VERBAND 14 segelfliegen · 4-2010 Helge Zembold: Meike, du hast die Struk- turreform nicht in allen Punkten mitge- tragen, sie jedoch von Anfang an begleitet und setzt sie jetzt in einer Arbeitsgruppe um. Wie lassen sich die Veränderungen im DAeC am einfachsten beschreiben? Meike Müller: Bis zur Satzungsänderung im Oktober 2009 war es so, dass die sportlichen Fragestellungen von den Sportfachgruppen bearbeitet wurden und alle übergeordneten Angelegenheiten vom Dachverband, also in Verantwortung des DAeC-Vorstands. Dabei war in all den Jahren der Segelflug weitge- hend die treibende Kraft, denn der Segelflug ist, auch auf europäischer Ebene, der Sport, der organisatorisch am besten aufgestellt ist. zh: Warum hat der Segelflug einen solchen Einfluss? Meike Müller: Wir haben zulassungspflich- tige Flugzeuge und gesetzlich geregelte Lizenzen. Wir brauchen den meisten Luft- raum für unsere raumgreifenden Flüge, unterliegen aber betriebsartbedingt den größten Beschränkungen. So gilt schon lange im DAeC: Womit der Segelflug leben kann, damit können in der Regel auch alle anderen Sparten leben. So hat die Sport- fachgruppe vor einigen Jahren auch darauf hingewirkt, einen hauptamtlichen Mitar- beiter für Luftraumfragen in der Bundesge- schäftsstelle zu beschäftigen. Und überall wo man hinguckt, auch auf europäischer Ebene, sind die Segelflieger diejenigen, die einen Großteil der Arbeit erledigen. zh: Bleibt dieser Einfluss des Segelflugs auch nach der Strukturreform erhalten? Meike Müller: Der DAeC wird von vielen Mitgliedern als Segelflugverband wahrge- nommen, was auch durch die vielfach von Segelfliegern gestalteten und auch an ihren Bedürfnissen orientierten Organisations- formen verursacht ist. Deshalb haben viele bislang bemängelt, dass die Entscheidungen innerhalb des DAeC häufig im Sinne der Segelflieger getroffen werden. Dazu muss man aber auch wissen, dass dieser Verband durch die Mitglieder der Sportfachgruppe Segelflug zu ungefähr 60 Prozent finanziert wird. Außerdem wurde auch ein großer Teil der übergeordneten Arbeit von hauptamtlichen und ehrenamt- lichen Mitarbeitern, die ihre Wurzeln im Segelflug haben, erledigt. So hat sich Detlef Graupner beispielsweise sportfachgruppen- übergreifend um sämtliche Lizenzierungs- fragen gekümmert, obwohl er „nur“ Segel- flugreferent war. Jetzt werden einige wach werden, wenn sich der Segelflug im Sinne der neuen Satzung mehr auf seine eigenen Fragen konzentrieren wird. Die neue Satzung und natürlich auch die Interessen der Segel- flieger fordern dies von uns. zh: Wen könnte das treffen? Meike Müller: Die Satzung hat die Verant- wortlichkeit für die inhaltliche Arbeit vom DAeC-Vorstand an die Vorstände der ehemaligen Sportfachgruppen, die zukünf- tigen Bundeskommissionen, delegiert. Damit werden die heute zentral angesie- delten Referate wie beispielsweise Technik, Luftraum oder Umwelt durch die Bundes- kommissionen, aber auch die Mitgliedsver- bände hinsichtlich der Finanzierung und der Arbeitsinhalte neu organisiert. Im Klartext bedeutet dies: Wer ein Referat sehr intensiv benötigt, muss auch entsprechend viel zahlen, hat dann aber auch den Gestal- tungsspielraum, die geleistete Arbeit zu steuern. Dies ist für einige sicher ein Problem, das sich durch die Mitgliedszahlen ergibt. Für den Segelflug ist es eine Chance und er wird sie nutzen. zh: Das hört sich doch zunächst vorteilhaft für die Kostenseite an, oder? Meike Müller: Durch den sehr viel kleineren Beitrag für den Zentralbereich des DAeC werden bei gleich bleibenden Beitrags- höhen Mittel von rund 450000 Euro frei, die in die Verantwortung der Sportfach- gruppe Segelflug übergehen können, wenn die Mitglieder der Bundeskommission dies so entscheiden. Damit lässt sich sicher nicht alles Wünschenswerte bewegen. Alle weiteren zusätzlich entstehenden Kosten müssen selbst getragen werden oder in „Der Segelflug muss nicht verhandeln“ INTERVIEW: HELGE ZEMBOLD Die Strukturreform im Deutschen Aero Club ist in die Wege geleitet, die Geschäftsordnung für die „Bundeskommission Segelflug“ verfasst. segelfliegen-Chefredakteur Helge Zembold sprach mit Dr. Meike Müller, die als Vorsitzende des ehemals als „Seko-Vorstand“ oder Segelflugkomission bekannten Gremiums die Wandlung begleitet, über die Auswirkungen der neuen Organisationsstruktur für den deutschen Luftsport, die Ansprüche des Segelflugs und ihre persönlichen Perspektiven im Ehrenamt. 14-17_Verband.indd 1 14-17_Verband.indd 1 06.09.2010 18:27:43 06.09.2010 18:27:43
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Helge Zembold: Meike, du hast die Struk- turreform nicht in allen
Punkten mitge- tragen, sie jedoch von Anfang an begleitet und setzt
sie jetzt in einer Arbeitsgruppe um. Wie lassen sich die
Veränderungen im DAeC am einfachsten beschreiben? Meike Müller: Bis
zur Satzungsänderung im Oktober 2009 war es so, dass die
sportlichen Fragestellungen von den Sportfachgruppen bearbeitet
wurden und alle übergeordneten Angelegenheiten vom Dachverband,
also in Verantwortung des DAeC-Vorstands. Dabei war in all den
Jahren der Segelflug weitge- hend die treibende Kraft, denn der
Segelflug ist, auch auf europäischer Ebene, der Sport, der
organisatorisch am besten aufgestellt ist.
zh: Warum hat der Segelflug einen solchen Einfluss? Meike Müller:
Wir haben zulassungspflich- tige Flugzeuge und gesetzlich geregelte
Lizenzen. Wir brauchen den meisten Luft- raum für unsere
raumgreifenden Flüge, unterliegen aber betriebsartbedingt den
größten Beschränkungen. So gilt schon lange im DAeC: Womit der
Segelflug leben kann, damit können in der Regel auch alle anderen
Sparten leben. So hat die Sport- fachgruppe vor einigen Jahren auch
darauf hingewirkt, einen hauptamtlichen Mitar- beiter für
Luftraumfragen in der Bundesge- schäftsstelle zu beschäftigen. Und
überall wo man hinguckt, auch auf europäischer Ebene, sind die
Segelflieger diejenigen, die einen Großteil der Arbeit
erledigen.
zh: Bleibt dieser Einfluss des Segelflugs auch nach der
Strukturreform erhalten?
Meike Müller: Der DAeC wird von vielen Mitgliedern als
Segelflugverband wahrge- nommen, was auch durch die vielfach
von
Segelfliegern gestalteten und auch an ihren Bedürfnissen
orientierten Organisations- formen verursacht ist. Deshalb haben
viele bislang bemängelt, dass die Entscheidungen innerhalb des DAeC
häufig im Sinne der Segelflieger getroffen werden. Dazu muss man
aber auch wissen, dass dieser Verband durch die Mitglieder der
Sportfachgruppe Segelflug zu ungefähr 60 Prozent finanziert wird.
Außerdem wurde auch ein großer Teil der übergeordneten Arbeit von
hauptamtlichen und ehrenamt- lichen Mitarbeitern, die ihre Wurzeln
im Segelflug haben, erledigt. So hat sich Detlef Graupner
beispielsweise sportfachgruppen- übergreifend um sämtliche
Lizenzierungs- fragen gekümmert, obwohl er „nur“ Segel-
flugreferent war. Jetzt werden einige wach werden, wenn sich der
Segelflug im Sinne der neuen
Satzung mehr auf seine eigenen Fragen konzentrieren wird. Die neue
Satzung und natürlich auch die Interessen der Segel- flieger
fordern dies von uns.
zh: Wen könnte das treffen? Meike Müller: Die Satzung hat die
Verant- wortlichkeit für die inhaltliche Arbeit vom DAeC-Vorstand
an die Vorstände der ehemaligen Sportfachgruppen, die zukünf- tigen
Bundeskommissionen, delegiert. Damit werden die heute zentral
angesie- delten Referate wie beispielsweise Technik, Luftraum oder
Umwelt durch die Bundes- kommissionen, aber auch die Mitgliedsver-
bände hinsichtlich der Finanzierung und der Arbeitsinhalte neu
organisiert. Im Klartext bedeutet dies: Wer ein Referat sehr
intensiv benötigt, muss auch entsprechend viel zahlen, hat dann
aber auch den Gestal- tungsspielraum, die geleistete Arbeit zu
steuern. Dies ist für einige sicher ein Problem, das sich durch die
Mitgliedszahlen ergibt. Für den Segelflug ist es eine Chance und er
wird sie nutzen.
zh: Das hört sich doch zunächst vorteilhaft für die Kostenseite an,
oder? Meike Müller: Durch den sehr viel kleineren Beitrag für den
Zentralbereich des DAeC werden bei gleich bleibenden Beitrags-
höhen Mittel von rund 450000 Euro frei, die in die Verantwortung
der Sportfach- gruppe Segelflug übergehen können, wenn die
Mitglieder der Bundeskommission dies so entscheiden. Damit lässt
sich sicher nicht alles Wünschenswerte bewegen. Alle weiteren
zusätzlich entstehenden Kosten müssen selbst getragen werden oder
in
„Der Segelflug muss nicht verhandeln“
INTERVIEW: HELGE ZEMBOLD
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geschickten Kooperationen im Sinne von Leistungsaustausch
erwirtschaftet werden. Basierend auf den definierten Aufgaben und
den damit verbundenen Kosten müssen alle Sparten nun Strukturen
entwickeln, damit der Beitrag für das einzelne Mitglied nahezu
gleich bleibt und ein Optimum an Resultaten erzielt wird.
zh: Wie soll die Struktur der Sportfach- gruppe Segelflug aussehen?
Meike Müller: Unser langfristiges Ziel ist es, die wichtigen
Bereiche mit Hauptämtern zu besetzen, denn ehrenamtlich sind die
Aufgaben in der notwendigen Qualität nicht mehr zu bewältigen.
Kontinuität und Netzwerke können nur erzielt werden, wenn gut
ausgebildete Leute mit Engagement und Herzblut für die Sache unsere
Probleme bearbeiten. Das kostet Geld. Leider herrscht bei manchen
die Meinung, dass im DAeC Millionen durch Mitgliedsbeiträge gesam-
melt werden, was natürlich nicht stimmt. Dieser Verband ist in
allen Ebenen gemein- nützig und demokratisch kontrolliert. Damit
werden die Gelder entsprechend Haushalts- plan verwendet und
natürlich auch nur die dazu notwendigen Beiträge erhoben. Die
Mitglieder entscheiden über die Summe, die sie für ihre Vertretung
ausgeben wollen.
zh: Wie sieht die konkrete Vorgehensweise für die Umstrukturierung
aus? Meike Müller: Wir haben in unserer neuen Geschäftsordnung die
Referate Sport, Ausbildung, Technik, Luftraum sowie PR und
Marketing vorgesehen, dazu Beauf- tragte für Bereiche wie Frauen
oder Umwelt. Die Arbeitsgruppe „Bundeskommission“ überlegt derzeit,
welche Posten davon mit einem Hauptamt besetzt werden sollen; wir
wollen dies für Sport, Technik, Lizenzen und Luftraum durchsetzen.
Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, potenziellen Anwär- tern
angemessene Entlohnung und Arbeits- bedingungen zu bieten, denn
beim DAeC zu arbeiten heißt nicht selten, großzügiger mit Kritik
bedacht als mit Lob überhäuft zu werden.
zh: Werden für die wichtigen Referate, beispielsweise Luftraum,
Kooperationen mit den anderen Bundeskommissionen angestrebt? Meike
Müller: Sicherlich wird man sich absprechen und die Ressourcen
gemeinsam nutzen. Aber ich sage ganz klar, dass vor allem beim
hochsensiblen Thema Luftraum
der Segelflug keine Kompromisse eingehen wird. Wir wollen die
Bearbeitung dieses Themas wesentlich beeinflussen, andere Sparten
könnten diese Leistung durch uns erhalten. Ähnlich werden wir uns
auch in einigen anderen Bereichen aufstellen. Wir benötigen mehrere
hauptamtliche Mitar- beiter, die neben der Bearbeitung ihres Themas
auch Kompetenz im europäischen Umfeld besitzen, um dort redundant
arbeiten zu können.
zh: Werden die Beiträge für die Mitglieder steigen? Meike Müller:
Eine Analyse über die kommenden zehn Jahre hat, unter der Annahme
sinkender Mitgliederzahlen und unveränderten Beiträgen, ergeben,
dass wir ab 2014 in die negativen Zahlen rutschen und 2022 mit
einer erheblichen Minderung der Einnahmen zu rechnen hätten. Das
bedeutet, dass die Mitgliedsbeiträge über die nächsten zehn Jahre
um ungefähr zehn Euro pro Mitglied im Vergleich zu heute steigen
müssten, wenn es nicht gelingt, Einnahmen aus anderen Quellen wie
Spon- soring oder Kooperationen zu generieren.
zh: Aber die Mitgliederzahl im Segelflug ist doch im vergangenen
Jahr immerhin um 100 Piloten gestiegen? Meike Müller: Ich bin
Wissenschaftlerin und glaube nicht an kleine Ausschläge in der
Statistik, aber immerhin gab es keine klaren Verluste und das
stimmt optimistisch.
zh: Kann der Luftsportler für höhere Beiträ- ge auch mehr erwarten
oder bleiben die Leistungen gleich? Meike Müller: Die Frage ist:
Was erwartet der Luftsportler überhaupt? Der deutsche Luftsportler
bekommt vom Deutschen Aero Club die Einbindung ins deutsche
Sportsys- tem; das sind pro Jahr mindestens 12 Millonen Euro an
direkten und indirekten Zuwendungen, die an den Luftsport fließen.
Zudem sind dadurch alle Vereine förde- rungs- und schützungswürdig,
Motor- und Segelflugzeuge gelten beispielsweise als Sportgeräte,
für die, anders als in einigen Nachbarländern, demzufolge keine
Luxus- steuer fällig wird. Der Luftsportler bekommt die direkte
Vertretung auf lokaler, nationaler und inter- nationaler Ebene
durch den Deutschen Aero Club und Europe Air Sports, wo der DAeC
den größten Teil der Mitglieder stellt und entsprechend viele
Aufgaben übernimmt. Außerdem ist der Verband bei der Politik
aktiv, was sich weniger durch lautes Trom- meln, denn durch zähe
tägliche Arbeit bemerkbar macht. Wenn der deutsche Luft- sportler
allerdings als Abbild einer erfolg- reichen Verbandsarbeit eine
Hochglanzzei- tung und die Erfüllung aller persönlichen Wünsche
sieht, bin ich mir nicht sicher, ob das die richtige
Erwartungshaltung ist.
zh: Stichwort Verbandszeitung: Wie geht es mit „Luftsport“ weiter?
Meike Müller: Das Scheitern von „Luftsport“ hat uns gezeigt, dass
der Gedanke, nur wenig Geld in die Hand zu nehmen, auf Dauer nicht
immer tragfähig ist. Die Schere zwischen Machbarem und Wünschens-
wertem wird dann doch zu groß. „Luftsport“ hat erheblich vom
Engagement Einzelner gelebt und ich hoffe, dass wir in der Lage
sein werden, den Mitgliedern in der Zukunft wieder ein Printmedium
zur Verfügung zu stellen. Die innere Kommunikation bleibt ein
wichtiges Ziel, um Mitglieder zu binden. Mit Stefanie Gester hat
die Bundeskommis- sion seit dem vergangenen Jahr eine Presse-
referentin, die diese Aufgabe bislang sehr gut erfüllt und mit viel
Energie an dieses diffizile Thema herangeht. Wir brauchen mehr
solcher Leute.
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zh: Welchen Stellenwert haben die Landes- verbände künftig? Meike
Müller: Ohne Landesverbände geht es auch zukünftig nicht, denn wir
erhalten nur Unterstützung durch die Sportbünde, wenn wir ähnlich
strukturiert sind und mindestens acht Landesverbände haben. Die
Sportbund-Mitgliedschaft ist also essen- ziell, sowohl auf
finanzieller, aber mehr noch auf politischer Ebene. Die Landesver-
bände leisten erhebliche Arbeit im Segelflug und besitzen
zahlreiche Kompetenzen, die im Bund nicht vorliegen. Es könnten
größere Landesverbände auch auf Bundesebene Aufgaben übernehmen,
beispielsweise in der Mitgliederverwaltung.
zh: Welches Fazit ziehst du heute aus den bisherigen Bemühungen der
Bundeskom- mission? Meike Müller: Die Strukturreform bietet
Chancen, wenn man mehr Hauptamtlich- keit gezielter einsetzen kann,
um das Ehrenamt, das weiter notwendig sein wird, zu unterstützen.
In einer veränderten Gesellschaft und immer komplexeren Aufgaben
schafft es eine ehrenamtliche Struktur nicht mehr, die
Auseinanderset- zung mit professionell aufgestellten Part- nern und
auch Gegnern zu leisten. Der Segelflug wird seine Interessen besser
vertreten können, da es eine deutlichere Präsentation und Zuordnung
geleisteter Arbeit auch in der Außenwirkung in die Mitgliedschaft
geben wird. Rücksicht auf andere Sparten muss durch diese Trennung
nicht mehr in dem gewohnten Maß ge- nommen werden. Das werden
manche sicherlich nicht so gerne hören, aber es wird darauf
hinauslaufen. Ich persönlich habe allerdings nicht für die neue
Satzung gestimmt, weil ich der Meinung bin, dass die Loyalität und
das gemeinsame Mitei- nander des deutschen Luftsports auf Dauer
geschwächt wird.
zh: … durch dauernde Konkurrenzkämpfe zwischen den
Bundeskommissionen? Meike Müller: Im Moment merkt man davon nichts,
weil in den Bundeskommissionen noch die „alten Hasen“ sitzen, die
mitei- nander reden. Aber wenn ein Generations- wechsel ansteht und
jemand feststellt, dass er, ganz satzungskonform, keine Rücksicht
mehr nehmen muss, beginnt mit den Egoismen die Schwächung. Unsere
Mit- glieder üben eben auch oft mehrere Luft- sportarten aus.
zh: Wie sehen die nächsten Schritte aus? Meike Müller: In einer
konstituierenden Sitzung nach der neuen Geschäftsordnung werden die
neuen Vorstandsposten besetzt beziehungsweise die hoffentlich
weiter tätig bleibenden Personen den entspre- chenden Positionen
zugeordnet. Es werden natürlich weitere Finanzberechnungen an-
gestellt. Wir werden Kontakt aufnehmen mit den möglichen
Kooperationspartnern und die Verhandlungen beginnen.
zh: Wird der Segelflug weiterhin die trei- bende Kraft unter den
Bundeskommissi- onen bleiben? Meike Müller: Wir waren auf der
Mitglie- derversammlung im März diejenigen, die eine abgesegnete
Geschäftsordnung vor- legen konnten und die entsprechenden Anträge
gestellt haben. Die Vorbereitungen dazu, von November letzten
Jahres bis zum März glichen allerdings einem Marathon. Jörg
Zinnert, Michael Köster und Herbert Märtin haben zusammen mit
Gaidis Neimanis und mir fast ununterbrochen gearbeitet. Die anderen
Kommissionen sind wohl noch nicht ganz so weit.
zh: Wie siehst du deine persönlichen Perspektiven im DAeC? Meike
Müller: Ich wollte eigentlich nie Sportfachgruppen-Vorsitzende
werden, hat- te aber die Geschäfte bereits kommissarisch von Karl
Klossok nach seinem Ausscheiden übernommen. Die Wahl im letzten
Jahr war die Konse- quenz daraus, dass ich aufgrund meines Wissens
den Strukturveränderungsprozess weiter begleiten sollte und mir die
Leute wohl auch vertrauen. Ich werde diese Aufgabe aber nicht ewig
weiter machen, mein designierter Nachfolger Michael Köster ist
bereits im Vorstand und wir werden einen geregelten Übergang ge-
stalten. Mein Thema ist eigentlich Europa, da kenne ich mich aus
und möchte mich dort auch weiter einbringen.
zh: In welchen Momenten macht die ehren- amtliche Arbeit trotz der
Belastung Spaß? Meike Müller: (überlegt lange) Ich freue mich, wenn
Dinge funktionieren – beispiels- weise, als wir uns am Tag vor der
Mitglie- derversammlung im März nicht sicher waren, ob unser
Konzept für die Bundes- kommission abgesegnet werden würde. Als die
Abstimmung dann mit sehr guter Diskussion einstimmig über die Bühne
ging, wusste ich, wir haben unsere Arbeit gut gemacht. Oder wenn
die Finanzierung des Förder-Nimbus „EP“ wieder gesichert ist,
nachdem man mit einigen Leuten geredet hat. Das macht schon Spaß.
Ich bin zwar ein sehr stringenter Mensch und nicht unbe- dingt
immer sehr vermittelnd, aber das ist in manchen Situationen
vielleicht hilfreich. Ich sage „Nein“ und es bleibt dabei, damit
haben manche sicherlich ein Problem. Aber ich versuche immer alles,
was unser Regel- werk oder unser Haushalt hergibt, möglich zu
machen. Ein Vorstand ist ja nicht dazu da, die Regeln neu zu
schreiben, sondern er hat sie umzusetzen, das ist nicht immer
leicht und ich habe auch schon Entschei- dungen treffen müssen, die
ich gefühls- mäßig anders getroffen hätte. Einer unserer
Flugschüler sagt immer, das Leben ist eben kein Ponyhof.
zh: Hat sich die Verbandsarbeit gewandelt? Meike Müller: Als ich
angefangen habe, waren Gaidis Neimanis, Jannes Neumann, Günter
Bertram und ich ein eingespieltes Team, wussten genau, wie der
andere tickt. In der letzten Zeit ist es allerdings etwas einsamer
geworden, man ist mehr allein unterwegs, denn die Arbeit muss
gemacht werden. Es sind aber auch neue Leute dazu gekommen und wir
werden auch wieder ein gutes Team werden und gemeinsam vieles
bewegen. Mein Herz hängt nun mal am Segelflug, das ist mein
Sport.
zh: Meike, vielen Dank für das Gespräch und deinen Einsatz für den
Luftsport!
Dr. Meike Müller, Jahrgang 1962, ist seit ihrem 14. Lebensjahr
Segelfliegerin. 1987 kam sie als Frauenbeauftragte erstmals mit der
Verbandsarbeit in Berührung, wurde danach in der
Segelflugkommission Niedersachsens tätig und stand dieser bis 2003
vor. Im Frühjahr 2009 übernahm Meike Müller zunächst kommissarisch
den Vorsitz der bundes- deutschen Segelflugkommission und wurde auf
dem Segelfliegertag in Bremen im Amt bestätigt. In der europäischen
Segelflugvereinigung EGU ist sie Vizepräsidentin und darüber hinaus
zuständig für das Lizenzierungswesen. Meike Müller ist in der
Flugsport- vereinigung Celle in Niedersachsen aktiv. Sie ist
Fluglehrerin, fliegt im Jahr zwischen 80 und 150 Stunden und ist
Mitglied einer Haltergemeinschaft einer LS4 und einer LS8.
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Um auf europäischem Parkett zukunftsfähig zu bleiben und nahezu
alle 160000 Luftsportler in 20 Verbänden unter einem
Dach zu vereinen, wurde deshalb im Deut- schen Aero Club im
vergangenen Jahr eine Strukturreform in die Wege geleitet, die
weitaus mehr beinhaltet als die bloße Umbenennung der
Segelflugkommission in die „Bundeskommission Segelflug“. Der
Deutsche Aero-Club als föderal aufge- bauter Sportverband besteht
auf unterster Ebene aus Vereinen, die in Landesverbänden
organisiert sind. Diese, neu als „Multi-Luft- sportverbände“
betitelt, entsenden wei- terhin ihre Vertreter in die Sitzungen der
Bundeskommission. War es jedoch bislang so, dass die frühere
Segelflugkommission sich hauptsächlich um die sportbetriebs-
spezifischen Belange kümmerte und der Dachverband die zentralen und
spartenü- bergreifenden Aufgaben übernahm, so ändert sich dies mit
der Strukturreform grundlegend. „Bundeskommission“ bedeutet für die
deut-
sche Segelfluggemeinde letztendlich, dass sie künftig über deutlich
mehr organisato- rische Eigenständigkeit und Selbstverwal- tung
verfügt als jemals zuvor“, sagt Ste- fanie Gester, PR-Beauftragte
der Bundes- kommission. Aufgabengebiete wie Luftraum, Technik,
Lizenzwesen oder Sport obliegen nun dem Segelflug direkt, der sich
personell entspre- chend darauf einstellen muss: „Zur Bewälti- gung
der zunehmend anspruchsvollen Aufgaben benötigen wir mehr
Professiona- lität durch Verzahnung von ehrenamtlichen und
hauptamtlichen Mitarbeitern“, so Stefanie Gester. Eine
Arbeitsgruppe aus Mitgliedern der bisherigen Segelflugkommission,
beste- hend aus Jörg Zinnert, Michael Köster, Herbert Märtin,
Gaidis Neimanis und Meike Müller erarbeitete eine Geschäftsordnung,
die fortan als Grundlage der Arbeit als Bundeskommission dient.
Bewährtes aus der Seko wurde beibehalten, einige Ände- rungen sind
eingeflossen: So findet die Mitgliederversammlung der
Sportfach-
gruppe Segelflug in Zukunft nur noch einmal im Jahr statt. Eine
eindeutige Defi- nition des erweiterten Vorstandes soll künftig die
Handlungsfähigkeit der Füh- rungsspitze stärken. Nachdem die
Überführung der „SeKo“ in die „BuKo“ Ende März von der
DAeC-Mitglieder- versammlung abgesegnet wurde, stehen nun konkrete
Planungen auf der Agenda: Personalfragen und Finanzbedarf müssen
geklärt werden, um auf der nächsten Versammlung im Dezember
Ausschüsse einrichten zu können, die entweder zentral alle Sparten
betreffende Interessen behan- deln oder von einer einzelnen
Bundeskom- mission zur Bearbeitung ihrer spezifischen Belange
gegründet werden. Eine Beitragserhöhung werde sich, so Meike
Müller, aufgrund der neu zu verteilenden Finanzlast auf die
Gremien, langfristig wohl nicht vermeiden lassen (siehe Interview
auf den vorhergehenden Seiten). Um Kosten zu teilen und gleiche
Interessen zu bündeln, sollen Verhandlungen mit anderen Bundes-
kommissionen aufgenommen werden.
Mehr Eigenständigkeit für den Segelflug TEXT: HELGE ZEMBOLD
Dass die meisten Piloten lieber fliegen wollen, als sich mit
trockener Verbandsmaterie zu beschäftigen, ist bekannt und auch
nichts Besonderes. Dass aber ohne einen starken Dachverband die
heutige Art der Segelfliegerei mit allen seinen Ansprüchen
hinsichtlich Luftraum, einfacher Lizensierung und Wartung sowie
sportlicher Förderung kaum möglich wäre, ist vielfach noch nicht
angekommen.
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