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6 17. Jahrgang Dezember 2013, S. 392-397 ISSN 1432-3427 A 43283 Sonderdruck Punktförmige Wärmebrücken bei Verblendmauerwerk Einflüsse, Auswirkungen und energetische Optimierung Frank Ulrich Vogdt Jan Bredemeyer Hendrik Keßlau Mauerwerk Zeitschrift für Technik und Architektur anchored in quality

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617. JahrgangDezember 2013, S. 392-397ISSN 1432-3427A 43283

Sonderdruck

Punktförmige Wärmebrücken bei VerblendmauerwerkEinflüsse, Auswirkungen und energetische Optimierung

Frank Ulrich VogdtJan BredemeyerHendrik Keßlau

MauerwerkZeitschrift für Technik und Architektur

anchored in quality

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Fachthemen

DOI: 10.1002/dama.201300603Frank Ulrich VogdtJan BredemeyerHendrik Keßlau

Punktförmige Wärmebrücken bei VerblendmauerwerkEinflüsse, Auswirkungen und energetische Optimierung

Die mit dem steigenden Wärmeschutzniveau von Außenbauteilen einhergehenden ho­hen Dämmstoffdicken von bis zu 20 cm machen bei Außenwandkonstruktionen mit Ver­blendmauerwerk auch eine Weiterentwicklung der erforderlichen Konstruktionselemente wie Verblenderkonsolen und Luftschichtanker notwendig. Hierbei rücken neben einem sicheren Lastabtrag im Zusammenhang mit Kraglängen von bis zu ca. 30 cm zunehmend auch wärmeschutztechnische Aspekte ins Blickfeld, da Verblenderkonsolen und Luft­schichtanker die Dämmschicht durchdringen und insofern Wärmebrücken darstellen. Der Einfluss dieser Wärmebrücken auf den Wärmedurchgang steigt mit zunehmendem Wärmedurchlasswiderstand von Außenwandkonstruktionen. Bei Kenntnis der relevan­ten Einflussfaktoren lassen sich diese Wärmebrücken durch wärmeschutztechnische In­novationen insbesondere im Bereich von Verblenderkonsolen signifikant reduzieren. Ent­sprechende Bemessungskonzepte ermöglichen zudem eine zuverlässige Quantifizierung der zusätzlichen Wärmeverluste über punktbezogene Wärmedurchgangskoeffizienten c im Zusammenhang mit energieoptimierten Bauweisen und insoweit die planerische Fest­legung wirtschaftlicher Dämmstoffdicken.

Punctual thermal bridges in faced brickwork – influences, consequences and energetic optimisation. The rising heat insulation level of external structural components that entails a high insulation thickness of up to 20 cm means that for exterior wall structures with faced brickwork the necessary construction elements such as brickwork support brackets and cavity wall ties also need to be developed. Here the focus of attention, in addition to secure load transfer in the context of protruding lengths of up to approx. 30 cm, is also increasingly on heat insulation aspects, because brickwork support brackets and cavity wall ties penetrate the insulating layer and thus constitute a thermal bridge. The influence of these thermal bridges on thermal transfer increases as the planar thermal resistance of exterior wall constructions increases. If the relevant in­fluencing factors are known, these thermal bridges can be significantly reduced through innovation in heat insulation especially in the area of brickwork support brackets. The appropriate design concepts allow accurate quantification of the additional heat loss through punctual thermal transmittance coefficients c in the context of energy­optimised construction and thus the planning of economical insulation thicknesses.

1 Einführung

Vor dem Hintergrund der übergeordne-ten Zielsetzungen des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung haben sich die Anforderungen an die Außen-bauteile von Gebäuden in den vergan-genen zwei Jahrzehnten stark verän-dert. Dies schlägt sich im Besonderen in einem Wärmeschutz nieder, der – gemessen an den durchschnitt lichen Anforderungen zu Beginn der 1990er Jahre – ein Mehrfaches an Dämm-stoffdicke verlangt. Für zweischalige

Mauerwerkskonstruktionen mit Vor-satzschale folgen hieraus dementspre-chend größere Schalenabstände, die wiederum hieran angepasste Konstruk-tionselemente für den Lastabtrag, ins-besondere Verblenderkonsolen, erfor-dern. Die veränderte Geometrie wirkt sich jedoch nicht nur auf das Tragver-halten aus. Vielmehr folgt aus dem Mehrfachen an Dämmstoffdicke und dem proportional hierzu verringerten Wärmedurchgangskoeffizienten einer Außenwandkonstruktion auch ein er-heblich höherer prozentualer Anteil

der Wärmebrückenverluste über diese Verblenderkonsolen am Gesamt-Trans-missionswärmeverlust. Zur Verdeutli-chung zeigt Bild 1 zusammenfassend die grundlegenden Zusammenhänge zwischen dem Gesamtwärmestrom bzw. dem Transmissionswärmeverlust und den einzelnen flächen-, linien- und punktbezogenen Wärmeverlusten.

Mit der fortschreitenden Entwick-lung des energieeffizienten Bauens wird zunehmend auch eine höhere Ge-nauigkeit der wärmeschutztechnischen Nachweise und Bemessungsverfahren gefordert, die sich jedoch in Bezug auf die energetische Berücksichtigung punktförmiger Wärmebrücken bislang (noch) nicht niedergeschlagen hat. Die zusätzlichen Wärmeverluste über punktförmige Wärmebrücken infolge dieser Konstruktionselemente bleiben zumindest bislang weitestgehend un-berücksichtigt.

In Zukunft wird die möglichst genaue Quantifizierung dieser Wär-meverluste vor dem Hintergrund der allgemeinen Entwicklung des Wärme-schutzes jedoch wahrscheinlich unab-dingbar werden. Für energieoptimierte Bauweisen trifft dies sogar schon heute zu, da in Anbetracht der üblichen An-sätze nur auf diese Weise eine wirt-schaftliche Bemessung von Dämm-stoffdicken möglich ist.

2 Problemstellung

In energetischer Hinsicht fordert die Energieeinsparverordnung EnEV 2009 [5] in § 7, Absatz 2 in Bezug auf kon-struktive Wärmebrücken, dass – so wörtlich – deren

„Einfluss … auf den Jahres-Heizwär-mebedarf nach den anerkannten Re-geln der Technik und den im jeweili-

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2 © Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Mauerwerk 17 (2013), Heft 6, S. 392-397

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gen Einzelfall wirtschaftlich vertretba-ren Maßnahmen so gering wie möglich gehalten wird.“

Im Rahmen der Berechnung der zu erwartenden Transmissionswärmesen-ken nach DIN V 18599-2 bzw. DIN V 4108-6 stehen dem Planer zur Berück-sichtigung von Wärmebrücken im We-sentlichen drei Wege offen:– Berücksichtigung durch Erhöhung

der Wärmedurchgangskoeffizienten um DUWB = 0,10 W/(m²K) für die gesamte wärmeübertragende Um-fassungsfläche

– bei Nachweis der Gleichwertigkeit mit den Referenzkonstruktionen nach DIN 4108, Beiblatt 2 Berück-

sichtigung durch Erhöhung der Wärmedurchgangskoeffizienten um DUWB = 0,05 W/(m²K) für die ge-samte wärmeübertragende Umfas-sungsfläche

– Berücksichtigung durch detaillierte Berechnung der längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten Y der Wärmebrücken und Ansatz der diesbezüglich am Bauwerk vorhan-denen Längen.

Bei energieoptimierten Bauweisen, wie sie in absehbarer Zeit wärmeschutz-technischer Standard sein werden, ist die in § 7 der EnEV [5] geforderte wei-test mögliche Begrenzung der zusätz-lichen Wärmeverluste über konstruk-

tive Wärmebrücken unabdingbare Voraussetzung. Eine Nachweisfüh-rung über pauschale Wärmebrücken-zuschläge – zumal in einer Größe von DUWB = 0,10 W/(m²K) – kommt hier-bei schon im Hinblick auf wirtschaft-liche Dämmstoffdicken nicht in Frage.

Weiterhin erscheint in diesem Zu-sammenhang fraglich, inwieweit die Festlegungen im Beiblatt 2 zu DIN 4108 in Bezug auf den Wärmeschutz der dort beschriebenen Konstruktio-nen noch zeitgemäß und die diesbe-züglich genannten Referenzwerte für längenbezogene Wärmedurchgangs-koeffizienten noch mit vertretbarem Aufwand realisierbar sind. Für die dort dargestellten Konstruktionen mit Ver-blendmauerwerk dürften insbesondere bei Sturzsituationen oberhalb von Wandöffnungen die in Tabelle 4, Zei-len 56 bis 58 in DIN 4108, Beiblatt 2 dargestellten konstruktiven Randbe-dingungen bei energieoptimierten Bau-weisen kaum einzuhalten sein. So ma-chen Verblenderkonsolen mit großen Kraglängen zusätzlich zur Dicke der einbindenden Decke eine zusätzliche Sturzausbildung aus Stahlbeton in Form einer Schürze mit einer Höhe von bis zu 25 cm erforderlich, um eine ausreichende Höhe der Rückveranke-rungsfläche für diese Verblenderkon-solen herzustellen.

Das detaillierte Ausweisen län-genbezogener Wärmedurchgangsko-effizienten Y auf der Grundlage zwei-dimensionaler numerischer Berechnun-gen gewinnt vor diesem Hintergrund zunehmend an Bedeutung und hat sich zudem als wirtschaftlich heraus-gestellt [8]. Bei Konstruktionen mit Verblendmauerwerk werden hiermit allerdings immer noch nicht die ge-rade bei energieoptimierten Bauwei-sen prozentual zunehmend ins Ge-wicht fallenden zusätzlichen Wärme-verluste über die Verblenderkonsolen berücksichtigt. Diese können näm-lich, da sie im Regelfall unmittelbar im Bereich von Wärmebrücken ange-ordnet sind, nicht pauschal über Zu-schläge (z. B. nach DIN EN ISO 6946 für flächige Bauteile) oder die Bildung quasi-homogener Schichten im Rah-men numerischer Berechnungen nach DIN EN ISO 10211 abgebildet wer-den. Dreidimensionale numerische Berechnungen eines resultierenden Y-Werts Yres haben jedoch gezeigt, dass – sowohl in Sturzbereichen ober-

Bild 1. Darstellung der Zusammenhänge zwischen dem Gesamtwärmestrom bzw. dem Transmissionswärmeverlust und den einzelnen flächen-, linien- und punktbe-zogenen Wärmeverlusten nebst den hierfür normativ zu verwendenden SymbolenFig. 1. Illustration of the relations between overall heat flow/transmission heat loss and the individual planar, linear and punctual thermal heat loss along with the symbols to be used normatively

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3Sonderdruck aus: Mauerwerk 17 (2013), Heft 6

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elementes entsprechend heute üblichen hochwärmegedämmten Konstruktio-nen anzupassen. Hierbei wurde in Ab-wandlung der Darstellung in Tabelle 7, Zeile 14 in DIN 4108-Beiblatt 2 ein 80 mm dickes Fensterelement mit ei-nem Wärmedurchgangskoeffizienten von Uw = 0,9 W/(m²K) angesetzt.

3.2 Relevante Parameter

Systematische Voruntersuchungen zur Eingrenzung der relevanten Einfluss-faktoren ergaben zusammenfassend folgende Parameter, die bei der Darstel-lung von Bemessungswerten für punkt-bezogenen Wärmedurchgangskoeffi-zienten c zu berücksichtigen sind: – Hinsichtlich der Einbaubedingun-

gen: – Konstruktionsart der Außenwand

(belüftet oder kerngedämmt) – Einbausituationen von Verblen-

derkonsolen an einbindenden Decken ohne unterhalb liegende Wandöffnung oder im Bereich von Stürzen oberhalb von Wand-öffnungen

Für den konkret eingesetzten nicht-rostenden Stahl der betrachteten Kon-solen wurde entsprechend dem Bemes-sungswert aus DIN EN ISO 10456 eine Wärmeleitfähigkeit von l = 17 W/(mK) angesetzt.

Als tragende Wand wurde bei der numerischen Modellbildung ein 24 cm dickes Kalksandstein-Mauerwerk ge-neriert. Für die in die tragende Außen-wand einbindende Stahlbetondecke wurde eine Dicke von 18 cm angenom-men. Diese Decke weist im Auflager-bereich je nach Laststufe der Verblen-derkonsolen eine bis zu 25 cm hohe Schürze auf, um eine ausreichende Höhe für die Einleitung der Druck-kräfte im unteren Bereich der Verblen-derkonsolen zu gewährleisten.

Für die Sturzsituation erfolgte die Modellbildung in Anlehnung an die Darstellung in Tabelle 4, Zeile 56 in Beiblatt 2 zu DIN 4108. Für Dämm-schichtdicken von mehr als 140 mm war es allerdings notwendig, die Roll-schicht sowie die Position, Dicke und wärmeschutztechnischen Eigenschaf-ten des zu berücksichtigenden Fenster-

halb von Wandöffnungen als auch im Bereich einbindender Decken – über die Verblenderkonsolen zur Abfan-gung von Verblenderschalen je nach Laststufe und Kraglänge der eingesetz-ten Verblenderkonsolen tatsächlich Wärmeverluste erfolgen, die ein Viel-faches des in Beiblatt 2 zu DIN 4108 ausgewiesenen Referenzwertes YRef für die ungestörte zweidimensionale Situation betragen. Dieser Umstand verdeutlicht gerade im Hinblick auf energieoptimierte Bauweisen die Not-wendigkeit,– zum einen dem Planer zuverlässige

Bemessungswerte für punktbezo-gene Wärmedurchgangskoeffizien-ten c zur Berücksichtigung dieser Wärmeverluste zur Verfügung zu stellen und

– zum anderen typische, am Markt etablierte Verblenderkonsolen ther-misch zu optimieren.

3 Aufstellung von Bemsssungswerten 3.1 Berechnungsansatz und Modell­

bildung

Mit dem Ziel, dem Planer zuverlässige Bemessungswerte zur Quantifizierung der zusätzlichen Wärmeverluste über Verblenderkonsolen im Zusammen-hang mit energieoptimierten Bauwei-sen zur Verfügung zu stellen, wurde im Auftrag eines Herstellers – der Jor-dahl GmbH, Berlin – ein Bemessungs-konzept erstellt [6]. Dieses basiert auf der Ausweisung punktbezogener Wärmedurchgangskoeffizienten c, die nach der Methode der finiten Diffe-renzen gemäß DIN EN ISO 10211 mit der Software AnTherm [7] berech-net wurden. Aufgrund der programm-bedingt orthogonalen Geometrie der Zellenstruktur ist bei den Berechnun-gen beispielsweise im Bereich der Konsolstege mit ihren diagonal ver-laufenden Oberkanten eine „getreppte“ und – zur Vermeidung relevanter Feh-ler – stark unterteilte Elementierung erforderlich. Hieraus resultiert eine Größe der generierten dreidimensio-nalen numerischen Modelle von bis zu 11 Mio. Zellen (Bild 2).

Unter Berücksichtigung der bei-den häufigsten Anwendungsfälle wurde im Rahmen der Berechnungen berück-sichtigt die Anordnung – im Bereich von Deckenanschlüssen

(Regelfall) und – im Bereich von Stürzen oberhalb

von Wandöffnungen.

Bild 2. Numerisches Modell mit Darstellung der errechneten WärmestromdichtenFig. 2. Numeric model including illustration of calculated heat flow densities

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– Hinsichtlich statischer und wärme-schutztechnischer Aspekte:

– Kraglänge der Verblenderkonso-len

– Laststufe von Verblenderkonso-len (3,5, 7,0 oder 10,5 ).

Aufgrund der Anordnung der Verblen-derkonsolen im Regelfall im Bereich li-nienförmiger Wärmebrücken (Decken-anschlüsse und Fensterstürze) ergaben sich für unterschiedliche Wärmedurch-lasswiderstände der tragenden Wand-konstruktion keine relevanten Aus-wirkungen auf die Berechnungsergeb-nisse. Dies gilt im Wesentlichen auch für das Spektrum heute üblicher Wär-meleitfähigkeiten von Dämmstoffen, da der zusätzliche Wärmestrom unab-hängig von der Wärmeleitfähigkeit des Dämmstoffs im Wesentlichen durch die durchdringenden Stahlquerschnitte und die Wärmequerleitung im Bereich der Rückverankerungsebene aus Stahl-beton bestimmt wird. Da zudem we-der die vielfältigen Möglichkeiten von Fußbodenaufbauten oberhalb der ein-bindenden Decken noch alle denkba-ren Variationen der seitlichen Abstände der Konsolen untereinander zuverläs-sig antizipiert werden können, wurden sowohl Fußbodenaufbauten als auch eine gereihte Anordnung von Konsolen im Rahmen der Berechnungen ver-nachlässigt. Diese Betrachtung würde in beiden Fällen zu eher geringeren, d. h. günstigeren, c-Werten führen und liegt insoweit auf der sicheren Seite. Auch die diversen Ausführungsvari-anten der Verblenderkonsolen selbst können vernachlässigt werden, da die Geometrie des Konsolauflagers im Bereich der Verblenderschale keinen Einfluss auf den Wärmestrom in der Ebene der Dämmschicht hat.

Durch die genannten Vorunter-suchungen konnte die erforderliche Zahl an numerischen Modellen zur Ausweisung der relevanten Bemes-sungswerte für c von mehreren Tau-send auf eine insgesamt handhabbare Zahl reduziert werden.

4 Energetische Optimierung von Verblenderkonsolen

4.1 Möglichkeiten

Auf der Grundlage der vorstehend er-läuterten Parameter für das Bemes-sungskonzept wurden anhand von Vergleichsberechnungen punktbezo-gener Wärmedurchgangskoeffizienten

c verschiedene Möglichkeiten der Op-timierung lastabtragender Konsolen untersucht. Im Einzelnen wurden fol-gende Varianten betrachtet: – Austausch von herkömmlichen nicht

rostenden Stählen gegen Werkstoffe der Korrosionswiderstandsklasse 3 mit höherer Streckgrenze (sog. Lean Duplex-Stähle) zur Reduzierung bzw. Begrenzung der die Dämm-schicht durchdringenden Quer-schnitte

– thermische Trennung der Verblen-derkonsolen von der Rückveranke-rungsebene durch Hinterlegen mit ca. 5 mm dicken Kunststoff-Schei-ben (sog. „Thermostop“-Elemente)

– Reduzierung der die Dämmschicht durchdringenden Querschnitte durch Anordnung von Aussparungen in den Konsolstegen (Bild 3)

– Ummantelung der Konsolstege mit Dämmstoffmanschetten im Bereich der Luftschicht zwischen Dämmstoff und Verblendschale bei belüfteter Außenwandkonstruktion (Bild 3).

4.2 Bewertung

In Bezug auf die energetische Wirk-samkeit thermisch relevanter Innova-tionen an Verblenderkonsolen zeigen die durchgeführten Berechnungen Folgendes (Bild 4):

– Zunächst wirken sich die reduzier-ten Querschnitte infolge der Verwen-dung sogenannter Lean Duplex-Stähle signifikant aus. Insbesondere die hierdurch möglichen Quer-schnittreduzierungen im Bereich des Konsolkopfes bewirken dabei Verringerungen der punktbezoge-nen Wärmedurchgangskoeffizien-ten c in einer Größenordnung von bis zu 10 %.

– Eine dem gegenüber erheblich grö-ßere Reduzierung der punktbezoge-nen Wärmedurchgangskoeffizien-ten kann durch eine thermische Trennung der Verblenderkonsolen von der Rückverankerungsebene erreicht werden. Die durch das Hin-terlegen der Verblenderkonsolen mit einer Kunststoffscheibe erreichte thermische Trennung hat jedoch auch eine geometrische Trennung von der Rückverankerungsebene zur Folge. Da am Konsolkopf somit auch Momente übertragen werden müs-sen, werden zur Verankerung der Verblenderkonsole erheblich grö-ßere Dübelquerschnitte erforderlich, die einen Teil der durch die thermi-sche Trennung erreichten Reduzie-rung des Wärmetransports wieder ausgleichen.

– Als vorteilhafter haben sich in die-sem Zusammenhang Aussparungen im Konsolsteg erwiesen, die zu einer Reduzierung der die Dämmschicht durchdringenden Stahlquerschnitte in mindestens gleicher Größenord-nung führen, jedoch keine Verände-rungen am Konsolkopf erfordern. Die durchgeführten Berechnungen haben gezeigt, dass sich allein hier-durch Verringerungen der punktbe-zogenen Wärmedurchgangskoeffi-zienten c in mindestens der gleichen Größenordnung wie bei der thermi-schen Trennung von der Rückver-ankerungsebene erzielen lassen.

– Eine weitere signifikante Reduzie-rung der zusätzlichen Wärmever-luste über Verblenderkonsolen lässt sich bei Konstruktionen mit belüfte-ter Verblendschale erzielen, wenn zusätzlich die in die Luftschicht ra-genden Konsolstege in diesem Be-reich mit Dämmstoffmanschetten ummantelt werden. Auf diese Weise wird der – wie Vergleichsberech-nungen mit kerngedämmten Kon-struktionen zeigen – erhebliche Ab-strom von Wärme in diesem Bereich weitgehend unterbunden.

Bild 3. Wärmeschutztechnisch opti-mierte Verblenderkonsole mit Aus-sparung und Dämmstoffmanschette (Bild: Jordahl GmbH, Berlin) Fig. 3. Brickwork support brackets optimised for heat insulation with block-out and insulation sleeve (image: Jordahl GmbH, Berlin)

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Wärmeverluste über Wärmebrücken sukzessive zunehmen. Bei zweischali-gen Mauerwerkskonstruktionen mit Verblendschalen kommt in diesem Zu-sammenhang den Verblenderkonso-len besondere Bedeutung zu, da sie – zumindest bislang – im Regelfall nicht separat betrachtet werden, die über sie erfolgenden zusätzlichen Wärme-verluste jedoch bei Weitem nicht von den üblichen Ansätzen für längenbe-zogene Wärmedurchgangskoeffizien-ten erfasst werden. Um diesem Um-stand Rechnung zu tragen, wurde ein wärmeschutztechnisches Bemessungs-konzept für thermisch optimierte Kon-solkonstruktionen der Jordahl GmbH, Berlin, erarbeitet [6], das in Abhängig-keit von der Kraglänge, der Laststufe, der Einbausituation und der Kon-struktionsart der Außenwand Bemes-sungswerte punktbezogener Wärme-durchgangskoeffizienten c ausweist. Dies lässt zum einen eine realistische Quantifizierung der über Verblender-konsolen zu erwartenden zusätzli-chen Wärmeverluste zu. Zusammen hiermit erlauben zum anderen die sig-nifikanten Reduzierungen der c-Werte infolge der vorgenommenen Optimie-rungen dem Planer die Festlegung wirtschaftlicher Dämmstoffdicken im Rahmen energieoptimierter Bauwei-sen.

Literatur

[1] DIN 4108: Wärmeschutz und Ener-gie-Einsparung in Gebäuden, Teil 2: Mindestanforderungen an den Wärme-schutz (Ausgabe 2013-01); Bbl. 2: Wär-mebrücken – Planungs- und Ausfüh-rungsbeispiele (Ausgabe 2006-03).

[2] DIN EN ISO 6946: Bauteile – Wär-medurchlasswiderstand und Wärme-durchgangskoeffizient, Berechnungs-verfahren (Ausgabe 2008-04).

[3] DIN EN ISO 10211: Wärmebrücken im Hochbau – Wärmeströme und Ober-flächentemperaturen – Detaillierte Be-rechnungen (Ausgabe 2008-04).

[4] DIN EN ISO 10456: Baustoffe und Bauprodukte – Wärme- und feuchte-technische Eigenschaften – Tabellierte Bemessungswerte und Verfahren zur Be-stimmung der wärmeschutztechnischen Nenn- und Bemessungswerte (Ausgabe 2010-05).

[5] Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende An-lagentechnik bei Gebäuden – Energie-einsparverordnung – EnEV) vom 24. Juli 2007, geändert durch die Verord-

Aufgrund der vorstehend beschriebe-nen Vorteile wurde das aufgestellte wärmeschutztechnische Bemessungs-konzept auf die letztgenannte Verbes-serungsvariante ausgerichtet. Diese führt – je nach Konstruktionsart der Außenwand, Kraglänge und Laststufe der jeweiligen Verblenderkonsole – einzeln oder in Kombination zur Ver-ringerung der punktbezogenen Wär-medurchgangskoeffizienten von bis zu

70 % gegenüber konventionellen Ver-blenderkonsolen ohne Konsolrücken-aussparungen und Dämmstoffman-schetten (Bild 5).

5 Zusammenfassung und Ausblick

In Anbetracht des auf absehbare Zeit weiter steigenden Wärmeschutzni-veaus der Gebäudehüllen wird der prozentuale Anteil der zusätzlichen

Bild 4. Gegenüberstellung der punktbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten c für exemplarisch betrachtete Verblenderkonsolen der Laststufe 7,0 mit einer Krag-länge von 270 mmFig. 4. Comparison of the punctual thermal transmittance coefficients c for the example of brickwork support brackets of the load level 7.0 with a protruding length of 270 mm

Bild 5. Numerisches Modell mit Darstellung der errechneten Wärmestromdichten für eine wärmeschutztechnisch verbesserte Konsole mit Aussparung im Konsol-rückenFig. 5. Numeric model with illustration of calculated heat flow densities for a bracket optimised for heat insulation with block-out at the back of the bracket

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Autoren dieses Beitrages:Univ.­Prof. Dr.­Ing. Frank U. VogdtDipl.­Ing. Hendrik KeßlauTU Berlin, Fachgebiet Bauphysik und BaukonstruktionenGustav Meyer Allee 25, 13355 Berlin

Dipl.­Ing. Jan Bredemeyerö.b.u.v. Sachverständiger für Abdichtung, Wärme­ du Feuchteschutz (IHK Berlin)Gardeschützenweg 142, 12203 Berlin

blenderkonsolen der Produktreihe JVA+ und Dauergerüstanker der Produktreihe JGA+. Berlin, 2012.

[7] Kornicki, T.: AnTherm, Version 6.99, März 2011.

[8] Muthig, M.: Nutzen der detaillierten Wärmebrückenberechnung. In: Infor-mationsdienst Bauen + Energie, 6. Jahr-gang, Ausgabe Mai 2011, Bundesanzei-ger Verlag, Köln, 2011.

nung zur Änderung der Energieein-sparverordnung vom 29. April 2009.

[6] IFDB Prof. Vogdt & Oster Partnerge-sellschaft, Berlin: Gutachten 2012/ 07/ 10-2 vom 05. 11. 2012 im Auftrag der Jordahl GmbH zum Betreff: Wärme-schutztechnisches Bemessungskonzept zur Berücksichtigung der zusätzlichen Wärmeverluste über punktförmige Wärmebrücken durch c-Werte für Ver-

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