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Information Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Alleinerziehende Dossier Materialien aus dem Kompetenzzentrum für familienbezogene Leistungen im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

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Information

VereinbarkeitvonFamilie

undBeruffürAlleinerziehende

Dossier

Materialien aus dem Kompetenzzentrumfür familienbezogene Leistungen im Bundesministeriumfür Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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VereinbarkeitvonFamilie

undBeruffürAlleinerziehende

Dossier

Erstellt durch: Prognos AG

im Auftrag des Kompetenzzentrums familienbezogene Leistungen im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Autoren:Andreas HeimerTilmann KnittelHanna Steidle

Basel/Berlin, März 2009

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Inhalt

Seite 3

Inhalt Inhalt

MethodischeVorbemerkung............................................................................................... 6

I. ZieledesDossiersundZusammenfassung.............................................................. 8

II. CharakteristikavonAlleinerziehendenhaushalten.............................................. 11

III. ErwerbsbeteiligungAlleinerziehender................................................................... 15

IV. LeistungenfürAlleinerziehende............................................................................... 20

V. ImFokus:ALG-II-Empfängerinnen........................................................................... 24

VI. DemoskopischeBefundezurLebenssituationvonAlleinerziehenden.............. 28

6.1 ZufriedenheitundsozialeEinbindung.................................................................... 28

6.2 ErwerbsbezogeneEigenschaftenundEinstellungen........................................... 30

6.3 Unterstützungsbedarf................................................................................................ 32

VII. „Typen“vonAlleinerziehenden................................................................................ 35

7.1 RegulärErwerbstätigeohneALG-II-Bezug.............................................................. 36

7.2 RegulärErwerbstätigemitALG-II-Bezug................................................................. 38

7.3 AlleinerziehendeingefördertenBeschäftigungsformenohneALG-II-Bezug... 39

7.4 AlleinerziehendeingefördertenBeschäftigungsformenmitALG-II-Bezug..... 41

7.5 NichterwerbstätigeohneALG-II-Bezug.................................................................. 42

7.6 NichterwerbstätigemitALG-II-Bezug..................................................................... 43

7.7 Zusammenfassung:ErwerbsarbeitundALG-II-Bezug.......................................... 45

VIII. DieVereinbarkeitvonFamilieundBeruffürAlleinerziehendeim

europäischenVergleich............................................................................................. 49

8.1 AlleinerziehendeundihreEinkommenssituationimeuropäischenVergleich.. 49

8.2 BeispielezurUnterstützungderVereinbarkeitvonFamilieundBeruf

fürAlleinerziehende................................................................................................... 53

8.3 Zusammenfassung:InstrumentefüreineVerbesserungderVereinbarkeit

vonFamilieundBeruffürAlleinerziehendeinEuropa........................................ 60

IX. PerspektivenfürdieVerbesserungderVereinbarkeitfürAlleinerziehende.... 62

Literaturverzeichnis.............................................................................................................. 64

Inhalt

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Seite 4

Inhalt Abbildungsverzeichnis

Abbildung1: VerwendeteDatenquellen...................................................................... 7

Abbildung2: AlleinerziehendeMütternachAltersgruppen.................................... 13

Abbildung3: BeruflicheBildung,AlleinerziehendeundPaarhaushalteim

Vergleich.................................................................................................... 14

Abbildung4: ErwerbsbeteiligungalleinerziehenderFrauenundMütterin

PaarhaushaltennachAlterdesjüngstenKindes................................. 15

Abbildung5: VollzeiterwerbstätigkeitalleinerziehenderFrauenundMütter

inPaarhaushaltennachAlterdesjüngstenKindes(bezogenaufalle

Alleinerziehendenbzw.Mütter)............................................................ 16

Abbildung6: TeilzeiterwerbstätigkeitalleinerziehenderFrauenundMütter

inPaarhaushaltennachAlterdesjüngstenKindes(bezogenauf

alleAlleinerziehendenbzw.Mütter)..................................................... 17

Abbildung7: ÜberwiegenderLebensunterhaltvonAlleinerziehenden

undMütterninPaarhaushalten............................................................ 18

Abbildung8: HäufigkeitdesaktuellenALG-II-BezugsnachHaushaltstyp

undKinderzahl......................................................................................... 25

Abbildung9: ALG-II-BezugsquotenalleinerziehenderFrauennachAlter

desjüngstenKindes................................................................................. 26

Abbildung10: ALG-II-BezugsquotenalleinerziehenderFrauennach

beruflicherAusbildung........................................................................... 26

Abbildung11: ALG-II-BezugalleinerziehenderFrauennachArtder

Erwerbstätigkeit....................................................................................... 27

Abbildung12: ZufriedenheitAlleinerziehendermitdemLebeninsgesamt

undderfinanziellenSituation............................................................... 29

Abbildung13: AllgemeinePersönlichkeitsmerkmaleundEigenschaften

(AnteilderZustimmunginProzent)...................................................... 31

Abbildung14: BerufsbezogeneWerteundEigenschaften

(AnteilderZustimmunginProzent)...................................................... 32

Abbildung15: UnterstützungsbedarfvonAlleinerziehenden

(Mehrfachnennungen)............................................................................ 33

Abbildung16: GewünschteBetreuungsangebotevonAlleinerziehenden

(Mehrfachnennungen)............................................................................ 34

Abbildung17: RegulärbeschäftigteAlleinerziehendeohneALG-II-Bezug

nachberuflichemAbschluss................................................................... 36

Abbildung18: RegulärbeschäftigteAlleinerziehendeohneALG-II-Bezug

nachdemAlterdesjüngstenKindes..................................................... 37

Abbildung19: RegulärbeschäftigteAlleinerziehendemitALG-II-Bezug

(„Aufstockerinnen“)nachberuflichemAbschluss.............................. 38

Abbildung20: RegulärbeschäftigteAlleinerziehendemitALG-II-Bezug

(„Aufstockerinnen“)nachdemAlterdesjüngstenKindes................ 39

Abbildung21: AlleinerziehendeingefördertenBeschäftigungsformenohne

ALG-II-BezugnachberuflichemAbschluss.......................................... 40

Abbildung22: AlleinerziehendeingefördertenBeschäftigungsformenohne

ALG-II-BezugnachdemAlterdesjüngstenKindes............................. 40

Abbildung23: AlleinerziehendeingefördertenBeschäftigungsformenmit

ALG-II-BezugnachdemAlterdesjüngstenKindes............................. 41

Page 5: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

Seite 5

Inhalt Abbildung24: NichterwerbstätigeAlleinerziehendeohneALG-II-Bezug

nachdemAlterdesjüngstenKindes..................................................... 42

Abbildung25: NichtErwerbstätigeAlleinerziehendemitALG-II-Bezugnach

beruflicherAusbildung........................................................................... 43

Abbildung26: NichterwerbstätigeAlleinerziehendemitALG-II-Bezugnach

demAlterdesjüngstenKindes............................................................... 44

Abbildung27: NichterwerbstätigeAlleinerziehendemitALG-II-BezugnachAlter.. 44

Abbildung28: NichterwerbstätigeAlleinerziehendenachALG-II-Bezug:

Gründe,keineArbeitzusuchen(nurAlleinerziehende,

diekeineArbeitsuchen).......................................................................... 45

Abbildung29: GenerelleLebenszufriedenheitAlleinerziehendernach

ErwerbsstatusundALG-II-Bezug........................................................... 47

Abbildung30: DerAnteilvonAlleinerziehendenhaushaltenanallen

HaushalteninausgewähltenMitgliedstaatenderEUinProzent.... 49

Abbildung31: AnteilderKinderinAlleinerziehendenhaushaltenanallen

KinderninausgewähltenMitgliedstaatenderEUinProzent,2005.. 50

Abbildung32: HöhedesmedianenÄquivalenzgesamtnettoeinkommens

AlleinerziehenderimVergleichzurHöhedesÄquivalenzgesamt-...

nettoeinkommensallerHaushalteinEuro,2006............................... 51

Abbildung33: QuotedervonArmutbedrohtenPersonennachHaushaltstyp,

2006.................................................................................................................. 51

Abbildung34: ArmutsgefährdungsquotevonKindernnachHaushaltstyp

inausgewählteneuropäischenLändern,2005................................... 52

Tabellenverzeichnis

Tabelle1: AlleinerziehendeMütternachdemAlterihrerKinder

(mitmindestenseinemKindinderbetreffendenAltersklasse)....... 12

Tabelle2: AlleinerziehendeMütternachdemAlterihresjüngstenKindes..... 12

Tabelle3: LeistungenfürAlleinerziehende........................................................... 21

Tabelle4: AlleinerziehendeMütternachAlterundALG-II-Bezug..................... 25

Tabelle5: AlleinerziehendengruppennachArtderErwerbstätigkeitund

ALG-II-Bezug(ProzentanteileanallenAlleinerziehenden).............. 36

Tabelle6: CharakteristikaderAlleinerziehendengruppenmitALG-II-Bezug... 46

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Vorbemerkung MethodischeVorbemerkung

DefinitionvonAlleinerziehenden

JenachpolitischemoderwissenschaftlichemAnalyse-undVerwendungszusammen-

hangliegenabweichendeinhaltlicheDefinitionenvonAlleinerziehendenhaushalten

vor.PrinzipiellergebensichAbgrenzungsunterschiededurchdieFestlegungderAlters-

grenzevonKindernAlleinerziehenderunddieBerücksichtigungderHaushaltsstruktur.

SoistesvonzentralerBedeutung,obderStatus„alleinerziehend“biszurVolljährigkeit

desKindes,darüberhinausodernurbiszumEndederSchulpflichtgiltundobAllein-

erziehendemitihrenKindernimmeralleinoderauchinneuenLebenspartnerschaften

leben.ZudemsinddieeventuellerbrachtenErziehungsleistungenvomgetrenntleben-

denzweitenElternteilnichtaußerAchtzulassen.DiejeweiligeDefinitionhatdann

unterUmständenAuswirkungenaufUnterhaltsansprüche,dieSteuerklasse,dasSorge-

rechtundnichtzuletztaufAnsprücheaufLeistungendersozialenSicherung.

DasBundesfamilienministeriumdefinierteAlleinerziehendeimJahr2001imZugeeiner

umfassendenqualitativenStudiedieserLebensformalseineHaushaltsgemeinschaft

einesErwachsenenmitmindestenseinem(leiblichen)Kindunter18Jahren(vgl.Schnei-

der2001).DabeidarfkeineweitereerwachsenePersonimHaushaltleben,unabhängig

davon,obessichumeineLebenspartnerschaftodereineZweckgemeinschafthandelt.

ImFolgendenwerdenMütteroderVäteralsalleinerziehenddefiniert,dieledig,verwit-

wet,dauerndgetrenntlebendodergeschiedensindundnichtmiteinemanderen

Erwachsenen,jedochmitihremKindbzw.ihrenKindernunter18Jahreninständiger

Haushaltsgemeinschaftzusammenleben.

DiefolgendenAnalysenbasierenaufdieserDefinition,dieverwendetenDatenquellen

werdenentsprechendgefiltert.DabeiwerdenbeiallenAnalysenlediglichFrauen

betrachtet,umbeieinemFrauenanteilvon90ProzentanallenAlleinerziehendendie

VergleichbarkeitmitanderenHaushaltsgruppenundinsbesonderemitMütternin

Paarhaushaltenzuermöglichen.

Datenquellen

DieverfügbarenDatenquelleneignensichjenachdeminhaltlichenundmethodischen

KonzeptinunterschiedlicherWeisezurAnalysedersozioökonomischenSituationund

sozialenLagevonAlleinerziehendeninDeutschland.

ImvorliegendenDossierwurdendaherunterschiedlicheQuellenentsprechendihrer

Auswertungsmöglichkeitenkombiniert:

IFürdieDarstellungderzentralensozioökonomischenund-demografischenMerkmale

vonAlleinerziehendenundihrenHaushalteneignetsichderMikrozensusaufgrund

seinerrepräsentativenStichprobeambesten.

IVertiefendeAnalysenderGruppevonAlleinerziehendenmitALG-II-Bezugerlaubt

aufgrundseinerFokussierungaufdenNiedrigeinkommens-undSGB-II-Bereichdas

„PanelArbeitsmarktundsozialeSicherung“desIAB.

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Vorbemerkung IWeiterhinkönnensubjektiveBewertungendereigenenLebenslagesowieEinstellun-

genzumThemaArbeitdemoskopischenUntersuchungendesIfDAllensbachentnom-

menwerden.

IFürinternationalvergleichendeDarstellungenwerdenschließlichdieDatenvon

Eurostat(EU-SILC)verwendet,dahierdienationalenDatenbeständefürdenZweckdes

internationalenVergleichsaufbereitetundharmonisiertwerden.

DiefolgendeÜbersichtstelltdieindiesemDossierverwendetenDatenquellenundden

jeweiligenAnalysegegenstandimÜberblickdar:

Abbildung 1: Verwendete Datenquellen

Datenquelle Erhebungsschwerpunkte Verwendung im Dossier

Mikrozensus; Statistisches Bundesamt

Sozioökonomischebevölkerungs-repräsentative1-Prozent-Stich-probe

StrukturmerkmaleundCharakte-ristikavonAlleinerziehendenhaus-halten

Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (PASS), erste Welle 2006/2007; IAB

ErsteWelleeinerPanel-Befragung(19.000befragtePersoneninüber12.500Haushalten)mitSchwerpunktimNiedrigeinkommensbereich

MitdemPASSbautdasIABeinenneuenDatensatzfürdieArbeits-markt-,Sozialstaats-undArmuts-forschunginDeutschlandauf.DurchseineFallzahlenunddiejährlichePeriodizitätistPASSeineneuezentraleQuellefürdieUnter-suchungdesArbeitsmarkts,derArmutundderSituationvonSGB-II-Leistungsempfängerinnenund-empfängerninDeutschland.ZentraleFragestellungen,diemitdemPanelbeantwortetwerdenkönnen,sind:

IWelcheWegeführenausdemBezugvonArbeitslosengeldII?

IWieverändertsichdiesozialeundwirtschaftlicheLagederbetroffe-nenHaushalteimLeistungsbezug?

IWieentwickelnsichBewälti-gungsprozesseundHandlungs-orientierungenbetroffenerPersonen?

IWiegestaltensichKontaktezudenTrägernderGrundsicherungundwiesiehtdieinstitutionelleHandlungspraxisaus?

DetaillierteCharakterisierungderhaushaltstypischenLebensum-ständevonBedarfsgemeinschaftenimSGBII

VergleichvonalleinerziehendenMütternmitMütterninPaarhaus-halten

Alleinerziehendenbefragung im Auftrag des BMFSFJ und AWA-Befragung; IfD Allensbach

ExklusiveNeubefragungundSonderauswertungenbestehenderDatenimAuftragdesBMFSFJ

DarstellungderZufriedenheitundEinstellungenvonAlleinerziehen-denmitdemSchwerpunktVerein-barkeitvonFamilieundBeruf

Eurostat/EU-SILC MultidimensionaleQuer-undLängsschnittsmikrodatenüberEinkommen,ArmutundsozialenAusschlussvonAlleinerziehendeninderEU.DerStichprobenumfangvariiertjenachLandesgrößeundbeträgtmindestens250.000Per-sonenaus121.000Privathaushalten.

LändervergleichendeDarstel-lungenundAnalysen

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Kapitel I. I.ZieledesDossiersundZusammenfassung

SeitdemEndeder1970er-JahrehatsichinDeutschlandderAnteilderAlleinerziehen-

denhaushalteanallenFamilienvonunter10Prozentaufmittlerweile18,3Prozentnahe-

zuverdoppelt.ZahlreicheGründeführendazu,dassimmermehrMütter–undauch

Väter–vorderHerausforderungstehen,sichalleinumLebensunterhaltundErzie-

hungsaufgabenzukümmern.DiewachsendeZahlunddiespezifischenBedürfnissevon

AlleinerziehendenbietenAnlass,dieLebensverhältnissedieserFamilienformgenauer

indenBlickzunehmen.DieHypotheselautet,dassdiederzeitexistierendenRahmenbe-

dingungennurbedingtaufdiebesondereLebenssituationvonAlleinerziehendenaus-

gerichtetsind.InsbesonderedieVereinbarkeitvonFamilieundErwerbsarbeitistfür

einegroßeGruppealleinerziehenderMütternurschwerzurealisieren.InderFolge

gelingteseinemhohenAnteilAlleinerziehendernicht,sichausderSGB-II-Bedürftigkeit

zulösen.FüreinenachhaltigeundeffizienteUnterstützungvonAlleinerziehendenin

ihrenunterschiedlichenLebensphasensinddeshalbneueWegeeinerzielgenauen

Förderungnotwendig.

ZieldiesesDossiersistes,denUnterstützungsbedarfunddieWünscheAlleinerziehen-

derzuerfassenundfamilienpolitischeLeistungenspeziellfürdieseZielgruppesoweiter-

zuentwickeln,dasseineSicherungderLebensgrundlagedurcheigeneErwerbstätigkeit

möglichist.DenneinenachhaltigeArmutspräventiongelingtambestendurchdieStär-

kungvonErwerbsarbeit.DieserStandpunktfindetsichunterAlleinerziehendeninbeson-

dersstarkerAusprägungwieder.SospiegeltsichdieNotwendigkeit,alsalleinerziehender

ElternteilzumLebensunterhaltderFamiliebeizutragenodersogarganzdafürverantwort-

lichzusein,ineinerüberdurchschnittlichausgeprägtenberuflichenMotivationwider.

Vereinbarkeit

DieBefundezurErwerbsbeteiligungvonalleinerziehendenElternteilenverdeutlichen,

dassdieErwerbstätigenquotealleinerziehenderMütterhochist(62Prozentaktive

Erwerbstätige),wobeidiese–ähnlichwiebeiMütterninPaarhaushalten–starkvom

AlterdesjüngstenKindesabhängt.DemoskopischeBefragungenzeigenzudem,dass

auchzweiDritteldernichterwerbstätigenalleinerziehendenMüttergernearbeiten

würden,sodassinsgesamtvoneinerausgeprägtenErwerbsneigungauszugehenist.

Hinzukommt,dassdeutlichmehralleinerziehendeMütteralsMütterinPaarhaushalten

inVollzeitarbeiten.ImVergleichzuPaarhaushalten,dieeinengrößerenEntscheidungs-

spielraumhinsichtlichderErwerbstätigkeitbeiderPartnerunddesgewünschtenzeitli-

chenUmfangshaben,istfürAlleinerziehendedieEinkommenserzielungüberwiegend

unabdingbar,umeinausreichendesHaushaltseinkommenzuerzielen.

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Kapitel I. GleichwohlliegtdieQuotederArbeitslosengeld-II-(ALG-II-)EmpfängerinnenbeiAllein-

erziehendenmit41ProzentfastsiebenMalsohochwiebeiMütterninPaarhaushalten.

InsbesondereinderGruppederalleinerziehendenMütter,derenjüngstesKindunter

dreiJahrealtistundbeidenunter35-jährigenalleinerziehendenMütternistderALG-II-

Bezugstarkausgeprägt.WeiterhinbestehendeutlicheZusammenhängezwischeneiner

fehlendenBerufsausbildungsowiezwischenderArtdesErwerbstätigenstatusunddem

ALG-II-Bezug.BeiAlleinerziehendenmitregulärerBeschäftigungliegtdieQuoteledig-

lichbei9ProzentimVergleichzu55ProzentbeiAlleinerziehendenmitMinijobs,ABM

oder1-Euro-Jobsund67Prozentbeinichtarbeitenden(Daten:PASS2006/2007,IAB,

Mikrozensus2007).

EuropäischerVergleich

ImeuropäischenVergleichzeigtsich,dassdieErwerbstätigkeitundhierinsbesondere

einevollzeitnaheErwerbstätigkeiteinezentraleVoraussetzungfüreineVerbesserung

derArmuts-undEinkommenssituationvonAlleinerziehendendarstellt.Insbesondere

indenskandinavischenLändernliegendieFrauenerwerbstätigenquoteninsgesamt

deutlichüberdemeuropäischenDurchschnitt,wasmitniedrigerenArmutsgefähr-

dungsquotenauchbeiAlleinerziehendeneinhergeht.

DieeinzelnenStaatensetzenaufunterschiedlichenWegenspezifischeUnterstützungs-

ansätzefürAlleinerziehendeoderaberallgemeinwirkendeMaßnahmenum.Diese

stehen–abhängigvonderjeweiligenwohlfahrtsstaatlichenEntwicklung–imKontext

einerallgemeinenaktivierendenSozial-undBeschäftigungspolitik(z.B.Großbritanni-

en,„WelfaretoWork“-Ansatz)odersindTeileinerspezifischausgerichtetenGleichstel-

lungspolitik(z.B.Schweden).

Herausforderungen

DurchdieüberwiegendalleinausgeübteErziehungsverantwortungsindAlleinerzie-

hendeinbesondererWeiseaufUnterstützungsangeboteangewiesen.Diesbetrifft

nebenfinanziellenUnterstützungsleistungeninsbesondereeineflexible,verlässliche

undqualitativguteKinderbetreuungfüralleAltersgruppen.Darüberhinaussindweite-

reHilfendurchlokaleUnterstützungsangebote,Beratungs-undQualifizierungsangebo-

tebishinzuflexiblenArbeitszeitregelungennotwendig.

ImRahmeneinernachhaltigenFamilienpolitiksindbereitswichtigeSchritteerfolgt,

umsowohldiemateriellenLeistungenfürAlleinerziehendealsauchdieStrukturenund

dieAusgestaltungvonNetzwerkenzuverbessern.DieErhöhungdesKindergeldes,die

EinführungdesElterngeldesoderauchdasSchulbedarfspaketsindzentraleLeistungen

imHinblickaufdieBekämpfungvonArmutvonAlleinerziehenden.1Auchderweiter-

entwickelteKinderzuschlagenthältwichtigeVeränderungen,sowurdederZugangfür

AlleinerziehendezudieserLeistungwesentlicherleichtert.MitdemkürzlichinKraft

1DieRegelungensindimFamilienleistungsgesetzzusammengefasst(vgl.:„GesetzzurFörderungvonFami-lienundhaushaltsnahenDienstleistungen(FamLeistG)“(DeutscherBundestagDrucksache16/10809.).

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Kapitel I. getretenenKinderförderungsgesetz(KiföG2)wirdzudemderAusbauderKinderbetreu-

ungweitervorangetrieben.GemeinsammiteinerErhöhungdesWohngeldsumdurch-

schnittlich60Prozentsindso2008undAnfang2009wichtigeVerbesserungeninKraft

getreten.

DasBundesfamilienministeriumhatsichaußerdemzumZielgesetzt,Netzwerkevon

SGB-II-EinrichtungenundanderenAkteurenwieUnternehmen,Verbänden,Kammern,

OrganisationenundBildungs-sowieJugendhilfeträgern,bestehendefamilienpolitische

NetzwerkewieLokaleBündnissefürFamilieundMehrgenerationenhäuserinihrer

Rollenochzustärken.InKooperationmitdemBundesministeriumfürArbeitundSozia-

lesundderBundesagenturfürArbeitwerdenzwölfModellprojektezurVerbesserung

derVermittlungschancenvonAlleinerziehendenimSGBIIfüreinJahrinihrerNetz-

werkarbeitberatendbegleitet.AufbauendaufdiesenProjektenistbeabsichtigt,Netz-

werkstrukturenflächendeckendzueffektivieren,umsobessereRahmenbedingungen

fürdieIntegrationvonAlleinerziehendenindenArbeitsmarktunddieVereinbarkeit

vonBerufundFamiliezuerreichen.

PerspektivenzurVerbesserungderVereinbarkeit

JenachAlterbzw.Bildungs-undBerufshintergrundderAlleinerziehendenergebensich

dreiwesentlichestrategischeAnsatzpunkte,umdieTransferabhängigkeitvonAlleiner-

ziehendenzeitlichzuverkürzenoderganzzuumgehen:

1.FrühzeitigeMotivationsstärkungundberuflicheOrientierungdurchErstqualifizie-

rung,HeranführungandieAusbildungunddenerstenArbeitsmarktparallelzum

Transferbezug.

2.ErmöglichungdesWiedereinstiegsnachlangerErziehungspause,FüllenderQualifi-

zierungslücke,dieseitdemAusscheidenausdemBerufslebenentstandenistund

EinstiegineineneuePhasederErwerbsbiografie.

3WiedereinstiegnachkurzerBabypauseundAnknüpfenandenbisherigenBildungs-

undBerufsweg.

2„GesetzzurFörderungvonKindernunterdreiJahreninTageseinrichtungenundKindertagespflege(Kinder-förderungsgesetz–KiföG)“vom10.12.2008:BundesgesetzblattJg.2008TeilINr.57ausgegebenzuBonnam15.12.2008.Zielist,biszumJahr2013bundesweitimDurchschnittfürjedesdritteKindunterdreiJahreneinenBetreuungsplatzrechtlichverbindlichzurVerfügungzustellen.

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Kapitel II. II.CharakteristikavonAlleinerziehendenhaushalten

AnzahlderHaushalte

NachdenDatendesaktuellenMikrozensus(2007)gibtesinDeutschland1,57Mio.Haus-

halte,indenenKinderunter18JahrenmitalleinerziehendenElternteilenleben.Damit

werden18,3ProzentallerHaushalte,indenenKinderunter18Jahrenleben,vonAllein-

erziehendengeführt.

NeunvonzehnAlleinerziehenden,insgesamt1,41Mio.,sindweiblich.10,1Prozentder

Alleinerziehendenhaushalte(158.000)werdenvoneinemmännlichenHaushaltsvor-

standgeführt.

DerAnteilderAlleinerziehendenhaushalteanallenFamilienmitKindernunter18Jahren

liegtindenneuenBundesländern(einschließlichBerlin)mit25,7Prozentdeutlichüber

demAlleinerziehendenanteilimfrüherenBundesgebiet(16,7Prozent).Jede(r)vierte

AlleinerziehendelebtindenneuenBundesländern.

MehralseinDrittel(36,7Prozent)derAlleinerziehendenlebtinStädtenmit100.000und

mehrEinwohnerinnenundEinwohnern.BeiPaarenmitKindernliegtderAnteilbeinur

einemViertel(26,7Prozent).

ZahlundAlterderKinder

InsgesamtlebeninAlleinerziehendenhaushalten2,18Mio.Kinder.InknappzweiDrittel

allerFälle(68,5Prozent)lebenalleinerziehendeElternteilemitnureinemKindzusam-

men.EinweiteresViertel(25,4Prozent)lebtmitzweiKindernzusammen,6Prozentmit

mehralszweiKindern.ImVergleichdazukommenMehrkindfamilieninPaarhaushalten

häufigervor:Lediglich52ProzentderPaarhaushaltehabennureinKind,37Prozent

habenzweiKinderund11ProzentderPaarhaushaltehabendreiodermehrKinder.

ZwischenalleinerziehendenMännernundFrauenbestehenhinsichtlichZahlundAlters-

strukturderKinderdeutlicheUnterschiede.BeialleinerziehendenMännern,beidenenin

dreiViertelderFällelediglicheinKindlebt,istdieKinderzahlgeringeralsbeialleinerzie-

hendenFrauen.ZudemsinddieKinderalleinerziehenderVäterimDurchschnittdeutlich

älteralsdiederFrauen.FüralleinerziehendeMännermitKindernunterdreiJahrenweist

derMikrozensusaufgrunddergeringenFallzahlkeineErgebnisseaus.Fürdienachfol-

gendenAnalysen,diedieGrundlagefürdieUntersuchungderVereinbarkeitvonFamilie

undBerufAlleinerziehenderbilden,beschränkensichdieAuswertungenaufdie–quan-

titativohnehinstarkdominierenden–alleinerziehendenFrauenundihreKinder.

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Kapitel II. UnterdemAspektderVereinbarkeitvonBerufundFamilieermöglichtdasAlterder

KinderAlleinerziehenderRückschlüsseaufdenBedarfanKinderbetreuung.In14,5Pro-

zentdervonalleinerziehendenFrauengeführtenHaushaltelebenKinderunterdreiJah-

ren.DerAnteilderHaushaltemiteinemKindimKindergartenalterliegtbeigut18Prozent.

Inweiteren28bzw.37ProzentderHaushaltelebenKinder,diebereitsdieGrundschule

odereineweiterführendeSchulebesuchen,undin30ProzentderHaushaltelebtmin-

destenseinKind,dasbereitskeinerSchulpflichtmehrunterliegt.

Tabelle 1: Alleinerziehende Mütter nach dem Alter ihrer Kinder

(mit mindestens einem Kind in der betreffenden Altersklasse)

Alleinerziehende mit mindestens einem Kind … absolut Prozent

… unter 3 Jahren 205.000 14,5  

… zwischen 3 und unter 6 Jahren 257.000 18,2  

… zwischen 6 und unter 10 Jahren 397.000 28,1  

… zwischen 10 und unter 15 Jahren 516.000 36,6  

… zwischen 15 und 18 Jahren 426.000 30,2  

Insgesamt 127,6  

Quelle: Mikrozensus 2007

DiehoheZahlvonAlleinerziehendenhaushaltenmitKindernimKrippen-undKinder-

gartenalterspieltinsbesonderebeiderDiskussionumvorschulischeBetreuungsange-

botezurVereinbarkeitvonFamilieundBerufeinegroßeRolle.Gleichzeitigzeigtder

hoheAnteilderAlleinerziehendenmitschulpflichtigenKinderndiebesondereBedeu-

tungschulischerundschulergänzenderBetreuungsangebote.

EineBetrachtungderAlleinerziehendennachdemAlterdesjüngstenKindeswirdim

Folgendenwichtig,wenndiebestehendenBedingungenfürdieVereinbarkeitvon

FamilieundBerufgenauerbetrachtetwerden.BeijederfünftenAlleinerziehendenist

dasjüngsteKind15Jahreoderälter.Rund700.000Alleinerziehende,derenjüngstes

Kindzwischen6und15Jahrealtist,würdenvoneinerschulergänzendenBetreuung

profitieren.DieAnteilederalleinerziehendenFrauenmitdemjüngstenKindimKrip-

pen-bzw.Kindergartenalterliegenbei14,5Prozentbzw.bei15,8Prozent.

Tabelle 2: Alleinerziehende Mütter nach dem Alter ihres jüngsten Kindes

Alleinerziehende mit jüngstem Kind … absolut Prozent

… unter 3 Jahren  205.000 14,5  

… zwischen 3 und unter 6 Jahren  223.000 15,8  

… zwischen 6 und unter 10 Jahren  318.000 22,5  

… zwischen 10 und unter 15 Jahren  380.000 26,9  

… zwischen 15 und 18 Jahren  285.000 20,2  

Insgesamt 1.411.000 100,0  

Quelle: Mikrozensus 2007

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Kapitel II. AlterundFamilienstandderAlleinerziehenden

Fast70ProzentderalleinerziehendenFrauenmitKindernunter18Jahren(972.000Perso-

nen)sind35Jahrealtoderälter.Mit351.000PersonenliegtderAnteilder25-bis35-Jähri-

genbeieinemViertelderAlleinerziehenden.Insgesamt87.000Alleinerziehende–gut

6Prozent–sindunter25Jahrealt.

Abbildung 2: Alleinerziehende Mütter nach Altersgruppen

25 bis unter 35 Jahre 24,9 %

unter 25 Jahre6,2 %

35 Jahre und älter68,9 %

Quelle: Mikrozensus 2007

DerüberwiegendeTeilderalleinerziehendenFrauenlebtezuvorineinerEhegemein-

schaft.17ProzentderAlleinerziehendensindweiterhinverheiratet,lebenjedoch

getrennt.42Prozentsindgeschieden,weitere5Prozentsindverwitwet.DerAnteil

ledigerAlleinerziehenderliegtbei36Prozent.

Bildungsstand

BeiderschulischenBildungzeigensichkaumUnterschiedezwischenAlleinerziehenden

undMütterninPaarfamilien.30ProzentderAlleinerziehendenhabeneinenHaupt-

schulabschluss,knappeinViertelhatAbitur,über40ProzenthabeneinenRealschulab-

schluss.5ProzentderAlleinerziehendenhabenkeinenSchulabschluss.

AuchdasberuflicheBildungsniveauistbeiAlleinerziehendenimVergleichzuMüttern

inPaarhaushaltenähnlich.AllerdingsliegtderAnteilAlleinerziehenderohneberufli-

chenAbschlussüberdemderMütterinPaarhaushalten(25Prozentvs.21Prozent).Mit

58ProzenthatdergrößteTeilderAlleinerziehendeneineAnlern-oderLehrausbildung

absolviert.BeidenhöherenberuflichenQualifikationsniveaussindAlleinerziehende

etwasseltenervertretenalsMütterinPaarhaushalten.

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Kapitel II. Abbildung 3: Berufliche Bildung, Alleinerziehende und Paarhaushalte im Vergleich

25 % 58 % 6 %

21 % 60 % 7 %

11 %

13 %

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %

Mütter in Paarhaushalten

Alleinerziehende Frauen

ohne beruflichen Abschluss Lehr-/Anlernausbildung Meister-/Technikerausbildung (Fach-)Hochschulabschluss

Höchster beruflicher Ausbildungsabschluss:

Quelle: Mikrozensus 2007

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Kapitel III. III.ErwerbsbeteiligungAlleinerziehender

Erwerbstätigenquote

DieErwerbstätigenquotevonalleinerziehendenFrauenliegtetwashöheralsbeiMüt-

terninPaarhaushalten.Während61,7ProzentderAlleinerziehenden–insgesamt

870.000Personen–aktiveinerErwerbstätigkeitnachgehen3,tundies58,7Prozentder

MütterinPaarhaushaltenmitKindernunter18Jahren.

UnabhängigvomHaushaltstypsteigtdieErwerbstätigkeitvonFrauenmitdemAlterdes

jüngstenKindesan.AlleinerziehendeMüttermiteinemKindunterdreiJahrensinddeutlich

seltenererwerbstätigalsFrauenausPaarhaushalten(24Prozentvs.31Prozent).Vonden

205.000AlleinerziehendenmitKindernindiesemAltersindlediglich48.000erwerbstätig.

Diesdeutetdaraufhin,dassbeiAlleinerziehendenbesondereHemmnissefüreinenfrühen

Wiedereinstiegbestehen.IstdasKindälteralsdreiJahre,liegtdieErwerbsbeteiligungbei

Alleinerziehendenetwagleich,späterauchleichthöheralsbeiMütternausPaarhaushalten.

Abbildung 4: Erwerbsbeteiligung alleinerziehender Frauen und Mütter in Paarhaushalten nach Alter des jüngsten Kindes

73,4 %

23,5 %

61,1 %

74,7 %

61,8 %

70,9 %

74,0 %

30,6 %

0 %

20 %

40 %

60 %

80 %

unter 3 Jahre 3–10 Jahre 10–15 Jahre 15–18 Jahre

Alleinerziehende Frauen Mütter in Paarhaushalten

Quelle: Mikrozensus 2007

3Zuden„aktiv“ErwerbstätigenzählenalleErwerbstätigen,dieinderMikrozensus-BerichtswochemindestenseineStundefürLohnodersonstigesEntgeltoderalsSelbstständigeoderSelbstständigerbzw.alsmithelfen-deFamilienangehörigeodermithelfenderFamilienangehörigergearbeitethaben.NachdiesemKonzeptgeltenauchallePersonenmiteiner„geringfügigenBeschäftigung“imSinnederSozialversicherungsrege-lungenalserwerbstätig.InderBerichtswochevorübergehendBeurlaubte(zumBeispielwegen[Sonder-]UrlauboderElternzeit)zählendagegennichtzuden„aktiv“Erwerbstätigen.

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Kapitel III. IstdasjüngsteKindzwischen3und10Jahrenalt,sindsowohlvondenMütternaus

PaarhaushaltenalsauchvondenAlleinerziehendenetwasüber60Prozenterwerbstä-

tig.BeieinemAlterdesjüngstenKindeszwischen10und15JahrensteigtdieErwerbstä-

tigkeitweiterundliegtbeiFraueninPaarhaushaltenbei71ProzentundbeiAlleinerzie-

hendenbei73Prozent.

Teilzeitquote

DeutlicheUnterschiedezwischenAlleinerziehendenundMütternausPaarhaushalten

zeigensichbeimUmfangderErwerbstätigkeit.Alleinerziehendearbeitenmit54Pro-

zentdeutlichhäufigerinVollzeitalsMütterinPaarhaushalten(39Prozent)4.Bezogen

aufalle–erwerbstätigenwienichterwerbstätigen–Alleinerziehendengehen25,6Pro-

zenteinerVollzeiterwerbstätigkeitnach.BeidenMütterninPaarhaushaltensinddies

lediglich16Prozent.5

EinehöhereVollzeiterwerbstätigkeitAlleinerziehenderzeigtsichauchbeieinernach

demAlterdesjüngstenKindesdifferenziertenBetrachtung.SelbstbeiAlleinerziehen-

denmitKindernunterdreiJahren,dieeinedeutlichniedrigereErwerbsbeteiligungals

MütterinPaarhaushaltenaufweisen,arbeitenanteiligmehrMütterinVollzeit(10,3Pro-

zentgegenüber8,9Prozent).MitzunehmendemAlterdesjüngstenKindessteigtdie

DifferenzimErwerbsumfangerheblichan:IstdasjüngsteKind15Jahreoderälter,arbei-

ten40ProzentallerAlleinerziehendeninVollzeit,währendMütterinPaarhaushalten

beivergleichbarerErwerbsbeteiligunginsgesamtnurzu27ProzentVollzeitarbeiten.

Abbildung 5: Vollzeiterwerbstätigkeit alleinerziehender Frauen und Mütter in Paarhaushalten nach Alter des jüngsten Kindes (bezogen auf alle Alleinerziehenden bzw. Mütter)

21,0 %

29,6 %

40,0 %

25,6 %

14,1 %

18,7 %

26,9 %

16,0 %

10,3 % 8,9 %

0 %

10 %

20 %

30 %

40 %

50 %

unter 3 Jahre 3–10 Jahre 10–15 Jahre 15–18 Jahre alleAltersgruppen

Alleinerziehende Frauen Mütter in Paarhaushalten

Alter des jüngsten Kindes

Quelle: Mikrozensus 2007, eigene Berechnung

4Mikrozensus2007;alsVollzeiterwerbstätigkeitgilthiereinBeschäftigungsumfangab35StundenproWoche.5Mikrozensus2007;beidieserDarstellungbasiertdieKategorieVollzeiterwerbstätigkeitaufeinerSelbstein-

schätzungderBefragtenentsprechendderFrage„HandeltessichbeiIhrerTätigkeitumeineVollzeit-odereineTeilzeittätigkeit?“.

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Seite 17

Kapitel III. EinanderesBildzeigtsichbeiderTeilzeiterwerbstätigkeit,diedeutlichstärkervon

MütterninPaarhaushaltengenutztwird.6Sogehen43ProzentallerMütterinPaarhaus-

halten,abernur36ProzentderAlleinerziehendeneinerTeilzeiterwerbstätigkeitnach.

Biszum15.LebensjahrdesjüngstenKindesgehenallerdingsauchAlleinerziehende

häufigereinerTeilzeit-alseinerVollzeitarbeitnach.IstdasjüngsteKind15Jahreund

älter,arbeitenmehrAlleinerziehendeinVollzeit(40Prozent)alsinTeilzeit(34Prozent).

BeiMütterninPaarhaushaltenüberwiegt–gleich,inwelchemAlterihrjüngstesKindist–

dieTeilzeitarbeitdeutlich.DasgiltauchfürMütterinPaarhaushalten,derenjüngstes

Kind15Jahreundälterist:DerAnteilderTeilzeitarbeitendenüberwiegtmit47Prozent

deutlichdenderinVollzeiterwerbstätigenMütter(27Prozent).

Abbildung 6: Teilzeiterwerbstätigkeit alleinerziehender Frauen und Mütter in Paarhaushalten nach Alter des jüngsten Kindes (bezogen auf alle Alleinerziehenden bzw. Mütter)

40,0 %43,8 %

34,4 % 36,0 %

47,7 %52,2 %

47,1 %42,6 %

13,2 %

21,8 %

0 %

10 %

20 %

30 %

40 %

50 %

60 %

unter 3 Jahre 3–10 Jahre 10–15 Jahre 15–18 Jahre alleAltersgruppen

Alleinerziehende Frauen Mütter in Paarhaushalten

Quelle: Mikrozensus 2007

Zusammengefasstlässtsichfesthalten,dassbeiAlleinerziehendenundMütternin

PaarhaushaltenähnlicheErwerbstätigenquotenvorliegen,diemitzunehmendemAlter

derKinderinähnlicherWeisesteigen.UnterschiedezeigensichvorallemimArbeits-

zeitvolumen.SoarbeitenAlleinerziehendedeutlichhäufigerinVollzeitalsMütterin

Paarhaushalten.BeiAlleinerziehendenistaußerdemzubeobachten,dasssichderWie-

dereinstiegindenBerufzeitlichverzögert.

Lebensunterhalt

Insgesamt800.000Alleinerziehende(56,7Prozent)finanzierenihrenLebensunterhalt

überwiegenddurchdieeigeneErwerbstätigkeit.BeiMütterninPaarhaushaltenfälltder

Anteilgeringeraus:Mit51,3ProzentträgtbeigutderHälftedieErwerbsarbeitden

wesentlichenTeilzumLebensunterhaltbei.

6Mikrozensus2007;auchbeidieserDarstellungbasiertdieKategorieVollzeiterwerbstätigkeitaufeinerSelbsteinschätzungderBefragten.

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Kapitel III. ErheblicheUnterschiedezwischenAlleinerziehendenundMütterninPaarhaushalten

bestehenbeiderBedeutungdesArbeitslosengeldesundderBedeutungdesUnterhalts

durchAngehörigealsüberwiegendeEinkommensquelle.Alleinerziehende,dieihren

überwiegendenLebensunterhaltnichtausderErwerbsarbeitbestreiten,sindinhohem

MaßeaufArbeitslosengeldangewiesen:Insgesamt31,2ProzentderAlleinerziehenden

bestreitenihrenLebensunterhaltüberwiegenddurchALG-II-bzw.ALG-I-Leistungen.Bei

MütterninPaarhaushaltentretenandieStelledeseigenenErwerbseinkommensals

wichtigsterEinkommensquellehingegenhäufigerdieEinkünftedesPartnersalssog.

Familienunterhalt.Nur5,9ProzentderMütterinPaarhaushaltenbeziehenüberwie-

gendALG-II-oderALG-I-Leistungen,38,3Prozentvonihnenkönnenhingegenaufden

UnterhaltdurchFamilienangehörigealswichtigsteEinkommensquellezurückgreifen.

Abbildung 7: Überwiegender Lebensunterhalt von Alleinerziehenden und Müttern in Paarhaushalten

56,7 % 31,2 % 4,5 %

51,3 % 5,9 % 38,3 %

7,5 %

4,5 %

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %

Mütter in Paarhaushalten

Alleinerziehende Frauen

Erwerbstätigkeit Arbeitslosengeld I und II Unterhalt durch Angehörige Sonstiges

Quelle: Mikrozensus 2007

Weitere7,5ProzentderAlleinerziehendenbestreitenihrenLebensunterhaltüberwie-

gendaussonstigenQuellenwieRenten,Eltern-undErziehungsgeldodersonstigen

Transferzahlungen.7

SchließlichsindUnterschiedezwischendemSparverhaltenvonAlleinerziehendenund

PaarhaushaltenmitKindernzubeobachten.Alleinerziehendeverfügenmeistüber

einengeringenfinanziellenSpielraum.EineaktuelleStudiederDeutschenBankbelegt,

dassAlleinerziehendedurchschnittlich53Eurosparen,währendinPaarhaushaltenmit

KinderndieserBetragmehralsdoppeltsohochist.8Dadasamhäufigstengenannte

SparmotivdieBildungvonKapitalfürdieAusbildungderKinderist,kanndasunter-

schiedlicheSparverhaltenerheblicheAuswirkungenaufdieErmöglichungvonAusbil-

dungswünschenderKinderhaben.

7DieAlleinerziehendenbefragungvonAllensbachzeigt,dassAlleinerziehendezumeistfolgendestaatlicheLeistungenbeziehen(Mehrfachnennungenwarenmöglich):Kindergeld(92Prozent),ArbeitslosengeldII(22Prozent),Wohngeld(21Prozent),Elterngeld(7Prozent),Sozialhilfe(6Prozent),KinderzuschlagfürGering-verdienerinnenundGeringverdiener(5Prozent),u.a.(AlleinerziehendenbefragungIfDAllensbach2008).

8DeutscheBankResearch(2008):StudiezumSparverhalten.FürdiebevölkerungsrepräsentativeStudiewur-den1.000PersonenimAlterzwischen18und55Jahrentelefonischbefragt.

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Kapitel III. AnhandderAuswertungwirddeutlich,dassdieErwerbstätigkeitfürAlleinerziehende

einebesondereBedeutungzurFinanzierungdesLebensunterhaltsbesitzt.DieAlternati-

vezurErwerbstätigkeitistfürAlleinerziehende–andersalsfürMütterinPaarhaushal-

ten–derBezugvonArbeitslosengeld.InsofernistdieFörderungderVereinbarkeitvon

FamilieundBerufbeiAlleinerziehendeneinbesonderswichtigesHandlungsfeldzur

UnterstützungalleinerziehenderMütterundihrerKinder.

Page 20: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

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Kapitel IV. IV.LeistungenfürAlleinerziehende

MitdemKinderförderungsgesetz(KiföG)sowiedemFamilienleistungsgesetz

(FamLeistG)wurdenimJahr2008eineReihevonMaßnahmenaufdenWeggebracht,

diesichpositivaufdieökonomischeSituationunddieVereinbarkeitvonFamilieund

BeruffürAlleinerziehendeauswirken.

ImFolgendenwerdenLeistungenundMaßnahmenfürAlleinerziehendesowieLeistun-

genmithoherRelevanzfürdieZielgruppeimÜberblickdargestellt.FürbeideLeistungs-

kategorienerfolgtdarüberhinauseineBewertunghinsichtlichderenWirkungen.

DabeiwerdensowohlLeistungendesKiföGunddesFamLeistGalsauchandererelevan-

teLeistungenberücksichtigt.

SpezielleLeistungenfürAlleinerziehende

DasBündelvonLeistungen,fürdasspeziellAlleinerziehendeeineAnspruchsberechti-

gunghaben,wirdinderfolgendenTabelledargestellt.

Page 21: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

Seite 21

Kapitel IV. Tabelle 3: Leistungen für Alleinerziehende91011

Leistungen/Maßnahmen Erläuterung/Wirkung

Einkommensteuer: Steuerentlastungsbetrag für Alleinerziehende

I §24bEStGI Alleinerziehende,diealleinemitihrenKindern,fürdiesieAnspruchauf

Kindergeldbzw.diesteuerlichenFreibeträgefürKinderhaben,einenHaushaltführen,erhalteneinensteuerlichenEntlastungsbetraginHöhevon1.308Eurojährlich(SteuerklasseII)

I DerEntlastungsbetragleisteteinenwichtigenBeitragzueinerErhöhungdesHaushaltseinkommensvonAlleinerziehenden.NachderEinführungdesEntlastungsbetragsimJahr2004nutzten600.000AlleinerziehendedieSteuerklasse.9EsistaktuellvoneinerdeutlichhöherenAnzahlvonNutze-rinnenundNutzernauszugehen.10

Elterngeld I §4BEEGI DasElterngeldfüreineDauervon14MonatenstehteinemElternteilzu,

wennihmdieelterlicheSorgeobliegt,eineMinderungdesEinkommensausErwerbstätigkeiterfolgtundderandereElternteilwedermitihmnochmitdemKindineinerWohnunglebt.

I DurchdieMöglichkeitderverlängertenBezugsdauerdesElterngeldswirdderbesonderenLebenssituationvonAlleinerziehendenRechnunggetragenundeinwichtigerBeitragfürderenEinkommensstabilitätgeleistet.

Unterhaltsvorschuss und Durchsetzung von Unterhaltsansprüchen

I UhVorschG,§1UhVorschGI DerUnterhaltsvorschusswirdfürlängstens72Monategezahlt,jedochnicht

überdieAltersgrenzevon12Jahrenhinaus.I Kinderunter6Jahren:117EUR

Kinderzw.6und12Jahren:158EURI DieUnterhaltsvorschusskasseunterstütztalleinstehendeMütterundVäter,

wenndieUnterhaltszahlungenfürdasKindvomanderenElternteilausblei-ben.ImJahr2007wurdenin496.400FällenUnterhaltsleistungenimRahmendesgenanntenGesetzesgezahlt.11

Grundsicherung: Mehrbedarfszuschläge in SGB II und SGB XII

I §21Abs.3SGBII,§30Abs.3SGBXIII FürPersonen,diemiteinemodermehrerenminderjährigenKindern

zusammenlebenundalleinfürderenPflegeundErziehungsorgen,isteinMehrbedarfanzuerkennen.

I DieRegelungdesMehrbedarfszuschlagsverbessertdieEinkommenssitua-tionvonAlleinerziehenden.DetaillierteZahlenzurNutzungliegennichtvor,daindenStatistikenderBundesagenturfürArbeitderBezugvonMehrbedarfszuschlägennichtgesondertdargestelltwird.

Wohngeld: Einkommensfreibetrag für Alleinerziehende

I §17Abs.1Nr.4WoGGI 600EurofürjedesKindunterzwölfJahren,wennderBerechtigtealleinmit

KindernzusammenwohntundwegenErwerbstätigkeitoderAusbildungnichtnurkurzfristigvomHaushaltabwesendist.

I DerEinkommensfreibetragentlastetAlleinerziehendeinfinanziellerHinsicht.DatenausdemSozioökonomischenPanel(SOEP)ausdemJahr2007zeigen,dass167.000AlleinerziehendeWohngeldbeziehen.DieaktuellengesetzlichenRegelungenhabenvoraussichtlichzueinemAnstiegderAlleinerziehendenmitWohngeldbezuggeführt.

Betreuungskosten: Zuschuss für Allein-erziehende beim Meister-BAföG

I §10Abs.3u.§12Abs.2AFBGI DerGesetzesabschnittregeltdieÜbernahmevonKinderbetreuungskosten

fürAlleinerziehendewährendeinerAufstiegsfortbildung(„Meister-BAföG“)miteinerLeistungvon113EURproKind.

I DieÜbernahmevonBetreuungskostenermöglichtAlleinerziehendeneinenverbessertenZugangzuWeiterbildungsmaßnahmen.DerBetreuungskos-tenzuschusswurdeerstimSeptember2008imRahmeneinerGesetzesnovel-lierungbeschlossen,sodassnochkeineDatenzurNutzungvorliegen.

9DiesgehtausderEinkommenssteuerstatistikdesStatistischenBundesamtshervor.10Grunddafürist,dassdieEinführunggleichzeitigdieNeubeantragungderSteuerklasseIIerforderteund

erwartungsgemäßschrittweiseerfolgte.SchätzungendesFIT(Fraunhofer-InstitutfürAngewandteInfor-mationstechnik)zufolgeliegtdieNutzerzahlzwischen600.000und1,3Millionen(unveröffentlichteExper-tiseimAuftragdesBundesministeriumsfürFamilie,Senioren,FrauenundJugend).GenaueZahlenzurInanspruchnahmeliegenaktuellnichtvor.

11BundesministeriumfürFamilie,Senioren,FrauenundJugend:UhVorschGStatistik2007.

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Kapitel IV. Fortsetzung Tabelle 3: Leistungen für Alleinerziehende

Leistungen/Maßnahmen Erläuterung/Wirkung

Steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungs-kosten

I §§9cAbs.1,9a,9Abs.5S.1,35aEStGI ErwerbstätigeAlleinerziehendeundPaare,beidenenbeidePartnererwerbs-

tätigsind,könnenfürihreKindervonderGeburtbiszum14.LebensjahrzweiDrittelderKosten,biszumaximal4.000EuroproJahrundKind,wieWerbungs-kostenoderwieBetriebsausgabenvonderSteuerabsetzen.

I DiesteuerlicheBerücksichtigungvonKinderbetreuungskostenzieltaufpositiveEffektefürdenArbeitsmarktundeinebessereVereinbarkeitvonFamilieundBeruf.ProfitierensollenalleEltern,dieSteuern zahlen.

Zuschüsse zu Betreuungskosten

I BetreuungskostenzuschussfürAuszubildendeI §14bBAföGI FürAuszubildende,diemitmindestenseinemeigenenKind,dasdaszehnte

Lebensjahrnochnichtvollendethat,ineinemHaushaltleben,erhöhtsichderBedarfummonatlich113Eurofürdasersteund85EurofürjedesweiteredieserKinder.

I ZuschüssezuBetreuungskostenbeiderTeilnahmeanWeiterbildungsmaß-nahmen

I §§68Abs.3Satz3und83SGBIIII ÜbernommenwerdenKinderbetreuungskostenvon130EURjeaufsichts-

bedürftigemKinddesBerechtigten.I KinderbetreuungermöglichtdieTeilnahmeanAus-undWeiterbildung.Im

Juli2008nahmenbeispielsweise14.173AlleinerziehendeanMaßnahmenderberuflichenWeiterbildungimSGBIIteil.ImVergleichzumVorjahresmonatzeigtsichhiereinAnstiegvonmehrals30Prozent.12

Weiterentwickelter Kinderzuschlag

I §§6a,11BKGGI DasneueWahlrechtzwischenderInanspruchnahmevonKinderzuschlag

undLeistungenderGrundsicherungfürjenenPersonenkreis,derbeiBean-tragungvonArbeitslosengeldIIAnspruchaufLeistungenfüreinenMehr-bedarfhätte,verbessertinsb.fürAlleinerziehendedenZugangzudieserLeistung.

I DieWeiterentwicklungdesKinderzuschlagsermöglichteinemgrößerenKreisvonFamiliendenBezugderLeistung.SpezielldasWahlrechtzwischenderInanspruchnahmedesKinderzuschlagsundLeistungenderGrundsiche-rungerhöhtnachSchätzungendesFIT(Fraunhofer-InstitutfürAngewandteInformationstechnik)dieAnzahlderKinderzuschlagsempfängerinnenund-empfängerum5.000(bzw.6.000Kinder).13

Kindergeld (Erhöhung) I §6BKGG(§§62ffEStG)I DieErhöhungdesKindergeldsbedeuteteineLeistungshöhevon164Eurofür

dasersteundzweiteKind.FürdasdritteKindbeträgtdasKindergeld170undfürdasviertesowiejedesweitereKind195Euro.

I DieErhöhungdesKindergeldsseitdem01.01.09trägtvorallemstärkerzumHaushaltsnettoeinkommenAlleinerziehenderbei;auchMehrkindfamilienprofitiereninerheblichemMaße.DerAnteildesKindergeldsamäquivalenz-gewichtetenNettoeinkommenbetrug2008fürAlleinerziehendemiteinemKindbeispielsweise12,8Prozent,imJahr2009istvoneinemAnteilvon13,6Prozentauszugehen(beiPaarhaushaltenmiteinemKindbewirktdieErhöhungzumBeispieleinenAnteilvon6,5ProzentimVergleichzu6,2ProzentimJahr2008).14

Kinderfreibetrag (Anhebung)

I §§31,32Abs.6,51aAbs.2S.1EStGI Alleinerziehende,dieeinzuversteuerndesEinkommenvonmehralsrund

33.600Euroverdienen,profitierenvomSteuerfreibetrag.DersteuerlicheKinderfreibetragwurdeimRahmendesFamLeistGum192Euroauf3.864Eurojährlichangehoben.

I DieAnhebungdesKinderfreibetragsträgtzurStabilisierungderHaushalts-einkommeninsbesonderevonAlleinerziehendenbei.AufgrunddesInkraft-tretensderÄnderungzum01.01.2009sindgenauereWirkungsanalysennochnichtmöglich.

121314

12DieDatenbeziehensichaufdenReferenzmonatJuli2008(StatistikderBundesagenturfürArbeit(2008):AnalytikreportderStatistik,AnalysedesArbeitsmarktesfürAlleinerziehende,Oktober2008).

13DabeihandeltessichumSchätzungendesFIT(Fraunhofer-InstitutfürAngewandteInformationstechnik2008:UnveröffentlichteExpertiseimAuftragdesBundesministeriumsfürFamilie,Senioren,FrauenundJugend).

14EigeneBerechnungenderPrognosAG2008.

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Seite 23

Kapitel IV. Fortsetzung Tabelle 3: Weitere Leistungen mit hoher Relevanz für Alleinerziehende

Leistungen/Maßnahmen Erläuterung/Wirkung

Schulbedarfspaket I §24aSGBII,§28aSGBXII,§6aAbs.4aBKKGI BeiAnspruchaufLeistungenzumLebensunterhaltnachdemSGBII/SGBXII

sowiebeiAnspruchaufdenKinderzuschlagerhaltenSchüler,dieeineallgemein-oderberufsbildendeSchulbebesuchen,jährlicheinezusätzlicheLeistungfürdieSchuleinHöhevon100EUR.

I DasSchulbedarfspaketentlastetFamilienfinanziellundträgtzurSicherungdermateriellenAusstattungderKinderimBezugvonGrundsicherungs-leistungenbei.

UmdieLebenssituationvonAlleinerziehendenzuverbessernundderenErwerbsbeteili-

gungzuerhöhen(BMFSFJ2008a,S.119),plantdasBundesfamilienministeriumimRahmen

einerKooperationmitderBundesagenturfürArbeitunddemBundesministeriumfür

ArbeitundSoziales,denAusbauvonNetzwerkstrukturenvoranzutreiben.Dazuwerden

zunächstbiszuzwölfModellprojekte,dieaufeineVerbesserungderVermittlungschancen

vonAlleinerziehendenimSGBIIabzielen,füreinJahrinihrerNetzwerkarbeitberatend

begleitet.Zielistes,geeigneteNetzwerkevonSGB-II-Einrichtungenundanderenkommu-

nalenAkteurensowiebestehendefamilienpolitischeNetzwerkewieLokaleBündnissefür

FamilieundMehrgenerationenhäuserzuentwickelnundLückenabzubauen.Aufbauend

aufdengefördertenProjektenistbeabsichtigt,dieseStrukturenflächendeckendzueta-

blieren,umeinebessereVereinbarkeitvonBerufundFamiliesowieeinegelungeneInte-

grationvonAlleinerziehendenindenArbeitsmarktzuerreichen(BMFSFJ2008b,S.14f.).

MaßstabfürdieBewertungvonFamilienpolitikistauchdasinternationaleBenchmar-

king.FamilienpolitischlässtsichvielvonanderenLändernlernen.EtwaistinDeutschland

derUnterhaltsvorschusseinemaßgeblicheLeistungfürAlleinerziehende.AmStichtag

31.12.2007erhielten496.400alleinerzogeneKinderLeistungennachdemUVG.Viele

europäischeLänderfördernAlleinerziehendemitvergleichbarenUnterstützungen,die

Auszahlungsvoraussetzungensindähnlich,diemaximaleLeistungsdauerundLeistungs-

höhevariierenzumBeispiel:GeringereZuschussbeträgealsinDeutschlandwerdenetwa

inSchwedenfürKinderüber6Jahre,höhereBeträgeinÖsterreichundLuxemburgausbe-

zahlt.VorschusszahlungenwerdeninDeutschlandnurbiszurVollendungdes12.Lebens-

jahresdesKindesausbezahlt.ZahlungenbiszurVollendungdes18.Lebensjahressind

hingegenindenskandinavischenLändernsowieinFrankreichUsus.

AbweichendvonDeutschlandwirdteilweisejedochdasBesteheneinesUnterhaltsan-

spruchsundeinesUnterhaltstitelsverlangt.AuchwirdzumTeilderUnterhaltsvorschuss

nurbiszueinerbestimmtenEinkommensgrenzedesalleinerziehendenElternteils

gezahlt.EininteressanterweitererAnsatzzurFörderungderAlleinerziehendenlässt

sichbeispielsweiseinÖsterreichbeobachten:DorthatderArbeitsmarktservice(AMS)

aufKinderbetreuungspflichtenRücksichtzunehmen.BeiAblehnungeinerArbeitsstelle

ausGründenderUnvereinbarkeitvonFamilieundBerufdarfderNotstandshilfebezug/

dasArbeitslosengeldnichtgekürztwerden.

UminteressanteHinweisezurWeiterentwicklungderLeistungenfürAlleinerziehende

inDeutschlandzuerhalten,wertetdasBMFSFJdieErfahrungenandererLändermit

diesenLeistungenausundüberprüftderenÜbertragbarkeitaufdieSituationunddie

spezifischenBedarfslagenderAlleinerziehendeninDeutschland.ErsteErgebnisse

hierzusindinKapitelVIIIdokumentiert.

Page 24: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

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Kapitel V. V.ImFokus:ALG-II-Empfängerinnen

Bezugsquote

DasArbeitslosengeldIIträgtwesentlichzursozialenSicherungalleinerziehenderFrau-

enbei.Mit53ProzentmachenAlleinerziehendemehralsdieHälfteallerBedarfsge-

meinschaftenmitKindernunter18JahrenimSGB-II-Bezugaus.DieProzessdatender

BundesagenturfürArbeitweisenaktuell662.000Alleinerziehendeaus,dieLeistungen

derGrundsicherungfürsichbzw.ihreKindererhalten.DieHilfequoteAlleinerziehen-

derliegtdemnachbei42Prozent,wobeidieHilfebedürftigkeitinstädtischenGebieten

sowieinOstdeutschlandhöherausgeprägtistalsinländlichenRegionenbzw.inWest-

deutschland.InsgesamtlebeneineMillionKinderunter18JahreninAlleinerziehenden-

bedarfsgemeinschaften,dasentspricht47ProzentallerKinderimSGB-II-Bezug.15Allein-

erziehendeverbleibenvonallenBedarfsgemeinschaftenamlängstenimLeistungsbezug.

NacheineraktuellenStudiedesInstitutsfürArbeitsmarkt-undBerufsforschung(IAB)

nehmennacheinemJahrnochetwazweiDrittel,nachdreiJahrennochknappdieHälf-

te(45Prozent)vonihnendurchgehendLeistungen.16

DieindiesemKapitelundinKapitelVIIvorgestelltendifferenziertenAuswertungen

überdenALG-II-BezugAlleinerziehendernachAlterundAnzahlderKinder,Bildungs-

hintergrund,Erwerbsstatus,Erwerbsneigungetc.erfolgenaufGrundlagedesvom

InstitutfürArbeitsmarkt-undBerufsforschung(IAB)erhobenenPanels„Arbeitsmarkt

undsozialeSicherung“(PASS).DasPanelistalsBefragungvonHaushaltenimNiedrig-

einkommensbereichkonzipiertundeignetsichdaherbesondersgutfürdieUnter-

suchungdesArbeitsmarkts,derLebenslageundderSituationvonSGB-II-Leistungs-

empfängerinnenund-empfängerninDeutschland.DieersteWelledesPanels,die

2006/2007erhobenwurde,umfasste19.000befragtePersoneninüber12.500Haus-

halten.

NahezudeckungsgleichmitdenProzessdatenderBAweisendiePASS-DateneinenAnteil

von40,5ProzentderalleinerziehendenFrauenalsALG-II-Bezieherinnenaus.17DieQuote

beiMütternausPaarfamilienliegtmit5,8Prozentdeutlichniedriger.Alleinerziehenden-

haushaltemitmehrerenKindernbeziehentrotzihreshöherenBedarfsetwasseltener

ALGIIalsAlleinerziehendemiteinemKind(39,7Prozentgegenüber41,2Prozent).

15StatistikderBundesagenturfürArbeit(2008):AnalytikreportderStatistik,AnalysedesArbeitsmarktesfürAlleinerziehende,Oktober2008.

16InstitutfürArbeitsmarkt-undBerufsforschung(2009):IAB-Kurzbericht05/2009.17WiebeiStichprobenerhebungenüblich,weichendiehochgerechnetenabsolutenZahlendesPASS-Daten-

satzesmit560.000AlleinerziehendenimSGBIIvonderVollerfassungdurchdieBA-Statistikab.DieAussa-gekraftdesPASS-DatensatzesliegtsomitwenigerinderNachzeichnungdesUmfangsanalleinerziehendenBedarfsgemeinschaften,sondernvielmehrinderHerausarbeitungstrukturellerMerkmaledieserGruppe,diedurchdieProzessdatenderBAnichterfasstwerdenkönnen.AufdieAngabevonAbsolutwertenwirddaherweitgehendverzichtet.

Page 25: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

Seite 25

Kapitel V. Abbildung 8: Häufigkeit des aktuellen ALG-II-Bezugs nach Haushaltstyp und Kinderzahl

41,2 % 39,7 %

5,8 %

40,5 %

0 %

10 %

20 %

30 %

40 %

50 %

Alleinerziehendegesamt

Alleinerziehendemit einem Kind

Alleinerziehendemit mehreren

Kindern

Mütter inPaarhaushalten

Quelle: PASS 2006/2007, IAB; eigene Berechnungen

DieQuotederAlleinerziehendenmitmindestenszeitweiligemALG-II-Bezuginden

zurückliegendenzweiJahrenliegtetwashöherbei47,2Prozent.ImVergleichdazuliegt

dieQuotebeiFrauenausallenanderenHaushaltstypenmaximalbei14,9Prozent.

ALG-II-BezugnachAltersgruppenundAlterderKinder

InsbesonderejüngereAlleinerziehendeunter35JahrenbeziehenhäufigALGII.

70ProzentinderGruppederunter25-Jährigenund65ProzentinderGruppeder

25-bis34-Jährigensinddavonbetroffen.

Tabelle 4: Alleinerziehende Mütter nach Alter und ALG-II-Bezug

Alter Anteil der Altersgruppe an allen Alleinerziehenden

Anteil ALG-II-Bezug innerhalb der Altersgruppe

unter 25 5,8% 70,1%

25 bis 34 25,2% 64,9%

35 und älter 69,0% 29,1%

Quelle: PASS 2006/2007, IAB; Mikrozensus 2007; eigene Berechnungen

EindeutlicherZusammenhangmitderBezugshäufigkeitvonALGIIzeigtsichbeidem

AlterdesjüngstenKindes.IstdasjüngsteKindunter3Jahrealt,beziehendreiViertelder

AlleinerziehendenALGII.DieBezugsquotesinktmitzunehmendemAlterdesjüngsten

KindeskontinuierlichundliegtbeiAlleinerziehendenmit16-oder17-jährigenKindern

bei24,1Prozent.

Page 26: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

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Kapitel V. Abbildung 9: ALG-II-Bezugsquoten alleinerziehender Frauen nach Alter des jüngsten Kindes

47,0 %

38,0 %

29,8 %24,1 %

40,5 %

75,0 %

0 %

20 %

40 %

60 %

80 %

unter 3 Jahre 3–6 Jahre 7–10 Jahre 11–15 Jahre 16–17 Jahre alleAlleinerziehenden

Alleinerziehende nach Alter des jüngsten Kindes

Quelle: PASS 2006/2007, IAB; Mikrozensus 2007; eigene Berechnungen

Bildungsstand

ZwischenderberuflichenQualifikationunddemALG-II-Bezugbestehtebenfallsein

deutlicherZusammenhang:JehöherderberuflicheAusbildungsabschluss,destoselte-

nerbeziehenAlleinerziehendeALGII.VondenAlleinerziehendenohneberuflichen

Abschlussbzw.miteinerAnlernausbildung18beziehen59,7ProzentALGII.Innerhalbder

quantitativmitAbstandambedeutendstenGruppederAlleinerziehendenmitBerufs-

fachausbildungbeziehendagegennur36,6Prozentundunterden(Fach-)Hochschulab-

solventinnennur21,2ProzentALGII.

Abbildung 10: ALG-II-Bezugsquoten alleinerziehender Frauen nach beruflicher Ausbildung

Alleinerziehende nach beruflichem Bildungsabschluss

36,6 %21,2 %

63,4 %78,8 %

59,7 %

40,3 %

0 %

20 %

40 %

60 %

80 %

100 %

keine/Anlernausbildung Berufsfachausbildung (Fach-)Hochschulabschluss

ALG-II-Bezug kein ALG-II-Bezug

Quelle: PASS 2006/2007, IAB; Mikrozensus 2007; eigene Berechnungen

18DiehierverwendeteKategorisierungderBildungsabschlüsseindenPASS-AuswertungenweichtvonderMikrozensus-Kategorisierung(vgl.Abbildung3)ab.PersonenohneberuflichemAbschluss,mitAnlern-ausbildungoderTeilfacharbeiterabschlusssindderGruppe„keine/Anlernausbildung“zugeordnet.IndieGruppemitBerufsfachausbildungfallenPersonenmitLehreodereinerAusbildungineinemBetrieb,aneinerSchuledesGesundheitswesensoderaneinerBerufsfachschulesowiePersonenmitMeister-oderTech-nikerabschluss.ZuderGruppemit(Fach-)HochschulabschlusszählenebenfallsPersonenmitAbschlussaneinerBerufsakademie.

Page 27: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

Seite 27

Kapitel V. ALG-II-BezugundErwerbstätigkeit

UmfangundArtderErwerbstätigkeitentscheidenmaßgeblichüberdieVorlageeiner

ALG-II-Bedürftigkeit.ZweiDritteldernichterwerbstätigenAlleinerziehendenbeziehen

ALGII,vondenErwerbstätigenerhalten24Prozentalssogenannte„Aufstockerinnen“

zusätzlichzuihrerEntlohnungALG-II-Leistungen.

UmdieSituationderAufstockerinnengenauerbeschreibenzukönnen,isteineDifferen-

zierungderErwerbstätigennachregulärenArbeitsverhältnissenundbesonderen,

öffentlichgefördertenBeschäftigungsformensinnvoll.19EtwazweiDritteldererwerbs-

tätigenAlleinerziehendenarbeiteninregulärenArbeitsverhältnissen,einDrittelin

besonderen,gefördertenBeschäftigungsformen.DieseVerteilungentsprichtim

WesentlichenderbeierwerbstätigenMütterninPaarfamilien.

DieBetrachtungnachArtderErwerbstätigkeitbeiAlleinerziehendenzeigthier,dass

dreiViertelderAufstockerinneninbesonderen,gefördertenBeschäftigungsformen

tätigsind.DieALG-II-BezugsquotebeiAlleinerziehendeninbesonderenBeschäftigungs-

formenliegtmit54,8ProzentunterdementsprechendenAnteilderNichterwerbstäti-

gen,abererheblichüberdemAnteilbeiAlleinerziehendeninregulärenBeschäfti-

gungsverhältnissen:VondenAlleinerziehendeninregulärenBeschäftigungsformen

benötigtlediglichjedezehntezusätzlichesArbeitslosengeldII.BeidieserGruppeist

davonauszugehen,dasssiesichzueinemgroßenTeilaufgrundderkindbezogenen

MehrausgabenunddenregionalsehrunterschiedlichenWohnungskostenimALG-II-

Bezugbefinden,insbesonderedann,wenndieKindernochkleinsindundeineVollzei-

terwerbstätigkeitnurschwierigzurealisierenist.

Abbildung 11: ALG-II-Bezug alleinerziehender Frauen nach Art der Erwerbstätigkeit

Alleinerziehende nach Erwerbstätigkeit

54,8 %66,5 %

45,2 %33,5 %

90,7 %

0 %

20 %

40 %

60 %

80 %

100 %

reguläre Beschäftigungsformen

geförderteBeschäftigungsformen

nicht arbeitend

ALG-II-Bezug kein ALG-II-Bezug

9,3 %

Quelle: PASS 2006/2007, IAB; Mikrozensus 2007; eigene Berechnungen

19InderBefragungwerdenbesondereBeschäftigungsformenanhandderFrage„HandeltessichbeiIhrerTätigkeitumeineöffentlichgeförderteBeschäftigung,wiez.B.einen1-Euro-Job,eineArbeitsbeschaffungs-maßnahme(ABM)odereinegeförderteSelbstständigkeit?“erfasst.Sinngemäßenthalten–wennauchinderBeispielaufzählungderFragenichtexplizitgenannt–sindauchArbeitsgelegenheiten(AGH)inderMehraufwands-undinderEntgeltvariante.DiezumBefragungszeitpunktnochgefördertenABMsindmitt-lerweilemitdemGesetzzurNeuausrichtungderarbeitsmarktpolitischenInstrumenteseitdem1.1.2009weggefallen,unverändertstehenjedochAGHinderMehraufwands-undEntgeltvariantezurVerfügung.

Page 28: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

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Kapitel VI. VI.DemoskopischeBefundezurLebens-situationvonAlleinerziehenden

UmdieLebensumständevonAlleinerziehendenauchinHinblickaufihreeigeneSicht

darstellenzukönnen,sinddieDatenderamtlichenStatistikdurchErgebnisseausde-

moskopischenUntersuchungenergänztworden.ImFolgendenwerdenInformationen

überfamiliäreBeziehungen,diesozialeEinbindungunddiesubjektiveEinschätzung

dereigenenSituation,EinstellungenbezüglichdereigenenBerufstätigkeitsowieder

UnterstützungsbedarfanhandvonBefragungendesInstitutsfürDemoskopieAllens-

bachherangezogen.

6.1ZufriedenheitundsozialeEinbindung

ImAuftragdesBundesministeriumsfürFamilie,Senioren,FrauenundJugendwurde

vomInstitutfürDemoskopieAllensbachimHerbst2008einerepräsentativeBefragung

vonAlleinerziehendendurchgeführt,dieAufschlussgibtüberdieZufriedenheitvon

AlleinerziehendenmitihrerLebenssituation.20

Zufriedenheit

TrotzdergestiegenenVerbreitungundAkzeptanzderFamilienform„alleinerziehend“

entsprichtdasLebenohnePartnerlediglichbei14ProzentderAlleinerziehendender

Wunschvorstellung.83ProzentwürdensichdasZusammenlebenmiteinerPartnerin

odereinemPartnerwünschen.

TendenzielloderausdrücklichunzufriedenmitdemeigenenLebenistdennochnurein

FünftelderAlleinerziehenden.DiegrößtenProblemesehenvieleAlleinerziehendein

ihrerschlechtenfinanziellenSituationundihrerschwachensozialenAbsicherung.Die

ZufriedenheitmitdenwirtschaftlichenVerhältnissenwirddeutlichschlechterbeurteilt

alsdieZufriedenheitmitdenLebensumständeninsgesamt:LediglichdieHälfteder

AlleinerziehendenistmitihrerfinanziellenSituationzufrieden.VonderanderenHälfte,

dietendenzielloderdeutlichunzufriedenmitderfinanziellenSituationist,gibtdieHälf-

tean,sichwirtschaftlichziemlicheinschränkenzumüssen.Starkausgeprägtistdabei

derUnterschiedzwischenberufstätigenundnichtberufstätigenAlleinerziehenden:

WährendvondenberufstätigenMütternkaumeinevongrößerenProblemenberichtet,

istesbeidenNichtberufstätigenmehralsjedeSechste.Weitere38Prozentdernicht

berufstätigenMüttergebenan,sichziemlicheinschränkenzumüssenundsichnurdas

Notwendigsteleistenzukönnen–deutlichmehralsbeidenberufstätigenMüttern,bei

denen22ProzentvonderartigenEinschränkungenberichten.

20InstitutfürDemoskopieAllensbach(2008).Alleinerziehende:LebenssituationundArbeitsverhältnisse.

Page 29: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

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Kapitel VI. Abbildung 12: Zufriedenheit Alleinerziehender mit dem Leben insgesamt und der finanziellen Situation

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 %

Stufe 10 und 9 (10 = „völlig zufrieden“)

Stufe 8, 7 und 6

Stufe 5

Stufe 4, 3 und 2

Stufe 1 und 0 (0 = „überhaupt nicht zufrieden“)

keine Angabe

Im Durchschnitt

Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt Zufriedenheit mit der finanziellen Situation

11 %

53 %

18 %

2 %

1 %

4 %

33 %

35 %

13 %

6,2 %4,6 %

15 %15 %

Quelle: Alleinerziehendenbefragung IfD Allensbach 2008

Charakteristisch–insbesonderefürdieLebenslagejungerAlleinerziehender–istes,dass

Problemlagenkumuliertauftreten.DieErgebnissederAlleinerziehendenbefragungzei-

gen,dassProblemezumeistdurchdasAusbleibenvonUnterhaltszahlungen(bei40Pro-

zentallerAlleinerziehenden),durcheinschwachesfamiliäresNetz(25Prozent)sowiedie

NichtberufstätigkeitbeiFehleneinesberufsqualifizierendenAbschlusses(14Prozent)

verursachtwerden.15ProzentallerAlleinerziehendensinddabeivonzweiUrsachen

gleichzeitigbetroffen.

BeziehungzurHerkunftsfamilie

BeiderErziehungihrerKinderundderBewältigungdesAlltagsistnureinTeilder

Alleinerziehendenwirklichaufsichalleinegestellt.69ProzentderAlleinerziehenden

habenihreElternoderandereengeVerwandteinderNähe,diesiemeistauchunterstüt-

zen.EbensovieleAlleinerziehendebeschreibendenZusammenhaltinihrerFamilieals

engodersehreng.DamitgleichtdieGruppeimWesentlichendenMütternundVätern

inPaarbeziehungen.EtwasgrößerfälltunterdenAlleinerziehendenallerdingsderKreis

jeneraus,dienurineinwenig(20Prozent)oderkeinenges(5Prozent)Familiennetz

eingebundensind.DiemeistenAlleinerziehendensindsichsicher,dasssiebeiProble-

menaufihreFamiliebauenkönnen:70Prozentsinddavonüberzeugt,nur18Prozent

habenZweifeldaran.

VergleichsweisegroßsinddiesbezüglicheZweifelallerdingsgeradeinderGruppejener,

dieauchmitihrerwirtschaftlichenSituationunzufriedensind:VondiesenAlleinerzie-

hendensind28ProzentnichtvonderZuverlässigkeitihrerFamilieüberzeugt.Generell

größersinddieZweifelanderFamilie,wennesumfinanzielleUnterstützunginNotsitu-

ationengeht.HierwürdenurdieHälfteaufUnterstützungdurchihreFamiliebauen;ein

DrittelhätteZweifeloderwürdesichnichthelfenlassen.

Page 30: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

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Kapitel VI. BeziehungzudenKindern

DieBeziehungzuihrenKindernbeschreibenAlleinerziehendefastausschließlichals

(sehr)eng(92Prozent).ObdasVerhältnisdabeialssehreng(56Prozent)oderalseng

(36Prozent)empfundenwird,hängtimWesentlichenvomAlterderKinderab:Mitdem

HeranwachsenderKindernimmtdieIntensitätderBindungab.AuchbeidiesenBewer-

tungengibtespraktischkeinenUnterschiedzudenEmpfindungenvonElterninPaar-

beziehungen.

35ProzentderAlleinerziehendenberichtenallerdings,öfterProblememitdenKindern

zuhaben.DieserWertliegtüberdementsprechendenAnteilvonMütternundVäternin

Partnerschaften(25Prozent).VergleichsweisegroßsinddeshalbauchBefürchtungenim

HinblickaufdieErziehungderKinder/denUmgangmitKindern:41ProzentderAlleiner-

ziehendenfürchten,dassesihnennichtgelingt,ihrenKinderndierichtigenWerteund

Verhaltensweisenzuvermitteln,37Prozent,dasssienichtgenugZeitfürihreKinder

haben.

SozialeEinbindung

EtwaeinFünftelderAlleinerziehendenlebtbereitswiederineinerfestenPartnerschaft–

auchwennkeingemeinsamerHaushaltgeführtwird.Darüberhinausistdiesoziale

EinbindungderAlleinerziehendenjenseitsderFamilienichtnennenswertschwächer

alsbeiElterninPartnerschaften:86ProzentderAlleinerziehendenhabeneinenfesten

Freundeskreis,mitdemsiesichregelmäßigtreffen.Meisthandeltessichdabeium

langjährigeFreundeundBekannte.Nur12Prozenterklären,dasssiekeinenFreundes-

kreishätten.DieGruppedersozialweitgehendIsolierten,diesowohlohneBekannteals

auchohnefestenFreundeskreisundohneengenFamilienzusammenhaltauskommen

müssen,umfasst4ProzentderAlleinerziehenden.

6.2ErwerbsbezogeneEigenschaftenundEinstellungen

DerWunschnachBerufstätigkeitistbeialleinerziehendenMütterndeutlichstärker

verbreitetalsbeiMütterninPaarhaushalten.DieAllensbach-Befragungzeigthierähnli-

cheErgebnissewiediedargestelltenDatenausdemMikrozensus:65Prozentderbefrag-

tenalleinerziehendenMüttergebenan,berufstätigzusein.21Weitere23Prozentwür-

denaußerdemgerneberufstätigsein,sodasssicheinGesamtkreisvonBerufstätigenund

Berufsinteressiertenvonfast90ProzentunterdenAlleinerziehendenbefindet.22

AuchdieArbeitszeitwünscheverdeutlichendieausgeprägteErwerbsneigungAlleiner-

ziehender–insbesonderewennmandieAussagenfürdiesogenanntenAufstockerin-

nenauswertet.DieAllensbach-Ergebnissezeigen,dass42Prozentderberufstätigen

Alleinerziehenden,diezusätzlichALGIIoderKinderzuschlagbeziehen,gerneihre

Arbeitszeitausdehnenwürden.EinesolcheAusdehnungistjedochdurchbetriebliche

Gründemeistnichtmöglich.66ProzentderAlleinerziehendeninsgesamtsehendieses

Problem,sogar75ProzentderAufstockerinnengebendiesalsGrundan.23

21DerMikrozensusweisteineErwerbstätigenquotevon62Prozentaus(vgl.S.5).22AlleinerziehendenbefragungIfDAllensbach2008.23AlleinerziehendenbefragungIfDAllensbach2008.

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Kapitel VI. ErgänzendzudensozialstatistischenAuswertungenbestätigendiedemoskopischen

Ergebnisse,dassAlleinerziehendeaufgrundihrerEigenschaftenundEinstellungen

verantwortungs-undeinsatzbereitePersönlichkeitensind.IhreEinstellungenbezüglich

dereigenenBerufstätigkeitsinddabeivoneinemebensogroßenInteressegeprägtwie

beinichtalleinerziehendenFrauen.

EbenfallsdurchdasInstitutfürDemoskopieAllensbachimRahmeneinerWerbeträger-

analysedurchgeführteBefragungenzeigenz.B.,dassalleinerziehendeFrauenimVer-

gleichzuFrauenausPaarhaushaltenhäufigerderAussagezustimmen,dasssiekontakt-

freudigsind,gerneVerantwortungübernehmenundanderenöfterRatschlägeoder

Empfehlungengeben.DiedarüberhinausabgefragtenEigenschaften,wiez.B.die

SelbsteinschätzungdereigenenDurchsetzungs-undÜberzeugungskraftoderder

Selbstsicherheit,sindtendenziellähnlichausgeprägtwiebeinichtalleinerziehenden

Frauen.

Abbildung 13: Allgemeine Persönlichkeitsmerkmale und Eigenschaften

(Anteil der Zustimmung in Prozent)

20

44

52

59

68

10

22

22

21

31

41

46

43

54

53

64

25

38

33

50

16

23

0 % 20 % 40 % 60 % 80 %

alleinerziehende Frauen nicht alleinerziehende Frauen

Ich gebe anderen oft Ratschläge, Empfehlungen

Gewöhnlich rechne ich bei dem, was ich mache, mit Erfolg

Ich übernehme gerne Verantwortung

Es macht mir Spaß, andere von meiner Meinung zu überzeugen

Ich übernehme bei Unternehmungen gerne die Führung

Ich merke öfter, dass sich andere nach mir richten

Ich habe oft das Gefühl, dass man ohnehin nichts bewirken kann

Es fällt mir leicht, neue Leute kennenzulernen

Ich bin anderen oft einen Schritt voraus

Ich kann mich gut durchsetzen

Ich bin selten unsicher, wie ich mich verhalten soll

Quelle: AWA, IfD Allensbach

AuchdieAbfrageberufsbezogenerWerteundEigenschaftenverdeutlicht,dassHand-

lungsorientierungundLeistungsbereitschaftbeiFrauenunabhängigvonderFamilien-

formnahezuidentischausgeprägtsind.

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Kapitel VI. Abbildung 14: Berufsbezogene Werte und Eigenschaften (Anteil der Zustimmung in Prozent)

30

24

31

38

48

52

62

41

22

51

60

48

0 % 20 % 40 % 60 % 80 %

Viel leisten

Hohes Einkommen

Kreativ sein

Erfolg im Beruf

Immer Neues lernen

Gute, vielseitige Bildung

alleinerziehende Frauen nicht alleinerziehende Frauen

Quelle: AWA, IfD Allensbach

BeruflicheMotivation

DiehöhereNotwendigkeit,alsalleinerziehendeMutterzumLebensunterhaltderFami-

liebeizutragenodersogarganzdafürverantwortlichzusein,findetseineEntsprechung

ineinerausgeprägterenberuflichenMotivationalsbeiMüttern,dienichtalleinerzie-

hendsind.SoistbeispielsweisedieZustimmung,dassmanimeigenenBerufaufgeht

undhartarbeitetbeiAlleinerziehendenmit26ProzentumsiebenProzentpunktehöher

alsbeiNichtalleinerziehenden.DerWunsch,imBerufkürzerzutreten,ummehrZeitfür

dieFamiliezuhaben,triffthingegenfür40ProzentderMütterausPaarhaushalten,aber

nurfür32ProzentderalleinerziehendenMütterzu.WeiterhinäußernAlleinerziehende

miteinerknapp60-prozentigenZustimmungdeutlichöfterdenWunsch,mitdereige-

nenBerufstätigkeitihreUnabhängigkeitzusichern.BeinichtalleinerziehendenMüt-

ternliegtdieZustimmungnurbei43Prozent.

BeruflicheAmbitionendeckensichbeiAlleinerziehendendarüberhinausmiteinem

hohenInteresseanberuflicherWeiterbildung.36Prozentvonihnenzeigensichbeson-

dersinteressiertimVergleichzu27ProzentbeidenNichtalleinerziehenden.

6.3Unterstützungsbedarf

DurchdieüberwiegendalleinausgeübteErziehungsverantwortungsindAlleinerzie-

hendeinbesondererWeiseauflokaleUnterstützungsangeboteangewiesen.Damitist

insbesondereeineflexible,verlässlicheundqualitativguteKinderbetreuunggemeint.

DarüberhinausgehendwerdenaberauchlokaleUnterstützungsangebotesowieflexib-

leArbeitszeitregelungenoderfinanzielleHilfenbenötigt.

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Kapitel VI. DiefolgendeAbbildungzeigtdiezehnamhäufigstengenanntenUnterstützungswün-

schevonAlleinerziehenden.Mit68bzw.54Prozentwerdendiestärkerefinanzielle

UnterstützungdurchdenStaatsowiediefinanzielleUnterstützunginNotsituationen

amhäufigstengenannt,gefolgtvoneinerstärkerenAnerkennungvonErziehungszei-

tenmit44Prozent.EinzweiterBereichbetrifftmitflexiblerenArbeitszeiten(41Prozent)

undmehrTeilzeitangeboten(35Prozent)RegelungenamArbeitsplatz.EsfolgenWün-

schezurflexiblenBetreuungderKinder,seiesalsFreizeitbetreuung(33Prozent),in

Krippen,KindergärtenundSchulen(31Prozent)oderinFormvoninstitutionellenGanz-

tagsangeboten(30Prozent).AnneunterundzehnterStellewerdenvon27bzw.25Pro-

zentderAntwortendenaberauchBeratungsangebotedurchdieAgenturfürArbeitbzw.

BeratungsangeboteinErziehungs-undUnterhaltsfragengewünscht.

Abbildung 15: Unterstützungsbedarf von Alleinerziehenden (Mehrfachnennungen)

27

41

54

68

31

35

33

44

25

30

0 % 20 % 40 % 60 % 80 %

Bessere Beratung in Unterhalts- und Erziehungsfragen

Beratungsangebote für Alleinerziehende durch die Agentur für Arbeit

Mehr Ganztagskindergärten und -schulen

Flexiblere Betreuungszeiten in Krippen, Kindergärten, Schulen

Mehr Freizeitangebote

Mehr Teilzeitangebote

Flexiblere Arbeitszeiten

Stärkere Anerkennung von Familienzeiten

Staatliche Unterstützung in Notsituationen

Finanzielle Unterstützung durch den Staat

Quelle: Alleinerziehendenbefragung IfD Allensbach 2008

Danachgefragt,welcheBetreuungsangebotevorOrtfehlen,antwortendiebefragten

Alleinerziehenden,dassinsbesondereeineAusweitungschulischerAngebotefürden

Nachmittaggewünschtwird.24

24ImSchuljahr2005gabeslauteinerStatistikderKultusministerkonferenzbundesweit8.266staatlicheundprivateVerwaltungseinheitenmitGanztagsbetrieb.DasfürdieJahre2003bis2007aufgelegteInvestitions-programm„ZukunftBildungundBetreuung“inHöhevon4MilliardenEuroermöglichtedieEinrichtungvonetwa5.700–vorallemdurchUmbau–zusätzlichenGanztagsschulen.

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Kapitel VI. Abbildung 16: Gewünschte Betreuungsangebote von Alleinerziehenden (Mehrfachnennungen)

2

5

7

7

11

14

19

3

4

4

6

1

3

0 % 5 % 10 % 15 % 20 %

Halbtagsschule (8–13 Uhr)

Kindergarten (3–6 Jahre) halbtags (8–13 Uhr)

Kinderfrau (kommt ins Haus)

Tagesmutter

Kinderkrippe (0–3 Jahre) halbtags (8–13 Uhr)

Kindergarten (3–6 Jahre) ganztags (8–17 Uhr)

Vorschule

Kinderhort (6–12 Jahre)

Betriebskindergarten

Kinderkrippe (0–3 Jahre) ganztags (8–17 Uhr)

Ganztagsschule mit Unterricht am Nachmittag

Mittagessen in der Schule

Ganztagsschule mit Betreuungsangeboten am Nachmittag

Quelle: Alleinerziehendenbefragung IfD Allensbach 2008

Page 35: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

Seite 35

Kapitel VII. VII.„Typen“vonAlleinerziehenden

DieZusammensetzungderGruppealleinerziehenderMüttererweistsichnachden

vorliegendenempirischenErgebnissensowiequalitativangelegterStudienalssehr

heterogen(vgl.z.B.Ottetal.2003;Schneideretal.2001).InderLiteraturfindensich

daherzahlreicheAnsätzefüreineTypenbildungvonAlleinerziehenden.SolcheTypisie-

rungenreichenvonarbeitsmarktintegriertenAlleinerziehenden,dieerwerbstätigsind

undBetreuungsangebotenutzenkönnen,umeinerexistenzsicherndenArbeitnachzu-

gehen,biszu„arbeitsmarktfernen“Alleinerziehendenmitbislanggeringemoderkei-

nemKontaktzumErwerbsleben(Kull/Riedmüller2007).25AlsErgänzungzudieserallge-

meinenerwerbsbezogenenTypologiealleinerziehenderMütterermöglichtdievon

NotburgaOttaufgestellteCharakterisierungvonAlleinerziehendenimSozialhilfebezug

ErkenntnisseüberBewältigungsstrategienunddazupassendeUnterstützungsleistun-

gen.26SogehteseinerseitsumdieBereitstellungvonflexiblenKinderbetreuungsange-

botenundandererseitsbeispielsweiseumeinekomplexereLebensbegleitungund

StrukturierunginFällenmitschwerwiegendenProblemlagen.

HinsichtlichderMerkmale„ArtderErwerbstätigkeit“bzw.„Nichterwerbstätigkeit“und

„BezugvonArbeitslosengeldII“lassensichsechsGruppenAlleinerziehenderbilden,die

imFolgendennäheranalysiertwerden.DieGruppenbildungerfolgtaufBasisdesPASS-

DatensatzesdesIABundermöglichteinedifferenzierteDiskussion,diedarstellt,an

welchemPunktMaßnahmenzurwirksamenUnterstützungAlleinerziehenderansetzen

müssen.

DiequantitativbedeutendsteGruppebildenmitrund37ProzentAlleinerziehendendie

regulärErwerbstätigenohneALG-II-Bezug.

25ZielderempirischbasiertenTypologieistdieDarstellungderheterogenenArbeitsmarktsituationderPersonengruppealleinerziehenderFraueninprägnantenTypen.DieEntwicklungderErwerbstypologiefüralleinerziehendeFrauenorientiertsichanH.J.Andreß’StudiezuVerhaltensweisenarmerHaushalteausdemJahr1999.DerErwerbstypologieliegenhierDatendesSOEPzugrunde.AlsalleinerziehendgeltenhierdieFrauen,diesowohl2003alsauchimFolgejahrohneEhe-oderLebenspartner(oderauchweitereerwachsenePersonen)mitihremKindoderKindernbiseinschließlich16JahrenineinemHaushaltlebten.EswerdendieErwerbs-undLebenszeiträumezwischen1992und2003betrachtet,beijüngerenBefragtenbeträgtderBetrachtungszeitraummindestensfünfJahre.EsliegteinSamplevon107Fällenvor.

26Ottetal.2003,S.13ff.DieTypologisierungerfolgthierdurchdieAuswertungqualitativerInterviews.

Page 36: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

Seite 36

Kapitel VII. Tabelle 5: Alleinerziehendengruppen nach Art der Erwerbstätigkeit und ALG-II-Bezug

(Prozentanteile an allen Alleinerziehenden)

ErwerbstätigeNicht-

erwerbstätigein regulären Beschäftigungs-verhältnissen

in geförderten Beschäftigungsformen

ohne ALG-II-Bezug 37% 9% 13%

mit ALG-II-Bezug 4% 12% 25%

Quelle: PASS 2006/2007, IAB, eigene Berechnungen

DiezweitstärksteGruppebildenmiteinemViertelalleralleinerziehendenFrauendie

Nichterwerbstätigen,dieALGIIbeziehen.Weitere13Prozentderalleinerziehenden

Frauensindnichterwerbstätig,ohnedasssieALG-II-Leistungenbeziehen.Jedefünfte

Alleinerziehendearbeitetinbesonderen,gefördertenBeschäftigungsformen,9Prozent

beziehendabeikeinALGIIund12ProzenterhaltenALG-II-Leistungen.4Prozentaller

alleinerziehendenFrauenerhaltenschließlichALGIIzusätzlichzuderEntlohnungaus

einerregulärenErwerbstätigkeit.

7.1RegulärErwerbstätigeohneALG-II-Bezug

DieGruppederAlleinerziehenden,dieinregulärenBeschäftigungsverhältnissen

erwerbstätigsindundkeinALGIIbeziehen,verfügtübereinehöhereberuflicheBildung

alsderDurchschnittallerAlleinerziehenden.MütterohneberuflicheBildungbzw.mit

Anlernausbildungsindhiermitknapp9Prozentgegenüber24ProzentbeiallenAllein-

erziehendendeutlichunterrepräsentiert.DieHochqualifiziertenmit(Fach-)Hochschul-

abschlusssinddagegenmitgut22Prozentgegenüber12,5ProzentbeiallenAlleinerzie-

hendenüberrepräsentiert.

Abbildung 17: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach beruflichem Abschluss

8,5 %

24,1 %

69,3 %62,0 %

12,5 %

22,2 %

0 %

20 %

40 %

60 %

80 %

100 %

Erwerbstätig ohne ALG II Alle Alleinerziehenden

keine/Anlernausbildung Berufsfachausbildung (Fach-)Hochschulabschluss

Quelle: PASS 2006/2007, IAB, eigene Berechnungen

Page 37: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

Seite 37

Kapitel VII. WährendsichregulärerwerbstätigeAlleinerziehendeohneALG-II-Bezughinsichtlich

derZahlihrerKindernichtvonanderenAlleinerziehendenunterscheiden,zeigtsich

beimAlterdesjüngstenKindeseindeutlicherEinfluss.Lediglich16Prozent–gegenüber

36ProzentallerAlleinerziehenden–derregulärErwerbstätigenohneALG-II-Bezug

habenKinderuntersechsJahren.AlleinerziehendemitKindernunterdreiJahrenstellen

innerhalbderGruppemitwenigeralseinemProzentdieAusnahmedar.Alleinerziehen-

demitälterenKindern,insbesonderemitdemjüngstemKindzwischen11und15Jahren

sinddagegendeutlichüberrepräsentiert.Dieszeigt,dassAlleinerziehendemitKindern

biszumSchulalterdeutlichschlechtereMöglichkeitenbesitzen,durcheineErwerbstä-

tigkeiteineALG-II-Bedürftigkeitzuvermeiden.

Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes

11 %

1 %

23 %

15 % 32 % 16 %

28 %

36 %

24 % 14 %

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

Alle Alleinerziehenden

Erwerbstätig ohne ALG II

unter 3 Jahre 3–6 Jahre 7–10 Jahre 11–15 Jahre 16–17 Jahre

Quelle: PASS 2006/2007, IAB, eigene Berechnungen

Einähnlicher,aufdasAlterdesjüngstenKindeszurückführbarerZusammenhangzeigt

sichauchbeidemAlterderAlleinerziehendenselbst.87ProzentderregulärErwerbstä-

tigenohneALG-II-Bezugsind35Jahreoderältergegenüber69ProzentallerAlleinerzie-

henden.25-bis35-Jährigefindensichmit12Prozent(gegenüber25Prozent)undunter

25-JährigemiteinemProzent(gegenüber6Prozent)dagegendeutlichseltenerinder

Gruppe.

EinendeutlichenEinflussaufdieALG-II-BedürftigkeitregulärbeschäftigterAlleinerzie-

henderbesitztzudemderUmfangderErwerbstätigkeit.Nur4ProzentderinVollzeit

undregulärenBeschäftigungsverhältnissenerwerbstätigenAlleinerziehendenbezie-

henALGII.BeieinerregulärenErwerbstätigkeitzwischen16und34Stundeninder

WocheliegtderAnteilderALG-II-Beziehendenbei11Prozent,beieinerBeschäftigung

unter16Stundendagegenbei22Prozent.

DieGruppederAlleinerziehenden,dieohneergänzendenALG-II-Bezugeinerregulären

Erwerbstätigkeitnachgehen,istdamitcharakterisiertdurcheineüberdurchschnittliche

Berufsbildung,einhöheresAlterundältereKinderimSchulaltersowiedurcheineüber-

durchschnittlichhoheVollzeiterwerbstätigkeit.

Page 38: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

Seite 38

Kapitel VII. 7.2RegulärErwerbstätigemitALG-II-Bezug

DieGruppederAlleinerziehenden,dieeinereguläreErwerbstätigkeitdurchALG-II-

Bezügeaufstocken,istmitetwavierProzentallerAlleinerziehendenrelativklein.

IndieserGruppesindAlleinerziehendemitberuflichemFachabschlussmit76Prozent

überproportionalstark,Hochschulabsolventinnensowieun-undangelernteAllein-

erziehendedagegenselteneralsimDurchschnittallerAlleinerziehendenvertreten.

Abbildung 19: Regulär beschäftigte Alleinerziehende mit ALG-II-Bezug („Aufstockerinnen“) nach beruflichem Abschluss

14,8 %

24,1 %

75,7 %

62,0 %

12,5 %8,4 %

0 %

20 %

40 %

60 %

80 %

100 %

Aufstocker Alle Alleinerziehenden

keine/Anlernausbildung Berufsfachausbildung (Fach-)Hochschulabschluss

Quelle: PASS 2006/2007, IAB, eigene Berechnungen

Über80ProzentderAufstockerinnenarbeiteninTeilzeit,wobeigut20ProzentinTeil-

zeitunter16StundeninderWochearbeiten.BeiderAltersstrukturderAufstockerinnen

sindAlleinerziehendezwischen25und35Jahrenüberproportionalvertreten(34Pro-

zentgegenüber25Prozent),währendjüngereundauchältereAlleinerziehendesich

etwasseltenerindieserGruppefinden.ZudemhabenAufstockerinnenhäufigerals

andereAlleinerziehendenureinKind.

BezüglichdesAltersdesjüngstenKindeszeigtsich,dassAlleinerziehendemitKindern

imKindergartenaltermit27ProzentsowohlgegenüberallenAlleinerziehendenwie

auchgegenüberregulärErwerbstätigenohneALG-II-BezuginderGruppederAufsto-

ckerhäufigervertretensind.AlleinerziehendemitKindernunterdreiJahrenbilden

auchindieserGruppemit4ProzenteineAusnahme.

Page 39: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

Seite 39

Kapitel VII. Abbildung 20: Regulär beschäftigte Alleinerziehende mit ALG-II-Bezug („Aufstockerinnen“)

nach dem Alter des jüngsten Kindes

Alter des jüngsten Kindes

11 %

4 %

23 %

27 % 32 % 6 %

28 %

32 %

24 % 14 %

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

Alle Alleinerziehenden

Aufstocker

unter 3 Jahre 3–6 Jahre 7–10 Jahre 11–15 Jahre 16–17 Jahre

Quelle: PASS 2006/2007, IAB, eigene Berechnungen

Somitzeigtsich,dassAlleinerziehende,dieeinerregulärenBeschäftigungnachgehen,

vorallemdannzusätzlichALGIIbeziehen,wenndieKinderimKindergartenaltersind

unddieAlleinerziehendeninTeilzeitarbeiten.DietypischeberuflicheQualifikationder

AufstockerinnenistdabeieinFachabschluss.

7.3AlleinerziehendeingefördertenBeschäftigungsformenohneALG-II-Bezug

DieGruppederAlleinerziehendeninbesonderen,gefördertenBeschäftigungsformen

wieMini-undEin-Euro-JobssowieArbeitsbeschaffungsmaßnahmenu.Ä.entspricht

9ProzentallerAlleinerziehenden.

DieberuflicheQualifikationdieserGruppeliegtleichtunterdemDurchschnittaller

Alleinerziehenden:MiteinemAnteilvon29ProzentsindAlleinerziehendeohneberufli-

chenAbschlussetwashäufigerundHochschulabsolventinnenmit6Prozentseltener

vertreten.DiesesniedrigereberuflicheQualifikationsniveauunterscheidetdieGruppe

deutlichvondenErwerbstätigeninregulärenBeschäftigungsverhältnissen,diekein

ALGIIbeziehen.

Page 40: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

Seite 40

Kapitel VII. Abbildung 21: Alleinerziehende in geförderten Beschäftigungsformen ohne ALG-II-Bezug

nach beruflichem Abschluss

28,7 % 24,1 %

65,4 % 62,0 %

12,5 % 6,0 %

0 %

20 %

40 %

60 %

80 %

100 %

Geförderte Beschäftigungsformen ohne ALG II Alle Alleinerziehenden

keine/Anlernausbildung Berufsfachausbildung (Fach-)Hochschulabschluss

Quelle: PASS 2006/2007, IAB, eigene Berechnungen

AlleinerziehendemitKindernimKrippen-undVorschulaltersindinderGruppeder

Mini-undEin-Euro-JobberohneALG-II-BezugimVergleichzuallenAlleinerziehenden

deutlichseltenervertreten.DagegensindAlleinerziehende,derenjüngstesKindüber

15Jahrealtist,mit40Prozenterheblichüberrepräsentiert.

Abbildung 22: Alleinerziehende in geförderten Beschäftigungsformen ohne ALG-II-Bezug nach dem

Alter des jüngsten Kindes

11 %

2 %

23 %

14 % 29 % 40 %

28 %

14 %

24 % 14 %

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

Alle Alleinerziehenden

Geförderte Beschäftigungsformen ohne ALG II

unter 3 Jahre 3–6 Jahre 7–10 Jahre 11–15 Jahre 16–17 Jahre

Alter des jüngsten Kindes

Quelle: PASS 2006/2007, IAB, eigene Berechnungen

DieAltersstrukturderAlleinerziehendeningefördertenBeschäftigungsformenohne

ALG-II-BezugistdurcheinenhohenAnteilvonüber34-Jährigen(88Prozent)gekenn-

zeichnetundentsprichtderAltersverteilungderregulärErwerbstätigenohneALG-II-

Bezug.Alleinerziehendeunter25JahrenfindensichpraktischnichtindieserGruppe.

DieGruppederAlleinerziehendeningefördertenBeschäftigungsformenohneALG-II-

BezugistdamitvonderAltersstrukturderKinder–vorallemdemgeringenAnteilunter

sechsjährigerKinder–undderAlleinerziehendenselbstmitdenregulärErwerbstätigen

ohneALG-II-Bezugvergleichbar.AllerdingsliegtdieberuflicheQualifikationimDurch-

schnittdeutlichniedriger.

Page 41: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

Seite 41

Kapitel VII. 7.4AlleinerziehendeingefördertenBeschäftigungsformenmitALG-II-Bezug

DieGruppederAlleinerziehendeningefördertenBeschäftigungsformen,dieALGII

beziehen,umfassteinenAnteilvon12ProzentanallenAlleinerziehenden.

DerAnteilderAlleinerziehendenohneberuflichenAbschlussindieserGruppeliegt

etwaimDurchschnittallerAlleinerziehenden,PersonenmitHochschulabschlusssind

miteinemAnteilvon5ProzentdeutlichselteneralsimSchnittderAlleinerziehenden.

DasQualifikationsniveauliegtdurchdenhohenAnteilderAlleinerziehendenmit

Berufsfachausbildung(72Prozent)leichtüberdemNiveaudergefördertenBeschäftig-

tenohneALG-II-Bezug.

Abbildung 23: Alleinerziehende in geförderten Beschäftigungsformen mit ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes

11 %

6 %

23 %

29 % 31 % 17 %

28 %

17 %

24 % 14 %

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

Alle Alleinerziehenden

Geförderte Beschäftigungsformen mit ALG II

unter 3 Jahre 3–6 Jahre 7–10 Jahre 11–15 Jahre 16 –17 Jahre

Alter des jüngsten Kindes

Quelle: PASS 2006/2007, IAB, eigene Berechnungen

ImVergleichzudengefördertenBeschäftigtenohneALG-II-Bezugbefindensichin

dieserGruppedagegendeutlichmehrAlleinerziehendemitKindernimKindergarten-

alter.DerAnteilvon29ProzentinnerhalbderGruppeliegtebenfallsüberdementspre-

chendenAnteilbeiallenAlleinerziehendenvon23Prozent.DerAnteilderAlleinerzie-

hendenmitunterdreijährigenKindernliegtmit6ProzentdeutlichunterdemSchnitt

allerAlleinerziehenden.

DieAltersstrukturderAlleinerziehendenselbstistindieserGruppejüngeralsbeiallen

Alleinerziehenden:Zwarsinddieüber34-Jährigenauchhiermit59Prozentquantitativ

diestärksteAltersgruppe,derAnteilliegtaberunterdemWertvon69Prozentbeiallen

Alleinerziehenden.ÜberproportionalvertretenistdieGruppeder25-bis35-Jährigen

mit35Prozentgegenüber25ProzentbeiallenAlleinerziehenden.

CharakteristischfürdieGruppederAlleinerziehendeninbesonderenBeschäftigungs-

formensinddamitderhoheAnteilanKindernimKindergartenalterundderhohe

AnteilderAltersgruppeder25-bis35-Jährigen.ZudemsindgegenüberallenAlleiner-

ziehendendieHochschulabsolventinnenunterrepräsentiert.

Page 42: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

Seite 42

Kapitel VII. 7.5NichterwerbstätigeohneALG-II-Bezug

13ProzentderAlleinerziehendensindnichterwerbstätigundbeziehenkeinALGII.Ihr

HaushaltseinkommensetztsichbeispielsweiseausUnterhaltszahlungen,demBezug

vonALGIoderfamiliärerUnterstützungzusammen.DieQualifikationsstrukturdieser

GruppefälltleichtniedrigerausalsbeidenAlleinerziehendeninsgesamt:Alleinerzie-

hendeohneberuflicheAusbildungsindetwashäufiger,AlleinerziehendemitHoch-

schulabschlussetwasseltenervertreten.

AuffälligsterUnterschiedzuanderenAlleinerziehendenistdiehöhereKinderzahl:

58ProzentdernichterwerbstätigenAlleinerziehendenohneALG-II-Bezughabenzwei

odermehrKinder,beisämtlichenanderenhierbetrachtetenAlleinerziehendengruppen

liegtdieserAnteilnahebeidemGesamtdurchschnittvon45Prozent.

TypischfürdieGruppederNichterwerbstätigenohneALG-II-Bezugistzudem,dassdie

jüngstenKinderdeutlichjüngeralsimDurchschnittundzumeistimVorschulaltersind:

Bei41ProzentderAlleinerziehendenistdasjüngsteKind3bis6Jahrealt,beiweiteren

18ProzentunterdreiJahrealt.DagegenfindensichMütter,derenjüngstesKindüber

10Jahrealtist,deutlichseltenerindieserGruppealsimDurchschnitt.

Abbildung 24: Nicht erwerbstätige Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes

11 %

18 %

23 %

41 % 21 % 4 %

28 %

15 %

24 % 14 %

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

Alle Alleinerziehenden

Nicht erwerbstätig ohne ALG II

unter 3 Jahre 3–6 Jahre 7 –10 Jahre 11–15 Jahre 16–17 Jahre

Alter des jüngsten Kindes

Quelle: PASS 2006/2007, IAB, eigene Berechnungen

DieAltersstrukturderAlleinerziehendenistdabeileichtjüngeralsbeiallenAlleinerzie-

henden,wobeiinsbesondereFrauenunter25Jahren(10Prozentgegenüber6Prozent)

etwashäufigervertretensind.

NebenderhöherenKinderzahlsinddamitvorallemKinderimKindergarten-undKrip-

penaltercharakteristischfürdieGruppedernichterwerbstätigenAlleinerziehenden,

diekeineALG-II-Leistungenerhalten.

Page 43: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

Seite 43

Kapitel VII. KnappeinDrittel(31Prozent)derNichterwerbstätigenohneALG-II-Bezugsuchtaktiv

nacheinemArbeitsplatz.DienichterwerbstätigenAlleinerziehendenohneALG-II-

BezugnennenalsGründe,warumkeineArbeitgesuchtwird,amhäufigsten,dasssie

durchdieBetreuungihrerKindergebundensind(57Prozent).Aberaucharbeitsmarkt-

bezogeneGründe,nämlichdasseszuwenigoffeneStellengibt(45Prozent)oderdass

zuvorbereitserfolgloseineArbeitgesuchtwurde(44Prozent)werdenalswesentliche

ArgumentefürdieausbleibendeStellensuchegenannt.15Prozentgebenzudeman,

dassdieAufnahmeeinerErwerbstätigkeitzukeinerVerbesserungderfinanziellen

Situationführenwürde.

7.6NichterwerbstätigemitALG-II-Bezug

DieGruppedernichterwerbstätigenAlleinerziehendenmitALG-II-Bezugumfasst

25ProzentallerAlleinerziehenden.GegenüberdenanderenGruppensinddiejunge

AltersstrukturderKinderundderhoheAnteilanAlleinerziehendenohneberuflichen

Ausbildungsabschlusscharakteristisch.ZudemistderAnteilvonüber35-Jährigenim

Vergleichsehrgering.

43ProzentdernichterwerbstätigenAlleinerziehendenmitALG-II-Bezughabenkeine

odernureineAnlernberufsausbildung.DieserWertliegterheblichüberdemdurch-

schnittlichenAnteilAlleinerziehenderohneBerufsausbildungvon24Prozent.Entspre-

chendseltenerinderGruppederErwerbslosenmitALG-II-BezugsindAlleinerziehende

mitFachausbildung(47Prozentgegenüber62Prozent)undmit(Fach-)Hochschulab-

schluss(7Prozentgegenüber13Prozent).

Abbildung 25: Nicht erwerbstätige Alleinerziehende mit ALG-II-Bezug nach beruflicher Ausbildung

43,2 %

24,1 %

47,4 %

62,0 %

12,5 %6,8 %

0 %

20 %

40 %

60 %

80 %

100 %

Nicht erwerbstätig mit ALG II Alle Alleinerziehenden

keine/Anlernausbildung Berufsfachausbildung (Fach-)Hochschulabschluss

Quelle: PASS 2006/2007, IAB, eigene Berechnungen

Page 44: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

Seite 44

Kapitel VII. DieGruppedererwerbslosenAlleinerziehendenmitALG-II-Bezugweistgegenüberden

anderenbetrachtetenGruppendengrößtenAnteilanAlleinerziehendenmitjüngstem

KindunterdreiJahrenauf,diedamitunterdenZumutbarkeitsvorbehaltnach§10Abs.1

Nr.3SGBIIbeiderArbeitsmarktintegrationfallen.Mit31ProzentstellenAlleinerziehen-

demitKindernunterdreiJahrendenquantitativhöchstenAnteilunterdenNichter-

werbstätigenmitALG-II-Bezugdar.

Abbildung 26: Nicht erwerbstätige Alleinerziehende mit ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes

11 %

31 %

23 %

26 % 24 % 5 %

28 %

16 %

24 % 14 %

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

Alle Alleinerziehenden

Nicht erwerbstätig mit ALG II

unter 3 Jahre 3–6 Jahre 7–10 Jahre 11– 15 Jahre 16–17 Jahre

Alter des jüngsten Kindes

Quelle: PASS 2006/2007, IAB, eigene Berechnungen

WährendAlleinerziehendemitKindernzwischendreiundsechsJahreninderGruppe

derErwerbslosenmitALG-II-Bezugnochleichtüberrepräsentiertsind,sindAlleinerzie-

hendemitälterenKindernunterrepräsentiert.IhreAnteilenehmenmitweiterzuneh-

mendemAlterdesjüngstenKindesdeutlichab.

Abbildung 27: Nicht erwerbstätige Alleinerziehende mit ALG-II-Bezug nach Alter

5,8 %

12,9 %

25,2 %

43,3 % 44 %

69 %

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

Alle Alleinerziehenden

Nicht erwerbstätig mit ALG II

unter 25 25 bis unter 35 35 und älter

Alter der Alleinerziehenden

Quelle: PASS 2006/2007, IAB, eigene Berechnungen

Page 45: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

Seite 45

Kapitel VII. AuchdieAltersstrukturderAlleinerziehendenselbstistdeutlichjüngeralsbeiallen

Alleinerziehenden.DerAnteilderunter25-Jährigenliegtmit13Prozentmehralsdop-

peltsohochwiebeiallenAlleinerziehenden.DieGruppeder25-bis34-Jährigenist

ebenfallsdeutlichüberproportionalvertreten.InkeineranderenGruppeistzudemder

AnteilderAlleinerziehenden,die35Jahreundältersind,geringer.

VondennichterwerbstätigenAlleinerziehenden,dieALGIIerhalten,geben46Prozent

an,aktivnachArbeitsstellenzusuchen.Die54Prozent,dienichtnacheinerStelle

suchen,gebenmitAbstandamhäufigstenalsGrundan,dasssiedurchdieBetreuung

ihrerKindergebundensind(71Prozent).Amzweithäufigstenwirdaufdieproblemati-

scheArbeitsmarktlageverwiesen(32Prozent),zudemsagen22Prozent,dasssiezuvor

erfolglosgesuchthaben.GesundheitlicheGründestehenbei24ProzenteinerArbeitssu-

cheentgegen.16ProzentderNichterwerbstätigenmitALG-II-Bezuggebenan,dasssich

ihrefinanzielleLagedurchdieAufnahmeeinerErwerbstätigkeitnichtverbessernwür-

de.Knapp10ProzenthabenbereitseineStellegefundenbzw.inAussicht.

Abbildung 28: Nicht erwerbstätige Alleinerziehende nach ALG-II-Bezug: Gründe, keine Arbeit zu suchen (nur Alleinerziehende, die keine Arbeit suchen)

1, 1%

3,6 %

9,6 %

24,1 %

16,4 %

22,1 %

32,0 %

71,4 %

6,8 %

7,4 %

8,4 %

13,2 %

14,5 %

43,5 %

44,8 %

56,9 %

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 %

(bald) in Rente

Haushaltseinkommen reicht aus

bereits neue Stelle gefunden

gesundheitliche Gründe

finanzielle Lage würde nicht besser

zuvor erfolglos gesucht

es gibt zu wenig Stellen

durch Kinderbetreuung gebunden

Nicht erwerbstätig ohne ALG-II-BezugNicht erwerbstätig mit ALG-II-Bezug

Quelle: PASS 2006/2007, IAB, eigene Berechnungen

AusSichtdernichterwerbstätigenAlleinerziehendenmitALG-II-Bezugstelltdamitdie

GebundenheitdurchdieBetreuungihrerKindermitAbstanddasgrößteHindernisfür

dieAufnahmeeinerErwerbstätigkeitdar.

7.7Zusammenfassung:ErwerbsarbeitundALG-II-Bezug

DieAufnahmeeinerErwerbsarbeitbeeinflusstinhohemMaßedieALG-II-Bedürftigkeit.

Alleinerziehendesindbesondershäufigdannnichterwerbstätig,wennihreKinder

unterdreiJahrealtsind;dieBetreuungderKinderwirdauchalsHaupthindernisfürdie

AufnahmeeinerArbeitgenannt.EntsprechendhochistdieALG-II-Bezugsquotebei

AlleinerziehendenmitKleinkindern.DieseAlleinerziehendensindsehrhäufigunter

35Jahrealt.ZudembesitzteinhoherAnteildieserGruppekeinenberuflichenAusbil-

dungsabschluss.

Page 46: Vereinbarkeit Familie und Beruf für Alleinerziehende€¦ · Abbildung 18: Regulär beschäftigte Alleinerziehende ohne ALG-II-Bezug nach dem Alter des jüngsten Kindes ..... 37

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Kapitel VII. DieNotwendigkeit,einEinkommenausErwerbsarbeitzusätzlichmitALGIIaufzusto-

cken,istfastausschließlichaufErwerbstätigeinbesonderen,gefördertenBeschäfti-

gungsformensowieaufregulärErwerbstätigemitniedrigemWochenstundenumfang

beschränkt.DieseAufstockunginregulärenwieinbesonderenBeschäftigungsformen

findetsichvorallemdannhäufig,wenndiejüngstenKinderimKindergartenaltersind.

DiefolgendeÜbersichtfasstdietypischenCharakteristikaderAlleinerziehendengrup-

pen,dieALGIIbeziehen,zusammen:

Tabelle 6: Charakteristika der Alleinerziehendengruppen mit ALG-II-Bezug

Erwerbstätige mit ALG-II-BezugNichterwerbstätige

mit ALG-II-Bezug (25 Prozent)

in regulären Beschäftigungs-verhältnissen

(4 Prozent)

in geförderten Beschäftigungsformen

(12 Prozent)

I Überwiegendgutqualifiziert,häufigBerufsfachausbildung

I HäufigimAltervon25bis35Jahren

I HäufigKinderimKindergarten-alterundzwischen11und15Jahren

I HäufigBerufsfachausbildung,durchschnittlicherAnteilUnqualifizierter

I HäufigimAltervon25bis35Jahren

I HäufigKinderimKindergartenalter

I SehrhoherAnteilUnqualifizierter

I WenigeÄltere,häufigimAltervon25bis35Jahren,aberauchhoherAnteilunter25-Jähriger

I SehrhäufigKinderunterdreiJahren

SinddieKinderimSchulalter,insbesondereüber10Jahrealt,steigendieChancenauf

eineErwerbstätigkeitohneALG-II-Bezugerheblich.HierbeigelingtesAlleinerziehen-

denüber35JahrenundAlleinerziehendenmit(Fach-)Hochschulabschlussbesonders

häufig,durcheinereguläreBeschäftigungdenALG-II-Bezugzuvermeiden.

HoheErwerbsneigungvonAlleinerziehenden

WietiefergehendeAuswertungenderPASS-Befragungzeigen,möchtenAlleinerzie-

hende,dieeine(neue)Tätigkeitsuchen,inallerRegelmindestenshalbtagsarbeiten.Von

dennichtarbeitendenAlleinerziehenden,dieALGIIbeziehenundnacheinerTätigkeit

suchen,möchtenlediglich10Prozentwenigeralshalbtagsarbeiten.Vonallenanderen

AlleinerziehendengruppenwirdpraktischmindestenseineHalbtagsstellegewünscht.

DieHälftederALG-II-beziehendenAlleinerziehenden,dieausbesonderen,geförderten

BeschäftigungsformenherauseineneueTätigkeitsuchen,strebtVollzeitstellenan.

GenerellwirdderErwerbstätigkeitseitensderAlleinerziehendeneinäußersthoher

Stellenwertbeigemessen.DiegegenüberMütterninPaarhaushaltenausgeprägtere

ArbeitsorientierungistkeineswegsaufdenfinanziellenBedarfreduzierbar:54Prozent

derAlleinerziehenden(gegenüber41ProzentderMütterinPaarhaushalten)stimmen

etwaderAussagezu,auchdanngernezuarbeiten,wennsiedasGeldnichtbrauchen

würden.VonAlleinerziehendenwirdzudemhäufigeralsvonMütternausPaarhaushal-

tendieBedeutungvonArbeitfürdiesozialeIntegrationhervorgehoben:54Prozentder

Alleinerziehenden(gegenüber48ProzentderMütterinPaarhaushalten)stimmender

Aussagezu,dassArbeitwichtigsei,„weilsiedasGefühlgebe,dazuzugehören“.Die

BedeutungdiesersozialenIntegrationsfunktionderErwerbstätigkeitwirdvonAlleiner-

ziehendenmitALG-II-Bezug,dienichtoderingeförderterBeschäftigungerwerbstätig

sind,stärkerhervorgehobenalsvonAlleinerziehendenohneALG-II-Bezugbzw.inregu-

lärenBeschäftigungsverhältnissen.27

27PASS,IAB,eigeneBerechnungen,2008.

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Seite 47

Kapitel VII. ErwerbstätigkeitundLebenszufriedenheit

DiehoheBedeutungderErwerbstätigkeitundderMöglichkeitzurselbstständigen

SicherungdesLebensunterhaltsspiegeltsichnichtzuletztbeieinemVergleichderallge-

meinenLebenszufriedenheitderAlleinerziehendenwider.RegulärErwerbstätigesowie

AlleinerziehendeinbesonderenBeschäftigungsformen,dienichtzusätzlichaufALGII

angewiesensind,sinddeutlichzufriedeneralsNichterwerbstätigeundAlleinerziehen-

demitALG-II-Bezug. Abbildung 29: Generelle Lebenszufriedenheit Alleinerziehender nach Erwerbsstatus und ALG-II-Bezug

5,19

5,57

6,00

6,65

5,86

6,79

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

nicht erwerbstätig mit ALG II

nicht erwerbstätig ohne ALG II

geförderte Beschäftigungsformen mit ALG II

geförderte Beschäftigungsformen ohne ALG II

Aufstocker

erwerbstätig ohne ALG II

ganz und gar unzufrieden

ganz und gar zufrieden

Mittelwerte

Frage: Wie zufrieden sind Sie gegenwärtig, alles in allem, mit Ihrem Leben?(Mittelwerte von 0 = ganz und gar unzufrieden bis 10 = ganz und gar zufrieden)

Quelle: PASS 2006/2007, IAB, eigene Berechnungen

Esbleibtfestzuhalten,dasseinGroßteilderAlleinerziehendeneineausgeprägte

Erwerbsneigungaufweist.WennAlleinerziehendenichterwerbstätigsind,sichin

besonderenBeschäftigungsformenbefindenoderaufALG-II-Leistungenangewiesen

sind,istdiesweitauseheraufeinenMangelangeeignetenInfrastrukturangebotenund

Gelegenheitenbzw.ChancenamArbeitsmarktzurückzuführenalsaufeinearbeits-

marktferneEinstellung.

SpezielleUnterstützungsbedarfe

FüralleGruppenvonAlleinerziehendenmitALG-II-BezugstellendieInstrumentefinan-

ziellerUnterstützung(z.B.Mehrbedarfszuschläge)einewichtigeGrundlagezurSiche-

rungihresLebensunterhaltsdar.

DiegrößteGruppederAlleinerziehendenmitALG-II-Bezug,dieNichterwerbstätigen,

zeichnetsichzudemdurcheinegeringeberuflicheQualifikation,gleichzeitigaberauch

durcheinengroßenAnteilmitKindernunterdreiJahrenaus.UmfürdieseGruppedie

VereinbarkeitvonFamilieundBerufzuermöglichen,sinddeshalbeinefrühzeitige

beruflicheBeratungundOrientierung,Qualifizierungsmaßnahmenundeinegutfunk-

tionierendeKinderbetreuungsinfrastrukturbesonderswichtig.DieseUnterstützungsbe-

darfewerdendurcheineReihevongesetzlichenInstrumentenaufgegriffen(vgl.Kap.V).

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Kapitel VII. DieGruppederAlleinerziehendeninregulärenBeschäftigungsverhältnissenmitALG-II-

BezugzeichnetsichdurcheineTeilzeitquotevon80Prozentundgleichzeitigdurcheine

hoheErwerbsneigungaus.UmdenWunscheinerAusdehnungdesErwerbsumfangs

unddieRückkehrzueinemexistenzsicherndenArbeitsverhältnisrealisierenzukönnen,

istauchfürdieseGruppederAusbauderinstitutionellenKinderbetreuungvongroßer

Bedeutung.DiesgiltebensofürdieandereGruppeder„Aufstocker“inbesonderen

Beschäftigungsverhältnissen.

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VIII.DieVereinbarkeitvonFamilieundBeruffürAlleinerziehendeimeuropäischenVergleich

8.1AlleinerziehendeundihreEinkommenssituationimeuropäischenVergleich

Alleinerziehendenhaushalte28macheninderEuropäischenUnion(EU),imVerhältniszu

allenHaushalten,5Prozentaus.DieserAnteilvariiertzwischen2bzw.3Prozentineini-

gensüdeuropäischenLändernund8ProzentinSchweden,IrlandunddemVereinigten

Königreich.DeutschlandliegtmiteinemAnteilvon6Prozentknappüberdemeuropäi-

schenDurchschnitt(vgl.Abbildung30).29

Abbildung 30: Der Anteil von Alleinerziehendenhaushalten an allen Haushalten

in ausgewählten Mitgliedstaaten der EU in Prozent

1995 1998 2001 2004 2005 2006

EU-25 -* - - - 5 5

Dänemark (DK) - - - 7 7 7

Deutschland (DE) 3 3 - - 6 6

Finnland (FI) - 4 6 5 5 5

Frankreich (FR) 4 3 5 6 5 5

Irland (IE) 4 3 3 6 7 8

Italien (IT) 2 1 1 3 2 3

Niederlande (NL) 3 3 4 - 4 4

Österreich (AT) 2 3 3 4 4 4

Polen (PL) - - 4 - 3 3

Schweden (SE) - - - 8 8 8

Vereinigtes Königreich (UK) 5 6 7 - 8 8

Quelle: Eurostat; Datenbankabfrage 28.8.2008 * Daten nicht verfügbar

28ZurDefinitionvonAlleinerziehendenhaushaltennachEurostat:DieEurostat-DatenzurArbeitsmarkt-undHaushaltssituationbeziehensichaufUmfragewerteausdemEuropeanLabourForceSurvey.DarinistbeiderDefinitionvonalleinerziehendenElternundgenerellderHaushaltsstrukturdasAlterderKinderent-scheidend.ImUnterschiedzunationalenStatistikengeltenKinderalsabhängigundsomitdemHaushaltangehörig,wennsienichtälterals15Jahrealtsind.InAlleinerziehendenhaushaltensindsomiteinErwach-senersowiemindestenseinKinddieserAltersgruppezufinden(vgl.:Eurostat(2008)LSFseries–detailedquarterlyandannualsurveyresultshttp://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ITY_SDDS/DE/lfsq_sm1.htm).

29DieDarstellungbeschränktsichaufdieEU-25-Länder,weilDatenfürdieletztenBeitrittsländerBulgarienundRumänienindenhiereinschlägigenEurostat-Quellennochnichtenthaltensind.

Kapitel VIII.

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Seite 50

Kapitel VIII. DerAnteilvonAlleinerziehendenhaushaltenhatsichindenletzenJahreninfastallen

LändernderEUerhöht.IndenangelsächsischenLändern,DeutschlandundÖsterreich

hatsichderAnteilAlleinerziehenderseit1995nahezuverdoppelt.

GleichzeitigsteigtderAnteilvonKinderninAlleinerziehendenhaushalten.2005lebten

13ProzentderKinderinderEUinAlleinerziehendenhaushalten.Mit25Prozentbeson-

dershochistdieserWertinGroßbritannien.

Abbildung 31: Anteil der Kinder in Alleinerziehendenhaushalten an allen Kindern in ausgewählten Mitgliedstaaten der EU in Prozent, 2005

25 %

21 %

19 %

17 %

15 %

13 %

13 %

12 %

9 %

9 %

7 %

5 %

Vereinigtes Königreich

Deutschland

Schweden

Dänemark

Irland

EU-25

Finnland

Frankreich

Niederlande

Österreich

Italien

Polen

Quelle: Eurostat; Datenbankabfrage 28.8.2008

90ProzentderAlleinerziehendensindFrauen(EuropäischeKommission2008a:22).

DieshatzurFolge,dassdieGruppederAlleinerziehendeninsbesonderedurchgleich-

stellungspolitischeAnsätzezuerreichenversuchtwird(s.u.).

AlleinerziehendenhaushaltehabeninEuropaeindurchschnittlichniedrigeresmedia-

nesÄquivalenzeinkommenzurVerfügungalsandereHaushalte.BesondersinIrland

undGroßbritannienbleibtdasEinkommendeutlichhinterdemdurchschnittlichen

EinkommendesLandeszurück.DeutschlandliegtimeuropäischenVergleich30hierim

Mittelfeld.

30IndieländervergleichendeAnalysewurdenalleEU-Mitgliedstaateneinbezogen.FürdieverwendetenAbbildungenwurdedieLänderauswahlsogetroffen,dassalleWohlfahrtsstaatstypennachEsping-Ander-sen(1990)berücksichtigtsind.DadieskandinavischenStaatenindenmeistenFälleneinenqualitativhoch-wertigenVergleichspunktdarstellen,werdendieseschwerpunktmäßigdargestellt.

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Kapitel VIII. Abbildung 32: Höhe des medianen Äquivalenzgesamtnettoeinkommens Alleinerziehender im Ver-

gleich zur Höhe des Äquivalenzgesamtnettoeinkommens aller Haushalte in Euro, 2006

Alle Haushalte Alleinstehender Elternteil

mit abhängigen Kindern

EU-25 13.799 11.549

Dänemark (DK) 22.637 17.646

Deutschland (DE) 15.601 12.627

Finnland (FI) 18.311 14.259

Frankreich (FR) 16.227 12.672

Irland (IE) 19.679 12.274

Italien (IT) 14.520 11.817

Niederlande (NL) 17.260 11.671

Österreich (AT) 17.852 13.387

Polen (PL) 3.111 2.548

Schweden (SE) 17.745 12.457

Vereinigtes Königreich (UK) 19.157 12.434

Island (IS) 27.997 21.864

Norwegen (NO) 27.791 22.062

Quelle: Eurostat; Datenbankabfrage 28.8.2008

DieschlechtereEinkommenssituationvonAlleinerziehendenhaushaltenhateinehöhe-

reArmutsgefährdungsquotedieserBevölkerungsgruppezurFolge.FolgendeAbbildung

zeigtdieArmutsgefährdungsquotevonAlleinerziehendenhaushaltensowiedie

ArmutsgefährdungsquoteallerHaushaltedereinzelneneuropäischenLänder:

Abbildung 33: Quote der von Armut bedrohten Personen nach Haushaltstyp, 2006

47 %

41 %

32 % 32 % 32 % 32 % 32 %29 % 29 % 27 %

24 %

19 % 18 % 18 %

0 %

10 %

20 %

30 %

40 %

50 %

60 %

IE UK EU-25 IT NL PL SE FR AT IS DE DK FI NO

Personen insgesamt Alleinstehender Elternteil mit abhängigen Kindern

Quelle: Eurostat; Datenbankabfrage 28.8.2008; Armutsgefährdungsquote (Grenze: 60 Prozent des medianen Äquivalenzeinkommens nach Sozialleistungen)

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Kapitel VIII. InDeutschlandsind24ProzentderAlleinerziehendenarmutsgefährdet.Indenskandi-

navischenLändernmitAusnahmevonSchwedensinddieArmutsgefährdungsquoten

vonAlleinerziehendenerheblichniedriger.IrlandhatdenhöchstenArmutsgefähr-

dungswertvonAlleinerziehendenzuverzeichnen.Hiersind47ProzentderAlleinste-

hendenmitmindestenseinemabhängigenKindarmutsgefährdet.31

IndenEU-25-LändernistdasArmutsrisikofürKinderinAlleinerziehendenhaushalten

zweimalsohochwiedieArmutsgefährdungsquoteallerKinder.Betrachtetmandie

einzelnenLänder,liegtdieArmutsgefährdungsquoteallerKinderinAlleinerziehenden-

haushaltenzwischen20Prozent(skandinavischeLänder)und50Prozent(Irland,ebenso

LitauenundMalta).InDeutschlandistdieArmutsgefährdungvonKinderninAlleiner-

ziehendenhaushaltenimVergleichzurArmutsgefährdungsquotederKinderinallen

Haushaltenstärkerausgeprägt(vgl.Abbildung34).

Abbildung 34: Armutsgefährdungsquote von Kindern nach Haushaltstyp in ausgewählten europäischen Ländern, 2005

0 %

10 %

20 %

30 %

40 %

50 %

60 %

PL IT IE UK EU-25 AT NL DE FR FI DK SE

Alle Kinder Kinder von Alleinerziehenden

Eigene Darstellung; Quelle: Europäische Kommission (2008): Child Poverty and Well Being in the EU, Brüssel, S. 145. Datenbasis: EU-SILC/Eurostat; Armutsgefährdungsquote: 60 Prozent des nationalen medianen Äquivalenzeinkommens

DieArmutsquote(50%-Schwellenwert)vonAlleinerziehendeninDeutschlandistnach

einerStudievonReinholdSchnabel(UniversitätDuisburg-Essen)–berechnetaufBasisdes

Sozio-oekonomischenPanels–deutlichrückläufig.32DieArmutsrisikoquote(60%-Schwel-

lenwert)istseit1984untergewissenSchwankungenkonstantgebliebenundliegtheute

ziemlichgenauaufdemMittelwertderletzten24Jahre.DieArmutslückeistdeutlich

rückläufig,d.h.dasdurchschnittlichemedianeÄquivalenzeinkommenvonarmutsge-

fährdetenAlleinerziehendenrücktnäheranden60%-Schwellenwertheran.Nichtzuletzt

hierschlägtsichdieWirkungdesTransfersystemsnieder,dasinsbesonderebeinicht

erwerbstätigenodergeringverdienendenAlleinerziehendenArmuteffektivreduziert

31DieEU-SILC-ErhebungmisstalseinzigeErhebungdieEinkommens-undArmutssituationderEU-HaushalteimVergleich.DieAbweichungengegenüberdemSOEPoderMikrozensusberuhenaufunterschiedlichenErhebungsmethoden.

32Schnabel,Reinhold(2009),ArmutvonAlleinerziehendenimZeitverlauf,RuhrEconomicPapers,Essen,März2009.

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Kapitel VIII. bzw.abmildert.GezielteMaßnahmenfürAlleinerziehendeschaffenwirtschaftlicheStabi-

lität,diedenLebensverlaufpositivbestimmenkann.Allerdingswirdeskaummöglich

sein,dasProblemderArmutsreduzierungvonAlleinerziehendenalleindurchdasTrans-

fersystemzubewältigen.

EinenachhaltigwirksameArmutspräventionmusszugleichdieFörderungderErwerbs-

tätigkeitvonMütternindenBlicknehmen.WennnämlichdieFrauenerwerbstätigen-

quotenimeuropäischenVergleichhinzugezogenwerden,zeigtsich,dassdieArmutsge-

fährdungsquotevonKindernausAlleinerziehendenhaushaltenindenLändern,in

denenhoheFrauenerwerbstätigenquotenexistieren,erheblichniedrigerist.33Reduziert

wirddasArmutsrisikovonKinderndarüberhinausdurcheineVollzeit-bzw.vollzeitna-

heTätigkeit(vgl.EuropäischeKommission2008a,S.36f.).

Zusammenfassendistfestzuhalten,dassdiehierdargestelltenVergleichsdatenzeigen,

dassAlleinerziehendeinEuropaimDurchschnitteinniedrigeresEinkommenzurVerfü-

gunghabenundstärkerarmutsgefährdetsindalsandereHaushalte.DieAnalysezeigt

auch,dassdieErwerbstätigkeitundhierinsbesondereeinevollzeitnaheErwerbstätig-

keiteinezentraleVoraussetzungfüreineVerbesserungderEinkommenssituationvon

Alleinerziehendendarstellt.Ineinigen,z.B.indenskandinavischen,Ländernliegendie

ErwerbstätigenquotendeutlichüberdemeuropäischenDurchschnitt,wasmitniedrige-

renArmutsgefährdungsquotenvonAlleinerziehendeneinhergeht.

DasfolgendeKapitelbeschäftigtsichmitUnterstützungsansätzenfürAlleinerziehende

inausgewähltenMitgliedstaaten.ZieldervorgestelltenAnsätzeistesjeweils,fürdiese

BevölkerungsgruppedieEinkommenssituationzuverbessernunddieVereinbarkeitvon

Familien-undErwerbslebenzuerleichtern.

8.2BeispielezurUnterstützungderVereinbarkeitvonFamilieundBeruffürAlleinerziehende

UmdiematerielleLebenssituationvonAlleinerziehendenzuverbessern,wirdinnahezu

alleneuropäischenLänderndieSteigerungderErwerbstätigkeit–undhierinsbesonde-

rederVollzeit-odervollzeitnahenBerufstätigkeit(vgl.EuropäischeKommission2008a,

S.36f.)–alszentraleVoraussetzungbetrachtet.Da90ProzentderAlleinerziehenden

Frauensind,wirdzumeinendaraufhingewirkt,dieFrauenerwerbstätigenquoteinsge-

samtzuerhöhen;derAusbauderKinderbetreuungspieltindiesemZusammenhang

einebedeutendeRolle.DieeinzelnenStaatensetzendarüberhinausaufunterschiedli-

chenWegenspezifischeUnterstützungsansätzefürAlleinerziehendeoderaberallge-

meinwirkendeMaßnahmenum.Diesestehen–abhängigvonderjeweiligenwohl-

fahrtsstaatlichenEntwicklung–imKontexteinerallgemeinenaktivierendenSozial-und

Beschäftigungspolitik(z.B.Großbritannien,„WelfaretoWork“-Ansatz)odersindTeil

einerkonsequentenGleichstellungspolitik(z.B.Schweden).34

33FürdieGruppederAlleinerziehendensindaktuellkeineverlässlicheneuropäischvergleichendenDatenzurErwerbstätigkeitverfügbar.

34DasLeitbildderaktivierendenArbeitsmarktpolitikhatsichindenmeistenwesteuropäischenLänderndurchgesetzt.AktivierungzieltimKerndaraufab,dieKompetenzenderArbeitssuchendenzuerhöhenundihreAussichtenaufdieUnabhängigkeitvonTransferleistungenzuverbessern,indemeineBeschäftigungoderBildungsmaßnahmeaufgenommenwird.AktivierungspolitikzeichnetsichsomitzumeinendurcheinestärkereVerpflichtungzurErwerbsteilhabe(workfare)undzumanderendurchdieFörderungderBeschäftigungsfähigkeitaus(enabling/Befähigung)(vgl.Dingeldey2007).

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Kapitel VIII. AusbauderKinderbetreuung

EinenzentralenLösungsansatz,dieLebens-undEinkommenssituationvonAlleinerzie-

hendenzuverbessernundeinebessereVereinbarkeitvonFamilien-undErwerbsleben

zuermöglichen,stelltderAusbauderKinderbetreuungdar.Diesergibtsichausdemim

europäischenVergleichidentifizierbarenZusammenhangzwischenKinderbetreuungs-,

Frauenerwerbstätigen-undArmutsgefährdungsquoten.InStaaten,indeneneinegut

ausgebauteKinderbetreuungsinfrastruktur–besondersfürunterDreijährige–zurVer-

fügungsteht,fälltesauchalleinerziehendenFrauenleichter,Familien-undErwerbsle-

benmiteinanderzuvereinbarenundVollzeit-odervollzeitnahenBeschäftigungen

nachzugehen(vgl.Plantenga/Remery2005).DieFrauenerwerbstätigenquotensind

höher,dieArmutsgefährdungsquotenbesondersvonKindernvonAlleinerziehenden

fallenniedrigeraus.

EingutesBeispieldafüristDänemarkmiteinemqualitativundquantitativsehrgut

ausgebautenöffentlichenBetreuungssystem.EsbestehteinRechtsanspruchaufeinen

BetreuungsplatzabdemKindesaltervoneinemJahr(vgl.Rühling/Kassner2007,Europä-

ischeKommission2008b).DeutschlandliegtimBereichderKinderbetreuungimeuro-

päischenVergleichimMittelfeld.BesondereHerausforderungengibtesnochinvielen

europäischenLändernimBereichderBetreuungder0-bis3-Jährigen.

DerUnterstützungsansatzdesAusbausderKinderbetreuungstellteingutesBeispielfür

einHandlungsinstrumentdar,welchesnichtimSpeziellenAlleinerziehende,sondern

FrauenimAllgemeinenzurZielgruppehat.

ImFolgendenwerdenausgewählteBeispieleauseuropäischenStaatendargestellt,die

teilweisefürdieZielgruppederAlleinerziehenden,aberauchfürgrößereZielgruppenwie

z.B.FrauenallgemeinoderGeringverdienerinnenundGeringverdienerkonzipiertsind.

SchulergänzendeBetreuungundFreizeitangebotefürSchulkinderundJugendlicheambritischenBeispiel„ExtendedSchools“

InGroßbritannienexistiertseit2003dasProgramm„ExtendedSchools“,fürdessen

flächendeckendenAusbaubis2010imJahr20071Mrd.BritischePfundzurVerfügung

gestelltwurden(DepartmentforChildren,SchoolsandFamilies2008).ImRahmendes

ProgrammswerdenDienstleistungenfinanziert,die–alsErgänzungzurschulischen

Betreuung–einelückenloseBetreuungbzw.BeschäftigungvonKindernundJugendli-

chenderPrimar-undSekundarstufevon8.00–18.00UhrundwährendderFeriensicher-

stellensollen.ZielistdieSchaffungeinerflächendeckendenInfrastrukturbis2010.Die

OrganisationerfolgtaufderkommunalenEbene.DieFinanzierungerfolgtüberdie

Kommunen,zentrale,koordinierendeAkteureimAngebotsnetzwerksinddieSchulen,

diemitdenKommunenundanderenAkteuren(z.B.Non-Profit-Organisationen,Early

ExcellenceCenters,teilweiseauchmitanderenSchulenetc.)kooperierenundgemein-

sameAngebotebereitstellen.

DieAngebotevariierenvonOrtzuOrt,dadieFinanzmitteljeweilsabgestimmtandas

soziokulturelleUmfeldunddieBedarfslagenvorOrtverwendetwerdenkönnen.Die

AngebotspaletteistjenachBedarfunterschiedlichbreitangelegt.Schulenmüssennicht

dieganzeBandbreiteabdecken,sondernkönnensichauffünfBereichekonzentrieren,

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Kapitel VIII. darunterz.B.Hortbetreuung,Hausaufgabenbetreuung,IT-Kurse,Familienberatung,

Logopädieetc.(DepartmentforChildren,SchoolsandFamilies2007,Departmentfor

EducationandSkills2007).DieBeköstigungüberdieMittagszeitwirdüberSchulspei-

sungenorganisiert.

PraxisbeispielGroßbritannien:Welfare-to-Work-Programm„NewDealforLoneFamilyParents”(NDLP)

Seitdenspäten90er-JahrensindinEnglanddeutlicheBemühungenzuerkennen,die

SituationvonAlleinerziehendensowohlimHinblickaufihrefinanziellenLebensbedin-

gungenalsauchaufihreTeilhabeamErwerbslebenzuverbessern.Zunennensindhier

Maßnahmenwie„WorkingFamilies’TaxCredit“35,„IncomeSupport“36und„InWork

CreditPayment“37sowiedenimFolgendennäherzubetrachtenden„NewDealforLone

Parents“(NDLP)(vgl.Evansetal.2003,Lessof2003).

Alseinfreiwilliges„WelfaretoWork“-ProgrammspeziellfürAlleinerziehendesetztder

NDLPaufVermittlungsangebotesowieflankierendeUnterstützungs-undQualifizie-

rungsleistungen.EinspeziellerFokusliegtdabeiaufderVerbesserungderVereinbarkeit

vonFamilien-undBerufsleben.

DiefreiwilligenTeilnehmerinnenundTeilnehmererhaltenkeinegesondertenAnsprüche

aufSozialleistungenwiezumBeispieldem„IncomeSupport“oderweiterenrelevanten

Leistungsarten(z.B.Jobseeker’sAllowance).EswirdjedochdieMöglichkeitbereitge-

stellt,z.B.fürFahrtkostenzuBewerbungsgesprächenoderauchfürentstehendeBetreu-

ungskostenfinanzielleUnterstützungzubeantragen.

DasProgrammhatseitderEinführungmehrereAnpassungenundVeränderungen

erfahren,sowohlinBezugaufdieAnspruchsberechtigtenalsauchaufdieDurchfüh-

rungundAusgestaltung.NachdemsichbeiderEinführungdesNDLPdieProgrammak-

tivitätennochstrengaufdieBezieherundBezieherinnenvonSozialleistungeninForm

des„IncomeSupport“richteten,sindheutealleAlleinerziehendenmitabhängigen

KindernZielgruppedesProgramms.38

35UmArbeitsanreizezufördern,wurdedieseArtnegativeEinkommenssteuerfürFamilien,indenenmindes-tenseinElternteil16StundenodermehrproWochearbeitet,dieübereingeringesbismittleresEinkom-menverfügenundmindestenseinKindversorgen,imJahr1999eingeführt.

36IncomeSupportdientalsUnterstützungsleistungfür16-bis60-JährigemitniedrigemEinkommenauseinerNichtvollzeitbeschäftigung,umalltäglicheAusgabenundKostenzudecken.EsstehtnichtfürArbeitslosezurVerfügung,diealsaktivarbeitssuchendgelten(Unterstützungsleistungdann:Jobseeker’sAllowance).DasPartnereinkommen/dieErwerbstätigkeitdesPartnerswirdgegebenenfallsmiteinbezo-gen.DieLeistungsetztsichauspersönlichenBeihilfen,PauschalsätzenundHilfenfürdieUnterkunftsko-stenzusammen(www.jobcentreplus.gov.uk,22.9.2008).

37Die„InWorkCreditPayment“isteineöffentlichfinanzierteArbeitszusatzzahlungvonumgerechnetca.50EurowöchentlichzusätzlichzumLohn(inLondon75EurofüralleinerziehendeBezieherinnenundBezieherdes„IncomeSupport“.VoraussetzungisteinWochenarbeitsumfangvonmindestens16StundenundeineDauerdesBeschäftigungsverhältnissesvonmindestensfünfWochen(vgl.DepartmentforWorkandPensions2008).

38DasProgrammstartetezunächst1997an8StandorteninEngland,bevoresimApril1998aufnationalerEbeneeingeführtwurde.EsrichtetesichanBezieherinnenundBeziehervonSozialleistungen(IncomeSup-port)mitKindernälterals5Jahren.ImweiterenVerlaufwurdenichtnurderKreisderAnspruchsberech-tigtenmitjüngerenKindernerweitert,wobeidieAlleinerziehendenmitKindernüber5JahrendieprimäreZielgruppeblieben.AbNovember2001richtetesichder„NewDealforLoneParents“explizitanallenichterwerbstätigen(oderanErwerbstätigemiteinemArbeitsvolumenvonmax.16Std./Woche)Alleinerziehen-denmitKindernabeinemAltervondreiJahren.

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Kapitel VIII. Zwischen1998und2002nahmen317.000AlleinerziehendeandemProgrammteil.Im

Jahr2003waren9ProzentderAlleinerziehendenimIncomeSupportfreiwilligeTeilneh-

merinnenundTeilnehmeramNDLP-Programm(vgl.Evansetal.2003).Programmteil-

nehmendekönnenmitihrempersönlichenBeraterregelmäßigeBeratungstermine

vereinbaren,indenensiez.B.überMöglichkeitenderfinanziellenundpraktischen

UnterstützungzurAufnahmeeinerErwerbstätigkeitberatenwerden.Derpersönliche

BeraterunterstütztdieTeilnehmendenzudemauchbeiderSuchenachPraktikaoder

Kinderbetreuungsmöglichkeiten.WichtigistzudemdieUnterstützungbeiderBeantra-

gungvonmöglichenweiterführendenUnterstützungsleistungenunddenAuswirkun-

genaufdenbisherigenLeistungsbezugdurchdieAufnahmeeinerErwerbstätigkeit.

DerfreiwilligeCharakterdesProgrammsisteinwichtigesKriterium,wenngleichwei-

terführendeMaßnahmenmittlerweileeinenverpflichtendenCharakterhaben.Seit

2001gibtesbeispielsweisefüralleinerziehendeLeistungsempfängerinnenund-emp-

fängersogenannte„LoneParentsWorkFocusedInterviews“.Zielisthierspezielldie

(Re-)IntegrationderAlleinerziehendenindasErwerbslebenmiteinemstärkerver-

pflichtendenWorkfare-Ansatz.

SeitderEinführungwurdederNewDealforLoneParentszweimalevaluiert.Diezweite

EvaluationdurchDoltonetal.(vgl.Doltonetal.2006)untersuchtedielangfristigen

EingliederungserfolgederteilnehmendenAlleinerziehenden.DerErfolgwirdanhand

derBeendigungdesBezugsvonIncomeSupportodervonArbeitslosenunterstützung

(Jobseeker’sAllowance)gemessen(vgl.Cebullaetal.2008).Eshatsichgezeigt,dassvon

demProgrammvorallemlangjährigeLeistungsbezieherinnenund-bezieherprofitie-

ren.Insgesamtistesjedochschwierig,diesesfreiwilligeProgrammaufdentatsächli-

chenArbeitsmarkteffekthinzuuntersuchen,daweitereProgrammeundAktivitäten

parallellaufen(z.B.auchNewDealforYoungPeople).Hervorgehobenwirdschließlich

diekostengünstigeStrukturdesProgramms(vgl.Evansetal.2003).

AndieserStellemussjedochergänzenddaraufhingewiesenwerden,dassdieArmutsge-

fährdungsquotenvonAlleinerziehendeninGroßbritannienweiterhindeutlichüber

demeuropäischenDurchschnittliegen.EsstelltsichdeshalbdieFrage,welcheArtvon

Arbeitsstellen,z.B.imHinblickaufdieVergütung,anAlleinerziehendevermitteltwer-

denundobdieseeinausreichendesEinkommensicherstellenkönnen.

PraxisbeispielFrankreich:EinkommensabhängigefinanzielleTransferleistungen,KombilohnmodelleundsteuerlicheVorteilefürAlleinerziehende

InFrankreichwerdenAlleinerziehendenebendenfinanziellenTransferleistungenfür

alleFamilienzusätzlichdurcheine„EntschädigungfüralleinstehendeElternteile“(API:

allocationdeparentisolé),eineArtMehrbedarfszuschlag,unterstützt.DerAPIistim

VergleichzumdeutschenMehrbedarfszuschlagfürAlleinerziehendegemäߧ21Abs3

SGBIIrechtgroßzügigausgestaltet.ErkannallerdingsnurbiszumdrittenLebensjahr

desKindesbezogenwerden–oderalternativunterbestimmtenBedingungenauch

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Kapitel VIII. durchAlleinerziehendemitälterenKindernfüreineDauervonzwölfMonaten–und

wirdindividuellaufbauendaufZahlundAlterderKinderberechnet39.Voraussetzung

ist,dassdemalleinerziehendenElternteilwenigeralsderhöchstmöglichemonatliche

API-Wert(beieinemKindaktuellmaximal755,72Euromonatlich)zurVerfügungsteht.

API-Empfängerinnenund-EmpfängerstehendarüberhinausspezielleBeratungsdienst-

leistungensowieeineunentgeltlicheKrankenversicherungzurVerfügung(vgl.Caisse

d’AllocationFamiliale2008,Lapinte2004:541ff.).AktuelleStudiendesfranzösischen

nationalenObservatoriumsfürArmutsfragen(„Observatoirenationaldelapauvreté“)

zeigen,dassdasArmutsrisikovonAlleinerziehendenhaushalten,indenenmindestens

einKindjüngeralsdreiJahreist,durchdieAPI-Bezügeerheblichreduziertwerden

kann.BeiAlleinerziehendenhaushaltenmitKindern,dieälteralsdreiJahresind,steigt

dasArmutsrisikoallerdingswiederan,wennauchnichtaufeinsohohesNiveauwievor

derTransferzahlung(vgl.Lapinte2004,Tomasini2008).API-Bezieherinnenund-Bezie-

herhabendarüberhinausdieMöglichkeit,ArbeitsverhältnisseaufderBasiseinesKom-

bilohnmodellszubeginnen.

Arbeitgeber,diealleinerziehendeAPI-Beziehendeeinstellen,habendieMöglichkeit

einermonatlichenLohnkostenerstattungdurchdieöffentlicheHand.40Esgibtzwei

Vertragsformen:„MindestbeschäftigungsvertragzurAufstockungdesEinkommens“

(Cirma:contratd’insertion-revenuminimumd’activité)odereinen„Zukunftsvertrag“

(CaV:contratd’avenir).DerBetragwirdvomAPI(s.o.)abgezogen(vgl.Französisches

MinisteriumfürArbeit,Soziales,FamilieundSolidarität2008a,FranzösischesMinisteri-

umfürArbeit,Soziales,FamilieundSolidarität2008b).

MitdemZiel,diearbeitsmarktpolitischeEingliederungzuverbessern,wirdderAPI

gegenwärtigreformiertundsollzum1.6.2009ineinemintegrierteneinkommensab-

hängigensozial-undarbeitsmarktpolitischenTransfersystemfüralleFamilienformen,

dem„Revenudesolidaritéactive“(RSA),aufgehen.DerneueRSAwirdzweiFunktionen

erfüllen:ZumeinenwirdüberihndasMindesteinkommenabgesichert(„RSAsocle“).

DesWeiterenwerdenlohnergänzendeZahlungenanGeringverdienerinnenund

Geringverdienerdurchgeführt(„RSAchapeau“).DieBeratungs-undBegleitungsmaß-

nahmenzurarbeitsmarktpolitischenEingliederungwerdenintensiviert,gleichzeitig

aberauchdiePflichtendesRSA-Empfängersverschärft.DieNichteinhaltungLetzterer

wirdstärkeralsbishersanktioniert(FranzösischeNationalversammlung2008).

AlleinerziehendegenießenschließlichVorteileimfranzösischenSystemdesFamilienta-

rifsplittings,welchesauchdieAnzahlderKinderunddieFamilienart(alleinerziehend

oderPaarfamilie)berücksichtigt:AlleinerziehendenwirdeinhöhererSplitting-Faktor

von1,5gewährt.DazukommendiefüralleFamiliengeltendenKinderfaktoren(0,5für

Kinder,abdemdrittenKind:1)(vgl.Bergsetal.2006).

39InFrankreichsindfinanzielleUnterstützungsleistungenfürFamiliengrundsätzlichsokonzeptioniert,dassFamilienmitkleinen(0–3Jahre)undvielenKindernammeistenfinanzielleMittelzurVerfügunggestelltbekommen.DiesgiltauchfürUnterstützungsleistungenfürAlleinerziehende.

40DieselbeMöglichkeitgibtesauchfürBezieherinnenundBezieherandererTransferleistungen.

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Kapitel VIII. PraxisbeispielDänemark:KombinationeineraktivierendenSozial-undArbeitsmarktpolitikmiteinemgutausgebautenUnterstützungssystemundbesonderenKindergeldregelungenfürAlleinerziehende

DieArbeitsmarktpolitikDänemarksverfolgtseitden1990er-JahreneinestarkeAktivie-

rungslogik.Prinzipiellwerdenz.B.nurMüttermitKindernuntersechsMonatensowie

ElternoderAlleinerziehende,fürderenKinderkeineBetreuungsplätzezurVerfügung

stehen,vonMaßnamenderArbeitsmarktaktivierungfreigestellt(Dingeldey2005).Die

BetreuungssituationinDänemarkzeichnetsichdurcheineüberdurchschnittliche

VerfügbarkeitvonBetreuungsplätzenaus(EuropäischeKommission2008b)undunter-

stütztsomitdieZieledesAktivierungsansatzes.ZudenBeschäftigungsmaßnahmen

gehörenz.B.verschiedeneFormenvonsubventionierterBeschäftigunginprivatenoder

öffentlichenUnternehmen.

InDänemarkisteindeutlichesBestrebenerkennbar,vorallemauchMütterbestenfalls

inFormeinesNormalarbeitsverhältnissesindenArbeitsmarktzuintegrieren.Dieohne-

hinhoheFrauenbeschäftigungsquotewirdnichtzuletztdurchdieausgebauteBetreu-

ungsstrukturermöglicht.Arbeitsmarkt-undFamilienpolitikverfolgeneinenuniversa-

listischenAnsatz,dersichnicht,wiez.B.derNewDealforLoneParentsinGroßbritannien,

anspezifischeZielgruppenrichtet(Dingeldey2007).

DiestärkereVerpflichtungzurErwerbsteilhabegingzudemmiteinemAusbauder

Weiterbildungs-undTrainingsmaßnahmeneinher;2001wurdebeispielsweiseein

ProgrammzurFörderungeinerBerufsausbildungfürErwachsenemit6.000Teilneh-

merinnenundTeilnehmernjährlicheingeführt(Dingeldey2007).Insgesamtverfolgt

DänemarkeineumfassendePolitikderArbeitsmarktbefähigung.

InDänemarkwerdenAlleinerziehendedurchzusätzlicheKindergeldzahlungenfinanzi-

ellunterstützt.Eswirdunterschiedenzwischen(vgl.DänischesMinisteriumfürsoziale

Angelegenheiten2005:27)41:

I der„FamilyAllowance“füralleFamilien(gestaffeltjenachAlterdesKindes,0–2Jahre

ca.1.800Europ.a.,3–6Jahre:1.630Europ.a.,7–17Jahre:ca.1.285Europ.a.),

I einer„Ordinarychildalllowance“fürAlleinerziehendevonumgerechnetca.570Euro

p.a.sowie

I einer„Extrachildallowance“fürAlleinerziehende,derenKinderbeiihnenimHaus-

haltwohnen,vonumgerechnetca.575Euro(unabhängigvonderZahlderKinder).

VerglichenmitdemdeutschenKindergeldfüralleFamilienwirdimRahmenderKin-

dergeldregelungeninDänemarkalsostärkerversucht,finanzielleNachteilevonAllein-

erziehendenhaushaltendurchzusätzlicheTransferzahlungenauszugleichen.Ein-

Eltern-FamilienhabeninDänemarkinsgesamteinenAnspruchaufhöhere

KindergeldzahlungenalsinDeutschland,währendanderedänischeFamilieninder

RegelwenigerKindergeldalsdeutscheFamilienzurVerfügunghaben.

41Vgl.dazuauchhttp://www.workindenmark.dk/Family_support,Zahlenvon2005.

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Kapitel VIII. PraxisbeispielIrland:Alleinerziehendengeld,BeratungundWeiterbildungsförderungfürAlleinerziehende,zweckgebundeneundzeitlichbefristeteKombilohnmodelle

InIrlanderhaltenAlleinerziehendefinanzielleUnterstützungsleistungeninFormdes

Alleinerziehendengeldes(One-ParentFamilyPayment)(DepartmentofSocialandFami-

lyAffairsIreland2008a).DieLeistungistbedarfsgeprüftundstehtAlleinerziehenden

miteinemEinkommenvonwenigerals425EurowöchentlichzurVerfügung.42Neben

dieserfinanziellenAbsicherungunddenLeistungendurchdasKindergeldzeichnetsich

IrlanddurcheinebreiteAusrichtungweitererProgrammeundLeistungenaus,dieauf

dieBeschäftigungsfähigkeitunddieErwerbsteilhabederAlleinerziehendenzielen.Das

Zusatzfamiliengehalt(FamiliyIncomeSupplementFIS),dasbereitsseit1984alsSozial-

leistungexistiert,ermöglichtauchvollzeiterwerbstätigenAlleinerziehendeneinestaat-

licheLohnaufstockung(DepartmentofSocialandFamilyAffairsIreland2008a).

IndenlokalenSocialWelfareOfficesIrlandshabenAlleinerziehendedenAnspruchauf

einezielgerichteteBeratungdurchfürsiezuständigeunterstützendeVermittlerinnen

undVermittler(Facilitators).DiepersönlicheBeratungumfasstsowohlfinanzielle

AspektealsauchWeiterbildungs-undBeschäftigungsoptionen.Hierzuzählenz.B.

MöglichkeitenimRahmender„Zurück-zur-Bildung-Zahlung“(BacktoEducationAllo-

wanceBTEA),diedieBeschäftigungsfähigkeitderAlleinerziehendenverbessernsoll.43

EsstehendabeiseitdemProgrammbeginn1998zweiOptionenzurVerfügung.Soge-

nannteSecondLevelOptionsumfassenMaßnahmeninVollzeit,z.B.anweiterführen-

denoderberufsbildendenSchulen.ThirdLevelOptionsbeziehensichaufzertifizierte

Vollzeitprogramme,z.B.anUniversitäten.

Bereits1993wurdeinIrlandzudemdasWorkfare-Programm(BacktoWorkAllowance

BTWA)implementiert.BeiderAufnahmeeinerErwerbstätigkeitwerdendenLeistungs-

bezieherinnenund-beziehernfürdreiJahreinFormeiner„Zurück-zur-Arbeit-Zahlung“

absteigendLeistungenzusätzlichzumLohngewährt.44DiessollAnreizezurAufnahme

einerErwerbsarbeittrotzmöglicherweisegeringerVerdienstmöglichkeitenschaffen.

PraxisbeispielNiederlande:Welfare-to-Work-Ansatz

DieNiederlandesindeinesdererstenLänder,indenensogenannte„welfare-to-work“-

Strategienimplementiertwurden.NebenAnreizenfürdieUnternehmen,z.B.Langzeit-

arbeitsloseeinzustellen,enthältdasSystemauchneueVerpflichtungenfürdieTransfer-

bezieherinnenundTransferbezieher.

42DieLeistungbeträgtabhängigvomBedarfbiszu197,80Eurowöchentlich.DepartmentofSocialandFami-lyAffairsIreland2008a.

43DasProgrammrichtetsichzudemanLangzeitarbeitsloseundMenschenmitBehinderungen(DepartmentofSocialandFamilyAffairsIreland2008b).

44ImerstenJahrbeträgtdieseZahlung75ProzentdervorherigenSozialleistungen,imzweitenJahr50ProzentsowieimdrittenJahrnoch25Prozent.EinvergleichbaresProgrammfürArbeitssuchende,diesichfürdenÜbergangindieSelbstständigkeitentscheiden,ermöglichtdengestaffeltenLeistungsbezugübervierJahremiteinemzusätzlichenBezugzumEinkommenvon100ProzentimerstenJahr(Folgejahre:75Prozent,50Prozent,25Prozent)(DepartmentofSocialandFamilyAffairsIreland2008c).

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Kapitel VIII. 1996wurdendieArbeitssuchendenimTransferbezugdemSocialAssistanceBenefit

(ABW)zugeordnet,dessenReformierungzueinerdeutlichenVerstärkungderAktivie-

rungslogikführte.SosindAlleinerziehendemitunterdurchschnittlichemEinkommen

beispielsweiseindiesemRahmenabgesichert.45Esistdahingehendallerdingszubeto-

nen,dassAlleinerziehendeimRahmendesGesetzesabdemsechstenLebensjahrdes

Kindesverpflichtetsind,aktivnacheinerArbeitsstellezusuchen(diebisdahingeltende

RegelungsahdieserstabdemKindesaltervon12Jahrenvor)(Tergeist/Grubb2006).

ImJahr2004wurdeindenNiederlandenaußerdemdasneueArbeits-undWohlfahrts-

gesetz(NewWorkandWelfareAct)eingeführt.DieweitereKonditionalisierungvon

LeistungengehtmiteinergezielterenArbeitsvermittlungeinher.DieZahlderer,diean

Wiedereingliederungsmaßnahmenteilnehmen,stiegimerstenJahrumüber9.000an.

BesondersdieZahlderAlleinerziehendenimSozialhilfebezuggingzurückundliegtmit

einerVerringerungumca.5.000Sozialhilfeempfängerinnenund-empfängerüberdem

DurchschnittandererZielgruppen(MinistryofSocialAffairsandEmploymentNether-

lands2008b).ImRahmendesGesetzessindesvorallemdieKommunen,dieineigenen

ProgrammenundAktionsplänenEingliederungsmaßnahmenentwickelnundumset-

zen.EsgibtdabeikeineverbindlicheKlassifizierungvonMaßnahmen,diesereichen

jedochprinzipiellvonBeratungüberTrainings-undWeiterbildungsmaßnahmenbiszu

sozialen,unentgeltlichenTätigkeiten(Fromm/Sproß2008).BezuschussteArbeitgilt

dabeinachdemneuenGesetzz.B.nichtmehralsReintegrationsmaßnahme.Einzelne

ProgrammerichtensichspeziellanarbeitsmarktferneLeistungsbezieher/-innen(z.B.

dieimJahr2006eingeführteMaßnahme„Rückkehrweg“(Participatiebanen/Terugkeer-

banen)(ebd.,S.55).

8.3Zusammenfassung:InstrumentefüreineVerbesserungderVereinbarkeitvonFamilieundBeruffürAlleinerziehendeinEuropa

UmeinebessereVereinbarkeitvonFamilieundBeruffürAlleinerziehendezuerreichen,

werdeninEuropaunterschiedlicheInstrumenteeingesetzt.Dabeihandeltessich

sowohlumzielgruppenspezifischealsauchumallgemeinwirkendeMaßnahmen.

1.AlszentraleVoraussetzungfürdieVerbesserungderLebenssituationunddieVermei-

dungbzw.ReduktionvonArmutwirdErwerbstätigkeitder/desAlleinerziehenden

betrachtet.AktuellimVordergrundstehendeshalbvielerortsaktivierende sozial-

und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und Kombilohnmodelle(z.B.Großbritan-

nien,Dänemark,Niederlande,Irland,Frankreich).HierunterfallenvielfältigeUnter-

stützungsformenderBeratung,BegleitungundQualifizierung,teilweisespeziellfür

Alleinerziehende(z.B.Irland),ebensowieeineverstärkteVerknüpfungderLeistun-

genmitbestimmtenPflichten.

45DieLeistungbeträgt70ProzentdesMindestlohns(MinistryofSocialAffairsandEmploymentNetherlands2008).

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Kapitel VIII. 2.AlszentraleVoraussetzungdafür,AlleinerziehendenErwerbstätigkeitzuermögli-

chen,wirdeinegutausgebaute,passendeBetreuungsinfrastrukturbetrachtet.Aus

diesemGrundgibtesgegenwärtigvielerortsinEuropaBemühungen,dieKinderbe-

treuungsdienstleistungenzuverbessern.DieMaßnahmenrichtensichnichtnuran

kleineKinder,sondernauchanältereKinderundJugendliche(z.B.öffentlicheBetreu-

ungssystemeinSchwedenundDänemark,schulergänzendeBetreuunginGroßbri-

tannien).

3.SchließlichgibteseineReihevonfinanziellen Leistungen,welchekurzfristigdie

materielleSituationvonAlleinerziehendenoderGeringverdienerinnenundGering-

verdienernimAllgemeinenverbessernbzw.finanzielleNachteilevonAlleinerziehen-

denfamilienausgleichensollen(z.B.zusätzlichesKindergeldfürAlleinerziehendein

Dänemark).

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Kapitel IX. IX.PerspektivenfürdieVerbesserungderVereinbarkeitfürAlleinerziehende

DieVerbesserungderVereinbarkeitvonFamilieundBeruffürAlleinerziehendelässt

sichaufGrundlagedervorausgegangenenAnalysenanhandvondreiUnterzielenstruk-

turieren:

1.FrühzeitigeMotivationsstärkungundberufliche OrientierungdurchErstqualifizie-

rung,HeranführungandieAusbildungunddenerstenArbeitsmarktparallelzum

Transferbezug.

2.ErmöglichungdesWiedereinstiegsnachlangerErziehungspause,Füllen der Qualifi-

zierungslücke,dieseitdemAusscheidenausdemBerufslebenentstandenistund

EinstiegineineneuePhasederErwerbsbiografie.

3.WiedereinstiegnachkurzerBabypauseundAnknüpfenandenbisherigenBildungs-

undBerufsweg.

UmalleinerziehendeFrauenbesserindenArbeitsmarktzuintegrierenunddamitim

SinnederZieleeinernachhaltigenFamilienpolitikArmutsrisikenzusenkenunddie

VereinbarkeitvonFamilieundBerufzufördern,sindunterschiedlicheHerausforderun-

genundHandlungsansätzezubeachten:

1.JekürzerdiekindbedingteUnterbrechungderAusbildungs-oderErwerbstätigkeitist,

destoleichteristes,Alleinerziehendeneinenpassenden(Wieder-)Einstiegindie

Erwerbstätigkeitzuermöglichen.AlleinerziehendemitkleinenKindernprofitieren

dahervoneiner frühzeitigen Information und BeratungzurberuflichenOrientie-

rung,insbesonderedann,wennsienochkeinenSchul-oderBerufsabschlusshaben

odernurübereinegeringeArbeitserfahrungverfügen.DiesgiltimBesonderenfür

AlleinerziehendemitKindernunterdreiJahren.EntsprechendeAngebotetragen

dazubei,zielführendeberufliche Perspektivenzuentwickelnundlange Auszeiten

zu vermeiden.

2.UmdasIntegrationszielzuverfolgen,sindbeiderPlanungvonschulischenund

beruflichenQualifizierungsangebotenverstärktdieBedarfslagenvonAlleinerzie-

hendenzuberücksichtigen.Zielgruppenspezifische Maßnahmen,dienebender

inhaltlichenQualifizierungauchdieFragederKinderbetreuungindiePlanungmit

einbeziehen,sindhierbesondersgefragt.BegleitendeBetreuungsangebotefürKin-

deroderzeitlichgestreckteHalbtagsangebotesindOptionen,dievoraussichtlichdie

AkzeptanzderAngebotebeiderZielgruppederAlleinerziehendenstärken.

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Kapitel IX. 3.FürAlleinerziehende mit BerufserfahrungistinsbesondereeinepassgenaueVer-

mittlungvonnöten.Hiergiltesebenfalls,langeAuszeitenzuvermeidenundfrühzei-

tigdenWiedereinstiegvorzubereiten.BegleitendeAngebotezurAnpassungsqualifi-

zierungoderWeiterbildunghelfen,EntwicklungenimberuflichenUmfeldaufzuholen

unddeneingeschlagenenBerufswegweiterzuverfolgen.

4.DurchdenRückgriffaufvorhandenelokaleNetzwerke,wiez.B.dieLokalenBündnis-

sefürFamilieoderdieMehrgenerationenhäuser,sowiedurchdasZusammenspiel

mitflankierendenkommunalenLeistungenkönnenvorhandeneRessourcengebün-

deltundeineffizienterundabgestimmterEingliederungsprozessorganisiertwerden.

DiekomplexenLebenslagenAlleinerziehendererforderneinestärkereVerzahnung

vonUnterstützungsangeboten.FürdengroßflächigerenAusbauistesvongroßer

Bedeutung,dassdieMaßnahmenunterschiedlicherTrägerkonsequentervernetzt

undfürdieZielgruppebessernutzbargemachtwerden.Diebislanggeförderten

NetzwerkedeckenbereitsTeilleistungenab,diezukünftigsinnvollmitEingliede-

rungsleistungenderSGB-II-Einrichtungenverknüpftwerdenkönnen.46

5.ErfahrungenausdemAuslandzeigen,dassmitverstärktenAnreizen für Arbeitgeber

guteMöglichkeitenfürdieVermittlungvonAlleinerziehendeninErwerbsarbeitoder

Ausbildunggeschaffenwerden.NebenLohnunterstützungenfürUnternehmen,zum

BeispielnachfranzösischemVorbild,bietetsichan,aucheineAusweitungderAufsto-

ckungderAusbildungsvergütungfürAlleinerziehendezuprüfen.

6.DiewirtschaftlicheStabilitätzusichern,gehörtzudenerklärtenZieleneinernach-

haltigenFamilienpolitik.InsbesonderenichterwerbstätigeAlleinerziehendemit

kleinenKindernoderGeringverdienendesindbislangstarkaufdieSicherungihrer

ökonomischenExistenzdurchTransferleistungenangewiesen.UmfürdieseGruppen

neueOptionenzureigenständigenExistenzsicherungaufbauenzukönnen,istzu

überlegen,welcheAnreize durch das Steuer- und Transfersystemgesetztoderopti-

miertwerdenkönnen,damiteineErwerbstätigkeitaufgenommenoderausgeweitet

werdenkann.Zielist,denfinanziellenHandlungsspielraumderAlleinerziehenden

zuerhöhen,umdauerhaftArmutsrisikenzusenken.

7.UmdenIntegrationserfolgvonAlleinerziehendenindenArbeitsmarktlangfristig

undnachhaltigzusichern,isteserforderlich,spezifische Betreuungsangebotefür

KinderunterschiedlicherAltersgruppenzuentwickelnoderauszubauen.Neben

einemstärkerenPlatzangebotfürunterDreijährigesowiefürSchulkinderstehtinsbe-

sonderederAusbauvonRandzeiten,FerienangebotenundWochenendbetreuung

aufderListedernotwendigenVerbesserungsmaßnahmen(vgl.DeutscheIndustrie-

undHandelskammertage2008).DenndieBereitstellungeinerflexiblenundverlässli-

chensowiequalitativhochwertigenBetreuungderKinderistgrundlegendeVoraus-

setzungfürdiePartizipationAlleinerziehenderamArbeitsmarkt.

46Vgl.unveröffentlichteExpertisefürdasBundesministeriumfürFamilie,Senioren,FrauenundJugend:Reis,Claus(2008):EntwicklungkooperativerStrukturenzurUnterstützungAlleinerziehenderimSGBII.DasBundesfamilienministeriumfördertaktuellgezieltPilotprojektezurVerbesserungderVermittlungs-perspektivenAlleinerziehenderimSGBII.

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Herausgeber:

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fürFamilie,Senioren,Frauen

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