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Richard Hayer

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Richard Hayer

Stanleyville

vat verlag andré iele

Leseauszug

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ainz.de

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alle Rechte vorbehalten.© vat verlag andré iele, Mainz 2013lektorat: Sabine Krieger-Mattila, KönigswinterSatz: Felix Bartels, OsakaUmschlag: Maja Bechert, HamburgDruck und Bindung: anrop ltd., JerusalemPrinted in israel.

isbn 978-3-95518-012-6

www.vat-mainz.de

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Für Margarethe

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Es gab Augenblicke, da die eigene Vergangenheit vor einemaufstieg in Gestalt eines ruhelosen und schreienden Traums, anden man sich verwundert erinnerte – hier unter der überwäl-tigenden Wirklichkeit dieser seltsamen Welt der Pflanzen, desWassers und des Schweigens. Diese Stille des Lebens ähnelte innichts dem Frieden. Es war die Stille einer unversöhnlichenMacht, die über einer unerforschlichen Absicht brütete. Sieblickte einem rachedurstig entgegen.

Joseph Conrad,»Das Herz der Finsternis«

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belgien

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1freitag, 26. juni

Kim lacquemont erwachte mit der Karte eines taxiunter-nehmens in der Hand. es war sieben Uhr, und sie konntesich beim besten Willen nicht daran erinnern, wie sie gesternnacht nach Hause gekommen war. Je genauer sie darübernachdachte, desto deutlicher tat sich ein loch von einigenStunden auf.

Sie schlug die Bettdecke mit dem blassblauen Blüten-muster zurück und sprang auf. Farben in hellen Mustern,schoss es ihr durch den Kopf, wie komme ich immer wiederzu der unbeschwerten Schmetterlingswelt eines kleinen Mäd-chens? Mit Bedacht setzte sie ihre Schritte. Der Fußbodenwar mit Reisegepäck, impfbescheinigungen, Pass und Flug-tickets übersät.

Sie streckte sich in ihrem blassroten Schlafanzug, derblassrot gepunkteten Jacke über blassrot karierter Hose auseinem warmen, weichen Baumwollstoff, und legte eine CDmit Klaviertrios von Mozart in ihre Stereoanlage. als es ander tür klingelte, warf sie sich einen Mantel über.

Mit den Spediteuren, die kamen, um die Praxiseinrich-tung ihrer verstorbenen Mutter abzutransportieren, strömteein Schwall frischer Sommerluft ins Haus. Der Chef dertruppe, ein massiger Mann von fast siebzig Jahren, dereinen altmodischen Filzhut wie angewachsen auf dem Hin-terkopf trug, trat als letzter ein.

eine Weile blieb Kim vor der Rückseite ihres Hauses inUkkel stehen. noch war die luft frühlingshaft warm, baldwürde es unter dem strahlend blauen Himmel so heiß wer-den wie all die tage zuvor. achtunddreißig Grad im Schattenwaren keine Seltenheit, jedermann in Brüssel ächzte unterder staubtrockenen Hitze. in den Straßen sah man Passanten,

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die sich Mineralwasserflaschen über den Köpfen entleerten,manche unternahmen leichtsinnige aktionen auf den Dä-chern ihrer Häuser, doch die meisten Menschen bewegtensich schneckenhaft träge in ihren abgedunkelten Wohnun-gen. Kim erschien es wie ein Menetekel, dass ausgerechnetjetzt, kurz vor ihrer abreise auf die antillen, tropische Gluteinzug hielt. als wollte eine höhere Macht sie zwingen, essich noch einmal zu überlegen. ein weißer Mercedes mitWeißwandreifen, Baujahr 1976, rollte vor ihr aus.

Kim hatte den ehemaligen Kollegen ihrer Mutter, derdie Praxiseinrichtung übernehmen und das verpacken be-aufsichtigen wollte, erwartet. Mit festem Händedruck be-grüßte sie einen großen Mann, in dessen Gesicht unter ei-nem dichten weißen Haarschopf sich auffallend fröhlicheaugen bewegten. Kim führte ihn zu den Umzugsarbeiternim Haus und ging dann in ihr Bad. Unter der Regenduscheöffnete sie den Mund und trank, den Kopf weit in dennacken gelegt. Sie sehnte sich danach, etwas anderes alsheißes Wasser auf ihrer Haut zu spüren. Warum war Warrenjetzt nicht in ihrer nähe? Jetzt, wo sie ihn verdammt nochmal brauchte.

Das Wasser ließ ihre Haare im nacken zusammenfließen.Sie liebte Warren. Selten gestand sie es sich ein, vor allemaber liebte sie die Distanz. Was ihr zu nahe kam, erdrücktesie, aber wenn sie sich alleingelassen fühlte, belebte sich ihrinnenleben mit unerträglichen ameisenvölkern unruhigerideen. Wie wollen wir auf diesem schmalen Grat gemeinsamein Haus bewohnen?

eine Musik war in ihrem Ohr, ein melancholisches lied,das sie gestern gehört haben musste, gesungen von einerFrau. Weder konnte sie sich an den text noch an die genaueMelodie erinnern, mehr als eine harmonische Wehmut inihrem Kopf war davon nicht übrig geblieben.

Plötzlich traf es sie wie ein Schlag ins Genick. Der Be-tonboden zu ihren Füßen war mit Dingen bedeckt, die in

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flackerndem licht schwarzen Schildkröten glichen. Herdengroßer, wie abgewetztes leder glänzender, regloser tiere.

Kim schaffte es, den Kaltwasserhahn ihrer Dusche auf-zudrehen. Der Schwall verscheuchte die illusion. Sie standsicher auf dem weißen Fliesenboden der Dusche. Was wardas? Erinnerungen an die letzte Nacht? Unmöglich. Was siesoeben gesehen hatte, war zu abstrus und surreal. ein alb-traum, nachwirkungen eines Films. vielleicht die Panik vordem aufwendigen Renovierungsprogramm des alten Hauses,das sie sich vorgenommen hatte.

ihr Herzschlag beruhigte sich nur langsam. eingewickelt in einen flauschigen, viel zu großen gelben

Bademantel, den ihr Warren irgendwann in london gekaufthatte, trocknete sie sich die Haare. Kurz nach acht saß sievor einer tasse Kaffee und einem großen Glas leitungswasserin der Küche. einige ihrer lebensgeister waren wieder ge-weckt. appetit hatte sie höchstens auf eine einzige rostbraungetoastete Scheibe Brot mit einem hauchdünnen Butter-aufstrich. Sie liebte das Geräusch, wenn das Messer überdie krosse Oberfläche knisterte, sie liebte den Biss hinein,den zarten Hauch von Butter. eine Scheibe sollte ihr fürdie morgendliche Meditation über die einfachen Dinge deslebens reichen. Mehr war nicht nötig.

Sie wendete die Karte von »taxi Orange« in der Hand.Wie war sie in der nacht heimgekommen?

Die Straße vor der vorderseite ihres Hauses wirkte wieausgestorben. im Bademantel trat sie einige Schritte vor dietür. inzwischen herrschte auf der Straße wieder die drückende,staubtrockene Hitze, die jeder seit Wochen kannte. eineWüste musste sich der Brüsseler Stadtgrenze genähert haben.

ihr auto war nirgends zu sehen. Sie brauchte nicht lange,um festzustellen, dass es auch nicht in der Garage stand.

Wie konnten mehrere nachtstunden und ein rotes autoabhandenkommen? Hatte sie selbst es irgendwo in der Stadtgelassen, weil sie schon in der nacht nicht mehr wusste, wo

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es war? War sie betrunken gewesen? Unmöglich. nach zuviel alkohol fühlte sich in ihrem innern nichts an.

Das letzte, an das sie sich erinnern konnte, war eine ver-abredung mit ihrer nichte im Zentrum der Stadt. vielleichtfand sich im Haus etwas, das ihrer erinnerung auf dieSprünge half.

an der Flurgarderobe hing der Rucksack ihrer nichteCaline. Sie tastete mit der Hand hinein. eine leere Cham-pagnerflasche, ein abgebrochenes Stück Holz. nichts klin-gelte in ihrer erinnerung.

Das Haus, vor ihrem geistigen auge schon ausgeräumt,erschien Kim größer denn je. Solange sie sich erinnernkonnte, hatte sie seine Dimensionen als selbstverständlichhingenommen, jetzt wirkten sie bedrohlich.

Sie ging hinüber in den hinteren teil des Hauses, das1910 an einem Hang errichtet worden war. als ihr Großvateres bauen ließ, hatte er das Ziel verfolgt, den ganzen Clanunter einem Dach zu versammeln. Die große anwaltskanzleiBoerrinck & Boerrinck wurde im Hochparterre auf derRückseite untergebracht, wo es zwei Stockwerke mehr gabals auf der vorderen Seite. am anfang der avenue d’Orbaix,die sich in einer schmalen Haarnadelkurve krümmte, machtedas Haus nummer 3 den eindruck eines blendend weißenenglischen landhauses. Wer sich vom ende her näherte,meinte, mit der nummer 1 ein großes städtisches Wohn-und Geschäftshaus vor sich zu haben.

von unten drangen laute Rufe herauf, als die Männerder Spedition weißlackierte Blechschränke durch die türenjonglierten.

am hinteren eingang erkannte sie einen lieferwagen derFirma, der sie das gesamte ausräumen, einlagern und dasgenau geplante Wiedereinräumen ihres Hauses vor, währendund nach der Renovierung übertragen hatte. »transporteurJucquois« verkündete die gelbe aufschrift auf hellblauemGrund.

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Kim rief bei »taxi Orange« an. Der abbruch der ver-bindung erlöste sie aus einer endlosen Warteschleife. Dannwählte sie die nummer der Polizei. Bis sie Gelegenheitbekam, zu melden, dass ihr roter Saab letzte nacht vonseinem Platz vor ihrem Haus verschwunden war, wurdesie mehrfach von einem Beamten zum nächsten weiter-vermittelt.

»Gestohlen?«, wiederholte sie die Frage des Beamten, »ichhabe keine ahnung. vielleicht von Jugendlichen für eineSpritztour genutzt.«

»also gestohlen.«»Wohl ja.«»Oder haben Sie vergessen, wo Sie ihn geparkt haben?«

Sie konnte förmlich sehen, wie er einen Kollegen angrinste,der in einem anderen Gespräch zu hören war.

»ich weiß genau, wo er war«, sagte sie fest, »vor meinemHaus. Dort ist er nicht mehr. Gestohlene Wagen dienen,wie Sie wissen, der vorbereitung weiterer Straftaten. HelfenSie mit, die zu verhindern, indem Sie meinen roten Saabfinden.« Armleuchter. Sie gab alle nötigen Daten an den Be-amten weiter und beendete das Gespräch.

in der oberen etage wartete sie vor Calines geschlossenerZimmertür, hinter der sich früher die kleine einliegerwoh-nung ihrer Großmutter befunden hatte. noch schlief ihrenichte. Um zwölf Uhr sollten in ihrer Schule bei einer gro-ßen Zeremonie in der aula abschlusszeugnisse und dieZeugnisse der jüngeren Jahrgangsbesten übergeben werden.Caline war eine von ihnen.

Für dieses stolze ereignis hatten sie am letzten Samstagein elegantes, dunkelblaues Kostüm beschafft. Caline hattesich darin vor dem Spiegel mit allen Grimassen, die ihr Ge-sicht hergab, überprüft und war ausnahmsweise nicht innervendes Gejammer ausgebrochen. ein Zeichen für aller-höchste Zufriedenheit. Sie hatte zauberhaft in diesem Kos -tüm ausgesehen, fand Kim.

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Sie zögerte eine Weile. aus irgendeinem Grund hatte siedas Gefühl, dass sie jetzt nachsehen sollte. vielleicht wussteCaline, was gestern nacht geschehen war – und wo sich derSaab befand.

es war noch mehr als eine Stunde Zeit, bis sie sie weckenmusste. Sollte sie noch ausschlafen. vorher war der Dach-boden an der Reihe.

Seit ihren Kindertagen hatte Kim den Speicher nichtmehr betreten. Sie musste endlich mit ihren aufräumarbei-ten beginnen, damit die Handwerker am Sonntagnachmit-tag, wenn sie das Haus zwei Wochen lang für sich allein ha-ben würden, mit der groß angelegten Renovierung loslegenkonnten.

auf ihrem Weg nach oben begleitete sie die angst, unterder Dusche könnte sie doch eine echte erinnerung überfallenhaben. An welchem verrückten Ort habe ich, um alles in derWelt, die letzte Nacht zugebracht?

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in der leer geräumten Diele am oberen treppenabsatz warendie Planungsunterlagen für das abschließende Gespräch mitdem Bauingenieur ausgebreitet. Wie der zweigeschossige,niemals so recht fertiggestellte Keller erstreckten sich auchalle Räume des Dachbodens über die vollen zweihundert-vierzig Quadratmeter der Grundfläche – über das dreistök-kige Kontorhaus und das ebenerdige landhaus. Die Flächeunter dem Dach war in etwa geviertelt zwischen der kleinenWohnung mit Calines Zimmer, einem leer geräumten teil,der früher zum trocknen von Wäsche gedient hatte, einemteil, in dem die Baustoffe aus verschiedenen Renovierungs-phasen des Hauses gelagert waren, und dem Speicher, derachtzig Quadratmeter belegte. Über vier kleine Dachlukendrang nicht genug licht in den großen vollgestopften Raum.Kim schaltete eine Reihe nackter Glühbirnen ein, die von

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den Deckenbalken hingen. angesichts der sich auftürmen-den Überbleibsel früheren lebens, der ungeordneten erin-nerungen, der andenken, des ausrangierten und abgela-gerten überkam sie die schiere verzweiflung.

in einem weißen laborkittel aus der ehemaligen Praxisihrer Mutter setzte sie sich in einen roten Plüschsessel, dereine Wolke von Staub ausstieß. ein Schrank mit Packenvon akten. Sie schlug die erste auf. eine Patientenakte ausdem Jahr 1980. Kim klebte einen roten Punkt auf denSchrank: alles darin konnte vernichtet werden.

nach einer Stunde holte sie sich aus der Küche einenKaffee. Die dampfende tasse in den Händen lehnte sie sichwieder in dem Sessel zurück. an den Glühbirnen unter denDachbalken verbrannte Staub. es roch alt. es roch nachder großen Welt des Dachbodens, auf dem sich die kleineKim vor ihrem Bruder Claes versteckte. inzwischen hattensich die roten Punkte wie ein Schwarm Feuerkäfer über denDachboden verbreitet.

Sie stieß auf einen Karton »Kim«. er war angefüllt miteinem Sammelsurium von Schulheften und Büchern, Zeug,das ihre Mutter zusammengeworfen hatte, um es aus demWeg zu haben.

Dann fand sie eine großformatige Kladde mit der auf-schrift »1997«. Die erste Seite war zu einem Drittel mitnotizen für den anstehenden Besuch bei einem Dr.Georges tassignon gefüllt. Sie las den Satz: »… wahnsin-nige Kopfschmerzen, an afrika zu denken …« es war ihreSchrift, es waren ihre eigenen notizen. Der Rest des Bucheswar leer.

Kim horchte in sich hinein. Afrika? Sie fühlte keine Kopf-schmerzen. aber sie erinnerte sich an die erapie, die siebegonnen, aber schnell abgebrochen hatte, bei der es umihre Kindheit in afrika gehen sollte.

Sie hob sich einen Karton mit Briefen und Fotos ausdem Besitz ihrer Großmutter auf den Schoß, die von ihrer

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Mutter abgelegt worden waren – und war von afrika um-geben.

Briefe und Sendungen, die ihre Mutter in den Jahren1955 bis 196 aus dem Kongo nach Hause geschickt hatte.ansichtskarten aus einer Utopie. auch wenn ihr Puls höherzu schlagen begann, wenn sie an afrika dachte, konnte Kimsich dem Zauber nicht entziehen, den die schwarz-weiß fo-tografierten, überrealen landschaften verströmten.

aus einem Brief mit einem längeren Bericht ihrer Muttervom September 1957 rutschte ein Foto. es zeigte ein strah-lend weißes Gebäude, das langgestreckt und zweistöckig, inder Mitte geteilt von einem großartig aufragenden Portal,zwischen locker gruppierten Palmen lag. auf der treppe desPortals hatte sich eine Gruppe von Männern und Frauenunter einer Schrifttafel »Symposium on virus Diseases inafrica« aufgebaut. auf der Rückseite fand sich eine notizin der Handschrift ihrer Mutter:

»einweihung des neuen laboratoriums in Stanleyville,in dem wir medizinische Proben aus allen Hospitälern derzentralen und östlichen Provinzen des Kongo untersuchenwerden.« Darunter eilig hingeschrieben der ausruf: »GroßerGott! Das Meer ist so weit, und mein Boot ist so klein!«Die letzte nacht hatte Kim hautnah mit afrika in Berührunggebracht. Deshalb hatte sie die erinnerung verloren. Wannimmer afrika ihr zu nah kam, stieg physisches Unbehagenin ihr hoch. Solange sie sich erinnern konnte, hatte sie ver-sucht alles, was mit diesem Kontinent zu tun hatte, vonsich fernzuhalten.

Sie atmete mehrfach tief durch, bevor sie sich wieder derheilen Welt der Postkarten zuwandte.

in den Fünfzigerjahren hatte man alles entdeckt, washinaus in die Zukunft führte. Die Welt hatte ihre größteausdehnung erreicht – zugänglich überall, aber noch nichtgeschrumpft, wie in den Jahren danach. auch die Zukunfthatte ihre größte ausdehnung erreicht. Die unendliche

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Kraft des Fortschritts, die Zivilisation, die sich bis ans endeder Milchstraße träumte – der Kongo, Stanleyville in derMitte afrikas, schien da nur ein Planet der Wildnis aufdem Weg zum Horizont des Universums zu sein. elegantelimousinen vor einem »Hotel Cosmopolite«, gebaut inden geschwungenen linien des Optimismus dieser Zeit,in der die Schaffung des Paradieses eine aufgabe der tages-politik war. Die unsichere belgische nation hatte einenPlaneten in der Mitte der Dunkelheit besiedelt, hinter dersich die Zukunft verbarg. afrika. Der Kongo. Die fort-schrittlichste Kolonie der Welt.

eine der Postkarten zeigte ein luftbild von einer tropi-schen villenvorstadt. Große einfamilienhäuser, in derenGärten als helle Rechtecke Swimmingpools zu erkennenwaren, lagen aufgereiht an geschwungenen Straßen unterPalmen. am östlichen Bauch der Biegung einer Wende-schleife war ein Kreuz eingezeichnet, ein Pfeil und die num-mer »32B«. auf der anderen Seite trug die Karte das Datum16. Mai 196 und nur wenige Worte in der Schrift ihrerMutter. »endlich wieder im wunderschönen yangambi. eintraum, der zu ende geht.«

Yangambi. ein märchenhafter name, der nach der Heimatfreundlicher Fabelwesen klang.

Kim blätterte in einem Reiseführer aus dem Jahr 195.er zeigte Fotos schnurgerader Straßen zwischen Palmen, auf-nahmen von avenuen, die sich zwischen sanften Hügeln indie Ferne schwangen, die Wälder waren zu schmalen ein-rahmungen zurechtgestutzt. nur auf einem Bild erkanntesie den Ozean des lebens jenseits der Straßen, die in WahrheitFäden waren, die man über ein lebendiges Ungeheuer ge-sponnen hatte. Sie blickte auf malerische touristenattraktio-nen in den östlichen Bergregionen, zu denen frisch geebneteStraßen führten. Sie sah Wildhüter in ihren Wagen, Schulen,Missionen, Bahnhöfe inmitten unwegsamer Wälder, an Flüs-sen, in den Bergen, auf deren Gipfel Hospitäler thronten.

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Hospitäler für die Belgier, für die eingeborenen, Hospitälerder katholischen Mission und amerikanischer Missionen,Hospitäler der Plantagen- und Minengesellschaften.

Kaum jemals waren Menschen auf den Bildern zu erken-nen, die Promenaden, die Straßen, die Rondelle, die Uferwegewaren leer. Die Zivilisation drang mit der leere vor. Unauf-haltsam. Die Menschen jenseits der Fotos mussten ihr lebennach dem Rhythmus der elektrizität, der Motoren, der Flie-ger und Kraftwagen, nach dem Raster von Straßen, nachden Regeln von Hospitälern und Schulen richten. Mit derKenntnis des weiteren Schicksals des Kongo erschien es Kim,als wäre in der utopischen naivität der Fotos bereits dieWehmut des blutigen Scheiterns angelegt. Zu großartig, umreal werden zu können. Zu schön, um von Bestand zu sein.Die Perfektion der Wolken, des lichts, der geschwungenenFormen von Kraftwagen und Häusern: Die Reinheit desSchwunges in die Utopie war wie ein Filmset aufgebaut. Jen-seits des fotografierten ausschnitts mussten Hunderte vonMenschen mit Besen und Farbeimern, mit Gartenscheren,Gießkannen und Straßenwalzen präsent sein, die für die lan-gen Belichtungszeiten der Fotos aus der Bildfläche gewinktworden waren. Die linien der eisenbahnen, die Fernstraßen,das Gewebe der Zivilisation waren auf einer eisfläche errichtetworden. 1960 hatte es zu tauen begonnen, 196 tobten Som-mergewitter, heute war der Kongo ein chaotisches Meer, aufdessen Grund die Ozean-liner der Utopien von damalslagen. von unten erklang die Haustürklingel.

Kim legte das Buch zur Seite und nahm eine große Pa-piertüte mit der aufschrift »1955« in die Hand. vielleichthatte sie Glück und fand ein Foto ihres vaters, von dem imganzen Haus nie ein Bild existiert hatte. Briefe, ein Foto.Sie warf einen kurzen Blick darauf: eine Hochzeitsgesellschaftvor einem »Hôtel des Chutes« an palmenbestandener Pro-menade vor träge dahinströmendem Fluss, weit wie einMeer. Der Kongo. Die Braut. Die Gäste.

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Kein Bräutigam.Sie glaubte, nicht recht zu sehen. Das einzige Foto in

dem einzigen Brief über die Hochzeit ihrer Mutter mitPierre lacquemont im Jahr 1955 und der Bräutigam warnicht zu sehen? in der Handschrift ihrer Mutter stand aufder Rückseite »Deine tochter am glücklichsten tag ihreslebens, fotografiert von dem glücklichsten Mann der Welt«.Kein Bild ihres vaters. Was für eine Hochzeit war das gewe-sen? Sie steckte die Papiere in die Kitteltasche. Später würdesie sich alles sehr genau ansehen.

es klingelte wieder, jetzt länger.»ich komme«, rief Kim, »einen Moment.« in einem kleinen

Bücherschrank mit Fachbüchern wie »Malaria Front line:australian army Research During World War 2« und »Malariaeradication Program in Mexico 1955« erregte ein Buch ihreaufmerksamkeit, das nicht in diesen Zusammenhang gehörte:»Out of the Jaws of the lion«. Den Fängen des Löwen ent-kommen. Der Bericht eines amerikaners über eine Revolte inStanleyville, heute Kisangani, der Stadt, in der sie geborenwurde. 196. Das Jahr, in dem sie aus dem Kongo nach Brüs-sel gezogen waren. Offenbar hatte ihre Mutter dieses Buchgelesen, denn in viele Seiten waren eselsohren eingekniffenund Passagen waren angestrichen. Kim begann zu lesen.

»vier Schamanen in ihrem vollen Schmuck tanzten ander Spitze der invasionsarmee nach Stanleyville hinein. Ge-kleidet in Pflanzen und Federn des Dschungels verkörpertensie eine Macht, die einen in erschauern versetzte. Um jedennacken hing ein Fetischbeutel, der die mysteriöse Quelleihrer Kraft enthielt. in Panik warfen Stanleyvilles verteidigerihre Bazookas von sich und flüchteten. Zwei tage späterkontrollierten die Simbas die Stadt.«

Mehr als diesen kurzen absatz schaffte sie nicht.ein Blatt segelte aus dem Buch auf die Dielen herab.

»Motiyo« war darauf handschriftlich notiert, darunter: »Derndoki des erscheinens und verschwindens.«

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auf einem angehefteten Zettel linierten Papiers war in dersäuberlichen Schrift ihrer Mutter vermerkt: »Bericht der Bel-gischen Marine, november 196 – für Kims erapie imJuli 1997 an ihren Psychologen Georges tassignon gegeben.«

Sie drehte das Blatt um.Mit beiden Händen musste sie sich an der Rückenlehne

des Sessels festhalten. in ihrer Hand hielt sie das Foto einerafrikanischen Maske, groß, geradezu gewaltig schien sie dasFormat des abzugs zu sprengen.

Mehr als ihre augen konnte Kim nicht bewegen – schondas kostete unglaubliche anstrengungen. Sie starrte in dieDachschräge über ihrem Kopf.

licht. Staub. Zeitlose Ruhe.als Caline etwa fünf war, hielt sie sich gern in den Ästen

der beiden eschen auf, die damals auf dem Grundstückstanden. Sie liebte es, Kim von oben zu erschrecken, sie vondort still zu beobachten, in das eine oder andere Fenster zublicken, vor allem aber, ihr mit einem lauten vogelschreiaus der Höhe angst einzujagen. Kim zeigte ihre angst laut-stark, keinesfalls wollte sie Caline zu waghalsigen Manövernverleiten, weil sie nicht genug erschrak.

Jetzt hing Kims Blick oben im Gebälk wie ein Paar zit-ternder blauer vögel. in die fein gesponnene erinnerungsweltdes Dachbodens war ein ungeheuerliches Monstrum getre-ten. ein Wesen zwischen Mensch und Dämon, das jede Se-kunde der letzten nacht wiederbrachte.

3donnerstag, 25. juni

Die Hitzeglocke über der Stadt war wie geschaffen dafür,siebzehnjährige Mädchen auf verrückte ideen zu bringen.Die luft hatte sich seit Wochen keinen Zentimeter bewegt,es war ein Glück, wenn man Gelegenheit hatte, mit derBahn die Stadt zu durchqueren.

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Kim betrachtete Caline, die ihr im Zug von Watermaalzum Residenzpalast gegenübersaß. Die blonden Haare flat-terten im Fahrtwind, als würden sie von einem Sturm ihrerFantasien bewegt. Was Caline ihr weismachte, um Kim zueiner mitternächtlichen tour in das Zentrum der Stadt zubewegen, war komplett verrückt. Dafür liebte Kim ihrenichte.

»Brüssel besteht aus drei Städten«, erklärte Caline, »ge-bildet von drei arten von Bauwerken. Obwohl sie eng be-nachbart sind, haben sie wenig miteinander zu schaffen:Bürgerhäuser der alten flämischen Handelsmetropole, Palästeder Monarchie, die den zusammengewürfelten belgischenStaat vereinen sollte, und die türme von europas Bürokratie.aber«, behauptete sie mit leuchtenden augen, »es gibt einevierte Stadt. Der eingang zu ihr besteht aus einem einzigenGebäude.« als Baumedizinerin im Brüsseler Umweltamt inKraainem sollte Kim ihrer nichte vor Ort erklären, wasnotwendig war, um das Bauwerk zu nutzen. Die Vermessungeines Luftschlosses hört sich leichter an, dachte Kim.

alles in Brüssel lechzte seit Wochen nach Wasser undKühlung. Sie streckte die Hand nach der Flasche aus, dieCaline gerade abgesetzt hatte und nahm einen kräftigenSchluck. Die vollgepackt durch die tunnel stampfendenZüge kamen ihr vor wie Kompressionszylinder einer viel zuweit entfernten Kühlmaschine. im Zug jedenfalls kam nichtsKühles mehr an.

Den ganzen tag hatte Kim im auftrag einer Wohnungs-gesellschaft mit ihrem team des flämischen Umweltamtes»Bruxelles environnement« ein Haus am Drève des Gen-darmes untersucht, in dem eine einsame Frau innerhalb derletzten drei Jahre lebensgefährlich von allergien heimgesuchtworden war. Sie hatten in dem verdreckten und vomSchwamm zerfressenen Gebäude Proben von Holz und erd-boden genommen, hatten Mauern aufgestemmt und Stich-gräben angelegt. Kim war wild entschlossen, mit ihrem

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team die Quelle des Problems zu finden und ihren Berichtabzuschließen, bevor sie am Sonntag zu den antillen auf-brechen würde.

»Wir wollen dort je zweihundert Zuschauer in mindestensdrei veranstaltungen unterbringen.« Caline zwirbelte ihreHaare mit beiden Händen.

Seit Wochen und Monaten redete ihre nichte von nichtsanderem. alle Schulprüfungen hatte sie mit Bravour be-standen, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Über das Stück»Malpertuis« nach Jean Rays düsterem Roman aus dem Jahr193, an dem ihre Schultheatergruppe unter anleitung einesprofessionellen Regisseurs arbeitete, sprach sie seit anfangdes Jahres. Die Götter des Olymps fristen heute ihr traurigesDasein in einem belgischen landhaus, ausgezehrt, kraftlos,weil niemand mehr an sie glaubt. Welch eine schräge Kom-bination. Die belgische Spezialität, Dinge zusammenzufügen,die nichts miteinander verbindet, dachte Kim, wird uns glück-licherweise gelegentlich als Kreativität nachgesehen.

»ich bin gespannt«, sagte sie.»es ist eine so rabenschwarze Geschichte«, erklärte Caline.

»Kann man sich als Gott, der in der antike das gesamteUniversum regierte, Schlimmeres vorstellen, als auf demland in Belgien zu verkommen?« Sie lachte. Den Waggonschien die Belgische Bahn seit Urzeiten in Betrieb zu halten.Winzige Sitzecken, in denen man kaum die Beine einer ein-zigen Person unterbringen konnte, geschweige denn die vonvier. Muffige Polster. in diesen abteilen erlebte man dieHölle, sobald sie sich in Bewegung setzten. Caline machtedas Geräusch der Schienenstöße nach.

»von Schuman fahren wir mit deinem auto?«»Du musst fahren.« Kim erteilte ihre illegale Fahrgeneh-

migung, etwas, das nur eine tante tun durfte. Die tochterihres Bruders Claes war das reinste Sonnenkind. Groß undblond, intelligent, mit einem kauzigen Humor gesegnet,nervensäge, Kleinkind gelegentlich. Weil sie außer ihr selbst

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nicht viele andere Menschen wirklich interessierten, war sieim Umgang mit allen freundlich und offen. viele ihrerFreundinnen hielten sie für die beste Freundin, die sie hatten.Caline selbst betrachtete keine von ihnen als solche. Siewühlte in ihrem Rucksack, wobei sie sich Mühe gab, deninhalt vor Kim zu verbergen.

Mit einer Hand zupfte sie herum, bis der Hals einerChampagnerflasche sichtbar wurde. »Überraschung.«

Kim hatte es als Grund für die mitternächtliche Stundedieses ausflugs vermutet. ihr Geburtstag. ihr letztes Jahrvor der großen Zahl. Das »noch-einmal-davongekommen-Jahr« begann nach Mitternacht. Der Zug hielt am BahnhofRésidence. Sie beeilten sich herauszukommen.

Kim trat einige Schritte von dem torbogen zurück, der sichvor ihr in der Fassade öffnete. Sie zog ihr helles leinenjackettaus. in ihrer kurzärmligen hellbraunen Baumwollbluse undden knapp sitzenden dunkelbraunen Hosen fand sie sich nachdem verlassen ihres klimatisierten autos für die Wetterlagenoch immer viel zu warm angezogen. links von ihr lag einGebäude, das man in den Sechzigerjahren als ein spitzwink-liges Dreieck in den Zwickel zwischen Rollebeekstraat undKeizerlaan eingepasst hatte. Darin versuchte eine Bowlingbahnüber einer total-tankstelle ihr Glück. Zu ihrer Rechten, dieStraße weiter hinauf, beherrschten belebte Straßencafés vordreistöckigen efeubewachsenen Häusern die Szene der nacht.auf der anderen Straßenseite gab es die ersten antiquitäten-läden, deren Reihe sich von hier bis in die Marollen fortsetzte.Kim würde sich hüten, die Schaufenster mit afrikanischenKunstwerken in ihrem Rücken näher zu betrachten.

Caline meldete sich neben ihr mit einem niesanfall. Um-ständlich nestelte sie eine Packung taschentücher aus demRucksack. Obwohl sie in der heißen nachtluft wie in einemzähen Gelee steckten, wehte aus dem Hof hinter der Durch-

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fahrt ein kühler luftzug auf die Straße. etwas musste dortden ganzen heißen tag lang Schatten produzieren und Feuch-tigkeit bewahren. es konnte nicht einfach ein verkommenesHaus sein. Für den Zug, den Kim auf der Haut spürte, besaßeine niedrige Hinterhausruine nicht genügend Fläche. Siespürte die kalte Wand der Durchfahrt in ihrem Rücken. esroch nach feuchtem Putz und Zigarettenrauch.

vor ihr öffnete sich ein innenhof. Müll aus leer geräumtenHäusern, umliegenden Gaststätten und läden lag in Bergenneben überquellenden abfallcontainern. nahezu der gesamteinnenraum des Hofes war ausgefüllt von dem Ungetümeines stillgelegten zweistöckigen Parkhauses.

versteckt. vergessen. nicht älter als vierzig Jahre, abervon prähistorischer anmutung. aus einer Zeit, als man vielgrober mit Beton und Stein umging als heute. Groß, kaltund unsichtbar, nur wenige Meter von der tagsüber mittouristen gefüllten Straße entfernt, dämmerte der Betonklotzdort vor sich hin.

Kim erinnerte der anblick an ein Foto, das sie vor Jahrenin einer ausstellung des Fotografen Robert Polidori in dertate in london gesehen hatte. es zeigte das innere einesehemals prächtigen Opernhauses in Detroit – die samtbe-spannten Wände, das Parkett, die Bühne, die logen mitsamtroten Brüstungen. in das Opernhaus war ein Parkhausgebaut worden, als hätte sich eine außer Kontrolle gerateneautofähre hineingebohrt. Die logen bildeten den Randeines Parkdecks. Chromglänzende Kühlergrills warteten aufnie mehr stattfindende aufführungen.

»ist das deine vierte Stadt?«, fragte sie Caline. ihre nichtestand neben ihr, den Rucksack auf dem Rücken, wie einetouristin, die tausend Kilometer gewandert war, um vor ei-ner prähistorischen Ruine im innern yucatans zu stehen.

»Das ist der eingang zu der Stadt, in der die Götter war-ten«, erklärte sie mit gedämpfter Stimme. »Wären sie nichtschon hier, wäre es nicht für ›Malpertuis‹ geeignet.«

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»Sie sind anwesend?«, fragte Kim. Was sollte das bedeu-ten?

»natürlich sind sie anwesend«, Caline lachte. »Sie wartenauf dich. Sie sind deine Geburtstagsüberraschung.« Kimkonnte mit den Bemerkungen nichts anfangen.

»Zweihundert Gäste?«, fragte sie.»in diesem Deck werden die Gäste parken«, sagte Caline.

»einfacher geht es nicht.« Sie sah auf die Uhr. »noch zehnMinuten.« Sie marschierte voran, den Rucksack auf demRücken.

Sorgfältig setzte Kim ihre absatzschuhe Schritt vor Schritt,das Jackett über den arm gelegt. Caline bestieg vor ihr eineleiter in das zweite Parkdeck. Mit der Champagnerflaschewies sie den Weg.

Caline hielt eine Stablampe in der Hand. ihr Strahl verlorsich in der weiten ebene des oberen Parkdecks, auf dessenBetonfußboden sie jetzt standen. er versackte im Müll, denGenerationen von Kids und Obdachlosen hinterlassen hat-ten, zwischen zerbrochenen Flaschen, in muffigen lagernaus nassen Matratzen, bei zerbrochenen Spritzen, gebrauch-ten Kondomen und den Überresten anderer erledigter Ge-schäfte.

»Warte hier«, sagte Caline, »ich bereite es vor.« Kimmusste sich eingestehen, dass sie hoffte, es schnell hintersich zu bringen. ein »Happy Birthday«. einige SchluckeChampagner. Kerzenschein, ein paar umständlich verpacktewinzige Geschenke. all das wäre in Ordnung. Danach nichtswie weg.

Während ihre nichte die Rampe hinunterlief, wanderteKim in der leeren Betonfläche umher. es gab nichts Mysti-sches. es gab den Dreck, es gab verwahrlosung, es gab kal-kige Zapfen, die durchsickerndes Regenwasser erzeugt hatte,es gab Pfützen und Müll. es gab keine Götter. es gab nichteinmal Obdachlose, die von sich behauptet hätten, welchezu sein. Es gibt keine vierte Stadt in Brüssel, es gibt vernach-

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lässigte Winkel, in denen es stinkt und auch im Sommer kaltist. Das ist alles.

Hier eine Veranstaltung mit zweihundert Gästen? Kim fror.abgesehen davon, dass man toiletten verfügbar haben, luft-qualität messen und Zugänge schaffen musste: Selbst imSommer würde man es beheizen müssen.

Caline tauchte aus dem erdgeschoss wieder auf derRampe auf. null Uhr. Sie schoss den Korken in die luft.Plötzlich hatte sie zwei Gläser, die sie mit Champagnerfüllte. Dann fiel sie ihrer tante um den Hals.

Zwölf Jahre alleinerziehende tante. Kim wusste, dass eseine ehre für sie war, an einen so geheimen Ort geführt zuwerden. Keine siebzehnjährige tochter hätte ihre Mutterhierher geschleift. Kim war etwas anderes für Caline. Siewar tante und Freundin, nur sehr selten Mutter. Kim würdesich eher in die Zunge beißen, als Caline zu fragen, wie sieauf diesen schrecklichen Ort gekommen war.

Caline hielt das Glas hoch. Sie prosteten sich zu. irgendworollte ein Stück Holz.

»Du musst mir sagen, was ich tun muss, damit auffüh-rungen vor Publikum problemlos funktionieren können.«als sie Kims skeptische Miene sah, fuhr sie fort: »aus einemverrückten Grund ist dieses Haus für uns bestimmt. Du wirstes sehen.« Sie kramte in ihrem Rucksack und nahm etwas indie Hand, was sie von dort unten zum Zuprosten eine etagehöher geschleppt haben musste. es schien groß wie ein Pfer-dekopf zu sein. Kim hatte ein ungutes Gefühl. Dann zogCaline etwas heraus, das Kim nicht sehen wollte.

nur das Blinken eines Blickes erlaubte sie sich, bevorsie sich abwandte. eine afrikanische Maske. Groß. Gera-dezu gewaltig. Zwei Gesichter in einem. augenschlitze.Hornähnliche auswüchse eines insektenkopfes. ein Wesenvon jenseits des menschlichen Universums. ein Stück da-von brach ab und blieb im Rucksack hängen. Caline igno-rierte es.

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Wie in trance folgte Kim ihrer nichte, während sie sichdas Jackett wieder um die Schultern legte. ihr war kalt. Siegingen zur Rampe, die ins untere Parkdeck führte. es rochnach – konnte das sein? – nach einem Hauch von Kakao,nach einem fremden Duft von geräuchertem tee. nebenallem Gestank nach Beton, nach Schimmel, Pisse und Fä-kalien, neben dem Geruch des ausgetrockneten Staubes, dereinen Hauch von Zeitlosigkeit in dieses verlies brachte, roches aber vor allem nach dem Rauch von Kerzen. Flackerndeslicht drang von unten hervor. Caline löschte das licht derStablampe.

Das Parkdeck, in das sie jetzt hinabsteigen, schwebt inflackernden lichtern wie ein Schiff auf einem bewegtenMeer, die Wände sind bis an den Horizont zurückgewi-chen.

Heerscharen von exemplaren derselben afrikanischenMaske, als hätte auf dem Betonboden eine Schlacht zwischenUngeheuern und ihren Drachentötern stattgefunden.

Die lichter kommen von einer weit entfernten Seite, woeine verquere Geometrie den Bau in eine Keilform zwingt.Dorthin geht Kim.

im spitzen Winkel sieht sie nichts anderes mehr. nichtden festen Boden aus Beton. nicht die Decken, nur dieWände, die sie umschließen.

in ihrem Kopf sind Gerüche, die von anderswo herkom-men. Stickige, feuchtwarme luft. Geruch ausgebrannterKerzen, lange nachdem es dunkel geworden ist. auf derZunge liegt Geschmack nach Blut. Pochende angst vor demundurchdringlichen Dunkel. Der strenge Geruch medizi-nischer Chemikalien. Die Masken sind nicht aus einem afri-kanischen Olymp gefallen. Sie befindet sich in einer anderenWelt in einer anderen Zeit. Einen Meter unter dem Paradiesliegt die Hölle. Das ist mein Ort. Dort bin ich.

an den Wänden im äußersten Winkel des Parkdecks um-gab sie das immer gleiche Gesicht mit den augenschlitzen

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und den sechs gebogenen hornähnlichen auswüchsen einesinsektenkopfes, neunundvierzig Mal. lichter flackerten ausden augen. Calines »Happy Birthday« erstarb in Schluchzen,als Kim in die Schatten versank.

freitag, 26. juni

Oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz. Janis Joplinbrach den Bann. auf Kims Blackberry meldete sich einenummer, die ihr unbekannt war. Sie schaffte es, das Fotoder Maske mit spitzen Fingern in die tasche des Kittels zustecken, ohne es noch einmal anzusehen. Oh Lord, won’tyou buy me …

Wichtiger als jedes telefonat war es jetzt, Caline endlichzu wecken. Die erinnerungslücke hatte sich mit etwas ge-füllt, das Kim noch immer nicht für ein eigenes erlebnishalten mochte. etwas daran stimmte ganz und gar nicht.

Sie öffnete die tür zum Zimmer ihrer nichte. Sprachlossah sie sich um, ging zu dem mit Papieren und Schulbüchernvollgestapelten Schreibtisch – so ungefähr dem einzigen,was sie außer dem unbenutzten Bett wiedererkannte.

Wie geistesabwesend, den Blick auf die Wände gerichtet,nahm sie die Kladde der zusammengehefteten Kopie von»Malpertuis« in die Hand und wedelte sich damit luft zu,dabei ließ sie die Wände für keinen augenblick aus denaugen.

in den verlassenen Häusern, den stillgelegten asbestruinenoder feuchten, von Schimmel überzogenen Fabrikhallen,die zu besuchen ihr Job mit sich brachte, waren Graffitisdie allgegenwärtigen Blütenblätter der verwahrlosung. texte,ganze Geschichten, ausrufe, Botschaften an alle, die denGraffiti-Malern wichtig waren, gelegentlich Kunstwerke.

Soweit sie mit der Polizei zusammenarbeiten musste,kannte Kim die Urheber. Schüler, Jugendliche, arbeitslose,

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selbst ernannte Künstler, vagabunden. es gab so viele ver-schiedene Motivationen, wie es Motive an den Wänden gab.Freie Wände zwangen dazu, sich der nachwelt mitzuteilen.Hingeworfene Menschenfiguren, Zeichen und Buchstabenspielten eine Hauptrolle dabei, Farben und Grafik.

Was Kim in Calines Zimmer umgab, war etwas vollkom-men anderes. Zeichnungen, die die Wände bis unter dieDecke bedeckten. Caline musste dafür auf einen Stuhl ge-stiegen sein und auf Zehenspitzen den dicken schwarzenFilzstift hochgereckt haben.

aber es waren keine Graffitis.Gittermuster, Schlangenlinien, Wellenlinien, Büschel auf-

gesprühter Hände wie das Blattwerk eines fremdartigen, sichin einer Strömung wiegenden Unterwassergeschöpfes. immerwieder abschnitte von Ringen, die konzentrisch ineinanderlagen wie ein in Perspektive gezeichneter Podest. liegendeMondsicheln wie sich nähernde Wikingerschiffe, die aus dengleichen Kreisbögen zusammengesetzt waren. alles warschwarz. alles zeugte von einem zwanghaften Drang, eineBotschaft aus einer anderen Welt auszudrücken, die sichnicht in Zahlen oder Buchstaben oder Farben fassen ließ.

Keine tiere, keine Menschen, keine Pflanzen oder Häu -ser – nur Muster, die Kim angst einflößten, weil sie mitbrennender energie über die Wände verteilt worden waren.es war nicht zu begreifen, was sich vor ihren augen entfal-tete.

Mit einigen Schritten war sie tiefer im Zimmer. Sie öffneteden Kleiderschrank. im anflug einer verrückten Hoffnungdachte sie, dass Calines blaues Kostüm für das heutige er-eignis in der Schule fehlen würde, weil Caline die nachtbei einer Freundin verbracht hatte.

Offenbar hatte sie in dem Parkhaus das Bewusstsein ver-loren. Hatte sie etwas mit Caline verabredet? noch immerwusste sie nicht, was zwischen Mitternacht und dem Morgengeschehen war.

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Unberührt hing das Kostüm an seinem Platz. Wenn Ca-line an dem größten ereignis des Jahres in ihrer Schule teil-nehmen wollte, wenn sie nach einem violinquartett vonMozart und der Festrede des Direktors als Beste ihres Jahr-gangs vor sechshundert Schülern und eltern ihr Zeugnisauf der Bühne entgegennehmen wollte, musste sie zu Hausevorbeikommen, um sich umzuziehen. Halb elf!

an den Wänden befand sich sonst nichts. Was vorherdort geklebt hatte, war in das Bücherregal gestopft worden.an der tür heftete das Plakat der eateraufführung nach»Malpertuis« von Jean Ray im kommenden Oktober. Kimfiel auf, dass sie noch immer die zerlesene Kladde der Ro-mankopie in der Hand hielt.

Das Bett war sorgfältig geordnet. in einer ecke saß Frans,der große affe, zu dem Caline sich auch mit siebzehn nochmit entwaffnender Weisheit bekannte. Frans ist das, was eineFrau in meinem Alter braucht. Geblümte Kissen. ein geblümteingebundenes pralles tagebuch, von einem dicken Gum-miband zusammengehalten. Unter dem Bett Kartons mitWäsche. auf dem vollgepackten Schreibtisch Stapel vonSchulunterlagen. Hefter. Bücher. ihr notebook. Kim nahmtagebuch und adressbuch ihrer nichte an sich. Sie legtedie zusammengehefteten Kopien von Jean Rays Roman zu-rück. ihr Blick blieb an einer unterstrichenen textpassagehaften.

»… Der abbé hat von einer ›Falte im Raum‹ gesprochen,um das nebeneinandervorhandensein zweier Welten zu er-klären, die grundsätzlich verschieden sind. Malpertuis wärenach dieser eorie ein abscheuliches Übergangsgebiet.«

Ist von dem Parkhaus die Rede oder von diesem Zimmer, indem ein fremder Volksstamm gehaust haben muss? Schon ein-mal hatte Kim Bildern wie diesen fassungslos gegenüberge-standen.

Diese Reise würde sie niemals vergessen, die letzte mitihrem ehemann, bevor es mit ihrer verbindung in Buenos

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aires in einer katastrophalen auseinandersetzung zu endeging. Mit einigen Kollegen ihres damaligen gemeinsamenarbeitgebers, Kelvin Pharmaceuticals, waren sie zu einertour nach Patagonien in eine unterirdische Welt aufgebro-chen, die vollkommen anders war, als Kim sich bis dahinprähistorische Höhlen vorgestellt hatte. Versunkene Städte,deren Himmel man erst als versteinert erkennt, wenn man denKopf weit genug in den Nacken legt. Mit diesem Himmelwaren alle Wesen in den Untergrund gesunken, die ihn ein-mal bevölkert hatten, verstand sie in diesem Moment nach-träglich.

es hatte dort alles gegeben: landschaften, Dünen, Flüsse,Hügel, aufragende Baumstämme, herabhängende Fäden –aus Stein. Wer in dem versteinerten land umhergestreiftwar, musste den Zwang gespürt haben, tiere der farbigenOberwelt dorthin zu bringen. Eine Welt, wie geschaffen alsRückzugsgebiet toter Götter.

Die Bilder an den Wänden in Calines Zimmer ähneltenden Zeichnungen, die sie damals an den steinernen Wändender Cueva de las Manos, der »Höhle der Hände«, in derProvinz Santa Cruz gesehen hatte. Caline hatte prähistorischeHöhlenzeichnungen auf den Wänden verteilt.

nachdem sie alles mit ihrem Handy fotografiert hatte,wählte Kim Calines nummer. »Caline ist nicht da, bitterede mit der Box.« Kein Anschluss. Keine Nachricht.

Konnte es sein, dass das Zimmer für etwas vorbereitetworden war? Für die eateraufführung? Was sie umgab,wies auf anderes hin als auf einen vertrödelten termin odereine vergessene verabredung.

Um elf musste Kim am Drève des Gendarmes sein, demOrt ihres letzten Projektes vor der Urlaubsreise, eine Stundespäter mit Caline in der aula. es sah so aus, als würde sieCaline von unterwegs so oft anrufen müssen, bis sie sie er-reichte.

Wieder läutete es an der Haustür.

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Kim öffnete die Fenster und schloss sorgfältig die türhinter sich. Der Raum, in dem Caline wohnte, schien aufeinmal tief unter der erde zu liegen.

auf dem Weg nach unten meldete sich erneut das telefonmit dem Gesang von Janis Joplin.

»Kim lacquemont?«, fragte eine Stimme. Die Polizei.es war kurz vor elf, sie würde den termin am Drève des

Gendarmes verschieben müssen, und noch immer gab eskeine Spur von Caline. Kims Sorge wurde zu bohrenderangst. Du bist verantwortlich. Ich habe dich nicht gebeten,dich um meine Tochter zu kümmern, wenn ich abwesend bin.Du hast es angeboten. Nun beschwer dich nicht. Sie hatte ih -ren Bruder vor augen. Damals hatte es ein kleines Problemmit Caline gegeben. eine autokarambolage.

»Wir haben heute früh über ihren roten Saab gesprochen«,sagte der Polizist. erneut läutete es Sturm an der Haustür.

»Ja.« Kim war im erdgeschoss angekommen.»er wurde auf einem Parkplatz am Bahnhof Schaerbeek

im nordosten von Brüssel abgestellt, der Schlüssel steckteim Zündschloss.«

»Gut.« Kim musste hörbar durchatmen. Jemand hatteversucht das auto zu stehlen, ein Gelegenheitstrip von Ju-gendlichen. Wenn Caline wirklich verschwunden ist, ist siedort, wo ich sie zuletzt gesehen habe. In dem zugigen Eingangzu ihrer ominösen vierten Stadt in einem stinkenden Park-haus.

»Der Beamte vor Ort möchte wissen, ob Sie einen Zweit-schlüssel besitzen. in diesem Fall würde er den Schlüssel imHandschuhfach deponieren und das auto arretieren.«

Sie öffnete die Haustür. in der Morgensonne stand einRadfahrer.

»Kim lacquemont?«, fragte er. als sie nickte, das Handynoch am Ohr, streckte er ihr eine Schreibunterlage hin.

»Richten Sie ihm aus, dass er es so machen kann.« Kimkritzelte etwas auf das Formular des Boten. »Gab es auffäl-

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ligkeiten?«, fragte sie. »Wurde jemand erkannt, der den Wa-gen gefahren hat?«

»Wir versuchen herauszufinden, ob es eine aufzeichnungeiner der Überwachungskameras gibt, mit denen der Bahn-hof bestückt ist. es kann eine Weile dauern. aber vielleichthaben Sie eine vermutung, wer gefahren sein könnte.«

Der Bote öffnete die Klappe seines Fahrradanhängers.ehe Kim es sich versah, überreichte er ihr einen armvollgelber Rosen. Unübersehbar hing daran eine Karte. »HappyBirthday«.

»Herzlichen Glückwunsch«, rief der junge Mann schonfast im Fahren. als er in die Pedale trat, wirbelte er eineStaubfahne auf.

»es könnte meine nichte gewesen sein. Sie ist bishernicht aufgetaucht. Meinen Sie, ich sollte eine vermissten-anzeige aufgeben?«

»Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«»Gestern abend. Jetzt ist sie dabei, ihre Zeugnisübergabe

in der Schule zu verpassen.«»Wenn Sie das Gefühl haben, mit jemandem darüber

sprechen zu wollen, der sich auskennt, kann ich einen Kon-takt herstellen.«

»Das ist nett.« Kim konzentrierte sich auf die Rosen inihrer Hand.

»Sie heißen Child First. Der Mann, den Sie sprechensollten, heißt Pascault. Sehen Sie zu, dass sie möglichstschnell ihr auto abholen. vielleicht haben wir die aufzeich-nung der Überwachungskamera bereits ausgewertet, wennSie mit der Hilfsorganisation reden.« Der Polizist machteeine Pause. »Haben Sie anzeichen dafür, dass es etwas ernstesist?« Wovon sollte Kim berichten? von dem verwandeltenZimmer? von dem Parkhaus? es gab erhebliche anzeichendafür, dass es etwas ernstes war.

»nein«, sagte sie, »anzeichen für etwas ernstes gibt esnicht.«

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19.90 EUR [D] inkl. eBook

ISBN978-3-95518-012-6

»Der Schlaf der Vernunftgebiert Ungeheuer.«

Der Kongo im Herzen Afri-kas – ein Land so großwie ganz Westeuropa. EineRegion, seit vielen Jahr-zehnten von unsäglichemElend gequält. Wir habenunseren Blick längst ab-gewandt.

Doch dort, wo wir nichthinsehen, wächst das he-ran, was wir am meistenfürchten sollten.