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230 Lossen, iiba das Atropin. Mit ganz concentrirter Salpetersiure iibergossen schmilzt diese Verbindung, lBst sich irn Ueberschufs der Siiure, und Wasser fallt aus der LBsung eine gelb gefarbte Nitroverbin- dung, in der walrrscheinlich ein Atom Wasserstoff durch das Radical NO2 ersetzt ist. Das Therna 2u dieser Arbeit verdanke ich der Gute des Herrn Professor Li m p r i c h t , und sage ich demselben dafiir, so wie fur den bei Ausfuhrung derselben freundlickst ge- wahrten Rath mtxinen verbindlichsten Dank. Greifswald, am 5. Februar 1866. Untersuchungen aus dem Clniversitatslabora- torinm in Halle. _ _ __ 3) Ueber das Atropin; von W. Lossen. Die Forniel C8HI5NO, welche ich in einer friiheren Mit- theilung *) fur das Tropin aufgestellt habe, ist seitdem von K r a u t bestatigt worden, so dafs uber die Zusammenselzsng dieser Base kein Zweifel mehr besteht. Ueber die Siiure, welche neberi dem Tropin als Spaltungsproduct des Atrapins auftritt , giebt K r a u t’ s letzte Arbeit **) weniger richtigen Aufschlufs. Seine Angaben sind zwar im Wesentlichen richtig, doch ist er durch die Unvollstandigkeit seiner Beobachtungen zu falschen Schlusseii gefuhrt worden. Ich habe bereits ge- f) Diese Annalen CXLYI, 43. *f) Dasslbst CXXXIII, 87.

Untersuchungen aus dem Universitätslaboratorium in Halle. 3) Ueber das Atropin

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230 L o s s e n , i iba das Atropin.

Mit ganz concentrirter Salpetersiure iibergossen schmilzt diese Verbindung, lBst sich irn Ueberschufs der Siiure, und Wasser fallt aus der LBsung eine gelb gefarbte Nitroverbin- dung, in der walrrscheinlich ein Atom Wasserstoff durch das Radical NO2 ersetzt ist.

Das Therna 2u dieser Arbeit verdanke ich der Gute des Herrn Professor L i m p r i c h t , und sage ich demselben dafiir, so wie fur den bei Ausfuhrung derselben freundlickst ge- wahrten Rath mtxinen verbindlichsten Dank.

G r e i f s w a l d , am 5. Februar 1866.

Untersuchungen aus dem Clniversitatslabora- torinm in Halle.

_ _ _ _

3) Ueber das Atropin; von W. Lossen.

Die Forniel C8HI5NO, welche ich in einer friiheren Mit- theilung *) fur das Tropin aufgestellt habe, ist seitdem von K r a u t bestatigt worden, so dafs uber die Zusammenselzsng dieser Base kein Zweifel mehr besteht. Ueber die Siiure, welche neberi dem Tropin als Spaltungsproduct des Atrapins auftritt , giebt K r a u t ’ s letzte Arbeit **) weniger richtigen Aufschlufs. Seine Angaben sind zwar im Wesentlichen richtig, doch ist er durch die Unvollstandigkeit seiner Beobachtungen zu falschen Schlusseii gefuhrt worden. Ich habe bereits ge-

f) Diese Annalen CXLYI , 43.

*f) Dasslbst CXXXIII, 87.

Lo s s e n , iiber dus Atropin. 23i

legentlich erwiihnt *) , dafs bei der Spaltung des Atropins durch raucheade Salzsaure nicht eine einzige, sondern ein Gemisch von Siiuren erhalten wird, BUS welchem ich drei verschiedene Sauren isolirt habe. Die erste derselben, wel- cher die Formel C9H1''OS zukommt, will ich Tropasiiure nennen ; die zweite ist identisch n i t K r a u t *s Atropasiiure C9H802; die dritte ist mil der zweiten isomer, wefshalb icb sie Isatropasbre nennen will.

Pie weitere Untersuchunp dieser Sauren ergab, dafs die Atropasaure und Isatropasaure aus der Tropasaure dargestellt werden konnen : und zwar entsteht die Atropasaure bei der Einwirkung von Baryumhydrat auf Tropasaure ; die Isatropa- slure vorzugsweise bei der Einwirkung von Salzsaure an€ Tropasaure. Demnach ist die von H r a u t aufgestellte Zer- setzungsgleichung :

ein Ausdruck fiir mehrere auf einander folgende Vorgange. pas Atropin spaltet sich, sei es durch Baryumhydrat oder durch Salzsliure, zunachst nach der Formel

C1'HP8NOS = C8HSO* + C8HtSN0

CtiH23NOS + HW = C9H"JOs + C8Bt5NO. Atropin Tropasiiure Tropin.

Die SIure CgHH0O5 verliert bei weiterer Einwirkung ge- nannter Agentien die Elemente des Wassers und wird zu Atropasaure oder Isatropasaure :

CBHiOO3 - Ha0 = C9HSOZ.

Die Zersetzung des Atropjns in Tropasiiure und Tropin findet demnach , wie die bisher beobachteten entsprechenden Zersetzungen anderer Alkaloide , unter Aufnahrne der Ele- mente des Wassers statt, wiihrend die Gleichung :

einem bis jetzt noch nicht beobachteten, abnormalen Verbalten Ct7H23NOS = CeH80e + CSHt5N0

") Dietse Aniialen CXYXXIII, 369.

232 Lo s s e n , Uber das Atropin.

entsprache. Dafs bei Einwirkung von Baryumhydrat auf Atropin zuerst Tropasaure entsteht, geht auch RUS K r a u t ' s Untersuchung hervor, welcher, wie ich zeigen werde, tropa- saures Calcium erhalten hat, dasselbe aber fiir wasserhaltiges atropasaures Salz ansah.

Die I so l i rhg der drei genannten Sauren aus dem Roh- product, welches bei Einwirkung von Sdzs iure auf Atropin entsteht, ihre Trennung und Reindarstellung beruht aaf ihrem verschiedenen Verhalten gegen L6sungsmittel. Hat man Atropin mehrere Stunden lang mit rauchender Salzsiure auf 120 bis 130° erhitzt, so findet sich auf dem Boden der Fliis- sigkeit eine halbfliissige Schicht , welche die SBuren enthllt. Weitere Mengen der letzteren scheiden sich ab , wenn man die daruberstehende Losung von Tropin in concbntrirter Salzsaure init Wasser verdiinnt. Was dann neben salzsanrem Tropin noch in der wisserigen Losung aufgelost bleibt, ist fast nur Tropasaure, welche durch Aether der Lasung ent- zogen wird. Wird das ungelhte Gemisch von Sauren mit einer verdunnten Liisung von Natriurncarbonat behandelt , SO

losen sich die Sauren auf. *) Beim Uebersattigen dieser verdunnten Losung mit Salzsaure fallt die in Wasser so gut wie ganz unliisliche Isatropasaure nieder. In L6sung bleibt die ziemlich leicht losliche Tropasaure und die Atropasiure ; letztere, weil sie bei der Zersetzung des Atropins durch Salzsaure stets nur in geringer Menge gebildet wird. Man entzieht diese beiden Sauren der Losung durch Aether, ver- dunstet diesen und behandelt den Riickstand mit Benzin (dem unter 100" siedenden Theil des kauflichen Benzins).

+) Bei einer Daratellung blieb ein halbfliirrsiger Syrnp ungelost, welchsr sich in einer concenttirten Loeiing von Natriumcnrbonat aufloste, beim Verdiinnen aber wieder herausfiel ; er wurde nioht weiter untersucht.

L o s s e n , iiher d u s Atropin. 233

Letzteres l6st fast nur Atropasaure auf, welche nach dem Verdunsten des Benzins krystallinisch zuruckbleiht und durch Umkrystallisiren aus kochendern Wasser von den letzten Spuren von Tropasaure befreit wird. Die von dem Benzin nicht gelcste Tropasiiure selbst wird ebenfalls durch Um- krystallisiren aus Wasser gereinigt. - Der oben erwiihnte Niederschlag yon Isatropasaure enthalt meist noch eine fast nur halbfliissig auftretende Saure, die ich noch nicht zum Krystallisiren bringen konnte und nicht naher untersucht hsbe. Sie ist in absolutem Aether leicht lbslich, wiihrend die Isatropasiure darin schwierig Ibslich ist. Die Isatropa- siore wird daher zu ihrer Reinigung mit wenig absolutem Aether behandelt, sodann in Alkohol geliist , urid these Lb- sung rnit Wasser bis zur Triibuog versetzt, worauf die Isa- fropasiiure sich bei ruhigem Stehen in Krystallen absetzl. Dorch nochmaliges Aufl6sen in Alkohol und Fallen mit Was- ser wird sie rein.

Tropasaure.

Die Tropasiiure krystallisirt beim Erkalten heifs gesat- tigter wasseriger Losungen in feinen prisinatischen Krystallen, welche concentrisch zu halbkugelfbrniigen, blumenkohlartigen Massen vereinigt sind. Sie ist in Alkohol und Aether 16s- lich, auch in Wasser nicht besonders schwer; 1 Th. Tropa- saure l6st sich in 49 Th. Wasser von i41/2('. Sie ist farblos, schmecht schwach sauer, schmilzt bei 117 bis 118O, und ist zwar ohne Verbohlung, aber doch nicht ohne Zersetzung flfchtig. Die nachstehenden Analysen sind mit Priiparaten von zwei verschiedenen Darstellungen gemacht.

1)

2) 0,2143 Grm., bei 100 - 1100 getrocknet, gaben 0,5108 CO'

0,2077 Grm. gaben 0,4939 COz und 0,1143 H20.

und 0,1195 H*O.

234 L o s s e n , uber das Atropin.

berechnet fur C9H'O03 gefuaden -- -- 1) 2)

9 C 108 65,06 64,85 65,01

10H 10 6,02 6,11 6,19 - 3 0 48 28,92 - - _______._. .

I66 100,OO

Tropasaures ~ a ~ c i u r n . - Das Calciumsalz , welcbes ich aus ganz reiner Tropasaure (aus derjenigen Portion, auf welche sich vorstehende Analyse Nr. 2 bezieht) dargestellt habe, zeigt die Eigenschaften, welche K r a u t (a. a. 0.) dem atropasauren Calcium zuschreibt. Es krystallisirt in den von ihm beschriebenen viereckigen Tafeln. Ich habe zwei def von K r a u t gemessenen Winkel gemessen , so gut es bei der geringen Dicke der Krystalle m6glicb war. Den einen fand ich iibereinstimmend mit Krau t = 77 bis 78O; den zweiten = i O i bis 1021 wahrend Kraut i 0 6 O angiebt; diese Differenz scheint mir nicht erheblich, da beide Winkel- messungen nur ungefahre sind. Dieses Salz ist demnach nicht fiir die Atropasaure, sondern fiir die Tropasiiure characteristisch. - Die Analyse desselben ergab folgende Resultate :

0,2468 Grm. verloren uber Schwefelslure 0,0375, darrruf P,i 110 bis 120" aocb 0,0015 Grm. oder 15,19 + 0,61 = 15,80 pC.

0,4373 Grrn. verloren iiber Schwefelslure 0,0659, daraaf bei 120° nocb 0,0033 Qrm., oder 15,07 + 0,75 = 15,82 pC.

Die Formel CL6HtsCaO6 + 4 H 2 0 verlangt 16,29 pC.

Das Salz triibt sich unter Wasserverlust bei Iangerem Liegen an der Luft, wie bereits VOII K r a u t bemerkt worden ist; es scheint daher wohl mcglich, dafs es schon beim Zer- reiben eine kleine Menge Wasser verliert.

Das bei 120" getrocknete Salz erleidet bei 160° keine weitere Gewichtsabnahme; bei 180 bis 200° niitimt es wieder an Gewicht a b , und zwar betriigt der Gewichtsverlust mehr

Lo J s e n , idber das Atropin. 235

als einem Austreten von 2H*O aus einem Moleciil des Salzes entsprechen wurde, d. h. das Salz wird zersetzt.

Die Analyse des bei i20° getrockneten Salzes ergab 0,200 Grm. gaben 0,4230 CO* und 0,0004 C (im ruckattindigen

0,1671 Grm. gaben 0,0251 CaO. Gsmiech von CaO und CaCOS) und 0,0874 H20.

berechnet fur C18H18CaOg gefunden

18 C 216 58,38 57,88 18H 18 4,86 4,86 I Ca 40 10,81 10,73 6 0 96 25,95 -

-- 870 100,OO

Tropauaures Bar!/um krystallisirte gut. Tropamures Silber wurde durch Fallen des Calcium-

sitlies mit salpetersaurem Silber und Umkrystallisiren ties Niederschlages aus heifsem Wasser erhalten. Das iiber Schwefelsiiure getrocknete Salz verliert bei iOOo nicht an Gewicht, bei 440 bis 120° wird es zersetzt.

0,1913 Grm., bei looo getrocknet, gaben beim Gliihen 0,0755 Ag oder 39,47 pC. ; die Formel CeH@AgO8 verlangt 39,56 pC.

Atropasaure.

Ich habe bereits angegeben, wie die Atropasiiure von der Tropasaure getrennt wird. Die gereinigte Saure zeigte die Zusammensetzung und (soweit sich diefs mit den ge- ringen, Mengen , rvelche bei Einwirkung von Salzsiiure auf Atropin entstehen , ermitteln liefs) die Eigenschaften der von Kraut beschriebenen Saure. Lch habe sodann reine Tropasiiure (vgl. o len Analyse Nr. 2) mit einer concentrirten Liisung von Baryumhydrat 10 bis 12 Stunden lang im zu- geschmoizenen Robre auf circa 130° erhitzt. Dabei bildet sich atropasaures Baryum, aus welchem die Saure mit ihren characteristischen Eigeaschaften abgeschieden wurde. Die Analysen ergaben :

236 L o s s e n , iiber das Atroph.

1)

2)

0,1973 Grm. gaben 0,5252 Cog und 0,0975 H'0. 0,1677 Grm. gaben 0,4479 C02 und 0,0809 H20.

gefunden berechnet fur C9H80' - I- 1) 2; 9c 108 72,97 72,59 72,84

8 H 8 5,41 5,49 5,36

2 0 32 21,62 - - 148 100,OO

1 )

2 )

1st Atropnsliure, erhaIten durch Einwirkung YOU Salzailure auf

1st aus T r o p a s h r e durch Beryumhydrat dargestellt. Atropin.

Afropusttures Cdc iun i . - Zur Darstellung dieses Salzes standen mir nur sehr geringe Mengen der Siure zu Gebot. Sie wurde mit Calciumcarbonat aeutralisirt, die Ldsung sodann zur Troche gebrncht und der Rucksland rnit Wasser aus- gezogen. Bei freiwilligem Verdunsten der Usung schieden sich keine Tafeln ab, erst bei zienilich starker Concentration entstenden kleinc nadelformige Krystalle und der Rest trocknete zu einer undeutlich krystallinischen Masse ein.

0,180 Grrn. des Iufttrocknen Salzes verioren hei l l O o 0,018 Grm. oder 10,O pC. Die Formel C'"H"Ca0' + 2H*O verlangt

0,162 Grrn. des bei 1 I O U getrockneten Salzes hinterliefaen beim Gliihen 0,0278 CnO, entsprechend 12,26 pC. Ca; die Formel C'8H1JCa04 verlaugt 11,98 pC. ; das Salr ist also bei dieeer Temperatur wasserfrei.

9,73 pc .

Auf die Bestimmung des Krystallwassergehaltes lege ich kein Gewicht, da zu derselben keine wohlausgebitdeten Kry- stalle verwendet werden konnten.

Vergleicht man mit den vorstehenden Angaben iiber Tropasaure und Atropasiure die Beobachtungen K r aut'8, so ergiebt sich leicht, dafs er beide Sauren unter den HBn- den gehabt h a t , die Tropasiiure jedenfalls als Calciumsalz. K r a u t fand , d a b bei 19",i i Th. Atropasaure ldslich ia m

L O Y E e n , uler dus Atropzn. 237

692,5 Th. Wasser : bei einer Temperatur, deren genaue Notirung ich aufallig vergessen habe, die aber wahrschein- lich urn einige Grade niedriger als i9O war, fand ich i Th. Alropasiiure loslich in 790 Th. Wasser. Da die Tropasaure, wie ich oben erwahnt habe, bei 14",5 in 49 Th. Wasser loslich ist, so ist leicht einzusehen, dafs K r a u t nach mehr- matigem Urnkrystallisiren reine Atropasaure haben mufste. Andererseits ist das Calciumsalz der Tropasaure ausgezeich- net durch seine Krystallform , scheint auch scliwerer ldslich zu sein als das entsprechende Salz der Atropasaure. Von K r a u t's Analysen der Calciumsalze scheinen sicli a., b. und c. auf tropasaures Calciurn zu beziehen ; wie weit das Salz rein war, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls scheint es mir nicht gut ntdglich, dafs das Salz schon Lei 10.5" theilweise zersetzt werden soll, und dann erst zwischen 190 und 20O0 den Rest des Krystallwassers verliert, ohne sich zu zer- setzen, selbst wenn das letzte Erhitzen im Wasserstoffstrorn geschieht. K r a u t's Calciumsalz d. scheint dagegen atropa- saures Salz gewesen zu sein; es ist nicht angegeben, aber auch nicht wohl anzunehnien , dafs dasselbe ebenfalls gyt

krystallisirte Tafeln gewesen seien.

Isatropasaiure.

Die dritte Saure, welche bei Einwirkung von Salzsaure auf Atropin entsteht, hat zwor die namliche Zusammensetzung wie die Atropasaure, weicht aber in ihren Eigenschaften bedeutend yon derselben ab. In kaltem Wasser ist sie bei- nahe ganz unlijslich, in kochendeni Wasser nur sehr wenig loslich; auch von absolutem Aether wird sie nur schwierig, von Alkohoi weniger leicht als die Atropasaure gelost. Wiilirend die Atropasaure bei 106" schmilzt und bei wenig h6herer Teinperatur sublimirt , kann die Isdropaslure Stun- den lang auf iw" erhitzt werden , o f m i an Gewicht in1

238 -L 0s s e n , iiber d a s Atropin.

Geringsten abzunehmen; sie schmilzt bei circa 200° (nicht corr.). Wird ihre alkoholische Lcsung durch Warner gef€dk, so setzt sie sich bei ruhigem Stehen in Krystallen eb: die deutlichsten von diesen erschienen unter dem Mikroscop als dunne rhombische Pllttchen , deren sturnpfe Winkel ebge- stumpft waren; meist ist eine Anzahl solcher Krystalle Bu

einem morgensternartigen Hiiufchen verwachsen. Die namliche Saure hahe ich erhalten aus reiner Tropa-

saure, indem dieselbe einige Stunden lang init concentrirter Salzsiiure auf 140') erhitzt wurde. -- Die Analysen der h a - tropaslure ergahen :

1) 0,2086 Grni. gaben 0,5577 C02 und 0,1045 HYO. 2) 0,190 Grm. gaben 0,5065 Cog and 0,0941 H'O.

gefunden bereclinet fur CQHsOe - 7- 1 ) 2) 9 C 108 12,97 72,91 72,70

8 H 8 6,41 5,57 6,50 2 0 32 2I,62 - -

148 100,OO 1) 1st Iaatropasiiure , erhrrlten durch Einwirkung von Salzskure

2) 1st dargestellt aus Tropasllure. auf Atropin.

. Die Tropasaure ist isomer mit der Phloretirisaure, mit einer von Ca n n i z z a r o *) aus Anisalkohol dargestellten Saure, mit der Melilotsaure **), und einem von Hlas iw e t z und Bar t h aus Guajakharz erhaltenen Korper **) ; die Eigen- schaften der letzteren K6rper sind wenig bekannt, weichen aber, so weit sie beschrieben sind, von denen der Tropssiture ab. - Die Isatropasaure ist mit der Zimrntslure eben so wenig

*) Dies, Annalen CXVII, 243.

**) Daselbst CXljVI, 257.

***) Daeelbst CSXX, 353.

L o e e e n , uber das Atropin. 239

identisch als die Atropasaure. - Bei der Kostbarkeit des Materials ist es nicht meine Absicht, weitere Versuche zur Erklirung dieser Falle von Isomerie anzustellcn. Ich will jedoch untersuchen , oh die Phioretinslure oder derselben homologe Sauren , z. B. die Sttlicylsaure, gegen Salzslure oder Baryamhydrat ein der Tropasaure entsprechendes Ver- halten zeigen.

Noch mBgen hier einige Beobachtungen iiber das Ver- h a l k n des Atropins gegen Jodiithyl Platz finden. - Wird eine alkoholisch-iitherische Lijsung von Atropin mit Jodathyl im zugeschmolzenen Rohr im Wasserbad erhitzt, so scheidet sich bald ein krystallinischer Niederschlag von Aethylatro- piniumjodid aus.

0,6724 Qrm. gaben 0,3542 .4gJ, entsprechend 28,47 pC. J. Die Formel C'8AP8NOSJ verlangt 28,54 pC.

Das jodwasserstoffsoure Salz wurde , in Wasser gelbt, durch Digestion niit Chlorsilber in ChlorwasserstoIFsaures Salz iibergefiihrt. Die Lbsung des letzteren giebt mit Platin- cWorid einen in kaltem Wasser sehr schwerlbslichen Nieder- schlag ; aus kochendem Wasser umkrystallisirt bildete der- selbe orangefarbene Blattchen , unter dem Mikroscop als rhombische Tafeln erscheinend.

0,2139 Grm. Platinsalz gabcn 0,3416 Cog, 0,107 HZO und 0,0401 Pt. Rerechnet fur 2 (C1eH?iN03, HCl), PtW ----

38 c 456 4 3 3 8 43,56 56 11 56 5,35 5.56

gefunden

2 N 28 2,68 - 6 0 96 9,17 - 6 C1 213 20,36 - 1 Pt 197,4 18,86 18,75

1046,4 100,OO

Die tdsung des Aethylatropiniumjodids wurde mit Silber- oxyd vom Jod befreit; die so erhaltene Lbsung der freien

240 Lo s s e 71, iiber d a s Atropin.

Base lrocknete iiber Schwefelsiiure zu einem Syrup ein, der auch bei Monate langem Stehen iiber Scnwefelsaure keine Spur von Krystallisation zeigte. Er ist in Wasser leiobt loslich , scheint deninach einem Ammoniumoxydhydrat zu entsprechen. Er wurde in Alkohol gelost, die Liisung auf's Neue mit Jodathyl im Wasserbade erhitzt. Es schied sich sehr rasch wieder ein jodwasserstoffsaures Salz aus, welches durcli Digestion mit Chlorsilber in chlorwasserstoffsaures Salz uhergefuhrt wurde. Die Losung des letzteren scliied auf Zusatz von Platinchlorid Nichts ah; erst als sie ziemlich weit ahgedampft und dann niit Alkohol versetzt war, schied sich ein krystalliriisches Platinsalz Bus. Bei der Analyse dessdben gaben 0,2067 Grm. 0,2402 C 0 2 und 0,1022 H'O, entsprechend 31,69 pC. C und 5,49 pC. H. Diese Zahlen entsprechen der Formel des von K r a u t (a. a. 0.) dargestellten Aethyltropin- platinchlorids, welche 31,99 pC. C und 5,33 pC. H verlangt. Ich habe diefs letztere Salz aus Tropin tiargestellt und ge- funden, dafs es dem aus Aethylatropiniumoxydhydrat erhal- tenen vollkommen gleicht. Bei Einwirkung von Jodllhyl auf Aethylatropiniumoxydhydrat findet demnach hiichst wahr- scheinlich eine Spaltung statt, bei welcher neben jodwasser- stoffsaurem Aethyltropin Tropasiiure und Alkohol oder Tropa- saureather entsteht . nach einer der folgenden Gleichungen : C'8H27N03, H W + C?H5J + H20 = C10H18N0, H J + CeHg0OS -+ C'HOO Aethylatropinium- jodwasserstoffs. Tropa-

oxydhydrat Aethyltropin stlure

oder C ~ ~ H * ~ N O S , H ~ O + C ~ H ~ J = C*OH~ONO,HJ + ~ 1 1 ~ 1 4 0 8

Tropasiiure- Ilthylnther

Da ich ein derartiges Verhalten durchaus nicht erwartet hatte, ging bei dem Versuch selbst das Filtrat vom jod- wasserstoffsauren Aethyltropin, welchw die Tropasaure oder deren Aether enthalten mufste, verloren. Ich erwahne dieses

L o s s e n , i'ber dus Atropin. !24i

Verhalten, weil es vielleicht ein Mittel darbietet, die Tropa- saure darzustellen, ohne dafs gleichzeitig Zersetzungsproducte derselben entstehen.

Ueber die Bildung des Acetyleiis bei unvoll- standigen Verbreiinuiigeii ;

von In. Bertheht*).

Wie ich gezeigt habe, entsteht das Acetylen aus den meisten organischen Vcrbindungen, wenn sie langere Zeit der Einwirkung einer die Rothgliihhitze erreichenden Tem- peratur ausgesetzt werden. Ich will hier die Bildung des- selben Kohlenwasserstoffs unter einem nicht weniger allge- meinen Urnstand besproclien : namlich bei unvollstandiger Verbrennung.

Der Versuch lafst sich mit Gasen - Aethylen C,H,, Chlorathyl C4HbCI, Prop ylen CGH6, Methylather C,H,(C,H,O,), Sumpfgas C,H, u. a. - oder leicht fluclrtigen Fliissigkeiten - Aethylather C4H4(C4H~OI), Arnylen CloHIo, Amylenwasser- stoff CloHlz, oder selbst Benzol C14H6) Aceton C6H60Y, amei- sensaurem Methyl C%HB(C2HZO4) - in folgender Weise an-

*) Compt. rend. LPII, 94. Die Prioritilt der Entdeckung, dafs bei nnvollattlndigen Verbrennungen Acetylen entsteht, reclamirt unter Bezugnahme auf das Bulletin de l'Acad6mie Belge, seance du 14 Janvier 1865 (T. X K , 2. aerie, p. 90) d e W i l d e in Compt. rend. LXII, 400. Uafs diese friihcre WahrneLmung d e W i 1 de's sich auf den Fall der unvollkommencn Verbrennung von Aetliylen beschrtinkt, hebt B e r t h e l o t liervor in Compt. rend. LXII, 469.

I). R.

ArtnnI. d . Glkem. u. k'linrm. O X X X V I I I . Hd. 2. H e l l . 16