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01.04.2001 ETH Zürich / D-MAVT / Einführung in die Biotechnologie / Felix Gmünder 1 Viren und Zellen Die Organisationsstufen biologischer Systeme am Beispiel der Pflanzen. Jede Stufe symbolisiert ein Komplexitätsniveau. In der Biotechnologie interessieren wir uns für die Bereiche von den Makromolekülen bis zur Organisationsstufe der Zellen.

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Viren und Zellen

Die Organisationsstufen biologischer Systeme am Beispiel der Pflanzen. Jede Stufesymbolisiert ein Komplexitätsniveau. In der Biotechnologie interessieren wir uns für dieBereiche von den Makromolekülen bis zur Organisationsstufe der Zellen.

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Welche biologischen Agenzien werden genutzt?

• Viren

• Bakterien

• Pilze

• Algen

• Pfanzliche Zellen

• Tierische Zellen(animalische Zellen)

• Menschliche Zellen

• Teile von Zellen: Organellen,Enzyme, Antikörper, DNS etc.

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Grössenvergleich

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Mikrobielle Lebensformen (Mikroorgamismen)

• Plasmide und Viren sind keine selbstständigen Lebensformen

Plasmide («nackte DNS»)

Viren («verpackte DNS»)

• Prokaryonten:

Bakterien (inkl. Blaualgen)

• Eukaryonten:

Pilze

Protozoen

Algen

• In der Biotechnologie ebenfalls genutzt (gehören nicht zu den Mikroorgansimen)

einzelne Zellen von Pflanzen, Tieren und Mensch

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Die 5 „Königreiche“ des Lebens

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Viren

Wichtigste Charakteristika

– Keine selbstständigen Lebensformen: Sind für Vermehrungauf lebende Zellen angewiesen

– Grösse: 10 bis 400 nm (Länge bis rund 2 µm)

– Kein eigener Stoffwechsel

– Enzyme teilweise vorhanden

– Erbsubstanz DNS oder RNS

– Hülle (Capsid) aus Capsomeren aufgebaut

– Wirtsspezifität

– Bakterienviren werden Phagen genannt

– Gentechnologie: Für den Gentransfer verwendbar(„Genfähren“, „Vektoren“)

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VerschiedeneFormen von Viren

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Human Immunodeficiency Virus, HIV

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Ausgewählte Viren

RNA-Viren DNA-VirenVirusgruppe Grösse nm Symptom/Krankheit Virusgruppe Grösse nm Symptom/KrankheitPflanzenviren 130x25 Gerstenstreifenmosaik Pockenviren 140-380 Echte Pocken (Variolavirus)

300x18 Tabakmosaik x Kuhpocken, Vakzinia

730x15 Kartoffel-Y-Mosaik 170-270 Kaninchenmyxotose

1250x10 Rübenvergilbung

2000x10 Citrus-TristezaTollwutviren 300x80 Tollwut Herpesviren 100-150 Herpes simplex, WindpockenMyxoviren 150-220 Mumps, Masern, Röteln Adenoviren 70-85 Nasen-/ Rachenentzündungen

80-120 Grippe (Typ A, B, C) BronchialkatarrhReoviren

60-70Harmlose Infekte mit Schnupfen, Erbrechen, Durchfall

Bindehautentzündung

Arboviren 20-50 A-Gruppe: Enzephalomyelitis Papovaviren 40-55 Papillome (Warzen)

20-30 B-Gruppe: Gelbfieber

20-25 Pappataci-FieberPicornaviren 20-35 Rhinoviren: Schnupfen Bakterioviren 20-30 Kugelphagen (P)

Enzephalomyokarditis-Virus (Bakteriophagen) 750x5 Stabförmige PhagenMKS-Viren: Maul- und Klauenseuche

200x70 T-Phagen

Enteroviren: Polimyelitis, ECHO

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Biotechnologische Anwendungen von Viren

• Massenzüchtung

– Herstellung von Impfstoffen

– Herstellung von Diagnostika (Medizin)

• Gentechnologie, Gentherapie

– Verwendung für den Gentransfer (Vektor)

• Schädlingsbekämpfung

– Verwendung als biologisches Gift

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Bakterien

• Wichtigste Charakteristika von Bakterien– Einzeller

– Grösse 0.5 bis 20 µm (Rekord: ca. 1 mm)

– Kein Zellkern

– Keine oder nur geringe interne Gliederung (Organellen,Kompartimente)

– Kein Cytoskelett

– DNS ist ringförmiges Fadenmolekül

– Unterschiede bei der Transskription und Translation imVergleich zu den Eukaryonten

– Einfachere Kontrollsysteme zur Regulation der Genaktivitätim Vergleich zu den Eukaryonten

– Vermehrung durch Teilung

– Kurze Generationszeiten (Minuten)

– Extrachromosomales Erbmaterial vorhanden: Plasmide

– Zellwand mit Zellmenbran und Mureinschicht

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Bakterien auf der Nadelspitze

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Formen und Struktur von Prokaryonten

Grössenvergleich (s.Massstäbe 1 µm) undFormenvielfalt

DNA(Nukleoid)

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Grundstruktur eines Bakteriums

• Zw = Zellwand Li = Lipidtropfen

• Cm = Zellmembran N = Nukleoid

• Cp = Cytoplasma PHB = Polyhydroxybuttersäure

• Ge = Geissel Pi = Pili

• Gly = Glykogengranula Pl = Plasmid

• Ka = Kapsel Po = Phosphatgranula

• Rb = Ribosomen S = Schwefeleinschlüsse

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Das grösste Bakterium: Ein Exot unter ExotenNZZ 21.4.1999

Wie klein darfs den sein, bitte schön?Nachdem die NASA 1997 behauptet hatte ineinem Marsmeteoriten Mikroben in der Grössevon 20 bis 50 nm gefunden zu haben, ging dieDiskussion los, wie klein denn einlebensfähiges Lebewesen(Bakterium) seinkönnte, unter der Annahme, dass dieSpielregeln der irdischen Biologie gelten. EinEscherichia coli enthält etwa 1000 Gene. Manvermutet, dass etwa 400-500 zum Leben nötigsind. In einer Kugel von 50 nm Durchmesserwürde dieses Genom bereits die Hälfte desVolumens ausmachen. Ob der übrige Platzreicht für alle Zellfunktionen? SeriöseWissenschaftler sind der Meinung, dasunterhalb 200 nm „nichts mehr läuft“ [Standdes Wissens 1999].

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Bakterien sind Lebenskünstler NZZ 24.1.2001

Bakterien stellen eine wichtige Ressource darDie Vielfalt der Bakterienarten, wahrscheinlich gibt esMillionen von Arten, ist eine wichtige Ressource für Stoffe,die in der Biotechnologie angewendet oder für nützlicheZwecke hergestellt werden können.

NZZ20.3.1996

NZZ30.6.1999

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Beispiele für technischinteressante Bakterienund deren Produkte

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Biotechnologische Anwendungen von Bakterien

• Klassiche Verfahren

– Sauerteig-Brot, Essig, Joghurt, Käse, Kefir

• Moderne Verfahren

– Antibiotikaproduktion (Bacillus, Streptomyceten)

– Leaching-Verfahren zur Erzgewinnung (Thiobazillus)

– Umwelttechniken (Pseudomonaden, Mykobakterien,Nocardien)

– Methanproduktion (methanogene Bakterien)

– Dextranproduktion (Verdickungsmittel: Leuconostoc)

– Butanol-, Aceton-, Buttersäureproduktion (Clostridien)

– Milchsäureproduktion (Laktobazillen)