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Exkursion der Sektion Sachsen zur Wismut nach Königstein Am 11. Dezember 2009 führten 18 Mitglieder der Sektion Sachsen eine Befahrung der Nieder- lassung Königstein der Wismut GmbH durch. Die Exkursion wurde fachkundig durch Herr Dipl.- Ing. Weber vom Sächsischen Oberbergamt begleitet. Nach der Begrüßung durch den Niederlassungsleiter, Herrn Kurz, erläuterte uns der Markschei- der der Niederlassung ausführlich die Entstehung, den Produktionsprozess und die Sanierungs- technologie für dieses Bergwerk. Dabei wurde auch auf den derzeit erreichten Sanierungsstand und die noch notwendigen Maßnahmen eingegangen. Bild: Zu behandelnde Grubenwässer im 1. Schritt der Reinigungsanlagen Die planmäßige Uran- erzgewinnung im Uran- bergbaurevier König- stein begann erst 1967. Bis zu Einstellung der Urangewinnung wurden ca. 18 000 t Uran ge- fördert. Seine maximale Jahresförderleistung er- reichte das Bergwerk 1975 mit über 1200 t Uranförderung bei ca. 2300 Beschäftigen. Als Hauptabbauverfah- ren wurde anfangs der Kammerpfeilerbau mit Versatz angewandt, auf diese Weise wurden ca. 70 % der Fördermenge gewonnen. Aufgrund der niedrigen Urangehalte im Sand- stein stellte man 1984 den untertägigen Abbau auf das effektivere chemische Gewin- nungsverfahren „unter- tägige Laugung“ um. Dadurch kamen bis zur Produktionseinstellung 1990 über 55 Millionen Tonnen Gestein mit schwefelsäurehaltiger Lösung in Kontakt.

Exkursion der Sektion Sachsenzur Wismut nach Köni gstein · Dadurch akmen bis zur Produktionseinstellung 1990 über 55 Millionen Tonnen Gestein mit schwefelsäurehaltiger Lösung

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Exkursion der Sektion Sachsen zur Wismut nach Königstein Am 11. Dezember 2009 führten 18 Mitglieder der Sektion Sachsen eine Befahrung der Nieder-lassung Königstein der Wismut GmbH durch. Die Exkursion wurde fachkundig durch Herr Dipl.-Ing. Weber vom Sächsischen Oberbergamt begleitet. Nach der Begrüßung durch den Niederlassungsleiter, Herrn Kurz, erläuterte uns der Markschei-der der Niederlassung ausführlich die Entstehung, den Produktionsprozess und die Sanierungs-technologie für dieses Bergwerk. Dabei wurde auch auf den derzeit erreichten Sanierungsstand und die noch notwendigen Maßnahmen eingegangen.

Bild: Zu behandelnde Grubenwässer im 1. Schritt der Reinigungsanlagen

Die planmäßige Uran-erzgewinnung im Uran-bergbaurevier König-stein begann erst 1967. Bis zu Einstellung der Urangewinnung wurden ca. 18 000 t Uran ge-fördert. Seine maximale Jahresförderleistung er-reichte das Bergwerk 1975 mit über 1200 t Uranförderung bei ca. 2300 Beschäftigen. Als Hauptabbauverfah-ren wurde anfangs der Kammerpfeilerbau mit Versatz angewandt, auf diese Weise wurden ca. 70 % der Fördermenge gewonnen. Aufgrund der niedrigen Urangehalte im Sand-stein stellte man 1984 den untertägigen Abbau auf das effektivere chemische Gewin-nungsverfahren „unter-tägige Laugung“ um. Dadurch kamen bis zur Produktionseinstellung 1990 über 55 Millionen Tonnen Gestein mit schwefelsäurehaltiger Lösung in Kontakt.

Teile dieser Lösung sind als Porenwasser im Sandstein verblieben, dies führte auch nach dem Ende der Förderung zur weiteren Mobilisierung von Uran und Schwermetallen. Eine unkontrol-lierte Sofortflutung des Bergwerkes wäre deshalb mit einem großen Umweltrisiko verbunden gewesen. Seit 1991 wird daher ein eigenständiges, sehr aufwändiges Konzept zur Flutung der Grube entwickelt und realisiert. Die eigentliche kontrollierte Flutung begann 2001. Deren Abschluss ist noch nicht kalkulierbar, wird aber mit Sicherheit noch viele Jahre in Anspruch nehmen. Ins-besondere müssen die zur Reinigung der bei der Flutung anfallenden kontaminierten Wässer aus der Grube benötigte Anlagen weiter unterhalten und betrieben werden. Erst danach kann deren Rückbau erfolgen. Auch heute noch wird aus den geförderten Grubenwässern Uran gewonnen und verkauft. Die eigentliche Urangewinnungsanlage steht weiterhin zur Verfügung und wird auch benötigt; die Abwasserbehandlungsanlagen wurden im Rahmen des Sanierungsvorhabens wesentlich erwei-tert.

Bild: Befahrungsgruppe unter Tage

Die Belegschaft des Bergwerks hat sich in den letzten 20 Jahren von ca. 2300 auf nur noch ca. 300 Be-schäftigte reduziert. Allerdings konnten durch Ausnutzung aller vom Gesetzgeber gebotenen Mög-lichkeiten betriebsbedingte Kündi-gungen vermieden werden. Auf-grund des noch viele Jahre erfor-derliche Weiterbetriebes des Berg-werkes wird es nun unvermeidlich, Fachpersonal neu einzustellen, da ein Betrieb der Grube sowie der Anlagen mit angelernten oder Zeit-arbeitern nicht möglich ist. Im Anschluss an die Erläuterung zum Bergwerk erfolgte die Befah-rung in zwei Gruppen.

Für die jeweilige „Untertagegruppe“ stand eine unerwartete Überraschung bereit – vollständi-ges Umkleiden in der Kaue inklusive Fußlappen für die Stiefel der Herren! So wurden wir zu richtigen Bergleuten – oder sahen zumindest so aus. Beeindruckend waren die für eine kontinu-ierliche Produktion mit mehreren tausend Beschäftigten ausgelegten Förderanlagen, die nun doch recht verlassen wirken. Im-merhin betrug der offene Grubenhohlraum einmal bis zu 1,47 Millionen m³ und um-fasste ein Streckennetz von ca. 118 km – und das auf 6 Quadratkilometer Fläche!

Bild: Inaugenscheinnahme des Sprengmittellagers durch Sprengstoffexperten

Untertage sind nur noch relativ weni-ge Strecken be-fahrbar, große Teile des Bergwer-kes sind bereits geflutet. Sehr in-teressant waren die Dammbauwer-ke zum gefluteten Teil der Grube hin. Diese Bauwerke werden über Sen-sortechnik konti-nuierlich auf even-tuelle Bewegungen hin überwacht, die Betondicke bis zum wasserfüh-renden Teil be-trägt immerhin 4 bis 6 Meter.

Bild: Noch verwendbare Fördertechnik der letzten beiden Schächte

Bild: Dammbauwerk mit Sensortechnik unter Tage

Übertage wurde uns durch Herrn Röder der Weg der Grubenwässer bis zur Ableitung in Rich-tung Elbe erläutert. Die Wässer durchlaufen nach der Abscheidung des Urans noch zahlreiche mechanische und chemische Reinigungsprozeduren, bis eine Einleitung in ein Gewässer zuläs-sig ist. Neben der eigentlichen Reinigung muss dabei auch der pH-Wert wieder auf ein „norma-les“ Maß eingestellt werden; der pH-Wert der zu behandelnden Wässer liegt aufgrund des Schwefelsäuregehaltes nur zwischen 2 und 3. Dementsprechend aufwändig ist die vorzuhal-tende Abwasserbehandlungstechnik.

Bild: Teile der Urangewinnungs- und Wassereinigungsanlagen Zum Abschluss der sehr interessanten Befahrung standen uns neben dem Niederlassungsleiter auch die Sicherheitsfachkraft sowie die Umweltbeauftragte des Unternehmens für Fragen zur Verfügung. Diese Möglichkeit wurde gern in Anspruch genommen, Die Exkursion klang mit einem schmackhaften Mittagessen in der Werkskantine aus und war für alle Teilnehmer sicherlich ein unwiederbringliches Erlebnis, denn in wenigen Jahren wird eine derartige Befahrung nicht mehr möglich sein. Berichterstatter: Bernhard Müller Landesdirektion Dresden Abteilung Arbeitsschutz Fotos: Bernhard Müller