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Aus Anlaß des dritten Internationalen Tages der Muttersprachen am 21. Februar hat der Verein Deutsche Sprache ebendiese deutsche Sprache im Internet- Auktionshaus Ebay zur Versteigerung angeboten. „Nachdem die Deutschen selbst sich kaum noch um ihre Mutter- sprache kümmern, will es vielleicht jemand anders gerne tun“, erklärte der Vereinsvorsitzende Walter Krämer gegenüber dpa. „Der Tag der Mutter- sprachen ist für uns willkommener Anlaß, auf die weitverbreitete Schlud- rigkeit im Umgang mit der deutschen Sprache hinzuweisen“. Mitmachen könne jeder Volljährige aus jedem Land der Erde. Im Internet wurde der ungewöhnliche Artikel wie folgt beschrieben: „Erstklas- siges, hoch entwickeltes Sprachsystem mit dem Markennamen Deutsch. Rund 1500 Jahre alt, mit ungefähr 450.000 Wörtern. Sehr nützlich vor allem durch seine weite Verbreitung, hauptsächlich in Europa. Aber „das Teil hat durch fahrlässigen Gebrauch vor allem in letzter Zeit einigermaßen gelitten, weist ziemlich viele Anglizismen auf und ist im Ausland wahrscheinlich beliebter als im deutschsprachigen Raum.“ Für den Höchstbietenden hatte der Verein Deutsche Sprache eine Urkunde über den symbolischen Besitz der deut- schen Sprache und fünf Exemplare des Buches „Modern Talking auf Deutsch“ ausgelobt. Die Versteigerung begann mit einem Startgebot von einem Euro; schließlich ersteigerte York M. Schnei- der-May, 26, Student der Volkswirt- schaftslehre in St. Gallen, die Deutsche Sprache für den höchsten bei Ebay zugelassenen Betrag von 10 Millionen Euro. „Deutsch ist für mich eine der tollsten Sprachen der Welt,“ nannte er als Grund für sein nicht ganz ernst gemeintes Höchstgebot. Denn die Firma Ebay hatte die Auk- tion kurz zuvor für ungültig erklären lassen. Dennoch war sie für den Verein Deutsche Sprache ein großartiger Erfolg. Ein gutes Dutzend Rundfunksender, über 60 Zeitungen und Zeitschriften im In- und Ausland, einige, wie die Leipziger Volkszeitung oder die Mainzer Allgemeine Zeitung, sogar auf der ersten Seite, sowie zahlreiche Internet- Publikationen haben darüber berichtet, über 30.000 Internet-Benutzer haben sich die Auktionsseite angesehen und so zum Teil erstmals von dem Verein Deutsche Sprache und seinen Zielen erfahren. Eine bessere Werbung für so wenig Geld hat der Verein schon lange nicht mehr gehabt. Ein großes Kompliment an den frischgebackenen VDS-Presse- sprecher Tobias Mindner für diese wunderbare Idee. Zehn Millionen Euro für die Deutsche Sprache Unter dem Hammer: Zum Internationalen Tag der Muttersprachen hat der VDS die Deutsche Sprache beim Internet-Auktionshaus »ebay« angeboten. »Erstklassiges, hoch entwickeltes Sprachsy- stem mit dem Marken- namen Deutsch. (...) Im Ausland wahr- scheinlich beliebter als im Inland.« Artikelbe- schreibung bei »ebay« sprach nachrichten Nr. 1 / April 2003 • 0,80 Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS) www.vds-ev.de Sprache und Politik Meinung Sprechen Sie Denglisch? Deutsche Sprache Aus dem Verein Bücher Deutsch und andere Sprachen in der Welt Zu guter Letzt Rubriken 2 3-5 6-7 8-12 13-17 17-18 19 20 Der Begriff „Nachhaltigkeit“ stand vor 300 Jahren Pate für das englische Wort. 12 Nachhaltige Wortschöpfung Warum das Anliegen des VDS von der Leh- rerschaft kaum beachtet wird. 14 Zugang zu Schulen schwierig Der in Brasilien geborene Sprachkünstler Zé do Rock im Gespräch. 3 Esperanto Ein Sprachwissenschaftler kommentiert die Abstim- mung zur Zuwanderung. 8 Grundgesetz

Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS) sprach · 2020-05-03 · ebendiese deutsche Sprache im Internet-Auktionshaus Ebay zur Versteigerung angeboten. „Nachdem die Deutschen selbst sich

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Page 1: Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS) sprach · 2020-05-03 · ebendiese deutsche Sprache im Internet-Auktionshaus Ebay zur Versteigerung angeboten. „Nachdem die Deutschen selbst sich

Aus Anlaß des dritten Internationalen Tages der Muttersprachen am 21. Februar hat der Verein Deutsche Sprache ebendiese deutsche Sprache im Internet-Auktionshaus Ebay zur Versteigerung angeboten. „Nachdem die Deutschen selbst sich kaum noch um ihre Mutter-sprache kümmern, will es vielleicht jemand anders gerne tun“, erklärte der Vereinsvorsitzende Walter Krämer gegenüber dpa. „Der Tag der Mutter-sprachen ist für uns willkommener Anlaß, auf die weitverbreitete Schlud-rigkeit im Umgang mit der deutschen Sprache hinzuweisen“. Mitmachen könne jeder Volljährige aus jedem Land der Erde.

Im Internet wurde der ungewöhnliche Artikel wie folgt beschrieben: „Erstklas-siges, hoch entwickeltes Sprachsystem mit dem Markennamen Deutsch. Rund

1500 Jahre alt, mit ungefähr 450.000 Wörtern. Sehr nützlich vor allem durch seine weite Verbreitung, hauptsächlich

in Europa. Aber „das Teil hat durch fahrlässigen Gebrauch vor allem in letzter Zeit einigermaßen gelitten, weist

ziemlich viele Anglizismen auf und ist im Ausland wahrscheinlich beliebter als im deutschsprachigen Raum.“

Für den Höchstbietenden hatte der Verein Deutsche Sprache eine Urkunde über den symbolischen Besitz der deut-schen Sprache und fünf Exemplare des Buches „Modern Talking auf Deutsch“ ausgelobt. Die Versteigerung begann mit einem Startgebot von einem Euro; schließlich ersteigerte York M. Schnei-der-May, 26, Student der Volkswirt-schaftslehre in St. Gallen, die Deutsche Sprache für den höchsten bei Ebay zugelassenen Betrag von 10 Millionen Euro. „Deutsch ist für mich eine der tollsten Sprachen der Welt,“ nannte er als Grund für sein nicht ganz ernst gemeintes Höchstgebot.

Denn die Firma Ebay hatte die Auk-tion kurz zuvor für ungültig erklären

lassen. Dennoch war sie für den Verein Deutsche Sprache ein großartiger Erfolg.

Ein gutes Dutzend Rundfunksender, über 60 Zeitungen und Zeitschriften im In- und Ausland, einige, wie die Leipziger Volkszeitung oder die Mainzer Allgemeine Zeitung, sogar auf der ersten Seite, sowie zahlreiche Internet-Publikationen haben darüber berichtet, über 30.000 Internet-Benutzer haben sich die Auktionsseite angesehen und so zum Teil erstmals von dem Verein Deutsche Sprache und seinen Zielen erfahren.

Eine bessere Werbung für so wenig Geld hat der Verein schon lange nicht mehr gehabt. Ein großes Kompliment an den frischgebackenen VDS-Presse-sprecher Tobias Mindner für diese wunderbare Idee.

Zehn Millionen Euro für die Deutsche SpracheUnter dem Hammer: Zum Internationalen Tag der Muttersprachen hat der VDS die Deutsche Sprache beim Internet-Auktionshaus »ebay« angeboten.

»Erstklassiges, hoch entwickeltes Sprachsy-stem mit dem Marken-namen Deutsch. (...)Im Ausland wahr-scheinlich beliebter als im Inland.« Artikelbe-

schreibung bei »ebay«

sprachnachrichten

Nr. 1 / April 2003 • 0,80 €

Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS)www.vds-ev.de

Sprache und PolitikMeinungSprechen Sie Denglisch?Deutsche SpracheAus dem VereinBücherDeutsch und andere Sprachen in der WeltZu guter Letzt

Rubriken 2

3-56-78-1213-1717-1819

20

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ stand vor 300 Jahren Pate für das englische Wort. 12

Nachhaltige Wortschöpfung

Warum das Anliegen des VDS von der Leh-rerschaft kaum beachtet wird. 14

Zugang zu Schulen schwierig

Der in Brasilien geborene Sprachkünstler Zé do Rock im Gespräch. 3

EsperantoEin Sprachwissenschaftler kommentiert die Abstim-mung zur Zuwanderung. 8

Grundgesetz

Page 2: Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS) sprach · 2020-05-03 · ebendiese deutsche Sprache im Internet-Auktionshaus Ebay zur Versteigerung angeboten. „Nachdem die Deutschen selbst sich

s p r a c h n a c h r i c h t e nWWW.VDS-EV.DE . VEREIN DEUTSCHE SPRACHE . APRIL 2003 . NR. 12

Liebe Sprachfreunde,in dieser Ausgabe der Sprach-

nachrichten fi nden Sie einen Auf-kleber „Stoppt die Amerikanisie-rung unserer Sprache und Kultur“. Es wäre schön, wenn dieser Aufkle-ber bald auf Hunderttausenden von deutschen Autos klebte. Nachschub in haushaltsüblichen Mengen gibt es bei der Vereinszentrale; Anruf genügt.

Einige Mitstreiter meinen, dieser Aufkleber wäre antiamerikanisch. Wenn sie damit meinen, daß wir uns mit diesem Aufkleber gegen die zwangsweise Einführung des „American Way of Life“ im Rest der Erde wehren wollen, dann haben sie recht. Wir gönnen den Amerikanern ihren Mc Donald‘s und ihre Coca Cola, haben aber

auch selbst genügend Eigenes, das sich zu bewahren lohnt, und keinen Anlaß, unsere Lebensart der amerikanischen anzupassen. Wir brauchen keinen bachelor und keine happy hour, wollen auch weiter das Wochenende und nicht weekend feiern, Fußball und nicht football spielen.

Die Wiege der abendländischen Kultur steht immer noch in Europa, und auch in sonstiger Hinsicht haben wir keinen Anlaß, vor den selbsternannten Hütern von Frei-heit und Gerechtigkeit jenseits des Atlantiks irgendeine Demutshaltung einzunehmen. Liebe Amerikaner, arbeitet erst einmal Eure eigene Vergangenheit auf, den Sklaven-handel und den Völkermord an den Indianern, den Bombenterror auf

Hiroshima und Dresden, statt als selbstgerechte Moralapostel den Rest des Universums zu belehren, dann lassen wir uns gern von Euch etwas über Kultur und Moral erzählen.

Noch ist Deutschland kein Bun-

desstaat der USA. Es wird höchste Zeit, daß wir Europäer und insbe-sondere auch wir Deutschen uns wieder auf die eigenen Stärken besinnen. Viel zu lange haben wir uns von Hollywood und der amerikanischen Kulturindustrie wie Zirkusbären (oder sollte ich besser sagen: Zirkusaffen) an der Nase herumführen lassen.

Schluss damit! Immer mehr Men-schen sagen immer deutlicher: Es reicht. Deshalb: Stoppt die Amerikanisierung unserer Sprache und Kultur!

Ihr 1. Vorsitzender

Prof. Dr. Walter Krämer

der vorsitzende meint

Wir berichteten über die „Wahlprüfstei-ne“ zur Bundestagswahl im September 2002. Nach dem Muster dieser erfolg-reichen Aktion haben Peter Ambros und Hermann Neemann vor den Land-tagswahlen in Hessen und Nieders-achsen ebenfalls Kandidatenbefragun-gen durchgeführt.

An die Bewerber der an der Wahl teil-nehmenden Parteien wurden in Hessen 487, in Niedersachsen 429 Fragebögen verschickt. In Hessen gab es 83, in Niedersachsen 96 Rücksendungen. Das größte Interesse an der Umfrage war jeweils bei der FDP festzustellen. In beiden Bundesländern haben die Liberalen die prozentmäßig höchste Anzahl an Fragebögen zurückgesandt.

Erstaunlicherweise fand sich bei den Antworten der hessischen FDP-Kandidaten auch die geringste Übereinstimmung mit den Positionen des VDS. Mehrere von ihnen treten für Englisch als erste und zum Teil als ein-zige Fremdsprache ein und befürworten Englischunterricht bereits in der Grund-schule.

Beinahe alle Politiker in allen Parteien sorgen sich um den Deutschunterricht und fordern Deutsch als Pfl ichtfach bis zum Abitur. Zustimmung gab es auch für die Unterstützung von Deutsch als Wissenschaftssprache und die Stärkung der deutschen Sprache als Arbeitsspra-

che in den europäischen Institutionen. In Hessen ist eine große Mehrheit der befragten Bewerber dafür, daß die Sprache eines Nachbarlandes als erste Fremdsprache gelernt wird. Sogenannte

Bil-Klassen, d. h. Fach-unterricht in einer frem-den Sprache, lehnen die niedersächsischen Kan-didaten mehrheitlich ab. Öffentliche Hilfe für die deutsche Sprache wird unterschiedlich beurteilt. Ein knappes Drittel der Nieders-achsen würde sich im Bundesrat dafür ein-setzen, daß ein „Rat für die deutsche Spra-che“ geschaffen wird. In Hessen wie in Nieders-achsen hält die Mehrheit der Antwortenden es für wünschenswert, Leitli-nien für einen guten öffentlichen Sprach-gebrauch zu schaffen. Sie sind für mehr Sprachloyalität, die sie auch Liebe zur Mutter-sprache nennen.

Offenbar ist bei vielen der zukünftigen Abge-ordneten ein gewisses

Interesse für sprachliche Fragen und die Sorge um die Muttersprache vorhan-den. In Hessen sehen vor allem Lehrer die Gefahr einer fortschreitenden Anglisierung der Muttersprache. Diese

Einschätzung findet sich auch bei Betriebswirten und Marketingexperten, was einigermaßen überrascht. Mit den Kandidaten, die die Positionen des VDS deutlich unterstützt haben und in die Landesparlamente eingezogen sind, werden wir Verbindung aufnehmen. Ähnlich wie die 82 Abgeordneten im Bundestag, die unsere Auffassungen teilen, bilden Sie unsere „Sprachfraktio-nen“ in den Landtagen von Wiesbaden und Hannover. Wir werden versuchen, sie zu einem stärkeren Engagement für unsere Sache zu bewegen, um uns mit ihrer Hilfe in der Öffentlichkeit mehr Gehör zu verschaffen. Diejenigen, die die Auffassungen und sprachpfl ege-rischen Maßnahmen des VDS noch mit Mißtrauen beobachten, müssen wir mit besonnenen Argumenten und sachlicher Arbeit von der Richtigkeit unserer Ziele überzeugen. Den Politikern muß klar gemacht werden, daß es eine lohnende Aufgabe ist, für die Erhaltung und Weiterentwicklung der Muttersprache einzutreten.

Peter Ambros und Hermann NeemannGenauere Informationen zur Kandidaten-befragung in Hessen und Niedersachsen (mit Zahlen und Prozentwerten) geben die Autoren:Peter Ambros, Tel. (069) 8003232, e-Post [email protected] Neemann, Tel. (0511) 2154097, Fax (0511) 2154098

Wahlprüfsteine in Hessen und NiedersachsenKandidatenbefragung zu den Landtagswahlen 2003: Politiker aus allen Parteien sorgen sich um den Deutschunterricht an deutschen Schulen.

sprache und politik.

Wiesbaden: der hessische Landtag.

Hannover: der niedersächsische Landtag.

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s p r a c h n a c h r i c h t e nNR. 1 . APRIL 2003 . VEREIN DEUTSCHE SPRACHE . WWW.VDS-EV.DE 3

SN: Herr do Rock, was bewegt jemanden, der in Brasilien geboren und aufgewach-sen und noch heute Brasilianer ist, sich für die deutsche Sprache einzusetzen?ZdR: Ich wohne ja in Deutschland und schreibe mehr auf deutsch als in jeder anderen Sprache.SN: Sie kritisieren so wie wir die aktuelle Denglisch-Welle. Warum?ZdR: Da gibt es eine Münchner Kneipe, die ein „Sandwich mit cheese und bacon“ anbietet. Der Wahnsinn, oder ? Englisch-deutsch-englisch-deutsch-englisch. Und im Computer kommen immer wieder Meldungen, die auf deutsch anfangen und auf englisch enden, oder anders rum ...SN: Und was gefällt Ihnen daran nicht?ZdR: Mich stören weniger die englischen Wörter an sich. Probleme sehe ich vor allem da, wo englische Wörter eine gewisse Unsicherheit in die deutsche Sprache und deren grammatikalisches Gebäude ins Wanken bringen. Ich hab einen Freund gefragt, ob es „der“ hand-out oder „das“ handout heißt. Irgendwie konnte ich mir nicht so gut vorstellen, daß es „die“ handout heißt. Er sagte, man kann „der“ oder „das“ handout sagen, aber viele sagen es nur in der Mehrzahl, um kein Risiko einzugehen. So kriegt die Sprache was leicht Schizofrenisches.Noch schlimmer sind dann die deutsch abgeleiteten Formen, wie „getimet“ oder „gefaket“, die weder den deutschen noch den englischen Rechtschreibge-pfl ogenheiten entsprechen. Und dann die Rechtschreibung. Früher schrieb man den Laut aj meistens mit ei wie in „mein“ und manchmal mit ai wie in „Mai“. Jetzt kann man es auch mit „y“ schreiben wie in „fl yer“, mit i+Konsonant+e wie in „bite“ oder mit igh wie in „light“. Der Buchstabe e wurde bis jetzt im Deutschen kurz und offen wie in „stellen“ oder lang und geschlossen ausgesprochen wie in „stehlen“. Jetzt kann es auch als ö ausgesprochen werden: „TÖRminell“. Diese Aussprache ist weder deutsch noch englisch. Dabei könnte man es normal-

deutsch „termiNAAL“ aussprechen, wie es jede andre europäische Sprache tut. Man sagt auch nicht „PÖRsenell“ für „personal“ oder „NESHenell“ für „natio-nal“. Es shines, das die dschörmens ihre eigene lenguitsch nich mer so liken...SN: Und worauf führen Sie diese feh-lende Sprachloyalität zurück?ZdR: Unter anderem auch auf einen fehlenden Nationalstolz im allgemeinen. Ich bin zwar nicht für Nationalismus, aber ich kenne einige Leute in München, die, fragt man sie im Ausland, woher sie kommen, Bayern als ihre Heimat angeben. Es sind wahrlich keine separa-tistischen Urbayern, es sind Leute wie du und ich, die sich nicht gut fühlen, wenn sie sagen müssen, daß sie Deutsche sind.SN: Über die Gründe müssen wir wohl nicht lange spekulieren?ZdR: Klar, es ist das negative Bild der Deutschen im Ausland. Fast ein halbes Jahrhundert hat Hollywood Kriegsfi lme mit den Deutschen als Gegnern produ-ziert, was allmählich nachläßt, weil man inzwischen auch Vietnamesen, Araber, usw. als Feinde nehmen kann. Aber die Tradition des german-bashings lebt weiter, weil Deutsche äußerst selten gute, sympathische Rollen besetzen. Sie bleiben meistens dicke blonde Blödlinge. Meistens mit einer bösen Komponente. Vor kurzem hab ich mir wieder mit mehreren deutschen Freunden einen amerikanischen Film angeschaut, in dem die Deutschen wieder mal als Unsym-pathen dastehen. Meinen deutschen Freunden ist das gar nicht aufgefallen, vielleicht weil sie‘s so gewohnt sind. Ich, der Brasilianer, war der einzige, der sich aufgeregt hat...SN. Und das Außenbild der deutschen Sprache?ZdR: Auch nicht besser. Einmal war ich mit meiner deutschen Freundin bei brasilianischen Freunden (in Brasilien). Wir haben deutsch geredet und die Leute haben zugehört. Einer fragte dann: Sprecht ihr Englisch, oder was ist das?

„Wir sprechen natürlich deutsch.“ „Aber das klingt ja ganz normal !“ - gar nicht so wie die den deutschen Feldwebel im Film gehört haben.Oder nehmen Sie das deutsche Zäpfchen-R. Ich habe öfters von Ausländern gehört, das ist ein harter Laut, typisch für die harte deutsche Sprache. Wenn ich das höre, muß ich die Deutschen wieder in Schutz nehmen: Das deutsche R ist genau das gleiche wie das französische, und ich hab niemals gehört, daß das französische R hart oder gewalttätig wär. Nein, im Französischen bewundert man es sogar. So aber ver-ewigen sich die Klischees. Sie wollen, müssen ernährt werden. Aber auch die Deutschen haben ihre Klischees über Armut und Samba in Brasilien.SN: Welche weiteren Gründe sehen sie für den Rückzug des Deutschen vor dem Englischen?ZdR: Ich hab vor kurzem ein Buch gelesen, das sich mit der deutschen Kolonisierung der Südsee beschäftigt. Die Einheimischen haben meistens schon ein Pidgin-Englisch gesprochen, und die Deutschen kamen kaum auf den Gedanken, ihnen Deutsch- oder Pidgin-Deutschunterricht zu geben. Mit der einheimischen Bevölkerung sprachen sie Englisch oder Pidgin-Englisch. Die hat das englische „text“ zu tekis gemacht, was würde sie aus einem „du schnarchst“ machen? Der Polynesier hat keine Vor-liebe für große Konsonantenhaufen. Er

sagt natürlich nicht sacahanaracahasata für „schnarchst“, sondern irgendwas wie snar, was wiederum dem englischen snor viel näher ist. So dachte sich der Deutsche, der sich auf der Terrasse in New Bismarck, o pardon, Neu Bismarck sonnte: lieber sie sprechen ein miserables Englisch als ein noch miserableres Deutsch.SN: Also Pidgin als Weltverkehrsspra-che?ZdR: Mir wäre eine neutrale Sprache wie Esperanto lieber, auch wenn ich den Klang nicht besonders mag, oder meine eigene Kreation, sie heißt „dau“. Und wenn nicht, dann wenigstens ein Englisch mit einer einfachen Aussprache und Rechtschreibung. Auf keinen Fall sollten aber andere Sprachen dafür verschwinden, vor allem weil ich Spra-chen mag. So wie es mir lieber ist, in Griechenland ein Moussaka und in Indien ein Chicken Masala zu essen als überall einen Big Mac.SN. Sie haben 104 Länder dieser Erde bereist. Wo wollen Sie nie wieder hin?ZdR: Inzwischen sind es 115 Länder. Ein Land möchte ich nicht benennen, aber wenigstens eine Stadt, Lagos in Nigeria. Nachdem man den Dreck, die Gefährlichkeit, die Unfreundlichkeit, die hohen Preise von Lagos erlebt hat, ist jede Stadt der Welt ein Paradies.SN: Herr do Rock, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Der in Brasilien geborene Wort- und Sprachkünstler Zé do Rock hat laut Klappentext seines neues Buches (Besprechung siehe Seite 18) »14630 Tage gelebt, 1357 liter alkohol gesoffen, 940 Stunden flöte und 648 stunden fussball gespielt, is 200 000 kilometer in 1457 autos, flugzeugen, schiffen, zügen, oxenkarren und trakto-ren getrampt, hat 104 länder und 16 gefängnisse besucht, sich 8 mal verliebt, einen film gedreet, eine kunstsprache erfunden, ein vereinfachtes deutsh kreiert, hat nix studirt und lebt noch heute, meistens in München.« Seit Anfang Januar ist er Mitglied des Vereins Deutsche Sprache. Aus diesem Anlaß baten ihn die Sprachnachrichten um ein Interview.

»Esperanto wär‘ mir lieber«

meinung.

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s p r a c h n a c h r i c h t e nWWW.VDS-EV.DE . VEREIN DEUTSCHE SPRACHE . APRIL 2003 . NR. 14 meinung.

Wenn man, mitten in Deutschland ste-hend, nach Westen geht, gehen die deut-schen Dialekte in die niederländischen über. Es liegt nahe anzunehmen, daß sich nordwärts die deutsche Sprache ebenfalls allmählich ins Dänische wandelt. Dies geschieht aber nicht. Ver-mutlich entstand diese eigenartige Lücke in den norddeutschen Dialekten zu einer Zeit, als die Angel-sachsen auf die Britischen Inseln übersetzten. Dieser angelsächsische Dialekt, das fehlende norddeut-sche Sprachglied, ist in seiner neuen Inselheimat schließlich zu Englisch geworden.

Gerade weil Englisch in seinem Ursprung ein nord-deutscher Dialekt gewesen sein könnte, läßt Deutsch bei Englischsprechenden noch heute ein heimisches Gefühl aufkommen. Trotzdem besitzt das moderne Deutsch auch Eigenschaften, die in englischen Ohren fremd klingen. Deutsch zu lernen ist deshalb für einen Englischsprechenden etwa so, wie wenn man einen lang vermißten Verwandten kennenlernt: Fasziniert bemerkt man sowohl Familienähnlichkeiten als auch Unterschiede.

Englisch soll die meisten seiner Fall-Endungen verloren haben, als die Angelsachsen versuchten, mit den Dänen zu reden, die nach ihnen in Britannien Fuß gefaßt hatten. Die Wortstämme dieser benachbarten Spra-chen waren dieselben, aber ihre Endun-gen divergierten genug, um alle zu verwirren. Schließlich erwies es sich als leichter, die Quelle der Wirrnis fast zur Gänze wegzulassen.

Stolpersteine: Fallendungen und Stellung des Verbs

Im Deutschen sind dagegen die Fall-endungen noch heute teilweise erhalten, was dem Fremden ständig Schwie-rigkeiten bereitet. Er muß nämlich immer versuchen, auf deutsch zwei Dinge gleichzeitig zu tun: sich um den Sinn zu kümmern und die richtigen Endungen anzufügen. Wer entspannt und ausgeruht ist, kann sich wacker mit den Fällen herumschlagen; dann hat man beim Einsatz aller Kräfte zumin-dest die Aussicht auf einen Teilerfolg. Wer aber angespannt oder müde ist, dem fordert solch ein Kunststück einfach zu viel ab. Das heißt, um Mitternacht gebe ich völlig auf und lasse die Endungen

ganz weg. Zu diesem Zeitpunkt gelingen mir bloß noch grammatische Schüsse ins Blaue, und ich könnte mich eben-sogut auf die bloßen Wortstämme beschränken. Dann schlüpfe ich in das

Gewand der angelsächsischen Urahnen, als sie die Sprache vereinfachten, um mit den Dänen zu reden.

Eine weitere Schwierigkeit für den Englischsprechenden betrifft eine Eigenschaft der deutschen Sprache, die ihr ursprünglich gar nicht angehörte:

nämlich im Nebensatz das Verb an das Ende zu rücken. Diese Endstellung ist etwas Besonderes und war ursprünglich das Steckenpferd von einigen wenigen, deren Augen starr auf die lateinische

Grammatik gerichtet waren. Die Spra-chen, die tatsächlich vom Latein abstammen, haben sie längst fallenge-lassen. Die Deutschen sind jedoch zu der Überzeugung gekommen, in Nebensätzen finite Verben an den Schluß zu rücken, sei korrekt, und

pflichtgemäß beschäftigen sie sich damit, ihre sprachlichen Hausaufgaben fl eißig zu vollenden.

Die Humanisten, die das alles der deutschen Sprache zugemutet haben, wollten die Endstellung auch in Hauptsätzen einführen, um überall latei-nische Korrektheit zu dokumentieren. Hier jedoch hat sich die Volkssprache durchgesetzt. Gottseidank... Manchmal glaube ich, ich hätte einen deutschen Satz verstanden - bis ich vor dem Punkt über einen Haufen Verben stolpere. Erst dann merke ich, daß ich ganz und gar aus dem Auge verloren habe, wie die Verben hineinpassen, was ihre Subjekte und Objekte überhaupt sein sollen.

Diese Endstellung bedeutet aber mehr als nur einen Stolperstein für Ausländer. Andererseits leuchtet ein: dem Ende eines Satzes, im Deutschen oft von einem Verb besetzt, gebührt ein psychologisch wichtiger Platz, es ist der rhetorische Höhepunkt. Dies verstand schon Johannes Nepomuk Thayn, der über Regensburg schrieb: „ ... in einer solchen Stadt zu leben, heißt geborgen sein im Schoß der Zeit“. Heute würde ein engstirniges Schulmeisterlein diesen Satz zweifelsfrei als „ungrammatisch“ tadeln: es ließe ihn nicht mit „Schoß der Zeit“, sondern undramatisch mit

Deutsch zu lernen ist für einen Englischsprechenden so, wie wenn man einen lang vermißten Verwandten kennenlernt: Fasziniert bemerkt man sowohl Familienähnlichkeiten als auch Unterschiede / Von Elisabeth Fraser

Ein englischer Blick auf das Deutsche

Englisch hat eine schwierige Aus-sprache, eine irrsinnige Recht-schreibung, und der Gebrauch von Präpositionen ist auch nicht ganz ohne. Französisch hat auch keine leichte Aussprache, und die Recht-schreibung ist auch nicht besser. Spanisch hat viele Konjugationen, Russisch hat eine schwierige Aus-sprache und eine schwierige Gram-matik usw. Was die deutsche Sprache von diesen Sprachen unterscheidet, ist, daß sie alle Schwierigkeiten aufweist und dann noch ein paar Extraschikanen dazu. Die Ausspra-che ist schwierig, sie hat zwar nicht die vielen komischen Vokale wie das Englische, dafür aber mehr Konso-nanten pro Vokal als jede andere Sprache - die slavischen Sprachen eingeschlossen. Tschechisch zum Beispiel hat den Satz „Strc prst

skrz krk!“ (Steck den Finger in den Hals!), aber nicht einmal die Tschechen schaffen es, Silben mit 10 Buchstaben zu bilden, wie zum Beispiel „(du) schnarchst“ oder „schleichst“. Deutsch hat eine schwere Grammatik, mit Deklinatio-nen und Konjugationen, die Wort-bildung ist oft unlogisch: warum „BadEtuch“ und „RettUNGSwa-gen“ und nicht „BadUNGStuch“ und „RettEwagen“? Der Satzbau ist einfach irrsinnig. Man stelle sich nur einen englischen Satz wie diesen vor: „After him the Kätt at the Snoht gebitten hadd, gave the Dogg his Plän, the Kätt tu Mincemeat to make, up.“ Das versteht ein Deutscher vielleicht noch, aber kein Engländer.

Dann gibt es noch die Recht-schreibung, mit ihren vielen

überfl üssigen Buchstaben - glauben Sie mir, in Ochsenfurt wird man nicht mehr Kultur als in Oxford fi nden, auch wenn es mehr Buchsta-ben aufweisen kann. Und natürlich die Regelungswut in der Zeichenset-zung. Wo andere Sprachen eine Zeile für die Groß- und Kleinschreibung brauchen (Satzanfang, Eigennamen und Titel werden großgeschrieben), brauchen die Deutschen mehrere Seiten. Kommaregeln gibt es in jeder Sprache, aber sie sind nicht festgeschrieben wie im Deutschen, sondern meistens „instinktiv“ ein-gesetzt. Natürlich gibt es überall „Regeln“ für den Gebrauch von Toiletten: man geht rein, macht die Tür zu, macht sein Geschäft, benützt das Klopapier, drückt auf die Spülung, zieht sich wieder an und geht. Aber es würde mich nicht wundern, wenn es deutsche DIN-Normen für den Gebrauch von Toiletten gäbe.

Die schwierige deutsche Sprache, zum Zweiten / Von Zé do Rock

Hamburger Speicherstadt: Das Englische ist letztlich aus einem norddeutschen Dialekt entstanden.

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s p r a c h n a c h r i c h t e nNR. 1 . APRIL 2003 . VEREIN DEUTSCHE SPRACHE . WWW.VDS-EV.DE 5meinung.

„sein“ enden. Aber sogar bei den alten Römern wich die Endstellung dem gesunden Menschenverstand, und auf guten Rhythmus bedachte Deutsche tun es ihnen nach.

Bei Hauptsätzen, in denen die urgermanische Stellung der Verben noch vorhanden ist, gibt es etwas anderes, was Englischsprechende besonders interessieren muß: die Zweitstellung. Dadurch wird ein „Vorfeld“ geschaffen, in dem sich ein weiteres Wort oder auch eine Wortgruppe ausgliedern kann. Zum Beispiel ist es möglich, „Den Knaben biß der Hund“ zu sagen. Im Engli-schen muß dagegen das Subjekt in der Regel vor dem Verb stehen. Da gibt es fast keine andere Wahl. Eng-lisch hat die Fälle verloren und sich deshalb auf eine starre Wortstellung zurückgezogen. Wie könnte es denn sonst überhaupt zwischen The dog bit the boy und The boy bit the dog unterscheiden?

WortstellungsfreiheitAm Anfang war ich von dieser

deutschen Wortstellungsfreiheit überrascht. Denn dank dem Vorfeld läßt sich nicht nur eine nahtlose Prosa weben. Man kann auch das Vorfeld benutzen, um mit Takt, Wortklang und Betonung zu spielen. Sobald ich mir dessen bewußt wurde, bemerkte ich auch die starre Wortstellung im Englischen. Sie begrenzt die Möglichkeiten, Takt und Wortklang in Übereinstimmung zu bringen, und um Betonung überhaupt im Schriftbild zu vermitteln, muß meine Muttersprache verzweifelt nach der Kursivschrift greifen. Seitdem ich Deutsch näher kennengelernt habe, habe ich mich von meinem eigenen Idiom ein bißchen unter Zwang gesetzt gefühlt.

Redewendungen und ReimeWer dann von der Grammatik zum

Wortschatz hinüberwechselt, erkennt weitere Unterschiede. Nehmen wir die kleinen Redewendungen, die manchmal mit Endreim, manchmal mit Stabreim verbunden sind. Zwar bietet auch Englisch Beispiele für beide Arten: high and dry (gestrandet), by hook and by crook (auf Biegen und Brechen) auf der einen Seite und tempest in a teacup (Sturm im Wasserglas), cool as a cucumber (kalt wie ein Frosch), like it or lump it (Nimm‘s oder laß es bleiben) auf der anderen. Im Vergleich mit Deutsch hat aber Englisch relativ wenige von diesen Redewendungen, besonders solche mit Endreim. Außerdem klingen die englischen Endreime entweder ver-altet oder gar kindisch. Im Deutschen gehören sie jedoch zu einer lebendi-gen Tradition, die sogar modische Fremdwörter einbeziehen kann: „Auf

die Dauer hilft nur Power !“Für mich jedoch liegt der

Höhepunkt der deutschen Sprache nicht in ihrer Grammatik, auch nicht in ihren Redewendungen. Der tatsächliche Grund, warum es soviel Freude bereitet, diese Sprache zu lernen, liegt in den unvergleichbaren deutschen Wörtern. Im Englischen muß man fast ein in der Klassik bewanderter Sprachwissenschaftler sein, um völlig zu verstehen, was man in der Muttersprache sagt. Nicht so im Deutschen. Zwar gibt es da auch einen internationalen Wortschatz mit altgriechischen oder lateinischen Wortstämmen, daneben finden sich jedoch deutsche Gegenstücke zuhauf.

Einige eingedeutschte Wörter sind Übersetzungen, andere phanta-sievolle Schöpfungen, aber beide vermögen zu fesseln. Erst seitdem ich auf diese deutschen Gebilde stieß, ging mir der Sinn für eine Reihe grie-chisch-römischer Lehnübersetzungen in meiner Muttersprache auf. Zum Beispiel bedeutete „Komet“ für mich überhaupt nichts, bis ich auf das deutsche „Haarstern“ traf - ein Wort, das fast auf eine durch den Himmel treibende Seejungfrau anspielt. Man vergleiche auch auf der griechisch-römischen Seite „Kosmos“ und „Universum“ und auf der anderen das anziehend einfache deutsche Gegenstück - das „Weltall“.

WortverschmelzungenFür mich ist aber die interessan-

teste Eigenschaft das Vermögen, Wörter zusammenzufügen, ja rich-tig zu verschmelzen: Wörter wie „katzenfreundlich“ oder „Kadaver-gehorsam“. Im Englischen ließen sich diese Begriffe nur durch einen schwerfälligen Gebrauch ausdrücken: „so freundlich wie eine Katze“ oder „ebenso gehorsam wie ein Kadaver“. Zwar erscheinen für einen Deutschen solche Wortgemälde weder so neu noch so aufregend wie für mich, die ich das alles erst im Erwachsenenalter entdecken durfte. Aber auch wenn man diesen Fremdheitsfaktor in Betracht zieht, bleibt die Tatsache, daß deutsche Wörter wirklich anhei-melnd bildhaft sind, bildhafter als ich es mir auf englisch träumen lassen könnte.

Manche dieser Wörter verdienen es sogar, in einen kleinen goldenen Rahmen gesteckt und an die Wand gehängt zu werden. Zu ihnen zählen: „schlafmützenhaft“, „Amtsschim-mel“, „Schmollwinkel“, „Prinzi-pienreiter“, „Papageigeplapper“, „Flittergelehrsamkeit“, „piepegal“, „pudelwohl“, „katzbuckeln“, „hin-auskomplimentieren“, „ausgequakt“, „Schneckenhausmentalität“ und „trojanischer Wortesel“.

Auch wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, es noch nicht mitbekommen haben sollten: 2003 ist das Jahr der Bibel. Die beiden großen und eine Menge kleiner Kirchen wollen damit das Buch der Bücher dem heutigen Menschen wieder nahebringen. Nun könnte man einwenden, daß ein Christenmensch ein Jahr der Bibel gar nicht braucht, weil er jedes Jahr mal in der Bibel liest. Doch

darum geht es nicht. Es geht nämlich um diejenigen, die das nicht tun. Laßt uns das Jahr der Bibel ausrufen, haben sich die kirchlichen Marketingexperten gesagt, denn dann werden die Lauen und die Kirchenfernen sich zusammen-rotten und rufen: Holla, das Jahr der Bibel! Das isses! Da muß man erst mal draufkommen! Her mit der Bibel, aber dalli!

Die Lutherbibel ist eines der bedeu-tendsten Kunstwerke, das je in deutscher Sprache verfaßt wurde. Hunderte von Wörtern, Dutzende von Wendungen verdankten wir diesem Text. Er war

jahrhundertelang nicht nur die geistliche, sondern auch die sprachliche Richt-schnur des protestantischen Deutsch-land. Der Stein des Anstoßes, der Balken im eigenen und der Splitter im Auge des Anderen, das Erstarren zur Salzsäule und die Mördergrube, zu der man sein Herz nicht machen soll, sind nur ein paar Beispiele für Luthersche Verdeutschungen. Sie haben auf viele andere Sprachen ausgestrahlt. Nun leidet das protestantische Deutschland schon seit Jahren an Mitgliederschwund, leeren Kirchen und pastoraltheologischem Exhibitionismus. Deshalb ist es auf den Gedanken gekommen, daß der heutige Mensch womöglich anders angesprochen werden wolle als der frühere, z.B. mit einem Event namens Christival, bei dem bible basics und Jesus in the city angeboten werden. Als Jesus freaks international fi rmieren kirchliche Gruppen, und Jesus online ist eine jugendgemäße Form des Gottesdienstes. Jessas!

Der erste Einwand gegen diese Ranschmeiß-Theologie kann sich auf Luther stützen: Das Wort sie sollen lassen stahn. Das gilt auch im Lautli-chen. Jesus Christus und Tschiesas Kraist sind im deutschen Sprachraum nicht dasselbe. Der zweite Einwand ist ein erziehlicher: Man könnte den Religionsunterricht revolutionieren und dort wieder lehren, was in der Bibel steht. Dann müßte man den heutigen Menschen als Erwachsenen nicht mehr so oberpeinlich anbaggern, und das Jahr der Bibel wäre überfl üssig. Got it, protestantisches Deutschland?

Mit Luther durchs Bibeljahr / Von Helmut Glück

»Man könnte den Religionsunterricht revolutionieren und dort wieder lehren, was in der Bibel steht. Dann wäre das Jahr der Bibel überfl üssig.« Helmut Glück

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Die in Deutschland vor einigen Jahren eingeführten Studienabschlüsse Bache-lor und Master sollen deutschen Universitäten und den dort erwor-benen Zeugnissen einen Hauch von Internationalität verleihen. Die neuen Titel sind umstritten. Walter Krämer sieht darin den Abstieg in die selbstgewählte Zweitklassigkeit und die Anpassung der deutschen Universität an die Welt von Donald Duck und Coca Cola. Andere Kritiker betonen, daß die

herkömmlichen Diplomstudiengänge dem zweistufi gen Angebot mit Bachelor- und Masterabschluß überlegen sind. Stümperhafte Eiferer seien da am Werk, so ein Bremer Professor der Betriebs-wirtschaftslehre. In deutschen Unter-nehmen wird die Qualität eines Bache-lor-Studiums bezweifelt. Nun kommt Widerstand ausgerechnet aus England. Die Briten versagen dem deutschen Bachelor die Anerkennung. Eine staat-liche Behörde auf der Insel stuft ihn

lediglich als ordinary bachelor ein, der im Unterschied zum englischen Bachelor of honours nicht zum Masterstudium berechtige. Kultusbürokraten und Uni-Präsidenten sind verstimmt über die schnöde Weigerung der Briten. Hoch-schullehrer und Studenten, die in den Abschlüssen Bachelor und Master von Anfang an eine unerwünschte Amerika-nisierung (und Kommerzialisierung) der deutschen Universität sahen, reiben sich die Hände. Der eine oder andere hält alles für plumpen Namenklau. Er fragt sich, ob die dreiste Übernahme engli-scher (und überhaupt angelsächsischer) Titel nicht auch eine Mißachtung ehrwürdiger britischer Bräuche ist.

Tatsächlich scheint die platte Nachah-mung angelsächsischer Studienmodelle dem Ansehen der deutschen Hochschu-len zu schaden. Ausländische Studenten machen einen Bogen um deutsche Universitäten. So die Mexikanerin Ange-lica Solares: „Wenn Deutschland das amerikanische oder englische Bildungs-system kopiert, kann das deutsche System nicht gut sein. Dann bevorzuge ich das Original und gehe lieber gleich nach Cambridge oder San Francisco.“ Oder Sergej Resinkin aus Rußland: „Warum soll ich in einem Land studie-ren, wo die Menschen ihrer eigenen Kultur und ihrer eigenen Wissenschaft keinen Wert beimessen?“

Anbiederung deutscher Universitäten an die Welt von Donald Duck wird nicht belohnt

Bachelor abgeblitzt

Deutsch verpennt beim fun eventWer xmas sagt statt Weihnachtsfest, Im travel-off‘ice Ferne suchtUnd all inclusive gerne bucht,Der merkt nicht, wie er Speichel leckt Und kulturell schon bald verreckt.

Wer jogging treibt beim Dauerlaufen Und shopping geht, statt einzukaufen, Occasion-geil in seinem Kopf,Ist irgendwie ein armer Tropf, Und hat bei all dem fun-event Die Zeit für klares Deutsch verpennt.

Der sieht nicht, daß sein Sprachgestammel Ihn deutlich ausweist als den Hammel, Den man aufs Wollegeben trimmt,Indem man ihm die Sprache nimmt.

Aus einem Gedicht von Rolf Leue

Say it in broken English?Mindestens die Drittkläßler, am besten schon Erstkläßler müssen Englisch lernen, lautet eine beliebte Forderung von Pädagogen und Schulpolitikern. Zwei Augsburger Professoren für Fremdsprachendi-daktik sehen das ganz anders und warnen vor „sprachlichem Imperia-lismus“.

Ein Englischunterricht von minde-stens fünf Jahren für alle Heranwach-senden ist eine Selbstverständlichkeit. Er wird auf dem Gymnasium, an den Real- und den Hauptschulen erteilt. Ist es dann vernünftig, daß Englisch auch bereits von allen Grundschülern gelernt wird?

Die beiden Augsburger Philologen Fritz Abel (Französisch) und Konrad Schröder (Englisch) bezweifeln das. Wenn Englisch an der Grundschule angeboten wird, so führen sie aus, haben andere Sprachen keine Chancen mehr. Wer Englisch in der Grundschule ab der 3. Klasse lernt, erlebe einen um zwei Jahre verlängerten Englischlehrgang - übrigens ohne ein am Ende erkenn-bar besseres Resultat - und werde für den Unterricht anderer Fremdspra-chen demotiviert. Wenn uns wirklich die sprachliche und kulturelle Vielfalt Europas und der Welt am Herzen liegt, sollten wir in den Grundschulen

alle Sprachen unterrichten, nicht nur Englisch. Werden schon an den Grundschulen außer Englisch keine anderen Sprachen angeboten, könne das früher oder später in eine Ablehnung der englischen Sprache und Kritik an angelsächsischen Ländern umschlagen. Die Anglopho-nen lernen bekanntlich kaum Fremd-sprachen, weil alle Welt Englisch spricht. Diese sprachliche Vorrang-stellung, die auch mit erheblichen wirtschaftlichen Vorteilen verbunden ist, rufe Gegenkräfte hervor. Sprach-licher Imperialismus sei noch nie auf Dauer widerspruchslos hingenom-men worden. (Aus dem SPIEGEL)

Die zunehmende Verwendung von Fremdwörtern bei der Deutschen Bundesbahn ist bei der Gewerkschaft Deutscher Bundesbahnbeamter, Arbeiter und Angestellter auf Kritik gestoßen. „Seit-dem Manager bei der Bahn das Sagen haben, müssen alteingeführte Bundesbahnbegriffe immer mehr Management-Fachchinesisch weichen, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft. So heiße die „Generalkasse“ jetzt Cash Management, und Fahrgeld-Erstattungsstelle sei in After Sales Service umgetauft worden. Nach Ansicht der Gewerk-schaft stellt der Fremdwort-Fimmel eine „mutwil-lige Zerstörung der deutschen Umgangssprache“ dar. Zur Begründung heißt es, die englischen Wörter schafften Distanz zwischen Führung und Mitarbeitern und seien für Eisenbahner ohne Eng-lischkenntnisse „demütigend“.

Lang, lang ist‘s her ... Der Text stammt aus einer Nummer der FAZ von 28. Oktober 1987. Damals traten die Eisenbahner dem komischen Denglisch bei der Deutschen Bahn noch entgegen. Heute machen sie mit beim sprachlichen Firlefanz. Von deutlichen Protesten gegen Service Point, Rail and Fly, DB-Lounge oder Ticket Counter haben wir noch nichts gehört. Die Gewerkschaft heißt seit einiger Zeit Transnet. Eine schöne, ehrliche, verständliche Bezeichnung wie „Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands“ wurde auf die sprach-liche Müllhalde gekippt und durch die lateinisch-englische Worthülse Transnet ersetzt. Das Plastik-wort bedeutet „übers Netz“, was auch der Name für den Berufsverband der Tennis- oder der Volley-ballspieler sein könnte. G. S.

Ein „Spiegel“-Artikel zum Fremdsprachenunterricht in der Grundschule

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lost generation mit push-up-FunktionAus dem Denglisch-Lexikon der Stuttgarter Zeitung

Handy: Der Anglizismus schlechthin! Denkste. Im Englischen heißen die Mobiltelefone cellular phone oder mobile phone. Handy ist hingegen ein Adjektiv, das „praktisch“ oder „handlich“ bedeutet. Und wo kommt die Bezeichnung Handy für Mobiltelefone her? Das ist nicht ein-deutig geklärt. Möglicherweise stimmt ja dieser Ansatz: In den USA gab es bereits in den vierziger Jahren ein tragbares Funkgerät von Motorola namens handie-talkie. Und daran hat man sich dann Jahrzehnte später in Deutsch-land erinnert. Zugegeben: das ist nicht sehr überzeugend.

DJ: Kurzlebig ist die Zeit, im Unterhaltungsmu-sikfach allemal. Kürzer als der Schallplattenauf-leger ist da sein englischer Freund, der Discjok-key. Noch mehr verkürzt ihn die Abkürzung DJ. Und damit die Mädels ganz politisch korrekt (also pc, aber das tut hier nichts zur Sache) auch bedacht werden, gibt‘s neuerdings übrigens sogar die DJane. Sprachpuristen wenden sich mit Grausen, Tarzan hätt‘s gefreut.

Kids: Alle menschlichen Wesen zwischen vier und 16 Jahren laufen heute als Kids durch die Welt. Die wenigstens wissen, daß kids bis etwa zum Jahr 1900 Jungziegen waren. Danach wurde das Wort im Amerikanischen zur lockeren Kurzform für Kinder. Läßt man sich deshalb vom Rechner das Programm Kid Net automatisch ins Deutsche übersetzen, steht da „Zickleinnetz“. Nebenbei: wenn der Ami You‘re kiddin‘ me sagt, fühlt er sich nicht gekindert, sondern veräppelt. Und der Kid ist in der Sprache der amerikani-schen Luftwaffe der Kopilot eines Bombers.

Loser: Den echten Denglischman erkennt man daran, daß er dieses Wort nicht nur gern und richtig ausspricht („Luuuser“), sondern daß er es falsch schreibt: „looser“. Meinen tut er immer dasselbe oder denselben: den Verlierer, den Pechvogel, das arme Schwein. Vom Partizip lost leitet sich dann der zeitgemäße Begriff für Fundbüro ab (Lost and found) und die angebli-che Lost Generation, die Verlorene Generation. Nur: was hat die in dieser Spalte verloren?

Outdoor: Wolfgang Borchert hat das einst sehr eindrucksvoll mit „Draußen vor der Tür“ übersetzt. Heute wird es weniger tragisch aufgefaßt: Alle sportlichen und sonstigen Unter-nehmungen außer Haus sind für den Freizeit-menschen erst dadurch richtig attraktiv, daß sie diesen modernen Ausdruck als Anhängsel erhalten. Wenn Fritz seine Wurst auf offenem Feuer im Garten brutzelt, lädt er seine Freunde zu einer Outdoor-Grillparty.

Outfit: Wie der Mensch so daherkommt, stilmäßig! Seine Ausrüstung. Aus wenig viel machen - dazu dient etwa der wonderbra, der Wunder wirkende BH - Besserwisser spre-chen von Mogelpackung -, jedenfalls softig (weich) aufgepolstert, womöglich mit push-up-(Liegestütz-)Funktion, nicht nur haltend, sondern erhebend. Da ist Frau gerüstet, und ihr Top (Oberteil), ihr T-Shirt (knopfloses Baumwollhemd in T-Form) oder ihr Pullover (Überzieher) müssen nichts mehr verbergen.

Volleyball: Wir können jetzt nicht einfach her-gehen und 60 Prozent unsere Sportarten neu benennen! Volleyball? Klar kommt Volleyball aus dem Englischen. Volley heißt a) Geschoß, b) Hagel und c) Schwall. Und ball heißt Ball. Probieren wir es doch einfach mal aus: „Die Geschoßballerinnen des USC Münster kamen in der Berliner Hagelballhalle zu einem verdienten 3:2-Erfolg über die Schwallballerinnen von der Spree.“ Noch Fragen?

Ob sich manche Läden mit Deng-lisch oder Engleutsch überheben, verkleben und dadurch langsam ableben ? Gesehen habe ich in letzter Zeit wieder jede Menge Dinge, die einfach in den sprachlichen Abfalleimer gehören.

Auf dem Weg zur Schule ein Haufen Apostrophenkatastrophen. Da fährt morgens der Lieferwagen von Walter‘s herum und biegt um die Ecke bei Janny‘s Eisgeschäft. Das gefällt mir ebenso gut wie die Anzeige im Inneren der Ein-kaufswagen über Info‘s von André für die Organisation von Oma‘s Geburtstag.

Dann abends bei N24 der nächste Quatsch. In Ermangelung von Kenntnissen über die Aussprache des deutschen Analphabets erzählt der Nachrichtenerbrecher irgen-deinen SCH-EI-S-S über die Raumstation EI-ES-ES. Ich warte gespannt auf JUH-ES-ÄI, BIH-EM-DABBELJUH, DIH-EF-BIH, EN-TWENTIFOHR, ES-PIH-DIH und SIH-DIH-JUH und auf die BIH-ARR-DIH. Schmankerln wie DIH-WIH-DIH statt DVD hört man sogar schon teilweise!

Inkonsequenz ist die Stiefmutter dämlicher Kompromisse - und auf jeden Fall Bestandteil von Wasch-mitteln. So hört man von Ariel compact die Aussprache „kompakt“. Ja, da beißt sich was. Entweder Ariel „kompakt“ oder Ariel kommpäkkt. Weiterhin gibt es keine Flucht vor dem „Drei-in-Eins“-Gequatsche. HILFE! Sage doch einer „Drei in einem“! Oder „Febreze“, anfangs „Fébrèze“ geschrieben, jetzt ohne Akzente. Dann müßte es nun aber heißen: „Fehbrehtse“. Dann fallen mir noch die Megaperls von Persil ein. Möchte man fragen, von was das bitte die Mehrzahl sei. Entweder Megapearls oder „Megaperlen“ !

Der Nachrichtenentrichter sprach von Kuwäit, während man eine Landkartenabbildung mit der Auf-schrift „Kuwait“ sah. Das ist sie, die Sequenz der Inkonsequenz. Also entweder „Kuwait“ sagen oder Kuweit schreiben. Aber das wäre falsch und die vom Nachrichter benutzte Aussprache ebenso. Hätte er sich ans englische Vorbild gehal-ten, hätte er die Betonung anders gestalten müssen: nicht Kuwäit, sondern Kuwäit.

Im Ticker (ist das deutsch?) des Senders kam nebenbei die Nach-richt, daß „Schröder eine derat scharfe Rhetorik verwendete...“ „derat“ steht nicht mal in meinem

Fremdwörterbuch. Wahrscheinlich haben da die Nachrichtenzerhack-tualisierer „derat“ schnell geschrie-ben, daß für dieses R keine Zeit blieb. Und noch was zu diesem Nachrichtens(chl)end(e)r(ian). Man sprach von der Verringerung des Schuldenbergs. Einen Berg verrin-gern ? In diesem Fall sagt man doch eher „tilgen“, oder man verringert

die Schulden. Inkonsequenz ... lebt in Symbiose mit fehlender Intelligenz?

Als Videospielfreund ist mir die NBC-Sendung GIGA nicht unbekannt, aber leider die dort mißbrauchte Sprache. Hier traf ich erstmalig die „DIH-WIH-DIH-ÄRRIA“, „das“ Movie of the Week. (Ja, genau, „das“ Movie, also „das“ Film! Häh?). Als einer der Mode-ratoren mal einen Forenbeitrag vorlas, stand da „ISS“. Er las drüber „...blablabla ... I-ES-ES...“ (und jetzt das Schreckliche: er „korrigierte“ sich selbst beim Lesen und sprach dann) „...äh - EIS ...“ Diese Sendung ist die reine Vergewaltigung der deutschen Sprache.

Letztens, als ich in der Bücherei war, um mir Sprachbücher auszu-leihen, fi el mir ein Buch auf: das Deutsche Universal-Wörterbuch. Da frag‘ ich mich doch, was ein Universal ist. Und wie man das auch noch Wörterbuch nennen kann. Ähnlich verhält es mit der Werbung für die Anti Ageing Nachtcreme von Neurogena (ohne Bindestrich zwischen Ageing und Creme). Kor-rekt betrachtet ist das also eine „gegenalternde Nachtcreme“, oder - besser formuliert - eine immer jünger, immer unreifer werdende Creme.

Das CinemaxX-Filmtipps-Maga-zin, es lobt alle Filme in den siebten

Himmel, ist linguistisch gesehen eine Null. So wird erwähnt, dass Sarah Michelle Gellar real-live-girlfriend von Freddie Prinze jr. sei. Das ist Humbug: real-life trifft‘s eher, ist aber auch englisch. Diese US-Amerikanismen sind scheinbar real live.

Aber auch ach so gesunde Getränke wie das von Actimel

sind von einem Bazillus befallen, selbstverständlich, vom Sprach-mischmaschbazillus. „Actimel acti-viert Abwehrkräfte.“ Man müßte „verbessern“: AbwehrCräfte. Inkon-sequenz: Ist ein Bazillus weiß? Wohlschmeckend? Gesund?

So, was gibt‘s sonst noch ? Genau. Die Zeitschrift Glamour präsentiert „die“ beste Make-up - „die“, nicht „das“? Warum nicht Schminke? Und dann dieses kleine up. Ich bin schon immer unsicher, ob diese ups nicht Ups heißen müßten.

Dann ist mir in der Nähe der Schule ein interessanter Döner- und Pizzaladen aufgefallen, anscheinend für Engländer, US-Amis, Schotten, Australier usw. Denn draußen steht: We lead the way, others follow. Wenn der Laden öffnet, und ich hinein-platze mit einer naiven Fratze, werde ich mal fragen: Hello. I wanna have a pizza and a dö ... do you speak German?

Viele kennen Amicelli, die Schoko-Variante der Crispy Rolls. In der Werbung hört man „Amicelli - alles andere als männlich.“ Von der männlichen Seite wird dieser Spruch vielleicht als beleidigend aufgefaßt, die weibliche Seite hingegen denkt sich vielleicht, daß die Süßigkeit dann ja nicht unbedingt für sie interessant sein muß. Zudem wollen sich nicht alle Frauen als homose-xuell bekennen...

Rufus Pfützner, 16 Jahre alt und Gymnasiast in Dresden, hat schlampigen Sprachgebrauch beobachtet.

Spracheimereien

Anti-Ageing-Creme von Henkel: Eine immer jünger werdende Creme.

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Es ist bekannt, daß wir viele Beispiele guter, vor allem aber klarer und präziser deutscher Sprache haben. Ein solches Beispiel ist das Grundgesetz. Und so konnte auch der jüngste Angriff auf seine Substanz aufgrund seiner sprach-lich gelungenen Fassung abgewehrt werden. Das Bundesverfassungsgericht erkannte in seinem Urteil zum Abstim-mungsvorgang beim Zuwanderungs-gesetz ( 2 BvF 1/02, verkündet am 18. Dezember 2002; einsehbar unter: www.advocaten.de/ BVerfG2002-02) darauf, daß dieses Gesetz nichtig ist. Das Sondervotum zweier Richterinnen stellte aber darauf ab, daß dem fraglichen Land Brandenburg, nachdem „wegen der Uneinheitlichkeit der Stimmenabgabe zweier ... Minister im ersten Durchgang eine wirksame Stimmenabgabe des Landes selbst noch gar nicht stattgefun-den“ hätte, die Möglichkeit gegeben werden mußte, seine Stimmen noch abzugeben. Die Begründung erfolgte darüber, daß die Stimmabgabe nach Art. 51, Abs. 3, Satz 2 GG folgendermaßen geregelt ist: „Die Stimmen eines Landes können nur einheitlich und nur durch anwesende Mitglieder oder deren Ver-treter abgegeben werden.“ Damit sei, anders als im Falle von „dürfen“, nicht erst „die Gültigkeit, sondern schon die Möglichkeit einer uneinheitlichen Stim-mabgabe des Landes ausgeschlossen“ (Randziffer 158).

Zwei schwierige ModalverbenEinen ersten Hinweis darauf, daß

die Richterinnen mit den Modalverben des Deutschen und ihrer Semantik Schwierigkeiten haben, gab Prof. Lossau in einem Leserbrief an die F.A.Z. (30.12.02): „ ‚Können nur‘, wenn phi-losophisch betrachtet, formuliert den Sachverhalt (onto-)logisch, ‚dürfen nur‘ ethisch“. So scharf ist „können“ aller-dings nicht. Grammatikalisch betrachtet ist der Satz des Grundgesetzes so gebil-det, daß „können“ hier in seiner ‚deonti-schen‘ Modalität (in etwa : Erfordernisse, Regelungen, Normen; im Unterschied zur epistemischen, in etwa: vermutend) eingesetzt ist - insoweit gleich mit „dürfen“, aber auch „müssen“ oder „wollen“.

Die beiden Richterinnen bemerken nun zwar einen Unterschied zwischen „können“ und „dürfen“, ihre positive Beschreibung geht allerdings fehl: „Dürfen“, „müssen“ und „sollen“ haben einen bestimmten Redehinter-grund, z.B. eine Norm, ein Gebot oder ein Tabu, während „können“ rein

und ausschließlich subjektbezogen ist: allein das Satzsubjekt kann etwas, kann etwas ‚nur‘ oder nicht. Das lenkt den Blick auf die Grundgesetzformu-lierung, die besagt, daß „Stimme“ etwas sehr Wichtiges ist und sie eigentlich immer nur für sich selber, also als eine einzelne, abgegeben werden darf. In der Länderkammer hin-gegen soll, wegen deren besonderem Charakter, so ver-fahren werden, daß hier die Stimmen der Vertreter eines Landes nur ein-heitlich abgegeben werden. Werden sie nicht einheitlich abge-geben, „können“ sie im Zusammenhang des Bundesrates nicht die Existenz dessen erlangen, was sie ansonsten sind, nämlich gültige oder auch ungültige Stimmen. Die Qualifizierung von „Ungültigkeit“ kann dann auch strengge-nommen nur innerhalb der einheitlichen Stimmabgabe erfolgen. Die Auffassung der dissenten Richterinnen, „können“ besage den Ausschluß einer Möglichkeit, ist also falsch. In der hier eingeschränkt („nur“) positiven Verwendung benennt „können“ die Fähigkeit, ohne etwas dazu zu sagen, was sonst ist oder gar sein könnte. Satz 2 und dessen „können nur“ legt also mitnichten „nahe“ , daß „schon die Möglichkeit einer uneinheitlichen Stimmabgabe des Landes ausgeschlossen werden soll“ (Randziffer 158; die Einlas-sung der Bundesregierung spricht sogar von einem „Gebot“ zur einheitlichen Stimmenabgabe, Randziffer 111). Und es ist erst recht nicht der Zustand vor-gesehen, der hier eine Unterscheidung „zwischen Abgegebensein ungültiger Landesstimmen und Nichtabgegeben-sein der Landesstimmen“ (Randziffer 159) überhaupt möglich machen könnte - etwa indem man das als ein „Votum“ oder als „Ungültigmachen“ kennzeich-net, um dann die unzulässige Frage nach der „Stimmführerschaft“ (gegenüber dem Gesetzeswortlaut „Stimmen“, also Plural) zu stellen. Diese Normierung wird geradewegs mit der Verwendung

von „können nur“ - statt „dürfen“ oder „müssen“ - ausgeschlossen. Damit entfällt die Voraussetzung für das - im Fall des Bundesratsvorsitzenden Wowereit manipulative - Nachfragen, das die beiden dissenten Bundesrichterinnen rechtfertigen wollen. Sie verkennen, daß das Grundgesetz ganz eindeutig nicht von einer Stimmabgabe überhaupt schreibt - und damit die Frage möglich machen würde, ob die „Stimmabgabe“ im ersten Durchgang schon stattgefun-den habe - , sondern in einer adverbiel-len Bestimmung - „nur einheitlich“ - lediglich, und substantiell einschränkend, davon, wie die Stimmen eines Landes abgegeben werden können, wenn sie Stimmen sein sollen. Im strittigen Fall waren die Stimmen des Landes Brandenburg keine Stimmen im Abstim-mungsverfahren des Bundesrates.

Keine postmoderne Beliebigkeit: Deutsch ist klar

Wird „können“ so eingesetzt, wie es für unsere Sprache erarbeitet, bestimmt und dann vorgegeben ist, dann sollten in diesem entscheidenden Fall Angehörige unseres höchsten Gerichts eigentlich wissen, wie „können“ in diesem Fall so und nur so zu verstehen ist. Irgendwie scheinen die Richterinnen das zu ahnen. Ihre „können“-Auffassung begründen sie nicht weiter, schon gar nicht sub-

stantiell, vielmehr versuchen sie mit der Erörterung des Parallelsatzteils (Stim-mabgabe nur durch anwesende Mit-glieder) und möglicher „Faxe“ (Rand-ziffer 158) von abwesenden Mitgliedern Stimmung zu machen, um so in eine postmoderne Beliebigkeit auszuweichen. Umso auffälliger wird dann aber das Schweigen des Sondervotums dazu, daß die Uneinheitlichkeit der branden-burgischen Ratsstimmen schon vorher angekündigt worden war und auch dem amtierenden Bundesratsvorsitzenden detailliert bekannt gewesen ist. Es konnte hier also gar nicht um einen eröffnenden Vorgang gehen, etwa, wie im Sondervotum scheinheilig angeführt, darum, dem Land Brandenburg das Recht „zur Korrektur der uneinheitli-chen Stimmabgabe“ (Randziffer 155) einzuräumen. Das Abstimmungsverhal-ten wurde also gar nicht „spontan“ nachgefragt, sondern durchaus kalkuliert und insofern auch nicht „antizipativ“ (Randziffer 170).

Erfreulicherweise kann unsere Sprache so klar sein, daß unbedarfter Umgang mit ihr erkennbar wird und man auch mit ihr Mißbrauch oder Mißverstehen richtigstellen kann. Der Einsatz für die Wahrung ihrer Klarheit lohnt sich also.Prof. Dr. Ulrich Knoop ist Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des VDS

Gutes Deutsch: Das GrundgesetzKönnen und dürfen - Ein Sprachwissenschaftler kom-mentiert die Abstimmung im Bundesrat über das Zuwanderungsgesetz und das abweichende Votum zweier Bundesrichterinnen / Von Ulrich Knoop

Chaotische Debatte: Der damalige bran-denburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (am Rednerpult) und der damals amtierende Bundesratspräsident, der Regie-rende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, im Bundesrat (Bild links).

Das Grundgesetz der Bundesrepu-blik Deutschland - am 23. Mai 1949 vom Präsidenten des Parlamentarischen Rates, Konrad Adenauer, und seinen Vizepräsi-denten unterzeichnet. Das Original ist im Haus der Geschichte in Bonn ausgestellt (Bild unten).

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Anglizismen: Keine Unwörter?Die TU Braunschweig hatte um Vorschläge für sogenannte Unwörter gebeten. Im Januar 2003 stand dazu eine Mitteilung der Hochschule im Netz, in der die Braunschweiger Unwort-Jäger und -Sammler erklärten, daß Anglizismen nicht mehr berücksichtigt würden: „Die Nennungen von Anglizismen beruhen zum großen Teil auf dem organisierten Aufruf eines sprachpolitischen Vereins. Ihre vollständige Berücksichtigung hätte das Meinungsbild der Teilnehmer insgesamt verzerrt.“

Spitzenplätze für Maria und AlexanderDie Kleinen von heute haben oft ungewöhnliche Namen. Auf den Fami-lienseiten der Zeitungen verkünden überschwengliche Eltern die Geburt von Zoe, Orson oder Kadidja. Die Zeiten von Stephan und Andrea und erst recht die von Heinz-Werner, Gisela und Hannelore sind vorbei. Einen Heinrich, Friedrich, eine Wilhelmine gar oder Erna wird es wohl nie mehr geben. Aber muß es unbedingt Jan-Billy oder Joline sein?Gute Kunde, so wollen wir doch sagen, kommt von der Gesellschaft für deutsche Sprache. Die Sprachpfleger aus Wiesba-den haben bei deutschen Standesämtern nachgefragt und herausgefunden, daß die Geburtsanzeigen in der Zeitung nicht die wirklichen Vorlieben der Eltern widerspie-geln. Jungen heißen heute mehrheitlich Alexander oder Paul, bei den Mädchen stehen Maria und Sophie obenan in der Gunst. Beliebt sind auch Anna und Laura und für die Knaben Maximilian und Lukas, aus dem bisweilen ein Luca wird, der seine Eltern ans schöne Italien erinnert.Alexander und Maria gehören schon seit Jahren zur Spitzengruppe der belieb-testen Vornamen. Angesichts mancher Überdrehtheit deutscher Mütter und Väter bei der Namenwahl ist dieses Festhalten an der Tradition rundherum erfreulich.

»Die deutsche Sprache war mir Quelle der Hoffnung«

Er wuchs in einer großbürgerlichen Familie in Madrid auf und lernte als Kind schon Deutsch. Während des Spanischen Bürgerkrieges floh er nach Frankreich, wo er als Widerstandskämpfer verhaftet wurde. Die Deutschen verschleppen ihn ins Kon-zentrationslager Buchenwald. Im Lager - mit Blick auf den Ettersberg, über den die Rauchwolken des Krematoriums ziehen und wo Goethe einst sein Gedicht Wanderers Nachtlied schrieb - reflektiert er über Kant, Hegel und Schelling. Er diskutiert mit einem amerikanischen Befreier in deutscher Spra-che über Heidegger und Brecht. Später schreibt er Bücher sowie Scenarien für berühmte Filme und wird Kultusminister in Madrid.Anläßlich der Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus sprach Jorge Sem-

prun im Deutschen Bundestag. Er zitiert aus Goethes Erlkönig und Heines Loreley: „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind ... „; „Ein Märchen aus uralten Zeiten, das geht mir nicht aus dem Sinn ....“. Über die Sprache seiner Peiniger sagt er: „Die

deutsche Sprache war mir in dieser trost-losen Lage Quelle der Hoffnung.“ Das Grauen von Buchenwald hat das innige Verhältnis des Spaniers Jorge Semprun zur deutschen Sprache und Dichtung nicht zerstören können.

Der Schriftsteller Jorge Semprun am 23. Januar 2003 vor dem Bundestag

Die deutsche Sprache wird nach Ansicht von Experten immer kom-plizierter. Deshalb verstehe nur noch jeder zehnte Bundesbürger jedes Wort in den Abendnachrichten. Sage und schreibe 88 Prozent der Zuschauer begreifen die Inhalte der täglichen ARD-„Tagesschau“ nur unvollständig. Das ergab eine Umfrage des Hamburger Gewis-Instituts im Auftrag der Programm-zeitschrift tv Hören und Sehen.

Der Leiter des Europäischen Medieninstituts in Düsseldorf, Jo Groebel, kritisierte, daß die Nach-richtenredakteure der deutschen Fernsehsender die eingehenden Agentur-Berichte aufgrund des Zeitdrucks nicht in verständliches Deutsch umsetzen.

Nach der erwähnten Umfrage wissen beispielsweise 75 Prozent der Befragten mit dem Begriff „Scud“-Rakete nichts anzufangen. Für 73 Prozent war der Ausdruck „Schlüsselzins“ unverständlich. Da wären Erläuterungen notwendig gewesen. Aber auch den Begriff „Vermittlungsausschuß“ konnten nur 41 Prozent und die „Ökologische Steuerreform“ nur 39 Prozent der Befragten richtig einordnen.Aus der Netzzeitung N-24 vom 6. März 2003

Nur jeder Zehnte versteht die »Tagesschau« im Ersten

Ein Bild für Nostalgiker: Die Tagesschau in den sechziger Jahren.

Sehr geehrter Herr W., wir bedauern Ihre Kritik am

Sprachgebrauch unserer Mitar-beiter. Den Programmverant-wortlichen des Ersten ist durch-aus am korrekten Gebrauch der deutschen Sprache gelegen. Ein gutes journalistisches Pro-dukt sollte sich bei der Wahl von Wörtern von folgenden Vorga-ben leiten lassen: strikte Anleh-nung an Regelwerke der deut-

schen Sprache, genaue Begriffe, allgemeine Verständlichkeit und dosierte Modernität. Das äußerst korrekte Deutsch von Sprachwissenschaftlern oder Bürokratendeutsch wäre den Zuschauern nicht zuzumuten.

Mit freundlichen Grüßen, N. R.

Aus einem Brief der ARD-Zuschauerredaktion vom 6. Dezember 2002

»Bürokratendeutsch ist den Zuschauern nicht zuzumuten«

Die ARD und ihre Schludrigkeit mit der deutschen Sprache

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„Englische Ausdrücke sind kurz und prägnant“

Computer, Service Point, Monitor, Facility Manager, Cargo, Newcomer sind länger als „Rechner“, „Auskunft“, „Bildschirm“, „Liegenschaftsverwalter“, „Fracht“ oder „Neuling“. Flyer, Slow motion, e-Mail, Body Guard, Funeral Master sind genauso lang wie „Faltblatt“, „Zeitlupe“, „e-Post“, „Leibwächter“ oder „Leichenbestatter“. Tie-break, Sale, Pool sind kürzer - an Silben - als „Entscheidungsspiel“, „Schlußverkauf“ oder „Schwimmbecken“.

Was aber durch englische Wörter u.U. an sprachlichem Aufwand eingespart wird, geht oft an Verständlichkeit verloren. Die Stärke der deutschen Sprache ist ihre Anschaulichkeit. „ Entscheidungsspiel“, „Schlußverkauf“ oder „Faltblatt“ sind Wörter zum Anfassen. Und jeder versteht sie - natürlich auch und vor allem - , weil es Wörter der eigenen Sprache sind.

Für den einzelnen Sprecher sind die Eigenschaften anderer Sprachen übrigens belanglos. Ich spreche Deutsch und kümmere mich dabei nicht um die

angeblichen Vorzüge des Englischen, Französischen oder anderer Sprachen. Entsprechend verhält sich ein Italiener, Däne, Russe oder Chinese.

Die Forderung nach knapper Rede und sprachlicher Kürze wird seltsamerweise meist von denen erhoben, die tagaus, tagein die Menschen mit schwer erträglichem Geschwätz heimsuchen, d. h. überfl üssige Sprache erzeugen: den Maulhelden von der Werbung und den Medien. Sollen wir uns von denen tatsächlich sagen lassen, unsere Rede habe mit Hilfe englischer

Stummelwörter kurz und knapp zu sein? Zur Kürze als angeblicher Qualität gibt

es einen schönen Ausspruch des Malers Max Liebermann (1847-1932). Jemand hatte an einem berühmten Gemälde bemängelt, der Arm einer Figur sei zu lang. Darauf antwortete Liebermann: „Der Arm kann gar nicht lang genug sein, wenn er schön ist.“ Das gilt auch für die deutsche Sprache.

„Sprachschützer wollen, daß wir wieder so sprechen wie Walther von der Vogelweide“

Diesem Vorurteil zufolge sind Menschen mit einer Leidenschaft für die deutsche Sprache für die moderne Welt verloren. Andererseits wäre die heutige deutsche Sprache ohne Walther von der Vogelweide und seine Zeitgenossen überhaupt nicht entstanden. Schon damals, vor rund 800 Jahren, hätte sie sich ohne die mittelalter-lichen Sprachschöpfer kaum gegen Latein und Französisch behaupten können.

Ein kurzer Blick in ein Nachschlage-werk zur Wortgeschichte zeigt, daß die Wurzeln vieler Wörter unserer Sprache tausend und mehr Jahre zurückreichen. Jedes einzelne ist ein kleines Kulturdenkmal. Viele von ihnen wurden, wenn auch in lautlich anderer Gestalt und mit anderer Bedeutung, tatsächlich schon von Walther von der Vogelweide benutzt. Leider gibt es Menschen, die dies nicht wissen oder es für unerheblich halten, weil wir - so meinen sie - in einer globalisierten Wirklichkeit eine

andere Sprache brauchen. Tatsächlich sind heute jedoch Sprachschöpfer gefragt, die unser sprachliches Erbe weiterentwickeln, statt es der Warenwelt zu opfern.

Die sprachliche Meisterschaft des mittel-alterlichen Dichters Walther von der Vogel-weide kann uns Heutigen Leitbild sein. Wir würden unsere Muttersprache dann nicht mehr so hemmungslos mit Amerikanismen überschütten. Selbstbewußt und gelassen könnte sie Fremdes wieder aufnehmen und sich genau wie damals der Zukunft öffnen.

deutsche sprache.

SERIE | Argumente für Deutsch:Wir widerlegen Vorurteile

»Der Arm kann gar nicht lang genug sein, wenn er schön ist.«

Max Liebermann

SERIE | Lob der deutschen Sprache„Sie besorgen, ihr Beschiß werde offenbar“

Was soll ich aber von disen ungedultigen Eyferern sagen, welche auch nit wollen, das man die Heilig Geschrifft verteutschen soll ? Das tun sie allein darumb, das sie förchten, ihr Unwissenheit kumme an den Tag. Ja, nit anderst thun auch diese Arzt, besorgen villicht, ihr Beschiß, so sie nun lange Zeit getriben mit dem Seich sehen, werde offenbar. Auch bedunckt

mich teutsche Zung nit minder würdig, daß alle Ding darin beschriben werden, dann Griechisch, Hebreisch, Lateinsch, Italianisch, Hispanisch, Frantzösisch, in welchen man doch gar bey alle Ding vertolmetschet fi ndet. Solt unser Sprach minder seyn ? Neyn !

Leicht verändert aus: Laurentius Fries, Spie-gel der Artzney zu Nutz und Trost der Leyen gemacht (1532). Fries war Arzt und stammte aus Colmar.

Der Stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages, Dr. Peter Gauweiler, hat im Februar 2003 im Bundestag einen Ent-schließungsantrag eingebracht. Er fordert darin die uneingeschränk-te Gleichberechtigung von Deutsch als EU- Arbeitssprache. Außerdem sollen Anstrengungen zur Förderung von Deutsch als lernbarer Sprache im Ausland unternommen werden.

In einer Pressemitteilung Gauweilers vom November 2002 heißt es:

Der Deutsche Bundestag möge beschließen:

1. Der Deutsche Bundestag for-dert die Bundesregierung auf, sich über die bisherigen Bemühungen hinaus entschlossener und stärker für die vollständige und aus-nahmslose Gleichberechtigung von Deutsch als dritte Arbeitssprache neben Englisch und Französisch einzusetzen und dafür Sorge zu tragen, daß Deutsch bei allen Veröffentlichungen, Datenbanken, Standards, Konferenzen und Aus-schreibungen den Sprachen Eng-lisch und Französisch gleichgestellt wird.

2. Die Bundesregierung soll verstärkt dafür Sorge tragen, daß der Verbreitung und Pflege der deutschen Sprache im Ausland ein höherer Stellenwert eingeräumt wird. In diesem Zusammenhang sollte die Bundesregierung auch alle

Anstrengungen unternehmen, um die Förderung der deutschen Spra-che zum Ausbau des Studien- und Wirtschaftsstandortes Deutschland zu stärken.

Als Begründung führt Gauweiler aus:Deutsch ist die mit Abstand am

meisten gesprochene Muttersprache in der Europäischen Union. Es gibt in Europa etwa 130 Millionen Menschen, die Deutsch sprechen, davon über 90 Millionen als Mut-tersprache. Trotz der formellen Gleichstellung aller EU-Sprachen als Amtssprachen entsteht in der Praxis durch die Verwendung von Englisch und Französisch als (inof-fizielle) Arbeitssprachen häufig eine Ungleichbehandlung. Diese wirkt sich auch zuungunsten von Deutsch, der am meisten verwen-deten EU-Muttersprache, aus.

Die Verbreitung von Deutsch als Fremdsprache im Ausland ist von ganz zentraler Bedeutung. Durch die Sprache wird eine Beschäftigung mit dem Land, den Menschen und der Kultur erreicht. Die Sprach-kenntnis steigert das Verständnis für unser Land und weckt Interesse, dieses Land auch kennenzulernen. Ein ausländischer Geschäftsmann wird eher und leichter ein Geschäft mit einem deutschen Unterneh-men abschließen, wenn er sich in der Sprache seines deutschen Geschäftspartners verständigen kann.

Aus einer Presseerklärung des CSU-Abgeordneten Dr. Peter Gauweiler

Stärkung von Deutsch als dritte EU-Arbeitssprache

Der CSU-Bundestagsabge-ordnete Peter Gauweiler

fordert Deutsch als dritte Arbeitssprache in der EU.

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Vor allem in der Werbung werde vielfach an den Lesern und Zuhörern vorbeigeschrieben und gesprochen. Das hat der Schweizer Sprachwissen-schaftler Harald Burger beobachtet. Er hat jugendlichen Versuchspersonen Texte aus Massenmedien vorgelegt. Dabei ergab sich, daß traditionelle Redewendungen wie „Öl ins Feuer gießen“ oder „Den Nagel auf den Kopf treffen“ von Jugendlichen immer weniger verstanden werden. Junge Leute lehnen sie auch ab. „Was interes-

siert mich die arme Kirchenmaus, wenn mich die Kirche nicht interessiert“, war eine bezeichnende Antwort. Auch mit bildungssprachlichen Wendungen wie „die Büchse der Pandora“ oder anderen konnten die Jugendlichen nichts anfangen. „Du hast ‘nen Softwa-refehler“, „den Abfl ug machen“ oder „snacken gehen“ - solche Ausdrücke aus der Welt des Computers, der Luftfahrt oder der zwanglosen Nah-rungsaufnahme sind wohl eher ihre Sache.

Redewendungen sind oft zu schwierig für Jugendliche

Aussehen: Bratze .. Gesichtskrapfen (häßliches Mädchen), Brett .. Schmacko (gut aussehender Junge), Ische .. Keule .. Schnecke .. Schnitte (hübsches Mädchen).

Beschränkte geistige Kräfte: Brotge-hirn, Spacko, Kanisterköpfchen, Lauch, malle, Opfer, keine Peilung, Spaten.

Familienleben: Erzeugerfraktion (Eltern), Kniebeißer (Kind), Mopsi (Mutter).

Genuß: birnen (betrunken machen), dämpfen .. harzen (rauchen), fratzen (viel essen), Frittenbunker, Hartgas (starkes alkoholisches Getränk), ralle (betrunken), Lungenbrötchen .. Ziese (Zigarette), Zappelbunker (Diskothek).

Gestörtes Wohlbefinden: Gesäßhusten (Leibeswinde), Erpelfolie (Gänsehaut), Krümelhusten (Erbre-chen), Mundgulli (schlechter Atem), Rüsselpest (Schnupfen), Wanztrammeln (Bauchweh).

Kleidung: aufgebrezelt.

Liebe: einparken .. knallen (beischla-fen), rumbeißen .. rumlöffeln (küssen).

Die Jugend spricht auch DeutschAus dem Sprachgebrauch junger Menschen in Deutschland

Schule: Bildungsschuppen, Psy-chohaus, Rauchmelder (Pausen-aufsicht).

Sehr gut: dick, endgeil, ham-merst, knäcke, stier, tierst, vierla-gig (wie Toilettenpapier).

Sehr schlecht: amtlich, erdma-dig.

Widerwille: aßlig, keimig, Mop-pelkotze.

Verschiedenes: Elefantenschuh (Kleinwagen), Fußhupe .. Nutten-pfiffi (kleiner Hund), Gummistie-felgeschwader (Bauern), Hacken-porsche (Einkaufswagen), schmuf (gelassen), Tussistrahler (Sola-rium).

Beispiele aus: Pons - Wörterbuch der Jugendsprache, Klett-Verlag

Gesichtserker und SprachhunzerGottfried Fischer, Schriftleiter der Wiener Sprachblätter, hat uns daran erinnert: Die Sprachpfleger der Barockzeit haben den Ausdruck „Gesichtserker“ nie ernsthaft für „Nase“ vorgeschlagen. Ebenso wie „pelzerne Mausefalle“ für „Katze“ wurde er polemisch gebraucht, um die Bemühungen Philipp von Zesens und seiner Freunde um ein besseres Deutsch zu verspot-ten. Um 1640 ersetzte von Zesen zahlreiche fremde Wörter durch deutsche. Wir verdanken ihm u. a. „Gewissensfreiheit“, „Verfasser“ und „Mundart“.

Aufmerksame Zeitgenossen, nicht immer Freunde des VDS, beanstanden zuweilen die Bezeich-nung „Sprachhunzer“ und fordern „Sprachverhunzer“. Zugegeben, das Wort „Sprachhunzer“ klingt fremd. Im Herkunftswörterbuch des Duden lesen wir jedoch: „hunzen“ ist von Hund abgelei-tet, wird mundartlich gebraucht und bedeutet: „wie einen Hund behandeln“, „schinden“, „plagen“ oder „verderben“. In Heinrich von Kleists Lustspiel Der zerbro-chene Krug träumt der Dorfrich-ter Adam, er „hunzt“ sich vom Richterstuhl herunter und bringt seinen eigenen Hals ins Eisen. Der unvergessene Wiener Schauspieler Oskar Werner sagte einmal im Fernsehen: „Als kleiner Wachsol-dat durfte ich meinen Feldwebel hunzen.“

Den Ausdruck „Sprachhunzer“ sollten wir ohne Scheu weiter verwenden. Daß wir mit ihm ein schönes altes Wort wiederbeleben, das nur noch in einigen Gegen-den des deutschen Sprachgebiets gebraucht wird, spricht für uns.

Gerd Schrammen

Jedes Jahr hat 365 Tage, und jedem von ihnen sind Heilige der römischen Kirche als Namenspatrone zugeteilt. Nur wenige von ihnen haben auch einen säkularen Namen, z.B. der Vatertag und der Rosenmontag. Das machen sich seit Jahr und Tag allerlei Interessengruppen zunutze. Sie greifen einen noch namen-losen Tag aus dem Kalender und stellen ihn durch willkürliche Namengebung in den Dienst ihrer Sache. Ehe der betroffene Tag etwas merkt, ist er zum Tag der Arbeit, zum Tag des Waldes oder zum Tag der Briefmarke geworden.

Heute ist nach diesem Lobbyisten-Kalender der Tag der Muttersprachen. Die Sprach Spiele fühlen sich der Mutter-

sprache seit je eng verbunden. Deshalb halten wir inne, um den Wert der Mut-tersprache zu ergründen. Jahraus, jahrein verwenden wir alle die Muttersprache. Wir tun das gebührenfrei und ohne das Risiko, bei mißbräuchlicher Nutzung einen Strafzettel zu bekommen. Anders als bei Luft, Wasser und Erde, die ebenfalls als Gemeingüter gelten, gibt es bei der Muttersprache keinen Emis-sionschutz. Anders als Getränkedosen und Altpapier blieb sie von staatlicher Fürsorge bisher weitgehend ausgenom-men. Nicht einmal der Finanzminister hat die Muttersprache bisher entdeckt. Dabei wäre für den Staat einiges zu holen, etwa durch Gebühren für ver-

hunzte Sätze, schiefe Metaphern oder lächerliche englische Fremdwörter. Noch mehr brächten Steuern im Kern-bereich, etwa auf die Verwendung deutscher Verben in der Öffentlichkeit. Steuerehrlichkeit könnte man durch elektronische Spracherfassungssysteme in Wohnungen, Büros und Eckkneipen sicherstellen.

Der Verein Deutsche Sprache ist dem Finanzminister zuvorgekommen. Er veranstaltet heute eine Internet-Auktion, in der er die deutsche Sprache meistbietend versteigert. Es will auf diese Weise herausfi nden, wieviel den Deutschen ihre Sprache wert ist. Der Verkaufserlös soll in sprachpfl egerische Maßnahmen fließen. Die Auktion erbrächte allerdings mehr, wenn man die Sprache vorher in Einzelposten, sog. Lots, aufgeteilt hätte. Dann könnten die

Erwerber ihr neues Besitztum wirtschaft-lich besser verwerten. Wer beispielsweise Sätze wie „Liebst du mich noch ?“ oder „Sie mich auch !“ ersteigerte, würde durch Lizenzgebühren schnell sehr reich. Die Geschäftsidee der Sprachschützer ist unausgereift, aber zukunftsweisend, denn die Muttersprache ist nicht nur ein Gemeingut von hohem Wert, wie jeder weiß, der versucht hat, sich in Spanien auf Englisch zu verständigen. Sie ist nämlich auch ein Sympathieträger wie Bambi oder Harry Potter. Das zeigt folgendes Verslein: „Muttersprache, Mutterlaut, wie so wonnesam, so traut“. Anders als in Bambi und in Harry Potter steckt in der Muttersprache noch ungenutztes wirtschaftliches Potential. Was wäre beispielsweise, wnn wr Vkl nr nch ggn Sndr-Gbhr drckn wrdn, lb Lsr?

Tag der MuttersprachenEin Sprachspiel von Helmut Glück

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Es scheint fast, als ob das sprachlose Ur-Gequake des Menschen im lateini-schen Wort „aqua“ für Wasser noch mitklingt, ähnlich wie das Mama des Säuglings für jene Person, die ihn säugt und stillt. Ebenso sind in Wasser, Welle, Woge lautmalende Tendenzen, wenn auch höherer Ordnung enthal-ten. Das Quaken, Schnalzen, Grun-zen unserer Vorfahren wurde im Verlauf von Jahrmillionen allmählich durch differenzierte Sprache ersetzt. Im Wortschatz und seiner Ausprägung steckt ein überreiches Erlebens- und Erfahrungswissen unzähliger Genera-tionen.

Die sprachlichen Verbindungen mit Wasser sind unübersehbar. Sie spie-geln in unterschiedlichster Weise seine doppeldeutige Beziehung zum Leben wider. Lebensstiftend auf der einen, lebensbedrohend auf der anderen Seite. Da bekommt einer, der

„absäuft“ plötzlich „Oberwasser“, doch hilft jenem, dem das „Wasser bis zum Hals steht“, kein „Schlag ins Wasser“. Wie kann einer, der „quick-lebendig“ ist, auf „dem Schlauch stehen“? Da schon lieber „an der Quelle sitzen“ und „schöpferisch aus dem Vollen schöpfen“. Wer ein „stilles Wasser“ ist, hat Schwierigkeiten mit dem „Redefluß“ - zumal wenn er beim Zahlen nicht „flüssig“ ist. Auf „Überfluß“ kann nur der hoffen, der weiß, daß die alten Brücken „im Trockenen stehen“, wenn der „Strom der Zeit“ sein Bett verlegt. Und was für den einen „der Tropfen auf den heißen Stein“ ist, kann für einen ande-ren „der Beginn des Landregens“ sein.

Josef Heringer ist Mitglied der Bayrischen Akademie für Naturschutz und Land-schaftspflege. Der vollständige Beitrag ist erschienen in: politische ökologie, www.oekom.de, Heft 80, 2003.

Sprache ist nicht nur das Wasser, das alles verbindende und belebende, sich nie verbrauchende Element der sie tragenden (und von ihr getragenen) Kultur. Sprache läßt sich auch vom Naturelement Wasser, wenn nicht gerade durch wellness-Denglisch verwässert, zu immer neuem Ausdruck bewegen. Der eige-nen Muttersprache kann da keine andere das Wasser reichen. Hermann H. Dieter

Wasser / Von Josef Heringer

Ist „Nachhaltigkeit“ eine „schreckliche Bezeichnung“ (Jürgen Trittin) für einen wichtigen Begriff - die (Wunsch-)Vorstellung nämlich von der sozialverträglichen, zukunftsfähigen Entwicklung des Globus und seiner mehr oder weniger intelligenten Bewoh-ner? Hätten wir dafür nicht besser das englische sustainability abgekupfert?

Prof. Udo E. Simonis aus Berlin beleuchtete am 13. Januar im Umwelt-bundesamt in Berlin die Entstehung des deutschen und die Herkunft des engli-schen Wortes. Ihm zufolge brauchen wir uns der Sperrigkeit des deutschen Wortes „Nachhaltigkeit“ nicht zu schämen. Immerhin stand es schon vor fast 300 Jahren Pate für das entsprechende englische Wort.

1713 richtete sich Hanns Carl von Carlowitz, unter August dem Starken Leiter des sächsischen Oberbergamtes in Freiberg, in seinem Buch Sylvicultura oeconomica gegen den Raubbau am Wald. Gleichheit zwischen „An- und Zuwachs“ einerseits und „Abtrieb des Holtzes“ andererseits sei nur durch

„ immerwährende“ , „continuierliche“ und „perpetuierliche“ Nut-zung zu erreichen. Die Forderung von der „nachhaltigen Wirt-schaft mit unseren Wäldern“ war für den wür t t emberg i schen Forstmann Gottfried Moser 1757 „gerecht, klug, vernünftig, gesell-schaftlich“, und zwar „je gewisser es ist, dass kein Mensch blos für sich, sondern auch für andere und für die Nachkommenschaft leben müsse.“

Das deutsche Kunst-wort übersetzte der Schweizer Forst-meister Karl Albrecht Kasthofer um 1800 in die damals vorherrschende europäische Sprache eher umständlich als produit soutenu et égal d‘une forêt. Der Franzose Adolphe Parade, Absolvent der Forstakademie Tharandt, übertrug

„Nachhaltigkeit“ 1837 als production soutenue, ähnlich dem damals entstan-denen englischen Ausdruck sustained yield forestry für „nachhaltige Forst-wirtschaft“. Im Jahre 1968 schließlich nahm William A. Duerr, ein ameri-kanischer Forstwissenschaftler, die

Formel der Brundtland-Kommission von 1987 vorweg, wenn er sustained yield folgendermaßen definierte: „To fulfi ll our obligations to our descendents and to stabilize our communities, each generation should sustain its resources at a high level and hand them along undiminished.“

„Man kann sagen“, so Simonis in seinem Vortrag, „das deutsche Wort ‚Nachhaltigkeit‘ diente als Blaupause bei der modernen Prägung des sustai-nable development als dem Inbegriff der ökonomisch, ökologisch und sozial zukunftsverträglichen Entwicklung des Globus.“ Leider ist noch viel zu wenigen Menschen bewußt, daß zum sozialen Aspekt des Begriffs der Nachhaltigkeit auch der liebevolle und gewissenhafte, also nachhaltige Umgang mit der eigenen Muttersprache gehört. Desto „nachhal-tiger“ begrüßen wir Prof. Dr. Udo E. Simonis, den Herausgeber des Jahrbuches Ökologie und weltbekannten Umwelt- und Zukunftsforscher vom Wissenschafts-zentrum in Berlin, als neues Mitglied des VDS! Hermann H. Dieter

Über eine »nachhaltige« Wortschöpfung des 18. Jahrhunderts»Nachhaltigkeit« klingt sperrig, schämen brauchen wir uns dafür aber nicht. Schon vor 300 Jahren stand es Pate für das entsprechende englische Wort.

„Schreckliche Bezeichnung“: Bundesumweltminister Jürgen Trittin über den Begriff „Nachhaltigkeit“.

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s p r a c h n a c h r i c h t e nNR. 1 . APRIL 2003 . VEREIN DEUTSCHE SPRACHE . WWW.VDS-EV.DE 13aus dem verein.

Professor Dr. Ulrich Knoop

Aufgewachsen in Pforzheim. Nach dem Abitur Studium der Germanistik, Philosophie und Anglistik in Heidelberg und Marburg. Staatsexamen 1968, Promotion (Mittelhochdeutsches Tagelied) 1972. Von 1969 bis 1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am „Deutschen Sprachatlas“ in Marburg. Lehr- und Forschungstätigkeit im Bereich der allgemeinen Sprachwissenschaft, Dialektologie, Sprachphilosophie und Sprachgeschichte. Darüber viele Beiträge in Zeitschriften, Sammelbänden und Lexika. 1977 Konzep-tion des Gründungs-bandes (Handbuch „Dialektologie“) für die große sprach-wissenschaft l iche H a n d b u c h r e i h e „Handbücher für Sprach- und Kom-munikationswissen-schaft“ (erschienen 1982 und 1983). 1983 erfolgte die Auf-nahme in „Studien-gruppe geschriebene Sprache“, die sich in vielfältigen Studien dem vernachlässigten Thema der Schriftlichkeit als kultureller Errungenschaft widmete. Zusammenfassung dieser Studien im Hand-buch „Schrift und Schriftlichkeit“ (1994 u. 1995).

1994 Habilitation mit der Arbeit „Grundlegung einer Sprachgeschichte des Deutschen“. 1995 erhielt er den Ruf auf eine Professur für Germanische Philologie an der Universität Freiburg. Damit verbunden ist die Funktion des Direktors des Instituts für geschichtliche Landeskunde und der Leitung dessen Projekts „Südwestdeutscher Sprachatlas“ (derzeit sind acht Lieferungen von insgesamt 11 erschienen).

1997 Beginn der Arbeiten an „Klassikerwörter“ zur Erklärung des historischen Wortschatzes in den Texten unserer Klassiker. Die Vorarbeiten hierfür sind nun abgeschlossen. Die Publikation der gedruckten Version (ca. 10.000 Einträge) ist für das Jahr 2005 vorgesehen (www.klassikerwortschatz.uni-freiburg.de).

1998 Begründung der Arbeitsstelle Sprachberatung (zunächst für den Bertelsmann-Lexikon-Verlag, seit 2002 für die Wahrig-Gruppe).

1999 Begründung der „Freiburger Anthologie“, d.i. eine Sammlung von (derzeit) 1100 Gedichten aus der Klassikerzeit, digitalisiert und im Netz eingestellt (Zugang: wie Klassikerwortschatz).

Der Gedanke der Sprachkultur, aber auch der Sprachkritik war schon lange ein Anliegen von Professor Knoop. Möglichkeiten zu einer Verwirklichung ergaben sich über die Berufung in den Vorstand der Henning Kaufmann-Stiftung Sprachpflege (1983). Professor Knoop ist seitdem verantwortlich für die jährliche Verleihung des Deutschen Sprachpreises dieser Stiftung in Weimar (Mitherausgeber des Jahrbuchs der Stiftung). 1999 trat der Vorstand des Vereins Deutsche Sprache an ihn heran und warb ihn als Mitglied seines Wissenschaftlichen Beirats; 2002 wurde er dessen Vorsitzender. 2000 Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Deutsche Sprache (Berlin) und Mitglied in der Jury zum Kulturpreis Deutsche Sprache der Schöck-Stiftung, der Münch-Stiftung und des VDS (Kassel).

SERIE | Der wissenschaftliche Beirat stellt sich vor

Engagiert sich für den Verein Deut-sche Sprache: der Freiburger Germai-stik-Professor Ulrich Knoop.

Hoywoy ist eine Verschmelzung aus Hoyers-werda und Wojerecy, dem sorbischen Namen für die Stadt. Diese von den Bürgern häufig gebrauchte Bezeichnung fanden Studenten und eine Professorin der Hamburger Hochschule für Bildende Künste nicht aufregend genug. Ein Projekt für eine Ausstellung zur Neugestaltung der Stadt nannten Sie „Hoywoy Unfolding“.

In der Niederlausitz löste die anglisierende Namensgebung Befremden aus. Mit der Losung „Den Sprachpanschern die rote Karte!“ im Gepäck reiste der Sprachrettungsklub Baut-zen nach Hoyerswerda zum „Markt der 1000 Möglichkeiten“, einer alljährlich durchgeführten Veranstaltung, an der diesmal über 100 Ver-eine beteiligt waren. Eine Befragung von

215 der über 2000 Besucher ergab eine überwältigende Ablehnung von „Hoywoy Unfolding“. Als „nicht aussagefähig“ beurteilten 89 Prozent der Befragten den angeberischen Ausdruck, 91 Prozent befürworteten einen deutschen Werbespruch. „Hoyerswerda ist eine stumme Stadt“, hatte die Hamburger Professorin Simone Hain herablassend gesagt. Die Leute vor Ort belehrten sie eines Besseren. Sie haben die Stimme erho-ben und laut und ver-

nehmlich kundgetan, daß sie angloide Imponiersprüche für ihre Stadt ablehnen.

Vom Mittelalter bis Bert Brecht reichte das Repertoire von Harald Pock, der im Evan-gelischen Gemeindehaus von Landshut berühmte deutsche Balladen vortrug. Das Evange-lische Bildungswerk und der VDS hatten eingeladen. Eine große Zahl von Zuhörern war gekommen.

Zum Auftakt gab es den Text „Von der schönen Bernauerin“. Goethes „Erlkönig“, Schillers „Bürgschaft“, „Die Wander-ratten“ von Heinrich Heine, „Die Heinzelmännchen“ von August Kopisch, das plattdeut-sche „Een Boot is noch buten“ und schließlich der „Song der Polly“ aus der Dreigroschenoper, füllten den Abend neben vielen anderen schönen Beispielen

aus der deutschen Balladendich-tung.

Harald Pock, ehemaliger Deutschlehrer am Hans-Leinber-ger-Gymnasium und Vorsitzen-der der Regionalgruppe 84, ver-deutlichte mit hilfreichen Gesten das Versmaß seiner Gedichte. Dank der liebenswürdigen Moderation von Birgit Schön-berger wurde der aus Frankreich stammende Begriff „Ballade“ verständlich. Sie machte die Gäste auch mit den historischen Stoffen der Texte vertraut. Die musikalische Umrahmung am Klavier hatte Galina Lebedeva übernommen, die Werke von Bach bis Brahms vortrug.

In der Pause nutzten die Besucher die Gelegenheit zu Gesprächen und zur Einsicht

in das ausgelegte Informations-material des VDS. Der Abend endete mit langanhaltendem, dankbaren Beifall für den Rezi-tator und Goethes „Zauberlehr-ling“ als Zugabe. Der Wunsch nach einer Neuaufl age der Ver-anstaltung wurde laut.

Birgit Schönberger verab-schiedete die Zuhörer mit der Mahnung, das kostbare litera-rische Erbe der Ballade nicht sprachlicher Gleichgültigkeit zu opfern. Als aktives Mitglied im VDS forderte sie die Anwesen-den auf, dem Flickwerkenglisch des Alltags entgegenzuwirken und reichlich Gebrauch vom Schatz der Muttersprache zu machen: „Auf daß wir nicht eines Tages unsere Sprache los und ‚sprachlos‘ seien.“

Balladen hochdeutsch und plattGelungene Veranstaltung mit dem VDS in Landshut

Hoywoy Unfolding

Prof. Dr. Dr. Udo E. SimonisZwei Gründe waren für mich ausschlaggebend: 1. Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hingehört. Deshalb sind die Besinnung auf die Wurzeln und der Erhalt der eigenen Sprache so wichtig! 2. Der Globalisierung der Wirtschaft muss eine gewisse Globalisierung der Politik folgen; keineswegs aber die Globalisierung der Sprache.

Vielfalt ist für mich das Gebot der Zeit: Vielfalt der Biosphäre, Vielfalt der Kulturen, Vielfalt der Sprachen.

Prof. Dr. Dr. Udo E. Simonis, Wissenschaftszentrum Berlin, Her-ausgeber Jahrbuch Ökologie, Immediate Past President: World Society for Ekistics (WSE)

Warum ich VDS-Mitglied wurde

Reinhard Gerlach vom Sprachrettungsklub Baut-zen im Gespräch mit dem Hoyerswerdaer Oberbürgermeister Brähmig (re.)

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s p r a c h n a c h r i c h t e nWWW.VDS-EV.DE . VEREIN DEUTSCHE SPRACHE . APRIL 2003 . NR. 114 aus dem verein.

VDS-Kalender 200313. September Tag der deutschen Sprache19. bis 21. September Netzwerktagung in Klo-sterneuburg (bei Wien) über Deutsch als Wis-senschaftssprache. Nähere Auskünfte bei Peter Ambros oder beim Vorsitzenden des gastgeben-den Vereins Muttersprache Wien, Univ.-Prof. Dr. H. D. Pohl, e-Post: [email protected]. Oktober Verleihung des Jacob Grimm-Prei-ses in Kassel19. Oktober Delegiertenversammlung

Aktion LeitspruchRund 450 Vorschläge für einen Leitspruch des VDS wurden eingesandt. Mitglieder des Vor-stands haben fünfzehn Sprüche ausgesucht, die sie für die besten halten. Hier sind sie in alpha-betischer Reihenfolge: Auf deutsch reden, auf Denglisch pfeifen - Auf die Dauer hilft nur Deutsch - Denglisch ist dämlich - Denglisch .. nachdenglich: Deutsch - Deutlich und deutsch - Deutsch ist geiler - Deutsch macht Spaß - Du sollst Vater und Muttersprache ehren - Gut, besser, Deutsch - Morgenstunde hat Deutsch im Munde - Mut zur Sprache: Muttersprache - Nix talking : Sprechen ! - Reden ist Silber, Deutsch ist Gold - VDS: Verständlich Deutsch Sprechen - Wir sprechen Deutsch. Über ihre Verwendung soll noch entschieden werden.

Zugang zur VDS-NachrichtenbörseDer VDS unterhält eine Nachrichtenbörse im Internet. Mitglieder und Interessenten können sie jederzeit nutzen. Sie bietet u. a. Mitteilungen aus dem Verein, einen Pressespiegel mit Bezug zum VDS (hervorragend betreut von Jo Braun) sowie Diskussionsbeiträge von Mitgliedern und Sympathisanten. Wer Auf-nahme in den Empfängerkreis wünscht, kann das mittels e-Post an [email protected] bean-tragen. Selbstverständlich wird Ihre e-Anschrift ausschließlich intern verwendet.

Regionalversammlung in DortmundEinladung zur Regionalversammlung 44 (Dortmund)Wann: Mittwoch, 30. April 2003Wo: Kolpinghaus Dortmund, Silberstr. 26Beginn: 19:00 UhrTagesordnung: 1. Vortrag von W. Krämer: „Hat die deutsche Sprache noch eine Zukunft, und was hat der VDS damit zu tun?“ 2. Wahl eines Regionalleiters, eines stellvertretenden Regional-leiters und von Delegierten für die Bundesde-legiertenversammlung im Oktober. 3. Künftige Aktionen.

Blockseminar zu »Englisch statt Deutsch«Das erste Blockseminar „Englisch statt Deutsch“ findet am 6. April in Dortmund statt. Es ist schon ausgebucht. Interessenten für weitere Seminare wenden sich bitte an Reinhold Beuthner, Tel. (0203) 479 64 27, oder an die Dortmunder Vereinszentrale, Tel. (0231) 794 85 20.

meldungen aus dem vds

Seit etwa zwei Jahren beschäftige ich mich als Leiter des Arbeitskrei-ses „Kontakt zu Schulen“ mit der Verbindung und der Kontaktpfl ege zu Schulen in Berlin und Branden-burg. Ich selbst bin als Lehrer an einer Berliner Schule tätig - u.a. im Fach Deutsch - und kenne den Schulbetrieb und die z. T. recht schwierige Klientel der Lehrer.

Im Vorstand der Regionalgruppe Berlin-Potsdam sind wir davon überzeugt, daß wir die Jugend in den Schulen und die Lehrer-schaft ansprechen müssen, um die zukünftige Generation für die Wahrung unserer Muttersprache zu gewinnen. Ein Vorstandsmitglied des VDS hielt an meiner Schule einen Vortrag, den es ca. ein Vier-teljahr zuvor in der Berliner Urania gehalten hatte. Leider fehlte in dem Referat der Bezug zum Unterricht und zum schulischen Alltag. Die Kolleginnen und Kollegen zeigten anschließend sehr zurückhaltende bis ablehnende Reaktionen. Mir wurde vorgehalten, wir seien poli-tisch einseitig bzw. befänden uns in der nationalen Ecke.

Ich habe in den vergangenen anderthalb Jahren Schritte unter-nommen, um von Schulen der Region Berlin zu einem ca. 20minütigen Referat eingeladen zu werden. Mit einem Flugblatt und e-Briefen warb ich in den Schulen Berlins, auch in den 205 Berufsbildenden Schulen, für unser Anliegen. Der VDS wurde ferner mit einem Vortrag unter dem Titel „Ist das Deutsche noch zu retten?“ ins Berliner Weiterbildungsver-zeichnis für Lehrer und Lehrerin-nen des Jahres 2001 aufgenommen. Ergebnis meiner umfangreichen Bemühungen: Einladung zu insge-samt sieben Veranstaltungen der Region Berlin. Das ist eine äußerst magere Ausbeute.

In dem Vortrag - ausgearbeitet mit Hilfe des Präsentationspro-gramms Powerpoint - versuche ich zunächst die gegenwärtige Sprachsituation darzustellen, gebe dann konkrete Hinweise, wie das Thema „Anglisierung der deut-schen Sprache“ im Unterricht didaktisch und methodisch behan-delt werden kann, und erläutere zum Schluß die Arbeit des VDS. Ich machte die Erfahrung, daß mir bei diesen Veranstaltungen anfangs immer Mißtrauen ent-gegenschlug, im Laufe des Vor-trags sich die Stimmung jedoch änderte. Schlußendlich war eine sachliche und konstruktive Dis-kussion möglich.

Bei einer Umfrage zu den Angli-

zismen und zum VDS - Rücklauf: 81 von 126 Fragebögen, die ich in 2 Berliner Schulkollegien verteilt hatte - ergab sich: Die Sprachver-mischung ist ca. 75 Prozent der Befragten gleichgültig bzw. wird als vergängliche Modeerscheinung abgetan. 56 Prozent sahen in den Anglizismen eine nützliche Hilfe für die Schüler beim Erlernen der englischen Sprache. Der Verein war immerhin 42 Prozent der Befragten bekannt, seine Arbeit wurde von 53 Prozent jedoch als überfl üssig bzw. von 64 Prozent als politisch rechts eingestuft. Das Ergebnis ist bestimmt nicht repräsentativ, wirft aber ein Schlaglicht auf die vorherrschenden Einstellungen und Vorurteile in der traditionell eher linksorientierten Lehrerschaft in Berlin.

Der VDS braucht eine persönliche Verbindung zu den Schulen, um Zugang zu Lehrern und Schülern zu fi nden. Das ist meine Erfahrung und die wichtig-ste Schlußfolgerung, die ich aus meinen Beobachtungen ziehe.

Wie wir das schaffen, weiß ich noch nicht. Vielleicht besteht ja im ländlichen Raum eher die Möglichkeit, über persönliche Verbindungen an die Schulen her-anzukommen. Ende letzten Jahres wurde in Braunschweig der Ver-such unternommen, diese Arbeit im Umgang mit den Schulen auf eine breitere Basis zu stellen. Sechs Lehrer im VDS aus dem nord-deutschen Raum erklärten sich bereit, im Arbeitskreis Schule mitzuarbeiten.

Der Verein Deutsche Sprache braucht Multiplikatoren, die in die Schulen gehen und die Lehrer-schaft sensibilisieren. Mitstreite-rinnen und Mitstreitern in anderen Regionen, die Interesse an meinem Vortrag haben, schicke ich gern meine Präsentation als e-Post. Für eine Besprechung bzw. Diskussion der anstehenden Fragen stehe ich zur Verfügung.

Michael HornhardtKontakt: [email protected] oder www.vds-ev-berlin.de, Tel. (033201) 43258.

Schwieriger Zugang zu SchulenWarum das Anliegen des VDS von der Lehrerschaft kaum beachtet wird

„Klares Deutsch. Klares Englisch. Kein Denglisch. Keine überflüssigen Angli-zismen.“ Mit diesen deutli-chen Forderungen suchten 139 Schülerinnen und Schüler der Christoph-Kolumbus-Schule in Gifhorn eine Woche lang nach Denglisch und überflüssigen Anglizismen in Zeitungen und anderen Medien.

Das Ergebnis stellten sie unter Betreuung von Schulleiter Karl-Heinz Schrader am Frei-tag zum internationalen Tag der Muttersprache Gifhorner Politikern, Lehrern und Mit-gliedern des Vereins Deutscher Sprache vor. Stellvertretend für ihre Mitschüler präsentierte Marie Volkmann zusammen mit anderen Schülerinnen zahl-reiche Sprachpanschereien wie Happy Winter, Du und deine Family oder Putzen ist out, vor. „Wir sind keine Kids, sondern Kinder“, brachte sie die Sache auf den Punkt.

„Die Muttersprache ist ein wichtiges Kulturgut eines Volkes. In ihrer Veränderung darf sie nicht von anderen Spra-

chen überdeckt werden. Ich persönlich lehne diese Mixtur ab,“ erklärte Bürgermeister Manfred Birth. Hannelore Pirlich, Regionalbeauftragte für Braunschweig vom Verein Deutsche Sprache, ging noch einen Schritt weiter. „Ohne unsere Muttersprache wird unsere Kultur sprachlos“, warnte sie.

Karl-Heinz Schrader be-tonte, daß es sich bei den Forderungen zum Erhalt der Muttersprache nicht um Deutschtümelei handele. Er verwies darauf, daß Englisch gleichrangig mit Deutsch und allen anderen Sprachen zu betrachten sei. Er zeigte aber auch auf, daß zum Beispiel in Frankreich und Polen die Muttersprache durch Gesetze geschützt werde. „Erkennen Sie die Sprachpanscherei. Weisen Sie auf Mischungen von Deutsch und Englisch, dem sogenannten Denglisch, hin. Verwenden Sie selbst keine überfl üssigen Anglizismen“, so der Schulleiter.

Aus der Aller Zeitung

Schule macht mit: Schülerinnen wollen keine Kids sein

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s p r a c h n a c h r i c h t e nNR. 1 . APRIL 2003 . VEREIN DEUTSCHE SPRACHE . WWW.VDS-EV.DE 15aus dem verein.

Die Redaktion meint:

Liebe Leser der Sprachnachrichten! Die einen mögen unsere Vereinszeitung, den anderen gefällt sie weniger. Manche entdecken Fehler oder Ungenauigkeiten in den Beiträgen, manche freuen sich über nützliche Informatio-nen, scharfsinnige Überlegungen oder Meinungen, denen sie zustimmen können.

Schreiben Sie uns! Nicht nur die Redaktion, sondern alle, die die Sprachnachrichten in die Hand nehmen, interes-sieren sich für das, was die Leser von den einzelnen Themen, ihrer Darstellung und ihrer Beurteilung halten. Sie sollen kritisieren, aber Sie dürfen auch loben. Schrei-ben Sie an die Redaktion ! Wir brauchen Ihr Echo. Und eine Diskussion unter den Lesern über bestimmte Fragen, die in den Sprachnachrichten behandelt wurden, wird dem VDS guttun. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften und werden sie in den nächsten Ausgaben unserer Zeitung veröffentlichen.

Den Anfang machen wir schon in dieser Nummer mit dem folgenden Brief:

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir alle setzen uns für den Erhalt der deutschen Sprache (und ich auch für die „alte“ Rechtschreibung) ein, aber es ist für mich nicht verständlich, warum die Vereinszeitschrift „sprachnachrichten“ und nicht „Sprachnachrichten“ heißt - Substantive werden groß geschrieben!?

Warum meint „der vorsitzende“ in den letzten Sprach-nachrichten 4/2002 auf S. 2? Ist er im Vergleich zum großen chinesischen nur ein kleiner Vorsitzender (womöglich gar abhängig von der Mitgliederzahl des Ver-eins?). Warum „meldungen“ auf S. 7 unter der Rubrik „aus den regionen“? „in aller welt“ wird man es nicht verstehen, daß das Substantiv klein geschrieben wird (S. 14).

Ich würde mich freuen, wenn Sie diese e-Post als Leser-brief veröffentlichen und zur Diskussion stellen würden - vielleicht haben Sie ja einen oder gar mehrere gute Gründe.

Freundliche Grüße,

Roland Vogel, Rheinstr. 11, 76327 Pfinztal, Tel. 0721/46 99 12, [email protected]

Zuständigkeiten imVDS-VorstandBjörn Akstinat: Deutschsprachige Aus-landsmedien, Sprachnachrichten, VDS-Tagebuch, Werbung

Peter Ambros: Netzwerk Deutsche Spra-che, Vorsitzender der Regionen 61 und 63, Wettbewerbe

Erika Braunshausen: Schatzmeisterin, Aufsicht über VDS-Mitarbeiter, Beitragsord-nung

Hermann Dieter: Kontakte zu Politikern, Sprachbündnisse, Sprachtest

Eva-Maria Kieselbach: Delegiertenver-sammlung 2004, Korrektur von VDS-Drucksachen, Organisation Kulturpreis Deutsche Sprache, Vorsitzende der Region 34

Walter Krämer: 1. Vorsitzender, Jury Kul-turpreis Deutsche Sprache, Stiftung Deut-sche Sprache, Sprachgipfel, Wissenschaftli-cher Beirat

Hermann Neemann: Vorsitzender der Region 30

Gerd Schrammen: Aufgaben des 1. Vorsitzenden, Auswärtige Angelegenheiten, Sprachhunzer und -panscher, Sprachnach-richten, Wettbewerbe

Diethold Tietz: Koordinierung regionaler Aktionen, Vorsitzender der Region 02 (Sprachrettungsklub Bautzen), Wahlord-nung

»Was für einAffentheater«

Wenn es um die deutsche Sprache geht, nimmt Helmut Scherer kein Blatt vor den Mund. „Was für ein Affentheater !“ war seine Botschaft mit der sich Unnas Solo-Narr an Weiberfastnacht kopfüber ins Getümmel stürzte. Der von großem Medieninteresse begleitete „kleinste Kar-nevalsumzug der Welt“ ging thematisch gründlich mit Fremdwortmißbrauch und Grammatik-Mißachtung ins Gericht. Bei seinem Umzug verteilte Scherer 500 Sprachnachrichten an die begeisterte Nar-renschar. H. Schä.

RichtigstellungAuf S. 16 der letzten Sprachnachrichten schrieben wir: „Verlierer sprechen deng-lisch…Von der SVC AG Schmidt Vogel Con-sulting bis zu Arxes Informations Design AG sind das insgesamt 47 Firmen, die bankrott gingen.“ In Wahrheit ist die SVC AG nicht pleite. Aus einer Fusion mit der APCON AG im Jahr 2000 entstand die intelligence AG, ein international agierender SAP-Komplett-dienstleister, dessen Umsatz im Jahr 2001 rund 183 Millionen Euro erreichte.

briefe an die redaktion

Ehrenmitgliedschaft für Dr. Max Adenauer

Nach längeren vorbereitenden Diskus-sionen hat die VDS-Gruppe Region Stuttgart am 13. Mai 2002 beschlossen, künftig jährlich zwei Sprachpreise zu vergeben, nämlich den „Stuttgarter Sprachpreis“ für hervorragende Ver-dienste um die Pfl ege der deutschen Sprache und den „Stuttgarter Sprach-kasper“ für besondere Mißachtung der deutschen Sprache.

Am 6. November 2002 war es soweit: die Mitgliederversammlung wählte erstmals die Preisträger. Den Sprachpreis 2002 erhielt die Redak-tion der Stuttgarter Zeitung, die mit ihrem in der deutschen Presse einmaligen Entschluß, die umfang-reiche Wochenend-Ausgabe am Tag der Deutschen Sprache 2002 ohne

vermeidbare Anglizismen zu gestalten, überzeugend bewiesen hat, daß die deutsche Sprache nahezu alle anglo-iden Anleihen entbehrlich macht. Dies hat über die Grenzen Deutschlands hinaus Beachtung gefunden und breite Zustimmung ausgelöst.

Der Sprachkasper 2002 wurde der Messe Stuttgart zuerkannt, weil sie den über viele Jahre hinweg eingeführten Namen der Haushaltsmesse „Haushalt und Familie“ (abgekürzt: HAFA) einfallslos in Family & Home geändert hat, um Werbewirkung auf Kosten der deutschen Sprache zu erzielen. Für die gewünschte Modernisierung des Namens hätte die deutsche Sprache vielfältige Möglichkeiten geboten, um einprägsam auf neue Inhalte und

bewährte Vorzüge hinzuweisen.Der Sprachpreis bestand aus einer

großen Laterne, in der eine dicke Kerze die auf deren Boden ausgeleg-ten rotbackigen Äpfel anleuchtete. Den Stuttgarter Sprachkasper zeigt eine Urkunde mit dem aus dem Struw-welpeter bekannten Bild des - schon leicht abgemagerten - Suppenkaspars. Dem Original ist die Unterschrift nachempfunden: „Ich mag die deut-sche Sprache nicht, - nein diese Spra-che nutz´ ich nicht !“ Über Verleihung und Übergabe der Preise berichteten verschiedene Zeitungen der Region; dem folgten zahlreiche zustimmende Leserbriefe, vor allem ganze Körbe voll an die Redaktion der Stuttgarter Zeitung.

Stuttgarter Sprachpreise 2003

Ehrenmitglied: Am 19. März überreichten unser Kölner Regionalvor-sitzender Dietmar Kinder (l.) und VDS-Vorsitzender Walter Krämer (r.) die Urkunde im Kölner Haus von Dr. Adenauer. Mehr im nächsten Heft der Sprachnachrichten.

»Endlich spricht mir einer aus der Seele«Aus Österreich erreichte uns vor kurzem eine schöne Resonanz auf unsere Arbeit:

Ich bin Englischlehrer und ich liebe die englische Sprache, liebe Sprachen allge-mein. So wie ich Schwarzwälder Kirschtorte liebe und Pizza oder Sushi. Aber bitte nicht gemischt! Was ich eigentlich meine: Ich möchte Ihnen zu Ihrem Verein Deutsche Sprache gratulieren. Endlich spricht mir jemand aus der Seele, und ich fühle mich in meinem persönlichen Bestreben oder vielleicht sogar Kampf für unser Erbe, unsere Sprache und Kultur bestärkt. Two thumbs up! Oder doch lieber: Ich bin begeistert. Übrigens habe ich von Ihrem Verein und der Versteigerung im Schweizer Radio (DRS 3) gehört. Die österreichischen Medien sind für mich vor allem in dieser Hinsicht eine Schande. Die Schweizer bewundere ich für ihre Sturheit, sie selbst zu sein und bleiben zu dürfen, vor allem sprachlich.

M. B., Dipl.-Pädagoge und Englischlehrer, Braz (Österreich)

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Sprachkrampf in Leipziger Brache: »Future Energy City«

AM PRANGER: Michael Schimansky, Amt für Wirtschaftsförderung Leipzig

Ein ödes Gelände in der Nähe des Karl-Heine-Kanals wird erschlossen und soll Unternehmen anlocken, die Verfahren zur Nutzung alternativer Energien entwickeln. Mit dem schönen Namen „Stadt der Zukunftsenergie“ wird zu wenig Schaum geschlagen. „Ein neudeutscher Begriff soll helfen, die Idee besser in der Öffentlichkeit zu verkaufen“, sprach der Stellvertretende Amtsleiter Schimansky und erfand die Future Energy City.

Future Energy City: Dieser sprachliche Unfug darf keine Zukunft haben !

Michael Schimansky, Amt für Wirtschaftsförderung, Martin-Luther-Ring 4-6, 04109 Leipzig, Fax 0341/1235825

AM PRANGER: Gerhard Mayer-Vorfelder, Präsident des Deutschen Fußballbundes

Die Fratzen im Logo für die WM 2006 grinsen über sich selbst. Der Betrachter wendet sich mit Grausen vor soviel biederem Unge-schmack . Schlimmer kann sich ein Sportverband nicht blamieren. Gäste aus aller Welt werden sich kaputtlachen. Das Emblem ist so schlecht, daß eine Vereinigung von deutschen Werbegraphikern sich erboten hat, ein besseres anzufertigen.

Es kommt noch dicker. Der DFB gibt das Magazin Fan Corner heraus, in welchem dem Fußballfreund allerlei Zubehör für die Unterstützung seiner Lieblingsmannschaft angeboten wird:

Home & Away Shirt, -Short und -Socks, das Signature Shirt, das Reversible Top und das Sweat Top Kids. Aus der Star Kick-Sammlung den Team Bag, Gym Bag und Fun Bag. Zu den Fan Basics gehört die Kiddy-Fahne, der Kiddy Jogger und der (das?) Mini Kit. Dann gibt es noch die Team Line und die Classic Line mit dem Countdown Timer, der CD-Rom Game is coming home, dem World Cup-Schlüsselanhänger und dem Logo Pin … Auf

einem Scarf - das ist ein Schal - mit schwarz-rot-goldenen Streifen steht wirklich „Deutschland“. Das muß ein Versehen sein. Damit bei der WM 2006 in Deutschland jeder weiß, wo der Schlachtenbummler zu Hause ist, ziert die Rückseite das Wort Germany.

Er hat das Zeug zum Sprachpanscher des Jahres:

Gerhard Mayer-Vorfelder, Präsident des Deutschen Fußballbundes,Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt am Main, Fax 069/6788266

AM PRANGER: Dr. Wolfgang Boessenecker, Klinikum St. Marien in Amberg

Manch einen trifft der Schlag bei soviel Geringschätzung der eigenen Sprache und schleimerischer Anpassung an die englische. „Bringen Sie den Patienten in eine Klinik mit Stroke Unit“, schreibt jemand in einer Apothekerzeitung und fügt hinzu: „Das ist eine Schlaganfallstation“. Wer Leben retten will, sollte Deutsch reden, das hat der unbekannte Verfasser offenbar verstanden.

Schreiben Sie dem für die Bezeichnung Stroke Unit verantwortlichen Arzt:Dr. Wolfgang Boessenecker, Leiter der Abteilung Neurologie, Klinikum St. Marien, 99224 Amberg, Fax 09621/381652

am pranger

»Germany drittklassig im Classic Line Reversible Top«

»Stroke Unit?« Wer Leben retten will, sollte Deutsch sprechen

Aktion Leserbriefe: Wieder ein Preisträger aus KölnInsgesamt wurden uns 44 Belege für veröffentlichte Leserbriefe zugesandt. Gegenüber 2001 mit 111 eingereichten Kopien bedeutet das einen Schwund von 67 Briefen. Preisgekrönter Leserbriefschreiber ist Oswald Nettesheim aus Köln mit 8 Punkten. Seine Zuschriften sind sämtlich in der Kölnischen Rundschau erschienen. Noch besser als Oswald Nettesheim ist Dietmar Kinder mit 9 Punkten. Als Sieger des letzten Jahres wird er diesmal nicht ausgezeichnet. Oswald Nettesheim hat die von einem ungenannten Spender gestiftete Wochenendreise für 2 Personen nach Paris gewonnen. Auf den zweiten Platz mit jeweils 6 Punkten kamen Irmela Florig-Rowland (München und New York), Gerhard Landau (Kassel), Bernd Rolff (Oelkassen) und Bernd Schamberger (Nürnberg). Peter Ambros und Gerd Schrammen

Kandidaten für den Sprachpanscher 2003Liebe Leserinnen und Leser, mit der nächsten Nummer dieser Zeitung erhalten Sie eine Liste mit Kandidaten für den Schmähpreis des Sprachpanschers 2003. Wenn Sie einen Sprachsünder für die Bewerberliste vorschlagen wollen, schreiben Sie bitte bis zum 15. Mai 2003 an Gerd Schrammen. Anschrift mit Fax-nummer finden Sie unten auf dieser Seite.

Briefwettbewerbe 2003Aktion LeserbriefeNehmen Sie in Leserbriefen Stellung zur aktuel-len Sprachverhunzung. Leserbriefe in Zeitungen und Zeitschriften werden häufiger gelesen als redaktionelle Beiträge. Ein anonymer Spender hat für den erfolgreichsten Leserbriefschreiber des Jahres 2003 wieder eine Wochenendreise für 2 Personen nach Paris gestiftet. Für jeden Leserbrief in einer überregionalen Zeitung oder Zeitschrift (FAZ, Welt, Süddeutsche; Spiegel, Stern usw.) gibt es 3 Punkte, für jede regionale Tageszeitung oder überregionale Fachzeitschrift gibt es 2 Punkte und für lokale Werbeblätter 1 Punkt. Belegexemplare bitte an G. Schrammen schicken.

Aktion „Protestbriefe an Sprachhunzer“Neben dem „Sprachpanscher des Jahres“ stellen wir in jeder Nummer der Sprachnach-richten mehrere Personen an den Pranger, die sich besonders schwerwiegend an unserer Sprache vergriffen hat. Diese Sprachverderber sollen massiv und konzentriert mit Protesten überzogen werden. Auf ihren Schreibtischen soll sich viel Papier türmen. Deshalb sind Briefe oder Faxe besser geeignet als elektronische Mit-teilungen oder Telephonanrufe. Bitte massen-haft beteiligen! Es macht mehr Eindruck, wenn eine Firma 1000 Briefe erhält, als wenn bei 1000 Firmen jeweils nur einer protestiert. Und bitte daran denken: Gute Argumente, Witz und Spott wirken besser als Wut und wüste Beschimpfungen. Verzichten Sie möglichst auch auf Witzchen mit Hilfe von Englisch oder Deng-lisch. Das verwenden die Empfänger gegen uns, wie bereits geschehen.Für diese Aktion haben wir ebenfalls einen Preis ausgesetzt: Ein Spender, der nicht genannt sein will, hat auch für 2003 dem VDS ein Preisgeld von jährlich EUR 250 für den besten Protestbrief 2003 an einen der Sprachsünder am Pranger überlassen. Senden Sie Kopien an die Jury: P. Ambos und G. Schrammen. Adresse: Gerd Schrammen, Mohnstieg 5, 37077 Göttingen, Fax 0551/2097285, e-Post [email protected].

Page 17: Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS) sprach · 2020-05-03 · ebendiese deutsche Sprache im Internet-Auktionshaus Ebay zur Versteigerung angeboten. „Nachdem die Deutschen selbst sich

s p r a c h n a c h r i c h t e nNR. 1 . APRIL 2003 . VEREIN DEUTSCHE SPRACHE . WWW.VDS-EV.DE 17aus dem verein. / bücher.

Die Mitglieder des VDS haben uns Kopien von rund 350 Protestbriefen zugesandt (Zuwachs von 176 Briefen gegenüber 2001). Darunter sind 192 Schreiben (219 mehr als 2001) an die Sprachsünder, die wir an den Pranger gestellt haben. Die verbleibenden kritischen Briefe gingen an verschiedene Empfänger, die durch zügelloses Denglisch wie Family Farm, Lektüre easy, Low-fat-Rezepte oder andere sprachliche Narreteien aufgefallen sind.

Der beste Text kommt von Stefan Knauf, einem 17jährigen Schüler aus Sankt Augustin im Rheinland. Das von einem stillen Geber ausgelobte Preisgeld von EUR 250 geht damit an einen jugend-lichen Sprachschützer. Mit klugen, zugleich freundlichen Worten an Dr. Roland Werner, den Veranstalter von Cristi-val, fordert er mehr Achtung vor der eigenen deutschen Sprache.

Zweite wurde Gudrun Göller aus Sitzendorf in Thüringen mit einem Brief an Schulmeister Boide wegen Herderpoint for Kids. Den dritten Platz belegte Klaus G. Platz aus Erlangen, der gegen Anglizismen im Hause des Waschmittelherstellers Henkel protestierte.

Als Antwort auf einen Brief von Dr. Werner schrieb Stefan Knauf:

Sehr geehrter Herr Dr. Werner, vielen Dank für Ihren Brief. Als Mitglied des Vereins Deutsche Sprache, in dessen Vereinszeitung Sie an den Pranger gestellt wurden, versichere ich Ihnen, daß der VDS nichts gegen das Christentum und auch nichts gegen die Veranstaltung Christival hat. Er hat des weiteren nichts gegen Fremdsprachen und nichts gegen Fremdwörter - auch nichts gegen englische. ... Der Verein hat nur etwas gegen die Flut überfl üssiger Anglizismen, der wir heute ausgesetzt sind. ... Der VDS hat schließlich nichts dagegen, wenn bei Veranstaltungen in Deutschland ausländische Gäste sprachlich berücksichtigt werden. Soweit ich weiß, waren beim Christival ungefähr 21.000 Dauerteilnehmer, darunter ca. 300 ausländische. Das macht einen Ausländeranteil von ungefähr 1,4 %. Für meine persönlichen Maßstäbe ist das noch keine wirklich internationale Veranstaltung. ... Sie schrieben, die ersten Christen hätten mehrere verschiedene Sprachen nebeneinander benutzt, z.B. Aramäisch, Griechisch und Latein. Ich denke mal, daß die frühen Christen versuchten, die Botschaft Jesu immer in der Sprache zu verkünden, die ihre Zuhörer am besten verstanden. Meiner Meinung nach ist dies aber etwas ganz anderes, als wenn jemand deutschen Jugendlichen die Botschaft Jesu auf englisch und denglisch verkünden möchte. Es wäre bestimmt kein Apostel auf die Idee gekommen, Israeliten auf griechisch zu missionieren. Soweit ich weiß haben sich die christlichen Missionare, die Europa missioniert haben, immer auf die Sprache und Bräuche der Leute eingelassen, die sie missionieren wollten. In Deutschland sprechen heute die meisten Leute Deutsch. ... - Mit freundlichen Grüßen. Stefan Knauf.

Briefwettbewerb 2002

250 Euro für einen jugendlichen Sprachschützer: Stefan Knauf, 17 Jahre alt, aus St. Augustin am Rhein.

Aktion Protestbriefe an Sprachhun-zer: »Kein Apostel hätte die Israeli-ten auf griechisch missioniert«

Es gilt, sich einer asketischen Übung zu unter-ziehen: Sammeln wir uns, betrachten wir den Einband des neuen Buches von Manfred Fuhrmann, lassen wir unseren Blick ruhen auf dem schmucklos-verwaschenen Reclam-Gelb, konzentrieren wir uns auf den kleinen schwarzen Balken auf dem Titel, richten wir unser Augenmerk auf das eine Wort, das hier noch Gewicht hat: „Bildung“! Nichts lenkt ab, nichts zerstreut, kein Titelfoto weckt niedere Instinkte und animiert zum Kauf. Das Unattraktive und Langweilige, die Verweigerung jeglicher Aufmachung hilft uns, die Kontrolle zu bewahren. Wir sind dankbar: Hier kann der Geist noch bei sich bleiben, im Inneren ruhen. Gesättigt von dem reich dargebotenen Inhalt ist er dann, wie es ein Zeitgenosse in diesen Fragen sagte, jener Schlange gleich, die ganze Kaninchen verschluckt hat, sich dann still gefaßt in die Sonne legt und alle Bewegungen außer den notwendigsten vermeidet.

Ja, es ist leider wahr: Sexy ist sie nicht, die humanistische Bildung - und sie will es gar nicht sein! Wie ein unsittliches Angebot weist der Autor denn auch zu Beginn jegliche Rede einer „Bildung für die Zukunft“ weit von sich. Diese habe schon genug Kon-junktur, bei Politikern, Wirtschaftsleuten und Wissenschaftsfunktionären. Bildung dagegen sei eine Form des Bewahrens, die neben anderem den Zweck habe, Tradition zu sichern, und davon bietet Fuhrmann viel: Lehrreiche, klar formulierte Kapitel über den christlichen und humanistischen Kanon, die Bildungsidee, die Krise der Geisteswissenschaften und die Bibel. Bildung bedürfe der Inhalte, der christlichen vor allem (Bibelkenntnis!) und der humanistischen. Schneidender kann der Gegensatz zum Zeitgeist nicht sein, zu den struktur- und praxisorientier-ten Publikationen von Bildungsreformern, die hinter jeder Ecke lauern, scharf auf den Sprung in die digitale Zukunft. Fuhrmanns Buch wirkt da deplaziert, anachronistisch.

Das verwundert nicht: Die humanistische Bildung war immer anachronistisch, zu allen Zeiten! Fuhrmann weiß das natürlich. Die unregelmäßigen lateinischen und griechischen Verben, die Abenteuer und Kämpfe des Odys-seus oder des Aeneas, sie waren schon angesichts

der Zechen und Hochöfen, der Kraftwerke und Fabriken im 19. Jahrhundert unzeitgemäß. Wundern sollte man sich, daß ein derartiger Kontrast so lange hingenommen worden ist, daß über Generationen hinweg so Ungleichzeitiges zu gleicher Zeit fortbestanden hat. Dies aber, so weist Fuhrmann auf, ist heute an sein Ende gekommen. Die humanistische Bildung, einst gemeinsamer Besitz einer ganzen Schicht, sei jetzt zur Liebhaberei einiger weniger verkümmert. Fuhrmann bedauert das und wünscht sich das Gegenteil. Sind also Bildungs-idee und Bildungskanon Blumen, die ohne Wurzel in der Gegenwart blühen wollen? Strahlt um diese alte Bildung nur ein „räthselhaftes Milchstraßen-Licht“ (Friedrich Nietzsche), ein Glanz, den man abstreifen muß, weil man nur zu gut weiß, daß man nicht im Himmel ist, sondern auf einer Wolke? Ein wenig vom Himmel kosten läßt Manfred Fuhrmann den Leser schon; dann aber sollte man auf Erden ein markantes Ausrufezeichen hinter die Bildung setzen - deutlicher, schärfer, als es der Autor tut! Zur Antwort aufgerufen aber, das betont Fuhrmann richtig, ist jeder einzelne, auf seine Initiative und Ausdauer, den Einsatz seiner ganzen Person kommt es an.

Der Rezensent gesteht gern, daß ihm bei der Lektüre des Buches vor Freude das Herz im Leibe hüpfte wie einst das Kind im Bauche der Elisabeth. Ja, verlieren wir nicht den Mut zum Anachronismus, der bekanntlich das produktivste Element der Geistesgeschichte ist! Also doch „Bildung für die Zukunft“? Natürlich; denn es pfl egt, wie es Fuhrmann einschärft, derjenige, der keine Vergangenheit hat, auch keine Zukunft zu haben.

Felix Grigat

Manfred Fuhrmann - Bildung: Europas kulturelle Identität, Philipp Reclam jun., Stuttgart 2002, 111 Seiten, EURO 2,60.

Prof. Dr. Manfred Fuhrmann ist Mitglied des Wis-senschaftlichen Beirats des VDS. Sein hier bespro-chenes Buch, wie auch alle übrigen in dieser Zeitung besprochenen Bücher, können Sie por-tofrei über den VDS-Buchversand bestellen. Per Anruf, Fax oder über unseren Internet-Buchver-sand www.vds-ev.de

Rätselhaftes Milchstraßenlicht?Eine Besprechung von Manfred Fuhrmanns neuem Werk Bildung: Europas kulturelle Identität

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Die Chronik von VisokoRoman von Dr. Ivan Tavcar (1851-1923)Aus dem Slowenischen von Werner Engelbei Königshausen & Neumann in Würzburg

ISBN: 3-8260-1156-2

Dritte Aufl age unverändert in alter Rechtschreibung!

„Dem Übersetzer Werner Engel gelingt es durchweg, den distanziert-zurückhaltenden Ton der Vorlage zu treffen. Das naive Erzählen, unterstützt durch Dialektismen und historischen Sprach-gebrauch, spiegelt sich nachvollziehbar im Deutschen; dabei versteht es der Übersetzer, die kraftvolle Linienführung und Bildhaftigkeit des slovenisch-protestantischen Schrifttums im 16. Jahrhundert in der Zielsprache zu erhalten, einen dem Leser historischer Romane vertrauten Ton zu treffen ohne irgendwelche Beeinträchtigung der Lesbarkeit.“

Univ.-Prof. Dr. Gerhard GiesemannLehrstuhl für Slawische Philologie (Slowenistik)

an der Justus-Liebig-Universität Gießen

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s p r a c h n a c h r i c h t e nWWW.VDS-EV.DE . VEREIN DEUTSCHE SPRACHE . APRIL 2003 . NR. 118 bücher.

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Dieses Werk soll möglichst vielen Zeitgenos-sen des deutschen Sprachraums - auch jenen in Wissenschaft und Wirtschaft - die Augen für die Schönheit, Kraft und Fülle unserer Sprache öffnen. Die Autorin beschränkt sich in ihren Betrachtungen nicht nur auf die aktuelle Sprachlandschaft, sondern gibt neben grundlegenden Einblicken in die Funktionalität der deutschen Sprache einen ausführlichen und aufschlußreichen sprach-wissenschaftsgeschichtlichen Rückblick auf unterschiedliche Epochen. Im Mittelpunkt des ersten Teils steht das Sprachvermögen aus drei unterschiedlichen wissenschaftlichen Positionen: der biologischen (Adolf Port-mann), der sprachwissenschaftlichen (Jacob und Wilhelm Grimm) und der philosophi-

schen (Martin Heidegger). Im Anschluß an die ausführlichen historischen Beschreibun-gen beschäftigt sich die Autorin intensiv mit den Möglichkeiten des Deutschen zur Abwehr der amerikanischen Dominanz. Hierbei bleibt sie nicht an der Oberfläche, sondern führt auf der Wortebene umfangreiche Analysen durch, die nicht nur wissenschaftlich fundiert, sondern darüber hinaus interessant zu lesen sind. Luh-Hardegg schreibt nicht nur über das Thema Sprache, sie beherrscht sie auch auf eine ganz anrührende Art und Weise!

Gudrun Luh-Hardegg - Von der Schönheit unserer Sprache, oder König Midas zum Trotz, IFB Verlag 2003, ISBN 3-931263-37-1, 256 S., EURO 22,00

»Von der Schönheit unserer Sprache«

Am 19. Oktober 2002 wurde zum zweiten Mal der Kulturpreis Deutsche Sprache in Kassel vergeben. Ausgezeichnet wurden u.a. die Gemeinnützige Hertie-Stiftung und Ludmila Putina, die Frau des russischen Staatspräsidenten für ihr Engagement für die deutsche Sprache. In diesem Band sind alle Ansprachen und Reden dieser Preisverlei-

hung zusammengefaßt (u.a. Ludmila Putina, Helmut Glück, Roland Koch, Eberhard Schöck und Walter Krämer).

H. Glück, W. Krämer, E. Schöck (Hrsg.) - Kul-turpreis Deutsche Sprache 2002, Ansprachen und Reden, IFB Verlag 2003, ISBN 3-931263-36-3, 50 S., EURO 9,90

»Kulturpreis Deutsche Sprache 2002«

Diese Anglizismenliste wurde im Auftrag des Vereins deutsche Sprache von dessen Arbeits-kreis Wörterliste erarbeitet. Sie enthält rund 5000 Einträge und stellt ein Werkzeug dar, das es dem Benutzer ermöglicht, schnell eine deutsche Entsprechung für einen Anglizismus oder Amerikanismus zu finden. Diese Ent-scheidung wird dem Sprachempfinden jedes einzelnen Sprechers oder Schreibers anheim gestellt. Er kann sich dabei an einem Grup-

pierungsschema orientieren, das Aussagen über die Kommunikationsbereiche und den Status der aufgelisteten Anglizismen hinsicht-lich ihrer bereits vollzogenen Eingliederung in die deutsche Sprache macht.

Herausgegeben von Gerhard H. Junker in Ver-bindung mit dem VDS (AK Wörterliste) - Die VDS - Anglizismenliste 2003, IFB Verlag 2003, ISBN 3-931263-38-X, 294 S., EURO 17,50

»Die VDS-Anglizismenliste 2003«

Zehn Autoren, die sich aktiv und engagiert für unsere Sprache einsetzen. Sie liefern die Argumente, die in der Auseinanderset-zung um die Kultursprache Deutsch benötigt werden. Der Sammelband ist das unentbehr-liche Standardwerk für alle Menschen, die sich für die Weiterentwicklung unserer Spra-che einsetzen.„Ich habe dieses Buch aus mehreren Gründen mit Gewinn gelesen. Neben einer Fülle von Einzelbeobachtungen (...) zeigt es Auswüchse der Anglizismen-Verwendung, die schlichtweg ein Ärgernis darstellen. (...) Und schon allein deshalb wünscht man ihm auf jeden Fall, daß es zum Bestseller … nein..., daß es recht viele Leser und Käufer findet.“ (Sprachreport)

„Dieses (...) starke Werk ist auf dem bestenWege, sich zum Standardwerk in der gegen-wärtigen sprachpolitischen Diskussion zu ent-wickeln. Dank seiner guten kulturellen Bezie-hungen gelang es Zabel, nahezu alle Autoren zu versammeln, die sich in dieser Frage kom-petent äußern können.“ (Westf. Rundschau)„Das Buch zeigt, daß es sich lohnt, sich für diese Sprache einzusetzen.“ (David Wood, Netstra Inc.)

Hermann Zabel (Hrsg.) - Denglisch, nein Danke! Zur Inflationären Verwendung von Anglizismen und Amerikanismen in der deut-schen Gegenwartssprache, 2. Auflage, IFB Verlag 2003, ISBN 3-931263-35-5, 365 S., EURO 20,00

»Denglisch, nein Danke!«

Dieser Sammelband erscheint in einer dra-matischen Situation der deutschen Sprache und daher zur rechten Zeit: Während der Verein Deutsche Sprache (VDS) jahrelang wegen seiner Warnungen vor der Amerikani-sierung der deutschen Sprache der unnötigen Aufgeregtheit geziehen wurde - Motto: „Die Sprache reinigt sich von selbst“ -, ist plötzlich die drohende Selbstaufgabe unserer Sprache in aller Munde: In wichtigen Bereichen der deutschen Wissenschaft ist man dabei, nicht mehr Deutsch, sondern ein simples Anglo-Amerikanisch zu reden, vor allem aber: zu schreiben!In diesem Buch wird gezeigt, wie es zur Ame-rikanisierung der deutschen Sprache gekom-men ist, warum so viele „Tonangebende“ - und vor allem die meisten politischen Akteure dies hinnehmen und schönreden, wie geistig

selbstbewußtere Deutsche einst die Vorherr-schaft des Französischen überwunden haben und wie daher auch der Sprachimperialismus der amerikanischen Machteliten überwunden werden kann - im Bündnis mit vielen Mit-streitern in Europa und weltweit, die gegen die Diskriminierung ihrer Sprache und Kultur kämpfen. Schwerpunktthemen in diesem Buch sind die mögliche Rettung des Deutschen als Wis-senschaftssprache und die Bedeutung eines Sprachgesetzes, wie es in Frankreich und Polen, in Portugal und Ungarn bereits zum Schutz der kulturellen Identität ent-wickelt worden ist.

Kurt Gawlitta und Fritz Vilmar (Hrsg.) - Deutsch nix wichtig?, IFB Verlag 2002, ISBN 3-931263-30-4, 224 S., EURO 9,90

»Deutsch nix wichtig?«

In seinem nunmehr dritten Buch führt der in Brasilien geborene und aufge-wachsen Zé do Rock seine Betrachtun-gen der Deutschen und der deutschen Sprache auf gewohnt skurril-chaotisch-liebenswerte Weise fort. Dafür sollten wir ihm dankbar sein. Denn die Sicht auf Deutschland, die Zé do Rock verbreitet, hebt sich so erholsam von der gehässigen antideutschen Hetze ab, die man von vielen anderen ausländischen, besonders englischen und amerikanischen Autoren kennt.

Nicht daß Zé do Rock die Verhältnisse hierzulande durch eine rosarote Brille sähe. Siehe die Kapitel „Wenn Blut Deutsh, dann Doppelpaß ok“ oder „Die Verwelt-weitung der Behördenherrschaft“. Aber er beschreibt die Dinge, wie sie sind, aus einer Haltung der wohlwol-lenden Neutralität heraus, und diese ungewohnte, weil faire, wenn auch respektlose Außenseitersicht macht seine Bücher so erfrischend.

Allerdings muß man dafür starke Nerven haben. Denn für Zé do Rock ist die Sprache, in der er seine Bücher schreibt, kein zu verehrendes Heilig-tum, eher ein Legobaukasten, den man nach Belieben auseinandernimmt und zusammensetzt. Eines dieser so entstandenen Kunstprodukte ist das dem Denglischen verwandte Kauder-deutsch, ein anderes eine Sprache, die Zé do Rock „siegfriedisch“ nennt und die das deutsche Reinheitsgebot für Bier auf Sprache überträgt - der „Allgemeine Deutsche Sprachverein“ läßt grüßen. Auf siegfriedisch ist eine Theorie ein „Denkgebäude“, ein Restaurant ein „Eßhaus“, ein Balkon ein „Freilufterker“ und eine Diskothek heißt „Klanghüpfhalle“. „Austern“

sind „Edelweichtiere“ und „Zwiebeln“ „Heulgemüse.“

Die insgesamt 29, zwischen einer und fünfzehn Seiten langen Kapitel des vorliegenden Buches sind abwechselnd auf Siegfriedisch und Kauderdeutsch geschrieben. Sie erzählen von Rei-seabenteuern und Alltagserlebnissen, Kochrezepten („Brasilianischer Piran-hagrill“), einem Interview mit Gott („Das heavenly interview“), vom Fußball, dem Wesen der Frauen, der Telekom, der deutschen Wieder-vereinigung, dem „Grand Prix de l‘Eurovision“ und einer hypotheti-schen Eroberung Brasiliens durch die Preußen. Manches, wie die in extremem Kauderdeutsch verfaßten Texte, ist nur mit etwas Aspirin zu lesen. Empfi ndsame Patrioten werden sich an dem saloppen Umgang mit den Sorgen und Nöten Deutschlands stören, Oberlehrer bei dem Kapitel „Göte fi nd ich gut“ einen Herzinfarkt bekommen. Auch bin ich mir bei dem einen oder anderen Ausfl ug in Politik und Wissenschaft nicht sicher, ob das ernstgemeinter oder normaler Unfug ist. Aber das ist bei einem Buch, das auf der Umschlagseite als „Gnadenschuß für Sprachunbegabte“ bezeichnet wird, auch gar nicht anders zu erwarten. Hier bleibt kein Stein des Sprachgebäudes auf dem anderen - das perfekte Kon-trastprogramm zu Reich-Ranickis deut-schem Literaturkanon und eine ideale Bettlektüre für souveräne Freunde Deutschlands und der deutschen Spra-che.

Walter Krämer

Zé do Rock ist seit Beginn des Jahres Mitglied des VDS. Seine Bücher sind portofrei zum Buchhandelspreis über den VDS-Buchversand zu beziehen.

Deutsch gutt sonst Geld zurück

Eine sprachliche Begegnung der Dritten Art mit Zé do Rock

Durch überfl üssige englische Wörter in unserem Wortschatz wird die deutsche Sprache immer weiter zurückgedrängt. Gewöhnlich bestimmt die Sprach-gemeinschaft, in welche Richtung sich die eigene Sprache entwickelt. In diesem Land geben jedoch Werbung und Medien den Kurs vor. Inzwischen sind einige tausend Anglizismen in unsere Sprache eingedrungen, die oft genug keinen Sinn ergeben und mit nichts zu rechtfertigen sind. Der derzeitige sprachliche Mischmasch erfordert massiven Widerstand.

Um den Sprachverfall zu stoppen und um dem interessierten Leser Argu-mentationshilfen anzubieten, wurde

vom IFB Verlag 1999 das Wörterbuch überfl üssiger Anglizismen herausgegeben. Dieses Wörterbuch wurde von Rudolf Bartsch, Reiner Pogarell und Markus Schröder erneut überarbeitet und in einer erweiterten 5. Auflage auf den Markt gebracht. Es läßt keine Übersetzungswünsche offen und zeigt, auf welch sprachlich tönernen Füßen die meisten der täglich angebotenen Werbesprüche und andere eingeschleu-ste englische Ausdrücke stehen.

Rudolf Bartsch, Reiner Pogarell, Markus Schröder (Hrsg.) - Wörterbuch über-flüssiger Anglizismen, IFB-Verlag, Pader-born 2003, ISBN 3-931263-33-9, 219 S., EURO 11,20.

»Wörterbuch überflüssiger Anglizismen«

Page 19: Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS) sprach · 2020-05-03 · ebendiese deutsche Sprache im Internet-Auktionshaus Ebay zur Versteigerung angeboten. „Nachdem die Deutschen selbst sich

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Die Fahrzeuge ziert der bekannte dreistrahlige Stern. Damit wird immer-hin eine weit verbreitete Vorstellung der Franzosen bestätigt. Meist fällt ihnen zu Deutschland nur Mercedes, Bier, Sauerkraut, Schumacher oder Claudia Schiffer ein, und leider oft nur Hitler und KZ.

Um Vorurteile abzubauen und ein echteres Bild von ihren östlichen Nachbarn zu vermitteln, rollen seit mehr als einem Jahr sogenannte Deutsch-Mobile durch Frankreich. Kurt Brenner vom Heidelberg-Haus in Montpellier hatte den Einfall, Daimler-Chrysler stiftete die Autos, die Robert-Bosch-Stiftung beteiligte sich an den Kosten, das Lehrmaterial kam von deutschen Verlagen.

Inzwischen haben die Deutsch-Mobile vor mehr als 1000 Schulen in Südfrankreich gehalten und rund 50.000 französische Schüler angespro-chen. Auf zahlreichen Elternabenden wurde für den Deutschunterricht und Deutschland geworben. Den Franzosen gefi el das Unternehmen so gut, daß sie mit Hilfe von Renault nun sogenannte „France-Mobiles“ nach Deutschland schicken.

In beiden Ländern sind Aufklärung und Überzeugung dringend notwen-dig. Bekanntlich ist in den Schulen beiderseits des Rheins Englisch die mit Abstand führende Fremdsprache. In Frankreich verliert Deutsch als zweite Fremdsprache Jahr für Jahr an Boden, da die jungen Franzosen Spanisch den Vorzug geben. Sie wissen zu wenig über das Nachbarland, und die Neigung, mehr über Deutschland und

die Deutschen zu erfahren, ist gering. Die Besatzungen der Deutsch-Mobile konnten dem entgegenwir-ken und Neugier auf Deutschland wecken. Die Kenntnis der deutschen Sprache würde vielen Franzosen auch berufliche Vorteile bringen. Nach Schätzungen von Kennern werden in Frankreich 180.000 Stellen nicht besetzt, weil die Bewerber nicht über deutsche Sprachkenntnisse verfügen.

deutsch und andere sprachen in der welt.

Die dänische Sprache ist bedrohtDie dänische Sprache verschwinde immer mehr und werde durch das Englische ersetzt. So klagt MetroXpress, die kosten-lose dänische Tageszeitung, auf ihrer Titelseite. Die offiziellen Sprachpfleger in Dänemark sind ebenfalls besorgt. Ein Sprecher erklärte, die dänische Sprache stifte Identität und verbinde alle Dänen - sozial wie kulturell. Das Verschwinden der Sprache würde der Kultur Schaden zufügen. Nun soll das Dänische wieder gefördert werden, vor allem in den Schu-len, aber auch dadurch, daß wissenschaft-liche Arbeiten wieder in Dänischgeschrieben werden.

Aleksandra Rokicka ist das zweitau-sendste VDS-Mitglied im Ausland. Die junge Polin lebt in Swidnica in Schlesien.

Aufklärung und Werbung mit dem Deutsch-Mobil

Infobusse rollen durch Frankreich und werben für Deutschun-terricht an französischen Schulen

Deutsch-Mobile werben bei französischen Schülern dafür, Deutsch zu lernen.

Die Staatsduma in Moskau hat im Februar 2003 ein Gesetz „Über die russische Sprache als Staatssprache der Russischen Föderation“ verab-schiedet. Gemäß diesem Gesetz ist Russisch auf dem gesamten russischen Territorium Staatsspra-che. Das Gesetz listet alle Bereiche des Lebens auf, in denen Russisch Pfl icht ist. Es enthält auch eine Reihe von Restriktionen, einige davon für die Massenmedien.

Unter anderem heißt es darin, wenn die russische Sprache „als Staatssprache“ benutzt werde, sei es unzulässig, in der Öffentlichkeit beleidigende Worte im Hinblick auf Rasse, ethnische Herkunft, Beruf, gesellschaftliche Schicht, Altersgruppe, Geschlecht, Sprache, Religion, religiöse, politische und andere Überzeugungen der Bürger zu benutzen. Verboten sind auch obszöne Wörter. Für Beschimpfun-gen, beleidigende und unflätige

Äußerungen sind als Strafe Geldbußen, Haftstrafen oder bis zu zwei Monaten gemeinnützige Arbeit vorgesehen. Die Strafen sind beson-ders für Politiker gedacht, aber auch für Amtsträger in Verwaltung und Industrie, die in der Öffentlichkeit ihre Zunge nicht zügeln.

Keine FremdwörterNeben dieser Maßnahme für

feines und reines Russisch gibt es eine wichtige Vorschrift, die den Gebrauch von Fremdwörtern ver-bietet. Personen, die eine offi zielle Funktion ausüben, dürfen keine ausländischen Begriffe benutzen, wenn russische Wörter vorhanden sind.

Für die Annahme des Gesetzes sprachen sich 248 Abgeordnete aus. Dagegen stimmten 37, und es gab eine Enthaltung. Das Gesetz wird nunmehr dem Föderationsrat zur Bestätigung vorgelegt werden.

Beschluß der Duma

Sprachgesetz in RusslandWer flucht, zahlt ein BußgeldDie russische Sprache ist bekannt für ihre Mutterfl üche. Zahllose rohe Sprüche über die Mutter eines Anderen, die auch in Wörterbüchern gesammelt wurden, stehen dem Liebha-ber von Kraftausdrücken zur Verfügung. Kinder in Deutsch-land hörten sie z. B. von sowje-tischen Kriegsgefangenen und plapperten sie nach, ohne sie zu verstehen. Auch die Spanier verunglimpfen gern die Mutter oder Schwester des Angespro-chenen. Die Italiener dagegen schmähen den lieben Gott, wenn sie fl uchen. In der Zeit des Faschismus zahlten die Italiener Bußgelder, wenn sie öffentlich Flüche ausstießen. Nun werden in Rußland die Mutterflüche zusammen mit anderen Beschimpfungen eben-falls unter Strafe gestellt.

Rio-Reiser-Songpreis 2003: »Ich will ich sein«www.rioreiser-songpreis.de

Der diesjährige Preis steht unter dem „Ton Steine Scherben“- Slogan: „ICH WILL ICH SEIN“. Die Songs sollten in deutscher Spra-che verfasst sein. Die Aufnahmen können in den Formaten DAT, MC, CD, DVD ein-gereicht werden. Der Preis beträgt 5.000 Euro, plus 2.500 Euro vom Verein Deut-sche Sprache.Einsendeschluss ist der 31. Mai 2003.Die Gewinner/innen treten bei der Preis-verleihung in Fresenhagen im August 2003 auf. Zusätzlich wird es einen Auftritt in Berlin geben.Einsendungen und Fragen bitte ausschließlich an: RIO REISER HAUS e.V., Drakestr. 47, 12205 Berlin, Telefon (030) 2611415, Fax (030) 84310192, www.rioreiser.de, www.rioreiser-songpreis.de

Das zweitausendste Mitglied im Ausland

Polnische Germanistikstudentin tritt dem VDS bei: Aleksandra Rokicka wohnt in Swidnica in Schlesien. Sie sitzt an einer umfangreichen Arbeit über den schle-sischen Schriftsteller Paul Keller. Einige Leser der Sprachnachrichten werden sich an seinen Roman Waldwinter erinnern. Die junge Polin hat auch über den Pädagogen Adolf Reichwein gearbeitet, der dem Kreisauer Kreis und der Widerstands-gruppe um Graf Stauffenberg angehörte. Die Briefe, die sie uns bisher geschickt hat und in denen sie ein kräftiges Inter-esse an deutscher Sprache, Literatur und Geschichte bekundete, sind in makellosem Deutsch geschrieben. Wir freuen uns, daß Aleksandra zu uns gestoßen ist und heißen sie herzlich willkommen im VDS.

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s p r a c h n a c h r i c h t e nWWW.VDS-EV.DE . VEREIN DEUTSCHE SPRACHE . APRIL 2003 . NR. 120 zu guter letzt.

Impressum

Herausgeber:Verein Deutsche Sprache e.V.Postfach 10 41 28, 44041 DortmundTel. (0231) 79 48-520, Fax (0231) 79 48-521http://www.vds-ev.de, [email protected] Dortmund, Kto. 248 162 660 0, BLZ 441 600 14

Redaktionsleitung:Heiner Schäferhoff (V.i.S.d.P.)Stellvertretung: Renate Hanke

Redaktion: Erika Braunshausen, Maria Fabian, Renate Hanke

Lektorat: H. Dieter Burkert

Produktion/Satz: Maximilian Kall, k²c²

Gesamtprojektleitung: Heiner Schäferhoff, Allee 18, 59439 [email protected]

Druck: Lensing-Wolff Druck GmbH & Co, Dortmund

Auflage: 18.000

Bitte schicken Sie uns nur Berichte von überregionalem Interesse! Senden Sie uns Ihre Texte bitte in digitaler Form. Wir müssen uns auch vorbehalten, Texte redaktionell zu bearbeiten und insbesondere zu kürzen. Wir verwenden die Alte Rechtschreibung.

Schlußtermin für Anzeigen und redaktionelle Beiträge: 15. Mai 2003.

Roswitha made for youSprachverhunzung im Alltag

»Als ich nach Deutschland kam, sprach ich nur Englisch - aber weil die deutsche Sprache inzwischen so viele englische Wörter hat, spreche ich jetzt fließend Deutsch!« Rudi Carrell

Der Gärtner beißt ins GrasHintersinnige Sprüche über ein trauriges Ereignis: Der Gärtner beißt ins Gras. - Der Gemüsehändler schaut sich die Radieschen von unten an. - Der Turner verreckt. - Den Elek-triker trifft der Schlag. - Der Gebäudereiniger kratzt ab. - Der Schaffner liegt in den letzten Zügen. - Der Zahnarzt hinterläßt

eine schmerzliche Lücke. - Der Fechter springt über die Klinge. - Die Putzfrau kehrt nie wieder. - Der Autohändler kommt unter die Räder. - Der Förster geht in die ewigen Jagdgründe ein. - Dem Uhrmacher schlägt die letzte Stunde. - Der Priester segnet das Zeitliche. - Der Scheich bekommt seine letzte

Ölung. - Der Clown kriegt `nen Herzkasper. - Der Orni-thologe macht die Flatter. - Der Fährmann ist hinüber. - Der Historiker ist Geschichte. - Der Eisverkäufer ist schon kalt.Die Wendungen stammen aus www.spaßpost.de. Alfred Becker hat sie uns aus Bremen zuge-schickt.