48
Arehiv Ohren- usw. Heilk. u. Z. Hals~ usw. Heilk., Bd. 170, S. 199--246 (1957) Aus der HNO-Klinik im Stadtkrankenhaus Dresden-Friedrichstadt (Chefarzt: Dr. reed. habil. Ku~T SCtIRODER) Untersuehungen zur Konstanz und Streubreite iiberschwelliger audiometrischer Ergelmisse Von KURT SCttRODER Mit 20 Textabbildungen (Eingegangen am 24. Juli 1956) Inhalt I. Aufgabenstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 II. Standardmethoden ftir psychophysische Messungen . . . . . . . . . . 202 III. Besprechung einiger psychophysischer Faktoren und entsprechender Ver- suche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 1. Zur Audiometrie im allgemeinen . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 2. Zum binauralen Lautheitsvergleieh . . . . . . . . . . . . . . . . 214 3. Zur Ger~uschaudiometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 4. Zur Intensit~tsunterschiedssehwellenmessung . . . . . . . . . . . 220 IV, Untersuehungen zur Konstanz bzw. Streubreite audiometrischer Ergeb- nisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 1. Betrachtungen zur Wertigkeit der Streubreite fiir die einzelnen iiber- schwelligen Teste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 2. t)berpriifung der klinischen Verfahren iiberschwelliger Audiometrie an Hand der Konstanzmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 I. Aufgabenstellung Wiewohl die Beschreibungen iibersehwelliger HSrprtiimethoden zu- meist entweder auf die Wichtigkeit psychologischer Gesiehtspunkte ffir das Ergebnis der 1)riifung hinweisen oder ohne diesen ttinweis in der Einzelauffiihrung der vorzunehmenden MaBnahmen offenb~r die Er- kenntnisse der experimentellen Psychologie beriicksichtigen, sind die letzteren der Mehrzahl derjenigen Fachkollegen, welehe praktische Au- diometrie treiben, wenig bekannt. Man sieht bei den audiometrischen Akten das physikMisch-akustisehe Problem und seine Beziehung zu dem ~natomisch-histologiseh sichergestellten oder vermuteten Befund, aber man ist sich nicht bewul~t, dal3 schon mit jeder einfachen Sehwellen- messung ein psychologisches Experiment gemaeht ~4rd. Arch. Ohren- usw. Heilk. u. Z. ttals- usw. Heiik., :Bd. 170 15

Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Arehiv Ohren- usw. Heilk. u. Z. Hals~ usw. Heilk., Bd. 170, S. 199--246 (1957)

Aus der HNO-Klinik im Stad tkrankenhaus Dresden-Friedrichstadt (Chefarzt: Dr. reed. habil. Ku~T SCtIRODER)

Untersuehungen zur Konstanz und Streubreite iiberschwelliger audiometrischer Ergelmisse

Von KURT SCttRODER

Mit 20 Textabbi ldungen

(Eingegangen am 24. Juli 1956)

Inhalt I. Aufgabenstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199

II . S tandardmethoden ftir psychophysische Messungen . . . . . . . . . . 202

I I I . Besprechung einiger psychophysischer Fak toren und entsprechender Ver- suche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208

1. Zur Audiometrie im allgemeinen . . . . . . . . . . . . . . . . . 208

2. Zum binauralen Lautheitsvergleieh . . . . . . . . . . . . . . . . 214

3. Zur Ger~uschaudiometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216

4. Zur Intensit~tsunterschiedssehwellenmessung . . . . . . . . . . . 220

IV, Untersuehungen zur Konstanz bzw. Streubreite audiometrischer Ergeb- nisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222

1. Be t rach tungen zur Wert igkei t der Streubreite fiir die einzelnen iiber- schwelligen Teste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227

2. t )berpri ifung der klinischen Verfahren iiberschwelliger Audiometrie an Hand der Kons t anzme thode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231

Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245

I. Aufgabenstellung Wiewohl die Beschreibungen iibersehwelliger HSrprtiimethoden zu-

meist entweder auf die Wichtigkeit psychologischer Gesiehtspunkte ffir das Ergebnis der 1)riifung hinweisen oder ohne diesen ttinweis in der Einzelauffiihrung der vorzunehmenden MaBnahmen offenb~r die Er- kenntnisse der experimentellen Psychologie beriicksichtigen, sind die letzteren der Mehrzahl derjenigen Fachkollegen, welehe praktische Au- diometrie treiben, wenig bekannt. Man sieht bei den audiometrischen A k t e n d a s p h y s i k M i s c h - a k u s t i s e h e P r o b l e m u n d se ine B e z i e h u n g z u

d e m ~ n a t o m i s c h - h i s t o l o g i s e h s i c h e r g e s t e l l t e n o d e r v e r m u t e t e n B e f u n d ,

a b e r m a n i s t s ich n i c h t bewul~t , dal3 s c h o n m i t j e d e r e i n f a c h e n S e h w e l l e n -

m e s s u n g e in p s y c h o l o g i s c h e s E x p e r i m e n t g e m a e h t ~4 rd .

Arch. Ohren- usw. Heilk. u. Z. ttals- usw. Heiik., :Bd. 170 15

Page 2: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

200 :Kr ~Sc~r,5:Dm~:

Der Anblick einer audiometrisehen Kurve mit Ordinate und Abszisse, mit Intensitiit und Frequenz verffihrt immer aufs neue zu der Illusion, es sei eine physikalische Messung vorgenommen worden. TatsEchlieh ist mit einer solchen Kurve aber nur die Dosierung der angebotenen Reize fixiert, welche zu Aussagen des Patienten gefiihrt haben. Diese Aussagen sind aber nicht nur yon der Reizgr6Be und dem Zustand des ttSrorgans abh~ngig, sondern ihr Zustandekommen wird auch yon einer Fiille anderweitiger physiologischer wie psychologischer Faktoren beeinfiuBt, wie Konzentrat ion und Unaufmerksamkeit, ~bung, GewShnung und Ermiidung, unvermeidbare emotionelle Schwankungen, Priizision der Urteilsfindung, augenbliclfliches SelbstbewuBtsein u. ~.

Der Untersuchte sol] nicht nur sein Interesse dem angebotenen Reiz zuwenden, er sol] auch unvermeidbare stSrende Nebenmomente in ihrer psyehologischen Wirksamkeit mSglichst herabsetzen, er so]l dutch eine dauernde Konzentrat ion auf den MeBvorgang, die ihn ermiiden muB, die BewuBtwerdung yon StSrmomenten verhindern.

Wenn so die Notwendigkeit der aktiven Mitarbeit des Patienten erkannt ist und damit die zwangsl~ufige Beeinfiussung der Untersuchungs- ergebnisse durch psychologische Momente, liegt es nahe, diesen fiir die komplizierteren iiberschwelligen audiometrisehen Untersuchungen noch eine grSBere Bedeutung beizumessen, als fiir die einfaehen Sehwellen- bestimmungen und die Frage zu stellen, ob diese iiberschwelligen Messun- gen iiberhaupt mit einem solchen Mal~ yon Sicherheit und Konstanz auszuffihren sind, dab ihre Anwendung und die Verwertung der damit erzielten Aussagen gerechtfertigt ist.

In Deutschland scheinen sich ffir die Diagnostik bisher am meisten der binaurale Loudness-Balance-Test nach FOWLER, die Messung der Unterschiedsschwellen fiir Intensit~ts~nderung nach L ~ s c H ~ u. ZwIs- LOCKI und die Ger~uschaudiometrie nach LArGE,BECK eingebfirgert zu habeu.

Es geht nicht an, diese bekannten Verfahren zur Prfifung des GehSrs im ~berschwelligen sich zu Routineveffahren ffir dig diagnostische Praxis entwickeln zu lassen unter der stillschweigenden Voraussetzung, daI~ sit auch in dieser Beziehung gleich sicher fundiert seien.

L ~ s c ~ wiinsehte, ,,dab derjenigen Methode der Vorzug zu geben ist, bei welcher die Sinnesurteile am sichersten und konstantesten ausfallen und die normale Streubreite die Beurtel]ung pathologischer Abweichun: gen am wenigsten beeintr~chtigt, sofern mehrere Methoden im fibrigen gleiehwertig sind".

Die Aufgabenstellung dieser Arbeit sei daher wie folgt umrissen:

a) Die experimentelle Psychologie hat Standardmethoden ffir psycho- physische Messungen entwickelt und im Verlauf yon Jahrzehnten

Page 3: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur .Konstanz u. Streubreite iibersohw, audiometr. Ergebnisse 201

Erfahrungen gesammelt fiber deren Fehlerquellen und ihren sich d~raus ergebendcn untersehiedliehen Wert. Es ware festzustellen, wo diesbezfiglieh die kliniseh fibliehen Methoden der fibersehwelligen Audiometrie einzu- ordnen sind und welche Fehlerquellen sie nach der Erf~hrung der experi- mentellen Psychologie enthalten. Da, wie sich zeigen wird, die ffir die klinische Untersuchungspraxis zu komplizierte und zeitraubende Kon- st~nzmethode der Psychologie mit den geringsten Fehlerquellen bel~stet ist, ware aus einer Gegenfiberstellung ihrer Ergebnisse mit denen der kliniseh iiblichen Methoden festzusteHen, wie sieher die letzteren be- stimmen.

b) Einige psycho-physische Faktoren werden insofern auf alle fiber- schwelligen Methoden Einfiul] haben, als diese in der Praxis nich~ immer unter gleichen Bedingungen vorgenommen werden kSnnen: ein Patient wird frfih untersuch~, ein anderer vielleich~ nach einer Mahlzeit oder unter dem Einflu$ abendlieher Mfidigkeit. Ebenso werden emotionelle Schwan- kungen den Vergleichswert mehrerer Untersuchungen bei dem gleichen l~atienten beeinflussen. In Kliniken wird ein geeigneter Priifraum zur Verffigung stehen, der praktizierende FachkoUege wird dagegen hKufig gezwungen sein, die Untersuehungen in seinem Sprechzimmer vorzu- nehmen. Deshalb w~ren 1)atienten unter entsprechenden festgelegten, wechselnden Bedingungen zu untersuchen, um fes~zustellen, wie grol3 die Streubreite der iiberschwelligen audiometrischen Methoden dabei ist; gleichzei~ig vorgenommene Bestimmungen der Luftleitungsschwelle wer- den deren Streubreite in Vergleich setzen lassen zu denen der fiber- schwelligen Methoden.

c) Eine Besprechung der annehmbaren, besonderen Einfiul~nahme ein- zelner psycho-physischer Faktoren auf bestimmte fiberschwellige Metho- den wird Anlat] zu deren gesonderter Untersuehung sein (z. B. Zeitf~ktor bei FOWLEE-Test, Ermfidung bei Ger~uschaudiometrie, ~bung bei L~sc~E~-Test).

d) Da die Konstanzmethode versehiedene noch zu besprechende Kriterien der Urteflssicherheit bie~et, wird yon ihrer Anwendung in gleichm~l]ig verteflten Stiehproben bei den Untersuchungsreihen naeh Punkt b) einerseits AufschluB fiber die Urteilssieherheit der fiberschwelli- gen Methoden im Vergleieh mit derjenigen der einfachen Schwellen- bestimmung zu erwarten sein und andererseits ein Einblick in ihre St~ndfestigkei~ gegenfiber weehselnden iiul~eren Bedingungen.

e) Weft es bei der pr~ktischen Anwendung einer audiometrisehen Methode nicht aut ~ deren absolute Genauigkeit ankommt, sondern auf das Verh~ltnis ihrer Streubreite zu den besonderen Gegebenheiten, aus denen gerade bei dieser Methode die Diagnose ermi~telt wird, sind die Ergebnisse der Untersuchungsreihen jeweils in Beziehung zu den spezie]len Verhi~lt- nissen der geprfiften fiberschwe]ligen Methode zu setzen.

15"

Page 4: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

202 K. SCHRODER:

II. Standardmethoden fiir psychophysische Messungen Der Bespreehung dieser Standardmethoden sei eine Erkenntnis voraus ge-

sehickt, der F]sC~SrE~ bereits 1860 in seiner Monographie fiber die ,,Elemente der Psychophysik '~ klassisehen Ausdruek gab. Er fund, dab es nut mSglieh sei ,,eben aueh nut solche MaBe der Empfindliehkeit als vergleiehbar anzusehen, wobei man ein gleiehes Spiel der Zuf~lligkeiten voraussetzen kann, was eine genaue Vergleichbarkeit der iufleren und inneren Versuehsumstinde fordert. Wenn bei den Versuehen die Manipulation sieh irgendwie ~ndert, t r i t t aueh sofort ein anderes Spiel der Zufilligkeiten ein und hSren die MaBe auf, vergleiehbar zu sein; ebenso kann man wegen mSglieher Abinderung innerer Verhiltnisse bei versehiedenen Individuen und zu versehiedenen Zeiten bei demselben Individuum nieht denselben Spielraum der Zufilligkeiten voraussetzen. Uberall, wo sieh Abweiehungen zwischen Empfindliehkeitsmal~en zeigen, mul~ man daher aueh fragen, ob sie yon wirkliehen Abweiehungen der Empfindliehkeit, oder yon mangelnder Vergleichbarkeit der Umst~nde, unter denen sie gepriift wurden, abhingen." Sp/~ter sagt er: ,,Man kann in dieser Hinsieht unsere Methoden kaum mit etwas ~reffender vergleiehen, als rnit einem Proteus, der start auf die gestellten Fragen einfaeh und willig zu antworten, sieh dutch die wechselndsten Formen, die er anzieht, jeder Antwort zu entziehen seheint; aber es reieht hin, unbeirrt dadureh, ihn nur stetig au4" demselben Punkte festzuhalten, so zwingt man ihm eine siehere An~wort ab."

Dies is t offenbar ein , ,E lemen t " der Psychophys ik , dab die Ver- suchsbed ingungen nach jeder R i c h t u n g genaues tens fes tgelegt werden

miissen. Die neuzei t l iehe E n t w i c k l u n g der E l e k t r o a k u s t i k h a t a l lerd ings auch

in dieser Beziehung eine neue S i t u a t i o n geschaffen. W e n n m a n die be- k a n n t e n ~l teren S t a n d a r d w e r k e fiber d ie P s y c h o p h y s i k des Ohres mi t ih ren NXethoden der I n t e n s i t i t s m e s s u n g , de r TonhShenverg le iche usw. heu te b e t r a c h t e t , d a n n e rkenn t man , wieviel e infacher , wiederho]bare r u n d mi t wieviel weniger Feh le rque l l en rein v o m Akus t i s ch -Phys ika l i - sehen her belasget nnsere m o d e r n e n aud iomet r i schen Me thoden sind, sofern wir uns auf die g le ichm~gige Anzeige der A p p a r a t u r e n ver lassen

kSnnen. Von den Aufgaben , zu deren LSsung die zu besp rechenden Me thoden

dienen, in te ress ie r t hier die Messung der abso lu ten Sehwelle - - fiir unser Gebie t die B e s t i m m u n g der Hersehwel le - - und die Messung yon Un te r -

schiedssehwetlen. W e n n u n t e r Schwelle seh lechth in e in P u n k t des Eben-merk l ieh-se ins

v e r s t a n d e n wird, so k a n n n ieh t deu t l i eh genug ausgesprochen werden, u n d schon FEOtt~E~ weis t da rau f hin, d a b der Pu r ik t des Eben-merk l i ch - seins n ich ts Abso lu tes is t : , ,Weder der ers te P u n k t , wo ein Empf indungs - un te r sch ied eben merk l i eh wird , noeh wo er ve r schwinde t , t iBg sieh ganz genau b e s t i m m e n ; m a n geh t durch ein I n t e r v a l l des Zweifels durch , ob er merk l ich is t o d e r n i ch t . " Auch bei der t IS r sehwel lenmessung g i b t e s eine ~ b e r g a n g s z o n e , innerha lb derer der P a t i e n t im Ur te i l uns icher schwankt , wo er b a l d herr , b a l d n ieh t hSrt , wie auch tier d b - W e r t de r gemessenen Schwel]e sieh bei Wiede rho lung in k le ine rem oder grSBerem

Page 5: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Konstanz u. Streubreite tiberschw, audiometr. Ergebnisse 203

Zeitabstand i~ndert. Man wird das teflweise mit den physikaliseh-akusti- schen Umsti~nden erkl/~ren miissen, dem Sitz des KopfhSrers, der wech- selnden Intensifier des StSrli~rms u./~., wie mit physiologischen und psychischen Faktoren in der Person des Prfiflings.

Die drei Standardmethoden ffir psychophysische Messungen sind die gerstellungs-, die Grenz- und die Konstanzmethode.

Die HersteUungsmethode, genauer die Methode der bestmSglichen Her- stellung ist das niichstliegende Verfahren. Der Untersuchte probiert hin und her, bis er den gesuchten Punkt der Gleichheit, des eben merklichen Unterschiedes usw. erreicht hat . Eine kurze Ausffihrungsanweisung FOWLERS zum binauralen Lautheitsvergleich besagt: 2 Empfi~nger senden den Ton abwechselnd in das rechte und linke Ohr. Durch Versuch und I r r tum ist die Lauthei t der geprfiften Frequenz beidohrig auszugleichen. Diese Ausffihrung unterscheidet sieh yon der Herstellungsmethode nut insofern, als nieht der Untersuchte, sondern der Untersucher das Poten- t iometer bedient. Damit w/~re ein wesentlicher Naehteit der Herstellungs- methode vermieden, n/~mlich die ,,Wissenflichkeit" des selbstherstellen- den Untersuehten. Wenn n/imlich die Versuchsperson Gr5Be und l%ich- tung der Reizverschiedenheit kennt, also um wieviele Dezibel der Tonreiz verst~rkt oder abgeschw/icht wird, so kann er nicht mehr den unmittel- baren, subjektiven Eindruck wiedergeben; das kann er nur, wenn er nicht weiB, ob mehr oder weniger gegeben wird und wenn er ebenso nicht weiB wieviel. Den zweiten Nachteil der Herstellungsmethode vermeidet die FowL~R-Anweisung nicht: Die Methode ~iihi~ nut zu einem Punk t ; dieser liegt irgendwo im unterschwelligen Bereich. Da der Pat ient nicht durch Methode gezwungen ist, bis an die Grenzen dieses untersehwelligen Bereiches zu gehen, werden diese nicht festgelegt. Man weil~ also nicht, wo im unterschwelligen Bereich der Punk t liegt und hat deshalb keinen Anhalt ffir die Wertigkeit dieser Einstellung.

Es mug hier zum Verst~ndnis der Begriff des unterschwelligen Be- reiches erkl~rt werden; er wird in der Audiometrie oft ffir den Bereich des , noch nicht HSrens" angewandt, des unter der Schwelle des HSrens gelegenen Bereiches. Wir wissen aber, da~ die Schwelle eine andere ist, ob sie yon unten (a), aus dem ,sicher nicht H6ren" her, oder yon oben (b), aus dem ,,ganz sicher HSren" her aufgesucht wird. Die Strecke a - - b meint die experimentelle Psychologie mit der Bezeichnung unterschwel- liger Bereich. Es ist also nicht der Bereich ,,sicher nein", sondern der Bereich ,,ich wei{~ nicht sieher ob".

Die Betrachtung fiber den unterschwelligen Bereich ffihrt uns zu der Grenzmethode. ])iese unterscheidet sich einmal yon der HersteUungs- methode, indem nicht die Versuchsperson die jeweilige l%eizgr61]e selbst herstellt, sondern sie dargeboten erh~lt, Das zweite Unterscheidungs- merkmal besagt der Name: es werden die Grenzen des unterschwelligen

Page 6: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

20~ K. SCtm6DER:

Bereiches ermittelt . Sell eine Schwelle bes t immt werden, so wird ein Reiz, der sicher fiber der Schwelle lieg% fortlatdend oder in gleieh- abst~ndigen Stufen verkleinert dargeboten bis die entsprechende Emp- findung aufh5rt, z. B. de r Ton nieht mehr geh6rt wird (Abb. 1). Das ist die ,,Grenze yon oben kommend" . Entsprechend wird yon einem Reiz aus, der sicher unter der Schwelle liegt, die ,,Grenze yon unten kern- mend" gesucht. Dieses Veffahren der auf- und abs~eigenden Reihen wird mehffaeh wiederholt. Der Schwellenwert w/~re dann das ari~h-

metische Mittel aus den verschiedenen Grenzpunkten.

E twa nach dieser Methode pfiegen wir die HSrschwellen einzugabeln. Li2SCHE~ U. ZWISLOCKI wenden ebenfalls etwa

5fenze yon unlez B 2om~end die Grenzmethode an unter zuzfiglicher

Benutzung der Amplitudenmodulation. --5chwelle Da~ es ffir den Pat ienten leichter sei, das

Verschwinden der Tonsehwankungen anzugeben, als deren Auftreten, nehmen

,d ~rezzevonoben sie als Unterschiedsschwelle denjenigen kornmend Wert an, bei dem die Schwankungen ver-

sehwinden. Sie messen also die ,,Grenze yon oben kommend" , verzichten aber ~uf die nach der Erkl/~rung der Grenz-

Abb. 1. Grenzmethode methode zu fordernde Erg/~nzung durch das aufsteigende Veffahren. ] )amit be-

inhaltet die lV[ethodik yon L f f s o ~ R u. Z w I s L o c ~ hinsichtlich der Exakt - hei~ zweifellos die zitierten Naehtefle der Herstellungsmethode. Da es aber bei den ldinischen Untersuchungen nicht auf die exakten Werte wie etwa bei der l~essung einer Absolutschwelle ankommt, ergibt die 1V[ethodik yon Lffso~ER u. ZWISLOeKI anscheinend Vergleichswerte, welche fiir den praktischen Gebrauch genfigen; nur muB sie dann abet auf Grund allgemeiner Absprache yon allen Prfifern einheitlich ent- sprechend der Angabe yon LffSO~E~ u. ZwIsT,oc~ gehandhabt werden, sonst kSnnten methodische Unterschiede auch Untersehiede in den Er- gebnissen verursaehen.

Auch L~GE:~B~CK wendet etwa die Grenzme~hode an, wenn er den Ton yon st~rkeren lntensit/~ten her zun~chst ,,ira Ger/~usch er tr inken" l~Bt (Grenze yon oben kommend) und ihn dann aus dem unhSrbaren wieder steigert bis zum , ,Klar tonpunkt" (Grenze yon unten kommend). Er verwendet abet d~nn nicht das arithmetische Mittel, sondern als Schwelle die Grenze yon unten kommend. Immerhin hat er abet beide Grenzpunkte best immt. Demnach g~lte nnr zum Tell ffir seine Me~hodik, dab sie bezfiglich der Exaktheir die Nachteile der I-Ierstellungsmethode

Page 7: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Konstanz u. S~reubreite tiberschw, audiometr. Ergebnisse 205

babe. Der , ,Klartonpunk~" heb~ sich aber auBerdem besonclers exakt heraus, well wegen der Voradaptation mit dem Gerguseh ein steiler Lautheitsanstieg vorliegt.

Die Grenzmethode hat gegenfiber der Herstellungsmethode auBer der besproehenen gr5Beren Exakthei t noeh den Vortefl der geringeren MZissentlichkei~, da der Pat ient nieht mehr selbs~ ,,herstellt", also nicht mehr fiber Gr6Be und Richtung derVeri~nderung orientiert ist. Bei mehr- father Ausfiihrung der Grenzmethode wird aber immerhin die Richtung der Ver/~nderung bekannt und damit wirkt sieh die Erwartung - - ,,ein- real muB doeh die Grenze kommen" - - nachweislieh auf die Urteile aus.

AuBerdem besteht abet noeh die mSgliche Beeinflussung des Unter- suchungsergebnisses dutch den Prfifenden, dessen Erwargung etwa auf das Einlaufen der Ger~uschkurve in die Ruhekurve o. i~. ausgeriehtet is~. DaB diese Wissentliehkeit des Un~ersuchers tatsi~chlieh aueh eine Rolle spielt, kann bei den zu beriehtenden eigenen Unter- suehungen gezeigt werden. Diese Fehler- quelle wfirde bei einer automatisch regi- strierenden Aloparatur ausgeschal~et, wie sie z. 13. vol, l BJ~t~su benutzt.

Die Konstanzmethode ltW3t sich fiir den Untersnchten vollkommen unwissentlich gestal~en; aueh der Untersueher wird das

/i'//.///x~/x/+ ///I/z

f ?-s f

Do 2sEEF_~--I-~-i-:?-I_=~ dB

Abb. 2. Konstanzmethode: n nein, ] ]a , I fraglich. Du, Do unterster und oberster Schwellenreiz, i IntensitiitsstufengrSBe, n Anzahl der Urteile je Iatensitiitsstufe

Untersuchnngsergebnis unbeabsichtigt weniger beeinflussen k5nnen, und dieMethode ergibt die gr5BteExaktheit der Sehwellenwerte; deshalb soil sie, wie in der Anfgabenstellung umrissen, der Anwendung der klinisch fiblichen Methodik bei den iibersehwelligen Messungen gegeniibergestellt werden. Dieses soll nicht geschehen, um e~wa dureh ihre Einffihrung zu exakteren Werten zu kommen, sie ist ffir den praktiseh-diagnostischen Gebrauch viel zu nmst~ndlich, sondern um aus der Gegenfiberstelhmg zu sehen, wie groB die Streubreiten der klinisehen Routinemethoden ihr gegenfiber sind, ob also deren Exakthei t tatsgchlieh genfig4. Dariiberhinaus ergibt die Konstanzmethode andere Kriterien der Urteilssicherheit, die in dieser Arbeit Anwendnng finden sollen. Es ist daher nicht zu vermeiden, sie in grSBerer Ausfiihrliehkeit zu bespreehen (Abb. 2).

Es wird zunaehst in der gewohn~en Weise eine Schwelle oder ein Lan~hei~sgleichheitspunkt bestimm~, dann dessert benachbarter Bereieh nach hSheren wie tieferen Intensit~ten zu in eine festliegende Anzahl gleichabst~ndiger S~ufen aufgeteil~. Die entsprechenden Reize werden dann im Unterschied zum fiblichen Verfahren mehffach in idealer Un- ordnung angeboten, so dab jede Stufe gleieh hgufig beurteflt wird. Praktiseh wurde bei diesen Untersuehungen auf jeder Intensitgtsstufe

Page 8: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

206 K. SCHR6DER:

der Reiz viermal angeboten. ])er Pat ient beantwortet das Reizangebot mit verabredeten Antworten, z, B. bei der Schwellenbestimmung mit ,,ja", wenn er sicher h5rt, ,,nein", wenn er sicher nieht h5rt, und ,,frag- lich", wenn er sich nicht zu ja oder nein entscheiden kann; entsprechend ,,lauter", ,,leiser", ,,gleich" bei einem Lautheitsvergleieh.

Bei Anwendung zur Schwellenbestimmung wird folgendermal~en be- rechnet: Zun~chst wird der obere Schwellenreiz ermittelt nach der Formel

So = D o + i Xgr . i 2 n

und der untere Schwellenreiz i Xkl �9 i

])abel ist Do der oberste, Du der unterste angebotene Reiz, i die StufengrSBe, Z gr bzw. Z kl die Summe der GrSBer- bzw. Kleiner- urteile, also der ,,ja"-, bzw. ,,nein"-Urteile, oder falls Lautheitsvergleieh der ,,lauter"-, bzw. ,,leiser"-Urteiie, n die Anzahl der ~uf eine Stufe

8o + S,, fallenden Urteile. ])ann ist 2 der Weft der mit der Konstanz-

methode bestimmten Schwelle.

So - - Su bezeiehnet den untersehwelligen Bereich, d. h. ffir Sehwellen- bestimmung, Ger~uschaudiometrieund Intensitg~suntersehiedssehwellen- bestimmung den Bereieh, innerhalb dessen fiber H6ren oder nieht H6ren nicht sieher entschieden werden kann. Ffir den Lautheitsvergleich bezeiehnet So - - Su in unseren Bereehnungen den Bereieh der Lautheits- gleiehheit; an sieh miiBte es jeweils zwisehen lauter und gleieh wie zwischen leiser und gleich noehmal einen unterschwelligen Bereich des Nichtentseheidenk5nnens geben. ])ann w~re man aber v o n d e r klinisch fiblichen 3s zu weir abgekommen, bei der naeh lauter, leiser und gleichlaut gefragt wird. ])er unterschwellige Bereieh ist also im TabeUenbild ausgedrfick~ dureh die Fraglieh- bzw. Gleiehheitsurteile ( = , frgl.).

Sodann wird die ])ifferenz (])iff.) zwisehen der naeh dem Normal- verfahren bestimmten Sehwelle und dem Sehwellenwert naeh Konstanz- methode dureh einfaehe Subtraktion ermittelt.

])ie mittlere Variation (In. V.) der I~:onstanzsehwetle wird erreehnet, indem jeweils fiir eine senkrechte S~ule des Aufzeiehnungsschemas die Sehwelle abgelesen wird, der Abs~and dieser Einzelselawellen yon der Konstanzsehwelle berechnet und von diesen Abstgnden der Mittelwert genommen wird.

Als letztes wurde fiir jede Prfifung naeh der Kons~anzmethode die Anzahl der Intensit~tsstufen bestimm~, in denen uneinheitlieh geurteilt wurde (Stufen u. U.),

Page 9: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur I(onsSanz u. StreubreRe iibersohw, audiometr. Ergebnisse 207

Die angefiihrten vier Kriterien der Urteilssicherheit, welche die Kon- stanzmethode ~fir unsere Fragestellung bot, seien an zwei Beispielen einer Schwellenbestimmung demonstriert (Abb, 3).

Der linke Prfifling maeht sehr siehere Angaben. Zwisehen oberem und unterem Sehwellenreiz finder sieh kein unterschwelliger Bereieh. Die Sehwelle l~uf~ als gerade Linie, sie variiert nicht. Es finder sieh keine Stufe ungleichfSrmigen Urteils. Die Differenz zwisehen dem Schwellen- wert naeh Konstanzmer und dem nach Normalverfahren betr~gt 2,5 db = ~/~. Intensit~tsstufe.

-z,s ~'A//.//, y / / / / / .

o o z - _ Z _ _ _ J _ _ _ L _ _ : A - _ -

s : - - Z - - - - ] - - - - - ~ - - - - ~ : - -

So z0z = ~ _ ~: :_L= :_ :_ j___ =:_Z_: tB

5y r

/~ 6,25 50

S o g

g~

. . . . . Schwelle

. . . . . .

" / / / ///~ I

~i~_--::•

Diff. - - 2 ,5 db - -0 ,62 db ~ , fragl . 0 6.25 db m . V . O 3,125 db S tufen u . U . 0 15,0 db

Abb. 3. Zwei Beispiele der Schwel lenbes t immung. L inke r Pa t i en t u r t e iR sicher; rechter Pa t ien$ zeigt Unsicherhei t des Urtei ls

Der rechte Pat ient zeigt, durch die Fraglichurtefle ausgedrfickt, einen unterschwelligen Bereich, der sich fiber 3 Intensit~tsstufen verteilt. Die Sehwelle variier$ in den senkrechten Sgulen.

Die mehr oder minder groBe Klarheit des Tabellenbildes drfickt sich in den beigeffigten Zahlen aus. M_it diesen kann nun sta~istisch gearbeitet werden.

, ,Di f f . " , also die Differenz zwisehen dem Schwellenwert des Konstanz- verfahrens und dem Ansagewert ffir die Sehwel]e bei dem Normalver- fahren ist ffir sich zu betrachten, denn im Gegensatz zu den drei iibrigen Ansgtzen entsteht sic aus dem Vergleich zweier verschiedener Verfahren. Sie sol], wie in der Aufgabenstel]ung gesagt, eben aus diesem Vergleieh heraus die mehr oder weniger groBe Unsieherheit zeigen, die der Sehwel- lenbestimmung, ebenso der Best immung des LauSheitsgleiehheitspunktes, des Klartonpunktes, wie der Unterschiedssehwelle mit dem Normal- verfahren anhaftet .

Die fibrigen 3 Ansgtze: unterschwelliger Bereich, mittlere Variation und Anzahl der Stufen ungleichfSrmigen Urteils sollen die Sicherheit bestimmen, mit der in den einzelnen fiberschwel]igen Methoden geurteilt wird. Eine , , B e l a s t u n g " mit StSrlgrm, Coffein und Luminal sol] zus~tzlich zeigen, in welchem Umfang diese Urteilssieherheit bei den verschiedenen

Page 10: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

2 0 8 K . S C t t ~ D E R :

Meth0den. zu erschfittern ist. Diff., = fragl., m.V. und Stufea u .U . wurden aueh fiir die Bestimmung der Luitlei~ungsschwellen ermittelt. Der Vergleich der dafiir gefundenen Werte mit denen bei den einzelnen iiberschwelligen Methoden wird wiederum Riickschliisse zulassen, in welchem Umfang diese (die iiberschwelligen Methoden) mehr Unsicher- heitsfaktoren enthalten als die Schwellenbestimmung.

Die Kons~anzmethode setzt an sich gleichgrol3e Intensit/~tsstufen voraus. Bei der Unterschiedsschwellenmessung nach L O s c ~ u. ZWlS- LOCKI sind diese am Potentiometer verschieden grog bezeichnet. Die Aus- wertung der Intensiti~tsunterschiedsschwellenmessung nach der Kon- stanzmethode wurde daher mi~ einer aus der graphischen Darstellung der Idealgebiete sich ergebenden, abgewandelten Formel vorgenommen, indem start

i Z g r . i S o = D o + 2 n

angesetzt wurde: No=Do_ ~ i Z(grO--O,3).O,l @grO,4.0,15+grO,6.0,3@gr l,O.O,4 u s w .

2 n (ffir Unterschiedssehwelle)

i und Su z D~ - - ~ - + Bruch wie oben.

( Unt ersehiedsschwelle) i

Dabei wurde natiirlich auch~-entsprechend der Gr5ge yon Do oder

D~ wie in dem groBen Bruch variiert.

Setzt man in einer tabellenmi~Bigen Erfassung fiir i, also die ange- wandte In~ensitiitsstufe bei Luftleitung, FowLE~-Test und Gergusch- audiometrie nicht 5 db an, sondern die GrSge 1, dann kann man in diesen Tabellen ffir den LffscH~-Test , der in anderer GrSBenordnung miBt, mindestenS die Kriterien: Stufen u. U. und = , fragl, zum Vergleich benutzen, denn die Aussage: 3 Stufen ungleichf6rmigen Ul~eils besagt zungehst fiir jede Methode dasselbe; die Wertigkeit im Rahmen der einzelnen gepriiften Methode wgre sparer gesondert zu besprechen. Die Anzahl der = , fragl.-Urteile bezieht sich ebenfalls auf die Stufe als 1, insofern jeweils 4 Urteile eine Stu~e bilden.

III. Besprechung einiger psychophysischer Faktoren und entsprechender Versuche

1. Zur Audiometrie im allgemeinen So wie die Aulgabe dieser Arbeit nieht darin gesehen wird, unter

Labora~oriumsbedingungen Absolutwer~e zu bestimmen, sondern die kliniseh iibliehen Methoden mig Gebrauchsapparaturen nnd unter Ge- brauehsbedingungen auf ihre Urteilssioherheit und die Konstanz ihrer Ergebnisse zu nntersuehen, so sollen aneh hier nieht die psyehophysisehen

Page 11: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Konstanz u. Streubreite iiberschw, audiometr. Ergebnisse 209

Daten aufgeffihrt werden, die z. B. in den l~/Ionographien yon STEVENS U. DAVIS oder yon HIRSR niedergelegt sind. Es seien abet vor dem Bericht fiber die in der Aufgabenstellung umrissenen Untersuehungen, einige psychophysische Faktoren besprochen, welche sieh in allen audio- metrischen Bestimmungen auswirken oder in der einen oder anderen fibersehwelligen Methode in besonderem MaBe. Von ~uBeren Umst~nden, welche auf die Empfindung EinfiuB haben, muB den Audiologen besonders die Zeitdauer interessieren. Eine Empfindung kling~ bisweilen nur lang- sam an; der Vorgang ira Sinnesorgan tritt offenbar nicht sogleich in roller St~rke ein, sondern braueht Zeit. Bei langer Reizdauer nimmt die ]~mpfindungsstErke wieder ab, es tritt Ermfidung ein. Von subjektiven Faktoren~ beeinfluBt die Aufmerksamkeit die Unterschiedsempfindlieh- keit und in ~hnlieher Richtung rut es die Erwartung. Bei zu hiiufiger Wiederholung kann sich einerseits eine GewShnung ausbilden, welche die Aufmerksamkeit schw~eht, aber zugleich kann ~bung die Wahr- nehmung verfeinern und das Urteil erleichtern. Der Zeitfaktor nimmt offenbar eine gewisse Schliisselstellung ein zu den beiden fiir die Audio- metrie anscheinend wiehtigsten anderen psychophysischen Faktoren der ~rbung und der Ermfidung.

Die Ermfidung stellt einen komplexen Begriff dar, den wit aufzu- spalten versuchen wollen. LA~G~N~ECK (4) faBt die HSrermfidung als ErsehSpfung des gesamten cochlearen Stoffwechsels auf; nach RAWDO~- SMITH ist ein Teil der Effekte, die wir als Ermiidungserscheinungen des Ohres ansprechen, zentralen Ursprungs, denn er land, dab bei Reizung eines Ohres auch im anderen Ohr eine Sensibilitgtsermfidung auftritt. Beides, auch die zentrale Ermfidung were wie die des l~eceptors im Stoffwechsel eventuell 5rtlich zu erfassen, ist also ein physiologisches Geschehen.

Bei einer langdauernden Audiometrie wird zu dieser H6rermfidung noch etwas anderes treten: der Untersuchte verliert seine Frische und Aufgesehlossenheit gegenfiber dem Experiment, er wird lustlos, dem Ver- such abgeneigt, er ,,hat es salt". Das ist der psychologische Begriff der Mfidigkeit; und wenn der Untersuchte unbequem sitzt und gar noch den Kopfh6rer selbst ans Ohr halten muB, kann schlieBlich noch eine all- gemeine kSrperliche Ermfidung sich zugesellen und das Auftreten der Mfidigkeit beschleunigen.

Sehlieglich ist noeh die Adaptation yon der HSrermiidung zu trennen. Naeh RA~x~ (1) sollte der Ausdruek Ermfidung auf Zustgnde besehr~nkt werden, ,,die nach lgngerer oder starker Beanspruchung sich erst im Laufe 1/~ngerer Zeit, etwa nach einer durchschlafenen Nacht, wieder aus- gleichen, und die mit einer Minderleistung des Organs verbunden sind". Dagegen sei Adaptation ,,die Umstimmung der Sinneszellen auf einen anderen Absolutbereich ihrer Empfindlichkeit". Man hat sich bekanntlieh

Page 12: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

210 K. SCHRODERi

sehon viel gefragt, inwiefern Adaptation, HSrermfidung und allgemeine Mfidigkeit i n dem Akt der Audiometrie zur Auswirkung kommen, wie welt bereits mit der fibliehen Teehnik darauf Rficksieht genommen ist und wie man, z. B. fiber den damit gekoppelten Faktor Zeit, Vorsorge treffen kann.

Es wurde schon yon der aktiven Beteiligung der Versuchsperson am audiometrischen Experiment gesprochen. Die Konzentrat ion auf den Prfifton, die aktive Abschaltung aller StSrmomente mfissen den Unter- suchten ermfiden. Deshalb ist es die Aufgabe des Untersuehers, die objek- riven Versuehsbedingungen so zu gestalten, dab mSgliehst wenig zus~tz- liche Konzentrat ion zur Abwendung von StSrmomenten erforderlich ist: Man prfift in einem mSglichst ger~usehfreien Raum; es dfirfen sieh nicht darin gleichzeitig andere Vorg~nge abspielen, welche visuell ablenken kSnnen. Die Versuehperson soll bequem sitzen, Luftleitungs- und Knochen- hSrer in geeigneter Weise am Kopf des Untersuchten befestigt sein, um auch die kSrperliehe Ermfidung durch deren Halten zu vermeiden.

Es bleibt die Tatsache bestehen, dab alle Schwellenmessungen unter stillschweigender Voraussetzung dauernd gleieher Konzentrat ion stehen, und ebenso die fibersehwelligen Messungen, welche anscheinend einmal oft sehwierigere Urteile verlangen und andererseits,teilweise reeht zeit- raubend sind. GleichmEBigkeit der Konzentrat ion kann abet niemals ]gnger als eine - - zwar individuell verschieden - - begrenzte Zeit voraus- gesetzt werden; Dauerkonzentration bringt einen groBen VerschleiB mit sieh. Es ist daher sinnvoll, Pausen einzulegen, in denen der Patient weiB, dab nichts yon ihm erwartet wird, und ihm ein Vorsignal zu geben, das ibm eine angemessene Vorbereitungszeit siehert vor seiner erneuten Beobachtung und Aussage, damit seine Bereitsehaftsimpulse znr Her- stellung einer gfinstigen Ausgangslage voll wirksam sein kSnnen. Dieses Vorsignal geben die experimentierenden P~ychologen 1,5--2 see vor dem Reizangebot. In den Anweisungen zur Audiometrie wird vorgesehlagen, jede neu zu plffifende Frequenz dem Patienten kurz fiberschwellig an- zubieten; wird dieses im reehten Zeitabstand gemaeht, so w~re der Pat ient einerseits unterriehtet fiber den Sinneseindruek, auf den er sieh einstellen soll, und gleiehzeitig w~re ibm das Vorsignal gegeben. Solehe MaBnahmen sind zweckm~Biger als die wiederholte Aufforderung, sich zu konzentrie- ren. Li~SOH]~R (2) wies darauf hin, dab gerade intelligente Menseben viel weniger als primitivere imstande sind, ein unbefangenes Sinnesurteil abzugeben. Die wiederholte Aufforderung zur Konzentrat ion wfirde deren Unsicherheit nur vermehren. Man wird die Zuwendung erreichen mfissen, indem man durch Zwischenfragen immer neu das Interesse tier Versuehsperson erweckt, einen wachen Kontakt mit ihr anfreCht erhalt und indem man dem Gegenspieler der Aufmerksamkeit, der Mfidigkeit dutch Einbeziehung des Zeitfaktors entgegenarbeitet.

Page 13: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuohungen zur Konstanz u. Streubreite iiberschw, audiometr. Ergebnisse 211

Es fehlt in der audiologischen Literatur nicht an Untersuchungen, die den Zeitfalctor betreffen. Sie beziehen sich mehr auf die mit dem Zeitablauf eintretende _il~nderung in der Reaktion des Sinnesorgans. Man kann durch zeitliehe Begrenzung versuchen, es nicht erst zur ,,Ermii- dung" ( ~ Mfidigkeit -~ HSrermfidung oder Adaptation) kommen zu ]assen, oder abet indem man den Zeitfaktor so systematisch regelt, daG man wenigstens bei allen Prfiftingen ein m5glichst gleiches MaB yon ,,Er- mfidung" annehmen daft. Das letztere erreicht z .B. die Apparatur v. BBx~sYs dutch mechanisch bedingte Gleichsehaltung des Zeitfaktors; auch MEISTER schlug aus diesem Grund vor, bei Verdeckungsmessungen Ton- und Ger/~uschspektrum automatisch zu koppeln und die Inten- sit~tsstufen yon Geri~usch und Ton immer im gleichen kurzen Zeitschritt mechanisch zu vollziehen. SCHUBERT (2) versucht bei seiner Prfifung der TonhShenunterschiedsempfindlichkeit gleichzeitig die StSrung durch UbungsmSglichkeit auszuschalten, indem er bei allen Pabienten gleich- m/iGig, wenn der TonhShenunterschied nach viermaligem Wechsel nieht erkannt worden war, den n/ichst hSheren Weft anbietet und um auch HSrermfidung und Adaptation zu beriicksichtigen, nach jedem MeGwert 5 sec Pause einlegt, nach jeder MeGreihe 2 rain und nach 3 MeGreihen 5 min Pause.

Wie rein audiometrische Ergebnisse auf den Zeitfaktor reagieren, konnte bekanntlich z. B. HOOD (2) zeigen, als er das schnelle Einsetzen der Adaptation des HSrorgans berficksichtigend bei einem Tonangebot yon 0,3 sec bessere Sehwellen maG, d. h. solche mit geringerem HSrver- lust als bei l~nger dargebotenen TSnen. Bei der Ger~uschaudiometrie wird auger dem jeweiligen Tonangebot noch ffir die gauze Dauer einer Kurvenbest immung ein Geriiusch dargeboten. Damit mfiGten sich zwangs- l~ufig Adaptation und HSrermiidung in diesen Untersuchungen besonders stark auswirken - - ZANG~MEISTB~ hat diese Befiirchtung ausgesprochen - - und es wird zu prfifen sein, wie sich diese auf das Ergebnis der einzelnen Kurve auswirken. Versuchsanordnung und Ergebnisse werden bei der speziellen Besprechung der Ger/iuschaudiometrie berichtet.

Der Zeitfaktor spielt auch auger in seiner Kopplung mit den Er- miidungs- und Adaptationserscheinungen eine selbst/s Rolle ffir die Audiometrie, insofern die Tonempfindung nicht sofort mit dem 1%eiz anklingt und nach seinem Abschalten nicht sofort abklingt. ~ltere Ver- suche KAFKAS ergaben, da$ schwache TSne zur Erreichung der hSchsten Intensit/% 1,7 sec brauchen, und sehr leise TSne benStigten mehrere Sekunden zu ihrer vollen St/irke. Wenn das zutrifft, kSnnte also ein 1/~ngeres Verweilen bei einem Reizangebot einen Ton noch hSren lassen, der bei dieser Reizst~rke vorher nieht empfunden wurde. Im allgemeinen wird yon sehr kurzen Anklingzeiten berichtet. Verkfirzt man einen Ton unCer eine gewisse !V[indestkennzeit, so geht der Toncharakter verloren

Page 14: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

212 K. ScrmSDm~:

und man hSrt nur noch ein kurzes Knacken. Die Kennzeit variiert mi t de rTonh5he und aul3erdem interlndividuell, insofern musikalische Men- schen kfirzere Kennzeiten haben als andere und schlielMich ~ndert sie aueh bei verschiedenen Arten der Schwerh5rigkei~ ihre GrSl~e [Sc~uB~T (2), M]~u (1, 2)], so dal~ versucht wurde, auch dieses Ph/~nomen zur topischen Diagnostik zu benutzen. Dabei wurden Zeiten in einer GrSl~enordnung yon 0,005--0,060 see angewand~. Auch STIrrErS u. DAv/s fiihren Werte an, die zwischen 0,01 sec bei den Mittelfrequenzen und 0,025 see bei den tiefen und hohen TSnen schwanken. Demnach hgtte die Zeitdauer bei der Routineaudiometrie praktisch keine untere Grenze, denn unter 1/1 o see anzubieten, wird auch dem eiligen Untersucher kaum einfa]len. Die kurzen Kennzeiten gelten aber fiir Laboratoriumsbedingungen und ffir besondere Zuwendung auf die kfirzesten Werte. LAz~Gw~a3a~cx weist in seinem Leitfaden der Audiometrie darauf hin, dal~ man der Einschwing- zei~ der Labyrinthfliissigkeit die pers5nliche Reaktionszeit addieren mfisse und fordert ffir die Routineun~ersuchungen die Mindestzeit yon 1 sec Verweildauer bei jeder kritischen Intensitgtsstufe. U m zu priifen, ob ein 1/~ngeres Tonangebo~ entsprechend der KAFKAschen Mitteilung die Schwellenlage beeinflussen kann, z. ]3. bei glteren oder schwerfglligeren Pat ienten mi t 1/~ngerer Reaktionszeit, haben wir Untersuchungen mit Langzeitangeboten gemacht.

Als Abklingzei~ fand MATZKE~ die Grenze des SukzessivhSrens bei 1/~ 3 sec. ~qach S T ~ v ~ s u. DAws erlisch~ der Ton unabh/~ngig yon der Intensi tgt erst etwa 0,14 sec nach AufhSren des Reizes. Da bei Modula- tionen, zum mindesten bei der L ~ ) s c ~ s c h e n Anwendung, nait einem Rhy thmus von hSchs~ens 3 Wechseln je Sekunde gearbeitet wird, wiirde auch hier keine Beeintrgchtigung der Ergebnisse zu erwarten sein.

Eine andersartige Bedeutung hat der Zeitfaktor noch, wenn zwei GrS~en miteinander verglichen werden sollen; dann spielt die Art der zei~lichen Au~einanderfolge under Umstgnden eine entscheidende Rolle ffir das Ergebnis. Sollen die Vergleichswerte simultan oder sukzessiv angeboten werden, unmit telbar nacheinander oder durch eine Pause getrennt ? Diese Fragen sind fiir die Methodik des binauralen Lautheits- vergleiches wichtig und werden dort n/~her besprochen und untersucht werden mfissen.

Ansch]iel~end zwei Versuche zur allgemeinen audiometrischen Me- thodik:

Die raeis~ beniitzten Audiometer haben bekannt.lich Signallampen, die mi~ Ful~tasten oder I-IanddruckknSpfen betrieben werden. Manche Pat ienten empfinden die Benutzung dieser Tasten, insbesondere der Fuf~tasten als Erschwernis des Versnches, so dal~ manche Untersucher die Tasten fortlassen und zur miindlichen Ansage mit , , jetzt" und ,;Schlul~" zurfickkehrten. Zu der persSnlichen Reaktionszei~ des

Page 15: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur J02onstanz u. Streubreite fiberschw, audiometr. Ergebnisse 213

P r o b a n d e n v o m Aloperz ip ie ren des P r i i f t o n e s bis z u m Ingangse~zen d e r

S p r e c h m o t o r i k ode r z u r B e w e g u n g de r T a s t e n w i r d ~ n n e h l n b a r n o c h m a l

e ine R e a k t i o n s z e i t f i ir die Z u o r d n u n g s r e a k t i o n b e n S t i g t . D e s h a l b d u r f t e

a n g e n o m m e n werden , dal3 be i gleichm~13igen e t w a 1 s e c - S c h r i t t e n y o n

e iner I n t e n s i t ~ t s s t u f e z u r n ~ c h s t e n be i de r S igna l a r t , we lche d ie l~Lngste

t~eak t ionsze i t e f fo rde r t , l e i ch t e r e ine S c h w e l l e n i n t e n s i t / i t f i b e f f a h r e n

wi i rde u n d desha lb d ie so g e m e s s e n e S c h w e l l e n k u r v e ung t i n s t i ge r l i egen

wi i rde ~ls be i d e n f ibr igen.

Versueh 1. Bei 16 Normalhbrenden wurde die Luftleitungsschwelle an 3 aufeinander folgenden Tagen einmal mit mtindlicher Ansage nnd je einmal mit Handtaste und mit Ful~tastenbenutzung bestimmt. U m ~bung auszuschliel3en, wurde die Reihenfolge der Reaktionsarten in idealer Unordnung gewechselt. Die

C C C 7 G Z C 3 C g C 5 g 6 /28 P

. % ~ . 20

JO I i i

Abb. 4. (Versuch 1) Vergleich zwischen mechanischem Sio~nal und miindlicher Ansage. Durchgezogene Linie: Itandtaste, Punktierte Linie: Ful~taste, strich-punktierte Linie: mfindliche Ansage, Ziffern:

db-Un~erschied gegeniiber Handtaste

Kurven wurden auf verschiedenen Kurvenbl i t tern eingetragen, damit die Wissent- lichkeit des Untersuchers das Ergebnis nicht beeinflugt. Abb. 4 zeigt die Durch- schnittswerte der Untersuchungen. Von 2 Frequenzen bei miindlicher Ansage abgesehen, ergibt die tIandtastenbenutzung die giinstigste Schwellenlage. Die Unterschiede sind aber so gering, dab sie fiir die praktische Audiometrie zu ver- nach]/~ssigen sind. Da bei Benutzung der zwei t tandtasten des Atlas-Audiometers ge]egentlich ein Pat. ganz mechanisch und nnerwartet den Ton im nicht gepriiften Ohr anzeigL also ein HeldiberhSren der T6ne anf das andere Ohr feststellt, scheint die Benutzung der Handtasten gerade fiir schwerfillige Pat. zweckmil~ig zu sein.

Versueh 2. Bei 16 Normalh6renden wurde begonnen in der iiblichen Weise abc a eine Luftleitungsschwelle zu messen. Wenn dann z. B. c a, c 4, c s bestimmt waren, wurde bei c a ein 5 db geringerer ItSrverlust eingestell~ als der vorher ermittelte. Schwellenwert und abgewarte~, ob der Pat. nach bis zu 10 sec , ,H6ren" angab; wenn ja, so warde wieder nm 5 db zuriickreguliert und der Versuch wiederholt. Diese Langzeitangebote wurden so in die iibliche Schwellenpriifung eingeb~ut, dab die Wissent]ichkeit der Untersuchten so weit als mSglich vermieden wurde. Bei 16 Ohren und je 7 untersuchten Frequenzen, also bei 112 Einzelfrequenzschwellen wurde 28real eine Schwellenverbesserung erzielt; dabei waren diejenigen Besserangaben nicht vermerkt worden, bei denen sofort bei der Ik'eueinstellung das Signal gegeben wurde. 22ma l wurde um 5 db, 6mal um 10 db der angegebene HSrverlust verringert. Die Zeit, nach der auf den Tonreiz angesprochen wurde, variierte zwischen 2 uncl 9 sec. Die Verteflung auf die Frequenzen zeigt Abb. 5.

Es solI nicht verhehlt werden, dal3 bei einer vorher yon der technischen Assisten- tin durchgeftihrten Untersuchungsreihe so regelmaBig HSrgewinne erzielt Waren, dab Zweifel an der Exakthei t der Untersuchungen auftauchten. Sie iu~erte in ihrer

Page 16: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

214 K. S C ~ R :

Verwunderung fiber die Kritik, sie habe angenommen, diese Resultate seien or- wafter worden. ])as ergab also ein Beispiel ffir das bei der Einfiihrung in die psycho- logischen MeBmethoden fiber die Wissentlichkeit des Untersuehers gesagte: kein Untersucher weft], in welchem Umfang er trotz bester Absicht durch seine Erwar- tung eines bestimmten Ergebnisses das Zustandekommen eben desselben herbeifiihrt. Vielleicht wird unbewuBt der Untersuchte dutch einen Blick zur ~uBerung auf- gefordert, beim Lautheitsvergleich der Ton, der ein ,,lauter"-Urteil ergeben mfil~te, unbeabsiehtigt etwas lgnger dargeboten u. g. Bei diesen Langzeitversuchen kann aui3erdem trotz der Bemiihung, das Angebot anscheinend zwangslos in den Gang der normalen Schwellenbestimmung einzubauen, der Pat. jeweils rein dem Zeit- rhythmus nach den n~ehsten Ton erwartet haben. Es seien also die Ergebnisse mit

C C C ~ ~ 2 C 3 Ctz (;5 C6 128

o

lO

2o

3o

41o

50

80

70

8L d.#

2;'5 4z~5 2x5 3*5 I

3•

J

3 ~5

i

/ /

3~5 5-• I I

l~lO 2xlO

f Abb. 5. (Versuch 2) Langzeitangebote bei 16 Normalohren.

Verteilung der 5- bzw. 10 db-Verbesserungen auf die Frequenzen

aller Vorsieht bewertet, und nur in dem Sinne verwandt, dal~ es nicht gleiehgfiltig ist, wenn yon dem fibliehen, gleiehm~Bigen Weiterrfieken am Potentiometer bei einzelnen Frequenzen abgegangen wird, dab also tunlichst das Tonangebot auf den verschiedenen Intensitatsstufen gleieh lang zu geschehen hat.

Ergebnisse 1, I - Iandtas tenbenutzung ergibt gegenfiber Ful~taste und miindlieher

Ansage die giinstigste Schwellenlage; Unterschiede aber so gering, dab ffir prakt ische Audiometr ie zu vernachl~ssigen. Regelm~l~ige Benu tzung yon zwei H~ndtas ten lassen gelegentlich den Pa t ien ten d~s t terfiberhSren au~ das nicht geprfifte Ohr anzeigen; auch deshalb I-[andtaste vorzuziehen,

2. Langzei tangebote besti~tigen a), dab tunl ichst das Tonangebot auf den verschiedenen Intensi t~tss tufen gleich ]~ng zu geschehen ha t und zeigen b), dai~ die Wissentlichkeit des Untersuchers unbeabsicht igt durch E rwar tung eines bes t immten Ergebnisses d~s Zus t~ndekommen des- selben herbeifiihren oder begfinstigen kann.

2. Zum binauralen Lautheitsvergleieh

Das Wesen des binauralen Lautheitsvergleiches nach F o w ~ ist bekannt . Die Aufgabe der Schwellenmessung, also die Frage HSren oder Nichth6ren stellt das Leben h~ufig; ihre LSsung l ~ n n lebenswichtig sein.

Page 17: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Xonstanz u. Streubreite iiberschw, audiometr. Ergebnisse 215

Auch der Vergleich zweier Lautst~rken ist keine ungewohnte Aufgabe. Das trifft aber nicht zu auf den Vergleich der rechtsohrigen Lautheit mit der des linken Ohres. Das kommt im t~glichen Leben nicht vor.

Wir wissen ferner, dab die Ohren, welche ein positives Recruitment zeigen, im allgemeinen auch eine Diplacusis aufweisen. In dem schwerhSri- gen Ohr mit positivem Recruitment wh'd der physikalisch gleich definierte Ton qualitativ anders empfunden als im normal hSrenden; zumeist wird er wohl als heller angegeben. ])as ist eine zus/~tzliche Erschwerung des Lautheitsvergleiches (ScEg]~ERT (1). Gelegentlich fragen Patienten, bei denen auf ein und derselben Frequenz der Test ausgeffihrt wird, ob man das nicht besser ,,mit dem gleichen Ton" machen wiirde und driicken so einerseits diese Erschwernis aus und verraten andererseits damit ihre Diplacusis. Zu der Erschwerung dureh die pathologische Erscheinung der Diplacusis addiert sich die Tatsache, dab immer, selbst bei dem Ohrgesunden, die TonhShenempfindung bei feststehender Frequenz als Funktion der Intensit~t variiert, und zwar nehmen mit zunehmender Lautst/~rke tiefe TSne welter an TonhShe ab und hohe TSne erfahren eine weitere TonerhShung [I~A=~KE (2, 3)]. LANG~.WB]SCK (8)wies darauf bin, dal] der RecruitmentschwerhSrige infolge seiner Diplacusis und der ]etzteren Tatsache eben nut die dem Helligkeitsgrad seiner abge/~nderten Ton- empfindung entsprechende Lautheit registrieren kSnne.

Wie im vorigen Kapitel erw/~hnt, spielt der Zeitfaktor ffir denFowL~R- Test als dem Vergleich zweier GrSl]en eine besonders Wichtige Rolle. Seine Bedentung hat aul~erdem bekann~lich zum Ver]assen des friiher auch angewandten Dauertonverfahrens geffihrt. HOOD (1, 2, 3) zeigte, dab bei gewissen Erkrankungen der Sinnesreceptoren, so bei Morbus Menibre die Anwendung yon Dauerreizen das Recruitment zum Verschwinden bringt, ja es mitunter in sein Gegenteil verwandelt. Man kann sich das so vorstellen, dab die ausgeruhte Sinneszelle bereit ist, auf einen kleinen Reiz hin eine grolte Lautheitsempfindnng zu vermitteln. Bei anhaltendera t~eiz bricht aber diese hohe Anfangsempfindlichkeit zusammen, und die Lautheitsempfindung nimmt ab. Das Ruhepotential der erkrankten Ze]le kann im Recruitmentf~ll so grol~ sein wie das der gesunden; dauert aber der l%eiz lgnger als Sekundenbruchteile, so nimmt die Lautheitsempfindung, welche diese erkrankte Sinneszelle vermittelt, schneller und in grSl]erem Mal~e ab, als bei der gesunden Sinneszelle. HOOD benutzte als Reiz, der die- ses pathologiseh schnelle Zusammenbrechen der Lautheitsempfindung ver- meidet, Kurztonangebote yon 0,3 sec, denen jeweils 1,5 sec Pause folgte.

Nach FR6B~S ist bekannt, dab die Verschiedenheit zweier fester Reize am besten bemerkt wird, wenn sic durch eine Pause yon einigen Sekunden geschieden sind; auch /~ltere Versuehe fiber Tonst/~rken (LEHMA~T~r zeigten regelm/s zwischen 3--6 sec eine Konstanz oder ein geringes Steigen der Urteilssicherheit.

Arch. Ohren-usw. Heilk. u. Z. ] ta ls-usw. neilk. , Bd. 170 16

Page 18: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

216 ~(, ScI~6DE~:

In einer Arbeit zum Zeitirrtum in der HSrempfindung hat POSTMAN festgestellt, dab die letztere noch genauer zeitabh~ngig ist, insofern die erinnerte Lauthei~ eines abgeschalteten Tones zun~chst wKchst und dann abnimmt. Da man bei einem Lautheitsvergleieh zwischen zwei sukzessiv angebotenen TSnen die erinnerte Lautheit des ersten Tones mit dem zweiten Ton vergleiche, so seidie Zeit, die zwischen dem erstenund zweiten Tonangebot liegt, entseheidend fiir das l~esultat dieser Messung.

u 3 lind 4. ~be r Versuche (3 und 4) zum Zeitrhythmus im Fow- LeR-Test siehe KongreBbericht 1955, S. 418. t i ler nut die Ergebnisse.

Ergebnisse t. FowL~mTest so ausgeffihrt, dab das Tonangebot am Vergleichsohr

dem am ,Prfifohr unmittelbar folgt, ergibt die relativ grSGte Anzahl yon Lautheitsg]eiehheitsurteilen ( 60 ~o)- Verfahren mit 5 sec Abstand zwischen den Tonangeboten ergibt das ausgeglichendste Bild (50 ~o Lautheitsgleich- heir, je 25 ~o Lauterempfindung flit 1. und 2. Ton). Die erinnerte Laut- heir des 1. Tones w~ehst, zun~chst um dann wieder zu schrumpfen (Besti~tigung zu POSTMAn).

2. Vergleich des ,,mechanischen 2 x 1 sec Wechseltaktes" mit .1 • je 11/2 sec Tonangebot aneinander anschlieflend" und mit , ,5 see Tonabstand" ergibt nach Konstanzmethode fiir den letzteren Modus die grSBte Ur~eils- sicherheit (Untersehiede nicht sehr groB).

3. Zur Ger~iuschaudiometrie

LArGE,BECK stellt schon in seiner ttabilitationsarbeit fiber ttSren im L~rm heraus, dab dies im Gegensatz zum HSren in der Stille eigentlich das physiologische, den allgemeinen Lebensbedingungen angepaBtere HSren sei. Er stellt alas Vertrautsein ffir jedes hSher organisierte Lebe- wesen mit dem Lauschen auf einen Ton, einen Warnruf o. 2., der das immer vorh~ndene Umgebungsger~usch fibertSnt, den unter allgemeinen Lebensbedingungen vSllig ungewohnten Anforderungen gegenfiber, die der Vergleich einer linken mit einer rechten Lautbeit und d~s H6ren oder ~ichthSren einer Lautst~rkemodulation an es stellt. LA~GENBECK betont ebenfalls schon ii1 frfiheren Arbeiten, wie genau die Angaben fiber HSren und NichthSren im Ger~usch seien, so dab die Angaben dabei beinahe die Exakthei~ einer physikalischen Messung erreichten. HSr- sehwellenkurven neben verschiedenen Intensit~ten des Ger~usches seien sehr schnell zu messen, da die Angaben der Versuchspersonen dabei sehr viel sehneller und sicherer erfolgen, als bei der eigentlichen ttSrschwelle in vollkommener Ruhe. Dies ist bekanntlich damit zu erkl~iren, dab Ger~uschgegenwart auch bei NormalhSrenden eine Herabsetzung der Empfindlichkeit des Ohres mit positivem Recruitment erzeug~ (FOW- LER (3), ABERG, STEINBEI~G U. G~RDNER). Auch hat v. BEKESY (2) lest-

Page 19: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Xonst~nz u. Streubreite iiberschw, audiometr. Ergebnisse 217

gestellt, dab die Unterschiedsschwelle fiir Amplitudengnderung mit steigender Adaptat ion immer kleiner wird und RA~XE (]~ANKE-LuLLIES S. 133) setzt das dem klinischen Recrui tment gleich. Bei der Ger~useh- audiometrie wiirde demnach immer die Schwelle bei posit ivem Recruit- ment und entsprechend niedriger Unterschiedsschwelle gemessen, des- halb die sicheren Angaben der Patienten.

Man kSnnte einwenden, dal~ LA~G]~BECK mit seiner Methode ein Recrui tment feststellt, welches er erst durch das Ger/~usch erzeugt hat. Tats/~chlich bes t immt er abet offenbar nicht das Recrui tment a]s solches, sondern er eliminiert aus den NervenschwerhSrigkeiten die gangliongren zufolge ihrer pathologisch gesteigerten Verdeckbarkeit.

Es wurde besprochen, dab LANGE~]3ECK bei der Ger/~usch-Tonschwelle zun~chst die ,,Grenze yon oben kommend" sucht, das Er t r inken des Tones im Ger/iusch, um dann allerdings als ,, Grenze yon unten kommend" mit langsam ansteigender Intensit/~t den , ,Klar tonpunkt" festzulegen, als den Punkt , wo der Ton deutlich in seiner ganzen Charakeristik neben dem Ger/iusch erkannt wird. LANGE~]SCX begrfindet diese Methodik:

,,Kommt man unterschwellig mit dem Ton in das Cer/~usch herein, so merkt man besonders in den hohen Tonlagen unklar eine gewisse Xnderung des Ger~usch- charakters, die manchmal yon dem Pat. falschlicherweise schon als TonhSren an- gegeben wird. Die Angaben dabei sind aber sehr wechse]nd und unbestimmt. Der Augenb]ick des Ertrinkens im Gerguseh bei Ann/~herung yon iiberschwelligen Tonintensit/~ten her wird dagegen sehr prazise und eindeutig angegeben..."

Auf~erdem legt LA~GENBECK Wert darauf, dal] der Pat ient den Ton vorher deutlich erkannt habe, dessen Ertr inken im Ger/~usch und dessen Wiederauftauchen er angeben soll.

Der kritische Punkt bei LA~GENB]~CKS Ger/~uschaudiometrie im Sinne unserer Frageste]lung ist zweifetlos wie vorn gesagt der Ermiidungsfaktor durch das Dauerger/~usch. Wenn LANGENBECK bei Einffihrung seiner Priifung das Lauschen auf den Ton im Gergusch als das physiologische, weft praktisch gewohnte bezeiehnet, so gilt dies natiirlich nut bei gerin- geren Ger/s auch yon diesen wurde geffirchtet, dal3 sie rein physio]ogisch betrachtet sehr komplizierte Verh/~ltnisse im perzipierenden Sinnesapparat und dessen Ermiidung verursachen [L~sc~E~ (2)]. Dar- fiberhinaus erzeugt das stKrkergradige Ger/tusch Unlustgeffihle, deren Unterdriicknng die Ents tehung einer allgemeinen Miidigkeit, einer Ab- geneigtheit dem Exper iment gegenfiber beschleunigen miil~te. Da der pathologische Lantheitsanstieg bei den SchwerhSrigen mi t positivem Recrui tment sich auch auf die Ger/~uschempfindung ausdehnen mul~ und andererseits diese Pat ienten meist auch eine herabgesetzte Schmerz- grenze haben, so ist anzunehmen, dab diese ein Ger/~usch hoher Inten- sitgt als besonders unangenehm empfinden. Die psychologische 1Jberprii- lung der LANCE~ECKschen Methode hat sich also ganz besonders mit dem Ermiidungsproblem z u befassen.

16"

Page 20: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

2 t 8 K. SCHRODER :

Yersuch 5. Bei der Prtifung, ob und in welchem Umfang dieser Ermfidungsfaktor sich auf die laufende ger~uschaudiometrische Messung auswirkt, wurde yon der (~ber- ]egung ausgegangen, dab diese Auswirkung aus der Differenz zweier Kurven dar- zustellen w~re, die nicht wie fiblich yon einer Mittelfrequenz zu hohen Frequenzen aufsteigend und dann zu den tiefen absteigend, sondern die einmal fortlaufend yon C~a bis fis ~ (Sa) und ein andermal fortlaufend yon fis ~ bis C~a (Sb) gemessen wiirden. Es wurden also bei 16 NervenschwerhSrigen und bei 30 Normalohren ztm~chst die

C C C z C 2 C 3 C ~ C ~ C 6 128

-]0 --

/0

30 - . ~ ; - i

40 I I 5o sn 79,o 27~3 3~,7 3~8 ~r 2 ~ 3 80-sD 245 ~,z 38,3 345 2.q,r lgg

-70-Dlff..-5,,5- -5,9 -3,8 -0,9 +5,0 +5,,~. 00 I ] I t I d8

Abb. 6. (Versuch 5 a, b) 16 Innenotu-schwerh/irige; Differenzbe~r~ge zwischen Schwellenkurven und

40 db- Ger~usch~onkurven

C C C 7 C2 CS Ct/ C S C o /28 -20

-10 ~ 1 o

zo

5g-5a z,2 zo.2 No zo,9 zn,,~ , 4~ - - 5 o - , 72.z 2,,1 , .0 1 +.u

80 i I ~ i

d8 Abb. 7. (Versuch 5 a, b) 16 InnenohrschwerhSrige; ])ifferenzbetr~ge zwischen Schwellenkurven und

20 db- Ger~uschtonkurven

C

-20 -70

0 10 20 .70

C C 7 C 2 C 3 C ~ C 5 C 6

IZ8

5c~

yo-.sa. 14/ z7,9 zgg 3~5 5'45 32,7- 80-5b zz, u 7.9,9 3z77 38,3 33j~ 29,8- 70 ~-D/#.-z,3 -2,o -z,7 +43 +z,z +z,,9- 8 0 I I 1 1 I I i dz~

Abb. 8. (Versuch 5a, b) 30 :Normalohren; Dif- ferenzbett~ge zwischen Schwellenkurven und

40 db - Ger/~uschtonkurven

C C C ~ 62 C 3 s C5 s /28

-20

g 5a'

3 0 - - : '

5~ -sa ~g5 4e N ~ z7,,8 N,e ,~ 60 -sb ~,9 49 n,,6 z~5 z45 z425 7o ,oift.-~ -4; -z, lZ +~s i +z,o +~s 8U I t ~ I dZ7

Abb. 9. (Versuch 5a, b) 30 ~Normalohren; Dif- ferenzbetr/~ge zwischen Schwel]enkurven und

20 db- Ger~uschtonkurven

l~uheschwellenkurve ffir Luftleitung nach 5 a und ebenso mit zwei Ger/~usch, intensit/~ten yon 20 db und 40 db fiber der Ger/~uschschwelle die Ger~uschtonkurven naeh 5 a bestimmt. Bei den gleiehen 0hren wurden die Ruhekurven wie die zwei Ger/~usehkurven nach 5 b gemessen. Die Untersuehungen naeh 5 a und 5 b warden jeweits an zwei verschiedenen Tagen gemaeht und 5 a und 5 b gleich oft als 1. wie als 2. Untersuchung durehgefiihrt. Um zu vermeiden, daI~ etwa Schwellen- und Verdeekungskurve nieht gleichsinnig variieren, -and weft es fiir die Ger~uschaudio: metrie nieht auf die absolute Lage der letzteren, sondern auf deren Beziehung zur Sehwelle ankommt, wurde jeweils die Verdeckungskurve nichgl auf die O-Linie, sondern auf die Schwellenkurve bezogen. Die Differenzen zwisehen beiden Wurden fiir jede Frequenz bestimmt und ffir die pathologischen wie fiir die>Normalohren jeweils das arithmetisehe Mi~tel erreehnet (Abb. 6, 7 , 8 u. 9).

Page 21: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuehungen zur .Konstanz u. Streubreite fiberschw, audiometr. Ergebnisse 219

B e s p r e c h u n g

1. Die 5 a- wie die 5 b - K u r v e n zeigen r e l a t i v zue inander (5 a zu 5 b und 5 b zu 5 a) a m E n d e der Messung e inen grSl~eren HSrver lus t an als zu Be- g inn derselben. Diese Z u n a h m e des t tS rve r lus t e s is t m i t dem s t~rkeren Ger/~usch gemessen be i InnenohrschwerhSr igen wie bei Norma lhSrenden um ein ger inges grSfter als bei B e n u t z u n g des schw/~eheren Maskierungs- ger/s Dagegen zeigen die InnenohrsehwerhSr igen bei be iden Ge- r~uschs t~rken eine erhebl iehere Z u n a h m e des HSrver lus t e s als die Nor- malhSrenden .

Es is t ke in k lares Diverg ie ren der K u r v e n an ihren E n d e n festzu- s tel len. Des k a n n einersei ts auf die grSBere Vulnerabil i t~t t der Mit te l - f requenzen bezogen werden (DA- vIS, H. , e t el. , Rt~EDI U. FURRER) u n d andererse i t s darauf , daft der zus~tzl iche I tS rve r lu s t ni.cht kon- t inuier l ich mi t der Zei t des MeB- vorganges zun immt . Da raus w~re zu schlieBen, daft keine echte mit der Zei t wachsende E r m i i d u n g vor- l iegt, sondern eine A d a p t a t i o n , die r e l a t iv schnell zu e iner Abs~ t t igung ffihrt . Diese A d a p t a t i o n is t be i den gesch/~digten I n n e n o h r e n s t a rke r als bei den n o r m a l e n ; in wesent l ich ger ingerem Grade n i m m t sie mi t der Ger/~usehst/~rke zu.

c

-20 -10

o 7o 20 3o ~o 50 6o 70 80 dB

C C 7 , C 2 C 3 C ~ C 5 C G /Z8

5d

-5d~q ZU 27,7 35,7 3ZZ 3,.~

- 2 z , r z4,5 33,5 3:,~ r 38,z. �9

D/~:+r +7,d ~58 +0,7 § +26 i I I I I l

Abb. 10. (Versuch 5c, d) 11 Normalohren; Dif- ferenzbetr~ge zwischen Schwellenknrven und 40 db-Gerauschtonkurven. 5c mit Dauer-, 5d

mi~ unterbrochenem Ger~iusch

Als weiterer Versuch zur Ermiidung, bzw. Adaptation wurde bei 11 Normal- ohren yon e ~ ausgehend bis c 5 und anschlieBend yon e 2 bis Clz s bei einer Ger~useh- intensit/~t yon 40 db fiber der Ger/iuschsehwelle die Verdeekungskurve ehlmal in der fibliehen Weise mit Dauerger/~useh gemessen (5 e) und einmal so, dab des Ger/~useh ffir jede Frequenz und Intensitat eine Sekunde als Vorlauf geboten wurde, dann eine Sekunde Ger~useh und Ton gegeben und anschliel]end 3 sec Pause eingelegt wurde (5 el). Die Kurven der Abbfidung wurden aus dem arithmetischen Mittel der Differenzbetr~ge zwisehen Schwellenkurven und Verdeckungskurven wie bei 5 a, b errechnet (Abb. 10).

2. Die 5 c -Kurve (Dauerger~usch) zeigt wie e rwar t e t grSfteren HSrver - lus t als die 5 d - K u r v e (un te rbrochenes GerKusch). W i e d e r u m w/~chst diese g S r v e r l u s t z u n a h m e n ich t m i t der Zei t des MeBvorganges konUnuier l ich weiter , sondern n i m m t deut l ich zu den auBerhalb des K n r v e n o p t i m u m l iegenden F r e q u e n z e n wieder e twas ab. Also wiederum kein m i t de r Zei t wachsender E rmi idungsvo rg~ng oder w iede rum Best/~tigung der grSfteren Vulnerabfli t /~t der Mi t te l f fequenzen.

Der V e r s u c h 5 ( a - - d ) sche in t d e m n a c h zu best/~tigen, dab die L ~ - OENBV.CKSehe Ger/~usehandiometr ie a m a d a p t i e r t e n Ohr v o r g e n o m m e n

Page 22: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

220 K. S c m ~ 5 ~ :

wird, er scheint keinen Beweis dafiir zu erbringen, dal~ darfiberhinaus im Verlauf einer Messung und mit deren Zeitdauer zunehmende zusatzliche HSrermfidungserscheinungen auftreten. LANGENBECK ist daher berech- tigt, das Dauergeri~usch dem unterbrochenen vorzuziehen, um den Nachteil des immer neuen Einspielens der Adaptat ion zu vermeiden (LA~r (7).

Ergebnisse 1. W~hrend der ger~uschaudiometrischen Messung tr i l l eine relative

Zunahme des HSrverlustes ein; im Rahmen einer solchen Kurve w~chst die Zunahme nicht kon~inuierlich an. Deshalb wird angenommen, dab es sich dabei nich~ um Ermiidung, sondern um die Adaptat ion handelt, welche bald abges~ttigt ist. Diese ist bei den gcsch~digten Innenohren starker als bei den Normalohren; in wesentlich geringerem Umfang n immt sie m i t d e r St~rke des angewandten Ger~usches zu.

2. D~uerger~usch erzeugt st~rkere relative Zunahme des HSrver- lustes als unterbrochenes Ger~usch; auch dabei keine kontinuierliche Zunahme m i t d e r Zeit des Mel~vorg~nges.

4. Zur Unterschiedssehwellenmessung fiir Intensitiitsunterschiede nach L~sctIER und ZWISLOCKI

Wie schon zitiert, hat gerade L~SCHER auf die Wichtigkeit psycholo- gischer Momente bci der Ausfiihrung iiberschwelliger ~[essungen hin- gewiesen. Es ist daher nicht verwunderlich, dal~ er diese weitgehend bei der yon ibm angegebenen Methodik beriicksichtigt und sich auch in seinen Arbeiten mit der psychologischen Seite seiner Methode und den gegen sie erhobenen Einw~nden auseinandersetzt.

Den EinfluI3 der Ermfidung glauben LOSCHEI~ u. ZWISLOCKI ver- nachl~ssigen zu kSnnen; dagegen r~t Lt~SCHER, weft die Ergebnisse der Unterschiedsschwellenmessung in besonderem Mal~ dutch t3bung beein- flui~t werden, die Prfifung bei den einzelnen Frequenzen nicht unnStig zu wiederholen, sobald eine klare Aussage des Pat ienten vorliege. Wenn deshalb ZSLL~IEI~ n. HAHLBROCK bei musikalischen Menschen bcsonders niedrige Unterschiedsschwellen mal]en, so wendet Lt3scEEI~ ein, dal] man die akustischen Verhgltnisse solcher dutch den Beruf besonders geiibten Menschen ebensowenig zur Best immung yon akustischen Mittelwerten verwenden kSnne, wie die abnorm kleinen Werte experimente]ler Vesti- bul~risreaktionen bei Tgnzern oder Eislgufern. Bei einer ~berprf ifung yon 658 Patienten, die normal hSrten oder die nm" im Frequenzbereich normalen H6rens gemessen wurden, land LffSOHE~, dab bezfiglich des ganzen Audiogramms weniger als 2 ~ der geprfiften yon den aufgestellten Normalwerten abwichen und toeing, dab yon einer schwierigen sinnes- physiologischen ~V[ethodik kaum eine grSBere Zuverl~ssigkeit erwartet werden kSnne.

Page 23: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Konst~nz u. Streubreite iiberschw, audiometr. Ergebnisse 221

L e s c ~ R verlangt, da$ der Patient genau aufgeklart wird, was von ihm erwartet wird. Unter Hinweis auf die Schwierigkeit gerade flit Intel- lektuelle, ihre Sinneseindriicke objektiv und ohne ~berlegung abzugeben, sei in tier Regel ein rasches Urteil des Patienten eindeutiger als ein iiberlegtes.

Dem Patienten werden zuerst deutlich hSrbare Tonschwankungen vorgefiihrt und um zu prfifen, ob er sie wirklich hSrt, m u $ e r mit der Hand im gleichen l~hythmus mitschwanken; dann wird ihm der kon- stante, nicht modulierte Ton vorgeffihrt. L ~ s c ~ weist darau~ hin, da$ dann bei tier Bestimmung der Unterschiedsschwelle sehr Eifrige zuweilen die Tonschwankungen noch wahrzunehmen meinen, wenn sie bereits verschwunden sind, und daft gleichgiiltige Patienten umgekehrt noeh hSrbare Schwankungen oft nicht angeben. Um das erstere auszuschlieflen, schaltet er h~ufige O-Versuche ein mit Abschaltung tier Modulation, die eine Kontrolle gestatten, ob auf die Abschaltung tier Modulation wirk- lieh sogleieh reagiert wird. Der Untersucher miisse mit der Me~hodik gut vertraut sein, damit eine nicht rasche und zielgerecht ausgeffihrte Prii- lung den Patienten nicht ermfide. Gegebenenfalls seien Pausen einzu- schalten. Es zeige sich, daft die Patienten die Prfifung rasch begreifen und die Werte auff~llig konstant ausfallen.

Dem 1Jbungsfaktor wurde bei tier Berechnung der noeh zu berichten- den Reihenuntersuehungen besondere Beaehtung geschenkt. Dariiber- hinaus wurden eigene Versuehe zur Methodik nieht unternommen. Es sei an dieser Stelle auf die zahlreichen psychophysischen Daten gerade zur Unterschiedsschwellenmessung hingewiesen, die in den Monographien yon STEVENS U. DAWS und yon HI~SK niedergelegt sind. Auf einen Punkt sei aber noch n~her eingegangen:

Das W ~ i ~ - F ~ c ~ s ~ s c h e Gesetz besag~0 dal~ die relative Unter- schiedsschwelle konstant ist, dab also das GrSBenverh~ltnis yon Haupt- reiz zu ebenmerklichem Zusatzreiz immer das gleiche ist. Wenn also L V s c ~ u. Zw~sLocxI die relative Unterschiedsschwelle im Prozent- verh~ltnis zum Grundsehalldruek definieren, so miiBten naeh W ~ B ~ - F E C t r s ~ diese Prozentzahlen gleich gro$ bleiben, ob die Unterschieds- schwelle 20, 40 oder 80 db fiber der Sehwelle gemessen wird. Tats~ch- lich messen L ~ s c g ~ u. ZWISLOCKI aber bei Normalen Werte, die yon 2 0 - - 5 0 ~ bei 10 db bis zu 2 - - 4 ~ bei 90 db abfallen. Das st~nde also in klarem Gegensatz zum W ~ B ~ - F E c ~ s e h e n Gesetz. Da dieses ein Grundgesetz tier Psychophysik ist, mul3 die Frage auftauchen, ob das Gesetz nicht stimmt, oder ob L ~ s c ~ u. Zw~snocxI mit ihrer Methode zwar einen kliniseh auswertbaren Faktor messen, aber nicht die Unter- sehiedsschwelle fiir Intensit~ts~nderungen.

Abb. 11 demonstriert die Untersuehungen yon RIESZ fiber die GrSSe der Untersehiedsschwellen bei verschiedener Intensit~t des Grundtones.

Page 24: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

222 K. SCtIR6DER:

Wenn man die Kurve ffir 1000 t Iz ins Auge fafi~, so erweist sieh, daft auch nach diesen viel zitierten Laboratorinmsmessungen zweifellos die relative Unterschiedsschwelle mit der Intensit~t des Grundtones varilert und zwar in AusmaBen, die, zwar in db ausgedrfick~, den Normalwerten yon LiiscHn~ u. ZWlS~OCKI entsprechen. Man sieh~ aber aueh, dab die GrSBe der Untersehiedsschwelle zwar nahe der Schwelle des Haupt - reizes rapide anwgehst, dab die Kurve abet ab 50--60 db zu hSheren In~ensitg~en hin keine wesen~liehe Gr6Beniinderung der Unterschieds-

7

5

~7

.2

! Z38

O p /0 20 30 ~0 50 GO 70 80 gO 700 /70

Abb. 11. Intensitiits-Un~ersehiedssehwellen fill" reine TOne als Funktion der Intensit~tssteigerung des Tones. (Nach RtESZ, aus Hearing, its Psychology and Physiology, von S. S. STEVENS and }~. DAVIS bei 5ohn Wiley &Sons,

1938)

schwelle mehr anzeigt. Die entsprechende Kurve f fir die Intensit~tsunterschieds- sehwelle mit einem ,weiBen" Ger~usch gemessen, also mi* einem Ger~usch~ das dem Ohr ffir jede Tonh6he etwa die gleiche Energiemenge zu- fiihrt, kommt bei etwa 20 db zum Horizontalverlauf.

In jedem Lehrbueh der Psychophysik wird betont, dab das WEB~-F~oHN~R- sehe Gesetz nur innerhalb ge- wisser l~eizgr6Ben grit. Man darf annehmen, dab die

typische menschliche Laut~uBerung, die Umgangssprache, in ihrer Laut- st~rke der spezifiseh-menschlichen Lebenswelt ~ngepaBt sei. Sie um- faBt Lautst~rken yon 40--50 db an aufwiirts. Bezfiglich der Untersehieds- sehwelle wird die Spraehe als bewegter Klang zwisehen dem Reinton (Kurve RI~SZ) und dem weiBen Ger~useh einzuordnen sein. Insofern k5nnte man also sagen, dab das W~BE~-F~OIt~ERsche Gesetz auf ~nde- rungen der Intensit~tsunterschiedsschwe]le ffir den Mensehen anwendbar sei im Rahmen derjenigen Lautsti~rken, welche durch die seiner Umgangs- sprache fesr zu seiner *ypisehen Lebenswelt gehSren.

IV. Untersuchungen zur Konstanz bzw. Streubreite audiometrischer Ergebnisse

Versueh 6. Bei Serien yon NormalhSrenden und yon Innenohrschwer- hSrigen wurden die Luffleitungssehwellen, die ger~uschaudiometrischen Kurven bei 20 und 40 db fiber der Gerguschschwelle, die Untersehieds- schwellmessung bei tunliehs~ 40 db fiber der Luftleitungsschwelle und soweit durchffihrbar der binaurale Lautheitsvergleich unter verschiedenen Bedingungen ausgeffihr~, welche etwas fibersteigert die weehselnden Bedingungen bei der Routine-Untersuehung darstellen sollten. Die

Page 25: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Konstanz u. Streubreite iiberschw, a udiometr. Ergebnisse 223

ml 0

10 ~0 30 ~0 50 GO 70 80 ~0 100 dn

Yfessungen wurden je einmal ffiih 8 Uhr durehgefiihrt, 2. im unmittelbaren Ansehluf] an die Mittagsmahlzeit; 3. abends naeh 19 Uhr; ferner wurde, w/~hrend sonst alle Untersuehungen im sehallged~mpften und versehlos- senen Raum stattfanden, einmal bei oftener Tiir und offenem Fenster gemessen, um St6rl/~rm etwa wie im gew6hnlichen Zimmer nnd durch Tfir und Fenster visuelle Ablenkungen wie in einem nieht abgesonderten ItSrpriifraum zu haben. Damit sollten also die Bedingungen eines prakti- zierenden Facharztes gesehaffen werden, der im Spreehzimmer audio- metrierf,. Da die Patienten vielleieht einmal heifer nnd angeregt nnd

C C C / C Z C 3 C r C S C 6

/Z8

. N o r ' m o l h b " r e n d e I !

,@ lfi ! IiIIl I

4 ~ 3 ? d / g3 ~,3 Xo ~z I r

zo~B ~4ud/ . . . . . . . . . . . . . . . . 40d8

d B

C C C z q 2 C 3 C r C ~ C 6 E 8

~ ~c~,ffCnnez~162 e' I Durch- I I M $6 ] h .....

K .... i i ~ l l i l I

Abb, 12. (Versuch 6) Durchschni~te aller Abweichungen

teilnehmend, ein andermal in lustloser, gedgmpfter Stimmung und gleich- gfiltig znr Untersuchung kommen, wurden die Versuchspersonen ent- sprechend der bekannten Wirkung dieser Pharmaka, wenn sie auch nur ann/~hernd diese Gemii~slagen schaffen, unter Coffein- nnd unter Lnmi- naleinwirkung gestellt. Die versehiedenen Untersnchungen wurden je an einem Tage li~ Std nach Verabreichung von 0,1 Coffein gemaeh6 und an einem zweiten Tage nachdem der Proband abends 0,2 und frfih 5 Uhr noehmals 0,1 Luminal erhal6en hatte.

AuBer mit dem Normalverfahren wurden nnter den gleiehen Be- dingungen Un~ersuchungen nach der Konstanzmethode durehgeffihrt, fiber deren Ausma~ bei der Bespreehung genauer berichtet wird.

Aus Grfinden der praktischen Dnrehffihrbarkeit, der bei jedem ein- zelnen Prfifling zahlreichen und zeitraubenden Untersuchungen nicht einem der Forschung dienenden 'Labora~orium, sondern in einer Klinik, deren praktisehe Belange nieht darunter leiden durften, konn~e die Rei- henfolge nieht im Sinne der ideMen Unordnnng variiert werden, sondern es wurde bei allen in der aufgez~hlten zei61iehen Folge vorgegangen. Zur Auswertung wurden alle gemessenen Kurven auf die Messung fr~ih 8 Uhr im gesehlossenen Prfifraum bezogen und die Differenzwerte zu dieser ermittelg (Abb. 12).

Page 26: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

224 K. SCttRODER:

Die mit t leren Abweichungen wurden folgendermaBen erreehnet: Zur Luft- leitungsschwelle und Untersehiedssehwelle wurden zun~chst fiir jeden Fall bei den einzelnen Frequenzen die Abweiehungen yon der 8 Uhr-Messung fiir die Mittags-, die Abendmessung, fiir diejenige unter Sprechzimmerbedingungen usw. ermit tel t und yon diesen fiir alle F~lle das ar i thmetische Mittel eingetragen. Entspreehend wurden bei der Ger~uschaudiometrie wiederum wie bei Versuch 5 fiir jede Frequenz die Differenz zwischen Ruhesehwellenkurve und Verdeckungskurve abgelesen und die Abweichungen dieser Differenz zwischen 8 Uhr-Messung und iibrigen Messungen ermit tel t .

M(%)= T "

M 8 (dB) = - zO los, ~ ( d m

O ~A-O

AmphTudenunlersckled ~ D zuA /n dB=-201o~( -~- )

Abb. 13. Zlll" Umrechnung des LSSCIIR-/IItIt. A = P, I ~ A - - B = I P

Der FOWLER-Test war im Sinne der vergleichenden Messung bei den Normal- ohren n icht auszufiihren und von den zur Priifung s teheaden InnenohrschwerhSrigen er laubten es nur 6. Es wurde jeweils bei den Frequenzen, deren Schwellenuntersehied seine Anstellung ermSglichte, mi t 4 Intensiti~ten oberhalb der Sch~velle des schlech- teren Ohres in je 10 db-Abstand gemessen. Wenn diesen 40 db am kranken Ohr z. B. 70 db am gesunden oder besseren Ohr entsprachen, so wurde die Differenz 70 minus 40 ~ 30 db als Ausgangspunkt der Berechnung genommen und als Ab- weichung die db-Zahl notier~, um die bei einer anderen lVlessung dieser Differenz- betrag zu dem der 8 Uhr-Messung variierte. Es mu• die Frage auftauchen, ob mi t dieser Berechnung wesenm~l~ig vergleichbare Werte erzielt wurden. Die Variat ion dieses Differenzbetrages zwischen Priifohr und Vergleichsohr ist aber m. E. die einzige quant i ta t ive Vergleichsgrb•e zur VariationsgrS~e der Schwellen.

Die Untersehiedsschwellenmessung nach Li)SCHER U. ZWISLOCKI schien zu- n~ehst quant i t a t iv i iberhaupt n ieht mi t den iibrigen HSrpriifarten vergleiehbar zu sein, denn die ~r der letzteren werden an den zur Priifung benutz ten Audio- metern in gleichen 5 db-Schr i t ten best immt, so da~ fiir die Ermi t t lung der Streu- bre i ten zun~chst gleiehe GrSl~enordnungen vorliegen. Was die ermit te l ten Werte fiir den einzelnen Test aussagen, wird nati ir l ieh noeh gesondert besproehen werden miissen. Der Lt2SC]tER- u. ZWISLOCKI-Test arbei tet aber mi t empiriseh festgelegten Sehr i t ten einer anderen GrS~enordnung, welche au~erdem unte r sich scheinbar

Page 27: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Konstanz u. Streubreite iiberschw, audiometr. Ergebnisse 225

sehr verschieden groB sind. Am Potentiometer des Beotonaudiometers sind diese fiir die Amplitudenmodulation bekanntlich wie folgt aufgetragen: 0; 0,1; 0,2; 0,3; 0,4; 0,6; 1,0; 1,5; 2,0; usw. db.

I~un kann man folgende Uberlegung 1 anste]len: Den zeitlichen Verlauf des Schalldruckes der Modulationsschwingungen im L~3SCHEmTest zeigt Fig. 1 in Abb. 13.

Der Bezugsschalldruck A wh'd taktm/~Big auf die GrSBe des Sehalldruckes B erniedrigt. Zur Definition dieses Vorganges wird der Modulationsgrad M verwendet, der einmal naeh G1. (1 a) in Prozenten und nach G1. (1 b) in Dezibel ausgedriickt wird. Abweichend yon den iiblichen Methoden l~Bt sich nun das lgodulationsbild auch dureh subtraktive f3ber- lagerung der beiden Einzelsehwingungsziige nach Fig. 2 erzeugen. Wenn die GrSBe D ~ A - - B gemacht wird, erh/~lt man das Modul~tionsbild naeh Fig. 1. Es inter-

D essiert nun praktisch die Frage, welches Verh~ltnis

fiir einen gewiinschten Modulationsgrad vorhanden sein muB, wenn der Modulationsgrad und die Schalldrucke D und A in db angegeben sind. Das ist einfach durch Auswertung yon G1. (1 b) mit G1. (2) mSg]ich. Das Ergebnis zeigt Kurve Abb. 14.

In der Abszisse ist die ModulationsgrSl]e in Dezibel wie am Beotonaudiometer dargestel]t und in der Ordi- nate der Sehalldruckunterschied zwischen Hauptton und 1%benton in db entsprechend der Gr5Benordnung der iibliehen Schwellenmessungen.

Besprechung Aus Raumersparnisgriinden wurde mit Abb. 12 nur

das Querschnittsergebnis aller Abweichungen bei den versehiedenen audiometrischen Verfahren gezeigt. Interessenten stehen Kurven mit den Ergebnissen fi~r .die einzelnen Belastungsarten zur Verfiigung.

, , L L . . 1 1 . . . .

o o;s ~o z,5 Zo(~'B] B

-~/og F Abb. 14. Abszisse ~ ~odul. Gr6ge wie Beotonaudiometer.

Ordinate = Sehalldruek- untersehied zwisehen Haupt- nnd Nebenton

Bei NormalhSrenden wurde fiir die Luft le i tungsschwelle als Durch- schn i t t der mi t t l e ren Abweichung bei al len F requenzen u n d al len Be- ]as tungsar ten 4,3 db ermit te l t , bei InnenohrschwerhSr igen 7,2 db ; die S t reubre i ten be t ragen also 8,6 bzw. 14,4 db. KIv~Tz u. ZA~O~EIST]~g geben als Streubrei te , die bei Wiederho lungsun te r suchungen zu erwar ten ist, J= 5 db, also 10 db an ; L/3sc~E~ ebenso filr die Bed ingungen des l~acharztes (STEINBERG U. M~'~rSO~ beziehen allein auf ~ n d e r u n g e n im Sitz des KopfhSrers , s~andard dev ia t ion" yon 5 - - 7 db).

I m ganzen s ind unsere St reubre i tenwer te also etwas grSl]er als die sonst festgestellten. Das entspr~che der Tatsache, dab wit die wechseln- den Bed ingungen der Wiederho lungsun te r suchungen fibersteigert haben, eben un t e r Belas tung un te r such t haben, gegeniiber der Un te r suchung morgens, ffisch ausgeschlafen im schal lged~mpften Raum.

1 Fiir diese LSsung wie fiir manche andere Anregung bin ich Herrn Prof. LA~ ~- OE~BECK ZU groBem Dank verpflichtet.

Page 28: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

226 K. ScHRSDER:

Den einzelnen Bedingungen scheint eine ziemlich gleichm/~Bige Streu- breite zugeordnet zu sein. Keine dieser besonderen ]3edingungen beein- flul]t eindeutig und durehg~ngig die Variation mehr als die fibrigen.

Die Un~ersehiede der dutch die verschiedenen Bedingungen erzeugten StrenbreitengrSJ~en sind entgegengesetz~ der Erwart~ng bei den einfaehen Luf~leitungssehwellenbestimmungen noch etwas grSSer als bei allen gepraften fiberschwelligen Messungen. Das heist also, daS nach den abzulesenden Werten die letzteren far den Wechsel der Bedingungen weniger anfallig sind als die einfache Schwellenmessung.

Abb. 12 zeigt weiterhin, dal~ bei allen InnenohrschwerhSrigen die durchschnittliche Streubreite aller aberschwelligen Methoden kleiner ist als die der einfachen Luftleitungsschwelle. Danach ist also die Konstanz der abgelesenen db-Werte bei den geprfiften fiberschwelligen Testen grSSer als bei der Bestimmung der Luftleitungsschwelle. Natfislich ist, wie mehrfach gesagt, zu untersuehen,was diese Streubreite im Rahmen des einzelnen Testes bedeutet. Immerhin ist aber das Ergebnis aberraschend nach den Einffihrungsbetrachtungen fiber die grSSere Komplizierthei~ der fibersehwelligen Methoden.

Ein Punkt, der alle I-ISrprafarten gemeinsam angeht, sei zungchst noch besprochen: Wie eingangs gesagt, wurden die Untersuehungen nicht in idealer Unordnung aneinander gereih~, sondern im wesentlichen in der Reihenfolge der Tabellenaufzeichnungen (Beginn mit 8 Uhr, Ende mit Luminal). Damit ist also der f)bungsfaktor zu beracksichtigen. Be- trachtet man die Abweichungen auf ihren Plus- oder Minuswer~, so ergibt das far die einzelnen Patienten wie far die einzelnen Frequenzen keine einheitliehe Linie, sondern ein undurchsichtiges Durcheinander. Rechnet man das abet far alle Messungen durch, so ergibt sich im Durch- sehni~t fiir Ger/~usehaudiometrie und Intensit/itsunterschiedssehwellen- messung eine geringe Schwellenverbesserung. Man mug also zur Kenntnis nehmen, da$ die Ger/~uschaudiometrie, die ja letztlich auch eine Unter- sehiedsschwellenmessung ist, sich zur /)bungsauswirkung ebenso ver- h~il~ wie der L~sc~E~- u. Zwls~ocxm-Test.

Gleichzeitig war aber zu erkennen, und das scheint noch interessanter zu sein, dal~ der gefarehteie ~bungsfaktor bei Intensitatsunterschieds- schwellenmessungen im Rahmen yon Wiederholungen mit der gewohnten klinischen Methodik anscheinend nich~ zu beirachtlichen Xnderungen der Ergebnisse fiihrt (Durchschnift 0,5 db). Die Plus-Minustabellen (nieh~ abgebildet) lieSen daraberhinaus keine fortsehreitende Zunahme tier Schwellenverbesserung yon Mi~tag-Abendmessung bis Luminalmessung erkennen. Auch die sparer zu bespreehenden Prfifungen mit der Kon- stanzmefhode, die noeh ein viel h6heres MaS yon ~bung zwangsl~ufig enthalten, well bei jeder Anwendung mindestens 20real das l%eizangebof gemaeht wird, fahrten zu keiner wesentlichen Verbesserung der Unter-

Page 29: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuehungen zur Konstanz u. Streubreite iiberschw, audiometr. Ergebnisse 227

schiedssehwellengrSl~e. Woran liegt das? Es k o m m t offenbar darauf an, wie und was geiibt wird. ~O~GO~IEI~u (2) erzielte eine Verkleinerung der Intensit/~tsunterschiedsschwelle, wenn er den Priifling neben anderen Varianten, die ffir unsere Methodik nieht in Frage kommen, die zu ver- gleichenden Tonst~Lrken so lange hSren lieB, wie dieser wiinsehte und den Wechsel zwisehen beiden so oft er es wiinschte. ])as wiirde heiBen, dab bei der Untersehiedssehwellenmessung mit Ampli tudenmodulafion 13bungsauswirkung dann auftri~t, wenn bei der einzelnen Stufeneinstel- lung so lange verharr t wird, bis der Prfifling sein Ur~eil abgibt. Wir haben aber unsere Untersuehungen, wie alle audiometdschen Testungen so durchgeffihrt, dab der modulierte Ton auf jeder Stufe gleiehmKBig etwa 1 sec dargeboten wurde und nehmen an, dab dieses das iibliehe Ver- fahren ist.

Die ~bungsauswirkung in der In~ensi~tsunterschiedsschwellen- best immung seheint also nicht yon der Wiederholung des Testes zu be- ffirchten zu sein, sondern yon einer zu langen Darbietung des modulierten Tones. In diesem Sinne ist also offenbar aueh bei diesem Test die ein- heitliehe l~egelung des Zeitfaktors wichtig.

1. Betrachtungen zur Wertigkeit der Streubreiten fiir die einzelnen iiberschwelligen Teste

Wir haben festgestellt, dab die durchschnittliche Streubreite der abgelesenen db-Werte bei den iiberschwelligen Methoden kleiner ist als bei der Luftleitungsschwellenbestimmung. AuBerdem fanden wir, daI~ die S~renbreiten der Luffleitungsschwellen entspreehend den Belastungen etwas gr5Ber waren als aus der Li teratur fiir einfache Wiederholungs: untersuchungen bekannt ist. Man wird also einerseits fiir jegliehe Audio- metrie empfehlen miissen, Extremsi tuat ionen wie die yon uns gew~Lhlten, tunlichst zu vermeiden, also z. B. nicht im Anschlu6 an eine Hauptmahl - zeit und nieht bei abendlieher Mtidigkeit zu untersuchen. Andererseits werden wit bei der Besprechung der Wertigkeit der Streubreiten ffir die einzelnen Teste die gefundenen Zahlen etwas reduzieren diirfen, eben in der Annahme, dab gemeinhin nicht diese Extremsi tuat ionen vorliegen. Man muB sich nun folgendes klar machen: Der abgelesene db-Wert stellt bei der Luftleitungsschwellenbestimmung gleichzeitig das Ergebnis dar und man ist sieh darfiber einig, dab eine mitt lere Abweiehung yon 7,2 db bei der Luftleitungsschwelle keine groBe praktisch-klinische Bedeutung hat. Bei den iiberschwelligen Messungen ist aber der abge- lesene db-Wert jewefls ein Vergleichswert, der nun erst in Beziehung zu setzen ist, ffir die Intensit/s zu derjenigen des Normalen, bei der Ger~uschaudiometrie zu der l~uheschwellenkurve , beim binauralen Lautheitsvergleich zu den Lautheitsverh~ltnissen des

Page 30: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

228 K. ScHabDE~:

Verg le i chsohres . E s is t a lso n u n m e h r zu be sp rechen , wie sehr die S t r e u -

b r e i t e b e i d e r e i n z e l n e n i ibe r schwel l igen M e t h o d e g e e i g n e t ist , das E r -

gebnis , a lso d ie D i a g n o s e p o s i t i v e s odor n e g a t i v e s R e c r u i t m e n t zu b e e i n -

f lussen.

Binauraler Lautheitsvergleich. Der Test zeigt naeh der vorn besprocheneu Methode errechnet im Durebschnitt aller Frequenzen und aller Belastungen eine mittlere Abweichung yon 4,8 db. Diese bei InnenohrschwerhSrigen ermittelte Zahl ist kleiner als die der Luftleitungsschwelle bei I.-F~llen (7,2 db).

Nimmt man einen Schwellenunterschied yon 30 db an, so kann das Verh~ltnis der Werte, aus dem diese Zahl 4,8 db als mittlere Abweichung gegeniiber der 8 Uhr-Messung ermittelt wurde, im gfinstigsten Fall 40/40 db bei negativem Re~ cruitment und 40/70 db bei vSlligem Lautheitsausgleieh betragen. Zur GrSl]en-

zlOd # ~Od8

Abb. 15. Zur Bedeu~ung der S~reubreite bei FowLE}~-Test

ordnung dieser Verhgltniszahlen besagen 4,8 db nicht viol. Das variierte Verh/iltnis 40/74,8 db bzw. 40/65,2 db wfirde am Urteih positives l~ecruitment so wenig ~ndern, wie 40/44,8 bzw. 40/35,2 db am Urteil negatives Recruitment.

Die Variation muB aber um so mehr ins Gewieht fallen, je kleiner der Schwe]lenunter- schied zwisehen Priifohr und Vergleiehsohr und damit der mSglicherweise auszugleichende Lautheitsunterschied ist, und je weniger voll- standig der Lautheitsausgleich ist. Wenn in

Abb. 15 der Sehwellenunterschied nieht 30, sondern 15 db betriige, so wtirde die gleiehe Variation die Diagnose schon ziemtich erschweren, und ebenso wenn ein unvo]lst/~ndiges l%cruitment nicht den ganzen Schwellenunterschied yon 30 db ausgleiehen wiirde, sondern z. ]3. nut 15 db.

Gegen das letztere kann man sieh methodisch schiitzen, indem man die Unter- suchung mehrfach wiederholt. Das erstere aber braucht gar nieht vorzukommen, wenn man, wie in den bekannten Anweisungen zum FOWLER-Test gefordert ist, die Grenze seiner AnwendungsmSg]iehkeit bei einem Sehwellenunterschied yon mira destens 30 db sieht.

Ger/~uschaudiometrie. Auch dieser Test zeigt bei einer durchschnittlichen Abe weiehung fiir alle Frequenzen yon 6,2 db bei einer Ger/iuschintensit/~t yon 20 db fiber Ger~uschschwelle und 6,9 db ffir das 40 db-Ger/~usch eine grOfere Konstanz der abgelesenen Werte als die Luftleitungssehwelle mit 7,2 db. Bei der Ger/iusch- audiometrie bewertet man einmal die Lage des Kurvenoptimum zur eingestellten Ger/~usehintensit/it und zweitens das Einlaufen oder Niehteinlaufen der Verdeekungs- kurve in die Sehwellenkurve. Beziiglich des ersteren Punktes nhnmt L A ~ B ~ C K einen Untersehied von 5--10 db noeh nieht als beweisend fiir patho]ogisch gesteigerte Verdeekbarkeit an und effaBt bei ganglion/~ren SehwerhSrigkeiten die gr6fleren Unterschiede. Die errechnete Streubreite yon 12,4--13,8 db, im vorn zitierten Sinn, da normalerweise nicht unter besonderen Belastungen gemessen wh-d, noch zu ver- kleinern, wfirde also diesen Toil der Diagnostik nicht wesentlieh beeinflussen. Ftir den 2. Punkt wiirde aber eine Streubreite dieses AusmaBes das Positiv- oder Negativ- Urteil entseheidend beeinflussen miissen. Die Zahlen fiir die Streubreite wurden aber aus den Werten aller Frequenzen bei allen untersuchten Innenohrsehwerh6rig- keiten entnommen. Nimmt man dagegen 7 Fglle mit deutlichem Einlaufen der Verdeekungskurve in die Schwellenkurve, so errechnet sich fiir den Abstand yon Kurvenoptimum und Ger/~usehintensit/it eine mittlere Abweichung yon 3,9 db und

Page 31: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Konstanz u. StreUbreite fiberschw, audiometr. Ergebnisse 229

Fur die ~requenzen, in deren Bereieh im allgemeinen das Einlaufen der Kurven gesehieht, eine mittlere Abweiehung yon 8,1, 3,1 und 0,6 db bei e 4, c 5 und e 6. Dabei sind n0eh in der mittleren Variation yon 3,1 db fiir c ~ 2 Falle mit 0-Abweiehung in allen Priffungen enthalten und bei c 6 = 0,6 db mittlerer Abweiehung fanden sieh nur 0-Werte bis auf 2 Falle mit je einer Abweichung unter 5 Naehmessungen (Abb. 16).

Das bedeutet, dab in den positiven Fallen die mittlere Abweichung beziiglieh des Kurvenoptimum-Gerauschpegelabstandes kleiner als der 5 db Sprung des Audio- meters ist und dal~ die F~lle mit deutlichem Einlaufen der Verdeckungskurve dieses Phanomen praktisch in allen Kontrol]messungen zeigten. In Zweifelsfallen oder Misehf~]len gilt wiederum wie ffir alle audiometrisehen Messungen, daft man sich nicht auf Einzelmessung be- schranken darf.

Intensit/~tsunterschiedssehwellen- messung. Dieser Test weist mit einer durchsehnittlichen mittleren Abwei- ehung yon 2,6 db eine erhebliche grS- BeI'e Konstanz der abgelesenen db-Werte auf als die Luftleitungsschwelle mit 7,2 db. Die Streubreite gleich 2real mittlere Abweichung betragt also 5,2 db; nach Abb. 14 ist die durchschnittliche Stufe am Potentiometer der Amp]i- tudenmodnlation mit etwa 3,5 db an- zusetzen. Wenn bei Nachmessungen unter erschwerten Bedingungen die durchschnittliche Streubreite nicht grS- tier als das ll/2fache einer einzustel-

C C C 7 C 2 C 3 C ~ C 5 C 6

- 2 0 128

20 3O

~0 5O 6O 7O

8O dzq

Abb. 16. ~Iittlere Abweiehungen bei reinen ]~aarzellseh~den.

A ffir Abstand zwisehen Km'venoptirnum und ~lerS~usehst~rke. B f~ir Dif ferenz zwisehen

Sehwellen und Verdeekungskurven

lenden Intensit~tsstufe ist, so wird diese Streubreite auch im Vergleich mit den Werten des NormalhSrenden keine groBe praktisch-klinische Bedeutung haben.

Es wurde sehon besprochen, dab die Ubung im Sinne yon Wiederholungen des Testes mit der kliniseh tiblichen Methodik die GrSBe der Untersehiedsschwelle nicht wesentlich anderte. Die noch zu bespreehenden Anwendungen tier Konstanzmethode zeigen aber, dab die Urteilssicherheit bei diesem Test unter dem EinfluB dieser ~Tbung stark zunimmt. Das mag der Grund fiir die besonders niedrige Streubreite bei l~achmessungen sein.

Die ganze Bespreehung bezog sich auf die im Durchschnitt zu erwartenden Abweichungen. Es slnd aber HSehstwerte der Abweichungen gefunden worden, die bei dem FOWLER-Test 15 db, bei der Ger~uschaudiometrie 21 db, fiir Luftlei- tungsschwellen 22 db und ffir den LiYsc~m~-Test fiber 3 Stufen am Potentiometer der Amplitudenmodulation betrugen. Diese Abweichungen wfirden die Recruit- mentdiagnose bei allen gepriiften Testen in ihr Gegentefl verkehren kOnnen und die Beurteflung einer einfachen ttSrverbesserung oder ttSrverschlechterung unmSg- lieh machen. Es sei bedacht, dab es sich um Werte bei Belastungsbedingungen handelt, aueh dab die Pat. in Anbetraeht der vielfaltigen an ihnen vorgenommenen Untersuchungen gelegentlich die MeBwerte gleiehgfiltiger und grol]zfigiger als sonst iiblich mSgen angegeben haben und ebenso sei festgestellt, dab diese HSchstwerte s~ch immer nur bei einzelnen wenigen Pat. fanden. Trotzdem besteht die MSgliehkeit, dab der gerade zu untersuchende Pat. ein solcher in den Ansagen grob variierender ist. Bei der Einzeluntersuchung kann man das nieht wissen und weleher Kollege denkt vor einem audiometrisehen Akt daran, ob eine ,,belastende" Bedingung vorliegt?

Page 32: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

230 K. SC~RSDER:

Ergebnisse 1. Eine t tauptmahlzeit , abendliehe Miidigkeit oder Spreehzimmer-

bedingungen ~iihren ebenso wie emotionelle Schwankungen zu grSI~eren Streubreiten der Nachuntersuchungsergebnisse als sie sonst yon Wieder- holungsuntersuchungen bekannt sind. Dies gilt sowohl fiir die Bestim- mung der Luftleitungsschwelle als auch fiir die drei untersuehten fiber- sehwelligen Methoden.

2. Die Konstanz der Untersuehungsergebnisse sowohl fiir Luftleitungs- schwellenbestimmungen wie fiir fibersehwellige Methodeu ist bei Innen- ohrschwerhSrigen geringer als bei NormalhSrenden.

3. ~bung beeinflul]t die Ergebnisse der Gergusehaudiometrie ~ls einer ebenfalls Untersehiedsschwellenbestimmung ebenso wie die der Intensitgtsunterschiedssehwellenbestimmung naeh LffSCHER U. Z ~ S - LOCKI. Die quantitative ~bungsauswirkung seheint abet bei der klinisch angewandten Methodik beider Teste gering zu sein:

4. Die ~bungsauswirkung in der Intensitgtsuntersehiedssehwellen- bestimmung scheint beziiglieh der GrSl~e der Untersehiedssehwelle nieht yon der Wiederholung des Testes zu befiirchten zu sein, sondern yon einer zu langen Darbietung des modulierten Tones. In diesem Sinne ist often- bar die einheitliehe Regelung des Zeitfaktors wiehtig.

5. Im binauralen Lautheitsvergleich wirkt sieh die Streubreite um so mehr aus, a) je geringer der Schwellenuntersehied zwischen Priifohr und Vergleiehohr ist und b) je weniger vollstgndig das Recruitment. Wegen a) mul~ man sieh an die bekannte Forderung halten, den Test nur anzu- wenden, wenn der Sehwellenuntersehied geniigend grol~ ist; wegen b) dari man es nieht bei der EinzelpI4ifung belassen.

6. In der Gergusehaudiometrie ist bei eindeutig positiven Haarzell- seh~den die durchsehnit t l iehe mittlere Abweiehung des Abstandes zwischen Kurvenopt imum und Gerguschstgrke kleiner Ms ein 5 db- Sprung und das ,,Einlaufen" der Verdeekungskurve in die Sehwellen- kurve zeigt sich praktiseh bei allen Wiederholungsuntersuehungen. Bei Misehfgllen ist die durchschnittliche Streubreite geeignet, das Einlaufen einmal auftreten, ein andermal ausfallen zu lassen ~, deshalb ist in solchen Fgllen mehrfaehe Wiederholung efforderlieh.

7. Die Intensitgtsuntersehiedssehwellenmessung zeigt im Dureh- sehnitt eine grSl]ere Konstanz der Ergebnisse als die Luftleitungs- sehwellenbestimmung; darin scheint sich die bei diesem Test starke Zunahme der Urteilssicherheit infolge .~bung auszuwirken.

8. Bei einzelnen Versuehspersonen unter den besonderen Bedingungen der Versuehsreihe gemessene Extremwerte der Streubreite sind geeignet, bei allen gepriiften iibersehwelligen Methoden die positive oder negative l%eeruitmentdiagnose in ihr Gegenteil zu verkehren, aber ebenso bpi der

Page 33: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuehungen zur Konst~nz u. Streubreite fibersehw, audiometr. Ergebnisse 231

Schwellenmessung die Beurteilung einer HSrverbesserung unm6glich zu machen. Man sollte daher die zitierten erschwerten Bedingungen bei der Audiometrie vermeiden und grunds~itzlich zur Diagnostik die wiederholte Prfifung benutzen.

2. Uberpriifung der klinisehen Verfahren iiberschwelliger Audiometrie an Hand der Konstanzmethode

Die Anwendung der Konstanzmethode ist ein zu langwieriges Experi- ment, als dal~ man dem Patienten jeweils das Durchmessen der ganzen Kurve oder des ganzen Lautheitsvergleiches hgtte zumuten kSnnen ohne wieder dadurch die Ergebnisse info]ge Nachlassens der Konzentra t ion zu beeintrgchtigen; deshalb wurde sie in der Form regelm~Biger Stich- proben angewandt.

Es wurde einheitlieh bei c a geprfift, und zwar ,,unbelastet" die Luftleitungs- schwelle re. und li., Untersehiedsschwelle am Prfifohr, Priifung nach LANGENBECK in zwei Gergnschst~rken und die nach FowL~ in 3 Intensit~sgraden. A]s StSr- liirm-, Coffein- und Luminaltestung wurde je einmal Untersehiedsschwelle, einmal Lautheitsvergleich bei mittlerer Intensiti~ und Geriiusehaudiometrie bei Gergusch- st~irke yon 15 db fiber Ger~iuschsehwelle und yon 70 db ausgefiihrt. Insgesamt wurde also bei jedem Pat. die Konstanzmethode 20real angewandt.

Da die LuftleitungsschweUen nur frfih 8 Uhr unter Prfifraumbedin- gungen gemessen wurden, seien ihre Werte zun~ichst in Vergleich gesetzt zu den ebenfalis , ,unbe]asteten" Messnngen d er fiberschwelligen Methoden.

In der Tab. 1 wurde der Stufenwert ffir alle Teste gleich 1 gesetzt, urn auch die Unterschiedsschwellenmessung auf gleiche Einheiten be- ziehen zu kSnnen.

Die obere Tabelle zeigt, dal~ bei 3 Ausnahmen unter je 14 Teilwerten die Recrui tmentnegativen ungiinstigere Werte errechnen lassen als die l~ecruitmentpositiven. Damit ist also auch zahlenmg~ig belegt, dal~ der Innenohrschwerh5rige mit posit ivem Recrui tment eine grS~ere Urteils- sicherheit zeigt als derjenige mit negativem Recruitment.

Die untere Tabelle zeigt die Durchschnittszahlen der zusammen- gefaBten HSrgruppen fiir die einzelnen Methoden und die 4 Kriterien der Urteilssieherheit aus der Konstanzmethode. (Siehe I I : Besprechung Standardmethoden.) In Klammern ist jeWeils der gr5Bte, also ungfinstig- ste Einzelwert aus allen Messungen der HSrprfifungsart beigeffigt.

ZuniLchst sei die Differenz betrachtet zwischen den mi t den Normal- methoden gemessenen Werten und den mit der Xonstanzmethode er- mittelten. Sie zeigt ffir die Luftleitungsschwelle den Weft 0,87 also 4,35 db. Die gr5Bte bei einem Patienten gemessene Differenz ist 1,88 = 9,4 db. Also ist der mittlere Ungenauigkeitsfaktor, mi t dem die Anwen- dung der einfachen Normalmessung belastet ist, gegenfiber demjenigen

Arch. Ohren- usw. Heilk. u. Z. Hals- usw. ]~eilk., Bd. 170 ] 7

Page 34: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

232 K. SCHRSDER:

Tabelle 1. (Versuch 6) Konstanzmethode Obere Tabe]le Werte ohne Belastung nach ttSrgruppen. Untere Tabelle dasselbe fiir alle Pat. In Klammern HTehstwerte. 1 = 1 Intensit~tsstufe des Audiometers; fiir Unterschiedssehwellenmessung 1 = 1 Stufe am Potentiometer der Amplituden-

modulation

Diff.

bei

= fragl.

bei

M.V.

bei

Stufen u . V .

bei

Diff.

= fragl.

m.V~

Stufen u.U.

P~eor.

Recr. --

Mi. O. Sch. Normal

Recr. ~- Recr. - - M. O. Sch. Normal

Recr. -~- l~ecr. - - Mi. O. Sch. Normal

Recr. ~- ~ecr. - - Mi. 0. Sch. Normal

]5uftl. Uschw. Schwelle Messung

0,60 0,92 0,79 1,16

0,62 1,00 0,17 0,38

0,28 0,32 0,49 0,17

1,30 2,20 1,66 1,33

0,87 (1,88)

0,54 (1,63)

0,32 (0,70)

1,62 (2,50)

Lauth . Geritusch- vergl , audiometr.

0,50 0,77 0,71 0,73 0,47 1,17 0,84 0,89

0,48 1,43 2,12 1,89 1,52

0,26 0,22 0,37 0,33

2,75 3,11 3,10 2,75

0,63 (1,37)

1,74 (3,00)

0,30 (0,51)

2,93 (5,00)

0,88 0,17 0,28

0,29 0,18 0,39 0,36

1,30 1,70 1,50 1,25

0,89 (1,75)

0,45 (1,13)

0,31 (0,69)

1,44 (2,50)

0,31 0,50 0,33 0,58

1,50 3,00 2,67 1,67

0,43 (1,25)

2,21 (5,oo)

der kompl iz i e r t en und ze i t r aubenden K o n s t a n z m e t h o d e n icht grSger als die uns b e k a n n t e S t reubre i t e zwischen verschiedenen bei derse lben Ver- suchsperson vo rgenommenen Normalmessungen .

Der Vergleich der Durchschn i t t s zah l 0,87 mi t denen des FOWI~ER- Testes u n d der Ger i iuschaudiomet r ie zeigt fiir die l e tz te re eine E rhShung yon n u t 0,02 ---- 0,1 db (also p r a k t i s c h gleichwert ig) u n d fiir die ers tere sogar k le inere W e r t e des Ungenau igke i t s fak to r s .

Die durchschni t t l i che mi t t l e re Var i a t i on der Schwelle i ibe rsehre i t e t bei a l len t t 5 r g r u p p e n und al len gepr i i f ten Methoden n ich t die Gr5Be 0,5, also entspri~che die 8 t r eubre i t e gleich 1,0 dem kle ins ten e inzus te l lenden

Page 35: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Konstanz u. Streubreite tiberschw, audiometr. Ergebnisse 233

Intensit~tszuwachs. Demnach w~re aus diesem Kriterium fiir keine Methode ein besonderes MaB yon Urteilsunsicherheit abzulesen.

Die Lu]tleitungsschwelle errechnet 0,54 fiir = , fragl., also praktisch 2 Fraglichurteile unter im Durchschnitt 20 angeforderten Urteilen; dabei wird in nut 1,62 StufenungleichfSrmig geurteilt. Man darf also wohl sagen, dab die Werte fiir = , ~ragl. und Stufen u .U . bei der Luftleitungs- schwellenfindung in 5 db Spriingen im Durchschnitt eine betr~chtliche Zuverl~ssigkeit der Angaben ausdrficken.

Die beigeffigten HSchstwerte, die bei einzelnen Patienten fiir die Kriterien errechnet wurden, zeigen an, dab die Einzelperson betr/~chtlich aus diesem Rahmen herausfallen kann. Da man das yon dem jeweiligen Patienten nicht wissen kann, muB man jede Messung wiederholt vor- nehmen, um die Urteilsstreuung auszugleichen, indem man aus den verschiedenen Mel~werten das Mittel nimmt. Dies ist keine neue Er- kenntnis, abet die Zahlen best~tigen die Notwendigkeit bekannter For- derungen. Diese Betrachtung bezilglich der HSchstwe~e gilt, wie die Tabelle zeigt, in gleichem Umfang fiir die fiberschwelligen Messungen.

Se t z t man diese nun in Vergleich zu der Luftleitungsschwelle, so f~llt zunKchst auf, dab die Ger~iuschaudiometrie yon ,,Diff." abgesehen, we sie wie besprochen praktisch den gleichen Weft hat, in allen Kriterien noch bessere Durchschnittswerte errechnet als die Schwellenbestimmung. Im Einfiihrungskapitel wurde erwogen, dab bei der Kompliziertheit der Vorg~nge im Sinnesorgan die hShere psychologische Anforderung an- nehmbar die Urteilssicherheit bei den iiberschwelligen 1V[ethoden mehr beeintr~chtige als bei der einfachen Schwellenmessung. Das trifft, soweit man die wie besprochen errechneten Zahlenwerte als Aussage anerkennen will, ffir die LANG~BECKsche Ger~uschaudiometrie nieht zu. Diese Zahlenwerte spreehen ihr eine gr68ere Urteilssieherheit zu als der ein- fachen Sehwellenbestimmung. Aueh die HSchstwerte liegen unter denen der Schwelle (Stufen u. U. zeigen gleiche Werte).

Die H5chstwerte ffir ,,Diff." ergaben sich im Bereich niederer Ton- intensit~ten bei Personen, denen das Angebot des Einzeh'eizes, wie es die Konstanzmethode erfordert im Gegensatz zur sonst angewandten Grenz- methode yon oben kommend, die Unterscheidung zwischen wirklichem Ton und nur irgendeiner Anderung iln Ger~uschcharakter das Urteil ja oder nein sehr erschwerte.

Eine Meni~re-Patientin mit merklich herabgesetzter Schmerzgrenze zeigte besonders auffallend Unlustgefiihle bei Anwendung der bei allen Patienten wegen des Vergleiches auch angewandten hohen Ger~usch- intensit~t. Bei anderen mag es weniger deutlich ausgedriickt, ebenfalls die Kennziffer beeintr~chtigt haben.

Man wird also gut tun, die Ger~uschtonschwelle genau nach LA~OEI~- BECKS Anweisung yon hSheren Intensit~ten des Tones kommend zu

17"

Page 36: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

234 K. Serm6Dr~:

messen und den Patienten genau aufzukli~ren fiber den Unterschied dessen, was die Amerikaner detectabili ty und was sie tonal i ty nennen, dem LANGENBECK mit der Bezeichnung Kl~r tonpunkt guten deutschen Ausdruck gibt. Aul~erdem sollte man die hohen Ger/~uschintensit/~ten nur anwenden, wenn sie zur Diagnose erforderlich sind und dann diese Untersuchungen auf die in Betraeht kommenden Frequenzen beschr/in- ken, um die Untersuchungsdauer zu verkfirzen.

Der binaurale Lautheitsvergleich zeigt gegenfiber der Lnftleitungs- schwelle bei ,,Diff." und ,,m. V." kleinere Werte, sowohl im Durehsehnit t wie in den ungfinstigsten Einzelwerten. Bei , ,= , fragl." und ,,Stufen n.U." sind die Werte dieses Testes aber erheblich grSi~er als die Luft- leitungsschwelle, wiederum im arithmetisehen Mittel wie in den GrSl~t- werten. Mittlere Werte yon 1,74 ffir den unterschwelligen Bereich und 2,93 ffir Stufen u. U. besagen, dat~ durehschnittlieh bei einer Prfifung nach Konstanzmethode 7 Gleichheitsurteile abgegeben wurden und dab in etwa 3 Stufen ungleichfSrmig geurteilt wurde. Da anzuerkennen ist, dal3 das Gleiehheitsurteil des Lautheitsvergleiches etwas anderes ist, als das Fraglichurteil der fibrigen Messungen und d~ aueh im IdealfM1 4 Lautheitsgleiehheitsurteile in einer Intensitgtsstdfe abgegeben werden kSnnen, sollen diese Durehschnittswerte nicht in Verg]eieh gesetzt werden zu denen der iibrigen Verfahren.

Anders steht es abet mit den GrSl~twerten; wenn es vorkommt, dal3 der Wert 3,0 ffir ~ , fragl, und 5,0 ffir Stufen u. U. bei den Normal- messungen gefunden wird, d. h. wenn ohne Belastung dutch StSrl/irm, Coffein usw. bis zu 12 Gleichurteile ~bgegeben werden und in 5 Stufen ungleiehfSrmig geurteilt wird, so ist dieses nicht t ragbar und man mu$, ohne einen Zahlenvergleieh mit den anderen Methoden aufzustellen, darin doeh einen Ausch'uck daffir sehen, dal~ der ungewohnte Vergleieh der reehtsseitigen mit der linksseitigen Lautheit eine psychologisch schwierigere Aufgabe darstellt als die Schwellenbestimmung. Wie vom Veffasser schon frfiher ausgesproehen wurde, n immt dieser Unsicher- heitsfaktor dem binauralen Lautheitsvergleieh nichts yon dem Weft, den er fiir die Andiometrie hat als die Methode, welche am sinnf~lligsten den tats/~ehliehen Lautheitsausgleieh demonstriert. Er betont aber wieder- um die Dringlichkeit der bekannten Forderung, den Test nur anzustellen, wenn der Schwellenunterschied der verglichenen Ohren gro$ genug ist.

Abb. 17 zeigt auSerdem, da$ es yore Zufall abh~ngt, ob bei der Einzelprfifung ein guter Mittelwert angegeben wird oder ein Extrem- weft - - hier 40 db oder 65 db. Deshalb sollte bei diesem Test ganz besonders die Konsequenz gezogen werden, es nie bei der Einzelprfifung zu belassen.

Gleichzeitig demonstrieren diese Verh/~ltnisse, da$ der einmal positive, ein andermal negative Ausfall des F o w L ~ - T e s t e s bei dem gleichen

Page 37: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Konstanz u. S~reubreite i~berschw, audiometr. Ergebnisse 235

Patienten mit der Ur~eilsstreunng des letzteren erkl/irt sein kann und daher weder ein tats/ichliehes Schwanken des Recrui tment auszudriicken braueht, noch die verschiedene Sorgfalt zweier Untersucher.

Dis Intensit~itsunterschiedsschwellenmessung naeh LffSOHE~ u. Zwzs- LooKI kann wie vorher besproehen nur bezfiglich der Fraglichurteile und der Stufsn ungleiehfSrmigen Urteils zahlenms verglichen werden. Ein groBer Tell der Pat ienten sag%e bei der Erstpriifung spontan an, dieses sei das sehwierigste ihnen abverlangte Urteil; bei Anstellung des Kon- stanzvsrsuches wurde absr dann immer be- merkt, dag sie t rotzdem selten ,,fraglich" ansagtsn. Entsprechend wurde nur 0,43 ausgezghlt gegen 0,54 bei der Luftleitungs- schwelle. Ffir Stufen u. U. ist die L i Y s e ~ - Zahl 2,21 gegen 1,62 der Luftleitungs- schwelle und 1,44 bei der Ger/~usehaudio- mettle. Das scheint auf eine zun/~chst vor- handene etwas geringere Urteilssicherheit hinzudeuten. Man mug abet bedenken, dab hier wie bei der Ger~uschaudiometrie die Konstanzmethode yon der praktisch- klinisch ausgefibtsn Methode abwsich~. Hier ist das Urteil jeweils nicht aus dein Wechsel des Reizangebotes von hohen zu

" / / , / ~ y,4, ' / / / , ' / / /~ I//: le ~// ,~.le ~/ m 7/ / / ///7/ / / ~ l/e ~ ,// / / 7•

aoy/ / leT/ Y//le// =

//////z //I / /

= //~ l e ~ le {.. Y / J / Y / ~ ' / / / ~ ~ / / / / • 7/(// / , y/,///,..:

50 ~//////// ,e " / , " / / / J e ~ = =

65 = ~ :Fs -z - - - -T~Z- - : ] d - z :

Abb. 17. G.W. 6 Gleichlauturtefle bei 6 S~ufen ungleichfSrmigen Urteils

.3odB

niederen Intensi taten entstanden, sondern aus dem Einzelangebot. Interessant sind die HSchstwerte: 1,25 fiir Fraglichurteile und 5,0

fiir Stufen u . U . Bei der Unterschiedssehwellenmessung wird eine Schwelle bes t immt und dafiir ist eine Verteilung ungleichfSrmiger Ur- teile, also eins Unsicherhei~ des Urtefls fiber 5 Intensit~tsstufen nicht tragbar. Nun deutet aber schon der besonders groge Untersehied zwisehen den Dursehnitts- und den HSchstwerten darauf hin, da.6 es Einzslf~lle sind, welche die H6he dieser Ziffern bedingen. Unter den 3 Versuchs- personen, welche die gr66ts Anzahl yon Stufsn u. U. aufwiesen, shld 2, die bei abgeschalteter Modulation noch zu hSren glaubten. Li%CHER U. ZWISLOCKI (2) machen bekanntlich selbst auf diese F/~lle aufmerksam und fordern das kontrollm/~Bige, dem Patienten nicht bewugte Abschal- ten der Modulation, um zu sehsn, ob er das Fehlsn derselbsn tatsgchlich bemerkt .

Abb. 18 zeigt das Konstanzbild sines solchen Patienten (st gehSrt nieht zu dieser Untersuchuugsreihe). Diese Versuchsperson urteilt bei Stufe 0 zweimal mit ja = Modulation gehSrt; das Gesamtbfld mit 7 Stufen u. U. nnd zwei Fraglichurteilsn noch bei 1,0 db erweist aber eine so vSllige Urteilsunsicherheit, dab diessr Pat ient ganz sicher unge- eignet ist zur Untersuchung rait diesem Test, anch wenn man in Betracht

Page 38: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

236 K. Sem~51)~:

zieht, dab die Konstanzmethodc yon der praktisch-klinisch ausgeiibten abweicht. Wiederholt man mit einer solchen Versuchsperson die Prfifung einige Male, so wird die bei unseren noch zu beschreibenden Belastungs- untersuchungen augenscheinlich gemachte besonders hochgradige ~bungs- beeinflussung innerhalb dieses Testes ihn dazu bringen k6nnen, rich~ig zu urteilen, d .h . bei abgeschalteter Modulation den Dauergon zu er- kennen. Die Versuchsperson C. S. (Abb. 18)' urteilte abet noch bei der 4. Anwendung der Konstanzmethode in 4 Stufen ung]eichf6rmig. Nun

ist einmal zu bedenken, dab jeder Pa- . . . . . . . . . . .

g

0,2

o,,-53-s :3 : -3- :3- - [ f

~ 6--:-j3_-- :- ~:35-3 ~3-_ ? [ f

~o3_--:3---- f f :~:33-Z

Abb. 18. C. S. 2mal ja bei abgeschalteter Modulation; dabei Urteilsunsicherheit in

7 Int.-Starch

t ient ein soleher Einzelfall sein kann; einer der Extremwertpat ienten hat te den 0-geiz richtig erkannt und trotz- dem Urteilsstreunng fiber 4 Stufen ge- zeigt. ])as demonstriert wiederum - - die Einzetprfifung l~gt dieses nich~ er- k e n n e n - - , wie absolut notwendig die Wiederholung der Prfifung ist.

Es seheint deshMb doch zweekm~Big zu sein, solehe Patienten, die im 0-Vet- such mehrfach versagen, als fiir diesen Test ungeeignet zu erklBren. Wenn man sich an die Vorschrift yon Lffse~I~ u. ZWISLOCKI hKlt, die Versuchsperson genau vorher aufzuklBren und ihr zu-

n/~chst einen nicht modulierten and einen krMtig modulierten Ton vor- fiihrt, so dfirfte die Anzahl der Ungeeigneten nieht groB sein.

Man kommt damit zwangsl/iufig zu der Frage, ob es fiberhaupt sinn- roll ist, momomethodisch zu untersuchen. ])er Arzt pflegt die Ergebnisse verschiedener Untersuchungsmethoden zu vergleichen, um die Diagnose zu stellen oder zu sichern. Z6LLN~ u. I-~AHLBROCK stellten ,,fast volle Obereinst immung" in den Ergebuissen der drei auch hie'r zur Unter- suchung stehenden Methoden lest. Deshalb braucht man sich aber nicht auf eine Methode zu beschranken; das ,,fast" kann seinen Grund in den hier besprochenen Grenzen ihrer psychophysischen Leistungsf/ihigkeit haben, die ein AnlaB mehr sein sollten, sic im Vergleich zu benutzen.

Nach der Bespreehung der Durchschnittswer~e diirfte es interessant sein, die Ergebnisse eines Norma]hSrenden mit besonders groBer Urteils- sicherheit (J. P.) denen eines unsicher urteilenden NormalhSrenden (C. H.) gegenfiber zu stellen. Die Ergebnisse des ersteren entsprechend Tab. 1 untere tI/~lfte zeigt Tab. 2.

J . P. ist als Rundfunkmechaniker durch seinen Beruf an das Ton- abhSren gewShnt. WHEEI~]~ u. ])IeKSO~ ianden bei gefibten Funkern die Lage der HSrschwellen gegenfiber anderen NormalhSrenden nur wenig

Page 39: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Xonstanz u. Streubreite iiberschw, audiometr. Ergebnisse 237

verbessert undes gilt daher die Meinung, dab l~bung bet der Schwellen- ermittlung keine I~olle spiele. Die Lage der It6rsehwelle ist abet etwas anderes als die Sieherheit der Aussage bet ihrer Bestimmung. Nach PAWLOW entsteht ~bung immer im AusmaB der Lebensnotwendigkeit, also im AusmaB der Gewiehtigkeit einer Tgtigkeit fiir den Lebensvollzug.

Tabelle 2. (Versuch 6) Konstanzmethode J. P. Bet Luftleitungsschwelle und Gerguschaudiometrie absolute Urteilssicherheit

Diff . . . . . . . . = fragl . . . . . . m , V . . . . . . .

Stufen u. U . . . .

Luftleitungs- Lauth. Gergusch- Int. Unterschieds- schwelle VergI. Audiometrie Schwellenmessung

0,5 0 0 0

0,75 0,5 1,33 0 0,33 0 2,33 0

Diese ~bung demonstrieren die Ergebnisse der Prfifung mit der Konstanz- methode bet J. P. Die ,,Differenz" yon 0,5 ist dutch die Bereehnungsart dieser Methode bedingt; fiir die fibrigen Kriterien hat J. P. bet der Luft- leitungssehwellenbestimmung volle Zuverliissigkeit der Angaben. Da J. P. bet der Luftleitungssehwelle Nullwerte hat, seheint seine Tabelle ein besonders verwertbares Bild vom Verhgltnis der Urteilsstreuung bet den fibersehwelligen Methoden zu jener der einfachen Sehwellenbestim- mung zu geben.

Tabelle 3. (Versuch 6) Konstanzmethode Gegeniiberstellung: NormalhSrender mit geringer Urteilssicherheit (C~ It.), Normal-

hSrender mit groger Urteflssicherheit (J. P.)

Diff . . . . . . . . . . = fragl . . . . . . . . m , V . . . . . . . . .

Stufen u. U . . . . . .

C.B.

Luftleitungs- schwelle

1,69 0,63 0,28 2,00

Luftleitungs- schwelle

0,5 0 0 0

J . P .

Durchschni~t Mler fiberschw. N[essungen

unbelastet belas~et

0,44 0,44

1,11 1,82

Errechnet man fiir J. P. die Durchschnitte der Werte fiir die 3 iiber- schweUigen Methoden in = , fragl, und Stufen u. U. und zwar unbelastet sowie im Durchschnitt aller Belastungen (Diff. und m. V. blieben un- berficksichtigt, um den Lffsc~sR-Test mit in den Vergleich nehmen zu kSnnen), so erweist eine Gegenfiberstellung mit einer sehr schlecht aus- sagenden ebenfalls normalhSrenden Versuchsperson, dab diese letztere bet der einfachen Schwellenbestimmung eine gr6Bere Streubreite der Urteile zeigt als der gute Prfifling bet dem Durchschnitt der ~iberschwelli- gen Messungen ohne und sogar mit Belastungen.

Page 40: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

238 K. Scm~SDsm

F O W L ~ (3) h a t da r au f au fmerksam gemach t und Li~scHE~ ( 2 ) u n d L A ~ G E ~ C K (9) bes t i i t igen es ebenso wie unsere Unte r suchungen , da$ InnenohrschwerhSr ige mi t pos i t ivem R e c r u i t m e n t wegen ihres steflen Lau the i t s ans t i eges die Luf t le i tungsschwel le auffa l lend sicher beur te i len . FowL~,a h a t da rau f eine Schne l lmethode zur Grobfes ts te l lung des Re- c r iu tmen t s gegr i indet . Die soeben besproehene Versuehsperson J . 1 ). zeigte als Auswi rkung yon ~ b u n g grSi~ere Ur te i l ss icherhei t bei der Schwel l enbes t immung als alle gepr i i f ten P a t i e n t e n m i t pos i t i vem Re- c r iu tment . Also mu$ ~)bung ausgeschlossen sein, bevor aus einer hohen Sicherhei t de r A n g a b e n bei der Schwel lenbes t immung auf ein posi t ives R e c r u i t m e n t gesehlossen wird.

Tabelle 4. (Versuch 6) Konstanzmethode Links die Durchschnittswerte aller gepriiften Patienten bei den unbelasteten (friih 8 Uhr) Messungen nnd bei den Messungen unter erschwerten Bedingungen; rechts die jeweflige prozentuale Abweichung der Belastungswerte gegeniiber den unbe- lasteten. Bei Ger~uschaudiometrie und binauralem Lautheitsvergleich 1 ~ 1 Inten- sit/~tsstufe des Audiometers. Bei Liisc]~E~-Test Werte nach Formel s. I I : Standard-

methoden. Vergleich also nur der Prozentzahlen mSglich

fragl. Stnfen prozent. Abweichung gegenfiber Diff. m .V. u . U . den unbelasteten/Vlessungen

Unbel. StSrl. Coffein Luminal

Unbel. StSrl. Coffein Luminal

Unbel. StSrl. Coffein Luminal

0,62 0,39 0,86 0,50

0,87 1,01 0,88 0,87

0,10 i 0,06 ! 0,07 0,06 0,04 0,05 0,08 0,07 0,07 0,12 0,04 0,07

Binauraler Lautheitsvergleich

1,67 0,29 2,88 1,89 0,33 2,94 Durch- - - 3 7 ~-13 + 13 d- 2 1,66 0,34 3,19 schnitts- -~ 38 0 ~- 17 § 11 1,65 0,39 3,19 werte 1 9 - 1 -~ 34 ~-11

Ger/~uschaudiometrie 0,45 0,31 1,41 0,51 0,29 1,47 Durch- -k 16 d-13 - - 6 d- 4 0,46 0,33 1,41 schnitts- d- 1 -k 2 d- 6 0 0,49 0,25 1,28 werte 0 ~ 8 - - 1 9 - - 9

Intensit/~tsunterschiedsschwellenmessung 2,08 2,00 Durch- - - 4 0 - - 3 3 ~ 2 9 - - 4 1,65 schnitts- - - 20 ~ 16 0 - - 20 1,38 werte -k 20 - - 30 0 - - 34

Die Ergebnisse der U n t e r s u c h u n g e n zur K o n s t a n z der Urtei lss icher- heir f iberschwell iger aud iomet r i scher Methoden u n t e r den wechselnden Bed ingungen der R o u t i n e u n t e r s u c h u n g s ind in den Tab. 4 darges te l l t .

Jede Tabelle zeigfG die Durchschnittsergebnisse aller Pat. in den 4 Fg]len: unbelastet, unter Sprechzimmerbedingungen (StSrl/~rm), naeh Coffein- und naeh Luminalgabe.

Um Schwankungen der Werte infolge StSrl/~rm usw. zu ermitte]n, wurden die Belastungswerte auf die der unbelasteten Untersuehungen bezogen und fiir jede

Page 41: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Konstanz u. Streubreite iiberschw, audiometr. Ergebnisse 239

AbweichungsgrSBe das Prozen~verhaltnis zum Ausgangswert berechnet. Die pro- zentuale Abweichung 1/~$t auch den LiYSC~ER-Test zahlenm/~l]ig mi~ den iibrigen Testen vergleichen.

Die Tabellen waren zun/iehst nach den einzelnen H6rgruppen (Nor- mathSrende, Mittelohrscttwerh6rige usw.) aufgegliedert worden. Die Grup- penwerte ergaben jedoch kein eindeutiges Bild, so dab die Darstellung auf dig Durchschnittswerte beschr/inkt wurde. Erw~hn% sei lediglich, dab eine Durchmnsterung der HSrgruppenaufstellung auf die GrSl]twerte fiir die einzelnen Kriterien die Grupl0e der InnenohrschwerhSrigen mit posit ivem Recruitment als einzige frei yon solchen Extremwerten erwies gegeniiber 3- -5 HSchstwerten bei den iibrigen H6rgruppen.

Die InnenohrschwerhSrigen mit positivem 1%ecruitment scheinen dem- nach yon allen H6rgruppen die grSBte Konstanz der Urteflssicherheit zu haben. Aus der Tab. 1 oben war festgestellt worden, da$ die gleiche Gruppe eine grSBere Urteilssicherheit zeigte als die recruitmentnegativen Innenohrschwerh6rigen. Also scheint GrSl]e der Urteilssicherheit und deren Konstanz Hand in Hand zu gehen.

Aus den einzelnen Belastungsarten f~llt keine heraus nach GrSBe der Abweichung oder Kichtung derselben ( + oder - - ) . Wie hier beziiglich der Urteilsstreuung keine Belastungsart eindeutig ungiinstigere Werte er- zeugt als die iibrigen, so konn%e es vorn bezfiglich der Konstanz der Er- gebnisse gezeigt werden,

Die durchschnittliche Abweichung fiir alle Patienten und alle Be- lastungsarten ergibt folgende ~u

Tabelle 5. (Versuch 6) Konstanzmethode Durchschnit~liche prozentuale Beeinflussung der Urteilsstreubreiten

der 8 Uhr-Messung dutch belastende Bedingungen

binaural. L~uth. Vergl. Ger/~uschaudiometrie Int. Untersch. Schw.

Messg.

Diff. = fragl, m.V. S$ufen u. U. % % % %

31 6

27 25

21 10

10 19

Von den fiberschwelligen Methoden zeigt demnach die Ger~tusch- audiometrie die grSBte Konstanz der Urteilssicherheit. Also geht aueh bei den Methoden GrSBe der Urteilssicherheit und ihre Konstanz Hand in Hand.

Als der Ausdruok ,,Belastung"' gew/ihlt wurde, waren wir yon der Vorstellung ausgegangen, dab StSrl/irm, Luminalgabe usw. eine zus~tzliche Belastung der Urteilssieherheit darstellen wfirden. Be%raohtet man die prozentualen Abweiehungen in Tab. 4, so wird diese Annahme dureh das erhebliehe Uberwiegen der Plus-Abweiehungen (Erh6hung der Werte

Page 42: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

240 K. Sc~SD~:

= Verringerung der Urteilssicherheit) bei dem binauralen Lautheits- vergleich und der Gerguschaudiometrie besti~tigt; iiberraschenderweise zeigt die Unterschiedsschwellenmessung das entgegengesetzte Verhalten.

Da die gauze Serie 6 wie erwkkhnt nicht ,,in idealer Unordnung" untersucht werden konnte, sondern im wesentlichen in der Reihenfolge der Notierung mit Beginn bei Normaluntersuchung und Ende bei Lumi- naleinwirkung, so muBte die Verbesserung der Urteilssicherheit im

pz/hoL Oh," besseres Ohp

///////, "/.. /x / ,,x ~,,~ ,

Y/.. ~/~ "/,/, /_///, - - ~-- ~:

55

= :• :--=_L #-Pk-i]-~Ei-[ T:_~_--_=zi=--:L=s

. . . . . . . . . ~ - - ~ - - ~ - - = - - ~ - - ~ - - ~ - - ~ - - - - - 80 - J . . . . J - : z - J z -• _--3__- _~_-~_-----L_--~_-L_-= :O

Abb. 19. (Versuch 6) Kons~anzmethode. 5. R. L inks schwe]lennahes RecruRmen~. 3~n~sprechend l inks gr~Bere Ur te i l ss icherhei t

Diff. - - 0,25 § 1,25 = , frgl . 0,5 1,0 m . V . 0 ,25 0 ,25 S t u f e n u . U. 1,0 2,0

Lt~SCH~-ZwISLOCK~-Test annehmbar mit der Ubung erkl~trt werden. Bei 3 Kontrollf~llen wurden daher die Untersuchungen in umgekehrter Reihenfolge vorgenommen. Die Resultate best~tigten die Annahme. Dann ist also beziiglich der Urteilsstreuung die ~bungsauswirkung im L~sc~v,~-Test um so viel grS~er als bei den zwei anderen iiberschwelligen Methoden, dab sic die Wirkung der Belastungen, welche bei den iibrigen Methoden tats~chlich im Wo~4sinne die Urteilssicherheit vermindert, nicht nur aufhebt, sondern trotz der Belastung, die sich ja auch bei ihm auswirken mull, noch zu einer Verbesserung ffihrt.

Im allgemeinen gilt wie besprochen, dal] der InnenohrschwerhSrige 1nit positivem Recruitment die Lu~tleitungsschwe]le besonders sicher beurteile. Das Beispiel des geiibten und deshalb extrem gut aussagenden Priiflings zeigte die Ausnahme, bei der auch ohne Recruitment die Schwelle absolnt sicher bestimmt wurde. Es sei aus dieser Untersuchungs- reihe noch ein Beispiel flit die umgekehrte Ausnahme angefiihrt, da~ n~mlieh trotz positivem Recruitment die Sehwelle unsieher beurteilt wird. Abb. 19 zeigt fiir J . R . im F o w L ~ - T e s t ein schwellennahes Recruitment; entsprechend miBt er die Luftleitungsschwelle am Recruit- mentohr gut mit 2 Fraglichurteilen in einer Stufe u.U., am anderen Ohr dagegen mit 4 Fraglichurteilen in zwei StuIen u. U.

K. W. Abb. 20 kommt im F o w L ~ - T e s t sogar zum vSlligen Laut- heitsausgleieh, trotzdem miBt er die Luftleitungssehwelle beiderseits

Page 43: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Konstanz u. Streubreite iibersehw, audiometr. Ergebnisse 241

gleich unsicher; sein Recruitment ist verzSgert, deshalb hat es keinen Einflug auf die Urteilssicherheit bei der Schwellenbestimmnng.

Also kann man kein Recruitment haben und doeh die Schwelle absolut sicher messen infolge t?bung; und man kann ein positives Recruitment mit vSlligem Lautheitsausgleieh haben und doch die Schwelle unsicher bestimmen, weft der pathologisehe Lautheitsanstieg erst hSher fibersdhwellig eintritt.

puChoL Ohz" besseres Ohp

m

{ r { --IS-- eo eo

100 70O

Abb. 20. (Versuch 6) Kons~anzmethode. K . W . Links verz6gertes 1%eeruitment. En~sprechend UrteilsunsicherheR links gleieh rechts

Diff. - - 0,75 + 0,4 : , frgl. 1,5 1,75 m . V . 0,25 0,2 Stnfen u . U . 2,0 2,0

Ergebnisse 1. Die gr6Bere Urteilssicherheit der Innenohrschwerh6rigen mit posi-

t ivem Recruitment gegenfiber solchen mit negativem Recruitment kann zahlenm/~13ig belegt werden.

2. Der mittlere Differenzbetrag zwisehen dem nach iiblicher Methode und dem nach der Konstanzmethode errechneten Wert der Luftleitungs- schwelle betr/~gt 4,35 db. Er fiberschreitet also nicht die bekannte Streubreite zwisehen versehiedenen bei derselben Versuchsperson vor- genommenen Normalmessungen.

3. Nach den Durchschnittswerten beurteilt wird die Luftleitungs- schwelle mit einem ziemlich hohen Ma8 yon Urteilssicherheit bestimmt. Diese Angabenzuverl/issigkeit ist aber, wie die Extremwerte zeigen, individue]l sehr verschieden (bis 7 Fragliehurteile unter 20 angeforderten und Streuung fiber 15 db). Das unterstreieht, da man die Urteilssicher- heir des Einzelnen vorher nicht kenn% die bekannte Forderung, sieh nie mit der Einzelmessung zu begniigen, sondern den Mitte]wert aus mehreren Vergleichsmessungen zu bestimmen.

4. Bei der Ger/~uschaudiometrie zeigen die Versuehspersonen durch- schnittlich eine grSBere Urteilssicherheit als bei der Ermit t lung der ein- fachen Luftleitungsschwelle. EinzelneVersuchspersonen konnten bei nied- riger Tonintensit/~t und Konstanzmethodik schwer zwischen wirklichem

Page 44: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

242 K. Scm~OD~R:

Ton und ~nderung im Geri~useheharakter unterscheiden. Deshalb sollte man sich genau an LA~G~B~CXS Methodik zur Findung des Klar- tonpunktes halten. Ist die Sehmerzgrenze herabgesetzt, so beeintr/ieh- tigen Unlustgeffihle die Urteilssicherheit bei Anwendung hoher Ger/~useh- intensit~ten. Deshalb sind diese nur anzuwenden, wenn sie zur Diagnosen. stellung erforderlich sind und auf die in Frage stehenden Frequenzen zu besehrgnken, um die Untersuchnngsdauer zu verkfirzen.

5. Die Untersuchungsergebnisse best/~tigen die Annahme, daf~ der binaurale Lautheitsvergleich ein sehwierigeres psychophysisches Experi- ment ist als die Luftleitungsschwellenbestimmung. Bei Einzelf/illen mit Urteilsstreuung fiber 5 und 6 Intensit/~tsstufen (25--30 d b ) k a n n diese Urteilsunsicherheit ein Schwanken des Recruitments vorti~usehen. Des- halb ist ffir diesen Test ganz besonders das Begnfigen mit der Einzel- prfifung abzulehnen. Zu kleiner Sehwellenuntersehied zwischen Prfifohr und Vergleiehohr erhSht die Auswirkung des Unsicherheir

6. Die Intensitgtsunterschiedsschwellenmessung nach L~SCHE~ u. ZWISLOCKI zeigt im Durchschnitt etwas geringere Urteilssicherheit als die Bestimmung der Luftleitungsschwelle. Bei Einzelpersonen, welche in der Erstprfifung bei nicht modulierter Amplitude die Modulation zu hSren glauben, kann es bis zur Urteilsunsicherheit in 5 Intensit/~tsstufen (am Potentiometer der Amplitudenmodulation) kommen. Es wird v o r -

gesehlagen, bei Patienten, welehe trotz guter Anleitung im Kontroll- versuch die Abschaltung der Modulation mehrfach nicht erkennen, diesen Test nieht zur Diagnostik zu verwenden.

7. Eine dureh ihren Beruf geiibte Versuchsperson zeigt bei Bestim- mung der Luftleitungsschwel]e und bei der Ger/~usehaudiometrie volle Zuverli~ssigkeit der Angaben. Im Gegensatz zur unbedeutenden Beein- flussung der Schwellenlage wird die Urteilssieherheit bei ihrer Ermitt lung deutlich dureh berufliche ~bung verbessert. Ein Fall mit verzSgertem Recruitment miBt die Schwelle auf diesem Ohr so unsicher wie auf dem anderen. Also man kann kein l~ecruitment haben und doch die Schwelle absolut sieher messen infolge ]~bung, und man kann ein positives Re- cruitment haben und doeh die Schwelle unsicher bestimmen, weft das Recruitment niehr sehwellennahe ist.

8. Keine der geprfiften ,,Belastungs"-Arten beeintri~chtigt eindeutig und durehgi~ngig mehr als die fibrigen die Konstanz der Ergebnisse oder die Streubreite der Urteile. Jede ,,Belastung" erhSht die Urteilsstreu- breiten.

9. Die InnenohrsehwerhSrigen mit positivem Recruitment scheinen grSBere Kons t anz der Ur~eilssieherheit zu besitzen als die anderen HSrgruppen.

10. Von den 3 geprfiften fiberschwelligen Methoden zeigt die Geri~usch- audiometrie die gr6Bte Konstanz der Angabenzuverli~ssigkeit.

Page 45: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Konstanz u. Streubreite iiberschw. ~udiometr. Ergebnisse 243

11. Die Ubungsauswirkung auf die Urteilsstreubreite im Lt~SCH~R- Test ist um so viel grS~er als bei Ger~uschaudiometrie und FOWLEI~-Test, da~ sie die Wirkung der , ,Belastungen", welche bei den letzteren Metho- den tats~chlich im Wortsinne die Urteilssicherheit vermindert, nicht nur aufhebt, sondern trotz der Belastung noch zu einer Verbesserung fiihrt.

Z u s a m m e n f a s s u n g

Die Methodik des binauralen Lautheitsvergleiches, der Intensit~ts- unterschiedsschwellenmessung n~ch L ~ s c g ~ u . ZWISLOCKI und der Ger~uschaudiometrie wird mit den Standardmethoden fiir psychophysi- sche Messungen verglichen und aus diesem Vergleich auf annehmbare Fehlerquellen geschlossen.

Ffir die Ger~usch~udiolnetrie wird daraufhin die Auswirkung des Ermiidungsfaktors untersucht und aus dem Vergleich yon Kurven, die nur yon tiefen zu hohen und solchen die nur yon hohen zu tiefen Frequenzen gemessen wurden, eine relative Zunahme des ttSrverlustes gefunden, welche wghrend der Zeitdauer einer Kurvenbest immung nicht kontinnierlich anw~chst; die g]eiche Art des HSrverlustzuwachses zeigt die Anwendung des Dauerger~usches gegeniiber einem unterbrochenen. Es wird ~ngenommen, dal~ es sich dabei um die rasch abges~ttigte Adap- ta t ion handelt.

Ffir den binauralen Lautheitsvergleich als einen Vergleich zweier GrS~en, werden Untersuchungen zum Zeitfaktor gemacht, welche zeigen, daft eine Pguse yon 5 sec zwischen linkem und rechtem Tonangebot sich in geringem Ma~e gtinstiger noch auswirkt als der unmittelbare Sukzessiv- vergleich und dal] zwischen diesen beiden Zeitpunkten eine Zunahme, dann Abnahme des Lautheitseindruckes yore ersten Ton eintritt, so d ~ es z w e c k m ~ i g ist, sich rait der Methodik auf einen dieser beiden Zeit- rhythmen festzulegen.

Die fiir den klinischen Gebrauch zu komplizierte und zeitraubende Konstanzmethode der experimentellen Psychologie l~l~t verschiedene Kriterien der Urteilssicherheit errechnen. Deshalb wird mit ihrer An- wendung versucht, die Ur~eilssicherheit bei der Luftleitungsschwe]len- best immung einerseits und den genannten fiberschwelligen Methoden andererseits zu bestimmen.

Da die audiometrischen Routineuntersuchungen unter wechselnden Bedingungen stattfinden, werden Serien von Versuchspersonen frtih 8 Uhr, imAnschlu~ an dieMittagsmahlzeit und bei abendlicherMfidigkeit, sowie nach Coffein- und Luminalg~be ~ls dosierbarem Ersatz ffir emo- tionelle Schwankungen im Priifraum untersucht, auBerdem einmal unter Sprechzimmerbedingungen. Aus den Werten wird ~uf die Konstanz der Ergebnisse wiederum bei Luftleitungsschwellenbestimmung und bei den gen~nnten fiberschwelligen Methoden geschlossen und aus Anwendungen

Page 46: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

244 K. SCttR6DEg:

der Konstanzmethode unter den gleichen weehselnden Bedingungen auf die Konstanz der Urteilssicherheit bei den iiberschwelligen Methoden.

Keine der besonderen Bedingungen beeinfluBt die Konstanz der Ergebnisse oder die Urteilssicherheit in herausfallendem Mage; die unter den belasteten Bedingungen gemessenen mitt]eren Streubreiten sind bezfiglich der Luftleitungsschwelle grSl~er als sonst ftir Wiederholungs- untersuchungen bekannt ist.

Der binaurale Lautheitsvergleich erweist sieh im Durehsehnitt als sehwierigeres psychophysisches Experiment als dieLuftleitungssehwellen- bestimmung. Bei Einzelf~llen vorkommende Urteilsstreuung fiber einen Bereieh yon 25--30 db kann ein Schwanken des Recruitments vor- t~usehen. Da aueh die an sich geringe dnrchsehnittliehe Streubreite bei geringem Schwellenunterschied zwisehen Prfifohr und Vergleichsohr sich verst~rkt auf die Diagnose auswirken mnB, ist die bekannte Forderung zu unterstreichen, dab man den Test nut bei genfigend grogem Schwellen- untersehied anwendet und sieh hie mit der Einzelprfilung begnfigt.

Bei der Geriiusehaudiometrie ist in eindeutig positiven I-Iaarzellsch/i- den die mittlere Streubreite des Abstandes zwisehen Verdeekungskurven- optimum und Ger~uschstiirke unter 5 db und das Einlaufen der Ver- deckungskurve in die Sehwellenkurve zeigt sich praktiseh bei allen Wie- derholungsuntersuehungen. Bei Misehf/illen ist jedoeh die Streubreite geeignet, das Einlaulen einmM auftreten, ein andermal ausfallen zu lassen. Deshalb sind Wiederholungsuntersuehungen erforderlich. ~bung beeinfluBt auch die Ergebnisse der Ger~usehaudiometrie, so wie die des L~dsoHER-Testes; die quantitative Auswirkung seheint bei beiden Testen bei Anwendung der kliniseh fiblichen Methodik gering zn sein.

Die Urteilssieherheit ist bei der Gerguschaudiometrie grSBer als bei Ermittlung der Luftleitungsschwelle.

Von den geprfiften fiberschwelligen Methoden zeigt die Geri~useh- audiometrie die grSgte Konstanz der Urteilssicherheit gegeniiber weeh- selnden ~uBeren Bedingungen.

Die Intensit~tsunterschiedsschwellenmessung naeh L~2sc~R u. ZWlS- LOOKI zeigt eine grSBere Konstanz der Ergebnisse als die Luftleitungs- schwellenbestimmung. Der Durehsehnitt der Urteilsstreuung bei Erst- untersuehungen ist etwas gr6Ber als der bei der Luftleitungsschwellen- bestimmung. Bei Personen, welche im 0-Versuch mehrfaeh dieModulation trotz eingestelltem Dauerton zu erkennen gtauben, kommt Urteils- unsicherheit in bis 5 Intensit~tsstufen (amPotentiometer derAmplituden- modulation) vor. Es wird daher vorgesehlagen, bei solehen Personen, welche trotz guter Anleitung die Absehaltung der Modulation mehrfach nieht erkennen, diesen Test nicht auszuwerten. Die Obung wirkt sich bei unseren Wiederholungsuntersuehungen erheblich aus im Sinne einer Zunahme der Angabenzuverl~ssigkei~, dagegen relativ wenig bezfiglich

Page 47: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

Untersuchungen zur Konstanz u. Streubreite iiberschw, audiometr. Ergebnisse 245

der GrSl~e der Unterschiedssehwel le . Es scheint , dab Wiede rho lungen des Testes bei regelm~l~ig nur 1 sec lang auf j eder In t ens i t~ t s s tu fe angebotener Modula t ion nur ger inge l~bungsbeeinf lussung des Ergebnisses erzeugt , w~hrend diese m e h r zu beff i rchten ist, wenn jeweils der modul ie r t e Ton so lange angebo ten wird, bis der P a t i e n t sein Ur te i l abgib t .

Innenohrgesch~d ig te zeigen bei a l len Un te r suchungen geringere Kon- s tanz der Ergebn i sse a]s ~ o r m a l h S r e n d e . Die Auswi rkung der A d a p t a t i o n in der Ger~uschaud iomet r i e is t bei ihnen grS~er als bei Normalen .

InnenohrschwerhSr ige m i t pos i t ivem R e c r u i t m e n t zeigen gr513ere Zuverl~tssigkeit der A n g a b e n als solche mi t nega t ivem R e c r u i t m e n t und eine grSl~ere Unbee in f iu~barke i t derse lben bei wechse]nden ~ul]eren Be- d ingungen ~ls al le ande ren HSrgruppen .

GrSl~e der Angabenzuver ] s und die Kons t~nz derse lben bei wechse lnden Versuchsbed ingungen gehen H a n d in H a n d (beides a m grSl~ten be i Ger~uschaudiomet r ie und ebenso bei InnenohrschwerhSr igen m i t pos i t i vem Rec ru i tmen t ) .

Un te r suchungen , ob verb~le R e a k t i o n oder meehanisches Signal bei der A u d i o m e t r i e zu bevorzugen sei, e rgeben zu vernachl~ss igende Unter - schiede.

Bei e iner Un te r suchungs re ihe e rg ib t sich die e indeut ige Beeinflussung der Ergebnisse durch die Wissen t l i chke i t des Untersuchers.

Zwei Versuchspersonen demons t r i e ren , dal~ ohne pos i t ives Recru i t - m e n t die Schwe]le mi t abso lu te r Ur te i l s s icherhe i t zu b e s t i m m e n ist, wenn beruf l iehe ~lbung vor l ieg t und dal] t ro tz pos i t ivem R e c r u i t m e n t Urtei ls- uns icherhe i t an der Schwelle vor l iegt , wenn es sich um ein verzSgertes R e c r u i t m e n t hande l t .

L i t e r a t u r

ABERG, ]~.: Z. Laryng. usw. 38, 605 (1954). - - v. ]3EKESY, G.: (1) Laryngos- cope 57, 765 (1947). - - (2)zit. n. P~ANKE-LULLIES: ,,GehSr-Stimme-Sprache." Berlin, GSttingen, Heidelberg: Springer, 1953. - -DE ]3RI3II~E-ALTES, J. C. : ,,Thesis". Groeningen: J. ]3. Welters, 1 9 4 6 . - DAvis, H., et al.: Acta oto-laryng. (Stockh.) 88 (1950). - - DIx, M. R., C. S. HALLPIKE and J. D. HOOD: Prec. Roy. Soc. Med. 41, 516 (1948). - - J. Laryng. a. Otol. 62, 671 (1948). - - FECm~EI~, G. TI~. : Elemente der Psychophysik. Leipzig: ]3reitkopf u. Hgrtel 1860. - - FOWLER, ]~. P.: (1) Arch. of Oto-laryng. 8, 151 (1928); (2) 24, 731 (1936); (3) Laryngoscope 60, 680 (1950). - - FR6BES, J . : Lehrbueh der experimentellen Psychologic. Freiburg: Herder u. Co. 1923. - - HIRSH, I. J. : The Measurement of Hearing. New York: McGraw-Hill 1952. - - HooD, J. D. : (1) Prec. l~oy. Soc. Med. 48, 1129 (1950). - - (2) Acta otol. etc. belg. 8, 27 (1954). - - (DIx, M. R., and J. D. HooD) (3) J. Laryng. a. Otol. 67, Hr. 6 (1953). - - HtlIzI~G, H. C. : Acta oto-laryng. (Stockh.) 80, 487 (1942). - - XAFJ~A, G.: zit. n. F~5BES : Lehrbuch der experimentellen Psychologic. Freiburg: Herder & Co. 1923. - - XIETZ, H. : Arch. Ohren- usw. Heflk. u. Z. Hals- usw. Heilk. 159, 371 (1951). - - KIETZ, H., n. H. E. ZANGEMEISTER: Einfiihrung in die Audiometrie. Wiesbaden: Verlag ftir angewandte Wissenschaften 1953. - - KOELSOI=I, F. : Lehrbuch der Ge- werbehygiene. Stut~gal't: Ferd. Enke 1937. --LANGEI~BECK, ]3.: (1)Z. Laryng. usw. 28, 463 (1949); (2)~ 103 (1950); (3)29, 470 (1950); (4)31, 50 ( 1 9 5 2 ) . -

Page 48: Untersuchungen zur Konstanz und Streubreite überschwelliger audiometrischer Ergebnisse

246 K. SC~RSDER: Kons~anz u. Streubreite tiberschw, audiometr. Ergebnisse

(5) Arch. Ohrcn- usw. Heilk. u. Z. Hals- usw. Heilk. 158, 458 (1950); (6) 157, 121 (1951). - - (7) Diskussion zu ZA~GENMEISTER, H. E., Arch. Ohren- usw. Heilk. u. Z. Hais- usw. Heilk. 159, 380 (I951). - - (8) Diskussionsbemerkung zu SOm~ODE~, K., Arch. Ohren- usw. Heflk. u. Z. Hals- usw. Heilk. 167, 422 (1955). - - (9) Leitfaden der Audiometrie. Stut tgar t : Georg Thieme 1952. - - LEH~ANN, A. : zit. n. F~SBES: S. FR6BES. - - Li2SO~ER, E., u. J . ZWlSLOCKI: (1) Arch. Ohren- usw. Heilk. u. Z. HMs- usw. I-Ieilk. 155, 323 (1939). - - Li~sc~E~, E.: (2) Arch. Ohren- usw. Heflk. u. Z. Hals- usw. Heflk. 162, 98 (1952). - - M-~TZKER, J . : Z. Laryng. usw. 88, 546 (1954). - - MEISTE~, F. J. : Arch. Ohren- usw. tteflk, u. Z. Hals- usw. Heilk. 159, 390 (1951). - - MEYEr, E. : (1) Arch. Ohren- usw. I-Ieilk. u. Z. t-Ials- usw. Heilk. 159, 354 (1951); (2)HNO-Wegweiser 3, 353 (1952). - - (3)Arch. Ohren- usw. Heilk. u. Z. Hals- usw. Heflk. 161, 521 (1952). - -MEYEr , E., u. B. SOHLOSS~AUER: (4) HNO- Wegweiser 3, 257 (1952). - - ~ONTGO~E~u H. C.: (1) J . Acous. Soc. Amer. 7, 39 (1935). - - (2) zit. n. STEVENS a. ]:)AVIS: , ,Nearing", S. 142/143. --POSTMAN, L. J. : Amer. J . Psychol. 59, 193 (1946). - - PEYSER, A. : Hygienisk Rev. 36, 127 (1947). - - I~ANKE, O. F. : (1) in RANKE-LuLLIES : , ,Geh5r-Stimme-Sprache". Berlin, GStLingen, Heidelberg: Springer 1953. - - (2) Arch. Ohren- usw. Heilk. u. Z. Hals- usw. Heilk. 159, 337 (1951); (3)167, 1 (1955). - - RXWDoN-S~ITH, A. F.: Brit. J . Psychol. 26, 233 (1936). - - REIn, H.: Einfiihrung in die Physiologic des Menschen. Berlin, Heidelberg: Springer 1948. - - RiiEDI, L., u. W. FURREX: ]:)as akustische Trauma. Basel: Karger 1947. - - S C I t A E F E R , K. L. : Psychologische Akustik in Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden yon ABDER~ALDEN, E., Abt. VI, Tell A. - - SCEUBERT, K. : (1)Arch. Ohren- usw. Hefik. u. Z. Hals- usw. Heflk. 157, 328 (1951); (2)159, 339 (1951). - - SCHRSD~, K. : Arch. Ohrcn- usw. Heilk. u. Z. Hals- usw. Heflk. 167, 418 (1955). - - STEINBERG, I. C., and M. B.GARDNER: J. Acous. Soc. Amer. 9, 11 (1937). - - STEINBERG, I. C., and W. A. MuNsoN: zit. n. HI~s~: ,,Measurement of Hearing". - - STEVENS, S. S., and H. ]:)Avis: ,,Nearing: I ts Psychology and Physio- logy". NewYork: John Wiley & Sons 1938. - - WHEELE~, D. J. , and E. D. D. DICKSON : J . Laryng. a. Oto]. 66, 379 (1952). - - ZANGEMEISTER, H. E.: Arch. Ohren- usw. Hcilk. u. Z. Hals- usw. Heflk. 159, 380 (1951). - - Z O L L N E R , F. , u. K. H. HAttL- ~ROC~(: Z. Laryng. usw. 31,245 u. 309 (1952).

Dr. reed. habfl. KuRT SCtIRODER, Chefarzt der Hals-Nasen-Ohrenklinik im Stadtkrankenhaus Dresden-Friedrichstadt