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Arehiv fiir Dermatologie und Syphilis, Bd. 192, S. 113--123 (1951). Aus der ttautklinik des Allgemeinen Krankenhauses Heidberg, Itamburg-Langenhorn I1 (Chefarzt: Prof. Dr. reed. GCSTAVHot'F). Untersuehungen fiber die Vertellung yon Wismut mit Hilfe yon radioaktivem Wismut. Von WALTER ~[I~LLERund CARL-G~'NTHERSCHMOCKING. Mit 4 Textabbildungen. (Eingegangen am 31. August 1950.) Seit der Einffihrung des Wismuts in die Syphilisbehandlung kurz nach dem ersten Weltkrieg sind zahlreiche Untersuchungen fiber die Ver- teilung und Ausscheidung des Wismuts durchgeffihrt worden. Man be- diente sich bislang vorwiegend chemiseher Untersuchungsmethoden, yon denen eine ganze Reihe ausgearbeitet wurden. Alle chemischen Wismut- bestimmungen sind aber umstiindlieh, nieht genfigend empfindlich und z. T. auch nicht streng spezifisch auf Wismu~, da man mit ihnen auch andere Schwerme~alle, wie Kupfer, Eisen und Quecksilber nachweist. Die qaantitative Bestimmung ist meistens deswegen noeh besonders er- schwert, da das Wismut leicht zur Bildung komplexer Verbindungen neigt. Ende der zwanziger Jahre haben Cm~IsTIA~s]~z,-, vo~ HEVESY und I~OMHOLT ein Verfahren entwickelt, das die Bestimmung des Wismuts auf physikalischem Wege erm6glicht. Sie verwendeten Wismutpri~parate, denen sie eine bestimmte Menge yon t~adium 'E', einem radioaktiven Wismutisotop, zusetzten, und konnten durch Messung der radioaktiven Strahlung den Wismutgehalt yon K/Srperflfissig- keiten, Organen und Ausseheidungsprodukten bestimmen. Radium 'E' konnte schon, bevor man radioaktive Stoffe kfinstlieh herstellte, als Zerfallsprodukt des l%adiums in kleinen Mengen rein gewonnen werden. Die Strahlung des ]~adium 'E' wurde damals mit einem Elektroskop gemessen. Wit haben seit fiber 1 ~ Jahren regelmi~l~ig den Wismutgehalt im Blute mit chemisehen 3[ethoden bei Luetikern bestimmt. Da der Wis- mutgehalt des ;Blutes im Verh~Itnis zu den meisten Organen und gegen- fiber den Ausscheidungsprodukten besonders klein ist, war das Ergeb- his der Untersuchungen nieht befriedigend. Wit ffihrten daher zungehst im Tierversuch Bestimmungen des Wis- mutspiegels im Blur mit Hiffe yon kfinstlieh radioaktivem Wismut dureh. Dieses Wismut ist aus England dureh Vermittlung der ~edi- zinischen Forsehungsanstalt der M_~x PL~:Nc~-Gesellschaft in GSttingen leicht erhgltlich. Das kfinstlich aktivierte Wismutisotop Bi 21°, das mit Radium 'E' identisch is~, is~ in einer gro6en Menge gewShnlichen Wis- muts enthalten, Bei einer Lieferung betrug der Anteil des radioaktiv.en Archly f. Dermatologie u. Syphilis, Bd. 192. 8

Untersuchungen über die Verteilung von Wismut mit Hilfe von radioaktivem Wismut

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Arehiv fiir Dermatologie und Syphilis, Bd. 192, S. 113--123 (1951).

Aus der ttautklinik des Allgemeinen Krankenhauses Heidberg, Itamburg-Langenhorn I1 (Chefarzt: Prof. Dr. reed. GCSTAV Hot'F).

Untersuehungen fiber die Vertellung yon Wismut mit Hilfe yon radioaktivem Wismut.

Von WALTER ~[I~LLER und CARL-G~'NTHER SCHMOCKING.

Mit 4 Textabbildungen.

(Eingegangen am 31. August 1950.)

Seit der Einffihrung des Wismuts in die Syphilisbehandlung kurz nach dem ersten Weltkrieg sind zahlreiche Untersuchungen fiber die Ver- teilung und Ausscheidung des Wismuts durchgeffihrt worden. Man be- diente sich bislang vorwiegend chemiseher Untersuchungsmethoden, yon denen eine ganze Reihe ausgearbeitet wurden. Alle chemischen Wismut- bestimmungen sind aber umstiindlieh, nieht genfigend empfindlich und z. T. auch nicht streng spezifisch auf Wismu~, da man mit ihnen auch andere Schwerme~alle, wie Kupfer, Eisen und Quecksilber nachweist. Die qaanti tat ive Bestimmung ist meistens deswegen noeh besonders er- schwert, da das Wismut leicht zur Bildung komplexer Verbindungen neigt.

Ende der zwanziger Jahre haben Cm~IsTIA~s]~z,-, vo~ HEVESY u n d I~OMHOLT

ein Verfahren entwickelt, das die Bestimmung des Wismuts auf physikalischem Wege erm6glicht. Sie verwendeten Wismutpri~parate, denen sie eine bestimmte Menge yon t~adium 'E', einem radioaktiven Wismutisotop, zusetzten, und konnten durch Messung der radioaktiven Strahlung den Wismutgehalt yon K/Srperflfissig- keiten, Organen und Ausseheidungsprodukten bestimmen. Radium 'E' konnte schon, bevor man radioaktive Stoffe kfinstlieh herstellte, als Zerfallsprodukt des l%adiums in kleinen Mengen rein gewonnen werden. Die Strahlung des ]~adium 'E' wurde damals mit einem Elektroskop gemessen.

Wit haben seit fiber 1 ~ Jahren regelmi~l~ig den Wismutgehalt im Blute mit chemisehen 3[ethoden bei Luetikern bestimmt. Da der Wis- mutgehalt des ;Blutes im Verh~Itnis zu den meisten Organen und gegen- fiber den Ausscheidungsprodukten besonders klein ist, war das Ergeb- his der Untersuchungen nieht befriedigend.

Wit ffihrten daher zungehst im Tierversuch Bestimmungen des Wis- mutspiegels im Blur mit Hiffe yon kfinstlieh radioaktivem Wismut dureh. Dieses Wismut ist aus England dureh Vermitt lung der ~edi- zinischen Forsehungsanstalt der M_~x PL~:Nc~-Gesellschaft in GSttingen leicht erhgltlich. Das kfinstlich aktivierte Wismutisotop Bi 21°, das mit Radium 'E ' identisch is~, is~ in einer gro6en Menge gewShnlichen Wis- muts enthalten, Bei einer Lieferung betrug der Anteil des radioaktiv.en

Archly f. Dermatologie u. Syphilis, Bd. 192. 8

] 14 W ~ T ~ M/J'LLE]a U. CARL-GUNTltEI~ SCttMi~CKING :

Isotops z .B . 1:300 Mill. Da wir unsere Messungen mi t dem GEIGER- Mi~LLE~-Z~hlrohr, das wesentlich empfindlicher ist als das Elektroskop, durchfi ihrten, k o n n t e n wir trotz des geringen rad ioakt iven Antei ls noch Mengen v0n 0,1 #g W i s m u t in 1 cm ~ Blur nachweisen. W e n n W i s m u t mit hSherem Gehalt an rad ioakt iven Isotopen verwendet wiirde - -

z. B. durch Mischung mi t Rad ium 'E ' - - , wiirde sich die Empfindl ich- keit noch weir Unter den millionstel Teil des oben angegebenen Wertes steigern lassen. W e n n m a n aber mi t hSheren Akt iv i t£ ten arbeitet , mug m a n die MSg]ichkeit yon Strahlensch~den beriicksichtigen.

Um fiber die l~esorptionsverhMtnisse des Wismuts auch in ihrem zeitlichen Ablauf quantitative Angaben machen zu k6nnen, haben wit uns zuniichst auf den Tierversuch beschr~inkt, der die h~ufige Blutentnahme gestattet. Das radio- aktive Wismut wurde im Labor der Firma E. Tosse & Co. zu Bismogenol verar- beitet, das uns mit dem doppelten des fiblichen Wismutgehaltes - - 100 rag/era 3 - - geliefert wurde. Von diesem Bismogenol wurden den Versuchstieren einmalig verschieden grol~e Mengen yon ]~ 2, 4, 5 und 10 cm 3 injiziert. Ein Teil dieser Ver- suchstiere war vorher luisch infiziert und hatte manifeste primiire syphilitisehe Erscheinungen (Spiroch~tennaehweis positiv). Die Blutentnahmen erfolgten zu- erst in 3 stfindigen, sparer in halb- und ganztagigen Abst/~nden. Auger den Blut- ~ntersuchungen wutden sparer die sezierten 0rgane auf ihren Wismutgehalt gepriift.

Von einer Veraschung der zu untersuehenden Ob]ekte wurde Abstand genom- men, da wir darin eine Fehlerquelle erblicken und die Strahlenabsorptio n im Objekt selbst dutch die Art der Messung berficksiehtigen kSnnen.

Da Messungen dieser Art in zunehmendem Umfang Anwendung finden werden, soll das Auswertungsverfahren besonders ausfiihrlich beschrieben werden.

Das radioaktive Wismutisotop B{2! ° sendet beim Zerfall eine Betastrahlung, also schnelle Elektronen, aus. Bringt man ein dieses Bi-Isotop enthaltendes Pr/i- parat in die N~he des Z~hlrbhres, so wird jedes dureh das Z~hlrohr gehende Teilchen dutch dieses registriert. Zur Messung der Intensitiit der Strahlung und damit des Wismutgehaltes bringt man das Pr~parat in eine genau reproduzierbare Lage zum Ziihlrohr und z~hlt die in der Minute erhaltenen Z~ihlr0hrimpulse. Dabei mug eine gr6gere Zahl yon Teilchen geztthlt werden, da sonst die statistischen Fehler zu groB werden. Um den mittleren statistischen Fehler auf 50/0 herabzudrficken, ist beispielsweise die Abz~hlung yon 400 Teilchen erforderlieh. Die statistische Ver- teilung der Impulse bringt es mit sich, dab gelegentlich zwei oder mehr Impulse so schnell aufeinander folgen, dab sie nut als ein Teilchen gez~hlt werden. Die wahre Teilchenzahl ist also immer etwas grSBer als die gez/~hlte, wobei das ,,AuflSsungs- vermSgen" der Z~hlapparatur mal~gebend ist. Die bei unseren Versuchen benutzte Apparatur hatte ein AuflSsungsvermSgen yon 1/59 sec, innerhalb der also zwei Teilchen nieht getrennt registriert werden. Zur Berticksichtigung dieses Ein- flusses muB also die gemessene Teilchenzahl erh6ht werden, und zwar geschieht dies am einfachsten dutch Multiplikationen mit dem ,,Totzeitfaktor", der ftir das gegebene AuflSsungsvermSgen gilt und in Tab. 1 angegeben is~.

Von der gemessenen Teilehenzahl, dig also durch Mul~iplikation der gemessenen Teilchenzahl mit dem Totzeitfaktor erhalten wird, muB der Leerwert abgezogen werden, das ist die Teilchenzahl, dig yore Z~hh'ohr naeh Entfernung des radio- aktiven Pr~iparates registriert wird. Dieser Antefl wird durch die durehdringende kosmische Strah]ung and die fiberall in den W~nden, BSden usw. enthaltenen radioaktiven Stoffe ausgelSst. Der Leerwert muB h~ufig gemessen werden, da er sieh fiber ]~ngere Zeitr~iume hinweg etwas ~tndern kann.

Un~ersuchungen fiber die Verteilung yon Wismut. 115

Tabelle 1. Totzeit/aktor [i~r das AuflSsungsverm6gen i/~ 9 sec.

Teilcben pro rain

50 100 200 300 400 500

Totzeit- faktor

1,015 1,03 1,063 1,10 1,14 1,184

Tei!chen Totzeit- pro min faktor

600 i 1,233 700 i 1,294 800 1,355 900 1,44

1000 [ 1,54

Die meisten kfinstlieh radioaktiven Stoffe - - auch das Wismut - - haben eine verhgltnismgBig kurze Lebensdauer. Die yon Tag zu Tag gemessenen Strahlungs - werte werden immer kleiner und sind beim Wismut nach jeweiIs 5 Tagen auf die t{Mfte heruntergegangen. Da aber primgr nicht die Strahlung, sondern die Wis- mutmenge interessiert, miissen die an verschiedenen Tagen gemessenen Strahlen- mengen entspreehend dem Abfall der Strahlung so umgereehnet werden, dab die an einem bestimmten, in alien F~llen gleichen Tag vorhandene Strahlenmenge betr~chtet wird. l~iir diesen Tag nimm~ man zweckmiiBig den Tag, an dem die offizielle Eichung des Pr~parafes vorgenommen worden ist. Da bei Wismut die Strahlung naeh 5,0 Tagen auf die I-IMfte heruntergegangen ist, wird man z. B. ein 5 Tage naeh diesem Stichtag erhaltenes MeBergebnis mit 2 multiplizieren, um die Strahlenmenge zu bekommen, die das Pripara~ am Eichtag gehabt hgtte. In Tab. 2 sind fiir den Zeitraum bis zu einem Monat nach der Eiehung ffir jeden Tag die ,,Tagesfaktoren" angegeben, mit denen das MeBergebnis zu multilolizieren is~, um die Aktiviti~t am Eichtage zu bekommen.

Tabelle 2. Tages/aktor.

Tag Tagesfaktor Tag Tagesfaktor Tag Tagesfaktor

1,0 1,15 1,32 1,51 1,74 2,0 2,3 2,64 3,03 3,48

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

4,0 4,58 5,29 6,05 6,84 8,0 9,17

10,54 12,12 13,9

20 21 22 23 24 25 26 27 28 l 29 j

16,0 18,3 21,1 23,4 27,8 32,0 36,8 42,1 48,5 55,6

Xur ein kleiner Tefl der vom Priloarat nach allen Richtungen ausgehenden Beta-Teilchen trifft auf das Z~ihlrohr. Ein weiterer Tell bleibt im Luftzwisehen- raum und in der Zihlrohrwandung stecken. Die aus den tieferen Schiehten des Pr&loarates kommende Strahlung wird in den dariiber llegenden Schiehten durch Absorption und Streuung gesehwiicht. Alles dies wurde dadurch beriieksiehtigt, dM~ die Pr~parate immer in gleicher Dieke, Form und gleichem Gewich~ her- gestellt und in gleiohem geometrisehen Verh~iltnis zum Z~ihlrohr aufgestellt wurden, und das MeBergebnis mit einem gleichartigen Pr ipara t bekannter Aktiviti~ mit gleiehen Eigensehaften vergliehen wurde. Bei unseren Versuchen wurden die Pr iparate in 2 Standardausfiihrungen hergestellt. Bei Standardausffihrung 1

8*

116 W A n ~ R Mi~LLER U. CARL-G/.~NTltER SCHM/.;'CKING :

(Abb. 1) wurde 1 g Substanz (Niere, Lunge, Darm, Kot usw.) in einer Jo~lgehe yon 3 × 1,5 em ~ auf einer Glasplatte ausgebreitet, und diese Glasplatte in 1,7 em Ab- stand unter das Zghlrohr gelegt. Dureh Vergleieh mit~ einer radioaktiven Wismut-

/

/ zg~/sshs /

Abb. 1. Standardanordnung 1.

15sung genau bekannter Aktivitgt, die dureh Verdiinnen aus tier offiziell geeiehten Wismutlieferung abgeleitet war und in genau gleicher Weise an das Z~hlrohr herangebraeht wurde, wurde festgestellt, dab unter diesen Bedingungen der Anteil 1:80,5 yore Z~hlrohr registriert wurde. Die gemessenen und durch Totzeitfaktor und Tagesfaktor korrigierten Iml0ulszahlen mttssen in Stand~rdanordnung 1 also

mit 80,5 multipliziert werden, um die Ge- / samtzahl der Atomzerfglle zu erhalten,

dieira Pr~parat am Eichtage stattgefunden h/~tte. Standardanordnung 2, die bei Blur, Galle and anderen Fliissigkeiten ver- wendet wurde, bestand darin, dal3 auf einer Flg~ehe yon 3 × 3,5 cm ~ eines saug- f~ihigen Papieres 1 g Flttssigkeit aufgetra- gen wurde, und dieses halbkreisf6rmig um das Z~hlrohr herumgelegt wurde (Abb. 2). Bei dieser Anordnung ist, wie dureh Ver- gleich m it der geeiehten LSsung fest- gestellt wurde, der Faktor 29,8 ~nzu- wenden, um die Gesamtzahl der Atom- zerf~lle des Pr~parates, auf den Eiehtag bezogen, zu erhalten.

Die offizielle Eichung des Pr~parates, die bei der Lieferung mitgegeben wird, gibt an, dag am Eiehtage in a Gr imm (z. B. 10 g) Wismut-Trioxyd eine Aktivit~t

yon b mC (z. B. 3,4 mC) enthalten ist. Definitionsgem~g versteht man unter 1 mC dieienige Aktivit~g, die aus 3,7 × 107 Atomzerfallen in der Sekunde oder 2,22 × 109 Atomzerf&llen in der Minute besteht. Ein Atomzerfall in der Minute ist also gleieh-

1 bedentend mit einer Aktivit~t yon 2 ~ 10 9 mC, Gem~B der offiziellen Eichung

a ist die Aktivit~t 1 mC an ~ g Wismut-Trioxyd, oder nnter Beriieksiehtigung dessen,

Blu//mprUgniepun~ ~

Abb. 2. Standardanordnung 2.

Untersuchungen fiber die Verteilung von Wismut. 117

6~ dab 100 Teile Bi203 89,7 Teile Bi enthalten, an 89,7 ~ g Bi gebunden. Damit haben

wir die Wismutmenge, die einem Atomzerfall in der Minute entsprieht, n~mlich

2,22 10 -g × 0,879 ~ g oder 4,03 × 10-1° × ~ g. Man hat Mso die gemessene Teilchen-

zahl naeh Anwendung des Totzeitfaktors, des Tagesfaktors und des Standard- a

faktors der betreffenden Anordnung noch mit dam Eichungsfaktor 4,03 × 10 -1° ×

zu multiplizieren, uln unmittelbar den Wismutgehalt des Pr/~parates in Gramm zu erhalten.

Hierzu sei noch ein Zahlenbeispiel gegeben: Ein Stfiek Niere yon 1 g Gewieht, ~uf der Fli~che 3 × 1,5 em ~ auf einer Glasplatte ausgebreitet, ergibt in 1,7 em Ab- stand vom Z~hlrohr (d. h. unter den Bedingungen, die Standard 1 definieren) in 3 min 1226 Impulse. Das sind in der Minute 408,7. Die Korrektion wegen der Totzeit des Z~hlger/~tes erfolgt gem/~B Tab. 1 durch Multiplikation mit dem Faktor 1,14. Der Leerwert des Z/~hlrohres wurde nach Entfernung des Nierenpr/~parates durch Ausz/~hlung zu 462 Impulsen in 30 min, d.h. 15,4 in der Minute ermittelt. Dieser Wart ist also yon 408,7 × 1,14 ~ 467 abzuziehen, wobei man 451,6 erh/ilt. Die Messung wurde am 15. Tage nach der offiziellen Eichung ausgeffihrt. Gem~B Tab. 2 ist somit ein Tagesfaktor yon 8 anzuwenden. Der Faktor ffir die Standard- ~nordnung 1 war 80,5. Die Eichung des Pr/~parates war bei Lieferung des Pr/~pa- rates angegeben zu 3,4 mC auf 10 g Bi20 ~. Also ist der Eichfaktor 4,03 × 10 -1°

10 × ~ = 11,8 × 10 -1°. Der Gehalt an Wismut ist somit 451,6 × 8 × 80,5 × 11,8 × 10-1°g

347 × 10-6 g = 347/~g. Zur Auswertung umfangreicher MeBreihen ist es zweckm/ii~ig, vorbereitete

Tabellenmuster mit einer Anzahl senkrechter Spalten zu verwenden. In die erste Spalte warden die am Z/~hlwerk abgelesenen Zahlenwerte eingesetzt, w/~hrend in die weiteren Spalten die dutch die Korrekturen und Faktoren erhaltenen Rechen- ergebnisse eingetragen werden, wobei in der letzten Spalte der Wismutgehalt er- seheint. Durch derartige Schematisierung lassen sich die Ergebnisse fibersicht- ]ich und verh/~ltnism/~Big einfaeh gewinnen.

Die Ergebnisse der iV[essungen sind aus den Tabel len 3 und 4 und den zugehSrigen graphisehen Dars te l lungen der Abb i ldungen 3 und 4 zu en tnehmen .

Von besonderem Interesse war fiir uns der Verlauf des Wismutspiegels im Blut nach einmaliger In j ek t ion verschieden hoher Bismogenoldosen.

Sp/itestens 2 T a g e n a c h der In j ek t ion zeigen sich m e , bare Wismut - mengen im Blur. I n den dar~uffolgenden Tagen steigt der Wismut - gehalt an, aber n ieht gleichmgBig, sondern un te r s tarken Schw~nkungen, wobei sogar gelegentlieh kurzzeitige Rtickggnge bis zum War t Nul l vor- kommen. Der maxim~le Wismutspiegel ist aber bei den einzelnen Ver- suehst ieren verschieden u n d s t reut im Bereich yon 1 - - 4 /~g pro cm 3 Blur ( ~ 0 ,1- -0 ,4 mg~o). E ine eindeutige Beziehung zwisehen Wismut - gehalt und inj izierter Wismutmenge is~ n icht vorhanden , l~ehr als die H6he der in j iz ier ten Dosis seheint Ort und Fo rm der Appl ika t ion yon Bedeutung zu skin. Insbesondere betriff t dies die Vertei lung des Depots in der 1V[uskul~ur und dig Ruhigs te l lung oder Bewegung des lV[uskels.

118 WALTER )/fi)LLEI~ U. CARL-G~NTHER SCttMUCKING :

Tabelle 3. Wismutgehalt de8 Blutes in Mikrogramm Bi. pro Gramm Blut.

Tier-Nr. ] 4 2 8 420* I 411" 408* 407* 433 423* 430 425 424

Inj iz . 5~enge v. Bismog. 1 1 2 2 2 2 2 4 5 10

in ccm

Gewicht i. kg 2,9 4.1 3,7 3,9 3.2 3,0 2,7 3,1 2.8 3,1

1. Tag:

10 Uhr 0 14 ,, 15 ,, 18 ,, 21 ,, 22 .. 0,13 -24

2. Tag:

3 Uhr 6 ,, 9 ,,

lO ,, 15 ,, 22 ,,

3. Tag:

8 Uh r 10 ,, 14 ,, 22 ,,

4. Tag:

6 Uh r 10 ,, 14 ,, 22 ,,

5. Tag:

6 , ,

8 , ,

14 ,, 22 ,,

6. Tag: 6 Uhr

14 ,, 22 ,,

7. Tag:

6 Uhr 12 ,, 14 ,, 22 ,,

0 0 0 0 0 0 0

0 0 0 0

0,12 0 0 0,26

0,26 0 0 0,04

0 0 0 0,57

0,13 0,08 0 0,1 0

0,03 0,32 0.24 0,24 0,8 0,81 0,25

0,23

0,55

0,26

0,85

1,06 0,45 0,82 0,62

1,18 0.33 0,6 0,39 0,28 0.29 0,52 0,72 0,13 0,57

0,04

0,16 0,57 0

1,3 0.75 1,18 0.81

0,57 0,9 1,2 1,13 1.5

0,23 0,81 1,14 1,01 1,53 1,15

0,71 1.63 1,14 1,96 1,74

0,59 1,4 2,16 0 2,16 1,8 0,57 0,39 0,4 0 3,32 2,96 2,18

0 0,5 0

0,78 2,9 2,66 1,29 3,12 1.1 2,26 4.46 0 2,82

2,76

5,93 0,19 1,2 3.64

3,84 3,78

Untersuehung fiber die Verteilung yon Wismut.

Tabelle 3. (Fortsetzung.)

119

Tier-Nr.

Injiz. Menge v. Bismog.

in ccm

Gewicht i. kg

8. Tag: 6 Uhr

12 ,, 14 ,,

9, Tag: 12 ,,

10. Tag: 12 Uhr

11. Tag: 12 Uhr

12. Tag: 12 Uhr 14 ,,

l& Tag: 12 Uhr

14. Tag: 14 Uhr

15. Tag: 22 Uhr

16. Tag: 22 Uhr

17. Tag: 22 Uhr

18. Tag: 22 Uhr

19. Tag:

428 420* 411" 408* 407* 433 423* ~30 425 424

1 1 2 2 2 2 2 4 5 10

2,9 4,1 3,7 3,9 3,2 3,0 2.7 3.1 2,8 3.1

4.5 1,1

3,64

0,37 3,84

0,5 2,87

0,18 1.87

4.28 0,5

4,0

2,21

0,35

1,9

0,53

1.04 4.1

0.99 5,,31

0,5 7.95

0,94 12.0

0,5

1,3

2.15

1.9 1.94

1,2

22 Uhr 0

* - gesundes Tier, alle anderen waren luiseh infiziert.

19.1

Auffgllig ist, dab der Wismutspiegel des Blutes im Vergleich zum Wismutgeha l t von H a r n und Ko t u n d der Ausscheidungsorg~ne, ins- besondere yon Niere u n d Darm, aul3erordentlich niedrig ist. Dies tr i ff t aueh fiir das Versuehstier 424 ( In jekt ion yon 10 cm a Bismogenol) zu, bei dem 3 Tage vor dem Exi tus ein plStzlich einsetzender steiler

120 WALTER ~ULLER U. CARL-Gi~NTI-I:ER SCItM£'CKIXG :

Tabelle 4. Wismutgehalt verschiedener Organe (Mikrogramm-, Bi.-Gramm-Nubstanz).

Versuehs-Tier 428 420* 433

Inj izier te ~Ienge von 1 1 2 Bismogenol in cm

Wismute inwirkung 1 3,5 17 nach Tagen der In jek t ion

Niere re . . . . . . . . .

Niere li . . . . . . . . .

Magen, InhMt .....

Magen . . . . . . . . .

Duodenum-InhMt . . . . Duodenum . . . . . .

Ileum-InhMt . . . . . . Ileum . . . . . . . . .

Appendix-InhMt . . . . Appendix . . . . . . .

Dickdarm-Anfang-InhMt. Dickdarm-Anfang . . . . Diekdarm-Mit te- InhMt. . Dickdarm-Mitte . . . . . D iekdarm-Ende- InhMt . . Diekdarm-Ende . . . . .

Leber . . . . . . . . . GMlenfltissigkeit . . . . . Gallenblase . . . . . . . i

Milz . . . . . . . . . .

Lunge . . . . . . . . .

Nebenniere . . . . . . . Pankreas . . . . . . . .

Herzmuskel . . . . . . Skeletmuskel . . . . . i Hoden (entztindl. Gewebe) I

1 Riiekenmark . . . . . . Gehirn . . . . . . . . . i

8,6 10,5

i8,0 16,8

55,0 80,5

430 424

4 10

6 12

296,0 300,0

0,8 4,0 4,8 5,0

8,5 13,0 2,9 9,4

133,0 14,5

500,0 23,0

310,0 287,0

133,0 110,0

0 1,15 0 0

0 0 3,2

0 0,6 0 0,9

0 2,94 0

0 0,7 0,3

47,0

36,6 1,3 142,0

2,3 110,0 0 24,8

9,9 1,0 102,0

0 2,4

0 0,85 10,5

0,2 3,0

0 1,3

0 0,4 30,0

0 0 0,4 1,3

1,46 0,7 0 0 0,7 1,3 0

0,2 0 0 0

5,8 17,0

4,1

4,0

7,1 0,8

1,2 0 5,0

4,0 0

272,0 70,0

55,0

180,0

110,0

20,0

20,0 3,3

7,7

5,0

* = gesundes Tier, Mle tibrigen waren luiseh infiziert (P. A. im I-Ioden).

Ans~ieg des B lu t sp iege l s bis a u f das F i i n f f aehe des o b e n a n g e g e b e n e n

H S e h s t w e r t e s y o n 0,4 m g % b e o b a e h t e t wurde . Be i d iesem Tie r n a h m

im H a r n n a e h a n f ~ n g l i e h e m A n s t i e g der W i s m u t g e h M t a m l e t z t e n T a g e

v o r d e m E x i t u s e rheb l i eh ab. Es lag also o f fenbar eine N i e r e n b l o e k a d e

vor , die eine p a t h o l o g i s e h e E r h S h u n g des B lu t sp i ege l s e rgab . Mikrosko-

p i seh k o n n t e eine N ie r enseh i i d igung n a e h g e w i e s e n werden .

Untersuchung fiber die Verteilung yon Wismut. 121

Bei den luisch infizierten Tieren konnten wir in keinem Falle nach 2 Tagen noch Spirochgten nachweisen. Diese verschwanden also schon nach so kurzem Zeitraum.

Nach der Sektion einiger Tiere, die verschieden lange unter Wismut- einwirkung gestanden batten, wurden die e i n z e l n e n O r g a n e auf ihren Wismutgehalt untersucht.

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Abb. 3 und 4. Wismut-Blgtspiegel.

Die Betrachtung der Tabelle 4 zeigt, da~ die Ausscheidungsorgane, vor Mlem die N i e r e n , den h5chsten Wismutgeh~lt h~ben. Es ist klar nachzuweisen, d~l] der Wismutgehalt dieser Organe mit der Ei~wir- kungsdauer und der H6he der Dosis zunimmt. Der prozentuule Wis- mu~gehalt der Leber ist im Durchschnitt 1/~ o yon dem der Nieren. D~ d~s Gewicht der Leber im Durchschnitt ungefghr 10ram so grog ist wie d~s der Nieren, so ist die Gesamtmenge an Wismu~ in diesm~ Or- ganen grSBenordnungsmggig ungefghr gleich.

Die tibrigen Organe weisen nur geringe, tells wechselnde Wismut- mengen auf. Fiir Anreieherung im entzfindeten Gewebe (Primgraffekten)

122 WAL~ER ~¢[0LLEI~ u. CARL-GUNTHEt~ SCItMf)CKING:

hatten wir keinen Anhalt. Im Gehirn konnte in keinem Falle Wismnt nachgewiesen werden.

Bei allen in den Tabellen angegebenen ~efiwerten handelte es sich se[bstverst~ndlieh um Wismut, das dureh Resorption in die b etreffen- den Organe gelangt war. Bei der Sektion der Tiere sahen wir, daf~ sich das Wismutdepot offensichtlich aber auch rein meehaniseh in die nghere Umgebung der Injektionsstelle ausgebreitet hatte, und bei einem Tier sogar bis in die Bauchmuskulgtur gedrungen war.

Aus den ~ei~ergebnissen lassen sieh folgende Schlfisse ziehen:

Der weehselnde Blutspiegel zeigt, dal~ der Wismutgehalt im Blur von der Resorption und yon der Ausseheidungsf~higkeit des Organis- mus abh~ngt. Die lgesorptionsmenge ist um so grS~er, je grS~er die Kontaktfl~che des Wismutdepots mit dem umgebenden ~uskel ist. Daher zeigt sich bei starker fl~chenhafter Ansbreitung des Depots ein erhShter Blutspiegel. Bei gesteigerter T~tigkeit des Muskels findet natur- gem~B eine bessere Verteilung im Kuskel start. Die Besehaffenheit des Muskelgewebes ist insofern yon EinfluB, als sich im seMafferen Muskel das Bismogenol fiber ein grSBeres Volumen verteilt. Die Kontaktfl~tche ist weiterhin abhangig yon der Injektionsteehnik, denn bei kr~ftigem Injektionsdruek wird das Bismogenol welter zwischen die ~uskel- ~asern gepreBt.

Aus dem Blur wird die Hauptmenge Wismut fiber Niere und Darm wieder ausgeschieden, wie der hohe Wismutgehalt dieser Organe beweist. Der Blutspiegel des Wismut stellt sich also dureh das Gegenspiel yon Resorption und Ausscheidung ein. Ein hoher Blutspiegel kann also sowohl auf hohe Resorption wie auch auf mangelhafte Ausscheidung zurfiekzuffihren sein. Umgekehrt kann ein niedriger Blutspiegel sowohl geringe Resorption als aueh wirksame Ausscheidung anzeigen.

Die fibrigen Organe, soweit sie keine Ausscheidungsfunktion haben, zeigen nur geringe Wismutmengen. Der Grund hierffir ist der niedrige Blutspiegel. Die Aufrechterhaltung des niedrigen Blutspiegels m~cht offenbar den Ausseheidungsorganen keine Sehwierigkeiten und infolge- dessen haben sie den st~rkeren EinfluB auf die HShe des Blutspiegels. Eine ErhShung der Injektionsmengen ruft daher bei intakten Aussehei- dungsorganen keine entsprechende ErhShung des Blutspiegels hervor. Die auffallende ErhShung des Blutspiegels bei dem oben erwghnten Versuchstier 424 ist durch eine Nierensch~digung bedingt.

Interessant ist auch das Verhalten der ~ilz in diesem letzten Falle, in dem Bin auffallend hoher Wismutgehalt festgestellt wurde. Offenbar wird infolge der allgemeinen Wismutintoxikation des Tieres das Blut- depot der Milz in den Kreislauf eingeschaltet, wobei die Milz Wismut aus dem Blut eliminiert.

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Die Ausscheidungsfunktion der Leber konnte, ~bgesehen vom Nach- weis ihres Wismutgehaltes, durch N~chweis yon Wismut in der Gallen- flfissigkeit festgestellt werden.

Bei den luisch infizierten Tieren konnten schon nach 36 Std nach der Injek~ion in den Prim~r~ffekten keine Spiroch~ten mehr nachgewiesen werden. Die Wirkung des Bismogenols t r i t t hier also schon in einem Zeitraum in Erscheinung, in dem im Blur praktisch kein oder nur ein sehr geringer Wismutgeh~lt festgestellt wurde. Demnach ist das Wismut schon in iiberraschend kleinen Konzentrat ionen wirksam.

Nach diesen orientierenden Versuchen sollen wei~ere Versuchsreihen angeschlossen werden, um den Resorptions- und Ausscheidungsmecha- nismus in seinen Einzelheiten zu kl~ren.

An dieser Stelle mschten wir noSh der ,,Notgemeinschaft der Deutschen Wissensehaft" in Bad Godesberg d~nken, die uns bei der Durchfiihrung der Ver- suehsreihen unterstfitzte.

Dr. W. M~LLER, Hamburg-Langenhorn II, H~utldin!k des Allg. Krankenh~uses Heidberg