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G. MALORNY: Versuche zur Aufhebung der Dekamethonium-Lghmung. 147 Unsere Versuche zeigen damit, dal~ sich trotz des grunds/itzlichen Unterschiedes zum quergestreiften Muskel an unserem Objekt, dem Ratten-Uterus, ganz ~hnliche Curare- und Anticurarewirkungen zur Darstellung bringen lassen. Diskussion. GREEFF:Nach unseren Untersuchungen ist der Rattenuterus zur Zeit der Geburt, dem einzigen Zeitpunkt, an dem bei dieser Tierart auch Arterenol nicht inhibitorisch, sondern excitatorisch wirkt, durch Nicotin erregbar. Die Nicotinunempfindlichkeit des 1Rattenuterus gilt also nicht fiir alle Zeiten des Sexual- zyklus. G. MALORNY (]~iel): Yersuche zur Aufhebung der Dekamethonium- L~hmung am Reflex- und Nervmuskelpr~iparat der Katze. Es war zu priifen, ob Dekamethonium (DKM) und d-Tubocurarin (d-TC) am Reflex- und Nervmuskelpr/iparat einen wechselseitigen Ant- agonismus zeigen und ob es gemeinsame Antidote gegen die l~hmenden Wirkungen beider Stoffe gibt. Die Untersuchungen wurden gemeinsam mit F. K. OH~ESORG~ an der dekapitierten und dezerebrierten Katze angestellt. Gepriift wurden der homolaterale Beugereflex der einen Seite und die indirekt aus- gelSsten Gastrocnemiuszuckungen am anderen Bein. Hierfiir wurden an den zentralen Stumpf des N. peronaeus bzw. an den peripheren Stumpf des N. tibialis Reizelektroden angelegt. Als Reizger/ite dienten 2 Mega- teste. Durch einen gleichm~l~ig laufenden Unterbrecher konnten die Ger/ite alternierend alle Minuten ftir die Dauer yon 1--2 sec eingeschaltet werden. Fiir die Registrierung der Reflex- und Muskelt/£tigkeit wurden KEIT~I-LL~cAs-Hebel in der Modifikation von KOLn angewandt. -- In zahlreichen F~Lllen wurden auch Reizzeit-Stromst/irkekurven bei direkter und indirekter Reizung angelegt. Die 1/~hmende Wirkung des DKM am Riickenmark tritt rascher und nachha]tiger ein als bei Injektion yon d-TC. Die Muskelzuckungen kehren frfiher als die Reflexe wieder. Die Muskeltetani werden gut ge- halten. Dies sind wesentliche Unterschiede zur Curarewirkung. Eine zweite DKM-Gabe fiihrt praktisch zum gleichen Lahmungsablauf. Es tritt keine Tachyphylaxie ein. Variiert man den Versuch, indem man nach Abklingen der ersten DKM-Gabe eine wirksame Dosis yon d-TC verabfolgt, so ist nach Wiederkehr der Reflexe eine zweite, gleichgrol~e DKM-Gabe fast wirkungslos. Die d-TC-L/~hmung kann am Reflexpr/iparat durch DKM auch direkt antagonistisch beeinflul3t werden. Die Aufhebung der DKM-L~hmung durch d-TC ist jedoch schwieriger zu erreichen; sie gelingt, wenn man das Antidot sehr niedrig dosiert und bis zum eben wahrnehmbaren Ein- setzen der Reflexe wartet. Der wechselseitige Antagonismus yon d-TC 10"

Versuche zur Aufhebung der Dekamethonium-Lähmung am Reflex- und Nervmuskelpräparat der Katze

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Page 1: Versuche zur Aufhebung der Dekamethonium-Lähmung am Reflex- und Nervmuskelpräparat der Katze

G. MALORNY: Versuche zur Aufhebung der Dekamethonium-Lghmung. 147

Unsere Versuche zeigen damit, dal~ sich trotz des grunds/itzlichen Unterschiedes zum quergestreiften Muskel an unserem Objekt, dem Ratten-Uterus, ganz ~hnliche Curare- und Anticurarewirkungen zur Darstellung bringen lassen.

Diskussion. GREEFF: Nach unseren Untersuchungen ist der Rattenuterus zur Zeit der Geburt, dem einzigen Zeitpunkt, an dem bei dieser Tierart auch Arterenol nicht inhibitorisch, sondern excitatorisch wirkt, durch Nicotin erregbar. Die Nicotinunempfindlichkeit des 1Rattenuterus gilt also nicht fiir alle Zeiten des Sexual- zyklus.

G. MALORNY (]~iel): Yersuche zur Aufhebung der Dekamethonium- L~hmung am Reflex- und Nervmuskelpr~iparat der Katze.

Es war zu priifen, ob Dekamethonium (DKM) und d-Tubocurarin (d-TC) am Reflex- und Nervmuskelpr/iparat einen wechselseitigen Ant- agonismus zeigen und ob es gemeinsame Antidote gegen die l~hmenden Wirkungen beider Stoffe gibt.

Die Untersuchungen wurden gemeinsam mit F. K. OH~ESORG~ an der dekapitierten und dezerebrierten Katze angestellt. Gepriift wurden der homolaterale Beugereflex der einen Seite und die indirekt aus- gelSsten Gastrocnemiuszuckungen am anderen Bein. Hierfiir wurden an den zentralen Stumpf des N. peronaeus bzw. an den peripheren Stumpf des N. tibialis Reizelektroden angelegt. Als Reizger/ite dienten 2 Mega- teste. Durch einen gleichm~l~ig laufenden Unterbrecher konnten die Ger/ite alternierend alle Minuten ftir die Dauer yon 1--2 sec eingeschaltet werden. Fiir die Registrierung der Reflex- und Muskelt/£tigkeit wurden KEIT~I-LL~cAs-Hebel in der Modifikation von KOLn angewandt. - - In zahlreichen F~Lllen wurden auch Reizzeit-Stromst/irkekurven bei direkter und indirekter Reizung angelegt.

Die 1/~hmende Wirkung des DKM am Riickenmark tritt rascher und nachha]tiger ein als bei Injektion yon d-TC. Die Muskelzuckungen kehren frfiher als die Reflexe wieder. Die Muskeltetani werden gut ge- halten. Dies sind wesentliche Unterschiede zur Curarewirkung. Eine zweite DKM-Gabe fiihrt praktisch zum gleichen Lahmungsablauf. Es tritt keine Tachyphylaxie ein. Variiert man den Versuch, indem man nach Abklingen der ersten DKM-Gabe eine wirksame Dosis yon d-TC verabfolgt, so ist nach Wiederkehr der Reflexe eine zweite, gleichgrol~e DKM-Gabe fast wirkungslos.

Die d-TC-L/~hmung kann am Reflexpr/iparat durch DKM auch direkt antagonistisch beeinflul3t werden. Die Aufhebung der DKM-L~hmung durch d-TC ist jedoch schwieriger zu erreichen; sie gelingt, wenn man das Antidot sehr niedrig dosiert und bis zum eben wahrnehmbaren Ein- setzen der Reflexe wartet. Der wechselseitige Antagonismus yon d-TC

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148 WERI~ER, GINZEL U. KLUPr : Wirkung des Nicotins auf das Rtickenmark.

und DKM l~Bt sich weiterhin an Hand yon Reizzeit-Stromst~rkekurven bei direkter und indirekter Reizung nachweisen. Die Beseitigung der L~hmung am Muskel geht mit einer Verminderung der Summations- erscheinung und einer Verkfirzung der Chronaxie bis fast zur Norm einher.

Auf der Suche nach Mitteln, die sowohl die L~hmung des d-TC als auch die des DKM aufzuheben verm6gen, sind wir zun~chst auf die Ca- Ionen gestoBen. Beide L~hmungszust~nde kSnnen durch eine Ca ++- Zwischeninjektion wesentlich abgemildert werden. Da Ca ++ auch die Mg++-L~hmung beseitigt, kommen ihm allgemein decurarisierende Eigenschaften zu. Die Ca++-Wirkung ist offenbar als Verdr~ngungs- mechanismus aufzufassen. Aus der Tatsache, dab die Mg++-L~hmung, zumindest voriibergehend, durch DKM gebessert werden kann, ist zu schlieBen, dab sie mehr _i~hnlichkeit mit der d-TC- als mit der DKM- L~hmung aufweist. Ca ++ bei groBer Dosierung wirkt auf die Reflex- und Muskelzuckungen stark d~mpfend, £hnlich wie Mg++ bei sehr niedriger Dosierung, mit dem Unterschied, dab dann die Mg++-Wirkung kurzdauernder ist. Somit greifen also Ca++ und Mg ++ an den gleichen Receptoren an.

Ms weiteres Antidot gegen DKM und d-TC ist das Coffein zu nennen. Die Beseitigung der Curarel~hmung durch Coffein ist lange bekannt; nicht untersucht ist bisher jedoch seine Wirkung auf die DKM-L~hmung. Dieser Antagonismus gelingt fast regelm~Big. Coffein steigert die Re- flexe, ebenso wie Strychnin. Strychnin verbessert aber nicht die peril)her ausgelSsten Muskelzuckungen. Da Coffein auch die Muskelkontraktionen verbessert, ist es bei der DKM-L~hmung das bessere Antidot.

G. WERNER, K. H. GINZEL, H. KLUPP (Wien) : Zur Wirkung des Nieotins au~ das Riickenmark.

Nieotin schaltet bekanntlich den Patellarsehnenreflex (PSR) dureh eine Wirkung auf das Rfickenmark vorfibergehend aus 1. Diese Hemmung des PSR wird durch Myanesin nicht beeinfluBt, w~hrend der Effekt einer reflexhemmenden Reizung der formatio reticularis des Hirn- stammes durch die gleiehe Dosis von Myanesin aufgehoben wird; gleieh- zeitig damit bleibt unter Myanesin auch die PSR-Hemmung bei Reizung des zentralen Ischiadicusstumpfes der Gegenseite aus 2. Die PSR-Hem- mung durch Nicotin zeigt somit nicht die Charakteristica eines multi- synaptischen Effektes. Durch elektrisehe Reizung fSrdernder Gebiete der Formatio reticularis wird die Ausschaltung des PSR nach Nicotin ffir die Dauer der Reizung durchbrochen. Die reflexhemmende Wirkung des Nicotins betrifft nicht den Flexor- und gekreuzten Extensorreflex;