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Nr. 5 Mai 2012 63. Jahrgang Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. ISSN 0042-8337 E6891 E VOLK AUF DEM WEG Katharina- Denkmal in Zerbst/Anhalt

VadW Mai 2012

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Vadw Mai 2012

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Nr. 5 Mai 2012 63. Jahrgang Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.

ISSN

004

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E689

1 E VOLK AUF DEM WEG

Katharina- Denkmalin Zerbst/Anhalt

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POLITIK

Reinhard Uhlmann fotografierte unser Titelbild. Es zeigt das Denkmal, das in Zerbst/Anhalt für Katharina die Große errichtet wurde.

Im Dezember letzten Jahres ist das Änderungsgesetz zum Bundesver-triebenengesetz in Kraft getreten.

Demnach ist nun im Härtefall eine nachträgliche Einbeziehung des Ehe-partners oder Abkömmlings in den Aufnahmebescheid eines Spätaussied-lers, der nach § 4 BVFG nach Deutsch-land gekommen ist, möglich.

Nach der bisherigen Rechtslage musste der Spätaussiedler vor der Ausreise ei-nen Antrag auf Einbeziehung zum Zweck der gemeinsamen Aussiedlung stellen. Zurückgebliebene Familienangehörige, die die Voraussetzungen des § 4 BVFG nicht erfüllen, haben keine Möglichkeit des Nachzugs. Das Problem, dass nahe Angehörige selbst nach schweren Schick-salsschlägen nicht zu ihren Familien nach Deutschland nachziehen durften, wurde von betroffenen getrennten Familien im-mer wieder an mich herangetragen.Im Bundesministerium des Innern wurde deshalb ein entsprechender Änderungs-vorschlag des Bundesvertriebenengeset-zes erarbeitet, der vom Deutschen Bun-destag beschlossen wurde. Auch wenn ich weiß, dass damit nicht alle Wünsche der Familienzusammenführung erfüllt wer-den können, bin ich froh, dass den von be-sonderen Schicksalsschlägen betroffenen Familien nun mit der nachträglichen Ein-beziehung in den Aufnahmebescheid des Spätaussiedlers geholfen werden kann.

Voraussetzungen für dienachträgliche EinbeziehungDer in Deutschland lebende Spätaussied-ler kann die nachträgliche Einbeziehung seines Ehegatten oder Abkömmlings, der noch im Herkunftsgebiet lebt, beantragen, wenn• nach seiner Aussiedlung Lebensumstän-

de eingetreten sind, die sich belastend auf die familiäre oder persönliche Situ-ation auswirken und deren Folgen durch familiären Beistand gemildert werden können

und• die Voraussetzungen vorliegen, die der

Abkömmling oder Ehegatte auch bei einer Einbeziehung zum Zweck der ge-meinsamen Aussiedlung erfüllen muss:

- Er besitzt Grundkenntnisse der deut-schen Sprache (es sei denn, er kann aufgrund einer Behinderung keine deutschen Sprachkenntnisse erwer-ben);

- es gibt keine Ausschlussgründe (§ 5 BVFG - dazu würde zum Beispiel die frühere Ausübung einer Funktion ge-hören, die für die Aufrechterhaltung des kommunistischen Systems als bedeutsam galt).

Belastende UmständeDie nachträgliche Einbeziehung des er-wachsenen Abkömmlings eines Spätaus-siedlers, der sich zunächst entschlossen hatte, im Herkunftsgebiet zu bleiben, und inzwischen als einziger Vertreter seiner Familie dort allein lebt, kann nun im Här-tefall vom Spätaussiedler beantragt wer-den.Abkömmlingen von Spätaussiedlern ist der Nachzug zu den Eltern auch möglich, wenn diese pfl egebedürftig werden oder aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters oder ihrer Krankheit besonders gravierend unter der Trennung von ihren engsten Fa-milienangehörigen leiden.Ein Kind, dessen Sorgeberechtigte ver-storben oder nicht mehr in der Lage sind, für das Kind zu sorgen, kann nun nach-träglich in den Aufnahmebescheid seiner Großmutter oder seines Großvaters auf-genommen werden, wenn diese die Perso-nensorge übernehmen.Wie es in der Gesetzesbegründung heißt, „reicht die Trennung des Spätaussiedlers von seinem Ehegatten oder seinem Ab-kömmling allein nicht. Sie ist regelmäßi-ge Folge der Aussiedlung, wenn der Spät-aussiedler sich entscheidet, ohne seinen

Ehegatten und alle seine Abkömmlinge auszusiedeln. Daher müssen zusätzliche, härtefallbegründende Umstände in der Person des Spätaussiedlers oder des Ein-zubeziehenden vorliegen."Möglicherweise werden Sie einwenden, dass alle Menschen darunter leiden, wenn ihre Familien über die Ländergrenzen hin-weg getrennt sind. Warum wird die Tren-nung der Familie allein nicht als Härtefall anerkannt?Eigentlich ist der Nachzug erwachsener Familienangehöriger nach Deutschland nicht möglich. Für Spätaussiedler und ihre Angehörigen wurde nun eine besondere Regelung im Vertriebenenrecht gefunden. Dass dies überhaupt möglich war, erklärt sich aus der besonderen Verantwortung des deutschen Staates für die Russland-deutschen, deren Familien wegen ihrer deutschen Volkszugehörigkeit besonders lange unter den Nachwirkungen des II. Weltkrieges zu leiden hatten.

Deutsche SprachkenntnisseIch weiß, dass es oft - gerade in abgele-genen Gegenden - nicht einfach ist, sich deutsche Sprachkenntnisse anzueignen. Trotzdem konnte der Gesetzgeber auf die-se Bedingung nicht verzichten. Schließ-lich können bei der nachträglichen Ein-beziehung nicht andere Voraussetzungen verlangt werden als bei der Einbeziehung zum Zweck der gemeinsamen Aussied-lung. Auch sind - und das sollte man nicht außer Acht lassen - deutsche Sprachkennt-nisse für eine erfolgreiche Integration in Deutschland unerlässlich.

AntragstellungDen Antrag auf nachträgliche Einbezie-hung seines Angehörigen muss der Spät-aussiedler in Deutschland stellen. Der Antrag ist an das Bundesverwaltungsamt in 50728 Köln zu richten. Das Bundes-verwaltungsamt teilt dann mit, welche Unterlagen und Nachweise einzureichen sind. Es prüft die Anträge und entschei-det über die nachträgliche Einbeziehung. Der Spätaussiedler erhält von dort einen schriftlichen Bescheid. Weitere Informationen fi nden Sie auch im Internet auf der Seite des Bundesverwal-tungsamtes:

www.bundesverwaltungsamt.de.Dr. Christoph Bergner,

Beauftragter der Bundesregierungfür Aussiedlerfragen

und nationale Minderheiten

Nachträgliche Einbeziehungnaher Angehöriger im Härtefall

9. Gesetz zur Änderung des Bundesvertriebenengesetzes

Dr. Christoph Bergner

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DIE LANDSMANNSCHAFT

3 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Aus dem InhaltNachträgliche Einbeziehungnaher Angehöriger im Härtefall 2Unser Einsatz geht weiter! 3Projekttage in Niedersachsen 4Russlanddeutscher Kulturpreis 555 JahreOrts- und Kreisgruppe Augsburg 6Die Landsmannschaftnimmt Stellung 8Berufliche Qualifikationen 10Verlust der deutschenStaatsangehörigkeit 11Wanderausstellung 12Vorbehalte abbauen 12Viele Erinnerungen wurden wach... 14Spannung und Spaßbeim "Interkulturellen Abend" 14Junge Russlanddeutscheim Gebiet Tomsk 15Landsmannschaft und Kirche 16Zeugen für Christus 16Nach Russland und zurück 17Internationale Wochen der Deutschenaus Russland in München 18In der Kultur zu Hause 19Bleibende Eindrücke in Berlin 20Erinnerungen 21Landsmannschaft regional 22, 27-32JSDR-Beilage 23-26Andreas Maser wurde 70 33Glückwünsche 34Bücherangebot 35Prof. Dr. Reginald Zielke –Forscher und Brückenbauer 36Johanna Jennzum 87. Geburtstag 37Johann Warkentin:Würdigung und Nachruf 38Trauer um Ferdinand Romme 39Albert Berns - sein Leben,seine Welt war Musik 40Ein schweres Schicksal 41Zum Gedenken 42Ich fühle mich als Europäer... 44Planet Germania 45Integrationspreis für denMusiklehrer Viktor Dukart 46Auf Flügeln des Gesanges 47Olga Philippi – mit Talent und Fleißin den Beruf zurückgefunden 48

Redaktionsschlussder Juni-Ausgabe 2012:

18. Mai 2012

Die Landsmannschaftim Internet:Homepage:

www.deutscheausrussland.deE-Mail:

[email protected] Landsleute,

wie wir immer wieder berichtet haben, werden die Integrationserfolge der Deut-schen aus Russland durch alle ernst zu nehmenden Studien als vorbildlich be-zeichnet, und jeder, der sie als Belastung für die Bundesrepublik Deutschland be-zeichnet, lässt erkennen, dass er in seinen Aussagen von Vorurteilen geblendet ist.Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland leistet seit über 60 Jahren ihren Beitrag zu dieser Entwicklung und hat Erfolge zu verzeichnen, auf die wir stolz sein dürfen. Allen unseren solidarischen Mitstreitern, im Bundesvorstand, in den Landesgruppen, in den örtlichen Gliede-rungen, danke ich von ganzem Herzen. Sie haben sich um unsere Volksgruppe verdient gemacht!Keine Rede kann jedoch davon sein, dass wir jetzt die Hände in den Schoß legen, wir setzen vielmehr unseren Einsatz für die Deutschen aus Russland in allen Be-reichen fort. Ich nenne einige Beispiele:

• Im Kontakt mit dem Aussiedlerbeauf-tragten der Bundesregierung, Dr. Chris-toph Bergner, machen wir uns für eine Verbesserung der Rentenregelungen für Deutsche aus Russland, für zufrieden stellende Lösungen bei Familientren-nungen im Spätaussiedleraufnahmever-fahren oder eine angemessene Praxis bei der Anerkennung von mitgebrachten be-rufl ichen Qualifi kationen stark.

• In intensiven Gesprächen mit dem Staats-minister für Kultur und Medien, Bernd Neumann, und seinen Mitarbeitern im BKM suchen wir nach realistischen Konzepten für einen weiteren Ausbau der landsmannschaftlichen Kulturarbeit - trotz der Streichung von öffentlichen Kulturmitteln gerade im Vertriebenen- und Aussiedlerbereich.

• Wir bringen mit Erfolg unsere Vorstel-lungen in die Sitzungen des Stiftungs-rates der Stiftung "Flucht, Vertreibung, Versöhnung", des Beirates für Spätaus-siedlerfragen beim Bundesministerium des Innern, bei der Arbeitsstelle Ver-triebenen- und Aussiedlerseelsorge der Deutsche Bischofskonferenz und bei vielen anderen Gremien ein.

• Wir beteiligen uns an den Sitzungen der Deutsch-Russischen und der Deutsch-Kasachischen Regierungskommissi-on sowie an grenzüberschreitenden Maßnahmen der Bundesregierung und leisten so unseren Beitrag zur Verstän-digung zwischen Völkern, die sich im

Unser Einsatz geht weiter!

Adolf Fetsch

vergangenen Jahrhundert immer wieder als Feinde gegenüber standen.

• Wir setzen unsere konkrete Sozial- und Projektarbeit fort, intensivieren unsere Jugendarbeit in Kooperation mit dem Jugend- und Studentenring der Deut-schen aus Russland und pfl egen unsere Kontakte zu allen öffentlichen Einrich-tungen, die sich mit Aussiedlern und Spätaussiedlern befassen.

Nach den zahlreichen Veranstaltungen und Publikationen des vergangenen Jahres aus Anlass des 70. Jahrestages der Deportati-on der Deutschen in der Sowjetunion steht für uns das Jahr 2012 im Zeichen des 70. Jahrestages der Einberufungen von Deut-schen in die so genannte Arbeitsarmee und des 75. Jahrestages des "Großen Terrors" der Jahre 1937 und 1938.Ich darf Ihnen versichern, dass wir uns mit allen Kräften darum bemühen werden, dieser tragischen Ereignisse in angemes-sener Weise zu gedenken, bitten Sie aber auch, uns im Rahmen Ihrer Möglichkeiten zu unterstützen, insbesondere durch Ver-anstaltungen im Rahmen Ihrer Orts- oder Landesgruppe.

Die Gründerväter der Landsmannschaft haben als Grundmotiv ihres Handels im-mer wieder die Verantwortung vor der Gemeinschaft der Deutschen aus Russ-land genannt. Diesem Grundmotiv sollten wir alle anderen Befi ndlichkeiten unter-ordnen - wir sind es unseren Landsleuten schuldig! Adolf Fetsch, Bundesvorsitzender

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PARTNERSCHAFTEN

4 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Projekttage der Landesgruppe Niedersachsenmit der Partnerregion des Landes Niedersachsen

in Russland, Tjumen 20 Jahre Partnerschaft zwischen dem Land Niedersachsen und der Region Tjumen

„5 Jahre Partnerschaft zwischen der Landesgruppe Niedersachsenund dem Gebietszentrum der deutschen Kultur Tjumen“

20 Jahre Partnerschaftzwischen Tjumenund Niedersachsen:

Die Partnerschaft mit Tjumen gehört zu den ältesten des Landes Nieder-sachsen und besteht seit seit Jahr 1992. Auch wenn sich die Schwerpunkt-

themen gewandelt haben, ist die Zusammenarbeit immer jung und aktiv ge-blieben.

Zu den aktuellen Projekten, die aus Landesmitteln gefördert wurden, gehören beispielsweise Landeskundeseminare für angehende russische Deutschlehrerinnen und -lehrer, Fortbildungen für Landwirte, Schüler- und Jugendaustausch, Unter-stützung bei der Präsentation auf Messen, Studentenaustausch oder die Verbesse-rung der Ausrüstung von Krankenhäusern.Wichtige Projektträger in Niedersachsen sind unter anderem die Deutsche Ma-nagement Akademie Niedersachsen in Celle, der LandesSportBund und die Aka-demie für Ost-West-Kooperation in Lüneburg.Verbindungen wie die Städtepartnerschaft zwischen Celle und der Stadt Tjumen, zwischen dem Niedersächsischen Landtag und der Duma des Gebietes Tjumen, zwischen der Landesgruppe Niedersachsen und dem Gebietszentrum der deut-schen Kultur Tjumen ergänzen die Partnerschaft.

Die beiden in der Über-schrift genannten Partnerschaftsjubi-

läen bestimmen die Projekt-tage vom 30. Mai bis 3. Juni 2012 der Landesgruppe Nie-dersachsen der Landsmann-schaft der Deutschen aus Russland (Vorsitzende Lilli Bischoff), dem größten Inte-ressenvertreter der Aussied-ler und Spätaussiedler und ihrer Familienangehörigen aus der ehemaligen Sowjet-union in Niedersachsen, mit der Partnerregion Tjumen des Landes Niedersachsen in Russland.

Im Mittelpunkt der Projekt-tage stehen die Internationa-lisierung des Landes Nieder-sachsen, die Würdigung und vielfältige Weiterentwicklung der seit 20 Jahren be-stehenden Partnerschaft zwischen dem Land Niedersachsen und der Region Tjumen sowie die Intensivierung der be-stehenden internationalen Kontakte der

Landesgruppe Niedersachsen der Lands-mannschaft mit seiner Partnerorganisati-on in Tjumen, dem „Gebietszentrum für Bildung, Methodik und deutsche Kultur Tjumen“ (Leiterin Natalja Matschuga). Engere Kontakte der Landesgruppe Nie-

dersachsen mit seinem Partner in Tjumen können in vielen Bereichen als Mittel für eine weitere Verbesserung der Beziehun-gen zwischen dem Land Niedersachsen mit der Region Tjumen angesehen wer-den.Dabei geht es insbesondere um die Förde-rung der Demokratie, Fragen der Migrati-on und Integration, Kultur und kulturellen Austausch, historische Beziehungen zwi-schen Deutschland/Niedersachsen und Russland, wirtschaftliche Beziehungen und die Brückenfunktion der Landsmann-schaft und der russlanddeutschen Unter-nehmer in Niedersachsen, Austausch zum Thema Umwelt- und Naturschutz sowie Förderung der deutschen Sprache im Aus-land.Im Rahmen der Projekttage begrüßt Nie-dersachsen eine etwa 50-köpfi ge Delega-tion aus Tjumen, bestehend aus Sing- und Tanzgruppen, Solisten, Malern und Ver-tretern der gesellschaftlichen Organisati-onen der Russlanddeutschen und ihrer Ju-gendorganisationen im gesamten Gebiet Tjumen.Die Partnerorganisation der Landsmann-schaft in Tjumen pfl egt enge Kontakte zu der Administration in Tjumen, unter ande-rem zum Ausschuss für Nationalkulturen und dem Department für Bildung, und

2010: Die Kulturgruppe aus Tjumen bei der Feier in Hannover zum 60-jährigen Bestehen der Landsmann-schaft.

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PARTNERSCHAFTEN

5 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

5 Jahre Partnerschaft zwischender Landesgruppe Niedersachsenund dem Deutschen Kulturzentrum Tjumen:

2007 unterzeichneten die Landesgruppe Niedersachsen der Lands-mannschaft und das Gebietszentrum der deutschen Kultur Tju-

men ein Partnerschaftsabkommen als Grundlage für direkte Kontakte und Kulturaustausch.

Im August 2008 fand ein erster Kulturaustausch im Rahmen der Partnerschaft statt. Eine Delegation besuchte mehrere Ortsgliederungen der Landsmannschaft sowie die Partnerstadt Celle und beteiligte sich am Kulturprogramm bei der zentralen Gedenk-veranstaltung der Landsmannschaft in Friedland.Im Oktober 2009 weilten Vertreter der Landesgruppe Niedersachsen bei den Russ-landdeutschen im Gebiet Tjumen, beteiligten sich an einem deutschen Kulturfestival und trafen sich mit Deutschen im Gebiet Tjumen.Im Oktober 2010 beteiligte sich eine Delegation der Deutschen aus Tjumen an den Feierlichkeiten zum 60-jährigen Jubiläum der Landsmannschaft in Hannover.Im August 2011 nahm eine Jugendgruppe aus Tjumen an den Veranstaltungen zum 70. Jahrestag der Deportation der Russlanddeutschen in Friedland und Berlin teil.Die Austauschmaßnahmen fanden im Rahmen des Projektes „Grenzüberschreitende Partnerschaften mit Verbänden der deutschen Minderheit in der Russischen Föde-ration“ statt. Das Partnerschaftsprojekt wurde im Rahmen der deutsch-russischen Regierungskommission zur Förderung empfohlen und wird vom Bundesministe-rium des Innern (Deutschland) und dem Ministerium für Regionale Entwicklung (Russland) fi nanziert.

wird seitens der Administration in Tjumen gefördert.Die Gäste aus Tjumen haben ein großes Interesse an der Pfl ege der deutschen Kul-tur und Sprache. Die Projekttage bieten ihnen die Möglichkeit, ihre Grundkennt-nisse der deutschen Sprache zu erweitern und ihr neu erworbenes Wissen anschlie-ßend im Heimatland weiterzugeben.Zu den zentralen Programmpunkten und Stationen der Projekttage gehören unter anderem:

• Besuch des Niedersächsischen Landta-ges und des Demokratieforums;

• Empfang durch die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und Vortrag zum 20-jährigen Bestehen der Partner-schaft zwischen Niedersachsen und der Region Tjumen;

• Symposium zum Thema „Anwerbung deutscher Siedler durch Zarin Katharina II.“;

• Kulturfestival in Friedland mit internati-onalen Teilnehmern;

• Rundgang und Vortrag zum Thema „Ge-schichte des Grenzdurchgangslagers Friedland“;

• Besuch des Schlossmuseums Jever;• Besuch des Nationalparks Niedersächsi-

sches Wattenmeer (Weltnaturerbe);• Besuch der Autostadt und des VW-Werks

in Wolfsburg;• Besuch des Phaeno-Museums. VadW

Herzlich willkommenzum Kulturfestivalin Friedland!

Einer der Höhepunkte der Pro-jekttage ist das Kulturfestival

am 2. Juni 2012, das im Grenzdurch-gangslager Friedland ab 13.30 Uhr stattfi ndet.

Der Niedersächsische Minister für In-neres und Sport, Uwe Schünemann, hält die Festrede.Das Kulturfestival in Friedland ist als Musterbeispiel für den Austausch der jeweiligen kulturellen Besonderheiten gedacht, zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene aus Niedersachsen und Tjumen werden an dem Kultur-programm teilnehmen und Lieder und Tänze vorführen. Der Nachmittag wird von Jakob Fischer moderiert.Vertreter der Politik, der Kirchen, der Verbände, der Medien und der brei-ten Öffentlichkeit, Landsleute aus der ehemaligen Sowjetunion und einhei-mische Mitbürger sind ganz herzlich zu diesem internationalen Kulturevent eingeladen! Russlanddeutscher Kulturpreis

des Landes Baden-Württemberg2012

Das Land Baden-Württemberg vergibt im zweijährigen Turnus den Russ-landdeutschen Kulturpreis. Der Preis ist Ausdruck der Patenschaft des Landes über die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Im Jahr

2012 wird der Russlanddeutsche Kulturpreis für den Bereich Musik und Mu-sikwissenschaften ausgeschrieben.

Wie das Innenministerium am 16. Februar 2012 mitteilte, wird der Preis in erster Linie russlanddeutschen Kulturschaffenden verliehen, deren Werk das Kulturgut der Russlanddeutschen repräsentiert. Auch Künstler, die der deutschen Kultur in Russ-land verbunden sind und deren Werk die kulturellen Wechselwirkungen zwischen den Russlanddeutschen und ihren Nachbarn in den östlichen Siedlungsgebieten re-präsentiert oder deren Verständigung dient, können ausgezeichnet werden.Der Kulturpreis besteht aus einem mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis und zwei Förderpreisen in Höhe von jeweils 2.500 Euro. Die Förderpreise sind für jüngere Kulturschaffende vorgesehen, die am Anfang ihrer künstlerischen Entwicklung ste-hen. Anstelle eines Förderpreises kann in begründeten Fällen auch eine Ehrengabe vergeben werden. Eine Verpfl ichtung, den Kulturpreis zu verleihen, besteht nicht.Es sind sowohl Eigenbewerbungen als auch Vorschläge Dritter möglich. Die zur Be-wertung der Bewerbungen beziehungsweise der Vorschläge erforderlichen Unterla-gen (Verzeichnis der Werke, Begründung, tabellarischer Lebenslauf und gegebenen-falls sachkundige Empfehlungen) für die Juroren werden in siebenfacher Fertigung erbetenÜber die Vergabe der Preise entscheidet eine Jury unter Ausschluss des Rechtswe-ges.Bewerbungen und Vorschläge sind zusammen mit den erforderlichen Unterlagen und mit dem Vermerk „Russlanddeutscher Kulturpreis“ bis 31. Mai 2012 beim

Haus der Heimat des Landes Baden-WürttembergSchlossstraße 92, 70176 Stuttgart,

einzureichen. Für weitere Auskünfte steht das Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg (Telefon 0711/66951-14) zur Verfügung. Pressemitteilung des Innenministeriums Baden-Württemberg

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DIE LANDSMANNSCHAFT

6 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Eine eindrucksvolle Feier!Augsburg: 55 Jahre Orts- und Kreisgruppe und Stationen der Verfolgung

Der Augsburger Chor "Heimatmelodie" unter der Leitung von Alena Heiser setzte musikali-sche Akzente.

Bronzene Ehrennadel für Helene Sauter für langjähriges vorbildliches Engagement. Von links: Ortsgruppenvorsitzender Juri Heiser, Bundesvorsitzender Adolf Fetsch und Bayerns Landesvorsitzender Waldemar Eisenbraun.

Es kommt nicht allzu häufi g vor, dass bei einer Veranstaltung ein-fach alles stimmt: der Ort, der

Besuch, die Thematik, das Programm und die feierliche Stimmung. Bei der Jubiläums- und Gedenkfeier der Orts- und Kreisgruppe Augsburg (Bayern) der Landsmannschaft am 23. April war es der Fall.

Zum wiederholten Male nämlich konnten die Augsburger im prunkvollen Goldenen Saal des Rathauses zusammenkommen, und sie erwiesen sich dieser Auszeich-nung als würdig, indem sie ihn bis auf den letzten Platz füllten. Gewidmet war die Veranstaltung nicht nur dem 55. Jahrestag der Gründung der Orts- und Kreisgruppe Augsburg, sondern auch den beiden tra-gischen Gedenktagen der Deutschen aus Russland 2012 - dem 70. Jahrestag der Einberufungen von deutschen Frauen und Männern in die sowjetischen Zwangsar-beitslager der so genannten Trudarmee und dem 75. Jahrestag des "Großes Ter-rors" der Jahre 1937 und 1938 in der Sow-jetunion.

Der Augsburger Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl verwies in seiner Begrüßungs-ansprache auf die Notwendigkeit, die Ge-schichte der Deutschen in der ehemaligen Sowjetunion, die insbesondere jüngeren Menschen kaum bekannt sei, immer wie-der in das Gedächtnis der Öffentlichkeit zu rufen. Der Landsmannschaft habe es hier mit einer bedeutenden Aufgabe zu tun, die auch und gerade in Augsburg in vorbildlicher Weise erfüllt werde - ohne

Dr. Kurt Gribl

sich von der einheimischen Bevölkerung abzuschotten, sondern in stetem Kontakt mit ihr und allen relevanten öffentlichen Einrichtungen der Stadt.

Stationen der Verfolgung

Detailliert befassten sich der russlanddeut-sche Historiker Dr. Viktor Krieger und der Vorsitzende der Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft, Waldemar Eisenbraun, mit den beiden geschichtlichen Themen des Abends. Dr. Krieger schilderte das perfi de System der Zwangsarbeitslager in der Sowjetunion der 1940er Jahre, wobei er in besonderer Weise auf die Geschich-

te des Tscheljabmetallurg stroj einging, während Eisenbraun den "Großen Ter-ror" in den 1930er Jahren darstellte, der alle Volksgruppen in der Sowjetunion heimsuchte, vor allen Dingen aber Min-derheiten wie Deutsche, Polen, Letten oder Finnen. Besonders bewegt waren seine Zuhörer, als er die Worte der russ-landdeutschen Schriftstellerin Nelly Däs zitierte: „Ich denke an das Jahr 1937, als Stalins Häscher im September in unser Dorf kamen und 54 Männer verhafteten und nach Sibirien verbannten. Keiner kam jemals wieder. Ich war damals sieben Jah-re alt. Je älter ich werde, desto mehr denke ich an diese Nacht. Was waren die letz-

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DIE LANDSMANNSCHAFT

7 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Orts- und Kreisgruppe Augsburgder Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.Gegründet am 24. Februar 1957 (Vorsitzender: Otto Fauth) nach einer ersten offi zi-ellen Versammlung am 26. Dezember 1956; nach mehreren Versammlungen Ausga-be der ersten Mitgliedskarten am 19. Oktober 1957.Nach Otto Fauth prägten viele andere das Profi l der Landsmannschaft in Augsburg: Eduard Kary, Dr. Johann Druschbach, Edgar Hermann, Johann Kampen, Albert Fetsch, Markus Schmalz, Jakob Hörner, Albert Strohmaier, Elisabeth Wilhelm und Waldemar Lutz. Seit 2004 ist Juri Heiser Vorsitzender in Augsburg.13. Mai 1986: Erster öffentlicher Auftritt des Chores der Orts- und Kreisgruppe, „Heimatmelodie“, heute geleitet von Aljona Heiser.Seit 20 Jahren: „Augsburger Modell“ der katholischen Aussiedlerseelsorge (Feder-führung: Domkapitular Dr. Dietmar Bernt) unter Mitwirkung von Mitgliedern der Orts- und Kreisgruppe Augsburg.1996-2002: Erstmaliger Einzug eines Deutschen aus Russland in den Augsburger Stadtrat durch den damaligen Vorsitzenden der Orts- und Kreisgruppe Augsburg, Albert Strohmaier (CSU).31. März 1997: Errichtung eines Denkmals für die russlanddeutschen Opfer von Terror, Krieg und Vertreibung auf dem Neuen Friedhof in Haunstetten. Ohne Un-terstützung seitens anderer Stellen hatten die Deutschen aus Russland dafür 25.000 DM gesammelt. Seither fi ndet alljährlich am 28. August vor dem Denkmal die Ge-denkfeier der Orts- und Kreisgruppe statt.Seit zehn Jahren: Große Sommerfeste bzw. Landestreffen Bayern der Landsmann-schaft in Augsburg unter Teilnahme der Bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein und Horst Seehofer sowie von Staatsministerin Christine Haderthauer.2005: Gründung des Fördervereins der Deutschen aus Russland, dem hauptsächlich russlanddeutsche Unternehmer aus den Reihen der Landsmannschaft angehören.2008 bis 2011: Projekt „In Augsburg gemeinsam“ - soziale und gesellschaftliche Integration von Zuwanderern (Spätaussiedlern und Migranten aus den Nachfolge-staaten der Sowjetunion) im Großraum Augsburg.2011: Juri Heiser (CSU), gegenwärtiger Vorsitzender der Orts- und Kreisgruppe, als Nachrücker im Augsburger Stadtrat.Bis 2012: Kleinprojekte: „Stärken vor Ort“, „A hoch 3“ (Kindermusicals) und „In-tegration durch Bildung“.Gegenwärtig die größte örtliche Gliederung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland mit rund 400 Familienmitgliedschaften (in einer Stadt mit einem An-teil der Deutschen aus Russland an der Gesamtbevölkerung von rund 8,5 Prozent = 23.000).Rund um das Jahr veranstaltet die Orts- und Kreisgruppe Augsburg Feste und Begegnungsabende für Deutsche aus Russland und einheimische Mitbürger. Dabei wird eng mit der Stadt Augsburg und den Kirchen zusammengearbeitet.

Moderiert von Juri Heiser (links), berichteten drei Generationen der Familie Kromer als Zeitzeugen.

ten Gedanken meines Vaters? Wie ist er gestorben? Wo ist sein Grab? Wir hatten nicht einmal die kleinste Chance, uns vom Vater zu verabschieden. Noch heute nagt der Schmerz in unseren Herzen."

55 Jahre Ortsgruppe

Mit der Geschichte der Orts- und Kreis-gruppe Augsburg (siehe neben stehen-den Kasten) befasste sich deren Vorsit-zender Juri Heiser, der gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Geschäftsführer der Orts- und Kreisgruppe, Karl Kromer, und zahlreichen Helfern die Veranstaltung in wochenlanger intensiver Arbeit vorberei-tet hatte. Er analysierte aber auch auf die Gegenwart der Deutschen aus Russland in der Hauptstadt des bayerischen Re-gierungsbezirks Schwaben, die dort mit einem Bevölkerungsanteil von rund 8,5 Prozent zu einem gewichtigen Faktor ge-worden sind, und beendete seine Ausfüh-rungen mit einem Appell an die politisch Verantwortlichen und Vertreter der Öf-fentlichkeit auf allen Ebenen des gesell-schaftlichen Lebens, ihre Solidarität mit den Deutschen aus Russland deutlicher zum Ausdruck zu bringen und für eine Verbesserung ihrer Akzeptanz durch die einheimische Bevölkerung zu werben.

AuszeichnungenDer Bundesvorsitzende der Landsmann-schaft, Adolf Fetsch, kam in seinem Vor-trag auf die Bedeutung von Kirche und Re-ligion für die Deutschen aus Russland und ihre Landsmannschaft zu sprechen und zeichnete anschließend mit dem Domde-kan der katholischen Diözese Augsburg, Dr. Dietmar Bernt, und dem Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde St. And-reas in Augsburg, Wolfgang Küffer, zwei Geistliche mit der goldenen Ehrennadel der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland aus, die sich seit Jahr und Tag in besonderer Weise um Aussiedler und Spätaussiedler in Augsburg kümmern.Mit der goldenen Ehrennadel wurde auch VadW-Redakteur Hans Kampen ausge-zeichnet, während Helene Sauters ehren-amtliches Engagement mit einer bronze-nen Ehrennadel gewürdigt wurde.Abgerundet wurde die Feier durch Zeit-zeugenberichte von Angehörigen drei-er Generationen der Familie von Karl Kromer und die Präsentation der lands-mannschaftlichen Wanderausstellung im Unteren Fletz des Rathauses. Für den musikalischen Rahmen sorgten der Augs-burger Chor "Heimatmelodie", das Vokal-quartett "Rudemus", der Trompeter Georg Selenski und die Kinder der Musicalwerk-statt „A hoch 3“ und des Tanzstudios „Ali-sa“. VadW

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SOZIALES

8 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Die Landsmannschaft nimmt Stellung

Neuntes Gesetz zur Änderungdes Bundesvertriebenengesetzes -

Regelung von Härtefällenim Spätaussiedleraufnahmeverfahren

Zur Sitzung der CDU-Aussied-lerbeauftragtenkonferenz am 30. März 2012 in Berlin fasste

die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in überarbeiteter und ergänzter Form ihre Argumentation zur Regelung von Härtefällen im Spät-aussiedleraufnahmeverfahren gemäß dem Neunten Gesetz zur Änderung des Bundesvertriebenengesetzes wie folgt zusammen:

Vorbemerkung

Die Landsmannschaft verkennt durch-aus nicht die guten Absichten der Ver-fasser der Gesetzesänderungen, ist je-doch der Auffassung, dass dadurch nur ein kleiner Schritt auf dem Weg der Regelung von Härtefällen im Spätaus-siedleraufnahmeverfahren getan wird und es auch weiterhin zu tragischen Fällen von Familientrennungen kom-men wird.

Nach Angaben des Bundesverwaltungs-amtes ist mit rund 5.000 Anträgen zu rechnen, von denen „maximal 50 Prozent“ anerkannt werden. Damit werden gerade einmal 2,5 Promille der noch in den Län-dern der ehemaligen Sowjetunion leben-den Russlanddeutschen in den Genuss der angestrebten Regelung kommen.

Nicht ablenken sollte die Diskussion um die Regelung der Härtefälle außerdem von zwei grundsätzlichen Forderungen der Landsmannschaft:

1. Überarbeitung des Zuwanderungsge-setzes, das ausdrücklich für „Ausländer und EU-Bürger konzipiert“ wurde, in dessen Geltungsbereich demnach Deut-sche als Russland als Deutsche im Sin-ne des Grundgesetzes nicht gehören.

2. Verwirklichung der Richtlinien der Aus-siedlerpolitik, die von CDU und CSU in ihrer Antwort auf die „Wahlprüfstei-ne der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland“ zur Bundestagswahl 2009 wie folgt formuliert wurden: „CDU und CSU wussten stets zwischen

Aussiedlern einerseits und den vielen einzelnen Zuwanderergruppen ande-rerseits zu unterscheiden. Die Familien der Aussiedler, die zu uns gekommen sind, hatten in der früheren Sowjetuni-on zu leiden, weil sie Deutsche waren. Sie sind eine Schicksalsgruppe unseres Volkes, für die wir eine besondere Ver-antwortung tragen. Deshalb haben die Aussiedler auch ein Recht, in unserem Land als Deutsche unter Deutschen zu leben. Dies bleibt das Fundament un-serer verlässlichen Aussiedlerpolitik.“ Damit lässt sich der dramatische Rück-gang der Spätaussiedlerzahlen seit In-krafttreten des Zuwanderungsgesetzes am 1. Januar 2005 nicht in Einklang bringen.

In Ergänzung der uns vorliegenden aus-führlichen Stellungnahmen des Bundes der Vertriebenen und des Deutschen Roten Kreuzes, die wir ausdrücklich begrüßen, haben wir unsere Bedenken hinsichtlich der aktuell vorgesehenen Härtefallerege-lung wie folgt zusammengefasst:

Insbesondere unterstützen wir diese in den Stellungnahmen von BdV und DRK enthaltenen Argumente:

- Die Anforderungen an die erforderliche Härte dürfen nicht überspannt werden – „einfache Härte“! (DRK)

- Vor dem Hintergrund zahlreicher Um-stände und fehlender Informationen über rechtliche Konsequenzen, die eine allei-nige Ausreise des Spätaussiedlers zur Folge hatten, ist die Feststellung „Der Spätaussiedler ist dann ohne Rücksicht auf die Einbeziehungsmöglichkeit aus-gereist“ zu streichen. (DRK)

- Rechtliche Unhaltbarkeit der Ablehnung einer Härte, wenn „anderweitige, außer-familiäre Hilfe“ möglich ist. (DRK)

- „Pfl egestufe 1“ als Maßstab für dauernde Hilfsbedürftigkeit ist zu hoch angesetzt. (BdV und DRK)

- „Hilfl osigkeit“ als Maßstab für den An-spruch auf Versorgung im Widerspruch zu „einfacher Härte“ als Aufnahmevor-aussetzung. (DRK, BdV)

- Übernahme der Betreuung/Pfl ege ist nicht im vollen Umfang nötig. (DRK)

- Warum eine gesundheitsbedingte Tren-nungsbelastung nur beim Spätaussiedler vorliegen und anerkannt werden kann, ist ebenso wenig nachvollziehbar wie die alleinige Berücksichtigung der Vereinsa-mung des Abkömmlings. Auch Spätaus-

Wortlaut des Gesetzes:

§ 27 des Bundesvertriebenen-gesetzes in der Fassung der Be-kanntmachung vom 10. August 2007 (BGBl. I S. 1902), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 6. Juli 2009 (BGBl. I S. 1694) ge-ändert worden ist, wird wie folgt geändert:

2. Nach Absatz 2 wird folgender Absatz 3 eingeführt:„(3) Abweichend von Absatz 1 kann der im Aussiedlungsgebiet verblie-bene Ehegatte oder Abkömmling eines Spätaussiedlers, der seinen ständigen Aufenthalt im Geltungs-bereich des Gesetzes hat, nach-träglich nach Absatz 1 Satz 2 in den Aufnahmebescheid des Spät-aussiedlers einbezogen werden, wenn die Versagung der nachträg-lichen Einbeziehung eine Härte für den Spätaussiedler oder für seinen Ehegatten oder Abkömmling be-deuten würde und die sonstigen Voraussetzungen vorliegen. Eine Härte im Sinne von Satz 1 kann nur durch Umstände begründet werden, die sich nach der Aussiedlung des Spätaussiedlers belastend auf die persönliche oder familiäre Situation auswirken. Der Antrag auf Wieder-aufgreifen eines unanfechtbar ab-geschlossenen Einbeziehungsver-fahrens nach den Absätzen 1 oder 2 ist nicht an eine Frist gebunden. § 8 Absatz 2 und § 9 Absatz 4 Satz 2 gelten für Familienangehörige der nach Satz 1 nachträglich einbezo-genen Personen entsprechend.“

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9 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

siedler, die sich alleine in Deutschland aufhalten, können vereinsamen. (BdV)

- Keine rechtliche Grundlage für eine Zu-weisung in ein bestimmtes Bundesland. (BdV)

- Mangelhafte Informationen durch das BVA. (BdV)

Erfordernis deutscherSprachkenntnisse

Grundsätzlich ist die Landsmannschaft seit jeher der Auffassung, dass die Über-prüfung deutscher Sprachkenntnisse im Spätaussiedleraufnahmeverfahren ein sehr fragwürdiges Instrument ist. Als Kriterium sollte nicht der Grad der Sprachkenntnisse gelten, sondern die Bereitschaft des Bewerbers, sich diese als Grundlage für eine gelingen-de In tegration in der Bundesrepublik Deutschland anzueignen.

Bedauerlicherweise ist es jedoch in dem Gesetzentwurf neben den Erfordernissen der ausdrücklichen Beantragung der Ein-beziehung und des Nichtvorliegens von Ausschlussgründen nach § 5 bei der gene-rellen Forderung von Grundkenntnissen der deutschen Sprache beim Einzubezie-henden geblieben.Außer den vor allem für den Spätaus-siedler selbst relevanten geschichtlichen Hintergründen (insbesondere die Schlie-ßung sämtlicher deutscher Bildungsein-richtungen in der Sowjetunion Ende der 1930er bzw. – im Wolgagebiet – Anfang der 1940er Jahre, wonach der Gebrauch der deutschen Sprache in der Öffentlich-keit mit erheblichen Gefahren verbunden war), die zum Verlust der deutschen Spra-che bei den Deutschen in der ehemaligen Sowjetunion geführt haben und wesentli-cher Bestandteil ihres kollektiven Kriegs-folgenschicksals sind, sind in dieser Hin-sicht die folgenden erheblichen Bedenken gegen die grundsätzliche Erfordernis deutscher Sprachkenntnisse beim Einzu-beziehenden zu berücksichtigen:

1. Insbesondere für viele Bewohner länd-licher Gebiete ist der Erwerb deutscher Sprachkenntnisse ein unzumutbares Hindernis, das sich aufgrund beschränk-ter fi nanzieller Verhältnisse sowie man-gelhafter Verkehrsverbindungen in Ländern, die durch eine geringe Bevöl-kerungsdichte und große Entfernungen gekennzeichnet sind, aufbaut. Solange die Entfernungen zu den Sprachkursan-geboten nicht per Gesetz auf ein zumut-bares Maß reduziert sind, halten wir das grundsätzliche Erfordernis deutscher Sprachkenntnisse beim Einzubeziehen-den für eine unzulässige Härte.

2. Verschärft wird die Situation für dieje-nigen Einzubeziehenden, die aufgrund ihres Alters und des erheblich einge-schränkten Zugangs zu Ausbildungs-gängen in der ehemaligen Sowjetuni-on nicht oder kaum in der Lage sind, unter den geschilderten Bedingungen auch nur Grundkenntnisse der deut-schen Sprache zu erwerben. Für diesen Personenkreis sind gesetzliche Voraus-setzungen zu schaffen, in denen eine Altersgrenze, die nach unserer Auf-fassung bei 50 Jahren liegt, festgelegt ist und die genannten Behinderungen im Ausbildungsprozess berücksichtigt sind. (Nach Angaben von Mitarbeitern der Landsmannschaft gibt es bedauerli-che Fälle von Sprachkursbesuchen, die auch nach über 600 Stunden intensiven Sprachunterrichts keine bzw. nur äu-ßerst geringe Fortschritte gemacht ha-ben und damit trotz allen Engagements nicht in der Lage wären, einen Sprach-test gleich welcher Art zu bestehen.)

3. Ebenso wie der Besuch der Sprachkurse ist auch die Anfahrt zu den Sprachkur-sen in den häufi g weit entfernten Goe-the-Instituten mit einem unzumutbaren Aufwand an Zeit und Geld verbunden, der viele Aufnahmebewerber keines-wegs freiwillig davon abhält, sich der Prozedur zu unterziehen.

4. Zudem ist der Test nach den uns zur Verfügung stehenden Informationen in der Praxis erst nach sechs Monaten wiederholbar, was bei akuten persön-lichen oder familiären Problemen eine zusätzliche Hürde darstellt.

Entscheidungskriterien und-mechanismen

Bezüglich der Kriterien und Mechanis-men, die letztlich für die Genehmigung einer Einbeziehung in den Aufnahme-bescheid von Bedeutung sind, haben sich für uns die folgenden Probleme er-

geben, die in den Ausführungsbestim-mungen eindeutig zu behandeln sind:

1. Der Gesetzentwurf läuft auf Einzel-fallentscheidungen hinaus, die den Entscheidungsinstanzen einen ganz erheblichen Entscheidungsspielraum überlassen. Betroffene werden sich ge-gen strittige Entscheidungen nur mithil-fe von Rechtsanwälten zur Wehr setzen können – ein Umstand, der weder mit ihren fi nanziellen Verhältnissen noch mit den Gegebenheiten in den Her-kunftsländern zu vereinbaren ist.

2. Nach ersten Informationen werden von den komplizierten Entscheidungs-mechanismen in erster Linie einige Rechtsanwälte profi tieren, die sich auf dieses Gebiet spezialisiert haben. Es liegt uns das Schreiben eines Rechtsan-waltes vor, der vor dem Einstieg in ei-nen konkreten Fall seinem Mandanten eine im Bearbeitungsfall zu erwartende Erstrechnung in Höhe von 1.500 Euro mitgeteilt hat.

3. Die Landsmannschaft hält es für nicht zulässig, Entscheidungsprozesse, die in erheblichem Maße das Schicksal von Menschen beeinfl ussen, in unscharfer Weise zu defi nieren. Wann liegt eine „einfache Härte“ vor und wann eine „besondere Härte“; wer wird in Grenz-fällen genügend Kompetenz haben und die Verantwortung auf sich nehmen wollen und können; ist an die Einbe-ziehung von psychologisch geschul-tem Personal und qualifi zierten Perso-nen aus dem Kreis der Deutschen aus Russland gedacht? Entscheidungen, die sich lediglich an mehr oder weniger unscharfen Kriterien orientieren, wer-den in Einzelfällen großes Leid verur-sachen. (Wir erinnern an die eingangs erwähnte Zahl von maximal 50 Prozent positiven Bescheiden.)

4. Als Spezialfälle betrachten wir diejeni-gen Personen, denen aufgrund umstrit-

Mitglieder der Ortsgruppen Augsburg und Straubing der Landsmannschaft mit dem Bundes-vorsitzenden Adolf Fetsch und dem Bayerischen Landesvorsitzenden Waldemar Eisenbraun bei einem CSU-Empfang für Heimatvertriebene und Aussiedler.

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10 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

tener Entscheidungen der Status eines Spätaussiedlers gemäß § 4 BVFG nicht zuerkannt wurde – Stichworte: angeb-lich „erworbene“ deutsche Sprach-kenntnisse, Nervosität des Antragstel-lers.

5. Wenig verständlich ist, weshalb in den Geltungsbereich Gesetzes nur Spätaus-siedler, nicht aber Aussiedler im Sinne des Gesetzes einbezogen wurden. Gera-de unter Letzteren befi nden sich zahlrei-che alte und hilfsbedürftige Menschen, deren „Härtefall“ gewiss erst nach der Aussiedlung entstanden ist und denen mit dem Nachzug von Familienange-hörigen auch nach über 20 Jahren noch zu helfen wäre.

Zusätzliches

1. Wir geben zu bedenken, dass die Integ-ration der bereits hier lebenden Spät-aussiedler gefährdet wird, wenn sie sich über eine lange Zeit und häufi g verge-bens um den dringend erforderlichen Nachzug von Menschen zu kümmern haben, die ihnen am nächsten sind, wo-bei sie als Rechtsunerfahrene auf unsi-cheres Terrain gezwungen werden.

2. Nach unserer Auffassung wird durch die Behinderung des Nachzuges von engsten Familienangehörigen der be-sondere Schutz der Familie gefährdet, der jedem Deutschen laut Grundgesetz garantiert wird.

3. Bei der Entscheidung über das Vorlie-gen eines Härtefalles ist erheblich stär-ker als bisher zu berücksichtigen, dass in den Herkunftsländern Grundprinzi-pien der Demokratie nach wie vor nicht oder nur in eingeschränktem Maße gel-ten, von Gebieten mit kriegsähnlichen Zuständen wie etwa Kirgistan ganz zu schweigen.

4. Einzuführen ist die Informationspfl icht der Entscheidungsorgane allen Perso-nen gegenüber, die gemäß dem Gesetz-entwurf ein nicht befristetes Anrecht auf nachträgliche Einbeziehung in den Aufnahmebescheid haben.

5. Weshalb wurde bei der Formulierung des Gesetzes der Personenkreis der nachträglich auf § 4 Hochgestuften nicht berücksichtigt, die zwar keinen Aufnahmebescheid als Spätaussiedler besitzen, hier in Deutschland aber Spät-aussiedlern gemäß § 4 gleichgestellt sind? Inwieweit sind hier Nachbesse-rungen zu erwarten?

6. Wie wird in ähnlich gelagerten Fällen verfahren, in denen ein Betroffener auf-grund unzulänglicher Beratung bzw. zur Beschleunigung des Verfahrens keinen eigenen Antrag auf Aufnahme gemäß § 4 BVFG gestellt hat, obwohl er dafür die Voraussetzungen erfüllt hätte?

Berufl iche Qualifi kationen:Anerkennungsgesetz

am 1. April 2012 in Kraft getreten

Am 1. April 2012 ist das Aner-kennungsgesetz des Bundes in Kraft getreten. Das Gesetz

schafft erstmals einen Rechtsanspruch auf ein Verfahren zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifi kationen - und zwar für alle, unabhängig vom Herkunftsland, und innerhalb von drei Monaten nach Einreichen der erforder-lichen Papiere.

"Durch dieses Gesetz darf beispielswei-se ein hoch qualifi zierter Arzt aus dem Ausland endlich auch als Arzt arbeiten - und muss nicht mehr länger Taxi fahren", sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan. "Für mich ist das eine Frage der Gerechtigkeit und des Respekts vor der Qualifi kation eines Menschen".Schätzungsweise bis zu 300.000 Men-schen könnten von dem Gesetz profi tieren. "Das Anerkennungsgesetz ist ein Meilen-stein in der Integrationspolitik", betonte Schavan. Zugleich sei die Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifi kati-onen ein Baustein bei der Behebung des Fachkräftemangels.Zeitgleich sind am 1. April das Informa-tionsportal und die Telefon-Hotline zum Gesetz an den Start gegangen. "Hier er-fährt jeder, der seinen im Ausland erwor-benen Abschluss bewerten lassen möchte, wohin er sich wenden muss", so die Bun-desbildungsministerin.Das Informationsportal "Anerkennung in Deutschland" ist das zentrale Informa-tionsmedium zum Anerkennungsgesetz der Bundesregierung (http://www.aner-kennung-in-deutschland.de). Wer seinen Abschluss auf Gleichwertigkeit zum ent-sprechenden deutschen Abschluss prüfen lassen möchte, erfährt hier, wohin er sich wenden muss und welche Papiere - Zeug-nisse etc. - er für sein Verfahren benötigt.Darüber hinaus bietet das Portal Informa-tionen zu den rechtlichen Grundlagen und Verfahren der berufl ichen Anerkennung. Es wird vom Bundesinstitut für Berufs-bildung (BIBB) im Auftrag des Bundes-ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) betrieben. Finanziert wird es im Rahmen des Förderprogramms "Integrati-on durch Qualifi zierung, das vom BMBF, dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales und der Bundesagentur für Ar-beit getragen wird."Auch für die Berufsbildung in Deutsch-land bedeutet das neue Gesetz einen enor-

men Fortschritt", betonte BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser. "Den Anerken-nungssuchenden werden Brücken in den Arbeitsmarkt und das Beschäftigungssys-tem gebaut: Der Elektriker aus Tadschikis-tan und die Krankenschwester aus Chile können endlich ihr volles berufl iches Potenzial in Deutschland einbringen und gezielt über Weiterbildung ausbauen. Mit wenigen Klicks im 'Anerkennungs-Finder' - dem Kernstück des Portals - werden sie an die zuständige Stelle geleitet."Ergänzend zum Anerkennungsportal, schaltet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im Auftrag des BMBF eine Telefon-Hotline frei, die für Interessierte aus dem In- und Ausland zu-gänglich ist. Anrufer erhalten hier in deut-scher und englischer Sprache Auskunft über die einzelnen Schritte und Voraus-setzungen der berufl ichen Anerkennung. Die Hotline ist montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr unter der Nummer +49 (0)30-1815-1111 erreichbar.BAMF-Präsident Manfred Schmidt: "Die Hotline reiht sich ein in unsere vielfälti-gen Serviceangebote. Sie wird ergänzt durch Informationsmaterialien in zahl-reichen Sprachen. Damit setzen wir eine Willkommens- und Anerkennungskultur für Zuwanderer ganz praktisch um und füllen sie mit Leben."Wer seinen Abschluss anerkennen lassen möchte kann sich auch im Rahmen des Förderprogramms IQ bundesweit per-sönlich beraten lassen. Die regionalen Anlaufstellen des Programms geben Er-stinformation zu den Verfahren der be-rufl ichen Anerkennung und helfen bei der Suche nach der für das jeweilige Anliegen zuständigen Stelle.Das Gesetz gilt für Berufe, die in die Zu-ständigkeit des Bundes fallen. Die Bun-desländer haben angekündigt, die Berufs-gesetze, die in ihre Zuständigkeit fallen, anzupassen. Das betrifft etwa Lehrer oder Ingenieure.

Weitere Informationen zum Anerken-nungsgesetz fi nden Sie im Internet un-ter:http://www.bmbf.bund.de/de/15644.php

undwww.anerkennung-in-deutschland.de

Pressestelledes Bundesministeriums

für Bildung und Forschung

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11 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Rechtsanwalt Thomas Puhe informiert

Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit

In meinem heutigen Beitrag be-schäftige ich mich mit dem Thema „Verlust der deutschen Staatsan-

gehörigkeit“. Da viele Deutsche aus Russland noch berufl iche oder private Verbindungen zu ihrem Herkunftsland haben, können Situationen auftreten, in denen der Verlust der deutschen Staats-angehörigkeit möglich wird. Um hier Überraschungen zu vermeiden, will ich kurz die wichtigsten Verlustgründe skizzieren:

Nach § 26 Staatsangehörigkeitsgesetz (StAG) kann ein Deutscher auf seine Staatsangehörigkeit verzichten, wenn er mehrere Staatsangehörigkeiten besitzt. Der Verzicht ist schriftlich zu erklären. Diese Fälle kommen tatsächlich vor. Grundsätzlich ist davon abzuraten, auf seine deutsche Staatsangehörigkeit zu verzichten. Immer wieder erlebt man es, dass die Betreffenden es sich schon nach wenigen Jahren anders überlegen und dann ihre Entscheidung bereuen.Ein Beispiel aus meiner Praxis:Eine ältere Spätaussiedlerin lebt eini-ge Jahre in Deutschland. In Kasachstan bleibt ihre verheiratete Tochter mit den Enkelkindern. Die Deutsche aus Russland leidet unter der Trennung und kehrt nach Kasachstan zurück. Sie soll in der Fami-lie der Tochter leben und im Kreise ihrer Lieben den Lebensabend verbringen. Die Rückkehrerin lässt sich in Kasachstan wieder einbürgern, sonst kommt sie nicht in den Genuss der kasachischen Sozial-leistungen. Da die kasachischen Gesetze die doppelte Staatsangehörigkeit nicht kennen, hat sie sich aus der deutschen Staatsangehörigkeit entlassen lassen.Nach acht Monaten wird ihr klar, dass sie einen Fehler begangen hat, weil das ge-meinsame Leben, aus welchen Gründen auch immer, nicht klappt. Sie möchte jetzt nach Deutschland zurückkehren, aber den Weg in die alte Heimat hat sie sich selbst abgeschnitten.Es müssen schon gravierende prakti-sche Gründe vorliegen, die einen Ver-zicht auf die deutsche Staatsangehörig-keit sinnvoll erscheinen lassen.

Nach Paragraph 27 StAG verliert ein min-derjähriger Deutscher durch Adoption die Staatsangehörigkeit, weil er dadurch die ausländische Staatsangehörigkeit sei-nes Adoptivelternteils erwirbt. Wenn der adop tierende Elternteil und das Kind be-reits die gleiche Staatangehörigkeit besit-zen, tritt der Verlust jedoch nicht ein.

Beispiele:Das zu adoptierende Kind besitzt die rus-sische und die deutsche Staatsangehö-rigkeit. Sein Adoptivvater ist russischer Staatsangehöriger. Durch Adoption kann das Kind die russische Staatsangehörig-keit des Adop tivvaters nicht erwerben, es ist ja bereits russischer Staatsangehöriger. Wenn der Adoptivvater z.B. kasachischer Staatsangehöriger ist und das Kind durch Adoption Kasache wird, verliert es seine deutsche Staatsangehörigkeit.Bei Adoptionen ist also immer gründlich von einem Fachmann prüfen zu lassen, ob dabei staatsangehörigkeitsrechtlich ir-gendeine Falle lauert!

Nach § 28 StAG verliert ein deutscher Staatsangehöriger, der ohne Zustimmung des Bundesministeriums der Verteidi-gung aufgrund freiwilliger Verpfl ichtung in die Streitkräfte oder einen vergleich-baren Verband eines ausländischen Staa-tes eintritt, dessen Staatsangehörigkeit er besitzt, die deutsche Staatsangehörigkeit. Abzugrenzen ist dies von der allgemeinen Wehrpfl icht. Das Ableisten eines norma-len Pfl ichtdienstes ist unschädlich.Verhindert werden soll, das sich zum Bei-spiel ein Russlanddeutscher mit russischer und deutscher Staatsangehörigkeit als rus-sischer Berufssoldat für Einsätze im Kau-kasus meldet oder dergleichen.Ich habe von solchen Fällen zwar noch nicht gehört, angesichts der nennenswer-ten Anzahl von Doppelstaatler kann man eine solche Konstellation jedoch nicht ausschließen.In diesen Fällen ist ebenfalls von einem Fachmann prüfen zu lassen, ob hier nicht ein Staatsangehörigkeitsverlust droht!

Der wichtigste Verlustgrund ist der des § 25 StAG. Ein deutscher Staatsangehöriger verliert seine Staatsangehörigkeit mit dem Erwerb einer ausländischen Staatsange-hörigkeit, wenn dieser Erwerb auf Antrag erfolgt. Klassischer Fall ist die Einbürge-rung in eine andere Staatsangehörigkeit.Im Gegensatz zur früheren Rechtslage kommt es auch nicht mehr darauf an, ob der Deutsche seinen Wohnsitz in Deutsch-land oder im Ausland hat. Und es kommt auch nicht darauf an, ob der Betroffene von dieser Rechtsvorschrift Kenntnis hat.Ein Beispiel:Der deutsche Staatsangehörige Peter Mül-ler zieht in die USA. Ihm wird dort eine erleichterte Einbürgerungsmöglichkeit zuteil. Sofort greift er zu und lässt sich einbürgern. Erst hinterher erfährt er, dass

er nun die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hat. Hier spielt es tatsächlich kei-ne Rolle, dass er keine Kenntnis von der Verlustvorschrift des § 25 StAG hatte.

Nach der Rechtsprechung des Bundesver-waltungsgerichts gilt aber etwas anderes für den Fall, dass der betreffende deutsche Staatsangehörige gar nicht weiß, dass er deutscher Staatsangehöriger ist oder dies nicht hätte wissen müssen.Ein Beispiel:Olga Schmidt ist deutsche Staatsangehö-rige, weil ihr Vater 1944 von den dama-ligen deutschen Behörden in Osteuropa eingebürgert worden ist. Sie hat durch ihre Geburt im Jahr 1960 die deutsche Staatsangehörigkeit von ihrem Vater er-worben. 1993 zieht sie von Turkmenistan nach Russland und wird dort einzeln ein-gebürgert. Gemäß Wortlaut des § 25 StAG hätte sie die deutsche Staatsangehörigkeit durch die Einbürgerung in die russische Staatsangehörigkeit verloren Durch die Rechtsprechung des Bundesverwaltungs-gerichtes tritt der Verlust aber nicht ein. Das Gericht führt aus, dass die Betreffen-den schon effektiv wissen müssen, dass sie deutsche Staatsangehörige sind.Olga Schmidt wusste jedoch niemals, dass sie deutsche Staatsangehörige ist, weil in der Familie über die familiären Ereignisse während des Zweiten Weltkrieges kaum gesprochen wurde. Also hat sie die deut-sche Staatsangehörigkeit nicht verloren. Diese Fälle sind häufi g.Zur Klarstellung ist anzumerken, dass der automatische Erwerb der Staatsangehö-rigkeit eines GUS-Nachfolgestaates auf-grund des Wohnsitzes an einem Stichtag 1991 oder 1993 keinen Antragserwerb im Sinne von § 25 StAG darstellt.Ein Beispiel: Walter Schmidt erwirbt im Jahre 1992 aufgrund seines Wohnsitzes in der Russischen Föderation automatisch die russische Staatsangehörigkeit. Hier liegt kein Antragserwerb vor. Etwas ande-res würde gelten, wenn er als ein so ge-nannter Notumsiedler aus Kasachstan in Russland eingebürgert worden wäre.Hier wiederum ist dann natürlich zu prü-fen, ob er überhaupt effektiv Ahnung von seiner Staatsangehörigkeit hatte. Die Rechtsprechung der Verwaltungsgerich-te ist hier sehr anwenderfreundlich. Der Betreffende soll glaubhaft machen, dass er im Prinzip nichts von der Einbürgerung des Vorfahren während des II. Weltkrieges wusste. Wer dies nicht weiß, muss sich auch keine zielgerichteten Gedanken über die eigene Staatsangehörigkeit machen.

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ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

12 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Wanderausstellung der LandsmannschaftTermine Mai bis Anfang Juni 2012

Zuständig für die Ausstellung sind die Projektleiter der Landsmannschaft, Jakob Fi-scher (Tel.: 0711-166590 bzw. 0171-4034329, E-Mail: fi [email protected]) und Josef Schleicher (Tel.: 0176-29477353, E-Mail: [email protected]). Bei allen Eröffnungs- und Abschlussveranstaltungen und bei Begegnungstagen führen sie in die Ausstellung ein, präsentieren Filme auf Großleinwand und halten Vorträge zum Thema "Geschichte und Kultur der Deutschen in Russland/UdSSR/GUS und Integration der Russlanddeutschen in Deutschland". Sie organisieren nach Vereinbarung auch Führungen für Gruppen und Schulklassen. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung ist frei! Das Projekt wird gefördert durch das BMI aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

München, Bayern:Bis 6. Mai: Anton-Fingerle-Bildungs-zentrum, Schlierseestr. 47, Tel.: 089-44141907 (Olga Gusch, Projektleiterin). Zum Abschluss der Ausstellung fi ndet am 6. Mai, 14 Uhr, ein Nachmittag der Be-gegnung mit Kulturprogramm statt.Blomberg, NRW:2. bis 4. Mai: Schulprojekttage zum The-ma Integration am Hermann-Vöchting-Gymnasium, Ostring 14, Tel.: 05235-509300 (Herr Fahrenkamp, Schulleiter).Künzelsau, Baden-Württemberg:2. bis 4. Mai: Unterrichtsprojekt Integ-ration in der Werkrealschule, Schulstr. 15, Tel.: 07940-982900 (Herr Süßmann, Schulleiter).Wunsiedel, Bayern:4. bis 6. Mai: Fichtelgebirgshalle, Jean-Paul-Str. 5, Tel.: 09232 -7781 (Olga Rei-lender). Am 5. Mai von 12 bis 20 Uhr Präsentation im Rahmen eines Tages der Begegnung mit Kulturprogramm.Nördlingen, Bayern:10. bis 11. Mai: Unterrichtsprojekt Integ-ration im Berufl ichen Schulzentrum, Ker-schensteiner Str. 4, Tel.: 09081-295382 (Christian Schmidt, Schulleiter).Dillingen, Bayern:14. bis 15. Mai: Schulprojekttage zum Thema Migration und Integration an der Fachakademie für Sozialpädagogik, Kon-viktstr. 11, Tel.: 09071-790280 (Werner Eitle, Schulleiter).Albersdorf, Schleswig-Holstein:14. bis 16. Mai: Schulprojekttage Migra-tion und Integration in der Regionalschu-le am Brutkamp, Tel.: 04835-97740 (Ilka Hoop-Parschat, Schulleiterin).Straubing, Bayern:22. bis 24. Mai: Unterrichtsprojekt Integ-ration in den Berufsschulen I und III, Pes-talozzistr. 4, Tel.: 09421-84360 (Johann Dilger, Schulleiter).Kirtorf, Hessen:31. Mai bis 17. Juni: Museum, Neustädter Tor 8, Tel.: 06635-1820 (Jürgen Döring). Eröffnung im Rahmen eines Abends der Begegnung mit Vortrag, Film und Kultur-programm am 31. Mai, 19.30 Uhr, in der Gleentalhalle Kirtorf, Rabenbornsweg 14. Grußworte: Ulrich Künz, Bürgermeister der Stadt Kirtorf; Rosa Tugova, Vorsit-zende der Orts- und Kreisgruppe Gießen der Landsmannschaft. Musikalische Um-rahmung durch den Männergesangverein Kirtorf.Dessau-Roßlau, Sachsen-Anhalt:4. bis 6. Juni: Schulprojekttage Migration und Integration im Anhaltischen Berufs-

schulzentrum „Hugo Junkers“, Junkersstr. 30, Tel.: 0340-2042043 (Herr Baumbach, Schulleiter).Greifswald,Mecklenburg-Vorpommern:6. bis 7. Juni: Ernst-Moritz-Arndt-Uni-versität. Seminar und Vorträge im Rah-men der Ausstellung zum Thema Russ-

landdeutsche im Institut für Geographie und Geologie, Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 16 (Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. Reinhard Zöllitz; Projektorganisati-on: Prof. Dr. Helmut Klüter, Tel.: 03834-864502). Jakob Fischer, Josef Schleicher

In einem engagierten Grußwort be-fasste sich der Bürgermeister der nordrhein-westfälischen Gemeinde

Kalletal, Andreas Karger, bei der Eröff-nung der Wanderausstellung "Volk auf dem Weg. Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland" in der Kalleta-ler Stephan-Ludwig-Jacobi-Realschule am 12. März mit Aspekten des Zuzugs von Deutschen aus Russland und ih-rer Integration. Wir zitieren aus seiner Rede:

Integration – ein großes Wort. Doch wie wird sie gelebt? Wo gibt es Gemeinsam-keiten? Wo gibt es Unterschiede zwischen denen, die hier schon immer gelebt haben, und im speziellen Fall den Deutschen aus Russland? Wie lassen sich Gemein-samkeiten intensivieren, wie lassen sich Unterschiede durch ein besseres Ken-nenlernen, ein Einander-Näher-Kommen überbrücken? Wie kann durch ein besse-res Miteinander ein jeder vom anderen lernen?Fest steht, dass es gemeinsame Wurzeln gibt. Fest steht auch, dass die Bevölke-rung dieses Landes, als die Deutschen aus Russland in der zweiten Hälfte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts aus Ost- und Südosteuropa in die Bundesrepub-lik kamen, schon gut 15 Jahre zuvor zu schrumpfen begonnen hatte. Eine typisch deutsche Familie hatte in dieser Zeit zwei

Mehr voneinander erfahren -Vorbehalte abbauen

Kinder. Die Großfamilie mit drei, vier oder mehr Kindern war schon weitgehend Geschichte, häufi ger nur noch im ländli-chen Raum anzutreffen.Das war auch im Kalletal nicht anders. Der Zuzug der ersten Deutschen aus Russland in unsere ländliche Gemeinde ließ die be-reits sinkende Einwohnerzahl Kalletals wieder ansteigen.In vielerlei Hinsicht durften und dürfen wir darüber sehr froh sein. Zunächst ein rein materieller Aspekt: Eine der größten aktuellen Herausforderungen einer länd-lichen Gemeinde wie Kalletal im demo-grafi schen Wandel ist der schleichende Bevölkerungsverlust, denn er ist teuer.Eine wesentliche Einnahmequelle der Ge-meinde Kalletal waren und sind die so ge-nannten Schlüsselzuweisungen des Lan-des. Die Höhe der jeweiligen fi nanziellen Unterstützung einer Gemeinde wird durch Ausgangsmesszahlen in Abhängigkeit von der Einwohnerzahl ermittelt. Durch den Bevölkerungsverlust fehlten der Gemein-de Kalletal rund 300.000 Euro in ihrem Gemeindehaushalt. Dieser damals schon festgestellte Negativtrend war durch den Zuzug der Deutschen aus Russland nicht nur erst einmal gestoppt, sondern wurde sogar umgekehrt. Kalletal hat von diesem Zuzug fi nanziell profi tiert. Das ist vielfach nicht bekannt, deshalb sage ich es.Durch den Zuzug kamen auch Erwerbs-personen nach Kalletal, die in den un-

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ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

13 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Andreas Karger bei der Ausstellungseröff-nung in Kalletal.

terschiedlichsten Berufen und Branchen Arbeit fanden. Auch von der Einkommen-steuer profi tiert eine Kommune wie Kalle-tal. Schließlich war auch ein Anteil Deut-scher aus Russland bereit, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Sie stellten Arbeitsplätze zur Verfügung und zahlten Gewerbesteuern.Ich persönlich stellte aber damals schon fest, dass in der einheimischen Bevöl-kerung eine gewisse Zurückhaltung ge-genüber den neuen Mitbürgerinnen und Mitbürgern herrschte. Da ich selbst aus einer Familie komme, die nach dem II. Weltkrieg in alle Himmelsrichtungen ver-streut worden war und ihre neue Heimat in Helpup bei Oerlinghausen fand, hatte mich das Thema Zuwanderung und Ein-gliederung immer interessiert.Und meine Eltern erlebten damals Ende der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts in ihrer neuen Heimat Lippe auch Vorbehal-te. „Kartoffelkäfer“ wurden die damali-gen Flüchtlinge und Vertriebenen aus den ehemaligen Reichsgebieten verächtlich genannt. Der Kartoffelkäfer ist ein Schäd-ling. Meine Eltern erzogen uns Kinder deshalb zur Weltoffenheit und Toleranz. Das hat mich bis heute geprägt.So kamen auch die Spätaussiedler aus ih-rer alten Heimat in ein ihnen völlig frem-des Land. Es ist verständlich, dass sie erst einmal unter sich blieben. Man sprach vielfach nur Russisch oder Platt und nur wenig Deutsch. Die unterschiedliche Sprache grenzte also voneinander ab.

Auch Bräuche und Riten waren anders als hier. Der Nikolaus kommt bei uns seit je-her immer am 6. Dezember, bei den Russ-landdeutschen am Silvestertag als Pelzni-ckel. Man aß in manchen Familien Plow, das usbekische Nationalgericht, und trank nachher Wodka aus Wassergläsern. Alles sehr fremd für hiesige Geschmäcker.Woher weiß ich das? Ganz einfach: Ich hatte damals die ersten Kontakte zu Spät-aussiedlerfamilien im Kalletal. Ich habe Plow gegessen und Wodka aus einem Wasserglas getrunken. Irgendwie fand ich das spannend, denn ich stellte fest, dass meine Bekannten überschwänglich gast-freundlich und unglaublich nett zu mir waren.Und ich machte eine weitere bemer-kenswerte Entdeckung. Während bei uns schon lange die Selbstverwirklichung und die Individualisierung als erstrebenswer-testes Lebensziel innerhalb unserer Ge-sellschaft im Vordergrund standen, lebten Spätaussiedler vorwiegend ein Leben in festem Zusammenhalt. Man war mit der größten Selbstverständlichkeit für den an-deren da.Auch waren die Familien sehr oft kinder-reich und – wenn sie der mennonitischen Brüdergemeinde angehörten – auch gläu-bige Christen. Sie liebten also Kinder und hatten in weiten Teilen einen festen Got-tesbezug. Beides war in unserer Gesell-schaft schon damals im Begriff, abhanden zu kommen. Dieser Trend hält bis heute an und hat sich noch verstärkt.In diesem festen Zusammenhalt bauten sie gemeinsam ihre Häuser auf dem Lan-gen Acker, die Oma und der Opa wohn-ten noch mit in der Familie und nicht im Pfl egeheim, oftmals lebten – wie bei uns früher – drei bis vier Generationen unter einem Dach. Und alle gingen respektvoll miteinander um.Ich habe einmal als Ratsmitglied bei einem Besuch einer mennonitischen Familie vor einigen Jahren hier im Kalletal erlebt, dass eine 30-jährige verheiratete Frau mit zwei kleinen Kindern ihre mit in der jungen Fa-milie lebende über 90-jährige bettlägerige Großmutter pfl egte. Die junge Frau siezte ihre Großmutter respektvoll.So lernte ich eines Tages auch einen Mann kennen, der mich in meiner Werbeagentur besuchte. Vor meiner Zeit als Bürgermeis-ter war ich Inhaber der Werbeagentur Kar-ger. Dieser Mann suchte für das Kalletaler Unternehmen, in dem er arbeitete, einen Fachmann, der ihm eine russischsprachi-ge Zeitung gestalten sollte. Das war im Februar 1996. So kam es, dass ich über viele Jahre die deutschlandweit monatlich erscheinende Zeitung „Semljaki“ gestaltet habe, obwohl ich russisch weder schrei-ben noch lesen und verstehen kann. Auch das Logo dieser Zeitung stammt von mir.

In dieser Zeit habe ich viel über die Deut-schen aus Russland erfahren und meinen Horizont erweitert.Ich könnte noch von vielen Begegnungen und Begebenheiten mit Deutschen aus Russland berichten, möchte mich aber auf ein letztes Beispiel der jüngeren Vergan-genheit beschränken.Vor zwei Jahren fragte mich ein junger Mann, er heißt Waldemar Steckler, ob ich helfen könne, einen Büroraum in Kalle-tal zu fi nden, in dem eine Gruppe junger Menschen ein „Integrationszentrum“ be-treiben wollte. Im letzten Jahr weihten wir dieses Büro in der Alten Schule Westorf ein, die im Eigentum der Gemeinde Kalle-tal ist und leer stand. Dieses Büro bzw. die dort von Ehrenamtlichen geleistete Arbeit ist wie die heute eröffnete Wanderausstel-lung ein Meilenstein auf dem Weg zu ei-ner besseren Verständigung zwischen den Kulturen der Menschen aus unterschiedli-chen Herkunftsländern.Wir haben in Deutschland mit unserem Grundgesetz eine der weltweit fortschritt-lichsten und zivilisiertesten Verfassungen überhaupt. Neben dem Grundrechtekata-log bildet besonders der Artikel 1, „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, eine der wesentlichsten Forderungen an jeden Einzelnen von uns. Wir wissen, dass dieser Artikel täglich verletzt wird. Jeder kann deshalb unsere Welt jeden Tag ein Stückchen besser machen, indem er sei-nem Mitmenschen würdevoll begegnet.So wünsche ich auch den Initiatoren der heutigen Ausstellung der Landsmann-schaft und den Projekttagen, dass die Ziel-setzung, mehr voneinander zu erfahren, um dadurch Vorbehalte gegenüber dem Anderen abzubauen, von Erfolg gekrönt sein wird.

Sinnvoller Beitragzur Förderungder Integration

Vom 19. bis 23. März wurde die Wanderausstellung „Volk auf

dem Weg“ von Josef Schleicher in den Berufsbildenden Schulen Verden, Nie-dersachsen, präsentiert.

Der Projektleiter führte eine Woche lang 33 unterschiedlichste Klassen unserer Schule durch die Ausstellung (ca. 700 SchülerInnen). Das geschah mithilfe von mündlichen Vorträgen, Darstellun-gen auf Schautafeln und Filmen sowie im Unterrichtsgespräch. Seine engagier-te und informative Art der Präsentation fand gleichermaßen bei SchülerInnen und begleitenden KollegInnen großen Anklang.Die Besucher stellten fest, dass in Bezug auf die Thematik Integration und Migra-tion sowie die Geschichte der Aussiedler viele für sie neue und interessante Infor-mationen gegeben wurden.Das Projekt ist ein sinnvoller Beitrag zur Förderung der Integration. Manfred Runge, Schulleiter

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ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

14 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Viele Erinnerungen wurden wach...

Als ich die Stell-wände unserer

Wanderausstellung in der Bibliothek des Caritashauses St. Elisabeth, das in einer ruhigen Oase am Rande von Kob lenz (Rhein-land-Pfalz) auf dem Arenberg liegt, auf-baute, hatte ich zu-nächst Zweifel, ob sich jemand in die-sem "Wohnheim für ältere Menschen" für ihre Inhalte in-teressieren würde.

Zuerst die große Eu-rasienkarte und dann auch die einzelnen Stellwänden zogen jedoch die Aufmerksamkeit der Heimbe-wohner und des Personals auf sich. So suchten zwei Damen auf der Karte ihre Lieblingsurlaubsorte. Als sie weiter auf die Plakate schauten, las eine laut vor: „Geschichte der Deutschen aus Russ-land.“ und meinte zu mir: „Kommen Sie auch von dort? Ich habe eine Nachbarin, sie kommt aus Kasachstan.“ Ich erklärte, wer wir sind, Deutsche aus Russland, und warum unsere Vorfahren aus Deutschland weggingen.„Und er kommt aus Bessarabien“, mein-te die andere Dame und zeigte auf einen im Rollstuhl sitzenden Herrn. Auch dieses Kapitel der Geschichte versuchte ich den zuhörenden Heimbewohnern näher zu bringen. Der Bessarabiendeutsche lächel-te: „Wie schön war es zu Hause!“ Doch als ich die Kriegszeit schilderte, wurden seine Augen traurig.„Nach dem Krieg versteckten sich bei uns Russen. Sie wollten nicht in ihre Heimat zurück...“, meinte eine etwas jüngere Se-niorin. Sie sei bei Schweinfurt geboren und 1945 zwölf Jahre alt gewesen. „Als ein russischer LKW in den Ort kam, um diese Familie abzuholen, versteckte mein Vater sie in einer Jägerhütte. Sie schafften es irgendwie, nach Holland zu fl üchten, und einige Jahre später schrieben sie uns einen Brief aus Kanada. Erstaunlich, in ei-nem guten Deutsch...“So kam es auch zum Gespräch über das Schicksal der Russlanddeutschen, die während des Krieges nach Deutschland kamen, aber nur selten das Glück hatten, hier zu bleiben, und größtenteils in Stalins Lagern in der Sowjetunion landeten.Zahlreiche Besucher des Caritashauses

Jakob Fischer, Josef Schleicher und Raphael Maria Kloeppel (von links) bei der Präsentation der Wanderausstellung in Koblenz.

und auch die Heimbewohner nutzten die knapp drei Wochen, in denen die Aus-stellung auf dem Arenberg gastierte, um sich mit ihren Inhalten vertraut zu machen sowie zahlreiche kostenlose Begleithefte

und Zeitschriften über die Geschichte der Deutschen aus Russland mitzunehmen.Stolz erzählte Raphael Maria Kloeppel, Direktor des Caritashauses, am Nachmit-tag der Begegnung, über seine Mitarbeiter. Ca. 40 Prozent von ihnen sind Deutsche aus Russland, die durch Fleiß, Wissen und Engagement die besten Voraussetzungen für die Eingliederung der Heimbewoh-ner in die Hausgemeinschaft schaffen. „Viele Besucher und Vereine kommen in unser Haus, und viele Bewohner nehmen am aktiven Leben der Ortsgemeinde und auch an öffentlichen Veranstaltungen teil. Dadurch gibt es eine stete Kommunikati-on zwischen drinnen und draußen." Daher war die Einladung der Wanderausstellung in das Altenhilfe-Zentrum kein Zufall.Höhepunkt des Nachmittags war das ge-meinsame Singen mit Jakob Fischer. Fast hundert ältere Damen und Herren sangen Lieder ihrer Jugend, und wieder wurden Erinnerungen wach. So manche Träne fl oss. „Wir hätten nie gedacht, dass auch in Russland und Kasachstan unsere Lieder gesungen wurden“, meinte eine Dame. Und ein Herr im Rollstuhl äußerte sich: „Ich war Berufsmusiker. Jakob Fischer hat sich das höchste Lob verdient. Es war ein wahres Fest für unsere Seelen.“ Josef Schleicher

Beim "Interkulturellen Abend" in Stadtlauringen (von links). Projektleiter Josef Schleicher, Ljubow Hurlebaus, Vorsitzende des CSU-Ortsverbandes Deutschhof und stellvertretende In-tegrationsbeiratsvorsitzende, Albina Baumann, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit der Lan-desgruppe Bayern der Landsmannschaft und Vorsitzende des Ortsgruppe Kitzingen, und Oles ya Konschu, Betreuerin des Standes der Deutschen aus Russland.

Spannung und Spaßbeim "Interkulturellen Abend"

Großen Anklang fand der „Inter-kulturelle Abend“ des Schwein-

furter Oberlandes am 24. März in Stadtlauringen, Bayern. Bürgermeis-ter Friedel Heckenlauer eröffnete die

Veranstaltung unter dem Motto „Viel-falt der Kulturen“, ehe Üchtelhausens Bürgermeisterin Birgit Göbhardt mit viel Humor Migrationshintergründe beleuchtete.

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ÖFFENTLICHKEITSARBEIT DEUTSCHE IN DER GUS

15 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Parallel zum Musik- und Unterhaltungs-programm im Erdgeschoss und Keller konnten sich die Besucher, die aus der ganzen Region gekommen waren, im ers-ten Stock der Zehntscheune über die breite Spanne der Kulturgeschichte informieren. Stellwände der Wanderausstellung „Volk auf dem Weg. Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland“ sowie zahl-reiche Exponate und Bilder führten von der Ukraine und Russland bis nach Mexi-ko und in die Indianerreservate.Ein Höhepunkt war die Musik der Familie Zambrano aus Venezuela. Die Begeiste-rung des Publikums übertrug sich auf den nächsten Programmpunkt, als Christin-Shelley Scott einen indischen Tanz auf-führte.Im Anschluss führte Ursula Lux als Mode-ratorin durch die Podiumsdiskussion und stellte fünf Bürger des Landkreises mit unterschiedlichem Migrationshintergrund

vor. Trotz aller Differenzen der Kulturen blieb am Ende eine Gemeinsamkeit: Jo-hannes DeBoer (Niederlande), Miriam Trevino-Flores (Mexiko), Johnny Scott (USA), Olesya Konschu (Russland) und José Zambrano kamen und blieben alle „der Liebe wegen“ in Deutschland.Der später folgende Sketch „Weiber-schicksale“ einer russischen Autorin war von Albina Baumann (Vorsitzende der Ortsgruppe Kitzingen der Landsmann-schaft der Deutschen aus Russland), die als interkulturelle Trainerin die Veranstal-tung beratend unterstützte, übersetzt wor-den. Gespielt wurde er von Swetlana Solo-vieva und Lydia Balandin, die in beinahe perfektem Deutsch gekonnt die Schicksa-le zweier Frauen auf die Bühne brachten. Abgerundet wurde das Programm durch den Chor "Harmonie" mit russischem und deutschem Liedgut. Nach „Mainpost“

zu lesen, auf Nachfrage konnten sie aller-dings „kaum einen Namen eines Künst-lers nennen“.Doch sie lernen Deutsch, befassen sich mit dem Schicksal ihrer Vorfahren und inte ressieren sich für das heutige Deutsch-land. Darin unterscheiden sie sich aller-dings von ihren Eltern und Großeltern, die teils noch russlanddeutsche Dialek-te sprachen, traumatische Erfahrungen selbst durchlitten haben und ein Bild von Deutschland in sich tragen, das eher dem Land entspricht, das ihre Vorfahren einst verlassen hatten.„Die traditionelle russlanddeutsche Iden-tität gerät heute mehr und mehr ins Hin-tertreffen“, schreibt Nicoletti. Im Vorder-grund stünden vielmehr der Wunsch und das Bedürfnis, sich zu einer Minderheit zu bekennen. Für dieses Selbstverständnis werde auf „klassische, klischeebehaftete Stereotypen des Deutschen“ zurückge-griffen, die man schließlich für sich selbst behaupte.Nicolettis Arbeit verdeutlicht: Es gibt eine russlanddeutsche Geschichte, an die - wenn auch nur wenige – junge Russ-landdeutsche heute anknüpfen wollen. Eine russlanddeutsche Identität müssen sie sich allerdings erst aneignen. Sie se-hen sich als Teil einer Minderheit, zudem ohne eigenes Territorium, die sie nicht ge-nau kennen und deren Sprache sie kaum sprechen. Was unter diesen Umständen in ein oder zwei Generationen noch als russlanddeutsch bezeichnet werden wird, bleibt offen.

Nach www.ornis-press.de

Junge Russlanddeutscheim Gebiet Tomsk

Traditionelle Identität spielt keine Rolle mehr

Kann man lernen, russland-deutsch zu sein? Daniel Nicolet-ti sagt: Ja. Man muss es sogar,

denn eine authentische russlanddeut-sche Identität existiert nicht mehr.

In seiner Masterarbeit an der Europauni-versität Viadrina in Frankfurt/Oder ist der Kulturwissenschaftler Daniel Nicoletti der Frage nachgegangen, ob und wie sich Jugendliche und junge Erwachsene aus deutschstämmigen Familien selbst als Russlanddeutsche empfi nden. Und wel-che Rolle spielt dabei die deutsche Spra-che, die von einigen zwar immer noch als „Muttersprache“ bezeichnet, selten aber beherrscht wird?„Was ist zwei Generationen nach der De-portation und anschließenden 50 Jahren Sowjetunion vom russlanddeutschen Le-ben geblieben, was hat sich entwickelt?“, will Nicoletti in seiner Arbeit mit dem Titel „Die erlernte Identität – Russland-deutsche Jugendliche in Tomsk zwischen tradierter Geschichte und Selbstpositio-nierung“ erkunden. 45 russlanddeutsche Jugendliche im Alter von 15 bis 23 Jahren hat er danach befragt, was für sie Identität, Geschichte und Heimat bedeuten. Getrof-fen hat er die jungen Leute im Umkreis russlanddeutscher Einrichtungen wie dem Russisch-Deutschen Haus in Tomsk, in der Organisation „Jugendblick“ und im örtlichen Goethe-Zentrum.Die Interviewten zählen in Tomsk, wie der Autor einräumt, zu den ganz weni-gen jungen Russlanddeutschen, die sich

überhaupt mit ihrer (Familien-)Geschich-te befassen und „dies auch nach außen tragen“. Dass ihre Identitätsbildung als Russlanddeutsche auf teils tönernen Fü-ßen steht, belegt Nicoletti nicht nur mit dem Mangel an Deutschkenntnissen der Beteiligten. Auch hätten zwar 36 Prozent angegeben, Musik oder Literatur speziell russlanddeutscher Künstler zu hören und

Wir gratulieren Svetlana Friebus!

Wir gratulieren Svetlana Friebus aus Hochheim/Main, die in die

Stadtverordnetenversammlung ihrer Heimatstadt nachgerückt ist, ganz herzlich.

Svetlana Friebus ist Öffentlichkeitsre-ferentin der Landesgruppe Hessen der Landsmannschaft und Migrationsbera-terin beim BdV.In ihrer ehrenamtlichen Integrationsar-beit bemüht sich die ehemalige Journa-listin aus Sibirien, die als Integrations-lotsin und Migrationsberaterin in der Caritas-Beratungsstelle Haus St. Martin wirkt, ihren Landsleuten die Selbstach-tung durch sinnvolles Tun zurückzuge-ben und die Spätaussiedler und Zuwan-derer zu motivieren, sich aktiv in die deutsche Gesellschaft einzugliedern. Unter anderem durch fachkundige Sozial-beratung und Kleinprojekte, die sie immer wieder initiiert und leitet.Wir wünschen Svetlana Friebus viel Er-

folg bei ihrer kommunalpolitischen Tätig-keit. Vorstand der Landesgruppe Hessen der Landsmannschaft

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HEIMAT IM GLAUBEN

16 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Für die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, die 1950 von Vertretern der evange-

lisch-lutherischen, katholischen, men-nonitischen und baptistischen Kirche gegründet wurde, waren der christli-che Glaube und die Zusammenarbeit mit den Kirchen von Anfang an Stütz-pfeiler ihres Wirkens.

Der christliche Glaube gibt unserer Ar-beit Ziel und Perspektive, und ohne die Wertschätzung des christlichen Glaubens wären wir der religiösen Prägung großer Teile unserer Landsleute nicht gerecht geworden, für die Religion und Kirche im Mittelpunkt ihres Lebens stehen.Mit der zentralen Wertschätzung des christlichen Glaubens haben wir aber auch einer historischen Verantwortung gerecht zu werden: Wir dürfen nämlich niemals vergessen, dass die religiösen Gemeinschaften in der Sowjetunion Sta-lins systematisch vernichtet wurden, um die kommunistische Weltanschauung als einzige zuzulassen und sie mit allen staatlichen Mitteln zu fördern.Zum Ausmaß der Kirchenverfolgung in der UdSSR führt der russlanddeutsche Historiker und stellvertretende Bundes-vorsitzende der Landsmannschaft, Dr. Alfred Eisfeld, in einer Stellungnahme für den Stiftungsrat der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ aus:

Geistliche („Kultdiener“) wurden be-reits 1930 der Schicht der grundbesit-zenden Bauern (Kulaken) in Bezug auf Besteuerung und Entzug des Wahlrechts zugerechnet. Die Bekämpfung der Kir-chen und Religionen wurde ab Sommer 1937 verstärkt im Rahmen des Befehls des NKWD Nr. 00447 „Über Operati-onen zwecks Repressierung ehemali-ger Kulaken, Krimineller und anderer antisow jetischer Elemente“ und der so genannten nationalen Linien geführt. Ab Juli 1937 wurden Geistliche aller Religionen systematisch verhaftet, über-wiegend zum Tode oder zu langjährigen

Strafen mit Einweisung in Arbeitslager verurteilt. In den Jahren 1937-1938 wurde circa 200.000 Geistliche und Laien repressiert und ca. 100.000 hin-gerichtet.Die Russisch-Orthodoxe Kirche hat in den Jahren 1918-1938 250 Metropoli-ten, Erzbischöfe und Bischöfe verloren, davon 50 allein 1937.Die Römisch-Katholische Kirche in der UdSSR hat in den Jahren 1918-1939 601 Priester verschiedener Volkszugehörig-keit verloren. Von ihnen kamen 187 ums Leben, das Schicksal von 168 Priestern, die in Gefängnisse und Lager eingewie-sen wurden, ist bislang nicht geklärt; 92 blieben nach der Abbüßung der Strafen am Leben und in der UdSSR; 154 haben nach der Entlassung aus den Gefäng-nissen, Strafl agern und der Verbannung die UdSSR verlassen und emigrierten ins Ausland. Die Katholische Kirche hat 1939 ihre Tätigkeit in der UdSSR einge-stellt.Die Evangelisch-Lutherische Kirche in der UdSSR hat in den Jahren 1918-1938 317 Kirchen und 856 Bethäuser verloren. Etwa 200 Pastoren wurden zu Gefängnis- und Lagerhaft verurteilt, davon kamen 37 ums Leben. Über 100 Pastoren gingen ins Ausland. Die letzten Kirchen wurden 1939 geschlossen. Die Kirche hörte auf zu existieren.Die Bekämpfung der jüdischen, mosle-mischen, buddhistischen und freikirch-lichen Gemeinschaften und Priester verlief zeitgleich und mit ähnlichen Fol-gen.Die religiösen Gemeinschaften wurden vernichtet und die kommunistische Welt-anschauung als einzige zugelassen und mit allen staatlichen Mitteln gefördert.

Aus der Stellungnahmeder Landsmannschaft

der Deutschen aus Russlandzur Konstituierenden Sitzung

der Arbeitsstelle Vertriebenen- undAussiedlerseelsorge

der Deutsche Bischofskonferenzam 19. April 2012 in Frankfurt/Main

Landsmannschaft und Kirche

Zum Herausgeber:

Prälat Prof. Dr. Helmut Moll, geb. 1944, Studium der Kath. Theologie und Geschichte, Promotion 1973 bei Prof. Dr. Joseph Ratzinger in Regensburg. Priesterweihe 1976, 1984-1995 im Dienst der Römi-schen Kurie, seit 1998 Beauftragter für Selig- und Heiligsprechungsver-fahren im Erzbistum Köln.Beauftragter der Deutschen Bi-schofskonferenz für das Martyrolo-gium des 20. Jahrhunderts. Ordina-rius an der Staatlichen Hochschule Weilheim.

"Zeugen fürChristus"Das deutscheMartyrologiumdes 20. Jahrhunderts

Herausgegeben von Helmut Moll im Auftrag der Deutschen Bi-schofskonferenz, 5., erweiterte

und aktualisierte Aufl age 2010. 2 Bände, 1.732 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Leinen mit Schutzumschlag, 88 Euro, ISBN 978-3-506-75778-4.

Rund 160 Fachleute aus dem In- und Ausland erstellten 1999 rund 800 bio-graphische Artikel, welche die Opfer vor allem aus den Kategorien des National-sozialismus, des Kommunismus und der Missionen vorstellten. Anfang September 2010 wurde die fünfte, um 76 Namen er-weiterte und aktualisierte Aufl age mit 22 neuen russlanddeutschen Gewaltopfern ausgeliefert.Das 2011 von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland herausgegebe-ne Gedenkbuch „Keiner ist vergessen", aufgreifend, weise ich als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts auf die über 100 russlanddeutschen Priester hin, die unter Josef Stalin zu Opfern der Gewalt wurden und es verdient hätten, dem Vergessen entrissen zu werden. Die wichtigsten Opfer, über die in "Zeugen für Christus berichtet wird, seien kurz ge-nannt:Bischof Dr. Dr. Alexander Frison, der 1938 im Moskauer Butyrka-Gefängnis starb, ferner Bischof Dr. Dr. Markus Gla-ser, Johann Bach, Johannes Bahl, Peter Ei-senkron, Pfarrer Alois Ocks, Pfarrer Paul Olisberg und Pfarrer Ferdinand Pfl ug.In der vierten Aufl age aus dem Jahre 2006 wurden insgesamt 14 Priester neu aufge-nommen, sodann die wenig bekannten

Landshut: Herzlich willkommen zur Literaturlesung

Liebe Literaturfreunde, der Literaturkreis der Deutschen aus Russland und die Ortsgruppe Landshut der Landsmannschaft laden herzlich ein zur

nächsten Lesung russlanddeutscher Autoren.

Programm: Wendelin Mangold mit seinem neuen Buch „Sprung ins Wasser“; Rein-hold Leis mit Lyrik und Humor; Max Schatz mit Prosa; musikalische Umrahmung.Die Lesung fi ndet am 5. Mai um 13 Uhr im "Landshuter Netzwerk" in Landshut, Bahnhofplatz 1a, statt. Für Kaffee und Kuchen wird gesorgt. Anmeldungen und nä-here Informationen unter der Rufnummer 0179-4692476 (Maria Schefner).

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HEIMAT IM GLAUBEN KULTUR

17 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Landwirte Josef Eberle, Josef Erler und Josef Frank, schließlich Magdalena Fri-son.Der von der Ahr kommende Jesuiten-Erz-bischof Dr. Dr. Eduard Profi ttlich, Apos-tolischer Administrator für Estland, starb aus Glaubensgründen im Jahre 1941 im sowjetischen Kirow.

Die Internationale Gesellschaft für Men-schenrechte mit Sitz in Frankfurt hat das o.g. Hauptwerk am 22. November 2008 mit dem Stephanus-Preis ausgezeichnet.Meine Bilanz „Martyrium und Wahr-heit. Zeugen Christi im 20. Jahrhun-dert" (Weilheim 2005; 4., durchgesehene Aufl age 2009; ISBN 3-928273-74-4; 238 Seiten; 13,50 Euro) enthält methodische Überlegungen über das Martyrium, erar-beitet die Gemeinsamkeiten und Unter-schiede im Martyriumsverständnis der christlichen Konfessionen und verzeich-net die öffentlich geehrten Gewaltopfer aus dem Kommunismus des 20. Jahrhun-derts, vor allem Erzbischof Eduard Pro-fi ttlich S.J.

Das von mir erstellte Einführungsbuch "Die katholischen deutschen Märtyrer des 20. Jahrhunderts. Ein Verzeichnis" (Paderborn u.a. 1999; 2. Aufl age 2000; ISBN 3-506-74777-6; 100 Seiten; 8,90 Euro), das alle Glaubenszeugen nament-lich aufführt und seit Juli 2005 in vierter Aufl age vorliegt, enthält in tabellarischer Form Kurzdaten zu den über 700 Glau-benszeugen, ein ganzseitiges Porträtfoto der mit einer Kanonisation Verbundenen (u.a. Sr. Teresia Benedicta a Cruce [Dr. Edith Stein] und Nikolaus Groß) sowie ein ausführliches Personen- und Ortsre-gister.

Prälat Prof.Dr. Helmut Moll

Nach Russland und zurückAtlas zur Migrationsgeschichte

der Russlanddeutschen

Irina Klass, „Wo liegt unsere Heimat? Eine visualisierte Migrationsgeschich-

te der Russlanddeutschen“, Osnabrück (fi bre-Verlag) 2009, CD-ROM, 39,80 Euro, ISBN 978-3-938400-36-4.

Die Designerin Irina Klass hat eine Mig-rationsgeschichte der Russlanddeutschen verfasst. Ihre Arbeit zeigt mit Karten, Grafi ken und Statistiken die Wanderungs-bewegung von Deutschen nach Russland über die letzten zwei Jahrhunderte hin-weg.Diplomarbeiten sind meist nicht nur der Schlusspunkt einer akademischen Ausbil-dung, sondern oft auch sehr persönliche Auseinandersetzungen mit einem For-schungsgegenstand. Zumindest war dies so bei Irina Klass. Die Deutsche aus Russ-land, die seit 1994 in Deutschland lebt und an der Fachhochschule Münster Gra-fi kdesign studierte, sah sich immer wieder mit diesen Fragen konfrontiert: Wer sind eigentlich die Russlanddeutschen und wa-rum sind sie nach Deutschland zurückge-kehrt?„Auf diese Fragen wusste ich keine Ant-wort, obwohl ich selbst eine Russland-deutsche bin“, sagt sie. So machte sich die 30-Jährige an die Arbeit und erstellte eine visualisierte Migrationsgeschichte der Russlanddeutschen mit dem Titel „Wo ist unsere Heimat?“. In erster Linie wollte sie selbst Antworten auf häufi g gestellte Fragen fi nden und konnte zugleich auch

anderen Menschen mehr über die Russ-landdeutschen erklären.Inhaltlich konzentriert sich die Autorin auf die Wanderungsgeschichte der Deut-schen in Russland. Sie zeigt auf, aus wel-chen Gebieten Deutschland die späteren Russlanddeutschen ursprünglich stammen und wo sie sich in Russland angesiedelt haben, weiterwanderten und später depor-tiert wurden. Ferner wird die prozentua-le und geografi sche Verteilung der deut-schen Bevölkerung im Verlauf der letzten zweihundert Jahre russischer Geschichte dargestellt.Mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bru-der war Irina Klass mit 16 Jahren aus No-wosergiewka bei Orenburg am Ural nach Deutschland gekommen. „Am Anfang er-schien mir alles wie ein Abenteuer“, sagt sie heute. Erst später habe sie realisiert, was mit ihr geschah: „Für mich begann mit 16 Jahren ein völlig neues Leben in einem mir bis dahin völlig fremden Land, in dem ich nicht einmal die Sprache ver-stand.“Heute ist das anders: Irina Klass hat ihre Heimat gefunden. Ihr Zuhause ist die westfälische Stadt Münster. Dort lebt ihre Familie, dort sind ihre Freunde. „Deutsch-land bietet mir eine bessere Zukunft und viele Möglichkeiten, mein Leben besser zu gestalten, als es mir in Russland mög-lich wäre“, meint sie.

Wilhelm Siemers(ornis-press)

„Herr Felde und der Wert der Dinge"

So der Titel der neuen Filmproduktion von Klaus Peter Karger, der das Por-trät des Reparatur-Schuhmachers Wilhelm Felde und der Kundschaft in

seinem kleinen Ladengeschäft in der Villinger Färberstraße zeigt.

Der Deutsche aus Russland wurde in Kirgisien geboren und kam 1990 mit seiner Familie nach Deutschland. Heute betreibt der gelernte Schuhmacher ein kleines Re-paraturgeschäft im Schwarzwald.Am 11. November 2011 hatte der Dokumentarfi lm seine Uraufführung in Villingen-Schwenningen und ist seither zum Publikumsrenner geworden. In den vergangenen Monaten ist der Streifen in Kinos in Villingen-Schwenningen, Freiburg, Kenzingen, Rottweil, Triberg, Titisee-Neustadt, Rottenburg bei Tübingen und Donaueschingen gelaufen und hat viele begeisterte Zuschauer gefunden.Weitere Aufführungen:• 5. Mai: Beim Neisse-Filmfestival im sächsischen Zittau.• 23., 27. und 28. Mai: Esslingen, Kommunales Kino (im Beisein des Regisseurs).• Ab dem 22. Juni: Pforzheim, Kommunales Kino (im Beisein des Regisseurs).Mehr dazu unter

www.kargerkultur.dewww.herr-felde-fi lm.de

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DIE LANDSMANNSCHAFT

18 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Internationale Wochender Deutschen aus Russland in München

Von links: Olga Gusch, Waltraud Fetsch, Jakob Fischer, Birgit Steinert und Adolf Fetsch bei der Eröffnungsveranstaltung in München.

Auftritt der Gruppe "Letas".

Zahlreiche Gäste folgten der Einla-dung der Orts- und Kreisgruppe München der Landsmannschaft

zur Eröffnungsfeier der Internationa-len Wochen der Deutschen aus Russ-land am 22. April in den Räumen des Anton-Fingerle-Bildungszentrums.

In dieser Zeit wird hier zum ersten Mal die landsmannschaftliche Wanderaus-stellung in München präsentiert. Bei der Eröffnungsfeier stand das kulturelle Erbe der Deutschen aus Russland, vorgestellt von russlanddeutschen Kulturgruppen aus Bayern, im Mittelpunkt.Die Wochen werden von der Ortsgruppe München (Vorsitzender Viacheslav Lel) in Kooperation mit der Ausstellung „Volk auf dem Weg. Geschichte und Gegenwart der deutschen aus Russland“ (Projektlei-ter Jakob Fischer) und dem Projekt „An-gekommen und integriert in Bayern“ mit der Projektleiterin Olga Gusch durchge-führt, in deren Händen die Gesamtorgani-sation liegt. Das Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen gefördert.Neben der Präsentation der Wander-ausstellung erwartete die Gäste eine Bil derausstellung der Schwanthaler Kunstschule von Willi Bunkowski. Der Literaturkreis der Deutschen aus Russ-land in Bayern (Leiterin Maria Schefner) stellte sich mit Büchern unter dem Motto „Eine unbekannte Seite der deutschen Li-teratur“ vor.Mit allerhand russlanddeutschen Lecker-bissen sorgten die Organisatoren auch für das leibliche Wohl der Gäste. Zu den Eh-rengästen gehörten unter anderem Adolf Fetsch, Bundesvorsitzender der Lands-mannschaft, Brigitte Steinert, stellvertre-tende Direktorin des Hauses des Deut-schen Ostens, und Lothar Palsa von der Ackermann-Gemeinde München.Jakob Fischer, der die Veranstaltung mo-derierte, stimmte die Gäste gemeinsam mit Lina Neuwirt und ihren Liedern „Bay-ern ist schön“, „Wo bist du geblieben?“ und „Mein Heimatdorf“ auf einen emotio-nalen Kulturnachmittag ein. „Meine Oma und Mutter trugen in der Verbannung bis zuletzt die Schlüssel ihres Hauses in der Heimat - in der Hoffnung, einmal zurück-zukommen“, sagte die Sängerin.An die schmerzvolle Zeit der Deportati-on und Verbannung erinnerte auch Adolf Fetsch in seinem Grußwort: „Nachdem wir das vergangene Jahr dem Gedenken

an den Beginn der Deportation der Deut-schen in der ehemaligen Sowjetunion vor 70 Jahren gewidmet haben, erinnern wir heuer an den 75. Jahrestag des 'Gro-ßen Terrors' in der Sowjetunion der Jahre 1937 und 1938, der etwa 55.000 Deut-schen des Landes das Leben kostete, und den 70. Jahrestag der Mobilisierungen von deutschen Frauen und Männern für die Zwangsarbeitslager der so genannten Trudarmee."Weiter hob der Bundesvorsitzende die Be-deutung der landsmannschaftlichen Aus-stellung für die Aufklärung über die Ge-schichte und Gegenwart der Volksgruppe hervor: „Unter den landsmannschaftli-chen Projekten ragt die Ausstellung nicht nur deshalb hervor, weil sie anschaulich

über die Deutschen aus Russland berich-tet, sondern auch weil sie es uns seit Jahr und Tag ermöglicht, Zugang zu breiten Bevölkerungskreisen zu erhalten, die über unsere Volksgruppe nur unzureichend in-formiert sind.“ Anschließend schilderte Jakob Fischer die wichtigsten Aspekte der russlanddeutschen Geschichte.Im Duett mit Lina Neuwirt und mit Solo-Gesang unterhielt Fischer die Gäste mit bekannten Melodien aus dem alten und neuen Liedgut der Russlanddeutschen und inspirierte die Zuschauer zum Mitsingen. Unterstützung bekam er auch vom Chor „Russische Seele“ (Leitung: Eleonore Kocnov) aus München, der mit Darbie-tungen wie „Isabella“ oder „Bierlied“ viel Beifall erntete.

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DIE LANDSMANNSCHAFT

19 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

„Angekommen undintegriert in Bayern“Durch die Angebote des Projektes wer-den die Potentiale der Selbstorganisa-tionen der Zuwanderer aus den Nach-folgestaaten der Sowjetunion und ihrer ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter in Bayern gestärkt, ihr En-gagement sichtbar gemacht und damit ungenutzte Potentiale ausgeschöpft. Die dreijährige Maßnahme wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsminis-teriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen sowie dem Bun-desministerium des Innern über das Bundesamt für Migration und Flücht-linge gefördert. Intensive Netzwerkar-beit und Unterstützung der Ehrenamt-lichen beim Ausbau der Kooperationen mit regionalen und kommunalen Integ-rationsnetzwerken stehen im Mittel-punkt der Projektarbeit. Kontakt:Olga Knaub (Hausen)Zuständig für Unterfranken,Oberfranken, Mittelfranken, OberpfalzTel.: 09779-850272 Fax.: 09779-850273E-Mail: [email protected] Gusch (München)Zuständig für Schwaben, Oberbayern,Niederbayern Tel.: 089-44141907Fax: 089-44141906E-Mail: [email protected]

Der Schwerpunkt lag allerdings auf den überlieferten Hochzeitstraditionen der Wolgadeutschen, die durch Lieder und Tänze („Auf dem Bauernhof“, „Paso de España“, „Hopsapolka“, „Stampfpolka“, „Tanz mit den Bändern“ oder „Polka-Ga-lopp“) des Volkskunstensembles „Birken-hain“ aus Schlüsselfeld mit der Leiterin Nadja Fuchs veranschaulicht wurden.Große tänzerische Klasse zeigte erneut die Tanzgruppe „Letas“ (Leiterin Elena Mül-ler) aus München. Diesmal hatte sie ihre Premiere mit einem „Deutschen Tanz“, bei dem sich gleich zwei Generationen der Gruppe in aufwendig gefertigten Büh-nentrachten präsentierten. Im weiteren Verlauf des Kulturnachmittags brillierte sie mit einem kasachischen, einem russi-schen und einem Zigeunertanz. Sowohl Jakob Fischer als auch die Pro-jektleiterin Olga Gusch und der Ortsgrup-penvorsitzende Viacheslav Lel nutzten die Gelegenheit, für die weiteren Vorhaben und Projekte der Orts- und Kreisgruppe zu werben, etwa für den Abschlusstag der Internationalen Wochen am 6. Mai (ab 12 Uhr im Anton-Fingerle-Bildungszentrum) mit einem vielfältigen Kulturprogramm.

Nina Paulsen

„In der Kultur zu Hause“Abwechslungsreiches Kulturwochenende

der Landesgruppe Bayern

Die Teilnehmer des Tanzseminars.

Maria Warkentin

Es ist wie dahoam“, so die zufrie-denen Äußerungen der Seminar-teilnehmer nach dem Auftritt der

Schauspielerin Maria Warkentin, die im Rahmen ihres Workshops spontan in die Rolle der „russlanddeutschen Oma“ schlüpfte und in der authentischen Mundart ihrer wolgadeutschen Mutter über die Auswanderung und das Einle-ben in Deutschland erzählte.

Mit dem Motto „In der Kultur zu Hause“ und den Schwerpunkten Gesang, Tanz und Theater lockte die Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft über 30 kul-turinteressierte Landsleute aus verschie-denen Orten Bayerns in das Schweinfurter Jugendgästehaus zum Kulturwochenende vom 24. und 25. März.Die überlieferten kulturellen Traditionen und Bräuche der Deutschen aus Russland standen im Mittelpunkt des Seminars. Das Projekt wurde aus Mitteln des Baye-rischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen geför-dert. Die Gesamtorganisation lag in den Händen der Projektleiterin Olga Knaub (Projekt „Angekommen und integriert in Bayern“), die von den Aktiven der Orts-gruppe Schweinfurt unterstützt wurde.Eingeladen waren Chor- und Tanzleiter sowie Kulturreferenten russlanddeutscher Kulturgruppen und der bayerischen Orts-gliederungen der Landsmannschaft. Sach-kundige Referenten thematisierten zu-sammen mit den Teilnehmern Aspekte der

kulturellen Breitenarbeit, anschließend vertieft in praktischer Gruppenarbeit.Die Teilnehmer wurden vom Gastgeber Ewald Oster, Mitglied des Bundesvor-standes der Landsmannschaft und Vor-sitzender der Ortsgruppe Schweinfurt, sowie vom Bayerischen Landesvorsit-zenden Waldemar Eisenbraun (Regens-burg) begrüßt. Ewald Oster stellte seine Ortsgruppe vor, die seit Jahren lebendi-ge Integrations- und Kulturarbeit leistet. Der 20-jährige Peter Aifeld, Sprecher der Ortsgruppe Schweinfurt und Mitglied der Jugendgruppe Indigo, berichtete über die Jugendarbeit in seiner Stadt.

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DIE LANDSMANNSCHAFT

20 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Dr. Robert Korn, Mundartforscher und Kenner der russlanddeutschen Musik-kultur, gewährte einen Einblick in die Geschichte der Erforschung und Doku-mentation des Liedguts der Russland-deutschen im 19. und 20. Jahrhundert und stellte das Buch „Es war einmal… “ vor, das er gemeinsam mit dem russlanddeut-schen Musiker Eduard Isaak verfasst hat. Die Publikation enthält zahlreiche Lieder der Deutschen aus Russland von den An-fängen bis in die Gegenwart. Die Inhalte des Buches standen im Mit-telpunkt der Gruppenarbeit mit Olga Ba-luyev, die in Schweinfurt den russland-deutschen Chor „Harmonie“ leitet. Sie übte mit den Teilnehmern eine Auswahl alter deutscher Volkslieder und Roman-zen aus dem Buch, unterstützt von Viktor Stricker auf dem Akkordeon. Auf kreati-ve Art lockerte sie die Gruppenarbeit mit Übungselementen aus ihrem Beruf als Musikgeragogin (Bildendes Musizieren mit alten Menschen) auf.Zur gleichen Zeit beschäftigte sich die Tanzgruppe unter der Leitung von Nadja Fuchs (zusammen mit ihrem Mann Wal-demar) vom Tanzensemble „Birkenhain“ aus Schlüsselfeld mit der „Tanztradition

der Russlanddeutschen“. Als Schlusser-gebnis wurden „Walzer“ und „Stampfpol-ka“ von den Teilnehmern aus München und Ansbach als bühnenreife Präsentation aufs Parkett gelegt.Der Theater-Workshop war für die Teil-nehmer allein schon wegen der Präsenz der Schauspielerin Maria Warkentin aus Niederstetten ein Erlebnis. Seit 1994 in

Deutschland, leitet sie seit über zehn Jah-ren gemeinsam mit ihrem Mann Peter das Russland-Deutsche Theater Niederstet-ten.„Ich wünsche mir, dass unsere Landsleu-te sich für Amateurtheater begeistern“, so Maria Warkentin. Vor allem bei der Auf-arbeitung der Geschichte der Volkgruppe und ihrer Popularisierung unter den Ein-heimischen sei das Theater ein sehr wir-kungsvolles Mittel, weiß die Schauspiele-rin aus eigener Erfahrung. In lebendiger Gruppenarbeit erfuhren die Teilnehmer, wie man ein Amateurtheater aufbaut und was ein Improvisationsthea-ter ist. Auch die Teilnehmer konnten sich mit ihren Erfahrungen einbringen, so bei-spielsweise Erna Horn aus Sulzbach-Ro-senberg mit Übungen für Seniorentanz.In jeder Arbeitsgruppe bekamen die Teil-nehmer außerdem Handreichungen, die ihre Arbeit vor Ort unterstützen sollen. Ein Bücher- und Zeitschriftentisch der Lands-mannschaft sowie eine aufschlussreiche abendliche Stadtführung durch Schwein-furt, bei der man die Stadt von ihrer histo-rischen Seite kennen lernte, rundeten das angebotsreiche Kulturwochenende ab.

Nina Paulsen

Bleibende Eindrücke in BerlinJugendliche aus Lahr zu Besuch in der Bundeshauptstadt

Politisch interessierte Jugendliche der Jugendgruppe Lahr mit MdB Peter Weiß (4 von links) und dem Vorsitzenden der Ortsgruppe Lahr der Landsmannschaft, Waldemar Held (6. von rechts), im Deutschen Bundestag.

Auf Einladung des Bundestagsab-geordneten Peter Weiß (CDU) aus dem Wahlkreis Lahr/Em-

mendingen reiste eine Jugendgruppe der Ortsgruppe Lahr (Baden-Würt-temberg) der Landsmannschaft vom 8. bis 11. Februar nach Berlin.

Die erlebnisreichen Tage mit vielen span-nenden Programmpunkten begannen am Donnerstagmorgen mit einer Führung durch eine ehemalige Zentrale Untersu-chungshaftanstalt in Berlin. Darauf folgte eine Stadtrundfahrt, die sich an politischen Gesichtspunkten orientierte.

Am Nachmittag durften wir den Bun-destag besichtigen und schließlich eine Plenarsitzung mitverfolgen, in der aller-dings, anders als erwartet, nicht heftig diskutiert wurde, sondern die Argumente eher nüchtern dargelegt wurden und viele Abgeordnete anderweitig beschäftigt wa-ren, was uns ein wenig enttäuschte. Die anschließende Diskussion mit Peter Weiß ermöglichte uns, Fragen zur Komplexität des Alltags eines Politikers zu stellen.Highlight des Tages war für uns allerdings die Besichtigung der beeindruckenden Glaskuppel des Bundestages, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt.Zum Programm am Freitag gehörten Be-sichtigungen des Bundeskanzleramtes und der Landesvertretung Baden-Würt-tembergs sowie ein Informationsgespräch im Ministerium für Arbeit und Soziales.Die interessanten Eindrücke wurden meist mit abendlichen Sparziergängen durch die eindrucksvolle Stadt abgeschlossen. Am Samstag waren dann einige Stunden Frei-zeit für Museumsbesuche oder zum Ein-kaufen eingeplant.Die Berlinreise brachte uns bleibende Ein-drücke. Es waren zwar nur wenige, doch sehr bildende, interessante und fröhliche Tage. Der Vorstand, Ariana Merkel

Olga Baluyev

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DIE VOLKSGRUPPE

21 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Erinnerungen an Pfarrer Heinrich Römmichund Teodor Römmich

In der Osterausgabe von VadW kam ein Bericht über Pfarrer Heinrich

Römmich, über den ich mich sehr ge-freut habe, denn die Älteren werden mit der Zeit völlig vergessen. Ich bin-Pfarrer Römmich bei mehreren Gele-genheiten begegnet:

Als die deutschen Truppen die Ukrai-ne besetzt hatten, kam Pfarrer Römmich 1942 in die evangelische Kirche von Pri-schib in der Ukraine und hielt dort eine Andacht. Ich war damals zwölf Jahre alt und durfte mit meiner Mutter, meinem Großvater und meinem Onkel Alexander Ebert, der in Andrenburg Lehrer war, zur Kirche fahren.Für mich war das etwas ganz Besonde-res, denn die Kirchen waren ja noch kurz davor von den Kommunisten zumeist als Getreidesilos missbraucht worden. Unse-re evangelischen Gläubigen hatten sofort nach der Besetzung Prischibs durch die Deutschen mit der Renovierung der Kir-che begonnen. Wir fuhren schon sehr früh von Andren-burg weg, es waren immerhin 18 Kilome-ter bis Prischib, um ja noch einen Platz in der Kirche zu bekommen. Die Menschen kamen von nah und fern.Nachdem der größte Teil der Bewohner 1941 nach Sibirien deportiert worden war, waren die meisten deutschen Dörfer um Prischib beinahe leer. Zum Prischiber Kirchspiel gehörten außer Andrenburg un-ter anderem die deutschen Dörfer Grüntal, Altmontal und Rosental.Und dann sah ich Pfarrer Römmich auf der Kanzel. Er sprach von Gott und von Jesus; für mich war das nichts Neues mehr, denn mein Onkel Alexander hielt inzwischen zweimal pro Woche Gottes-dienst in der Schule und jeden Sonntag für die Erwachsenen.Nach seiner Predigt mischte sich Pfarrer Römmich unter die Besucher. Mein Groß-vater und mein Onkel Alexander konnten mit ihm ein Gespräch führen.18 Jahre später, ich war in den Vorstand der Ortsgruppe Stuttgart der Landsmann-schaft der Deutschen aus Russland ge-wählt worden, zelebrierte ein Pfarrer den Gottesdienst bei unserer Weihnachtsfeier. Ich sah den Mann vorne stehen, der mir irgendwie bekannt vorkam.Und plötzlich erschien vor meinen Augen die Kanzel in Prischib, und ich wusste: Hier steht derselbe Mann, der 1942 zu uns nach Pri schib gekommen war, Pfarrer Heinrich Römmich! In der Pause ging ich

Pfarrer Heinrich Römmich

Teodor Römmich

auf ihn zu und fragte ihn, ob er 1942 tat-sächlich in Prischib gewesen sei, was er bejahte.Die Freude war auf beiden Seiten groß. Ich erzählte ihm von unserer Flucht, die im September 1943 begonnen und für mich 1945 in Schwäbisch Gmünd, Baden-Württemberg, geendet hatte. Wir blieben in Kontakt, und später kam noch Dr. Karl Stumpp hinzu. Die beiden ermunterten mich zu schreiben, und sie waren es auch,

die immer als Erste meine Bücher als Ge-schenk erhielten.Ich bin mir sicher, dass sich noch meh-rere unserer älteren Mitglieder über den Bericht von Daniel Ressler gefreut haben. Ich danke dem jungen Mann dafür und hoffe, noch mehr von ihm in VadW zu le-sen. Nelly Däs, Waiblingen

Auf der letzten Seite der April-Ausgabe 2012 unserer Zeitschrift

"Volk auf dem Weg" erzählt Daniel Ressler stolz von seinen Verwandten, zu denen auch der Gründer der Lands-mannschaft der Deutschen aus Russ-land (damals Arbeitsgemeinschaft der Ostumsiedler), Pfarrer Heinrich Röm-mich (1888-1980), gehörte.

Die Namen der Männer und Frauen, die nach dem Krieg ihre Stimmen für uns Deutsche aus Russland erhoben haben, die sich dafür einsetzten, dass wir als Deut-sche anerkannt wurden, denen wir es zu verdanken haben, dass wir jetzt deutsche Staatsangehörige sind, sollen in keinem Fall vergessen werden.Zusätzlich will ich von einem weiteren Römmich berichten, der unserer Familie sehr geholfen hat, dass sie heute hier ist, von Teodor Römmich, einem Cousin von Pfarrer Heinrich Römmich.Sein Sohn, mein Schwager Viktor Röm-mich, starb am 26. November 2011 in Stuttgart. In seinem Archiv fanden wir sehr viele Unterlagen über die erfolgrei-che Suche des ehemaligen Lehrers Teodor Römmich nach seinen Wurzeln hier in Deutschland. Wir fanden auch einen Er-gänzungsbericht über die Geschichte der deutschen Kolonien in Südrussland (Uk-raine), und er verfasste anhand von Ur-kundenmaterial eine besonders große und wichtige Arbeit über die Kolonie Worms, Gebiet Odessa, die nicht in Vergessenheit geraten darf.Außerdem fanden wir einen Glück-wunschbrief von Pfarrer Heinrich Röm-mich zum 70. Geburtstag Teodor Röm-michs am 21. November 1969, in dem er seinem Cousin unter anderem für seine zuverlässige Arbeit als Buchhalter bei der Landsmannschaft dankte.Wir nehmen das, was die bundesdeutsche Regierung für uns tut, oft als selbstver-ständlich hin, dabei vergessen wir allzu leicht, was die Landsmannschaft hier für uns geleistet hat. Diese Leistungen dürfen aber nicht in Vergessenheit geraten! Philipp Huber, Stuttgart

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

22 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Baden-WürttembergLahrIm Martins-Kindergarten (Sozialraum) in Lahr, Kanadaring 25/2, trifft sich jeden Donnerstag um 19 Uhr die Singgruppe der Ortsgruppe. Alle, die Spaß am Singen haben, sind herzlich eingeladen.Wir organisieren eine Gruppe für Mu-sikinteressierte. Wer ein Musikinstru-ment erlernen will, wendet sich bitte an Olga Held, E-Mail: [email protected] Mal- und Zeichengruppe für Kinder und Jugendliche lädt jeden Freitag von 15 bis 17 Uhr in das Bürgerzentrum K2 in Lahr, Kanadaring 2, ein. Anmeldungen bei Frau Fuks, Tel.: 07825-869664, oder Frau Taranenko, Tel.: 07821-5495249.Unsere allgemeine Sozialberatung füh-ren wir jeden Freitag von 17 bis 19 Uhr ebenfalls im Bürgerzentrum K2 durch.Der Sprachförderunterricht Englisch/Französisch für Anfänger und Fortge-schrittene benötigt eine Anmeldung unter Tel. 07821-402530 bei Frau Held oder 07821-5495249 bei Frau Taranenko.Wer nähen und schneidern lernen will, kann jeden Donnerstag von 9 bis 12 Uhr im Bürgerzentrum K2 unter der Leitung von Helene Sauer damit anfangen.Alle, die Spaß am gemeinsamen Kochen haben, sind herzlich zu unserem Famili-enkochtreff eingeladen, der an jedem 4. Montag des Monats von 18 bis 20 Uhr in den Räumlichkeiten der Melanchthon-Gemeinde in Lahr, Georg-Vogel-Str. 1, stattfi ndet. Thema des Treffens am 21. Mai ist „So kochte man im Kasachstan z.B. Beschbarmak“. Anmeldungen bei Frau Held, Tel.: 07821-402530.Das Existenzgründerzentrum der Orts-gruppe bietet allen Mitgliedern, für die "Selbständigkeit" kein Fremdwort ist, Unterstützung an. In Kooperation mit der IHK Südlicher Oberrhein und der Stadt Lahr fi ndet am 14. Juni von 18 bis 20 Uhr in den Räumlichkeiten der IHK in Lahr, Lotzbeckstr. 31, ein Vortrag zum Thema „Recht und Steuern: Rechts- und Steu-ertipps für Existenzgründer/innen“ statt. Die Veranstaltung ist kostenlos, eine An-meldung ist jedoch erforderlich, da die Anzahl der Plätze begrenzt ist. Wer sich angesprochen fühlt, meldet sich bitte un-ter der E-Mail-Adresse [email protected]. Der Vorstand

Ostalb -Schwäbisch GmündEdith und Johann Klein feiern am 1. Mai 2012 ihre goldene Hochzeit. Liebe Frau Klein, lieber Herr Klein, wir gratu-

lieren Ihnen ganz herzlich zu Ihrem Jubi-läum und wünschen Ihnen alles Liebe und Gute. Bleiben Sie noch lange Jahre glück-lich und gesund miteinander.(Dieser Gratulation schließt sich der Vor-stand der Landesgruppe Baden-Würt-temberg von Herzen an und wünscht den beiden Gesundheit und viel Kraft für noch viele glückliche und zufriedene Jahre im Kreise der Familie.Vor 50 Jahren haben sich zwei Herzen gefunden,/ und seither sind sie miteinan-der eng verbunden./ In dieser Zeit gab es viel Freud und auch Leid,/ doch die Liebe, Kraft und Energie gaben ihnen die lebens-lange Garantie.)Wir laden alle Wanderlustigen ein, mit uns am 2. Juni auf dem schönen Skulptu-renpfad Niederalfi ngen zu wandern. Da-bei haben wir die Möglichkeit, auf dem Grillplatz Rainau-Buch zu grillen. Nähere Infos und Anmeldungen bei Herrn Magal, Tel.: 0176-26076184, und Frau Klein, Tel.: 07173-4288. Der Vorstand

PforzheimLiebe Freunde! Wir laden Sie alle recht herzlich ein zu unserem beliebten Kul-turnachmittag am 13. Mai ab 14 Uhr im Mehrgenerationenhaus (Bürgerhaus) Haid ach in Pforzheim, Marienburger Straße 18. Bei Kaffee/Tee und Kuchen haben Sie die Möglichkeit, in gemütlicher Atmosphäre alte Freunde und Bekannte zu treffen und neue Freundschaften zu schließen sowie zusammen zu musizieren und einfach Spaß zu haben.Ebenfalls im Mehrgenerationenhaus Haid ach veranstaltet der Chor "Gute Lau-ne" am 5. Mai (Einlass ab 13 Uhr, Beginn 14 Uhr) ein Treffen für Chöre aus Nah und Fern. Es ist jetzt schon zur Tradition geworden, dass die Chöre in jedem Früh-ling in Pforzheim zusammenkommen, um ihren Gesang zu präsentieren. Wir laden alle Interessenten herzlich ein.

Edmund Siegle

Ulm und UmgebungLiebe Landsleute, wir laden Sie alle mit Ihren Verwandten und Bekannten ganz herzlich ein zu unserem Frühlingsfest

(Muttertag) am 12. Mai um 14.30 Uhr im Sozialzentrum Ulm-Wiblingen, Buchauer Str. 12. Bei Kaffee und Kuchen erwarten Sie ein kleines Konzert und Tanz. Wir freuen uns auf Ihr zahlreiches Erschei-nen. Der Vorstand

BayernMünchen

Der Vorstand der Kreis- und Ortsgruppe München lädt alle Interessenten zu fol-genden Veranstaltungen ein:• Bis 6. Mai: Präsentation der Wanderaus-

stellung der Landsmannschaft im An-ton-Fingerle-Bildungszentrum in Mün-chen, Schlierseestr. 47. Am 6. Mai, 12 Uhr, erwartet die Gäste ein Abschluss-programm unter dem Motto „Kreati-vität der Münchner Kinder“ mit dem Opernmärchen „Die gestohlene Geige“, dem Konzert „Junge Stars auf der Ama-teurbühne“ (mit Talenten aus Straubing und Augsburg als Gästen), Ausstellun-gen von Erwachsenen und Kindern der Schwanthaler Kunstschule sowie russ-landdeutschen Autoren aus München und Bayern im Foyer.

• 13. Mai, 14 Uhr: Muttertagsfeier in der Rumfordstr. 21a mit dem Chor „Polja-nuschka“, Kaffee und Kuchen.

• 20. Mai: Busreise für Kinder (bis zwölf Jahre) und ihre Eltern, um die neue Hei-mat Bayern kennenzulernen. Besucht werden das Südostbayerische Naturkun-de- und Mammut-Museum Siegsdorf und der Freizeitpark Ruhpolding.

Ihre Rückfragen werden gerne von Olga Gusch beantwortet, die tagsüber unter der Tel.-Nr. 089-4414907 erreichbar ist.

Der Vorstand

Regensburg

Daumen hoch!Die Luft ist vom Kaffeearoma und dem lieb gewonnenen Duft hausgemachter Ku-chen erfüllt. Der Raum füllt sich schnell, schon bald müssen weitere Sitzmöglich-keiten organisiert werden. Bekannte und neue Gesichter richten ihre Blicke voller Vorfreude auf die Bühne. „Schön, dass wir wieder zusammengekommen sind. Daumen hoch!“, sagt ein älterer Gast.Der Vorsitzende der Ortsgruppe, Wal-demar Eisenbraun, führt mit Witz, tief-sinnigen Aussagen und dankender Aner-kennung durch die Veranstaltung. Viktor, Regina und Gabriel Dukart präsentieren ihr Können auf der Bühne und schenken dem Publikum ein Meisterstück nach dem anderen. Die talentierte Musikerin und mehrfache Preisträgerin Regina Dukart

Edith und Johann Klein

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BEILAGE JSDR - MAI 2012

JSDR - Mai 2012 - 1

Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russland -

www.jsdr.de

Einladungzum JSDR-Sport- und Kulturfest 2012

Sportfreunde aufgepasst! Bald ist es wieder soweit, das nächste bundesweite Sportfest des Jugend- und Studentenrings der Deut-

schen aus Russland fi ndet am 16. Juni 2012 in Halle/Saale (Sachsen-Anhalt) statt.

Folgende Turniere werden im Rahmen des Sportfestes durchgeführt: Fußball, Volleyball, Tischtennis, Schach, Tschapajew

Dazu ein ausführliches Kulturprogramm für alle Anwesenden.Nähere Details und eine ausführliche Programmbeschreibung in der nächs-ten JSDR-Beilage in VadW sowie auf unseren JSDR-Internetseiten. Wir freuen uns auf Ihr Erscheinen!

Infos unter: 0711-1665923

"Tue Gutes und rede darüber!"Neue Rubrik für eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit

des Jugend- und Studentenrings der Deutschen aus Russlandund der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.

Tue Gutes und rede darüber“ – unter diesem Motto möchte der JSDR NRW den Ortsgrup-

pen der Landsmannschaft in Nord-rhein-Westfalen seine Unterstüt-zung bei der Öffentlichkeitsarbeit anbieten. Jeder, der Hilfe bei der Öffentlichkeitsarbeit braucht, kann sich in der Zukunft an

[email protected]. Aus ein paar Notizen ent-steht hier eine kleine Meldung, und wenn es mehr sein soll, kommt ein JSDR-Reporter vorbei.

In den Ortsgruppen der Landsmann-schaft in NRW und auch beim JSDR bringen sich viele Talente mit Herzblut ein. Wir organisieren Heimatabende und Sportfeste, spielen Theater oder schreiben Gedichte, aber berichten nicht immer darüber. Oft fehlt die Zeit, einen Bericht zu schreiben, und hin und wieder fehlen auch einfach nur die richtigen Worte. Wer Hilfe beim Verfassen von Texten über Ereignisse in den Ortsgruppen braucht, kann sich ab jetzt an [email protected] oder Tatjana Weber wenden.Diese Zusammenarbeit zwischen den LmDR- und JSDR-Gruppen soll auch Raum für praktischen Austausch schaffen. Dadurch wird ein Einblick in

die Arbeit der Ortsgruppen ermöglicht. Wenn z.B. in der Ortsgruppe Neuss der Landsmannschaft ein Tanzabend stattfi ndet, wäre es auch für den JSDR interessant, hinter die Kulissen zu bli-cken und eine kleine Ankündigung zu schreiben. Diese erscheint dann hier im Jugendteil der Zeitschrift "Volk auf dem Weg". So werden auch mehr jun-ge Menschen der Landsmannschaft auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht.Das Wissen und die Erfahrung der Aktiven der Landsmannschaft könnte auf diese Weise an die jungen Leute im JSDR und an alle, die sich dafür interessieren, weitergegeben werden. Vielfach hört man auf Seminaren über die Arbeit in den Gruppen, die aller-dings nur durch kurze Notizen in der Zeitschrift erwähnt werden. Künftig könnte die Vielfalt der Landsmann-schaft sichtbarer dargestellt werden.Wer in NRW Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit braucht, kann sich an Tatjana Weber wenden. Kon-taktdaten und weitere Infos auf www.jsdr-nrw.de.Andere JSDR-Gruppen können sich dieser Initiative für eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit gerne anschlie-ßen! Tatjana Weber

Wettbewerb:Medienprojekt,,Deutschlandund Russland –zwei Heimatländereines Volkes“

Ab sofort habt ihr die Möglich-keit, an einem Wettbewerb des

Medienprojektes ,,Deutschland und Russland – zwei Heimatländer eines Volkes“ teilzunehmen.

Das Jugendprojekt ist dem 250. Jah-restag des Einladungsmanifestes der Zarin Katharina II. gewidmet. Bei dem Wettbewerb sollen die Jugendgrup-pen die geschichtlichen Ereignisse in kreativer Form (Videos, Fotos, Fach-interviews, Aufsätze, Power-Point-Präsentationen etc.) präsentieren.Die Gewinner nehmen vom 18. bis 22. Juli 2012 an einem Foto-Meisterkurs in München teil. Die besten Ergebnis-se werden im Internet im Rahmen der gemeinsamen Projekte zum 250. Jah-restag im Jahr 2013 vorgestellt.Bitte schickt uns eure Fotos, Ideen, Präsentationen und Videos an [email protected] zu. Bei Fragen zum Wettbe-werb stehen wir unter der selbigen Adresse ebenfalls zur Verfügung.

Projekt: Grenzüberschreitende Part-nerschaftsmaßnahmen der Organisa-tionen der deutschen Minderheit in der Russischen Föderation im Rahmen des Kooperationsabkommens der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, der AGO „Internationaler Verband der Deutschen Kultur“, des Jugendrings der Russlanddeutschen und des Jugend- und Studentenrings der Deutschen aus Russland. Ge-fördert vom Bundesministerium des Innern (Deutschland) und dem Mi-nisterium für Regionale Entwicklung (Russland).

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JSDR - MAI 2012

JSDR - Mai 2012 - 2

Der JSDR und der ,,grüne Daumen“

Die JSDR-Vorsitzende Elena Bechtold (links) und weitere Teilnehmer der Pflanz-aktion.

Am 22. April trafen sich Mitglie-der des Jugend- und Studen-tenrings der Deutschen aus

Russland aus Baden-Württemberg in Stuttgart zu einer gemeinsamen Aktion. Das Treffen wurde genutzt, um den beim JSDR-Forum vorge-stellten Baum einzupfl anzen.

Zu den schönsten und nachhaltigsten Ideen zählt das Pfl anzen eines Bau-mes. Diese Idee hatte wir bereits am 5. November 2011 in das dritte Forum des Jugend- und Studentenrings der Deutschen aus Russland eingebracht. Die große Bedeutung des Baums kam durch zahlreiche Wünsche, Be-kundungen und Empfehlungen für die Zukunft zum Vorschein, die von den Jugendlichen auf grünen Bändern no-tiert und symbolisch auf dem JSDR-Baum angebracht wurden.Im April dieses Jahres war es nun soweit. Der Baum hatte eine beacht-liche Größe angenommen, und der Platz zum Anpfl anzen mitsamt der städtischen Erlaubnis war gesichert. Der JSDR-Landesverband Baden-Württemberg nutzte die Möglichkeit und pfl anzte den Baum gemeinsam mit jungen Deutschen aus Russland zeremoniell und unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen in die frische Erde ein. Schließlich soll der Baum über kommende Generationen wach-sen und die Jugendlichen als sym-bolische Vorlage für Standfestigkeit, Wachstum und Gesundheit erfreuen! Der JSDR Baden-Württemberg emp-fi ehlt, ähnliche Aktionen in jedem Bun-desland durchzuführen.Bemerkenswert war das große Inte-resse der Einheimi-schen, deren Fragen die Gruppe mit großer Freude beantwortete und dabei die Bedeu-tung des Baumes für die russlanddeutschen Jugendlichen und den JSDR-Verband erläu-terte.Für den Abschluss sorgte die JSDR-Bun-desvorsitzende Elena Bechtold mit einer Auf-zählung aller Wünsche, die von JSDR-Teilneh-mern beim Forum im vergangenen Jahr fest-gehalten wurden. Der Baum wird gepflanzt.

Ein Auszug aus den Wünschen und Empfehlungen der russlanddeutschen Jugendlichen:

,,Wir wünschen der nachfolgenden Generation viel Erfolg, die notwendi-ge Motivation, um Ziele zu erreichen, Mut sowohl in schlechten als auch in guten Situationen und Kraft, um alle Wünsche zu erfüllen!“,,Was der Einzelne nicht schafft, schaffen wir zusammen!“,,Ein Deutscher aus Russland glaubt immer an sich und die eigenen Kräfte. Ich wünsche euch, dass ihr vom Er-

folg so erleuchtet seid wie der som-merliche Himmel von der Sonne!“,,Teil haben und Teil sein. Nehmen Sie immer Teil an jedem Projekt, wenn Sie Zeit und Lust haben. Motivieren Sie sich gegenseitig. Der Baum der Wün-sche wünscht Ihnen, stark zu sein und alle Hindernisse beseitigen zu kön-nen!“,,Seid mutig, stark in jedem Fall, wir unterstützen euch dabei!“,,Liebe junge JSDR-Mitglieder! Seien Sie mutig, kreativ und voll von Ideen, die diese Welt positiv verändern kön-nen. Und glauben Sie fest daran, dass Sie dieser Aufgabe auch gewachsen sind!“

Abgerundet wurde die Aktion mit ei-nem Ausfl ug zum Stuttgarter Früh-lingsfest auf dem Cannstatter Wasen.Das Bäumchen befi ndet sich in der Roentgenstraße, nahe der Bundes-geschäftsstelle der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Stutt-gart. Der Platz wurde mit freundlicher Unterstützung der Stadt Stuttgart zu-gewiesen. Ein Dank im Namen des JSDR-Vorstandes Baden-Württem-berg geht an Nikolai Magal, der das nötige Wissen sowie Werkzeuge zur optimalen Verpfl anzung des Baumes bereitgestellt hat. Igor Christ

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JSDR - MAI 2012

JSDR - Mai 2012 - 3

Projekt: Grenzüberschreitende Partnerschaftenmit Verbänden der deutschen Minderheit

in der Russischen FöderationAusschreibung

für Multiplikatoren und pädagogische Sprachleiter der Sprachlager (Sprachassistenten)

Sprachlager bzw. Sommercamps werden von Verbänden der deutschen Minderheit in Russland traditionell als Maßnahmen zur Sprach- und Iden-titätsförderung von Kindern und Jugendlichen organisiert. Im Rahmen der Kooperation zwischen den o.g. Partnerorganisationen wollen wir die Som-mercamps mit unseren Jugendleitern unterstützen.

Sommercamp ZeitraumSommercamp in Bautzen (Deutschland) 14. Juni – 28. JuniEthnokulturelles Sprachcampim Moskauer Gebiet

2. August – 16. August

Was machen die Sprachassistenten? Arbeiten im Tandem mit den Lehrern aus Russland beim Deutschunterricht; vermitteln deutsche Sprachkenntnisse während und außerhalb des Unter-richts und fördern das Interesse der Jugendlichen an der deutschen Spra-che; helfen bei der Organisation der zahlreichen Maßnahmen und Veran-staltungen in Camps.

Wer kann teilnehmen? Junge Russlanddeutsche, die beim JSDR aktiv sind, im Alter von 18 - 30 Jahren, die Interesse an der Teilnahme an Sommercamps als Sprachassis-tenten haben.

Was wird übernommen? Flugkosten bzw. Bahnkosten; Unterkunft und Verpfl egung.

Wie kann ich mich anmelden? Schickt uns per E-Mail ein kurzes Motivationsschreiben an [email protected] mit Angaben eurer Tätigkeit beim JSDR. Bereits bestehende Erfahrungen im Bereich der Jugendarbeit und/oder Sprachassistenz wären von Vorteil.Gefördert vom Bundesministerium des Innern (Deutschland) und dem Ministerium für Regionale Entwicklung (Russland), der Landsmann-schaft der Deutschen aus Russland (Stuttgart), dem Jugend- und Stu-dentenring der Deutschen aus Russland (Stuttgart), dem Internationa-len Verband der Deutschen Kultur (Moskau) und dem Jugendring der Russlanddeutschen (Moskau).

Die Teilnehmer des Familiensportfestes in Hannover.

InterkulturellesFamiliensportfest„Vater, Mutter, Kind -das beste Team gewinnt!"

Die JSDR-Gruppe Hannover führ-te in Kooperation mit der Orts-

gruppe Hannover der Landsmann-schaft am 21. April ein Sportfest für die ganze Familie durch. Es wurde vom MTV Groß-Buchholz von 1898, von der Sparkasse Hannover und vom LandesSportBund Nieder-sachsen unterstützt.

Das Fest ist in Hannover bereits zu ei-ner kleinen Tradition geworden – das zweite Jahr in Folge konnten Familien mit Kindern bei abwechslungsreichen Aufgaben ihre Kräfte messen.Eröffnet wurde das Sportfest mit ei-nem gemeinsamen Tanz. Sport, Fami-lienzusammenhalt und Spaß standen sehr nah beieinander und erfüllten nicht nur die teilnehmenden Familien, sondern auch zahlreiche Zuschauer mit großer Freude.Die besten Teams wurden mit Medail-len und kleinen Preisen geehrt. Aber auch die Familienmannschaften, die nicht vorne gelandet waren, wurden von den Zuschauern mit viel Applaus und Anerkennung unterstützt.Für die kleinsten Teilnehmer gab es viele kreative Spiele und Unterhal-tung, und für gute Laune sorgte eine Breakdance-Gruppe.Wir bedanken uns herzlich bei allen Helfern, die uns bei dem Sportfest un-terstützt haben, sowie bei allen Teil-nehmern und Zuschauern, die diese Veranstaltung zu einem tollen Erleb-nis gemacht haben!

Dimitri Singer, JSDR-Hannover

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JSDR - MAI 2012

JSDR - Mai 2012 - 4

Projekt: Grenzüberschreitende Partnerschaftenmit Verbänden der deutschen Minderheit

in der Russischen FöderationEinladung

zur Teilnahme am Internationalen Jugendcamp des Jugendrings der Russlanddeutschen (JDR)

vom 19.-26. August, Region Saratow

Sprachlager bzw. Sommercamps werden von Verbänden der deutschen Minderheit in Russland traditionell als Maßnahmen zur Sprach- und Iden-titätsförderung von Kindern und Jugendlichen organisiert. Im Rahmen der Kooperation zwischen den o.g. Partnerorganisationen wollen wir die Som-mercamps mit unseren Jugendleitern unterstützen.

Das Jugendcamp ist dem 15. Jahrestag der Gründung des Jugendrings der Russlanddeutschen (JDR) gewidmet. Die Teilnehmer aus Russland und Deutschland, die in verschiedenen Jahren in der Jugendbewegung der Russlanddeutschen aktiv waren, tauschen ihre Erfahrungen aus, bespre-chen gemeinsam Probleme und Entwicklungsperspektiven des JDR und er-arbeiten optimale Modelle einer Zusammenarbeit über die Grenzen hinaus.

Wer kann teilnehmen Junge Russlanddeutsche, die in der Jugendbewegung der Russlanddeut-schen aktiv sind und beim Aufbau des Jugendrings der Russlanddeutschen mitgewirkt haben.

Was wird übernommen? Flugkosten bzw. Bahnkosten; Unterkunft und Verpfl egung.

Wie kann ich mich anmelden? Schickt uns per E-Mail ein kurzes Motivationsschreiben an [email protected] mit Angaben eurer Tätigkeit beim JSDR.Gefördert vom Bundesministerium des Innern (Deutschland) und dem Ministerium für Regionale Entwicklung (Russland), der Landsmann-schaft der Deutschen aus Russland (Stuttgart), dem Jugend- und Stu-dentenring der Deutschen aus Russland (Stuttgart), dem Internationa-len Verband der Deutschen Kultur (Moskau) und dem Jugendring der Russlanddeutschen (Moskau).

Ein neuer Sportvereinin der JSDR-Landschaft!!!

Am 18. März 2012 wurde per einstimmigem Beschluss der neue Sport- und Kulturverein

SKV Mülheim e.V. gegründet und kurze Zeit später in die Organisati-onsstruktur des JSDR Nordrhein-Westfalen integ-riert.

Unter der Feder-führung des Ver-einsvorsitzenden Sergej Mirosnicen-ko wurden in den Räuml i chke i ten des Jugendheimes in der Blücherstra- Die Vorstandsmitglieder des SKV Mülheim.

ße 93 in Mülheim a.d. Ruhr der neue Verein ins Leben gerufen und die Sat-zung durch alle 14 Gründungsmitglie-

der einstimmig verabschiedet. Beson-derer Dank gilt hier Denis Ginzburg vom Jugendmigrationsdienst der Dia-konie Mülheim, der die Bereitstellung der Räumlichkeiten und der Trainings-stätte ermöglicht hat.Der SKV Mülheim e.V. bietet eine ide-ale Plattform für die Integration junger Deutscher aus Russland. So sollen neben dem Schwerpunkt des Fuß-ballsports auch kulturelle Veranstal-tungen unter Beteiligung der einheimi-schen Bevölkerung und interessierter Jugendlichen durchgeführt werden. Der Verein ist gemeinnützig und offen für alle.Das Training wird vorerst immer sonn-tags ab 13.30 Uhr auf der Sportanlage in Mülheim-Heißen stattfi nden und in der Zukunft sicherlich noch erweitert werden.Für weitere Informationen steht Sergej Mirosnicenko unter der Tel.-Nr. 0163-2166785 zur Verfügung.Wir freuen uns, das neue sportliche "Kind" des JSDR NRW begrüßen zu dürfen, und hoffen auf eine rege Teil-nahme an den zukünftigen Veranstal-tungen des Vereines.Herzlichen Glückwunsch!!!

D. Jaeger(JSDR NRW)

Breakdancein Hannover

Die JSDR-Gruppe Hannover hat am 17. April 2012 einen

Breakdance-Tanzkurs gestartet.

Der Kurs fi ndet einmal wöchentlich dienstags von 17.15 bis 18.15 Uhr im Nachbarschaftszentrum Spielar-kaden in Hannover , Buchnerstr. 13b, statt.Breakdance macht Spaß und för-dert Körpergefühl und Gemein-schaftssinn. Ebenso trägt unser Tanzkurs dazu bei, dass sich Kin-der und Jugendliche besser ken-nenlernen und gemeinsam Freude an der Bewegung fi nden.Die Teilnehmer müssen keine Vor-kenntnisse haben. Unser Tanzkurs ist so aufgebaut, dass jeder mitma-chen kann. Teilnehmer, die schon Tanzerfahrung haben, werden sich ebenfalls nicht langweilen.Leitung: Maxim Pawluk, Deutscher und Europameister im Break-dance.Infos / Anmeldung:

Tel.: 05136-9701736JSDR-Hannover

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

27 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

(stellvertretender Vorsitzender), Lydia Gitschew (Seniorenreferentin), Natalie Paschenko (Öffentlichkeitsreferentin, Schatzmeisterin und Schriftführerin) und Konstantin Freund (Kulturreferent). Neu im Vorstand sind Larissa Melcher (Sozi-al- und Gesundheitsreferentin) und Hilda Schetinin (Jugend- und Bildungsreferen-tin). Kassenprüfer sind Sofi a Arent, Pauli-ne Ehrlich und Lydia Süss.Kranzniederlegung:Seit 1987 ist es zur guten Tradition ge-worden, am Ostermontag im Grenzdurch-gangslager Friedland der Opfer der kom-munistischen Diktatur in der ehemaligen Sowjetunion zu gedenken. Die Ortsgruppe Kassel pfl egt diese Tradi-tion weiter und nahm mit 40 Landsleuten aus Kassel zum 13. Mal in Folge an der Gedenkfeier teil. „Geschichte bewahren, Zukunft gewinnen“ - unter diesem Mot-to stand die Ansprache der Vorsitzenden Svetlana Paschenko. Die Trudarmistin Maria Bartuli erzählte aus eigener Erfah-rung über das schwere Schicksaal und die Zwangsarbeit der Russlanddeutschen in der Trudarmee. Anschließend wurde der

gibt etwas verlegen zu, ein Fach mit dem Schwerpunkt Maschinenbau zu studieren. „Klasse! Daumen hoch!“, fi nden wieder viele Landsleute.Nach einer ausgedehnten Kaffeepause stellt sich der elegant-klassisch geklei-dete Chor „Donauklang“ vor der Bühne auf. Die Chorleiterin Frau Raff stimmt gekonnt das Publikum und die Sänger ein. Es folgen viele schöne Lieder, begleitet von Johann Junker auf dem Akkordeon. Die sichtlich zufriedenen Gäste verab-schieden sich mit den Worten: „Gut ge-macht, Daumen hoch!“FamiliensportfestAm 19. Mai veranstalten wir in Koopera-tion mit dem Förderverein ein Familien-sportfest auf dem Gelände der Jugendfrei-zeitstätte „Haslbach“. Die Anlage befi ndet sich in einem Waldstück beim Brunnholz-weg 25 in Regensburg. Das Fest beginnt um 14 Uhr und dauert bis etwa 19 Uhr. Im Vordergrund werden sportliche Aktivitäten für Klein und Groß stehen. Für das leibliche Wohl sowie das musikalische Rahmenprogramm wird ge-sorgt. Auch Kinderschminken bieten wir wieder an. Bei gutem Wetter kann das Schwimmbecken benutzt werden. Wir freuen uns auf zahlreiche Gäste, die span-nende Wettbewerbe und viele schöne Mo-mente erwarten dürfen.Wallfahrt nach AltöttingWie bereits angekündigt, wird für den 14. Juli wieder eine Busfahrt nach Altötting organisiert. Bei Interesse ist eine Anmel-dung unter 09401-9549812 (Oleg Malo-vanij) erforderlich. Für Mitglieder gelten vergünstigte Konditionen. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt. Der Vorstand

HamburgWir laden unsere Mitglieder herzlich ein, einen neuen Vorstand der Ortsgruppe Ham-burg zu wählen. Zu diesem Zweck treffen wir uns am 26. Mai 2012 um 14 Uhr im Westibül in Nettelnburg, Friedrich-Frank-Bogen 59 (zu erreichen mit der S 21 bis "Nettelnburg"). Wir weisen ausdrücklich auf Par. 18 Abs. 7 der landsmannschaftli-

chen Satzung hin (siehe S. 30).Im zweiten Teil der Veranstaltung lassen wir uns von musikalischen und tänzeri-schen Darbietungen unterhalten.Am 19. Mai um 19 Uhr lädt die Gesangs-gruppe "Die Weide" zu einem fröhlichen Nachmittag mit Liedern zum Frühling und zum Muttertag ein. Die Feier fi ndet statt im Stubbenhaus in Neuwiedenthal, Stubbenhof 2 (zu erreichen mit den Busli-nien 250 und 251 bis "Twistering"). Der Vorstand

HessenKassel

Neuer Vorstand gewählt:Am 30. März fand die Mitgliederver-sammlung der Ortsgruppe Kassel mit der Wahl eines neuen Vorstandes und einem gemütlichen Beisammensein im Kasseler Rathaus statt. Das Grußwort sprach der Regierungspräsident des hessischen Re-gierungsbezirks Kassel. Dr. Walter Lüb-cke. Er überbrachte die Grüße der Hes-sischen Landesregierung und lobte die Zusammenarbeit mit der Ortsgruppe Kas-sel bei der Integration der Spätaussiedler.Der Vorsitzende der Landesgruppe Hes-sen der Landsmannschaft, Johann Thie-ßen, leitete die Wahlversammlung. Die amtierende Vorsitzende Svetlana Pa-schenko wurde in ihrem Amt ebenso ein-stimmig bestätigt wie Johannes Asselborn

Die Gäste des geselligen Nachmittags in Regensburg.

Der neue Vorstand der Ortsgruppe Kassel mit der Vorsitzenden Svetlana Paschenko (Mitte) und dem Vorsitzenden der Landesgruppe Hessen, Johann Thießen (4. von links).

Wir wünschen Luise Mamberger zu ih-rem 60. Geburtstag ganz herzlich beste Gesundheit, viele glückliche und schö-ne Jahre und Gottes Segen. Nur schöne Tage soll es geben,/ Gesundheit, Glück und langes Leben.Der Vorstand der Ortsgruppe Gießen.

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

28 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Beitrittserklärung(Nur für neue Mitglieder. Die Mitgliedschaft von Landsleuten, die bereits Mitglied sind, verlängert sich automatisch.)Ich erkläre hiermit meinen Beitritt zur Landsmannschaft der Deutschen aus Russ land e.V. Die Zeitung “VOLK AUF DEM WEG” wird mir als Mitglied zugestellt. Die Mitglieds- und Bezugsgebühr beträgt jährlich 30,- Euro in den alten Bundesländern und 27,- Euro in den neuen Bundesländern. Spätaussiedler zahlen in den ersten drei Jahren ihres Aufenthaltes in Deutschland 15,- Euro.

Name Vorname (Vorname des Ehegatten)

Straße PLZ Ort

Geburtsdatum Einreisedatum

Der Beitrag ist jährlich im Voraus zu bezahlen.

Herr/Frau hat mich geworben.

EinzugsermächtigungHiermit ermächtige ich die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland widerruf-lich, die Mitglieds- und Bezugsgebühr durch Einzugsauftrag (Lastschrift) von mei-nem Konto einzuziehen.

Meine Konto-Nr. Bankleitzahl

Bank/Sparkasse

Datum Unterschrift

Weitere Auskünfte erteilen gerne: Svet-lana Paschenko (0561-7660119), Natalie Paschenko (0561-8906793) und Lydia Gi-tschew (0561- 8618573).

Der Vorstand

Wiesbaden

Am 13. April hat die Orts- und Kreis-gruppe Wiesbaden einen neuen Vorstand gewählt. Nach der Begrüßung der Teil-nehmer der hervorragend vorbereiteten Versammlung durch die stellvertretende Bundesvorsitzende und Wahlleiterin Le-ontine Wacker und die Vorsitzende der Orts- und Kreisgruppe, Vera Maier, wurde Letztere in ihrem Amt bestätigt. Ihr ste-hen im Vorstand zur Seite: - Sergej Schulz (stellvertretende Vorsitzender); - Eugenie Kinez (Kassenwartin); - Alexander Be-cker (Schriftführer); - Tatjana Dirksen (Sozialarbeit).Die alte und neue Kassenwartin Eugenie Kinez erhielt von der Kassenprüfungs-kommission ein besonderes Lob für ihre vorbildliche Arbeit. Liebe Landsleute, wir laden Sie herzlich zu unseren nächsten Veranstaltungen ein:• 12. Mai, 11.15 Uhr: Muttertagsfeier in

Kooperation mit dem Verein Sport, Bil-dung- und Kultur „Meine Schule e.V.“.

• 7. bis 10. Juni: Seminar für Jugendliche in Walluf.

• 9. Juni: Ausfl ug ins Phantasie-Land. Wir bitten um verbindliche Anmeldung.

Jeden Samstag fi ndet von 10 bis 12.30 Uhr der „Konversationskurs für Eltern mit Kinderbetreuung“ statt.Auf unserer Webseite www.dar-wiesba-den.de fi nden Sie weitere Informationen zu unseren bisherigen und künftigen Ver-anstaltungen und Initiativen.

Der Vorstand

NiedersachsenHannover

Wir laden Sie herzlich ein zu unseren nächsten Veranstaltungen:• 4. Mai, 16 Uhr: Seniorennachmittag zum

Muttertag in der Ev.-luth. Kirchenge-meinde Vahrenwald, Vahrenwalder Str. 109, Hannover. Im Programm: Auftritte von Kindern und Gesang mit Akkorde-onbegleitung. Dazu gibt es Tee/Kaffee und von Vorstandsmitgliedern gebacke-nen Kuchen. Als Gast kommt zu uns Pastor Wolfram mit einer interessanten Geschichte zum Muttertag. Eintritt frei.

• 12. Mai, 19 Uhr: Tanz im Mai im FZH Döhren, An der Wollebahn 1, Hannover. Die Veranstaltung wird vom Modeka-talog „APART“ unterstützt. Bei einer kleinen Modenschau wird schicke Da-

aus Kassel mitgebrachte Kranz an die Friedlandglocke niedergelegt.Unsere nächsten Termine: • 12. Mai, 18 Uhr: „Tanz im Mai“ mit

Konstantin Freund und Natalia Bach-mann im Clubhaus Eppo’s.

• 19. Mai, 11 Uhr: Multiplikatorenschu-lung „Integration und Chancengleich-heit – Wege der Umsetzung“.

• 26. bis 27. Mai: Busfahrt nach Nürn-berg.

• 2. Juni: Fahrt nach Wetzlar zum Hessen-tag.

Die Sprechstunden von Svetlana Paschen-ko und der anderen Betreuern fi nden mon-tags von 16 bis 20 Uhr und nach Verein-barung im Zimmer W 212 des Kasseler Rathauses statt.

Die Mitglieder des neu gewählten Vorstandes der Orts- und Kreisgruppe Wiesbaden mit der stellvertretenden Bundesvorsitzenden Leontine Wacker (3. von links) und der alten und neuen Ortsgruppenvorsitzenden Vera Maier (4. von rechts).

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

29 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

mengarderobe präsentiert, aus der man anschließend drei Abendkleider gewin-nen kann. Sollte die passende Größe nicht dabei sein, wird sie nachbestellt. Ermäßigter Eintritt für Mitglieder.

• Unseren Stadtbesuch von Wernigero-de mussten wir auf den 20. Mai ver-schieben. Das Tagesprogramm bleibt bestehen: (wird nur ab zehn Personen angeboten): - Stadtführung „Durch 6 Jahrhunderte“; - Hin- und Rückfahrt mit der Kleinbahn von der Innenstadt zum Schloss Wernigerode; - Führung durch das Schloss Wernigerode; - kostenloser Hexenpin. Abfahrt ab Hannover Hbf um 8.55 Uhr. Wir treffen uns um 8.30 Uhr vor dem Bahnhof „unterm Schwanz“. Rückfahrt: 17.18 Uhr. Anmeldung: Tel.: 0511-3748466.

Ab sofort möchten wir unseren Landsleu-ten die Möglichkeiten geben, den Stadt-teil, in dem sie wohnen, näher kennen zu lernen. Deshalb bieten wir ab Mai Stadt-teilführungen in und um Hannover an. Hier die ersten Angebote:• 30. Mai, ab 15 Uhr: 1 x Expo und zu-

rück. Wir entdecken unter der bewährten Führung von Annette Bochynek-Friske Bekanntes und Unbekanntes in den Stadtteilen Döhren, Mittelfeld und Wül-fel. Der Weg führt mit dem Bus, der U-Bahn und zu Fuß vom Nachbarschafts-treff Mittelfeld zum Expo–Gelände und zurück zu einem abschließenden Imbiss mit der Möglichkeit zum Austausch. Veranstalter: Kultur initiative Döhren-Wülfel-Mittelfeld e.V. Start: Nachbar-schaftstreff Mittelfeld, Am Mittelfelde 104. Anmeldung erforderlich unter der Tel.-Nr. 89883901.

• 4. Juni, 17 Uhr: Wissen Sie etwas über Wülfel? Der Stadtrundgang führt durch

Wülfel. Wer anschließend Lust hat, kann den Rundgang im Biergarten Wienecke abschließen. Die Führung leitet die Historikerin Annette Bochynek-Friske. Veranstalter: Kulturinitiative Döhren-Wülfel-Mittelfeld e.V. Ort: vor dem Restaurant Wienecke, Hildesheimer Str. 380. Ansprechpartner: Kulturinitiative Döhren-Wülfel-Mittelfeld e.V., Tel.: 0511-89883901.

M. Neumann,im Namen des Vorstandes

Rotenburg/Wümme

Nach drei Jahren Pause wurde im Dezem-ber 2011 die Arbeit der Ortsgruppe Roten-burg/Wümme wieder aufgenommen und ein neuer Vorstand mit Galina Schäfer als Vorsitzender gewählt. Ihr zur Seite ste-hen Frieda Schäfer (Kassenwartin), Lilli Rosebrock, Anatoli Klassen, Ludmilla Otto (Jugend, Sport), Alexander Moor und Katharina Wawilow.Als Ehrengast der Wahlversammlung durf-ten wir die Vorsitzende der Landesgruppe Niedersachsen, Lilli Bischoff, begrüßen. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die Integration unserer Landsleute und die da-

mit verbundenen Probleme, insbesondere in den Bereichen Rentenkürzungen, Be-zug russischer Rente und Härtefälle beim Familiennachzug im Spätaussiedlerauf-nahmeverfahren.Die Ortsgruppe ist wieder aktiv! Auf die gelungene Weihnachtsfeier 2011 folgte 2012 eine fröhliche Feier zum Weltfrau-entag mit zahlreichen Besuchern. Für gute Laune und tolle Stimmung sorgten die Mitglieder der "Goldenen Brücke". Wir bedanken uns herzlich bei allen, die an den Veranstaltungen teilgenommen haben. Über unseren Grillabend am 28. April werden wir in der nächsten Ausgabe berichten.Montags bis freitags bieten wir von 9 bis 12 Uhr unter der Telefonnummer 04261-974118 (Frieda Schäfer) Beratungen in allen Lebenslagen an.Die Ortsgruppe gratuliert ihrem Mitglied Flora Hoffmann ganz herzlich zur Wahl in den Seniorenbeirat der Stadt Rotenburg. Wir freuen uns, dass unsere Landsleute dabei sind, und wünschen ihr viel Spaß und Erfolg bei ihrer Arbeit. Machen Sie mit, kommen Sie mit Vorschlägen vorbei oder rufen Sie Flora Hofmann an (Tel.: 04261-6180).Liebe Landsleute! Werden Sie Mitglieder der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Gemeinsam sind wir stark! Wir sehen unsere Zukunft optimistisch und positiv. Es ist uns wichtig, unsere Kultur und unsere Traditionen zu erhalten und unsere Wurzeln nicht zu vergessen. Wir freuen uns über jede Hilfe und jeden Vor-schlag. Bleiben Sie nicht passiv - es geht uns um unsere Zukunft!Eine traurige Nachricht zum Abschluss: In stiller Trauer nahmen wir Abschied von unserem langjährigen Mitglied Ma-ria Klassen. Ihren Angehörigen drücken wir unser tiefstes Beileid aus. Der Vorstand (Katharina Wawilow)

Wolfsburg

Wir laden Sie alle herzlich ein zu unserem Maitanz mit Live-Musik am 19. Mai um 19 Uhr im Freizeitheim West, Laagberg.Am 8. April feierte Pastor i.R. Arnulf Baumann seinen 80. Geburtstag. Wir

Einladungzum 6. Bundestreffen des Bundes der Wolgadeutschen - Bundesverband e.V. am 9. Juni 2012 von 18 bis 22 Uhr im Philipp-Scheidemann-Haus (Raum 107) in Kassel-Wilhelmshöhe, Holländische Str. 74.

Alle Wolgadeutschen sind ebenso wie Landsleute aus den anderen Gebieten der ehe-maligen Sowjetunion und einheimische Gäste herzlich zu unserer Kulturtagung ein-geladen, die wir unter dem Motto "Das Wohlempfi nden in der neu gewonnenen Heimat" durchführen.Es erwartet Sie ein reiches Programm mit Künstlern, Dichtern, Chören, Sängern, Tanzgruppen und Tanzmusik. Wie immer wollen wir auch Ehrengäste, Politiker und Vertreter verschiedener Vereine bei uns willkommen heißen. Mit Getränken und Ku-chen wird für Ihr leibliches Wohl gesorgt.Für Anreisende mit Übernachtung werden die Fahrtkosten im Hotel "Novostar" er-stattet.

Hotel "Novostar", Holländische Str. 27-29, 34127 Kassel.Unter der Tel.-Nr. 0561-807690 können Sie rechtzeitig Zimmer reservieren.

48 Euro pro Nacht im Einzelzimmer inkl. Frühstück.66 Euro für zwei Personen pro Nacht im Doppelzimmer inkl. Frühstück.

Infos: Ida Schäfer, Tel.: 0561-55715;David Lehmann, Tel.: 0711-534942.

Der Vorstand der Ortsgruppe Rotenburg/Wümme mit der Vorsitzenden der Landesgruppe Nie-dersachsen, Lilli Bischoff (4. von links).

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

30 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

danken dem Jubilar ganz herzlich für seine langjährige Unterstüt-zung unserer Lands-leute und wünschen ihm Gesundheit und alles Gute für die Zu-kunft.Arnulf Baumann wur-de am 2. April 1932 in Klöstitz, Bessarabien, geboren. Er ist Mit-glied der Landsmann-schaft der Deutschen

aus Russland und seit 2010 Träger der goldenen Ehrennadel des Vereins.Pastor Baumann kam 1975 als Direktor des Diakonischen Werkes nach Wolfs-burg. Bereits im Jahr darauf gründete er den "Arbeits- und Freundeskreis für Aus-siedler in Wolfsburg", zu dem Vertreter verschiedener Institutionen gehörten, die sich mit der Eingliederung von Aussied-lern in Wolfsburg befassten.In den 1980er und 1990er Jahren veran-staltete Pastor Baumann alljährlich einen "Aussiedlertag" mit Gottesdienst, bei dem zahlreiche Aussiedler getauft, konfi rmiert und getraut wurden.Arnulf Baumann wurde mit dem Bundes-verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet und ist der Landsmannschaft bis zum heu-tigen Tage eng verbunden.Am 23. März führte die Ortsgruppe Wolfsburg einen Seniorennachmittag in

der Paulusgemeinde durch. Der Besuch war so lebhaft, dass man den Raum bis auf den letzten Platz bestuhlen musste.Nach dem Auftakt mit einer Chopin-Etü-de, gespielt von Nicole Rudi (Klavier), konnte der Vorsitzende der Ortsgruppe Wolfsburg, Alexander Rudi, 80 Gäste, Deutsche aus Russland und Einheimi-sche, begrüßen. Als Ehrengäste waren Pastor i.R. Arnulf Baumann und seine Ehefrau Theda gekommen, die am 18. März 2012 ihre goldene Hochzeit gefei-ert hatten. Alexander Rudi überreichte ihnen zu diesem Jubiläum mit den besten Wünschen einen Blumenstrauß, während Nicole Rudi ihnen zu Ehren ein Werk von Schubert vortrug.Helmut Kieß überbrachte die Grüße des BdV-Kreisvorsitzenden Gerhard Voigt und kündigte einen Vortrag über das Mu-seumsvorhaben "Grenzdurchgangslager Friedland" an, der am 27. April 2012 in der Caritas-Begegnungsstätte Föhrenkrug in Wolfsburg gehalten wurde.

Im Anschluss daran trat unser Chor mit drei Liedern auf und wurde dafür ebenso wie zuvor Nicole Rudi mit lebhaftem Bei-fall bedacht.Nachdem sich die Gäste mit Kaffee und den selbst gebackenen Kuchen unserer Frauen vom Chor und Vorstand gestärkt hatten, referierte Helmut Kieß zum Thema "Die Russlanddeutschen unter Doppel-adler 1763-1914", unterstützt von Herrn Schlegel, der die Bilder zum Vortrag auf die große Leinwand im Saal projizierte. Es folgte eine Diskussion mit Fragen und Ergänzungen von Herrn Winter und Frau Merkel.Abgerundet wurde der Nachmittag mit gemeinsam gesungenen Liedern, musika-lisch begleitet von Waldemar Varlamov.Allen, die bei der Vorbereitung und Durchführung geholfen haben, und insbe-sondere allen Frauen, die uns mit leckeren Kuchen verwöhnten, nochmals ein herzli-cher Dank!

Für den Vorstand: Helmut Kieß

Aberle Wally 10Allmendinger Berta 30Anhölcher Rosa 20Bader Elena 20Balzer Erna 100Bechert Helene 30Beck Marta 40Bender Anna 20Berg Jakob 20Bergmann Peter 30Block Peter 9BraunagelJohannes 5

BüschelEmmanuel 30Daitche Luise 25Dilger Rosa 20Dötzel Irenäus 25DuttenhöferMagdalene 50Fischer Johann 25FrühmorgenKarlheinz 50Grüssmer Hilda 20Harder Wladimir 20Heinrichs Helena 30

Heissler Franz 50Helfrich Georg 30HelzenlichterPaulina 30von HertzbergRüdiger Udo 25Herauf Viktoria 10Ibach Lydia 30Janzen Maria 30Kehl Sophia 20Kistner Anton 20Köberlein Arthurund Ella 30

KudrjaschowTamara 30Küstner Valentina 15Löffl er Lilli 30Macke 20Martel Katharina 20Mastel Alois 20Merker Klara 15Müller Albert 15Müller Angela 30Muth Alexander 12Neufeld Rosa 10Ocks Alexander 20

Ortlieb Selma 10Pritzkau Johann 30Pritzkau Johann 30Pritzkau Johann 30Probst Rosalia 20Schäfer Elisabeth 40Schmidt Ira 10SchneiderKatharina 20Schneider Rosa 10Schüler Frieda 50SchumacherGabriel 20

Schwabauer Heinrichund Rosalie 20SchwabauerAlexander 20Serr Ernst 50Strauch Mariane 10Ulrich Ira 50Völk David 20Walz Eduard 30Wegele Lidia 10Weinberg Boris 20Wezel Peter 20Zeller Hede 20

SpendenlisteMärz 2012 - Stuttgarter Volksbank AG, Konto-Nr.: 214758001, BLZ 600 901 00

Bitte beachten Sie bei allen Vorstands-wahlen in den Orts- und Kreisgruppen § 18 Abs. 7 unserer Satzung: “Die ord-nungsgemäß einberufene Mitglieder-versammlung ist beschlussfähig, wenn mindestens die Hälfte der stimmbe-rechtigten Mitglieder anwesend ist. Ist das nicht der Fall, kann eine Stunde später eine weitere Mitgliederversamm-lung einberufen werden, die ohne Rücksicht auf die Anzahl der anwesen-den Mitglieder beschlussfähig ist.”

Pastor i.R.Arnulf Baumann

Beim Seniorennachmittag der Ortsgruppe Wolfsburg; auf dem kleinen Bild in der Mitte oben dankt Alexander Rudi Nicole Rudi für ihren Klaviervortrag.

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

31 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Nordrhein-WestfalenLandesgruppe

Am 31. März fanden im Internationa-len Zentrum in Duisburg die Wahlen des Vorstandes der Landesgruppe NRW der Landsmannschaft statt.Als Ehrengast war der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Adolf Fetsch, an-wesend, der in seiner Rede auf Fragen und Probleme der Volksgruppe einging und die Teilnehmer der Delegiertenversamm-lung über die gegenwärtigen Aktivitäten der Landsmannschaft informierte.Unter der Leitung der stellvertretenden Bundesvorsitzenden Leontine Wacker wurde folgender Landesvorstand gewählt: - Dr. Alexander Morasch (Vorsitzender); - Alexander Kühl (stellvertretender Vorsit-zender); - Lydia Bitsch (Kulturarbeit und Schriftführung); - Otto Engel (Sozial- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Aufnahmehil-fe); - Valentina Fischer (Kassenführung); - Siegfried Dinges (Jugendarbeit). Johann Engbrecht wurde zum Ehrenvorsitzenden

ernannt. Gemeinsam mit Katharina Bech und Wladimir Henkel wurde er außerdem zum Kassenprüfer gewählt. Der Vorstand(Inzwischen ist die Wahl angefochten wor-den. Wir werden Sie in einer der nächsten Ausgaben darüber informieren, wie über diese Anfechtung entschieden wurde.)

Aachen-Düren

Die Ortsgruppen Aachen-Düren und Heinsberg laden alle Landsleute, beson-ders Familien mit Kindern, herzlich ein zu einem Kletterausfl ug am 27. Mai im Kletterwald Aachen. Zu unserer Verfü-gung stehen zwölf Parcours mit Höhen zwischen zwei und 22 Metern. Anschlie-ßend grillen wir gemeinsam auf einem Grillplatz im Aachener Wald.Anmeldefrist bis zum 13. Mai. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, empfi ehlt sich eine rasche Anmeldung. Weil die Bu-chung für uns verbindlich ist, bitten wir, eine spätere Absage der Teilnahme zu ver-meiden.Anmeldungen und nähere Informationen: Aachen-Düren: Eugen Provada, Tel.: 0179-9059037, E-Mail: [email protected]. Heinsberg: Alexander Böttcher, Tel.: 0178-8684509, E-Mail: [email protected]. Der Vorstand

Düsseldorf

Am 8. März führte die Ortsgruppe Düs-seldorf zusammen mit dem Gerhart-Hauptmann-Haus ihren traditionellen Kultur- und Begegnungsabend zum Inter-nationalen Frauentag durch.

In gemütlicher Atmosphäre konnten die Gäste das Programm genießen, das sorg-fältig von Mattias Lask, Mitarbeiter des Gerhart-Hauptmann-Hauses, zusammen-gestellt wurde. Gute Stimmung verbreite-te mit seinem Auftritt unser Chor „Echo“ (Leiterin: L. Schönwolf). Auch für das leibliche Wohl der Gäste wurde gesorgt; dafür danken wir Herrn Hooge, dem Haus-meister des Gerhart-Hauptmann-Hauses.Für den 23. Juni laden wir Sie ganz herz-lich zum Sommerkulturfest mit beeindru-ckendem Programm und Tanzmusik ein. Einzelheiten dazu in der Juni-Ausgabe von VadW.

Der Vorstand

BerlinWir laden die Mitglieder der Orts-gruppe Berlin und unsere Landsleu-te aus Brandenburg ganz herzlich ein zu einem Begegnungsabend am 10. Mai (Beginn 16 Uhr, Einlass ab 15.30 Uhr) mit Vertretern unserer Partnerorganisation, der deutschen nationalen Kulturautonomie aus Moskau.

Etwa 20 Gäste aus der Russischen Fö-deration kommen für eine Woche zu Besuch nach Berlin.Im Programm:Eröffnung und Begrüßung, Grußworte, Vortrag, gemütliches Beisammensein.Veranstaltungsort:Aussiedlerberatungsstelle Reinicken-dorf, Auguste-Viktoria-Allee 50 A, 13403 Berlin-Reinickendorf.Anfahrt:Mit der U6 bis "Kurt-Schumacher-Platz" und weiter mit den Buslinien 125 oder 221 bis "Auguste-Viktoria-Allee/Quäkerstraße".Oder mit der U8 bis "Rathaus Reini-ckendorf" und weiter mit der Buslinie 221 bis "Eichborndamm/Antonienstra-ße".Auskunft:Tel.: 030-26552334, 030-4967078 oder 030-4966077. Der Vorstand

Der neue Vorstand der Landesgruppe NRW (jeweils von links): - vorne: Johann Engbrecht, Alexander Kühl, Lydia Bitsch, Valentina Fischer, Katharina Bech, Otto Engel; - hinten: Dr. Alexander Morasch, Waldemar Weiz, Leontine Wacker (stellvertretende Bundesvorsitzende und Wahlleiterin), Siegfried Dinges, Wladimir Henkel.

Die Bundesgeschäftsstelle

ZentraleRaitelsbergstr. 49, 70188 Stuttgart

Tel.: 0711/1 66 59-0Fax: 0711/ 286 44 13

E-Mail: [email protected]:

www.deutscheausrussland.deMitgliederverwaltung, Anzeigen für Volk auf dem Weg: 0711/166 59-17 und -18Versand (Bücher etc.): 0711/166 59-22Projekte: Tel.: 0711-16659-23Öffentlichkeitsarbeit: 0711/166 59-0MBE - Migrationsberatung:Stuttgart: Tel.: 0711-16659-19 und -21München: Tel.: 089-44141905Neustadt/Weinstraße: Tel.: 06321-9375273Hannover: Tel.: 0511-3748466Arnstadt: Tel.: 03628-928131

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LANDSMANNSCHAFT REGIONAL

32 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Heinsberg

Die Kreis- und Ortsgruppe Heinsberg lädt alle interessierten Spätaussiedler und ihre Familienangehörigen herzlich ein zur Teil-nahme an einem Deutschkurs im Rahmen des Projektes "Identität und Integration PLUS" (gefördert durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge).Der Kurs beginnt im Mai in Hückelhoven, umfasst 200 Stunden, wird zweimal wö-chentlich abends durchgeführt und dauert bis November. Auf dem Programm stehen neben dem Sprachunterricht das Kennen-lernen verschiedener öffentlicher Einrich-tungen, Vorträge kompetenter Personen und Ausfl üge in die Umgebung.Die Kursteilnahme ist kostenlos.Nähere Informationen:Alexander Böttcher, Tel.: 02433-442137, Mobil: 0178-8684509, E-Mail: [email protected] Der Vorstand

Unna-Massen

Für den 12. Mai laden wir Sie mit Ihren Familien, Nachbarn und Bekannten herzlich ein zu unserem Frühlingstreff mit einer großer Modenschau unter der Leitung von Tatjana Be-ring im Bürgerhaus Meth-ler, Heimstr. 1. Mit Tanz und Gesang wollen wir den Frühling herzlich willkom-men heißen! Das Treffen beginnt um 16 Uhr (Einlass ab 15.00 Uhr). Bitte bringen Sie Teller und Tassen für die Kaffeetafel mit. Über Ku-chenspenden freuen wir uns sehr. Der Vorstand

SaarlandSaarbrücken

Bei der Mitgliederversammlung der Orts-gruppe Saarbrücken am 10. März, die auf Beschluss des Bundesvorstandes der Landsmannschaft durchgeführt und von der stellvertretenden Bundesvorsitzenden Leontine Wacker geleitet wurde, wurde Alexander Maul zum 1. Vorsitzenden ge-wählt.Zu weiteren Vorstandsmitgliedern wur-den Waldemar Reiswich (stellvertretender Vorsitzender und Schriftführer) und Ka-tharina Prasko (Kassenwartin) gewählt, in die Revisionskommission Anatoli Kar-penko und Konstantin Schreiner. VadW

Der Chor „Echo“ bei der Feier zum Internationalen Frauentag in Düsseldorf.

Herzlich willkommen bei der Modenschau unter der Leitung von Tatjana Bering im Bürgerhaus Methler!

Der neu gewählte Vorstand der Ortsgruppe Saarbrücken.

Buchtipp: Ulla Lachauer: „Ritas Leute - Eine deutsch-russische Familiengeschichte”, Rowohlt-Verlag, Reinbek 2002; Taschenbuch, 432 Seiten, Preis 19,90 Euro; ISBN: 3 499 23527 7.

Page 33: VadW Mai 2012

DIE VOLKSGRUPPE

33 VOLK AUF DEM WEG Nr. 3 / 2012

Andreas Maser wurde 70Fortsetzung von VadW 3/2012

Nach Erledigung der Anmeldefor-malitäten nahm er sofort Kontakt zur Landsmannschaft auf. Mit sei-

nen Freunden, die vor ihm nach Deutsch-land gekommen waren, erstellte er eine umfangreiche Dokumentation mit Listen von Personen, die wegen Ausreisebemü-hungen verhaftet worden waren. Darin enthalten waren die Haftanschriften, die Adressen der Angehörigen und Originale einzelner Gerichtsurteile.Beigefügt wurden Hilferufe von Deut-schen aus Russland und Listen von Aus-reisewilligen, außerdem ein ausführliches Begleitschreiben mit der Schilderung der Ausreiseaktivitäten und der dramatischen Lage in der UdSSR sowie der dringend erforderlichen Hilfe und Unterstützung.Diese Dokumentation versandte Andreas Maser an über 20 Adressaten, zum Bei-spiel an das Deutsche Rote Kreuz, das Auswärtige Amt der Bundesrepublik, das Bundeskanzleramt und alle im Bundestag vertretenen Parteien, ja sogar an einige Senatoren in den USA sowie an "Glaube in der 2. Welt" in der Schweiz.Dabei war ihm Pastorin Irmgard Stoldt sehr behilfl ich. Sie öffnete ihm viele Wege und Türen, kopierte zahlreiche Unterla-gen und beglaubigte die Übersetzungen einiger Gerichtsurteile.Andreas Maser organisierte mit seinen Freunden die materielle und moralische Unterstützung der Familien von Inhaftier-ten, organisierte Hunderte von Wysows und begrüßte die Neuankömmlinge in Friedland.Auch zahlreiche Behördengänge waren nötig. Persönlich schrieb er Tausende von Briefen, legte ungeheuere Strecken im Bundesgebiet zurück, um Kontakte zu pfl egen. Er nahm an großen Demonst-rationen teil, die von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte und der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Bonn anlässlich der Besuche von Leonid Breschnew und später Gene-ral i.R. Grigorenko organisiert wurden.Zusammen mit Joseph Schnurr nahm er im Oktober 1977 an der Erstellung eines Weißbuches der CDU teil, für das er um-fangreiches Material zur Lage der Deut-schen in der UdSSR lieferte. Ebenfalls mit Joseph Schnurr nahm er vom 13. bis 15. Januar 1978 in Luzern an einer Konferenz zur Unterdrückung der nichtrussischen Völker in der Sowjetunion teil. Sein Vor-trag bei der Konferenz wurde in "Völker in Ketten" veröffentlicht.Als er im Jahr 1982 in den Bundesvor-stand der Landsmannschaft gewählt wur-

de, war er als Referent für die Familien-zusammenführung zuständig. Es war in den schweren Jahren des Kalten Krieges, in einem Jahr, in dem die Zahl der Aus-siedler aus der UdSSR auf 2.059 gesun-ken war.Anlässlich des Anfang 1983 anstehenden Besuches des sowjetischen Außenminis-ters Gromyko bewegte er den Bundesvor-stand der Landsmannschaft dazu, sich um einen Besuch bei Bundeskanzler Dr. Hel-mut Kohl zu bemühen. Nachdem kurz-fristig ein Termin für den 13. Januar 1983 angeboten worden war, verfasste Andreas Maser ein Schreiben an den Kanzler, dem er aktualisierte Listen von Inhaftierten und weitere Listen von Härtefällen beilegte.Zusammen mit dem Bundesvorsitzenden Franz Usselmann wurde er vom Chef des Bundeskanzleramtes, Staatssekretär Dr. Waldemar Schreckenberger, empfangen. Nach einem offenen, ausführlichen und verständnisvollen Gespräch gab es eine Presseerklärung, und es wurde Hilfe zu-gesagt.Nun stand die Reise von Bundeskanzler Kohl und Außenminister Hans-Dietrich Genscher im Juli 1983 in die Sowjetunion bevor. In vielen schlafl osen Nächten sam-melte Andreas Maser mit seinen Freunden drei dicke Ordner mit Härtefällen, aktua-lisierte die Listen der Inhaftierten ein wei-teres Mal und schrieb Briefe an den Bun-deskanzler und den Außenminister.Diesmal wurde er zusammen mit Franz Usselmann und dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden Adolf Fetsch von Außenminister Genscher empfangen. In vertrauter Atmosphäre konnten während des ausführlichen Gespräches die drei Ordner überreicht werden. Wie später vom Bundeskanzleramt mitgeteilt wurde, überreichte Bundeskanzler die Liste mit den Härtefällen dem damaligen General-sekretär Andropow.Im Dezember 1982 führte der Europarat in Stuttgart eine parlamentarische Anhörung sachkundiger deutscher Behörden und Verbände durch. Als Vertreter der Lands-mannschaft nahm Andreas Maser daran neben BdV-Präsident Dr. Herbert Czaja sowie Vertretern des Auswärtigen Amtes und des Deutschen Roten Kreuzes teil und äußerte sich in einem 15-minütigen Referat. Mitgebracht hatte er fünf neu an-gekommene Spätheimkehrer, die als Zeu-gen über die aktuelle Situation der Deut-schen in der Sowjetunion berichteten. Der Ausschuss des Europarates nahm im Juni 1983 einen Bericht über die Anhörung an (Doc. 5098), über den im September 1983

in der Parlamentarischen Versammlung debattiert wurde.Erfolgreiche EingliederungSo ganz "nebenbei" meisterte Andreas Maser auch seine eigene Eingliederung. Vom Regierungspräsidium Stuttgart er-hielt er gleich nach der Einreise die Ge-nehmigung zur Führung seiner Berufsbe-zeichnung "Ingenieur". Allerdings reichte das potentiellen Arbeitgebern nicht aus, ihm eine Ingenieurstätigkeit anzuvertrau-en. Er studierte deshalb zwei Jahre lang als einziger Aussiedler unter Einheimi-schen Betriebswissenschaft an der REFA-Akademie. Später wurde seine Ausbildung in der UdSSR einem deutschen Dipl.-Ing. (FH) gleichgestellt. Danach standen ihm viele Firmen offen, und er arbeitete 28 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung bei Daimler-Benz in Stuttgart.Seine Ehefrau Adele geb. Neuberger, mit der er 34 Jahre lang verheiratet war, bestand nach sechsmonatiger Praxis in einem Krankenhaus die Prüfung zur Heb-amme, qualifi zierte sich später aber zur Stenokontoristin um.Sein älterer Sohn Hermann bestand das Abitur mit einem Durchschnitt von 1,3. Nach dem Militärdienst studierte er Phy-sik an der Universität Stuttgart und be-stand die Diplomprüfung mit 1,5. Danach promovierte er in Strahlenphysik.Sein zweiter Sohn Wilhelm leidet am Down-Syndrom und ist zurzeit in einer Werkstatt für Behinderte beschäftigt. Er wird von seinem Vater daheim gepfl egt und von seinem Bruder betreut.Alles in allem kann man sagen: "Eine gelungene Integration!" Vielleicht war Andreas Masers ehrenamtlicher Einsatz jedoch zu hoch, so dass seine Familie zum Teil auf der Strecke blieb und seine Ehe nach 34 Jahren scheiterte. Am 27. Okto-ber 2007 starb seine geschiedene Ehe-frau. Kurz darauf musste er auch drei Ge-schwister beerdigen. Ein wenig Halt fand er im Stuttgarter Chor "Heimatklänge", in dem er zehn Jahre lang mitsang.Über den Einsatz Andreas Masers für die Interessen seiner Landsleute wäre noch vieles zu berichten. Dafür hat er zum Nachteil seiner Familie seine ganze Frei-zeit geopfert und schlafl ose Nächte ver-bracht. Wir, die Unterzeichnenden, sind mit ihm gemeinsam große Strecken sei-nes Weges gegangen. Wir wünschen ihm und seinen Angehörigen viel Glück, gute Gesundheit, Freude am Leben und Gottes Beistand.Georg Michel, Waldemar und Lilli Schwindt, Gustav und Erna Schmidt, Helmut und Rosa Martens, Johann und Marta Wittmeier, Heinrich Reimer, Jo-hann Fertich und noch viele andere dei-ner Freunde.

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GLÜCKWÜNSCHE

34 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Zum 99. Geburtstag am 17.5.2012 gratulieren wirElsa Rennertgeb. Hein99 Jahre sind dir ge-schenkt,/ von Gott wur-dest du dabei gelenkt./ Wir sagen dir Dank für diese Zeit/ und wün-

schen weiterhin Gesundheit, Glück, Zufrie-denheit.In Liebe und Dankbarkeit: deine Kinder, Enkel und Urenkel mit Familien.

FürOswald Zaisergeb. am 13. Juli 1922:Lieber Papaund Großpapa!Zum 90. Lebensjahr:Lebe glücklich, lebe hei-ter,/ lebe in Gesundheit weiter,/ lebe viele Jahre noch,/ lieber Papa und

Großpapa, lebe hoch!Deine Kinder, Enkelkinder und Urenkelkin-der.

Am 15. Mai 2012 feiertWilli Friedgeb. in Gnadenfeld, Ukraine, seinen 80. Ge-burtstag.Es gibt Tage hier auf Erden,/ an denen muss gefeiert werden.80 Jahre sind vergan-gen,/ seit dein Leben

angefangen./ Du hast mit Ehrgeiz, Geduld und Kraft/ alles immer toll geschafft.Ganz gleich, wie viele Kerzen brennen,/ bleib immer so, wie wir dich kennen,/ und zieht auch mal ein Wölkchen auf,/ wir sind da, verlass dich drauf.In Liebe und Dankbarkeit: deine Frau Hilda, deine Kinder und Enkelkinder.

Zum 75. Geburtstag am 3. Mai möchten wir einem wundervollen Menschen gratulieren:Elisabeth Strohgeb. Jochimgeb. in Katherinental, Ukraine.S c h u b k a r re n w e i s e Glück und Sonnen-

schein,/ Gesundheit, Lebenskraft/ und alles, was du sonst begehrst,/ mögen dir beschert sein,Für deine grenzenlose Liebe, deine Wärme, deinen Frieden und deine Harmonie, die du uns schenkst, sagen wir von ganzem Herzen ein dickes Dankeschön!In Liebe: dein Ehemann, deine Kinder mit Familien.

Zur goldenen Hochzeit am 1. Mai 2012 gra-tulieren wir unseren Eltern und Großeltern

Olga Illenseer (geb. Rissling) undMichael Illenseer

von ganzem Herzen!Dem goldenen Hochzeitspaar am heutigen Tag/ man alles Gute wünschen mag:/ Segen, Glück, Zufriedenheit/ und langes Leben alle Zeit!In Liebe und Dankbarkeit: eure Töchter Ele-na, Nelli und Wanda mit Familien.

12.4.1952 - 12.4.2012Diamantene Hochzeit

Therese (geb. Stefan) und EwaldObenauer

Sechzig Jahre Eheleben,/ fest vereint in Glück und Leid,/ immer nur das Beste ge-ben,/ ist sicher keine Kleinigkeit.Habt gemeistert alle Sorgen,/ vieles habt ihr schon geschafft./ Habt noch viele schöne Stunden/ und gebt euch gegenseitig Kraft.Mit Liebe und in Dankbarkeit, dieses Jubi-läum mit euch gefeiert zu haben, gratulieren herzlichst alle Kinder und (Ur-)Enkelkin-der.

Zita Torschergeb. Litzingergeb. 11.5.1937 in Ba-den, Odessa.Liebe Mamaund Schwiegermama,liebe Oma und Uroma,zu deinem 75. Geburts-tag wünschen wir dir von Herzen alles Liebe, Gesundheit und ein lan-

ges, glückliches Leben!Wir danken dir, dass du immer für uns da bist, für deine Fürsorge, für dein anstecken-des Lächeln, das alle um dich herum mit Freude erfüllt.Wir wünschen dir und Papa noch viele schö-ne Jahre.In Liebe: Anna, Irene, Harry, Jay, Martin, Natalie, Christopher, Tanja und Emilia.

Zum 70. Geburtstag am 18.5.2012 gratulieren wir von ganzem Herzen meinem lieben Mann, unserem lieben Vater, Schwiegervater und OpaJohann Kiefelgeb. in Rosenfeld, Uk-raine.

Die 70 hast du nun erreicht,/ dein Leben war nicht immer leicht./ Wir haben sich von Her-zen lieb/ und danken Gott, dass es dich gibt./ Mit Frohmut, Kraft und Gottes Segen/ sollst du noch viele Jahre leben.In Liebe und Dankbarkeit: deine Frau, Kin-der, Schwiegerkinder und Enkel.

Ida Gisigeboren am 10.5.1927.Liebe Mutter,zum 85. Geburtstag wünschen dir deine Töchter, Schwiegersöh-ne und Enkel weiterhin viel Gesundheit und al-les Gute.

Wir gratulieren von ganzem Herzen unseren Eltern, Schwiegereltern, Großeltern und Ur-großeltern

Christina Schmidtgall (geb. Adam)und Hugo Schmidtgall

zum 85. Geburtstag (geb. am 21.6.1927 in Olgenfeld, Gebiet Rostow) und zum 90. Ge-burtstag (geb. am 30.5.1922 in Eugenfeld, Gebiet Melitopol).Wir alle wissen, was wir an euch haben,/ auch wenn wir es nicht immer sagen./ Doch was wären wir ohne euch,/ vergesst es nicht, wir lieben euch!In Liebe und Dankbarkeit: eure Kinder, Schwiegerkinder, Enkelkinder mit Familien und Urenkelkinder.

Die Landsmannschaftder Deutschenaus Russlandim Internet:Homepage:

www.deutscheausrussland.de

E-Mail:[email protected]

Page 35: VadW Mai 2012

BÜCHERANGEBOT DER LANDSMANNSCHAFT

35 VOLK AUF DEM WEG Nr. 3 / 2012

HEIMATBÜCHER1954, Gesamtübersicht über das Russlanddeutschtum1955, Geschichte, Kultur, Wolgagebiet1956, Odessa, Geschichte, Kultur u.a.1957, Saporoshje, Großliebenthal u.a.1958, Dnjepropetrowsk, Kronau, Orloff u.a.1959, Sibirien, Mittelasien, Wolhynien u.a.1960, Krim, großes Auswanderungsverzeichnis u.a.1961, Kaukasus, Wirtschaft, Kultur u.a.1962, Wolhynien, städtisches Deutschtum u.a.1963, Russlanddeutsche in Übersee1964, Sibirien, Wolga, Kirchen, Schulen u.a.1965, Heutige Lage, Schrifttum, Volkstum1966, Aussiedlung und die Vertreibung1967/68, Hof und Haus, Kultur(Preis, je HB 1954 bis 1968 - 8,- Euro + Versandkosten)1969-72, Joseph Schnurr, “Die Kirchen und das religiöse Leben der Rußlanddeutschen”, Katholischer Teil, 23,- Euro, Evangeli-scher Teil, 19,- Euro1973-81, Hungersnot, Deportation u.a., 11,- Euro1982-84, mit Karte der ASSR der Wolgadeutschen, 12,- Euro1985-89, Geschichte, Literatur, Aktuelles, 10,- Euro1990/91, Krieg und Frieden, Rückkehr, 10,- Euro1992-94, Deportation, Ausreise, 284 S., 10,- Euro1995/96, Heimat Deutschland, Trudarmee, 336 S., 10,- Euro1997/98, Deportation, Jugenderinnerungen, 340 S., 10,- Euro2000, I. Teil, Geschichte der Volksgruppe, Heimat 10,- Euro2000, II. Teil, Geschichte der Volksgruppe, Heimat 10,- EuroHeimatbuch 2001/02, 60 Jahre Vertreibung 10,- EuroHEIMATBUCH 2003, 2004, 2005, 2006, 2007/08 Je 10,00 EURO

WEITERE LITERATUR

Dr. E. Biedlingmaier, "Ahnenbuch von Katharinenfeldin Georgien, Kaukasus. Chronik der Familien", Sonder-preis: 60,- Euro.Bosch/Lingor, “Entstehung, Entwicklung und Auflösung der deutschen Kolonien am Schwarzen Meer”, 7,- EuroV. Aul, “Das Manifest der Zarin”, 7,- EuroD. Weigum, “Damals auf der Krim”, 6,- EuroE. Imherr, “Verschollene Heimat an der Wolga”, 10,- EuroI. Walker, “Fatma” - eine historische Lebensgeschichte aus dem Kaukasus, 10,- EuroJ. und H. Kampen, “Heimat und Diaspora”, Geschichte der Landsmannschaft, 8,- EuroAnton Bayr, “Vergessene Schicksale”, 17,- EuroG. Prehn, “Otto Flath. Ein Bilder-Zyklus zum Neuen Tes ta-ment”, 24,80 EuroG. Orthmann, “Otto Flath, Leben und Werk”, 5,- EuroW. Mangold: “Rußlanddeutsche Literatur”, 7,- EuroJ. Warkentin, “Geschichte der rußlanddeutschen Literatur”,8,- EuroRosalia Prozel, “Weißer Tee”, 5,- EuroN. Däs, “Alle Spuren sind verweht. Rußlanddeutsche Frauen in der Verbannung”, 10,- EuroN. Däs, “Der Schlittschuhclown”, 8,- EuroN. Däs, “Kochbuch der Deutschen aus Rußland”, 10,- EuroN. Däs, “Laßt die Jugend sprechen”, 5,- EuroN. Däs, “Rußlanddeutsche Pioniere im Urwald”, 9,- EuroN. Däs, “Wölfe und Sonnenblumen”, 10,- EuroR. Keil, “Rußland-Deutsche Autoren, 1964-1990”. 7,- EuroV. Heinz, “In der Sackgasse”, 13,- EuroV. Harsch, “Aus der Lebensbeichte meiner Mutter”, 4,- Euro

Dr. Karl Stumpp, "Die Auswanderungaus Deutschland nach Rußland

in den Jahren 1763-1862",1020 S. 48,- Euro

Alfred Eisfeld (Herausgeber),"Von der Autonomiegründung

zur Verbannung und Entrechtung",Sonderband der Reihe

"Heimatbücher der Landsmannschaftder Deutschen aus Russland e.V.,

292 Seiten, 10,- Euro

Richten Sie Ihre Bestellungen bitte an:Landsmannschaftder Deutschen aus Russland e.V.Raitelsbergstr. 49, 70188 Stuttgart

Telefon: 0711-1 66 59 22Telefax: 0711-2 86 44 13E-Mail: [email protected]

M. Schumm, “Sketche und Kurzgeschichten”, 3 EuroI. Melcher, “Kurze Prosa”, 3,- EuroW. Hermann, “Das fremde Land in dir”, 7,- EuroG. Steinmüller, “Perlen der russischen Volksmedizin”, 6,- EuroAlexander Fitz, “Puteschestwie na semlju”, 5,- EuroF. Dortmann, “Olga von der Wolga”, Lieder im Volkston, 12,- EuroO. Geilfuß, “Für alle Kinder”, Kinderlieder, 5,- EuroLiederbuch “Deutsche Volkslieder aus Russland”, 10,-EuroKassette Nr. 1, “Bei uns, ihr Leit, ist Hochzeit heit”, 7,- EuroKassette Nr. 2, “Ai, ai, was ist die Welt so schön”, 7,- EuroCD Nr. 1, “Bei uns, ihr Leit, ist Hochzeit heit”, 10,- EuroCD Nr. 2, “Ai, ai, was ist die Welt so schön”, 10,- Euro

GEDICHTEE. Fotteler, "Im winterlichen Park", 9,- EuroJ. Warkentin, “Rußlanddeutsche Berlin-Sonette”, 5,- EuroW. Mangold, “Rund um das Leben”, 7,- EuroK. Lubomirski, “Propyläen der Nacht”, 10,- EuroNelly Wacker, “Es eilen die Tage”, 7,- EuroA. Brettmann, Stimmen des Herzens, 10,- Euro

NEUA. Eisfeld, "Etappen eines langen Weges -Beitrag zur Geschichte und Gegenwartder Deutschen aus Russland", 5,- EuroH. Exner, "Die Frauen von Janowka", eine wolhynischeFamiliengeschichte, 9,80 EuroH. Rahn, "Der Jukagire", 12,50 Euro"Andreas Prediger. Ich träume in Bildern", Katalog mitWerken des Künstlers, 28,- EuroPeter Dück “Kasachstan - Faszination des Unbekannten”, Bild-band, 19,90 Euro.“Die Deutschen im Prikamje. XX. Jahrhundert”,drei Bände, 58,- Euro A. Dück, “Das Leben zu bestehen ist mehr als übers Feldzu gehen”, 19,80 Euro.R. Nachtigal: “Die Dondeutschen 1830 bis 1930”, deutsche und russische Ausgabe, je 17,- Euro

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PERSÖNLICHKEITEN

36 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Prof. Dr. Reginald Zielke –Forscher und Brückenbauer

Eine Würdigung zum 80. Geburtstag

Professor Dr. biol. Reginald Zielke aus dem sibirischen Nowosibirsk ist einer der wenigen Wissen-

schaftler deutscher Nationalität, denen es in der Sowjetunion gelang, eine be-achtliche Karriere ohne jegliche „Par-teiobhut“ zu machen. In jener Zeit fast unvorstellbar.

Zielkes Stärken waren stets Charakterei-genschaften, die einen anderen ins Ver-derben führen würden: zielstrebiger Wille, rebellische Zivilcourage und überzeugen-de Kompromisslosigkeit. Wenn es um ei-nen wissenschaftlichen Standpunkt ging, konnte Reginald Zielke auch schon mal mit dem Kopf durch die Wand gehen.Sein Lebenscredo war und ist radikal ge-blieben: Nur durch harte Arbeit und Ta-lent kann man in der Wissenschaft erfolg-reich sein. Und so hatte er dank seinem Forschungseifer, seinem Talent und seiner Leidenschaft für die Sache immer wieder Schutzengel in Gestalt älterer Kollegen, die für den jungen Rebellen gelegentlich ein gutes Wort einzulegen wussten.Sein Leben hat der Wissenschaftler von Weltruf in dem Buch „Mein Leben unter Kommunisten. Eine biographische Erzäh-lung“ aufgezeichnet, das mit Unterstüt-zung der Universität Göttingen sowie der Familien Zielke und Heinz (Übersetzung aus dem Russischen) 2008 vom „Freun-deskreis Landkreis Landshut - Rayon No-wosibirsk e.V.“ herausgegeben wurde.Reginald Zielke wurde am 13. April 1932 im deutschen Dorf Rosental, 80 Kilome-ter südlich von Omsk in Sibirien, geboren. Ein Jahr zuvor hatte sein Vater Alexander Zielke, Deutschlehrer und Dichter, eine Stelle bekommen. 1938 wurde der Vater als „Volksfeind“ vom NKWD verhaftet und für neun Monate in einer Todeszel-le eingesperrt. Kaum war er, geistig und physisch gebrochen, heimgekehrt, musste er zur Zwangsarbeit im Nordural.Als Kind eines „Volksfeindes“ wurde man damals schuldlos an den Pranger gestellt. Für den zehnjährigen Reginald war das vielleicht die erste Feuertaufe, die seinen rebellischen Charakter fürs Leben präg-te. Eine zweite bestand er, als die Mutter nach der Mobilisierung seines Vaters al-lein mit fünf Kindern geblieben war und die Sorge für die Familie zusammen mit ihrem Ältesten zu tragen hatte.Solche Zerreißproben warteten auf Regi-nald Zielke in der Kriegs- und Nachkriegs-

Prof. Dr. Reginald Zielke

zeit immer wieder: Als elfjähriger Schaf-hirt verteidigte er die Kolchosherde gegen Wölfe, als Rinderhirt melkte er heimlich - bei Strafandrohung von zwanzig Jahren Gefängnis - eine Kuh und rettete dadurch die kleineren Geschwister vor dem Hun-gertod, und er stand seinen Mann als Bul-lentreiber beim Feldpfl ügen.Schon früh reifte in ihm die Entscheidung heran, an einer Hochschule zu studieren. In den damaligen Verhältnissen ein fast unerreichbares Ziel für Kinder der „schul-digen“ Deutschen. Von klein auf musi-kalisch und schauspielerisch veranlagt, träumte er davon, einmal Schauspieler und Regisseur zu werden, trat auch als leidenschaftlicher Theaterlaie auf, Berufs-schauspieler wurde er allerdings nicht. Aber Kolchosagronom und bald darauf Chefagronom in der Neuland-Sowchose im Gebiet Omsk.Bereits in den Studienjahren betrieb Ziel-ke wissenschaftliche Forschungen auf dem Gebiet der Selektion, die damals als revolutionär galt. Aber erst nach lan-gen Verhandlungen mit Parteibehörden aller denkbaren Ebenen durfte der junge Wissenschaftler und Deutsche zurück in die Alma Mater, wo er als Assistent und Lehrer in den Fächern Genetik und Selek-tion eingestellt wurde. 1967 promovierte Reginald Zielke in diesen Fächern und wurde Doktor der Landwirtschaftswissen-schaften ersten Grades.

Am Sibirischen Forschungsinstitut für Landwirtschaft in Omsk baute er ein zy-togenetisches Labor auf, in dem er mit verschiedenen Getreidesorten experimen-tierte. Im Mittelpunkt der Forschungen standen unter anderem trockenheitsre-sistente Weizensorten, die unter den ex-tremen sibirischen Klimabedingungen ertragreich gedeihen können und heute in den meisten Regionen angebaut werden.1978 berief man Dr. Zielke an die Land-wirtschaftliche Akademie in Nowosibirsk, wodurch sich seine Forschungsmöglich-keiten zusehends erweiterten. In den Jah-ren 1978-1989 gründete und leitete er hier ein neues Labor für Genetik am Sibiri-schen Forschungsinstitut für Pfl anzenbau und Pfl anzenzüchtung. 1984 erfolgte die Habilitation zum Doktor der Biologischen Wissenschaften, 1986 die Ernennung zum Professor für Genetik.Ab 1989 unterstützte Zielke die Gründung des Lehrstuhls für Pfl anzenzüchtung und Pfl anzengenetik an der Agraruniversität Nowosibirsk. Über ein Jahrzehnt war er Vorsitzender des Wissenschaftsrates der Agraruniversität. Mehrere Monographien und über 100 wissenschaftliche Abhand-lungen zu Problemen der Genetik und Se-lektion hat er veröffentlicht.Mit dem Beginn der Perestroika wur-den rege Beziehungen zu ausländischen Forschungsinstituten möglich. Prof. Dr. Zielke baute zahlreiche Kontakte zu Wissenschaftlern und Universitäten in Deutschland, Schweden und der Schweiz auf. Er war in diesen Ländern mehrmals zu Besuch, und ausländische Kollegen holten in Nowosibirsk neue Erfahrungen.Sein zweites Zuhause fand Zielke Anfang der 1990er Jahre an der Humboldt-Uni-versität in Berlin. Es gelang ihm, zahl-reiche Seminare und wissenschaftliche Symposien in Nowosibirsk und Moskau, Berlin und München anzuregen.Gemeinsam mit öffentlichen und priva-ten Partnern aus Deutschland entwickel-te Zielke in Nowosibirsk ein „Deutsches Zentrum“, von dem aus er über mehr als zehn Jahre Studien- und Ausbildungspro-gramme in Deutschland für junge Land-wirte und Studenten vornehmlich russ-landdeutscher Abstammung organisierte.Seit 2007 ist Reginald Zielke Mitglied der Internationalen Akademie für Agrarbil-dung. Für dieses wichtige „Brückenbau“-Engagement wurde dem russlanddeut-schen Gelehrten aus Sibirien 1998 der

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PERSÖNLICHKEITEN

37 VOLK AUF DEM WEG Nr. 3 / 2012

Ehrendoktortitel dieser Universität verlie-hen - in der Geschichte der Deutschen aus Russland ein einmaliges Phänomen.Ende der 1980er Jahre erhielt die Autono-miebewegung der Deutschen in der dama-ligen Sowjetunion neuen Wind in die Segel. Als stellvertretender Vorstandsvorsitzen-der der „Wiedergeburt“-Gesellschaft der Deutschen in Russland war Zielke davon überzeugt, seinen Landsleuten gewissen-haft zu dienen. Leider entwickelten sich die politischen Verhältnisse nicht nach der „rationalen Logik“ und dem „gesunden Menschenverstand“, was letzten Endes eine gewaltige Ausreisewelle in die Bun-desrepublik Deutschland he raufbeschwor. In seinem Buch lässt Zielke keinen Zwei-fel daran, dass Russland mit dieser Aus-wanderung einen unwiederbringlichen wirtschaftlichen und kulturellen Verlust erlitten hat. Enttäuscht von den kläglichen Ergebnissen, distanzierte sich Zielke von

der großen Politik, engagierte sich jedoch nach wie vor in Nowosibirsk.1999 entschloss er sich, mit seiner Fa-milie nach Deutschland zu übersiedeln, wo seine sieben Geschwister mit ihren Familien leben. Voll bei der Sache kann der Wissenschaftler jedoch nur in Nowo-sibirsk sein. Mit Studenten in der Aula, in wissenschaftlichen Diskussionen mit Kollegen, im Forschungslabor oder wenn er mit jüngeren Kollegen aus seiner „For-schungsschule der jungen Wissenschaft-ler“ an neuen Forschungsmethoden tüftelt - da ist er in seinem Element.Auch mit fast 80 ist Prof. Dr. Zielke Lehr-stuhlleiter an der Universität und tritt vor Studenten mit Lesungen auf. Inzwischen ist außerdem ein neues Buch entstanden – eine Refl exion des eigenen Lebens als Privatperson und Wissenschaftler und sei-ner Zeit. Nina Paulsen

Johanna Jennzum 87. Geburtstag

Ukraine/Sowjetunion, Kaukasus, Kasachstan und Bundesrepublik Deutschland. Ich musste in mei-

nem Leben 15-mal den Lebensort wech-seln – übersiedelt, deportiert, mobilisiert, gefl ohen und freiwillig nach Deutsch-land ausgesiedelt. Ich lebte in Häusern, Baracken, Erdhütten, Schilfkaten, im eigenen Haus und einer Mietwohnung. In Deutschland mussten wir viel Neues erfahren.“

So beschreibt die in Berdjansk, Ukraine, geborene Johanna Jenn ihre Lebenssta-tionen von 1925 bis 1994. Hinter diesen knappen Zeilen verbirgt sich ein Leben voller dramatischer und tragischer Tie-fen, aber auch hoffnungsvoller Höhen. 1992 kam Johanna Jenn zusammen mit ihrem Mann Karl und fünf Kindern nach Deutschland; heute wohnt sie in Meppen, Niedersachsen. All diese Jahre bemühte sie sich um die Vermittlung eines besse-ren Verständnisses für ihre russlanddeut-schen Landsleute in der bundesdeutschen Gesellschaft. Am 6. April 2012 wurde sie 87.Im Zuge der politischen Repressionen in der Sowjetunion wurde Jenns Vater 1938 von zu Hause abgeholt und erschossen. 1941 ging es in Viehwaggons und unter schlimmsten Umständen über 1.000 Ki-lometer in die kasachische Steppe, in die Verbannung. 1942 kam Johanna in ein Ar-beitslager.Diese und andere Erlebnisse, all ihren Schmerz und ihre Gedanken zu vielen Aspekten der Geschichte und Gegen-

Johanna Jenn

wart der Russlanddeutschen hat sie sich mit den Büchern „Unsere alte und neue Heimat“ und „Die Geschichte meiner Familie über mehrere Generationen. Ein russlanddeutsches Schicksal“ (zu bestel-len unter 05931-980531) von der Seele geschrieben. Die Bücher sind nicht nur emotionale und persönliche Berichte über die Geschichte der eigenen Familie, son-dern enthalten auch historische Daten zu verschiedenen Abschnitten des deutschen Lebens in Russland bzw. der Sowjetuni-on, historische Dokumente und Zeitungs-artikel. Die Inhalte werden durch eigene Zeichnungen sowie Beschreibungen von Dörfern, Kirchen und Orten in der Ukrai-ne und an der Wolga vervollständigt.In ihren Zeichnungen „Wanderwege der Deutschen aus Russland in Bildern“ hält Jenn die wichtigsten Stationen ihres Le-bens und das ihrer Familie fest, stellver-tretend für die Leiden der ganzen Volks-gruppe der Russlanddeutschen. Daraus ist eine Ausstellung mit zahlreichen Bildern

und Informationen entstanden, die seit Jahren durch das Emsland wandert und insbesondere den jungen Menschen das Schicksal der Deutschen aus Russland nä-her bringt.2009 würdigte Christian Wulff als dama-liger Niedersächsischer Ministerpräsident Johanna Jenns beispielhaftes Engagement mit dem Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens.Die Landsmannschaft wünscht Johanna Jenn noch viele gesunde, glückliche Jahre im Kreise ihrer Familie.

VadW

Reiches deutschesKulturerbe im Osten

Im Beisein von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel ist auf dem

BdV-Jahresempfang am 20. März die Ausstellungstrilogie „Heimatweh“ der Stiftung Zentrum gegen Vertrei-bungen eröffnet worden. Dazu erklärt der Vorsitzende der Gruppe der Ver-triebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Bundes-tagsfraktion Klaus Brähmig:

"Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion begrüßt es außer-ordentlich, dass die Bundeskanzlerin das reiche deutsche Kulturerbe im Os-ten als Teil unserer Identität betont hat: Dieses Erbe – mit einer einzigartigen Bindekraft für Eu-

ropa – zu erforschen und jungen Men-schen zu vermitteln, sei eine wichtige Aufgabe. Die Kanzlerin erinnerte eindrücklich an das von den Vertriebenen erlebte Unrecht und machte deutlich, dass es eine Frage der Menschlichkeit sei, das Leid der Zeitzeugen ernst zu nehmen und diese Erinnerungen weiter in die Zukunft zu tragen. So bekräftigte die Kanzlerin die nati-onale Bedeutung der Bundesvertrie-benenstiftung, in der künftig schwer-punktmäßig das millionenfache Schicksal der deutschen Heimatver-triebenen dokumentiert werden soll. Dieses Projekt werde eine Lücke in der deutschen Geschichtsaufarbeitung schließen.Die Bundesregierung werde darauf achten, so die Kanzlerin, dass die Ar-beit an der im Berliner Deutschland-haus geplanten Dokumentationsstätte Schritt für Schritt weitergehen werde."

Klaus Brähmig

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NACHRUF

38 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Die deutsche Muttersprache - „Sie war mein Stolz,mein Leid, mein Traum, mein Trauma...“

Johann Warkentin: Würdigung und Nachruf

Mit Johann Warkentin, der am 9. April 2012 im 92. Lebens-jahr (am 11. Mai wäre er 92

geworden) in Berlin verstorben ist, ist ein schicksalhafter Zeitabschnitt der russlanddeutschen Nachkriegsliteratur zu Ende gegangen: Nur noch einige we-nige Zeitzeugen und Mitwirkende jener Jahrzehnte sind unter uns.

Sie war mein Stolz, mein Leid, mein Traum, mein Trauma/ mein Notanker, mein Schirm im freien Fall -/ …sie war mein Seelentaumel,/ die deutsche Mut-tersprache, als wir kaum noch/ ein wenig Luft bekamen, denn brutal/ hielt Stalin seinen tabakgelben Daumen/ an unsere Kehle damals festgekrallt...

Dieses leidenschaftliche Bekenntnis zur deutschen Muttersprache war nicht nur das Leitmotiv vieler Werke Warkentins, sondern es war neben dem emsigen Kampf um ein besseres Schicksal seiner Volks-gruppe, dort wie hier, sein Lebenssinn, sein Lebenscredo. Johann Warkentins Passion blieb auch im „Land der Väter, das uns Weitversprenkten die Mutterspra-che gütig wiederschenkte...“ das Hegen und Pfl egen der deutschen Muttersprache – der eigentlichen Säule der Integration hierzulande.Für sein Engagement für die politische, geistige und gesellschaftliche Integrati-on der russlanddeutschen Spätaussiedler in Deutschland wurde er 2002 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausge-zeichnet.Ab 1981 lebte der renommierteste russ-landdeutsche Dichter, Literaturkritiker, Sprachforscher, Nachdichter, Essayist und Lektor, Autor zahlreicher Bücher und Abhandlungen, nicht zuletzt zur russ-landdeutschen Literatur, in Berlin. An der Bergung dieser umstrittenen russland-deutschen Literatur aus den Trümmern der Nachkriegszeit war er maßgebend beteiligt.Der 1920 auf der Krim geborene Warken-tin besuchte eine deutsche Schule in Spat, studierte bis Anfang des deutsch-sowje-tischen Krieges 1941 Anglistik in Lenin-grad, diente im ersten Blockadewinter als Militärdolmetscher, wurde deportiert, leis-tete noch vier Jahre (1942-1946) Zwangs-arbeit als Holzfäller in der ostsibirischen Taiga und arbeitete anschließend als Sprachlehrer (Englisch, Deutsch, Latein)

Johann Warkentin

an Schulen und Hochschulen in Gorno-Alataisk, Barnaul, Alma-Ata und Ufa.Sobald es ging, versuchten Warkentin und andere die während des „großen Schwei-gens“ 1941-1955 verschüttete deutsche Sprache in der Sowjetunion vom Boden aufzuheben. Als gewandter Schreiber und Journalist stand er an der Wiege der deutschsprachigen Nachkriegspresse in der Sowjetunion und prägte die Neubele-bung der russlanddeutschen Literatur der Nachkriegszeit mit: zuerst als Redakteur der kurzlebigen „Arbeit“ (1955-1957; wurde wegen „autonomistischer“ Bestre-bungen aufgelöst) und ab 1969 bis zur Übersiedlung nach Deutschland (Ostber-lin) 1981 als Leiter des Literaturressorts der deutschsprachigen Wochenschrift „Neues Leben“ in Moskau.Auch als Mitverfasser von Lehrbüchern für die „Deutsche Literatur“ in Schulen mit muttersprachlichem Deutschunterricht in Ansiedlungsorten von Russlanddeut-schen stand Warkentin in der Reihe derer, die sich bemühten, den Sprachverlust zu-mindest zu verlangsamen. Und er war in den 1960er Jahren in der vordersten Reihe der Autonomiebewegung zu fi nden, war 1965 Teilnehmer der Delegationen der Russlanddeutschen 1965 – auch da ging es um alles oder nichts.Letztendlich: Hautnah erlebte er die Ent-täuschungen und Niederlagen, „die sonst irgendwo in der Provinz nicht so bemerk-bar waren“: Entwurzelung, Sprach- und Identitätsverlust, gescheiterte Hoffnungen auf Gerechtigkeit.

Zu seinen zahlreichen Werken (Gedich-te, Nachdichtungen, literarisch-kritischen Abhandlungen, Porträts und Würdigun-gen), die noch in der Sowjetunion, in Al-ma-Ata oder Moskau, erschienen waren, traten in Deutschland zahlreiche weitere Veröffentlichungen, zumeist in Buch-form.Seine Integration in der DDR der 1980er Jahre verlief zwar in vielerlei Hinsicht an-ders als die der meisten russlanddeutschen Aussiedler im Westen. Trotzdem fand Johann Warkentin Parallelen. In seinen Publikationen, aber auch bei zahlreichen Lesungen und Vorträgen ging er als Zeit-zeuge und Mitgestalter immer wieder den widersprüchlichen Befi ndlichkeiten der Russlanddeutschen hier und dort nach: kritisch und kompromisslos, unter Um-ständen auch provokant, ironisch-scharf bis satirisch-sarkastisch.So skizzierte er in „Russlanddeutsche Berlin-Sonette“ (1996, Stuttgart) die Geschichte der Russlanddeutschen, das Aussiedlertrauma, das geteilte und wie-der zusammengefügte Deutschland – mit scharfem Humor, beißender Satire und rührender Lyrik. Das Werk – Schnapp-schüsse eines Beteiligten in Sonetten-Form – vermittelt, wie ein Russland-deutscher dieses Land, sich selbst und Seinesgleichen sieht.Den Frust über die wechselvolle und hoffnungsträchtige Zeit in den Jahrzehn-ten nach dem Krieg in der Sowjetunion schrieb sich Warkentin mit der „Geschich-te der russlanddeutschen Literatur“ (1999, Stuttgart) von der Seele. Aus persönlicher Perspektive aufgearbeitet, hält er einer ganzen Epoche der russlanddeutschen Li-teraturbewegung den Spiegel vor. Die zweisprachige Anthologie „Überset-zungen. Höhepunkte der russischen Ly-rik“ (2000, Verlag BMV Robert Burau), in der die schönsten Schöpfungen des Nach-dichters Warkentin zusammengefasst wird, zeigt ihn als Vermittler zwischen zwei großen Völkern und Kulturen, als Brückenbauer, der beide Ufer, beide Spra-chen hervorragend kennt. Auch das Werk „Übersetzers Frust und Freud“ (2001, Verlag BMV Robert Burau) thematisiert die Eigenheiten und Ähnlichkeiten der Sprachen, beide Publikationen sind ein Versuch, die Aussagekraft des Deutschen und Russischen vergleichend zu messen.Mit dem Buch „Russlanddeutsche. Wo-her? Wohin? Von Katharina II. (der Gro-

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NACHRUF

39 VOLK AUF DEM WEG Nr. 3 / 2012

ßen) bis in die Gegenwart“ (2006, Verlag BMV Robert Burau; erste Aufl age 1992 im Aufbau Taschenbuchverlag) setzte Jo-hann Warkentin seinen jahrzehntelangen Kampf gegen die „Verhunzelung“ der deutschen Sprache fort. In der Mutter-sprache, in verschiedenen Mundartformen geläufi g, fand die versprengte und totge-schwiegene Volksgruppe nach dem Krieg ihre eigentliche Heimat – verbannt aus dem öffentlichen Leben, „eingedämmt, beschränkt auf Kuhstall, Küche und Käm-merlein“.Und so ließ Warkentins nüchterner Blick auf das „Hier und Heute“ und die Fra-ge „Russlanddeutsche – Wohin?“ kaum Kompromisse zu. Willst du Deutscher sein, so sprich auch Deutsch. „Wir Tai-ga- und Wüstendeutsche müssen endlich los von der Illusion, von der Einbildung,

dem kindischen Irrtum, unsere Restidenti-tät wäre ein Wert an sich, ein bewahrens-wertes Kulturgut... Wert hat nur, was inte-ressiert – und wen kümmert, wen schert hierzulande unser bisschen Deutschtum! Nichts kann schädlicher sein, als auf eine ganz besondere russlanddeutsche Identi-tät, auf ein Anderssein zu pochen.“Zu den widersprüchlichen Befi ndlichkei-ten der Russlanddeutschen, ihrer inneren Zerrissenheit und den Bemühungen, ihre Identität im Land der Vorfahren wieder zu fi nden oder neu zu entdecken, kehrte Warkentin auch in seinem letzten Werk „Spuren im losen Sand. Gesammelte Verse“ (2005, Verlag BMV Robert Bu-rau) immer wieder zurück. In zahlreichen Gedichten und Nachdichtungen, die im Laufe seines Lebens entstanden waren, wurden unterschiedliche Standpunkte re-fl ektiert, die er über Jahrzehnte mal im Verborgenen, mal im Meinungsstreit ein-gefangen hatte. In den Texten erläuterte er

die Entwicklungen und Ereignisse seines Lebens und der Volksgruppe aus seiner persönlichen Sicht.Ausschlaggebend - sprachlich wie inhalt-lich - war die Art, wie Warkentin die Din-ge hinterfragte. Seine mitunter herbe Ton-art und verschlüsselten Gedankengänge ließen aufhorchen und provozierten zum Nachdenken, Mitdenken, Umdenken und Weiterdenken.Und immer wieder war für Johann Warkentin die deutsche Muttersprache sein „Traum“, sein „Trauma“, sein „Not-anker“ und sein „Schirm im freien Fall“.

Nina Paulsen, auch im Namen von Ida Bender,

Johann Schellenberg,Waldemar Spaar,

der Familie Kramerund vieler anderer,

die Johann Warkentinkennen und schätzen lernten.

Johann Warkentinist von uns gegangen

Uns erreichte eine traurige Nachricht: Vom 8. auf den 9. April 2012 ist Johann

Warkentin im Alter von knapp 92 Jahren von uns gegangen - ein gro-ßer Verlust für unsere Volksgruppe.

Literatur war für ihn alles, er war Dich-ter und Literaturkritiker, Sprach- und Büchernarr, seine Leidenschaft in Sa-chen deutsche Muttersprache, Kultur und Literatur der Russlanddeutschen war unübertroffen. Wie kein anderer war er sich seines Berufs und seiner Berufung bewusst. Er war der Nestor der russlanddeutschen Schreibenden, ihr Literaturpapst. Ein streitbarer Geist. Der Bewunderte. Der Unbequeme aller Stümper und Hinterwäldler. Er schrieb Gedichte und Poeme, Ar-tikel und Abhandlungen, redigierte und korrigierte, verfasste Lehrbücher und hielt Vorträge. Und alles, was er in Angriff nahm, ließ aufhorchen und hinterließ Spuren. Auf dem Gebiet der Nachdichtungen hat er internationale Bedeutung erlangt. Er hinterlässt eine Vielzahl von Nachdichtungen aus dem Russischen ins Deutsche, wo seine tie-fen Sprach- und Literaturkenntnisse, seine vielseitige Belesenheit und sein ausgeprägtes lyrisches Talent zur vol-len Entfaltung kamen. Leider ist sein Lebenswerk dem deutschen Publikum noch weitgehend unbekannt geblie-ben.

Im Namen russlanddeutscherLiteraturfreunde,

Dichter- und Schriftstellerkollegen:Viktor Heinz, Wendelin Mangold,

Waldemar Hermann

Trauer um Ferdinand Romme

Im gesegneten Alter von 91 Jahren ist am 12. April 2012 mit Ferdinand Romme einer der großen Förderer

der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland verstorben.

Ferdinand Romme, der zuletzt in Söllin-gen bei Karlsruhe (Baden-Württemberg) gewohnt hatte, wurde am 22. Mai 1920 an der Wolga geboren. Als Soldat der Roten Armee wurde er zu Beginn des deutsch-sowjetischen Kriegs 1941 an die Front versetzt, wo er in deutsche Kriegsgefan-genschaft geriet.Nach dem Krieg ließ er sich in Söllingen nieder und bemühte sich schon früh um Kontakte zu Deutschen aus Russland in seinem Wohnumfeld und lernte die Lands-mannschaft kennen. In den ersten Jahren wie auch in den Jahrzehnten danach war er eines der maßgeblichen Mitglieder der baden-württembergischen Ortsgruppen Pforzheim und Karlsruhe, die bis heute unter größten und aktivsten Gliederun-gen der Landsmannschaft zu fi nden sind. In der Ortsgruppe Karlsruhe gehörte er über lange Jahre dem Vorstand an und war noch bis 2004 als Kassenprüfer tätig. Darüber hinaus war einer der Gründern der landsmannschaftlichen Ortsgruppen in Mannheim und Heidelberg. Mit Unter-stützung seiner Frau Ruth, einer einhei-mischen Deutschen, unterstützte er seine Landsleute und die Landsmannschaft nach besten Kräften - auch fi nanziell, was in erheblichem Maße zur Verbesserung und Intensivierung der Vereinsarbeit beitrug.Ebenso wie Ferdinand Romme beteiligte sich auch seine Ehefrau, mit der er sechs

Kinder großgezogen hat, engagiert an der landsmannschaftlichen Arbeit. Die Toch-ter Inge war eine Zeitlang Vorstandsmit-glied der Ortsgruppe Karlsruhe, die sie immer noch unterstützt.Angesichts seiner vorbildlichen Verdiens-te war es für uns eine Selbstverständlich-keit, dass wir Ferdinand Romme vor zwei Jahren anlässlich seines 90. Geburtstages besuchten und ihn in gebührender Weise ehrten. Wir haben mit ihm einen zuverläs-sigen Freund verloren! Seinen Nächsten drücken wir unser tief empfundenes Bei-leid aus.Im Namen aller Mitglieder der Lands-mannschaft: Leontine Wacker, Vorsitzen-de der Landesgruppe Baden-Württem-berg.

Ferdinand Romme

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40 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Im Januar 2012 hörte sein Herz nach schwerer Krankheit auf zu schla-gen. Albert Berns, Berufsmusiker,

Komponist und brillanter Musikinter-pret, hatte seit 1993 in Nienburg, Nie-dersachsen, gelebt. Die Nachricht von seinem Tod hat mich zutiefst erschüt-tert, die Seele tut weh, und das Herz weint.

Musik war für Albert alles, sie begeisterte ihn sein ganzes Leben. Die Musik faszi-nierte ihn schon in der Kindheit, als die Familie Berns in Workuta lebte. Als klei-ner Junge blätterte er damals eifrig in den Notenheften des Blasorchesters, das von den Eisenbahnarbeitern gegründet wurde. Sein Vater arbeitete in der Kohlengrube. Wenn er Zeit hatte, spielte er Balalaika „für die Seele“, wie er zu sagen pfl egte. Die Mutter sang leise mit. Der musikali-sche Einfl uss der Eltern blieb nicht fol-genlos, denn alle vier Söhne blieben der Musik ihr Leben lang treu. So entstand ein kleines Familienensemble, es wurde abends gesungen und bei Festen.Als die Familie nach Kopejsk zog, absol-vierte Albert eine Musikschule und arbei-tete mit Kindern und Jugendlichen im Pio-nierpalast. Auch im Armeedienst lernte er Menschen kenne, die seine Leidenschaft für Musik teilten. Das bestätigte ihn noch mehr, einen richtigen Lebensweg gewählt zu haben.Albert Berns arbeitete mit großem Enga-gement sowohl mit Kindern als auch mit Erwachsenen. Er leitete zwei Ensembles und komponierte Lieder. Seine erfolg-reichen Auftritte auf der Bühne wurden vom Kultusministerium ausgezeichnet. Der größte Wunsch von Albert und seinen Musikern war, den Zuschauern Freude zu schenken. Darüber sagte er: „Etwas be-kommen sie von mir, aber auch ich von ihnen.“Was hat dem Leiter der beiden Ensemb-les geholfen, so erfolgreich zu arbeiten? Er war der Meinung, dass jede gute Sache zählt, wenn sie richtig ist. Die Selbstän-digkeit war für ihn kein Spiel, sondern eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit. Albert war von Natur aus ein ehrlicher, gewissenhafter Mensch, der anspruchs-voll gegen sich selbst war und dasselbe von anderen verlangte.Wie viele Lieder und Musikstücke hat er vorbereitet! Am besten drücken diese Wor-te es aus: „Und jedes Jahr wird zum Lied, wenn man in die Arbeit die Seele, die Tat, schöpferische Kraft und Ideen einbringt.“

Er konnte die anderen davon überzeugen, was er für wichtig und notwendig hielt, ohne viel zu reden, ohne Eile, nur durch Logik, Konsequenz und Taktgefühl. Nicht nur ein feines Gehör und ein besonderes Gefühl für Lieder besaß der Musiker, son-dern er konnte auch die Möglichkeiten der Sänger erkennen.Als das Deutsche Schauspieltheater Te-mirtau ein Gastspiel in Kopejsk gab, ge-wann es sein Herz. Albert kam auf die Idee, ein deutsches Ensemble zu gründen und den Menschen mit deutscher Volks-musik Freude zu schenken. In der Gruppe „Kristall“, so der Name des Ensembles, versammelte Albert auch Teilnehmer, die talentiert waren, aber nicht unbedingt eine musikalische Ausbildung hatten. Der erste Auftritt fand 1987 im Dorf Dobrinka an der Wolga statt, wo sich damals vor 225 Jahren die ersten deutschen Kolonisten ansiedelten.Albert Berns war die Seele des Ensemb-les. Seine große Liebe zur Musik, sein sprühendes Engagement, seine Toleranz und großartige Geduld bei der Arbeit und im Umgang mit Menschen halfen ihm, in kürzester Zeit erstaunliche Fortschritte zu machen.Im Februar 1990 bekam „Kristall“ eine Einladung vom Deutschen Schauspielthe-ater nach Alma-Ata. Auch meine Gesangs-gruppe „Morgenlicht“ aus Kasachstan war dabei. Es war ein unvergessliches Treffen, und so begann unsere Freundschaft. Das Schicksal führte uns oft zusammen (Festi-val der deutschen Kultur in Alma-Ata und Moskau, Unionsfestival der Volksmusik in Bolscheretschje, Omsk, Bundestreffen der Deutschen aus Russland in Stuttgart).Im Juni 1992 trafen wir uns beim Festi-val in Moskau, dann dank der Einladung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Stuttgart. In kleinen Hotel-zimmern in Moskau und Stuttgart versam-melten wir uns alle zum Singen. Albert

nahm sein Akkordeon, und wir hielten den Atem an. Er bezauberte uns mit sei-nem Spiel und seinem unwiderstehlichen Lächeln. Seine Finger fl ogen über die Tas-ten, die Augen strahlten vor Freude. Sei-ne Improvisationen waren einmalig, wir konnten nur staunen.Ein großes Erlebnis war es, als die Gruppe „Kristall“ zu uns in das Dorf Sowetskoje, Nordkasachstan, kam. Gemeinsame Pro-ben, Konzerte in verschiedenen Dörfern - die Zuschauer waren begeistert. Eine wunderschöne Zeit! Das Wichtigste - wir alle waren gute Freunde geworden. Das alles hatten wir Albert zu verdanken, weil er seine Musiker und die Sängerin Irina Stauch überredet hatte, nach Nordka-sachstan zu kommen. Wir waren damals wie eine große Familie, teilten Freude und Sorgen.Ich bewunderte sein Talent, seine organi-satorischen Fähigkeiten, seinen feinfühli-gen Umgang mit Menschen. Immer offen und hilfsbereit, widmete er sein ganzes Leben der Musik. Er komponierte auch hier in Deutschland Instrumentalmusik, die er auf seiner CD „Altstadtfest“ präsen-tierte. Seine Gedanken und Gefühle kann man spüren und teilen, wenn man diese Melodien hört. Mein Lieblingsstück ist „Die Ballade für die Enkelin“.18 Jahre lang leitete Albert Berns den kirchlichen Frauenchor in Holtorf und den kirchlichen Posaunenchor in Markt-lohe, arbeitete in der Musikschule und leitete den Chor der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Nienburg, seiner Heimatstadt hierzulande. Dem Engagement von Albert Berns ist es zu verdanken, dass die Qualität und die ge-sanglichen Leistungen der Sängerinnen weiterentwickelt und gesteigert werden konnten.Ab 2001 wurde das "Nienburger Doppel-quartett" von Albert Berns geleitet, der eine besondere Vorliebe für Jazzmusik hatte und selbst vierstimmige Liedersätze für das Quartett schrieb. Die Sänger des "Doppelquartetts" betonen: „Wir haben schon viel von Albert Berns gelernt.“ Mit ihrer klassischen und modernen Musik so-wie geistlichem Liedgut begeisterten sie immer ihre Zuschauer. „Mit ganz großer Treue, Hingabe, Pünktlichkeit und Gewis-senhaftigkeit hat er seine Arbeit getan", so charakterisierte ihn Pastor Horst Seivert von der kirchlichen Gemeinde.Die Mitglieder der Jazz-Band „Happy Jazz Paraders" werden Albert sicher am Klavier vermissen. Sie bildeten eine fröh-

Albert Berns - sein Leben,seine Welt war Musik

Albert Berns

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ZUM GEDENKEN

41 VOLK AUF DEM WEG Nr. 3 / 2012

Ein schweres Schicksal, ein schweres Leben

Luzia Bestvater

Zum 15. Todestag meiner lieben MamaLUZIA BESTVATER

geb. Neumann24.5.1918 - 7.5.1997

Der Kampf des Lebens ist zu Ende,/ vorbei ist aller Erdenschmerz./ Nun ruhen aus die müden Hände,/ still steht ein gutes Mutterherz.

Mein Mama wurde im Dorf Elisowet-Pol, Pulinskij Kreis, Gebiet Kiew, geboren. Ihre Kindheit mit den Eltern in einem idyllischen Ort war schön. In dem Dorf wuchs alles, Weintrauben, Wassermelo-nen, Äpfel, Birnen und viel Gemüse. Sie war, wie auch alle anderen, ein fröhliches Mädchen.Doch ihre glückliche Kindheit dauerte nicht lange. 1927 ging sie zur Grundschu-le, die sie aber nur dreieinhalb Jahre lang besuchen konnte, bis 1931 eine Hungers-not ausbrach. Später, im Jahr 1939, zog die Familie in das Dorf Leninpol im Kau-kasus, denn in der Familie waren sieben kleine Kinder und der Hunger zu groß.Es waren schlimme Zeiten für die ganze Familie, besonders für die älteste Tochter Luzia. Sie musste zu Hause bei der Ar-beit kräftig mithelfen und hatte als junges Mädchen nicht viel Freizeit, um das Le-ben zu genießen.Mit 18 Jahren heiratete sie den jungen Burschen Theodor Amen, geb. 1914. Das junge Glück dauerte jedoch nicht lange, weil 1941 der Zweite Weltkrieg in die Sow jetunion kam. Theodor musste im September 1941 zur Arbeitsarmee.Im späten Herbst 1941 wurde Luzia mit ihrer kleinen Tochter Elvira nach Kasachs-tan deportiert. Es war eine schlimme, schwere Zeit für die junge Frau und das Kind. Manchmal hatten sie nichts zu es-sen, manchmal wären sie fast erfroren, aber es interessierte keinen, sie war auf sich allein gestellt.Mit dem Zug, dem Pferdegespann und zu Fuß kamen sie nach drei Monaten endlich im Gebiet Akmolinsk, Kasachstan, an - bei Temperaturen von 40, 45 Grad unter Null.Hier wurden sie auch von keinem erwar-tet, wie man es ihr versprochen hatte. Um die kleine Tochter und sich zu ernähren, musste sie schwer arbeiten, als Melkerin, Züchterin bei den Kälbern und Putzfrau.Von ihrem Mann, der nicht wusste, wo seine Familie war, erhielt sie keine Nach-richt. Sie sah ihn nie mehr wieder. Erst nach dem Krieg, viele Jahre später, erfuhr sie, das er 1943 verschollen war.1950 heiratete sie ihren zweiten Mann Ja-kob Bestvater, der drei Kinder hatte und nach der Arbeitsarmee zurück nach Hau-se gekommen war. Seine Frau war in den Kriegsjahren verhungert.

Zusammen waren es nun fünf Kinder, eine große Familie mit vielen Problemen, aber Luzia meisterte alles bestens. In der Familie wurden noch sechs Kinder gebo-ren, von denen jedoch drei schon sehr früh starben.Wie in vielen anderen Familien war auch das Leben meiner Mama nach dem Krieg mit viel Arbeit und Not verbunden. Man war in steter Sorge um das Essen, die Kleidung und die alltäglichen Dinge.1964 verstarb unser Vater nach langer Krankheit. Und wieder lagen auf den Schultern unserer Mutter alle Sorgen um die Kinder, um den Haushalt, um das Geld, und wieder stand sie ganz allein da mit den Kindern, aber sie hat alles selbst gemeistert, alles konnte sie, ob es Frauen-arbeit war oder Männerarbeit.Bis zur Ausreise nach Deutschland 1995 war ihr ganzes Leben ein harter Weg und ein Kampf ums Überleben. Jetzt aber war sie glücklich, endlich in Deutschland zu Hause zu sein und das Leben genießen zu können.Doch leider hatte das Leben große ge-sundheitliche Schäden hinterlassen, un-sere Mutter war sehr krank. Immer wie-der hat sie um ihre Gesundheit gekämpft, wollte mit ihren Kindern und Enkeln hier glücklich sein.Am 7. Mai 1997 hörte dann ihr gutes Mut-terherz auf zu schlagen. Unsere Mama war eine sehr starke Frau, die uns Kinder durch das Leben führte und uns den Weg zeigte. Von ihr konnte man vieles lernen.In all den Jahren seit ihrem Tod lebt unse-re liebe Mama in unseren Herzen. Irina Bestvater

liche Truppe in Sachen Jazzmusik. Sich in fröhlicher Runde mit netten Menschen, bei guter Laune zu treffen, den Alltag zu vergessen und dabei getreu ihrer Devise: „Keep swinging!" herrlichen Jazz zu ge-nießen – Albert war mit Herz und Seele dabei.Wie viel Kraft besaß dieser Mensch! Er arbeitete unermüdlich und kämpfte gegen seine heimtückische Krankheit an. Die Musik gab ihm die Kraft, und seine Ehe-frau Nina unterstützte ihn und half, wo sie nur konnte. Auf seinen Wunsch lernte sie Akkordeon spielen und machte in seiner Akkordeongruppe mit. Darüber war Al-bert sehr glücklich, weil er einen Men-schen gefunden hatte, der ihn verstand und seine Musikleidenschaft teilte.Als ich Albert fragte, ob er mir das Arran-gement für meine Lieder schreiben könn-te, bekam ich sofort die Antwort: "Ja! Ich helfe dir, Lina." Später hat er mir anver-traut, dass er Chemotherapie bekommt. Ich dachte: „Mein Gott! Der Mensch muss um sein Leben kämpfen, und ich komme da mit meinen Liedern!"Seine Frau Nina teilte mir mit, dass Albert noch in tiefer Trauer um seine kurz davor verstorbene einzige Tochter gewesen sei, diesen schweren Verlust nicht verarbeiten könne. Meine Lieder haben ihn abgelenkt; er stürzte sich Hals über Kopf in die Ar-beit. Ich habe seine Hilfe gebraucht, er kam mir entgegen, wie immer. Auf mei-nen CDs „Spiel, Harmonika!" und „Mein Heimatdorf“ arrangierte er viele Lieder, dafür bin ich ihm unendlich dankbar!Es ist bewundernswert, wie tapfer und mutig er war, wie er um das Leben kämpf-te, ohne zu klagen oder Mitleid zu suchen. Freunde und Musik gaben ihm diese Kraft.In meinem Lied „Schenk den Menschen Freude" sind Worte, die wunderbar zu Al-bert passen, weil er mit seiner Musik den Menschen fröhliche und glückliche Au-genblicke schenkte. „...Schenk den Men-schen Freude,/ Dann wirst du glücklich sein!/ Treu sei deinen Freunden,/ Dann bleibst du nie allein!“Ich danke dem Schicksal, dass es mir die Möglichkeit gegeben hat, in meinem Le-ben einen so wunderbaren Menschen zu treffen. Wir alle, seine Freunde und Fans, werden ihn nie vergessen! Er bleibt in un-seren Herzen, in unseren Erinnerungen, weil seine Musik weiterlebt.Es tut mir unendlich Leid, dass sein Herz viel zu früh aufgehört hat zu schlagen, er hätte uns noch so viel Freude mit seiner Musik schenken können. So viele Pläne und Träume konnte Albert nicht mehr verwirklichen. Aber es klingt die Musik, seine Musik. und da möchte man leben! Danke, Albert, für alles Schöne!

Lina Neuwirt, Appetshofen, Bayern

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ZUM GEDENKEN

42 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

JOHANNWARKENTIN geb. 11.5.1920 inSpat/Krimgest. 9.5.2012 inBerlinRaubt der Sturmein Blatt vom Baume,reißt ein Stern insSchwarz des Raumes

seine momentane Spur,so vergehen sie für immer.Niemals kehrt erloschner Schimmerneu zurück in der Natur.Nur die Menschen überragen,kühn vom Schöpfergeist getragen, dieses grausame Gesetz, denn in dem, was sie gestalten, bleibt ihr Wesenszug erhaltenunversehrt und unverletzt. Johann WarkentinWir trauern um unseren lieben Vater und Großvater. Du bleibst für immer in unseren Her-zen.Lilli, Alexander, Lydia und Julia.

GERTASCHAUFLERgeb. 16.4.1918 inKöppental/Russland gest. 19.3.2012 inNetphenWir haben Ab-schied genommen von meiner lieben

Mutter und Schwiegermutter, unserer Oma und Uroma, meiner Schwester und unserer Tante.Wo du jetzt bist, dort ist Frieden, dort ist Licht.Du bleibst in unseren Herzen, wir vergessen dich nicht.In Liebe und Dankbarkeit: Rudolf und Lidia Schaufl er, Enkel, Urenkel, Bru-der, Nichten und Neffen.

In liebevoller Erinnerung.Zum 5-Jahres-Gedenken

KATHARINARONNgeb. Walisergeb. 24.3.1923 inLandau/Odessagest. 11.6.2007 inNagoldWo du jetzt bist, dort ist Frieden,dort ist Licht.

Du bleibst bei uns in unseren Herzen,wir werden dich nie vergessen.In Liebe und Dankbarkeit: deine Toch-ter Katharina und Josef, deine Enkel Helene, Irene und Waldemar, Urenkel Angelika und Erika.

Wir nehmen Abschied von meiner über alles geliebten Frau und Mutter unserer KinderOLGA LEICHTgeb. Reichertgeb. 26.10.1929 inLustdorf/Odessagest. 9.3.2012 inTreschlingen/Heilbronn

Dein gutes Herz hat aufgehört zu schlagen,du wolltest doch so gerne bei uns sein.Gott, hilf uns, diesen Schmerz zu tragen, denn ohne dich wird alles anders sein. Was wir an dir verloren,versteht so mancher nicht.Nur die, die wirklich lieben,wissen, wovon man spricht.Dein Platz ist leer, groß ist der Schmerzund voller Trauer unser Herz.Wie schmerzvoll war’s, vor dir zu stehen,dein Leiden hilfl os anzusehen.Du warst im Leben so bescheiden, schlicht und einfach lebtest du.Mit allem warst du stets zufrieden,hab Dank und schlaf in stiller Ruh.Danke allen für ein stilles Gebet, eine stumme Umarmung, für das tröstende Wort, gesprochen oder geschrieben, für alle Zeichen der Liebe und Freund-schaft, für Kränze, Blumen und Geld-spenden.In Liebe und tiefer Trauer: dein Ehe-mann Ehrenfried, Sohn Karl, Schwie-gertochter Rosa, Enkel Harry und And reas.

Zum GedenkenWILHELMSCHÜTZ

geb. 10.11.1931 inBauernheim/Charkowgest. 10.3.2012 inEspelkampAls Gott sah,dass der Weg zu lang

und das Atmen zu schwer wurden,legte er seinen Arm um dich und sagte:„Komm heim, damit du bist, wo ich bin.“Du bist erlöst von allen Schmerzen,der Abschied fällt uns allen schwer.Du bleibst bei uns in unseren Herzen,wir lieben dich und trauern sehr.In Liebe und stiller Trauer: deine Frau Erna, deine Tochter Lilli mit Kindern und Ehemann, Sohn Alex, Sohn Ja-kob mit Frau Nelli und Kindern, dei-ne Schwestern Elisabeth, Maria und Rosa.Danke an alle, die an unserer Trauer-feier teilgenommen haben.

Ein Mensch, der uns auf unserem Le-bensweg mit seiner Liebe begleitet hat,

bleibt uns für im-mer nah.

LUDMILLAMEDERgeb. Böse

geb. 27.11.1939 inHochstedtgest. 14.3.2012 inStockelsdorf

Ein Mutterherz hat aufgehört zu schlagen,du wolltest doch so gerne bei uns sein. Gott, hilf uns, diesen Schmerz zu tragen, denn ohne dich wird vieles anders sein.Es ist so schwer, dies zu verstehen, dass wir uns hier nicht wieder sehen.Nun hast du Ruh, uns bleibt der Schmerz. Schlaf wohl, du liebes Mutterherz.

In Liebe, Dankbarkeit und tiefer Trau-er: dein Ehemann Ernst und deine Töchter mit Familien.Wir bedanken uns herzlich bei allen Verwandten, Freunden und Bekannten für die Anteilnahme an unserer Trauer.

Heilbronn

Der Vorstand der Ortsgruppe Heil-bronn trauert um

OLGA LEICHTgeb. Reichert

geb. am 26.10.1929 in Lustdorf/Odes-sa.Am 20.5.1950 heiratete sie ihren Mann Ehrenfried. Mit ihm und zwei Söhnen kam sie 1978 nach Deutschland.Einer ihrer Söhne kam am 19.5.1979 bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Diesen Schicksalsschlag hat sie nie ganz verkraftet.Trotz allem war sie voller Energie und Lebensfreude; ihre Hilfsbereitschaft hat uns alle beeindruckt.Olga Leicht war viele Jahre im Vor-stand der Ortsgruppe Heilbronn tätig. Für ihre ehrenamtliche Tätigkeit wurde sie mit der bronzenen Ehrennadel der Landsmannschaft ausgezeichnet. Vom Oberbürgermeister der Stadt Heilbronn erhielt sie ebenfalls eine Auszeichnung für ihr Engagement.Ob es Stricken, Nähen, Häkeln oder das Anfertigen von Puppen war - ihr gelang alles. Unsere Bastelstunden hat sie nie ausgelassen.Olga Leicht war für unsere Ortsgruppe eine wirkliche Bereicherung und ein stets gern gesehener Gast.Vor zwei Jahren wurde sie krank und von ihrem Mann gepfl egt, bis sie von ihrem Leiden erlöst wurde.Vorsitzende Anette Stroh.

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ZUM GEDENKEN

43 VOLK AUF DEM WEG Nr. 3 / 2012

OSKAR MASER wurde am 12.9.1923 in Seebach bei Odessa geboren. Nach Abschluss einer deutschen Schule übersiedelte seine Familie nach Marienheim/Odes-sa. 1945 geriet er in

amerikanische Gefangenschaft. Von Amerikanern den Russen überstellt, wurde er zur lebenslänglichen Verban-nung nach Magadan/Sibirien verur-teilt. Dort heiratete er das junge Mäd-chen Olga und gründete eine Familie. Später übersiedelte Oskar mit seiner Familie nach Workuta und als Rentner nach Poltawa in der Ukraine.1990 wanderte er mit der Familie nach Deutschland aus. Mit seiner Frau Olga war er 64 Jahre verheiratet. Er freute sich über vier Enkel und drei Urenkel.Oskar Maser verstarb am 29.3.2012 in Hürth.Er war ein liebevoller Mann, großarti-ger Vater, Opa und Uropa. Er nahm uns unsere Sorgen liebevoll ab und sprach uns Mut zu. Er war ein talentierter Mu-siker. Sein Herz war das eines Künst-lers: sensibel, einzigartig und von Schönheitssinn geprägt.Seine Seele war wie eine zart klingen-de Melodie des Himmels, deren Wär-me wir immer noch bei uns spüren.Seine Familie.

Wir trauern umGERHART ALMENDINGER

geb. 28.2.1926in Luxemburg/Georgiengest. 31.3.2012Es weht der Wind ein Blatt vom Baum,von vielen Blättern eines. Das eine Blatt, man merkt es kaum,denn eines ist ja keines.Doch dieses eine Blatt alleinwar Teil von meinem Leben,drum wird dies eine Blatt alleinmir immer wieder fehlen. Zum 5. Todestag am 9.4.2012 trauern wir auch um die Mutter

OLGA ALMENDINGERgeb. Wegner

In Liebe und Dankbarkeit: eure Töch-ter Irene, Lili und Nelli mit Familien, sieben Enkel und acht Urenkel.

Erinnerungen sind kleine Sterne, die trös-tend in das Dunkel unserer Trauer leuch-ten.

GERTRUDSIEMENSgeb. Aenisgeb. 12.2.1920gest. 7.4.2012Allen, die sich in stiller Trauer mit uns verbunden fühl-ten und ihre liebe-volle Anteilnahme

auf so vielfältige Art zum Ausdruck brachten, danken wir von Herzen.Wir danken herzlichst allen Verwand-ten, Freunden, Nachbarn und Bekann-ten, die ihre Anteilnahme durch Wort, Schrift und Trauerspenden bekundet haben und sie auf ihrem letzten Weg begleiteten. Besonderen Dank der Praxis Dr. R. Stahn und Dr. G. Mischke für die lang-jährige Betreuung. Wir danken unseren Pfarrern Ch. Schorling und H.-M. Ahr für die geist-liche Begleitung und herzliche Gestal-tung der Trauerfeier sowie Herrn Hä-ringer für die vielseitige Hilfe.Boris und Paul mit Familien.

Zum Gedenken an HERBERTGÜNTER

geb. 1.2.1934 inNowosibirsk/Sibiriengest. 21.3.2012 in WeiterstadtDu bist befreitvon allen Schmerzen,

das tröstet uns in unserem Leid.Du bleibst und lebst in unseren Herzenfür immer und für alle Zeit.In Liebe und tiefer Trauer: deine Ehe-frau mit Töchtern, Enkeln und Uren-keln.

EMILIJAALLERBORN

geb. 1.9.1925 inHölzen/Wolgagest. 26.3.2012 inFrankfurt/MainWenn ihr mich sucht, dann suchtin euren Herzen.

Wenn ihr mich dort fi ndet,dann lebe ich in euch weiter.Dich leiden sehen, nicht helfen können,das war für uns der größte Schmerz.In Liebe, Dankbarkeit und tiefer Trau-er: dein Ehemann Alexander, Tochter Eugenie, Enkel Dimitri und Natalie.

Wir trauern umROSA GORRgeb. Rohwein

geb. 6.12.1923 inSchuck/Saratowgest. 26.4.2012 inWürzburg/BayernObwohl wir dirdie Ruhe gönnen,ist doch voll Trauerunser Herz.

Zusehen und nicht helfen können,das war für uns der größte Schmerz.Was du gegeben hast im Leben,dafür ist jeder Dank zu klein.Du hast gesorgt für deine Lieben,von früh bis spät - tagaus, tagein.Du warst bescheiden, fromm und schlichtin deinem Leben voller Pfl icht.Nun ruhe sanft und schlaf in Friedenhab vielen Dank von deinen Lieben.Ehemann Alexander und Kinder mit Familien Eisenbraun, Gorr und Wit-tenberg.

20-Jahres-GedächtnisLEONIDAEURICHgeb. Seeboldgeb. 19.5.1929gest. 31.5.1992Wer im Gedächtnisseiner Lieben lebt,der ist nicht tot,der ist nur fern.Tot ist der,der vergessen ist.

Das bist du, liebe Mama,trotz der 20 Jahre nicht.Deine Mädels.

Leg alles still in Gottes Hände:das Glück, den Schmerz,den Anfang und das Ende.O Herr, gib ihr die ewige Ruhe,und das ewige Licht leuchte ihr.

IDA VOLLMERgeb. 8.3.1937 inGroßliebental/Odessagest. 9.3.2012 inTübingen. Du hast gesorgt,du hast geschafft,bis dir die Krankheit nahm die Kraft.

Du bist erlöst von allen Schmerzen,du bleibst bei uns in unseren Herzen.In Liebe, Dankbarkeit und tiefer Trau-er: deine Schwester Anna, Tochter Vera, Enkelin Ida, Nichten Nelli und Irene mit Familien.Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Verwandten, Freunden und Be-kannten für die Blumen, Kränze, Spen-den und die liebevolle Anteilnahme an unserer Trauer.

Page 44: VadW Mai 2012

KULTUR

44 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Johann Bär:„Ich fühle mich als Europäer...“

Der Lyriker, Liedermacher und Journalist Johann Bär ist in beiden Sprachen zu Hause. Seit

Jahren publiziert er seine Gedichte und Lieder im Almanach „Russlanddeut-sche Literaturkalender“, verschiedenen Anthologien und Literaturzeitschriften und hat einige Buchveröffentlichungen in Deutsch und Russisch aufzuweisen. Am 25. März 2012 ist er 50 Jahre alt geworden.

1962 in der Altairegion (Malinowoje ose-ro), dem sibirischen Verbannungsort sei-ner Eltern, geboren, wuchs Bär ab 1969 in Kirgisien auf. 1982 zog er nach Usbekis-tan in die Stadt Fergana, wo er ab 1985 als freier Fotograf arbeitete. 1987 wurde ihm nach einigen Protestaktionen in Moskau und der Niederlegung der sowjetischen Staatsbürgerschaft die Ausreise nahe ge-legt. 1989 wanderte Bär mit seiner Fami-lie nach Deutschland aus; in Bonn fand er eine neue Heimat. In den Jahren 2000-2005 arbeitete er als Journalist, Redakteur und Verleger, seit 2005 ist er freiberufl i-cher Psychologe und Coach.Dichten bedeutet für Bär Lebensart; es ist nicht nur die Fähigkeit zu reimen - als Dichter muss man geboren sein. Er begann bereits 1980 lyrische Texte zu schreiben, zuerst auf Russisch. In Deutschland ver-sucht er sich seit 1993 auch in deutscher Sprache.Die Antworten auf Fragen, die er in seinen Gedichten stellt, sucht er im Glauben und im Dialog mit sich und Gott. Auch der Konfl ikt um die Ausreise nach Deutsch-land erhält immer stärkeres Gewicht. Zer-rissenheit, Hell-Dunkel-Kontraste, Weg und Orientierungssuche sind auch die zent-ralen Themen in seiner deutsch geschrie-benen Lyrik der frühen 1990er Jahre: Ich hänge zwischen Tag und Nacht/ an einem Seil der fremden Wünsche. („Ikarus“)Johann Bärs literarisches Vorbild war schon immer die russische Dichterin Ma-rina Zwetajewa; ihre Poesie hat ihn be-einfl usst und beeindruckt. „Immer, wenn ich in Freiburg bin, besuche ich das ge-mütliche Familienrestaurant, Stammlokal der Zwetajews während ihrer Schwarz-waldaufenthalte“, erzählt er. Auch Anton Tschechow hat ihn beeinfl usst, ebenso wie Milan Kundera, Martin Walser und ande-re. „Nach wie vor lese ich immer wieder Rainer Maria Rilke“, so Bär.Viele der in den 1990er Jahren entstande-nen Gedichte beschäftigen sich mit dem Thema Fremdsein: Jetzt atme ich zusam-

men mit dem Wohlstand/ Schlafl osigkeit und Wut und manchmal Angst./ Du fl iehst aus der Gefangenschaft und Fremde/ ins Fremde, wo du niemals bleiben kannst („Die Frage war so einfach“).Zwar dominiert der schwermütige Grund-ton, die Wortbilder sind aber abwechs-lungsreich und ausgereift: Stramm/ streckt/ der Sträfl ing/ seinen Köper/ dem frischen Wind entgegen/ Wer/ will/ wagen/ ihm die Freiheit/ zu träumen zu verbieten/ Lass/ lieber/ los/ was schon immer frei war. („Ausbruch“)Noch viel mehr an Schärfe gewinnen die deutsch verfassten Gedichte durch die Op-position von Begriffen und Wortbildern. Das Gut/ und Böse - wie die Schatten an der Leinwand/ ist schwarz auf weiß zu se-hen/ was ich früher tat. („Nur Mut“)Die lyrischen Texte der letzten Jahre sind weicher gezeichnet. „Heute schreibe ich keine Gedichte im eigentlichen Sinne, sondern gereimte Entwürfe, Überlegun-gen oder Monologe, die manche als Ge-dichte bezeichnen. Die Gedichte vor mei-nem Leben in Deutschland waren voller Dramatik und Aussichtslosigkeit. Da sich mein Leben und meine Lebenshaltung verändert haben, haben sich auch die Tex-te verändert“, erzählt Bär.Das Leben mit all seinen Facetten gibt ihm Themen vor – sei es ein Besuch in einem italienischen Restaurant, ein Spaziergang im Park oder ironische Überlegungen über das eigene Alter. Das Leben sei mehr als die Suche nach dem Sinn des Lebens. „Sobald wir glauben, den Sinn erkannt zu haben, grenzen und engen wir unser Le-ben ein“, so die Erkenntnis des Dichters und Menschen Bär.Auch innerlich ist er längst angekommen. „Ich fühle mich als Europäer, die euro-

Johann Bär

päische Kultur steht mir sehr nahe, auch meine heutige Weltanschauung basiert auf den Grundsätzen der christlichen europä-ischen Kultur“, sagt Bär. Nachdem er ei-nen komplizierten Sich-Findungs-Prozess hinter sich hat, bezeichnet er sich selbst heute als Stoiker (Angehöriger der Stoa, Vertreter des Stoizismus – weit reichende Philosophie und Geisteshaltung, wobei man in Übereinstimmung mit sich selbst und der Natur lebt; Anm. der Red.).Wichtig für ihn ist auch, dass er ein glück-licher Familienvater ist. Seine Kinder (Sohn und Tochter) sind auch seine Freun-de, mit denen er seine Gedanken und sei-ne Weltanschauung teilen kann.

VadW, Nadja Runde

Bonn:Herzlich willkommen zumliterarischen Nachmittag mit Gitarrenmusik!

Am 5. Mai veranstaltet der Litera-turkreis der Deutschen aus Russ-

land mit Unterstützung des Vereins zur Förderung russlanddeutscher Wissen-schaftler und Akademiker von 14 bis 16 Uhr in der Internationalen Begegnungs-stätte in Bonn (Quantiusstr. 9, direkt hinter dem Hauptbahnhof) einen lite-rarischen Nachmittag unter dem Motto „Komm, lieber Mai…“, der von Agnes Gossen-Giesbrecht moderiert wird.

Im Programm:Präsentation neuer Bücher: „Literaturblät-ter der Deutschen aus Russland“, „Es war einmal. Liedgut der Deutschen aus Russ-land“, „Anziehungskraft“ - Gedichte und Prosa von Lalita Bauer, Erzählungen von Sylvia Hofmann und Martin Thielmann, Gedichte von Agnes Gossen-Giesbrecht und Ellen Frick.Den musikalischen Rahmen gestalten Dimitri German und Angelika Miller mit Liedern zur Gitarre.

Autorenseminarim St.-Hedwig-HausOerlinghausen

Vom 18. bis 20. Mai 2012 veranstal-tet der Literaturkreis der Deut-

schen aus Russland im St.-Hedwig-Haus Oerlinghausen (Hermannstr. 86) ein Autorenseminar mit der Wahl eines neuen Vorstandes.

Im Programm unter anderem:• Lesung und musikalische Beiträge;• Lesung und Besprechung von Texten;• literarisch-musikalischer Abend mit ein-

geladenen Gästen unter dem Motto „Freie Wahl der Autoren“.

Weitere Infos unter 05202/9165-11.

Page 45: VadW Mai 2012

KULTUR

45 VOLK AUF DEM WEG Nr. 3 / 2012

Artur Rosenstern: „Planet Germania“Erfolgreiches Debüt eines jungen Autors

Artur Rosenstern, „Planet Germa-nia“, Schardt Verlag, Oldenburg 2012, 155 S., ISBN 978-3-89841-

628-3

Artur Rosenstern, 1968 in Kasachstan ge-boren, reiste 1990 nach Deutschland aus und war zunächst als Privatmusiklehrer tätig. Nach dem Studium der Musik- und Medienwissenschaft sowie der Mittel-alterlichen Geschichte arbeitete er u.a. für bekannte Musikverlage im Bereich Musikedition sowie als Übersetzer für die russische Sprache. Er veröffentlichte Kurzgeschichten in Anthologien und im Almanach "Literaturblätter der deutschen Autoren aus Russland (2011)".„Planet Germania“ ist das erste Buch des relativ jungen Autors Artur Rosenstern: Mit dem Untertitel „Über die Chance, fremd zu sein" erzählt es über zwei junge Einwanderer aus Kasachstan.„Lichtjahre sind manche Völker und ein-zelne Menschen voneinander entfernt, als lebten sie auf verschiedenen Planeten, als seien sie nicht gewillt zu verstehen, dass der Verstand, der uns gottgegeben ist, vor allem dazu da ist, um Brücken zueinander zu bauen und nicht ausgeklügelte Kriege gegeneinander zu führen", schreibt der Autor im Nachwort. Das Zitat ist auch der Schlüssel zum Titel und Inhalt seines Buches.Wie integriert man sich, ohne die fremde Sprache und Kultur zu kennen, wie wird man „etwas“, reich und erfolgreich? Und genügt das eigentlich, um glücklich zu sein? Auf dem Titelblatt des Buches se-hen wir einen alten sowjetischen Koffer auf einem weißen Regal an einer Wand mit einer alten, etwas verschmutzten und rissigen Tapete mit Elefantenmuster. Ele-fanten sammelten unsere Großmütter als Glücksbringer.Und mit einem solchen Koffer, in dem sein Saxophon, eine Bratpfanne und ein Kochtopf zwischen den notwendigsten Sachen verstaut sind, kommt Andrej, ein junger Deutscher aus Kasachstan, auf der Suche nach seinem Glück und seiner Identität nach Deutschland.In der ersten Zeit sieht er Deutschland als Wunderland, in dem er sich sehr verlo-ren fühlt und seinen eigenen Platz sucht. „Hascht du was, bischt du was, hascht du nichts, bischt du nichts", belehrt den Neuankömmling sein Onkel, der ihn am Flughafen abholt, im von den Vorfahren geerbten Dialekt. Dieser Satz bereitet And rej schlafl ose Nächte. Er möchte gern

„etwas“ werden in dieser Gesellschaft, und zwar ein echter "Wessi", und er träumt auch von einem fl otten Auto.Die Passagen über das Arbeitsamt, in dem der mürrische Arbeitsvermittler keine Verwendung für den ehemaligen Zirkus-musiker hat, werden Tausenden russland-deutscher Akademiker, deren Diplome in Deutschland nicht anerkannt wurden, sehr bekannt vorkommen. Rosensterns Schrift-stellerkollege Alexander Reiser hat in sei-ner Erzählung „Dialog im Arbeitsamt" ein solches Gespräch als Dialog zwischen zwei Außerirdischen bezeichnet.Der Traum vom schönen Leben verschiebt sich um ein Jahr, bis Andrej beschließt, einen Sprachkurs zu besuchen, um per-fektes Deutsch zu erlernen - vor allem auch, um das Wort "Hannover" richtig auszusprechen (nicht "Gannover") und seine Einwohner nicht als "Ganoven" zu bezeichnen. Gleichzeitig möchte er den Geheimnissen der deutschen Mentalität, des Deutschseins, auf die Spur kommen.Vorerst fühlt er sich genauso fremd wie sein ehemaliger Nachbar, der Kasache Murat, der auf verschlungenen Wegen ebenfalls nach Deutschland gekommen ist - mit dem Ziel, Millionär und später Präsident von Kasachstan zu werden. Am Anfang haben sie nur die Chance, fremd zu sein. Das ist eine der ersten Erfahrun-gen aller Einwanderer. Sie treffen sich im Sprachkurs und halten zusammen in dieser noch fremden Welt, in der sie sich unbedingt behaupten wollen.

Der abenteuerlustige und temperament-volle Murat mit seinen Zielen und der Überzeugung „Geld ist alles" kann sich kaum in Deutsch verständigen, ist aber ständig auf der Suche nach kleinen Ne-benjobs, die sich mit der Zeit ganz sicher als Goldgruben erweisen werden... Und wenn es Tomaten aus Kasachstan sind, die er später nach Deutschland importieren will, weil ihm die deutschen oder hollän-dischen Tomaten nicht schmecken.Andrej ist geduldiger, nachdenklicher und bescheidener in seinen Wünschen, aber welcher junge Mensch träumt nicht von einem Wunder, einem schnellen Aufstieg in der neuen Welt? Wenn er auch nicht so begeisterungsfähig ist wie das Naturkind aus der kasachischen Steppe mit seinem ungebrochenen Optimismus und Unter-nehmungsgeist, lässt er sich doch immer wieder von Murat mitreißen, der immer neue „todsichere" Quellen des späteren „Reichtums" fi ndet - irgendwelche über-teuerten Versicherungs- oder Gesund-heitsprodukte wie Merinoschafbetten oder wundersame Superkochtöpfe, die imstande sind, von ganz allein Speisen zuzubereiten.Andrej berichtet über diese Versuche, die immer wieder zum Scheitern verurteilt sind, mit feinem Humor und gesunder Skepsis. Dabei spricht er vielen Deut-schen aus Russland aus dem Herzen. Viele von Artur Rosenstern beschriebene Situationen sind dieselben Fettnäpfchen, in die sie in den ersten Jahren in Deutsch-land getreten sind, deshalb lacht man auch gerne über sie. Der Autor ist ein guter Be-obachter und beherrscht die Kunst, jede neue Szene mit humorvollen Details aus-zustatten und gleichzeitig tiefgründig zu analysieren.Das Buch von Artur Rosenstern ist le-senswert, in gutem, fl üssigem Deutsch ge-schrieben, zum Lachen und Nachdenken geeignet, zum Lesen und Verschenken, aber auch, um die geschilderten Probleme öffentlich zu diskutieren.Das würde auch dem Wunsch des Autors entsprechen, der im Nachwort schreibt: „Sollte das Buch nur ein Stückchen zum Bau dieser (zwischenmenschlichen) Brü-cken, ein Sandkorn zur besseren Verstän-digung zwischen Deutschen und Russen beitragen, sollte es hier und da ein Lä-cheln entlocken, so hat es seinen Zweck erfüllt."

Agnes Gossen-Giesbrecht,Mitglied des deutschenSchriftstellerverbandes

Page 46: VadW Mai 2012

KULTUR

46 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

Integrationspreis für den Musiklehrer Viktor Dukart

Viktor Dukart

Bei der ersten Vergabe des Integ-rationspreises für den Landkreis Kelheim wurde der Deutsche aus

Russland Viktor Dukart (54) geehrt. Mit ihm würdigte die Jury die Leistung eines Mannes, der sich seit 20 Jahren um den interkulturellen Dialog bemüht und für das Zusammenleben verschie-dener Kulturen einsetzt.

Die Jury entschied sich für den Musikleh-rer aus Bad Abbach, obwohl es im Land-kreis „viele Beispiele für gelungene Integ-ration und Integrationsbemühungen gibt", so Martin Neumeyer (MdL), Integrati-onsbeauftragter der Bayerischen Staats-regierung und Vorsitzender des Integrati-onsarbeitskreises, bei der Preisverleihung am 25. März im Katholischen Pfarrsaal in Bad Abbach. Von ihm kam die Initiative zur Vergabe des Preises. Damit wird ein symbolkräftiges Zeichen für eine offene und integrationsfähige Gesellschaft ge-setzt – immerhin hat ein Viertel der 12,5 Millionen bayerischen Bürger einen Mig-rationshintergrund. Bei dem Festakt spiel-ten Viktor Dukarts Schüler.Der Bürgermeister von Bad Abbach, Lud-wig Wachs (CSU), stimmte den Laudato-ren Martin Neumeyer und Johannes Benz zu, mit Viktor Dukart den richtigen Preis-träger gefunden zu haben. Durch sein bei-spielhaftes Engagement sei Dukart Wer-beträger und Aushängeschild nicht nur für Bad Abbach, sondern auch für den gesam-ten Landkreis Kelheim.Dukart selbst hält es für selbstverständ-lich, dass er sich in diese Gesellschaft ein-bringt: „Man kann nicht nur für sich selbst leben und nichts für die Gesellschaft tun." Er freute sich über den Preis, der eine An-erkennung seiner Arbeit sei und ihm neue Kraft geben werde. Gleichzeitig nutzte er die Gelegenheit und danke seinem Hei-matort und dem Landkreis für die Unter-stützung, die er bei seinen Projekten im-mer wieder erfahren habe.

Neuanfang in Deutschland

Viktor Dukart kann auf viele Erfolge in seinem Leben zurückblicken – die private Musikschule Bad Abbach "PriMus" ge-hört dazu. Der Name Dukart ist hier ein Begriff, ob es nun um die Musik oder die Erfolge der Schüler und der Musikschule geht.Viktor und Rimma Dukart kamen mit ihrer Familie 1992 aus Kasachstan nach Deutschland. Ihre Vorfahren wurden in den 1940er Jahren aus dem Schwarzmeer-gebiet nach Kasachstan deportiert. Ein

gefragter Lehrer war Viktor Dukart schon in Kasachstan. Er schloss sein Musikstu-dium mit Auszeichnung ab und arbeitete als Musiklehrer und Orchesterdirigent.In Deutschland fi ngen die Dukarts wie viele andere Deutsche aus Russland auch mit Sprachkurs und Aushilfsjobs an. Die Musik wollte Viktor Dukart jedoch nicht an den Nagel hängen, und so bewarb er sich überall als Musiklehrer. Als er in Bad Abbach mit einem Lehrauftrag für nur eine Stunde pro Woche begann, war die Musikschule noch in kommunaler Hand und nicht eben erfolgreich.Im September 1999 übernahm Dukart die Musikschule mit 100 Schülern, seitdem hat sich deren Zahl mehr als verdoppelt. Inzwischen haben die Talente aus Bad Abbach bei regionalen und landesweiten Musikwettbewerben ihr Können mehrfach unter Beweis gestellt und Spitzenplätze belegt. Jahreskonzerte und andere Auftrit-te der Musikschule mit anspruchsvoller Musik aller Stilrichtungen gehören längst zum festen Bestandteil des Kulturlebens in Bad Abbach und Umgebung.Auch Viktor Dukarts drei Kindern liegt die Musik im Blut. Karina Dukart unter-richtet Klavier in der Musikschule. Regi-na (Geige) und Gabriel (Akkordeon) sind mit Musik aufgewachsen und hatten den Vater als hauseigenen Musiklehrer. Beide haben sich inzwischen zu virtuosen Inter-preten entwickelt. Und wenn Viktor Du-kart mit seinen Kindern ein Konzert gibt, steht Hochwertiges auf dem Programm.

"Der Beste Musiklehrerder Welt“Die mehr als 200 Schüler werden von zwölf qualifi zierten Pädagogen unter dem Motto „Durch innovativen Musikunter-richt und Spaß zum Erfolg“ unterrichtet. Das kann sich sehen lassen: Akkordeon, Blockfl öte, Geige, Klavier, E-Gitarre, Gitarre, Keyboard, Melodica, Querfl öte, Schlagzeug, Trompete, Klarinette und Sa-xophon, Chor, Gesang (Rock, Pop, Jazz) und musikalische Früherziehung. Ein Ak-kordeonorchester, ein Querfl ötenensemb-le und ein Gitarrenensemble vertreten die Musikschule bei Kulturveranstaltungen.Auf Qualität und Motivation legt Viktor Dukart viel Wert und schickt seine Schü-ler regelmäßig zu Musikwettbewerben wie „Jugend musiziert“, „Fränkischer Harmonikatag“, „Fröhliche Harmonika“ oder „Landesentscheid Deutscher Ak-kordeonmusikpreis“, wo sie ihr Können schon mehrmals unter Beweis stellten.Bei den verschiedensten Wettbewerben sind Dukarts Schüler mit Preisen über-

häuft worden. Einige von ihnen sind rich-tige Profi s und immer wieder ganz vorne mit dabei. So erspielten sich seine Schüler beim „Fränkischen Harmonikatag“ (Soln-hofen 2006) knapp die Hälfte!Ein Beweis, dass er mit seiner Schule auf dem richtigen Weg ist, ist ein Sonderpo-kal von seinen Schülern mit der Inschrift „Viktor Dukart: Der beste Musiklehrer der Welt“.

Brücke für die Integration

„Dukart genießt hier hohes Ansehen“, hob Johannes Benz in seiner Laudatio hervor, und Viktor Dukart betonte: „Bad Abbach ist meine Heimat geworden." Seine Fami-lie und er fühlten sich hier wohl. Von An-fang hätte sie gemäß der Erkenntnis ge-lebt, dass sprachlicher Kontakt und Erfolg für die Integration wichtig sind.Viktor Dukart unterstützt Zuwanderer vor allem deshalb, damit sie hier „Halt und Heimat“ fi nden. Es geht ihm um die Ein-beziehung benachteiligter Menschen. Da-bei betont er immer wieder: „Ich mache nur ganz normal meine Arbeit." Seit ei-nigen Jahren arbeitet er eng mit der Orts-gruppe Regensburg der Landsmannschaft zusammen und ist Teilnehmer vieler Kul-turveranstaltungen.In seinen 20 Jahren in Deutschland hat Viktor Dukart bewiesen, dass er ein Pro-jekt mit Energie und Akribie verfolgen kann. Eine Zeitlang wird der Musiklehrer jetzt auch Bauherr, denn derzeit errichtet er ein neues Schulgebäude in der Ortsmit-te. Wir wünschen diesem Vorhaben gutes Gelingen!

VadW

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KULTUR ANZEIGE

47 VOLK AUF DEM WEG Nr. 3 / 2012

„Auf Flügeln des Gesanges“

Die Teilnehmer des Konzertes im Nürnberger Hirsvogelsaal. Foto: Georg Hutter

Der Hirsvogelsaal im Nürnberger Museum Tucher-schloss mit der reich verzierten Wandvertäfelung gilt als bedeutendster Renaissance-Innenraum nördlich

der Alpen und eignet sich hervorragend für kleine, aber feine Konzerte.

Dem Nürnberger Kulturbeirat zugewanderter Deutscher gelang es mit der Wahl dieses Spielortes und mit Liedern von Georg Meyndt (1852-1903, einem der ersten und bedeutendsten sie-benbürgischen Mundart-Liederdichter), am 25. März zahlreiche Zuhörer zu gewinnen. Kunstlieder, Arien und Gospels rundeten den Abend ab.Der Pop- und Gospelchor „Rhythm & More“ aus Seukendorf (Leitung: Tanja Lautermilch), der leidenschaftliche Sänger aus mehreren Herkunftsländern vereint, erntete begeisterten Beifall. Die studierte Chorleiterin stammt aus Frunse (Bischkek), der Hauptstadt von Kirgisien, lebt seit 1996 in Deutschland und lei-tet mehrere Chöre.Aus Kirgisien stammt auch die Sopranistin Katharina Jungkind, die ihre gesangliche Ausbildung in Dinkelsbühl begonnen und an der Hochschule für Musik in Freiburg Gesang studiert hat. Ihr Repertoire umfasst russische, deutsche, französische, eng-lische und spanische Musikliteratur mit Werken insbesondere von Schubert, Rachmaninow und Tschaikowski. Stimmgewal-tig, professionell und charmant sang sie sich in die Herzen der Zuhörer.Sie wurde von Veronika Eismont auf dem Klavier begleitet, die auch solo spielte. Die Pianistin ist in Russland geboren und unterrichtet am musischen Gymnasium Carolinum in Ansbach. Sie ist Mitglied des Damenorchesters „Salon Melange“ und tritt regelmäßig auf. Auch trug sie ihre Soli au dem Klavier (Tschai-kowski und Chopin) berührend und virtuos vor.Bariton Christoph Reich wurde 1963 in Hermannstadt, Rumä-nien, geboren und singt seit seinem zwölften Lebensjahr regel-mäßig in Chören. Beim Konzert trug er meisterhaft und mit viel Gefühl klassische Lieder vor, darunter das Lied „Auf Flügeln des Gesanges“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy (Text: Hein-rich Heine), das dem Abend den Namen gegeben hatte. Außer-dem sang er Lieder seines Ururgroßvaters, des bereits erwähnten Georg Meyndt. Auf dem Klavier wurde er von seiner Mutter Ilse Maria Reich, bekannt als Organistin, begleitet.Im Anschluss an das Konzert, das von der Geschäftsführerin des Kulturbeirats, Melitta Zakel, organisiert wurde, erhielten die Künstler Frühlingsblumen.Die russlanddeutschen Künstler hatte Dr. Andreas Meier aus-gesucht, der seine berufl iche Musiklaufbahn in Frunse unter anderem als Dozent und Dekan begonnen hat. Seit 1993 leben

die Meiers in Fürth bei Nürnberg und engagieren sich aktiv im öffentlichen Leben.Seit Beginn ist Dr. Meier als Musiklehrer und Therapeut im Bezirksklinikum Ansbach tätig. 1998-2006 leitete er das Ak-kordeonorchester in Oberasbach und machte es in Nordbayern bekannt. Viele seiner Musikschüler haben am Wettbewerb „Ju-gend musiziert” mit Erfolg teilgenommen. Seine Kinder Arthur (Studium Dipl.-Musikpädagoge, Altsaxophon) und Christine (Studium Dipl.-Musikerin, Violine; bekam den Talentpreis des Theatervereins Fürth) sind in die Fußstapfen des Vaters getreten. Vater und Geschwister spielen oft Solo oder bei Konzerten zu verschiedenen Anlässen in Fürth, Nürnberg und landesweit.

Doris Hutter, Nürnberg / VadW

Vierter ECHOfür Helene Fischer

Viermal konnte Helene Fischer inzwischen den

ECHO, den begehrtes-ten deutschen Musik-preises, in der Katego-rie „Deutschsprachiger Schlager” gewinnen: zweimal 2009, einmal 2010, und nun kam am 22. März 2012 der vierte ECHO dazu.

Die Deutsche Phono-Akademie ehrt alljähr-lich die herausragenden Leistungen nationaler und internationaler Musiker. Mit ihrem letztjährigen Nummer-Eins-Album „Für einen Tag” gehörte He-lene Fischer ohne Zweifel zu den erfolgreichsten Künstlern des Jahres 2011.Überreicht wurde der Preis vom Weltstar Barry Manilow. Hele-ne Fischer nahm den Preis sichtlich gerührt entgegen und dankte in ihrer Rede vor allem ihrem treuen Publikum.Einige Wochen zuvor stand die russlanddeutsche Schlagersänge-rin bei der Verleihung der „Goldenen Kamera“ im Mittelpunkt der Gala und wurde in der Kategorie „Beste Musik National“ ausgezeichnet. Weltstar Michael Bolton hielt die Laudatio für sie. „Sie ist wunderbar, hat ein Riesentalent und den Preis mehr als verdient. Helene, vielen Dank, wie du dich unsere Herzen singst“, sagte der Sänger, der auf seiner neuen CD "Duette" vier Lieder mit Helene Fischer singt. VadW

Page 48: VadW Mai 2012

48 VOLK AUF DEM WEG Nr. 5 / 2012

VOLK AUF DEM WEG erscheint monatlich, viermal im Jahr mit der Beilage "Heimat im Glauben". Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Der Mitgliedsbeitrag von 30,- Euro ist laut Satzung am Jahresanfang für das laufende Kalenderjahr im Voraus zu entrichten.Verleger und Herausgeber:Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.Raitelsbergstr. 49, 70188 StuttgartTelefon: (0711) 1 66 59-0, Telefax: (0711) 2 86 44 13E-Mail: [email protected], Homepage: www.deutscheausrussland.deStuttgarter Volksbank AG, Konto-Nr.: 214758001, BLZ 600 901 00Herstellung: PD Druck AugsburgRedaktion: Hans Kampen, Nina PaulsenAlle Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder, die sich nicht unbedingt mit den Auffassungen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und der Re-daktion decken muss. Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Fotos kann keine Haft- oder Rücksendepflicht übernommen werden.

Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V., Raitelsbergstr. 49, 70188 StuttgartPostvertriebstück - E 6891 E - Entgelt bezahlt

Olga Philippi – mit Talent und Fleißin den Beruf zurückgefunden

Vor der Ausreise hat Olga Philip-pi sogar Kostüme im Auftrag des staatlichen Filmstudios kreiert,

das historische Filme drehte. Auch in Deutschland hat sie sich nicht verlo-ren, sondern hat gelernt, sich mit ihren Fähigkeiten einzubringen. Sie wohnt in Dingolfi ng (Bayern) und schneidert seit über fünf Jahren Kostüme für Kinder-balletts und Theateraufführungen.

Für die jungen Darsteller ist das Entstehen der Bühnenkostüme ein spannender Pro-zess; vor allem die Anprobe bereitet den Kindern und Jugendlichen viel Freude. Für die Designerin ist es eine akribische, zeitraubende Arbeit, aber auch immer wieder eine neue Herausforderung.Das Interesse für Modedesign erwachte in Olga Philippi bereits in der Schule; bis zum Abschluss wusste sie ganz genau, dass sie Modedesignerin werden wollte. Am besten gefällt ihr, dass sie über ihren Beruf Menschen helfen kann, in neue Rol-len zu schlüpfen, in sich neue Seiten zu entdecken.1995, als das Leben in Usbekistan un-erträglich wurde, wanderten auch die Phi lippis nach Deutschland aus. Die In-tegration gestaltete sich schwieriger als gedacht. Bevor Olga Philippi zu ihrem Beruf zurückfand, musste sie sich mit Jobs am Fließband und Putzstellen be-gnügen. Dennoch: Den Traum, wieder als Modedesignerin zu arbeiten, hatte sie nie ganz aufgegeben.Alles begann mit der Zusammenarbeit mit der Ballettklasse der Musikschule, in der ihre Tochter tanzte. Bei einer Aufführung kam Olga Philippi die Idee, ihre Unterstüt-zung als Kostümdesignerin anzubieten.Zwar kamen in ihr gleich auch Zweifel auf, ob sie es schaffen würde, Kostüme zu entwerfen, in denen man sich frei be-wegen und tanzen könnte, mit den ersten Erfahrungen kehrte aber auch ihr Selbst-bewusstsein zurück.

Bastelstunde mit Olga Philippi.

In den fünf Jahren ihrer Zusammenarbeit mit der Ballettklasse hat Olga gelernt, die Kostüme genau so zu entwerfen und zu nähen, dass sie bequem beim Tanzen sind und durch Stoffwahl, schöne Farben und aufwendige Schnitte beeindrucken.Viel bedeutet dabei die jeweilige nationa-le Kulturtradition. So verwendete Olga für die Aufführung des russischen Märchens „Konjok-Gorbunok“ Elemente der russi-schen Folklore. Bevor ein Kostümentwurf entsteht, recherchiert sie in Publikationen und durchforstet Lexiken, schaut sich Tän-ze an und hört die jeweilige Musik. Kos-tüme, Tänze und Musik sollen schließlich eine Einheit bilden.Als kreativer Mensch beteiligt sich Olga Philippi auch an anderen Projekten in Dingolfi ng, darunter Interessenabende für Frauen, Treffen mit Autoren, Konzerte oder Abende der internationalen Küche. Auch die Modeabende, die von ihr ge-

staltet werden, sind immer etwas Beson-deres.Im Integrationsprojekt „Nachbarschafts-hilfe“ leitet Olga Philippi Bastelkurse für Kinder. „Zwar konnte ich mir früher kaum vorstellen, mit Kindern zu arbei-ten, inzwischen klappt es jedoch richtig gut. Den Kindern macht es riesigen Spaß, sie würden am liebsten jeden Tag hierher kommen“, sagt Olga. Figuren aus Knete formen, malen oder aus dem Papier aller-hand ausschneiden – unter ihrer Anleitung entstehen in den Kinderhänden kleine Kunstwerke.Auch ihre Familie zieht bei vielen Vorha-ben kräftig mit. Sowohl der Mann als auch der Sohn und die Tochter unterstützen ihre Mutter mit Ideen oder bei Projekten. Bei-spielsweise helfen sie beim Basteln von Accessoires für die Ballettaufführungen oder von Modellen für die Bastelkurse.

Nadja Runde, Dingolfi ng