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287 ' Vergiftungen. @Leschke, Erich: Die wichtigsten VergiItungen. Fortschrittc in deren Erkennung und Behandlung. Mit einem Anhang: Zur 1)rophylaxe und Entschiidigung der (gewerb- lichen) Vergiitungen yon Franz Koelsch und Die Erkennung yon Vergiftungen an der Leiche yon Karl Meixner. (Klin. Lehrkurse d. Miinch. reed. Wschr. Bd. 11.) Miinchen: J. F. Lehmann 1933. VIII, 308 S. u. 29 Ahb. RM. 6.--. Der kfirzlieh verstorbene Autor unternahm es, auf Grund seiner Erfaln'ungen dem prak- tischen Arzte die Kenntnis der Vergiftungen und ihre Behandlung in einem kurzen Band zu fibermitteln. Im Anhang finder sich eine Abhandlung yon Koelsch zur Prophylaxe der Vergiftungen und yon Meixner fiber die Erkennung yon Vergiftungen an der Leiche. Das Buch behande]t die Vergiftungen dutch anorganisehe und organische Substanzen und be- spricht in diesem Rahmen die Symptomatologie und Therapie. In gedr~ngter Form finden sieh hier sehr reichhaltige Angaben auch fiber neueste Erfahrungen der Literatur. Einige beigegebene Abbildungen und Kurven dienen zweckm~ig zur Erl~uterung des Textes. Im Anschlu8 einzelner Kapitel linden sieh die wichtigsten Literaturangaben aufgeffihrt. Der Vorteil des Buehes gegenfiber den Lehrbfichern der Toxikologie besteht hauptsi~chlich darin, da/3 bier der Kliniker seine Erfahrungen und Ratschl~ge dem behandelnden Arzte fiber- mittelt. SchSnberg (Basel). Buzzo, Aliredo, und Rogelio E. Carratal~: Vergiftungsstafistik. Semana m~d. 1933 I, 980--984 [Spanisch]. Die Anwendung yon Giften betrifft 3 Gruppen: 1. Selbstmorde und Selbstmord- versuehe, 2. Unf~lle, 3. Delikte. In den Jahren 1926--1932 kamen zur Kenntnis der hauptst~dtischen Polizei 3381 F~lle yon Selbstmord dutch Vergiftung, yon denen 1569 = 46,40% anf M~nner kamen und 1813 ~-53,60% auf Frauen. In 700 F~llen = 20,70% wurde Sublimat benutzt, in 1740 = 51,46% Cyankalium. Im ganzen kamen in dieser Zeit 6019 Selbstmorde vor, davon 3381 ~ 56,17% dureh Vergiftung. Von anderen Giften kamen zur Verwendung: Kohlenoxydgas 52real, Oxalsiiure 5real, Schwefe]si~ure 8real, Arsenik 2real, Phosphor 3real, Lysol 26real, verschiedene Gifte 825mal. Von anderen Mitteln wurden verwendet: Sehul3waffen 1521real = 25,27%, andere Waffen 483mal, Ertr~nken 5real, sonstige Mittel 649mal. Auf das Cyankalium allein kommen somit 30,68% aller Selbstmorde, auf das Sublimat 10,57%. In dem- selben Zeitraum kamen 765 Unf~lle dutch Gifte vor und 65 Delikte gegen Personen unter Anwendung yon Giften, n~mlieh S~uren, Gasen, Narkotica und verschiedene andere; ferner 46 sehuldhafte oder fahrl~ssige TStungen und Verletzungen dutch Gifte und endlich 172 Delikte unter der Wirkung yon Rausehgiften (aul~er Alkohol). Im ganzen hatte die Polizei in den letzten 6 Jahren sieh mit 4049 dutch Gifte ver- ursachten Selbstmorden, Unf~llen und Delikten zu befassen; yon diesen Vergiftungen kamen 74% auf Selbstmorde, 19 auf Unf~ille und 7 au~ Delikte. -- Die Statistik beweist die Notwendigkeit einer grfindlichen toxikologisehen Ausbildung der Mediziner. Lanke (Leipzig). Ambo, H., R. Kinosita, H, Nakamura und S. 0no: Beitr[ige zur Kenntnis der C0-Vergiftung. I. Pathologisch-physiologische Untersuchung. (Path. Inst., Univ. Sap- polo.) (22. gen. meet., Nagoya, 1.--3. IV. 1922.) Trans. jap. path. Soc. 22,183--191 (1932). Auf Grund yon Versuehen an 30 gesunden Kaninchen, welche sie in 5 Gruppen einteilten und unter verschiedenen Versuchsmodifikationen K0hlenoxydgas (Leuehtgas) einatmen liei]en, kommen Ambo, Kinosit o, Nakamura und Ono zu dem Ergebnis,. dal~ die Bildung des Kohlenoxydh~moglobins den Sauerstoffgehalt im Blute vermindert, woraus die weiteren StSrungen erkl~rlieh erseheinen. Es kSnne GewShnung an Kohlen- oxyd eintreten, das Blut selbst babe jedoeh keine Widerstandskraft gegen das Gift, sondern die Bek~mpfung finde an einer Ste]le des KSrpers w~hrend der Zirkulation start. Die Milz nehme an der Entgiftung toil (Versuche an Tieren nach Milzexstirpation) und ~:5nne grol]e Hilfe zur Widerstandssteigerung geben, abet aueh das Tier ohne Milz kSnne naeh langem Verlauf doch dieselben Erseheinungen zeigen. Naeh den histologischen Untersuehungen der genannten japanischen Autoren zeigte das ganze retieulo-endotheliale System blfihende Wucherung und lebhafte Aktivit~itssteigerung

Vergiftungen

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' Vergiftungen.

@Leschke, Erich: Die wichtigsten VergiItungen. Fortschrittc in deren Erkennung und Behandlung. Mit einem Anhang: Zur 1)rophylaxe und Entschiidigung der (gewerb- lichen) Vergiitungen yon Franz Koelsch und Die Erkennung yon Vergiftungen an der Leiche yon Karl Meixner. (Klin. Lehrkurse d. Miinch. reed. Wschr. Bd. 11.) Miinchen: J. F. Lehmann 1933. VIII , 308 S. u. 29 Ahb. RM. 6.--.

Der kfirzlieh verstorbene Autor unternahm es, auf Grund seiner Erfaln'ungen dem prak- tischen Arzte die Kenntnis der Vergiftungen und ihre Behandlung in einem kurzen Band zu fibermitteln. Im Anhang finder sich eine Abhandlung yon Koelsch zur Prophylaxe der Vergiftungen und yon Meixner fiber die Erkennung yon Vergiftungen an der Leiche. Das Buch behande]t die Vergiftungen dutch anorganisehe und organische Substanzen und be- spricht in diesem Rahmen die Symptomatologie und Therapie. In gedr~ngter Form finden sieh hier sehr reichhaltige Angaben auch fiber neueste Erfahrungen der Literatur. Einige beigegebene Abbildungen und Kurven dienen zweckm~ig zur Erl~uterung des Textes. Im Anschlu8 einzelner Kapitel linden sieh die wichtigsten Literaturangaben aufgeffihrt. Der Vorteil des Buehes gegenfiber den Lehrbfichern der Toxikologie besteht hauptsi~chlich darin, da/3 bier der Kliniker seine Erfahrungen und Ratschl~ge dem behandelnden Arzte fiber- mittelt. SchSnberg (Basel).

Buzzo, Aliredo, und Rogelio E. Carratal~: Vergiftungsstafistik. Semana m~d. 1933 I, 980--984 [Spanisch].

Die Anwendung yon Giften betrifft 3 Gruppen: 1. Selbstmorde und Selbstmord- versuehe, 2. Unf~lle, 3. Delikte. In den Jahren 1926--1932 kamen zur Kenntnis der hauptst~dtischen Polizei 3381 F~lle yon Selbstmord dutch Vergiftung, yon denen 1569 = 46,40% anf M~nner kamen und 1813 ~-53,60% auf Frauen. In 700 F~llen = 20,70% wurde Sublimat benutzt, in 1740 = 51,46% Cyankalium. Im ganzen kamen in dieser Zeit 6019 Selbstmorde vor, davon 3381 ~ 56,17% dureh Vergiftung. Von anderen Giften kamen zur Verwendung: Kohlenoxydgas 52real, Oxalsiiure 5real, Schwefe]si~ure 8real, Arsenik 2real, Phosphor 3real, Lysol 26real, verschiedene Gifte 825mal. Von anderen Mitteln wurden verwendet: Sehul3waffen 1521real = 25,27%, andere Waffen 483mal, Ertr~nken 5real, sonstige Mittel 649mal. Auf das Cyankalium allein kommen somit 30,68% aller Selbstmorde, auf das Sublimat 10,57%. In dem- selben Zeitraum kamen 765 Unf~lle dutch Gifte vor und 65 Delikte gegen Personen unter Anwendung yon Giften, n~mlieh S~uren, Gasen, Narkotica und verschiedene andere; ferner 46 sehuldhafte oder fahrl~ssige TStungen und Verletzungen dutch Gifte und endlich 172 Delikte unter der Wirkung yon Rausehgiften (aul~er Alkohol). Im ganzen hatte die Polizei in den letzten 6 Jahren sieh mit 4049 dutch Gifte ver- ursachten Selbstmorden, Unf~llen und Delikten zu befassen; yon diesen Vergiftungen kamen 74% auf Selbstmorde, 19 auf Unf~ille und 7 au~ Delikte. - - Die Statistik beweist die Notwendigkeit einer grfindlichen toxikologisehen Ausbildung der Mediziner.

Lanke (Leipzig). Ambo, H., R. Kinosita, H, Nakamura und S. 0no: Beitr[ige zur Kenntnis der

C0-Vergiftung. I. Pathologisch-physiologische Untersuchung. (Path. Inst., Univ. Sap- polo.) (22. gen. meet., Nagoya, 1.--3. IV. 1922.) Trans. jap. path. Soc. 22,183--191 (1932).

Auf Grund yon Versuehen an 30 gesunden Kaninchen, welche sie in 5 Gruppen einteilten und unter verschiedenen Versuchsmodifikationen K0hlenoxydgas (Leuehtgas) einatmen liei]en, kommen Ambo , K i n o s i t o, N a k a m u r a und Ono zu dem Ergebnis,. dal~ die Bildung des Kohlenoxydh~moglobins den Sauerstoffgehalt im Blute vermindert, woraus die weiteren StSrungen erkl~rlieh erseheinen. Es kSnne GewShnung an Kohlen- oxyd eintreten, das Blut selbst babe jedoeh keine Widerstandskraft gegen das Gift, sondern die Bek~mpfung finde an einer Ste]le des KSrpers w~hrend der Zirkulation start. Die Milz nehme an der Entgiftung toil (Versuche an Tieren nach Milzexstirpation) und ~:5nne grol]e Hilfe zur Widerstandssteigerung geben, abet aueh das Tier ohne Milz kSnne naeh langem Verlauf doch dieselben Erseheinungen zeigen. Naeh den histologischen Untersuehungen der genannten japanischen Autoren zeigte das ganze retieulo-endotheliale System blfihende Wucherung und lebhafte Aktivit~itssteigerung

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gegen die Kohlenoxydeinatmung, besonders naeh Milzexstirpavion. Darnach mfisse nieht nur die Milz, sondern aueh das Retieuloendothelsystem als ganzes ftir die vor- liegende Frage in Betraeht gezogen werden.

Beziiglieh der Einzelheiten der Versuehsteehnik, Bestimmung des Prozentgehaltes des KohlenoxydMmoglobins naeh t I a r t r idge , des Sauerstoffs~ttigungsgrades mit dem Baero l t - sehen Differen~iMmanometer, der AlkMireserve des Blutserums mit. van Slykesehem Apparat, der H-Ionenkonzentration und des Sauerstoffverbrauehes der Blutze]len rnig Warburgsehem ~{anometer muff auf die Originalarbeit verwiesen werden. JedenfMls dfirften die offenbar noeh zu erwartenden weiteren Beitr~ge aueh fiir den Geriehtsarzt wertvolle Ergebnisse bringen.

Kalmu8 (Prag). Holm, Kurt: Die akute und ehronisehe Kohlenoxyd-Vergiftung. Med. Welt 1933,

19'1 --194. Zusammenfassende Darstellung ohne wesentliehe neuere Gesichtspunk~e. Unter

den Reaktionen des Zentralnervensystems werden ,,Erinnerungstritbungen, psychisehe Sthrungen his zur Geisteskrankheit", im ttbrigen heterogene Reaktionsweisen erwghnt. Das Vorkommen ehroniseher CO-Vergiftung wird bejaht. Panse (Berlin). o

Symanski, H.: Serienvergiftung dutch ehronisehe Kohlenoxydeinwirkung. (ae- werbe/~'an/cenabt., Kaiserin Auguste Victoria-Kranlcenh., Berlin-Lichtenberg.) Arch. GewerbepatK 4, 199--218 (1933).

Verf. beobaehtete eine Reihe yon Arbeitern, die sich fiber Nngere Zei~ in kohlenoxyd- haltiger Atmosphere aufzuhalten gehabt batten. Es ergab sieh, dab in die Entltiftungsseh/~chte des betreffenden Arbeitsraumes seit etwa 3 Jahren die Abgase yon zwei Tiegelhfen geleiget wurden. CO-GehMt 0,1--0,25%. Die Krankheitserseheinungen beschr/~nkten sich auf sub- jektive Symptome: ,,Nervosit~t, tIerzklopfen, Angstgefiihle, Gefiih]e des Aussetzens des Herzens, allgemeine M.'.tidigkeit, dauernde Kopfsehmerzen, Unf~higkeit geistiger Konzentra- tion, SehlMbedfirfnis, Ubelkeitsgefiihl und Appetitlosigkei~." Vereinzel~ ~raten noch weitere Besehwerden auf, jedoeh bestanden zur Zeit der Untersuehungen keine objektiv nachweis- baren Symptome mehr. - - Verf. tritt auf Grund seiner Beobachtungen ftir das Vorhandensein einer c hr onis e hen Kohlenoxydvergiftung ein. Er6rterung der vorliegenden Literatur unter diesem Gesiehtspunkt. Ehrismann (Berlin).~

Kasahara, Miehi% nnd Itideo ttiroshima: Die r~intgenologisehen Knoehenver~inde- rungen bei Bleivergiftung yon S~iuglingen und Kleinkindern. (Univ.-Kinder/din., Osalca.) Z. Kinderheilk. 53, 587--596 (1932).

In Japan ist die Bleivergiftung bei Siiuglingen und Kleinkindern ziemlieh hi~ufig, da bleihaltige Puder nieht verboten sin& Es werden 2 Formen nntersehieden: 1. die einfaehe Bleivergiftung (Unruhe, Reigbarkeit, Erbreehen, Bleisaum, Angmie, basophile Punktiemng und vermehrte Vitalgranulierung der Erythrocyten); 2. Bleimeningismus. Dabei tritt zu den genannten Symlotomen hinzu: gespannte Fontanelle, Tremor der H//nde, Kr~mpfe, BewuBtseinstrtibung, Der Liquorbefund ist charakteristiseh: ge- steigerter Druek, Xanthoehromie, vermehrter EiweiBgehalt, norma!er oder etwas ver- mehrter Zuekergehalf, mgl~ige Lymphoeytose. Der Bleimeningismus tri t t vorwiegend im Sommer auf, seine Mortalitgt betrggt etwa 33%. Naehkrankheiten: Sehnerven- atrophie, geistiges Zurtickbleiben, ttydroeephalus. An rhntgenologisehen Knochen- symptomen fanden sieh bei 60 Kindern die typisehen bandartigen Quersehatten yon metallartiger Diehte nieht nur an den Metaphysen der R6hrenknoehen, sondern aneh an den kurzen Knoehen. An den Knoehenkernen fanden sieh ringf5rmige Sehatten, weniger ausgeprggt an den Epiphysenkernen. An der Darmbeinschaufel land sieh ein Parallelsehatten zum Darmbeinkamm, am Sehulterblatt zum Margo vertebralis und Margo axillaris. Die Knoehenveriinderungen sind mitunter noeh 1--2 Jahre naeh Aus- heilung der Erkrankung festzustellen, fric]c (GieBen).o

(~halioungui, Paul: Two eases of thallium poisoning. (Zwei Fi~lle yon Thallium- vergi~tung.) (Kasr-el-Aini Hoop., Cairo.) Lancet 1932 II, 1433--1434.

In dem 1. FMI handelt es sich um em 6j/~hriges, an :Favus erkranktes M[idchen, das versehentlich 3mM hintereinander im Abstand yon je 1 Woche jedesmM 0,15 g, d.h. 8 mg pro kg Khrpergewich~, ThMliumacetat erhMten hatte. 4 Stunden nach der legzten Verab- reichung graten allms sich steigernde Schmerzen in den Gliedern und Erbrechen auf. Am n~chsten Tag war das Gehen unmhglich, und es kam zu BewugtseinsstOrungen, die am 5. Tage in einen kom~thsen Zustand iibergingen. Die t~eflexo waren leiehg gesteigert,

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Babinski war positiv, die Extremit/iten rigide und stark flektiert. SehlieSlieh kam es zu *onisch-klonischen Kri~mpfen, die schliei31ich am 13. Tage zum Tode fiihrten. Bedeuttmgsvoll an dem Fall ist, daI~ erst naeh der 3. Dosis die kumulative Wirkung hervorgetreten war, w~h- rend eine Schwester die 2. Dosis ebenfalls gut vertragen hatte. - - Bei dam 2. Fall war es nach der therapeutischen Dosis yon 8 mg pro kg K6rpergewieht zu starken Leibschmerzen und leichten BewuBtseinsst6rungen gekommen. Farrier stellten sich choreo-athetotische Bewegungen ein mit Abweichung der Augen naeh reehts. Wenige Stunden spi~ter trat Amauro- sis yon kurzer Dauer ein und schlieSlich eine etwa 2stfindige linksseitige Hemiplegie mit Fehlen der Reflexe und positivem Babinski. Diese transitorische Hemiplegie erinnerte an eine post-epfleptische Hemiplegie. Der Augenhintergrund war normal. B. Peiser (Berlin). o

Sat$, Akiyoshi: Experimentelle Studien fiber die Sublimatvergiftung. II. Mitt. A. Uber die Entsehung der Colitis mereurialis. B. {)her das Blutbild bei der Sublimatver- giftung. (Path. Inst., Med. Akad., Niigata.) (22. gen. meet., Nagoya, 1.--3. IV. 1932.) Trans. jap. path. Soc. 22, 213--223 (1932).

Bei der Entstehung dcr Colitis mercurialis ]asscn sich 3 Stadien unterscheiden: das hyperi~mische und Blutungsstadium, das nekrotische Stadium und das Regene- rationsstadium (oder Rekonvaleszenzstadium). Die Hypergmie und Blutung im Ver- dauungskanal - - besonders in der Dtinn- und Diekdarmsehleimhaut - - entstehen schon in sehr kurzer Zeit nach der Darreiehnng des Sublimats. Bei den Versuchen, die mit Hunden ausgeftihrt wurden, wurde die Schleimhaut am Mittelteil des Dick- darms immer regelm~l~ig weniger befallen. Danach kann man annehmen, dal] die ~rfihzeitige tIypers oder Blutung der Schleimhaut durch unmittelbare Ausseheidung des Sublimats in die Dickdarmsehleimhaut entsteht. Sie mSgen wohl unter dam EinfluI] tier in Dtinndarm und Galle ausgeschiedenen Hg-Verbindung verseh]immert warden. Die nekrotisehen Ver~nderungen entstanden an den Stellen, wo Hyper~mie und Blutung ~m crs~en Stadium schwer waren, besonders am Coecum und Rectum usw. Im Mittel~ tail waren sie zumeist leiehter oder fehlten ganz. Mit dam Fortsehreiten der nekrotischen Ver~nderung warden Hyper~mie und Blutung immer leichter. Bei mensehlichen F~.llen ist das Regenerationsstadium beobachtet worden. Das nekrotisehe Gewebe wurde allmi~hlich dutch Regeneration der Schleimhaut ersetzt. Die Galle tibt einen Einflul] auf die nekrotischen Ver~nderungen aus. Bei der Unterbindung des Ductus choledoehus waren die Ver~nderungen leiehter als bei den Kontrolltieren. Aueh die Anlegung eines Anus praeternaturalis zwisehen Dtinn- und Dickdarm kann sie 6fter nicht ver- hindern. Neutrophile polymorphkernige Leukocyten waren deutlich vermehrt, dagegen die Blutpl~ttchen vermindert. Die neutrophilen polymorphkernigen Leukocyten zeigen gegen die Blutpl~ttehen eine an~agonistisehe Kurve. Bei der Sublimatvergiftung hat die deutliche Verminderung der Blutpl~ttchen offenbar eine klinische Bedeutung, Die Erythrocytenzahl ist wahrscheinlich beim akuten Fall vermehrt, bei den subakuten oder chronisch werdenden Fi~llen vermindert. (I. vgl. diese Z. 20, 33.) Wilcke.

Biancalani, G.: Sopra un nuov0 proeedimento per la ricerca ehimiea tossieologiea del mereurio. (~ber ein neues Verfahren zum toxil~ologisch-chemischen Quecksilber- nactlweis.) (Istit. di Farmacol. e Tossicol., Univ., Yirenze.) Boll. Soe. ital. Biol. sper. 7, 1421--1423 (1932).

Der Queeksflbernaehweis naeh Ar thmann (Rotf/~rbung yon frisch gef~lltem Kupfer- jodiir) eignet sich fiir den Nachweis kleinster Quecksilbermengen im Harn. Im angesi~uerten Urin wird das Hg auf dem Wasserbade mit sehr reinen Kupfer- oder Messingfeflsp~nen amalga- miert. Diese werden dann im Reagensglas stark erhitzt und die D~mpfe fiber mit friseh ge- f/~lltem Knpferjodfir getr~nk~es Filtrierpapier geleitet. Der Nachweis (Rosafarbung) gelingt noeh bei 0,005 rag Quecksilberchloriir. Zur Sieherung der Resultate ist ein vorheriger Blind- versuch mit den verwendeten Metallsp/~nen notwendig. - - Die ~Iaut des Handriickens, die vorher einige Zeit mit einem Umschlag, der 2%0 Quecksilberehlorfir enthielt, bedeckt war, gab naeh Entfernung des Umschlags und sorgfaltigem Waschen mit Wasser und Seife mit dem sparer aufgebraehten l~eagens deutliehe Rotfarbung. Th. A. Maas8 (Berlin). o

Kiitzing, K.: f)ber Niekelearbonvlvergiftung. (Abt. /. Beru/skrankh., St~dt. Kran- kenh., Ludwigsha/en a. Rh.) Arch. G~ 4, 500--507 (1933).

Niekelearbonyl Ni(COa) ~-- Nickeltetracarbonyl, auch Kohlenoxydnickel genannt, eine farblose, leicht flfiehtige, fiir den tierischen und menschlichen KSrper stark giftige

Z, f. d. ges. Gerichtl. ~Iedizin. 21. Bd. 19

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Fliissigkeit, spielt in der Industr ie eine Rolle bei Gewinnung reinen Nickels nach dem Verfahren yon Mond . Die Giftigkeit des Niekelearbonyls fibertrifft noeh die des Kohlenoxyds; fiber die Vorgiinge im K6rper bei Zustandekommen der Vergiftung herrscht noeh keine Klarheit . Mitteilungen fiber Vergiftungen beim Menschen liegen bisher nut wenige im Sehrif t tum vor. - - Berieht tiber 4 Fs akuter nnd 1 FalI subakut- chroniseher Yergiftung, deren klinische Erscheinungen in Stirnkopfsehmerzen, Nat t ig - keit , Dbelkeit , Atemnot und Itustenreiz bestehen. Das Krankhei tsbi ld kann aku t fieberhafte Bronchitis oder Bronehopneumonie vort~uschen. Gelegentlieh l inden sieh Erscheinungen yon seiten des Leber-Gallensystems. Verf. gibt Nal~nahmen zur Be- handlung und Verhfitung der Vergiftung an. Else Petri (Berlin).

Prodan, Leon: Cadmium poisoning. II. Experimental cadmium poisoning. (Cad- miumvergiftung, I I . Experimentelle Cadmiumvergiftung.) (Def. o/Physiol, a. Industr. Hyg., Ha~'vard School o/ Public Health, Boston.) J. ind. Hyg. 14, 17r (1932).

An Katzen wurden die Vergiftungserseheinungen naeh Aufnahme yon Cadmium per inhalationem sowie per os untersueht; gleiehzeitig bestimmte Verf. das in den Organen vor- handene Cadmium quantitativ [Methode nach F a i r h a l l und P r o d a n , J. amer. chem. Soc. 53, 1321 (1931)]. Die Inhalationsversuche wurden teils mit Cadmiumoxydrauch versehiedener Konzentration, teils mit Cadmiumoxyd sowie Cadmiumsulfidstaub durchgefiihrt. Zur Er- zeugung des Ranehs wurde ein Sauerstoffstrom fiber erhitztes metallisches Cadmium geblasen. Die Staubversuehe erfolgten in einer Kammer, wie sic sehon friiher yon deutsehen Autoren (C. F l i igge und seine Sehule, K .W. J o t t e n ) ftir ghnliehe Untersnchungen in Gebrauch waren~ - - Nach der Inhalation yon Cadmiumoxyd-Raueh bzw. -Staub zeigten die Versuehs- tiere besehteunigte Atmung und vermehrte Speiehelsekretion, die aueh noeh l~ngere Zeit naeh der Exposition andauerte; ferner Dyspn6e. Die Tiere verweigerten Nahrungs- oder Fliissigkeitsaufnahme. In h6heren Konzentrationen entwiekelte sieh Lungen6dem mit naeh- folgendem Tod; in mittleren: generalisierte Pneumonie und Bronehopneumonie, Emphysem, Atelektase. Die pneumonischen Ver&nderungen sind begMtet yon fortsehreitender Ver- dickung tier Alveolarwande (Fibrose). Die Bildung des Emphysems wird zum Tefl meehaniseh dureh die Anffillung yon Alveolen mit Raueh zuriickgeffihrt. In der Leber finder man bei der histologisehen Untersuehung eine t~eihe yon Vergnderungen, beginnend mit dem Auf- treten yon Granula in den Zellen bis zu ausgesproehener Fettiiffiltration, besonders in den zentralen Teilen der Lobuli. Aueh die Nieren zeigen Fettinfiltration, haupts~eh]ieh in den Zellen der gewundenen Kanglehen. In den anderen 0rganen wurden keine pathologisehen Vergnderungen beobaehtet. Die ehemische Analyse ergab - - iibrigens reeht geringe - - )r yon Cd in den Lungen (z. ]3. 1,42 mg/100 g), der Leber (z. tL 0,61 mg/i00 g), den Nieren (1,59 rag), der Galle (5,0 mg), dem Ham (10,0 rag), der Milz (2,14 rag), im Pankreas (2,14 mg), in den Faeces (6,67 rag). Wie man sieht, findet man die rclativ gr6Bten Mengen auf den Aus- seheidungswegen (I-Iarn, Kot). - - Bei der Inhalation yon Cadminmsulfidstaub traten die ersten Vergiftungserscheinungen nach 24--36 Stunden auf. Sie bestanden in Erbreehen, Diarrh6e, gelegentliehem Speiehelflug sowie vermehrter Atmung und Dyspn6e. Weiter er- zeugt Cadmiumsulfid generalisierte Pneumonie und Bronehopnenmonie mit 0dem, ausge- dehntem Emphysem und Atelektase. In den anderen Organen funden sieh naeh der Cadmium- sulfidinhalation meist keine histologischen Ver&nderungen. Chemiseh konnte Cd in den Lungen naehgewiesen werden, in geringen l\lengen auch in Leber und Nieren. Die Untersehiede in der Verteilung des Cadmiums in den Organen - - einerseits naeh Cd-0xyd-, andererseits naeh Cd- Sulfid-Aufnahme - - ffihrt Verf. auf die geringere L6sliehkeit des letzteren zuriiek. - - Fiitterung von Katzen mit Cadmiumcarbonat~ bzw. -phosphat fief hervor: Erbreehen, SpeichelfluB, Verminderung der Freglust, Abnahme des K6rpergewiehts. Leber und Niere zei~en ghnliehe Vergnderungen (Fettinfiltration) wie naeh Cadmiuminhalation. Die ehemisehe Analyse ergab relativ hohe Cadminmwerte (mehrere rag/100 g Gewebe) in der Leber, den Nieren und den Knochen. Im Blur lieBen sieh nie qu~ntitativ fal3bare Cadmiummengen naehweisen. - - Im Ansehlul3 an seine toxikologisehen Versuehe prtifte Verf. die Brauehbarkeit eines Masken- sowie eines l%espiratortyps ftir die gewerbehygienisehe Verwendung zum Sehfltz vor Cadmium- inhalation. Von maBgebender Bedeutung in diesem Sinn ist vor aLlem ausreiehende Venti- lation. Ehrismann (Berlin).~

B~roud, Ge~rges: Un eas d'empoisonnement par la v~ratrine. (Ein Fal l yon Ver- giftung mit Veratrin.) (Laborat. de Police, Marseille.) Bey. internat . Criminalist. 5, 239--2~2 (1933).

Der dnreh eine Vergiftnng mit Veratrin betroffene Hund zeigte bei seinem Auffinden ein Keuchen, verbunden mit sp&rliehen nnd beschwerliehen Atembewegungen, eine betr&eht- lithe Pupillenerweiterung und unregelm&Bige musknlgre Spasmen, begleitet yon einem unab- weisliehen Harndrang. Darauf folgte eine Paralyse und einige Minuten spgter war das Tier verendet. Im leeren Magen war ein Teil der Mueosa rot, entztindet und glich einer Brand-

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wunde. Die Untersuchung dieses Organs auf giftige Mineralstoffe effo]gte nach der ZerstSrung der organischen Substanz nach Fresenius und Babo. Die Prfifung schlol3 sich mit einigen Abweichungen eng an das Veffahren yon Stas-Otto an. Dabei wurde Veratrin gefunden. Die Identifizierung effolgte mit Schwefels~ure, mit den Reagenzien naeh Mandelin, nach Lafon mid nach Venzel. Wilc~e (GSttingen).

Fiorentini, Augusto: Rieerche sperimentali sul passaggio delle sostanze alcooliehe nel latte di donna. (Experimentelle Untersuehungen fiber den Ubertritt yon Alkohol in die Milch yon Frauen.) (Istit. di Clin. Pediatr. e di Fisiol. Umana, Univ., Roma.) Probl. alimentare 2, 40--54 (1932).

In Italien, wo der Genul~ yon Wein auch bei stillenden Mfittern landesfiblich zu sein scheint, sind wiederholte hierdureh bedingte Vergiftungserscheinungen bei ge- stillten Kindern beobachtet worden. Verf. hat erneut die Frage im Versuch unter- sucht: An sieh enthglt die Milch jeder Frau Spuren yon Alkobol, deren Menge zwischen 0,02--0,2~ schwankt. Naeh Verabreiehnng yon 300 ccm Wein oder 175 ecru Marsala = 30 ccm Alkohol konnte in der Milch eine erhShte Menge Alkohol festgestellt werden, die zwisehen 0,16--0,66~ sehwankte. Der Ubertritt desselben begann 15--30 Minnten naeh der Aufnahme und dauerte in der Mehrzahl der F~lle bis zur 3. Stunde, selten bis zur 5. Die hSchste Konzentration konnte nach 11/2 Stunden festgestellt werden. Bei der Verabreiehung yon Marsala, der auf einmal und meist auf nfichternen Magen gereicht wurde, war die naehgewiesene Menge in der Milch gr5l]er und die Ausseheidung dauerte l~inger. Im Blute der Kinder, die yon diesen Mfittern gestillt wurden, konnten kleinere Mengen Alkohol (0,13--0,14O/o0) etwa 1 Stunde naeh der Mahlzeit nachgewiesen werden. Irgendwelche StSrungen wurden bei ihnen nicht beobachtet. Aschenheim. o

Meyer, A.: Experimentelle Vergiftungsstudien. HI. Uber Gehirnver~inderungen bei experimenteller Blaus~iurevergiftung. (Psychiatr. Univ.-Klin., Bonn u. Dtsch. For- schungsanst/. Psychiatrie, Mi~nchen.) Z. Neur. 143, 333--348 (1933).

Veff. berichtet fiber die histopathologischen Ver~nderungen, die er mit Injektionen yon CyankalilSsung bei 4 ttunden und 3 Kaninchen erzielt hat. Die beiden Tierarten verhalten sich hinsichtlich der Qualit~t der Veri~nderungen gleieh, bezfiglich ihrer Lokalisation aber verschieden. Die Veriinderungen tragen typisch vascul~res Gepri~ge, der herdfSrmige Charakter tritt fiberall hervor; in diesen und aueh in den endarteri- itischen Wueherungen und den Entzfindungserscheinungen gleichen die Befunde denen der experimentellen CO-Vergiftung. Es finden sich alle Stadien der Gewebsnekrose, yon der ischi~mischen Ganglienzellerkrankung an fiber die Erbleichung umschriebener Gebiete bis zur KSrnchenzellerweichung. Auch kleinere Blutungen an den weichen Hiiuten kommen vor. ~bereinstimmung mit der CO-Vergiftung besteht auch auf topischem Gebiet, indem es bei Hunden zu elektiver Sch~idigung des Pallidums und der Zona rubra substantiae nigrae kommen kann. Die elektive Sch~idigung dieser Kerngebiete ist bei den blausSurevergifteten Kaninchen trotz anderweitiger schwerer Ver~nderungen ebensowenig beobaehtet worden wie bei den kohlenoxydvergifteten kleinen Nagern. Eine der menschliehen Ammonshornsklerose vergleichbare Ammonshornver~nderung wurde bei einem Hunde festgestellt. 0fret befallen war bei beiden Tierspezies der Balken und bei den Kaninchen die Commissura ant. In einem gewissen Gegensatz zu den CO-Befunden standen die Veri~nderungen in der Grol~hirnrinde, in der die oberen Sehichten h~ufiger und sehwerer befallen zu sein schienen. Klinisch war auffallend~ da] die Hunde mit elektiven Seh~digungen des Pallidum und der Zona rubra keine entsprechenden neurologisehen Erscheinungen dargeboten batten. (I. u. II. vgl. diese Z. 20, 30.) W. Scholz (Mtinchen). o

Baader, Ernst W.: An Hirntumor erinnernde Vergiftungserseheinungen dureh Sehwefelkohlenstoff. (Gewerbe]~ran]cenabt., Kaiserin Augusta Fictoria-Kran/cenh., Berlin.) Med. Klin. 1932 II~ 1740--1741.

Die Diagnose der CS2-Vergiftung ist meist nieht einfaeh, da charakteristisehe Ver~ ~nderungen des Blutbildes wie bei Benzol- und Bleivergiftung, oder Zahnfleisehs~ume wie bei den Schwermetallvergiftungen fehlen. Auch der Versuch des Naehweises in

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den Exkre ten scheRert an der schnellen Zersetzlichkeit. Ein Symptomenbild kommt seheinbar h/iufiger vor, n~mlieh Schwindel, Erbrechen und solehe Erseheinungen, die zun/~ehst an Hirntmnor denken lassen. B o n h o eff e r ha t bereits einen solchen Fal l besehrieben. Verf. ftigt 2 Beobachtungen hinzu mit s tarkem Kopfschmerz und tage- langem schwerem Erbrechem 1 Fal l ging in Erbl indung infolge doppelseitiger Neuritis retrobulbaris aus, im 2. Falle bestand Fieber bis zu 42 ~ das als toxisch bedingt auf- gefaBt wird. (Vgl. diese Z. 16, 3980 Panse (Berlin).~

Friedl~nder, A. A.: Geistesst~rung dnreh Vergiftung mit Benzol- und Toluel-Ab- kiJmmlingen (sog. Anilinismu 9. Miinch. reed. Wschr. 198'2 II, 2040--2041.

Verf. bericbtet i~ber 4 Fglle yon Anilin- bzw. ToluidinvergiRung mit mehr oder weniger kurzer BewuStlosigkeit, anseh!iegender schwerster maniakaliseh verwirrter Erregung und v611igem Erinnerungsverlust ffir die erregte, 2--3 Tage w~hrende Phase. Alkoholismus scheint die Erkrankungsbereitschaft zu f6rdern, aueh scheint Alkohol leichte Vergi_Rnngen aus der Latenz heben zu k6nnen. Ffir den Sachverst~ndigen ist das Vorkommen derartiger deliranter Erregungen yon Bedeutung. G. Ewald (Erlangen).o

Waring, $. L: Pneumonia in kerosene poisoning. (Lnngenentziindung bei Ker- osenvergiftung.) (Dep. o~ Pediatr., Med. Coll. o] the State o[ South Carolina a. Roper Hosp., Charleston.) Amer. J. reed. Sei. 185~ 325--330 (1933).

Kerosen ist ein Petroleum6l, ghnlich dem Gasolin. Das Sehrifttum fiber die Kerosen- vergiftungen beseh~Rigt sieh meist mi~ den gast.rointestinMen Wirkungen und vernaeh]i~ssigt die Lungenkomplikationen. Verf. zeigt, dab es wohl infolge yon Aspiration beim Breehreiz zu schweren ausgedehnten Pneumonien kommt. Die Dosis zur Erreiehnng einer toxischen Wirkung ist, wie aueh die Tierversuche zeigen, individuell reeht versehieden, ebenso die Zeit, die bis znr Entwicklung yon ernsthaften Symptomen und zum Korea vergeht. Ein Erwaeh- sener erholt.e sich, ngchdem er s/4 I getrunken hatte, w~hrend ein 18 Monate ares Kind nach Genn$ einer Menge yon 2 Unzen starb. Neben d.er Entwicklung yon Entzfindnngen und 0demen ist vielleicht noch die rasche Absorption des Ols durch die Lungen sehuld an dem t6dlichen Ausgang. Wierig (Hamburg).

Fiseher-Wasel% Bernh.: T~dliehe Lungensehrumpfung dureh Gebraueh yon Men- theliil. (Senckenberg. Path. Inst., Univ. l#rank/u~t a. M.) Frankf. Z. Path. 44, 41.2--425 (1933).

Eine 70j~ihrige Dame lift in den beiden letzten Jahren ihres Lebens auBer an Coronar- sklerose an einem sehweren Lungenleiden, das unger zunehmender Dyspnoe zum Tode ffihrte. Bei der Sektion fanden sieh harte Knoten im Hilus beiderseits, narbige Sehrumpfung der Lungenlappen naeh dem Hilus zu. Die Bronehien 2. und 3. Ordnnng beiderseits in der Hilus- gegend verengert, ihre Sehleimhaut verdiekt und ger6tet, yon sehwieligem, derben weigliehen und graur6tliehem Gewebe mngeben (beiderseits harte Sehrumpfungsbezirke am Hilus yon tIiihnereigr61~e). In der weiteren Umgebung @isehere pneumonisehe Prozesse. Die histolo- gisehe Untersuehung ergab nieht, wie erwartet, einen Tumor, sondern eine sehwere ehronisehe hyperplastisehe Bronchitis, in der Umgebung der Bronchien sehwielige Bindegewebsmassen mit hyMiner Entartung. In den zahlreiehen Liieken und SpMten dieser Massen MlenthMben eine homogene 3{asse, die mit Scharlaehrot sieh leuehtend rot f/irbt. Fett oder 01 ? Derselbe Befund zeigte sieh in den peripheren Knoten der Lunge. Das Fett. lag zum Teil aueh in den Alveolen und in den Alveolarw/~nden, vieliaeh mit t~iesenzellen.

Verf. erkl/irt diese Befunde dnreh einen mehr als 2 Jahrzehnte fortgesetzten Migbraneh yon 1 prom. MentholSl, welches die Verstorbene seit vielen Jahren regelm~Big in grSBeren Mengen yon einer Droger ie bezog und in die Nase einfiihrte. Infolge der angsthesierenden Wirkung des 01es gelangt dasselbe leieht tropfenweise yore Nasen- rachenraum in die unteren LuRwege. Der endgiiltige Beweis, da$ MentholS1 vorlag, ergab sieh daraus, dab das 01 im Menthol61 kein pflanzliches oder tierisches Fe t t dar- stelR, sondern aus Paraffinum liquidum besteht. Der Chemiker wies nach, d a ] e s sieh um nnverseifbare Substanzen, offenbar ParaffinS1, handelte. Sehiitzungsweise waren 110--120 eem Paraffinum l iquidum in den Lungen abgelagert. In den Lymph- driisen land sieh nur wenig Paraffin61, in den ~brigen 0rganen, besonders Leber, Milz und Knoehenmark, keine nennswerte Menge. Walcher (Halle).

Lauterstein, M.: ~ber einen Fall yon beiderseitigem Oedema retinae and Ophthal- moplegia interna naeh Genul~ von vergifteten Fisehen (Pikrotoxinvergi[tung). (Augen- abt., Ally. Krankenh., Lwdw.) Z. Augenheilk. 80, 58--63 (1933).

Eine 25 Jahre are, bis auf Menstruationsanomalien gesunde Patientin hatte Fische ge-

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gessen, die mit K6den vergfftet waren, die Semen eoeculi indici oder Anamirtae coeculi ent- hielten. Die wirksame Substanz dieser Kokkelsk6rner ist Pikrotoxin. Die Patientin erkrankte mit Kopfschmerzen, st~rkem Unbehagen, leichtem Sehfittelfrost trod Speiehelflug, und es stellte sieh eine r~seh zunehmende Versehlechterung der Sehkraft ein. Die Pupfllen waren weit und liehtstarr, die Netzhaut in der Umgebung der Papille 6demat6s. Sehwitzen und Darmentleerung ftihrten zur Heflung. Kurt Stei~dor]] (Berlin).o

@ Handbueh der Lebensmittelehemie. Hrsg. v. A. B~mer, A. Juekenaek u. J. Till- roans. Bd. 1. AUgemeine Bestandteile der Lebensmittel. Erniihrung und allgemeine Lebensmittelgesetzgebung. Berlin: Julius Springer 1933. XVI, 1371 S. u. 44~ Abb. RM. 126.--.

Tillmans, J., und R. Stroheeker: 0rganisehe S~,iuren. S. 636--657. Die in den Lebensmitteln vorkommenden organisehen Siiuren, sowohl die frei

vorkommenden als die in Salzform gebundenen und die esterf6rmigen, werden be- schrieben; dagegen wird wegen der Glyeerinester, der Fette, auf das betreffende Kapitel verwiesen. Die 28 Sguren, die nach der Struktur geordnet sind, werden naeh Vor- kommen, Bi]dungsweise, ehemischen und physikalisehen Eigensehaften geschildert. Einige Literaturbelege sind angeftigt. P. F,raenckel (Berlin).

@ Handbuch der Lebensmittelehemie. Hrsg. v. A. BiJmer, A. Juekenaek u. J. Till- roans. Bd. 1. Allgemeine Bestandteile der Lebensmittel. Ern~ihrung und allgemeine Lebensmittelgesetzgebung. Berlin: Julius Springer 1933. XVI, 137l S. u. 44 Abb. RM. 126.--.

Rost, E.: Gifte (and sonstige gesundheitlieh bedenkliehe StMie). S. 1067--1152. In eindringlieher Pr~/gnanz werden die in Lebens- und GenuSmitteln vorkommenden

Gifte jeder Art zusammengestellt, ihre ehemisehen und toxikologisclien Eigensehaften beschrieben, die quantitativen Bedingungen erSrtert, strittige theoretisehe Fragen knapp und klar aufgezeigt. Dabei sind die Literatur and die Gesetzgebung aufs sorg- fgltigste berticksichtigt. Bewundernswert ist nicht nur die Ffille des auf 75 Seiten enthaltenen Stoffes, in dem auch der Spezialist manehes Neue finden wird, sondern auch die niemals ermtidende Darstellung der sprSden Materie. Dieser zungchst fiir den Chemiker bestimmte, ~iuSerst wertvolle AbriS wird aueh jedem grztliehen Saeh- verstiindigen viel Belehrung und Genus bringen. Als kleine Ltieke sei nut das Fehlen der Bariumsalze genannt, damit sie demn/ichst erg~/nzt werde. P. Fraenekel.

| Sammlung yon Vergiftungsfiillen. Hrsg. v. H. Fiihner. Unter Mitwirkung v. A. Briining, F. Flury, E. Hesse, F. Koelseh, P. Morawitz, V. Miiller-Hess, E. Rost u. E. Starkenstein. Bd. 4, Liefg. 6. Berlin: F. C. W. Vogel 1933. 32 S. RM. 3.60.

T6d l i che K a l i u m c h l o r a t v e r g i f t u n g d u r c h Gebrauc l i als A b t r e i b e - m i t t e ] , yon G. Jud i ca : Einnalime -:on 30 g Kaliumchlorat per os zu Abtreibungs- zwecken. Durchfa11, Erbrechen, Metrorrhagie, Herzklopfen, profuser SchweiS, Tem- peratursteigerung, Ikterus, Schwellung yon Milz und Leber, H/imaturie, Albuminurie, Meth~imoglobin~imie, Exitus am 7. Tage dutch Herzkollaps. Keine Autopsie. - - Mediz ina le K a l i u m e h l o r a t v e r g i f t u n g e n bei i n t r a v e n S s e r E in f i i h rung , yon J. M o r g e n s t er n und M. Av d e j e w: Mitteilung zweier Vergiftungsfglle infolge Verweehslnng yon Chlorkalium mit chlorsaurem Kalium in der injizierten R inge r - sehen LSsung. In beiden F~llen ergab die ehemisehe Untersuchung der Salzl6sung einen Gehalt yon etwa 0,02 g Xaliumehlorid auf 1 1 Kaliumehlorat. - - N a t r i u m - n i t r i t v e r g i f t u n g du reh Ve rwechs lung mi t K o eh sa l z , von S.V. Qu i t seh - kow: Vergiftung zweier Frauen dureh GenuS yon Kartoffeln, welehen start Koehsalz Natriumnitrit zugeftigt worden war. Die Erseheinungen bestanden in Aufregung, Erbreehen, BewuStlosigkeit, Cyanose, K/ilte der mit Sehwei$ bedeekten Extremitgten nnd Pupillenerweiterung. Im Blute wurde Natriumnitrat naehgewiesen. - - Ba r iu m - s u l f a t v e r g i f t u n g du reh B a r i u m b r e i in der B a u c h h 6 h l e , yon A.A. Bog- dassa row und M. J. N e p o r o n t : Infolge Perforation eines Magenuleus gelangte Bariumsulfat, das zu einer Dureh!euchtung appliziert worden war, in die BauehhShle und bewirkte eine Vergiftung mit Sehwgehegeftihl, Appetitlosigkeit und Verstopfnng.

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- - Mediz ina le N a t r i u m c a r b o n a t v e r g i f t u n g , yon D . J . Macht : Vergiftung infolge Verwechslung yon Natriumbikarbonat mit Bariumkarbonat. Die Vergiftungs- erscheinungen bestanden in Erbrechen, Durchfgllen, ErschSpfung und teilweiser Lgh- mung beider E x t r e m i t g t e n . - N a r z i s s e n z w i e b e l n v e r g i f t u n g e n d u t c h Ver- wechs lung , yon D. J. Maeht : Vergiftung einer Familie mit 2 Kinderninfolge Genul] yon Narzissenzwiebeln an Bratfleiseh. Die Symptome bestanden in Schwindel, kaltem Schweil~, Ubelkeit, Erbrechen und allgemeinem Unwohlsein. Versuehe an verschie- denen Tieren bewirkten ebenfalls Erbreehen. - - O p i a t w i r k u n g oder f ah r l~ s s ige K i n d e s t S t u n g , yon W. S t r a u b : Ein M~dehen wurde wegen Kindesmord zu 2 Jahren und 3 Monaten Gefgngnis verurteilt, da das Kind, alas heimlich geboren worden war, unter tier Bettdecke erstickte. Bei der Wiederaufnahme der Verhandlung ergab sich auf Grund eines Gutachtens die Annahme, da[~ das Mgdchen vor der Geburt 0,02 g Pantopon und 2 Sehwitzpulver (Phenacetin, Antipyrin, Pyramidon aa 0,2, Coffein 0,1 und Codein phosphorici 0,03) eingenommen hatte und dadureh in einen so tiefen Zu- stand des Dgmmerschlafs verfiel, da~ sie w~ihrend der Geburt handlungsnnfghig wurde. - - S t r y e h n i n v e r g i f t u n g d u t c h V e r w e c h s l u n g , yon O. Wende r : Verwechslung mit Salipyrin. Einnahme yon mindestens 0,3 g Strychnin. Nach Magenspitlung Rettung. - - Med iz ina le G e l s e m i u m w n r z e l v e r g i f t u n g , yon H. F t ihner : Irr- tiimliches Verschreiben von Radix Gelsemii statt Radix Gentianae auf einem Rezept. Naeh Genu] einer Tasse Tee kam es zu Schwindel, Verlust der Sprache, Schluek- beschwerden, Trockenheit im Munde, Ptoris, Sehsehw~che, Doppelsehen, Zittern der Glieder, Schwgehe der Muskulatur und Pupillenerweiterung. Besserung nach 4 Tagen. ~N'ach abermaligem Genuft einer zweiten Tasse Tee Wiederholung tier Krankheits- erscheinungen. Heilung. - - TSdl iehe C h e n o p o d i u m S l v e r g i f t u n g eines 31/2j ~h- r igen K i n d e s , yon G. B uh t z : Genul~ yon 2 Kapseln Chenopasan (je 0,5 g), die ftir eine erwaehsene Person abgegeben worden waren. Naeh Somnolenz, klonischen Krgmp- fen, Pupillenstarre Exitus unter den Erseheinungen der Ateml~hmung. Aul~er Hyper- gmie und geringgradiger Verfettung yon Leber nnd Niere war der anatomische Befund negativ. Aueh die chemische Untersuchung hatte kein Ergebnis. - - G a u l t h e r i a S l - v e r g i f t u n g e n bei K i n d e r n , yon G. P. Sh ip ley : Beobachtung von 4 F~llen yon medizinaler Vergiftung mit GaultheriaS1 (Methylsalieylat), wovon 1 Fall tSdlieh. Das Vergiftungsbild entsprach einer sehweren Aeidose. Die Hauptsymptome sind Erbrechen, Lufthunger und Cyanose. Im Harn Aceton sowie Spuren yon Albumen und Zucker. ~ Rosmar inS1- und S a f r a n v e r g i f t u n g e n , yon R. Schaefe r : Mitteilung eines Falles yon Vergiftung mit RosmarinS1 und einer Safranvergiftung. Beide haben zn ganz ghnliehen Krankheitsbildern gefiihrt, Wirkungen auf das Nerven- system, die parenchymatSsen Organe, sowie anf den Darm und den Uterus.

SchSnberg (Basel).

Kindesmord. Benassi~ Giergio: Variazioni casistiche in tema di infanticidio. (Einige F~I]c yon

Kindesmord.) (Istit. di Med. Leg., Univ., Cagliari.) Arch. di Antrop. crimin. 52, 739 bis 751 (1932).

Von den 6 berichteten F~]len gehhren 2 nicht eigentlich zum Kindesmord, da der Tod erst in der 3. Lebenswoche erfolgte.

1. Uneheliches Kind, das n~ch kurzem Unwohlsein am 17. Tag nach der Geburt stirbt. Offenb~r Friihgeburt. Sehr wenig Nahrung im D~rm. Todesursache: Feine Blutungen in beiden Stirn- und Hinterhauptslappen mit Erweichungen, die mikroskopisch sehr viel aus- gedehnter waren, und parenchymathse Degeneration der inneren Organe, also natiirlicher Tod. - - 2. P15tzlicher Tod eines 18 Tage alten uneheliehen Kindes. Die Sektion ergab auch hier trotz F~ulnis mM~'oskopisch und besonders mikroskopisch sehr ausgedehnte cerebrale Blutungen bei einer Friihgeburt. - - 3. Aus dem Kanal gefischtes reifes ~eugeborenes in starkem :F~ulniszust~nd. Lungen, Magen und gro~e Teile Dtinndarm lufthaltig. Im Dfinndarm Kriimel- ~hen, die wie geronnene Milch aussahen und mit Sudan sieh rot farbten. D~raus wird auf Nahrungszufuhr geschlossen. Todesursa.ehe nieht festzustellen. Mutter nicht ermittelt. - - 4. Im Freien aufgefundenes reifes ~eugeborenes mit allen Zeiehen starker Ausblutung ~uch