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sonnabend/sonntag, 27./28. oktober 2018 29 taz am wochenende In die Gänge kommen Von Alina Schwermer Artischocken mit Wasabi-Ma- yonnaise, Augenbohnenkroket- ten mit Dijonsenfglasur, Rheini- scher Sauerbraten mit Blaukraut und Spätzle. Borschtsch, Birnen- risotto, Barbecue-Burger: Mit ve- ganer Küche lässt sich so ziem- lich alles anstellen. Von Finger- food über Desserts bis hin zu Fastfood und opulenten Gour- met Menüs, auch wenn im öf- fentlichen Bewusstsein vor al- lem Tofu, Salat und Chia Samen das Bild dominieren. BlogerIn- nen und YouTuberInnen en masse haben ihre Existenz auf vegane Gerichte aufgebaut, und wer nicht selbst kochen möchte, findet vor allem in deutschen Großstädten wie Berlin und Hamburg eine durchaus gute Auswahl veganer Restaurants. In Kleinstädten allerdings so gut wie gar nicht. Aus den Küchen der Welt Fleisch wird in veganen Gerich- ten üblicherweise durch Tofu oder Seitan, aber auch durch Proteinquellen wie Kichererb- sen, Linsen oder Bohnen ersetzt. Als Sahneersatz bietet sich bei- spielsweise Sojasahne an, als Milchersatz alles von Sojamilch über Hafermilch bis Kokos- milch. Klassische Gerichte wie Spaghetti Bolognese oder Bur- ger lassen sich so ganz einfach als Spaghetti Tofunese oder Bur- ger mit Bohnen-Pattie zuberei- ten. Auch Desserts wie Schoko- pudding oder Donuts gibt es in veganer Version. Wer nicht auf Fastfood steht, kann ganz exqui- sit essen. Das vegane Restaurant Leaf in Hamburg zum Beispiel serviert raffinierte Gerichte wie Bärlauchsuppe mit Zitronen- sahne und Ocean-Jelly-Tatar oder Nari Auberginen und Pas- tinaken-Steckrüben-Puffer auf Curry-Mangoldbett mit Kirsch- Portwein-Sauce. Mittlerweile haben auch Mainstream-Portale wie www. essen-und-trinken.de ausführ- liche vegane Sektionen, die ne- ben einzelnen Rezepten Menüs für zu Hause vorschlagen. Aller- dings nicht superkreativ: Rote- Beete-Salat mit Johannisbeer- dressing, dazu Linguine mit Au- berginen und einen Eisbecher Tuttifrutti heißt etwa das Som- mermenü. Asiatische Küche eig- net sich übrigens besonders gut, da viele Gerichte sowieso fast ve- gan sind. In Berlin gibt es zum Verzicht auf tierische Produkte schließt kulinarischen Genuss nicht aus Foto: Westend61/imago Nach dem Weltvegantag am 1. November startet die Messe veganfach. Der Einstieg in diesen Lebensstil führt meist über das Essen, von Fingerfood bis zu mehrgängigen Menüs taz thema veganes leben die verlagsseiten der taz www.taz.de | [email protected] | fon 030-25902314 | fax 030-2510694 | Impressum Redaktion: Lars Klaaßen | Foto-Red.: Karoline Bofinger | Anzeigen: Dennis Dührkoop Beispiel das Good Morning Vi- etnam Vegan. In der deutschen Hauptstadt des Veganismus ist die Auswahl an Lokalen enorm: Das Let It Be serviert vegane Crêpes und Burger, im Kiez Ve- gan kann man vegane kurdi- sche Küche probieren und ve- gane Hochzeitstorten bestellen, und das Yoyo Foodworld macht veganes Fastfood wie Pizza und Wraps. Außerhalb Berlins ist aber zumindest in den Großstädten keine VeganerIn verloren: Tas- sajara, The Vegan Eagle, Piz- zabande und viele weitere in Hamburg, Max Pett, Bodhi oder rund 20 andere Alternativen in München, etwa 20 vegane Res- taurants in Köln. In Leipzig wie- derum gibt es unter anderem beim Shahia Döner fleischlo- sen Döner, in der Vleischerei vegane Currywurst oder Gyros – außerdem mit dem Symbiose eines der populärsten veganen Restaurants in Deutschland, das auch Rezepte zum Nachkochen bereitstellt. Das Nachkochen ist zu Inter- net-Zeiten deutlich leichter ge- worden. Auf Blogs wie www.ve- ganheaven.de gibt es ausgefal- lene vegane Rezepte, teilweise aus Eigenkreation. Wer im- mer schon mal Blaubeer-Muf- fins aus Süßkartoffeln oder ve- gane Schoko-Donuts mit Kid- neybohnen als Teig backen wollte, ist hier richtig. Im Übri- gen gibt es Tipps für veganes Ko- chen an stressigen Tagen. Reis, Couscous oder Quinoa lassen sich für mehrere Tage vorko- chen, selbst gemachtes Pesto kann man in größerer Menge im Kühlschrank lagern, Sup- pen und Eintöpfe in doppelter Menge kochen und einfrieren. Eine sehr unvollständige Aus- wahl veganer Kochbücher sind: „La Veganista“ von Nicole Just, „Vegan Kochen“ von Martin Kin- trup, „Vegane Superfoods“ von Surdham Göb, „Vegan kochen für alle“ von Björn Moschinski oder „Vegan für Genießer“ von Jean-Christian Jury. Von der Hand in den Mund Es muss aber ja nicht direkt ein opulentes Menü sein. Snacks und Fingerfood sind etwa pa- nierte Gemüsesticks, Obst- spieße oder Guacamole mit Tor- tillachips. Als Aufstrich eignen sich Kichererbsenpüree oder viele Pasten. Getränke dagegen sind etwas komplizierter. Zwar ist zunächst mal der größte Teil aller Getränke vegan, aber vie- len Spirituosen sind Farbstoffe tierischen Ursprungs zugesetzt. Und vor allem enthalten die Kle- ber vieler Etiketten tierische Produkte. In der Regel hilft da- bei nur Nachfragen beim Her- steller. Wo kommt das Essen nun her? Zum Einkauf empfiehlt die Organisation ProVeg Deutsch- land unter anderem Biosuper- märkte, die etwa vegane Tief- kühlpizza, Joghurt auf Kokosba- sis oder diverse pflanzliche Dips und Soßen bieten. Auch Droge- riemärkte, Reformhäuser, Asia- shops und natürlich vegane Lä- den haben ein gutes Sortiment. Erwiesen ist allerdings mitt- lerweile, dass rein vegane Kost Mangelernährung begünstigt. Vitamin B12 etwa kommt fast nur in tierischen Lebensmit- teln vor und muss künstlich zugefügt werden. Andere Stoffe können durch bestimmte Nah- rungsmittel aufgenommen wer- den. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät von ausschließlich veganer Kost ab, und hat mit dem DGE-Flyer „Ve- gan essen – klug kombinieren und ergänzen“ ein nützliches In- foblatt herausgegeben. Es bera- ten auch Peta und ProVeg (siehe Kasten). Anzeige Damit der Körper von allem genug bekommt Vor allem Vitamin B12 müssen VeganerInnen künstlich zuführen. Die DGE rät, ein B12-Präparat dauerhaft einzunehmen und regelmä- ßig den B12-Spiegel kontrollieren zu lassen. Es gibt auch Vita- min-B12-Zahnpasta. Proteine können durch Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte zugeführt werden. Raps- oder Walnussöl sowie Nüsse liefern Omega-3-Fettsäuren; dunkelgrüne Gemüsesorten, Nüsse und Tofu unterstützen die Versorgung mit Kalzium. Zur Jodversorgung NDQQ ưXRULGLHUWHV -RGVDO] YHUZHQGHW ZHUGHQ Auch Hanfsamen sind gesund: Sie enthalten viele Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, Vitamin A und E sowie Aminosäuren. ProVeg Deutschland gibt auf www.vebu.de außerdem Tipps, Säuglinge und Kinder vegan zu ernähren. Andere Organisation wie GLH '*( XQG GHU %HUXIVYHUEDQG GHU .LQGHU XQG -XJHQGチU]WH UDWHQ wegen hoher Risiken davon ab. i g - l e c k e r - S f e r t i g - Gutes Essen für ein gutes Gewissen und mehr gute Zeit die satte portion porti • knackiges Gemüse • schonend gegart • nur erwärmen • so gut wie selbst gemacht • mehr Zeit für die Liebe(n) • 6 leckere Sorten Aus der feinen Küche der Natur · DE-ÖKO-005 www.zwergenwiese.de Kooperationspartner: Medienpartner: Messeplatz 1 50679 Köln, Deutschland Telefon +49 1806 002 410* [email protected] * max. 0,20 EUR/Min. aus dem dt. Festnetz, max. 0,60 EUR/Min. aus dem Mobilfunk Köln, 02.–03.11. 2018 Das zentrale vegane Lifestyle Event in Europa! Jetzt Tickets sichern unter: www.veganfach.de/ tickets veganfach.de facebook.com/veganfach

Veganes Leben Oktober 2018 - download.taz.dedownload.taz.de/Veganes_Leben_Oktober_2018.pdf · sonnabend/sonntag, 27./28. oktober 2018 29 taz ! am wochenende In die Gänge kommen Von

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sonnabend/sonntag, 27./28. oktober 2018

29taz ! am wochenende

In die Gänge kommen

Von Alina Schwermer

Artischocken mit Wasabi-Ma-yonnaise, Augenbohnenkroket-ten mit Dijonsenfglasur, Rheini-scher Sauerbraten mit Blaukraut und Spätzle. Borschtsch, Birnen-risotto, Barbecue-Burger: Mit ve-ganer Küche lässt sich so ziem-lich alles anstellen. Von Finger-food über Desserts bis hin zu Fastfood und opulenten Gour-met Menüs, auch wenn im öf-fentlichen Bewusstsein vor al-lem Tofu, Salat und Chia Samen das Bild dominieren. BlogerIn-nen und YouTuberInnen en masse haben ihre Existenz auf vegane Gerichte aufgebaut, und wer nicht selbst kochen möchte, findet vor allem in deutschen Großstädten wie Berlin und Hamburg eine durchaus gute Auswahl veganer Restaurants. In Kleinstädten allerdings so gut wie gar nicht.

Aus den Küchen der Welt

Fleisch wird in veganen Gerich-ten üblicherweise durch Tofu oder Seitan, aber auch durch Proteinquellen wie Kichererb-sen, Linsen oder Bohnen ersetzt. Als Sahneersatz bietet sich bei-spielsweise Sojasahne an, als Milchersatz alles von Sojamilch über Hafermilch bis Kokos-milch. Klassische Gerichte wie Spaghetti Bolognese oder Bur-ger lassen sich so ganz einfach als Spaghetti Tofunese oder Bur-ger mit Bohnen-Pattie zuberei-ten. Auch Desserts wie Schoko-pudding oder Donuts gibt es in veganer Version. Wer nicht auf Fastfood steht, kann ganz exqui-sit essen. Das vegane Restaurant Leaf in Hamburg zum Beispiel serviert raffinierte Gerichte wie Bärlauchsuppe mit Zitronen-sahne und Ocean-Jelly-Tatar oder Nari Auberginen und Pas-tinaken-Steckrüben-Puffer auf Curry-Mangoldbett mit Kirsch-Portwein-Sauce.

Mittlerweile haben auch Mainstream-Portale wie www.essen-und-trinken.de ausführ-liche vegane Sektionen, die ne-ben einzelnen Rezepten Menüs für zu Hause vorschlagen. Aller-dings nicht superkreativ: Rote-Beete-Salat mit Johannisbeer-dressing, dazu Linguine mit Au-berginen und einen Eisbecher Tuttifrutti heißt etwa das Som-mermenü. Asiatische Küche eig-net sich übrigens besonders gut, da viele Gerichte sowieso fast ve-gan sind. In Berlin gibt es zum

Verzicht auf tierische Produkte schließt kulinarischen Genuss nicht aus Foto: Westend61/imago

Nach dem Weltvegantag am 1. November startet die Messe veganfach. Der Einstieg in

diesen Lebensstil führt meist über das Essen, von Fingerfood bis zu mehrgängigen Menüs

taz ! themaveganes leben die verlagsseiten der taz

www.taz.de | [email protected] | fon 030-25902314 | fax 030-2510694 | Impressum Redaktion: Lars Klaaßen | Foto-Red.: Karoline Bofinger | Anzeigen: Dennis Dührkoop

Beispiel das Good Morning Vi-etnam Vegan. In der deutschen Hauptstadt des Veganismus ist die Auswahl an Lokalen enorm: Das Let It Be serviert vegane Crêpes und Burger, im Kiez Ve-gan kann man vegane kurdi-sche Küche probieren und ve-gane Hochzeitstorten bestellen, und das Yoyo Foodworld macht veganes Fastfood wie Pizza und Wraps.

Außerhalb Berlins ist aber zumindest in den Großstädten keine VeganerIn verloren: Tas-sajara, The Vegan Eagle, Piz-zabande und viele weitere in Hamburg, Max Pett, Bodhi oder rund 20 andere Alternativen in

München, etwa 20 vegane Res-taurants in Köln. In Leipzig wie-derum gibt es unter anderem beim Shahia Döner fleischlo-sen Döner, in der Vleischerei vegane Currywurst oder Gyros – außerdem mit dem Symbiose eines der populärsten veganen Restaurants in Deutschland, das auch Rezepte zum Nachkochen bereitstellt.

Das Nachkochen ist zu Inter-net-Zeiten deutlich leichter ge-worden. Auf Blogs wie www.ve-ganheaven.de gibt es ausgefal-lene vegane Rezepte, teilweise aus Eigenkreation. Wer im-mer schon mal Blaubeer-Muf-fins aus Süßkartoffeln oder ve-

gane Schoko-Donuts mit Kid-neybohnen als Teig backen wollte, ist hier richtig. Im Übri-gen gibt es Tipps für veganes Ko-chen an stressigen Tagen. Reis, Couscous oder Quinoa lassen sich für mehrere Tage vorko-chen, selbst gemachtes Pesto kann man in größerer Menge im Kühlschrank lagern, Sup-pen und Eintöpfe in doppelter Menge kochen und einfrieren. Eine sehr unvollständige Aus-wahl veganer Kochbücher sind: „La Veganista“ von Nicole Just, „Vegan Kochen“ von Martin Kin-trup, „Vegane Superfoods“ von Surdham Göb, „Vegan kochen für alle“ von Björn Moschinski oder „Vegan für Genießer“ von Jean-Christian Jury.

Von der Hand in den Mund

Es muss aber ja nicht direkt ein opulentes Menü sein. Snacks und Fingerfood sind etwa pa-nierte Gemüsesticks, Obst-spieße oder Guacamole mit Tor-tillachips. Als Aufstrich eignen sich Kichererbsenpüree oder viele Pasten. Getränke dagegen sind etwas komplizierter. Zwar ist zunächst mal der größte Teil aller Getränke vegan, aber vie-len Spirituosen sind Farbstoffe tierischen Ursprungs zugesetzt. Und vor allem enthalten die Kle-ber vieler Etiketten tierische Produkte. In der Regel hilft da-bei nur Nachfragen beim Her-steller.

Wo kommt das Essen nun her? Zum Einkauf empfiehlt die Organisation ProVeg Deutsch-land unter anderem Biosuper-märkte, die etwa vegane Tief-kühlpizza, Joghurt auf Kokosba-sis oder diverse pflanzliche Dips und Soßen bieten. Auch Droge-riemärkte, Reformhäuser, Asia-shops und natürlich vegane Lä-den haben ein gutes Sortiment. Erwiesen ist allerdings mitt-lerweile, dass rein vegane Kost Mangelernährung begünstigt. Vitamin B12 etwa kommt fast nur in tierischen Lebensmit-teln vor und muss künstlich zugefügt werden. Andere Stoffe können durch bestimmte Nah-rungsmittel aufgenommen wer-den. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät von ausschließlich veganer Kost ab, und hat mit dem DGE-Flyer „Ve-gan essen – klug kombinieren und ergänzen“ ein nützliches In-foblatt herausgegeben. Es bera-ten auch Peta und ProVeg (siehe Kasten).

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Damit der Körper von allem genug bekommt

Vor allem Vitamin B12 müssen VeganerInnen künstlich zuführen.

Die DGE rät, ein B12-Präparat dauerhaft einzunehmen und regelmä-

ßig den B12-Spiegel kontrollieren zu lassen. Es gibt auch Vita-

min-B12-Zahnpasta.

Proteine können durch Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte

zugeführt werden. Raps- oder Walnussöl sowie Nüsse liefern

Omega-3-Fettsäuren; dunkelgrüne Gemüsesorten, Nüsse und Tofu

unterstützen die Versorgung mit Kalzium.

Zur Jodversorgung

Auch Hanfsamen sind gesund: Sie enthalten viele Omega-3- und

Omega-6-Fettsäuren, Vitamin A und E sowie Aminosäuren.

ProVeg Deutschland gibt auf www.vebu.de außerdem Tipps,

Säuglinge und Kinder vegan zu ernähren. Andere Organisation wie

wegen hoher Risiken davon ab.

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Page 2: Veganes Leben Oktober 2018 - download.taz.dedownload.taz.de/Veganes_Leben_Oktober_2018.pdf · sonnabend/sonntag, 27./28. oktober 2018 29 taz ! am wochenende In die Gänge kommen Von

taz! thema veganes leben30 sonnabend/sonntag, 27./28. oktober 2018 taz ! am wochenende

Rein in den guten Stoff

Von Alina Schwermer

Nerze, so recherchierte die Tierschutz-Organistaion Peta, werden für ihre Pelze oft ver-gast. Füchse und Marder ster-ben laut dem Vegetarierbund ProVeg vor allem durch Elekt-roschocks. Seidenraupen wer-den noch lebend mitsamt den Kokons in kochendes Wasser ge-worfen, während Krokodile und Schlangen oft nur aufgrund ih-rer Haut getötet werden. Es gibt bekanntermaßen gute Gründe, sich an diesem Markt nicht zu beteiligen und sich ausschließ-lich oder vorwiegend vegan zu kleiden. Und zunehmend Rat-geber, das zu bewerkstelligen.

Für einen ersten Überblick hilft das Internet. Webseiten wie ProVeg.com von der gleich-namigen Interessenvertre-tung für Veganer und Vegeta-rier oder der von Peta erstellte Shopping-Guide veganemode.info listen Shops, Labels und De-signer auf, die sich auf vegane Mode spezialisiert haben. Das sind zum Beispiel „BastiBasti“, „bleed clothing“, „Loveco“, „Re-colution“, „Monkee Genes“, „Mud Jeans“, „Good Society“ und „Save the Duck“. Vegane Schuhe gibt es unter anderem bei „Avesu“, „Noah“, „Good Guys“, „Freivon“ und „Bourgeois Boheme“. Und vegane Taschen und Acces-soires, letzter Teil der sehr un-vollständigen Auflistung, fin-den sich etwa bei „Dear Goods“, „Wills London“, „Matt & Nat“, „Freedom of Animals“, „Wilby Clutch“ und „Le Shop Vegan“. Wer im gewöhnlichen Laden ve-gane Kleidung kaufen will, muss etwas mehr Aufwand betreiben.

„Direkt auf Kleidungsstü-cken sind derzeit nur in Einzel-fällen Vegan-Kennzeichnungen zu finden“, berichten Sina Wit-tig und Sina Krüger für ProVeg. „Da hilft nur ein genauer Blick auf das Etikett.“ Enthält das Kleidungsstück Pelz, Echtleder, Seide oder Wolle, ist es defini-tiv nicht vegan. Peta listet au-ßerdem Federn, Horn und Perl-mutt als tierische Produkte oder Erzeugnisse. Vegane Alternati-ven für diese Materialien gibt es viele: Hanf, Viskose, Leinen, Sojaseide, Acryl, Polyester, Lyo-cell, Kunstpelz und Kunstleder zum Beispiel. „Enthält nichttex- Foto: Sebastian Willnow/imago

Mainstream-Kleidung ist so billig, dass faire und vegane Produkte kaum mit diesem niedrigen Preisniveau konkurrieren können. Trotzdem steigt die Nachfrage

tile Bestandteile tierischen Ur-sprungs“ ist das Stichwort auf Etiketten, das nicht vegane Klei-dung markiert. Schuhe machen es den KäuferInnen schon leich-ter: Das Hauptmaterial muss deutlich als Symbol dargestellt werden. Bei Zweifeln im Kleider- oder Schuhgeschäft gilt das Be-währte: Wer fragt, dem kann ge-holfen werden.

Allerdings braucht es oft auch ein gut gefülltes Portemonnaie. Vegane Hosen kosten derzeit in vielen Shops über hundert Euro; konsequent vegane Kleidung muss man sich leisten können. „Dabei liegt es nicht an man-gelnden technischen Möglich-keiten“, schreibt der Shop Basti-Basti. „Alternativen wie Kunst-leder oder Kunstpelze sind heutzutage höchst authentisch und hochwertig und dabei zum Teil kaum mehr vom tierischen Original zu unterscheiden.“ Vielmehr liege der Grund in „gewissenloser Massenproduk-tion“. Die Mainstream-Kleidung ist so billig, dass faire und ve-gane Produkte kaum auf dieses Niveau sinken können. Trotz-dem wollen viele Konsumen-tInnen bewusst kaufen.

„Grundsätzlich ist das Inte-resse an veganer Mode zuneh-mend“, sagt Ben Irion vom Su-permarché in Berlin, nach ei-genen Angaben Berlins größter Fair-Trade-Laden. „Es gab eine Zeit lang einen ziemlichen Hype,

ich habe das Gefühl, dass der ab-geflaut ist. Aber dafür merken wir, dass die Leute jetzt relativ gut informiert sind.“ Der Super-marché bietet ökologische Fair-Trade-Kleidung und fair pro-duzierte Wohnaccessoires auf derzeit hundert Quadratmeter Ladenfläche. 90 Prozent der Wa-ren im Laden sind vegan; beim Eigenlabel Hirschkind sind es alle. Rund 50 ökofaire Marken führt Supermarché derzeit.

Das mit der Ökologie ist bei veganer Kleidung allerdings bei Weitem nicht selbstverständ-lich. Ersatzstoffe wie Acryl, Poly-ester, Kunstleder und Kunstpelz sind biologisch nicht abbaubar. ProVeg kritisiert, dass bei je-dem Waschgang dieser Materi-alien Mikroplastik ins Abwas-ser gerät. Und Materialien wie Sojaseide sind ein Nebenpro-dukt riesiger Monokulturen, die in Südamerika den Regen-wald zerstören. Wer vegan und öko kaufen möchte, muss da-her doppelt genau hinschauen. Irion empfiehlt: „Bei Kleidung sollte man darauf achten, dass es sich um hundert Prozent Bio-

Baumwolle handelt. Außerdem gibt es verschiedene Kunstfa-sern wie Lyocell, wo die Chemi-kalien zu fast hundert Prozent wiederverwertet werden.“ Auch Siegel wie Fairtrade und GOTS helfen. Bei Schuhen sei es pro-blematischer. „Da ist vieles aus Kunst leder. Aber der Oberbe-kleidungsbereich ist sehr gut ab-gedeckt.“ Weitere biologisch ab-baubare Naturfasern sind etwa Hanf, Kork und Leinen.

Auch live und in Farbe gibt es zunehmend mehr Möglich-keiten, sich über vegane Mode zu informieren. Die Fashion Re-volution Week zum Beispiel, die das nächste Mal im April 2019 stattfindet. Auch auf der Fairen Woche jährlich im September sind Anbieter veganer, fairer Kleidung vertreten. Die Messe VeggieWorld, die bundesweit größte und älteste Publikums-messe für veganen Lebensstil, stellt auch vegane Mode vor. Im Februar 2019 kommt sie nach Wiesbaden, im März 2019 nach Hamburg und Berlin. Auf der Fa-shion Week in Berlin gibt es den Greenshowroom und die Ethical Fashion Show, wo sich bekannte und aufstrebende vegane Mode-labels präsentieren. Zwei junge Magazine für vegane Mode sind Vegan Good Life und Noveaux. Eine breitere Themenpalette de-cken die Magazine VeganLive, Das Vegan Magazin und Think Vegan ab.

Der Weltvegantag – oder World Vegan Day – findet jedes Jahr am 1. November statt, und zwar seit 1994. 24 Stunden lang zei-gen Aktionsbündnisse und Ver-eine auf der ganzen Welt, wie veganes Leben aussieht und aussehen kann. Zugleich läu-tet der Weltvegantag auch den „World Vegan Month“ im No-vember jeden Jahres ein.

Der Weltvegantag stammt ursprünglich aus England. Dort gründete der Veganer Do-nald Watson im November 1944 die „Vegan Society“, eine Verei-nigung für britische Veganer. 1994 wurde nach einer Mög-lichkeit gesucht, das 50-jährige Bestehen der Vegan Society an-gemessen zu feiern – der Welt-vegantag war geboren. Nach-dem aber nicht ganz klar war, an welchem Tag die Vereini-gung gegründet worden war, legte die Präsidentin Louise

Wallis einfach ein Datum fest. Sie begründete die Wahl des 1.  Novembers damit, dass ihr die Überschneidung mit Hal-loween auf der einen Seite so-wie dem Tag der Toten auf der anderen Seite gefiel.

Veranstaltungen zum Welt-vegantag finden weltweit statt, vor allem in den Metropolen Europas, Nordamerikas und Australiens. Dabei geht es nicht alleine darum, sich mit Gleich-gesinnten auszutauschen und den Veganismus in Ehren zu halten. Im Vordergrund steht an diesem Tag vor allem die Aufklärungsarbeit: Menschen, die bisher noch keinen oder nur wenig Zugang zur veganen Le-bensweise haben, sollen durch Informationsmaterial oder Flugblätter zum Nach- und Um-denken gebracht werden.

weltvegantag.org

Auf der der zweiten veganfach, die am 2. und 3. November in Köln stattfindet, sind 130 Aus-steller aus 17 Ländern vertre-ten. Im vergangenen Jahr wa-ren mehr als 6.200 Fachbesu-cher und Verbraucher auf der Messe. Für Privatbesucher hat das Projektteam der veganfach ein Eventprogramm mit promi-nenten Veganern, Kochvorfüh-rungen und Vorträgen zusam-mengestellt.

Auf der Messe werden mit dem Vegan Innovation Award besonders herausragende Pro-duktentwicklungen in drei Kategorien prämiert. Die Ge-winner erhalten ein Award-Logo, das dazu beitragen soll, Verbrauchern bei der ständig wachsenden Zahl an veganen Produkten eine Orientierung zu bieten. Die Nominierten wer-den auf der Vegan Innovation Award Area ausgestellt, diese

Am 1. November ist Weltvegantag, an dem vor allem aufgeklärt werden soll, nun zum 24. Mal veganfach statt, mit einer Reihe von Vorträgen

November mit vV Die zweite Runde

Verlosung

Die Koelnmesse verlost an taz-Leser 20 Tagestickets für

die veganfach in Köln. Wer eine kostenlose Karte haben möchte, kann eine Mail an [email protected] schrei-ben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

befindet sich in Halle 3.1. In der Vegan Chill Zone gibt es Street Food vom Foodtruck, Sweets, Snacks und Hipster Drinks – kulinarische vegane Highlights und Neuentdeckungen. Der Er-lös des Weihnachtsmarkts mit Glühwein und Gebäck wird für einen guten Zweck gespendet.

Weitere Informationen zu Ort,

www.veganfach.de

Ökologie ist bei veganer Kleidung allerdings nicht selbstverständlich

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Page 3: Veganes Leben Oktober 2018 - download.taz.dedownload.taz.de/Veganes_Leben_Oktober_2018.pdf · sonnabend/sonntag, 27./28. oktober 2018 29 taz ! am wochenende In die Gänge kommen Von

sonnabend/sonntag, 27./28. oktober 2018 31taz ! am wochenende taz! thema veganes leben

Eine Frage der Fläche

Von Martin Kaluza

Wenn eine Pflanze einen Image-berater gebrauchen könnte, dann ist es die Ölpalme. Die Kampagnen der großen Um-weltschutzorganisationen ha-ben Wirkung gezeigt, denn wer sich für Naturschutz interes-siert, weiß heute: Für den indus-triellen Anbau von Palmöl wer-den Regenwälder abgeholzt, der Lebensraum von Orang-Utans zerstört, Torfböden trocken-gelegt und damit jede Menge CO2 freigesetzt. Die Arbeitsbe-dingungen auf vielen Planta-gen sind katastrophal, noch dazu werden Bewohner von ih-rem Land verdrängt – besonders schlimm ist es in Indonesien, wo über die Hälfte des weltweiten Palmöls produziert wird.

Und dennoch schreibt die Umweltorganisation Green-peace auf ihrer Kampagnen-seite: „Die Ölpalme ist keine schlechte Pflanze.“ Die Ölpalme ist nämlich ergiebig, Ernte ist das ganze Jahr über. 25 Jahre lang produziert eine Palme im-mer wieder neue Früchte, dann erst muss neu gepflanzt wer-den. Die Erträge liegen derzeit – so rechnet beispielsweise der WWF vor – bei jährlich 3,3 Ton-nen Öl pro Hektar. Zum Ver-gleich: Ein Hektar Raps, Kokos oder Sonnenblume liefert nur 0,7 Tonnen.

Diese Zahlen zeigen bereits, dass ein völliger Verzicht auf Palmöl die Probleme nicht lö-sen, sondern allenfalls verla-gern würde. Ein Umstieg auf andere Öle hätte einen riesigen Flächenverbrauch zur Folge. Laut einer Studie des WWF wä-ren 1,4 Millionen Hektar zu-sätzliche Anbauflächen nötig, um allein das in Deutschland verbrauchte Palmöl komplett durch andere pflanzliche Öle zu ersetzen.

1,8 Millionen Tonnen Palmöl importiert die Bundesrepublik im Jahr. Und das meiste kommt gar nicht einmal im Essen vor. Der mit 42 Prozent weitaus größte Anteil landet, so rech-net der WWF vor, als Biodie-sel im Tank. Weiterverarbeitete Lebensmittel wie Schokolade, Speiseeis, Knabberkram und

Sobald die Herstellung über den kleinbäuerlichen Rahmen hinausgeht, beginnen die Probleme Foto: Martin Kaluza

Für Palmöl wird Urwald abgeholzt. Ein kompletter Umstieg auf andere Öle würde noch

Fertiggerichte machen 33  Pro-zent aus. Verschämt verbirgt sich das Palmöl hinter der Be-zeichnung „pflanzliche Öle“. Weitere 8 Prozent fließen in-direkt in die Nahrungsmittel-industrie, als Tierfutter nämlich. Die restlichen 17 Prozent finden als Kosmetik oder Reinigungs-mittel ihren Weg in die Super-marktregale.

Selbst in Bioläden werden Palmölprodukte verkauft. Man-

chen Kunden erscheint das zu-nächst widersinnig. „Es ist wie bei allen Dingen: Palmfett ist nicht gleich Palmfett“, sagt And-reas Bentlage, Produktmanager beim bayrischen Naturkosther-steller Barnhouse. Sein Unter-nehmen nutzt neben anderen Ölen auch nachhaltig produzier-tes Bio-Palmöl zum Backen der „Krunchy“-Knuspermüslis. Dass Barnhouse überhaupt Palmfett verarbeitet, liegt an seinen be-sonderen Eigenschaften. Mit an-deren Fetten knuspern die Müs-lis anders. „Palmfett gibt ihnen einen Biss, den wir keksig nen-nen“, sagt Bentlage.

Barnhouse setzt dabei auf die Prinzipien von fairem Handel und Bioanbau. „Es ist wichtig, die Frage zu stellen: Wo kommt der Rohstoff her? Wie wird er angebaut und wie wird mit den Menschen umgegangen? Das sollte man ja ohnehin machen“, so Bentlage. Das Thema Palmöl sei so komplex, weil es unseren ganzen Konsum betreffe. Ganz

gleich, wie gut oder gesund oder nützlich ein bestimmtes Lebens-mittel ist – sobald die Herstel-lung über den kleinbäuerlichen Rahmen hinausgehe und indus-

trielle Maßstäbe annehme, be-ginnen die Probleme. Ähnliche strukturelle Probleme seien der-zeit angesichts des Booms von Avocado und Quinoa zu beob-achten. Barnhouse bezieht sein Palmfett deshalb von bio- und fairtrade-zertifizierten Anbau-betrieben in Brasilien und Ko-lumbien, die sich verpflichtet haben, keine Flächen zu roden.

Auch der Naturkostherstel-ler Rapunzel verwendet für ei-nige Produkte Palmöl. „Wir ha-ben uns die Frage gestellt, wofür wir Palmöl wirklich brauchen. Das ist zum Beispiel bei unseren Nussaufstrichen wie ‚Samba‘ der Fall“, sagt Eva Kiene, Pressespre-cherin des Unternehmens. Ka-kaobutter sei für diese Aufstri-che zu fest, Kokosöl werde schon bei 25 Grad flüssig. „Palmöl bin-det die Nussöle und sorgt dafür, dass der Aufstrich cremig wird – und das auch noch ohne Zu-satzstoffe.“

Rapunzel initiierte 1992, also noch lange bevor der Boom be-

gann, in Kolumbien den Anbau von Bio-Palmöl. Heute kauft das Unternehmen bei zwei Produ-zenten aus Ecuador und Ghana und berücksichtigt dabei auch soziale Kriterien. „Wir bezie-hen nur fair gehandeltes Bio-Palmöl, das zum größten Teil von Kleinbauern mit eigenen Flächen kommt.“ Das Unterneh-men fördert zudem bodenscho-nende Anbaumethoden wie die Agroforstwirtschaft. Wäh-rend konventionell betriebene Palmölplantagen Monokultu-ren sind, bei denen der Boden rund um die Palmen von ande-ren Pflanzen frei bleibt, werden im Agroforst auch die Zwischen-räume genutzt, etwa durch Bü-sche oder Kakaopflanzen.

Bio-Palmöl macht allerdings derzeit nur einen winzigen Teil des Weltmarkts aus. Und es ist nicht zu verwechseln mit „nach-haltigem Palmöl“, das nach rela-tiv schwachen Kriterien zertifi-ziert ist. So hat der WWF hat 2004 den Runden Tisch für nachhal-tiges Palmöl initiiert, an dem sich viele Hersteller und ver-arbeitende Betriebe beteiligen und zu Mindeststandards ver-pflichten. Der WWF selbst sieht den Runden Tisch nur als ersten Schritt. Das nach dem schwa-chen RSPO-Siegel als nachhal-tig zertifizierte Palmöl macht inzwischen einen großen An-teil des deutschen Marktes aus: Biodiesel muss in Deutschland zu 100 Prozent zertifiziert sein, und bei allen anderen Anwen-dungen liegt der Anteil nach-haltigen Palmöls nach einer Studie des Forums nachhaltiges Palmöl bei 55 Prozent, Tendenz steigend. Greenpeace kritisiert, dass die Kriterien des RSPO-Sie-gels zu schwach seinen, um die Regenwaldzerstörung vor al-lem in Indonesien zu stoppen. Zudem hielten die beteiligten Unternehmen oft nicht einmal diese schwachen Kriterien ein. Und Rapunzel-Sprecherin Kiene attestiert: „Aus Malaysia und In-donesien kennen wir kein Bio-Palmöl.“

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Den Herstellern in die Karten gucken

WWF Company

Scorecards

diejenigen Unternehmen Fortschritte machen, die ihre Produkte

Greenpeace 2016 ebenfalls die

Was tun?

Wer auf Fertigprodukte mit

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32 sonnabend/sonntag, 27./28. oktober 2018 taz ! am wochenendetaz! thema veganes leben

Jetzt einen Rosenkohl!

Von Kristina Simons

Die Kiwibeere ist der neue Ver-kaufshit in den Regalen von Bio- und Supermärkten. Außen äh-nelt sie der Stachelbeere, innen der Kiwi. Die auch Kiwai, Ko-kuwa, kleinfruchtige Kiwi oder Mini-Kiwi genannte Frucht wird als das neue Superfood gehan-delt. Denn sie enthält mehr Vi-tamin C als Zitronen und au-ßerdem reichlich Vitamin E, Folsäure und Mineralien wie Kalzium und Kalium. Die Kiwi-beere hat noch einen weite-ren Vorteil: Sie kommt zwar ur-sprünglich aus dem östlichen Asien von Japan bis Sibirien, wird aber heute auch in europä-ischen Ländern wie Frankreich, Italien, Portugal und Deutsch-land angebaut. Das ist ein ent-scheidender Pluspunkt gegen-über Superfoods wie Quinoa, Goji-Beeren oder Avocado, die erst den langen Weg aus Süd-amerika, Asien oder Südaf-rika nach Deutschland antre-ten müssen. Superfood liegt im Trend. Doch die langen Trans-portwege der meisten Super-foods sorgen für eine misera-ble Ökobilanz. Der exportorien-tierte und dadurch intensivierte Anbau hat zudem oftmals nega-tive Folgen für die lokale Bevöl-kerung (siehe Kasten).

Unter Superfood werden be-sonders nährstoffreiche Lebens-mittel zusammengefasst, vor al-lem aus dem Bereich Obst und Gemüse. Was genau darun-ter fällt, ist lebensmittelrecht-lich nicht definiert, es handelt sich um einen Kunstbegriff. Beliebte Superfoods sind Açai-Beeren, Algen, Amaranth, Avo-cado, Chia-Samen, Goji-Beeren, Kokosmehl, Mandelmehl, Mat-cha-Tee, Moringa und Quinoa. Immer wieder kommen neue Produkte dazu, andere fallen heraus. Doch ihnen allen wer-den wahre Wunderkräfte zu-geschrieben: Sie sollen das Ab-nehmen unterstützen, Depressi-onen heilen, gegen Erkältungen, Alzheimer und Krebs helfen. Erstmals tauchte der Begriff Superfood 2009 in einem US-amerikanischen Ernährungs-ratgeber mit dem Titel „Super-foods: The Food and Medicine of the Future“ auf, wie Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) recherchiert hat. Auf dem deutschen Markt finden sich Superfoods ver-stärkt seit 2015.

Laut einer Untersuchung der Marktanalysten von Mintel stieg die Anzahl der eingeführten Le-bensmittel- und Getränkepro-dukte, die als Superfood, Super-fruit und Supergrain bezeich-net werden, zwischen 2011 und 2015 weltweit um 202 Prozent. „Superfood wurde sehr schnell als Marketingidee übernom-men – schlicht, weil sich damit Geld machen lässt und die Ver-kaufszahlen in die Höhe schie-ßen“, erläutert Seitz. Dieser Mar-ketingtrick funktioniere nach wie vor, weil der Begriff Ori-entierung gebe: „Verbraucher sind oftmals überfordert vom Informationsdschungel rund um Lebensmittel und deren Er-zeugung.“ Die vielen, teils wi-dersprüchlichen Infos verunsi-cherten und machten die tägli-che Essensentscheidung schwer. „Da hilft der ‚Leuchtturm Super-food‘ – man kann vermeintlich nichts mehr verkehrt machen.“

Tatsächlich sind die Nah-rungsmittel, die als Superfood gelten, besonders reich an be-stimmten Nährstoffen. So ha-ben Chia-Samen zum Beispiel Chia-Samen haben etwa fünfmal so viel Kalzium wie Milch Foto: Retales Botijero/Westend61/imago

sorgen aber erst zahlreiche Verarbeitungsschritte dafür, dass Superfood genießbar wird

etwa fünfmal so viel Kalzium wie Milch, einen hohen Gehalt an Antioxidantien und Ballast-stoffen. Ebenso die Açai-Beere: Sie strotzt nur so vor Proteinen, Antioxidantien, Kalzium und Vitaminen. „Allerdings wer-den in Untersuchungen häu-fig viel höhere Nährstoffmen-gen zugrunde gelegt, als es un-ter Alltagsbedingungen der Fall wäre“, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Er-nährung (DGE). Gesundheits-fördernd wirken vor allem die sogenannten sekundären Pflan-zenstoffe. Einige von ihnen sen-ken das Krebsrisiko, andere sind gut für das Herz-Kreislauf-Sys-tem. „Doch kein Lebensmit-tel allein enthält alle lebens-notwendigen Nährstoffe, die wir brauchen“, betont Gahl. Gesundheitsfördernd sei viel-mehr eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernäh-rung, man solle sich daher keine Wunder durch Superfood erhoffen. „Die Effekte, wie zum Beispiel Anti-Aging, Schutz vor Krebs oder Herz-Kreislauf-Er-krankungen und Anregung des Stoffwechsels, sind größtenteils

nicht wissenschaftlich belegt.“ Auch mögliche negative Wirkun-gen bestimmter Superfood-Pro-dukte sind bislang nicht ausrei-chend erforscht. „Beispielsweise sollten pro Tag nicht mehr als 15 Gramm Chia-Samen verzehrt werden, und auch bei Nahrungs-ergänzungsmitteln auf Basis von Superfood ist Vorsicht gebo-ten“, warnt Gahl. Hinzu kommt, dass Superfood, das auf der an-deren Seite der Erde angebaut

wird, aus Transport- und Lage-rungsgründen meist verarbeitet wird, also getrocknet oder pul-verisiert. Dabei gehen sehr viele Nährstoffe verloren. Zum Teil sorgen erst zahlreiche Verarbei-tungsschritte dafür, das Super-food überhaupt genießbar wird. Dazu gehören beispielsweise Ex-traktion, Trocknung, Zugabe von Zucker oder Aromen. „Der posi-

tive Effekt ist dann oft dahin“, sagt Harald Seitz. „Ganz abge-sehen vom schlechten CO2-Fuß-abdruck bei Exportware aus fer-nen Ländern.“

Vor allem aus ökologischen und sozialen Gründen sollte die Wahl deshalb auf heimische Pro-dukte fallen, die wegen ihrer po-sitiven Inhaltsstoffe inzwischen ebenfalls oft als Superfood be-zeichnet werden. Sie sind zudem deutlich günstiger als die meis-ten exotischen Varianten. Hei-mische Alternativen zu Chia-Sa-men mit ihrem hohen Gehalt an Ballaststoffen und wertvollen ungesättigten Omega-3-Fettsäu-ren sind beispielsweise Leinsa-men, Rapsöl und Nüsse. Statt Goji-Beeren tun es auch Pap-rika, Rosenkohl, Spinat, Brok-koli, Milchprodukte, Orangen und schwarze Johannisbeeren. Letztere haben übrigens mehr Vitamin C und achtmal weni-ger Kalorien als Goji-Beeren. Wichtige Nährstoffe der Açai-Beere enthalten auch Heidelbee-ren, Sauerkirschen, schwarze Jo-hannisbeeren, Holunder und ei-nigen rote Traubensorten sowie grünes Gemüse.

Ökologisch und sozial punkten vor allem heimische Produkte

Wahn und Wahnsinn

In vielen Herkunftsländern einer Reihe exotischer Superfoods

leiden Kleinbauern und Bevölkerung unter dem gestiegenen

Avocado: Seit 2008 hat

sich der Import allein nach Deutschland mehr als verdreifacht – von

führt in Mittel- und Südamerika sowie in Südafrika inzwischen zu

einem bedrohlichen Trinkwassermangel.

Kultivierungsmethoden führen zudem zu Monokulturen und

beklagen immer wieder, dass insbesondere in Mexiko inzwischen

Wälder illegal gerodet

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