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169 VII. {)ber 5 eubildung von Elastin in GeschwUlsten. (Aus dem Pathologischen Institu~ and der Universit~tsklinik fiir Haut- krankheiten zu Bonn.) Von Priv.-Doz. Dr. reed. Bernhard Fischer, I. Assistenten am Pathologisehen Institut. Die elastische Faser ist bei der grogen anatomischen und physiologischen Bedeutnng, die derselben gerade ffir das Hant- organ zukommt, schon scit langer Zeit Gegcnstand eifrigen Studiums seitens der Dermatologen gewesen, ja eine unserer besten Nethoden zt~ spezifischen Fi~rbung der elastisehen Faser, die Orceinmethode, verdankcn wir dermatologiseher Forsehung. Auch in der Pathologie der Itaut gewinnt, Me ich glaube~ das elastische Gewebe yon Tag zu Tag mehr an Bedeutung. Die folgenden Ausfiihrungen gelten nun einer Frage aus der allgemeinen Pathologie des elastischen Gewebes, dem Verhalten desselben in den eehten Gesehwiilsten. Die bisher wohl allgemein geteilte Auffassung war die~ dat~ eine wirkliche Neubildung elastiseher Substanz in Tumoren nieht vorkame. Nur Hansemann erwi~hnt in der Diskussion auf der Naturforseherversammlung zu Aachen, dag ,zuweilen, aber nieht sehr h~ufig, in malignen Geschwfilsten Neubildung yon elastischen Fasern" vorki~me, and Lubarseh besti~tigt an gleieher Stelle, dag manchmaI in Karzinomen sieh Wuchernng elastischen Gewebes finde. ~) 1) Vortrag, mi~ Demonstrationen, gehalten in tier Abgeihmgfiir Der- ma~olo~e anf der 75. Versammt. deutseh. Naturforseher und ~rzte zn Cassel, am 22. Sept. 1903. Die zngehSrigen Nikrophotogramme und Abbildungen warden in tier Sitzung tier Deutschen Pathologi- sehen Gesellseha.ftZu Cassel am 23. Sept. 1903 mit Hilfe des Zeif- schen Projelcfionsapparates demonstriert. 2) Diskussion zu dem Vor~rage yon L. Jores: ,,Uber die Regeneration des elastischen Gewebes." Verhandlungen der Deutsclien Patho- ]ogisehen Gesellschaft. 3. Tagung. Aachen 1900. S. 9 u. 10. Ferner Diskussion zu dem Vortrage yon E. Ziegler: ,,~ber das elastisehe Gewebe usw." Ebenda, 2. Tagung, Mtinchen 1.899, S. 237 u. 238.

VII. Über Neubildung von Elastin in Geschwülsten

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VII. {)ber 5 eubildung von Elastin in GeschwUlsten.

(Aus dem Pathologischen Institu~ and der Universit~tsklinik fiir Haut- krankheiten zu Bonn.)

Von Priv.-Doz. Dr. reed. B e r n h a r d F i s che r ,

I. Assistenten am Pathologisehen Institut.

Die elastische Faser ist bei der grogen anatomischen und physiologischen Bedeutnng, die derselben gerade ffir das Hant- organ zukommt, schon scit langer Zeit Gegcnstand eifrigen Studiums seitens der Dermatologen gewesen, j a eine unserer besten Nethoden zt~ spezifischen Fi~rbung der elastisehen Faser, die Orceinmethode, verdankcn wir dermatologiseher Forsehung.

Auch in der Pathologie der Itaut gewinnt, Me ich glaube~ das elastische Gewebe yon Tag zu Tag mehr an Bedeutung. Die folgenden Ausfiihrungen gelten nun einer Frage aus der allgemeinen Pathologie des elastischen Gewebes, dem Verhalten desselben in den eehten Gesehwiilsten.

Die bisher wohl allgemein geteilte Auffassung war die~ dat~ eine wirkliche Neubildung elastiseher Substanz in Tumoren nieht vorkame. Nur H a n s e m a n n erwi~hnt in der Diskussion auf der Naturforseherversammlung zu Aachen, dag ,zuweilen, aber nieht sehr h~ufig, in malignen Geschwfilsten Neubildung yon elastischen Fasern" vorki~me, and L u b a r s e h besti~tigt an gleieher Stelle, dag manchmaI in Karzinomen sieh Wuchernng elastischen Gewebes finde. ~)

1) Vortrag, mi~ Demonstrationen, gehalten in tier Abgeihmg fiir Der- ma~olo~e anf der 75. Versammt. deutseh. Naturforseher und ~rzte zn Cassel, am 22. Sept. 1903. Die zngehSrigen Nikrophotogramme und Abbildungen warden in tier Sitzung tier Deutschen Pathologi- sehen Gesellseha.ft Zu Cassel am 23. Sept. 1903 mit Hilfe des Zeif- schen Projelcfionsapparates demonstriert.

2) Diskussion zu dem Vor~rage yon L. Jores: ,,Uber die Regeneration des elastischen Gewebes." Verhandlungen der Deutsclien Patho- ]ogisehen Gesellschaft. 3. Tagung. Aachen 1900. S. 9 u. 10. Ferner Diskussion zu dem Vortrage yon E. Ziegler: ,,~ber das elastisehe Gewebe usw." Ebenda, 2. Tagung, Mtinchen 1.899, S. 237 u. 238.

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N e l n i k o w - R a s w e d e n k o w 1) ist be~ seiuen Untersuchun- gen fiber diese Frage zu fo]gendell Schliissen gekommen, die ich w~rtlich hier anffihre: Die ,,bedeutende Neubildungsf~hig- keit" des elastisehen Gewebes ,,~ui~ert s i ch . . , nur da, wo s i e . . . ntitzlich und zweekmi~Ng ist." ,,Geschwfilste, deren Auftreten nur seh~dlich ist, sind arm an elastisehem Gewebe" und weiter: ,,Ira Gewebe der Gesehwiilste finder keine Neubildung yon elasti- schem Gewebe start". Abgesehen davon, dal~ solche teleolo- gische Erkl~rungen kaum allgemeinen Beifall finden dtirften, ist die Behauptung, dag Neubildung yon elastischem Gewebe in Tumoren nieht vorki~me, naeh meinen Untersuehungen voll- sta, ndig unhaltbar.

Dieselben sind seit fiber 2½ Jahren in systematischer Weise angestellt an vielen Hunderten der verschiedensten Geschwfilste. Es sind mir zu diesem Zwecke yon meinen verehrten Lehrern, Geh. Rat Prof. Dr. Koes te r und D o u t r e l e p o n t die reiehalti- fen Sammlungen des Bonnet Pathologisehen Instituts und der Bonnet Hautklinik in dankenswerter Weise zur Verf~gung gestellt worden. Au~erdem wurden natfiilieh alle laufenden Sektions- und Untersuehungsf~tlte yon Gesehwfilsten einer genauen Unter- suc)aung in Bezug auf elastisehes Gewebe unterzogen. Wenn irgend mSglich, war@ nicht nur ein Stfickchen des Tumors, sondern die verschiedensten Teile jeder Geschwulst untersucht, in den interessanteren Fallen auch in Serienschnitten. Aus den Ergebnissen dieser Untersuchungen seien an dieser Stelle einige, wie ich glaube, ffir jeden Histologen interessante Tatsaehen der Neubildung elastischer Fasern in echten Geschwi~sten mitgeteilt.

Bei der uns beschaftigenden Frage ist es zun~chst natfir- lich yon allergrSl~ter Wichtigkeit, festzuste]len, was wir als Elastin, als elastisehe Faser zu bezeichnen haben. Das I~i - terium tier Etastizitat lai~t sich im histologischen Bilde nieht auwenden, es ist fiberhaupt heute mehr ein Name, denn eine spezifische Eigensehaft der fraglichen Fasern, und es wurde deshalb aueh schon vor Jahren der Vorschlag gemaeht, die Bezeichnung ,,e]astisehes Gewebe" dutch ,,gelbes Gewebe" zu

i) MeInikow-Raswedenkow, Histologische Untersuchungen fiber alas elastische Gewebe in normalen uad in pathologisch ver~nderten Organen. Zieglers Beitri~ge, 26. Bd, S. 546, 1899.

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ersetzen. Meines Wissens hat dieser Vorschlag - - und wohl auch mit Recht - - nirgends Anklang gefunden. Wohl das in der Histologie ~lteste Kennzeichen der elastischen Faser ist nun ihre gro•e Widerstandsf~higkeit gegen Kalilauge. hber erstens ist diese Resistenz keine absolute~ und zweitens ihre Feststellung sehr erschwert bei kleineren Fasern, und bei feineren histo- logischen Untersuchungen kaum mit viel Erfolg anzuwenden. Es bleiben noch die modernen spezifischen Farbemethoden fiblig. Ich habe bei meinen Uatersuehungen yon der Weiger tschen Elastinflirbemethode Ms yon der zur Zeit besten nnd einfachsten in erster Linie Gebrauch gemacht. Es fragt sich nun: D~irfen wir alles, was sich bei dieser Methode f~rbt, als elastisehes Gewebe~ bezw. als Elastin bezeichnen? Gerade die Beobach- tungen an Geschwillsten waren es~ die lebhafte Zweifel hieran in mir waehriefen und reich zu eingehender systematischer Bearbeitung dieser Frage veranlal3ten. Die Resultate dieser Untersuchungen sind vor etwa Jahresfrist in diesem Archiv 1) ver6ffentlicht. Ich habe an dieser Stelle dargelegt, dal~ die Weiger tsche F~i.rbung erst in Verbindung mit einer l~ingerea Differenzierung in absolutem Alkohol eine voltkommen spe- zifische, dann aber auch sehr sichere Farbenreaktion des Elas- tins darstellt. Ieh habe gezeigt, daI] einerseits das Mucin , welches sich nach den frfiheren Angaben stets mitf~irben sollte, in absolutem Alkohol die ganze Farbe wieder abgibt, anderer- seits enff~rbt sieh auch der Knorpel bei Alkoholdif[erenzierung bis auf einzelne Bestandteile. Diirfen wit darum auch viel- leicht noch nicht die Annahme machen, dal~ alle jene Sub- stanzen, die die Weiger tsche F~rbung annehmen, vOllig iden- tiseh seien, - - das scheint mir bei dem so iiberaus spezifischen Charakter der Weiger tschen F~rbung jedenfalls festzustehen, da$ alle diese Substanzen zum mindesten sehr nahe verwandt sind, dal3 ihnen allen vielleicht eine gleiche ehemische Grund- lage zukommt. Diese Annahme dfirfte erst dutch den Nach- weis chemischer oder spezifisch f~irberischer Unterschiede unter diesen Substanzen erschfittert werden k5nnen. In diesem Sinne bezeichne ich also im folgenden alle K~rper als Elastin, die

1) B. F i sche r : Uber Chemismus und Technik der Weigertschen Elastinf~irbung. Dieses Archiv Bd. 170~ S. 285, 1902.

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bei der Weigertsehen Methode absotut alkoholfeste F~rbungen geben. In einer Reihe yon Geschwfilsten finden sieh namlich, wie wit gleieh sehen werden, auch amorphe Massen zuweilen in groSer 5[enge, welehe alle Elastinreaktionen geben, Sub- stanzen, wie sie sonst im Organismus meines Wissens iiber- haupt noch nieht beobachtet worden sind. Ich brauehe wohl kaum zu betonen, dal~ a]le diesen ~itteilungen zugrunde liegen- den Pri~parate nach den a. a. O. dargelegten Gnmdsi~tzen und I~'arbemethoden angefertigt sind. Bei der isolierten Darstellung des Elastins wurde naeh 20 Ninuten langer Farbung in Fueh- selin (d. i. die Weigertsehe Farbl(isung) zunaehst in Salz- s~inre-Alkohot und dann stundenlang in absolutem Alkohol dif- ferenziert. Zahlreiche Kontrolluntersuchungen zeigten, dal~ uieh bei diesen Methoden nur Substanzen farbten, welehe aueh alle anderen Etastinreaktionen gaben (Orcein, Resistenz gegen Kali- lauge), dab alles Elastin scharf gef~rbt war, dal~ alle diese Substanzen mit anderen Farbstoffen nicht darzustellen waren.

Gehen wir nunmehr summariseh die groBe Reihe der Ge- schwtilste durch, so ist zunaehst zu erw~hnen, dafl der weitaus gri~l~te Tell aller benignen und malignen Tumoren vfi]ihg frei yon elastisehen Bildungen ist, ja das umliegende elastisehe Ge- webe tells mechaniseh dutch Druck und Zerrung, tells dutch offenbare AuflSsung zum Sehwunde bringt.

Die Geschwiilste, bei denen eine wirkliehe Neubildung elastisehen Gewebes vorkommt, mtissen wir einteilen in solche, die nut in einzelnen Teilen Elastin produzieren, und solche, die in all ihren Teilen elastische Bildungen enthalten, bei denen also neugebildetes elastisches Gewebe ein wesentliches Merk- real der Geschwulststruktur selbst bildet.

Von der ersteren Gmppe erw~hne ich hier zunachst ein Kavemom der Haut. Diehte Massen elastiseher Fasern und Klumpen umgeben die Blutraume. Es macht den Eindruek, als habe sieh bier urn die zerstfiekelten und zusammengeballten alten elastisehen Fasern junges elastisches Gewebe in unregel- m~l~iger Weise entwiekelt. Ieh bemerke, dal~ sieh dies keines- wegs bei allen Kavernomen findet, Hierher geh6ren aueh einige gar nieht seltene Befunde bei Hautkrebsen. Bei diesen sammelt sieh h~ufig elastisehes Gewebe in grol]en B{assen und

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Ktumpen am Ran@ der Gesehwulst a n - ahnlich zuweiIen bei ehronisch-entzfindlichen Prozessen der Haut, aber es er- scheint hier zweffelhaft, ob zu der Ansammlung zerrissener und zusammengeballter elastiseher Fasern auch eine wirkliche Neubildung yon Elastin hinzugetreten ist.

Vielle~cht sind es ~,hntiehe Verh~tltnisse, die ieh bei einer ganzen Anzahl yon gewShnlichen Mammakrebsen gefunden habe. Bis auf zers~ekelte Reste alter etastiseher Fasern ist hier das eigentliche Stroma der Gesehwulst im allgemeinen ganz frei yon Elastin. An e i n z e l n e n - zuweilen recht zah l r e i chen- SteUen dagegen finden sich Unmassen dastischer Substanz: welche bald einzelne Karzinomnester, h~ufiger abet ganz kleine Gdi~l~e und Drtisenausftihrungsgi~nge mit einem auffallend dicken Elastinmantel umgeben. Diese Elastinhaufen machen einen eigenttimlich k(irnigen Eindruck, als ob bier ein kSrniger Zer- fall atten eIastischen Gewebes stattgefunden hatte, dem sich dann Anlagerung grol]er Massen neugebildeten Elastins an- schlol3. Ich habe Mammakarzinome gesehen, die solche Mengen dieser Elastinmassen enthielten, dat] man im spezifisch gefi~rb- ten Schnitt schon mit blot~em Auge dicke Strange und Haufen in der Geschwutst sah.

Eine an@re Art yon Neubildung elastischen Gewebes ist zuweiten in Geschwiitsten an kleinen Gefi~l~chen zu beobachten. ]ch sehe hierbei selbstversti~ndlich v611ig ab yon alien end- arteriitischen und angiosklerotischen Prozessen, die sich auch in Geschwtilsten hauiig finden. 5Iicht selten kann man hin- gegen in dem Schflddriisenadenom, der Struma, eine eigen- ttimliche Veri~nderung der kleinen nnd kleinsten Ge f~s t e beob- achten, die darin besteht, dat] ihre Wand ganz unverh~ltnis= maLiig breit wird und dann reichliehe elastische Elemente in Fasern und feinen K6rnchen enth~lt.

Noch interessantere Bilder zeigen nicht selten die Gefa6= chen in Endotheliomen der Dura. Das Endothelr0hr umgibt sich hier mit einer dicken, hyalinen, kernarmen Wand, in der nut noch ganz vereinzett elastische Fi~serchen nachzuweisen sind. Dagegen farbt sich bei der Weigertschen Fi~rbung der gesamte breite Gefii6mantel heltblau, - - es sieht aus, als sei das urspriingliche elastische Gewebe gequollen, aufge16st und

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habe sich so Bin breiter 5[antel elastogener Substanz um das Endothelrohr gelegt. Weiterhin finden sich nun bekanntlich nicht selten Endotheliome der Dura~ die yon hyalinen Str~ingen durchsetzt sind. 5Jan leitet dieselben yon entarteten Gef~iBBn a b~ und die ElastinfSrbung gibt einen neuen Beweis hierfiir. Kleinste Gef~.131umina sind mit dicken Htillen elastischer Faser- ehen und K(/rnehen umgeben. Obliteriert das Gef~chen ganz, so bleibt nur Bin breiter Elastinstrang fibrig~ der auf dem Querschnitt vollst~indig den Eindruck einer Eiastinkugel macht. Da6 sich in Teratomen zuweilen eIastisches Gewebe in gr(i~ter ~enge vorfindet, sei nebenbei bemerkt und ist nicht zu ver- wundem, da in diesen Gesehwiilsten eben alle Gewebe vor- kommen k6nnen.

Ich wende mich nunmehr denjenigen Geschwiilsten zu~ bei denen neugebitdetes elastisches Gewebe einen wesentlichen Bestandteil der Gesehwulst, ein fiir die gesamte Stxuktur des Tumors wichtiges Element darstellt. Diese Geschwiilste ent- halten nicht nut an einzelnen Stellen oder in ffir den Cha- rakter der Geschwtflst nebens~iehlichen Teilen neugebildetes Elastin, sondern der Tumor ist in all seinen Teilen in charak- teristischer Weise yon elastischen Bildungen durchsetzt. Ieh habe daher diesen Geschwfilsten im folgenden den Namen dBr Elastosarkome, -ehondrome usw. gegeben, ohne auf diese I~amen besonders grot~es Gewicht legen zu wollen. Die bisher be- sprochenen Karcinome, Endotheliome usw. verdienen ein solches Epitheton ornans elasticum nicht~ weil man bei ihnen wohl nicht dab neugebildete elastische Gewebe als einen wesent- lichen Bestandteil der Gesehwulst selbst bezBichnen kann. Bei den jetzt zu behandelnden Tumoren dagegen dtirfte Bin solcher Zusatz zum l~amen nicht ganz unberechtigt sein.

Hier waren zun~chst einige Fibrome zu erwi~hnen. Die Fibrome der verschiedenen Art Bind im allgemeinen vOllig frei yon elastischen Fasem. Aber es gibt auch Ausnahmen yon diBBer Regel. Ich habe zweimal Fibrome zu Gesicht bekom- men~ die in regetmal3iger Verteilung zwischen den cotlagenen Bindegewebsfasern zarte elastische Fasern enthielten. Diese Entwicklung elastischer Elemente war am st~irksten in der Um- gebung der Gefii6e, fehlte aber an keiner Stelle der Geschw~tst.

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Ich habe ein solches E l a s t o f i b r o m der Sehamlippe beob- achtet und au~erdem noch einmal ein solches in der Niere gefunden.

Interessantere Behmde habe ich bei den Myxomen erheben kOnnen. Auch diese sind meist vSllig frei yon elastischen Bil- dungen, aber ich habe auch Myxome zu Gesicht bekommen, deren gesamtes Faserwerk ohne Ausnahme elastischer :Natur ist. Ats Beispiel diane eine solche Gesc.hwulst aus der Sub- maxillaris. Dieselbe besteht nut aus Zellen und elastischen Fasern, stellt also, - - wenn man so sagen will, = -e in reines E l a s t o m dar.

H6chst interessante Befunde babe ich weiterhin bei einer Reihe yon Sarkomen und Endothe]iomen erheben kSnnen. With- rend die gew(ihnlichen Rund-~ Spindelzellen-, Melanosarkome usw. nicht nnr vSllig frei yon Elastin sind, sondern meist dem elasti- sehen Gewebe gegenfiber sogar eine eminente ZerstSrungskraft besitzen, gibt es an@re Sarkome, in denen sehr grol~e Massen Elastin abgelagert werden. Diese 5~eubildung yon Elastin kann einerseits in wohlausgebildeten Fasern, andererseits in amorphen Massen~ Krfimeln~ KSrnern und Klumpen erf01gen. Eine hOchst merkwtirdige Geschwulst dieser Art babe ich in einem Sarkom des Gehirns beobaehtet. Bei den gewShnlichen Farbungen (Gieson usw.) ist an diesem ziemlich gefaBreiehen Sarkom nichts auffallendes zu sehen. Bei Elastinfarbung hingegen tritt eine groBe Menge eigentfimlicher GefiiBzeichnungen zutage. Die ganze Geschwulst ist nlimlich durchsetzt yon zahllosen Haufen kteinster ElastinkSrner~ welehe vor allem die Aul$enwand der Kapillaren umsitumen. Bald haiten sich diese ElastinkOrnchen streng an die Kapillarwitnde~ bald durchsetzen sie in mehr dif- :fuser Weise die Geschwulst. Dieser merkwfirdige Befund war es, welcher in erster Linie die vorliegende Studie veranla~t hat, und ich habe fiber die 5~atnr dieser K6rnchen eine gr6t~ere Reihe v0n Untersuchungen angestellt; aber ich konnte nut fest- stellen, dab dieselben alle Reaktionen des Elastins geben, z.B. sieh ebenso sehSn und seharf mit Orcein darstel]en lassen, dal] sie sehr resistent gegen Kalilauge sind, dab sie sieh mit ande- ran als Elastinfarben nicht fgrben lassen~ kurz sie konnten nut ~fir Elastin angesehen werden. Die ganze Geschwulst aber ent-

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h~lt nieht eine einzige elastische Faser, es wird mithin wohl Elastin abgelagert, aber die Zellen haben, wenn ich reich so ausdrficken darf~ - - die Fi~higkeit der Bildung elastischer Fasern vollst~ndig verloren. Ich habe diesen Tumor, da er gar keine elastischen Fasern, sondern nur ElastinkSrnchen ent- h~lt, als E l a s t o i d - S a r k o m des Gehirns bezeichnet.

Ich komme nunmehr zu einer Reihe yon Endotheliomen mit 5~eubildung elastischer Elemente. Zun~chst sei bier erwi~hnt ein sehr interessautes Endotheliom des weichen Gaumens. Diese Geschwulst wird durehzogen yon sehr reichlieh ausgebildeten dichten, elastisehen Netzen und Str~ngen. Dann aber, - - ein h6chst eigentiimliehes Verhalten, - - ist ein gro~er Tell der Gesehwulstzellnester und Zellstri~nge mit einer gleiehm~Big ge- webten, diehten~ liiekenlosen Elastinhiille umgeben, so da6 man bei bloiter Elastinf~rbung zahlreiehe Kreise und tange Sehl~uehe erblickt. Drittens finder in dieser Gesehwulst au einzelnen Stellen eine Ablagerung diehter, tells geweihartig verzweigter ElastinkSrner und-massen statt, und zwar nieht im Stroma der Gesehwulst, sondern direkt zwischen den Zellen der Ge- schwulstnester.

Noeh welt grSgere Mengen neugebildeten elastischen Ge- webes babe ich bei einer Reihe yon Endotheliomen des Gesichtes gesehen, welehe bei gewOhnliehen F~rbungen alas Bild der Cylindrome darboten~ und deren gesamtes Stroma aus elastischen Fasern bestand. Ieh erwi~hne bier ein Endothe- liom yore Halse, das bei den gew(ihnliehen F~rbungeu, bei Gieson-Fiirbung usw.~ yon zahllosen dickeu, hyaJinen~ oft zentral ein kleines Gef~61umen tragenden Str~ngen durehzogen~ das typisehe Bild des Cylindroms darbot. Bei Elastinf~rbung hingegen sieht mau~ dal~ all diese hyalinen Strange nut aus dastisehem Gewebe besteheu~ aus diehtgewebten~ elastisehen Fasern. Dieser Tumor zeigt eineu ungehem'en Reichtmn an dastisehen Fasern und eine sehr zierliehe Anorduung derselben. Die Gesehwu]st war in multiplen Knoten am Ha]se aufgetreten~ welehe alle denselben Bau zeigten.

An dieser Stelle mSchte ieh nicht unterlassen~ zu bemer- ken, daI] iiberhaupt in Gesehw[ilsten atle bei den gewShnlichen Fi~rbungen hyalin erseheinenden Massen in hSchstem Grade

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auf Elastingehalt verd~chtig sind. Ansammhmgen yon Elastin erscheinen eben~ wenn nicht dutch spezifische F~rbung kennt~ lich gemaeht~ wi~ alle anderen hya]inen Bildungen. Natfirlich sind auch Gesehwfilste nicht selten, die grol3e Mengen hyaliner Substanzen und keine Spur Elastin enthalten.

Solche ganz aul~erordentlich elastinreiehen Endotheliome finden sich aueh in der Parotis, und man kSnnte ihnen viel- leicht den }~amen yon E las to -Endothe] iomen geben, da ihr elastisches Gewebe a:n Menge atle anderen Gesehwulstelemente welt fibertrifft.

Hiermit haben w~r uns einem Gebiet gen~hert, das elastin- reiche Gesehw•lste in grol~er Menge aufweist~ den Speichel- drfisen. Die Geschwfilste dieser Organe sind bekanntlieh me/st h6chst kompliziert gebaute ~[isehgeschwfitste, fiber deren Natur schon seit langem diskutiert wird. Es /st abet, soy/el ieh aus der ,Literatm: ersehen konnte, noch v611ig unbekannt, daf~ zahlreiche dieser Tumoren zu einem sehr wesentlichen Teile aus elastischem Gewebe bestehen.

Da die ~ischgeschwtilste der Speichetdrfisen me/st ~iel knorp]ige Teile enthalten, so werden sie hgufig Chondrosar- kome genannt. Ehe ieh daher auf ihren Elastingehalt naher eingehe, mul~ ich die Chondrome und Chondrosarkome kurz berahren. Naeh der Literatur soll der normale Knorpel be/ der Weigertschen Fgrbung die Elastinreaktion geben. Dies /st abet nur insoweit riehtig, als nut einzelne Teile des Knor- pels, und zwar der Knorpelkapseln, alkoholfeste Elastinreaktion geben - - abgesehen natfirlich yon den im Knorpel vorkommen- den elastisehen Fasern. Aueh diese Reaktionen ha]re ieh be- dingt durch Elastin oder dem Elastin nahestehende (elastogene) Substanzen, und gedenke ich die Grfinde hierfar an anderer Stelle n~her darzulegen. Bei den t(norpelgeschwfilsten/st nun folgendes sehr eigenttimliche Verhalten zu konstatieren. Die gewShnliehen, yore Skelettsystem ausgehenden Chondrome und Chondrosarkome enthalten fast durehweg keine Spur elastiseher Substanzen. Unter einer sehr grol]en Anzahl yon Tumoren dieser Art habe ieh ein einziges Mal bei e/nero Enehondrom der Zehe, an den Geschwulstzellen und Teilen der Knorpel- grundsubstanz Elastinreaktionen nachweisen k6nnen. Niemals

¥irchows Archiv f. pathol. Attar, Bd. 176. Hit, t . 1 2

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aber habe ich in den vom Skelettsystem ausgehenden Knorpel- geschwfilsten neugebildete elastische Fasem oder klumpige ~assen amorphen Elastins nachweisen kSnnen. Ganz anders bei dem gr56ten Teit der andereu Knorpelgeschwfi]ste. So land ich in einem Enchondrom der Lunge eine enorme ~eubildung elastischer Fasern. Der grSl3te Tell samtlicher Chondrosar- kome nnd Misehgeschwfilste der Speicheldrfisen enthait nun elastisehe Substanzen in sehr groB'en Mengen. Oft ist das gauze Stroma rein elastiseh. Hierbei ist ganz besonders be- merkenswert, da~ die Etastinfarbang sehr h~ufig Gefa~struk- turen und Beziehungen der Gesehwulstzellen zu denselben auf- deckt, yon denen bei anderen Farbungen nichts zn sehen ist. Ich habe eine grol~e Anzahl soleher Elastochondrosarkome der Submaxillaris and Parotis untersuchen k6nnen. In diesen Tu- moren findet rich nun reiehliche Entwicklung elastischer Fasem nicht nur im Stroma, sondem anch zwischen den einzelnen Geschwulstzellen, d. h. also im Parenchym selbst. Hierzu kommt nun die reiehtiche Ablagerung amorpher EtastinkOrner und -kimnpen an zahlreichen Stel]en dieser Geschwfilste. Ganz besonders merkwfirdige Verh'~ltnisse habe ieh in Bezug anf die ElastinkOrner und -klumpen in einem E l a s t o e h o n d r o s a r k o m der Pa ro t i s gefunden. Auch diese Gesehwulst ist reich an elastisehen Fasern und Balken, die grobe and zierliche Netze bilden. Au~erdem aber finden rich in dem Tumor an zahU reiehen Stellen Elastinklumpen, welehe wiederum die AuBen- wand kleinerer Gefg~e in sehr auffallender Weise besetzen, aber nieht SO gleiehma6ig, als bei dem beschriebenen Elastoid- sarkom des Gehirns, sondern diese Klumpen rind hier welt grSber and bilden haufig auf der Au6enwand tier Gef~6ehen sehr zierliche, korallenfSrmige Verzweigungen. Besonders hgufig rind aueh Formen, die lebhaft an Aktinomycesdrusen erinnern. Solche Drusen finden rich auch in gro~er ~'ienge ohne nahere Beziehung zu Gef~l~en. 1-I~ehst beachtenswert ist auch das seharlrandige Absetzen dieser Elastinmassen an der Aut~enwand der k]einen Gefal~chen. Eine besondere Besprechung verdienen noeh die knorpligen Teile dieser Geschw~ste. Niemals babe ich in denselben bei Elastinfgrbung Strukturen gefunden, die denen des normalen Knorpels entsprechen. Diese knorpelghn-

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lichen Teile der Speicheldrtisengeschwiilste enthalten bald wenig, bald sehr reiehlieh elastische Fasern in zierlichen nnd griSberen Netzen, zuweilen finder aueh magige Ablagerung amorpher ElastinbrSckel und -k/Srnehen start. In diesen Teilen sind auch nieht selten die einzel:aen Zellen mit zarten Saumen elastischer KGrnchen und Faserchen umgeben. Augerdem kommt es vor, dal~ die Grundsubstanz der knorpelahnliehen Teile in mitl~igem Grade die Elastinreaktion gibt, w~thrend dann die angrenzen- den Gesehwulstzellnester dieke ElastinkGrner enthalten. Es maeht den Eindruek, als seien die homogenen Teile mi t einer elastogenen Snbstanz durchtri~nkt, die dann stellenweise in Gestalt yon KGrnehen oder Fi~serehen - - wenn ich so sagen darf - - auskristallisiert.

Es ist nun sehr merkwiirdig, dal3 all diese elastischen Bil- dungen gerade in den Speichetdriisengeschwiilsten vorkommen. Da das Nuein, wie erwahnt, bei der Weiger tsehen Farbung eine nieht alkoholfeste Farbung gibt, also eine gewisse Ver- wandtsehaft znm Elastin bekundet, so ware es vielleieht denk- bar, dafl es bei der Gesehwulstbildung dieser Drfisen zu einer Umwandlung des )gueins kommt, so dal~ dasselbe jetzt vGllig alkoholfeste Farbungen gibt. Fiir die amorphen Massen ware diese Annahme ja nicht fernliegend, auffallend ist dann nur, dag es in diesen Geschwiilsten stets aneh zur Ausbildtmg massen- halter elastiseher Fasern kommt.

Hiichst beachtenswert erseheint mir nun, dab sieh solehe elastinreiche Gesehwtiiste wie die oben beschriebenen anch noeh in einem anderen Organ fin@n, das aueh sonst so auffallende Pihnliehkeiten mit der Pathologie der Speicheldrfisen darbietet, im Hoden. Aueh in einer Reihe yon Nisehgesehwtilsten des Hodens babe ieh massenhafte Nenbildnng yon Elastin in Fasern und amorphen Massen nachweisen kGnnen. Aueh hier gibt es Geschwiilste, deren Stroma fast anssehlieNieh aus elastischen Elementen besteht.

Durch die miNeteilten Beobachtungen glanbe ieh das elastischen Gewebe yon dem guten Rule, den es bisher genol~, namlich sich nicht an der Bildung yon Geschwtilsten zu be- teiligen, vollstandig befreit zu haben. Aber ieh hoffe, da~ diesen Bcobachtnngen ein hieraber hinausgehendes Interesse

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zuerkannt werden kann. Sie habcn nicht nut eine Reihe hSchst eigentiim]icher, bisher vSllig unbekannter KSrper in einer An- zahl yon Geschwfitsten aufgedeckt, sondern auch gezeig[, daJ~ die E]astinfarbung bei zahlreichen Geschwiilsten sehr inter- essante Struktm'en ans Licht bringt~ die ohne diese Farbung nicht einmal vermutet werden kOnnen~ und die doch ffir die Beurteilung dieser Geschwfilste recht gut zu verwerten sein diirften. Endlich ergeben sich natiirlich aus den mitgeteilten Beobachtungen eine Reihe neuer Gesichtspunkte beztiglich der Entstehung und Biologie der elastischen Faser, auf die n~her einzugehen ich mir abet an dieser Stelle versagen mull 1)

VIII. Kleine Mitteilung.

Eine Geschwulst der Pleura, yon aberrierendem Lungen- gewebe ansgegangen.

Von Dr. N i e l s Muus.

I. Assistenten d. kgl. Entbindungsanstalt zu Kopenhagen.

(Hierzu Tar. III).

Das Pr~pa,rat ist bei der Sektion eines a~lsgetragenen Knaben ge- ftmden, wetcher na~rlich geboren ist und nach 24 Stmlden bei zunebmender Cyanose gestorben ist. Es finder sich in der tinken PIe~rahShle, yon tier Oberfli~che des Diaphragmas ausgegangen, eine walnnfgrol~e, po]ypSse, glatte Geschwlflst, we]ehe in F~irbnng und Oberfl~chenzeichnung einem Lungenlappen sehr i~hnlich is~. Sie hat eine gew51b~e obere Fli~ehe und eine etwas excavierte untere, trod diese ist mittels eines bleifederdicken Stiels mit dem hinteren Teile des Diaphragmas verbunden, 1 cm hinter dem Centrum ~endineum und ~ cm links yore Hiatus cardiacus. Die Plem'a diaphragmatica geht direkt in die glatte, spiegelnde, nnverschieb- liehe fibrSse Bekleidung fiber.

Wenn man den Stiel ~erfolgt, zeigt es sich, daft er sich innerhalb tier Pleurabekleidung dutch das Diapht'agma fortsetzt, und daf er erstens eine kleine yon der Capsula suprarenalis sin. ausgehende Arterie enthglt, zweitens einen 4 mm dicken Stiel, weleher sich in der Wand des Ventrike]s

I) Eine ausfiihfliche Darstellung tier mitgeteilten Beobaehtungen wird, nebst Abbildtmgen, spgter erscheinen,