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Faculteit Letteren & Wijsbegeerte
Anne-Wil Claeys
Unterschiede zwischen originalem und
übersetztem Deutsch in Bezug auf den
Gebrauch des Ersatzinfinitivs Eine korpusbasierte Studie für “lassen”, “hören” und “sehen”
Masterproef voorgedragen tot het behalen van de graad van
Master in het Vertalen
2016
Promotor Dr. Geert Stuyckens
Vakgroep Vertalen, Tolken en Communicatie
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3
DANKESWORT
An erster Stelle möchte ich mich bei meinem Betreuer, Herrn Dr. Stuyckens, für seine ständige
Verfügbarkeit und sein nützliches Feedback bedanken. Seine Fachkenntnisse haben mir beim
Schreiben dieser Masterarbeit sehr geholfen.
Daneben bedanke ich mich auch bei meinen Eltern, meinem Bruder und Freunden, die immer an
mich geglaubt haben und da waren für moralische Unterstützung.
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5
INHALTSVERZEICHNIS
DANKESWORT ……………....……………....……………....……………....……………... 3
INHALTSVERZEICHNIS…………………………………………………………............... 5
1 EINLEITUNG…………………………………………………………...…………………. 7
2 THEORETISCHER RAHMEN…………………………………………………………... 10
2.1 Ersatzinfinitiv im Deutschen………………………………………………………………. 10
2.1.1 Definition……………………………………………………………….……………... 10
2.1.2 Übersicht der IPP-Verben……………………………………………………………... 13
2.1.3 Eigenschaften des Ersatzinfinitivs ……………………………………………………. 15
2.1.3.1 Tempora……………………………………………………..…………………….. 15
2.1.3.2 Verbalkomplex…………………………………………………………………….. 16
2.1.3.3 Abfolge der Verben………………………………………………………………... 16
2.2 Originale und übersetzte Sprache………………………………………...………………... 19
2.2.1 Interferenz………………………………………...………………...…………………. 19
2.2.1.1 Definition……………...………………….……………...………………….…….. 19
2.2.1.2 Innerhalb der Übersetzungswissenschaft…….…….…….…….…….…….……… 20
2.2.1.3 Toury…….…….…….…….…….…….…….…….…….…….…….…….…….… 21
2.2.2 Übersetzungsuniversalien…….…….…….…….…….……….…….…….…….……... 23
2.2.2.1 Vereinfachung…….…….…….…….…….……….…….…….…….…….………. 23
2.2.2.2 Explizierung….…….…….…….…….……….….…….…….…….…….………... 23
2.2.2.3 Normalisierung…….…….…….…….…….……….…….…….…….…….……… 24
2.2.2.4 Nivellierung…….…….…….…….…….……….…….…….…….…….…………. 25
2.2.3 Shining through…….…….…….…….…….……….…….…….……….…….….….... 25
2.2.4 Unique items.……….…….…….……….…….….…....….….…....….….…................ 26
2.2.5 Fallstudien…….…….…….…….……….…….…….……….……….……….………. 27
2.2.5.1 Olohan & Baker…….…….…….…….……….…….…….……….……….……... 27
2.2.5.2 De Sutter & Van de Velde…….…….…….…….……….…….…….……………. 28
3 METHODOLOGIE………………………………………………………………………... 29
3.1 Korpuslinguistik….…….……….…….…….…………….….…….……….…….…….…. 30
3.2 Korpus dieser Arbeit….…….……….…….…….…………….….…….……….…….…... 30
3.3 Daten…….…….…….………………….…….…….………………….…….…….……… 32
4 ERGEBNISSE……………………………………………………………………………… 34
4.1 Allgemein……….…….…….………………….…….…….……………….…….…….…. 34
4.2 Analyse Originaldeutsch……….…….…….………………….…….…….………………. 36
4.2.1 Hören…………………………………………………………………………………... 37
6
4.2.2 Sehen…………………………………………………………………………………... 38
4.2.3 Lassen………………………………………………………………………………….. 39
4.2.4 Besprechung…………………………………………………………………………… 41
4.3 Analyse übersetztes Deutsch………………………………………………………………. 42
4.3.1 Hören…………………………………………………………………………………... 42
4.3.2 Sehen…………………………………………………………………………………... 46
4.3.3 Lassen………………………………………………………………………………….. 48
4.3.4 Besprechung…………………………………………………………………………… 52
5 SCHLUSSFOLGERUNG…………………………………………………………………. 53
6 LITERATURVERZEICHNIS…………………………………………………………….. 59
7 ANLAGE…………………………………………………………………………………… 61
7.1 Belege Originaldeutsch…………………………………………………………………….
7.1.1 Hören…………………………………………………………………….……….…….
7.1.2 Sehen…………………………………………………………………….……….…….
7.1.3 Lassen…………………………………………………………………….……….……
61
61
62
64
7.2 Belege übersetztes Deutsch………………………………………………………………...
7.1.1 Hören…………………………………………………………………….……….…….
7.1.2 Sehen…………………………………………………………………….……….…….
7.1.3 Fühlen…………………………………………………………………….……….……
77
77
79
82
7.1.4 Lassen…………………………………………………………………….……….…… 82
Wortanzahl: 12.781
7
1 EINLEITUNG
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Verwendung des Ersatzinfinitivs in originalem und
übersetztem Deutsch. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Wahrnehmungsverben hören, sehen
und fühlen und auf dem Verb lassen. Anhand eines Parallelkorpus Deutsch-Niederländisch wird
der Frage nachgegangen, ob es zwischen originaler und übersetzter Sprache Unterschiede in
Bezug auf den Gebrauch des Ersatzinfinitivs gibt.
Sowohl im Deutschen als auch im Niederländischen kann ein Ersatzinfinitiv vorkommen, aber
anders als im Niederländischen ist im Deutschen sowohl die Verwendung eines Partizips II als
die Verwendung eines Ersatzinfinitivs möglich. So ist zum Beispiel einerseits “Er hat sie rufen
hören.” erlaubt, aber andererseits auch “Er hat sie rufen gehört.”. Dasselbe gilt für die Verben
lassen, sehen und fühlen. Beide Optionen sind grammatisch korrekt. Damit unterscheidet sich die
deutsche von der niederländischen Sprache, in der nur ein Ersatzinfinitiv stehen kann. So ist zwar
“Hij heeft haar horen roepen.” erlaubt, aber nicht *“Hij heeft haar gehoord roepen.”. Der
Gebrauch eines Partizips II ist ausgeschlossen.
Dieses Phänomen führt zu der Frage, ob das Niederländische als Ausgangssprache einen Einfluss
auf die deutschen Übersetzungen haben kann. Dafür werden in dieser Arbeit deutsche
Originaltexte mit deutschen Übersetzungen aus dem Niederländischen verglichen und wird der
Frage nachgegangen, ob es zwischen beiden in Bezug auf den Ersatzinfinitiv Unterschiede gibt.
Die Forschungsfrage dabei lautet: Gibt es Unterschiede zwischen originalem und übersetztem
Deutsch bezüglich der Verwendung des Ersatzinfinitivs bei den Verben hören, sehen,
fühlen und lassen?
Die Forschungsfrage führt zu zwei gegensätzlichen Hypothesen:
Hypothese 1: In den deutschen Übersetzungen (ÜD) wird öfter als im Originaldeutsch
(OD) ein Ersatzinfinitiv verwendet.
(Ersatzinfinitive ÜD > Ersatzinfinitive OD)
8
Hypothese 2: In den deutschen Übersetzungen wird weniger als im Originaldeutsch ein
Ersatzinfinitiv verwendet.
(Ersatzinfinitive ÜD < Ersatzinfinitive OD)
Hypothese 1 führt zur Erwartung, dass die deutschen Übersetzungen von der niederländischen
Ausgangssprache beeinflusst werden. Im Niederländischen findet man nämlich nur
Konstruktionen mit einem Ersatzinfinitiv und darum wird erwartet, dass die deutschen Übersetzer
diese Struktur öfter übernehmen. Die Ausgangssprache beeinflusst dadurch die Zielsprache auf
syntaktischer Ebene.
Hypothese 2 dagegen basiert auf der Möglichkeit, dass man in den deutschen Übersetzungen
eben weniger Übersetzungen mit Ersatzinfinitiv findet, weil die deutschen Übersetzer die EI-
Konstruktion im niederländischen Ausgangstext vermeiden. Der Übersetzer entscheidet sich dann
dafür, ein Partizip II oder andere Formulierung zu benutzen.
Zusammenhängend mit der Forschungsfrage und den Hypothesen werden auch die folgenden
Fragen berücksichtigt:
Wie konkurrieren der Ersatzinfinitiv und das Partizip II miteinander? Gibt es
Unterschiede in Frequenz?
Gibt es Unterschiede zwischen den erforschten Verben?
Beeinflusst die niederländische Sprache, in der Ersatzinfinitive häufiger auftreten, die
deutschen Übersetzungen?
Es ist die Absicht dieser Untersuchung, mehr Erkenntnisse bezüglich des Übersetzungspaars
Deutsch-Niederländisch zu gewinnen. Der Fokus dabei liegt auf dem Ersatzinfinitiv. De Sutter &
Van de Velde (2008) führen an, dass eine umfassendere Erforschung mehrerer Sprachen
notwendig ist, weil die korpusbasierte Übersetzungswissenschaft sich bis jetzt vor allem auf das
Englische konzentrierte.
Der Aufbau der Arbeit sieht wie folgt aus: Zunächst bildet Kapitel 2 die theoretische Grundlage
und wird in zwei Teile aufgegliedert. Im einen Teil werden wesentliche Informationen über den
9
Ersatzinfinitiv erläutert. Im anderen Teil werden die Eigenschaften übersetzter Sprache. In
Abschnitt 2.2.1 wird der Begriff Interferenz erläutert. Abschnitt 2.2.2 handelt von den
Übersetzungsuniversalien Vereinfachung, Explizierung, Normalisierung und Nivellierung. In den
Abschnitten 2.2.3 und 2.2.4 werden die Hypothese von shining through und die Hypothese von
unique items erklärt und an die vorliegende Untersuchung geknüpft. Schließlich wird in
Abschnitt 2.2.5 zwei Fallstudien besprochen. Der theoretische Rahmen wird vom praktischen
Teil gefolgt. In Kapitel 3 wird die Methodologie der Untersuchung erklärt. Kapitel 4 befasst sich
mit der Analyse der Ergebnisse. Zuerst wird in Abschnitt 4.2 das Originaldeutsch und danach in
Abschnitt 4.3 das übersetzte Deutsch analysiert und besprochen. Die Arbeit schließt mit der
Schlussfolgerung in Kapitel 5.
10
2 THEORETISCHER RAHMEN
Thema dieser Arbeit ist die Erforschung der Konkurrenz zwischen Ersatzinfinitiv und Partizip II
in originalem und übersetztem Deutsch. Dieses Kapitel verschafft theoretische
Hintergrundinformationen und Einsichten, die für den weiteren Verlauf der Untersuchung von
Belang sind. Darum werden in diesem Kapitel der Ersatzinfinitiv und der mögliche Einfluss des
Ausgangstexts auf den Zieltext besprochen.
2.1 ERSATZINFINITIV IM DEUTSCHEN
2.1.1 Definition
Der Ersatzinfinitiv (im Niederländischen spricht man von vervangende infinitief) ist ein
grammatisches Phänomen, das in zusammengesetzten Tempora das Partizip II durch eine
Infinitivform ersetzt (Ten Cate et al. 2008: 55). Diese Infinitivform nennt man den
Ersatzinfinitiv. Die lateinische Bezeichnung für dieses Phänomen heißt Infinitivus Pro Participio
(IPP), was wörtlich “Infinitiv statt Partizip” bedeutet. Oft spricht man auch vom IPP-Effekt.
Folgende Beispiele aus Ten Cate et al. (2008: 55) illustrieren diese Definition:
(1) Ich habe das nicht gewollt. (*wollen)
Im Beispielsatz (1) sieht man einen Satz im Perfekt. Haben ist dabei das Hilfsverb und wollen
erscheint in der Partizipialform gewollt. Der Gebrauch der Infinitivform wollen ist in diesem
Kontext im Hochdeutschen nicht möglich. Wenn jedoch noch ein Verb eingebettet wird, tritt der
Ersatzinfinitiv auf. Dieser eingebettete Infinitiv macht die Erscheinung des Ersatzinfinitivs
möglich. Dies nennt man den IPP-Effekt:
(2) Ich habe bloß helfen wollen. (*gewollt)
11
Normalerweise erwartet man in (2) die Partizipialform gewollt, wie in (1), aber stattdessen steht
ein Infinitiv, nämlich der Ersatzinfinitiv wollen. In diesem Fall wäre es grammatisch nicht
korrekt, das Partizip II zu verwenden. Diese Konstruktion verlangt nämlich eine Infinitivform
statt einer Partizipialform.
In Beispiel (2) ist der Gebrauch eines Ersatzinfinitivs obligatorisch, aber darüber hinaus gibt es
auch Fälle, bei denen man wählen kann, ob man einen Ersatzinfinitiv benutzt oder nicht. In der
deutschen Grammatik gibt es nämlich einen Unterschied zwischen obligatorischem und freiem
Ersatzinfinitiv (Gaeta 2005: 1). Bei Verben mit freiem Ersatzinfinitiv ist sowohl der Gebrauch
eines Partizips II als auch der Gebrauch eines Infinitivs grammatisch korrekt. Ein Beispiel ist das
Verb hören in (3a) und (3b).
(3) a. Niemand hat mich schreien hören.
b. Niemand hat mich schreien gehört.
Der Ersatzinfinitiv erscheint in den meisten westgermanischen Sprachen und Dialekten
(Schmid 2002: 12). So kommt dieses Phänomen im Deutschen, Niederländischen, Afrikaans und
in regionalen Varietäten wie im Westflämischen und Zürichdeutschen vor. Im Englischen,
Friesischen, Niederdeutschen und Jiddischen ist der Gebrauch des Ersatzinfinitivs aber
ausgeschlossen.
Abbildung 1: Die westgermanischen Sprachen mit und ohne IPP-Effekt
Westgermanische Sprachen
mit Ersatzinfinitiv
- (Hoch)deutsch - Niederländisch
- Afrikaans - Westflämisch - Zürichdeutsch
ohne Ersatzinfinitiv
- Englisch - Friesisch
- Niederdeutsch - Jiddisch
12
In der Vergangenheit haben verschiedene Linguisten versucht, eine Erklärung für den
Ersatzinfinitiv zu finden. Diese grammatische Besonderheit warf mehrere Fragen auf: Was ist der
Ersatzinfinitiv genau? Kann man ihn als ein Partizip II betrachten, oder ist er eher ein echter
Infinitiv? Die Meinungen sind darüber bis heute verschieden. Grimm (1837) war einer der ersten
Linguisten, der sich damit beschäftigte, eine Erklärung zu finden. Er glaubte, dass der
Ersatzinfinitiv eigentlich eine Art “verborgenes Partizip II” war. Im Mittelhochdeutschen wurden
nämlich die Partizipien bestimmter starken Verben ohne Präfix gebildet (IJbema 1997: 150). Das
heißt, dass der Ersatzinfinitiv eigentlich ein Partizip Perfekt ohne das Partizipialpräfix ge- war
und das Partizipialsuffix -en eines starken Verbs der Infinitivendung entsprach. So sagt Grimm
(1898), dass das der Fall war bei den folgenden Verben: (ge)lâzen, (ge)heizen und (ge)sehen.
Man konnte darum diese Partizipien nicht von einem Infinitiv unterscheiden, denn sie sahen
identisch aus.
In Grimms eigenen Worten:
Wenn nun nhd. nicht das allein stehende, sondern das mit einem inf. (...) verbundene part. scheinbar selbst
in den inf. verwandelt wird, so begreift sich eine so seltsame structur bloß aus der zufälligen ähnlichkeit starker participialformen mit dem inf.; der wirkliche inf. wäre widersinnig. (Grimm 1837: 168) (sic)
Später wurde Grimms Hypothese jedoch stark bezweifelt, denn der Ersatzinfinitiv kommt
nämlich auch bei Verben vor, bei denen das Partizip und der Infinitiv anders aussehen z.B. helfen
und (ge)holfen (Hinterhölzl 2008: 9). Aus diesem Grund glaubten andere Linguisten, dass der
Ersatzinfinitiv eher als eine echte Infinitivform betrachtet werden soll. So sagt Schmid
(2002: 84), wenn Ersatzinfinitive aussähen wie ein Infinitiv, dann seien es auch Infinitive.
Man kann hieraus schließen, dass verschiedene Meinungen über die Entstehung des
Ersatzinfinitivs bestehen: Einerseits gibt es die Linguisten, die glauben, dass der Ersatzinfinitiv
ein Partizip II ist, andererseits glauben andere, dass er ein echter Infinitiv ist. In dieser Arbeit
wird nicht näher auf die historische Entwicklung eingegangen. Im nächsten Abschnitt wird eine
Übersicht über die verschiedenen IPP-Verben gegeben.
13
2.1.2 Übersicht der IPP-Verben
Die Verben, die in zusammengesetzten Tempusformen in einer Infinitivform statt einer
Partizipialform erscheinen, können in verschiedene Gruppen eingeteilt werden. Es handelt sich
hier um eine beschränkte Auswahl von Verben. Harweg (2014: 188) und IJbema (1997: 139)
haben der Duden-Grammatik (1995: 188-189) zufolge vier Gruppen bestimmt. Die meisten der
folgenden Beispielsätze kommen aufs Neue aus Ten Cate et al. (2008: 55-56).
A. Verben, bei denen der Gebrauch des Ersatzinfinitivs obligatorisch ist.
Diese erste Gruppe besteht aus den Modalverben dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen
und dem Verb brauchen. Bei diesen Verben gibt es keine Ausnahmen: Nur der Ersatzinfinitiv ist
grammatisch korrekt und der Gebrauch eines Partizips II ist ausgeschlossen.
(4) Während der Sitzung hat niemand rauchen dürfen. (*gedurft)
(5) Hat er eigentlich zahlen können? (*gekonnt)
(6) Das hättest du nicht (zu) tun brauchen. (*gebraucht)
B. Verben, bei denen der Ersatzinfinitiv gebräuchlicher ist als das Partizip II.
Hier sind theoretisch gesehen die beiden Formen grammatisch möglich, aber man stellt in der
Praxis fest, dass der Gebrauch eines Ersatzinfinitivs viel häufiger ist als der Gebrauch eines
Partizips II. Die Verben, die unter diese Kategorie fallen, sind heißen, lassen und sehen.
(7) Der Chef hatte mich den Brief holen heißen. (/holen geheißen: nicht so häufig)
(8) Die eigene Partei hat den Minister fallen lassen. (/fallen gelassen: nicht so häufig)
(9) Ich habe ihren Wagen stehen sehen. (/stehen gesehen: nicht so häufig)
C. Verben, bei denen sowohl der Ersatzinfinitiv als auch das Partizip II möglich sind.
14
Unter diese Kategorie fallen die Verben, die sowohl mit einem Ersatzinfinitiv als auch mit einem
Partizip II gebildet werden können. Die beiden Optionen sind verbreitet und können als alternativ
zueinander gelten. Diese Verben sind die zwei Wahrnehmungsverben fühlen und hören, und das
Verb helfen.
(10) Er hat sein Herz schlagen fühlen. (/gefühlt)
(11) Ich habe sie singen hören. (/gehört)
(12) Ich habe ihm den Schutt räumen helfen. (/geholfen)
D. Verben, bei denen der Ersatzinfinitiv nur gelegentlich vorkommt.
In dieser letzten Gruppe ist der Gebrauch eines Ersatzinfinitivs zwar möglich, aber sehr selten.
Die Konstruktion mit dem Partizip II ist viel üblicher. Das ist der Fall bei den Verben lehren,
lernen und machen. Ein Beispiel mit Ersatzinfinitiv lehren ist zwar Satz (13), aber man würde für
dieses Verb viel öfter gelehrt benutzen.
(13) Er hatte mich schwimmen lehren. (/gelehrt: Partizip II viel häufiger als Ersatzinfinitiv)
Zusammenfassend kann man die verschiedenen IPP-Verben wie folgt schematisch darstellen. Die
Abkürzung “EI” steht dabei für “Ersatzinfinitiv” und mit “PII” wird das Partizip II gemeint.
Abbildung 2: Die IPP-Verben
EI = obligatorisch
• dürfen
• können
• mögen
• müssen
• sollen
• wollen
• brauchen
EI = häufiger
• heißen
• lassen
• sehen
EI = sowohl als auch PII
• fühlen
• hören
• helfen
EI = nur gelegentlich
• lehren
• lernen
• machen
15
In der vorliegenden Arbeit liegt der Fokus auf dem Verb lassen und auf den
Wahrnehmungsverben sehen, hören und fühlen. Sie wurden deshalb im Schema fett markiert. Es
fällt auf, dass zwei Verben aus Gruppe B und zwei Verben aus Gruppe C untersucht werden.
Dazu ist es auch interessant, der Frage nachzugehen, ob es tatsächlich Unterschiede zwischen
beiden Gruppen in Bezug auf Verhalten und Häufigkeit gibt. Alle anderen IPP-Verben werden
weiter nicht für die Korpusstudie berücksichtigt. Sie wurden nur in diesem Kapitel erwähnt, um
einen vollständigen Überblick geben zu können.
2.1.3 Eigenschaften des Ersatzinfinitivs
Der Ersatzinfinitiv ist deutlich ein besonderes Phänomen innerhalb der Grammatik. In Abschnitt
2.2.1 wurde bereits eine Definition des Begriffs Ersatzinfinitiv gegeben und es wurden außerdem
auch mögliche Erklärungen dargestellt, aber was sind genau die strukturellen Eigenschaften eines
Ersatzinfinitivs? Bei der Definition wurde bereits erwähnt, dass der Ersatzinfinitiv das erwartete
Partizip II ersetzt. Mit anderen Worten erscheint eine ganz andere Form: Infinitiv statt Partizip II.
Das ist schon das erste große Merkmal. Aber wann kann ein Ersatzinfinitiv auftreten? Unter
welchen Bedingungen ist er möglich? Diese Charakteristika werden in den folgenden
Abschnitten kurz besprochen. Es handelt sich dabei um die Tempora, in denen ein Ersatzinfinitiv
erscheinen kann, um den Verbalkomplex und um die Abfolge der Verben.
2.1.3.1 Tempora
Einen Ersatzinfinitiv findet man nur in den zusammengesetzten Zeiten. Das sind die Tempora,
die aus mindestens einer infiniten Verbform und aus einem Hilfsverb bestehen. Schmid
(2002: 10) sagt dazu, dass Konstruktionen mit einem Ersatzinfinitiv im Perfekt, Plusquamperfekt
und Futur (Indikativ oder Konjunktiv) erscheinen können.
Darüber hinaus kann der Ersatzinfinitiv aber nicht in Passivkonstruktionen auftreten. Man kann
also nicht sagen: *Das Buch ist liegen lassen worden. Stattdessen heißt es: Das Buch ist liegen
gelassen worden. (Harweg 2014: 190).
16
2.1.3.2 Verbalkomplex
Ersatzinfinitive kommen im Hochdeutschen nur bei vielgliedrigen Verbalkomplexen vor, was
bedeutet, dass es in einem Satz mehr als zwei Verbformen geben muss (Bærentzen 2004: 127).
Wenn es zwei oder weniger als zwei Verbformen im Satz gibt, kann ein Ersatzinfinitiv
unmöglich auftreten. Harweg (2014: 189) sagt dazu, dass ein Ersatzinfinitiv nur das Partizip II
ersetzen kann, wenn ein weiteres Verb im Infinitiv diesem Ersatzinfinitiv voraufgeht und von
ihm abhängig ist. Den Unterschied zwischen einem Satz mit zwei Verbformen und einem Satz
mit mehr als zwei Verbformen im Hochdeutschen sieht man in den zwei Beispielsätzen, die am
Anfang gegeben wurden und deswegen hier wiederholt werden:
(1) Ich habe das nicht gewollt. (*wollen)
(2) Ich habe bloß helfen wollen. (*gewollt)
Sobald noch ein Infinitiv eingebettet wird, verlangt das Verb wollen die Infinitivform und ersetzt
damit die Partizipialform gewollt in (1). In (2) zählt der Satz drei Verbformen. So findet man in
diesem Satz das konjugierte Hilfsverb hat, den Infinitiv helfen und den Ersatzinfinitiv wollen.
Man kann daraus schließen, dass ein vielgliedriger Verbalkomplex für die Erscheinung des
Ersatzinfinitivs notwendig ist.
2.1.3.3 Abfolge der Verben
Ein anderes interessantes Merkmal ist die Reihenfolge der Verben in einem Satz mit
Ersatzinfinitiv. Beispielsatz (14) enthält den Verbalkomplex “hat singen hören”.
(14) Er hat mich singen hören.
Schematisch dargestellt:
Vorfeld linke Klammer Mittelfeld rechte Klammer Nachfeld
Er hat mich singen hören. /
17
Die linke Klammer besteht aus hat, während der Verbalkomplex singen hören der rechten
Klammer entspricht. Der Ersatzinfinitiv hören befindet sich in der rechten Satzklammer
zusammen mit dem anderen Infinitiv. Die Hierarchie der Verben bestimmt die Position der
Verben im Satz. Die finite Verbform regiert immer die anderen Verbformen und wird darum als
V1 bezeichnet. Der Ersatzinfinitiv regiert dann wieder den eingebetteten Infinitiv. Mit anderen
Worten ist hören von hat und singen wiederum von hören abhängig.
Die Verbformen werden wie folgt aufgeteilt:
V1 = finite Verbform (Hilfsverb haben)
V2 = Ersatzinfinitiv
V3 = Infinitiv
Die Verbformen in (24) können somit folgendermaßen bestimmt werden:
(14) Er hat (V1) mich singen (V3) hören (V2).
Dieser 132-Komplex ist kennzeichnend für Hauptsätze. Bei Nebensätzen gelten jedoch andere
Regeln, wenn ein Ersatzinfinitiv auftritt. Man würde nämlich erwarten, dass das konjugierte
Hilfsverb haben die letzte Stelle des Satzes einnehmen würde, aber hier taucht eine Besonderheit
auf, die man die “Oberfeldumstellung” nennt. Die rechte Satzklammer lässt sich nämlich in ein
Oberfeld und ein Unterfeld unterteilen (Bech 1983). Das Unterfeld macht den rechten Teil aus,
während das Oberfeld den linken Teil darstellt (Bærentzen 2004: 135). Normalerweise ist das
Oberfeld leer bzw. nicht vorhanden, aber wenn es einen Ersatzinfinitiv im Satz gibt, wird es
eröffnet.
Beim oberen Beispiel in der untenstehenden Tabelle sieht man, dass ohne Ersatzinfinitiv das
Oberfeld nicht existent ist. Das finite Hilfsverb hat nimmt die Endstellung im Satz ein. Beim
unteren Beispiel wird das Oberfeld eröffnet. Mit Ersatzinfinitiv wird hat von der letzten an die
erste Stelle im Verbalkomplex umgestellt (Schäfer 2015: 424).
18
die rechte Satzklammer
Oberfeld Unterfeld
..., dass er sie tanzen (V3) gesehen (V2) hat (V1)
..., dass er sie hat (V1) tanzen (V3) sehen (V2)
Diese Besonderheit nennt man die Oberfeldumstellung. In den IPP-Konstruktionen geht das
Hilfsverb haben immer den Infinitiven voran und dadurch bekommt man diese außergewöhnliche
Abfolge (IJbema 1997: 146). Harweg (2014: 189) beschreibt diese Regel wie folgt:
Seine Voranstellung aber hat damit zu tun, daß der Ersatzinfinitiv (…) immer die Endstellung in der
verbalen Konstruktion einnehmen muß, und dies wiederum ist eine Regel, die zugleich besondere
Auswirkungen auf eine bestimmte Regel der deutschen Nebensatzsyntax hat. Sie verlangt nämlich, daß das
konjugierte Hilfsverb haben, also das Verbum finitum der Konstruktion, in einer Konstruktion mit
Ersatzinfinitiv in Nebensätzen vor die Infinitive rückt, und dominiert damit über die Regel, daß das Verbum
finitum im Nebensatz die Endstellung einnehmen müsse. (Harweg 2014: 189)
Ein Vergleich der folgenden Sätze von Harweg (2014: 189) illustriert nochmals genau, was in
den Nebensätzen passiert:
(15) a. *Das ist etwas, was ich nicht liegen (V3) lassen (V2) hätte (V1).
b. Das ist etwas, was ich nicht hätte (V1) liegen (V3) lassen (V2).
c. Das ist etwas, was ich nicht liegen (V3) gelassen (V2) hätte (V1).
Mit einem Partizip II wie in (15c) hat man eine absteigende Hierarchie der Verben, d.h. einen
321-Verbalkomplex mit erstens dem Infinitiv, zweitens dem Partizip II und schließlich dem
konjugierten Hilfsverb hätte. Wenn aber ein Ersatzinfinitiv erscheint, wie in (15a) und (15b),
ändert sich die Situation. Dann gibt es eine Oberfeldumstellung: Das Hilfsverb, das in der Regel
am Ende steht, wird dann vor die anderen Verben gestellt. Darum ist nur (15b) grammatisch
korrekt und (15a) nicht möglich. Der Ersatzinfinitiv muss immer die Endstellung im
Verbalkomplex besetzen (Harweg 2014: 190). Das Ergebnis dieser Besonderheit ist eine
132-Abfolge. Die “normale” 321-Abfolge ist in diesem Fall nicht möglich.
Es ist außerdem interessant, zu bemerken, dass im Süddeutschen noch eine andere Abfolge
vorkommen kann (IJbema 1997: 146). Hier steht das Hilfsverb haben nicht vor den Infinitiven,
19
sondern zwischen ihnen. Der Ersatzinfinitiv behält wie in der anderen Abfolge die Endposition:
(16) dass er kommen (V3) hat (V1) wollen (V2).
2.2 ORIGINALE UND ÜBERSETZTE SPRACHE
In der vorliegenden Arbeit werden originale und übersetzte Sprache in Bezug auf den Gebrauch
des Ersatzinfinitivs und Partizips II im Deutschen untersucht. Dazu werden in diesem Kapitel die
verschiedenen Merkmale übersetzter Sprache präsentiert und wird der Frage nachgegangen,
inwieweit originale und übersetzte Sprache voneinander abweichen und was diese Unterschiede
genau beinhalten. Forschungen aus vergangenen Jahren haben nämlich gezeigt, dass es zwischen
einem Text in originaler Sprache und einem in übersetzter Sprache tatsächlich linguistische
Unterschiede gibt. Innerhalb der Übersetzungswissenschaft haben verschiedene Wissenschaftler
versucht, sich einen Überblick über die Eigenschaften übersetzter Sprache zu verschaffen. Ihre
Befunde werden in den nächsten Abschnitten ausführlicher besprochen.
In Abschnitt 2.2.1 wird der Begriff Interferenz aufgeklärt. Danach werden in 2.2.2 die vier
Übersetzungsuniversalien von Baker dargestellt. In den Abschnitten 2.2.3 und 2.2.4 werden die
Hypothese von shining through und die Hypothese von unique items besprochen. Schließlich
werden in Abschnitt 2.2.5 kurz zwei Fallstudien vorgestellt. Es handelt sich dabei um die Studien
von Olohan & Baker und De Sutter & Van de Velde.
2.2.1 Interferenz
2.2.1.1 Definition
In diesem Abschnitt wird zunächst der Begriff Interferenz erläutert. Ursprünglich stammt
Interferenz aus der Physik, aber in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurde
dieser Terminus auch in die Sprachwissenschaft eingeführt (Kittel et al. 2004: 543). Damals
wurde Interferenz vor allem in den Disziplinen der Kontrastiven Linguistik und der
20
Kontaktlinguistik benutzt. So sprach erstmals Weinreich (1977) von diesem Begriff. Er definiert
Interferenz wie folgt:
“Diejenigen Fälle der Abweichung von den Normen der einen wie der anderen Sprache, die in der Rede von
Zweisprachigen als Ergebnis ihrer Vertrautheit mit mehr als einer Sprache, d.h. als Ergebnis des
Sprachkontaktes vorkommen, werden als Interferenzerscheinungen verzeichnet.” (Weinreich 1977: 15)
Weinreich sagt also, dass Abweichungen innerhalb des Sprachgebrauchs von Zweisprachigen
auftreten können, weil Zweisprachige mit dem Sprachsystem zweier Sprachen in Kontakt
kommen. Sprache 1 könnte dadurch Sprache 2 beeinflussen.
Eine andere Definition, die bis heute sehr verbreitet ist, ist die von Juhász. Er beschreibt
Interferenz als “die durch Beeinflussung von anderen sprachlichen Elementen verursachte
Verletzung einer sprachlichen Norm bzw. den Prozeß der Beeinflussung” (Juhász 1970: 9). In
dieser Begriffsbestimmung wird sofort deutlich, dass er Interferenz als etwas Negatives
betrachtet, denn er erwähnt das Wort “Verletzung”. Darüber hinaus meint er, dass diese
Verletzung entweder in der gleichen Sprache oder einer anderen Sprache entstehen kann, was zur
weiteren Unterteilung der interlingualen und intralingualen Interferenz führt. Weinreich
beschäftigte sich nur mit interlingualer Interferenz, was bedeutet, dass Interferenz entweder
zwischen einer Muttersprache und Fremdsprache oder zwischen zwei Fremdsprachen auftreten
kann. Juhász erweiterte Weinreichs Ansicht und nahm wahr, dass auch Interferenz innerhalb
derselben Sprache möglich ist. Wenn das der Fall ist, spricht man von intralingualer Interferenz.
2.2.1.2 Innerhalb der Übersetzungswissenschaft
Interferenz wird innerhalb der Übersetzungswissenschaft als die Übertragung von Eigenschaften
der Ausgangssprache (AS) auf die Zielsprache (ZS) bezeichnet (Vandeweghe 2011). Dieser
Transfer (Übertragung) kann sowohl positiv als auch negativ sein. Wenn es zum Beispiel in den
beiden bestimmten Sprachen linguistische Ähnlichkeiten gibt, könnte das zu einem positiven
Transfer führen. Da es in beiden Sprachen ähnliche Strukturen gibt, wird die Chance geringer,
dass der Übersetzer eine falsche Anwendung benutzen wird. Bei einem negativen Transfer
dagegen werden Formulierungen aus der AS zu Unrecht auf die ZS übertragen und bringen
21
darum Fehler mit sich. Dann ist Interferenz ein Problem. Beim Übersetzen heißt das, dass der
Übersetzer bewusst oder unbewusst Charakteristika aus der AS zu Unrecht in die ZS übernimmt.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Sprachenpaar Deutsch-Niederländisch. Es ist
allgemein bekannt, dass diese Sprachen eng verwandt sind, denn beide gehören zu der Familie
der westgermanischen Sprachen. Dennoch sind Unterschiede nicht ausgeschlossen. In dieser
Arbeit wird der Gebrauch des Ersatzinfinitivs untersucht. Es ist die Absicht, nachzugehen, ob
dieser Gebrauch von niederländischen Ausgangstexten beeinflusst werden könnte. Im
Niederländischen ist der Ersatzinfinitiv nämlich gängiger als im Deutschen. Dabei kann man im
Niederländischen das Partizip II nicht als Alternative zum Ersatzinfinitiv benutzen, was die
Häufigkeit der Ersatzinfinitive im Niederländischen nur erhöht. Theoretisch erwartet man
dadurch, dass es in deutschen Übersetzungen aus dem Niederländischen mehr Ersatzinfinitive
geben würde und dass in Konstruktionen, in denen der Übersetzer genauso gut ein Partizip II statt
Ersatzinfinitiv benutzen kann, er eher geneigt ist, sich für den Ersatzinfinitiv zu entscheiden, weil
er vom niederländischen Ausgangstext beeinflusst wird. Die Frage ist, ob dabei das Vorkommen
eines Ersatzinfinitivs im übersetzten Deutschen eine Übernahme der Originalstruktur ist.
2.2.1.3 Toury
Toury (1995) versuchte eine Grundlage für die Übersetzungswissenschaft zu entwickeln. So
schlug er Übersetzungstheorien vor, die das Benehmen des Übersetzers erklären sollen. Eine
dieser Theorien bezieht sich auf Interferenz, nämlich das Interferenzgesetz (auf Englisch: law of
interference). Er definiert dieses Gesetz wie folgt:
“In translation, phenomena pertaining to the make-up of the source text tend to be transferred to the target
text. […] The more the make-up of a text is taken as a factor in the formulation of its translation, the more
the target text can be expected to show traces of interference.” (Toury 1995: 275-276)
Toury sagt damit, dass es in Übersetzungen eine Tendenz gibt, um Charakteristika der Struktur
der AS auf die ZS zu übertragen. Die AS beeinflusst dadurch in gewissem Sinne die ZS, und je
mehr die Strukturen der AS übertragen werden, desto mehr Interferenz erscheint. Der
Ausgangstext ist der Stimulus.
22
Weiterhin machte Toury (1995: 274-279) die folgenden Beobachtungen in Bezug auf Interferenz,
die übrigens auch von Kayyal (2008: 33-34) erwähnt wurden.
Zunächst sagt Toury, dass der Übersetzer sich unbedingt anstrengen soll, um Interferenz in einer
Übersetzung zu vermeiden. Der Übersetzer soll sich also der typischen Merkmale der AS
bewusst sein und dafür sorgen, dass sie nicht auf den Zieltext übertragen werden. Gute
Sprachkenntnisse sind unentbehrlich und wenn man die sprachlichen Hindernisse kennt, könnte
Interferenz abnehmen.
Wie bereits definiert wurde, kann Interferenz entweder einen positiven oder einen negativen
Transfer verursachen. Bei einem positiven Transfer kommen die Elemente der AS und der ZS
überein, während bei einem negativen Transfer die Übertragung von AS-Elementen zu Fehlern in
der ZS führt. In der vorliegenden Arbeit ist der Gebrauch eines Ersatzinfinitives statt eines
Partizips II zwar nicht falsch, er könnte aber der Beweis dafür sein, dass der Übersetzer sich vom
niederländischen Ausgangstext beeinflussen lässt.
Je mehr der Übersetzer sich am Ausgangstext orientiert, desto häufiger wird Interferenz auftreten.
Der Übersetzer steht in diesem Fall mehr dafür offen, die fremden Elemente aus der AS in der ZS
beizubehalten. In diesem Fall heißt das, dass der Übersetzer sich mehr an dem niederländischen
Ausgangstext als an dem deutschen Zieltext orientiert.
Soziokulturelle Umstände können ebenso einen Einfluss auf Interferenz haben. So behauptet
Toury, dass Interferenz im Zieltext eher akzeptiert wird, wenn man aus einer angesehenen
Sprache oder Kultur übersetzt. Toury sagt, dass dann eine größere Toleranz gegenüber
Interferenz entsteht. Das kann zum Beispiel bei einer Sprache oder Kultur mit einer großen
Specherzahl oder mit einem großen wirtschaftlichen oder politischen Ansehen so sein.
23
2.2.2 Übersetzungsuniversalien
Baker richtet sich in ihren Werken auf die Unterschiede zwischen AS und ZS. In den neunziger
Jahren versuchte sie, in Übersetzungen sprachliche Eigenschaften zu finden, die für übersetzte
Sprache typisch sind. Es handelt sich um Merkmale, die in jeder Sprache gültig sind und
demzufolge in jeder Übersetzung zu finden sind. Deswegen sind sie universell. Anhand eines
Korpus verglich Baker Übersetzungen aus verschiedenen Sprachen ins Englische mit englischen
Originaltexten. Sie schlug schließlich vier Hypothesen vor, die als die Übersetzungsuniversalien
bezeichnet werden: Vereinfachung, Explizierung, Normalisierung und Nivellierung (Baker 1996:
181-182). Sie basieren auf verschiedenen Tendenzen innerhalb Übersetzungen. In den folgenden
Abschnitten werden diese Universalien ausführlicher erläutert.
2.2.2.1 Vereinfachung
Ein erstes universelles Merkmal ist laut Baker (1996) Vereinfachung (auf Englisch:
Simplification). Das heißt, dass der Übersetzer bewusst oder unbewusst geneigt ist, die Sprache
und/oder den Inhalt in dem Zieltext zu vereinfachen. Diese Vereinfachung kann im lexikalischen,
syntaktischen und/oder stilistischen Bereich passieren. Der Zieltext ist kurz gesagt einfacher als
der Ausgangstext.
Konkrete Beispiele davon sind laut Vandeweghe (2011: 35) die Segmentierung komplexer Sätze
(lange kürzere Sätze) und eine geringere lexikale Variation (Hyperonyme statt Hyponyme).
2.2.2.2 Explizierung
Explizierung (auf Englisch: Explicitation) heißt, dass der Übersetzer implizite Informationen
expliziter in der Übersetzung macht. Er kann bewusst zusätzliche Wörter hinzufügen, weil er den
Inhalt des Ausgangstextes für sein Zielpublikum so deutlich wie möglich ausdrücken will.
Dadurch erreicht er ein größeres Textverständnis (Vandeweghe 2011: 35), was dem
Zielpublikum zuträglich ist. Daneben kann Explizierung auch unbewusst entstehen. Wenn der
Übersetzer sich anstrengt, den Ausgangstext völlig zu verstehen, braucht er explizitere
24
Informationen. Durch diesen Prozess macht der Übersetzer an erster Stelle den Inhalt expliziter
für sich, und folglich auch für sein Zielpublikum.
Die Übersetzung kultureller Referenzen (Realien) gilt als ein typisches Beispiel für Explizierung.
Die Leser des Zieltextes sind nämlich nicht alle mit der Kultur des Ausgangstextes vertraut
(Vandeweghe 2011: 36) und darum entscheidet sich der Übersetzer manchmal dafür, bestimmte
Begriffe expliziter zu machen. Ein Beispiel ist “Der Spiegel”. In einem originalen deutschen Text
verursacht dieser Begriff keine Probleme, denn alle Deutschen wissen, dass Der Spiegel ein
großes Nachrichtenmagazin in Deutschland ist. Niederländischsprachige Leser dagegen sind
wahrscheinlich nicht alle damit bekannt. Aus diesem Grund ist es möglich, dass der Übersetzer in
der Übersetzung hinzufügt, was Der Spiegel genau ist. So könnte in der Übersetzung stehen:
“Der Spiegel, een groot weekblad in Duitsland”. Solche Hinzufügungen sorgen dafür, dass die
Lektüre für die Leser der ZS einfacher wird. Der Übersetzer hat bewusst dafür optiert, den Lesern
zu helfen.
Andere Beispiele von Explizierung sind das Lösen der Doppelsinnigkeit im Text, das Ergänzen
von Ellipsen und eine häufigere Verwendung der Konnektoren (Vandeweghe 2011: 36).
2.2.2.3 Normalisierung
Laut Baker (1996: 176-177) gibt es Normalisierung (auf Englisch: Normalisation,
Standardisation oder Conservatism), wenn der Übersetzer sich auf typische Muster der ZS
richtet. Übersetzungen sind dadurch also sehr am Zielpublikum orientiert. Diese Anpassungen an
die Normen der ZS sind ein Versuch, negativen Transfer zu vermeiden, und können sogar zu
Hyperkorrektur führen (Vandeweghe 2011: 36). Der Übersetzter ist beim Übersetzen sehr
vorsichtig, denn er will unbedingt, dass die übersetzte Sprache der Zielsprache entspricht. Darum
will der Übersetzer sicher sein, dass er korrekte Formen produziert.
Ein Beispiel von Normalisierung ist die Vermeidung von Neologismen.
25
2.2.2.4 Nivellierung
Das letzte universelle Merkmal, das Baker (1996) identifiziert hat, ist Nivellierung (auf Englisch:
levelling out). Damit meint Baker, dass es eine Tendenz gibt, bei der Übersetzungen einander
stärker ähneln als den Originaltexten. Laviosa (2002: 72) bezeichnet Nivellierung als Konvergenz
(auf Englisch: convergence) und beschreibt diese wie folgt: “The relatively higher level of
homogeneity of translation texts with regard to their own scores on given measures of universal
features” (Laviosa 2002: 72).
Nivellierung nimmt man zum Beispiel bei der lexikalischen Variation der ZS wahr (Vandeweghe
2011: 36). So soll es in Übersetzungen eine geringere lexikalische Variation geben.
2.2.3 Shining through
Die Hypothese von Shining through (auf Deutsch: Durchschimmerung) der Ausgangssprache
heißt: “In a translation into a given target language (TL), the translation may be oriented more
towards the source language (SL), i.e. the SL shines through” (Teich: 2003: 207). Damit sagt
Teich, dass Übersetzungen von der Ausgangssprache beeinflusst werden. Das kann manchmal
unbewusst und unberechtigt passieren.
Teich (2003) untersuchte die lexikogrammatischen Merkmale innerhalb Übersetzungen. Sie
stützte sich auf die Auffassung von unter anderem Baker. Diese sagt nämlich, dass die
sprachlichen Eigenschaften in Übersetzungen anders als die in originalen Texten der ZS sind. Um
diese Annahme zu bestätigen, analysierte sie ein Korpus, das Übersetzungen aus dem Englischen
ins Deutsche und aus dem Deutschen ins Englische enthielt. Sie behauptete, dass man zwei
mögliche Tendenzen in den Übersetzungen finden kann: Einerseits shining through der AS und
andererseits Normalisierung der ZS. Die Hypothese von shining through implizierte, dass die
lexikogrammatischen Charakteristika der AS in der ZS durchscheinen. Die Hypothese von
Normalisierung implizierte dann wieder eine übermäßige Verwendung der lexikogrammatischen
Charakteristika in der ZS.
26
Die Ergebnisse der Analyse zeigten, dass shining through der AS öfter in den deutschen als in
den englischen Übersetzungen vorkam. Normalisierung der ZS gab es dann wieder öfter bei den
englischen Übersetzungen. Daraus kann gefolgert werden, dass die deutschen Übersetzungen sich
mehr von vergleichbaren originalen deutschen Texten unterscheiden als die englischen
Übersetzungen von ihren Originaltexten. Mit anderen Worten nähern sich die englischen
Übersetzungen des Zieltexts mehr an. Die deutschen Übersetzungen erlauben eine größere
Beeinflussung durch den Ausgangstext. Dieses shining through der AS sorgt dafür, dass die
Übersetzungen sich stärker von originalen Texten in derselben ZS unterscheiden. Laut Xiao
(2015: 140) ist die Sprache in Übersetzungen nicht genauso idiomatisch oder prototypisch wie in
Texten, die in der originalen Sprache geschrieben sind. Die übersetzte Sprache enthält tatsächlich
Abweichungen von der ZS. Die AS ist damit der Grund dieser Abweichungen. Shining through
hängt also mit Interferenz zusammen, denn es verursacht einen Einfluss der AS in
Übersetzungen.
Für die Korpusstudie dieser Arbeit würde shining through der AS bedeuten, dass man in den
deutschen Übersetzungen signifikant mehr Ersatzinfinitive findet, weil der Übersetzer geneigt ist,
die niederländischen Konstruktionen mit Ersatzinfinitiv zu übernehmen. Bei Normalisierung der
ZS dagegen erwartet man, dass der Übersetzer diese Ersatzinfinitive aus dem Niederländischen
vermeidet und eher die Sprachverwendungsregel befolgt, die sagt, dass man im Deutschen auch
ein Partizip II verwenden kann.
2.2.4 Unique items
Tirkkonen-Condits (2002) Hypothese von unique items sagt, dass Übersetzungen weniger unikale
Einheiten (unique items) als vergleichbare nichtübersetzte Texte derselben Sprache enthalten.
Ihre Hypothese wird auf Deutsch die Unikat-Hypothese genannt. Laut Tirkkonen-Condit
(2002: 208-209) sind diese unique items Begriffe oder Wendungen der AS, die in der ZS kein
direktes Äquivalent haben. Darum sind sie dann auch “unikal”. Sie weist jedoch darauf hin, dass
diese Elemente auf jeden Fall nicht unübersetzbar sind, sondern unterschiedlich von der ZS. Die
Idee wurde anhand einer Korpusstudie in finnischer Sprache geprüft. So untersuchte sie die
Frequenz der enklitischen Partikeln -kin (auf Deutsch: auch) und -han/-hän (auf Deutsch: doch)
27
und die Frequenz der besonderen finnischen Modalverben wie uskaltaa (auf Deutsch: genug Mut
haben) und malttaa (auf Deutsch: genug Geduld haben). Es hat sich herausgestellt, dass diese
Partikeln und Modalverben weniger in den Übersetzungen als in den finnischen Originaltexten
vorkamen. Unikale Elemente wie diese Partikeln und Verben haben mit anderen Worten eine
niedrige Frequenz in übersetzten Texten. Tirkkonen-Condit spricht dann von einer
Unterrepräsentation dieser Elemente und weist darauf hin, dass diese Unterrepräsentation
während des Übersetzungsprozesses entstanden wurde.
In der vorliegenden Untersuchung wäre das der Fall, wenn sich herausstellen würde, dass in den
deutschen Übersetzungen signifikant weniger Partizipien II vorkommen als in den deutschen
Originaltexten. Das Partizip II wird dabei als eine “unikale Einheit” betrachtet, weil im
Niederländischen nur Ersatzinfinitive stehen können. Dadurch könnte es sein, dass der deutsche
Übersetzer diese Ersatzinfinitive im Zieltext bewusst oder unbewusst übernimmt.
2.2.5 Fallstudien
Schließlich werden in diesem Abschnitt kurz zwei Fallstudien vorgestellt, in denen originale und
übersetzte Sprache untersucht wurden. In den beiden Studien wurde ein grammatisches
Phänomen untersucht, was auch in der vorliegenden Arbeit der Fall ist.
2.2.5.1 Olohan & Baker
Bei der Korpusstudie von Olohan & Baker (2000) lag der Fokus auf dem Gebrauch der
englischen Konjunktion “that” in Nebensätzen. Dieser Gebrauch wurde sowohl in englischen
Originaltexten als auch in englischen Übersetzungen analysiert. Im Englischen ist es nämlich so,
dass es eine freie Wahl gibt: Entweder man benutzt “that” oder nichts.
Olohan & Baker (2000) sind der Frage nachgegangen, ob es einen Unterschied im Gebrauch
zwischen originalen und übersetzten Texten gab: Wird “that” in originalen englischen Texten
verfasst oder eher weggelassen, und ist das auch in den englischen Übersetzungen der Fall? Ziel
der Forschung war es, zu untersuchen, ob diese Konstruktionen mit oder ohne “that” von der
28
übersetzten oder originalen Sprache beeinflusst werden. Anhand einer Korpusstudie wurde diese
Fragestellung analysiert.
Aus den Ergebnissen konnte man einen signifikanten Unterschied feststellen. So war die
Frequenz von Konstruktionen mit “that” vorwiegend höher in den englischen Übersetzungen als
in den englischen Originaltexten. Dieser Unterschied beweist, dass sich Übersetzungen
tatsächlich von Originaltexten in derselben Sprache unterscheiden. Mögliche Erklärungen dafür
hängen mit Explizierung, Interferenz und Normalisierung zusammen (Vandeweghe 2011: 34).
Explizierung bietet an erster Stelle eine Erklärung, weil Übersetzer nun einmal geneigt sind, den
Zieltext für ihr Zielpublikum deutlicher zu machen. Konstruktionen mit “that” sind expliziter als
die Konstruktionen ohne diese Konjunktion.
Interferenz ist auch eine Möglichkeit. Der Gebrauch von “that” ist im Englischen zwar optional,
aber das ist in den Sprachen, aus denen übersetzt wird, nicht immer der Fall. Da diese
Konjunktion schon in der AS anwesend ist, gibt es eine große Chance, dass sie in der englischen
Übersetzung beibehalten wurde, was zu Interferenz der AS führt.
Schließlich könnte Normalisierung auch eine Rolle spielen. Es könnte sein, dass der Übersetzter
sich für die sicherere Option entschied, nämlich die Konstruktion mit “that”, aus Angst, Fehler zu
machen.
2.2.5.2 De Sutter & Van de Velde
De Sutter & Van de Velde (2008) untersuchten in ihrer Studie die möglichen Unterschiede
zwischen originaler und übersetzter Sprache für das syntaktische Phänomen der
PP-Extraposition. PP steht für Präpositionalphrase, eine Konstituente, die aus mindestens einer
Präposition und einem Nomen besteht. Extraposition bedeutet in diesem Fall, dass die PP im
Nachfeld statt im Mittelfeld steht. Anhand eines Parallelkorpus Deutsch-Niederländisch
versuchten De Sutter & Van de Velde (2008), der Frage nachzugehen, ob sich ein
Übersetzungseffekt ergab.
29
Ihre Befunde zeigten, dass in den deutschen Übersetzungen mehr PPs im Mittelfeld standen als in
den Originaltexten. Die Extraposition nimmt dadurch ab. Extraposition tritt im Deutschen
sowieso seltener auf als im Niederländischen, aber es ist bemerkenswert, dass sie in den
Übersetzungen noch seltener ist. De Sutter & Van de Velde (2008: 14) glaubten, dass
Normalisierung eine Erklärung bieten könnte. So könnten die Übersetzer sich dessen bewusst
sein, dass im Deutschen eine PP im Mittelfeld bevorzugt wird. Aus diesem Grund optieren die
Übersetzer für eine Anpassung an die ZS. Es ist wahrscheinlich auch so, dass viele
niederländische Präpositionalphrasen im Deutschen infolge des Kasus eine Nominalphrase
werden.
Auch bei den niederländischen Ergebnissen trat ein signifikanter Effekt auf. Der Prozentsatz von
PPs im Nachfeld sank in den Übersetzungen. Eine plausible Erklärung dafür ist die Interferenz
der AS (De Sutter & Van de Velde 2008: 13). Es ist bereits bekannt, dass die deutsche Sprache
PPs im Mittelfeld statt im Nachfeld bevorzugt. Dieser Vorzug wird dadurch in den
niederländischen Übersetzungen kopiert.
Sowohl bei Olohan & Baker als auch bei De Sutter & Van de Velde stellte sich heraus, dass
Normalisierung (Baker) und Interferenz der AS (Toury) die Unterschiede zwischen originaler und
übersetzter Sprache erklären können. In der Korpusstudie dieser Arbeit wird der Frage
nachgegangen, ob das auch bei Ersatzinfinitiven im originalen und übersetzten Deutsch der Fall
ist. In dem nächsten Kapitel wird die Methodologie für diese Studie ausführlicher besprochen.
3 METHODOLOGIE
In diesem Kapitel wird zunächst eine kurze Einführung in die Korpuslinguistik gegeben, danach
das in dieser Arbeit verwendete Korpus dargestellt und schließlich Forschungsmethode dieser
Korpusuntersuchung erläutert.
30
3.1 KORPUSLINGUISTIK
Übersetzungen werden oft anhand eines Korpus analysiert. Mit Korpus bezeichnet man
heutzutage die Sammlung einer bestimmten Anzahl von Texten, die in elektronischer Form
verfügbar sind und die automatisch oder manuell analysiert werden können (Kruger 2002: 71).
Dabei kann es sich sowohl um geschriebenen als auch um gesprochenen Text handeln. Außerdem
können in einem Korpus verschiedene Quellen, Themen und Produzenten vorkommen. Die
Benutzung eines Korpus macht es möglich, das Übersetzen und das Übersetzungsverfahren
besser zu untersuchen und zu beschreiben (Olohan & Baker 2000: 142). Die sogenannte
Korpuslinguistik wurde erstmals am Ende der neunziger Jahre als eine spezifische Disziplin
innerhalb der Sprachwissenschaft betrachtet. Sie bedeutete den Anfang einer neuen Ära. Diese
relativ junge Teildisziplin der Korpuslinguistik hat sich in den letzten Jahren dank der immer
besser werdenden Technologien stark entwickelt. So gibt es heutzutage viele
Softwaremöglichkeiten (z.B. Annotationswerkzeuge, Software für die Verarbeitung von
Dokumenten und Konkordanz-Programme), die eine fortschrittlichere Forschung von Korpora
ermöglichen. Die Korpuslinguistik ist so im Laufe der Jahre von großer Bedeutung geworden und
leistet viele Beiträge zur Sprachwissenschaft.
Laviosa (2003) definiert die korpusbasierte Übersetzungswissenschaft wie folgt:
“Corpus-based Translation Studies (CTS) can be defined as the branch of the discipline that uses corpora of
original and/or translated text for the empirical study of the product and process of translation, the
elaboration of theoretical constructs and the training of translators.” (Laviosa 2003: 45)
In dieser Arbeit werden die Daten anhand einer korpusbasierten Studie untersucht. In dem
nächsten Abschnitt wird das Korpus dieser Masterarbeit ausführlicher besprochen.
3.2 KORPUS DIESER ARBEIT
Um die Konkurrenz zwischen Ersatzinfinitiv und Partizip II zu prüfen, wird mit einem
Parallelkorpus Deutsch-Niederländisch gearbeitet. Das Parallelkorpus wurde aus verschiedenen
literarischen Fiktionsromanen und ihren entsprechenden direkten Übersetzungen
31
zusammengestellt. Alle Romane wurden aligniert, was bedeutet, dass die verschiedenen Sätze aus
dem Ausgangstext mit ihrer korrespondierenden Übersetzung verbunden werden. Einerseits gibt
es im Korpus sieben Romane, die in der deutschen Sprache verfasst wurden. Andererseits gibt es
neun Romane, die wiederum von niederländischsprachigen Schriftstellern geschrieben worden
sind. Neben den Ausgangssätzen stehen die korrespondierenden deutschen Übersetzungen, die
die Gruppe der deutschen Zieltexte bilden. Alle Romane im Korpus sind zwischen dem Ende der
siebziger Jahre und dem Anfang des 21. Jahrhunderts verfasst wurden, was die Vergleichbarkeit
zwischen den Texten vergrößert. Außerdem sind alle Romane im Korpus als Word-Datei
verfügbar. Mithilfe einer Korpusuntersuchung kann geprüft werden, ob es in der Praxis
tatsächlich Unterschiede zwischen originalem und übersetztem Deutsch bezüglich des EI gibt.
In der untenstehenden Tabelle werden alle benutzten Romane und ihre korrespondierenden
Übersetzungen aufgelistet. Darin werden der Titel des Romans/der Übersetzung, die
SchriftstellerInnen/ÜbersetzerInnen und das Datum der Erstaufgabe erwähnt.
Deutscher Roman Niederländische Übersetzung
1 Das Parfum - Patrick Süskind (1985) Het parfum - Ronald Jonkers (1985)
2 Der Tangospieler - Christoph Hein (1989) De tangospeler - Wil Hansen (1990)
3 Kalt ist der Abendhauch - Ingrid Noll (1996) De avondbries - Elly Schippers (1998)
4 Die Letzten - Katja Lange-Müller (2000) De laatsten - Hilde Keteleer und Els Snick (2004)
5 Im Krebsgang - Günter Grass (2002) In krabbengang - Jan Gielkens (2002)
6 Lagerfeuer - Julia Franck (2003) Kampvuur - Hilde Keteleer (2004)
7 Vienna - Eva Menasse (2005) Vienna - Corry van Bree (2005)
Niederländischer Roman Deutsche Übersetzung
1 Het verlangen - Hugo Claus (1978) Jakobs Verlangen - Rosemarie Still (1993)
2 De renner - Tim Krabbé (1978) Das Rennen - Susanne George (2006)
3 De vierde man - Gerard Reve (1981) Der vierte Mann - Jürgen Hillner (1993)
32
4 Het dolhuis - Boudewijn Büch (1987) Das Tollhaus - Helmut Mennicken und Marie Thérèse
Schins-Machleidt (1989)
5 De elementen - Harry Mulisch (1988) Die Elemente - Martina den Hertog-Vogt (1988)
6 Het volgende verhaal - Cees Nooteboom (1991) Die folgende Geschichte - Helga van Beuningen (1991)
7 De virtuoos - Margriet de Moor (1993) Der Virtuose - Helga van Beuningen (1994)
8 Aimez-vous les moules? - Guido van Heulendonk
(1998)
Aimez-vous les moules? - Ulrike Vogl (1998)
9 Marcel - Erwin Mortier (1999) Marcel - Waltraud Hüsmert (2001)
3.3 DATEN
In diesem Abschnitt wird besprochen, wie die Auswahl der Daten verlaufen ist. Zunächst wurde
bestimmt, welche Sätze aus dem Korpus selektiert wurden. Um die meisten Ergebnisse erzielen
zu können, habe ich beschlossen, alle deutschen und niederländischen Satzkonstruktionen, in
denen ein Ersatzinfinitiv oder ein mit diesem konkurrierendes Partizip II vorkam, zu selektieren.
Die Sätze sollten den folgenden Bedingungen entsprechen:
1. Der Satz steht in einem zusammengesetzten Tempus.
2. Der Satz enthält einen vielgliedrigen Verbalkomplex, d.h. mindestens 3 verschiedene
Verben. Er enthält ein perfektivierendes Hilfsverb, ein Vollverb und einen EI oder ein PII
in einem Haupt- oder Nebensatz.
3. Die Konstruktion wird im Ausgangstext und/oder Zieltext gefunden.
Bei der Suche nach Belegmaterial für die Verben hören, sehen, fühlen und lassen habe ich
jeweils die genaue Wortform des Ersatzinfinitivs (z.B. hören) oder des Partizips II (z.B. gehört)
verschiedene Suchaufträge eingegeben. Innerhalb jedes Romans wurde gesucht nach z.B. hören
für Ersatzinfinitive und gehört für Partizipien. Die Sätze, die den obenstehenden Bedingungen
entsprechen, wurden für die Untersuchung selektiert. Dasselbe Verfahren wurde für die Verben
33
sehen, fühlen und lassen durchgeführt. Schließlich wurde auch nach den entsprechenden
niederländischen Verben gesucht: horen, zien, voelen und laten.
Die Daten wurden in einer Excel-Datei verarbeitet. Darin wurden die extrahierten Daten pro
Roman aufgelistet und gespeichert. Die Liste sieht wie folgt aus: In der ersten Spalte stehen die
verschiedenen Titel der Romane mit daneben in der zweiten und dritten Spalte eine Liste der
deutschen und niederländischen Sätze pro Verb.
Abbildung 3: Die Daten in Excel
34
4 ERGEBNISSE
In diesem Kapitel wird dargestellt, zu welchen Ergebnissen die Untersuchung geführt hat. Zuerst
werden einige allgemeine Beobachtungen gemacht. Danach werden die Ergebnisse pro Verb
ausführlicher analysiert. Zuerst werden die Verben im originalen Deutschen analysiert und
danach die Verben in den deutschen Übersetzungen aus dem Niederländischen.
4.1 ALLGEMEIN
Anhand des oben genannten Suchmusters werden im erforschten Parallelkorpus insgesamt 225
Übersetzungspaare gefunden. Diese Sätze entsprechen den Bedingungen aus Abschnitt 3.3. In der
unten angeführten Tabelle stehen die Ergebnisse, die die Korpusuntersuchung pro Verb gebracht
hat.
Verb Originales Deutsch
(DT NL)
Übersetztes Deutsch
(NL DT)
Insgesamt
Anzahl % Anzahl % Anzahl %
hören 7 5,65% 16 15,84% 23 10,22%
sehen 16 12,90% 25 24,75% 41 18,22%
fühlen 0 0% 1 1% 1 0,44%
lassen 101 81,45% 59 58,41% 160 71,11%
Insgesamt 124 100% 101 100% 225 100%
Tabelle 1: Anzahl der gefundenen Konstruktionen im Parallelkorpus
Die Tabelle wird aufgeteilt in eine Spalte für das originale Deutsch (OD), eine für das übersetzte
Deutsch (ÜD) und eine für das Gesamtergebnis. Links stehen jeweils die absoluten Zahlen und
rechts die entsprechenden Prozentsätze. Alle Prozente in der vorliegenden Untersuchung wurden
auf zwei Dezimalstellen gerundet.
Wenn man diese Daten grafisch vorstellt, ergibt sich das folgende Resultat:
35
Abbildung 4: Anzahl der Ergebnisse pro Verb für OD und ÜD
Der gesamte Prozentsatz des Verbs lassen (OD + ÜD) entspricht 71,11%, während die für hören
und sehen 10,22% beziehungsweise 18,22% beträgt. Da für fühlen nur ein relevanter Beleg
gefunden wurde, wird das Verb weiter nicht in der Analyse berücksichtigt. Insgesamt stellen die
Verben (hören + sehen + fühlen + lassen) 55,11% im OD-Korpus der untersuchten Gesamtzahl
dar, während die Verben im ÜD-Korpus 44,88% vertreten.
Quantitativ gesehen fällt es auf, dass das Verb lassen fast drei Viertel der Anzahl vertritt und
damit die größte Gruppe bildet. Die Ergebnisse für die Wahrnehmungsverben sehen, hören und
fühlen sind niedriger, insbesondere für fühlen gibt es nur einen Treffer. Was dabei auch auffällt,
ist, dass es für die Wahrnehmungsverben mehr Ergebnisse im übersetzten Deutsch als im
Originaldeutsch gab. Für hören sind das 5,65% im OD gegenüber 15,84% im ÜD und für sehen
12,90% im OD gegenüber 24,75% im ÜD. Dieser Prozentsatz steigt bei beiden Verben um etwa
10%. Bei lassen gilt dann wieder das Gegenteil: Im Originaldeutsch werden mehr Belege
herausgezogen, d.h. 81,45% im OD gegenüber 58,41% im ÜD, was mit einer Abnahme um etwa
23% übereinkommt.
hören (7)
sehen (16)
fühlen (0)
lassen (101)
Originales Deutsch
hören (16)
sehen (25)
fühlen (1)
lassen (59)
Übersetztes Deutsch
36
Schließlich werden in Tabelle 2 die absolute mit der normierten Häufigkeit verglichen. Für die
normierte Häufigkeit wird die absolute Häufigkeit durch den Korpusumfang geteilt und mit
1.000.000 multipliziert.
Verb Umfang OD-Korpus:
940.651 Wörter
Umfang ÜD-Korpus:
685.906 Wörter
Abs. Häufigkeit Norm. Häufigkeit
1 Million Wörter
Abs. Häufigkeit Norm. Häufigkeit
1 Million Wörter
hören 7 7,44 16 23,33
sehen 16 17,01 25 36,45
fühlen 0 0 1 1,46
lassen 101 107,37 59 86,02
Insgesamt 124 131,82 101 147,25
Tabelle 2: Absolute und normalisierte Häufigkeit pro Verb
In den nächsten Abschnitten werden für jedes Verb die Ergebnisse ausführlicher besprochen und
analysiert. In der Analyse werden die erzielten Ergebnisse mit einigen Belegen bestätigt. Die
vollständige Liste von Belegen befindet sich in der Anlage (Abschnitt 7).
4.2 ANALYSE ORIGINALDEUTSCH
Für die Analyse der deutschen Ausgangssätze werden die entsprechenden niederländischen
Zielsätze in der Regel nicht berücksichtigt, weil der Fokus dieser Untersuchung auf der deutschen
Sprache liegt. In der Tabelle werden die niederländischen Zielsätze erwähnt, um die vorliegende
Übersicht zu vervollständigen. Sie zeigen nur, wie viel Mal ein EI in den niederländischen
Zielsätzen gefunden wurde im Gegensatz zu den deutschen Ausgangssätzen ohne EI.
Die Tabelle mit den Ergebnissen wird in sechs verschiedene Kategorien aufgeteilt:
37
PII a.K.
= Anzahl der Belege, in denen im DT Ausgangssatz ein PII und im NL Zielsatz kein EI
stand.
EI a.K.
= Anzahl der Belege, in denen nur im DT Ausgangssatz ein EI stand und nicht im NL
Zielsatz.
EI = EI
= Anzahl der Belege, in denen sowohl im DT Ausgangssatz als auch im NL Zielsatz ein
EI stand.
PII EI
= Anzahl der Belege, in denen im DT Ausgangssatz ein PII und im NL Zielsatz ein EI
stand.
a.K. EI
= Anzahl der Belege, in denen es im DT Ausgangssatz weder ein PII noch ein EI und im
NL Zielsatz ein EI stand.
Außerdem sollte man bemerken, dass die Nummerierung der Belege in der Analyse sich bezieht
auf die Liste von Belegen in der Anlage.
4.2.1 Hören
HÖREN DT NL
Kategorie PII a.K. EI a.K. EI = EI PII EI a.K. EI
Anzahl 0 2 2 1 2
In der obenstehenden Tabelle steht die Anzahl der gefundenen Belege für hören im Korpus
Deutsch-Niederländisch. In der Anlage sind das die Belege mit den Nummern 1-7. Insgesamt gab
es für hören 4 Belege mit einem EI und einen Beleg mit einem PII.
3 der 4 Belege, in denen hören als EI funktionierte, enthielten das Verbpaar sagen hören, wie im
Beleg (4). Der vierte Satz mit hören als EI ist (6):
38
(4) An der Essensausgabe habe ich jemanden sagen hören, daß in den fünfziger Jahren
Schilder an den Wänden hingen.(aus “Lagerfeuer”)
(6) Andererseits, höhnte er: ein solches Trumm hätte sie wahrscheinlich überall
aufschlagen hören. (aus “Vienna”)
Es gab einen Beleg, in dem das PII gehört benutzt wurde, nämlich Beleg (7):
(7) „Ich habe Sie gar nicht kommen gehört“, stotterte ich und stand auf. (aus “Lagerfeuer”)
4.2.2 Sehen
SEHEN DT NL
Kategorie PII a.K. EI a.K. EI = EI PII EI a.K. EI
Anzahl 0 3 7 3 3
Insgesamt wurden im erforschten OD-Korpus 16 Belege für sehen extrahiert (in der Anlage
entsprechen sie den Nummern 8-23). Davon gab es 10 Belege, in denen dieses Verb als EI
verwendet wurde. Dreimal tauchte die Verbkombination weinen sehen auf, wie im Beleg (8):
(8) Nie wieder habe ich sie so weinen sehen. (aus “Im Krebsgang”)
Andere Infinitive die in Kombination mit EI sehen standen, waren: lachen, tanzen, treiben,
laufen, rennen, fahren, kommen und sitzen.
In 3 Belegen dagegen wurde das PII gesehen gefunden.. Das war der Fall bei (21), (22) und (23).
(21) Die meiste Zeit der vergangenen zwei Tage hatte ich ihn auf einem Stuhl sitzen
gesehen, mit nach hinten gelehntem Kopf, um das Bluten seiner Nase zu stillen.
(aus “Lagerfeuer”)
39
(22) Zwischendurch war es ihm schlecht gegangen, das wußte sie, die ihn seit
Jahrzehnten kannte, aber nachdem sie ihn einmal, mitten in der ganz schlechten Zeit, im
Café Johann Strauß sitzen gesehen hatte, waren ihre Sorgen leichter geworden.
(aus “Vienna”)
(23) Und als der Marquis gegen Mittag Nachforschungen anstellen ließ, schworen die
Wachen Stein und Bein, sie hätten zwar alle möglichen Leute die Stadt verlassen
gesehen, nicht aber jenen bekannten Höhlenmenschen, der ihnen ganz bestimmt
aufgefallen wäre. (aus “Das Parfum”)
Die Entscheidung für ein PII statt EI war nicht von einem Schriftsteller abhängig, denn die drei
Sätze wurden in drei verschiedenen Romanen gefunden. Dabei fällt auf, dass das PII zweimal
zum Verb sitzen auftauchte, nämlich in (21) und (22). Im Gegensatz dazu wurde die Option mit
einem EI, nämlich sitzen sehen, nur einmal im Korpus gefunden, vgl. (20):
(20) Rita, die neu- iund [sic] auch sonst gierige Rita hatte den dunkeläugigen,
breitschultrigen Reiner oft stundenlang neben dem stumm Kette rauchenden Patienten
Manfred im Gang sitzen sehen,(…). (aus “Die Letzten”)
4.2.3 Lassen
LASSEN DT NL
Kategorie PII a.K. EI a.K. EI = EI PII EI a.K. EI
Anzahl 0 24 39 0 38
Im erforschten Korpus wurden insgesamt 101 Belege für lassen extrahiert. Sie werden in der
Anlage mit den Nummern 24-124 angedeutet. Wenn man die Ergebnisse für lassen beobachtet,
fällt es zunächst auf, dass das PII gelassen nicht einmal in den deutschen Ausgangssätzen
vorkam. Daraus könnte man schon schließen, dass der EI lassen bevorzugt wird. Diese
Beobachtung entspricht der theoretischen Kategorisierung der IPP-Verben (siehe S. 13). Darin
fällt lassen unter die Verben, bei denen der Gebrauch eines Ersatzinfinitivs viel häufiger ist als
der Gebrauch eines Partizips II.
40
Es ist außerdem interessant, sich mit der Abfolge der Verben im Roman “Vienna” eingehender zu
befassen. In 4 Belegen wurde nämlich eine ungewöhnliche Abfolge entdeckt, die bereits in
Abschnitt 2.1.3.3 erwähnt wurde. Normalerweise steht das finite Hilfsverb nicht zwischen den
zwei Infinitiven, aber bei diesen Belegen war das trotzdem der Fall. Diese Abfolge wurde in den
Belegen (74), (78), (85) und (87) festgestellt:
(74) Mit fortschreitendem Alter hatte mein Großvater, der seine Ablehnung anderer
Menschen bis dahin durch Ignoranz, maximal durch hämische Bemerkungen erkennen
hatte lassen, einen offensiven Haß auf seine Schwester Gustl entwickelt, der seinen
Höhepunkt im inflationären Gebrauch von »altes Scheißgesicht« fand.
(78) So wurde er bloß zum Teschek des Kaffee-Importeurs, der ihn nur »rennen hat
lassen«, wie mein Vater viel später schuldbewußt sagte, und der ihm desto mehr die
Prämien kürzte, je erfolgreicher mein Großvater war.
(85) »Das war doch eigentlich wegen der Emanzenrevolte«, wandte leise mein älterer
Vetter ein, der sich noch immer dafür schämte, daß er meinen Bruder gehen hatte lassen,
selbst aber geblieben war.
(87) Wieder wollte er am liebsten los, ihr Grab besuchen und sehen, was dieser Herbert
draufschreiben hatte lassen, »Katzi« oder doch ihren niemals von irgendwem
gebrauchten richtigen Namen.
Diese Verbabfolge kann eine grammatische Besonderheit des Deutschen in Österreich sein, wo
Eva Menasse, die Schriftstellerin des Romans “Vienna”, aufwuchs.
IJbema (1997: 146) hat kurz in einer Fußnote diese Abfolge erwähnt und sagt dazu, dass diese
vor allem in süddeutschen Varianten vorkommen kann. Im Hinblick darauf habe ich überprüft, ob
das auch im österreichischen Deutsch der Fall sein könnte. So gibt Stubkjær (1993: 47) an, dass
es sich tatsächlich um eine Variante des Reihenfolgeprinzips handelt. Die Beispiele, die er dafür
anführt, entdeckte er in einem Wiener Wochenmagazin und in einem Roman des österreichischen
Schriftstellers Thomas Bernhard. In seinen Studien stellte sich heraus, dass die Verbabfolge
Infinitiv – finites Hilfsverb – Ersatzinfinitiv ausschließlich erscheint, wenn der Ersatzinfinitiv ein
Modalverb oder das Verb lassen ist. Für sehen hatte er keine Beispiele gefunden, was darauf
hindeuten kann, dass diese Reihenfolge bei Wahrnehmungsverben nicht vorkommt.
41
Weiterhin bestätigt Stubkjær (1993: 51), dass diese Abfolge der Verben sowohl in der
gesprochenen als auch in der schriftlichen österreichischen Sprache gebräuchlich ist und “eine
Modifizierung oder Modalisierung des Hauptverbs” betrifft.
Dass Menasse Österreicherin ist, erklärt, warum diese Abfolge im Korpus gefunden wurde. Alle
anderen Schriftsteller sind/waren in Deutschland beschäftigt.
4.2.4 Besprechung
Insgesamt gab es im OD-Korpus 4 Belege mit PII gegenüber 77 Belegen mit EI (= die
Kategorien “EI a.K.” + “EI = EI”). Damit ist es deutlich, dass das PII im originalen Deutsch
nicht viel benutzt wird. Die 4 Fälle, in denen das PII vorkam, waren die Verbkombinationen:
kommen gehört (1)
sitzen gesehen (2)
verlassen gesehen (1)
Daneben kamen manche Ersatzinfinitive mehr als einmal zu einem bestimmten Infinitiv vor:
sagen hören (3)
weinen sehen (3)
bauen lassen (3)
blicken lassen (3)
erkennen lassen (2)
fallen lassen (2)
gefallen lassen (2)
gehen lassen (2)
kommen lassen (2)
mitgehen lassen (2)
sich scheiden lassen (3)
Der Gebrauch eines EI ist darum bei diesen Verben wahrscheinlich viel üblicher als ein PII.
42
4.3 ANALYSE ÜBERSETZTES DEUTSCH
Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der Analyse der deutschen Zielsätze. Um das übersetzte
Deutsch gut analysieren zu können, wird auch das Originalniederländisch berücksichtigt und
überprüft, inwieweit es Ähnlichkeiten oder Unterschiede zwischen der Originalsprache und der
Übersetzung gibt.
Für die Darstellung der Ergebnisse werden dieselben Kategorien benutzt, nur die Sprachrichtung
ändert sich.
a.K. PII
= Anzahl der Belege, in denen im NL Ausgangssatz kein EI, aber dafür im DT Zielsatz
ein PII stand.
a.K. EI
= Anzahl der Belege, in denen im NL Ausgangssatz kein EI stand, aber dafür im DT
Zielsatz ein EI.
EI = EI
= Anzahl der Belege, in denen sowohl im NL Ausgangssatz als auch im DT Zielsatz ein
EI stand.
EI PII
= Anzahl der Belege, in denen im NL Ausgangssatz ein EI und im DT Zielsatz ein PII
stand.
EI a.K.
= Anzahl der Belege, in denen im NL Ausgangssatz ein EI und im DT Zielsatz kein EI
stand.
4.3.1 Hören
HÖREN NL DT
Kategorie a.K. PII a.K. EI EI = EI EI PII EI a.K.
Anzahl 0 1 9 0 6
43
Für das Verb hören gab es die geringste Anzahl von Belegen. Insgesamt wurden im Korpus
Niederländisch-Deutsch 16 Belege für hören extrahiert. In der Anlage entsprechen sie den
Nummern 125-140.
In 10 Belegen wurde hören als EI benutzt. Für 9 dieser Belege gab es im niederländischen
Ausgangssatz auch schon einen EI, was darauf hinweist, dass die Übersetzer vielleicht diese
Struktur in ihre Übersetzung übernommen haben. Außerdem gab es im Korpus keinen Beleg, in
dem im deutschen Zielsatz das PII zusammen mit einem Infinitiv stand.
Es fällt auf, dass in 8 der 10 Belegen hören als EI bei einem Verb des Sagens gefunden wurde.
Davon gab es dreimal hören in Kombination mit sagen. Diese Belege sind (138), (139) und
(140).
(138) »Ich habe einen Pathologen sagen hören, daß das wehtut.«
(aus “Het volgende verhaal”)
(139) Ja, Onderdijk oder einen Namen dieser Art hatte ich sie, wie ich meinte, am Telefon
sagen hören. (aus “De vierde man”)
(140) (…) sollten derjenige, der vorhin angerufen hatte und zu dem ich Christine
»Schatz« hatte sagen hören, und der »liebste Hermann« im Brief aus Düsseldorf, ein und
dieselbe Person sein ... zu der sie hinfahren würde, am kommenden Wochenende ...?
(aus “De vierde man”)
Daneben wurde hören als EI noch bei 2 anderen Verben des Sagens festgestellt, nämlich bei
schreien und erzählen. Vielleicht könnte singen auch hinzugefügt werden. All den Verben ist
gemeinsam, dass sie eine Art der Kommunikation zum Ausdruck bringen.
(127) Unglaublich gewandt in den ausgeschriebenen Acciaccaturen, ja, ich weiß nicht, ob
du ihn schon mal Mare crudele hast singen hören ...« (aus “De virtuoos”)
(128) »Du hast mich also schon als Kind singen hören«, sagt er. (aus “De virtuoos”)
(130) Brit hat sie schreien hören. (aus “Het dolhuis”)
(133) (…), aber wer hat Patrick je einen Witz erzählen hören? (aus “Het verlangen”)
44
Die übrigen 3 Belege mit EI hören waren:
(126) Und, ja, zum Teufel, die Cellisten, hast du diese Idioten spielen hören?«
(aus “De virtuoos”)
(136) Cyriel hatte mich hereinkommen hören. (aus “Marcel”)
(137) (…) er habe seine Motoren unter sich sterben hören, (aus “Het volgende verhaal”)
Schließlich gab es 6 Sätze, in denen im Deutschen weder mit einem EI noch mit einem PII
übersetzt worden ist. Diese Belege werden in der untenstehenden Tabelle wiedergegeben. In der
linken Spalte befindet sich den niederländischen Ausgangssatz und in der rechten Spalte den
korrespondierenden deutschen Zielsatz.
NL Original DT Übersetzung
(125) Dat heb je hem nog nooit horen zeggen.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
Das sagt er sonst nie.
(132) 'Ik heb horen zeggen dat zijn hele familie
bij een busongeluk is omgekomen; (aus
“Het dolhuis”)
«Ich habe gehört, daß seine ganze
Familie bei einem Busunglück ums Leben
gekommen ist;
(134) Hij mompelde iets, maar Michel hoorde
het o zo duidelijk, want hij had het
Rikkebot-zaliger zo vaak horen zeggen:
(aus “Het verlangen”)
Er murmelte was, aber Michel hörte es
nur zu deutlich, denn der selige Rikkebot
hatte es so oft gesagt:
Im Beleg (125) gibt es eine perfekte Zeit im Original und ein Präsens in der Übersetzung. Der
niederländische EI “horen” wird nicht übersetzt. Das ist auch in (134) der Fall. Sowohl
Ausgangssatz als Zielsatz stehen zwar im Perfekt, aber in der deutschen Übersetzung findet man
keinen EI. Eine Formulierung nur mit sagen reicht, denn mit den beiden Übersetzungen geht
einen Perspektivenwechsel vom Empfänger zum Sender einher. In (125) ändert sich “hem” in
“er”. Der Empfänger der Nachricht (“je”), und gleichzeitig das Subjekt des Ausgangssatzes, wird
in der Übersetzung weggelassen, während der Sender das Subjekt wird. In (134) ist im
Ausgangssatz “hij” der Empfänger, während “Rikkebot-zaliger” der Sender ist. Der Sender wird
im Zielsatz zum Subjekt und der Empfänger wird weggelassen.
45
In (132) beobachtet man, dass der Übersetzer das Verb sagen weglässt und hören behalten hat.
Hören wird dabei im Perfekt konjugiert. Hier gibt es keinen Perspektivenwechsel. Sowohl im
Original als auch in der Übersetzung geht die Wahrnehmung durch den Empfänger. Der
Empfänger (“ik”/“ich”) bleibt das Subjekt des Satzes.
NL Original DT Übersetzung
(129) Hoe vaak heb ik, wanneer de zon was
ondergegaan, de vrienden, de
geroutineerde spelers ons huis niet horen
binnenkomen om zich naar de kamer op
het westen te begeven? (aus “De virtuoos”)
Wie oft habe ich nach Sonnenuntergang
gehört, wie die Freunde, die routinierten
Spieler, in unser Haus kamen, um sich in
das nach Westen gelegene Zimmer zu
begeben!
(131) Brit heeft papa horen schelden. (aus “Het
dolhuis”)
«Brit hat gehört, wie Papa schimpfte.
Bei den Belegen (129) und (131) fällt es auf, dass der deutsche Übersetzer sich dafür entschieden
hat, den Verbalkomplex “heb horen binnenkomen” aufzuteilen und einen Nebensatz zu benutzen.
Das Verb hören steht im Hauptsatz und wird im Perfekt konjugiert. Danach folgt ein Relativsatz,
der vom Relativadverb “wie” eingeleitet wird. In diesem Relativsatz wird “binnenkomen” als
“kommen in” übersetzt und ins Präteritum gesetzt. Dasselbe Verfahren wird im Beleg (28)
angewendet. Hören steht im Hauptsatz im Perfekt, während das andere Verb, schimpfen in
diesem Fall, in einem von “wie” eingeleiteten Nebensatz steht.
Der Gebrauch des Relativadverbs “wie” sorgt dafür, dass der Fokus in der deutschen
Übersetzung eher auf der Art und Weise der Aktion liegt. “Wie” expliziert auf welche Art und
Weise etwas passiert.
NL Original DT Übersetzung
(135) Katten eten ook elke dag hetzelfde, net
als de leeuwen in de dierentuin, en ik heb
ze nog nooit horen klagen. (aus “Het
volgende verhaal”)
Katzen essen auch jeden Tag das gleiche,
ebenso die Löwen im Zoo, und ich habe
noch nie eine Beschwerde von ihnen
gehört.
46
Schließlich hat der Übersetzer in (135) das niederländische Verb “klagen” mit dem Substantiv
“eine Beschwerde” übersetzt und hat so die Konstruktion mit EI vermieden. Hören steht dabei im
Perfekt.
4.3.2 Sehen
SEHEN NL DT
Kategorie a.K. PII a.K. EI EI = EI EI PII EI a.K.
Anzahl 1 2 11 0 11
Im erforschten ÜD-Korpus gab es insgesamt 25 Belege für sehen. In der Anlage werden sie mit
den Nummern 141-165 angedeutet.
Im Korpus gab es nur einmal einen Satz, in dem ein PII anstelle eines EI benutzt wurde (141).
NL Original DT Übersetzung
(141) zijn schoonzus en Jean-Marc, een
Siamees wezen dat, neuzen aan
weerszijden in de koker van een
lucifersdoosje geduwd, proestend en met
de handen op de rug gebonden aan hem
voorbijdanste.(aus “Aimez-vous les moules?”)
Seine Schwägerin und Jean-Marc als
siamesisches Wesen, dessen Nasenflügel
sich in die Hülle einer Streichholz-
schachtel zwängten. Prustend und mit am
Rücken zusammengebundenen Händen
hatte er sie vorbeitanzen gesehen.
In (141) wird “voorbijdanste” mit “hatte (…) vorbeitanzen gesehen” übersetzt. Der Übersetzer
hat sich damit für das PII gesehen und nicht für den EI sehen entschieden.
Im Korpus wurden insgesamt 13 Sätze gefunden, in denen es sehen als EI in der deutschen
Übersetzung gab. In (142) gibt es sowohl einen EI im Ausgangssatz als auch im Zielsatz. Das
war bei allen anderen Belegen außer Beleg (143) auch der Fall. In (143) steht im Originalsatz
“heb (…) gezien”, während man im Zielsatz mit “hab (…) kommen sehen” übersetzt hat.
NL Original DT Übersetzung
(142) Misschien dreigde er een gevaar, ten Vielleicht drohte eine Gefahr, immerhin
47
slotte hebben mensen je de zee in zien
gaan. (aus “De elementen”)
haben dich Leute ins Meer gehen sehen.
(143) Ik heb dat van in het begin gezien,' zei
Louise, 'dat vrouwmens, met al haar
trucs, dat is niets voor onze Antoine. (aus
“Marcel”)
»Ich hab das immer schon kommen
sehen«, sagte Louise.
Daneben gab es auch 11 Sätze, in denen im Niederländischen zwar ein EI stand, der aber ins
Deutsche weder mit EI sehen noch mit PII gesehen übersetzt worden ist. Die Übersetzer haben
bewusst oder unbewusst den niederländischen Satz ein wenig anders formuliert.
Die untenstehenden Beispiele zeigen die deutschen Übersetzungen ohne EI im Vergleich zu den
Sätzen im Ausgangstext mit EI.
NL Original DT Übersetzung
(155) Enkele dagen voor ik Charly Gaul met de
gele trui het Parc des Princes had zien
binnenrijden, was er een nieuwigheid
geweest in de Tour: (aus “De renner”)
Einige Tage bevor ich Charly Gaul mit
dem Gelben Trikot in den Parc des
Princes hineinfahren sah, gab es bei der
Tour ein Novum:
(156) 'Dat heb ik jaren zien aankomen,
Winkler.
(aus “Het dolhuis”)
«Das hab ich seit Jahren schon erwartet,
Winkler.
(157) Dat had ik haar nooit zien doen.
(aus “Marcel”)
Das hatte ich bei ihr noch nie gesehen.
In (155) wurde “had zien binnenrijden” mit “hineinfahren sah” übersetzt. Im Beleg (156) hat der
Übersetzter “heb (…) zien aankomen” mit “hab (…) erwartet” übersetzt. In (157) wurde “doen”
weggelassen und nur mit “sehen” übersetzt. Dadurch wurde die Aktion (“doen”) nicht länger
betont. Zusätzlich wird die Präposition “bei” in der Übersetzung hinzugefügt.
Im Korpus gab es für sehen auch Zielsätze, in denen aufs Neue das Relativadverb “wie” vorkam.
Die Verwendung des Relativadverbs sorgt dafür, dass der Verbalkomplex getrennt und verteilt
wird über einen Hauptsatz und einen Nebensatz. Beispiele davon sind die Belege (158), (159)
und (160).
48
NL Original DT Übersetzung
(158) Ook haar heb je niet zien binnenkomen.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
Du hast gar nicht gesehen, wie sie
reingekommen ist.
(159) je hebt haar door de kralen zien komen,
(…) (aus “Aimez-vous les moules?”)
du hast gesehen, wie sie durch den
Perlenvorhang kommt, (…)
(160) “Wat hebt ge gespeeld, hoeveel hebt ge
verloren, hebt ge niet één keer een
schone slag geslagen of tenminste zien
gebeuren?" (aus “Het verlangen”)
»Was hast du gespielt, wieviel hast du
verloren, hast du nicht wenigstens einmal
alle Stiche gekriegt oder mindestens
gesehen, wie es,[sic] passiert ist?«
Sehen steht jedes Mal im Hauptsatz und wird im gleichen Tempus sowie im Ausgangssatz
konjugiert. Der andere Infinitiv (in den Beispielen sind das reinkommen, kommen und passieren)
steht im Nebensatz. Dieser Nebensatz ist ein Relativsatz, eingeleitet mit “wie”.
4.3.3 Lassen
LASSEN NL DT
Kategorie a.K. PII a.K. EI EI = EI EI PII EI a.K.
Anzahl 1 13 29 1 15
Schließlich gab es für lassen 59 Belege im ÜD-Korpus. Sie entsprechen in der Anlage den
Nummern 167-225.
Zunächst wurden 2 Belege gefunden, in denen das Partizip II gelassen vorkam. Diese 2 Belege
sind (167) und (168).
NL Original DT Übersetzung
(167) Ze had ze laten staan tot het werkelijk
geen gezicht meer was.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
Sie hatte sie stehen gelassen, solange es
ging.
(168) Je liet alles vallen - (…)
(aus “Het dolhuis”)
Du hast alles fallen gelassen - (…)
Bei Beleg (167) stand im Ausgangssatz zwar ein EI, aber der deutsche Übersetzer hat sich dafür
entschieden, diese Konstruktion nicht zu übernehmen und optierte für gelassen als PII. In (168)
49
dagegen wurde im Ausgangssatz kein EI gefunden. Die Entscheidung für ein Partizip II wurde
darum nicht von der Ausgangssprache beeinflusst.
Im Korpus gab es 28 Belege, in denen sowohl im niederländischen Original als auch in der
deutschen Übersetzung ein EI stand. Die Übersetzer der verschiedenen Romane haben die
EI-Konstruktion aus dem Ausgangstext im Zieltext beibehalten. Dieselbe Anzahl gab es für die
Belege, in denen ein EI im deutschen Zieltext stand, während es keinen im Original gab.
Insgesamt gab es viele unterschiedliche Infinitive, die zusammen mit einem EI vorkamen. Den
meisten Verben ist gemeinsam, dass sie eine Aktion ausdrücken, aber man kann sie weiter nicht
wirklich systematisieren. Die meisten Infinitive kamen nur einmal mit EI lassen vor. Infinitive,
die mehr als einmal in Verbindung mit lassen standen, sind einfallen, fallen, kommen, liegen,
machen, sich scheiden, stehen und zurückfallen.
Ein Beispiel davon ist Beleg (170):
NL Original DT Übersetzung
(170)
Sylvester had het zover niet laten komen
en (…) (aus “Aimez-vous les moules?”)
Sylvester hatte es gar nicht so weit
kommen lassen, (…)
Weiterhin wurde im Korpus das Verb liegenlassen gefunden. Liegenlassen gilt heutzutage als
eine alternative Rechtschreibung für die getrennte Form liegen lassen. 1996 war die getrennte
Schreibung die Norm, aber ab 2006 ist die Zusammenschreibung zweier Verben mit bleiben oder
lassen als zweitem Bestandteil wieder möglich, doch die Zusammenschreibung wird eher als die
alte Form betrachtet. Sowohl Duden als auch Ten Cate empfehlen die Schreibweise liegen lassen
und stehen lassen.
Ein Beispiel von liegenlassen ist Beleg (204):
NL Original DT Übersetzung
(204) Ze had een paar overbodige dingetjes
laten liggen:
(aus “Het dolhuis”)
Ein paar überflüssige Dinge hatte sie
liegenlassen:
50
Liegenlassen wurde dreimal im Korpus gefunden. Die 3 Belege wurden alle vor 1996 übersetzt,
d.h. zu einer Zeit, als die Getrenntschreibung noch nicht bevorzugt wurde.
Letztens wurden im Korpus 15 Sätze gefunden, in denen im Ausgangstext ein EI stand, aber im
Zieltext eine Übersetzung ohne Übersetzung ohne EI oder PII entdeckt wurde.
In den folgenden Sätzen wird lassen zwar beibehalten, aber ohne EI formuliert. 2 Beispiele:
NL Original DT Übersetzung
(205) (…) ik heb het zeker per ongeluk in de
emmer laten zitten, wat moet ik doen?'
(aus “Het dolhuis”)
(…) ich hab es ganz bestimmt
versehentlich im Eimer gelassen. Was
soll ich tun?»
(210) Dan zegt hij met een bekommerde stem
die hij tijdens zijn leven niet één keer
heeft laten horen: (aus “Het verlangen”)
Dann sagt er mit einer bekümmerten
Stimme, die er zeit seines Lebens kein
einziges Mal hören ließ:
In (205) steht lassen im Perfekt und wird “zitten” weggelassen, vermutlich, weil “sitzen” hier
sich auf Sachen bezieht. In (210) wird “heeft laten horen” mit “hören ließ” übersetzt. Lassen steht
dabei im Präteritum und wird vom Infinitiv hören gefolgt.
Weiterhin wurden auch Belege gefunden, in denen ein anderes Verb in der deutschen
Übersetzung benutzt wurde. Dadurch vermied der Übersetzer die niederländische
EI-Konstruktion. Viele Beispiele davon gab es für zeigen. 2 Belege davon sind (184) und (223):
NL Original DT Übersetzung
(184) Toen we elkaar vier jaar kenden heeft hij
mij een sigarendoos laten zien, vol
systeemkaarten met daarop
gekalligrafeerd zijn tijden op zijn
lievelingsbergje. (aus “De renner”)
Als wir uns vier Jahre kannten, zeigte er
mir eine Zigarrenkiste voller
Karteikarten, darauf in Schönschrift
seine Zeiten an seinem Lieblingsberg.
(223) Zij had mij een gebied laten zien dat
voor mij versloten was. (aus “Het volgende
verhaal”)
Sie hatte mir ein Gebiet gezeigt, das mir
verschlossen gewesen war.
51
Auch in den folgenden Sätzen hat der Übersetzer den EI nicht wortwörtlich übersetzt, sondern hat
ein anderes Verb für die Formulierung benutzt.
NL Original DT Übersetzung
(175) 'Hier,' had Katia hem het ding
voorgehouden, 'heeft Agamemnon laten
vallen.' (aus “Aimez-vous les moules?”)
“Schau”, hatte Katia ihm das Ding vor
die Nase gehalten, “die hat Agamemnon
verloren.”
(176) Waarom had hij niets laten weten?
(aus “Aimez-vous les moules?”)
Warum er nichts gesagt hatte.[sic]
(183) Zo lang had ik hem laten stikken, maar
hij was zonder rancune, het leek of hij
alleen maar blij was dat ik weer een
beroep op hem deed. (aus “De renner”)
So lange hatte ich ihn vernachlässigt,
aber er grollte mir nicht, er schien nur
glücklich darüber zu sein, dass ich ihn
wieder in Anspruch nahm.
(202) 'We zijn je stropdas vergeten voor de
zondag' en 'O jee, hadden we toch bijna
een extra stel veters laten liggen.' (aus
“Het dolhuis”)
«Wir haben deine Sonntagskrawatte
vergessen» und «Oje, da hätten wir fast
deine Reserve-Schnürsenkel vergessen.»
(203) De Spoorwegen hebben indertijd in de
krant laten zetten dat de derde klas was
afgeschaft en weet je hoe ze dat gedaan
hebben?' (aus “Het dolhuis”)
Die Eisenbahngesellschaft hat damals in
der Zeitung bekanntgegeben, daß die
dritte Klasse abgeschafft wird. Und weißt
du, wie sie das gemacht haben?»
(206) 'Ik ga mijn vader schrijven en hem
vragen of hij denkt dat ik dat beeld
expres heb laten vallen.' (aus “Het dolhuis”)
«Ich werde meinem Vater schreiben und
ihn fragen, ob er glaubt, daß ich die
Statue mit Absicht zertrümmert habe.»
(225) Geschrokken, alsof je het gas aan had
laten staan, kwam je uit bed en zette de
schakelaar op stop. (aus “De elementen”)
Erschrocken, als ob du vergessen hättest,
den Herd auszuschalten, stiegst du aus
dem Bett und stelltest den Schalter auf
Stop.
Zusammenfassend wurden diese niederländischen Ersatzinfinitive wie folgt in den Belegen
übersetzt:
laten staan vergessen
laten stikken vernachlässigen
laten vallen verlieren, zertrümmern
laten weten sagen
laten zetten bekanntgeben
laten zien zeigen
52
Manchmal wurde der Ausgangssatz mit EI auch etwas freier übersetzt. Davon gab es im
erforschten Korpus 2 Belege:
NL Original DT Übersetzung
(178) Je hebt zijn kantoornummer op de bank
geprobeerd, zonder veel hoop dat het
daar was dat hij iets had laten liggen.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
Du hast versucht, ihn in der Bank
anzurufen, in der Hoffnung, daß er
vielleicht dorthin zurück mußte, um
etwas zu holen.
(194) Toch weet ik dat ze horen bij wat mij
eerder op de avond heeft laten huilen.
(aus “De virtuoos”)
Und trotzdem weiß ich, daß sie mit dem
zu tun haben, was mich an diesem Abend
zum Weinen gebracht hat.
4.3.4 Besprechung
Auch im ÜD-Korpus gab es einen großen Unterschied zwischen dem Anteil des PII und des EI.
Insgesamt wurden 65 Belege (= die Kategorien “a.K. EI” + “EI = EI”) gefunden, in denen der
EI hören, sehen oder lassen erschien. Im Vergleich dazu gab es nur 3 Belege, in denen das PII
gesehen oder gelassen auftauchte. In diesen Sätzen gab es die Verbkombinationen:
vorbeitanzen gesehen
stehen gelassen
fallen gelassen
Das PII gelassen kam im ÜD-Korpus zweimal vor, während es im OD-Korpus nicht erschien.
Weiterhin wurde im ÜD-Korpus kein Beleg für das PII gehört gefunden. Im OD-Korpus kam
gehört einmal vor.
Die meisten abhängigen Infinitive tauchten nur einmal mit einem EI auf. Die folgenden Infinitive
wurden dagegen mehr als einmal in Kombination mit einem EI gefunden:
sagen hören (3)
singen hören (2)
kommen sehen (2)
einfallen lassen (2)
kommen lassen (2)
machen lassen (2)
liegenlassen (3)
sich scheiden lassen (2)
53
fallen lassen (4) stehen lassen (2)
Zusätzlich wurden noch einige alternative Lösungen gefunden, um die niederländische
EI-Konstruktion zu vermeiden, ohne das PII zu benutzen. Diese Lösungen sind:
einen der zwei Infinitive weglassen
z.B. “heb laten zitten” versus “hab gelassen”
ein anderes Verb mit derselben Bedeutung benutzen
z.B. “had laten zien” versus “hatte gezeigt”
einen von “wie” eingeleiteten Relativsatz bilden
z.B. “Ook haar heb je niet zien binnenkomen.” versus “Du hast gar nicht gesehen, wie sie
reingekommen ist.”
ein Substantiv statt eines Verb verwenden
z.B. “heb horen klagen” versus “habe eine Beschwerde gehört”
eine freiere Formulierung verwenden
z.B. “Je hebt zijn kantoornummer op de bank geprobeerd, zonder veel hoop dat het daar
was dat hij iets had laten liggen.” versus “Du hast versucht, ihn in der Bank anzurufen, in
der Hoffnung, daß er vielleicht dorthin zurück mußte, um etwas zu holen.”
5 SCHLUSSFOLGERUNG
In der vorliegenden Masterarbeit wurde die Konkurrenz zwischen den Ersatzinfinitiven (EI)
hören, sehen und lassen und den Partizipien II (PII) gehört, gesehen und gelassen in originalem
und übersetztem Deutsch untersucht. Um diese Konkurrenz zwischen EI und PII zu prüfen,
wurde ein Parallelkorpus Deutsch-Niederländisch benutzt.
Die untenstehende Tabelle stellt den Anteil der Ergebnisse für den EI und das Partizip II pro
Verb im Parallelkorpus dar. Dabei steht die Abkürzung OD für “originales Deutsch” und ÜD für
“übersetztes Deutsch”. Alle Prozente wurden auf zwei Dezimalstellen gerundet.
54
VERB Konstruktion mit PII Konstruktion mit EI
Anzahl Prozentzahl Anzahl Prozentzahl
Hören OD 1 20% 4 80%
Hören ÜD 0 0% 10 100%
Sehen OD 3 23,08% 10 76,92%
Sehen ÜD 1 7,14% 13 92,86%
Lassen OD 0 0% 63 100%
Lassen ÜD 2 4,55% 42 95,45%
Tabelle 3: Konkurrenz PII versus EI pro Verb
Die Anzahlen und Prozentsätze zeigen den Anteil der gefundenen Belege mit PII- und
EI-Konstruktionen. Zunächst stellt sich heraus, dass die große Mehrheit der erforschten Belege
den EI statt des PII aufweist.
Wenn man das OD-Korpus mit dem ÜD-Korpus vergleicht, fällt es auf, dass bei den
Wahrnehmungsverben hören und sehen die Anzahl der PII im OD höher als im ÜD lag.
Prozentual sank dieser Anteil für sehen von etwa 20% im OD auf etwa 7% im ÜD und für hören
sogar auf 0%. Dadurch nahm die Anzahl der EI-Konstruktionen im ÜD zu. Für lassen stellt man
eine umgekehrte Tendenz fest. Der Anteil der PII nahm im ÜD nämlich zu, während der Anteil
der EI abnahm.
In der untenstehenden Tabelle 4 findet man den Beobachtungswerte für das PII und den EI pro
Korpus. Diese werden benutzt, um anhand eines statistischen Signifikanztests die Daten zu
prüfen. Der Test, der in der vorliegenden Untersuchung benutzt wird, ist der Chi-Quadrat-Test.
Damit kann man berechnen, ob es einen signifikanten Unterschied zwischen zwei oder mehreren
Werten gibt. Daten sind signifikant, wenn sie nicht rein zufällig sein. Anhand des P-Werts wird
die Möglichkeit auf Signifikanz geprüft. Wenn der P-Wert weniger als 5% beträgt, ist die Chance
sehr niedrig, dass der Unterschied zwischen den Werten auf Zufall beruht. Dann ist dieser
Unterschied auch signifikant.
55
Zunächst wird die Nullhypothese bestimmt. Diese sagt aus, dass es keinen Unterschied zwischen
der Häufigkeit von PII und EI innerhalb originalem und übersetztem Deutsch gibt. Anhand des
Online-Tools von Preacher (2001) wird der Chi-Quadrat-Wert berechnet. In Tabelle 4 stehen die
Daten, die benutzt werden, um der Frage nachzugehen, ob der Unterschied zwischen PII und EI
signifikant ist. Abbildung 5 zeigt die Ergebnisse.
OD-Korpus ÜD-Korpus insgesamt
PII 4 3 7
EI 77 65 142
insgesamt 81 68 149
Tabelle 4: Beobachtungswert im OD- und ÜD-Korpus
Abbildung 5: Daten, Chi-Quadrat-Wert, P-Wert und Freiheitsgrad berechnet auf
http://www.quantpsy.org/chisq/chisq.htm
56
Der berechnete Chi-Quadrat-Wert beträgt 0,023, der P-Wert ist 0,8794 und es gibt einen
Freiheitsgrad. Mit einem P-Wert von 0,8794 bedeutet es, dass die Verteilung mehr als 0,05
beträgt. Dadurch sind die Daten nicht signifikant.
Wenn man die deutsche mit der niederländischen Sprache bezüglich des Ersatzinfinitivs
vergleicht, fällt es auf, dass sowohl im OD als im ÜD mehr EI-Konstruktionen im
Niederländischen vorkamen. In Tabelle 5 stehen die Anzahlen:
OD Korpus ÜD Korpus insgesamt
DT 77 65 142
NL 95 82 177
Tabelle 5: Anzahl der Ersatzinfinitive pro Sprache
Da im Niederländischen der EI vorwiegend häufiger auftritt, könnte es sein, dass der deutsche
Übersetzer diese Konstruktionen übernommen hat, was möglicherweise auf Interferenz hindeutet.
Schließlich werden die zwei Hypothesen aus der Einleitung noch mal berücksichtigt:
Hypothese 1: In den deutschen Übersetzungen wird öfter als im Originaldeutsch ein
Ersatzinfinitiv verwendet.
Hypothese 2: In den deutschen Übersetzungen wird weniger als im Originaldeutsch ein
Ersatzinfinitiv verwendet.
Aus den Ergebnissen stellte sich heraus, dass es für hören und sehen weniger PII im ÜD als im
OD gab. Dadurch stieg die Anzahl der EI im ÜD. Diese Tendenz neigt zu Hypothese 1, in der
erwartet wurde, dass die deutschen Übersetzungen von der niederländischen Ausgangssprache
beeinflusst werden. Da im Niederländischen die Struktur mit EI häufiger ist, kann es sein, dass
die deutschen Übersetzer sie in ihren Übersetzungen übernommen haben. Wenn das der Fall ist,
kann man diese Neigung auf shining through der AS zurückführen.
Für lassen dagegen fand man im ÜD öfter das PII gelassen als im OD. Folglich nahm die Anzahl
der EI im ÜD ab. Diese Tendenz basiert eher auf Hypothese 2, in der erwartet wurde, dass in den
57
deutschen Übersetzungen weniger EI gibt und öfter ein PII benutzt wird. Eine Erklärung dafür
könnte Normalisierung der ZS sein, weil die Verwendung eines PII nur im deutschen
Sprachsystem möglich ist. Trotz dieser Beobachtung sollte man bemerken, dass das PII gelassen
trotzdem sehr wenig im Korpus vorkam.
Die vorliegende Arbeit ergab neue Erkenntnisse zur Verwendung des EI und zum Verfahren
deutscher Übersetzer, die aus dem Niederländischen übersetzen. Es stellte sich heraus, dass
sowohl im OD als im ÜD die EI hören, sehen und lassen viel häufiger als die PII gehört, gesehen
und gelassen vorkamen. Für das Verb fühlen gab es zu wenige Belege. Der Chi-Quadrat-Test
zeigte übrigens, dass die Ergebnisse nicht signifikant sind. Für weitere Untersuchungen schlage
ich vor, ein größeres Korpus zu benutzen.
58
59
6 LITERATURVERZEICHNIS
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61
7 ANLAGE
7.1 BELEGE ORIGINALES DEUTSCH
7.1.1 Hören
Satz im Ausgangstext Übersetzung der Satz
1 »Ich kann es mir denken«, sagte sie langsam und ironisch, »ich
hörte von den Fantasien der Männer in einsamen Zellen.
(aus “Der Tangospieler”)
1 Daar heb ik wel een idee van,' zei ze langzaam en ironisch, 'ik heb
wel eens over fantasieën van mannen in eenzame cellen horen
vertellen.
2 Jahrelang haste diä nich um onser Konradchen jekimmert, ond nu
auf ainmal heerste die Flöhe husten ond spielst ons den besorjten
Papa vor... [sic]«
(aus “Im Krebsgang”)
2 Jarenlang bekommer je je niet om ons Konradchen en nu opeens
heb je 't gras horen groeien en speel je de bezorgde pa...'
3 Vor dreißig Jahren, da war sie noch ein Kind, hatte sie ihre Mutter
einmal sagen hören, das Schlimmste sei das erste weiße Schamhaar.
(aus “Vienna”)
3 Dertig jaar geleden, toen ze nog een kind was, had ze haar moeder
een keer horen zeggen dat de eerste witte schaamhaar het ergste
was.
4 An der Essensausgabe habe ich jemanden sagen hören, daß in den
fünfziger Jahren Schilder an den Wänden hingen.
(aus “Lagerfeuer”)
4 Aan het levensmiddelenloket had ik iemand horen zeggen dat er in
de jaren vijftig bordjes aan de muren hingen.
5 Als ich aufgestanden war, um aus dem Zimmer zu gehen, hatte ich
sie in meinem Rücken sagen hören, daß ich zu den Menschen
gehörte, die ihren Nächsten einfach nicht mehr wirklich sehen
würden, eine gewisse altersbedingte Weitsichtigkeit habe mich
befallen, wie sie die meisten Menschen mit zunehmendem Alter
befalle, und diese Weitsichtigkeit führe dazu, daß ich das
Allernächste, nämlich sie, einfach nicht mehr sähe, und wenn, dann
sicherlich nur verschwommen.
(aus “Lagerfeuer”)
5 Toen ik opstond om de kamer uit te lopen, hoorde ik haar achter me
zeggen dat ik behoorde tot het soort dat zijn medemensen gewoon
niet meer zag zoals ze waren, dat ik leed aan
ouderdomsvérziendheid, zoals de meeste oudere mensen, en dat die
vérziendheid ertoe leidde dat ik het meest nabije, met name
haarzelf, gewoon niet meer zag, of in ieder geval alleen nog maar
heel wazig.
62
6 Andererseits, höhnte er: ein solches Trumm hätte sie wahrscheinlich
überall aufschlagen hören.
(aus “Vienna”)
6 Aan de andere kant, hoonde hij: zo'n gevaarte hoorde je
waarschijnlijk overal neerkomen.
7 „Ich habe Sie gar nicht kommen gehört“, stotterte ich und stand auf.
(aus “Lagerfeuer”)
7 'Ik had u niet horen terugkomen,' stotterde ik en stond op.
7.1.2 Sehen
8 Nie wieder habe ich sie so weinen sehen.
(aus “Im Krebsgang”)
8 Nooit meer heb ik haar zo zien huilen.
9 Aber auf einem der Fotos, das wie all die anderen Schnappschüsse
mitsamt dem Album verlorengegangen sei, »als es mittem Schiff zu
End jing«, habe man August Pokriefke zwischen einer
norwegischen Trachtengruppe, die auf Besuch hätte an Bord
kommen dürfen, lachen und tanzen sehen.
(aus “Im Krebsgang”)
9 Maar op een van de foto's, die net als alle kiekjes inclusief het
album verloren was gegaan 'toen 't afgelopen was met 't schip', was
August Pokriefke lachend en dansend te zien geweest te midden van
een Noorse klederdrachtgroep, die aan boord had mogen komen.
10 Auf dem schnell steigenden Wasser habe man Leichen und
Leichenteile, belegte Brote und sonstige Reste vom Abendessen,
auch leere Schwimmwesten treiben sehen.
(aus “Im Krebsgang”)
10 Op het snel stijgende water waren drijvende lijken en lijkdelen,
belegde boterhammen en andere resten van het avondeten, ook lege
zwemvesten te zien geweest.
11 Deshalb steht hier: Als in Ost und West Stalins Tod
bekanntgemacht wurde, habe ich Mutter weinen sehen.
(aus “Im Krebsgang”)
11 Daarom staat hier: toen in Oost en West Stalins dood bekend werd
gemaakt heb ik moeder zien huilen.
12 Während meiner Kindheit in der Lehmstraße, und solange ich in
Schwerin Oberschüler gewesen bin, habe ich sie nie wieder weinen
sehen.
(aus “Im Krebsgang”)
12 Tijdens mijn kinderjaren in de Lehmstraße en zolang ik in Schwerin
op de middelbare school zat, heb ik haar nooit meer zien huilen.
13 Das hätte mir gefallen können.
(aus “Im Krebsgang”)
13 Dat had ik wel zien zitten.
14 Noch war ich mir nicht sicher, ob ich ihr sagen würde, daß ich sie
eben auf der Straße für eine kindliche Hure gehalten hatte, halten
14 Ik aarzelde nog altijd of ik haar zou zeggen dat ik haar daarnet op
straat voor een kinderlijk hoertje had gehouden, wel had moeten
63
mußte, weil sie diesen Bürgersteig entlangging, ihr Schritt ein
hüpfender und schwingender war, gekonnter noch, als der des
Mädchens, das vor ihr lief und das ich schon häufig auf der
Kurfürstenstraße hatte laufen sehen.
(aus “Lagerfeuer”)
houden, omdat ze langs het trottoir liep met een huppelende en
zwaaiende pas, nog vaardiger dan het meisje dat voor haar liep en
dat ik al vaker over de Kurfürstenstrasse had zien lopen.
15 „Hast du auch gesehen, wie sie reingegangen sind?
(aus “Lagerfeuer”)
15 ‘Heb jij ze ook naar binnen zien gaan?
16 Nur wenn die Gurkhas kamen, sagte mein Onkel schaudernd, habe
er die Japaner rennen sehen, denn Japaner, sagte mein Onkel,
»rennen sonst nie«.
(aus “Vienna”)
16 Alleen als de Gurkha's kwamen, had hij de Japanners zien rennen,
zei mijn oom huiverend, want Japanners 'rennen anders nooit'.
17 Über Monate hatten sie die Pritschenwagen in Richtung
Aspangbahnhof fahren sehen, aber solange ihre Frauen sie nicht
verließen, durften sie bleiben.
(aus “Vienna”)
17 Maandenlang zagen ze de vrachtwagen met platte laadvloer in de
richting van station Aspang rijden, maar zo lang hun vrouwen hen
niet verlieten, mochten ze blijven.
18 Aber alle anderen lehnten sich aufseufzend zurück und glaubten, sie
hätten es von Anfang an kommen sehen, es war wie ein
Happy\_End am Beginn des Films.
(aus “Vienna”)
18 Maar alle anderen leunden zuchtend achterover en geloofden dat ze
het vanaf het begin hadden zien aankomen, het was als een happy
end aan het begin van een film.
19 Natürlich erzählte er Harry bei dieser Gelegenheit die uralte
Geschichte von der Ente im Hyde Park, die er als kleiner junge
beim Tauchen zu beobachten glaubte.
(aus “Vienna”)
19 Natuurlijk vertelde hij Harry bij deze gelegenheid het oeroude
verhaal van de eend in Hyde Park, die hij als kleine jongen had zien
duiken.
20 Rita, die neu- iund [sic] auch sonst gierige Rita hatte den
dunkeläugigen, breitschultrigen Reiner oft stundenlang neben dem
stumm Kette rauchenden Patienten Manfred im Gang sitzen sehen,
hatte seine fragenden Blicke auf sich bezogen und lachend erwidert,
hatte sich schließlich mit ihm verabredet, dann doch was Besseres
vorgehabt an dem Tag, und mich genötigt, ihm eine nicht besonders
plausible, aber höfliche Ausrede zu überbringen.
(aus “Die Letzten”)
20 Rita, die naar nieuwtjes of eigenlijk naar alles hunkerde, had Reiner
met de donkere ogen en de brede schouders vaak urenlang naast de
zwijgende en kettingrokende patiënt Manfred in de gang zien zitten,
dacht dat zijn vragende blikken voor haar bedoeld waren, had
vriendelijk teruggekeken en ten slotte een afspraakje met hem
geregeld, maar de dag zelf had ze dan toch wat beters te doen gehad
en mij dringend verzocht hem een niet zeer geloofwaardige maar
beleefde smoes over te brengen.
21 Die meiste Zeit der vergangenen zwei Tage hatte ich ihn auf einem 21 Het grootste gedeelte van de voorbije twee dagen had ik hem op een
64
Stuhl sitzen gesehen, mit nach hinten gelehntem Kopf, um das
Bluten seiner Nase zu stillen.
(aus “Lagerfeuer”)
stoel zien zitten, met zijn hoofd achterover om zijn bloedneus te
stelpen.
22 Zwischendurch war es ihm schlecht gegangen, das wußte sie, die
ihn seit Jahrzehnten kannte, aber nachdem sie ihn einmal, mitten in
der ganz schlechten Zeit, im Café Johann Strauß sitzen gesehen
hatte, waren ihre Sorgen leichter geworden.
(aus “Vienna”)
22 Tussendoor was het slecht met hem gegaan, dat wist ze, ze kende
hem al tientallenjaren, maar toen ze hem midden in de heel slechte
tijd een keer in de Johann Strauß had zien zitten, was ze niet meer
zo bezorgd geweest.
23 Und als der Marquis gegen Mittag Nachforschungen anstellen, ließ,
schworen die Wachen Stein und Bein, sie hätten zwar alle
möglichen Leute die Stadt verlassen gesehen, nicht aber jenen
bekannten Höhlenmenschen, der ihnen ganz bestimmt aufgefallen
wäre.
(aus “Das Parfum”)
23 En toen de markies tegen de middag liet informeren, bezwoeren de
wachten bij hoog en bij laag - dat ze weliswaar alle mogelijke
mensen de stad hadden zien verlaten, maar niet die bekende
holemens, die hen beslist zou zijn opgevallen.
7.1.3 Lassen
24 Und weil sie geständig ist und ohne weiteres zugibt, daß sie das
Ding bestimmt würde haben verrecken lassen, wie sie es im übrigen
[sic] schon mit vier anderen getan habe, macht man ihr den Prozeß,
verurteilt sie wegen mehrfachen Kindermords und schlägt ihr ein
paar Wochen später auf der Place de Grève den Kopf ab.
(aus “Das Parfum”)
24 En omdat ze bekent en zonder meer toegeeft dat ze het ding beslist
had laten creperen, zoals ze dat overigens al met vier anderen had
gedaan, slepen ze haar voor de rechter, veroordelen haar wegens
veelvoudige kindermoord en hakken haar een paar weken later op
de Place de Grève het hoofd af.
25 Mit geringsten Hilfsmitteln hatte er, dank seinem eigenen Genie,
den Duft des Menschen nachgeschaffen und ihn auf Anhieb gleich
so gut getroffen, daß selbst ein Kind sich von ihm hatte täuschen
lassen.
(aus “Das Parfum”)
25 Met de schamelste hulpmiddelen had hij, dank zij zijn eigen genie,
de geur van de mens nagemaakt en hem de eerste keer al zo goed
getroffen, dat zelfs een kind zich erdoor had laten foppen.
26 Der Stadtrat, ein Gremium der dreißig reichsten und angesehensten 26 De stadsraad, een college van de dertig rijkste en aanzienlijkste
65
Großbürger und Adligen von Grasse, in ihrer Mehrzahl aufgeklärte
und antiklerikale Herren, die den Bischof bisher einen guten Mann
hatten sein lassen und aus den Klöstern und Abteien am liebsten
Warenlager oder Fabriken gemacht hätten -
(aus “Das Parfum”)
burgers en edellieden van Grasse, voor het merendeel verlichte en
anti-clericale heren, die de bisschop tot op heden hadden geduld als
de brave man die hij was en die van de kloosters en abdijen het
liefst magazijnen of fabrieken hadden gemaakt -
27 Erst bei der Hinrichtung wollte er ihn sehen, wenn er auf dem Kreuz
lag und die zwölf Schläge auf ihn niederkrachten, dann wollte er ihn
sehen, ganz nah wollte er ihn dann sehen, er hatte sich einen Platz in
vorderster Reihe reservieren lassen.
(aus “Das Parfum”)
27 Pas bij de executie wilde hij hem zien, als hij op het kruis lag en de
twaalf slagen op hem neerbeukten wilde hij hem zien, van heel nabij
wilde hij hem dan zien' hij had een plaats op de eerste rij voor zich
laten reserveren.
28 Man hätte einen Priester kommen lassen sollen, dachte er.
(aus “Das Parfum”)
28 Ze hadden een priester moeten roepen, dacht hij.
29 Zwar hatte er die Bewachung seines Hauses verstärkt, die Fenster
des Obergeschosses mit neuen Gittern versehen lassen und die Zofe
angewiesen, ihre Schlafkammer mit Laure zu teilen. Aber es
widerstrebte ihm, sie wegzuschicken, wie es seine Standesgenossen
mit ihren Töchtern, ja sogar mit ihren ganzen Familien taten.
(aus “Das Parfum”)
29 Hij had weliswaar de bewaking van zijn huis versterkt, de ramen
van de bovenverdieping van nieuwe tralies laten voorzien en de
meid opdracht gegeven haar slaapkamer met Laure te delen, maar
het stuitte hem tegen de borst haar weg te sturen, zoals de anderen
van zijn stand dat met hun dochters, zelfs met hun hele gezin deden.
30 Und am Kopf, da oben, hinten auf dem Kopf, wo das Haar den
Wirbel macht, da, schauen Sie, Pater, da, wo bei Ihnen nichts mehr
ist ... «, und sie tippte Terrier, der über diesen Schwall detaillierter
Dummheit für einen Moment sprachlos geworden war und
gehorsam den Kopf gesenkt hatte, auf die Glatze, »... hier, genau
hier, da riechen sie am besten.
(aus “Das Parfum”)
30 En op hun hoofd, bovenop, achter aan hun hoofd, waar het haar in
een kruin zit, daar, kijk pater, waar bij u niks meer zit...' en ze klopte
Terrier, die door deze vloed van gedetailleerde domheid een
moment sprakeloos was geworden en gedwee zijn hoofd had laten
zakken, op zijn kale schedel, ' ... hier, precies daar ruiken ze het
lekkerst.
31 Auf den letzten Metern hielt er sich die Nase zu und öffnete sie erst
wieder, als er sie dicht über den Haufen gesenkt hatte.
(aus “Das Parfum”)
31 De laatste meters kneep hij zijn neus dicht en opende hem pas weer
toen hij hem vlak boven de hoop had laten zakken.
32 Dorthin hatte er bereits seinen Notar bestellt zwecks einer zu
treffenden Vereinbarung mit dem Baron de Bouyon über die
Verehelichung ihrer Kinder Laure und Alphonse.
(aus “Das Parfum”)
32 Daar had hij al zijn notaris laten komen met de bedoeling een af te
sluiten overeenkomst met baron de Bouyon betreffende het huwelijk
van hun kinderen Laure en Alphonse.
66 33 Er versuchte herauszufinden, was Rita mitgenommen hatte, was sie
von seinen Sachen hatte mitgehen lassen, als sie vor anderthalb
Jahren hier ausgezogen war und ihm ihren Abschied in einem sehr
kurzen Brief mitgeteilt hatte.
(aus “Der Tangospieler”)
33 Hij probeerde te ontdekken wat Rita had meegenomen, welke van
zijn spullen ze achterover had gedrukt, toen ze anderhalf jaar eerder
weg was gegaan en hem haar vertrek in een heel kort briefje had
meegedeeld.
34 Aber auch seine wortlose Verachtung hatte ihn gestärkt und hoffen
lassen, und die lächerliche, nichtssagende Solidarität mit seinen
Zellengenossen, eine Solidarität, die lediglich einer vergleichbaren
Situation geschuldet war und nicht die kleinste, banalste
Auseinandersetzung. zwischen ihnen überlebte, hatte ihm Ruhe und
Sicherheit gegeben.
(aus “Der Tangospieler”)
34 Maar zijn woordenloze minachting had hem ook gesterkt en hoop
gegeven, en de belachelijke, nietszeggende solidariteit met zijn
medegevangenen die enkel en alleen te danken was aan een
vergelijkbare situatie en niet de kleinste, de banaalste onderlinge
discussie overleefde, had hem rust en zekerheid gegeven.
35 Mit neunzehn Jahren hatten sie geheiratet und sich ein Jahr später
scheiden lassen.
(aus “Der Tangospieler”)
35 Op negentienjarige leeftijd waren ze getrouwd en een jaar later
waren ze uit elkaar gegaan.
36 »Vor zwei Jahren habe ich mich von meinem Mann scheiden lassen.
(aus “Der Tangospieler”)
36 'Twee jaar geleden ben ik van mijn man gescheiden.
37 Ich habe mich von ihm scheiden lassen, um nicht noch den letzten
Rest von Achtung für ihn zu verlieren.«
(aus “Der Tangospieler”)
37 Ik ben van hem gescheiden om niet ook het laatste restje respect
voor hem te verliezen.'
38 Zu Hause zog Dallow seinen schwarzen Anzug an, den er sich vor
Jahren für seine Hochzeit anfertigen lassen und später kaum noch
einmal getragen hatte.
(aus “Der Tangospieler”)
38 Thuis trok Dallow zijn zwarte pak aan dat hij jaren geleden voor
zijn trouwdag had laten maken en dat hij sindsdien nauwelijks nog
gedragen had.
39 Auf dem Heimweg überlegte er, weshalb er sich noch nicht bei der
Familie gemeldet hatte.
(aus “Der Tangospieler”)
39 Op weg naar huis dacht hij erover na waarom hij zijn ouders en zijn
zus nog niets van zich had laten horen.
40 Noch hatte er sich, von wenigen und eher zufällig sich ergebenden
Ausnahmen abgesehen, bei keinem seiner Freunde und Bekannten
gemeldet.
(aus “Der Tangospieler”)
40 Afgezien van enkele en dan ook nog toevallige uitzonderingen had
hij geen van zijn vrienden en kennissen iets van zich laten horen.
41 Er ahnte nun, weshalb er sich nicht bei seinen Freunden gemeldet 41 Hij vermoedde nu waaróm hij zijn vrienden niets van zich had laten
67
hatte.
(aus “Der Tangospieler”)
horen.
42 Um Mitternacht, als er, ohne es beabsichtigt und bewußt
wahrgenommen zu haben, eine Schnapsflasche geleert hatte und
sich ins Bett fallen ließ, war als einziger klarer Gedanke seines
Grübelns und seiner Selbstgespräche die Entscheidung
übriggeblieben, am nächsten Vormittag seine Wohnung gründlich
zu säubern.
(aus “Der Tangospieler”)
42 Rond middernacht toen hij zonder het bedoeld en bewust
waargenomen te hebben een fles jenever had leeggedronken en zich
in bed had laten vallen, was als enige heldere gedachte van zijn
getob en van de gesprekken met zichzelf de beslissing blijven
hangen dat hij de volgende morgen zijn woning grondig moest
schoonmaken.
43 Ich hatte ihn genau vor mich gesetzt, er war blaß vor Wut und hat
gezischt.«
(aus “Der Tangospieler”)
43 Ik had hem precies vóór mij plaats laten nemen, hij zag bleek van
woede en hij zat te sissen.'
44 Er war ausreichend damit beschäftigt zu schwimmen und sich von
der Sonne wärmen zu lassen.
(aus “Der Tangospieler”)
44 Hij had het druk genoeg met zwemmen en met het zich laten
verwarmen door de zon.
45 Und wenn sie von ihrer Schulfreundin sprach \_ »Meine liebe Tulla
hat mir auf Schleichwegen neuerlich ein Briefchen zukommen
lassen...« \_, war ich für Minuten versucht, Mutter, dieses verflucht
zähe Miststück, ein wenig liebzugewinnen; doch dann nervte sie
wieder.
(aus “Im Krebsgang”)
45 En wanneer ze over haar schoolvriendin praatte \_'Mijn lieve Tulla
heeft me via slinkse wegen onlangs een briefje doen toekomen…'
had ik enkele minuten lang de neiging een beetje van moeder te
gaan houden, dat vervloekt taaie loeder. Maar dan werkte ze me
weer op de zenuwen.
46 Aber wußte er auch, daß sich im Jahr zuvor das Ehepaar Gustloff
vom Ersparten ein Klinkerhaus in Schwerin hatte bauen lassen,
vorsorglich möbliert für die geplante Rückkehr ins Reich?
(aus “Im Krebsgang”)
46 Maar wist hij ook dat het echtpaar Gustloff een jaar eerder van zijn
spaargeld een huis met klinkermuren in Schwerin had laten bouwen,
uit voorzorg gemeubileerd vanwege de voorgenomen terugkeer naar
het Rijk?
47 Ziemlich sicher bin ich dennoch, daß sich mein Schweriner
Webmaster rechtzeitig ein Exemplar hat kommen lassen, denn seine
Internet\_Seiten waren gespickt mit Grimm\_Zitaten und
polemischen Antworten auf das \_ zugegeben \_ langatmige
Plädoyer des Verteidigers Curti.
(aus “Im Krebsgang”)
47 Maar ik ben er tamelijk zeker van dat de webmaster uit Schwerin op
tijd een exemplaar heeft aangeschaft, want zijn internetpagina's
stonden vol met Grimm-citaten en polemische antwoorden op het \_
toegegeven \_ langademige pleidooi van de verdediger Curti.
48 Niemals hat Mutter ihr Haar gefärbt oder färben lassen. 48 Nooit heeft moeder haar haar geverfd of laten verven.
68
(aus “Im Krebsgang”)
49 Mir hat sie einmal, als ich ihr auf dem Großen Dreesch meinen
ziemlich objektiven Artikel über den Streit ums Berliner
Holocaust\_Denkmal auf den Kaffeetisch legte, erzählt, daß sich auf
dem Tischlereihof ihres Onkels jemand, »son dicker Bengel mit
Sommersprossen«, hatte blicken lassen, der den an der Kette
liegenden Hund annähernd ähnlich gezeichnet haben soll:
(aus “Im Krebsgang”)
49 Mij heeft ze eens, toen ik op de Großer Dreesch mijn tamelijk
objectieve artikel over de ruzie over het Berlijnse
holocaustmonument op de koffietafel legde, verteld dat op de
meubelmakersbinnenplaats van haar oom eens iemand kwam
kijken, 'zo'n dikkerd met zomersproeten', die de aan de ketting
liggende hond tamelijk natuurgetrouw schijnt te hebben getekend:
50 Mit Mutters Freundin Jenny Brunies, bei der ich damals als
Oberschüler in Westberlin wohnte, habe ich auf ihr Drängen hin
\_»Meine Freundin Tulla hat mich wissen lassen, wie sehr sie sich
unseren gemeinsamen Kinobesuch wünscht« - den Streifen gesehen
und war ziemlich enttäuscht.
(aus “Im Krebsgang”)
50 Samen met moeders vriendin Jenny Brunies, bij wie ik indertijd als
middelbare scholier in West-Berlijn woonde, heb ik op haar
aandringen \_ 'Mijn vriendin Tulla heeft me laten weten hoe graag
ze wil dat we samen naar de bioscoop gaan' \_ de rolprent gezien en
was nogal teleurgesteld.
51 Es wird Doktor Richter gewesen sein, der zwei Wöchnerinnen mit
Säuglingen und Mutter, unterstützt von der Stationsschwester, übers
rutschige Sonnendeck hat führen lassen, worauf die drei Frauen in
ein Boot gesetzt wurden, das bereits ausgeschwenkt in den Davits
hing.
(aus “Im Krebsgang”)
51 Het zal dokter Richter zijn geweest, die twee kraamvrouwen met
hun zuigelingen en moeder, ondersteund door de hoofdverpleegster,
over het gladde zonnedek heeft laten begeleiden, waarna de drie
vrouwen in een boot werden gezet die al uitgezet in de davits hing.
52 Das Klinkerhaus in der Sebastian\_Bach\_Straße Nr. 14, das sich
das Ehepaar kurz vor dem Mord hatte bauen lassen, war bald nach
Kriegsende enteignet worden.
(aus “Im Krebsgang”)
52 Het bakstenen huis in de Sebastian\_Bach\_Straße 14, dat het
echtpaar vlak voor de moord had laten bouwen, was kort na afloop
van de oorlog onteigend.
53 Wahrscheinlich hat sie sich von niemandem beraten lassen, denn
Mutter hat schon immer gewußt, was sie wollte.
(aus “Im Krebsgang”)
53 Waarschijnlijk heeft ze zich door niemand laten adviseren, want
moeder wist altijd al wat ze wilde.
54 Da ich Mutters Schulfreundin nicht dauerhaft auf der Tasche liegen
wollte, habe ich in einem an sich netten Brief, gleich nach der
Schlußfloskel »Dein Dir unbekannter Sohn«, schön leserlich meine
Kontonummer zur Kenntnis gebracht.
(aus “Im Krebsgang”)
54 Omdat ik niet permanent op de zak van moeders schoolvriendin
wilde leven heb ik hem in een op zich nette brief, vlak onder de
slotformule 'je onbekende zoon', mooi leesbaar mijn
rekeningnummer laten weten.
69 55 »Deine liebe Mutter hätte an dem Film wohl kaum Gefallen
gefunden, weil vor wie auch nach dem Untergang des Schiffes
keine einzige Geburt gezeigt worden ist...«
(aus “Im Krebsgang”)
55 'Jouw moeder zou die film nauwelijks interessant hebben gevonden,
want voor en ook na de ondergang van het schip hebben ze geen
enkele geboorte laten zien...'
56 Konny und David waren leidenschaftliche Tischtennisspieler und
hätten eine sich bietende Gelegenheit kaum versäumt.
(aus “Im Krebsgang”)
56 Konny en David waren gepassioneerde tafeltennissers en zouden
een gelegenheid om te spelen nauwelijks hebben laten lopen.
57 Zu guter Letzt hätte ich eine kleine grüne Flasche Zitronenlimonade
aus dem Regal genommen, wie jeden Abend, wenn das Café noch
geöffnet hatte, und mir die Süße durch die Kehle rinnen lassen.
(aus “Lagerfeuer”)
57 Tot slot had ik een groen flesje citroenlimonade uit het rek
genomen, zoals elke avond als het café nog open was, en de
zoetigheid door mijn keel laten lopen.
58 Ob sie die Tasse absichtlich oder versehentlich hatte fallen lassen,
war ihrer Reaktion nicht anzumerken.
(aus “Lagerfeuer”)
58 Of ze het kopje opzettelijk of per ongeluk had laten vallen was aan
haar reactie niet te merken.
59 Fleischmans Unnachgiebigkeit, eine Härte, die in solchen
Augenblicken in Erscheinung trat, in denen ich eher zur Verhörten
hingehen und ihr einen Arm über die Schulter legen wollte, hatte
ihn in seiner Laufbahn manche Hürde nehmen lassen, vor der
eifrige Mitstreiter stehen blieben, unschlüssig, ob ihr Hals oder der
eines anderen nicht doch einmal brechen könnte.
(aus “Lagerfeuer”)
59 Fleischmans onbuigzaamheid, een hardheid die naar boven kwam
op dit soort momenten, wanneer ik eerder naar de ondervraagde zou
willen toelopen en een arm om haar schouder leggen, had hem in
zijn loopbaan heel wat moeilijkheden doen overwinnen waarover
ijverige medestrijders waren gestruikeld, aarzelend of ze niet hun
eigen nek of die van een ander zouden kunnen breken.
60 Die Müdigkeit übermannte mich, schon einmal habe ich mich
vertreiben lassen, dachte ich, kein zweites Mal.
(aus “Lagerfeuer”)
60 Moeheid overviel me, ik heb me al één keer laten verdrijven, dacht
ik, geen tweede keer.
61 Frau Jablonowskas Schilderung vom offenen Kiefer ihres Bruders
hatte mich Wassilij streifen lassen.
(aus “Lagerfeuer”)
61 Door mevrouw Jablonowska's beschrijving van de opengesperde
kaak van haar broer was Wassilij weer eventjes dicht bij me
geweest.
62 Immerhin war ich Chemikerin und hatte schon ganz andere Sachen
gearbeitet, wenigstens auf dem Friedhof hatte man mich arbeiten
lassen, als ich von der Akademie der Wissenschaften die Mitteilung
erhielt, man habe keine Verwendung mehr für mich. Immerhin
frische Luft und Tageslicht.
62 Tenslotte was ik scheikundige en had ik al heel wat ander werk
verricht, bijvoorbeeld op de begraafplaats, toen ik van de Academie
van Wetenschappen de mededeling kreeg dat men mij niet meer kon
gebruiken, maar daar was tenminste frisse lucht en daglicht
geweest.
70
(aus “Lagerfeuer”)
63 Wann immer ich die Richtung wechselte, fiel mein Blick auf das
schmale, etwas schiefe Fenster, das in irgendeinen Hinterhof hätte
blicken lassen, wenn nicht die rosa Rüschen davor gehangen hätten.
(aus “Lagerfeuer”)
63 Telkens als ik de andere kant opkeek, viel mijn blik op het smalle,
ietwat scheve raam dat beslist op een of andere binnenplaats had
uitgekeken als die roze gordijnen er niet voor hingen.
64 Befremdet sah sie mich an und schien mich nicht zu erkennen, dann
wandte sie sich ab, als sei ich ein Irrer, der auf der Straße steht und
laut vor sich hinredet, Passanten anruft, ohne auf Antwort zu
warten, und setzte mit ihrem hüpfenden Schritt, der mich erst vor
zwei Stunden an der Kurfürstenstraße aufmerksam hatte hinsehen
lassen, ihren Weg fort.
(aus “Lagerfeuer”)
64 Bevreemd keek ze me aan en ze leek me niet te herkennen, daarna
draaide ze zich om alsof ik een gek was die op straat luidop stond te
praten en voorbijgangers aan te spreken zonder op antwoord te
wachten, en ze vervolgde haar weg met die huppelende pas die me
nog maar twee uur geleden op de Kurfürstenstrasse op haar
opmerkzaam had gemaakt.
65 Aber ich mußte ja tagsüber arbeiten, bis ich mich mal hatte krank
schreiben lassen und einfach schon um zehn Uhr morgens wieder in
der Tür stand.“
(aus “Lagerfeuer”)
65 Maar ik moest overdag werken, tot ik op een keer een ziekenbriefje
vroeg en gewoon om tien uur 's morgens weer naar binnen kwam.'
66 Da hat man die wahrscheinlich ganz umsonst hinziehen lassen, jetzt,
wo ich weg bin.“
(aus “Lagerfeuer”)
66 Die hebben ze dus waarschijnlijk voor niets laten verhuizen, nu ik
weg ben.'
67 Sie hatte das Seil in den Baum geworfen und sich fallen lassen.
(aus “Lagerfeuer”)
67 Ze had het touw in de boom gegooid en zich laten vallen.
68 Sie hatte sich den Teller volladen lassen und schlang die Klöße fast
im Ganzen in sich hinein.
(aus “Lagerfeuer”)
68 Ze had haar bord volgeladen en verslond de knoedels bijna in hun
geheel.
69 Ich erinnere mich nicht gern an alles“, behauptete ich und mußte
trotzdem an die ärztlichen Untersuchungen denken, das Auskleiden
und Ankleiden, die rausgestreckte Zunge, die Stuhlprobe, das
Heben und Senken von Armen, die Sichtungsstelle, die mich
mehrere Tage aufhalten hatte,
(aus “Lagerfeuer”)
69 Ik denk daar allemaal niet graag aan terug,' beweerde ik en ik moest
desondanks aan de medische onderzoeken denken, het uit- en
aankleden, de uitgestrekte tong, het stoelgangonderzoek, het optillen
en neerlaten van de armen, de selectiedienst die me verschillende
dagen had laten opdraven
70 „Ich habe dir doch gezeigt, wie man das macht.
(aus “Lagerfeuer”)
70 'Ik heb je toch laten zien hoe dat gaat.
71 71 Ich wollte mir nichts vorstellen, ich verabschiedete mich von ihm
mitten im Satz, mitten im Ausrufezeichen ließ ich ihn stehen, auch
im Fragezeichen, sagte, hier wohne ich, und verschwand in meinem
Hauseingang.
(aus “Lagerfeuer”)
71 Ik wilde me niets voorstellen, en ik had midden in een zin afscheid
van hem genomen, midden in zijn uitroepteken had ik hem laten
staan, ook in zijn vraagteken, hier woon ik, had ik gezegd en ik was
in de ingang verdwenen.
72 Verwundert blickte sie mich an, dann hellte sich das Gesicht auf, als
falle ihr jetzt ein, daß ich vor einigen Tagen eine Flasche aus dem
Fenster gelassen hatte, nach der erst ihre Tochter und dann sie
geangelt hatte.
(aus “Lagerfeuer”)
72 Verwonderd keek ze me aan, vervolgens klaarde haar gezicht op,
alsof ze zich nu pas herinnerde dat ik een paar dagen geleden een
fles uit het raam had laten zakken waarnaar eerst haar dochter en
nadien zij gehengeld had.
73 Die Kinder trugen Anzüge und perfekt gebundene Kinderkrawatten,
auf die Hemden hatte ihnen mein Großvater heimlich ihr
Monogramm sticken lassen, eine Eigenmächtigkeit und völlig
unnötige Ausgabe, die meine Großmutter mit den üblichen
Vorwürfen geahndet hatte.
(aus “Vienna”)
73 De kinderen droegen een kostuum, een perfect geknoopte
kinderstropdas en een overhemd met monogram, dat mijn opa er
stiekem op had laten naaien, een eigenmachtige en volledig
onnodige uitgave die mijn oma met de gebruikelijke boosheid
afstrafte.
74 Mit fortschreitendem Alter hatte mein Großvater, der seine
Ablehnung anderer Menschen bis dahin durch Ignoranz, maximal
durch hämische Bemerkungen erkennen hatte lassen, einen
offensiven Haß auf seine Schwester Gustl entwickelt, der seinen
Höhepunkt im inflationären Gebrauch von »altes Scheißgesicht«
fand.
(aus “Vienna”)
74 Naarmate hij ouder werd had mijn opa, die zijn afwijzing van
andere mensen tot dat moment altijd toonde door ze te negeren of
hoogstens een valse opmerking te maken, een offensieve haat voor
zijn zus Gustl ontwikkeld, die zijn hoogtepunt bereikte in het
overvloedige gebruik van 'die ouwe schijtkop'.
75 Die Kommission hatte peinlich berührt gelacht und keine
Sympathien, ja nicht einmal Verständnis für seinen Wunsch
erkennen lassen.
(aus “Vienna”)
75 De commissie had met gepijnigde gezichten gelachen en geen
sympathie, zelfs geen begrip voor zijn wens gehad.
76 »Darf man fragen, wo haben zuletzt die Füß pflegen lassen?«
(aus “Vienna”)
76 'Mag men vragen waar de voeten het laatst verzorgd zijn?'
77 Er wußte, der Bäcker und der Greißler hätten sich niemals so lange
von seinem Sohn hinhalten lassen, wäre nicht der Vater später
immer so überwältigend vornehm bei der Tür hereingekommen,
77 Hij wist dat zijn zoon de bakker en de kruidenier nooit zo lang aan
het lijntje had kunnen houden als zijn vader later niet altijd zo
overweldigend voornaam in de deuropening had gestaan, als hij niet
72
hätte er nicht immer den Duft der großen Welt und des irgendwo
doch vorhandenen Wohlstands in ihre kleinen Geschäfte gebracht.
(aus “Vienna”)
altijd de geur van de grote wereld en de ergens toch aanwezige
welstand in hun kleine winkels had gebracht.
78 So wurde er bloß zum Teschek des Kaffee-Importeurs, der ihn nur
»rennen hat lassen«, wie mein Vater viel später schuldbewußt sagte,
und der ihm desto mehr die Prämien kürzte, je erfolgreicher mein
Großvater war.
(aus “Vienna”)
78 Dus werd hij slechts de assistent van de koffie\_importeur, die hem
maar 'liet draven', zoals mijn vader veel later schuldbewust zei, en
die hem steeds verder op zijn premie kortte naarmate mijn opa meer
succes had.
79 Meine Großmutter hätte keines ihrer Kinder jemals schmutzig aus
dem Haus gehen lassen und so plagte sie sich am ersten Abend
stundenlang, mit der Wäscherumpel die Öl\_ und Schmiereflecken
aus dem Arbeitsanzug zu entfernen.
(aus “Vienna”)
79 Mijn oma had geen van haar kinderen ooit vies de deur uitlaten gaan
en daarom ploeterde ze de eerste avond urenlang achter een
wasbord om de olie\_ en smeervlekken uit zijn werkkleding te
verwijderen.
80 Sie kaufte ein, sie kochte, sie wusch und bügelte, sie schnitt ihm
sogar Finger\_ und Zehennägel \_ er sah nicht mehr gut \_, was er
sich von der Tante Ka aus männlichem Stolz niemals tun hätte
lassen.
(aus “Vienna”)
80 Ze deed boodschappen, ze kookte, ze waste en streek, ze knipte
zelfs zijn vinger\_ en teennagels \_ hij zag niet goed meer \_ wat
tante Ka uit mannelijke trots nooit voor hem had mogen doen.
81 Er hätte niemanden in seiner Wohnung wirtschaften lassen, von
dem er nicht ein paar Grundinformationen besaß.
(aus “Vienna”)
81 Hij liet niemand in zijn woning om het huishouden te doen als hij
niet enige achtergrondinformatie bezat.
82 Den brutalen, einsamen Olah traf diese neue Zurückweisung mitten
ins Herz, aber das hätte er sich niemals anmerken lassen.
(aus “Vienna”)
82 De ruwe, eenzame Olah werd door deze nieuwe afwijzing midden
in zijn hart getroffen, maar dat zou hij nooit laten merken.
83 »Nicht gehen lassen hat er mich können«, zeterte die Cilly, »auf
seine Transportliste dazuschreiben lassen hat er mich, er war in der
Gemeindeverwaltung!«
(aus “Vienna”)
83 'Hij kon me niet loslaten,' schreeuwde Cilly, 'hij werkte bij de
gemeenteadministratie, hij heeft mijn naam op zijn transportlijst bij
laten schrijven!'
84 »Was kann ich dafür, daß er mich hat taufen lassen?« brauste er auf
und zeigte auf seinen Vater.
(aus “Vienna”)
84 Mijn broer vloog op en wees naar zijn vader: 'Wat kan ik eraan doen
dat hij me heeft laten dopen?'
85 »Das war doch eigentlich wegen der Emanzenrevolte«, wandte leise 85 'Het was toch eigenlijk vanwege die feministenopstand,' wierp mijn
73
mein älterer Vetter ein, der sich noch immer dafür schämte, daß er
meinen Bruder gehen hatte lassen, selbst aber geblieben war.
(aus “Vienna”)
oudste neef voorzichtig tegen, omdat hij zich er nog steeds voor
schaamde dat hij mijn broer weg had laten gaan en zelf was
gebleven.
86 Aber wie ich meinen Bruder kenne, hätte er dieses seltsame Verbot
als Zumutung nicht gelten lassen.
(aus “Vienna”)
86 Maar mijn broer kennende hield hij dit merkwaardige verbod voor
een onredelijke eis.
87 Wieder wollte er am liebsten los, ihr Grab besuchen und sehen, was
dieser Herbert draufschreiben hatte lassen, »Katzi« oder doch ihren
niemals von irgendwem gebrauchten richtigen Namen.
(aus “Vienna”)
87 Weer wilde hij het liefste weg, haar graf bezoeken en kijken wat
deze Herbert erop had laten schrijven, 'Katzi' of toch haar nooit door
iemand gebruikte echte naam.
88 Er lag gerade wieder im Spital, aber sie hatte ihm gleich am ersten
Tag einen Receiver für die ausländischen Sportkanäle installieren
lassen.
(aus “Vienna”)
88 Hij lag net weer in het ziekenhuis, maar ze had meteen de eerste dag
een ontvanger voor de buitenlandse sportkanalen laten installeren.
89 »Stell dir vor, die haben ihre Asche in einem Park verstreuen
lassen«, sagte er im Plauderton, »andere Länder, andere Sitten.«
(aus “Vienna”)
89 Stel je voor, ze hebben hun as in een park laten verstrooien,' zet hij
met een rustige stem, 'andere landen, andere zeden.'
90 Kriegsgewinnler!«, schwenkte dabei wie verrückt seine Bierdose,
die längst leer gewesen sei, und da habe, so behaupteten meine
Vettern, mein Onkel den Schirm gehoben und ihn mit aller Kraft auf
die Schultern des Betrunkenen niedersausen lassen,
(aus “Vienna”)
90 Oorlogswoekeraars!', zwaaide daarbij als een idioot met zijn blik
bier, dat allang leeg was, en toen had, zo beweerden mijn neven,
mijn oom zijn paraplu gepakt en hem met alle kracht op de schouder
van de dronkeman terecht laten komen,
91 Fredi Hals hatte eigenmächtig eine große Todesanzeige in die
»Groschenzeitung« setzen lassen, im Namen der Familie und,
stellvertretend für »alle Freunde,<, in seinem eigenen.
(aus “Vienna”)
91 Fredi Hals had op eigen houtje een grote overlijdensadvertentie
namens de familie, en als substituut voor 'alle vrienden' namens
hemzelf, in de \i Groschenzeitung laten plaatsen.
92 »Der Schorsch hat uns Leute gezeigt, daß man alles schaffen kann«,
sagte er mit Tränen der Rührung in den Augen, »man muß das Ziel
nicht einmal sehen können.«
(aus “Vienna”)
92 'Schorsch heeft ons vandaag laten zien dat we tot alles in staat zijn,'
zei hij met tranen van ontroering in zijn ogen, 'we hoeven het doel
niet eens te kunnen zien.'
93 Max wußte das genau, aber er hätte es nie verraten, denn ihm war
klar, falls es einmal wirklich hart auf hart kommen sollte, wären
93 Max wist dat precies maar had het nooit laten merken, want het was
hem duidelijk dat zulke heimelijk verzamelde kennis zijn enige kans
74
solche heimlich gesammelten Kenntnisse seine einzige Chance.
(aus “Vienna”)
was als het een keer echt hard tegen hard zou gaan
94 Gegen Happel und Zeman, gegen die beiden österreichischen
Wunderspieler von Rapid, von denen der ÖFB sogar
Sonderbriefmarken auflegen ließ vor ein paar Jahren, dem Happel
und dem Zeman hat er dasselbe Tor geschossen, das war damals
eine Sensation.
(aus “Vienna”)
94 Tegen Happel en Zeman, de twee Oostenrijkse wonderspelers van
Rapid, van wie de Oostenrijkse Voetbalbond zelfs speciale
postzegels had laten uitgeven, tegen Happel en Zeman had hij
hetzelfde doelpunt gemaakt, wat destijds een sensatie was.
95 »Im Vergleich zu dem schiachen Grabstein, den ihr den Großeltern
aufgestellt habts«, sagte ich vorwurfsvoll, aber mit meinem Vater
war nicht zu reden.
(aus “Vienna”)
95 'In vergelijking met die vreselijke grafsteen die jullie bij opa en oma
hebben laten plaatsen,' zei ik verwijtend, maar er viel niet met mijn
vader te praten.
96 Statt dessen hatte sie sich durchgesetzt, auf ihre wortlose, kühle Art,
indem sie noch einmal schwanger wurde.
(aus “Vienna”)
96 In plaats daarvan had ze zich laten gelden, op haar zwijgende, koele
manier, door nog een keer zwanger te worden.
97 Rücksichtsvoll verheimlichten sie das ihm gegenüber und
bedauerten ihn höflich.
(aus “Vienna”)
97 Hoffelijk hadden ze dat niet aan hem laten merken en hadden
beleefd hun deelneming betuigd.
98 Ich habe es mir in Formalin legen lassen und ihm den Namen Otto-
Fritz gegeben, weil ich ja Fritz-Otto heiße.
(aus “Die Letzten”)
98 Ik heb het in formaline laten leggen en het de naam Otto\_Fritz
gegeven, omdat ik immers Fritz\_Otto heet.
99 War es möglich, daß diese Frau, für die ich mich dereinst hätte in
Stücke reißen lassen, so wie ich gerade deren Pflanze in Stücke
gerissen hatte für meine, eine solche Hexe war?
(aus “Die Letzten”)
99 Was het mogelijk dat de vrouw voor wie ik mezelf ooit had willen
laten verscheuren zoals ik haar plant nu had verscheurd omwille van
de mijne, zo'n heks was?
100 Aber ich war nicht lange im Knast und nicht aus politischen
Gründen, hab' bloß was mitgehen lassen auf Arbeit, Werkzeug und
so.
(aus “Die Letzten”)
100 Ik zat niet lang in de bak, hoor, en niets politieks, gewoon wat
achterovergedrukt op 't werk, gereedschap en zo.
101 Aber wahrscheinlich war es ihm bloß peinlich, daß er mich an die
Brust und später sogar ins Vertrauen gezogen und mir seine bizarre
Leibesfrucht gezeigt hatte, die er, da bin ich mir fast sicher, jeden
101 Maar waarschijnlijk vond hij het alleen maar pijnlijk dat hij mij in
zijn armen en later zelfs in vertrouwen had genomen en mij de
exotische vrucht van zijn schoot had laten zien, die hij, dat weet ik
75
Tag stolz in einen Puppenwagen gelegt und spazierengefahren hätte,
wenn er nicht doch den Spott gefürchtet hätte, besonders den der
Frauen, zu denen schließlich selbst ich gehörte, »Püppi, die
einarmige blaue Elefantin«.
(aus “Die Letzten”)
wel zeker, elke dag trots in een poppenwagen zou hebben gelegd
om uit wandelen te gaan, als hij niet bang was geweest voor de spot,
vooral van de vrouwelijke kunne, tot wie tenslotte zelfs ik behoorde,
'Dikkie, het eenarmige blauwe olifantje.'
102 Ich wollte weiter an Reiner denken, der mich, wenngleich
wenigstens nicht mit unserer Rechnung, einfach sitzengelassen hatte
- tief nachts und abgefüllt in einer Kneipe, wie schon manch anderer
Mann.
(aus “Die Letzten”)
102 Ik wilde verder denken aan Reiner, die mij, ook al was het gelukkig
niet met de rekening, gewoon had laten zitten \_ in een kroeg, diep
in de nacht en ladderzat, zoals menig andere man voor hem.
103 Sie waren also verschwunden, und dann verschwand Heinz, und ein
halbes Jahr drauf verblich, obgleich ich ihr Heinz' Brief an mich nie
gezeigt und auch kein Sterbenswort darüber verloren habe, unsere
alte Mutter, wohl vor Kummer über die Herzlosigkeit ihres
geliebten einzigen Sohnes.
(aus “Die Letzten”)
103 U was dus verdwenen, en vervolgens verdween Heinz, en een half
jaar later ging onze oude moeder heen, waarschijnlijk van verdriet
om de harteloosheid van haar geliefde enige zoon, hoewel ik haar de
brief van Heinz nooit heb laten zien en er nooit met een woord
overheb gerept.
104 Den Brief habe ich den Polizisten nicht gezeigt, die Klemmappe
gleich gar nicht, sondern erzählt, daß ein Mann mich besucht und
gesagt habe, Heinz Grünebaum sei in Taschkent.
(aus “Die Letzten”)
104 De brief heb ik niet aan de politie laten zien, en de map zeker niet,
wel heb ik verteld dat mij een man had opgezocht die zei dat Heinz
Grünebaum in Tasjkent was.
105 Kurz nach Ihrem Verschwinden haben sie Heinz, einen parteilosen
Mann im Rentenalter, der für Sie gearbeitet hat, in die UdSSR
gelassen.
(aus “Die Letzten”)
105 Kort na uw verdwijning hebben ze Heinz, een man zonder
partijkaart op pensioengerechtigde leeftijd die voor u heeft gewerkt,
naar de USSR laten gaan.
106 Hatte ich die Mappe mitgenommen oder im Abteil gelassen, auf
dem freien Platz neben meinem?
(aus “Die Letzten”)
106 Had ik de map meegenomen of in de coupé laten liggen, op de lege
plaats naast de mijne?
107 Ich selbst trage seit zwei Jahren Turnschuhe, das hätte ich mir
früher auch nicht träumen lassen, erst recht nicht unser Papa.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
107 Ikzelf draag al twee jaar gympjes, dat had ik vroeger ook niet
durven dromen, papa al helemaal niet.
108 Da hat er recht, außerdem hat sich das Biest schon lange nicht mehr
bei mir blicken lassen.
108 Daar heeft hij gelijk in, bovendien heeft dat loeder zich al tijden niet
meer bij me laten zien.
76
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
109 »Haben Sie das Haus fertig gekauft oder nach eigenen Wünschen
bauen lassen?« fragte Susi.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
109 `Hebt u het huis kant-en-klaar gekocht of het naar uw eigen ideeën
laten bouwen?' vroeg Susi.
110 »Der hat sich an meiner Hochzeit auch vollaufen lassen«, sage ich
nachdenklich.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
110 `Die heeft zich op mijn bruiloft ook vol laten lopen,' zeg ik
peinzend.
111 Sie hat sich die langen Haare ganz kurz schneiden lassen.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
111 Ze heeft haar lange haar heel kort laten knippen.
112 Bereits damals wäre es meine Pflicht gewesen, dieses labile Kind
mit seinem wirklichen Vater zusammenzubringen, aber hätte sich
Hugo das überhaupt gefallen lassen?
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
112 Toen was het al mijn plicht geweest om dat labiele kind in contact
te brengen met haar echte vader, maar zou Hugo dat geslikt hebben?
113 Ich habe sie gewähren lassen und damit überfordert.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
113 Ik heb haar haar gang laten gaan en daarmee te veel van haar
gevraagd.
114 Ich hätte es mir natürlich niemals gefallen lassen.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
114 Ik zou het natuurlijk nooit gepikt hebben.
115 Mein Enkel ahnt endlich, warum ich ihn hergebeten habe.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
115 Mijn kleinzoon vermoedt eindelijk waarom ik hem heb laten
komen.
116 Vor mehr als drei Jahren hatten Bernhards Kameraden ihn schwer
verwundet auf dem Schlachtfeld liegengelassen, da sie ihn für tot
hielten.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
116 Meer dan drie jaar geleden hadden Bernhards kameraden hem
zwaargewond op het slagveld laten liggen omdat ze dachten dat hij
dood was.
117 Außerdem war ein milder Vorwurf in ihren Zeilen enthalten, daß
Hugo sich so lange nicht bei Ida gemeldet hatte.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
117 Bovendien lag in haar regels het lichte verwijt besloten dat Hugo
zich zo lang niet bij Ida had laten zien.
118 Ich hatte amerikanischen Pulverkaffee mitgebracht und als
Geschenk für Mutter ein Paar rote Lederhandschuhe, die eine New
Yorkerin in Hugos Hotel liegengelassen hatte.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
118 Ik had Amerikaanse oploskoffie meegebracht en als cadeau voor
moeder een paar rode leren handschoenen, die een vrouw uit New
York in Hugo's hotel had laten liggen.
119 Heidemarie hat sich auch nicht gemeldet, das bedeutet, daß sie
womöglich operiert wurde und noch in Narkose liegt.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
119 Heidemarie heeft niets van zich laten horen, dat betekent dat ze
misschien geopereerd is en nog onder narcose ligt.
77 120 Gerade Regine hat es nötig, die Moralistin zu spielen, nachdem sie
selbst ihren Mann sitzengelassen hat.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
120 Uitgerekend Regine moet nodig de moraliste uithangen, nadat ze
zelf haar man heeft laten zitten.
121 Felix hat mir gezeigt, wie man ihn wieder in Gang setzt.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
121 Felix heeft me laten zien hoe je het weer aankrijgt.
122 Da liegt er nun, mein lebenslänglicher Wunschtraum, von unserer
Tochter wie ein Kind versorgt, fühlt sich wohl bei mir und will ein
nie gegebenes Versprechen einlösen.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
122 Daar ligt hij nu, mijn levenslange wensdroom. Hij heeft zich als een
kind door onze dochter laten verzorgen, voelt zich lekker bij me en
wil een nooit gedane belofte nakomen.
123 »Heidemarie hat sich seit drei Tagen nicht gemeldet«, bemerkt
Hugo kläglich.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
123 `Heidemarie heeft al drie dagen niets van zich laten horen,' zegt
Hugo zielig.
124 Felix wundert sich über die vielen Kerzen, die leichtsinnigerweise
während unserer Abwesenheit weiterbrannten.
(aus “Kalt ist der Abendheuch”)
124 Felix verbaast zich over de vele kaarsen, die we lichtzinnig genoeg
tijdens onze afwezigheid hebben laten branden.
7.2 BELEGE ÜBERSETZTES DEUTSCH
7.2.1 Hören
Satz im Ausgangstext Übersetzung der Satz
125 Dat heb je hem nog nooit horen zeggen.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
125 Das sagt er sonst nie.
126 En nou ja, wel verduiveld, die cellisten, heb je die idioten horen
spelen?'
(aus “De virtuoos”)
126 Und, ja, zum Teufel, die Cellisten, hast du diese Idioten spielen
hören?«
127 Ongelooflijk behendig in uitgeschreven acciaccatura's, ja, ja, ik
weet niet of je hem weleens Mare crudele hebt horen doen...'
(aus “De virtuoos”)
127 Unglaublich gewandt in den ausgeschriebenen Acciaccaturen, ja,
ich weiß nicht, ob du ihn schon mal Mare crudele hast singen hören
...«
78 128 'Dus je hebt mij als kind al horen zingen,' zegt hij.
(aus “De virtuoos”)
128 »Du hast mich also schon als Kind singen hören«, sagt er.
129 Hoe vaak heb ik, wanneer de zon was ondergegaan, de vrienden, de
geroutineerde spelers ons huis niet horen binnenkomen om zich
naar de kamer op het westen te begeven?
(aus “De virtuoos”)
129 Wie oft habe ich nach Sonnenuntergang gehört, wie die Freunde,
die routinierten Spieler, in unser Haus kamen, um sich in das nach
Westen gelegene Zimmer zu begeben!
130 Brit heeft ze horen schreeuwen.
(aus “Het dolhuis”)
130 Brit hat sie schreien hören.
131 Brit heeft papa horen schelden.
(aus “Het dolhuis”)
131 «Brit hat gehört, wie Papa schimpfte.
132 'Ik heb horen zeggen dat zijn hele familie bij een busongeluk is
omgekomen; hij zat niet in die bus omdat hij griep had, heb ik
gehoord.'
(aus “Het dolhuis”)
132 «Ich habe gehört, daß seine ganze Familie bei einem Busunglück
ums Leben gekommen ist; er war nicht in diesem Bus, weil er
Grippe hatte, erzählt man sich.»
133 De Eenhoorn is een voorschoot groot, stinkt naar het sterfputje op
de koer, aan de muur hangen verbleekte reclames van bier dat allang
niet meer gebrouwen wordt, van in de tijd dat iedere gemeente een
brouwerij had, achter de tapkast staat meestal een gemelijke Patrick
op een sigaartje te kauwen, maar wie heeft Patrick ooit een mop
horen vertellen?
(aus “Het verlangen”)
133 Das Einhorn ist so groß wie eine Schürze, stinkt nach der Senkgrube
im Hof, an der Wand hängen vergilbte Reklamen von Bier, das
längst nicht mehr gebraut wird, aus der Zeit, in der noch jedes Dorf
eine Brauerei hatte, hinter dem Tresen steht meist der mißmutige
Patrick und kaut auf einer Zigarre herum, aber wer hat Patrick je
einen Witz erzählen hören?
134 Hij mompelde iets, maar Michel hoorde het o zo duidelijk, want hij
had het Rikkebot-zaliger zo vaak horen zeggen:
(aus “Het verlangen”)
134 Er murmelte was, aber} Michel hörte es nur zu deutlich, denn der
selige Rikkebot hatte es so oft gesagt:}
135 Katten eten ook elke dag hetzelfde, net als de leeuwen in de
dierentuin, en ik heb ze nog nooit horen klagen.
(aus “Het volgende verhaal”)
135 Katzen essen auch jeden Tag das gleiche, ebenso die Löwen im
Zoo, und ich habe noch nie eine Beschwerde von ihnen gehört.
136 Cyriel had me horen binnenkomen.
(aus “Marcel”)
136 Cyriel hatte mich hereinkommen hören.
137 hij had zijn motoren onder zich horen sterven,
(aus “Het volgende verhaal”)
137 er habe seine Motoren unter sich sterben hören,
138 'Ik heb een patholoog-anatoom horen zeggen dat dat pijn doet.
(aus “Het volgende verhaal”)
138 »Ich habe einen Pathologen sagen hören, daß das wehtut.«
79 139 Ja, Onderdijk of zulk een soort naam had ik gemeend haar door de
telefoon te horen zeggen, jawel:
(aus “De vierde man”)
139 Ja, Onderdijk oder einen Namen dieser Art hatte ich sie, wie ich
meinte, am Telefon sagen hören. Jawohl:
140 zoude degene die daarnet had opgebeld, en tot wie ik Christine
'schat' had horen zeggen, en de 'liefste Herman' van de brief uit
Düsseldorf, één en dezelfde persoon kunnen zijn... naar wie ze toe
ging, het volgende weekeinde?..
(aus “De vierde man”)
140 sollten derjenige, der vorhin angerufen hatte und zu dem ich
Christine »Schatz« hatte sagen hören, und der »liebste Hermann«
im Brief aus Düsseldorf, ein und dieselbe Person sein ... zu der sie
hinfahren würde, am kommenden Wochenende ...?
7.2.2 Sehen
141 zijn schoonzus en Jean-Marc, een Siamees wezen dat, neuzen aan
weerszijden in de koker van een lucifersdoosje geduwd, proestend
en met de handen op de rug gebonden aan hem voorbijdanste.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
141 Seine Schwägerin und Jean-Marc als siamesisches Wesen, dessen
Nasenflügel sich in die Hülle einer Streichholzschachtel zwängten.
Prustend und mit am Rücken zusammengebundenen Händen hatte
er sie vorbeitanzen gesehen.
142 Misschien dreigde er een gevaar, ten slotte hebben mensen je de zee
in zien gaan.
(aus “De elementen”)
142 Vielleicht drohte eine Gefahr, immerhin haben dich Leute ins Meer
gehen sehen.
143 Ik heb dat van in het begin gezien,' zei Louise, 'dat vrouwmens, met
al haar trucs, dat is niets voor onze Antoine.
(aus “Marcel”)
143 »Ich hab das immer schon kommen sehen«, sagte Louise, »dieses
Weibsbild mit ihren ganzen Schlichen, das ist nichts für unseren
Antoine.
144 [sic] (aus “De renner”) 144 »Die Fahrt über den Causse Méjean war wunderschön, und dann
haben wir auch noch einen Radfahrer namens Kr. in den Abgrund
stürzen sehen«, schreibt sie später in ihr Reisetagebuch.
145 Weliswaar was hij Luxemburger, maar hij had in de gecombineerd
Nederlands-Luxemburgse ploeg gezeten en ik had hem zelf in Parijs
het Pare [sic] des Princes zien binnenrijden.
(aus “De renner”)
145 Zwar war er Luxemburger, aber er gehörte zu dem gemischten
niederländischluxemburgischen Team und ich hatte ihn selbst in
Paris in den Parc des Princes hineinfahren sehen.
146 De avond tevoren had hij zijn vader tegen elven het huis uit zien 146 Am Abend zuvor hatte er seinen Vater gegen elf das Haus verlassen
80
lopen.
(aus “De virtuoos”)
sehen.
147 "Ik heb ze zien dansen op de grote ladder.
(aus “Het verlangen”)
147 »Ich hab sie auf der großen Treppe tanzen sehen,
148 Ja, dit moest haast wel de enveloppe zijn, die ik in het cylinderburo
had zien liggen en, naar de dikte te oordelen, zat de brief erin.
(aus “De vierde man”)
148 Ja, das mußte der Umschlag sein, den ich im Rollschreibtisch hatte
liegen sehen, und nach der Dicke zu urteilen steckte der Brief drin.
149 Stella, voor de kaptafel in haar kamer, had me in haar spiegel
voorbij zien lopen.
(aus “Marcel”)
149 Stella saß vor dem Frisiertisch in ihrem Zimmer und hatte mich im
Spiegel vorbeigehen sehen.
150 En weer, net als bij Phaëthon, liet ik ze de aarde van boven zien,
mijn leerlingen die de aarde al honderd keer op de televisie hadden
zien zweven als een blauw-witte bal, die allang wisten dat die
glanzende ballon niet het middelpunt van het universum was, waren
nu de leerlingen van die andere Sokrates geworden, ze vlogen met
hem uit die cel in Athene en zagen hun toen nog zoveel
geheimzinniger wereld 'als een bal gemaakt uit twaalf stukken leer',
zoals de echte Sokrates het gezegd had, een schitterende, kleurige
wereld van edelstenen waarvan de wereld waarin zij dagelijks
moesten wonen en waaruit hun oude vriend een paar uur later zou
moeten verdwijnen, maar een ellendige, povere afbeelding was.
(aus “Het volgende verhaal”)
150 Und wieder, wie bei Phaethon, zeigte ich ihnen die Erde von oben,
meine Schüler, die die Erde schon hundertmal auf dem
Fernsehschirm als blauweiße Kugel hatten schweben sehen, die
längst wußten, daß die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums
ist, waren jetzt die Schüler jenes anderen Sokrates geworden, sie
flogen mit ihm aus jener Athener Zelle und sahen ihre damals noch
um soviel geheimnisvollere Welt »als Ball, gebildet aus zwölf
Lederstücken«, wie der echte Sokrates gesagt hatte, eine leuchtende,
farbige Welt aus Edelsteinen, von der die Welt, in der sie täglich
leben mußten und aus der ihr alter Freund ein paar Stunden später
würde verschwinden müssen, lediglich eine kümmerliche,
armselige Abbildung war.
151 Ze had zich gedoucht, geroepen dat ze geen koffie hoefde, had als
een wervelwind door de kamer gejaagd, Vleermuis was onder de
dekens gekropen, ik had het rode haar zien weglopen over de
gracht.
(aus “Het volgende verhaal”)
151 Sie hatte geduscht, gerufen, daß sie keinen Kaffee wolle, war wie
ein Wirbelwind durchs Zimmer gefegt, Fledermaus hatte sich unter
den Decken verkrochen, ich hatte das rote Haar über die Gracht
davongehen sehen.
152 Iets met een zwarte vrouw was het geweest, in een vervallen bordeel
in een buitenwijk van Georgetown, van duizend kilometer afstand
had hij dat jaloerse mes zien aankomen, zijn hele leven had hij erin
op kunnen bergen, wat hem opviel was hoe logisch dat leven
verlopen was, dat was het woord dat hij gebruikte.
152 Irgend etwas [sic] mit einer Schwarzen war es gewesen, in einem
verfallenen Bordell in einem Außenbezirk von Georgetown, aus
tausend Kilometer Entfernung hatte er dieses eifersüchtige Messer
ankommen sehen, sein ganzes Leben hatte er darin unterbringen
können, was ihm auffiel, war, wie \i logisch dieses Leben verlaufen
81
(aus “Het volgende verhaal”) war, das war das Wort, das er gebrauchte.
153 Ik had nog nooit een kever zien braken, maar nu zag ik het.
(aus “Het volgende verhaal”)
153 Ich hatte noch nie einen Käfer sich erbrechen sehen, doch jetzt sah
ich es.
154 Enkele dagen voor ik Charly Gaul met de gele trui het Pare [sic]
des Princes had zien binnenrijden, was er een nieuwigheid geweest
in de Tour:
(aus “De renner”)
154 Einige Tage bevor ich Charly Gaul mit dem Gelben Trikot in den
Parc des Princes hineinfahren sah, gab es bei der Tour ein Novum:
155 'Dat heb ik jaren zien aankomen, Winkler.
(aus “De virtuoos”)
155 «Das hab ich seit Jahren schon erwartet, Winkler.
156 Dat had ik haar nooit zien doen.
(aus “Marcel”)
156 Das hatte ich bei ihr noch nie gesehen.
157 Ook haar heb je niet zien binnenkomen.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
157 Du hast gar nicht gesehen, wie sie reingekommen ist.
158 je hebt haar door de kralen zien komen, het schortje voorbindend,
de irritatie uit haar gezichtje strijkend, je schaamt je.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
158 du hast gesehen, wie sie durch den Perlenvorhang kommt, sich im
Gehen die Schürze umbindet und ihren Ärger zu verbergen
versucht.
159 “Wat hebt ge gespeeld, hoeveel hebt ge verloren, hebt ge niet één
keer een schone slag geslagen of tenminste zien gebeuren?"
(aus “Het verlangen”)
159 »Was hast du gespielt, wieviel hast du verloren, hast du nicht
wenigstens einmal alle Stiche gekriegt oder mindestens gesehen,
wie es, passiert ist?«
160 Je kijkt er naar als een kleine jongen, die voor het eerst zoiets ziet,
terwijl je sinds jaar en dag bij haar bent en zelfs je kinderen er uit te
voorschijn hebt zien komen.
(aus “De elementen”)
160 Du schaust hin wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal so etwas
sieht, obwohl du seit Jahr und Tag bei ihr bist und sogar deine
Kinder hast daraus zum Vorschein kommen sehen.
161 Want net voor Klaus Maria uit het zicht verdween, had ze hem
overeind zien komen met een mandje in zijn hand.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
161 Bevor sie Klaus Maria aus den Augen verlor, hatte er sich nämlich
gerade aufgerichtet und einen Korb in der Hand gehalten.
162 Maar sinds ik in een wedstrijd in een lange rechte afdaling met wind
in de rug bij een snelheid van 65 kilometer per uur een renner naast
me met een zekere zorgvuldigheid tweehandig een banaantje heb
zien pellen, ben ik niet meer bang voor valpartijen door stuur
loslaten.
(aus “De renner”)
162 Aber seit ich bei einem Rennen auf einer langen geraden Abfahrt
mit Rückenwind bei einer Geschwindigkeit von 65
Stundenkilometern einen Fahrer neben mir sah, der mit einer
gewissen Sorgfalt zweihändig eine Banane schälte, habe ich keine
Angst mehr vor Stürzen durch Loslassen des Lenkers.
82 163 Hij had je het liefst nooit terug zien komen.
(aus “De virtuoos”)
163 Am liebsten hätte er gehabt, du wärst nie mehr zurückgekommen.
164 Ik had het zien zitten toen Wieland ons kiekte: een dik pak
opengesneden omslagen, muf en vergeeld.
(aus “Marcel”)
164 Ich hatte es gesehen, als Wieland uns knipste: ein dicker Packen
aufgeschnittener Umschläge, muffig und vergilbt.
165 "Ja," zegt Helène (die wij een keer in een betoging hebben zien
stappen op de Vrijdagmarkt, voor abortus).
(aus “Het verlangen”)
165 »Ja«, sagt Hélène (die wir einmal bei einer Demonstration für
Abtreibung auf dem Freitagsmarkt gesehen haben).
7.2.3 Fühlen
166 Hij had de ondoorgrondelijke botheid van een jongmens dat nog
nooit zijn bloed heeft voelen koken.
(aus “De virtuoos”)
166 Sie hatte die unergründliche Dumpfheit eines jungen Menschen, der
sein Blut noch nie hat kochen fühlen.
7.2.4 Lassen
167 Ze had ze laten staan tot het werkelijk geen gezicht meer was.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
167 Sie hatte sie stehen gelassen, solange es ging.
168 Je liet alles vallen - ik mis dat mooie Hummelbeeldje nog elke dag -
en op school was je niet meer te houden; dat zeiden zelfs je
meesters en een juffrouw.
(aus “Het dolhuis”)
168 Du hast alles fallen gelassen \ ich vermisse das Porzellanpüppchen
von Hummel noch jeden Tag \ , und in der Schule warst Du nicht zu
bändigen; das haben sogar Deine Lehrer und eine Lehrerin gesagt.
169 Zoals vanmiddag: haar strijkijzer op een hemd laten staan, dat was
haar in jaren niet overkomen.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
169 Wie zum Beispiel gestern, als sie das Bügeleisen auf dem Hemd
hatte stehen lassen, so etwas sei ihr schon seit Jahren nicht mehr
passiert.
170 Sylvester had het zover niet laten komen en verdween meteen de
eerste keer dat ze hem toevertrouwden aan de zorgen van een buur
170 Sylvester hatte es gar nicht so weit kommen lassen, sondern
verschwand bereits, als sie ihn zum ersten Mal in der Obhut des
83
(juli 1987?), tijdens hun vakantie op Schiermonnikoog.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
Nachbarn zurückließen (Juli 1987?), um auf Schiermonnikoog
Urlaub zu machen.
171 (wie had ooit de vernedering van selfservice bedacht, en waarom
was de gastoevoer naast zijn uitlaat gemonteerd?)
(aus “Aimez-vous les moules?”)
171 (wer hatte sich bloß so etwas Erniedrigendes wie Selbstbedienung
einfallen lassen und warum war die Gaszufuhr neben dem Auspuff
montiert?)
172 Hij had nog maar eens een inspanningscardiogram laten afnemen.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
172 Er hatte doch noch ein Belastungs-EKG machen lassen.
173 Je herinnert je de keer (was het niet de tweede sessie al?) dat hij een
foto van zijn vrouw liet rondgaan.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
173 Gleich zu Beginn der ersten Sitzung (oder war\lquote s die zweite?)
hat er ein Foto seiner Frau herumgehen lassen.
174 Nog in het leger had hij zich ooit naar de regimentscommandant
laten sturen om de sleutel van het paradeplein te vragen.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
174 und sogar beim Heer ließ er sich zum Kommandeur schicken und
verlangte den Schlüssel für den Exerzierplatz.
175 'Hier,' had Katia hem het ding voorgehouden, 'heeft Agamemnon
laten vallen.'
(aus “Aimez-vous les moules?”)
175 “Schau”, hatte Katia ihm das Ding vor die Nase gehalten, “die hat
Agamemnon verloren.”
176 Waarom had hij niets laten weten?
(aus “Aimez-vous les moules?”)
176 Warum er nichts gesagt hatte.
177 Dan haast hij zich het huis in, want hij heeft de voordeur open laten
staan en het gonst van de muggen.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
177 Dann eilt er ins Haus, weil er die Tür offen gelassen hat und es vor
Mücken nur so wimmelt.
178 Je hebt zijn kantoornummer op de bank geprobeerd, zonder veel
hoop dat het daar was dat hij iets had laten liggen.
(aus “Aimez-vous les moules?”)
178 Du hast versucht, ihn in der Bank anzurufen, in der Hoffnung, daß
er vielleicht dorthin zurück mußte, um etwas zu holen.
179 hij had zich laten gangmaken door een lichtvlek die vanaf het
middenterrein op de baan werd geprojecteerd en die daar met de
gewenste snelheid voor hem uit flitste.
(aus “De renner”)
179 Er hatte sich von einem Lichtpunkt Tempo machen lassen, der von
der Stadionmitte aus auf die Bahn projiziert wurde und dort mit der
gewünschten Geschwindigkeit vor ihm herflitzte.
180 Ik had me wat achteruit laten rijden; ik zit halverwege het peloton.
(aus “De renner”)
180 Ich habe mich ein Stück nach hinten fallen lassen; ich bin in der
Mitte des Feldes.
181 Merkwaardigerwijze had ik me net iets naar het midden van het
peloton laten zakken toen de werkelijke slag zich begon te
181 Merkwürdigerweise hatte ich mich gerade in die Mitte des
Hauptfelds zurückfallen lassen, als sich die Vorentscheidung
84
ontplooien.
(aus “De renner”)
abzuzeichnen begann.
182 Zoals de naam al had doen vermoeden bestond een aanzienlijk deel
van het parkoers uit kasseien.
(aus “De renner”)
182 Wie der Name bereits hatte ahnen lassen, bestand ein beträchtlicher
Teil der Strecke aus Kopfsteinpflaster.
183 Zo lang had ik hem laten stikken, maar hij was zonder rancune, het
leek of hij alleen maar blij was dat ik weer een beroep op hem deed.
(aus “De renner”)
183 So lange hatte ich ihn vernachlässigt, aber er grollte mir nicht, er
schien nur glücklich darüber zu sein, dass ich ihn wieder in
Anspruch nahm.
184 Toen we elkaar vier jaar kenden heeft hij mij een sigarendoos laten
zien, vol systeemkaarten met daarop gekalligrafeerd zijn tijden op
zijn lievelingsbergje.
(aus “De renner”)
184 Als wir uns vier Jahre kannten, zeigte er mir eine Zigarrenkiste
voller Karteikarten, darauf in Schönschrift seine Zeiten an seinem
Lieblingsberg.
185 Ik voel dat ik de enige ben aan wie hij die sigarendoos ooit heeft
laten zien.
(aus “De renner”)
185 Ich spüre, dass ich der Einzige bin, dem er diese Zigarrenkiste
jemals gezeigt hat.
186 Eerst wist ik niet waar ik het idee vandaan haalde dat Gasparo iets
van mij had meegenomen, dat hij iets meepikte wat ik tot elke prijs
had willen behouden.
(aus “De virtuoos”)
186 Zunächst wußte ich nicht, wie ich auf die Idee kam, Gasparo hätte
etwas von mir mitgenommen, hätte etwas mitgehen lassen, das ich
um jeden Preis hatte behalten wollen.
187 We hebben het ervan genomen.
(aus “De virtuoos”)
187 Wir haben es uns wohl sein lassen.
188 Nadat we hebben gegeten zijn we beneveld, ronddrijvend in de
warmte van de namiddag, op bed beland.
(aus “De virtuoos”)
188 Nach dem Essen haben wir uns benebelt in der Wärme des
Nachmittags treiben lassen und sind im Bett gelandet.
189 En ook, achter het geslepen glas van het raampje, de gevels van de
huizen, de politiemensen hadden ons in bedrukt stilzwijgen,
verlegen met hun wapens, doorgang verleend.
(aus “De virtuoos”)
189 Und, hinter dem geschliffenen Glas des kleinen Fensters, die
Häuserfront, die Polizisten hatten uns in bedrücktem Schweigen und
verlegen auf ihre Waffen schauend passieren lassen.
190 We hebben ze laten komen om je op te vrolijken.
(aus “De virtuoos”)
190 Wir haben sie kommen lassen, um dich aufzuheitern.
191 Gasparo heeft zich half geamuseerd half geërgerd laten inpalmen.
(aus “De virtuoos”)
191 Gasparo hat sich halb amüsiert, halb verärgert erweichen lassen.
85 192 Kunnen wij ons werkelijk voorstellen dat Gasparo daar, boven die
afgrond van kou en onbegrip en tot stervens toe alleen, zijn stem
heeft laten klinken?
(aus “De virtuoos”)
192 Können wir uns wirklich vorstellen, daß Gasparo dort, über diesem
Abgrund an Kälte und Unverständnis und mutterseelenallein seine
Stimme hat erschallen lassen?
193 Je zag de goden, mensen en marmeren dieren die hij uit een put
naast een zeer oud amfitheater hier vlakbij omhoog heeft laten
takelen.
(aus “De virtuoos”)
193 Du hast die Götter, Menschen und Marmortiere gesehen, die er aus
einer Baugrube neben einem sehr alten Amphitheater hier in der
Nähe hat hochziehen lassen.
194 Toch weet ik dat ze horen bij wat mij eerder op de avond heeft laten
huilen.
(aus “De virtuoos”)
194 Und trotzdem weiß ich, daß sie mit dem zu tun haben, was mich an
diesem Abend zum Weinen gebracht hat.
195 Winkler had zich tot een tochtje laten verleiden.
(aus “Het dolhuis”)
195 Winkler hatte sich doch zu einem Kurzurlaub überreden lassen.
196 Ik heb het pitmes in het kookwater meegegooid; ik heb het zeker per
ongeluk in de emmer laten zitten, wat moet ik doen?'
(aus “Het dolhuis”)
196 Ich hab das Kartoffelmesser in den Wasserkessel fallen lassen; ich
hab es ganz bestimmt versehentlich im Eimer gelassen. Was soll ich
tun?»
197 Waarom denk je dat hij dat joch anders had laten opsluiten?'
(aus “Het dolhuis”)
197 Warum hat er sonst diesen Bengel einsperren lassen?»
198 Papa en ik hebben je er toch niet eeuwig laten zitten?
(aus “Het dolhuis”)
198 Papa und ich haben Dich doch nicht ewig dort stecken lassen?
199 'Omdat hij plotseling met een broertje van jou naar bed was gegaan
en jou links had laten liggen.'
(aus “Het dolhuis”)
199 «Weil er plötzlich mit einem Bruder von dir ins Bett gegangen wäre
und dich links hätte liegen lassen.»
200 Waarom [sic] bent u niet van hem gescheiden?'
(aus “Het dolhuis”)
200 Warum hast du dich nicht von ihm scheiden lassen ?»
201 'Een antwoord op de vraag waarom u niet gescheiden bent, heb ik
nog steeds niet.'
(aus “Het dolhuis”)
201 «Eine Antwort auf die Frage, warum du dich nicht hast scheiden
lassen, habe ich immer noch nicht.»
202 'We zijn je stropdas vergeten voor de zondag' en 'O jee, hadden we
toch bijna een extra stel veters laten liggen.'
(aus “Het dolhuis”)
202 «Wir haben deine Sonntagskrawatte vergessen» und «Oje, da hätten
wir fast deine Reserve-Schnürsenkel vergessen.»
203 De Spoorwegen hebben indertijd in de krant laten zetten dat de 203 Die Eisenbahngesellschaft hat damals in der Zeitung
86
derde klas was afgeschaft en weet je hoe ze dat gedaan hebben?'
(aus “Het dolhuis”)
bekanntgegeben, daß die dritte Klasse abgeschafft wird. Und weißt
du, wie sie das gemacht haben?»
204 Ze had een paar overbodige dingetjes laten liggen:
(aus “Het dolhuis”)
204 Ein paar überflüssige Dinge hatte sie liegenlassen:
205 Ik heb het pitmes in het kookwater meegegooid; ik heb het zeker per
ongeluk in de emmer laten zitten, wat moet ik doen?'
(aus “Het dolhuis”)
205 Ich hab das Kartoffelmesser in den Wasserkessel fallen lassen; ich
hab es ganz bestimmt versehentlich im Eimer gelassen. Was soll ich
tun?»
206 'Ik ga mijn vader schrijven en hem vragen of hij denkt dat ik dat
beeld expres heb laten vallen.'
(aus “Het dolhuis”)
206 «Ich werde meinem Vater schreiben und ihn fragen, ob er glaubt,
daß ich die Statue mit Absicht zertrümmert habe.»
207 Hij was niet ongedeerd uit de Eenhoorn weggekomen, hij had zich
laten verleiden door een kinderachtige geldingsdrang tegenover die
bende kwakkels.
(aus “Het verlangen”)
207 Er war aus dem Einhorn nicht ungeschoren davongekommen, er
hatte sich durch einen kindischen Geltungsdrang diesen Schwätzern
gegenüber dazu verleiten lassen.
208 toen ze knielde op de zitting van gevlochten stro, in de lucht van
wierook en kaarsen, had hij over haar gebogen rug gestreeld en zij
had hem laten begaan.
(aus “Het verlangen”)
208 als sie im Weihrauch- und Kerzenduft auf dem geflochtenen
Betstuhl kniete, hatte er ihr den gebeugten Rücken gestreichelt, und
sie hatte ihn gewähren lassen.
209 "Dat had gij niet durven peinzen, hè?"
(aus “Het verlangen”)
209 »Das hättest du dir nicht träumen lassen, was?«
210 Dan zegt hij met een bekommerde stem die hij tijdens zijn leven
niet één keer heeft laten horen:
(aus “Het verlangen”)
210 Dann sagt er mit einer bekümmerten Stimme, die er zeit [sic] seines
Lebens kein einziges Mal hören ließ:
211 "Hij heeft zijn gitaar ergens laten liggen," zegt de jongeman tot de
gemeente.
(aus “Het verlangen”)
211 »Er hat seine Gitarre irgendwo liegenlassen«, sagt der junge Mann
zur Gemeinde.
212 Dat inwonend personeel was tegenwoordig veel te duur geworden,
en daarom had Christine de twee lagere gebouwen tot winkelpanden
laten inrichten en verhuurd.
(aus “De vierde man”)
212 Derlei im Hause wohnendes Personal war heutzutage viel zu teuer
geworden, und darum wohl hatte Christine die zwei niedrigeren
Gebäude zu Geschäften herrichten lassen und vermietet.
213 Ik had mij het liefste zonder omwegen in bed laten ploffen, maar in 213 Am liebsten hätte ich mich ohne Umschweife ins Bett fallen lassen,
87
zulk een groot, modern ingericht huis met zoveel luxe en comfort
behoorde het nu eenmaal, dat men vóór het slapen gaan een bad
nam.
(aus “De vierde man”)
doch in einem so großen, modern ausgestatteten Haus mit soviel
Luxus und Komfort gehört es sich nun mal, daß man vor dem
Schlafengehen ein Bad nimmt.
214 Ik was nieuwsgierig, en het feit dat de jeugdige gedaante uit de
verte op de gezochte maar misschien wel voor eeuwig verloren
jongen had geleken en mijn hart even had doen bonzen, betekende
iets, zoals alles, behalve dat het was wat het was, ook daarnaast iets
betekende...
(aus “De vierde man”)
214 Ich war neugierig, und die Tatsache, daß die jugendliche Gestalt aus
der Ferne dem gesuchten und vielleicht auf ewig verlorenen jungen
Mann ähnlich gesehen hatte und mein Herz kurz hatte pochen
lassen, bedeutete irgend etwas [sic], wie alles neben dem, was es
nun mal war, zusätzlich etwas bedeutete ...
215 Opeens sloeg er iets in, dat alles tegelijk scheen te vertolken, ook
wat mij nog kort geleden had doen verstijven, maar wat ik zowaar
als onzin opzij had willen zetten:..
(aus “De vierde man”)
215 Plötzlich schlug etwas ein, etwas, was alles gleichzeitig zu deuten
schien, auch jenes, was mich kurz zuvor noch hatte erstarren lassen,
was ich aber, fürwahr, als Unsinn beiseite hatte schieben wollen:
216 In de schemer, in de lome weelde van het bed, geleek Christine haar
gezicht onder mij soms waarempel op dat van 'mijn' Herman, als die
zijn net zo blonde haar een beetje zoude laten aangroeien...
(aus “De vierde man”)
216 In der Dämmerung, in der träge machenden Üppigkeit des Bettes
ähnelte Christines Gesicht unter mir tatsächlich jenem »meines«
Hermanns, wenn dieser sein ebenso blondes Haar ein bißchen
länger wachsen ließe ...
217 'Ze heeft die mens verdomme laten stikken.'
(aus “Marcel”)
217 »Sie hat ihn verdammt noch mal ersticken lassen.«
218 Hij zou nooit gebogen hebben voor Hitler.'
(aus “Marcel”)
218 Er hätte sich nie für Hitler einspannen lassen.«
219 Ze had zich niet meer vertoond sinds de prijsuitreiking.
(aus “Marcel”)
219 Seit der Preisverleihung hatte sie sich nicht mehr sehen lassen.
220 Een van de mooiste dingen die hij bedacht had was dat de leraren
elkaars lessen zouden kunnen bijwonen.
(aus “Het volgende verhaal”)
220 Eines der schönsten Dinge, die er sich hatte einfallen lassen, war,
daß die Lehrer sich die Unterrichtsstunden der Kollegen anhören
konnten.
221 en ik liep en danste voor de klas heen en weer, stuwde met mijn
korte armpjes enorme watermassa's door het lokaal zoals ooit die
andere man, van wie ik de woorden leende, ze door die
gevangeniscel in Athene had laten stromen waar hij nooit meer uit
zou komen.
221 und ich lief und tanzte vor der Klasse hin und her, schob mit meinen
kurzen Armen gewaltige Wassermassen durch den Klassenraum, so
wie jener andere Mann, von dem ich die Worte entliehen hatte, sie
durch die Athener Gefängniszelle hatte fließen lassen, die er nie
mehr verlassen sollte.
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(aus “Het volgende verhaal”)
222 Ik had me er ook wel in willen laten glijden zoals professor Deng, ik
had de wellust van het afscheid op zijn gezicht gezien.
(aus “Het volgende verhaal”)
222 ich hätte mich auch gern hineingleiten lassen wie Professor Deng,
ich hatte die Wollust des Abschieds auf seinem Gesicht gesehen.
223 Zij had mij een gebied laten zien dat voor mij versloten was.
(aus “Het volgende verhaal”)
223 Sie hatte mir ein Gebiet gezeigt, das mir verschlossen gewesen war.
224 Toen zagen we allebei het boek dat Lisa d'India op de bank had
laten liggen.
(aus “Het volgende verhaal”)
224 Dann sahen wir beide das Buch, das Lisa d'India auf der Bank hatte
liegenlassen.
225 Geschrokken, alsof je het gas aan had laten staan, kwam je uit bed
en zette de schakelaar op stop.
(aus “De elementen”)
225 Erschrocken, als ob du vergessen hättest, den Herd auszuschalten,
stiegst du aus dem Bett und stelltest den Schalter auf Stop.
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