hören von hat und singen wiederum von hören abhängig.

Die Verbformen werden wie folgt aufgeteilt:

V1 = finite Verbform (Hilfsverb haben)

V2 = Ersatzinfinitiv

V3 = Infinitiv

Die Verbformen in (24) können somit folgendermaßen bestimmt werden:

(14) Er hat (V1) mich singen (V3) hören (V2).

Dieser 132-Komplex ist kennzeichnend für Hauptsätze. Bei Nebensätzen gelten jedoch andere

Regeln, wenn ein Ersatzinfinitiv auftritt. Man würde nämlich erwarten, dass das konjugierte

Hilfsverb haben die letzte Stelle des Satzes einnehmen würde, aber hier taucht eine Besonderheit

auf, die man die “Oberfeldumstellung” nennt. Die rechte Satzklammer lässt sich nämlich in ein

Oberfeld und ein Unterfeld unterteilen (Bech 1983). Das Unterfeld macht den rechten Teil aus,

während das Oberfeld den linken Teil darstellt (Bærentzen 2004: 135). Normalerweise ist das

Oberfeld leer bzw. nicht vorhanden, aber wenn es einen Ersatzinfinitiv im Satz gibt, wird es

eröffnet.

Beim oberen Beispiel in der untenstehenden Tabelle sieht man, dass ohne Ersatzinfinitiv das

Oberfeld nicht existent ist. Das finite Hilfsverb hat nimmt die Endstellung im Satz ein. Beim

unteren Beispiel wird das Oberfeld eröffnet. Mit Ersatzinfinitiv wird hat von der letzten an die

erste Stelle im Verbalkomplex umgestellt (Schäfer 2015: 424).

Page 18: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

18

die rechte Satzklammer

Oberfeld Unterfeld

..., dass er sie tanzen (V3) gesehen (V2) hat (V1)

..., dass er sie hat (V1) tanzen (V3) sehen (V2)

Diese Besonderheit nennt man die Oberfeldumstellung. In den IPP-Konstruktionen geht das

Hilfsverb haben immer den Infinitiven voran und dadurch bekommt man diese außergewöhnliche

Abfolge (IJbema 1997: 146). Harweg (2014: 189) beschreibt diese Regel wie folgt:

Seine Voranstellung aber hat damit zu tun, daß der Ersatzinfinitiv (…) immer die Endstellung in der

verbalen Konstruktion einnehmen muß, und dies wiederum ist eine Regel, die zugleich besondere

Auswirkungen auf eine bestimmte Regel der deutschen Nebensatzsyntax hat. Sie verlangt nämlich, daß das

konjugierte Hilfsverb haben, also das Verbum finitum der Konstruktion, in einer Konstruktion mit

Ersatzinfinitiv in Nebensätzen vor die Infinitive rückt, und dominiert damit über die Regel, daß das Verbum

finitum im Nebensatz die Endstellung einnehmen müsse. (Harweg 2014: 189)

Ein Vergleich der folgenden Sätze von Harweg (2014: 189) illustriert nochmals genau, was in

den Nebensätzen passiert:

(15) a. *Das ist etwas, was ich nicht liegen (V3) lassen (V2) hätte (V1).

b. Das ist etwas, was ich nicht hätte (V1) liegen (V3) lassen (V2).

c. Das ist etwas, was ich nicht liegen (V3) gelassen (V2) hätte (V1).

Mit einem Partizip II wie in (15c) hat man eine absteigende Hierarchie der Verben, d.h. einen

321-Verbalkomplex mit erstens dem Infinitiv, zweitens dem Partizip II und schließlich dem

konjugierten Hilfsverb hätte. Wenn aber ein Ersatzinfinitiv erscheint, wie in (15a) und (15b),

ändert sich die Situation. Dann gibt es eine Oberfeldumstellung: Das Hilfsverb, das in der Regel

am Ende steht, wird dann vor die anderen Verben gestellt. Darum ist nur (15b) grammatisch

korrekt und (15a) nicht möglich. Der Ersatzinfinitiv muss immer die Endstellung im

Verbalkomplex besetzen (Harweg 2014: 190). Das Ergebnis dieser Besonderheit ist eine

132-Abfolge. Die “normale” 321-Abfolge ist in diesem Fall nicht möglich.

Es ist außerdem interessant, zu bemerken, dass im Süddeutschen noch eine andere Abfolge

vorkommen kann (IJbema 1997: 146). Hier steht das Hilfsverb haben nicht vor den Infinitiven,

Page 19: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

19

sondern zwischen ihnen. Der Ersatzinfinitiv behält wie in der anderen Abfolge die Endposition:

(16) dass er kommen (V3) hat (V1) wollen (V2).

2.2 ORIGINALE UND ÜBERSETZTE SPRACHE

In der vorliegenden Arbeit werden originale und übersetzte Sprache in Bezug auf den Gebrauch

des Ersatzinfinitivs und Partizips II im Deutschen untersucht. Dazu werden in diesem Kapitel die

verschiedenen Merkmale übersetzter Sprache präsentiert und wird der Frage nachgegangen,

inwieweit originale und übersetzte Sprache voneinander abweichen und was diese Unterschiede

genau beinhalten. Forschungen aus vergangenen Jahren haben nämlich gezeigt, dass es zwischen

einem Text in originaler Sprache und einem in übersetzter Sprache tatsächlich linguistische

Unterschiede gibt. Innerhalb der Übersetzungswissenschaft haben verschiedene Wissenschaftler

versucht, sich einen Überblick über die Eigenschaften übersetzter Sprache zu verschaffen. Ihre

Befunde werden in den nächsten Abschnitten ausführlicher besprochen.

In Abschnitt 2.2.1 wird der Begriff Interferenz aufgeklärt. Danach werden in 2.2.2 die vier

Übersetzungsuniversalien von Baker dargestellt. In den Abschnitten 2.2.3 und 2.2.4 werden die

Hypothese von shining through und die Hypothese von unique items besprochen. Schließlich

werden in Abschnitt 2.2.5 kurz zwei Fallstudien vorgestellt. Es handelt sich dabei um die Studien

von Olohan & Baker und De Sutter & Van de Velde.

2.2.1 Interferenz

2.2.1.1 Definition

In diesem Abschnitt wird zunächst der Begriff Interferenz erläutert. Ursprünglich stammt

Interferenz aus der Physik, aber in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurde

dieser Terminus auch in die Sprachwissenschaft eingeführt (Kittel et al. 2004: 543). Damals

wurde Interferenz vor allem in den Disziplinen der Kontrastiven Linguistik und der

Page 20: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

20

Kontaktlinguistik benutzt. So sprach erstmals Weinreich (1977) von diesem Begriff. Er definiert

Interferenz wie folgt:

“Diejenigen Fälle der Abweichung von den Normen der einen wie der anderen Sprache, die in der Rede von

Zweisprachigen als Ergebnis ihrer Vertrautheit mit mehr als einer Sprache, d.h. als Ergebnis des

Sprachkontaktes vorkommen, werden als Interferenzerscheinungen verzeichnet.” (Weinreich 1977: 15)

Weinreich sagt also, dass Abweichungen innerhalb des Sprachgebrauchs von Zweisprachigen

auftreten können, weil Zweisprachige mit dem Sprachsystem zweier Sprachen in Kontakt

kommen. Sprache 1 könnte dadurch Sprache 2 beeinflussen.

Eine andere Definition, die bis heute sehr verbreitet ist, ist die von Juhász. Er beschreibt

Interferenz als “die durch Beeinflussung von anderen sprachlichen Elementen verursachte

Verletzung einer sprachlichen Norm bzw. den Prozeß der Beeinflussung” (Juhász 1970: 9). In

dieser Begriffsbestimmung wird sofort deutlich, dass er Interferenz als etwas Negatives

betrachtet, denn er erwähnt das Wort “Verletzung”. Darüber hinaus meint er, dass diese

Verletzung entweder in der gleichen Sprache oder einer anderen Sprache entstehen kann, was zur

weiteren Unterteilung der interlingualen und intralingualen Interferenz führt. Weinreich

beschäftigte sich nur mit interlingualer Interferenz, was bedeutet, dass Interferenz entweder

zwischen einer Muttersprache und Fremdsprache oder zwischen zwei Fremdsprachen auftreten

kann. Juhász erweiterte Weinreichs Ansicht und nahm wahr, dass auch Interferenz innerhalb

derselben Sprache möglich ist. Wenn das der Fall ist, spricht man von intralingualer Interferenz.

2.2.1.2 Innerhalb der Übersetzungswissenschaft

Interferenz wird innerhalb der Übersetzungswissenschaft als die Übertragung von Eigenschaften

der Ausgangssprache (AS) auf die Zielsprache (ZS) bezeichnet (Vandeweghe 2011). Dieser

Transfer (Übertragung) kann sowohl positiv als auch negativ sein. Wenn es zum Beispiel in den

beiden bestimmten Sprachen linguistische Ähnlichkeiten gibt, könnte das zu einem positiven

Transfer führen. Da es in beiden Sprachen ähnliche Strukturen gibt, wird die Chance geringer,

dass der Übersetzer eine falsche Anwendung benutzen wird. Bei einem negativen Transfer

dagegen werden Formulierungen aus der AS zu Unrecht auf die ZS übertragen und bringen

Page 21: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

21

darum Fehler mit sich. Dann ist Interferenz ein Problem. Beim Übersetzen heißt das, dass der

Übersetzer bewusst oder unbewusst Charakteristika aus der AS zu Unrecht in die ZS übernimmt.

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Sprachenpaar Deutsch-Niederländisch. Es ist

allgemein bekannt, dass diese Sprachen eng verwandt sind, denn beide gehören zu der Familie

der westgermanischen Sprachen. Dennoch sind Unterschiede nicht ausgeschlossen. In dieser

Arbeit wird der Gebrauch des Ersatzinfinitivs untersucht. Es ist die Absicht, nachzugehen, ob

dieser Gebrauch von niederländischen Ausgangstexten beeinflusst werden könnte. Im

Niederländischen ist der Ersatzinfinitiv nämlich gängiger als im Deutschen. Dabei kann man im

Niederländischen das Partizip II nicht als Alternative zum Ersatzinfinitiv benutzen, was die

Häufigkeit der Ersatzinfinitive im Niederländischen nur erhöht. Theoretisch erwartet man

dadurch, dass es in deutschen Übersetzungen aus dem Niederländischen mehr Ersatzinfinitive

geben würde und dass in Konstruktionen, in denen der Übersetzer genauso gut ein Partizip II statt

Ersatzinfinitiv benutzen kann, er eher geneigt ist, sich für den Ersatzinfinitiv zu entscheiden, weil

er vom niederländischen Ausgangstext beeinflusst wird. Die Frage ist, ob dabei das Vorkommen

eines Ersatzinfinitivs im übersetzten Deutschen eine Übernahme der Originalstruktur ist.

2.2.1.3 Toury

Toury (1995) versuchte eine Grundlage für die Übersetzungswissenschaft zu entwickeln. So

schlug er Übersetzungstheorien vor, die das Benehmen des Übersetzers erklären sollen. Eine

dieser Theorien bezieht sich auf Interferenz, nämlich das Interferenzgesetz (auf Englisch: law of

interference). Er definiert dieses Gesetz wie folgt:

“In translation, phenomena pertaining to the make-up of the source text tend to be transferred to the target

text. […] The more the make-up of a text is taken as a factor in the formulation of its translation, the more

the target text can be expected to show traces of interference.” (Toury 1995: 275-276)

Toury sagt damit, dass es in Übersetzungen eine Tendenz gibt, um Charakteristika der Struktur

der AS auf die ZS zu übertragen. Die AS beeinflusst dadurch in gewissem Sinne die ZS, und je

mehr die Strukturen der AS übertragen werden, desto mehr Interferenz erscheint. Der

Ausgangstext ist der Stimulus.

Page 22: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

22

Weiterhin machte Toury (1995: 274-279) die folgenden Beobachtungen in Bezug auf Interferenz,

die übrigens auch von Kayyal (2008: 33-34) erwähnt wurden.

Zunächst sagt Toury, dass der Übersetzer sich unbedingt anstrengen soll, um Interferenz in einer

Übersetzung zu vermeiden. Der Übersetzer soll sich also der typischen Merkmale der AS

bewusst sein und dafür sorgen, dass sie nicht auf den Zieltext übertragen werden. Gute

Sprachkenntnisse sind unentbehrlich und wenn man die sprachlichen Hindernisse kennt, könnte

Interferenz abnehmen.

Wie bereits definiert wurde, kann Interferenz entweder einen positiven oder einen negativen

Transfer verursachen. Bei einem positiven Transfer kommen die Elemente der AS und der ZS

überein, während bei einem negativen Transfer die Übertragung von AS-Elementen zu Fehlern in

der ZS führt. In der vorliegenden Arbeit ist der Gebrauch eines Ersatzinfinitives statt eines

Partizips II zwar nicht falsch, er könnte aber der Beweis dafür sein, dass der Übersetzer sich vom

niederländischen Ausgangstext beeinflussen lässt.

Je mehr der Übersetzer sich am Ausgangstext orientiert, desto häufiger wird Interferenz auftreten.

Der Übersetzer steht in diesem Fall mehr dafür offen, die fremden Elemente aus der AS in der ZS

beizubehalten. In diesem Fall heißt das, dass der Übersetzer sich mehr an dem niederländischen

Ausgangstext als an dem deutschen Zieltext orientiert.

Soziokulturelle Umstände können ebenso einen Einfluss auf Interferenz haben. So behauptet

Toury, dass Interferenz im Zieltext eher akzeptiert wird, wenn man aus einer angesehenen

Sprache oder Kultur übersetzt. Toury sagt, dass dann eine größere Toleranz gegenüber

Interferenz entsteht. Das kann zum Beispiel bei einer Sprache oder Kultur mit einer großen

Specherzahl oder mit einem großen wirtschaftlichen oder politischen Ansehen so sein.

Page 23: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

23

2.2.2 Übersetzungsuniversalien

Baker richtet sich in ihren Werken auf die Unterschiede zwischen AS und ZS. In den neunziger

Jahren versuchte sie, in Übersetzungen sprachliche Eigenschaften zu finden, die für übersetzte

Sprache typisch sind. Es handelt sich um Merkmale, die in jeder Sprache gültig sind und

demzufolge in jeder Übersetzung zu finden sind. Deswegen sind sie universell. Anhand eines

Korpus verglich Baker Übersetzungen aus verschiedenen Sprachen ins Englische mit englischen

Originaltexten. Sie schlug schließlich vier Hypothesen vor, die als die Übersetzungsuniversalien

bezeichnet werden: Vereinfachung, Explizierung, Normalisierung und Nivellierung (Baker 1996:

181-182). Sie basieren auf verschiedenen Tendenzen innerhalb Übersetzungen. In den folgenden

Abschnitten werden diese Universalien ausführlicher erläutert.

2.2.2.1 Vereinfachung

Ein erstes universelles Merkmal ist laut Baker (1996) Vereinfachung (auf Englisch:

Simplification). Das heißt, dass der Übersetzer bewusst oder unbewusst geneigt ist, die Sprache

und/oder den Inhalt in dem Zieltext zu vereinfachen. Diese Vereinfachung kann im lexikalischen,

syntaktischen und/oder stilistischen Bereich passieren. Der Zieltext ist kurz gesagt einfacher als

der Ausgangstext.

Konkrete Beispiele davon sind laut Vandeweghe (2011: 35) die Segmentierung komplexer Sätze

(lange kürzere Sätze) und eine geringere lexikale Variation (Hyperonyme statt Hyponyme).

2.2.2.2 Explizierung

Explizierung (auf Englisch: Explicitation) heißt, dass der Übersetzer implizite Informationen

expliziter in der Übersetzung macht. Er kann bewusst zusätzliche Wörter hinzufügen, weil er den

Inhalt des Ausgangstextes für sein Zielpublikum so deutlich wie möglich ausdrücken will.

Dadurch erreicht er ein größeres Textverständnis (Vandeweghe 2011: 35), was dem

Zielpublikum zuträglich ist. Daneben kann Explizierung auch unbewusst entstehen. Wenn der

Übersetzer sich anstrengt, den Ausgangstext völlig zu verstehen, braucht er explizitere

Page 24: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

24

Informationen. Durch diesen Prozess macht der Übersetzer an erster Stelle den Inhalt expliziter

für sich, und folglich auch für sein Zielpublikum.

Die Übersetzung kultureller Referenzen (Realien) gilt als ein typisches Beispiel für Explizierung.

Die Leser des Zieltextes sind nämlich nicht alle mit der Kultur des Ausgangstextes vertraut

(Vandeweghe 2011: 36) und darum entscheidet sich der Übersetzer manchmal dafür, bestimmte

Begriffe expliziter zu machen. Ein Beispiel ist “Der Spiegel”. In einem originalen deutschen Text

verursacht dieser Begriff keine Probleme, denn alle Deutschen wissen, dass Der Spiegel ein

großes Nachrichtenmagazin in Deutschland ist. Niederländischsprachige Leser dagegen sind

wahrscheinlich nicht alle damit bekannt. Aus diesem Grund ist es möglich, dass der Übersetzer in

der Übersetzung hinzufügt, was Der Spiegel genau ist. So könnte in der Übersetzung stehen:

“Der Spiegel, een groot weekblad in Duitsland”. Solche Hinzufügungen sorgen dafür, dass die

Lektüre für die Leser der ZS einfacher wird. Der Übersetzer hat bewusst dafür optiert, den Lesern

zu helfen.

Andere Beispiele von Explizierung sind das Lösen der Doppelsinnigkeit im Text, das Ergänzen

von Ellipsen und eine häufigere Verwendung der Konnektoren (Vandeweghe 2011: 36).

2.2.2.3 Normalisierung

Laut Baker (1996: 176-177) gibt es Normalisierung (auf Englisch: Normalisation,

Standardisation oder Conservatism), wenn der Übersetzer sich auf typische Muster der ZS

richtet. Übersetzungen sind dadurch also sehr am Zielpublikum orientiert. Diese Anpassungen an

die Normen der ZS sind ein Versuch, negativen Transfer zu vermeiden, und können sogar zu

Hyperkorrektur führen (Vandeweghe 2011: 36). Der Übersetzter ist beim Übersetzen sehr

vorsichtig, denn er will unbedingt, dass die übersetzte Sprache der Zielsprache entspricht. Darum

will der Übersetzer sicher sein, dass er korrekte Formen produziert.

Ein Beispiel von Normalisierung ist die Vermeidung von Neologismen.

Page 25: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

25

2.2.2.4 Nivellierung

Das letzte universelle Merkmal, das Baker (1996) identifiziert hat, ist Nivellierung (auf Englisch:

levelling out). Damit meint Baker, dass es eine Tendenz gibt, bei der Übersetzungen einander

stärker ähneln als den Originaltexten. Laviosa (2002: 72) bezeichnet Nivellierung als Konvergenz

(auf Englisch: convergence) und beschreibt diese wie folgt: “The relatively higher level of

homogeneity of translation texts with regard to their own scores on given measures of universal

features” (Laviosa 2002: 72).

Nivellierung nimmt man zum Beispiel bei der lexikalischen Variation der ZS wahr (Vandeweghe

2011: 36). So soll es in Übersetzungen eine geringere lexikalische Variation geben.

2.2.3 Shining through

Die Hypothese von Shining through (auf Deutsch: Durchschimmerung) der Ausgangssprache

heißt: “In a translation into a given target language (TL), the translation may be oriented more

towards the source language (SL), i.e. the SL shines through” (Teich: 2003: 207). Damit sagt

Teich, dass Übersetzungen von der Ausgangssprache beeinflusst werden. Das kann manchmal

unbewusst und unberechtigt passieren.

Teich (2003) untersuchte die lexikogrammatischen Merkmale innerhalb Übersetzungen. Sie

stützte sich auf die Auffassung von unter anderem Baker. Diese sagt nämlich, dass die

sprachlichen Eigenschaften in Übersetzungen anders als die in originalen Texten der ZS sind. Um

diese Annahme zu bestätigen, analysierte sie ein Korpus, das Übersetzungen aus dem Englischen

ins Deutsche und aus dem Deutschen ins Englische enthielt. Sie behauptete, dass man zwei

mögliche Tendenzen in den Übersetzungen finden kann: Einerseits shining through der AS und

andererseits Normalisierung der ZS. Die Hypothese von shining through implizierte, dass die

lexikogrammatischen Charakteristika der AS in der ZS durchscheinen. Die Hypothese von

Normalisierung implizierte dann wieder eine übermäßige Verwendung der lexikogrammatischen

Charakteristika in der ZS.

Page 26: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

26

Die Ergebnisse der Analyse zeigten, dass shining through der AS öfter in den deutschen als in

den englischen Übersetzungen vorkam. Normalisierung der ZS gab es dann wieder öfter bei den

englischen Übersetzungen. Daraus kann gefolgert werden, dass die deutschen Übersetzungen sich

mehr von vergleichbaren originalen deutschen Texten unterscheiden als die englischen

Übersetzungen von ihren Originaltexten. Mit anderen Worten nähern sich die englischen

Übersetzungen des Zieltexts mehr an. Die deutschen Übersetzungen erlauben eine größere

Beeinflussung durch den Ausgangstext. Dieses shining through der AS sorgt dafür, dass die

Übersetzungen sich stärker von originalen Texten in derselben ZS unterscheiden. Laut Xiao

(2015: 140) ist die Sprache in Übersetzungen nicht genauso idiomatisch oder prototypisch wie in

Texten, die in der originalen Sprache geschrieben sind. Die übersetzte Sprache enthält tatsächlich

Abweichungen von der ZS. Die AS ist damit der Grund dieser Abweichungen. Shining through

hängt also mit Interferenz zusammen, denn es verursacht einen Einfluss der AS in

Übersetzungen.

Für die Korpusstudie dieser Arbeit würde shining through der AS bedeuten, dass man in den

deutschen Übersetzungen signifikant mehr Ersatzinfinitive findet, weil der Übersetzer geneigt ist,

die niederländischen Konstruktionen mit Ersatzinfinitiv zu übernehmen. Bei Normalisierung der

ZS dagegen erwartet man, dass der Übersetzer diese Ersatzinfinitive aus dem Niederländischen

vermeidet und eher die Sprachverwendungsregel befolgt, die sagt, dass man im Deutschen auch

ein Partizip II verwenden kann.

2.2.4 Unique items

Tirkkonen-Condits (2002) Hypothese von unique items sagt, dass Übersetzungen weniger unikale

Einheiten (unique items) als vergleichbare nichtübersetzte Texte derselben Sprache enthalten.

Ihre Hypothese wird auf Deutsch die Unikat-Hypothese genannt. Laut Tirkkonen-Condit

(2002: 208-209) sind diese unique items Begriffe oder Wendungen der AS, die in der ZS kein

direktes Äquivalent haben. Darum sind sie dann auch “unikal”. Sie weist jedoch darauf hin, dass

diese Elemente auf jeden Fall nicht unübersetzbar sind, sondern unterschiedlich von der ZS. Die

Idee wurde anhand einer Korpusstudie in finnischer Sprache geprüft. So untersuchte sie die

Frequenz der enklitischen Partikeln -kin (auf Deutsch: auch) und -han/-hän (auf Deutsch: doch)

Page 27: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

27

und die Frequenz der besonderen finnischen Modalverben wie uskaltaa (auf Deutsch: genug Mut

haben) und malttaa (auf Deutsch: genug Geduld haben). Es hat sich herausgestellt, dass diese

Partikeln und Modalverben weniger in den Übersetzungen als in den finnischen Originaltexten

vorkamen. Unikale Elemente wie diese Partikeln und Verben haben mit anderen Worten eine

niedrige Frequenz in übersetzten Texten. Tirkkonen-Condit spricht dann von einer

Unterrepräsentation dieser Elemente und weist darauf hin, dass diese Unterrepräsentation

während des Übersetzungsprozesses entstanden wurde.

In der vorliegenden Untersuchung wäre das der Fall, wenn sich herausstellen würde, dass in den

deutschen Übersetzungen signifikant weniger Partizipien II vorkommen als in den deutschen

Originaltexten. Das Partizip II wird dabei als eine “unikale Einheit” betrachtet, weil im

Niederländischen nur Ersatzinfinitive stehen können. Dadurch könnte es sein, dass der deutsche

Übersetzer diese Ersatzinfinitive im Zieltext bewusst oder unbewusst übernimmt.

2.2.5 Fallstudien

Schließlich werden in diesem Abschnitt kurz zwei Fallstudien vorgestellt, in denen originale und

übersetzte Sprache untersucht wurden. In den beiden Studien wurde ein grammatisches

Phänomen untersucht, was auch in der vorliegenden Arbeit der Fall ist.

2.2.5.1 Olohan & Baker

Bei der Korpusstudie von Olohan & Baker (2000) lag der Fokus auf dem Gebrauch der

englischen Konjunktion “that” in Nebensätzen. Dieser Gebrauch wurde sowohl in englischen

Originaltexten als auch in englischen Übersetzungen analysiert. Im Englischen ist es nämlich so,

dass es eine freie Wahl gibt: Entweder man benutzt “that” oder nichts.

Olohan & Baker (2000) sind der Frage nachgegangen, ob es einen Unterschied im Gebrauch

zwischen originalen und übersetzten Texten gab: Wird “that” in originalen englischen Texten

verfasst oder eher weggelassen, und ist das auch in den englischen Übersetzungen der Fall? Ziel

der Forschung war es, zu untersuchen, ob diese Konstruktionen mit oder ohne “that” von der

Page 28: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

28

übersetzten oder originalen Sprache beeinflusst werden. Anhand einer Korpusstudie wurde diese

Fragestellung analysiert.

Aus den Ergebnissen konnte man einen signifikanten Unterschied feststellen. So war die

Frequenz von Konstruktionen mit “that” vorwiegend höher in den englischen Übersetzungen als

in den englischen Originaltexten. Dieser Unterschied beweist, dass sich Übersetzungen

tatsächlich von Originaltexten in derselben Sprache unterscheiden. Mögliche Erklärungen dafür

hängen mit Explizierung, Interferenz und Normalisierung zusammen (Vandeweghe 2011: 34).

Explizierung bietet an erster Stelle eine Erklärung, weil Übersetzer nun einmal geneigt sind, den

Zieltext für ihr Zielpublikum deutlicher zu machen. Konstruktionen mit “that” sind expliziter als

die Konstruktionen ohne diese Konjunktion.

Interferenz ist auch eine Möglichkeit. Der Gebrauch von “that” ist im Englischen zwar optional,

aber das ist in den Sprachen, aus denen übersetzt wird, nicht immer der Fall. Da diese

Konjunktion schon in der AS anwesend ist, gibt es eine große Chance, dass sie in der englischen

Übersetzung beibehalten wurde, was zu Interferenz der AS führt.

Schließlich könnte Normalisierung auch eine Rolle spielen. Es könnte sein, dass der Übersetzter

sich für die sicherere Option entschied, nämlich die Konstruktion mit “that”, aus Angst, Fehler zu

machen.

2.2.5.2 De Sutter & Van de Velde

De Sutter & Van de Velde (2008) untersuchten in ihrer Studie die möglichen Unterschiede

zwischen originaler und übersetzter Sprache für das syntaktische Phänomen der

PP-Extraposition. PP steht für Präpositionalphrase, eine Konstituente, die aus mindestens einer

Präposition und einem Nomen besteht. Extraposition bedeutet in diesem Fall, dass die PP im

Nachfeld statt im Mittelfeld steht. Anhand eines Parallelkorpus Deutsch-Niederländisch

versuchten De Sutter & Van de Velde (2008), der Frage nachzugehen, ob sich ein

Übersetzungseffekt ergab.

Page 29: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

29

Ihre Befunde zeigten, dass in den deutschen Übersetzungen mehr PPs im Mittelfeld standen als in

den Originaltexten. Die Extraposition nimmt dadurch ab. Extraposition tritt im Deutschen

sowieso seltener auf als im Niederländischen, aber es ist bemerkenswert, dass sie in den

Übersetzungen noch seltener ist. De Sutter & Van de Velde (2008: 14) glaubten, dass

Normalisierung eine Erklärung bieten könnte. So könnten die Übersetzer sich dessen bewusst

sein, dass im Deutschen eine PP im Mittelfeld bevorzugt wird. Aus diesem Grund optieren die

Übersetzer für eine Anpassung an die ZS. Es ist wahrscheinlich auch so, dass viele

niederländische Präpositionalphrasen im Deutschen infolge des Kasus eine Nominalphrase

werden.

Auch bei den niederländischen Ergebnissen trat ein signifikanter Effekt auf. Der Prozentsatz von

PPs im Nachfeld sank in den Übersetzungen. Eine plausible Erklärung dafür ist die Interferenz

der AS (De Sutter & Van de Velde 2008: 13). Es ist bereits bekannt, dass die deutsche Sprache

PPs im Mittelfeld statt im Nachfeld bevorzugt. Dieser Vorzug wird dadurch in den

niederländischen Übersetzungen kopiert.

Sowohl bei Olohan & Baker als auch bei De Sutter & Van de Velde stellte sich heraus, dass

Normalisierung (Baker) und Interferenz der AS (Toury) die Unterschiede zwischen originaler und

übersetzter Sprache erklären können. In der Korpusstudie dieser Arbeit wird der Frage

nachgegangen, ob das auch bei Ersatzinfinitiven im originalen und übersetzten Deutsch der Fall

ist. In dem nächsten Kapitel wird die Methodologie für diese Studie ausführlicher besprochen.

3 METHODOLOGIE

In diesem Kapitel wird zunächst eine kurze Einführung in die Korpuslinguistik gegeben, danach

das in dieser Arbeit verwendete Korpus dargestellt und schließlich Forschungsmethode dieser

Korpusuntersuchung erläutert.

Page 30: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

30

3.1 KORPUSLINGUISTIK

Übersetzungen werden oft anhand eines Korpus analysiert. Mit Korpus bezeichnet man

heutzutage die Sammlung einer bestimmten Anzahl von Texten, die in elektronischer Form

verfügbar sind und die automatisch oder manuell analysiert werden können (Kruger 2002: 71).

Dabei kann es sich sowohl um geschriebenen als auch um gesprochenen Text handeln. Außerdem

können in einem Korpus verschiedene Quellen, Themen und Produzenten vorkommen. Die

Benutzung eines Korpus macht es möglich, das Übersetzen und das Übersetzungsverfahren

besser zu untersuchen und zu beschreiben (Olohan & Baker 2000: 142). Die sogenannte

Korpuslinguistik wurde erstmals am Ende der neunziger Jahre als eine spezifische Disziplin

innerhalb der Sprachwissenschaft betrachtet. Sie bedeutete den Anfang einer neuen Ära. Diese

relativ junge Teildisziplin der Korpuslinguistik hat sich in den letzten Jahren dank der immer

besser werdenden Technologien stark entwickelt. So gibt es heutzutage viele

Softwaremöglichkeiten (z.B. Annotationswerkzeuge, Software für die Verarbeitung von

Dokumenten und Konkordanz-Programme), die eine fortschrittlichere Forschung von Korpora

ermöglichen. Die Korpuslinguistik ist so im Laufe der Jahre von großer Bedeutung geworden und

leistet viele Beiträge zur Sprachwissenschaft.

Laviosa (2003) definiert die korpusbasierte Übersetzungswissenschaft wie folgt:

“Corpus-based Translation Studies (CTS) can be defined as the branch of the discipline that uses corpora of

original and/or translated text for the empirical study of the product and process of translation, the

elaboration of theoretical constructs and the training of translators.” (Laviosa 2003: 45)

In dieser Arbeit werden die Daten anhand einer korpusbasierten Studie untersucht. In dem

nächsten Abschnitt wird das Korpus dieser Masterarbeit ausführlicher besprochen.

3.2 KORPUS DIESER ARBEIT

Um die Konkurrenz zwischen Ersatzinfinitiv und Partizip II zu prüfen, wird mit einem

Parallelkorpus Deutsch-Niederländisch gearbeitet. Das Parallelkorpus wurde aus verschiedenen

literarischen Fiktionsromanen und ihren entsprechenden direkten Übersetzungen

Page 31: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

31

zusammengestellt. Alle Romane wurden aligniert, was bedeutet, dass die verschiedenen Sätze aus

dem Ausgangstext mit ihrer korrespondierenden Übersetzung verbunden werden. Einerseits gibt

es im Korpus sieben Romane, die in der deutschen Sprache verfasst wurden. Andererseits gibt es

neun Romane, die wiederum von niederländischsprachigen Schriftstellern geschrieben worden

sind. Neben den Ausgangssätzen stehen die korrespondierenden deutschen Übersetzungen, die

die Gruppe der deutschen Zieltexte bilden. Alle Romane im Korpus sind zwischen dem Ende der

siebziger Jahre und dem Anfang des 21. Jahrhunderts verfasst wurden, was die Vergleichbarkeit

zwischen den Texten vergrößert. Außerdem sind alle Romane im Korpus als Word-Datei

verfügbar. Mithilfe einer Korpusuntersuchung kann geprüft werden, ob es in der Praxis

tatsächlich Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch bezüglich des EI gibt.

In der untenstehenden Tabelle werden alle benutzten Romane und ihre korrespondierenden

Übersetzungen aufgelistet. Darin werden der Titel des Romans/der Übersetzung, die

SchriftstellerInnen/ÜbersetzerInnen und das Datum der Erstaufgabe erwähnt.

Deutscher Roman Niederländische Übersetzung

1 Das Parfum - Patrick Süskind (1985) Het parfum - Ronald Jonkers (1985)

2 Der Tangospieler - Christoph Hein (1989) De tangospeler - Wil Hansen (1990)

3 Kalt ist der Abendhauch - Ingrid Noll (1996) De avondbries - Elly Schippers (1998)

4 Die Letzten - Katja Lange-Müller (2000) De laatsten - Hilde Keteleer und Els Snick (2004)

5 Im Krebsgang - Günter Grass (2002) In krabbengang - Jan Gielkens (2002)

6 Lagerfeuer - Julia Franck (2003) Kampvuur - Hilde Keteleer (2004)

7 Vienna - Eva Menasse (2005) Vienna - Corry van Bree (2005)

Niederländischer Roman Deutsche Übersetzung

1 Het verlangen - Hugo Claus (1978) Jakobs Verlangen - Rosemarie Still (1993)

2 De renner - Tim Krabbé (1978) Das Rennen - Susanne George (2006)

3 De vierde man - Gerard Reve (1981) Der vierte Mann - Jürgen Hillner (1993)

Page 32: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

32

4 Het dolhuis - Boudewijn Büch (1987) Das Tollhaus - Helmut Mennicken und Marie Thérèse

Schins-Machleidt (1989)

5 De elementen - Harry Mulisch (1988) Die Elemente - Martina den Hertog-Vogt (1988)

6 Het volgende verhaal - Cees Nooteboom (1991) Die folgende Geschichte - Helga van Beuningen (1991)

7 De virtuoos - Margriet de Moor (1993) Der Virtuose - Helga van Beuningen (1994)

8 Aimez-vous les moules? - Guido van Heulendonk

(1998)

Aimez-vous les moules? - Ulrike Vogl (1998)

9 Marcel - Erwin Mortier (1999) Marcel - Waltraud Hüsmert (2001)

3.3 DATEN

In diesem Abschnitt wird besprochen, wie die Auswahl der Daten verlaufen ist. Zunächst wurde

bestimmt, welche Sätze aus dem Korpus selektiert wurden. Um die meisten Ergebnisse erzielen

zu können, habe ich beschlossen, alle deutschen und niederländischen Satzkonstruktionen, in

denen ein Ersatzinfinitiv oder ein mit diesem konkurrierendes Partizip II vorkam, zu selektieren.

Die Sätze sollten den folgenden Bedingungen entsprechen:

1. Der Satz steht in einem zusammengesetzten Tempus.

2. Der Satz enthält einen vielgliedrigen Verbalkomplex, d.h. mindestens 3 verschiedene

Verben. Er enthält ein perfektivierendes Hilfsverb, ein Vollverb und einen EI oder ein PII

in einem Haupt- oder Nebensatz.

3. Die Konstruktion wird im Ausgangstext und/oder Zieltext gefunden.

Bei der Suche nach Belegmaterial für die Verben hören, sehen, fühlen und lassen habe ich

jeweils die genaue Wortform des Ersatzinfinitivs (z.B. hören) oder des Partizips II (z.B. gehört)

verschiedene Suchaufträge eingegeben. Innerhalb jedes Romans wurde gesucht nach z.B. hören

für Ersatzinfinitive und gehört für Partizipien. Die Sätze, die den obenstehenden Bedingungen

entsprechen, wurden für die Untersuchung selektiert. Dasselbe Verfahren wurde für die Verben

Page 33: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

33

sehen, fühlen und lassen durchgeführt. Schließlich wurde auch nach den entsprechenden

niederländischen Verben gesucht: horen, zien, voelen und laten.

Die Daten wurden in einer Excel-Datei verarbeitet. Darin wurden die extrahierten Daten pro

Roman aufgelistet und gespeichert. Die Liste sieht wie folgt aus: In der ersten Spalte stehen die

verschiedenen Titel der Romane mit daneben in der zweiten und dritten Spalte eine Liste der

deutschen und niederländischen Sätze pro Verb.

Abbildung 3: Die Daten in Excel

Page 34: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

34

4 ERGEBNISSE

In diesem Kapitel wird dargestellt, zu welchen Ergebnissen die Untersuchung geführt hat. Zuerst

werden einige allgemeine Beobachtungen gemacht. Danach werden die Ergebnisse pro Verb

ausführlicher analysiert. Zuerst werden die Verben im originalen Deutschen analysiert und

danach die Verben in den deutschen Übersetzungen aus dem Niederländischen.

4.1 ALLGEMEIN

Anhand des oben genannten Suchmusters werden im erforschten Parallelkorpus insgesamt 225

Übersetzungspaare gefunden. Diese Sätze entsprechen den Bedingungen aus Abschnitt 3.3. In der

unten angeführten Tabelle stehen die Ergebnisse, die die Korpusuntersuchung pro Verb gebracht

hat.

Verb Originales Deutsch

(DT NL)

Übersetztes Deutsch

(NL DT)

Insgesamt

Anzahl % Anzahl % Anzahl %

hören 7 5,65% 16 15,84% 23 10,22%

sehen 16 12,90% 25 24,75% 41 18,22%

fühlen 0 0% 1 1% 1 0,44%

lassen 101 81,45% 59 58,41% 160 71,11%

Insgesamt 124 100% 101 100% 225 100%

Tabelle 1: Anzahl der gefundenen Konstruktionen im Parallelkorpus

Die Tabelle wird aufgeteilt in eine Spalte für das originale Deutsch (OD), eine für das übersetzte

Deutsch (ÜD) und eine für das Gesamtergebnis. Links stehen jeweils die absoluten Zahlen und

rechts die entsprechenden Prozentsätze. Alle Prozente in der vorliegenden Untersuchung wurden

auf zwei Dezimalstellen gerundet.

Wenn man diese Daten grafisch vorstellt, ergibt sich das folgende Resultat:

Page 35: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

35

Abbildung 4: Anzahl der Ergebnisse pro Verb für OD und ÜD

Der gesamte Prozentsatz des Verbs lassen (OD + ÜD) entspricht 71,11%, während die für hören

und sehen 10,22% beziehungsweise 18,22% beträgt. Da für fühlen nur ein relevanter Beleg

gefunden wurde, wird das Verb weiter nicht in der Analyse berücksichtigt. Insgesamt stellen die

Verben (hören + sehen + fühlen + lassen) 55,11% im OD-Korpus der untersuchten Gesamtzahl

dar, während die Verben im ÜD-Korpus 44,88% vertreten.

Quantitativ gesehen fällt es auf, dass das Verb lassen fast drei Viertel der Anzahl vertritt und

damit die größte Gruppe bildet. Die Ergebnisse für die Wahrnehmungsverben sehen, hören und

fühlen sind niedriger, insbesondere für fühlen gibt es nur einen Treffer. Was dabei auch auffällt,

ist, dass es für die Wahrnehmungsverben mehr Ergebnisse im übersetzten Deutsch als im

Originaldeutsch gab. Für hören sind das 5,65% im OD gegenüber 15,84% im ÜD und für sehen

12,90% im OD gegenüber 24,75% im ÜD. Dieser Prozentsatz steigt bei beiden Verben um etwa

10%. Bei lassen gilt dann wieder das Gegenteil: Im Originaldeutsch werden mehr Belege

herausgezogen, d.h. 81,45% im OD gegenüber 58,41% im ÜD, was mit einer Abnahme um etwa

23% übereinkommt.

hören (7)

sehen (16)

fühlen (0)

lassen (101)

Originales Deutsch

hören (16)

sehen (25)

fühlen (1)

lassen (59)

Übersetztes Deutsch

Page 36: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

36

Schließlich werden in Tabelle 2 die absolute mit der normierten Häufigkeit verglichen. Für die

normierte Häufigkeit wird die absolute Häufigkeit durch den Korpusumfang geteilt und mit

1.000.000 multipliziert.

Verb Umfang OD-Korpus:

940.651 Wörter

Umfang ÜD-Korpus:

685.906 Wörter

Abs. Häufigkeit Norm. Häufigkeit

1 Million Wörter

Abs. Häufigkeit Norm. Häufigkeit

1 Million Wörter

hören 7 7,44 16 23,33

sehen 16 17,01 25 36,45

fühlen 0 0 1 1,46

lassen 101 107,37 59 86,02

Insgesamt 124 131,82 101 147,25

Tabelle 2: Absolute und normalisierte Häufigkeit pro Verb

In den nächsten Abschnitten werden für jedes Verb die Ergebnisse ausführlicher besprochen und

analysiert. In der Analyse werden die erzielten Ergebnisse mit einigen Belegen bestätigt. Die

vollständige Liste von Belegen befindet sich in der Anlage (Abschnitt 7).

4.2 ANALYSE ORIGINALDEUTSCH

Für die Analyse der deutschen Ausgangssätze werden die entsprechenden niederländischen

Zielsätze in der Regel nicht berücksichtigt, weil der Fokus dieser Untersuchung auf der deutschen

Sprache liegt. In der Tabelle werden die niederländischen Zielsätze erwähnt, um die vorliegende

Übersicht zu vervollständigen. Sie zeigen nur, wie viel Mal ein EI in den niederländischen

Zielsätzen gefunden wurde im Gegensatz zu den deutschen Ausgangssätzen ohne EI.

Die Tabelle mit den Ergebnissen wird in sechs verschiedene Kategorien aufgeteilt:

Page 37: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

37

PII a.K.

= Anzahl der Belege, in denen im DT Ausgangssatz ein PII und im NL Zielsatz kein EI

stand.

EI a.K.

= Anzahl der Belege, in denen nur im DT Ausgangssatz ein EI stand und nicht im NL

Zielsatz.

EI = EI

= Anzahl der Belege, in denen sowohl im DT Ausgangssatz als auch im NL Zielsatz ein

EI stand.

PII EI

= Anzahl der Belege, in denen im DT Ausgangssatz ein PII und im NL Zielsatz ein EI

stand.

a.K. EI

= Anzahl der Belege, in denen es im DT Ausgangssatz weder ein PII noch ein EI und im

NL Zielsatz ein EI stand.

Außerdem sollte man bemerken, dass die Nummerierung der Belege in der Analyse sich bezieht

auf die Liste von Belegen in der Anlage.

4.2.1 Hören

HÖREN DT NL

Kategorie PII a.K. EI a.K. EI = EI PII EI a.K. EI

Anzahl 0 2 2 1 2

In der obenstehenden Tabelle steht die Anzahl der gefundenen Belege für hören im Korpus

Deutsch-Niederländisch. In der Anlage sind das die Belege mit den Nummern 1-7. Insgesamt gab

es für hören 4 Belege mit einem EI und einen Beleg mit einem PII.

3 der 4 Belege, in denen hören als EI funktionierte, enthielten das Verbpaar sagen hören, wie im

Beleg (4). Der vierte Satz mit hören als EI ist (6):

Page 38: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

38

(4) An der Essensausgabe habe ich jemanden sagen hören, daß in den fünfziger Jahren

Schilder an den Wänden hingen.(aus “Lagerfeuer”)

(6) Andererseits, höhnte er: ein solches Trumm hätte sie wahrscheinlich überall

aufschlagen hören. (aus “Vienna”)

Es gab einen Beleg, in dem das PII gehört benutzt wurde, nämlich Beleg (7):

(7) „Ich habe Sie gar nicht kommen gehört“, stotterte ich und stand auf. (aus “Lagerfeuer”)

4.2.2 Sehen

SEHEN DT NL

Kategorie PII a.K. EI a.K. EI = EI PII EI a.K. EI

Anzahl 0 3 7 3 3

Insgesamt wurden im erforschten OD-Korpus 16 Belege für sehen extrahiert (in der Anlage

entsprechen sie den Nummern 8-23). Davon gab es 10 Belege, in denen dieses Verb als EI

verwendet wurde. Dreimal tauchte die Verbkombination weinen sehen auf, wie im Beleg (8):

(8) Nie wieder habe ich sie so weinen sehen. (aus “Im Krebsgang”)

Andere Infinitive die in Kombination mit EI sehen standen, waren: lachen, tanzen, treiben,

laufen, rennen, fahren, kommen und sitzen.

In 3 Belegen dagegen wurde das PII gesehen gefunden.. Das war der Fall bei (21), (22) und (23).

(21) Die meiste Zeit der vergangenen zwei Tage hatte ich ihn auf einem Stuhl sitzen

gesehen, mit nach hinten gelehntem Kopf, um das Bluten seiner Nase zu stillen.

(aus “Lagerfeuer”)

Page 39: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

39

(22) Zwischendurch war es ihm schlecht gegangen, das wußte sie, die ihn seit

Jahrzehnten kannte, aber nachdem sie ihn einmal, mitten in der ganz schlechten Zeit, im

Café Johann Strauß sitzen gesehen hatte, waren ihre Sorgen leichter geworden.

(aus “Vienna”)

(23) Und als der Marquis gegen Mittag Nachforschungen anstellen ließ, schworen die

Wachen Stein und Bein, sie hätten zwar alle möglichen Leute die Stadt verlassen

gesehen, nicht aber jenen bekannten Höhlenmenschen, der ihnen ganz bestimmt

aufgefallen wäre. (aus “Das Parfum”)

Die Entscheidung für ein PII statt EI war nicht von einem Schriftsteller abhängig, denn die drei

Sätze wurden in drei verschiedenen Romanen gefunden. Dabei fällt auf, dass das PII zweimal

zum Verb sitzen auftauchte, nämlich in (21) und (22). Im Gegensatz dazu wurde die Option mit

einem EI, nämlich sitzen sehen, nur einmal im Korpus gefunden, vgl. (20):

(20) Rita, die neu- iund [sic] auch sonst gierige Rita hatte den dunkeläugigen,

breitschultrigen Reiner oft stundenlang neben dem stumm Kette rauchenden Patienten

Manfred im Gang sitzen sehen,(…). (aus “Die Letzten”)

4.2.3 Lassen

LASSEN DT NL

Kategorie PII a.K. EI a.K. EI = EI PII EI a.K. EI

Anzahl 0 24 39 0 38

Im erforschten Korpus wurden insgesamt 101 Belege für lassen extrahiert. Sie werden in der

Anlage mit den Nummern 24-124 angedeutet. Wenn man die Ergebnisse für lassen beobachtet,

fällt es zunächst auf, dass das PII gelassen nicht einmal in den deutschen Ausgangssätzen

vorkam. Daraus könnte man schon schließen, dass der EI lassen bevorzugt wird. Diese

Beobachtung entspricht der theoretischen Kategorisierung der IPP-Verben (siehe S. 13). Darin

fällt lassen unter die Verben, bei denen der Gebrauch eines Ersatzinfinitivs viel häufiger ist als

der Gebrauch eines Partizips II.

Page 40: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

40

Es ist außerdem interessant, sich mit der Abfolge der Verben im Roman “Vienna” eingehender zu

befassen. In 4 Belegen wurde nämlich eine ungewöhnliche Abfolge entdeckt, die bereits in

Abschnitt 2.1.3.3 erwähnt wurde. Normalerweise steht das finite Hilfsverb nicht zwischen den

zwei Infinitiven, aber bei diesen Belegen war das trotzdem der Fall. Diese Abfolge wurde in den

Belegen (74), (78), (85) und (87) festgestellt:

(74) Mit fortschreitendem Alter hatte mein Großvater, der seine Ablehnung anderer

Menschen bis dahin durch Ignoranz, maximal durch hämische Bemerkungen erkennen

hatte lassen, einen offensiven Haß auf seine Schwester Gustl entwickelt, der seinen

Höhepunkt im inflationären Gebrauch von »altes Scheißgesicht« fand.

(78) So wurde er bloß zum Teschek des Kaffee-Importeurs, der ihn nur »rennen hat

lassen«, wie mein Vater viel später schuldbewußt sagte, und der ihm desto mehr die

Prämien kürzte, je erfolgreicher mein Großvater war.

(85) »Das war doch eigentlich wegen der Emanzenrevolte«, wandte leise mein älterer

Vetter ein, der sich noch immer dafür schämte, daß er meinen Bruder gehen hatte lassen,

selbst aber geblieben war.

(87) Wieder wollte er am liebsten los, ihr Grab besuchen und sehen, was dieser Herbert

draufschreiben hatte lassen, »Katzi« oder doch ihren niemals von irgendwem

gebrauchten richtigen Namen.

Diese Verbabfolge kann eine grammatische Besonderheit des Deutschen in Österreich sein, wo

Eva Menasse, die Schriftstellerin des Romans “Vienna”, aufwuchs.

IJbema (1997: 146) hat kurz in einer Fußnote diese Abfolge erwähnt und sagt dazu, dass diese

vor allem in süddeutschen Varianten vorkommen kann. Im Hinblick darauf habe ich überprüft, ob

das auch im österreichischen Deutsch der Fall sein könnte. So gibt Stubkjær (1993: 47) an, dass

es sich tatsächlich um eine Variante des Reihenfolgeprinzips handelt. Die Beispiele, die er dafür

anführt, entdeckte er in einem Wiener Wochenmagazin und in einem Roman des österreichischen

Schriftstellers Thomas Bernhard. In seinen Studien stellte sich heraus, dass die Verbabfolge

Infinitiv – finites Hilfsverb – Ersatzinfinitiv ausschließlich erscheint, wenn der Ersatzinfinitiv ein

Modalverb oder das Verb lassen ist. Für sehen hatte er keine Beispiele gefunden, was darauf

hindeuten kann, dass diese Reihenfolge bei Wahrnehmungsverben nicht vorkommt.

Page 41: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

41

Weiterhin bestätigt Stubkjær (1993: 51), dass diese Abfolge der Verben sowohl in der

gesprochenen als auch in der schriftlichen österreichischen Sprache gebräuchlich ist und “eine

Modifizierung oder Modalisierung des Hauptverbs” betrifft.

Dass Menasse Österreicherin ist, erklärt, warum diese Abfolge im Korpus gefunden wurde. Alle

anderen Schriftsteller sind/waren in Deutschland beschäftigt.

4.2.4 Besprechung

Insgesamt gab es im OD-Korpus 4 Belege mit PII gegenüber 77 Belegen mit EI (= die

Kategorien “EI a.K.” + “EI = EI”). Damit ist es deutlich, dass das PII im originalen Deutsch

nicht viel benutzt wird. Die 4 Fälle, in denen das PII vorkam, waren die Verbkombinationen:

kommen gehört (1)

sitzen gesehen (2)

verlassen gesehen (1)

Daneben kamen manche Ersatzinfinitive mehr als einmal zu einem bestimmten Infinitiv vor:

sagen hören (3)

weinen sehen (3)

bauen lassen (3)

blicken lassen (3)

erkennen lassen (2)

fallen lassen (2)

gefallen lassen (2)

gehen lassen (2)

kommen lassen (2)

mitgehen lassen (2)

sich scheiden lassen (3)

Der Gebrauch eines EI ist darum bei diesen Verben wahrscheinlich viel üblicher als ein PII.

Page 42: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

42

4.3 ANALYSE ÜBERSETZTES DEUTSCH

Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der Analyse der deutschen Zielsätze. Um das übersetzte

Deutsch gut analysieren zu können, wird auch das Originalniederländisch berücksichtigt und

überprüft, inwieweit es Ähnlichkeiten oder Unterschiede zwischen der Originalsprache und der

Übersetzung gibt.

Für die Darstellung der Ergebnisse werden dieselben Kategorien benutzt, nur die Sprachrichtung

ändert sich.

a.K. PII

= Anzahl der Belege, in denen im NL Ausgangssatz kein EI, aber dafür im DT Zielsatz

ein PII stand.

a.K. EI

= Anzahl der Belege, in denen im NL Ausgangssatz kein EI stand, aber dafür im DT

Zielsatz ein EI.

EI = EI

= Anzahl der Belege, in denen sowohl im NL Ausgangssatz als auch im DT Zielsatz ein

EI stand.

EI PII

= Anzahl der Belege, in denen im NL Ausgangssatz ein EI und im DT Zielsatz ein PII

stand.

EI a.K.

= Anzahl der Belege, in denen im NL Ausgangssatz ein EI und im DT Zielsatz kein EI

stand.

4.3.1 Hören

HÖREN NL DT

Kategorie a.K. PII a.K. EI EI = EI EI PII EI a.K.

Anzahl 0 1 9 0 6

Page 43: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

43

Für das Verb hören gab es die geringste Anzahl von Belegen. Insgesamt wurden im Korpus

Niederländisch-Deutsch 16 Belege für hören extrahiert. In der Anlage entsprechen sie den

Nummern 125-140.

In 10 Belegen wurde hören als EI benutzt. Für 9 dieser Belege gab es im niederländischen

Ausgangssatz auch schon einen EI, was darauf hinweist, dass die Übersetzer vielleicht diese

Struktur in ihre Übersetzung übernommen haben. Außerdem gab es im Korpus keinen Beleg, in

dem im deutschen Zielsatz das PII zusammen mit einem Infinitiv stand.

Es fällt auf, dass in 8 der 10 Belegen hören als EI bei einem Verb des Sagens gefunden wurde.

Davon gab es dreimal hören in Kombination mit sagen. Diese Belege sind (138), (139) und

(140).

(138) »Ich habe einen Pathologen sagen hören, daß das wehtut.«

(aus “Het volgende verhaal”)

(139) Ja, Onderdijk oder einen Namen dieser Art hatte ich sie, wie ich meinte, am Telefon

sagen hören. (aus “De vierde man”)

(140) (…) sollten derjenige, der vorhin angerufen hatte und zu dem ich Christine

»Schatz« hatte sagen hören, und der »liebste Hermann« im Brief aus Düsseldorf, ein und

dieselbe Person sein ... zu der sie hinfahren würde, am kommenden Wochenende ...?

(aus “De vierde man”)

Daneben wurde hören als EI noch bei 2 anderen Verben des Sagens festgestellt, nämlich bei

schreien und erzählen. Vielleicht könnte singen auch hinzugefügt werden. All den Verben ist

gemeinsam, dass sie eine Art der Kommunikation zum Ausdruck bringen.

(127) Unglaublich gewandt in den ausgeschriebenen Acciaccaturen, ja, ich weiß nicht, ob

du ihn schon mal Mare crudele hast singen hören ...« (aus “De virtuoos”)

(128) »Du hast mich also schon als Kind singen hören«, sagt er. (aus “De virtuoos”)

(130) Brit hat sie schreien hören. (aus “Het dolhuis”)

(133) (…), aber wer hat Patrick je einen Witz erzählen hören? (aus “Het verlangen”)

Page 44: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

44

Die übrigen 3 Belege mit EI hören waren:

(126) Und, ja, zum Teufel, die Cellisten, hast du diese Idioten spielen hören?«

(aus “De virtuoos”)

(136) Cyriel hatte mich hereinkommen hören. (aus “Marcel”)

(137) (…) er habe seine Motoren unter sich sterben hören, (aus “Het volgende verhaal”)

Schließlich gab es 6 Sätze, in denen im Deutschen weder mit einem EI noch mit einem PII

übersetzt worden ist. Diese Belege werden in der untenstehenden Tabelle wiedergegeben. In der

linken Spalte befindet sich den niederländischen Ausgangssatz und in der rechten Spalte den

korrespondierenden deutschen Zielsatz.

NL Original DT Übersetzung

(125) Dat heb je hem nog nooit horen zeggen.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

Das sagt er sonst nie.

(132) 'Ik heb horen zeggen dat zijn hele familie

bij een busongeluk is omgekomen; (aus

“Het dolhuis”)

«Ich habe gehört, daß seine ganze

Familie bei einem Busunglück ums Leben

gekommen ist;

(134) Hij mompelde iets, maar Michel hoorde

het o zo duidelijk, want hij had het

Rikkebot-zaliger zo vaak horen zeggen:

(aus “Het verlangen”)

Er murmelte was, aber Michel hörte es

nur zu deutlich, denn der selige Rikkebot

hatte es so oft gesagt:

Im Beleg (125) gibt es eine perfekte Zeit im Original und ein Präsens in der Übersetzung. Der

niederländische EI “horen” wird nicht übersetzt. Das ist auch in (134) der Fall. Sowohl

Ausgangssatz als Zielsatz stehen zwar im Perfekt, aber in der deutschen Übersetzung findet man

keinen EI. Eine Formulierung nur mit sagen reicht, denn mit den beiden Übersetzungen geht

einen Perspektivenwechsel vom Empfänger zum Sender einher. In (125) ändert sich “hem” in

“er”. Der Empfänger der Nachricht (“je”), und gleichzeitig das Subjekt des Ausgangssatzes, wird

in der Übersetzung weggelassen, während der Sender das Subjekt wird. In (134) ist im

Ausgangssatz “hij” der Empfänger, während “Rikkebot-zaliger” der Sender ist. Der Sender wird

im Zielsatz zum Subjekt und der Empfänger wird weggelassen.

Page 45: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

45

In (132) beobachtet man, dass der Übersetzer das Verb sagen weglässt und hören behalten hat.

Hören wird dabei im Perfekt konjugiert. Hier gibt es keinen Perspektivenwechsel. Sowohl im

Original als auch in der Übersetzung geht die Wahrnehmung durch den Empfänger. Der

Empfänger (“ik”/“ich”) bleibt das Subjekt des Satzes.

NL Original DT Übersetzung

(129) Hoe vaak heb ik, wanneer de zon was

ondergegaan, de vrienden, de

geroutineerde spelers ons huis niet horen

binnenkomen om zich naar de kamer op

het westen te begeven? (aus “De virtuoos”)

Wie oft habe ich nach Sonnenuntergang

gehört, wie die Freunde, die routinierten

Spieler, in unser Haus kamen, um sich in

das nach Westen gelegene Zimmer zu

begeben!

(131) Brit heeft papa horen schelden. (aus “Het

dolhuis”)

«Brit hat gehört, wie Papa schimpfte.

Bei den Belegen (129) und (131) fällt es auf, dass der deutsche Übersetzer sich dafür entschieden

hat, den Verbalkomplex “heb horen binnenkomen” aufzuteilen und einen Nebensatz zu benutzen.

Das Verb hören steht im Hauptsatz und wird im Perfekt konjugiert. Danach folgt ein Relativsatz,

der vom Relativadverb “wie” eingeleitet wird. In diesem Relativsatz wird “binnenkomen” als

“kommen in” übersetzt und ins Präteritum gesetzt. Dasselbe Verfahren wird im Beleg (28)

angewendet. Hören steht im Hauptsatz im Perfekt, während das andere Verb, schimpfen in

diesem Fall, in einem von “wie” eingeleiteten Nebensatz steht.

Der Gebrauch des Relativadverbs “wie” sorgt dafür, dass der Fokus in der deutschen

Übersetzung eher auf der Art und Weise der Aktion liegt. “Wie” expliziert auf welche Art und

Weise etwas passiert.

NL Original DT Übersetzung

(135) Katten eten ook elke dag hetzelfde, net

als de leeuwen in de dierentuin, en ik heb

ze nog nooit horen klagen. (aus “Het

volgende verhaal”)

Katzen essen auch jeden Tag das gleiche,

ebenso die Löwen im Zoo, und ich habe

noch nie eine Beschwerde von ihnen

gehört.

Page 46: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

46

Schließlich hat der Übersetzer in (135) das niederländische Verb “klagen” mit dem Substantiv

“eine Beschwerde” übersetzt und hat so die Konstruktion mit EI vermieden. Hören steht dabei im

Perfekt.

4.3.2 Sehen

SEHEN NL DT

Kategorie a.K. PII a.K. EI EI = EI EI PII EI a.K.

Anzahl 1 2 11 0 11

Im erforschten ÜD-Korpus gab es insgesamt 25 Belege für sehen. In der Anlage werden sie mit

den Nummern 141-165 angedeutet.

Im Korpus gab es nur einmal einen Satz, in dem ein PII anstelle eines EI benutzt wurde (141).

NL Original DT Übersetzung

(141) zijn schoonzus en Jean-Marc, een

Siamees wezen dat, neuzen aan

weerszijden in de koker van een

lucifersdoosje geduwd, proestend en met

de handen op de rug gebonden aan hem

voorbijdanste.(aus “Aimez-vous les moules?”)

Seine Schwägerin und Jean-Marc als

siamesisches Wesen, dessen Nasenflügel

sich in die Hülle einer Streichholz-

schachtel zwängten. Prustend und mit am

Rücken zusammengebundenen Händen

hatte er sie vorbeitanzen gesehen.

In (141) wird “voorbijdanste” mit “hatte (…) vorbeitanzen gesehen” übersetzt. Der Übersetzer

hat sich damit für das PII gesehen und nicht für den EI sehen entschieden.

Im Korpus wurden insgesamt 13 Sätze gefunden, in denen es sehen als EI in der deutschen

Übersetzung gab. In (142) gibt es sowohl einen EI im Ausgangssatz als auch im Zielsatz. Das

war bei allen anderen Belegen außer Beleg (143) auch der Fall. In (143) steht im Originalsatz

“heb (…) gezien”, während man im Zielsatz mit “hab (…) kommen sehen” übersetzt hat.

NL Original DT Übersetzung

(142) Misschien dreigde er een gevaar, ten Vielleicht drohte eine Gefahr, immerhin

Page 47: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

47

slotte hebben mensen je de zee in zien

gaan. (aus “De elementen”)

haben dich Leute ins Meer gehen sehen.

(143) Ik heb dat van in het begin gezien,' zei

Louise, 'dat vrouwmens, met al haar

trucs, dat is niets voor onze Antoine. (aus

“Marcel”)

»Ich hab das immer schon kommen

sehen«, sagte Louise.

Daneben gab es auch 11 Sätze, in denen im Niederländischen zwar ein EI stand, der aber ins

Deutsche weder mit EI sehen noch mit PII gesehen übersetzt worden ist. Die Übersetzer haben

bewusst oder unbewusst den niederländischen Satz ein wenig anders formuliert.

Die untenstehenden Beispiele zeigen die deutschen Übersetzungen ohne EI im Vergleich zu den

Sätzen im Ausgangstext mit EI.

NL Original DT Übersetzung

(155) Enkele dagen voor ik Charly Gaul met de

gele trui het Parc des Princes had zien

binnenrijden, was er een nieuwigheid

geweest in de Tour: (aus “De renner”)

Einige Tage bevor ich Charly Gaul mit

dem Gelben Trikot in den Parc des

Princes hineinfahren sah, gab es bei der

Tour ein Novum:

(156) 'Dat heb ik jaren zien aankomen,

Winkler.

(aus “Het dolhuis”)

«Das hab ich seit Jahren schon erwartet,

Winkler.

(157) Dat had ik haar nooit zien doen.

(aus “Marcel”)

Das hatte ich bei ihr noch nie gesehen.

In (155) wurde “had zien binnenrijden” mit “hineinfahren sah” übersetzt. Im Beleg (156) hat der

Übersetzter “heb (…) zien aankomen” mit “hab (…) erwartet” übersetzt. In (157) wurde “doen”

weggelassen und nur mit “sehen” übersetzt. Dadurch wurde die Aktion (“doen”) nicht länger

betont. Zusätzlich wird die Präposition “bei” in der Übersetzung hinzugefügt.

Im Korpus gab es für sehen auch Zielsätze, in denen aufs Neue das Relativadverb “wie” vorkam.

Die Verwendung des Relativadverbs sorgt dafür, dass der Verbalkomplex getrennt und verteilt

wird über einen Hauptsatz und einen Nebensatz. Beispiele davon sind die Belege (158), (159)

und (160).

Page 48: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

48

NL Original DT Übersetzung

(158) Ook haar heb je niet zien binnenkomen.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

Du hast gar nicht gesehen, wie sie

reingekommen ist.

(159) je hebt haar door de kralen zien komen,

(…) (aus “Aimez-vous les moules?”)

du hast gesehen, wie sie durch den

Perlenvorhang kommt, (…)

(160) “Wat hebt ge gespeeld, hoeveel hebt ge

verloren, hebt ge niet één keer een

schone slag geslagen of tenminste zien

gebeuren?" (aus “Het verlangen”)

»Was hast du gespielt, wieviel hast du

verloren, hast du nicht wenigstens einmal

alle Stiche gekriegt oder mindestens

gesehen, wie es,[sic] passiert ist?«

Sehen steht jedes Mal im Hauptsatz und wird im gleichen Tempus sowie im Ausgangssatz

konjugiert. Der andere Infinitiv (in den Beispielen sind das reinkommen, kommen und passieren)

steht im Nebensatz. Dieser Nebensatz ist ein Relativsatz, eingeleitet mit “wie”.

4.3.3 Lassen

LASSEN NL DT

Kategorie a.K. PII a.K. EI EI = EI EI PII EI a.K.

Anzahl 1 13 29 1 15

Schließlich gab es für lassen 59 Belege im ÜD-Korpus. Sie entsprechen in der Anlage den

Nummern 167-225.

Zunächst wurden 2 Belege gefunden, in denen das Partizip II gelassen vorkam. Diese 2 Belege

sind (167) und (168).

NL Original DT Übersetzung

(167) Ze had ze laten staan tot het werkelijk

geen gezicht meer was.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

Sie hatte sie stehen gelassen, solange es

ging.

(168) Je liet alles vallen - (…)

(aus “Het dolhuis”)

Du hast alles fallen gelassen - (…)

Bei Beleg (167) stand im Ausgangssatz zwar ein EI, aber der deutsche Übersetzer hat sich dafür

entschieden, diese Konstruktion nicht zu übernehmen und optierte für gelassen als PII. In (168)

Page 49: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

49

dagegen wurde im Ausgangssatz kein EI gefunden. Die Entscheidung für ein Partizip II wurde

darum nicht von der Ausgangssprache beeinflusst.

Im Korpus gab es 28 Belege, in denen sowohl im niederländischen Original als auch in der

deutschen Übersetzung ein EI stand. Die Übersetzer der verschiedenen Romane haben die

EI-Konstruktion aus dem Ausgangstext im Zieltext beibehalten. Dieselbe Anzahl gab es für die

Belege, in denen ein EI im deutschen Zieltext stand, während es keinen im Original gab.

Insgesamt gab es viele unterschiedliche Infinitive, die zusammen mit einem EI vorkamen. Den

meisten Verben ist gemeinsam, dass sie eine Aktion ausdrücken, aber man kann sie weiter nicht

wirklich systematisieren. Die meisten Infinitive kamen nur einmal mit EI lassen vor. Infinitive,

die mehr als einmal in Verbindung mit lassen standen, sind einfallen, fallen, kommen, liegen,

machen, sich scheiden, stehen und zurückfallen.

Ein Beispiel davon ist Beleg (170):

NL Original DT Übersetzung

(170)

Sylvester had het zover niet laten komen

en (…) (aus “Aimez-vous les moules?”)

Sylvester hatte es gar nicht so weit

kommen lassen, (…)

Weiterhin wurde im Korpus das Verb liegenlassen gefunden. Liegenlassen gilt heutzutage als

eine alternative Rechtschreibung für die getrennte Form liegen lassen. 1996 war die getrennte

Schreibung die Norm, aber ab 2006 ist die Zusammenschreibung zweier Verben mit bleiben oder

lassen als zweitem Bestandteil wieder möglich, doch die Zusammenschreibung wird eher als die

alte Form betrachtet. Sowohl Duden als auch Ten Cate empfehlen die Schreibweise liegen lassen

und stehen lassen.

Ein Beispiel von liegenlassen ist Beleg (204):

NL Original DT Übersetzung

(204) Ze had een paar overbodige dingetjes

laten liggen:

(aus “Het dolhuis”)

Ein paar überflüssige Dinge hatte sie

liegenlassen:

Page 50: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

50

Liegenlassen wurde dreimal im Korpus gefunden. Die 3 Belege wurden alle vor 1996 übersetzt,

d.h. zu einer Zeit, als die Getrenntschreibung noch nicht bevorzugt wurde.

Letztens wurden im Korpus 15 Sätze gefunden, in denen im Ausgangstext ein EI stand, aber im

Zieltext eine Übersetzung ohne Übersetzung ohne EI oder PII entdeckt wurde.

In den folgenden Sätzen wird lassen zwar beibehalten, aber ohne EI formuliert. 2 Beispiele:

NL Original DT Übersetzung

(205) (…) ik heb het zeker per ongeluk in de

emmer laten zitten, wat moet ik doen?'

(aus “Het dolhuis”)

(…) ich hab es ganz bestimmt

versehentlich im Eimer gelassen. Was

soll ich tun?»

(210) Dan zegt hij met een bekommerde stem

die hij tijdens zijn leven niet één keer

heeft laten horen: (aus “Het verlangen”)

Dann sagt er mit einer bekümmerten

Stimme, die er zeit seines Lebens kein

einziges Mal hören ließ:

In (205) steht lassen im Perfekt und wird “zitten” weggelassen, vermutlich, weil “sitzen” hier

sich auf Sachen bezieht. In (210) wird “heeft laten horen” mit “hören ließ” übersetzt. Lassen steht

dabei im Präteritum und wird vom Infinitiv hören gefolgt.

Weiterhin wurden auch Belege gefunden, in denen ein anderes Verb in der deutschen

Übersetzung benutzt wurde. Dadurch vermied der Übersetzer die niederländische

EI-Konstruktion. Viele Beispiele davon gab es für zeigen. 2 Belege davon sind (184) und (223):

NL Original DT Übersetzung

(184) Toen we elkaar vier jaar kenden heeft hij

mij een sigarendoos laten zien, vol

systeemkaarten met daarop

gekalligrafeerd zijn tijden op zijn

lievelingsbergje. (aus “De renner”)

Als wir uns vier Jahre kannten, zeigte er

mir eine Zigarrenkiste voller

Karteikarten, darauf in Schönschrift

seine Zeiten an seinem Lieblingsberg.

(223) Zij had mij een gebied laten zien dat

voor mij versloten was. (aus “Het volgende

verhaal”)

Sie hatte mir ein Gebiet gezeigt, das mir

verschlossen gewesen war.

Page 51: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

51

Auch in den folgenden Sätzen hat der Übersetzer den EI nicht wortwörtlich übersetzt, sondern hat

ein anderes Verb für die Formulierung benutzt.

NL Original DT Übersetzung

(175) 'Hier,' had Katia hem het ding

voorgehouden, 'heeft Agamemnon laten

vallen.' (aus “Aimez-vous les moules?”)

“Schau”, hatte Katia ihm das Ding vor

die Nase gehalten, “die hat Agamemnon

verloren.”

(176) Waarom had hij niets laten weten?

(aus “Aimez-vous les moules?”)

Warum er nichts gesagt hatte.[sic]

(183) Zo lang had ik hem laten stikken, maar

hij was zonder rancune, het leek of hij

alleen maar blij was dat ik weer een

beroep op hem deed. (aus “De renner”)

So lange hatte ich ihn vernachlässigt,

aber er grollte mir nicht, er schien nur

glücklich darüber zu sein, dass ich ihn

wieder in Anspruch nahm.

(202) 'We zijn je stropdas vergeten voor de

zondag' en 'O jee, hadden we toch bijna

een extra stel veters laten liggen.' (aus

“Het dolhuis”)

«Wir haben deine Sonntagskrawatte

vergessen» und «Oje, da hätten wir fast

deine Reserve-Schnürsenkel vergessen.»

(203) De Spoorwegen hebben indertijd in de

krant laten zetten dat de derde klas was

afgeschaft en weet je hoe ze dat gedaan

hebben?' (aus “Het dolhuis”)

Die Eisenbahngesellschaft hat damals in

der Zeitung bekanntgegeben, daß die

dritte Klasse abgeschafft wird. Und weißt

du, wie sie das gemacht haben?»

(206) 'Ik ga mijn vader schrijven en hem

vragen of hij denkt dat ik dat beeld

expres heb laten vallen.' (aus “Het dolhuis”)

«Ich werde meinem Vater schreiben und

ihn fragen, ob er glaubt, daß ich die

Statue mit Absicht zertrümmert habe.»

(225) Geschrokken, alsof je het gas aan had

laten staan, kwam je uit bed en zette de

schakelaar op stop. (aus “De elementen”)

Erschrocken, als ob du vergessen hättest,

den Herd auszuschalten, stiegst du aus

dem Bett und stelltest den Schalter auf

Stop.

Zusammenfassend wurden diese niederländischen Ersatzinfinitive wie folgt in den Belegen

übersetzt:

laten staan vergessen

laten stikken vernachlässigen

laten vallen verlieren, zertrümmern

laten weten sagen

laten zetten bekanntgeben

laten zien zeigen

Page 52: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

52

Manchmal wurde der Ausgangssatz mit EI auch etwas freier übersetzt. Davon gab es im

erforschten Korpus 2 Belege:

NL Original DT Übersetzung

(178) Je hebt zijn kantoornummer op de bank

geprobeerd, zonder veel hoop dat het

daar was dat hij iets had laten liggen.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

Du hast versucht, ihn in der Bank

anzurufen, in der Hoffnung, daß er

vielleicht dorthin zurück mußte, um

etwas zu holen.

(194) Toch weet ik dat ze horen bij wat mij

eerder op de avond heeft laten huilen.

(aus “De virtuoos”)

Und trotzdem weiß ich, daß sie mit dem

zu tun haben, was mich an diesem Abend

zum Weinen gebracht hat.

4.3.4 Besprechung

Auch im ÜD-Korpus gab es einen großen Unterschied zwischen dem Anteil des PII und des EI.

Insgesamt wurden 65 Belege (= die Kategorien “a.K. EI” + “EI = EI”) gefunden, in denen der

EI hören, sehen oder lassen erschien. Im Vergleich dazu gab es nur 3 Belege, in denen das PII

gesehen oder gelassen auftauchte. In diesen Sätzen gab es die Verbkombinationen:

vorbeitanzen gesehen

stehen gelassen

fallen gelassen

Das PII gelassen kam im ÜD-Korpus zweimal vor, während es im OD-Korpus nicht erschien.

Weiterhin wurde im ÜD-Korpus kein Beleg für das PII gehört gefunden. Im OD-Korpus kam

gehört einmal vor.

Die meisten abhängigen Infinitive tauchten nur einmal mit einem EI auf. Die folgenden Infinitive

wurden dagegen mehr als einmal in Kombination mit einem EI gefunden:

sagen hören (3)

singen hören (2)

kommen sehen (2)

einfallen lassen (2)

kommen lassen (2)

machen lassen (2)

liegenlassen (3)

sich scheiden lassen (2)

Page 53: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

53

fallen lassen (4) stehen lassen (2)

Zusätzlich wurden noch einige alternative Lösungen gefunden, um die niederländische

EI-Konstruktion zu vermeiden, ohne das PII zu benutzen. Diese Lösungen sind:

einen der zwei Infinitive weglassen

z.B. “heb laten zitten” versus “hab gelassen”

ein anderes Verb mit derselben Bedeutung benutzen

z.B. “had laten zien” versus “hatte gezeigt”

einen von “wie” eingeleiteten Relativsatz bilden

z.B. “Ook haar heb je niet zien binnenkomen.” versus “Du hast gar nicht gesehen, wie sie

reingekommen ist.”

ein Substantiv statt eines Verb verwenden

z.B. “heb horen klagen” versus “habe eine Beschwerde gehört”

eine freiere Formulierung verwenden

z.B. “Je hebt zijn kantoornummer op de bank geprobeerd, zonder veel hoop dat het daar

was dat hij iets had laten liggen.” versus “Du hast versucht, ihn in der Bank anzurufen, in

der Hoffnung, daß er vielleicht dorthin zurück mußte, um etwas zu holen.”

5 SCHLUSSFOLGERUNG

In der vorliegenden Masterarbeit wurde die Konkurrenz zwischen den Ersatzinfinitiven (EI)

hören, sehen und lassen und den Partizipien II (PII) gehört, gesehen und gelassen in originalem

und übersetztem Deutsch untersucht. Um diese Konkurrenz zwischen EI und PII zu prüfen,

wurde ein Parallelkorpus Deutsch-Niederländisch benutzt.

Die untenstehende Tabelle stellt den Anteil der Ergebnisse für den EI und das Partizip II pro

Verb im Parallelkorpus dar. Dabei steht die Abkürzung OD für “originales Deutsch” und ÜD für

“übersetztes Deutsch”. Alle Prozente wurden auf zwei Dezimalstellen gerundet.

Page 54: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

54

VERB Konstruktion mit PII Konstruktion mit EI

Anzahl Prozentzahl Anzahl Prozentzahl

Hören OD 1 20% 4 80%

Hören ÜD 0 0% 10 100%

Sehen OD 3 23,08% 10 76,92%

Sehen ÜD 1 7,14% 13 92,86%

Lassen OD 0 0% 63 100%

Lassen ÜD 2 4,55% 42 95,45%

Tabelle 3: Konkurrenz PII versus EI pro Verb

Die Anzahlen und Prozentsätze zeigen den Anteil der gefundenen Belege mit PII- und

EI-Konstruktionen. Zunächst stellt sich heraus, dass die große Mehrheit der erforschten Belege

den EI statt des PII aufweist.

Wenn man das OD-Korpus mit dem ÜD-Korpus vergleicht, fällt es auf, dass bei den

Wahrnehmungsverben hören und sehen die Anzahl der PII im OD höher als im ÜD lag.

Prozentual sank dieser Anteil für sehen von etwa 20% im OD auf etwa 7% im ÜD und für hören

sogar auf 0%. Dadurch nahm die Anzahl der EI-Konstruktionen im ÜD zu. Für lassen stellt man

eine umgekehrte Tendenz fest. Der Anteil der PII nahm im ÜD nämlich zu, während der Anteil

der EI abnahm.

In der untenstehenden Tabelle 4 findet man den Beobachtungswerte für das PII und den EI pro

Korpus. Diese werden benutzt, um anhand eines statistischen Signifikanztests die Daten zu

prüfen. Der Test, der in der vorliegenden Untersuchung benutzt wird, ist der Chi-Quadrat-Test.

Damit kann man berechnen, ob es einen signifikanten Unterschied zwischen zwei oder mehreren

Werten gibt. Daten sind signifikant, wenn sie nicht rein zufällig sein. Anhand des P-Werts wird

die Möglichkeit auf Signifikanz geprüft. Wenn der P-Wert weniger als 5% beträgt, ist die Chance

sehr niedrig, dass der Unterschied zwischen den Werten auf Zufall beruht. Dann ist dieser

Unterschied auch signifikant.

Page 55: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

55

Zunächst wird die Nullhypothese bestimmt. Diese sagt aus, dass es keinen Unterschied zwischen

der Häufigkeit von PII und EI innerhalb originalem und übersetztem Deutsch gibt. Anhand des

Online-Tools von Preacher (2001) wird der Chi-Quadrat-Wert berechnet. In Tabelle 4 stehen die

Daten, die benutzt werden, um der Frage nachzugehen, ob der Unterschied zwischen PII und EI

signifikant ist. Abbildung 5 zeigt die Ergebnisse.

OD-Korpus ÜD-Korpus insgesamt

PII 4 3 7

EI 77 65 142

insgesamt 81 68 149

Tabelle 4: Beobachtungswert im OD- und ÜD-Korpus

Abbildung 5: Daten, Chi-Quadrat-Wert, P-Wert und Freiheitsgrad berechnet auf

http://www.quantpsy.org/chisq/chisq.htm

Page 56: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

56

Der berechnete Chi-Quadrat-Wert beträgt 0,023, der P-Wert ist 0,8794 und es gibt einen

Freiheitsgrad. Mit einem P-Wert von 0,8794 bedeutet es, dass die Verteilung mehr als 0,05

beträgt. Dadurch sind die Daten nicht signifikant.

Wenn man die deutsche mit der niederländischen Sprache bezüglich des Ersatzinfinitivs

vergleicht, fällt es auf, dass sowohl im OD als im ÜD mehr EI-Konstruktionen im

Niederländischen vorkamen. In Tabelle 5 stehen die Anzahlen:

OD Korpus ÜD Korpus insgesamt

DT 77 65 142

NL 95 82 177

Tabelle 5: Anzahl der Ersatzinfinitive pro Sprache

Da im Niederländischen der EI vorwiegend häufiger auftritt, könnte es sein, dass der deutsche

Übersetzer diese Konstruktionen übernommen hat, was möglicherweise auf Interferenz hindeutet.

Schließlich werden die zwei Hypothesen aus der Einleitung noch mal berücksichtigt:

Hypothese 1: In den deutschen Übersetzungen wird öfter als im Originaldeutsch ein

Ersatzinfinitiv verwendet.

Hypothese 2: In den deutschen Übersetzungen wird weniger als im Originaldeutsch ein

Ersatzinfinitiv verwendet.

Aus den Ergebnissen stellte sich heraus, dass es für hören und sehen weniger PII im ÜD als im

OD gab. Dadurch stieg die Anzahl der EI im ÜD. Diese Tendenz neigt zu Hypothese 1, in der

erwartet wurde, dass die deutschen Übersetzungen von der niederländischen Ausgangssprache

beeinflusst werden. Da im Niederländischen die Struktur mit EI häufiger ist, kann es sein, dass

die deutschen Übersetzer sie in ihren Übersetzungen übernommen haben. Wenn das der Fall ist,

kann man diese Neigung auf shining through der AS zurückführen.

Für lassen dagegen fand man im ÜD öfter das PII gelassen als im OD. Folglich nahm die Anzahl

der EI im ÜD ab. Diese Tendenz basiert eher auf Hypothese 2, in der erwartet wurde, dass in den

Page 57: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

57

deutschen Übersetzungen weniger EI gibt und öfter ein PII benutzt wird. Eine Erklärung dafür

könnte Normalisierung der ZS sein, weil die Verwendung eines PII nur im deutschen

Sprachsystem möglich ist. Trotz dieser Beobachtung sollte man bemerken, dass das PII gelassen

trotzdem sehr wenig im Korpus vorkam.

Die vorliegende Arbeit ergab neue Erkenntnisse zur Verwendung des EI und zum Verfahren

deutscher Übersetzer, die aus dem Niederländischen übersetzen. Es stellte sich heraus, dass

sowohl im OD als im ÜD die EI hören, sehen und lassen viel häufiger als die PII gehört, gesehen

und gelassen vorkamen. Für das Verb fühlen gab es zu wenige Belege. Der Chi-Quadrat-Test

zeigte übrigens, dass die Ergebnisse nicht signifikant sind. Für weitere Untersuchungen schlage

ich vor, ein größeres Korpus zu benutzen.

Page 58: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

58

Page 59: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

59

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Page 61: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

61

7 ANLAGE

7.1 BELEGE ORIGINALES DEUTSCH

7.1.1 Hören

Satz im Ausgangstext Übersetzung der Satz

1 »Ich kann es mir denken«, sagte sie langsam und ironisch, »ich

hörte von den Fantasien der Männer in einsamen Zellen.

(aus “Der Tangospieler”)

1 Daar heb ik wel een idee van,' zei ze langzaam en ironisch, 'ik heb

wel eens over fantasieën van mannen in eenzame cellen horen

vertellen.

2 Jahrelang haste diä nich um onser Konradchen jekimmert, ond nu

auf ainmal heerste die Flöhe husten ond spielst ons den besorjten

Papa vor... [sic]«

(aus “Im Krebsgang”)

2 Jarenlang bekommer je je niet om ons Konradchen en nu opeens

heb je 't gras horen groeien en speel je de bezorgde pa...'

3 Vor dreißig Jahren, da war sie noch ein Kind, hatte sie ihre Mutter

einmal sagen hören, das Schlimmste sei das erste weiße Schamhaar.

(aus “Vienna”)

3 Dertig jaar geleden, toen ze nog een kind was, had ze haar moeder

een keer horen zeggen dat de eerste witte schaamhaar het ergste

was.

4 An der Essensausgabe habe ich jemanden sagen hören, daß in den

fünfziger Jahren Schilder an den Wänden hingen.

(aus “Lagerfeuer”)

4 Aan het levensmiddelenloket had ik iemand horen zeggen dat er in

de jaren vijftig bordjes aan de muren hingen.

5 Als ich aufgestanden war, um aus dem Zimmer zu gehen, hatte ich

sie in meinem Rücken sagen hören, daß ich zu den Menschen

gehörte, die ihren Nächsten einfach nicht mehr wirklich sehen

würden, eine gewisse altersbedingte Weitsichtigkeit habe mich

befallen, wie sie die meisten Menschen mit zunehmendem Alter

befalle, und diese Weitsichtigkeit führe dazu, daß ich das

Allernächste, nämlich sie, einfach nicht mehr sähe, und wenn, dann

sicherlich nur verschwommen.

(aus “Lagerfeuer”)

5 Toen ik opstond om de kamer uit te lopen, hoorde ik haar achter me

zeggen dat ik behoorde tot het soort dat zijn medemensen gewoon

niet meer zag zoals ze waren, dat ik leed aan

ouderdomsvérziendheid, zoals de meeste oudere mensen, en dat die

vérziendheid ertoe leidde dat ik het meest nabije, met name

haarzelf, gewoon niet meer zag, of in ieder geval alleen nog maar

heel wazig.

Page 62: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

62

6 Andererseits, höhnte er: ein solches Trumm hätte sie wahrscheinlich

überall aufschlagen hören.

(aus “Vienna”)

6 Aan de andere kant, hoonde hij: zo'n gevaarte hoorde je

waarschijnlijk overal neerkomen.

7 „Ich habe Sie gar nicht kommen gehört“, stotterte ich und stand auf.

(aus “Lagerfeuer”)

7 'Ik had u niet horen terugkomen,' stotterde ik en stond op.

7.1.2 Sehen

8 Nie wieder habe ich sie so weinen sehen.

(aus “Im Krebsgang”)

8 Nooit meer heb ik haar zo zien huilen.

9 Aber auf einem der Fotos, das wie all die anderen Schnappschüsse

mitsamt dem Album verlorengegangen sei, »als es mittem Schiff zu

End jing«, habe man August Pokriefke zwischen einer

norwegischen Trachtengruppe, die auf Besuch hätte an Bord

kommen dürfen, lachen und tanzen sehen.

(aus “Im Krebsgang”)

9 Maar op een van de foto's, die net als alle kiekjes inclusief het

album verloren was gegaan 'toen 't afgelopen was met 't schip', was

August Pokriefke lachend en dansend te zien geweest te midden van

een Noorse klederdrachtgroep, die aan boord had mogen komen.

10 Auf dem schnell steigenden Wasser habe man Leichen und

Leichenteile, belegte Brote und sonstige Reste vom Abendessen,

auch leere Schwimmwesten treiben sehen.

(aus “Im Krebsgang”)

10 Op het snel stijgende water waren drijvende lijken en lijkdelen,

belegde boterhammen en andere resten van het avondeten, ook lege

zwemvesten te zien geweest.

11 Deshalb steht hier: Als in Ost und West Stalins Tod

bekanntgemacht wurde, habe ich Mutter weinen sehen.

(aus “Im Krebsgang”)

11 Daarom staat hier: toen in Oost en West Stalins dood bekend werd

gemaakt heb ik moeder zien huilen.

12 Während meiner Kindheit in der Lehmstraße, und solange ich in

Schwerin Oberschüler gewesen bin, habe ich sie nie wieder weinen

sehen.

(aus “Im Krebsgang”)

12 Tijdens mijn kinderjaren in de Lehmstraße en zolang ik in Schwerin

op de middelbare school zat, heb ik haar nooit meer zien huilen.

13 Das hätte mir gefallen können.

(aus “Im Krebsgang”)

13 Dat had ik wel zien zitten.

14 Noch war ich mir nicht sicher, ob ich ihr sagen würde, daß ich sie

eben auf der Straße für eine kindliche Hure gehalten hatte, halten

14 Ik aarzelde nog altijd of ik haar zou zeggen dat ik haar daarnet op

straat voor een kinderlijk hoertje had gehouden, wel had moeten

Page 63: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

63

mußte, weil sie diesen Bürgersteig entlangging, ihr Schritt ein

hüpfender und schwingender war, gekonnter noch, als der des

Mädchens, das vor ihr lief und das ich schon häufig auf der

Kurfürstenstraße hatte laufen sehen.

(aus “Lagerfeuer”)

houden, omdat ze langs het trottoir liep met een huppelende en

zwaaiende pas, nog vaardiger dan het meisje dat voor haar liep en

dat ik al vaker over de Kurfürstenstrasse had zien lopen.

15 „Hast du auch gesehen, wie sie reingegangen sind?

(aus “Lagerfeuer”)

15 ‘Heb jij ze ook naar binnen zien gaan?

16 Nur wenn die Gurkhas kamen, sagte mein Onkel schaudernd, habe

er die Japaner rennen sehen, denn Japaner, sagte mein Onkel,

»rennen sonst nie«.

(aus “Vienna”)

16 Alleen als de Gurkha's kwamen, had hij de Japanners zien rennen,

zei mijn oom huiverend, want Japanners 'rennen anders nooit'.

17 Über Monate hatten sie die Pritschenwagen in Richtung

Aspangbahnhof fahren sehen, aber solange ihre Frauen sie nicht

verließen, durften sie bleiben.

(aus “Vienna”)

17 Maandenlang zagen ze de vrachtwagen met platte laadvloer in de

richting van station Aspang rijden, maar zo lang hun vrouwen hen

niet verlieten, mochten ze blijven.

18 Aber alle anderen lehnten sich aufseufzend zurück und glaubten, sie

hätten es von Anfang an kommen sehen, es war wie ein

Happy\_End am Beginn des Films.

(aus “Vienna”)

18 Maar alle anderen leunden zuchtend achterover en geloofden dat ze

het vanaf het begin hadden zien aankomen, het was als een happy

end aan het begin van een film.

19 Natürlich erzählte er Harry bei dieser Gelegenheit die uralte

Geschichte von der Ente im Hyde Park, die er als kleiner junge

beim Tauchen zu beobachten glaubte.

(aus “Vienna”)

19 Natuurlijk vertelde hij Harry bij deze gelegenheid het oeroude

verhaal van de eend in Hyde Park, die hij als kleine jongen had zien

duiken.

20 Rita, die neu- iund [sic] auch sonst gierige Rita hatte den

dunkeläugigen, breitschultrigen Reiner oft stundenlang neben dem

stumm Kette rauchenden Patienten Manfred im Gang sitzen sehen,

hatte seine fragenden Blicke auf sich bezogen und lachend erwidert,

hatte sich schließlich mit ihm verabredet, dann doch was Besseres

vorgehabt an dem Tag, und mich genötigt, ihm eine nicht besonders

plausible, aber höfliche Ausrede zu überbringen.

(aus “Die Letzten”)

20 Rita, die naar nieuwtjes of eigenlijk naar alles hunkerde, had Reiner

met de donkere ogen en de brede schouders vaak urenlang naast de

zwijgende en kettingrokende patiënt Manfred in de gang zien zitten,

dacht dat zijn vragende blikken voor haar bedoeld waren, had

vriendelijk teruggekeken en ten slotte een afspraakje met hem

geregeld, maar de dag zelf had ze dan toch wat beters te doen gehad

en mij dringend verzocht hem een niet zeer geloofwaardige maar

beleefde smoes over te brengen.

21 Die meiste Zeit der vergangenen zwei Tage hatte ich ihn auf einem 21 Het grootste gedeelte van de voorbije twee dagen had ik hem op een

Page 64: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

64

Stuhl sitzen gesehen, mit nach hinten gelehntem Kopf, um das

Bluten seiner Nase zu stillen.

(aus “Lagerfeuer”)

stoel zien zitten, met zijn hoofd achterover om zijn bloedneus te

stelpen.

22 Zwischendurch war es ihm schlecht gegangen, das wußte sie, die

ihn seit Jahrzehnten kannte, aber nachdem sie ihn einmal, mitten in

der ganz schlechten Zeit, im Café Johann Strauß sitzen gesehen

hatte, waren ihre Sorgen leichter geworden.

(aus “Vienna”)

22 Tussendoor was het slecht met hem gegaan, dat wist ze, ze kende

hem al tientallenjaren, maar toen ze hem midden in de heel slechte

tijd een keer in de Johann Strauß had zien zitten, was ze niet meer

zo bezorgd geweest.

23 Und als der Marquis gegen Mittag Nachforschungen anstellen, ließ,

schworen die Wachen Stein und Bein, sie hätten zwar alle

möglichen Leute die Stadt verlassen gesehen, nicht aber jenen

bekannten Höhlenmenschen, der ihnen ganz bestimmt aufgefallen

wäre.

(aus “Das Parfum”)

23 En toen de markies tegen de middag liet informeren, bezwoeren de

wachten bij hoog en bij laag - dat ze weliswaar alle mogelijke

mensen de stad hadden zien verlaten, maar niet die bekende

holemens, die hen beslist zou zijn opgevallen.

7.1.3 Lassen

24 Und weil sie geständig ist und ohne weiteres zugibt, daß sie das

Ding bestimmt würde haben verrecken lassen, wie sie es im übrigen

[sic] schon mit vier anderen getan habe, macht man ihr den Prozeß,

verurteilt sie wegen mehrfachen Kindermords und schlägt ihr ein

paar Wochen später auf der Place de Grève den Kopf ab.

(aus “Das Parfum”)

24 En omdat ze bekent en zonder meer toegeeft dat ze het ding beslist

had laten creperen, zoals ze dat overigens al met vier anderen had

gedaan, slepen ze haar voor de rechter, veroordelen haar wegens

veelvoudige kindermoord en hakken haar een paar weken later op

de Place de Grève het hoofd af.

25 Mit geringsten Hilfsmitteln hatte er, dank seinem eigenen Genie,

den Duft des Menschen nachgeschaffen und ihn auf Anhieb gleich

so gut getroffen, daß selbst ein Kind sich von ihm hatte täuschen

lassen.

(aus “Das Parfum”)

25 Met de schamelste hulpmiddelen had hij, dank zij zijn eigen genie,

de geur van de mens nagemaakt en hem de eerste keer al zo goed

getroffen, dat zelfs een kind zich erdoor had laten foppen.

26 Der Stadtrat, ein Gremium der dreißig reichsten und angesehensten 26 De stadsraad, een college van de dertig rijkste en aanzienlijkste

Page 65: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

65

Großbürger und Adligen von Grasse, in ihrer Mehrzahl aufgeklärte

und antiklerikale Herren, die den Bischof bisher einen guten Mann

hatten sein lassen und aus den Klöstern und Abteien am liebsten

Warenlager oder Fabriken gemacht hätten -

(aus “Das Parfum”)

burgers en edellieden van Grasse, voor het merendeel verlichte en

anti-clericale heren, die de bisschop tot op heden hadden geduld als

de brave man die hij was en die van de kloosters en abdijen het

liefst magazijnen of fabrieken hadden gemaakt -

27 Erst bei der Hinrichtung wollte er ihn sehen, wenn er auf dem Kreuz

lag und die zwölf Schläge auf ihn niederkrachten, dann wollte er ihn

sehen, ganz nah wollte er ihn dann sehen, er hatte sich einen Platz in

vorderster Reihe reservieren lassen.

(aus “Das Parfum”)

27 Pas bij de executie wilde hij hem zien, als hij op het kruis lag en de

twaalf slagen op hem neerbeukten wilde hij hem zien, van heel nabij

wilde hij hem dan zien' hij had een plaats op de eerste rij voor zich

laten reserveren.

28 Man hätte einen Priester kommen lassen sollen, dachte er.

(aus “Das Parfum”)

28 Ze hadden een priester moeten roepen, dacht hij.

29 Zwar hatte er die Bewachung seines Hauses verstärkt, die Fenster

des Obergeschosses mit neuen Gittern versehen lassen und die Zofe

angewiesen, ihre Schlafkammer mit Laure zu teilen. Aber es

widerstrebte ihm, sie wegzuschicken, wie es seine Standesgenossen

mit ihren Töchtern, ja sogar mit ihren ganzen Familien taten.

(aus “Das Parfum”)

29 Hij had weliswaar de bewaking van zijn huis versterkt, de ramen

van de bovenverdieping van nieuwe tralies laten voorzien en de

meid opdracht gegeven haar slaapkamer met Laure te delen, maar

het stuitte hem tegen de borst haar weg te sturen, zoals de anderen

van zijn stand dat met hun dochters, zelfs met hun hele gezin deden.

30 Und am Kopf, da oben, hinten auf dem Kopf, wo das Haar den

Wirbel macht, da, schauen Sie, Pater, da, wo bei Ihnen nichts mehr

ist ... «, und sie tippte Terrier, der über diesen Schwall detaillierter

Dummheit für einen Moment sprachlos geworden war und

gehorsam den Kopf gesenkt hatte, auf die Glatze, »... hier, genau

hier, da riechen sie am besten.

(aus “Das Parfum”)

30 En op hun hoofd, bovenop, achter aan hun hoofd, waar het haar in

een kruin zit, daar, kijk pater, waar bij u niks meer zit...' en ze klopte

Terrier, die door deze vloed van gedetailleerde domheid een

moment sprakeloos was geworden en gedwee zijn hoofd had laten

zakken, op zijn kale schedel, ' ... hier, precies daar ruiken ze het

lekkerst.

31 Auf den letzten Metern hielt er sich die Nase zu und öffnete sie erst

wieder, als er sie dicht über den Haufen gesenkt hatte.

(aus “Das Parfum”)

31 De laatste meters kneep hij zijn neus dicht en opende hem pas weer

toen hij hem vlak boven de hoop had laten zakken.

32 Dorthin hatte er bereits seinen Notar bestellt zwecks einer zu

treffenden Vereinbarung mit dem Baron de Bouyon über die

Verehelichung ihrer Kinder Laure und Alphonse.

(aus “Das Parfum”)

32 Daar had hij al zijn notaris laten komen met de bedoeling een af te

sluiten overeenkomst met baron de Bouyon betreffende het huwelijk

van hun kinderen Laure en Alphonse.

Page 66: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

66 33 Er versuchte herauszufinden, was Rita mitgenommen hatte, was sie

von seinen Sachen hatte mitgehen lassen, als sie vor anderthalb

Jahren hier ausgezogen war und ihm ihren Abschied in einem sehr

kurzen Brief mitgeteilt hatte.

(aus “Der Tangospieler”)

33 Hij probeerde te ontdekken wat Rita had meegenomen, welke van

zijn spullen ze achterover had gedrukt, toen ze anderhalf jaar eerder

weg was gegaan en hem haar vertrek in een heel kort briefje had

meegedeeld.

34 Aber auch seine wortlose Verachtung hatte ihn gestärkt und hoffen

lassen, und die lächerliche, nichtssagende Solidarität mit seinen

Zellengenossen, eine Solidarität, die lediglich einer vergleichbaren

Situation geschuldet war und nicht die kleinste, banalste

Auseinandersetzung. zwischen ihnen überlebte, hatte ihm Ruhe und

Sicherheit gegeben.

(aus “Der Tangospieler”)

34 Maar zijn woordenloze minachting had hem ook gesterkt en hoop

gegeven, en de belachelijke, nietszeggende solidariteit met zijn

medegevangenen die enkel en alleen te danken was aan een

vergelijkbare situatie en niet de kleinste, de banaalste onderlinge

discussie overleefde, had hem rust en zekerheid gegeven.

35 Mit neunzehn Jahren hatten sie geheiratet und sich ein Jahr später

scheiden lassen.

(aus “Der Tangospieler”)

35 Op negentienjarige leeftijd waren ze getrouwd en een jaar later

waren ze uit elkaar gegaan.

36 »Vor zwei Jahren habe ich mich von meinem Mann scheiden lassen.

(aus “Der Tangospieler”)

36 'Twee jaar geleden ben ik van mijn man gescheiden.

37 Ich habe mich von ihm scheiden lassen, um nicht noch den letzten

Rest von Achtung für ihn zu verlieren.«

(aus “Der Tangospieler”)

37 Ik ben van hem gescheiden om niet ook het laatste restje respect

voor hem te verliezen.'

38 Zu Hause zog Dallow seinen schwarzen Anzug an, den er sich vor

Jahren für seine Hochzeit anfertigen lassen und später kaum noch

einmal getragen hatte.

(aus “Der Tangospieler”)

38 Thuis trok Dallow zijn zwarte pak aan dat hij jaren geleden voor

zijn trouwdag had laten maken en dat hij sindsdien nauwelijks nog

gedragen had.

39 Auf dem Heimweg überlegte er, weshalb er sich noch nicht bei der

Familie gemeldet hatte.

(aus “Der Tangospieler”)

39 Op weg naar huis dacht hij erover na waarom hij zijn ouders en zijn

zus nog niets van zich had laten horen.

40 Noch hatte er sich, von wenigen und eher zufällig sich ergebenden

Ausnahmen abgesehen, bei keinem seiner Freunde und Bekannten

gemeldet.

(aus “Der Tangospieler”)

40 Afgezien van enkele en dan ook nog toevallige uitzonderingen had

hij geen van zijn vrienden en kennissen iets van zich laten horen.

41 Er ahnte nun, weshalb er sich nicht bei seinen Freunden gemeldet 41 Hij vermoedde nu waaróm hij zijn vrienden niets van zich had laten

Page 67: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

67

hatte.

(aus “Der Tangospieler”)

horen.

42 Um Mitternacht, als er, ohne es beabsichtigt und bewußt

wahrgenommen zu haben, eine Schnapsflasche geleert hatte und

sich ins Bett fallen ließ, war als einziger klarer Gedanke seines

Grübelns und seiner Selbstgespräche die Entscheidung

übriggeblieben, am nächsten Vormittag seine Wohnung gründlich

zu säubern.

(aus “Der Tangospieler”)

42 Rond middernacht toen hij zonder het bedoeld en bewust

waargenomen te hebben een fles jenever had leeggedronken en zich

in bed had laten vallen, was als enige heldere gedachte van zijn

getob en van de gesprekken met zichzelf de beslissing blijven

hangen dat hij de volgende morgen zijn woning grondig moest

schoonmaken.

43 Ich hatte ihn genau vor mich gesetzt, er war blaß vor Wut und hat

gezischt.«

(aus “Der Tangospieler”)

43 Ik had hem precies vóór mij plaats laten nemen, hij zag bleek van

woede en hij zat te sissen.'

44 Er war ausreichend damit beschäftigt zu schwimmen und sich von

der Sonne wärmen zu lassen.

(aus “Der Tangospieler”)

44 Hij had het druk genoeg met zwemmen en met het zich laten

verwarmen door de zon.

45 Und wenn sie von ihrer Schulfreundin sprach \_ »Meine liebe Tulla

hat mir auf Schleichwegen neuerlich ein Briefchen zukommen

lassen...« \_, war ich für Minuten versucht, Mutter, dieses verflucht

zähe Miststück, ein wenig liebzugewinnen; doch dann nervte sie

wieder.

(aus “Im Krebsgang”)

45 En wanneer ze over haar schoolvriendin praatte \_'Mijn lieve Tulla

heeft me via slinkse wegen onlangs een briefje doen toekomen…'

had ik enkele minuten lang de neiging een beetje van moeder te

gaan houden, dat vervloekt taaie loeder. Maar dan werkte ze me

weer op de zenuwen.

46 Aber wußte er auch, daß sich im Jahr zuvor das Ehepaar Gustloff

vom Ersparten ein Klinkerhaus in Schwerin hatte bauen lassen,

vorsorglich möbliert für die geplante Rückkehr ins Reich?

(aus “Im Krebsgang”)

46 Maar wist hij ook dat het echtpaar Gustloff een jaar eerder van zijn

spaargeld een huis met klinkermuren in Schwerin had laten bouwen,

uit voorzorg gemeubileerd vanwege de voorgenomen terugkeer naar

het Rijk?

47 Ziemlich sicher bin ich dennoch, daß sich mein Schweriner

Webmaster rechtzeitig ein Exemplar hat kommen lassen, denn seine

Internet\_Seiten waren gespickt mit Grimm\_Zitaten und

polemischen Antworten auf das \_ zugegeben \_ langatmige

Plädoyer des Verteidigers Curti.

(aus “Im Krebsgang”)

47 Maar ik ben er tamelijk zeker van dat de webmaster uit Schwerin op

tijd een exemplaar heeft aangeschaft, want zijn internetpagina's

stonden vol met Grimm-citaten en polemische antwoorden op het \_

toegegeven \_ langademige pleidooi van de verdediger Curti.

48 Niemals hat Mutter ihr Haar gefärbt oder färben lassen. 48 Nooit heeft moeder haar haar geverfd of laten verven.

Page 68: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

68

(aus “Im Krebsgang”)

49 Mir hat sie einmal, als ich ihr auf dem Großen Dreesch meinen

ziemlich objektiven Artikel über den Streit ums Berliner

Holocaust\_Denkmal auf den Kaffeetisch legte, erzählt, daß sich auf

dem Tischlereihof ihres Onkels jemand, »son dicker Bengel mit

Sommersprossen«, hatte blicken lassen, der den an der Kette

liegenden Hund annähernd ähnlich gezeichnet haben soll:

(aus “Im Krebsgang”)

49 Mij heeft ze eens, toen ik op de Großer Dreesch mijn tamelijk

objectieve artikel over de ruzie over het Berlijnse

holocaustmonument op de koffietafel legde, verteld dat op de

meubelmakersbinnenplaats van haar oom eens iemand kwam

kijken, 'zo'n dikkerd met zomersproeten', die de aan de ketting

liggende hond tamelijk natuurgetrouw schijnt te hebben getekend:

50 Mit Mutters Freundin Jenny Brunies, bei der ich damals als

Oberschüler in Westberlin wohnte, habe ich auf ihr Drängen hin

\_»Meine Freundin Tulla hat mich wissen lassen, wie sehr sie sich

unseren gemeinsamen Kinobesuch wünscht« - den Streifen gesehen

und war ziemlich enttäuscht.

(aus “Im Krebsgang”)

50 Samen met moeders vriendin Jenny Brunies, bij wie ik indertijd als

middelbare scholier in West-Berlijn woonde, heb ik op haar

aandringen \_ 'Mijn vriendin Tulla heeft me laten weten hoe graag

ze wil dat we samen naar de bioscoop gaan' \_ de rolprent gezien en

was nogal teleurgesteld.

51 Es wird Doktor Richter gewesen sein, der zwei Wöchnerinnen mit

Säuglingen und Mutter, unterstützt von der Stationsschwester, übers

rutschige Sonnendeck hat führen lassen, worauf die drei Frauen in

ein Boot gesetzt wurden, das bereits ausgeschwenkt in den Davits

hing.

(aus “Im Krebsgang”)

51 Het zal dokter Richter zijn geweest, die twee kraamvrouwen met

hun zuigelingen en moeder, ondersteund door de hoofdverpleegster,

over het gladde zonnedek heeft laten begeleiden, waarna de drie

vrouwen in een boot werden gezet die al uitgezet in de davits hing.

52 Das Klinkerhaus in der Sebastian\_Bach\_Straße Nr. 14, das sich

das Ehepaar kurz vor dem Mord hatte bauen lassen, war bald nach

Kriegsende enteignet worden.

(aus “Im Krebsgang”)

52 Het bakstenen huis in de Sebastian\_Bach\_Straße 14, dat het

echtpaar vlak voor de moord had laten bouwen, was kort na afloop

van de oorlog onteigend.

53 Wahrscheinlich hat sie sich von niemandem beraten lassen, denn

Mutter hat schon immer gewußt, was sie wollte.

(aus “Im Krebsgang”)

53 Waarschijnlijk heeft ze zich door niemand laten adviseren, want

moeder wist altijd al wat ze wilde.

54 Da ich Mutters Schulfreundin nicht dauerhaft auf der Tasche liegen

wollte, habe ich in einem an sich netten Brief, gleich nach der

Schlußfloskel »Dein Dir unbekannter Sohn«, schön leserlich meine

Kontonummer zur Kenntnis gebracht.

(aus “Im Krebsgang”)

54 Omdat ik niet permanent op de zak van moeders schoolvriendin

wilde leven heb ik hem in een op zich nette brief, vlak onder de

slotformule 'je onbekende zoon', mooi leesbaar mijn

rekeningnummer laten weten.

Page 69: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

69 55 »Deine liebe Mutter hätte an dem Film wohl kaum Gefallen

gefunden, weil vor wie auch nach dem Untergang des Schiffes

keine einzige Geburt gezeigt worden ist...«

(aus “Im Krebsgang”)

55 'Jouw moeder zou die film nauwelijks interessant hebben gevonden,

want voor en ook na de ondergang van het schip hebben ze geen

enkele geboorte laten zien...'

56 Konny und David waren leidenschaftliche Tischtennisspieler und

hätten eine sich bietende Gelegenheit kaum versäumt.

(aus “Im Krebsgang”)

56 Konny en David waren gepassioneerde tafeltennissers en zouden

een gelegenheid om te spelen nauwelijks hebben laten lopen.

57 Zu guter Letzt hätte ich eine kleine grüne Flasche Zitronenlimonade

aus dem Regal genommen, wie jeden Abend, wenn das Café noch

geöffnet hatte, und mir die Süße durch die Kehle rinnen lassen.

(aus “Lagerfeuer”)

57 Tot slot had ik een groen flesje citroenlimonade uit het rek

genomen, zoals elke avond als het café nog open was, en de

zoetigheid door mijn keel laten lopen.

58 Ob sie die Tasse absichtlich oder versehentlich hatte fallen lassen,

war ihrer Reaktion nicht anzumerken.

(aus “Lagerfeuer”)

58 Of ze het kopje opzettelijk of per ongeluk had laten vallen was aan

haar reactie niet te merken.

59 Fleischmans Unnachgiebigkeit, eine Härte, die in solchen

Augenblicken in Erscheinung trat, in denen ich eher zur Verhörten

hingehen und ihr einen Arm über die Schulter legen wollte, hatte

ihn in seiner Laufbahn manche Hürde nehmen lassen, vor der

eifrige Mitstreiter stehen blieben, unschlüssig, ob ihr Hals oder der

eines anderen nicht doch einmal brechen könnte.

(aus “Lagerfeuer”)

59 Fleischmans onbuigzaamheid, een hardheid die naar boven kwam

op dit soort momenten, wanneer ik eerder naar de ondervraagde zou

willen toelopen en een arm om haar schouder leggen, had hem in

zijn loopbaan heel wat moeilijkheden doen overwinnen waarover

ijverige medestrijders waren gestruikeld, aarzelend of ze niet hun

eigen nek of die van een ander zouden kunnen breken.

60 Die Müdigkeit übermannte mich, schon einmal habe ich mich

vertreiben lassen, dachte ich, kein zweites Mal.

(aus “Lagerfeuer”)

60 Moeheid overviel me, ik heb me al één keer laten verdrijven, dacht

ik, geen tweede keer.

61 Frau Jablonowskas Schilderung vom offenen Kiefer ihres Bruders

hatte mich Wassilij streifen lassen.

(aus “Lagerfeuer”)

61 Door mevrouw Jablonowska's beschrijving van de opengesperde

kaak van haar broer was Wassilij weer eventjes dicht bij me

geweest.

62 Immerhin war ich Chemikerin und hatte schon ganz andere Sachen

gearbeitet, wenigstens auf dem Friedhof hatte man mich arbeiten

lassen, als ich von der Akademie der Wissenschaften die Mitteilung

erhielt, man habe keine Verwendung mehr für mich. Immerhin

frische Luft und Tageslicht.

62 Tenslotte was ik scheikundige en had ik al heel wat ander werk

verricht, bijvoorbeeld op de begraafplaats, toen ik van de Academie

van Wetenschappen de mededeling kreeg dat men mij niet meer kon

gebruiken, maar daar was tenminste frisse lucht en daglicht

geweest.

Page 70: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

70

(aus “Lagerfeuer”)

63 Wann immer ich die Richtung wechselte, fiel mein Blick auf das

schmale, etwas schiefe Fenster, das in irgendeinen Hinterhof hätte

blicken lassen, wenn nicht die rosa Rüschen davor gehangen hätten.

(aus “Lagerfeuer”)

63 Telkens als ik de andere kant opkeek, viel mijn blik op het smalle,

ietwat scheve raam dat beslist op een of andere binnenplaats had

uitgekeken als die roze gordijnen er niet voor hingen.

64 Befremdet sah sie mich an und schien mich nicht zu erkennen, dann

wandte sie sich ab, als sei ich ein Irrer, der auf der Straße steht und

laut vor sich hinredet, Passanten anruft, ohne auf Antwort zu

warten, und setzte mit ihrem hüpfenden Schritt, der mich erst vor

zwei Stunden an der Kurfürstenstraße aufmerksam hatte hinsehen

lassen, ihren Weg fort.

(aus “Lagerfeuer”)

64 Bevreemd keek ze me aan en ze leek me niet te herkennen, daarna

draaide ze zich om alsof ik een gek was die op straat luidop stond te

praten en voorbijgangers aan te spreken zonder op antwoord te

wachten, en ze vervolgde haar weg met die huppelende pas die me

nog maar twee uur geleden op de Kurfürstenstrasse op haar

opmerkzaam had gemaakt.

65 Aber ich mußte ja tagsüber arbeiten, bis ich mich mal hatte krank

schreiben lassen und einfach schon um zehn Uhr morgens wieder in

der Tür stand.“

(aus “Lagerfeuer”)

65 Maar ik moest overdag werken, tot ik op een keer een ziekenbriefje

vroeg en gewoon om tien uur 's morgens weer naar binnen kwam.'

66 Da hat man die wahrscheinlich ganz umsonst hinziehen lassen, jetzt,

wo ich weg bin.“

(aus “Lagerfeuer”)

66 Die hebben ze dus waarschijnlijk voor niets laten verhuizen, nu ik

weg ben.'

67 Sie hatte das Seil in den Baum geworfen und sich fallen lassen.

(aus “Lagerfeuer”)

67 Ze had het touw in de boom gegooid en zich laten vallen.

68 Sie hatte sich den Teller volladen lassen und schlang die Klöße fast

im Ganzen in sich hinein.

(aus “Lagerfeuer”)

68 Ze had haar bord volgeladen en verslond de knoedels bijna in hun

geheel.

69 Ich erinnere mich nicht gern an alles“, behauptete ich und mußte

trotzdem an die ärztlichen Untersuchungen denken, das Auskleiden

und Ankleiden, die rausgestreckte Zunge, die Stuhlprobe, das

Heben und Senken von Armen, die Sichtungsstelle, die mich

mehrere Tage aufhalten hatte,

(aus “Lagerfeuer”)

69 Ik denk daar allemaal niet graag aan terug,' beweerde ik en ik moest

desondanks aan de medische onderzoeken denken, het uit- en

aankleden, de uitgestrekte tong, het stoelgangonderzoek, het optillen

en neerlaten van de armen, de selectiedienst die me verschillende

dagen had laten opdraven

70 „Ich habe dir doch gezeigt, wie man das macht.

(aus “Lagerfeuer”)

70 'Ik heb je toch laten zien hoe dat gaat.

Page 71: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

71 71 Ich wollte mir nichts vorstellen, ich verabschiedete mich von ihm

mitten im Satz, mitten im Ausrufezeichen ließ ich ihn stehen, auch

im Fragezeichen, sagte, hier wohne ich, und verschwand in meinem

Hauseingang.

(aus “Lagerfeuer”)

71 Ik wilde me niets voorstellen, en ik had midden in een zin afscheid

van hem genomen, midden in zijn uitroepteken had ik hem laten

staan, ook in zijn vraagteken, hier woon ik, had ik gezegd en ik was

in de ingang verdwenen.

72 Verwundert blickte sie mich an, dann hellte sich das Gesicht auf, als

falle ihr jetzt ein, daß ich vor einigen Tagen eine Flasche aus dem

Fenster gelassen hatte, nach der erst ihre Tochter und dann sie

geangelt hatte.

(aus “Lagerfeuer”)

72 Verwonderd keek ze me aan, vervolgens klaarde haar gezicht op,

alsof ze zich nu pas herinnerde dat ik een paar dagen geleden een

fles uit het raam had laten zakken waarnaar eerst haar dochter en

nadien zij gehengeld had.

73 Die Kinder trugen Anzüge und perfekt gebundene Kinderkrawatten,

auf die Hemden hatte ihnen mein Großvater heimlich ihr

Monogramm sticken lassen, eine Eigenmächtigkeit und völlig

unnötige Ausgabe, die meine Großmutter mit den üblichen

Vorwürfen geahndet hatte.

(aus “Vienna”)

73 De kinderen droegen een kostuum, een perfect geknoopte

kinderstropdas en een overhemd met monogram, dat mijn opa er

stiekem op had laten naaien, een eigenmachtige en volledig

onnodige uitgave die mijn oma met de gebruikelijke boosheid

afstrafte.

74 Mit fortschreitendem Alter hatte mein Großvater, der seine

Ablehnung anderer Menschen bis dahin durch Ignoranz, maximal

durch hämische Bemerkungen erkennen hatte lassen, einen

offensiven Haß auf seine Schwester Gustl entwickelt, der seinen

Höhepunkt im inflationären Gebrauch von »altes Scheißgesicht«

fand.

(aus “Vienna”)

74 Naarmate hij ouder werd had mijn opa, die zijn afwijzing van

andere mensen tot dat moment altijd toonde door ze te negeren of

hoogstens een valse opmerking te maken, een offensieve haat voor

zijn zus Gustl ontwikkeld, die zijn hoogtepunt bereikte in het

overvloedige gebruik van 'die ouwe schijtkop'.

75 Die Kommission hatte peinlich berührt gelacht und keine

Sympathien, ja nicht einmal Verständnis für seinen Wunsch

erkennen lassen.

(aus “Vienna”)

75 De commissie had met gepijnigde gezichten gelachen en geen

sympathie, zelfs geen begrip voor zijn wens gehad.

76 »Darf man fragen, wo haben zuletzt die Füß pflegen lassen?«

(aus “Vienna”)

76 'Mag men vragen waar de voeten het laatst verzorgd zijn?'

77 Er wußte, der Bäcker und der Greißler hätten sich niemals so lange

von seinem Sohn hinhalten lassen, wäre nicht der Vater später

immer so überwältigend vornehm bei der Tür hereingekommen,

77 Hij wist dat zijn zoon de bakker en de kruidenier nooit zo lang aan

het lijntje had kunnen houden als zijn vader later niet altijd zo

overweldigend voornaam in de deuropening had gestaan, als hij niet

Page 72: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

72

hätte er nicht immer den Duft der großen Welt und des irgendwo

doch vorhandenen Wohlstands in ihre kleinen Geschäfte gebracht.

(aus “Vienna”)

altijd de geur van de grote wereld en de ergens toch aanwezige

welstand in hun kleine winkels had gebracht.

78 So wurde er bloß zum Teschek des Kaffee-Importeurs, der ihn nur

»rennen hat lassen«, wie mein Vater viel später schuldbewußt sagte,

und der ihm desto mehr die Prämien kürzte, je erfolgreicher mein

Großvater war.

(aus “Vienna”)

78 Dus werd hij slechts de assistent van de koffie\_importeur, die hem

maar 'liet draven', zoals mijn vader veel later schuldbewust zei, en

die hem steeds verder op zijn premie kortte naarmate mijn opa meer

succes had.

79 Meine Großmutter hätte keines ihrer Kinder jemals schmutzig aus

dem Haus gehen lassen und so plagte sie sich am ersten Abend

stundenlang, mit der Wäscherumpel die Öl\_ und Schmiereflecken

aus dem Arbeitsanzug zu entfernen.

(aus “Vienna”)

79 Mijn oma had geen van haar kinderen ooit vies de deur uitlaten gaan

en daarom ploeterde ze de eerste avond urenlang achter een

wasbord om de olie\_ en smeervlekken uit zijn werkkleding te

verwijderen.

80 Sie kaufte ein, sie kochte, sie wusch und bügelte, sie schnitt ihm

sogar Finger\_ und Zehennägel \_ er sah nicht mehr gut \_, was er

sich von der Tante Ka aus männlichem Stolz niemals tun hätte

lassen.

(aus “Vienna”)

80 Ze deed boodschappen, ze kookte, ze waste en streek, ze knipte

zelfs zijn vinger\_ en teennagels \_ hij zag niet goed meer \_ wat

tante Ka uit mannelijke trots nooit voor hem had mogen doen.

81 Er hätte niemanden in seiner Wohnung wirtschaften lassen, von

dem er nicht ein paar Grundinformationen besaß.

(aus “Vienna”)

81 Hij liet niemand in zijn woning om het huishouden te doen als hij

niet enige achtergrondinformatie bezat.

82 Den brutalen, einsamen Olah traf diese neue Zurückweisung mitten

ins Herz, aber das hätte er sich niemals anmerken lassen.

(aus “Vienna”)

82 De ruwe, eenzame Olah werd door deze nieuwe afwijzing midden

in zijn hart getroffen, maar dat zou hij nooit laten merken.

83 »Nicht gehen lassen hat er mich können«, zeterte die Cilly, »auf

seine Transportliste dazuschreiben lassen hat er mich, er war in der

Gemeindeverwaltung!«

(aus “Vienna”)

83 'Hij kon me niet loslaten,' schreeuwde Cilly, 'hij werkte bij de

gemeenteadministratie, hij heeft mijn naam op zijn transportlijst bij

laten schrijven!'

84 »Was kann ich dafür, daß er mich hat taufen lassen?« brauste er auf

und zeigte auf seinen Vater.

(aus “Vienna”)

84 Mijn broer vloog op en wees naar zijn vader: 'Wat kan ik eraan doen

dat hij me heeft laten dopen?'

85 »Das war doch eigentlich wegen der Emanzenrevolte«, wandte leise 85 'Het was toch eigenlijk vanwege die feministenopstand,' wierp mijn

Page 73: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

73

mein älterer Vetter ein, der sich noch immer dafür schämte, daß er

meinen Bruder gehen hatte lassen, selbst aber geblieben war.

(aus “Vienna”)

oudste neef voorzichtig tegen, omdat hij zich er nog steeds voor

schaamde dat hij mijn broer weg had laten gaan en zelf was

gebleven.

86 Aber wie ich meinen Bruder kenne, hätte er dieses seltsame Verbot

als Zumutung nicht gelten lassen.

(aus “Vienna”)

86 Maar mijn broer kennende hield hij dit merkwaardige verbod voor

een onredelijke eis.

87 Wieder wollte er am liebsten los, ihr Grab besuchen und sehen, was

dieser Herbert draufschreiben hatte lassen, »Katzi« oder doch ihren

niemals von irgendwem gebrauchten richtigen Namen.

(aus “Vienna”)

87 Weer wilde hij het liefste weg, haar graf bezoeken en kijken wat

deze Herbert erop had laten schrijven, 'Katzi' of toch haar nooit door

iemand gebruikte echte naam.

88 Er lag gerade wieder im Spital, aber sie hatte ihm gleich am ersten

Tag einen Receiver für die ausländischen Sportkanäle installieren

lassen.

(aus “Vienna”)

88 Hij lag net weer in het ziekenhuis, maar ze had meteen de eerste dag

een ontvanger voor de buitenlandse sportkanalen laten installeren.

89 »Stell dir vor, die haben ihre Asche in einem Park verstreuen

lassen«, sagte er im Plauderton, »andere Länder, andere Sitten.«

(aus “Vienna”)

89 Stel je voor, ze hebben hun as in een park laten verstrooien,' zet hij

met een rustige stem, 'andere landen, andere zeden.'

90 Kriegsgewinnler!«, schwenkte dabei wie verrückt seine Bierdose,

die längst leer gewesen sei, und da habe, so behaupteten meine

Vettern, mein Onkel den Schirm gehoben und ihn mit aller Kraft auf

die Schultern des Betrunkenen niedersausen lassen,

(aus “Vienna”)

90 Oorlogswoekeraars!', zwaaide daarbij als een idioot met zijn blik

bier, dat allang leeg was, en toen had, zo beweerden mijn neven,

mijn oom zijn paraplu gepakt en hem met alle kracht op de schouder

van de dronkeman terecht laten komen,

91 Fredi Hals hatte eigenmächtig eine große Todesanzeige in die

»Groschenzeitung« setzen lassen, im Namen der Familie und,

stellvertretend für »alle Freunde,<, in seinem eigenen.

(aus “Vienna”)

91 Fredi Hals had op eigen houtje een grote overlijdensadvertentie

namens de familie, en als substituut voor 'alle vrienden' namens

hemzelf, in de \i Groschenzeitung laten plaatsen.

92 »Der Schorsch hat uns Leute gezeigt, daß man alles schaffen kann«,

sagte er mit Tränen der Rührung in den Augen, »man muß das Ziel

nicht einmal sehen können.«

(aus “Vienna”)

92 'Schorsch heeft ons vandaag laten zien dat we tot alles in staat zijn,'

zei hij met tranen van ontroering in zijn ogen, 'we hoeven het doel

niet eens te kunnen zien.'

93 Max wußte das genau, aber er hätte es nie verraten, denn ihm war

klar, falls es einmal wirklich hart auf hart kommen sollte, wären

93 Max wist dat precies maar had het nooit laten merken, want het was

hem duidelijk dat zulke heimelijk verzamelde kennis zijn enige kans

Page 74: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

74

solche heimlich gesammelten Kenntnisse seine einzige Chance.

(aus “Vienna”)

was als het een keer echt hard tegen hard zou gaan

94 Gegen Happel und Zeman, gegen die beiden österreichischen

Wunderspieler von Rapid, von denen der ÖFB sogar

Sonderbriefmarken auflegen ließ vor ein paar Jahren, dem Happel

und dem Zeman hat er dasselbe Tor geschossen, das war damals

eine Sensation.

(aus “Vienna”)

94 Tegen Happel en Zeman, de twee Oostenrijkse wonderspelers van

Rapid, van wie de Oostenrijkse Voetbalbond zelfs speciale

postzegels had laten uitgeven, tegen Happel en Zeman had hij

hetzelfde doelpunt gemaakt, wat destijds een sensatie was.

95 »Im Vergleich zu dem schiachen Grabstein, den ihr den Großeltern

aufgestellt habts«, sagte ich vorwurfsvoll, aber mit meinem Vater

war nicht zu reden.

(aus “Vienna”)

95 'In vergelijking met die vreselijke grafsteen die jullie bij opa en oma

hebben laten plaatsen,' zei ik verwijtend, maar er viel niet met mijn

vader te praten.

96 Statt dessen hatte sie sich durchgesetzt, auf ihre wortlose, kühle Art,

indem sie noch einmal schwanger wurde.

(aus “Vienna”)

96 In plaats daarvan had ze zich laten gelden, op haar zwijgende, koele

manier, door nog een keer zwanger te worden.

97 Rücksichtsvoll verheimlichten sie das ihm gegenüber und

bedauerten ihn höflich.

(aus “Vienna”)

97 Hoffelijk hadden ze dat niet aan hem laten merken en hadden

beleefd hun deelneming betuigd.

98 Ich habe es mir in Formalin legen lassen und ihm den Namen Otto-

Fritz gegeben, weil ich ja Fritz-Otto heiße.

(aus “Die Letzten”)

98 Ik heb het in formaline laten leggen en het de naam Otto\_Fritz

gegeven, omdat ik immers Fritz\_Otto heet.

99 War es möglich, daß diese Frau, für die ich mich dereinst hätte in

Stücke reißen lassen, so wie ich gerade deren Pflanze in Stücke

gerissen hatte für meine, eine solche Hexe war?

(aus “Die Letzten”)

99 Was het mogelijk dat de vrouw voor wie ik mezelf ooit had willen

laten verscheuren zoals ik haar plant nu had verscheurd omwille van

de mijne, zo'n heks was?

100 Aber ich war nicht lange im Knast und nicht aus politischen

Gründen, hab' bloß was mitgehen lassen auf Arbeit, Werkzeug und

so.

(aus “Die Letzten”)

100 Ik zat niet lang in de bak, hoor, en niets politieks, gewoon wat

achterovergedrukt op 't werk, gereedschap en zo.

101 Aber wahrscheinlich war es ihm bloß peinlich, daß er mich an die

Brust und später sogar ins Vertrauen gezogen und mir seine bizarre

Leibesfrucht gezeigt hatte, die er, da bin ich mir fast sicher, jeden

101 Maar waarschijnlijk vond hij het alleen maar pijnlijk dat hij mij in

zijn armen en later zelfs in vertrouwen had genomen en mij de

exotische vrucht van zijn schoot had laten zien, die hij, dat weet ik

Page 75: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

75

Tag stolz in einen Puppenwagen gelegt und spazierengefahren hätte,

wenn er nicht doch den Spott gefürchtet hätte, besonders den der

Frauen, zu denen schließlich selbst ich gehörte, »Püppi, die

einarmige blaue Elefantin«.

(aus “Die Letzten”)

wel zeker, elke dag trots in een poppenwagen zou hebben gelegd

om uit wandelen te gaan, als hij niet bang was geweest voor de spot,

vooral van de vrouwelijke kunne, tot wie tenslotte zelfs ik behoorde,

'Dikkie, het eenarmige blauwe olifantje.'

102 Ich wollte weiter an Reiner denken, der mich, wenngleich

wenigstens nicht mit unserer Rechnung, einfach sitzengelassen hatte

- tief nachts und abgefüllt in einer Kneipe, wie schon manch anderer

Mann.

(aus “Die Letzten”)

102 Ik wilde verder denken aan Reiner, die mij, ook al was het gelukkig

niet met de rekening, gewoon had laten zitten \_ in een kroeg, diep

in de nacht en ladderzat, zoals menig andere man voor hem.

103 Sie waren also verschwunden, und dann verschwand Heinz, und ein

halbes Jahr drauf verblich, obgleich ich ihr Heinz' Brief an mich nie

gezeigt und auch kein Sterbenswort darüber verloren habe, unsere

alte Mutter, wohl vor Kummer über die Herzlosigkeit ihres

geliebten einzigen Sohnes.

(aus “Die Letzten”)

103 U was dus verdwenen, en vervolgens verdween Heinz, en een half

jaar later ging onze oude moeder heen, waarschijnlijk van verdriet

om de harteloosheid van haar geliefde enige zoon, hoewel ik haar de

brief van Heinz nooit heb laten zien en er nooit met een woord

overheb gerept.

104 Den Brief habe ich den Polizisten nicht gezeigt, die Klemmappe

gleich gar nicht, sondern erzählt, daß ein Mann mich besucht und

gesagt habe, Heinz Grünebaum sei in Taschkent.

(aus “Die Letzten”)

104 De brief heb ik niet aan de politie laten zien, en de map zeker niet,

wel heb ik verteld dat mij een man had opgezocht die zei dat Heinz

Grünebaum in Tasjkent was.

105 Kurz nach Ihrem Verschwinden haben sie Heinz, einen parteilosen

Mann im Rentenalter, der für Sie gearbeitet hat, in die UdSSR

gelassen.

(aus “Die Letzten”)

105 Kort na uw verdwijning hebben ze Heinz, een man zonder

partijkaart op pensioengerechtigde leeftijd die voor u heeft gewerkt,

naar de USSR laten gaan.

106 Hatte ich die Mappe mitgenommen oder im Abteil gelassen, auf

dem freien Platz neben meinem?

(aus “Die Letzten”)

106 Had ik de map meegenomen of in de coupé laten liggen, op de lege

plaats naast de mijne?

107 Ich selbst trage seit zwei Jahren Turnschuhe, das hätte ich mir

früher auch nicht träumen lassen, erst recht nicht unser Papa.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

107 Ikzelf draag al twee jaar gympjes, dat had ik vroeger ook niet

durven dromen, papa al helemaal niet.

108 Da hat er recht, außerdem hat sich das Biest schon lange nicht mehr

bei mir blicken lassen.

108 Daar heeft hij gelijk in, bovendien heeft dat loeder zich al tijden niet

meer bij me laten zien.

Page 76: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

76

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

109 »Haben Sie das Haus fertig gekauft oder nach eigenen Wünschen

bauen lassen?« fragte Susi.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

109 `Hebt u het huis kant-en-klaar gekocht of het naar uw eigen ideeën

laten bouwen?' vroeg Susi.

110 »Der hat sich an meiner Hochzeit auch vollaufen lassen«, sage ich

nachdenklich.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

110 `Die heeft zich op mijn bruiloft ook vol laten lopen,' zeg ik

peinzend.

111 Sie hat sich die langen Haare ganz kurz schneiden lassen.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

111 Ze heeft haar lange haar heel kort laten knippen.

112 Bereits damals wäre es meine Pflicht gewesen, dieses labile Kind

mit seinem wirklichen Vater zusammenzubringen, aber hätte sich

Hugo das überhaupt gefallen lassen?

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

112 Toen was het al mijn plicht geweest om dat labiele kind in contact

te brengen met haar echte vader, maar zou Hugo dat geslikt hebben?

113 Ich habe sie gewähren lassen und damit überfordert.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

113 Ik heb haar haar gang laten gaan en daarmee te veel van haar

gevraagd.

114 Ich hätte es mir natürlich niemals gefallen lassen.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

114 Ik zou het natuurlijk nooit gepikt hebben.

115 Mein Enkel ahnt endlich, warum ich ihn hergebeten habe.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

115 Mijn kleinzoon vermoedt eindelijk waarom ik hem heb laten

komen.

116 Vor mehr als drei Jahren hatten Bernhards Kameraden ihn schwer

verwundet auf dem Schlachtfeld liegengelassen, da sie ihn für tot

hielten.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

116 Meer dan drie jaar geleden hadden Bernhards kameraden hem

zwaargewond op het slagveld laten liggen omdat ze dachten dat hij

dood was.

117 Außerdem war ein milder Vorwurf in ihren Zeilen enthalten, daß

Hugo sich so lange nicht bei Ida gemeldet hatte.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

117 Bovendien lag in haar regels het lichte verwijt besloten dat Hugo

zich zo lang niet bij Ida had laten zien.

118 Ich hatte amerikanischen Pulverkaffee mitgebracht und als

Geschenk für Mutter ein Paar rote Lederhandschuhe, die eine New

Yorkerin in Hugos Hotel liegengelassen hatte.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

118 Ik had Amerikaanse oploskoffie meegebracht en als cadeau voor

moeder een paar rode leren handschoenen, die een vrouw uit New

York in Hugo's hotel had laten liggen.

119 Heidemarie hat sich auch nicht gemeldet, das bedeutet, daß sie

womöglich operiert wurde und noch in Narkose liegt.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

119 Heidemarie heeft niets van zich laten horen, dat betekent dat ze

misschien geopereerd is en nog onder narcose ligt.

Page 77: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

77 120 Gerade Regine hat es nötig, die Moralistin zu spielen, nachdem sie

selbst ihren Mann sitzengelassen hat.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

120 Uitgerekend Regine moet nodig de moraliste uithangen, nadat ze

zelf haar man heeft laten zitten.

121 Felix hat mir gezeigt, wie man ihn wieder in Gang setzt.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

121 Felix heeft me laten zien hoe je het weer aankrijgt.

122 Da liegt er nun, mein lebenslänglicher Wunschtraum, von unserer

Tochter wie ein Kind versorgt, fühlt sich wohl bei mir und will ein

nie gegebenes Versprechen einlösen.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

122 Daar ligt hij nu, mijn levenslange wensdroom. Hij heeft zich als een

kind door onze dochter laten verzorgen, voelt zich lekker bij me en

wil een nooit gedane belofte nakomen.

123 »Heidemarie hat sich seit drei Tagen nicht gemeldet«, bemerkt

Hugo kläglich.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

123 `Heidemarie heeft al drie dagen niets van zich laten horen,' zegt

Hugo zielig.

124 Felix wundert sich über die vielen Kerzen, die leichtsinnigerweise

während unserer Abwesenheit weiterbrannten.

(aus “Kalt ist der Abendheuch”)

124 Felix verbaast zich over de vele kaarsen, die we lichtzinnig genoeg

tijdens onze afwezigheid hebben laten branden.

7.2 BELEGE ÜBERSETZTES DEUTSCH

7.2.1 Hören

Satz im Ausgangstext Übersetzung der Satz

125 Dat heb je hem nog nooit horen zeggen.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

125 Das sagt er sonst nie.

126 En nou ja, wel verduiveld, die cellisten, heb je die idioten horen

spelen?'

(aus “De virtuoos”)

126 Und, ja, zum Teufel, die Cellisten, hast du diese Idioten spielen

hören?«

127 Ongelooflijk behendig in uitgeschreven acciaccatura's, ja, ja, ik

weet niet of je hem weleens Mare crudele hebt horen doen...'

(aus “De virtuoos”)

127 Unglaublich gewandt in den ausgeschriebenen Acciaccaturen, ja,

ich weiß nicht, ob du ihn schon mal Mare crudele hast singen hören

...«

Page 78: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

78 128 'Dus je hebt mij als kind al horen zingen,' zegt hij.

(aus “De virtuoos”)

128 »Du hast mich also schon als Kind singen hören«, sagt er.

129 Hoe vaak heb ik, wanneer de zon was ondergegaan, de vrienden, de

geroutineerde spelers ons huis niet horen binnenkomen om zich

naar de kamer op het westen te begeven?

(aus “De virtuoos”)

129 Wie oft habe ich nach Sonnenuntergang gehört, wie die Freunde,

die routinierten Spieler, in unser Haus kamen, um sich in das nach

Westen gelegene Zimmer zu begeben!

130 Brit heeft ze horen schreeuwen.

(aus “Het dolhuis”)

130 Brit hat sie schreien hören.

131 Brit heeft papa horen schelden.

(aus “Het dolhuis”)

131 «Brit hat gehört, wie Papa schimpfte.

132 'Ik heb horen zeggen dat zijn hele familie bij een busongeluk is

omgekomen; hij zat niet in die bus omdat hij griep had, heb ik

gehoord.'

(aus “Het dolhuis”)

132 «Ich habe gehört, daß seine ganze Familie bei einem Busunglück

ums Leben gekommen ist; er war nicht in diesem Bus, weil er

Grippe hatte, erzählt man sich.»

133 De Eenhoorn is een voorschoot groot, stinkt naar het sterfputje op

de koer, aan de muur hangen verbleekte reclames van bier dat allang

niet meer gebrouwen wordt, van in de tijd dat iedere gemeente een

brouwerij had, achter de tapkast staat meestal een gemelijke Patrick

op een sigaartje te kauwen, maar wie heeft Patrick ooit een mop

horen vertellen?

(aus “Het verlangen”)

133 Das Einhorn ist so groß wie eine Schürze, stinkt nach der Senkgrube

im Hof, an der Wand hängen vergilbte Reklamen von Bier, das

längst nicht mehr gebraut wird, aus der Zeit, in der noch jedes Dorf

eine Brauerei hatte, hinter dem Tresen steht meist der mißmutige

Patrick und kaut auf einer Zigarre herum, aber wer hat Patrick je

einen Witz erzählen hören?

134 Hij mompelde iets, maar Michel hoorde het o zo duidelijk, want hij

had het Rikkebot-zaliger zo vaak horen zeggen:

(aus “Het verlangen”)

134 Er murmelte was, aber} Michel hörte es nur zu deutlich, denn der

selige Rikkebot hatte es so oft gesagt:}

135 Katten eten ook elke dag hetzelfde, net als de leeuwen in de

dierentuin, en ik heb ze nog nooit horen klagen.

(aus “Het volgende verhaal”)

135 Katzen essen auch jeden Tag das gleiche, ebenso die Löwen im

Zoo, und ich habe noch nie eine Beschwerde von ihnen gehört.

136 Cyriel had me horen binnenkomen.

(aus “Marcel”)

136 Cyriel hatte mich hereinkommen hören.

137 hij had zijn motoren onder zich horen sterven,

(aus “Het volgende verhaal”)

137 er habe seine Motoren unter sich sterben hören,

138 'Ik heb een patholoog-anatoom horen zeggen dat dat pijn doet.

(aus “Het volgende verhaal”)

138 »Ich habe einen Pathologen sagen hören, daß das wehtut.«

Page 79: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

79 139 Ja, Onderdijk of zulk een soort naam had ik gemeend haar door de

telefoon te horen zeggen, jawel:

(aus “De vierde man”)

139 Ja, Onderdijk oder einen Namen dieser Art hatte ich sie, wie ich

meinte, am Telefon sagen hören. Jawohl:

140 zoude degene die daarnet had opgebeld, en tot wie ik Christine

'schat' had horen zeggen, en de 'liefste Herman' van de brief uit

Düsseldorf, één en dezelfde persoon kunnen zijn... naar wie ze toe

ging, het volgende weekeinde?..

(aus “De vierde man”)

140 sollten derjenige, der vorhin angerufen hatte und zu dem ich

Christine »Schatz« hatte sagen hören, und der »liebste Hermann«

im Brief aus Düsseldorf, ein und dieselbe Person sein ... zu der sie

hinfahren würde, am kommenden Wochenende ...?

7.2.2 Sehen

141 zijn schoonzus en Jean-Marc, een Siamees wezen dat, neuzen aan

weerszijden in de koker van een lucifersdoosje geduwd, proestend

en met de handen op de rug gebonden aan hem voorbijdanste.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

141 Seine Schwägerin und Jean-Marc als siamesisches Wesen, dessen

Nasenflügel sich in die Hülle einer Streichholzschachtel zwängten.

Prustend und mit am Rücken zusammengebundenen Händen hatte

er sie vorbeitanzen gesehen.

142 Misschien dreigde er een gevaar, ten slotte hebben mensen je de zee

in zien gaan.

(aus “De elementen”)

142 Vielleicht drohte eine Gefahr, immerhin haben dich Leute ins Meer

gehen sehen.

143 Ik heb dat van in het begin gezien,' zei Louise, 'dat vrouwmens, met

al haar trucs, dat is niets voor onze Antoine.

(aus “Marcel”)

143 »Ich hab das immer schon kommen sehen«, sagte Louise, »dieses

Weibsbild mit ihren ganzen Schlichen, das ist nichts für unseren

Antoine.

144 [sic] (aus “De renner”) 144 »Die Fahrt über den Causse Méjean war wunderschön, und dann

haben wir auch noch einen Radfahrer namens Kr. in den Abgrund

stürzen sehen«, schreibt sie später in ihr Reisetagebuch.

145 Weliswaar was hij Luxemburger, maar hij had in de gecombineerd

Nederlands-Luxemburgse ploeg gezeten en ik had hem zelf in Parijs

het Pare [sic] des Princes zien binnenrijden.

(aus “De renner”)

145 Zwar war er Luxemburger, aber er gehörte zu dem gemischten

niederländischluxemburgischen Team und ich hatte ihn selbst in

Paris in den Parc des Princes hineinfahren sehen.

146 De avond tevoren had hij zijn vader tegen elven het huis uit zien 146 Am Abend zuvor hatte er seinen Vater gegen elf das Haus verlassen

Page 80: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

80

lopen.

(aus “De virtuoos”)

sehen.

147 "Ik heb ze zien dansen op de grote ladder.

(aus “Het verlangen”)

147 »Ich hab sie auf der großen Treppe tanzen sehen,

148 Ja, dit moest haast wel de enveloppe zijn, die ik in het cylinderburo

had zien liggen en, naar de dikte te oordelen, zat de brief erin.

(aus “De vierde man”)

148 Ja, das mußte der Umschlag sein, den ich im Rollschreibtisch hatte

liegen sehen, und nach der Dicke zu urteilen steckte der Brief drin.

149 Stella, voor de kaptafel in haar kamer, had me in haar spiegel

voorbij zien lopen.

(aus “Marcel”)

149 Stella saß vor dem Frisiertisch in ihrem Zimmer und hatte mich im

Spiegel vorbeigehen sehen.

150 En weer, net als bij Phaëthon, liet ik ze de aarde van boven zien,

mijn leerlingen die de aarde al honderd keer op de televisie hadden

zien zweven als een blauw-witte bal, die allang wisten dat die

glanzende ballon niet het middelpunt van het universum was, waren

nu de leerlingen van die andere Sokrates geworden, ze vlogen met

hem uit die cel in Athene en zagen hun toen nog zoveel

geheimzinniger wereld 'als een bal gemaakt uit twaalf stukken leer',

zoals de echte Sokrates het gezegd had, een schitterende, kleurige

wereld van edelstenen waarvan de wereld waarin zij dagelijks

moesten wonen en waaruit hun oude vriend een paar uur later zou

moeten verdwijnen, maar een ellendige, povere afbeelding was.

(aus “Het volgende verhaal”)

150 Und wieder, wie bei Phaethon, zeigte ich ihnen die Erde von oben,

meine Schüler, die die Erde schon hundertmal auf dem

Fernsehschirm als blauweiße Kugel hatten schweben sehen, die

längst wußten, daß die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums

ist, waren jetzt die Schüler jenes anderen Sokrates geworden, sie

flogen mit ihm aus jener Athener Zelle und sahen ihre damals noch

um soviel geheimnisvollere Welt »als Ball, gebildet aus zwölf

Lederstücken«, wie der echte Sokrates gesagt hatte, eine leuchtende,

farbige Welt aus Edelsteinen, von der die Welt, in der sie täglich

leben mußten und aus der ihr alter Freund ein paar Stunden später

würde verschwinden müssen, lediglich eine kümmerliche,

armselige Abbildung war.

151 Ze had zich gedoucht, geroepen dat ze geen koffie hoefde, had als

een wervelwind door de kamer gejaagd, Vleermuis was onder de

dekens gekropen, ik had het rode haar zien weglopen over de

gracht.

(aus “Het volgende verhaal”)

151 Sie hatte geduscht, gerufen, daß sie keinen Kaffee wolle, war wie

ein Wirbelwind durchs Zimmer gefegt, Fledermaus hatte sich unter

den Decken verkrochen, ich hatte das rote Haar über die Gracht

davongehen sehen.

152 Iets met een zwarte vrouw was het geweest, in een vervallen bordeel

in een buitenwijk van Georgetown, van duizend kilometer afstand

had hij dat jaloerse mes zien aankomen, zijn hele leven had hij erin

op kunnen bergen, wat hem opviel was hoe logisch dat leven

verlopen was, dat was het woord dat hij gebruikte.

152 Irgend etwas [sic] mit einer Schwarzen war es gewesen, in einem

verfallenen Bordell in einem Außenbezirk von Georgetown, aus

tausend Kilometer Entfernung hatte er dieses eifersüchtige Messer

ankommen sehen, sein ganzes Leben hatte er darin unterbringen

können, was ihm auffiel, war, wie \i logisch dieses Leben verlaufen

Page 81: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

81

(aus “Het volgende verhaal”) war, das war das Wort, das er gebrauchte.

153 Ik had nog nooit een kever zien braken, maar nu zag ik het.

(aus “Het volgende verhaal”)

153 Ich hatte noch nie einen Käfer sich erbrechen sehen, doch jetzt sah

ich es.

154 Enkele dagen voor ik Charly Gaul met de gele trui het Pare [sic]

des Princes had zien binnenrijden, was er een nieuwigheid geweest

in de Tour:

(aus “De renner”)

154 Einige Tage bevor ich Charly Gaul mit dem Gelben Trikot in den

Parc des Princes hineinfahren sah, gab es bei der Tour ein Novum:

155 'Dat heb ik jaren zien aankomen, Winkler.

(aus “De virtuoos”)

155 «Das hab ich seit Jahren schon erwartet, Winkler.

156 Dat had ik haar nooit zien doen.

(aus “Marcel”)

156 Das hatte ich bei ihr noch nie gesehen.

157 Ook haar heb je niet zien binnenkomen.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

157 Du hast gar nicht gesehen, wie sie reingekommen ist.

158 je hebt haar door de kralen zien komen, het schortje voorbindend,

de irritatie uit haar gezichtje strijkend, je schaamt je.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

158 du hast gesehen, wie sie durch den Perlenvorhang kommt, sich im

Gehen die Schürze umbindet und ihren Ärger zu verbergen

versucht.

159 “Wat hebt ge gespeeld, hoeveel hebt ge verloren, hebt ge niet één

keer een schone slag geslagen of tenminste zien gebeuren?"

(aus “Het verlangen”)

159 »Was hast du gespielt, wieviel hast du verloren, hast du nicht

wenigstens einmal alle Stiche gekriegt oder mindestens gesehen,

wie es, passiert ist?«

160 Je kijkt er naar als een kleine jongen, die voor het eerst zoiets ziet,

terwijl je sinds jaar en dag bij haar bent en zelfs je kinderen er uit te

voorschijn hebt zien komen.

(aus “De elementen”)

160 Du schaust hin wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal so etwas

sieht, obwohl du seit Jahr und Tag bei ihr bist und sogar deine

Kinder hast daraus zum Vorschein kommen sehen.

161 Want net voor Klaus Maria uit het zicht verdween, had ze hem

overeind zien komen met een mandje in zijn hand.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

161 Bevor sie Klaus Maria aus den Augen verlor, hatte er sich nämlich

gerade aufgerichtet und einen Korb in der Hand gehalten.

162 Maar sinds ik in een wedstrijd in een lange rechte afdaling met wind

in de rug bij een snelheid van 65 kilometer per uur een renner naast

me met een zekere zorgvuldigheid tweehandig een banaantje heb

zien pellen, ben ik niet meer bang voor valpartijen door stuur

loslaten.

(aus “De renner”)

162 Aber seit ich bei einem Rennen auf einer langen geraden Abfahrt

mit Rückenwind bei einer Geschwindigkeit von 65

Stundenkilometern einen Fahrer neben mir sah, der mit einer

gewissen Sorgfalt zweihändig eine Banane schälte, habe ich keine

Angst mehr vor Stürzen durch Loslassen des Lenkers.

Page 82: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

82 163 Hij had je het liefst nooit terug zien komen.

(aus “De virtuoos”)

163 Am liebsten hätte er gehabt, du wärst nie mehr zurückgekommen.

164 Ik had het zien zitten toen Wieland ons kiekte: een dik pak

opengesneden omslagen, muf en vergeeld.

(aus “Marcel”)

164 Ich hatte es gesehen, als Wieland uns knipste: ein dicker Packen

aufgeschnittener Umschläge, muffig und vergilbt.

165 "Ja," zegt Helène (die wij een keer in een betoging hebben zien

stappen op de Vrijdagmarkt, voor abortus).

(aus “Het verlangen”)

165 »Ja«, sagt Hélène (die wir einmal bei einer Demonstration für

Abtreibung auf dem Freitagsmarkt gesehen haben).

7.2.3 Fühlen

166 Hij had de ondoorgrondelijke botheid van een jongmens dat nog

nooit zijn bloed heeft voelen koken.

(aus “De virtuoos”)

166 Sie hatte die unergründliche Dumpfheit eines jungen Menschen, der

sein Blut noch nie hat kochen fühlen.

7.2.4 Lassen

167 Ze had ze laten staan tot het werkelijk geen gezicht meer was.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

167 Sie hatte sie stehen gelassen, solange es ging.

168 Je liet alles vallen - ik mis dat mooie Hummelbeeldje nog elke dag -

en op school was je niet meer te houden; dat zeiden zelfs je

meesters en een juffrouw.

(aus “Het dolhuis”)

168 Du hast alles fallen gelassen \ ich vermisse das Porzellanpüppchen

von Hummel noch jeden Tag \ , und in der Schule warst Du nicht zu

bändigen; das haben sogar Deine Lehrer und eine Lehrerin gesagt.

169 Zoals vanmiddag: haar strijkijzer op een hemd laten staan, dat was

haar in jaren niet overkomen.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

169 Wie zum Beispiel gestern, als sie das Bügeleisen auf dem Hemd

hatte stehen lassen, so etwas sei ihr schon seit Jahren nicht mehr

passiert.

170 Sylvester had het zover niet laten komen en verdween meteen de

eerste keer dat ze hem toevertrouwden aan de zorgen van een buur

170 Sylvester hatte es gar nicht so weit kommen lassen, sondern

verschwand bereits, als sie ihn zum ersten Mal in der Obhut des

Page 83: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

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(juli 1987?), tijdens hun vakantie op Schiermonnikoog.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

Nachbarn zurückließen (Juli 1987?), um auf Schiermonnikoog

Urlaub zu machen.

171 (wie had ooit de vernedering van selfservice bedacht, en waarom

was de gastoevoer naast zijn uitlaat gemonteerd?)

(aus “Aimez-vous les moules?”)

171 (wer hatte sich bloß so etwas Erniedrigendes wie Selbstbedienung

einfallen lassen und warum war die Gaszufuhr neben dem Auspuff

montiert?)

172 Hij had nog maar eens een inspanningscardiogram laten afnemen.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

172 Er hatte doch noch ein Belastungs-EKG machen lassen.

173 Je herinnert je de keer (was het niet de tweede sessie al?) dat hij een

foto van zijn vrouw liet rondgaan.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

173 Gleich zu Beginn der ersten Sitzung (oder war\lquote s die zweite?)

hat er ein Foto seiner Frau herumgehen lassen.

174 Nog in het leger had hij zich ooit naar de regimentscommandant

laten sturen om de sleutel van het paradeplein te vragen.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

174 und sogar beim Heer ließ er sich zum Kommandeur schicken und

verlangte den Schlüssel für den Exerzierplatz.

175 'Hier,' had Katia hem het ding voorgehouden, 'heeft Agamemnon

laten vallen.'

(aus “Aimez-vous les moules?”)

175 “Schau”, hatte Katia ihm das Ding vor die Nase gehalten, “die hat

Agamemnon verloren.”

176 Waarom had hij niets laten weten?

(aus “Aimez-vous les moules?”)

176 Warum er nichts gesagt hatte.

177 Dan haast hij zich het huis in, want hij heeft de voordeur open laten

staan en het gonst van de muggen.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

177 Dann eilt er ins Haus, weil er die Tür offen gelassen hat und es vor

Mücken nur so wimmelt.

178 Je hebt zijn kantoornummer op de bank geprobeerd, zonder veel

hoop dat het daar was dat hij iets had laten liggen.

(aus “Aimez-vous les moules?”)

178 Du hast versucht, ihn in der Bank anzurufen, in der Hoffnung, daß

er vielleicht dorthin zurück mußte, um etwas zu holen.

179 hij had zich laten gangmaken door een lichtvlek die vanaf het

middenterrein op de baan werd geprojecteerd en die daar met de

gewenste snelheid voor hem uit flitste.

(aus “De renner”)

179 Er hatte sich von einem Lichtpunkt Tempo machen lassen, der von

der Stadionmitte aus auf die Bahn projiziert wurde und dort mit der

gewünschten Geschwindigkeit vor ihm herflitzte.

180 Ik had me wat achteruit laten rijden; ik zit halverwege het peloton.

(aus “De renner”)

180 Ich habe mich ein Stück nach hinten fallen lassen; ich bin in der

Mitte des Feldes.

181 Merkwaardigerwijze had ik me net iets naar het midden van het

peloton laten zakken toen de werkelijke slag zich begon te

181 Merkwürdigerweise hatte ich mich gerade in die Mitte des

Hauptfelds zurückfallen lassen, als sich die Vorentscheidung

Page 84: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

84

ontplooien.

(aus “De renner”)

abzuzeichnen begann.

182 Zoals de naam al had doen vermoeden bestond een aanzienlijk deel

van het parkoers uit kasseien.

(aus “De renner”)

182 Wie der Name bereits hatte ahnen lassen, bestand ein beträchtlicher

Teil der Strecke aus Kopfsteinpflaster.

183 Zo lang had ik hem laten stikken, maar hij was zonder rancune, het

leek of hij alleen maar blij was dat ik weer een beroep op hem deed.

(aus “De renner”)

183 So lange hatte ich ihn vernachlässigt, aber er grollte mir nicht, er

schien nur glücklich darüber zu sein, dass ich ihn wieder in

Anspruch nahm.

184 Toen we elkaar vier jaar kenden heeft hij mij een sigarendoos laten

zien, vol systeemkaarten met daarop gekalligrafeerd zijn tijden op

zijn lievelingsbergje.

(aus “De renner”)

184 Als wir uns vier Jahre kannten, zeigte er mir eine Zigarrenkiste

voller Karteikarten, darauf in Schönschrift seine Zeiten an seinem

Lieblingsberg.

185 Ik voel dat ik de enige ben aan wie hij die sigarendoos ooit heeft

laten zien.

(aus “De renner”)

185 Ich spüre, dass ich der Einzige bin, dem er diese Zigarrenkiste

jemals gezeigt hat.

186 Eerst wist ik niet waar ik het idee vandaan haalde dat Gasparo iets

van mij had meegenomen, dat hij iets meepikte wat ik tot elke prijs

had willen behouden.

(aus “De virtuoos”)

186 Zunächst wußte ich nicht, wie ich auf die Idee kam, Gasparo hätte

etwas von mir mitgenommen, hätte etwas mitgehen lassen, das ich

um jeden Preis hatte behalten wollen.

187 We hebben het ervan genomen.

(aus “De virtuoos”)

187 Wir haben es uns wohl sein lassen.

188 Nadat we hebben gegeten zijn we beneveld, ronddrijvend in de

warmte van de namiddag, op bed beland.

(aus “De virtuoos”)

188 Nach dem Essen haben wir uns benebelt in der Wärme des

Nachmittags treiben lassen und sind im Bett gelandet.

189 En ook, achter het geslepen glas van het raampje, de gevels van de

huizen, de politiemensen hadden ons in bedrukt stilzwijgen,

verlegen met hun wapens, doorgang verleend.

(aus “De virtuoos”)

189 Und, hinter dem geschliffenen Glas des kleinen Fensters, die

Häuserfront, die Polizisten hatten uns in bedrücktem Schweigen und

verlegen auf ihre Waffen schauend passieren lassen.

190 We hebben ze laten komen om je op te vrolijken.

(aus “De virtuoos”)

190 Wir haben sie kommen lassen, um dich aufzuheitern.

191 Gasparo heeft zich half geamuseerd half geërgerd laten inpalmen.

(aus “De virtuoos”)

191 Gasparo hat sich halb amüsiert, halb verärgert erweichen lassen.

Page 85: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

85 192 Kunnen wij ons werkelijk voorstellen dat Gasparo daar, boven die

afgrond van kou en onbegrip en tot stervens toe alleen, zijn stem

heeft laten klinken?

(aus “De virtuoos”)

192 Können wir uns wirklich vorstellen, daß Gasparo dort, über diesem

Abgrund an Kälte und Unverständnis und mutterseelenallein seine

Stimme hat erschallen lassen?

193 Je zag de goden, mensen en marmeren dieren die hij uit een put

naast een zeer oud amfitheater hier vlakbij omhoog heeft laten

takelen.

(aus “De virtuoos”)

193 Du hast die Götter, Menschen und Marmortiere gesehen, die er aus

einer Baugrube neben einem sehr alten Amphitheater hier in der

Nähe hat hochziehen lassen.

194 Toch weet ik dat ze horen bij wat mij eerder op de avond heeft laten

huilen.

(aus “De virtuoos”)

194 Und trotzdem weiß ich, daß sie mit dem zu tun haben, was mich an

diesem Abend zum Weinen gebracht hat.

195 Winkler had zich tot een tochtje laten verleiden.

(aus “Het dolhuis”)

195 Winkler hatte sich doch zu einem Kurzurlaub überreden lassen.

196 Ik heb het pitmes in het kookwater meegegooid; ik heb het zeker per

ongeluk in de emmer laten zitten, wat moet ik doen?'

(aus “Het dolhuis”)

196 Ich hab das Kartoffelmesser in den Wasserkessel fallen lassen; ich

hab es ganz bestimmt versehentlich im Eimer gelassen. Was soll ich

tun?»

197 Waarom denk je dat hij dat joch anders had laten opsluiten?'

(aus “Het dolhuis”)

197 Warum hat er sonst diesen Bengel einsperren lassen?»

198 Papa en ik hebben je er toch niet eeuwig laten zitten?

(aus “Het dolhuis”)

198 Papa und ich haben Dich doch nicht ewig dort stecken lassen?

199 'Omdat hij plotseling met een broertje van jou naar bed was gegaan

en jou links had laten liggen.'

(aus “Het dolhuis”)

199 «Weil er plötzlich mit einem Bruder von dir ins Bett gegangen wäre

und dich links hätte liegen lassen.»

200 Waarom [sic] bent u niet van hem gescheiden?'

(aus “Het dolhuis”)

200 Warum hast du dich nicht von ihm scheiden lassen ?»

201 'Een antwoord op de vraag waarom u niet gescheiden bent, heb ik

nog steeds niet.'

(aus “Het dolhuis”)

201 «Eine Antwort auf die Frage, warum du dich nicht hast scheiden

lassen, habe ich immer noch nicht.»

202 'We zijn je stropdas vergeten voor de zondag' en 'O jee, hadden we

toch bijna een extra stel veters laten liggen.'

(aus “Het dolhuis”)

202 «Wir haben deine Sonntagskrawatte vergessen» und «Oje, da hätten

wir fast deine Reserve-Schnürsenkel vergessen.»

203 De Spoorwegen hebben indertijd in de krant laten zetten dat de 203 Die Eisenbahngesellschaft hat damals in der Zeitung

Page 86: Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch

86

derde klas was afgeschaft en weet je hoe ze dat gedaan hebben?'

(aus “Het dolhuis”)

bekanntgegeben, daß die dritte Klasse abgeschafft wird. Und weißt

du, wie sie das gemacht haben?»

204 Ze had een paar overbodige dingetjes laten liggen:

(aus “Het dolhuis”)

204 Ein paar überflüssige Dinge hatte sie liegenlassen:

205 Ik heb het pitmes in het kookwater meegegooid; ik heb het zeker per

ongeluk in de emmer laten zitten, wat moet ik doen?'

(aus “Het dolhuis”)

205 Ich hab das Kartoffelmesser in den Wasserkessel fallen lassen; ich

hab es ganz bestimmt versehentlich im Eimer gelassen. Was soll ich

tun?»

206 'Ik ga mijn vader schrijven en hem vragen of hij denkt dat ik dat

beeld expres heb laten vallen.'

(aus “Het dolhuis”)

206 «Ich werde meinem Vater schreiben und ihn fragen, ob er glaubt,

daß ich die Statue mit Absicht zertrümmert habe.»

207 Hij was niet ongedeerd uit de Eenhoorn weggekomen, hij had zich

laten verleiden door een kinderachtige geldingsdrang tegenover die

bende kwakkels.

(aus “Het verlangen”)

207 Er war aus dem Einhorn nicht ungeschoren davongekommen, er

hatte sich durch einen kindischen Geltungsdrang diesen Schwätzern

gegenüber dazu verleiten lassen.

208 toen ze knielde op de zitting van gevlochten stro, in de lucht van

wierook en kaarsen, had hij over haar gebogen rug gestreeld en zij

had hem laten begaan.

(aus “Het verlangen”)

208 als sie im Weihrauch- und Kerzenduft auf dem geflochtenen

Betstuhl kniete, hatte er ihr den gebeugten Rücken gestreichelt, und

sie hatte ihn gewähren lassen.

209 "Dat had gij niet durven peinzen, hè?"

(aus “Het verlangen”)

209 »Das hättest du dir nicht träumen lassen, was?«

210 Dan zegt hij met een bekommerde stem die hij tijdens zijn leven

niet één keer heeft laten horen:

(aus “Het verlangen”)

210 Dann sagt er mit einer bekümmerten Stimme, die er zeit [sic] seines

Lebens kein einziges Mal hören ließ:

211 "Hij heeft zijn gitaar ergens laten liggen," zegt de jongeman tot de

gemeente.

(aus “Het verlangen”)

211 »Er hat seine Gitarre irgendwo liegenlassen«, sagt der junge Mann

zur Gemeinde.

212 Dat inwonend personeel was tegenwoordig veel te duur geworden,

en daarom had Christine de twee lagere gebouwen tot winkelpanden

laten inrichten en verhuurd.

(aus “De vierde man”)

212 Derlei im Hause wohnendes Personal war heutzutage viel zu teuer

geworden, und darum wohl hatte Christine die zwei niedrigeren

Gebäude zu Geschäften herrichten lassen und vermietet.

213 Ik had mij het liefste zonder omwegen in bed laten ploffen, maar in 213 Am liebsten hätte ich mich ohne Umschweife ins Bett fallen lassen,

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zulk een groot, modern ingericht huis met zoveel luxe en comfort

behoorde het nu eenmaal, dat men vóór het slapen gaan een bad

nam.

(aus “De vierde man”)

doch in einem so großen, modern ausgestatteten Haus mit soviel

Luxus und Komfort gehört es sich nun mal, daß man vor dem

Schlafengehen ein Bad nimmt.

214 Ik was nieuwsgierig, en het feit dat de jeugdige gedaante uit de

verte op de gezochte maar misschien wel voor eeuwig verloren

jongen had geleken en mijn hart even had doen bonzen, betekende

iets, zoals alles, behalve dat het was wat het was, ook daarnaast iets

betekende...

(aus “De vierde man”)

214 Ich war neugierig, und die Tatsache, daß die jugendliche Gestalt aus

der Ferne dem gesuchten und vielleicht auf ewig verlorenen jungen

Mann ähnlich gesehen hatte und mein Herz kurz hatte pochen

lassen, bedeutete irgend etwas [sic], wie alles neben dem, was es

nun mal war, zusätzlich etwas bedeutete ...

215 Opeens sloeg er iets in, dat alles tegelijk scheen te vertolken, ook

wat mij nog kort geleden had doen verstijven, maar wat ik zowaar

als onzin opzij had willen zetten:..

(aus “De vierde man”)

215 Plötzlich schlug etwas ein, etwas, was alles gleichzeitig zu deuten

schien, auch jenes, was mich kurz zuvor noch hatte erstarren lassen,

was ich aber, fürwahr, als Unsinn beiseite hatte schieben wollen:

216 In de schemer, in de lome weelde van het bed, geleek Christine haar

gezicht onder mij soms waarempel op dat van 'mijn' Herman, als die

zijn net zo blonde haar een beetje zoude laten aangroeien...

(aus “De vierde man”)

216 In der Dämmerung, in der träge machenden Üppigkeit des Bettes

ähnelte Christines Gesicht unter mir tatsächlich jenem »meines«

Hermanns, wenn dieser sein ebenso blondes Haar ein bißchen

länger wachsen ließe ...

217 'Ze heeft die mens verdomme laten stikken.'

(aus “Marcel”)

217 »Sie hat ihn verdammt noch mal ersticken lassen.«

218 Hij zou nooit gebogen hebben voor Hitler.'

(aus “Marcel”)

218 Er hätte sich nie für Hitler einspannen lassen.«

219 Ze had zich niet meer vertoond sinds de prijsuitreiking.

(aus “Marcel”)

219 Seit der Preisverleihung hatte sie sich nicht mehr sehen lassen.

220 Een van de mooiste dingen die hij bedacht had was dat de leraren

elkaars lessen zouden kunnen bijwonen.

(aus “Het volgende verhaal”)

220 Eines der schönsten Dinge, die er sich hatte einfallen lassen, war,

daß die Lehrer sich die Unterrichtsstunden der Kollegen anhören

konnten.

221 en ik liep en danste voor de klas heen en weer, stuwde met mijn

korte armpjes enorme watermassa's door het lokaal zoals ooit die

andere man, van wie ik de woorden leende, ze door die

gevangeniscel in Athene had laten stromen waar hij nooit meer uit

zou komen.

221 und ich lief und tanzte vor der Klasse hin und her, schob mit meinen

kurzen Armen gewaltige Wassermassen durch den Klassenraum, so

wie jener andere Mann, von dem ich die Worte entliehen hatte, sie

durch die Athener Gefängniszelle hatte fließen lassen, die er nie

mehr verlassen sollte.

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(aus “Het volgende verhaal”)

222 Ik had me er ook wel in willen laten glijden zoals professor Deng, ik

had de wellust van het afscheid op zijn gezicht gezien.

(aus “Het volgende verhaal”)

222 ich hätte mich auch gern hineingleiten lassen wie Professor Deng,

ich hatte die Wollust des Abschieds auf seinem Gesicht gesehen.

223 Zij had mij een gebied laten zien dat voor mij versloten was.

(aus “Het volgende verhaal”)

223 Sie hatte mir ein Gebiet gezeigt, das mir verschlossen gewesen war.

224 Toen zagen we allebei het boek dat Lisa d'India op de bank had

laten liggen.

(aus “Het volgende verhaal”)

224 Dann sahen wir beide das Buch, das Lisa d'India auf der Bank hatte

liegenlassen.

225 Geschrokken, alsof je het gas aan had laten staan, kwam je uit bed

en zette de schakelaar op stop.

(aus “De elementen”)

225 Erschrocken, als ob du vergessen hättest, den Herd auszuschalten,

stiegst du aus dem Bett und stelltest den Schalter auf Stop.

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