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17 1 XVI. Ergleichung der KrystullJormen iles Co- lurnbits und WolJrarns; oon G. Rose. 1) Columbit. D e r Columbit, obwohl er in grofseii und deutlichei~ Krystallen vorgekommen ist, hat sich bis jetzt doch nur crst an wenigen Orten gefunden. In Europa keiint man ihn nur von einer einzigen Stelle, nrimlich von Boden- inais im Bfihmerwald; haufiger findet er sich in den vcreinigten Staaten, wo er zu Haddam und Middletown in Connecticut, Chesterfield und Beverly in Massachu- sets und zu Acworth in New Hamshire I) vorgekommen ist; hier, wie iiberall, in einzelnen Krystallen und K6r- nern in Granit mit mehreren anderen zufjlligen Gemeng- theilen, wie Turrnaliu, Beryll, Chrysoberyll u. s. w. einge- wacbsen. Die Krystalle sind von verschiedener Griifse, in Bodenmais kommen sie von 1 bis 3 Zoll GriiCse vor, am bedeutendsten ist aber die Grijke der Krystalle voii Middletown, von welchem Fundorte Prof. Jo h ns to 11 in Middletown ein Brucbstuck eines Krystalls beschreibt, das beinah 6 Zoll lang und breit war Die Krystalle des Colulnbits sind 1 - uiid 1 - axig, und erscheinen iiberall als Combinationen eines rectangulsren Prisrna, das durch Vorherrscben der Querfllche a (Fig. 15 bis 16, Taf. I) breit geworden ist, mit drei verticalen rhom- bischen Prismen 2g, g, +g, deren Flachen schmale Ab- stumpfungsflachen der Kanten des rectangularen Prisma ). 1) Vergl. D a n a system of Minerdogie, 2. Ausgabe, S. 437. 2) Silliman’s Journal, XXX, S. 387, uod Dana’s Minerdogie, S. 437. Der Krystall wag, che cr zerbroclren war, 14 Phd; der abgcbil- dele Tlreil, welchcr 6 2011 laog war, wog 6 Pfiiod uod 12 Unzen ovoir du poids.

Vergleichung der Krystallformen des Columbits und Wolframs

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17 1

XVI. Ergleichung der KrystullJormen iles Co- lurnbits und WolJrarns; oon G. R o s e .

1) C o l u m b i t .

D e r Columbit, obwohl er in grofseii und deutlichei~ Krystallen vorgekommen ist, hat sich bis jetzt doch nur crst an wenigen Orten gefunden. In Europa keiint man ihn nur von einer einzigen Stelle, nrimlich von Boden- inais im Bfihmerwald; haufiger findet er sich in den vcreinigten Staaten, wo er zu Haddam und Middletown in Connecticut, Chesterfield und Beverly in Massachu- sets und zu Acworth in New Hamshire I ) vorgekommen ist; hier, wie iiberall, in einzelnen Krystallen und K6r- nern in Granit mit mehreren anderen zufjlligen Gemeng- theilen, wie Turrnaliu, Beryll, Chrysoberyll u. s. w. einge- wacbsen. Die Krystalle sind von verschiedener Griifse, in Bodenmais kommen sie von 1 bis 3 Zoll GriiCse vor, am bedeutendsten ist aber die Grijke der Krystalle voii Middletown, von welchem Fundorte Prof. J o h n s t o 11

in Middletown ein Brucbstuck eines Krystalls beschreibt, das beinah 6 Zoll lang und breit war

Die Krystalle des Colulnbits sind 1 - uiid 1 - axig, und erscheinen iiberall als Combinationen eines rectangulsren Prisrna, das durch Vorherrscben der Querfllche a (Fig. 15 bis 16, Taf. I) breit geworden ist, mit drei verticalen rhom- bischen Prismen 2g, g , +g, deren Flachen schmale Ab- stumpfungsflachen der Kanten des rectangularen Prisma

).

1) Vergl. D a n a system of Minerdogie, 2. Ausgabe, S. 437.

2) Si l l iman’s Journal, XXX, S. 387, uod Dana’s Minerdogie, S. 437. Der Krystall wag, che cr zerbroclren war, 14 P h d ; der abgcbil- dele Tlreil, welchcr 6 2011 laog war, wog 6 Pfiiod uod 12 Unzen ovoir du poids.

bilden. A n dcii Endeu fillden sich bci dcn Krystalleu allcr Fundiirlcr die Flriclieii eincs Rhoinbenoctacders U, welches auf den Fltichen des rhoinbischeii P r i m a +g horizontale Kanten bildet. Die Krystalle von Haddain siud nncli den Beschreibungcn von T o r r cy an den En- den uur init diesen' Fliiclien begrlinzt ; bci den Krystal- len von Bodcuinais finden sich aufserdein iioch dic Ba- sis c und die Flaclieii cines Langsprisina 2 f ( Fig. I5 Taf. I) , und nicht selten auch eiiics R11oinbcuoctai;d~I~ 12, das auf diesem Langsprisuia parallele Kanteii bildct. Am ausgebildetstcn sind, nach 1) a n a , wiedcrum die Kry- stalle von Middletown, Fig. 16 Taf. I ) I ) , wo aufser allen dicsen Fliiclien noch die Flricheri eines Querprisma f d , die als Abstumpfuugsflachen der scharferen End- kantcn dcs RliolnbcnoctaEders n erscheincn, und cines Rhoinbcnoc~acdcrs 0, vorkomincn, clcsscii Fliichen auf dcui inittlcren rliolnbischcn Prisma g horizontalc ICantcn bilden, und autcrdcm als A1,stumpfungsfliiclicn dcr Kantcu zwi- schen u und a erscheineo.

Die Spaltbarkeit des Columbits ist nach den Scitcn- fliiclicn des rectanguliiren Prisma , besonders nach dcr Qucrflsche a deutlich, nach dcr EudflZche c jedoch uur undeutlich. Dic Fllichcn siud glatt, uur die Qucrflaclic ist stark vertical gestrcift.

Die Krj-$alle dcs Columbits siud in neuestcr Zcit voii D a n a init dcin Heflexionsgoiiioincter geuicssen und bcrechiiet wordcu ). Dn n a niinmt das letztgenannte Octacder a zur Grundform, uud gicbt das Verhriltnifs scincr Axcn an:

u : b : c=L : 1,206 : 1,0884

Uic Bezeichnung der vorkomuciiden cinfachen Formen 1 : V J . : vm2.

1 ) Dic hicr dargcstcllte horizontale Projcclion ist nach cincr in Dana's >linerdogie Lefiodliclieii selricfcn Projcction cntworfen.

2) A. a. 0. S. 436 und Appendix S. 65.

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( i n die W ei Is e'schc Bezeichnungsmthode iibertragen) rind die vorziiglichsten Winkel sind nach ibm folgende:

R li u m b e n o c t a 5 d e r:

o=( a : b : c ) ~ = ( 3 ~ t : 6 : C )

n = ( 3 a : : b : c )

Inor i z o n t a l e P r i s m e n :

; d = ( 3 n : m 6 : c ) 2 f = ( + a : m b : c)

v c r t i c a l e P r i s m e n :

g=( a : 6:mc) 2g=( o : 26 : mc) f g = ( 3 a : b : mc)

e i o z e l n e F I B c h e n :

a=( a : m b : m c ) b = ( m a : b : m c ) c = ( m a : m b : c )

Die Neiguug der Fllchen bctrsgt: von a gegeu 2g . . . . . . 157O 29' - - - g . . . . . . 140 20 - - - +g . . . . . . 111 54 - b - + g . . . . . . 158 6

g 129 40 - - - 2g . . . . . . 112 31 - c - & d . . . . . . l 6 0 3 4 - a - - . . . . . . 109 26 . c . 2f . . . . . . 119 40 - 6 - - . . . . . . 150 20 - o - o (iiber zt) 102 68 - - _ c . . . . . . 126 2 - - - g . . . . . . 143 58 . U . II . . . . . . 150 17

- - - . . . . . .

174

von u gegen o . . . . . . 156" 20;' - - - ~ . . . . . . 1 3 6 3 6 . - - + g . . . . . . 133 24 - n . n (iiber 2f) 160 29 - - - 2f . . . . . . 170 14; - - - c . . . . . . 119 13.

Die Krystalle von Bodenmais kommen nicht allein in cinfachen Krystallen , sondern auch in Zwillingskry- stallen vor, die bisher noch nicht beschriebcn sind. Ein sehr ausgezeicbneter Krystall der Art befindet sich in dem chemischen Laboratorium in Miinchen, wo ihii meiu Bruder sah, und von Hrn. Prof. V o g e l mit groker Be- reitwilligkeit gelielieii erhielt, so dafs auch icli ihn UII-

tersuchen konnte; ein anderer kleinerer Krystall hefin- det sich hier in der Kbniglichen Sammlung, und wurde derselben von Hrn. v. S c h w e r i n in Miinchen schon vor Iangerer Zeit geschenkt. Die Individuen sind in diesen Zwillingen nach dem Gesetz mit einander vcrbunde11, dais die Zwillingsaxe senkrecht , und die Zusammen- setzungsflache parallel einer Flache des Lsngsprirna 2f ist. Die Axen beider Krystalle sind daher unter demsel- ben Winkel gegen einander geneigt, wie die Flachen des Lzngsprisma an den Enden der einfachen Krystalle, namlich unter 59O 20', und dic geraden Endfl:ichen UII-

ter dem Complemente dieses Winkcls, nsmlich unter 120° 40'; an dem einen (oberen) Ende einen einsprin- genden, an dem anderen (unlern) Ende einen aussprin- genden Winkel bildend. Die Querflachen fallen bei bei- den Krystallen in eine Ebene, doch ist bei der starken verticalen Streifung dieser Flachen die Grlnze beider Individuen auch auf dieser Fliiche deutlich wahrzuneh- men. Bei dem Miinchener Krystall, der Fig. 17 Taf. I abgebildet ist, sind an dem oberen Ende die geraden Endflachen c gar nicbt sichtbar, die Flachen des Langs- prima, die nicht der Zwillingsebene parallel sind, tref- fen sich hier und bilden gegen einander den Winkel von

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1 1 8 O 40', der das Doppclte des Zuschiirfungswinkels ist, den in dem eiufachen Krystalle die Flachen dieses Prisina an dem Ende bilden; bei dem Berliuer Krystalle sind liier noch die geraden Endflachen sichtbar, den obeii an- gegebenen einspriugenden Winkel bildcnd; die entgegen- gesetzten Enden sind bei beiden Zwillingskrystalleu nicht ausgebildet, da die Krystalle mit diescm Ende aufgewach- sen waren.

2 ) W o l f r a m .

Der Wolfram ist vie1 hiiufiger als der Columbit, fin- dct sich aber nicht an allcn Stellen, wo er vorkommt, in rege1ni:ibigcn Krystallcn. Die Kiinigliclie SammIung besitzt derglcichcn Krystallc nur von vier Localitaten, niimlich von Zinnwald, Schlaggenwald und Ehrenfrieders- dorf im Erzgebirge, und vom Adon Tschalon bei Nert- schinsk I ).

Die Krystalle des Wolframs sind 1 - und l-axig, haben aber nach den verschiedenen Fundilrtern ein etwas verscliiedenes Ansehcn. Die Krystalle von Zinnwald, die am Iilufigstcn vorkoinmen, und dic man daher auch gew6hnlich in den Mincralieusainmlungen sieht , erschei- nen wie in Fig. 18 Taf. I als rhoinbische Prismen g, die an den stumpfen Seitenkaiiten durch die Querflache a abgestumpft sind. Gewiibnlich kommcn noch unter deli Seitenflachen des verticalen Prisma 2 g als Abstum- pfungsfliichen der Combinationskanten zwischen g und a, und zuweilcn auch noch die von ;g als Zuschsr- fuugen der scharfen Seiteukanten von g vor, Fig. 19 Taf. I. An den Ecken finden sich lierrscliend die Flii- cheii eines Querpisda ;d, dann die Flachen eines Liings- prisma f, und aufserdem, aber meistentheiis nur unter- 1) Von Schlaggenwald besitzt die KBnigl. Sammlung nur I Stiick, des- sen Etiquette anfserdem nieht ganz richer ist; pew& ist, dafs das Stiick aus dern Engebirge stammt, doeh k8nnte es rniiglicherweise rus eincr anderen Gruhe als Schlaggenwsld seyn.

I76 geordnet, die Flichen von zwci Rhombenoctazdern o m d s; die Fllchen des erstern bilden auf f unter ein- ander parallele, und auf g horizontale Kanten, und schoei- den die Flachen + d in Kanten, die den diagonal gegen- iiber liegenden Kanten zwiscbcn ;d uud f parallel sind; die Flachen des andern erscheinen als Abstumpfungsfla- chen der Kanten zwischen f u n d g ; sie bilden auf +g horizontale Kanten, und schneiden die Flachen o in Kan- fcn, die den Kanten mit der Langsflzche ') parallel sind.

Die Krystalle von Schlaggenwald haben die Fig. 22 Taf. I abgebildete Form. Unter den Seitcnflaclien herrscht die Querflacbe sehr vor, wodurch die Krystalle tafelartig erschcinen, an den Enden die Fkichen f. Die Fliichen o und s erscheinen als schlnale Abstumpfungsflzchen der Kanten von f lnit a und g; die Flachen + d 5eruhren sich an den Enden uiiter einander nur in Punkten, und wiirden, wenn die Fllchen o etwas griiker waren, als Rhomben erscheineu.

Die Krystalle von Ehrenfriedersdorf (Fig. 20 Taf. I) sind auch durch Vorherrschen von cz tafelartig, an deli Enden aber durch die gerade Endflzche ausgezeichnct, die sehr hiiufig vorherrscht; ; d , f und s kommen dann nur untergeordnet vor; nur einmal habe ich b als schmale Abstumpfungsflliche bemerkt.

Die Krystalle von Nertschinsk (Fig. 21 Taf. I ) ha- ben dieselbe Forin wie die Krystallc von Schlaggenwald, doch obne die Flacheii 4d.

Die Krystalle von Zinnwald haben die bedeutendste Griifse; sie sind oft 2 bis 3 Zoll lang und verhaltnifs- mzfsig breit, und kommen in der Hegel aufgewachsen vor; die Krystalle von Ehrenfriedersdorf, und besonders die von Schlaggenwald , sind kleiner, gewfihnlich nicht mehr als einen Zoll lang, die erstereii sind aufgewach-

sen 1) Diese PlBche kommt zwar be; den Zinnwalder Krystallen nicht als

Hrystallfliche, aber doch als Spaltuogsfliche vor.

1 7 i

sen, die letztereii in dem Stiicke der Kbniglichen Sammlung eingewachsen. Die Querflkhe und die Flachen der verti- calen Prismen, besonders die Fllchen 2g und g sind stark vertical gestreift; die Fltichen ad sind bei den grbbern Krystallen von Zinnwald rneistentbeils uneben, und zeigen after rundliclie Erhabenheiten; im Uebrigen sind die Fh- chen in der Regel sammtlich glanzend, nur bei den Kry- stalleii von Schlaggenwald sind die Endfliichen matt. Der Wolfram findet sich an allen diesen Stellen in Gesell- schaft des Zinnsteins; in Ziiinwald und Schlnggenwald auf eigenthumlichen Lagern, i ir Ehrenfriedersdorf auf Gau- gen; bei dem Stiicke von Schlaggenwald in der K6nigli- chen Sammlung sind die Wolframkrystalle mit Molybdriu- glanz in Q u a n eingewachsen, bei den Stiicken von Ehren- friedersdorf findet sich der Wolfram in Begleilung von Zinnstein, Apatit, Arsenikkies und gelbein schuppigen Glimmer. Der Wolfram von Nertschinsk kommt mit krystallisirten Beryl1 und Bergkrystall vor.

Die Spaltbarkeit ist sehr vollkoinmen parallel der Langsfl:iche b , unvollkommen parallel der Querflaclie ; die grbCseren Krystalle von Zinnwald haben aber gewbhn- lich cine Menge Zusammensetzungsfl;ichcn, die den luke- ren Krystallfllchen parallel gehen, und die oft das An- sehen von SpaltiingsflSchcii haben kbnnen , wenn die Schaalen, die durch sie gebildet werden, sehr dlinn sind. Aufserdem verhalten sich die Krystalle von Zinnwald auch darin sehr eigenthiimlich, dais mehrere der in der Combination enthaltenen einfachen Formen hemiiidrisch erscheinen. Von den Fllchen des Querprisma herrscht meistens die cine vor, die andere erscheint zuriickge- drangt uiid fehlt auch wohl ganz; ebeii SO finden sich die Fliichen o und 5 oft nur iieben den grbfser gewor- denen Flachen des Qaerprisma, nicht neben den kleine- ren (Fig. 19 Taf. I). An dem untern Ende findet dann dieselhe Symmetrie statt, wie an dem obern: die paral-

Poggendorfs Anoal. Bd, LXIV. 12

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leleri Fltichen des obern Elides fitideii sicli aiich hier our, ritid wit denselben Eigenschaften wie am obern. Die- selbe Unrcgelmakigkeit koinmt auch iueisteiitlieils bei dcn Krystallrn von Ehrenfriedersdorf vor: iiur dafs hier die Fl2chen s, welche bleiben, an der Scite der fortgefdle- nen Fliiche des Qucrprisina 1 d liegcn (Fig. 20 Taf. I). Die Krystalle des v\701fraii~s erhalteii dadurch aber ein ganz 2 - und 1 - gliedriges Anseheo, und sind daher auch auf die Weise in den meisten Lehrbucheru der Minera logie beschrielen.

Indcssen fiiidet sich dicser Marigel an Symmetric doch iiicht bei allen Krystollen. Prof. B r e i t h a u p t ineclite mich schon vor Ilngerer Zeit darauf aufinerbsam. dak bei den Ziuriwaldcr Krystallen die F l k h e u b uod s vfters syminetrisch vorkomincii, uud scitdcm habe ich dieb auch inehrfncli beobaclitet. AuCserdem siud die Krystalle von Schlaggcnwalcl und Nertschinsk, die Fig. 22 uiid 21 Taf. I abgebildet siud, ganz syinmetriscli; cs scheiiit mir dalier kein Grund vorhanden zu seyn, die Krystallc fur 2- und 1 -gliedrig zu lialteii, und man inufs das Un- symmetrischwerden nur fur eine Eigenthutnlichkeit eiui- ger Fundvrter des Wolfrains halten.

Diirch den oben angegebenen Parallelismus der Kan- ten ist die Lage dcr Fllchcn, bis auf die der Fliiche 28, die durch die filessung bestimint werdeti mufs, gegeben. Die Formeln fur die vorkornmendeii einfaclien Formen sind daher, wenn uian von o als Grundfonn ausgeht:

R h o m b e n o c t a i i d e r :

o = ( a : b : c ) s = ( n : ; b : c )

l i o r i z o n t a I I: P r i 3 m e n :

+ d = ( 2 a : aob : c ) f=( a : aob : c )

179

v e rt i ca I e P risin e n :

g=( a : 6 : m c ) 2g=( a : 2 6 : ooc) + g = ( 2 a : b : c c c )

r in z e l n r F IS clr e n :

a = ( a : ; o b : c o c ) b = ( o o ~ : b : m c ) c = ( w a : aob : c ) .

Die Winkel des Wolframs sind nocli iiicht mit Ge- nauigkeit bestimmt, was auch bei der gewiihnlichen Sfrei- fung und TJnebenheit der Flscheii seine Schwierigkeit hat. Nach einigcn von P h i l l i p s ) angegebenen Win- keln hat N a urn a n n ) fur die Axen des Rhombenoctae- ders o die Werthe

u : b : c=0,8231 : 1 : 0,651 berechnet, woraus sich folgende Winkel fur die Nei- gungen der Fldchcn ergeben :

=101” 5’ g : g u : g =140 32; a : 2g =I57 38

: ;g =121 17 + d : +c? =I25 20

c : ; =152 40 f : f = 99 12 c : f =I39 36 o : o ( i i b e r j ) =111 47 3).

1) Kfementary introduction t o the knowfegde oJmineralogy, 3. ed.

2 ) Lehrbuch drr Mineralogie, S. 518.

3) Dafs dirre Winkel nicht sehr geirau sind, ergiebt sich schon dar- aus, dars die von P h i l l i p s angegebenen Winkel ni&t simmtlich unter einander ubereiastimmea, daher auch die von Zi p p e ( M o hs, Anfangsgriinde der Naturgeschicllte des Mineralreichs, Th. 11 S. 427) aach andern Phil l ips’schen Angaben ah wie N a u m a n n berech- neten Winkel mit den Naumann’schen nictrt iibereinstimmen, son-

p. 255.

12 *

1so Aiifser den einfachen Krystalleu findeu sich bci dein

Wol f r am von Ziiinwald noch Zwillingskrystalle. Die gewiihiilichen sind die, bei deneii die Zwilliiigsaxe seiik- recht, und die ZiisaminensetzungsfllclJe parallel der Quer- flache ist; Zwillingskrystalle, die nur durcli die hier vor- kointneiide 2- und 1 - glicdrige Syiiimctric der Fliiclien miiglicli sind. Seltcner kotiinien andcre vor , bci dencii, wie N a urn a n ii gelehrt h a t , die Zwilliiissaxe senkrech t, und die Zusammensetzuiigsfliiclic parallel dcr F h c h c des Lzngsprisma ( m a : b : : c ) ist I ) , die zwar unter den Krystallfl$chen iiicht vorko~niiit, aber dainit in einfachen Verli~ltiiisscii steht. Die Neigung der A w n beidcr In- dividueii des Zwillings gegen eiiiander betrtigt hicrnacli 120" 52', iind der eiiispririgende Winke l , dcn dic 'FLi- chen f beider Kryst;rlle ail der Zwilliiigsebene bildcn 139" 56'. Die Qucrfllchc bcidcr Individuen fiillt in ciue Ebene; dennocli ist aber aucli auf diescr die Griinze der Iiidividueii deutlich zu erkeniien, da die Quertl~iche, wie auch die FlSclien der verticalen Prisineii stark vertical gestreift siiid, und die SLreifcn an der Granze unter ci- nein stuinpfen Winkel zusammeiistoCseii.

Vcrgleicht mail nun die Krystallforineii des Co- lumbits und Wolframs, SO scheint, ungeaclitet inaiicher vorkoinmenden Verscliiedciilicileii , die Achnliclikeit der- selbeii doch so g d s zii scyn, dafs inaii nicht uinhiii kann, sie fur isomorph zu lialteu. Beidc Miucr.de liaberi mehrere FlYcheii gemeiiischaftlich, die sich durcli ihre

dern oft urn melrr als einen Grad abwcichcn. den Winke l von i d : e zu 151'39'.

So berechnet Z i p p e

1 ) Lehrbiich der Krystallographie, Th. I1 S. 337. Es is1 auffallcnd, dnfs in allcn LchrbGchern der Mincralogie, die ich nachgesehcn habe, auch in den ncusten, die Fljcbe des Lhgsprisrna /- als die Zuiam-

mcosctaungifl~che angegchen wird , obgleich doch achon die cinlache Uctrachtung der Krystalle lehrt, daL die Zuoammensetzunganachc aine gegen die Axe, stumpfcr als diese, geneigtc Fliiche sey.

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Winkel nur wenig untersclieiden ; namlich aufser den Flachen a, 6 , c , die bei allen I - und 1-axigen Syste- men vorkommeii kiinnen, die Fllchen O, g uiid 2g. Sie liaben ferner oft einen selir ihnliclien Habitus, wie be- sonders in den Krystallen des Columbits von Bodenmais und des Wolframs von Elirenfriedersdorf, und werden beide tafelartig durch das Vorherrschen der Qiiertl2clie, die bci beiden durch eine starke verticale Streifung aus- gezeichnet ist. Sie habeii feriier eiue Spaltbarkeit, die bei beiden i i i denselben Riclitungen stattfiiidet.

Hiilt inan dagegcn die Untcrscliiedc, SO bestcheri cliesc darin, dak die Winkel beiclcr Minerale iiiclit val- lig ubereinstimmcn, wie mail diefs am besten ails der Vergleicliurig der Winkel der F l ~ c h e n g , f uiid d ge- geii einander ersieht, die inaii da, wo sie nicht vorkom- men, aus den angegebenen Wiiikeln der andern Fliichen berechnen kann; uian fiudet dauu die Ncigungei,:

brim Coliirnbit beim Wolfram

von g gegen g 100" 40' 101" 5' - f - f 97 2!) 99 12 - d - d 93 IG 91 5'1.

Feriier findeli sicli beiiii Columbit, wie bei dem Wolfram eigenthuinliclie Flachcn, die bei dem einen und nicht bei dein andern vorkommeii, bei dem Columbit namlich die Fllclien U, n, +d, 2f, +g; bei dein Wolfram die Flachcn S, ;d und 4s; auch ist die Spaltbarkeit zwar parallel deiiselben Fliiclieu, aber sie ist doch vie1 vollkommner beim Wolfram als beim Columbit, und bei diesem fast nocli deutlicher parallel der Querflache a als der L~ngsflache b , parallel welcher sie beiin Wolfram besonders deutlich ist, und endlich findet bei beiden Mineralen eine verschiedene Zwillingsbildung statt.

Diese Unterschiede sind indessen uicht von der Art, dafs sie den angegebenen Zusammenhang zwischen den Columbit und Wolfram widerlegten. Denn aufserdem,

182

dafs die Winke l , wenigstens beirn Wolfram I ) , lioch keinesweges so genau bestiinmt sind, dafs sie bei ge- nauerer Bestiinmung nicltt vielleicht um inehr als einen Grad von den angegebenen abweichen kihmten, kom- inen aiich ahnliche Winkelunterschiede, wie die beim Columbit und Wolfram angegebenen, auch bei entschie- den isomorphen Kiirpern vor; dafs ferner bei dein Co- liiinbite so viele Flacheii vorkoinmen, die sich nicht beim Wolfram finden und umgekehrt, kauri seineii Grund in der Verschiedenlieit der Lagerstlitten des Coliimbits uiid W o l f r a m , so wie iiberhaupt in dein seltencn Vor- komiiieii der Krystalle, sowobl des Columbits wie auch des Wolframs haberi, da schon der Wolfram von Zinn- wald und von Elirenfriedersclorf sicli in den vorkomnien- den Combinatioiien selir untcrscheidet. Eiiie grfifsere Scliwierigkeit inochte die Verscliiedenheit in der Voll- kommenlieit der Spaltbarkeit machen, die allerdings grol's ist, aber Unterscbiede in der Vollkomineiilieit dcr Spal- tungsfliichen tinden zuweilen bei isoinorplicil Krystallen ebenfalls statt, wie z. Iz. beim Schwerspath und beim Bleivitriol. Was endlicli die Zvvilliiigskrystalle anbetrifft, so wzre es vielleicht doch iniiglicli, dafs beiin Wolfram das von Ha uin a n ii aiigegebeneii Gesctz durch das beim Columbite vorkommende zu ersetzcii ware, niit dem u11- wesentliclien Unterschiede, dafs die Zusainmeiisetzungs- flache nicht wie beim Columbite parallel, sonderii recht- winklig gegen die LYiigsfliiche (cc u : + b : C ) wlre. Al- lerdings waren liiernach die Wiiikel etwns verschieden ; der Wiiikel fur die Neigiing der Axen beider Krystalle gegen einander betrbge d a m nicht 120° 52', sondern 119" 8 , uiid der eiuspringende Winkel der Fliicheii f' an der Zwil1iiigsgr:inze niclit 139" 56', sondern 14 1" 40'. Dieser Unterschied voii etwa 1; Graden ist frcilich sehr grofs, doch ware bei der noch riiivollstandigen Kennt-

1 ) Die Winkel drs Columbits selbst zu riolersuchen, habe ieh noch kcine Gelcgeoheit gehabt.

183 n ib der Winkel des Wolframs aus diesem Gruiide diese Annahine nocli niclit zu verwverfen. Genaue Winkel- messungen wiirden niir daruher entschciden kijnnen I ) ,

aber wie diefs Kesiillat auch susfallen mag, so w8re die Verschiedenheit der Zwillingskrystallc kein Grund der Treniiung des Columbits und Wolf rams, da ja bei ei- ner uiid derselben Gattung Zwillingskrystallc nacli ver- schiedenen Gesetzen vorkommen kijnnen.

Die K y stalle beider Minerale zeigeii deinnacli keine griifseren Unterscbiede, als sie aucli bei eiitschieden iso- morphen Kiirperri vorkomineii, uncl es wsre jetzt iiur zu untersuchen, in wie weit diese Ansicht durch die che- mische Zusammensetzung bestiitigt wird. h i d e Minerale sind aber Verbiudungvn cines elektro -1iegativen Kiirpers mit denselben Basen, a~ln l ich init Eisen- und Mangan- oxydul. Der elektro-negative Kiirper ist bei dem Wolfram, n i e Graf S c b a f f g o t s c h gezeigt hat, Wolframoxyd, uicht wie inan fruher angenommen hatte, Wolframsiiure, beim Columbit das neue, von meinem Bruder entdeckte Nio- biumoxyd. Die chemische Zusammensetzung, so weit wir sie bis jetzt kennen, widerspricht daher der aufge- stellten Ansicht niclit; wird sic aber durcli die genariere clieinische Untersuchuiig vollstlndig bestltigt, so ist die Isomorphie des Colulnbits wid Wolframs noch dadurch interessant, dafs sie die Isoinorphie des noch wenig be- kannten Niobiumorgds init dem Wolfralnoxyd beweist.

Nachschrql. Die Abhandluog war schon zuin Drucke fertig, als icli bei der Durchsicht der Tabelle der iso- morphen Kiirpcr in der neuen husgabe von L. G m e - I i 11’s Chemie als solche auch den Columbit und Wolfram, iiach B r e i t haup t ’ s Angabe, aufgefiihrt fand. Die An- gabe ist entnoininen aus einer Abhandlung von Brei t - h a u p t in E r d i n a n n ’ s und S c h w e i g g e r - S e i d e l ’ s

1) Die in der Kiiniglicheo Sammlung befindliclien Kryrtalle waren nichi d a m geoiguet.

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Journal fiir practische Chemie, Bd. 1V S. 268, und war mir zufsllig entgangen; da iridessen eine genauere! Ver- gleichung beider Kbrper bier nicht angestellt ist, so schicn mir dadurch der obige Aufsatz nicht uberfliissig geworden zu scyn.

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XVII. Ueber dns Nickel- Biarseniet; oon A. Brei thaupt .

von mehreren Milleralogen h ide ich eine Verwechs- v

lung des Minerals, welclies ich ?T'e@n'ckelkies genannt habe, mit einetn aridern, in der Rlischung ahnlichem Mi- neral. Uer Wezysnickelkies zeigt eine zinnweilse Farbe, im frischen Bruchc mil einein Stiche in's Rothe, uud einc rhombische Rrystallisatioii in sehr kleinen Krystallen be- stcheiid, Combination eines Prisma mit einem Dotna zur Brachydiagonale (dem Freiberger Mispickel sehr ahnlich), docli ist das Prisma sehr stark geschobeii 1'23" bis 1 2 4 O approximativ (liiernach wieder ahnlich dem Glaiizarsen- kies oder Eisen-Biarsci~iet ). Die Spaltbarkeit ist pris- matisch. Er besitzt feriier eine geriiige I)uctililat, und die Harte 6; bis 7;. Das Gewicht fand ich: 7,099 Abznderung von Hieclielsdorf i n Kur - Hessen, 7,129 bis 7,lSB Abznderungen voii Schneeberg in Sachsen.

Hr. H o f f m a n n fand in eiiier Ablnderung von Schnee- berg: Nickel 28,11, Wismuth 2,19, Kupfer 0,50, Arsen 72,64, Schwefel 0,14. Von dem W'ismuthgehalt der Kie- chelsdorfer AbInderiing habe ich micli auch iibcrzeugt. Im Jahrc 1543 kam auf der Grube Gesellschaft zu Scbnec- berg eine Masse von inehreren Centnern davon vor, und die methodische Samuilung der Bergacademie besitzt ein ganz reines Sliick von 19 Pfund Gewicht.

Ein ganz anderes Biarseniet des Nickels ist das Mineral, welches ich Chloanthil neuue, nach xiloavi?& grun ausschlagend, grunend. Dicses hat rein zinnweike Farbe, und tesserale Krystallisation H. 0. D etc. mit